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Wort Manchmal braucht man nur ein Wort, das uns warm das Herz anrührt und uns wie eine gute Hand durch unseren Alltag führt. Ruth Nöker Ambo in der Kathedrale St. Sebastian, Magdeburg W W W W W W O O O O O O R R R R R R T T T T T T D D D D D D E E E E E E S S S S S S L L L L L L E E E E E E B B B B B B E E E E E E N N N N N N S S S S S S Exerzitien im Alltag Exerzitien im Alltag Exerzitien im Alltag Exerzitien im Alltag 2. Woche 2. Woche 2. Woche 2. Woche

2. Woche - Heft - Bistum Magdeburg · ein Wort, das uns warm das Herz anrührt und uns wie eine gute Hand durch unseren Alltag führt. ... Das erste und das letzte Wort (Auszug) Und

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Wort Manchmal braucht man nur ein Wort, das uns warm das Herz anrührt und uns wie eine gute Hand durch unseren Alltag führt. Ruth Nöker

Ambo in der Kathedrale St. Sebastian, Magdeburg

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Exerzitien im AlltagExerzitien im AlltagExerzitien im AlltagExerzitien im Alltag 2. Woche2. Woche2. Woche2. Woche

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� 2. Woche – Einführung

Unterwegs

Vor vielen Jahren machte ich mich auf den Weg, um das Wort Gottes zu finden. Dort, wo ich war, schien es mir zu laut und zu unruhig. Ich konnte das Wort nicht hören. Vor der Stadt, hinter ihrem Lärm hörte ich das Rauschen der Bäume: Es dröhnte in meinen Ohren, und ich konnte das Wort Gottes nicht vernehmen. Weiter eilte ich und gelangte in einen großen Wald: Aber welche Enttäuschung! Der Gesang der Vögel war so mächtig, dass ich Gottes Wort nicht wahrnehmen konnte. Meine Reise führte mich an den Strand des Meeres: Grollendem Donner gleich tobte die Brandung an mein Ohr, doch ich lauschte vergeblich auf das Wort Gottes. Mein Weg ging auf die höchsten Gipfel der Erde und in die unergründliche Tiefe des Ozeans – aber das Wort Gottes blieb mir verborgen, und ich weinte bittere Tränen.

Eines Nachts lagerte ich entmutigt und tief betrübt am sandigen Ufer eines Sees inmitten einer wildzerklüfteten Landschaft. Kein Wind bewegte die Blätter der Bäume, kein Fisch durchbrach den Spiegel des Wassers, kein Wild die Dichte des Unterholzes. Aber die Stille erschütterte wie tausendfacher Posaunenklang meine Gedanken, und ich bedachte die Natur mit klagenden Vorwürfen.

Doch dann hielt ich ein. In mir näherte sich eine Ahnung, die allmählich zur Gewissheit wurde: Ich war es selbst! Immer, wenn Gott zu mir sprach, war ich lauter! Immer, wenn Gott etwas sagen wollte, waren meine Worte schneller. Im Echo meiner eigenen Stimme war das Wort Gottes nicht mehr zu verstehen.

aus: Semaphor – „Brandstifter sollen wir sein – nicht Feuerwehrmänner!“ – Arbeitshilfe der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg, Diözesanverband Essen

Für den Menschen, der sich in dieser Geschichte auf den Weg machte, um das Wort Gottes zu finden, war keine Anstrengung zu groß. Es scheint das tragende Fundament seines Lebens zu sein, lebens-notwendig.

Mein „Wort des Lebens“

Alles, was mir in der vergangenen Woche wichtig geworden ist, schreibe ich auf, um es nicht wieder zu vergessen. Vielleicht kann ich die mir geschenkten Erfahrungen, Erkenntnisse … in den Austausch mit der Exerzitiengruppe bzw. mit dem/der Exerzitienbegleiter/in einbringen. Vor allem aber sollen sie mich auf meinem weiteren Glaubensweg begleiten.

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2. Woche – 7. Tag

Vertiefung durch Wiederholung Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte –––– kein Leben! kein Leben! kein Leben! kein Leben! In dieser Woche ging es um das Wort und die Bedeutung für meine Lebensgestaltung auch im Blick auf das „„„„Leben in FülleLeben in FülleLeben in FülleLeben in Fülle““““. Ich schaue noch einmal auf die einzelnen Tagesimpulse zurück und entscheide mich für einen von ihnen, entweder weil er mich besonders angesprochen hat oder weil ich mich beim ersten Mal etwas schwer getan habe, einen Zugang zu ihm zu finden.

1. Tag: Im Anfang war das Wort 2. Tag: Worte ewigen Lebens 3. Tag: Dem Herrn zu Füßen sitzen 4. Tag: Gottes heilendes Wort 5. Tag: Verkündigung der Frohen Botschaft 6. Tag: Gottes Wort – Fundament des Lebens

Impuls Ich vertiefe bzw. wiederhole einen der Impulse und gestalte meine Gebetszeit wie in den vergangenen Tagen.

Das erste und das letzte Wort (Auszug)

Und wenn dann wirklich alles Ausgeredet hat Und sprachlos ist Dann möge Gott der Herr Uns immer wieder sagen Uns immer wieder zeigen Dass nur sein Wort Das erste und letzte Wort Dass unser Tun und Hören Seinem Wort ent-sprechen möge

Denn seine Sprache ist unser täglich Brot Und unser nächtliches Vertrauen Sein Wort ist Geist Der uns alle friedlich macht Und freundlich macht Lebendig macht Und auch unsterblich macht.

aus: Michael Blum und Hanns Dieter Hüsch, Das kleine Buch zum Segen tvd-Verlag, Düsseldorf 1999

Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte –––– kein Leben! kein Leben! kein Leben! kein Leben!

In dieser zweiten Exerzitienwoche geht es um das WORT DES LEBENS, das uns Orientierung, Ermutigung, Wegbegleitung … sein möchte hin zum „Leben in Fülle“. „Leben in Fülle“. „Leben in Fülle“. „Leben in Fülle“. In jeder Feier der Eucharistie wird es uns geschenkt als eine „Frohe Botschaft“ für unser Leben. – Als Zeichen dafür, dass ich mit dem Wort des Lebens durch diese Woche gehe, lege ich eine Bibel in meine Gebetsecke.

Lied: Schweigen möcht ich, Herr Text: Jörg Zink; © Kreuz-Verlag, Stuttgart Musik: Christoph Janacs; © beim Autor

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2. Woche – 1. Tag

Im Anfang war das Wort Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte –––– kein Leben! kein Leben! kein Leben! kein Leben! Diese Aussage stimmt. Von Geburt an bin ich auf Worte angewiesen. Wäre ich nur mit Nahrung, Sauberkeit und Kleidung versorgt worden, ohne Ansprache, Nähe, Geborgenheit und Liebe, wäre ich nicht lebensfähig und gestorben (gescheiterte Experimente mit Neugeborenen

z. B. von Friedrich II. - 1194-1250).

Wenn ich das „Leben in Fülle“„Leben in Fülle“„Leben in Fülle“„Leben in Fülle“ finden möchte, dann brauche ich das Wort, Gottes Wort; es weist mir den Weg.

Es gibt Zeiten, da solltest du ein Wort in deine Hände nehmen, ein Wort der Schrift.

Sei vorsichtig, es ist so schnell erdrückt und umgeformt, damit es passt.

Sei einfach einmal still, schweige, höre und staune.

Betaste das Wort von allen Seiten, leg es wie eine Muschel an dein Ohr, steck es wie einen Schlüssel in deine Tasche, wie einen Schlüssel zu dir selbst.

Paul Roth

Gott weiß um die große Bedeutung des Wortes. Er selber ist das Wort aller Worte, das Wort des Lebens, das Leben selbst. Deshalb wird dieses Wort Mensch – für mich!

Der Prolog – Joh Joh Joh Joh 1,11,11,11,1----4a4a4a4a.14.14.14.14

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben. … Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.

Auf dein Wort

Gott, du schweigst und sprichst in aller Stille. Ich bin manchmal so schwerhörig für dein Wort, in dem du mich ermutigst und anfragst, in dem du mich förderst und forderst zugleich.

Deinem Anspruch will ich mich stellen. Du kennst und rufst mich persönlich bei meinem Namen. Du rufst mich an und heraus aus falschen Sicherheiten. Du lockst mich, immer neu aufzubrechen zum großen Wagnis mit dir.

Lass deine Einladungen in mein Herz dringen. Wecke mich auf, wo ich gleichgültig oder müde geworden bin. Rede mir gut zu, wo ich taub geworden bin für dich. Schenke du selbst mir ein weites und hörendes Herz für dich. Dann wird dein Ruf, dein Wort in mir und durch mich zur gelebten Antwort.

Dann bin ich in der bunten Vielfalt aller Berufungen deine Kirche so, wie Jesus Christus sie ins Leben gerufen hat. Dann folge ich seinem Auftrag, dir zur Ehre und für die Menschen zu leben. Amen.

nach Paul Weismantel

in: Wegbereiter, Magazin für Berufe der Kirche, 4/2004

Innehalten – Fragen stellen – Antworten suchen o Ist das Wort Gottes auch Fundament meines Lebens? o In welchen Lebenssituationen hat mir ein Wort der Heiligen

Schrift geholfen, mich aufgerichtet, ermutigt, eine neue Sicht geschenkt?

Für den Tag Ich nehme ein Bibelwort – vielleicht habe ich auch ein Lieblingswort – mit in den Tag. Und wann immer Zeit bleibt, werde ich die Bibel aufschlagen und darin lesen.

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Kanon: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht Wenn ich die Bibel zur Hand nehme und darin lese, ist das wie eine Begegnung mit Ihm, dem lebendigen Wort, dem Wort des Lebens.

Für Jörg Zink, einem evangelischen Theologen und Autor zahlreicher Bücher, ist die Bibel ein lebens-notwendiges Buch. Er sagt:

Ich brauche die Bibel

Es gibt Menschen, die die Bibel nicht brauchen. Ich gehöre nicht zu ihnen. Ich habe die Bibel nötig. Ich brauche sie, um zu verstehen, woher ich komme. Ich brauche sie, um in dieser Welt einen festen Boden unter den Füßen und einen Halt zu haben. Ich brauche sie, um zu wissen, dass einer über mir ist und mir etwas zu sagen hat. Ich brauche sie, weil ich zu den Kindern Gottes und zu ihrer Gemeinschaft gehören möchte. Ich brauche sie, weil ich gemerkt habe, dass wir Menschen in den entscheidenden Augenblicken füreinander keinen Trost haben und dass auch mein eigenes Herz nur dort Trost findet. Ich brauche sie, um zu wissen, wohin die Reise mit mir gehen soll. Das Wort Gottes will mit meinem Leben zu tun haben; es ist Gabe, weil es Leben erfüllt, und es ist Auf-gabe, weil ich es umsetzen soll in konkretes Handeln – mit den Fähigkeiten und Möglichkeiten, die ich habe, an dem Platz, wo ich lebe.

Immer wieder begegnen mir in der Heiligen Schrift Aussagen über das Wort und seine Bedeutung für uns Menschen.

Im Rückblick auf den Weg durch die Wüste wird dem Volk Israel bewusst, das Jahwe es geführt, umsorgt, aber auch geprüft hatte. Es sollte erkennen, dass „der Mensch nicht nur vom Brot lebt, sondern dass der Mensch von allem lebt, was der Mund des Herrn spricht“ (Dtn 8,3)(Dtn 8,3)(Dtn 8,3)(Dtn 8,3).

Und durch den Propheten Amos lässt Gott dem Volk Israel eine Strafe ankündigen, durch die es neu auf die Wichtigkeit des Wortes Gottes aufmerksam gemacht werden soll: „Seht, es kommen Tage – Spruch Gottes, des Herrn –, da schicke ich den Hunger ins Land, nicht den Hunger nach Brot, nicht Durst nach Wasser, sondern nach einem Wort des Herrn. Dann wanken die Men-schen von Meer zu Meer, sie ziehen von Norden nach Osten, um das Wort des Herrn zu suchen; doch sie finden es nicht“ (Amos 8,11(Amos 8,11(Amos 8,11(Amos 8,11----12)12)12)12).

Es gibt Worte, die sind wie ein Stück Brot, das ein gütiger Mensch mit dir teilt.

Lindolfo Weingärtner

Innehalten – Fragen stellen – Antworten finden o Welche Bedeutung hat für mich

das menschliche Wort bzw. das göttliche Wort? o Welchen Einfluss hat das Wort/haben Worte (Gespräch mit

anderen, Lesen in der Bibel …) auf meine Lebensgestaltung? o Welche Worte tun mir gut?

Welche Worte sind wie ein „Schlüssel“, der mir hilft zu leben? Welche Worte fallen mir schwer auszusprechen? Welche Worte verletzen mich oder verletzen die anderen?

Für den Tag Ich will heute ganz besonders auf die Worte achten – die ich zu den Menschen spreche, die ich lese, die ich verschweige, die andere mir sagen. In diesem Geschehen versuche ich, Gottes Gegenwart und sein Wirken zu entdecken.

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2. Woche – 2. Tag

Worte ewigen Lebens

Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte –––– kein Leben! kein Leben! kein Leben! kein Leben! Tag für Tag sind die Jünger mit Jesus unterwegs, erleben, wie er den Menschen begegnet und ihnen die Frohe Botschaft verkündet. Sie spüren die Kraft und Wirkmächtigkeit seiner Worte und dass sie „Leben in Fülle“„Leben in Fülle“„Leben in Fülle“„Leben in Fülle“ zu schenken vermögen. Es gibt aber auch Momente, in denen sie Anstoß nehmen und sich von ihm trennen. In einer solchen Situation fragt Jesus die Zwölf, ob auch sie weggehen wollen. Simon Petrus antwortet darauf: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes“ ((((Joh 6,66Joh 6,66Joh 6,66Joh 6,66----69)69)69)69). Seit meiner Taufe gehöre ich zu Jesus Christus und bin eingeladen, die „Worte des ewigen Lebens“ aufzunehmen und daraus zu leben. In welches Erdreich fallen sie bei mir?

Das Gleichnis vom Sämann – LLLLk 8,4k 8,4k 8,4k 8,4----8888 (siehe Gestaltung des Ambo auf der Titelseite der 2. Woche)

Als die Leute aus allen Städten zusammenströmten und sich viele Menschen um ihn versammelten, erzählte er ihnen dieses Gleichnis: Ein Sämann ging aufs Feld, um seinen Samen auszusäen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg; sie wurden zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf Felsen, und als die Saat aufging, verdorrte sie, weil es ihr an Feuchtigkeit fehlte. Wieder ein anderer Teil fiel mitten in die Dornen, und die Dornen wuchsen zusammen mit der Saat hoch und erstickten sie. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfach Frucht. Als Jesus das gesagt hatte, rief er: Wer Ohren hat zum Hören, der höre!

Lied: Herr, gib uns Mut zum Hören – GL 521 Text und Melodie: Kurt Rommel 1964

2. Woche – 6. Tag

Gottes Wort – Fundament des Lebens Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte –––– kein Leben! kein Leben! kein Leben! kein Leben! Gottes Wort ist das Fundament meines Glaubens und damit meines Lebens als Christ. Ohne diese Fundament, ohne diesen Halt kann ich in einer zunehmend egoistischen und a-religiösen Welt nicht bestehen. Gottes Wort, aufgeschrieben in der Bibel, gibt Orientierung, Sicherheit, Hoffnung … für meinen Weg zum „Leben in Fülle“. „Leben in Fülle“. „Leben in Fülle“. „Leben in Fülle“.

Sein Haus auf Felsen bauen – MtMtMtMt 7,21.247,21.247,21.247,21.24----27272727

Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. …

Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.

Baut eure Hoffnung auf das Wort

Lasst euch nicht entmutigen und traurig machen durch all die Widerwärtigkeiten dieser schwierigen Welt, durch die Vergeblichkeit guter Bemühungen, durch die wachsende Macht der Finsternis, durch die Hinfälligkeit der Hoffnungen, die gebaut sind auf dem Flugsand der vorbeieilenden Zeit. Baut eure Hoffnung auf das Wort, das nicht vergeht, auf die Dinge, die wahrhaft wert sind, begehrt zu werden.

P. Paul VI.

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von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mensch mit seinem Freund redet. Wenn wir ihm auf diese Art lauschen, dann wird das Wort „lebendig“ in uns sein und „wirksam“, es wird in uns arbeiten, uns heilen, es wird uns zu neuem Leben erwecken.

Louis Evely

Nach der Verkündigung der Frohen Botschaft hält der Priester das Evangeliar mit den Worten hoch: „Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.“ Zusammen mit der Gemeinde antworte ich darauf: „Lob sei dir, Christus.“ In der anschließenden Predigt soll das Wort Gottes so ausgelegt werden, dass es verstanden und die Verbindung zum Leben im Hier und Jetzt deutlich wird. Auch wenn mich nicht jede Predigt unmittelbar anspricht, enthält sie nicht doch ein Wort oder einen Gedanken, der mir gilt?

Das Evangelium predigen

Die beste Art, das Evangelium zu predigen ist, es zu leben. Eine Rose hat es nicht nötig, Predigten zu halten; sie verströmt ihren Duft, und das ist ihre Predigt. Lasst euer Leben zu uns „sprechen“ wie die Rose … Selbst der Blinde, der die Rose nicht sieht, wird von ihr angezogen.

Mahatma Gandhi

Innehalten – Fragen stellen – Antworten finden o Evangelium heißt übersetzt: Frohe Botschaft.

Ist das Wort Gottes für mich wirklich eine „Frohe Botschaft“? o Wie wirkt Gottes Wort hinein in mein persönliches Leben,

in meine Beziehungen zu den anderen? o Wie beeinflusst es meine Entscheidungen, mein konkretes

Handeln?

Für den Tag Ich nehme ein Wort der Heiligen Schrift in meinen Tag hinein und versuche, die Aufforderung aus dem Jakobus-Brief „Hört das Wort nicht nur an, sondern handelt danach …“ (1,22)(1,22)(1,22)(1,22) zu leben.

Deutung des Gleichnisses – Lk 8,11Lk 8,11Lk 8,11Lk 8,11----15151515

Das ist der Sinn des Gleichnisses: Der Samen ist das Wort Gottes. Auf den Weg ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, denen es aber der Teufel dann aus dem Herzen reißt, damit sie nicht glauben und nicht gerettet werden. Auf den Felsen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort freudig aufnehmen, wenn sie es hören; aber sie haben keine Wurzeln: Eine Zeitlang glauben sie, doch in der Zeit der Prüfung werden sie abtrünnig. Unter die Dornen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, dann aber weggehen und in den Sorgen, dem Reichtum und den Genüssen des Lebens ersticken, deren Frucht also nicht reift. Auf guten Boden ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran festhalten und durch ihre Ausdauer Frucht bringen.

Innehalten – Fragen stellen – Antworten finden o Das Evangelium vom Sämann ist eindeutig und gut zu verstehen.

Ich frage mich: In welchen Lebenssituationen fällt bei mir der Same ( = Wort Gottes) … auf den Weg? – Wovon wird es „zertreten“? … auf Felsen? – Welche „Feuchtigkeit“ fehlt? … unter die Dornen? – Was „erstickt“ das Wort Gottes in mir? … auf guten Boden? – Wie geht es in mir auf und „bringt Frucht“?

o Welches biblische Wort gibt mir Halt, Orientierung für mein Leben?

Für den Tag Ein Wort der Heiligen Schrift soll mich heute begleiten, weil es die Kraft des Lebens in sich birgt und mir Gottes Kraft schenkt.

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2. Woche – 3. Tag

Dem Herrn zu Füßen sitzen Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte –––– kein Leben! kein Leben! kein Leben! kein Leben! Schon oft war Jesus zu Besuch bei Marta, Maria und Lazarus. Heute kommt er zu mir. Ich gewähre ihm Gastfreundschaft und … Werde ich ihn bewirten wie Marta oder setze ich mich ihm zu Füßen wie Maria? Welche Haltung führt mich eher zum „Leben in Fülle„Leben in Fülle„Leben in Fülle„Leben in Fülle““““?

Maria hat das Bessere erwählt – Lk 10,38Lk 10,38Lk 10,38Lk 10,38----42424242

Sie zogen zusammen weiter, und er kam in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.

Vor dem Evangelium

Ein Wort wartet auf dich – Hör hin! Du hast die Texte der Heiligen Schrift schon tausendmal gehört. Du wirst täglich mit Sensationen verwöhnt. Wirf dein Netzt heute aus! Du hast nichts gefangen, dir ist langweilig geworden. Du lässt die Worte durch dich hindurchgehen. Du kennst schon alles auswendig. Und doch wartet ein Wort, ein Satz, eine Silbe oder die Stille zwischen den Sätzen auf dich. Hör nochmals hin! Gott selbst hat dir ein Wort zu sagen – – – Hör jetzt! Hör hier! Wenn du vertrauensvoll und gesammelt hörst, wird das Wort, das zu dir unterwegs ist, bei dir ankommen können.

aus: Martin Gutl, Was mir Kraft gibt, Styria Verlag, Graz 1983

Bevor der Priester im Gottesdienst das Evangelium verkündet, leitet er es mit dem Worten ein: „Der Herr sei mit euch.“ Und: „Aus dem Evangelium nach ….“ Darauf antwortet die Gemeinde: „Ehre sei dir, o Herr.“ Bei diesen Worten zeichnen wir uns ein kleines Kreuz auf die Stirn, auf den Mund und auf das Herz. Sie sollen Ausdruck unserer Bereitschaft sein, Gottes Wort mit allen Sinnen aufnehmen zu wollen. Damit dieses Tun nicht automatisch und unbedacht geschieht, kann ich diese kleinen Zeichen mit einer Bitte, einem Stoßgebet verbinden: „Herr, öffne (oder heile) mein Denken, mein Reden, mein Tun.“ So vorbereitet stehe ich nun aufrecht vor Gott, „ganz Ohr“ für Sein Wort an mich.

Gottes Wort empfangen

Wenn wir ein Wort des Evangeliums von Gott empfangen, dann ist da kein Text, der uns zur Lektüre geboten wird, keine Idee, die wir zergliedern sollen, nein, es ist Gott, der in unserem Zelt zu uns spricht,

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2. Woche – 5. Tag

Verkündigung der Frohen Botschaft Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte –––– kein Leben! kein Leben! kein Leben! kein Leben! „Das Wort Gottes, das uns in der gottesdienstlichen Verkündigung erreicht, ist nicht leeres und unverbindliches Gerede, sondern wirkmächtige Rede, die etwas bewegen und verändern will. Der dialogische Charakter der Liturgie … verlangt, dass der Mensch sich von Gott ansprechen lässt und auf sein Wort Antwort gibt.“ (aus: Gottesdienst – Information und Handreichung der Liturgischen Institute, Herder Verlag, Freiburg, 39. Jg. – 4. August 2005)

Vom Ambo her (siehe Titelseite 2. Woche) wird mir die Frohe Botschaft verkündet. Sie will meine Sehnsucht nach dem „Leben„Leben„Leben„Leben in Fülle“ in Fülle“ in Fülle“ in Fülle“ stillen und mich stärken in der Nachfolge Jesu Christi.

Gott spricht sein Wort an uns, und indem er es spricht, ruft er uns zusammen, schafft er seine Gemeinde, sein Volk, seine Kirche. Basilius von Seleukia

Damit das Wort Gottes mich erreichen kann, muss ich es nicht nur akustisch gut verstehen, sondern auch innerlich bereit und offen dafür sein.

Rede, Herr, ich höre. Du hast Worte des ewigen Lebens.

Herr, lass nicht zu, dass ich dein Wort nur höre, aber nicht aufnehme; glaube, aber nicht bewahre; kenne, aber nicht tue. Herr, lass mich aus deinem Wort leben und dich durch mein Leben verherrlichen.

aus : Gotteslob S. 50, Nr. 19,1 � Der Hörende, Plastik von Toni Zenz

Maria und Marta (Auszug)

Maria und Marta: nicht nur zwei Frauen in Israel, sondern auch zwei Seelen in meiner Brust. Die eine möchte schaffen, arbeiten, dienen, beschäftigt sein. Die andere möchte ruhig sein, still, besinnlich, verweilend, betend. Die eine hat als Werkzeug Hände, Füße und Mund, die andere Augen und Ohren. Die eine möchte Gott dienen, die andere ihm lauschen. Oft liegen beide im Widerspruch … Es lebt zu viel Marta in mir …

Eines nur ist not-wendig: Setz dich hin, werde ruhig, öffne die Ohren, um zu lauschen, schließe die Augen, ja, schließe sie, um zu sehen! Aber, wird mancher sagen, ich weiß ja nicht, wo die Füße Jesu sind, an denen Maria gesessen hat. Setz dich hin, mehr nicht! Setz dich einfach hin wie Maria. SEINE Füße werden deinen Sitzplatz schon finden.

aus: Heribert Arens, Gott, du bist so menschlich, Pfeiffer Verlag, München 1982

Innehalten – Fragen stellen – Antworten finden o Ich lese aufmerksam die Worte aus dem Lukas-Evangelium.

In Gedanken bin ich mit Jesus unterwegs nach Jerusalem, dem Ort, wo sich die Botschaft der Propheten erfüllen wird. Es ist ein unumkehrbarer Weg. Mit ihm mache ich Rast im Haus von Marta und Maria.

o Ich betrachte das Bild von Sigmunda May. Die beiden Frauen, die Jesus auf unterschiedliche Weise auf-nehmen, stehen im Mittelpunkt, aber die Hauptperson ist Jesus.

Ich frage mich: Was sagen mir die Bewegungen der Personen (Körperhaltung, Gebärden und Blickkontakt) über die Beziehung zu Jesus? Wo ist mein Platz in diesem Bild? Welche Vergleichspunkte finde ich für mein Leben?

Für den Tag Ich will heute nicht wie „Marta“ sein – „nur“ voller Engagement und Tatendrang. Ich will „Maria“ sein, meine Sinne öffnen, hinhören und hinfühlen auf das, was Gott mir sagen will … und staunen und danken für sein Wort.

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2. Woche – 4. Tag

Gottes heilendes Wort Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte Ohne Worte –––– kein Lebe kein Lebe kein Lebe kein Leben!n!n!n! Jesu Worte weisen nicht nur die Richtung für mein Leben, sondern sind Lebens-Worte, die die Kraft haben zu retten, zu heilen, neues Leben zu schenken. Voraussetzung dafür ist mein Glaube – an ihn, den Mensch gewordenen Sohn Gottes, der „Leben in Fülle“„Leben in Fülle“„Leben in Fülle“„Leben in Fülle“ verheißen hat.

Der Hauptmann von Kafarnaum – Lk 7,1Lk 7,1Lk 7,1Lk 7,1----10101010

Als Jesus diese Rede (die Feldrede; bei Matthäus ist es die Bergpredigt) vor dem Volk beendet hatte, ging er nach Kafarnaum hinein. Ein Hauptmann hatte einen Diener, der todkrank war und den er sehr schätzte. Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige von den jüdischen Ältesten zu ihm mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten. Sie gingen zu Jesus und baten ihn inständig. Sie sagten: Er verdient es, dass du seine Bitte erfüllst; denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut. Da ging Jesus mit ihnen. Als er nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen: Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden. Auch ich muss Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt über ihn, als er das hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden. Und als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, in das Haus zurückkehrten, stellten sie fest, dass der Diener gesund war.

Nur ein Wort (Auszug)

Nur um ein Wort bat er, um mehr nicht. Offenbar wusste er um die Macht eines Wortes. Ein Wort – und ein Leben kann neuen Sinn finden, neue Hoffnung, neue Zukunft.

Ein einziges Wort kann meine Schritte beflügeln, meinen Mut aufrichten, meine Tatkraft vervielfachen, mein Leben beleben.

Offenbar wusste er um die Macht eines Wortes – nur eines Wortes. Darum bat er nur um ein Wort, um mehr nicht. Nicht für sich bat er, sondern für einen anderen. Und zur selben Stunde ward der Knecht gesund: Ein Wort, nur ein Wort aus SEINEM Mund hatte dazu gereicht.

Selig, die glauben an die Macht eines Wortes, und die sich nicht zu gut sind, die Fürbitte anderer in Anspruch zu nehmen, wenn sie sich selbst nicht zu Gott vorwagen: Er wird ihnen sein Wort, sein heilendes Wort, nicht versagen, sondern zusprechen.

aus: Heribert Arens, Gott, du bist so menschlich, Pfeiffer Verlag, München 1982

In Gedanken gehe ich die Feier der Eucharistie durch. Unmittelbar vor der Kommunion wende auch ich mich – zusammen mit den anderen – an Jesus und bitte ihn: „Herr„Herr„Herr„Herr, ich bin nicht würdig, dass , ich bin nicht würdig, dass , ich bin nicht würdig, dass , ich bin nicht würdig, dass du eindu eindu eindu eingehgehgehgehst unter mest unter mest unter mest unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird in Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird in Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird in Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“meine Seele gesund.“meine Seele gesund.“meine Seele gesund.“ – Dieses Bekenntnis ist ein Ausdruck meines Vertrauens auf Gottes heilendes Wort.

Innehalten – Fragen stellen – Antworten finden o Ich erkenne die Worte des Hauptmanns wieder und halte inne.

Nur ein Wort … kann Menschen zusammenführen … kann bedrückende Schuld wegnehmen … kann einen Neuanfang schenken … kann heilen, ermutigen, aufrichten, beflügeln …

o Welche/s Wort/e ist/sind unvergessen in meinem Gedächtnis? o Welches Wort erbitte ich von Jesus für den heutigen Tag?

Für den Tag „Wer auf das Wort des Herrn achtet, findet Glück; wohl dem, der auf ihn vertraut“ (Sprichwörter 16,20)(Sprichwörter 16,20)(Sprichwörter 16,20)(Sprichwörter 16,20). In dieser Haltung voller Vertrauen und mit Achtsamkeit will ich heute leben.

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