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6 Migros-Magazin 21, 21. Mai 2007 Schwesternwirtschaft Die wilden Weiber Acht Frauen auf der gastronomischen Achterbahn. In Willisau führen die Wyss-Schwestern das altehrwürdige Hotel-Restaurant Mohren. Sie wirten mit Charme, kurliger Dekoration, witzigen Speisen, der Zahl Acht – und viel, viel Humor. M an nehme sich in Acht vor diesen acht: Doris, Berti, Agnes, Helen, Madeleine, Pia, Conny und Clau- dia – die Wyss-Schwestern aus dem luzernischen Willisau. Auf einem Bau- ernhof im Nachbarort Gettnau sind die Frauen aufgewachsen, zusammen mit vier Brüdern. Zwölf Kinder! «O ja, ein rechter Haufen», sagt Agnes (47), trotzdem hätten bei ihnen daheim immer noch zusätzliche Gäste am Zmittags- tisch Platz gefunden. «Die Geselligkeit und Gastfreundschaft unserer Eltern hat uns Kin- der geprägt», meint Agnes. Das setzen die acht Schwestern jetzt, ein paar Jahrzehnte später, charmant ein: Seit einem halben Jahr weibeln und wirten sie in ihrem eigenen Gasthaus, dem Hotel-Restaurant Mohren in Willisau. Mit WWW betiteln die Frauen ihre Wirtemis- sion – Weiber-Wirtschaft-Wyss. Und eigent- lich hätte Berti (52) den «Mohren» ja gern auch noch in Restaurant Edel-Wyss umgetauft, doch vor dem seit 1574 bestehenden Haus und Namen zeigten sogar die kecken Schwestern Ehrfurcht. Also blieb der Name «Mohren» ste- hen, «was eigentlich nicht schlecht passt», meint Doris (53): «Wir alle sind vernarrt in Mohrenköpfe!» Drum werden überall im Haus auf weissen Tellern Schokoköpfchen angebo- ten. Sehr ungewöhnlich für eine Beiz – schon wahr, aber: Das Ungewöhnliche ist Programm bei den Wyss-Schwestern. Alles im «Mohren» ist ein bisschen anders. Und alles mal acht! Acht Schwestern stehen zu Diensten, acht Weintrauben zieren die Weinkarte, acht Erbsen die Speisekarte, und im zweiten Stock stehen dem Gast acht blitzsaubere Hotelzimmer zur Verfügung. Der «bunt gemischte Salat» – quasi die Menüform der bunt gemischten Schwesternschar – kostet acht Franken achtzig. BILD STEFAN VONWIL/AGENTUR FRONTAL AG

2007 Die wilden Weiber - Gueti GschichteDie wilden Weiber Acht Frauen auf der gastronomischen Achterbahn. In Willisau führen die Wyss-Schwestern das altehrwürdige Hotel-Restaurant

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  • 6 Migros-Magazin 21, 21. Mai 2007Schwesternwirtschaft

    Die wilden WeiberAcht Frauen auf der gastronomischen Achterbahn. In Willisau führen die Wyss-Schwesterndas altehrwürdige Hotel-Restaurant Mohren. Sie wirten mit Charme,kurliger Dekoration, witzigen Speisen, der Zahl Acht – und viel, viel Humor.

    Man nehme sich in Acht vor diesenacht: Doris, Berti, Agnes, Helen,Madeleine, Pia, Conny und Clau-dia – die Wyss-Schwestern ausdem luzernischen Willisau. Auf einem Bau-ernhof im Nachbarort Gettnau sind die Frauenaufgewachsen, zusammen mit vier Brüdern.Zwölf Kinder! «O ja, ein rechter Haufen», sagtAgnes (47), trotzdem hätten bei ihnen daheimimmer noch zusätzliche Gäste am Zmittags-tisch Platz gefunden. «Die Geselligkeit undGastfreundschaft unserer Eltern hat uns Kin-der geprägt», meint Agnes. Das setzen die acht

    Schwestern jetzt, ein paar Jahrzehnte später,charmant ein: Seit einem halben Jahr weibelnund wirten sie in ihrem eigenen Gasthaus, demHotel-Restaurant Mohren in Willisau. MitWWW betiteln die Frauen ihre Wirtemis-sion – Weiber-Wirtschaft-Wyss. Und eigent-lich hätte Berti (52) den «Mohren» ja gernauch noch in Restaurant Edel-Wyss umgetauft,doch vor dem seit 1574 bestehenden Haus undNamen zeigten sogar die kecken SchwesternEhrfurcht. Also blieb der Name «Mohren» ste-hen, «was eigentlich nicht schlecht passt»,meint Doris (53): «Wir alle sind vernarrt in

    Mohrenköpfe!» Drum werden überall im Hausauf weissen Tellern Schokoköpfchen angebo-ten. Sehr ungewöhnlich für eine Beiz – schonwahr, aber: Das Ungewöhnliche ist Programmbei den Wyss-Schwestern. Alles im «Mohren»ist ein bisschen anders. Und alles mal acht!

    Acht Schwestern stehen zu Diensten, achtWeintrauben zieren die Weinkarte, acht Erbsendie Speisekarte, und im zweiten Stock stehendem Gast acht blitzsaubere Hotelzimmerzur Verfügung. Der «bunt gemischte Salat» –quasi die Menüform der bunt gemischtenSchwesternschar – kostet acht Franken achtzig. BIL

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    EFAN

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  • 7Migros-Magazin 21, 21. Mai 2007 Schwesternwirtschaft

    eiber von Willisau

    Und vor den Fenstern der Gaststube baumelnacht Figuren. Acht freche Frauenfiguren. Erin-nern ein wenig an Christbaumschmuck, ver-wirren aber mit Hexchengrinsen und Engels-flügeln; vorwitzig sind sie und sanft zugleich,eine Mischung aus Fee und Teufelsweiblein.«Keine Ahnung», spielt Agnes die Ahnungs-lose, «wen diese Figuren darstellen sollen …»

    Die acht lieben Wein, Essen, JassenIrgendwann mal «etwas zusammen machen».Das hatten sich die Wyss-Schwestern schonimmer vorgenommen. Sie konnten es schliess-

    lich schon immer gut miteinander: Wellness-ferien haben sie gemeinsam verbracht, Ski-wochenenden zu acht genossen oder einenStädteflug nach Lissabon gebucht. AchtSchwestern, die sich achten und mögen – nichtselbstverständlich. «So viele Geschwister undkein Krach, das allein ist doch schon ausser-gewöhnlich», bringt es die Dame im Verkehrs-büro Willisau auf den Punkt. Die Wyss-Schwestern sind das Tratschthema im Städtli.Erst grad letzte Woche hatte Agnes zwei Gästein der Beiz, die das Gerücht bestätigt habenwollten, zwei der Wyss-Weiber hätten den

    Bettel entnervt hingeworfen und ihre Ge-schwister im Stich gelassen. «Domms Züüg»,meint Agnes. Man lerne zwar auch die nega-tiven Seiten der Geschwister kennen, wennman so intensiv zusammenarbeite. «Aber mankann ja miteinander über alles reden.»

    Geredet und geprostet wurde auch vor vierJahren. Damals trafen sich die acht Wyss-Frauen zum Apéro im «Mohren» und erfuhrenzufällig, dass das Gasthaus verpachtet werde.Mal etwas zusammen machen … Jetzt war dieGelegenheit gekommen. Sie alle liebten dochWein, Speisen, Geselligkeit, Humor und Jas-

    Die munteren Wyss-Schwestern von links:Pia, Claudia, Berti, Doris,

    Madeleine, Conny, Agnes und Helen.

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    sen. Und die acht Frauen beschlossen: «Wirwerden Wirt!» Vorerst aber ernteten dieDamen nur ein müdes Lächeln der «Fach-leute», und der «Mohren» ging an anderePächter. Der Traum schien ausgeträumt.

    Vom Bankschalter hinter den TresenDann aber, im Frühling 2006 wars, klappte esdoch noch. Der «Mohren» suchte schon wie-der einen neuen Pächter. Und da erinnerte mansich an die verrückte Idee der Wyss-Schwes-tern und hakte nach: Wollt Ihr noch immer?Und ob sie wollten – aber auf ihre ganz eigene,unkonventionelle Weise. Auf Wyss-Art eben.Und im Eiltempo. Denn wenn acht witzigeKöpfe denken, wirbelts gewaltig: Innert weni-ger Wochen stampften die zukünftigen Wir-tinnen Konzepte, Menügestaltung, Einrich-tungsideen und Einsatzpläne aus dem Boden.«Acht Meinungen in eine Richtung zu lenkenist nicht immer ganz einfach», erinnert sich

    Agnes, aber bei einem Schluck Wein hätte sichschliesslich alles regeln lassen. Die Schwes-tern waren Feuer und Flamme – nur ihre Fami-lien trauten der Sache noch nicht so recht.

    Acht Ehemänner warnten ihre Gattinnenvor dem finanziell ungewissen Beizenaben-teuer, Söhne und Töchter äusserten ihreBedenken, wenn Mami plötzlich wirtet, undPia (49), die früher bereits im Hotelfach ge-arbeitet hatte, mahnte ihre Schwestern, dasGastrogewerbe sei dann oft ganz schön hart.Doch der Entschluss stand fest: Wir wollendas, wir können das. Wir ziehen das durch! DieWeiber-Wirtschaft-Wyss wurde gegründet(im Fachjargon korrekt Wyss Gastro GmbH

    genannt), der «Mohren» in Pacht genommen,und jede der Wyss-Frauen begann sich in dieGastrowelt einzuarbeiten.

    Gäste mit Durst und blutigen WundenDie Aufgabenbereiche waren schnell zugeteilt:Die gelernte Bankfachfrau Agnes machte dasWirtepatent und ist – zusammen mit Doris undBerti – so etwas wie die Chefin des Hauses.Hauswirtschaftslehrerin Doris befasst sich mitallen Geheimnissen von Hotellerie und Deko-rationskunst, und Koch Conny (45) tüftelt anMenüideen herum. Weinliebhaberin Berti (52)hat ihr Hobby zur Profession gemacht undheisst seither den Weinkeller ihr Revier, «Büro-gummi» Claudia kümmert sich um Computer,Drucker, viele farbige Ordner und leider nochmehr Rechnungen. Und Pia, Madeleine undHelen wirbeln dort herum, wo sie gerade amnötigsten gebraucht werden. Selbst wenn esauch mal ein branchenfremder Einsatz ist. Wie

    Berti Hodel-Wyss (52)kümmert sich um denWeinkeller.

    Doris Grob-Wyss(53) ist zuständigfür die Hotellerie

    und das Dekorierenim «Mohren».

    Sogar Gäste mitblutenden Kopfwunden werden

    professionell versorgt.

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    letzthin, als ein Mann mit blutender Kopf-wunde in den «Mohren» tappte und bei HelenWyss (50) genau an die Richtige geriet: Diegelernte Krankenschwester versorgte denBlutkopf genauso fachgerecht und charmant,wie sie als Serviceangestellte den «Mohren»-Klassiker «Bauernbratwurst im Zwiebeljus»für 19 Franken serviert.

    Wirten nur im NebenamtDenn wohlverstanden: Keine der Schwesternwirtet hauptberuflich, viele haben einen «nor-malen» Job, versorgen daheim noch eine Fa-milie und betrachten ihren «Mohren» einfachnur als Traum, der in Erfüllung gegangen ist,«und als grosses Abenteuer», wie Agnes esformuliert. Denn ein finanzielles Risiko ist dasUnternehmen allemal. Zwar ist der «Mohren»für keine der Schwestern die Haupteinnahme-quelle, «doch einfach nur so zum Plausch ma-chen wir das alles dann doch nicht», präzisiert

    Berti. Im Klartext: Hotel und Restaurant sollenrentieren. Tun sie auch.

    Am 16. November 2006 feierte der «Moh-ren» Neueröffnung. Im Gästebuch des Hauseshat ein Besucher auf Seite eins, als allererstenSatz hingeschrieben: «So viel Mut!» Doch be-reits die weiteren Gästeeinträge beweisen, dassder Laden läuft: «Sehr angenehm und lustigbei Euch. Essen super!», ist da etwa notiertoder auch «Als chronischer Hotelmuffel habeich mich im ‹Mohren› wie zu Hause gefühlt.»Wie zu Hause …Vielleicht, weil der «Mohren»tatsächlich wie ein Zuhause für die Wyss-Schwestern ist. Ein Daheim, das sie genausosorgfältig und liebevoll einrichten wie Stube,

    Schlafzimmer und Bad in ihrem Privathaus-halt. Tritt man als Gast zum ersten Mal in den«Mohren», erschrickt man und glaubt, sich ineine private Stube verwirrt zu haben. Die Art,wie Agnes die Gäste begrüsst, wie Berti einenSpruch macht, Pia charmant nach den Wün-schen fragt … sitzt man hier denn wirklich ineiner Beiz?

    Die Gaststube, nebenan das ‹Spyssäli›oder auch der grosse Saal im ersten Ober-geschoss sind heimelig und dennoch unkon-ventionell und mit viel Stil und noch mehrWitz eingerichtet. Das auf Hochglanz poliertedunkle Holz in der Beiz wirkt nicht sehr aus-sergewöhnlich, die orangefarbenen Vorhängeaber, die modernen Bilder und Grafiken an denWänden, der pfiffige Blumenschmuck, die er-wähnten acht Hexenfeen vor den Fenstern, derviolette Sitzfilz auf den Bänken und die gift-grünen Tischtücher mit Erbsenmotiv («füreinmal sind hier Erbsenzähler willkommen»,

    Agnes Hodel-Wyss (47)ist verantwortlich für Service,Personal, Events – undbesonders galante Gäste.

    Helen Röthlin-Wyss (50)ist Krankenschwester

    und hilft im «Mohren» imService mit.

    Humorspeisekarte: Pommesund Frittiertes nur,

    wenn es gar nicht anders geht.

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  • 11Migros-Magazin 21, 21. Mai 2007 Schwesternwirtschaft

    lacht Agnes) geben dem Willisauer «Frauen-haus» eine unverkennbare Note.

    Was aber am meisten auffällt, ist der Witzund Schalk, der in der Weiberwirtschaftherrscht. Beispiel: Darf man im «Mohren»rauchen? Darüber haben die Schwestern ge-stritten – und schliesslich abgestimmt: Dreiwaren dagegen, fünf dafür. Witziger Kompro-miss der Wyss-Sisters: Da stehen nun überallSchildchen auf den Tischen mit dem augen-zwinkernden Hinweis: «Hier sitzen Nicht-raucher neben Rauchern, die während derEssenszeiten nicht rauchen.»

    Noch unterhaltsamer ist die Speisekarte:Gekocht wird saisongerecht, darum wird dieKarte dauernd angepasst. Und humoristischpräsentiert: Vegetarisches wird neckisch als«(G)lustiges für Fleischallergiker» angeprie-sen, Fleisch samt Jööö-Effekt «vom fidelenSäuli» aufgelistet, und Deftiges «mit vielGmües, Rahm und Chäs» wird versöhnlich mit

    den Worten «macht gross und stark» entschul-digt. Ja selbst unverbesserliche Schnipo-Lieb-haber kommen – wenn auch mit einer kleinenPortion Tadel – auf ihre fettigen Kosten: «Pom-mes und Frittiertes», steht da in schwarzerSchnürlischrift auf der Karte, «nur, wenns garnicht anders geht.»

    Koch in der Küche – Hahn im KorbDen acht Wyss-Schwestern stehen weiteresieben Teilzeithelferinnen in Küche, Serviceund Hotel zur Verfügung. 15 Frauen also ins-gesamt. Und ein Mann. Ein einziger! MarkusZaugg ist der Koch. Gemeldet hat er sich da-mals «auf das auffällig witzige Inserat». Neu-gierig geworden, kam er nach Willisau undlernte den Wyss-Clan kennen. Und sowohl dieSchwestern als auch er hätten nach erstem,gegenseitigem Beschnuppern gemeint: «Mo-moll, wir wollen es miteinander versuchen.»Ein gelungener Versuch. Zauggs kreativ-ausgefallene Küchenexperimente wetteifernmit den verrückten Wyss-Ideen.

    Im Grunde ist Zaugg als Koch der einzigeVollprofi im Hotel-Restaurant Mohren. Vor-

    Conny Postler-Wyss (45)kennt sich in der Küche aus:Sie ist gelernter Koch.

    Claudia Wyss Schwegler(43) bezeichnet sich

    selber als Bürogummi.

    Traditionshaus seit 1574: Der «Mohren» steht amEingang des Altstädtchens von Willisau LU.

    Total 15 Frauen – und nurein Mann: der Koch.

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  • 13Migros-Magazin 21, 21. Mai 2007 Schwesternwirtschaft

    teil: «Ich kann viel mitbestimmen und meinelangjährige Erfahrung einbringen.» Nachteil?Zaugg zögert, nestelt an seinem zu einem Pfer-deschwanz gebundenen Haar herum. Jetztbloss nichts Falsches sagen, hat er dochacht Chefs im Nacken. Manchmal, sagt Zauggschliesslich, glaubten die Wyss-Frauen, dieArbeitsabläufe im Betrieb funktioniertengleich wie in ihrem Haushalt, «was natürlichüberhaupt nicht klappt!» Aber sonst, das be-tont der Koch mit Nachdruck, im «Mohren»zu kochen, o ja, das mache riesigen Spass!

    Das sehen die Gäste genauso. Egal, obGeschäftsanlass, Klassentreffen, Familien-feier, Hochzeitsessen, Leidmahl oder Vereins-versammlung – der «Mohren» wird als herz-

    erfrischende Ausnahme im Gastroalltag wahr-genommen. Alles ist hier irgendwie anders.Und es scheint so, als zeigten sich andereSchwesterngruppen solidarisch mit den Wyss-Frauen. «Wir begrüssen auffallend viele Grup-pen von Schwestern als Gäste», sagt Agnes.

    Unkreative GarderobeMan kann schauen, wo man will, die Weiber-Wirtschaft-Wyss langweilt niemanden. Nureine Sache ist auch im «Mohren» genausokonventionell wie in Tausenden von anderenBeizen in diesem Land. Wo Mäntel, Jacken

    und Hüte hängen, klebt ein Schildchen mitdem Hinweis: «Für die Garderobe wird nichtgehaftet.» Aber, aber … so etwas Banales, Tro-ckenes, Langweiliges ist man von den achtWyss-Damen gar nicht gewohnt. Da haben sieversagt. Aber vielleicht kommt das ja noch.Und der legendäre Wortwitz der acht greiftselbst hier. Und dann steht da wohl demnächst«Ob-Acht vor Garderobedieben!»

    Text Marcel Huwyler

    Bilder René Ruis

    Infos www.mohren.ch / Sonntag, Montag ist Ruhetag.

    Madeleine Wyss Remund (49)zapft Bier, serviert

    oder hilft im Hotelbüro.

    Pia Wyss Witschi (48)reist stets aus Bern anund hilft im Service.

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