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200 Jahre Fürstenberg-Gymnasium Donaueschingen Archiv-Dokument - Rückblick 1778 - 1978 Aus der Festschrift zum Schuljubiläum 200 Jahre FG ergänzt durch zahlreiche Illustrationen - Inhaltsverzeichnis - Einleitung / Vorwort der Autoren Gründung der Schule - die Lateinschule des Fürsten Wenzel zu Fürstenberg Schulleben im 19. Jh. - das 'Schell'sche Haus' wird nach 100 Jahren zu klein Das Progymnasium in der Schulstraße im Kaiserreich der Jahrhundertwende Die junge Republik und der Schmach des verlorenen Krieges Die 'Gasthaus - Verordnung' für die Oberstufe des Gymnasiums Die Machtergreifung der Nationalsozialisten verändert das Schulleben Rassismus in Unterricht und im Alltag der Schule im Dritten Reich Nomen est Omen - die Schule erhält ihren heutigen Namen Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit - ein Neubeginn Der Schülerberg hält den Schulmöbelwagen auf Trab - 2 x Umzug in kurzer Zeit Die wilden 60ger und 70ger-Jahre - Schule in Bewegung 11/96© PROJEKT INTERNET am FG - 7/98 neue Gestaltung der Seiten mit Inhaltsverzeichnis FG-Historische Dokumentation file:///D|/00 HpFg/hist/historie.htm [13.06.1999 22:39:52]

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  200 Jahre Fürstenberg­GymnasiumDonaueschingenArchiv-Dokument - Rückblick 1778 - 1978Aus der Festschrift zum Schuljubiläum 200 Jahre FGergänzt durch zahlreiche Illustrationen

- Inhaltsverzeichnis -

Einleitung / Vorwort der Autoren

Gründung der Schule - die Lateinschule des Fürsten Wenzel zu Fürstenberg

Schulleben im 19. Jh. - das 'Schell'sche Haus' wird nach 100 Jahren zu klein

Das Progymnasium in der Schulstraße im Kaiserreich der Jahrhundertwende

Die junge Republik und der Schmach des verlorenen Krieges

Die 'Gasthaus - Verordnung' für die Oberstufe des Gymnasiums

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten verändert das Schulleben

Rassismus in Unterricht und im Alltag der Schule im Dritten Reich

Nomen est Omen - die Schule erhält ihren heutigen Namen

Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit - ein Neubeginn

Der Schülerberg hält den Schulmöbelwagen auf Trab - 2 x Umzug in kurzer Zeit

Die wilden 60ger und 70ger-Jahre - Schule in Bewegung

 

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Einleitung / Vorwort der Autoren  

Aus der Festschrift 1978 Die Geschichte einer 200 Jahre alten Schule schreiben zu wollen,bedeutet, sich von Anfang an klar darüber zu sein, daß man die Realität dessen, was tatsächlichgeschehen ist, kaum fassen wird. Wieviel müßte man, wenn man je könnte-zusammentragen undschildern, um jedem Schüler, jedem Lehrer, jeder Klasse, jedem Elternteil mit ihrem Erleben derSchule gerecht zu werden. Welche Erfolge, Leistungen, Nöte und Niederlagen könnte man aufzählen.Wieviele Feste der Lehrer und Schüler haben eine Rolle für den einzelnen gespielt. Wie groß undvariantenreich ist das Feld der Konflikte, Strafen, Streiche. Wie amüsant wäre allein eine Geschichtedes Schneeballwerfens, der Milchbar, des Roten Hans. Auf all dieses muß leider verzichtet werden.Was übrigbleibt ist eine kurze Darstellung der Schule mit ihren wichtigsten äußeren Ereignissen imRahmen der allgemeinen Geschichte. Der Leser mag Verständnis dafür haben, daß, je näher das Jahr1978 in der Darstellung rückt, um so mehr Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit auftauchen,da aus Mangel an Distanz zum Geschehen einige Vorgänge noch nicht beschrieben werden sollten.Die Verfasser haben sich die Arbeit so geteilt, daß W. Tenberken die Zeit von 1778 bis 1945beschreibt. Absicht des Autors ist es hierbei nicht, mit den ausführliche Schulgeschichten der beidenfrüheren Festschriften konkurrieren zu wollen, sondern durch eine kleine Auswahl von typischen undbemerkenswerten Quellen und Ereignissen dem Leser in aufgelockerter Form die Geschichte desFürstenberg­Gymnasiums zu vermitteln; die Zeit von 1945 bis 1978 ist von R. Wiehe bearbeitetworden. Grundlagen für die Darstellung sind Dokumente der Schule, Zeitungsmeldungen sowie dieSchul-Geschichten in der Festschrift von 1928 durch Prof. Dr. A. Hund und von 1953 von Dr. A. Hall.von Wolfgang Tenberken und Rolf Wiehe

 

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Gründung der Schule

die Lateinschule des Fürsten Wenzel zu Fürstenberg  

Josef WenzelRegierender Fürst zu Fürstenberg(31.3.1728 - 2.6.1783)Begründer des Donaueschinger Joseph-Gymnasiums(Josephineum Donaueschingen)

Die Geschichte unseres Gymnasiums beginnt im Jahre 1778; Fürst Joseph Wenzel zu Fürstenberg -

ein aufgeklärter Geist-entließ die Piaristen, die sich bisher um das Schulwesen in Donaueschingengekümmert hatten, und gliederte das einheitliche Schulsystem in einen elementaren und einen gymnasialenZweig. Ziel dieser Verordnung war es, die fürstenbergischen Lande ausreichend mit Priestern undBeamten zu versorgen, die alle ihre erste Ausbildung in Donaueschingen erfahren sollten. AlsGründungsurkunde der Schule ist folgender Brief vom 28.9.1778 an die fürstenbergischen Oberämter

anzusehen: Von Gottes Gnaden Wir Joseph Wenzel, des Hl. Römischen Reiches Fürst zu

Fürstenberg. Wir haben den Vätern der frommen Schulen dahier jüngst ihre Entlassung auf ihr gemachtesAnsuchen erteilt, sind dagegen entschlossen, ihre Stelle durch tüchtige, junge, noch unversorgteWeltpriester unserer Beamten­ und Untertans­Söhne zu ersetzen und die studia humaniora von den erstenprincipiis bis Einschluß der Rhetorik durchselbe dahier in Gestalt eines Gymnasi dozieren zu lassen,hinkünftig aber selbe, wenn sie sich exemplarisch aufführen und den gehörigen fleiß bei ihrem Lehramtanwenden werden, vorzüglich mit Erteilung geistlicher Benefizien und Pfründen zu belohnen und zuversorgen. Hiezu sind aber für dieses Jahr nur 3 Männer nötig, die von ihrer wirklichen Anstellung dahiererscheinen und zu jedem fach sich prüfen lassen müssen. Wir zweifeln nicht, es werden sich einige hiezu

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fähige finden und zur Übernahme derlei Lehrämter Lust tragen, die wir selbst persönlich kennen undsehen möchten. Daher verlangen wir bis auf den 14. Venientis euer pflichtgemäßiges Gutachten über denbestmöglichen, sowohl über die Fähigkeit im Dozieren als auch seine conduite, und befehlen euch, beieurem Gutachten hauptsächlich das Augenmerk nebst der guten conduite auf jene zu nehmen, welche etwaauf den östreichischen Universitäten oder Gymnasien nach der neuen Lehrart präceptoriert und sich solchezu eigen gemacht haben, maßen wir die östreichische Lehrart dahier einzuführen vorhabend sind"

Fürst Joseph Wenzel erläuterte in einem zweiten Schreiben vom 1. Oktober 1778 die Absicht seinerSchulreform: Wir haben zum besten unserer Untertanen und Beamtungen die landesherrliche Sorgegetragen, daß nicht nur der Unterricht der deutschen Schulen nach Abt Felbiger'schen Lehrart gegeben,sondern auch die lateinische Schule von den ersten Anfangsgründen an bis Einschluß der Rhetorik dahierdoziert werde, und unser Endzweck, den wir uns dabei vorgesteckt haben, besteht im Grunde darinnen,daß nebst dem besseren Unterricht in den deutschen Schulen wir die Talente und den Fleiß derstudierenden Jugend selbst näher zu erkennen Gelegenheit haben, die Lehrgegenstände aber selbstvorschreiben mögen, in welchen wir die Jugend unterrichtet haben wollen, die sich Hoffnung machen, mitder Zeit entweder im Civilstand oder als Weltpriester ihre Versorgung in unsern Landen zu erlangen. EinerVersorgung werden durch gegenwärtige Verordnung für unfähig erklärt, welche ihre Studie humaniora auffremden Gymnasien fortsetzen oder anfangen werden"

Gemälde von Julius Geertz(1872)

Titel unbekannt

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Noch viele Jahre lang wurde die Schulpolitik in Donaueschingen von derartigen Motiven bestimmt; in

einem bemerkenswerten Erlaß des Fürsten Karl Joachim zu Fürstenberg vom 24.12.1803 heißt es unteranderem: "Die Nachteile, welche aus dem unmäßigen Hang Unserer Untertanen, ihre Söhne demStudieren zu widmen, entstehen äußern sich von Tag zu Tag in größerem Maß, indem die gegenwärtigeAnzahl der studierenden Untertanssöhne mit den Aussichten zu ihrer künftigen Versorgung in ihremVaterlande in keinem Ebenmaß mehr stehet und die Hoffnung, in fremden Reichslanden eine Versorgungzu finden, immer mehr beschränkt wird,weil sich überall ähnliche Mißverhältnisse ergeben haben, die demNichteingebornen das Unterkommen, wo nicht ganz unmöglich machen, so doch sehr erschweren" Mitdieser Einleitung werden nun einzelne Maßnahmen begründet, die die Schülerzahl recht niedrig haltensollen: strenge Aufnahmeprüfungen, Verbot jeglichen Nachhilfeunterrichts und die Möglichkeit, schwacheSchüler von der Anstalt zu weisen So ist es nicht verwunderlich, daß in den ersten Jahrzehnten nurungefähr 40 Schüler das Gymnasium besucht haben. Auch später blieb die Anzahl der Schüler gering;1825 gab es einen Höhepunkt mit 121 Schülern, doch wurde diese Zahl nach einem starken Absinken erstwieder im Schuljahr 1877/1878 erreicht. Finanziell wurde das neue Gymnasium durch mannigfaltigeMaßnahmen des Fürstenhauses abgesichert: In den ersten Jahren erhielt der Leiter der Schule nebenseinem Gehalt, kostenlos Verpflegung, Wohnung und Brennholz. Die Donaueschinger Bürger wurdenaufgerufen, bedürftigen Schülern einen Essensplatz zu finanzieren. Vollends auf gesicherten Füßen standdas Gymnasium jedoch erst nach der Errichtung eines umfangreichen Schulfonds, dessen Grundstockschon längere Zeit bestanden hat, der aber in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts durch das Vermögen

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des Stiftes Bettenbrunn erheblich vergrößert worden ist. Dieser Schulfond rettete das Gymnasium im Jahre1810 vor der Auflösung: Die badische Regierung beschloß, das Gymnasium in Villingen aufzulösen unddie finanziell abgesicherte Schule in Donaueschingen bestehen zu lassen. Durch den Schulfond konnte dasFürstenhaus bis in die Mitte des Jahrhunderts erheblichen Einfluß auf die Besetzung der Lehrerstellen amGymnasium nehmen. Erst am 24.2.1849 verzichtete der Fürst auf sein Patronatsrecht bei der Besetzungvon 3 Lehrerstellen Der Unterricht am Gymnasium wurde zunächst von 3 bis 4 Lehrern erteilt; unterstütztwurde ihre Arbeit durch einige Hilfslehrer für Zeichnen, Schreiben und Musik. Als Schulgebäude dienteüber 100 Jahre das Haus der Bäckerei Schell bei der Stadtkirche.

 

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Schulleben im 19. Jh.das 'Schell'sche Haus' wird nach 100 Jahren zu klein  

Das Schell'sche Haus

war von 1778 - 1882 das Gymnasiumvon Donaueschingen Das Haus isteines der ältesten Gebäude inDonaueschingen. 1579 von GrafHeinrich VIII. von Fürstenberg alsAmtshaus erbaut. 104 Jahre langdiente es als JOSEPHINEUM(Fürstenbergische Lateinschule).

(Postkarte / Sammlung Hoenle , DS)

Das alte Gymnasiumsgebäude Von 1882 bis 1969war die Hofbäckerei Schell in dem Gebäudeuntergebracht, danach war es als Wohn- undGeschäftshaus genutzt. Heute beherbergt es dieJugendmusikschule der Stadt Donaueschingen.

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  Im Jahre 1882 wurde nach über vierzigjährigen Bemühungen und Planungen das neu errichtete

Gebäude in der heutigen Schulstraße bezogen. Für die innere Entwicklung der Schule vor dem 1.Weltkrieg sind noch 2 Ereignisse bemerkernswert: Im Zuge einer Schulreform im Großherzogtum Badenwurde unsere Schule 1837 in ein siebenklassiges Gymnasium umgewandelt, das ab 1872 Progymnasiumgenannt wurde. Den besonders seit 1882 einsetzenden Bemühungen, auch in Donaueschingen ein'richtiges' Gymnasium zu haben, war 1904 Erfolg beschieden."Karlsruhe, den 16. Juli 1904.-Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben mit AllerhöchsterStaatsministerialentschließung d.d. St. Blasien den 2. Juli d.J. Nr.546 gnädigst auszusprechen geruht, daßdie zu Beginn der Schuljahre 1902/03 und 1903/04 durch Anfügen der 8. bez. 9. Klasse provisorischerfolgte Erweiterung des Progymnasiums in Donaueschingen zu einem Gymnasium als zu Rechtbestehend genehmigt und die Anstalt demgemäß als Gymnasium anerkannt werde. (gez.) Dr. L.Arnsperger".Nun einige Anmerkungen, die den Geist der Schule im 19. Jahrhundert widerspiegeln.1809 schrieben die Professoren in einer Eingabe über das Einteilen der Schüler in Leistungsklassen unddas oft willkürliche Verteilen von Preisen:"Hochwürdiger Hochgeehrtester Herr Studiendirektor. Wir finden uns bewogen, Euer Hochwürden beiherannahendem Ende dieses Schuljahrs einige Äußerungen vorzulegen. Die Klassifizierung der Schülerund die Austeilung der Prämien war bisher eine fruchtbare Quelle von vielen Unordnungen, Gärungen undwechselseitigem Verdrusse. Wir wurden bei dem gewissenhaftesten Verfahren allzeit von einer Seite mitlauten Vorwürfen der Parteilichkeit und Ungerechtigkeit verfolgt; leidenschaftliche Eltern setzten nichtselten alle ruhige Vernunft beiseite, klagten heimlich und öffentlich, daß Talente, Fleiß und gemachteFortschritte ihrer Söhne nicht nach Verdienst gewürdiget und belohnst worden seien. EmpfindlicheBeleidigungen und Feindschaften, die nicht nur uns, sondern auch der guten Sache des Lehrinstitutsnachteilig waren, wurden uns jederzeit zum Lohne. Es ist nach unserer Ansicht auch ganz unmöglich,diesem Scheine der Parteilichkeit auszuweichen. Es liegt in dem Maßstabe der Äußerlichkeit, nach demman urteilt, selbst etwas Ungerechtes; man sollte ja mehr darauf sehen, die Kraftanstrengung und nicht dasProdukt zu belohnen. Nach unserer Überzeugung muß jeder Schüler als ein durch Anlagen, Neigungen,Kraftfülle etc. von allen anderen unterschiedener ins Auge gefaßt und nach seinen individuellenFähigkeiten beurteilt werden; die äußerliche Gleichstellung und Würdigung hat also darum schon etwasUngerechtes, weil jeder Schüler nicht nach dem, was er innerlich leistet, und nach dem Maße derAnstrengung der vorhandenen Kräfte gewürdiget wird. Wir finden eine Einrichtung, die geradezu dahinführt, daß Schüler ihre Augen mehr auf ihre Mitschüler, um diesen nach­ oder vorzukommen, als auf sichselbst richten, und mehr durch äußerliche Reizmittel als durch Belebung innerer Triebe die Schülervorwärts zu bringen sucht, der ächten Menschenbildung sehr nachteilig. Und betrachtet man die Sache inmoralischer Hinsicht, so erzeugt sie gewiß mehr Böses als Gutes ­ Selbstliebe, Eitelkeit undWeisheitsdünkel von einer Seite, und von der andern Mutlosigkeit, Haß und Feindschaften, ja sehr oftZwietracht unter Eltern selbst, sind nach unserer Erfahrung die gewöhnlichen Folgen. Es ist auch keinemZweifel unterworfen, daß diese Ausgabe weit nützlicher verwendet würde, wenn man auf eine kleineBüchersammlung bedacht wäre, um imstande zu sein, die Schüler durch alle Klassen zu einerzweckmäßigen Lektüre anzuhalten. Wir ersuchen demnach Euer Hochwürden, um künftig nicht mehrähnlichen Unannehmlichkeiten ausgesetzt zu sein, die Zensur der Schüler und die Belohnungswürdigenganz allein zu bestimmen, was auch ganz und durchaus Ihnen angehört, oder, wenn Sie mit unserenAnsinnen einverstanden sind, von der bisher üblichen Form abzugehen. So wäre die Quelle allerUnannehmlichkeit verstopft und jede Veranlassung zu Erbitterungen auf immer gehoben.- Ich bin mitvollkommmenster Verehrung Euer Hochwürden gehorsamer Diener Welte, Professor. Donaueschingen,

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den 14. Juli 1809".

 

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Das Progymnasium in der Schulstraße im Kaiserreich derJahrhundertwende  

Hier in der Schulstraße war von 1882 bis1954 das Progymnasium/Gymnasium vonDonaueschingenSeinen wohl denkwürdigsten Tag hatte dieSchule im Kriegsjahr 1942 als der PhilosophMartin Heidegger in der Aula über HölderlinsHymne 'Wie wenn am Feiertage...' sprach

(Postkarte / Sammlung Hoenle , DS)

Das alte Gymnasiumsgebäude heute1955-1966 Gewerbeschuleseit 1975/78 Haus des Handwerks(Gewerbe-Akademie / Handwerkskammer /IKK)

1896 Ordnung laut Konferenzbuch § 45: Schülerverbindungen sind verboten, ebenso der Beitritt zuVereinen, deren Zweck Vergnügen und Geselligkeit oder tendenziös ist,ferner der Besuch von Bällen,

dieTeilnahme oder gar Mitwirkung bei Aufführungen in Wirtschaften oder geschlossenen Gesellschaften unddie Beteiligung an öffentlichen Umzügen und Maskeraden. Die Abiturientenkommerze sind von Lehrern nicht

zu besuchen."

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In der Donaueschinger Lehrerschaft findet man die politischen Ansichten des deutschen Bürgertums

wieder: Der Leiter des Gymnasiums erschien den Demokraten und Liberalen der Stadt während derRevolution 1848 als Repräsentant "der volksfeindlichen Kräfte", und man forderte seine Ablösung. Aufder anderen Seite gab es einen Lehrer wie Ferdinand Ganter: Nach dem Scheitern der Revolution mußtedieser engagierte Mitstreiter Heckers in die USA auswandern. Einige Lehrer mußten erheblicheVerzögerungen bei ihrer Anstellung oder Beförderung in Kauf nehmen, weil sie sich für die FrankfurterNationalversammlung eingesetzt haben.

 

Nach der Gründung des Deutschen Reiches setzte sich an unserem Gymnasium allmählich ein

starker Nationalismus durch, der mit obrigkeitsstaatlichem Denken einherging: Die Festreden der meistenSchulfeiern - Geburtstag des Großherzogs oder des Deutschen Kaisers - zeichneten das Lebensbild einesBadischen oder preußischen Monarchen, es gab kaum eine Feier, auf der nicht des Sieges über Frankreich1870/1871 gedacht wurde; bisweilen schilderte der Festvortrag lediglich den Sieg der deutschen Truppenin einer Schlacht über die Franzosen.

Vor diesem Hintergrund sind die Beziehungen zwischen Gymnasium und Bürgern recht unproblematisch,und fast kommt der Eindruck einer heilen Welt in Donaueschingen auf, wenn man den Bericht über eine

Revision des Gymnasiums vom 10. Juli 1912 liest:"Aus dem Bericht unseres Kommissärs haben wir entnommen, daß das gesamte Anstaltsleben nach innenund außen sich in wohlgeordneten Bahnen bewegt und als ein wohlgeordnetes auch seitens der Beamten­und Bürgerschaft der Stadt Donaueschingen anerkannt wird. Das Lehrerkollegium kommt, dem Vorbilddes Direktors folgend, seinen Dienstpflichten in unterrichtlicher und erziehlicher Hinsicht mit Eifer undGewissenhaftigkeit nach, die Schüler sind fast durchweg fleißig und zeigten sich auch bei der Revisionaufmerksam und in ihrer äußeren Haltung wohlgeordnet, wie auch gröbere Verstöße im Betragen seit

Jahren nicht mehr vorgekommen sind."

Initiale aus einem Kinderbuch

des 19. Jh.

Sttgt.Wttmbg. Landesmuseum

 

 

 

 

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Die junge Republik und der Schmach des verlorenen Krieges  

Der 1. Weltkrieg verlangte dem Gymnasium viele Opfer ab: 13 ehemalige Schüler und 1 Lehrer sind

im Kriege gefallen. Doch brachte das Jahr 1918 trotz aller Anstrengung und nationalen Begeisterung denZusammenbruch des wilhelminischen Obrigkeitsstaates: Deutschland wird eine demokratische Republik.

Die revolutionären Bewegungen bei der Errichtung der Republik sind auch in Donaueschingen spürbar:Bericht des Donaueschinger Tageblattes vom 27.1.1919 "Soldatendemonstrationen fanden am Freitagabend vor dem Gymnasium und katholischen Pfarrhaus statt, wobei an letzterem die Türe aufgebrochenund eine Beschädigungen von Fensterscheiben erfolgte. Als Grund dieser Kundgebungen wurden aus demKreise der Soldaten Äußerungen angegebenen, welche von den Herren Gymnasiumsdirektor Spath undStadtpfarrer Dr. Feurstein in herabwürdigendem Sinne über das hiesige Militär in einer Versammlungfielen, welche zu dem Zweck von dem Gemeinderat einberufen war, um den Angehörigen der hiesigenGarnison auf Anregung des Soldatenrates unterhaltende und belehrende Veranstaltungen zu bieten. Beiden Verhandlungen, die zu keinem bestimmten Ergebnis führten, sprachen sich die genannten Herren nurbedingungsweise für den Plan des Gemeinde- und Soldatenrates aus.""Mitteilung In einer Besprechung, die am Donnerstag den 23. Januar stattfand, verhielten sich von denanwesenden bürgerlichen Kreisen einzelne Herren gegen die Wünsche nach Vergnügungen unter zum Teilscharfen Ausführungen gegen die Soldaten ablehnend. Dies erregte bei den Soldaten tiefgehendeMißstimmung, die leider dahin führte, daß sich eine kleine Anzahl zu ernsten Störungen der öffentlichenOrdnung am Freitag Abend hinreißen ließ. Die unterzeichneten bürgerlichen und militärischen Behördenwerden sich bemühen, die Gegensätze auszugleichen und stets ein harmonisches Verhältnis zwischenBürgerschaft und Soldatenrat herzustellen. Einerseits gibt Standortskommando und Soldatenrat dieZusicherung für die Aufrechterhaltung der Ordnung einzustehen, andererseits wird die hiesigeEinwohnerschaft aufs Eindringlichste gebeten, den Soldaten dasjenige Entgegenkommen zu bezeugen, dassie mit Recht beanspruchen können, und sich jeder abfälligen öffentlichen Kritik über das Vorgefallene zuenthalten. Donaueschingen, den 26. Januar 1919. Bezirksamt. Standortskommando. Soldatenrat.Bürgermeisteramt."

Abiturium Donaueschingen 1905

Erinnerungspostkarte

Sammlung Hoenle, DS

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Die neue Staatsform veränderte in manchen wesentlichen Punkten das Gesicht des Gymnasiums:

Seit 1920 gab es einen Elternbeirat; die Schüler erhielten die-zunächst einmal von ihnen selbst abgelehnte-Möglichkeit, ihre Interessen durch Klassenvertrauensleute zu vertreten. Durch das FachStaatsbürgerkunde versuchte man, die Schüler der Abschlußklassen für die Demokratie zu gewinnen; auchdie Verfassungsfeier, jeweils am letzten Schultag gehalten, hatte ähnliche Ziele.Bezeichnend für die Stimmung an derSchule während dieser Zeit dürfte wohl die Rede sein, die derdamalige Direktor Dr. Stephan im Krisenjahr der Republik 1923 auf der Abschlußfeier hielt:Bericht des Donaueschinger Tagblattes vom 24.3.1923 über die Rede des Direktors: "Trotz der Ungunstder Zeitverhältnisse, trotz wirtschaftlicher Not und nationaler Erniedrigung unseres Volkes treten dieAbiturienten mit freudiger Zuversicht in einen neuen Abschnitt ihres Lebens ein; freudig in Erwartung derFreiheit....Aber diese Freiheit bringt auch Pflichten mit sich, Pflichten gegen die Allgemeinheit undPflichten gegen die eigene Person. "Bleiben Sie gottesfürchtig und bleiben Sie tugendhaft, werfen SieIhren religiösen Glauben nicht leichtsinnig über Bord". Aber nicht nur die Entwicklung zum sittlichenMenschen, sondern vor allem zum tüchtigen Bürger tue Not. Der freie Mensch habe in erster LiniePflichten gegen den Staat. Die erste Pflicht des Staatsbürgers ist der Gehorsam gegen die Gesetze und dieObrigkeit. Gewähre auch das Recht des Staatsbürgers die Freiheit der politischen Meinung, so dürfe manaber nie zu ungesetzlichen Mitteln greifen. ... Heute liege auf den Schultern der Jugend eine schwierigeAufgabe. Heute gälte für sie wieder zu erwerben, was die Väter verloren. Es sei ihre Aufgabe,mitzuarbeiten an den Kräften der nationalen Wiedergeburt unseres Volkes und Vaterlandes. Der VersalllerSchandvertrag habe unser Volk in namenloses Elend gestürzt. Die Gründe, die auch heute noch mancheUnbelehrbare dazu bewegen, an diesem Schandvertrag festzuhalten, können für die Abiturienten nie undnimmer gelten. Die Abiturienten müssen bestrebt sein, das alte Deutschland in seiner früheren Größewiederauferstehen zu lassen. Der Versailler Vertrag konnte uns äußerlich knechten, aber er kann unsniemals unterkriegen, wenn wir uns innerlich ihm nicht beugen.....Drum heiße es für die Abiturienten, sichheute schon innerlich zu rüsten und vorzubereiten auf den schweren Kampf um die Erringung der Freiheitunseres Volkes. Die Hoffnung der Pazifisten, daß sich unsere gerechte deutsche Sache von selbstdurchsetze, sei leere Utopie. Wir können unser recht nur erhalten dadurch, daß wir es unserzwingen...Drum gelte es Geist und Charakter zu stählen. Aber auch den Körper zu kräftigen, um demKampfe gewachsen zu sein, wenn die Waffe des passiven Widerstandes vertauscht werden müßte. Drumlege er ihnen nah, sich auch im Gebrauch der Waffen zu üben. Letzten Endes dürften die Abiturienten aberauch nicht die Vorbereitung zu ihrem künftigen Beruf aus dem Auge verlieren...."Auf fast allen Schulfeiern wurden die Schüler aufgefordert, sich nie mit dem "Versailler Schandvertrag"abzufinden; die Empfänglichkeit der Schüler für derartige nationale Parolen, die hier noch gemäßigtvorgetragen wurden, ließ die Jugend nur schwer einen Weg zur Demokratie finden; im großen und ganzenhat es die Schule nicht vermocht, bei ihren Schülern die Bereitschaft zu wecken oder zu erweitern, sich fürdie Demokratie einzusetzen, da Demokratie und Versailler Vertrag-den es ja zu bekämpfengalt-gleichgesetzt wurden.

 

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Die Machtergreifung der Nationalsozialistenverändert das Schulleben  

Mit der "Machtergreifung" am 30.1.1933 beginnt eine dunkle Epoche des Gymnasiums. Einige

frühe Erlasse und Ereignisse weisen in eine bedrückende Richtung:"Der Minister des Kultus und Unterrichts. Nr. B 10489 vom 30. März 1933

 

Von einer Aushändigung eines Abdrucks der Reichsverfassung anläßlich des Schuljahrsschlusses istabzusehen. Die Abdrucke sind von den Schulleitern bis auf weitere Weisung in Verwahrung zu halten."

"Der Minister des Kultus und Unterrichts. Nr.B.11029

 

."Grundsätzlich kann der Unterricht in diesen beiden Fächern (Deutsch­ und Geschichtsunterricht) nur vonLehrern erteilt werden, die Gewähr dafür bieten, daß er im Geiste des neuen Deutschland gegeben wird."

"Der Minister des Kultus und Unterrichts. Nr. D 4041 vom 8.4.1933

 

Ausländische Zeitungen, welche Greuelnachrichten über Juden­ und Sozialistenverfolgungen inDeutschland gebracht haben, sind sofort abzubestellen."Der Minister des Kultus und Unterrichts. Nr. B 20586 vom 1. Juni 1933

 

.Ich ersuche mir umgehend ein Verzeichnis derjenigen Bücher vorzulegen, die unter Verschluß derBibliotheken erhalten bleiben, und derjenigen Bücher, die verbrannt werden sollen."

 

Im Anschluß an diesen Erlaß wurden die Lehrerbibliothek und die Schülerbücherei immer wieder erneutenRevisionen unterzogen, um unerwünschte Bücher auszuscheiden."Beschluß der Allgemeinen Lehrerversammlung des Gymnasiums vom 24.7.1933:

 

Es wird bestimmt, daß bei Beginn und am Schluß der Unterrichtsstunden Lehrer und Schüler mit demdeutschen Gruß grüßen. Die Schüler nehmen dabei eine stramme Haltung ein."

 

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Klassenzimmer desFürstenberg-Gymnasiums in derSchulstraßeLinks neben der Tafel das Bild des'Führers', wie in allen öffentlichenSchulen des Dt.Reiches

 

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Änderung der Schulordnung laut Protokoll der Lehrerkonferenz vom2.12.1929

1. Gemäß den Bestimmungen des § 5 der Schulgesetze, wonach den Schülern der Prima derBesuch bestimmter Wirtshäuser in beschränkter Weise gestattet werden kann, war es bisher denbeiden oben genannten Klassen erlaubt, am Mittwoch von 6 ­ 8 Uhr und am Samstag von 8 ­ 11Uhr die Gasthäuser "Zeppelin" und "Jägerhaus" zu besuchen. Der Änderungsantrag des HerrnDirektors lautet: den beiden oberen Klassen ist vorläufig bis Ostern nur der Besuch des"Zeppelin" am Samstag von 6 ­ 8 Uhr gestattet.Der Antrag wird angenommen.

Aus dem ABC-Büchlein fürMuntere Knaben undMädchen (1868)

 

Die fleißgen Knaben und die Frommen Werden nie in's Carzer kommen. In'sCarzer, in das finstre Loch, Nur böse Buben steckt man noch !

 

 

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Rassismus in Unterricht und im Alltag der Schule im DrittenReich  

 

Immer wieder stößt man beim Studium der Schulakten auf den rassistischen Kern des

Nationalsozialismus:

Brief des Direktors vom 15.2.44 an den Minister des Kultus und Unterrichts: Der Schüler der Klasse 8(es folgen die Personalien) ist jüdischer Mischling ersten Grades. Er wurde am .1.1940 zusammen mitdrei anderen Schülern der Missionsschule Broich in die Klasse 4 aufgenommen. Soweit ich Herr Prof.Dr. Hall, der als mein Stellvertreter die Aufnahme machte, erinnern kann, wurde der Geburtsscheinund das letzte Schulzeugnis von der Leitung des hiesigen Konvikts vorgelegt. Eine Meldung über dienichtarische Abstammung des Schülers wurde nicht erstattet. Vor kurzem erwähnte der Leiter deshiesigen Convikts, Pater Superlor Gärtner, daß N.N. jüdischer Mischling sei; jedoch konnte er denGrad nicht genau angeben. Inzwischen habe ich die Meldung vom Konvikt erhalten, daß N.N.jüdischer Mischling ersten Grades ist. Der Schüler hat am 29. Januar 1944 die an der Schuleabgehaltene Reifeprüfung abgelegt und das Reifezeugnis erhalten. Da nach dem Erlaß des HerrnReichsministers für W.E. und V. vom 2.7.1942 jüdischeMischlinge ersten Grades, die bei derVeröffentlichung des Erlasses in der 7. Klasse waren, bis zur Ablegung der Reifeprüfung auf derHöheren Schule verbleiben konnten, wird die Aushändigung des Reifezeugnisses den bestehendenBestimmungen nicht widersprechen. Ein Vermerk über die jüdische Abstammung wurde in dasZeugnis nicht eingetragengez. Etzel Eine Donaueschinger Marginalie zu den vielen Erlassen, die Juden und "Mischlinge"erfassen und von der Schule vertreiben sollten. Die andere Seite des Rassismus beleuchtet folgenderErlaß vom 14.12.1937 (Der Reichs­ und Preußische Minister des Inneren II SB. 6160/6193) Einlediger Beamter ist vor seiner Anstellung auf Lebenszeit oder vor der Beförderung zu einerschriftlichen Äußerung darüber zu veranlassen, warum er bisher nicht geheiratet hat, und wann er zuheiraten gedenkt. Il. Ein seit mindestens zwei Jahren kinderlos verheirateter Beamter ist vor seinerAnstellung auf Lebenszeit oder vor der Beförderung zu einer schriftlichen Äußerung darüber zuveranlassen, warum seine Ehe kinderlos ist. III. Die Äußerungen sind zu den Personalakten zunehmen. Folgen sollen aus der Tatsache, daß der Beamte unverheiratet oder seine Ehe kinderlos ist,vorläufig nicht gezogen werden. Der Beamte ist jedoch durch einen auch in die Personalaktenaufzunehmenden Hinweis auf die Bedeutung der Ehe sowie des Kinderreichtums für den Bestand unddas Schicksal des deutschen Volkes besonders aufmerksam zu machen. Von einer Veröffentlichungdieses Runderlasses in den Amtsblättern und in der Tagespresse ist abzusehen. gez. Frick"

Die bald nach 1933 überarbeiteten und neugefaßten Lehrpläne verdeutlichen, was in diesen beiden

Quellen angerissen wird: Besonders die Fächer Biologie, Geschichte, Erdkunde und Deutsch solltenden Schülern die rassistischen Ideen des Nationalsozialismus einimpfen. Das Ausweiten des Spiel­

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und Sportunterrichts auf 5 Wochenstunden diente gleichfalls der Ideologie: Man verzichtete auftraditionelle literarische Bildung und Schulung des Intellekts und legte entsprechend mehr Gewicht aufkörperliche Leistungsfähigkeit und praktische Fertigkeiten; die Schule sollte nicht mehr zu mündigenund kritischen Bürgern erziehen, sondern fanatische, kriegsverwendungsfähige Untertanenproduzieren. Folgerichtig wurde 1937 das Fürstenberg-Gymnaslum in eine achtklassige Oberschuleumgewandelt, die mit Englisch als erster Fremdsprache begann. Immerhin war der Widerstand vielerKollegen und Eltern so groß, daß 1941 wieder ein gymnasialer Zweig an unserer­ Schule zugelassenwurde. Trotz des hier skizzierten ideologischen Druckes bleibt es das Verdienst vieler Kollegen undnicht zuletzt des Direktors Scharnke, der bis 1939 unsere Schule leitete, daß die Schüler nicht nurNS­ldeologie zu hören bekamen: Noch 1937/1938 wurde in einer Klasse Lessings "Nathan" behandelt;auch die christlich geprägten Nikolaus­ und Weihnachtsfeiern waren durchaus nicht im Sinne derlokalen Parteiführung; ferner bildeten die Vermittlung des traditionellen Bildungsgutes-darin sahen diemeisten Lehrer in Donaueschingen ihre eigentliche Aufgabe und nicht zuletzt der Religionsunterrichtein gewisses Gegengewicht gegenüber dem Totalitätsanspruch des Nationalsozialismus. Vor diesemHintergrund sind einige Spannungen recht verständlich: Obereifrige Nationalsozialisten-auch Elternund Schüler-versuchten, politisch bemäntelten Druck auf die Schule auszuüben mehrfach ging es umeine Versetzung, die erzwungen werden sollte; die Gestaltung des Stundenplanes ("Der Samstaggehöre der HJ,der Direktor dürfe es sich nicht erlauben, Kernfächer auf diesenTag zu legen") warweiterer Streitpunkt; eine von einigen Donaueschingern hochgespielte Affaire um Marienbilder ("Soetwas gehöre nicht in eine deutsche Schule"-es waren übrigens Dürer­ Reproduktionen) beleuchtet diePressionen, denen die Schule damals ausgesetzt war. Schließlich wurde der parteilose DirektorHermann Scharnke nach Freiburg versetzt (strafversetzt!), an seine Stelle trat Wilhelm Etzel, einüberzeugter Nationalsozialist, der bis 1945 unsere Schule leitete.´

 

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.

 

  1933 erhielt unsere Schule den Namen "Fürstenberg­Gymnasium "" zu Ehren seiner Durchlaucht des Fürsten Max Egon zu Fürstenberg "

Entschließung des Staatsministeriums vom 30.8.33 zur Benennung

Fürstenberg­Gymnasium : "Es soll durch diesen Namen die Erinnerung an die Begründer der Anstaltdurch das Haus Fürstenberg und die besondere Anteilnahme des Fürsten zu Fürstenberg an derEntwicklung der Anstalt für die kommende Zeit wachgehalten werden."Am 15.Oktober 33 überbrachte der Minister Wacker die Entschließung zur Umbenennung mit denGlückwünschen der Badischen Regierung.

Gedenktafel zur neuen Namensgebung "Fürstenberg - Gymnasium"(Einweihung am 29.April 1934 im Gymnasiumsgebäude an der Schulstraße)

Diese Tafel befindet sich heute im Eingangsbereich A des Gymnasiums.

 

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  Die Geschichte des Fürstenberg­Gymnasiums unter dem Nationalsozialismus läßt sich unter

folgenden Gesichtspunkten zusammenfassen: 1. Der Staat versuchte Lehrer und Schüler"gleichzuschalten". 2. Die Schule sollte nationalsozialistische Ideologie vermitteln; besonders die neueBildungspolitik stand ganz unter diesem Zeichen. 3. Trotzdem war es möglich, amFürstenberg­Gymnaslum einen Freiraum offenzuhalten, der sich lange Zeit dem Zugriff des totalitärenStaates entzogen hat. Instrument für die Gleichschaltung der Lehrer war das "Gesetz zurWiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 11.4.1933: Es beseitigte das klassischeBerufsbeamtentum und eröffnete dem Staat die Gelegenheit, mißbeliebige Beamte jederzeit zu entlassen.Auf die Kollegen wurde ein starker Druck ausgeübt, sich der NSDAP oder einer der zahlreichenNS­Organisationen anzuschließen; 1939 waren 8 Lehrer Mitglieder der NSDAP, die übrigen Kollegengehörten anderen NS­Organisationen oder dem ,Luftschutz" an. Natürlich wurden die Lehrer auch"eingesetzt", die Schüler zum Eintritt in die "Staatsjugend" zu bewegen; in einem Erlaß vom 23.9.1935heißt es: "Der Minister des Kultus und Unterrichts. Nr. B 32554 ....Vor allen Dingen sind die Schüler undSchülerinnen durch die Klassenlehrer darauf hinzuweisen, daß es Pflicht eines jeden deutschen Jungen unddeutschen Mädchens ist, der H.J. bzw. dem BDM anzugehören."(Hitlerjugend bzw. Bund DeutscherMädchen)Dennoch waren über 10% der Schüler nicht bereit, der "Staatsjugend" beizutreten: Im Schuljahr 1939/40gehörten von 206 Schülern 180 der ..Staatsjugend an und im nächsten Schuljahr von 272 nur 232.

Auf Druck der Partei hin gab es einen Wechsel in der Direktion: Der Zentrumsmann Dr. Josef

Schlageter wurde durch den parteilosen Hermann Scharnke ersetzt, der allerdings deutschnationalenKreisen nahestand. Mit dem Antritt des neuen Direktors wehte ein schärferer Wind :Auf vielenKonferenzen wurde darüber beraten, wie sich die Schule politisch noch stärker profilieren und engagierenkönnte. Sorgsam achtete die Direktion darauf, daß sich die Schüler ohne Ausnahme an denverschiedensten Sammlungen beteiligten, die während des gesamten 2. Weltkrieges stattfanden. Beimehreren Sammlungen erreichte die Donaueschinger Oberschule das beste Ergebnis unter allen badischen

Schulen. Der 2. Weltkrieg setzte die Schule stärksten Belastungen aus: Viele Lehrer wurden

eingezogen; der Unterricht wurde stark verkürzt, da die außerschulischen Einsätze (Sammlungen vonMetallen, Kräutern u.a., Ernteeinsatz, Dienst bei der HJ, Jugendlager, paramilitärische Übungen) dieSchüler ziemlich beanspruchten; eine große Fluktuation innerhalb der Schülerschaft führte zu manchendisziplinären Problemen; vollends erschwert wurde der Unterricht in der letzten Zeit des Krieges, als derSchule nur noch wenige Räume zur Verfügung standen.

 

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Nachdem am 21.April 1945 mittags um 13 Uhr die Stadt Donaueschingen dem französischen

Befehlshaber übergeben worden war und am 8. Mai Deutschland kapitulierte, bestand für dasGymnasium die Notwendigkeit, einen neuen Anfang zu finden. Belastet wurde dieser Anfang durch diePotsdamer Beschlüsse, in denen es u.a. darum ging, "das Erziehungswesen so zu kontrollieren, daßnationalsozialistische und militärische Doktrinen ausgeschaltet und andererseits demokratischeAnschauungen verbreitet werden." Nachdem im Rahmen der Entnazifizierung" von den Lehrern 4entlassen und 2 suspendiert worden waren, wurden in Ausführung der Badischen Verordnung zurBefreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 15. April 1947 die meisten Entlassungenaufgehoben. Selbst Schüler wurden einer Prüfung ihrer Vergangenheit unterzogen. Besonders dasVerhalten eines Schülers am Ende des Krieges war Anlaß zu vielen Verhandlungen mit der französischenMilitärregierung in Freiburg. Der Vorfall wird in einem Gutachten der Lehrerkonferenz wie folgtgeschildert: "Nach seinen eigenen Angaben wollte er beim Herannahen der Front mit einigen anderenjungen Leuten sich bewaffnet nach der Schweiz durchschlagen, um der Gefangenschaft zu entgehen.Dieser unsinnige Plan brachte ihn in Verdacht, ein Werwolf zu sein. Tatsache ist, daß er nicht zu denengehörte, die von der Partei als Werwölfe ausgebildet waren, Tatsache ist andererseits, daß derKommandeur der Luftwaffeneinheit, der er als Luftwaffenhelfer angehört hatte, bei der Entlassung denKnaben den Befehl erteilt hatte, sich nötigenfalls an Kampfhandlungen zu beteiligen." Am Ende derVerhandlungen nahm die Militärregierung von einem Verweis von der Schule Abstand.

Am 8. Nov.1945 wurde der Unterricht mit vorerst 40 Schülern in 7 Klassen im Volksschulgebäude wiederautgenommen. Die Stadt konnte nur eine Schule heizen. Im Januar 1946 waren es bereits 273 Schüler mit6 Lehrern. Erschwert wurde der Anfang, abgesehen von der Entnazifizierung und dem Raummangeleinerseits durch die Frage der Schulart, zum anderen durch die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse.Mit Prof. Rieseberg, der am 27. Juni 1946 Oberstudiendirektor wurde, bezog die Schule im November1946 wieder ihre eigenen Räume. Zunächst hatten von 301 Schülern 191 keine Sitzplätze. Die Schulmöbelwaren zum größten Teil einem Fliegerangriff zum Opfer gefallen. Allmählich konnte auch die Zahl derUnterrichtsfächer erhöht werden. Am meisten litt der Unterricht in Sport, weil keine Turnhalle zurVerfügung stand. Das Fach Geschichte war wohl so verdächtig geworden, daß man zunächst nur in alterGeschichte, und das in wenigen Tertialen, unterrichtete. Behindert wurde der Unterricht durch dieverschiedensten Schwierigkeiten, die durch die Nachkriegssituation verursacht wurden: Lehrermangel,Büchermangel, schlechter Ernährungszustand der Schüler, Verknappung des Heizmaterials im Winter,Sammlungen von Altmaterial, Heilkräutern und Kartoffelkäfern. Bei der Auseinandersetzung über denTyp der Schule kam es zu einer verwirrenden Situation. Einerseits hatte das Ministerium in Freiburg dieTendenz, bei grundständigem Französisch die neueren Sprachen zu favorisieren, auf der anderen Seitewollte das Gymnasium in Donaueschingen das altsprachliche Gymnasium erhalten oder besser wiedereinrichten. Das führte im Schuljahr 1952/53 zu folgender Situation: 0 I 1. Zweig: Oberrealschultyp mitFranzösisch und Englisch und fakultativem Latein 2. Zweig: humanistischer Typ mit Latein, Griechischund Französisch U I ursprünglich reine altsprachliche Sexta zerfiel seit U lll in einen humanistischen undeinen realen Zweig mit Englisch und Französisch. 0 II gemischt aus Humanisten und Realisten U Il/ 0III je2 Parallelklassen, eine humanistisch, andere real IV/V/VI rein humanistisch. Diese Vielfalt vonKombinationen bleibt für die Entwicklung der Schule bis zum heutigen Tage charakteristisch. Unter demEinfluß des französischen Schulsysteme wurden die Noten 1 ­ 20, das Zentralabitur und die Prüfung durchfremde Lehrer eingeführt. Die daraus folgende Stimmung gibt eine Denkschrift des Ministeriums wieder:"Auch am sogenannten grünen Tisch weiß man um die stillen Tragödien, die das diesjährige Abitur in denFamilien hervorrief, weiß man um das Geraune und Gerede, welches das Geheimnis des schriftlichen Teilsum schwirrt, weiß man um die verhaltene oder entladene Wut über den gewalttätigen Überfall auf unsere

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Abiturienten."1948 wurde eine Prüfung zum Übergang in die Oberstufe eingeführt mit einer Prüfung in Deutsch,Mathematik, Latein bzw. Englisch, Griechisch bzw. Naturwissenschaften, Französisch und Geschichte.Diese Prüfung wurde 1953 wieder aufgehoben. Durch den Weggang von Prof. Rieseberg nach Freiburgübernahm am 11. Sept. 1948 Dr. Adolf Williard die Schulleitung kommissarisch und am 17. Juni 1949 alsOberstudiendirektor. Laut Konferenzprotokoll vom Sept.1948 machte er gegenüber dem Lehrerkollegiumfolgende grundsätzliche Bemerkung: "ln erster Linie kommt es auf gegenseitiges Vertrauen an, ummit der Jugend und für die Jugend die gesteckten Ziele zu erreichen. Das Gymnasium soll nicht nurder reinen Wissensvermittlung dienen, die Schüler sollen sich auch von der menschlichen Seite herangesprochen fühlen und das Bewußtsein haben, daß sie mit ihren Anliegen zu ihren Lehrern wie zuihrem Vater kommen können."

 

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'Der Schülerberg hält den Schulmöbelwagen auf Trab 'zweifacher Gebäudewechsel in kurzer Zeit  

 

Im Jahre 1950, 68 Jahre nach Bezug des alten Gymnasiums, dem heutigen Haus des Handwerks in der

Schulstraße, zeigte es sich, daß das für 115 Schüler in 6 ­ 7 Klassen gebaute Schulhaus zu klein wurde.

Es entstand das Problem eines Neubaues, das Schule, Gemeinderat und Kreisversammlung während derJahre 1951 ­ 53 heftig bewegte. Allein der Gemeinderat beschäftigte sich auf 16 Sitzungen mit demProjekt. Laut einer Denkschrift vom Dez.1952 fehlten eine Turnhalle, Chemie­, Physik­, Biologie­ undZeichenräume, und drei Klassen waren unter nicht zumutbaren Bedingungen ausgelagert. Insgesamt warendie Klassenzimmer zu klein. Im Jahre 1953 stieg die Schülerzahl auf 435 an. Nach einer von Dr. Williardgeleiteten Bürgerversammlung wurde am 7. Mai 1953 ein Neubau beschlossen, nachdem dieSchwierigkeiten der Finanzierung überwunden waren. Am 24. Nov. bis 10. Dez.1954 zog die Schule indas heutige Gebäude der Realschule an der Lehenstrage um und feierte dieses am 11. Dez. mit einemFestakt in der Festhalle. Zum Namen der Schule ist im Protokoll der Lehrerkonferenz nachzulesen: "DasKollegium ist damit einverstanden, daß das neue Gymnaslum 'Fürstenberg­Gymnasium' heißen soll (imDarlehensvertrag festgelegt)". Die Schule war mit den 18 Klassenräumen, Biologie­, Chemie­, Physik­,Musik­, Zeichen­, Werkraum, mit dem Verwaltungsteil und dem Schülertageheim für eineHöchstbelegung mit 594 Schülern geplant. Man war der Ansicht, daß dieses auf lange Sicht hin selbst beigünstigsten Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt und des Einzugsgebietes der Schule ausreichen werde.Es sollte sich jedoch bald zeigen, in welch kurzer Zeit sich die Raumsituation ändern sollte. AnfangSept.1955 wurde die Turnhalle in Benutzung genommen. Die Gesamtkosten für Schule und Turnhallebeliefen sich auf 1,8 Mill. DM. Während der Auseinandersetzung um den Neubau fand am 1. ­ 12. Juli1953 das 175jährige Jubiläum der Schule statt. Prof. Dr. Karl Siegfried Bader hielt den Festvortrag über"Das Gymnasium Donaueschingen als Kultur­ und Bildungsstätte."

Die dem Einzug folgenden Jahre sind geprägt durch eine lange und heftige Auseinandersetzung um

die Schultypen im Gymnasium. Ausgangspunkt war das Düsseldorfer Abkommen der Ministerpräsidentender Länder vom 17. Febr.1955 zur bundesweiten Vereinheitlichung des Schulwesens. Hierin wurde u.a.der Schulbeginn auf den 1. April, die Zensuren von 1 ­ 6 und die Organisation des Mittelschulwesensfestgelegt. Für das Gymnaslum Donaueschingen war beunruhigend, daß man die bisherigen Schultypenman zählte in Deutschland damals etwa 80 verschiedene Typen-auf 3 Typen reduzierte: altsprachlich,neusprachlich, mathematisch-naturwissenschaftlich. Typen, die dem Vertrag nicht entsprachen, sollten bisspätestens Ostern 1957 verschwinden. Dies würde bedeutet haben, daß Französisch als erste Fremdspracheentfiel und eine Kombination des altsprachlichen und neusprachlichen Zweiges mit Latein alsAnfangssprache und einer Gabelung bei der Wahl der 3. Fremdsprache nicht erlaubt war, es sei denn, manerfülle die Sonderregelung: "Ausnahmsweise kann ein Gymnasium oder ein Zug eines Gymnasiums mitLatein oder Französisch als erster Fremdsprache beginnen, wenn im Schulbezirk eine ausreichende Zahlvon Schulen des Normaltyps vorhanden ist". Am 13. März 1955 stellte der Donaueschinger Gemeinderat

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auf Antrag des Elternbeirates des Gymnasiums mit 11 Stimmen bei einer Enthaltung beim OberschulamtFreiburg den Antrag, daß der neusprachliche Zweig, der bisher dem humanistischen Zweig angegliedertwar und mit U II endete, bis 0I durchgeführt werde. Falls diese Einrichtung von zwei selbständigenSchultypen nicht möglich sei, solle die Schule in ein neusprachliches Gymnaslum umgewandelt werden,dem ein naturwissenschaftlicher Zweig angegliedert würde unter der Voraussetzung, daß für die Stadtkeine erheblichen Mehrkosten entstünden. Dieser Antrag wurde sofort durch das ErzbischöflicheOrdinariat und den Landrat Dr. Lienhart unterstützt. Am 18. März fand in Stuttgart im Kultusministeriumeine Verhandlung statt, an der von Donaueschinger Seite vertreten waren: Bürgermeister Schrempp,Landrat Dr. Lienhart, Oberstudiendirektor Dr. Williard, Studienrat Weitzell, der Vorsitzende desElternbeirates Oberjustizrat Eder und der Vorsitzende der "Vereinigung der Freunde des Gymnasiums"Kammerdirektor Dr. Johne. Die von diesen Vertretern einstimmig vorgetragene Bitte um zwei Züge wurdevom Kultusministerium abgelehnt. Die Argumente der Donaueschinger für die Beibehaltung deshumanistischen Zweiges waren: Wert der humanistischen Bildung, Tradition des Gymnasiums als einzigeszwischen Konstanz und Offenburg, Sicherung des Zugangs durch die Erweiterung des 1921 gegründetenMissionskonvikts St. Heinrich von 50 auf 150 Schüler, die zu ihrer Vorbereitung auf den geistlichen Berufdie humanistische Ausbildung brauchten, der Wunsch der Eltern der kommenden Sexta. DieGesichtspunkte von Seiten des Kultusministeriums waren: zu geringe Gesamtzahl an Schülern, zu hoheKosten. Damit war entschieden daß ab Ostern 1955 beide Sexten neusprachlich mit Französisch anfangensollten; zur Behebung der Schwierigkeiten des Missionskonvikts konnten die Schüler ab U III freiwillig in5 Stunden Griechisch unterrichtet werden. In Donaueschingen gab man sich damit nicht zufrieden. DasMissionskonvikt drohte mit derAuflösung des Konvikts, der Deutsche Altphilologen­Verband wandte sichebenso wie Oberstudienrat König direkt an den Ministerpräsidenten Dr. Gebhard Müller, dieAlbert­Ludwigs­Universität intervenierte, die Landtagsabgeordneten wurden eingeschaltet. Am 11.Dez.1956 genehmigte das Oberschulamt Südbaden, und am 16. Dez.1956 der Stadtrat, dieWiedereinrichtung eines altsprachlichen Zweiges in der Form, daß alle Schüler ab Ostern 1957 zunächstmit Latein in Vl und Französisch in IV anfangen sollten, während sich die Schüler in U III mit Englischfür das neusprachliche und mit Griechisch für das altsprachliche Gymnasium entscheiden könnten. DieseLösung war zu aller Zufriedenheit und besteht im heutigen Gymnasium noch im sprachlichen Zweig. Inden nachfolgenden Jahren konnte das Schulgeschehen in dem neuen Gebäude und mit der Struktur denSchülern ein normales Schulleben anbieten. Abgesehen davon, daß im Dez.1960 durch den Besuch von 28Lehrern der Kantonsschule Schaffhausen Kontakt nach außerhalb geknüpft wurde, der im Juni 1961erwidert wurde, gibt es in den Akten nur die Probleme zu registrieren, die ein Schulleben immerkennzeichnen. Im Jahre 1960 wird jedoch nach 5 Jahren deutlich, daß die Neuerungen der Mitte der 50-gerJahre nicht lange Bestand haben konnten. Am 29. Sept.1960 beschloß die Kultusminister­Konferenz im"Saarbrücker Abkommen" eine Rahmenvereinbarung zur Ordnung des Unterrichts an der Oberstufe derGymnasien. Ähnlich wie bei der heutigen Oberstufenreform wird als Ziel angegeben: "Die Verminderungder Zahl der Pflichtfächer und die Konzentration der Bildungsstoffe werden eine Vertiefung desUnterrichts ermöglichen und die Erziehung des Schülers zu geistiger Selbständigkeit und Verantwortungfördern." Mit dem Schuljahr 1962/63 änderte sich für die Donaueschinger Gymnasiasten folgendes:Reduzierung der Pflichtfächer von3 auf 9, nämlich: Religion, Deutsch, Geschichte, Mathematik,Leibesübungen, (altsprachlicherTyp) Latein, Griechisch, (neusprachlicherTyp) 2 Fremdsprachen;Wahlpflichtfächer: Musik oder Kunst, Chemie oder Biologie oder Physik. Wenn auch mit kleinenVeränderungen, blieb diese Regelung bis zum Ende des Schuljahres 1977/78 für die letzten beidenKlassen 12 und 13 bestehen, und wird für die nachfolgenden Klassen durch die Reformierte Oberstufeersetzt.

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Nur wenige Jahre (1954 - 70)

war die heutige Realschule

Zwischenstation

des Fürstenberg-Gymnasiums

Trotz des Neubaus der Schule zeigte sich 1960, daß man die Entwicklung der Schülerzahlen in keiner

Weise realistisch prognostiziert hatte. Die Zahl der Schüler war von 1954 450 auf 1963 636 und 1964 727gestiegen. Die Stadt sah sich 1962 gezwungen, das Gymnasium zu erweitern. Der Erweiterungsbau wurdenach 2 Jahren am 9. Sept.1964 formlos bezogen. Die Kosten betrugen rund 1 Mill. DM. Es entstanden 6neue Klassenräume, ein neuer Zeichensaal und ein Gymnastikraum. Dr. Williard bezeichnete in einemZeitungsgespräch mit dem Südkurier die Erweiterung als Endausbau: "Dr. Williard widersetzte sich demGedanken, das Fürstenberg­Gymnasium mit mehr als 700 ­ 760 Schülern vollzustopfen. Die maximaleSchülerzahl, aber auch die allerhöchste sei für ihn 800. Dann jedoch werde es schon schwierig, einenindividuellen Unterricht zu geben. Williard glaubt, daß für die nächsten 10 Jahre das Raumproblem gelöstist, wenngleich er sich im klaren darüber ist, daß die 'Bildungswelle'immer stärker anschwillt undVoraussagen in dieser Hinsicht schwierig sind. Um das Gymnasium einigermaßen zu entlasten, müsse mitder Zeit daran gedacht werden, in Donaueschingen eine Mittelschule einzurichten." Diese Erwartungenwurden schon im Jahre 1966 übertroffen, als in 26 Klassen 832 Schüler unterrichtet wurden. Bei einerAnalyse des Schülerzuwachses der beiden Kurzschuljahre 1965 und 1966 nahm das Gymnasium um 8%zu, wobei der Zuwachs aus Donaueschingen nur knapp 4% betrug, derjenige aus dem Kreisgebiet jedochüber 12%. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, daß nach jahrelangem Widerstand wohl besondersvom Gymnasium im Jahre 1966 eine Mittelschule eingerichtet wurde. Juristisch der Eichendorff­Schulezugeteilt, wurde sie von Konrektor Weigand, der am 5. Mai 1969 Rektor wurde, in den früheren Räumender Handelslehranstalten in der Augusta­Straße aufgebaut. Zur Eröffnung meldeten sich 189 Schüler an.Die Errichtung der Realschule, die 1977/78 925 Schüler hatte, wie auch die selbständige Existenz derRealschule Blumberg seit 1967 haben sicherlich das Gymnasium von einem stärkeren Druck entlastet undanderen Schichten eine weiterführende Bildung ermöglicht.

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Neubau desFürstenberg-Gymnasiums

in der Humboldtstraße

(Einzug und Unterrichtsbeginnim Sept.1970)

Als Ende 1966 gar 911 Schüler in 28 Klassen bei 2 Wanderklassen gezählt wurden, kam es am 14.

März 1967 zu einer erneuten Debatte über die Raumsorgen des Gymnasiums, die dazu führte, daß derStadtrat am 9. Mai 1967 den Beschluß faßte, ein neues Gymnasium an der Humboldt­Straße oder , wie esdamals hieß "im jetzigen Wiesengebiet zwischen dem Neberweg und der Spitalstraße " zu bauen.Nachdem die Realschule aus Raumnöten im Sept.1969 vorübergehend einen Teil des Neubaus bezogenhatte, zog das Gymnasium im Sept.1970 "sang­ und klanglos" um. Nach Aussage von BürgermeisterSchrempp sei die Schule an sich zu klein. Im Hinblick auf die Absicht, ein zweites,naturwissenschaftliches Gymnasium zu bauen, habe man bewußt mit dem räumlichen Ausmaßzurückgehalten. Das jetzige Gymnasium habe insgesamt 60 Räume, davon seien 28 Klassenzimmer. DieGesamtkosten betrugen 6 Mill. DM. Auf den Bau einer Turnhalle wurde zum Leidwesen aller Beteiligtenaus finanziellen Gründen zunächst verzichtet. Da die Schülerzahlen weiter stiegen und die Errichtung deszweiten Gymnasiums ad acta gelegt worden war, kam die Stadt nicht umhin, einen Erweiterungsbau zubeschließen, der mit Kosten von 1,6 Mill. DM zum Schuljahr 1974 mit 11 Klassen bezogen werdenkonnte. Im März 1975 wurde die mit einer Gesamtsumme von 3,6 Mill. DM erbaute Turnhalle eingeweiht.Es fand in der Halle-bei 3500 qm Fläche in drei Teile aufteilbar- am Samstag ein sportliches Programmder Schüler statt, mit Spielen mit Schülern einer kanadischen Schule in Lahr und mit Schülerinnen derKantonsschule Schaffhausen. Am Abend spielten vor 400 Zuschauern die südbadischeHallenhandballauswahl gegen Partizan Belgrad. Am Sonntag stellten die Vereine ein Non­stop Programmauf. Mit der Turnhalle und der Fertigstellung der Erich Kästner­Schule im Jahre 1977 wurde derSchulkomplex abgerundet. Es fehlt nur noch die Gestaltung der Gesamtanlage einschließlich derAußenanlagen für den Sportunterricht. Es wäre jedoch verfehlt anzunehmen, daß in Zukunft alleRaumprobleme gelöst seien. Nach einer Prognose der Schulleitung kann damit gerechnet werden, daß,abgesehen von möglichem zusätzlichen Raumbedarf durch die Reformierte Oberstufe und andere derartigeEntwicklungen­ die Schule im Jahre 1981 1665 Schüler in 53 Klassen unterbringen muß. Erst dann kannmit einer Abnahme der Schülerzahlen gerechnet werden. Wie bis dorthin die Raumfrage gelöst werdenkann, wird sich in der nächsten Zeit entscheiden müssen. Nach diesem kleinen Exkurs über dieEntwicklung der Schule bis in die Zukunft soll nun wiederum die allgemeine Schulentwicklung dersechziger Jahre angeknüpft werden.

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Nach 4 Jahren wurde bereits infolge der

angestiegenen Schülerzahlen

der Erweiterungsbau (Westflügel)

dem Hauptgebäude angefügt.

(1974)

 

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'Die wilden 60ger und 70ger-Jahre - Schule in Bewegung'  

Durch die verschiedensten Faktoren bedingt, kam es in der zweiten Hälfte der sechziger

Jahre zu einer Veränderung der Haltung Jugendlicher zu Staat, Gesellschaft und denAutoritäten. Ausgangspunkt waren die Studenten an den überfüllten Hochschulen, die ihrenProtest gegen die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse mit einer in derNachkriegszeit ungeahnten Vehemenz artikulierten. Dieser hier nicht weiter darzustellendeProtest hatte Rückwirkungen auch bis in das Donaueschinger Gymnasium. Einesteils hattesich die Struktur des Lehrerkollegiums dadurch verändert, daß eine ruckartige Vergrößerungund Verjüngung des Kollegiums eintrat, die in den nächsten Jahren zu erheblichenDifferenzen im Kollegium führten, die jedoch wegen des geringen zeitlichen Abstandes hiernicht erläutert werden können. Bei der Abschlußfeier im Jahre 1968 äußerte Dr. Williard, "daßdas Lehrerkollegium sich sehr verjüngt habe und Schwierigkeiten der jüngeren Lehrer, sich andie besonderen Donaueschinger Verhältnisse und ihre älteren Kollegen anzupassen, wohl baldausgeräumt sein würden."

Oberstudiendirektor Dr.Adolf WillardSchulleiter des Fürstenberg -Gymnasiumsseit dem 11.09.1948 kommisarischseit dem 17.06.1949 als OStD;bis&nbspEnde&nbspSchj. 70/71(gestorben am 8.Aug.71)

Oberstudiendirektor Walter KarcherSchulleiter des Fürstenberg -Gymnasiumsseit dem 28.04.1972;bis&nbspEnde&nbspSchj.&nbsp78/79danach Schulleiter einerDt.Auslandsschule in Helsinki /Finnland

Zum anderen veränderte sich auch das Verhältnis der Schüler zur Schule, zum Unterricht undzu den Lehrern. Sei es, daß auf der eben erwähnten Abschlußfeier die Abiturientenrede überKarl Marx gehalten wurde, sei es, daß die Abiturienten im nächsten Jahr eine Abschlußfeierablehnten; sei es, daß Schüler die Annahme der goldenen Uhr des Fürstenhauses ablehnten; sei

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es, daß sich ein politischer Arbeitskreis der Schüler (PAO) bildete; sei es, daß die gesamteSchülerschaft nach einem heftigen Wahlkampf mit 94%iger Beteiligung ihren Schulsprecherwählten; sei es, daß man sich heftig für eine Raucherecke einsetzte und sie auch erreichte. Anallen Punkten der Schule veränderte sich das Klima. Nicht unumstrittener Blickpunkt war dieSchülerzeitung "Forum", die am 14. Febr.1964 gegründet worden war. Einleitungssatz derNummer 4 aus dem Jahre 1968 war "Der Bildungsnotstand an unseren Gymnasien läßt sichnicht mehr leugnen. Platz­ und Lehrermangel wie auch unser, zum großen Teil veraltetesSchulsystem, beweisen es." Die 4 vorliegenden Ausgaben berichten über die Versuche, dieSMV (Schülermitverwaltung oder Schülermitverantwortung) aufzubauen, die Hausordnung zuverändern, die Schüler über politische Vorgänge und Theorien zu informieren. Letzteres fandseinen Höhepunkt im Heft 9 mit folgenden Themen: "Kritik an der Religion", "Kritik an derBürgerlichen Freiheitstheorie", "Die vierte Macht im Staat", "Die biologische Zukunft desMenschen", "Make children, not guns", "Deutscher Käs aus deutschemEuter"",USSB"",Griechisch oder Französisch". Eine Glosse in dieser Nr.9 mag dieSpannungen zwischen Schülern und Lehrern zeigen: "Ein Schüler berief sich auf dieHausordnung und weigerte sich bei Regen in der Hofpause das Schulhaus zu verlassen.Obwohl er dreimal handgreiflich hinausgeschmissen wurde, blieb er drin. Am nächsten Tagbekam er deshalb Direktionsarrest. Als er sich beschwerte, schrie sein Klassenlehrer ihnan:"Wenn's regnet, bestimme ich!". Fazit: Dies Beispiel zeigt die sinnlosen Bemühungen derSMV, in der ein Engagement für nichts ist."

Peter Tillberg : Wirst du mal Nutzen bringen, Kleiner? (1971/72 , Ausschnitt)

Stockholm, Moderna Museet

 

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