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ISSN 1864-1725 4/2013 Biblio Theke Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit Rasende Hasen und schwatzhafte Hunde Tierische Literatur Das liest doch sowieso keiner mehr Klassiker neu gewandet Ich sehe was, was Du nicht siehst Die Koffer voller eBooks Weltgebetstag der Frauen 2014 Literatur-Praxis

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ISSN 1864-1725 4/2013

BiblioTheke Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit

Rasende Hasen und schwatzhafte Hunde Tierische Literatur

Das liest doch sowieso keiner mehrKlassiker neu gewandet

Ich sehe was, was Du nicht siehstDie Koffer voller eBooks

Weltgebetstag der Frauen 2014Literatur-Praxis

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GundaOstermann

Editorial

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Liebe Leserin, lieber Leser,

2 Inhalt 4 /2013

der Borromäusverein e.V. (bv.) wurde mit seinem Projektantrag „Ich bin ein LeseHeld“ vom Bundesministeri-um für Bildung und Wissenschaft als Bündnispartner des bundes weiten Programms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ ausgewählt. Für die Durchführung des Konzepts wird der bv. in den nächsten Jahren mit umfangreichen Projektmitteln gefördert.

Das Projekt „Ich bin ein LeseHeld“ ist für vier- bis zehn-jährige Jungen konzipiert, die in Kooperation von KÖB und bv. mit Kindergärten, Schulen, lokalen Vereinen und Be-rufssparten durch unterschiedliche Aktionen rund ums „Lesen“ bei ih-ren Interessen abgeholt und gezielt an lustvolles Lesen herangeführt werden sollen. Bewegung, Spiel und Kreativität mit Gleichaltrigen in Kombination mit lesenden männ-lichen Vorbildern sollen Spaß am Lesen wecken, die Lesesozialisation und damit auch die Bildungschan-cen der Jungen positiv beeinflussen.

Um den Altersunterschieden ge-recht zu werden, richten sich die Abenteuerreihen an drei Alters-gruppen vier bis sechs Jahre (Kin-dergarten), sechs bis acht Jahre (1./2. Klasse Grundschule), acht bis zehn Jahre (3./4. Klasse Grund-schule). Die Abenteuerreihen be-stehen aus vier Modulen in denen (Vor)Lesen mit einfachen kreativen und spielerischen Aktivitäten zu einem Abenteuer verknüpft wer-den. Die Module ermöglichen eine einfache und vielfältige Umset-zung der Aktionen.Mit „Ich bin ein

LeseHeld“ knüpft die Erfolgsge-schichte der Leseförderung in den KÖB an die Förderaktionen rund um „Ich bin Bib(liotheks)fit“ an und wird weiter fortgeführt. Sowohl inhaltlich, didaktisch, als auch struk turell an die Zielgruppe „Jun-gen“ angepasst, erfolgt eine Kombi-nation erprobter und neuer Metho-den mit denen ein bundesweit be-deutender bildungspoliti scher Bei-trag geleistet wird.

Uns ist bewusst, dass die meisten unter Ihnen ehrenamtlich in den KÖB/ÖB arbeiten, deshalb neh-men wir Ihnen einen Großteil der Arbeit ab und bieten ein kosten-loses und umfassendes Aktionspa-ket an: inklusive Schulungen, Un-terstützung in der Planung und weiterer Extras z. B. für die Ausstat-tung Ihrer KÖB.

Ich hoffe, Sie sind dabei!

Alle Informationen zu „Ich bin ein LeseHeld“ und die Bewerbung für die Teilnahme am Projekt finden Sie unter: www.borromaeusverein.de oder schreiben Sie uns: [email protected]

Herzliche Grüße, Gunda Ostermann

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Gunda Ostermann, Jahrgang 1974, lebt mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn in Venlo.

Tiere in Literatur und Populärkultur Thomas Völkner

Von der Bücherei in den Urwald oder nach São Paulo Julia Süßbrich

Das liest doch sowieso keiner mehr … Beate Mainka

Literatur zum Blättern – Kinder- und Jugendzeitschriften Susanne Emschermann

Nachrichten aus Mainz Isolde Breuckmann, Willi Weiers, Katharina Dörnemann

Herr Wolke: Live und in seinen Büchern Rolf Barth

Lesen und darüber sprechen Gabriele Dreßing

Film: Ich sehe was, was Du nicht siehst Eberhard Streier

Aufbau von Lese-Clubs in Südafrika Leonie Dapper

Ganz Aachen hat die Koffer voller eBooks Michael Ziemons

Praxisberichte

- Pimp up your library KÖB Remigius, Otterstadt

- Bibfit – Buchsonntag – und mehr KÖB St. Gertrud, Leimersheim

- Die LESERATTEN der Roter Bücherei KÖB St. Verena, Rot

- Ökumenisches Vorleseseminar KÖB AG, Neuss

- Mit 6 Jahren den Führerschein gemacht! ÖB Münster, Münster-Altheim

- Wir lesen uns auf das Rathaus KÖB St. Barbara, Essen-Kray

Literatur-Praxis: Hinter dem Paradies Annette Jantzen

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4/20134 54/2013x Tiere in der Literatur

Thomas Völkner ist freier Journalist für Hörfunk und Printmedien. Er gestaltet unter anderem eine Litera-tursendung beim Hamburger Lokalradio.

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Rasende Hasen, schwatzhafte Hunde und ein Fisch im TodeskampfTiere in Literatur und Populärkultur

Thomas Völkner

Wer hat eigentlich all die Erdmännchen in die Populärkul-tur eingeführt? Wer dafür gesorgt, dass sie zu tragenden Figuren von Kindersachbüchern wurden? Dass sie in den Beliebtheitsrankings der meisten Zoos weit oben landen? Zugegeben: Sie sind niedlich, können schön Männchen machen, und es lassen sich viele menschliche Qualitäten auf sie projizieren. Die Zoologen beteuern, dass die Erd-männchen ein ausgeprägtes Sozialverhalten haben und in familienähnlichen Kolonien leben. Popularisiert wurden sie aber mit einiger Sicherheit ab 1994 durch den ge-witzten Timon, der gemeinsam mit dem Warzenschwein Pumbaa im Disney-Film „Der König der Löwen“ („The Lion King“) dem jungen Thronfolger der Tierwelt Gesell-schaft leistet.

Es dürfte einer Mischung aus erfolgreichem Marke-ting, der Produktion unzähliger Merchandise-Artikel und dem ziemlich lang anhaltenden Boom nachmit-täglicher TV-Dokus aus diversen deutschen Tierparks geschuldet sein, dass sich die Erdmännchen im Be-wusstsein der Öffentlichkeit derart festgesetzt haben. Aber egal um welche Tierart es sich handelt, es sind zwei Punkte für deren „Erfolg“ unabdingbar: die gene-relle Zuneigung vieler Menschen zu ihren Mit-Ge-schöpfen und die Fähigkeit, mit Tieren als Protago-nisten lustige, spannende und ergreifende Geschich-ten zu erzählen.

Tiere werden in der Literatur, in Film, Fernsehen und anderen Medien entweder mit ihrem artgemäßen Ver-halten gezeigt oder vermenschlicht. Mal sind sie bela-den mit seltsamen Klischees, mal die „reine Seele“ (si-cher, auch das ist ein Klischee), mal übernehmen sie Funktionen, die besser in die Menschenwelt passen und sorgen mit dieser Verfremdung für Interesse bei den Rezipienten. Viele wissenschaftliche Autoren ha-ben sich schon zu Themen wie „Tiere in der Literatur“ geäußert und ganze Kataloge von Motiven, Figuren und Handlungskonstellationen erstellt, sodass es ver-messen wäre, dies auf engem Raum nachzuvollziehen. Statt dessen soll dieser Artikel einen – möglicherweise lau-nischen, aber stets tierlieben – Rückblick auf vergangene Lektüren und bisherigen Medienkonsum liefern.

Tiere mit menschlichen Eigenschaften

Schauplatz: Ein Acker, irgendwo im Norddeutschen. Figuren: Ein Hase und ein Igel (denkt zumindest der Hase, in Wahrheit hat der Igel seine Frau als Verstär-kung mitgebracht). Handlung: Weil der hochnäsige Hase über die kurzen Beinchen des Igels spottet, schlägt dieser ein Wettrennen vor. Siegesgewiss spur-tet der Hase los, während der Igel ein paar Schritte mittrippelt und dann stehenbleibt. Er weiß, dass am Ziel seine Frau wartet und dem verdutzten Konkur-renten ein „Ich bin schon hier!“ zuruft. Der Hase for-dert ein ums andere Mal Revanche, ehe er völlig er-schöpft zusammenbricht und stirbt.

„Der Hase und der Igel“ ist ohne Zweifel eines der be-kanntesten Tiermärchen. Sowohl die mündliche Über-lieferung als auch die Brüder Grimm oder Ludwig Bechstein, die es in ihre Märchensammlungen aufge-

nommen haben, sprechen den beiden Protagonisten menschliche Eigenschaften zu. Anthropomorphis-mus“ nennt man dieses Stilmittel, das bei fast allen Auftritten tierischer Helden in der Literatur, in Film, Fernsehen und anderen Medien verwendet wird. Da gehen Tiere plötzlich aufrecht, sie sprechen die Spra-che der Menschen, verhalten sich so, dass man ty-pische Vertreter von Ständen, Berufen, Klassen oder sogar individuelle Personen zu entdecken glaubt. Sie streiten und versöhnen sich, schmieden Ränke oder versuchen sich aus schwierigen Situationen zu befrei-en. Ganz wie in der Realität oder bei menschlichen Romanfiguren. Hase und Igel sind, sobald sie im Mär-chen aufeinandertreffen, keine Feldtiere mehr, son-dern repräsentieren den Lehnsherrn und den Leibei-genen, den Gutsbesitzer und den Bauern, den Mann aus der Stadt und den vom flachen Land.

Eindeutige Charaktereigenschaften und feste Namen besitzen auch jene Tiere, die in den Fabeln auftreten. Um noch kurz beim gerade erwähnten Plot zu blei-ben: Der feste Name des Hasen in der deutschspra-chigen Fabelwelt lautet Meister Lampe. Der Igel hat als Fabeltier Arbnora hingegen eine weniger ausgeprägte Prominenz. Bei den Fabeln, die stets auf eine Moral ausgerichtet sind, handelt es sich übrigens um eine li-terarische Form, die von bekannten Schriftstellern wie Aesop, La Fontaine und Lessing verwendet wurde.

Selbstredend, dass erst die Zuschreibung menschlicher Eigenschaften aus unzähligen Tieren handelnde Fi-guren macht. Micky Maus und Donald Duck, Jim Hensons Muppets oder – aktueller – der Maulwurf des Puppenspielers René Marik, Art Spiegelmans Graphic Novel „Maus – Die Geschichte eines Überlebenden“,

© Friedbert Simon, Pfarrbriefservice

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4/20136 74/2013 Tiere in der LiteraturTiere in der Literatur

Erstaunlicherweise ist der Marlin nicht nur der Ge-genspieler des menschlichen Protagonisten, sondern – je länger die gemeinsam verbrachte Zeit auf hoher See andauert – auch sein Begleiter, seine Bezugsperson und sein „Bruder“. Santiago wendet sich ihm zu, ohne sich über ihn zu erheben. Indem er den Fisch in größ-ter Erschöpfung zum Rollentausch auffordert und ausruft, es sei ihm egal, wer hier wen tötet, stellt er sich auf eine Stufe mit dem Tier. Das natürliche Opfer wird beinahe zur gleichberechtigten Mit-Kreatur.

Wenn Tiere als Gefährten des Menschen gezeigt wer-den, entspricht dies natürlich den Erfahrungen aus der Wirklichkeit. Man muss nur Hundebesitzer darauf ansprechen und wird mit Sicherheit euphorische Ant-worten erhalten, in denen von engen Zweierbezie-hungen, von Kämpfen zur Festlegung der Rangord-nung im Rudel, von Treue und Anhänglichkeit die Rede ist. Die Beschreibungen reichen vom Begleiter bei alltäglichen Verrichtungen bis fast hin zum spiri-tuellen Vertrauten. Eine ähnliche Bandbreite von tie-rischen Gefährten präsentieren Literatur, Film und sonstige fiktionale Medien. In der Disney-Version von Rudyard Kiplings „Das Dschungelbuch“ („The Jungle Book“) wird der Junge Mogli vom schwarzen Panther Baghira und dem tapsigen Bären Balu begleitet, die für ihn eine Mischung aus Lehrer, Aufpasser und Pa-tenonkel sind. (Balu erweist sich sogar, wer könnte das vergessen, als veritabler Gesangspartner!) Carlo Collodi stellt seinem „Pinocchio“ („Le Avventure di Pinocchio“) – eine Puppe, die auf dem Weg zur Menschwerdung ist – gleich mehrere Begleiter unter-schiedlicher Couleur zur Seite: die positiv besetzte sprechende Grille, die ihm wiederholt gute Ratschläge

gibt, sowie das Gaunerpärchen Kater und Fuchs, die ihm denkbar schlechte Vorbilder sind. Und welcher TV-Zuschauer der 70er Jahre erinnert sich nicht an die Kröte Kühlwalda, die dem aus dem normannischen England per Zeitreise ins 20. Jahrhundert verirrten Zauberer „Catweazle“ allzeit eine treue und geschätz-te Vertraute war?

Wenn Tiere sprechen könnten …

Schauplatz: Ein Raum voller Kabel, Netzwerkrelais, In-terfaces und Lautsprecher. Figuren und Handlung: Bud-dy, ein brauner Labrador-Retriever, ehemals Mitglied der Familie von Präsident Bill Clinton und jetzt der erste Hund, der mithilfe modernster Technologie sprechen kann. Ferner Journalisten und Politiker, die begierig auf Buddys Aussage zu Clintons Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky warten. Dabei kann Buddy zunächst nicht verstehen, was die ganze Aufregung soll: „Warum soll ich mich für die Frau in-teressieren, für die sich mein Herrchen interessiert?“

In dieser rhetorischen Frage steckt viel vom grund-sätzlichen Verhältnis von Hund zu Herrchen, denn welche Partner, Kinder, Freunde oder amouröse Ver-hältnisse der Chef im Rudel hat, ist für den Hund zweitrangig. Und doch soll Buddy in der Novelle „First Dog“ des puertoricanischen Schriftstellers Luis Rafael Sánchez eine Aussage machen, die für die Öf-fentlichkeit eine enorm große Bedeutung besitzt. Was liegt näher – zumindest in der Fiktion, die ein gutes Stück weit in die literarische Phantastik hineinreicht –, als Buddy zum eloquenten Hauptzeugen zu ma-chen, der den Ermittlungen der Clinton-Gegner neu-en Schub und dem angestrebten Amtsenthebungsver-fahren neues Futter geben kann?

Wenn Haustiere, von deren Anwesenheit am Ort eines Geschehens man weiß, nur reden könnten … Eine Vorstellung, die Voyeuren die Freudentränen in die Augen treibt und die Phantasie zahlreicher Schriftstel-ler befeuert. Literaturfans können etwa den Labor-hund Lumpi kennenlernen, der die Hauptrolle in Michail Bulgakows technologisch-futuristischem Ro-man „Hundeherz“ (gerade neu übersetzt unter dem Titel „Das hündische Herz“) spielt. Oder sie hören vom Malteser-Hündchen Maf allerlei Klatsch und

Tratsch aus seiner Zeit mit einem Hollywood-Star. An-drew O'Hagan hat in „Leben und Ansichten von Maf dem Hund und seiner Freundin Marilyn Monroe“ („The Life and Opinions of Maf the Dog, and of his Friend Marilyn Monroe“) dem High-Society-Hund, den die echte Monroe übrigens von Frank Sinatra er-hielt, ein paar bemerkenswerte Statements ins Maul gelegt: „Wer war ich, dass ich eine unglückliche Schau-spielerin bewachte? Wer waren diese Leute überhaupt, die Leben auf der Leinwand erfinden, aber ihr eigenes Leben nicht einmal ansatzweise leben konnten?“

Dilettierende Spürnasen

Schauplatz: Im grünen irischen Gras unweit der Steil-küste, an der die Konferenz der Schafe tagt. Figuren und Handlung: Der alte Widder Sir Ritchfield und das Schaf Maude, die sich über den erschlagenen George Glenn beugen. Maude kann sich nicht erklären, wa-rum der exzentrische Schäfer, der seiner Herde oft aus Krimis vorgelesen hat, so leblos daliegt: „Gestern war er noch gesund.“

Sir Ritchfield, Maude, vor allem aber das blitzgescheite Schaf Miss Maple und die anderen Tiere dürften in-zwischen einer großen Leserschaft bekannt sein, stand der 2005 veröffentlichte Roman „Glennkill“ von Leo-nie Swann doch lange auf den Bestsellerlisten. Ein Kri-minalroman mit einem echten Mord, in dem aber nicht die Polizei, Privatdetektive oder recherchieren-de Journalisten die Handlung bestimmen, sondern eine Gruppe von Tieren. Im Fahrwasser des erfolg-

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© Martin Manigatterer, Pfarrbriefservice

detek tivisch angehauchte Aale mit Schlapphut, das sprechende Pferd Mister Ed aus der Frühzeit der TV-Sitcoms und eine Heerschar von Lemuren, denen es auf Madagaskar so gut geht, dass sie stundenlang „I like to move it“ singen. Würde man die Liste weiter führen, enthielte sie ein extrem breites Sammelsuri-um – und wäre endlos.

Treue Begleiter gesucht

Schauplatz: Auf dem karibischen Meer. Figuren: Der alte Fischer Santiago, den man sich mit weißem Bart, sonnengegerbtem Gesicht und zerschlissener Klei-dung vorstellen kann, und ein riesiger Marlin (Speer-fisch). Handlung: Der Fisch zieht den alten Mann seit zwei Tagen an der Angelschnur hinter sich her und befindet sich jetzt im Todeskampf. Santiago hält inne-re Zwiesprache mit ihm: „Du tötest mich, Fisch, dach-te der alte Mann. Aber dazu bist du berechtigt. Nie-mals habe ich etwas Größeres und Schöneres oder Ru-higeres oder Edleres gesehen als dich, Bruder. Komm nur und töte mich. Mir ist es gleich, wer wen tötet.“

Ernest Hemmingway beschreibt in seiner 1952 veröf-fentlichten Novelle „Der alte Mann und das Meer“ („The Old Man and the Sea“) das elementare Ringen des Menschen mit der Natur. Zunächst ohne großes Fangglück unterwegs, stellt der Marlin plötzlich den mit Abstand größten Fang dar, den Santiago jemals an der Angel hatte. Da der aus zahlreichen Wunden blu-tende Fisch zu groß ist, um ins Boot gehievt zu wer-den, versucht er ihn hinter sich herzuziehen, was dazu führt, dass er von Haien verfolgt wird. Der Kampf gegen die Natur geht in die zweite und dritte Runde ...

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Tiere in der LiteraturTiere in der Literatur

reichen „Schafskrimis“ wurden eine ganze Reihe an-derer Storys lanciert, sodass mittlerweile auch Schwei-ne, Gänse, Insekten und sogar Fische zwischen zwei Buchdeckeln ermitteln. Im Grunde nahm „Glennkill“ einen früheren Trend auf, den Akif Pirinçci 1989 mit dem Katzenthriller „Felidae“ begründet hatte, in dem es um einen Mord im Umfeld eines monströsen Zuchtprogramms für eine neue, undomestizierte Kat-zenrasse ging.

Die Popularität der Tierkrimis lässt sich mit der rich-tigen Mixtur eingängiger Komponenten erklären: Zum einen sind Haus- und Hoftiere ideale Sympathie-träger. Viele Krimifans werden ihr Lieblingstier haben, und wenn das sogar als Protagonist in einem Roman auftritt, wird ihr Interesse unmittelbar entfacht. Gleichzeitig verkörpern die Tiere den Typus des dilet-tierenden Ermittlers, sprich: des Nicht-Fachmannes, der mit Witz, Einfallsreichtum und Sturheit eher ans Ziel kommt als der polizeiliche Profi. Zwischen Aga-tha Christies berühmter Miss Marple und dem schlau-en Schaf Miss Maple liegt ein einziger Konsonant, so-dass Leonie Swanns Verneigung vor der Altmeisterin des britischen Spannungsgenres mehr als deutlich wird. Bei allem Dilettantismus, der ihren Figuren an-haftet, können Tierkrimi-Schreiber mit einem großen Pfund wuchern: den speziellen Stärken bei der Sinnes-wahrnehmung der Tiere. Nicht selten ist das der Ge-ruchssinn. Die „Glennkill“-Schafe können die Angst riechen, die in einem Zimmer liegt. Lassie und Kom-missar Rex, zwei archetypische Vertreter der Gattung „Spürnase“, lassen da grüßen.

Nazis als Nashörner und Kommunisten als Schweine

Schauplatz: Eine namenlose französische Kleinstadt. Figuren und Handlung: Lauter brave Bürger, die nach und nach zu Nashörnern werden. Seltsam nur, dass kaum jemand von der fortschreitenden Verwandlung Notiz nimmt. Als letzter Mensch unter Nashörnern ist der Protagonist namens Behringer am Ende sogar traurig, dass er zum Außenseiter in einer sich verän-dernden Gesellschaft geworden ist. Gleichzeitig ist er der einzige, der den mysteriösen Vorgang bewertet: „Ein Mensch, der sich in ein Nashorn verwandelt, das ist unbestritten nicht normal.“

Erzählt wird die Geschichte von dem französisch-ru-mänischen Autor Eugène Ionesco in dem 1959 urauf-geführten Drama „Die Nashörner“ („Rhinocéros“), das als Paradebeispiel für das absurde Theater gilt. Auch wenn sich Werke dieser literarisch-theatralen Richtung konkreten Interpretationen häufig versper-ren, lässt sich Ionescos berühmtes Stück als Parabel auf den schleichenden Zivilisationsverlust in unde-mokratischen Gesellschaften verstehen. Die passiven Bewohner der kleinen Stadt wirken durchaus wie die Bürger des nationalsozialistischen Deutschlands, die angesichts der Gleichschaltung von Staat und Gesell-schaft stillhielten, wie die Sowjetbürger, die in den Jahren der stalinistischen Säuberungen die Köpfe ein-zogen oder – näher am Ort der absurden Handlung – wie jene Franzosen, die zwischen 1940 und 1944 mit ihren deutschen Besatzern kollaborierten. Vielleicht meinte Ionesco, man solle sie alle als widerstandslose, dickhäutige und ununterscheidbare Mitläufer verach-tenswerter Regime betrachten.

Eine noch bekanntere Kritik an einem Gesellschaftssy-stem verfasste George Orwell mit der 1945 erschie-nenen Parabel „Farm der Tiere“ („Animal Farm“), die auf die ersten 20 Jahre der Geschichte der Sowjetunion zielte und die klar von der Enttäuschung und der Ab-scheu des Autors, der einmal große Dinge auf die UdSSR gehalten hatte, gekennzeichnet ist. Können sich die Tiere des Bauernhofs (die Bewohner Russlands) zunächst befreien und den verhassten Bauer Jones (Zar Nikolaus II.) verjagen, übernehmen die Schweine (Bol-schewisten) unter dem Eber Napoleon (Stalin) bald da-

rauf die Herrschaft und bauen einen repressiven Staat auf (die Sowjetunion der 1930er Jahre). Für fast jede tierische Romanfigur lässt sich ein reales, menschliches Vorbild finden. Höhepunkt der parabelhaften Hand-lung ist die Proklamation eines neuen Grundsatzes für das Zusammenleben auf der Farm. Hatten die Tiere sich kurz nach der Unabhängigkeit auf „Sieben Gebote des Animalismus“ verständigt, verkünden die Schwei-ne ihre diktatorische Herrschaft in Abwandlung des ur-sprünglich siebten Gebotes. Es lautet nun: „Alle Tiere sind gleich. Aber manche sind gleicher.“ Am Ende koo-perieren die Vertreter der herrschenden Tier-Klasse mit ähnlich autoritären und korrupten Menschen aus der Nachbarschaft, und es kann kaum mehr unterschieden werden, wer hier Tier und wer Mensch ist.

In vielen weiteren Texten werden Tiere zur Darstel-lung ganzer Staats- und Gesellschaftssysteme verwen-det. Man denke nur an Waldemar Bonsels „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“ und an T.S.Eliots „Old Possum's Book of Practical Cats“ („Old Possums Kat-zenbuch“, bekannt durch die Musical-Adaption „Cats“).

Von Kundschaftern und Überbringern schlechter Nachrichten

Schauplatz: Das stille Kämmerlein eines unglücklichen Mannes, wahrscheinlich irgendwo in Nordamerika. Fi-guren und Handlung: Der namenlose Ich-Erzähler, der sei-ne verstorbene Liebste beweint und bei der Lektüre eines obskuren Buches sitzt, sowie ein Rabe, der auf jede Frage nach seiner Herkunft oder dem Grund seines Besuchs mit

„Nimmermehr“ antwortet. Immer nachdrücklicher wer-den die Fragen des Mannes, glaubt er doch, der Rabenvo-gel übermittele ihm eine Nachricht von seiner geliebten Frau. Doch die Antwort bleibt in einem fort dieselbe, und zwar so lange, bis der Mann schier wahnsinnig wird.

Das Langgedicht „Der Rabe“ („The Raven“) aus der Fe-der von Edgar Allan Poe, das erstmals 1845 im Druck erschien, ist bis heute in den Vereinigten Staaten Schul-lektüre. Es transportiert eine eigenartig-gruselige Stim-mung, in welcher die Gemütslage des Erzählers ebenso widerscheint wie die Schattierung des Vogelgefieders. Wahrscheinlich steht der Vogel mit seinem eindring-lich vorgetragenen Minimal-Vokabular für die emotio-nale Bindung, die über den Tod des geliebten Men-schen hinausreicht. Im Extremfall, so ein Interpretati-onsansatz, sei der Trauernde nicht fähig loszulassen und zu einem eigenständigen Leben zurückzufinden.

Tiere sind häufig die Überbringer von Botschaften, auf deren Grundlage die menschlichen Protagonisten ihre nächsten Schritte planen können. Ein anderer litera-risch festgehaltener Rabe wird bekanntlich von Noah ausgeschickt, um herauszufinden, wie weit das Wasser der Sintflut schon zurückgegangen ist. Noch berühmter ist die Taube, Noahs zweite Kundschafterin, die mit einem frischen Olivenzweig von ihrem Flug heim-kehrt. Da ahnt der Erbauer der Arche, dass Gott genug gezürnt hat und seiner Schöpfung eine zweite Chance gibt. (Und mit leichter Verwunderung liest man weiter und stellt fest, dass Noah gleich darauf aus Dankbarkeit ein paar Tieropfer darbringt ...) &

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Von der Bücherei in den Urwald oder nach São PauloBrasilianische Kinder- und Jugendbuchwochen in Köln

Jul ia Süßbrich

Konnten Kinder in Ihrer KÖB schon einmal testen, wie scharf die Zähne eines präparierten Piranhas sind? Oder einen Indianer aus dem brasilianischen Urwald kennen lernen, der ihnen Legenden seines Volkes auf Portugiesisch vorlas?

Sieben Kölner KÖBs hatten zwischen dem 10. und 21. Juni 2013 brasilianische Autoren zu zweisprachigen Lesungen für Schulklassen zu Gast. Die Lesungen standen im Rahmen der Brasilianischen Kinder- und Jugendbuchwochen, einer gemeinsamen Veranstal-tung der SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn, des Erzbistums Köln, des Kulturamts der Stadt Köln und der StadtBibliothek Köln.

Die anderen Lesungen der Veranstaltungsreihe fan-den in den Stadtteilbibliotheken der StadtBibliothek und in Schulen statt. Zusätzlich wurde eine Ausstel-lung mit Originalillustrationen des derzeit wohl be-kanntesten brasilianischen Illustrators Roger Mello und ein Filmprogramm mit brasilianischen Filmen für Jugendliche und junge Erwachsene gezeigt. Eine zweisprachige szenische Lesung eines Theaterstückes wurde ebenfalls geboten, in Anwesenheit der Autorin Karen Acioly.

Interessante Begegnungen

Ganz unterschiedliche Begegnungen ergaben sich bei den Lesungen: Ricardo Azevedo aus São Paulo zum Beispiel ist sowohl Autor als auch Illustrator und stell-

Daniel Munduruku in der KÖB St. Anno Bücherwurm

te nicht nur sein Kinderbuch über einen jungen Fuß-ballfan vor, sondern erzählte in der KÖB St. Mechtern (Köln-Ehrenfeld) auch von seiner aktuellen schrift-stellerischen Arbeit und beantwortete mit Hilfe seiner Dolmetscherin allerlei Fragen der Kinder. Ciça Fitti-paldi, ebenfalls Autorin und Illustratorin, hatte eine Legendenerzählung aus dem Urwald nach Köln-Vingst mitgebracht und rundete ihren Vortrag nicht nur mit eingespielter Musik und Bilderschau ab, sondern tanzte sogar mit den Kindern.

Zum Tanz aufgefordert wurden die Schüler auch bei der Lesung in der KÖB St. Anno Bücherwurm (Köln-Holweide), und zwar von Daniel Munduruku. Der be-reits erwähnte Indianer aus dem brasilianischen Ur-wald warf sich extra in Schale: Gesichtsbemalung und Federschmuck legte er vor den Augen der Kinder an, eine Kette aus Makakenzähnen trug er sowieso („ein Glücksbringer für mich, aber wohl nicht für den Ma-kaken...“, erklärte er grinsend). Er brachte dem inte-ressierten Publikum erste Wörter in der Sprache seines Volkes bei, las auf Portugiesisch eine Legende vor, er-zählte von seiner eigenen Kindheit und Schulzeit und von den Traditionen seines Volkes, sang und tanzte mit den Kindern und war zu manchem Scherz aufge-legt.

Brasilienwissen zum Anfassen und Staunen vermit-telte auch die im Ruhrgebiet lebende Irlenise de Ma-galhães Lange, eine von vier Autorinnen eines zwei-sprachigen Sachbuchs über Brasilien (Pelo Brasil afora – Unterwegs in Brasilien, Gardez! Verlag): Sie hatte nicht nur das bilderreiche Buch, Skizzen ihrer Illustra-tionen und Kartenmaterial im Gepäck, sondern zeigte in der KÖB St. Albertus Magnus (Köln-Lindenthal) auch Spielsachen aus dem Urwald und vor allem ei-nen präparierten Piranha. Die Kinder staunten nicht schlecht darüber, dass diese Frau als Kind selbst mit Piranhas zusammen im Fluss geschwommen war.

Alle Autoren, also auch Júlio Emílio Braz, Regina Drummond, Roger Mello, Luciana Sandroni und Da-nuzza Mendonça-Leuters, standen ihrem jeweiligen Publikum gerne Rede und Antwort, egal ob es um ihre Arbeit ging, das Leben in den riesigen Städten, Fuß-ball oder um den Urwald. Zur Vorbereitung konnten die Schulklassen schon kurz zuvor ein Heft mit zwei-

sprachigen Leseproben aller eingeladenen Autoren und einigen Illustrationen nutzen (für alle Interessier-ten gratis zu beziehen, www.sk-kultur.de), und so wur-de zum Beispiel Ciça Fittipaldi mit einem Plakat zum Thema Brasilien begrüßt.

Mit vereinten Kräften

Diese lebhaften zweisprachigen Lesungen, oft in den Schulen vor- und nachbereitet, haben in Kölner Ka-tholischen öffentlichen Büchereien (KÖB) Tradition, weil das Erzbistum von Anfang an zu den vier Institu-tionen zählt, die seit 1996 jedes Jahr die Internationa-len Kinder- und Jugendbuchwochen in Köln veran-stalten. Das Besondere an der Veranstaltung ist die Zusammenarbeit, in der die Ressourcen und Stärken der verschiedenen Institutionen gemeinsam zum Tra-gen kommen: Hervorgegangen ist die Initiative aus dem früheren „Arbeitskreis Leseförderung in Köln“, dem alle vier Partner angehörten.

In gemeinsamen Sitzungen werden die nächsten Gastländer festgelegt und entsteht die Konzeption der ©

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4/201312 134/2013 Bücherei und Brasi l ienBücherei und Brasi l ien

Veranstaltungsreihe mit ihren Lesungen, Illustrations-Ausstellungen, Workshops und dem Filmprogramm. Jede Institution, verkörpert durch eine oder mehrere Personen, trägt das ihre bei, organisatorisch und ma-teriell. Die organisatorische Umsetzung liegt haupt-sächlich in den Händen der SK Stiftung Kultur: Uschi Schröter, Referentin für kulturelle Bildung / Vermitt-lung sowie Literatur- und Leseförderung, trifft den Großteil der Vorbereitungen. Die Öffentlichkeitsar-beit wird ebenfalls zu großen Teilen von der SK Stif-tung Kultur übernommen. Das Kulturamt beteiligt sich sowohl an den organisatorischen Vorarbeiten als auch an der Begleitung der Autoren während der Ver-anstaltungen.

Die StadtBibliothek und das Erzbistum Köln stellen wiederum ihre Stadtteilbibliotheken und KÖB für Le-sungen und ihre bestehenden Verbindungen zu den umliegenden Schulen zur Verfügung. Sie achten da-rauf, dass ihre Kunden nach Möglichkeit die vorge-stellten Bücher auch ausleihen können (nicht immer gibt es von allen Autoren bereits ins Deutsche über-setzte Bücher). Einen Teil der Schulen laden sie direkt zu sich ein, sodass die SK Stiftung Kultur sich nur um die Schulen kümmern muss, die ihren Autor bei sich im Hause empfangen.

Die Liste der Gastländer ist lang

Elke Wachner von der Fachstelle Köln ordnet die ein-geladenen Autoren und Illustratoren den einzelnen KÖB zu. Diese stehen hauptsächlich mit Grundschu-len in Kontakt, aus denen dann ein bis zwei Klassen zur Lesung eingeladen werden. „Das Besondere an der Zusammenarbeit ist im Grunde die Zusammenarbeit

selbst: Das gleichberechtigte Arbeiten im Team, das gemeinsame Treffen von Entscheidungen, das Zusam-menwirken verschiedener Einrichtungen, das, so selbstverständlich es auch im Buchwochenteam pas-siert, vermutlich gar nicht so selbstverständlich ist. Unsere Zusammenarbeit ist vielleicht nicht einzigar-tig, aber alltäglich ist sie ganz gewiss nicht“, sagt sie. Und davon profitieren in ihren Augen alle Beteiligten: „Natürlich hilft der Blick auf das gemeinsame Ziel, welches bei Erreichen dann alle zu Gewinnern macht. Damit meine ich jetzt allerdings nicht nur die Organi-satoren und die Einrichtungen, die sie vertreten, son-dern auch die Kinder und Jugendlichen, die in den Genuss der Lesungen kommen, die Bibliotheken und Schulen, die als Leseorte zur Verfügung stehen, und nicht zuletzt die eingeladenen Autor/innen die nor-malerweise nicht vor Kindern lesen, die die Original-sprache des Textes nicht verstehen. Für alle Beteili-gten tun sich immer wieder spannende neue Dinge auf, man trifft auf Anderes, man trifft auf Ähnliches und immer wieder auf Verbindendes – und das mitt-lerweile weltweit.“ Die Liste der Gastländer ist bereits lang und deckt alle Himmelsrichtungen ab: Zu Gast waren schon Autoren und Illustratoren u. a. aus den Niederlanden, Großbritannien, Island, Norwegen, Po-len, Österreich, der Türkei, Israel, Frankreich, Spanien und den USA. Nächstes Jahr werden finnische Auto-ren und Illustratoren eingeladen.

Leseförderung und Horizonterweiterung

Ruth Maus von der KÖB St. Albertus Magnus sowie Dagmar Neff und ihre Kolleginnen von der KÖB St. Theodor merken recht oft, dass nach den Lesungen viele Kinder und Eltern plötzlich (wieder) Interesse an der KÖB zeigen, die trotz der recht engen Zusammen-arbeit mit Kindergärten und Grundschulen noch nicht oder länger nicht mehr in der Bücherei waren. „Sie entdecken bei der Lesung, wie gemütlich und herzlich die Atmosphäre in unserer Bücherei ist“, stel-len Dagmar Neff, Vesna Schneider und Ursula Klings fest. Dazu tragen die Schüler auch selbst bei, haben sie beobachtet: „Hier in unserem sehr bunten Viertel sind die internationalen Autoren erst recht willkommen, die Kinder geben uns auch hinterher oft noch positive Rückmeldungen.“ Ein Kind umarmte nach der Lesung Ciça Fittipaldi …

Julia Süßbrich hatte bereits in früheren Jahren bei den Internationalen Kinder- und Jugendbuchwochen gedolmetscht und für Fachmedien darüber berich-tet. Seit einiger Zeit wirkt sie bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit. www.sk-kultur.de, Brasilien 2013 www.sk-kultur.de/buchwochen13, andere Länder www.sk-kultur.de/literatur/buchwochen.htm

Die zweisprachigen Lesungen verfolgen mehrere Ziele zugleich: Die Begegnungen mit den Autor/innen ver-deutlichen vielen Kindern, dass Bücher keine lang-weiligen, beliebigen Gegenstände sind, sondern von Menschen geschrieben werden, die Spannendes zu er-zählen haben und sich auch für ihre Leser interessie-ren. Noch dazu fasziniert die Kinder die Situation an sich: Sie hören jemanden in einer völlig fremden Sprache sprechen und können trotzdem, mit Hilfe des Dolmetschers, mit ihm kommunizieren. Daraus erge-ben sich fast immer Erkenntnisse über das Leben im Land des Autors. Manche der Autoren fragen von sich aus auch nach dem Leben der Kinder in Deutschland, sodass ein interkultureller Dialog entsteht. Und nicht zuletzt verbinden die Kinder dann Bücher und die Bü-cherei mit diesem beeindruckenden Erlebnis.

Wer beim Zuhören den Blick schweifen lässt, entdeckt manchmal auch schon etwas, das er bei nächster Ge-legenheit ausleihen möchte. Andere erkennen mit Freude die Ehrenamtlichen wieder, die sie zuletzt in ihrer Kindergartenzeit gesehen haben, als sie am Bib-fit-Programm teilnahmen, haben Dagmar Neff und ihre Kolleginnen festgestellt. Durch diese Erlebnisse wird nicht selten die Lust der Kinder auf das Lesen

Daniel Munduruku in der KÖB St. Anno Bücherwurm

Ciça Fittipaldi (4. v. l.) und das Team der Vingster Lesung

und auf die Bücherei mit ihren vielfältigen Angeboten geweckt oder verstärkt.

Ihr Ziel erreichen die Macher der Internationalen Kin-der- und Jugendbuchwochen also mit Freude an der Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Institu-tionen, die zusammen ein Projekt zum Nutzen aller stemmen. &

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4/201314 154/2013Klassiker neu aufgemachtKlassiker neu aufgemacht Bücherei und Brasi l ien

Das liest doch sowieso keiner mehr …Wie Verlage klassische Texte in die KJL transportieren

Beate Mainka

Eine Bestandsaufnahme. Zu alt, zu kompliziert, zu ver-staubt, all diese Attribute werden klassischen Texten ange-dichtet, wenn es darum geht, sie heutzutage noch an das Kind zu bringen. Zugegeben, in den Geschichten der Alt-vorderen der Literaturgeschichte ist weder von moderner Un-terhaltungselektronik noch von Termindruck die Rede, sprich die Alltagswelt des modernen Kindes bleibt außen vor.

Und dennoch, dürfen wir uns wirklich anmaßen, Texte über Bord zu werfen, die mitunter ca. 2800 Jah-re (Homer), 500 Jahre (Shakespeare, Cervantes) oder auch nur 150 (Jules Verne) Jahre lang Generationen von Menschen mit einer Leidenschaft für gute Ge-schichten und geschliffene Sprache begeistert haben? Doch zunächst muss definiert werden, was im Sinne

dieses Artikels als klassischer Text bezeichnet wird. Hier geht es nicht um Kinderbuchklassiker wie etwa die Bücher von Astrid Lindgren, C.S. Lewis oder Sibyl-le Olfers, sondern um Klassiker der Weltliteratur, die sich in ihrer Aufmachung an die Zielgruppe Kinder und/oder Jugendliche richten. Dabei kann es sich um die textliche Ursprungs- oder eine bearbeitete Fassung handeln. Die Grenzen zwischen beiden Gruppen sind mitunter fließend.

Es sind meist kleine, aber feine Verlage, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, abseits des Mainstream ihre Leidenschaft für klassische Texte umzusetzen, oftmals in Kooperation mit hervorragenden Künstlern und Il-lustratoren. Doch auch die großen Verlage fokussie-ren sich zeitweise auf klassische Texte, insbesondere einige Erstleserreihen greifen momentan darauf zu-

Klassiker neu aufgemacht

rück, natürlich bearbeitet und gekürzt. Inwieweit die-ses dem literarischen Vorbild gerecht wird, sei dahin-gestellt.

Klassiker für Leseanfänger – nicht immer gelungen

Klassikerbearbeitungen für Erstleser gibt es zuhauf, meistens handelt es sich um solche, die bereits seit Jahrzehnten zum festen Repertoire der Kinderliteratur gehören und immer wieder bearbeitet wurden, etwa die Sagen um Till Eulenspiegel und Robin Hood oder auch Klassiker der Abenteuerliteratur. Beim Ravens-burger Buchverlag sind gerade zwei Sammelbände mit Sagen und Kinderklassikern erschienen, allerdings dürften Erstleser – und diese sind im Titel speziell an-gesprochen – ihre liebe Not mit den Texten haben. Zwei Beispiele: Jules Vernes Reise um die Erde in 80 Ta-gen ist von Umfang, Satzlänge und Schwierigkeitsgrad der Namen ebenso überfordernd wie Die Irrfahrten des Odysseus, zumal die beherzten Kürzungen die Origi-naltexte so zerstückeln, dass von deren eigentlichem Charme herzlich wenig übrigbleibt. Als Einzelbände in der Reihe Leserabe sind sie auch erst für Kinder ab acht Jahren ausgewiesen.

Der S. Fischerverlag hingegen geht in seiner Erstleser-reihe „Heldenabenteuer“ neue und gewagte Wege bei der Bearbeitung. Diese Reihe, die sich besonders an Jungen wendet, nimmt klassische Abenteuerliteratur wie Die drei Musketiere oder die Sagen um König Artus und krempelt sie völlig um. Jeder Band enthält nur eine Episode aus der Vorlage, die sprachlich auf Erstle-serniveau heruntergebrochen wird und in Comicma-nier knallbunt bebildert ist. Rätsel und Extraseiten zum Mittun sowie ein Glossar mit den schwierigsten Wörtern runden jeden Titel ab. Damit unternimmt der Verlag den durchaus gelungenen Versuch, ver-traute Geschichten an moderne Seh- und Lesege-wohnheiten anzupassen.

Weltliteratur ans Kind gebracht

Es ist nicht jedem Herausgeber gegeben, einen ausge-feilten klassischen, oftmals sehr umfangreichen Text so zu bearbeiten, dass er weder den Spannungsbogen noch die sprachlichen Besonderheiten des Originales außer Acht lässt. Zudem muss man höllisch aufpas-

sen, denn nicht jeder Verlag gibt an, ob der Text bear-beitet oder gekürzt wurde. Doch es gibt auch die wohlgefeilten, sorgfältig edierten und wunderschön ausgestatteten Bücher, die Kindern und Jugendlichen Weltliteratur nahezubringen imstande sind. Sauerlän-der etwa wartet mit einer Ausgabe der Heldentaten des Don Quijote von Miguel Cervantes auf, die in Wort und Bild überzeugt. Ein schweres Buch aus edlem Pa-pier nimmt der geneigte Leser zur Hand, in dem keine Seite der vorherigen gleicht. Jede ist vom unvergleich-lichen Chris Riddell illustriert und seine Zeichnungen treffen die Ironie des Textes perfekt, während sich Martin Jenkins mit seiner Nacherzählung eng an den Sprachduktus des Originals hält. Perfekt!

Kerle bei Herder hat mit Sylvia Schopf eine Autorin gefunden, die es auf besonders versierte Weise ver-steht, Kindern Klassiker zu vermitteln. Jede ihrer großformatigen Klassikerbearbeitungen widmet sich einem bestimmten Thema, erwähnt seien hier „Goe-the für Kinder – in Geschichten erzählt“ und „Vor-hang auf und Bühne frei – Theaterklassiker für Kin-der“. Beiden gemeinsam ist die hohe Güte der Nach-erzählung, in die Schopf immer wieder kursiv gesetzte Originalzitate einfließen lässt, was die Authentizität erhöht. Zudem versteht Schopf es meisterhaft, „des Pudels Kern“ der von ihr erzählten Geschichten he-rauszuarbeiten. Und so begreifen Kinder, was den Faust zu seinem Pakt mit Mephisto veranlasste oder warum der Moor in Schillers Räuber seine Schuldigkeit getan hat.

Auf ähnlich gelungene Weise vermittelt auch Barbara Kindermann im eigenen Verlag ihre Reihe „Weltlitera-tur für Kinder“ und scheut auch vor inhaltlich an-spruchsvollen Stücken nicht zurück. Dabei legt sie viel Wert auf die künstlerische Gestaltung ihrer Bän-de, die Bilderbuchformat haben. Shakespeares Kauf-mann von Venedig etwa folgt trotz drastischer Kür-zungen eng dem Verlauf des Dramas, auch hier finden sich immer wieder Abschnitte aus dem Original. Bei-den Autorinnen begegnen wir später noch einmal.

Zwei für Kinder bearbeitete Klassikerreihen seien hier noch kurz erwähnt, sowohl Arena als auch cbj warten damit auf und erfüllen den Wunsch nach leicht kon-sumierbarer Weltliteratur. Beiden Reihen gemeinsam

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4/201316 174/2013 Klassiker neu aufgemachtKlassiker neu aufgemacht

ist, dass hier nicht getrennt wird zwischen klassischer Kinderliteratur wie etwa Alice im Wunderland und Klas-sikern der Erwachsenenliteratur wie etwa Moby Dick.

Nichts ist besser als das Original

Es kommt darauf an, liegt aber natürlich auch am Adressaten. Es gibt Verlage, die vertrauen dem Origi-naltext ganz und gar und bringen die eigene Nuancie-rung durch die Edition ins Spiel. Daraus ergeben sich dann Ausgaben, die Sammlerherzen höher schlagen lassen oder eher ältere Kinder und Jugendliche errei-chen. In der Reihe des Fischer Verlages „Die Bücher mit dem Blauen Band“ gibt es einige Klassikerausga-ben, die durch ihre sorgfältige Ausstattung ins Auge fallen. Erwähnt seien hier etwa die Märchen aus den Träumereien am französischen Kamin von Richard von Volkmann-Leander, bebildert von Lisbeth Zwerger, oder die düster illustrierten Spukgeschichten von The-odor Storm in Mondschein über dem Deich. Sicher sind diese Bücher nicht unbedingt bibliothekstauglich, schon gar nicht in kleinen Beständen, gehören aber wegen ihrer besonders schönen Ausstattung hier er-wähnt.

Knesebeck legt eine Reihe klassischer Abenteuerge-schichten vor, die allesamt vom englischen Illustrator Robert Ingpen künstlerisch ausgestattet wurden. Für jede der Geschichten entwickelte Ingpen einen eige-nen Stil, der die Stimmung gekonnt wiederspiegelt. Auch hier zeigt sich, dass der Übergang zwischen Kin-der- und Erwachsenenliteratur gerade bei Klassikern mitunter fließend ist, denn hier tummeln sich neben Alice im Wunderland auch Tom Sawyer oder Phileas Fogg in seiner rastlosen Umrundung der Erde in 80 Tagen sowie Jim Hawkins auf der Suche nach der Schatzinsel. Allen gemeinsam ist, dass es sich um den Originaltext handelt, der nur hier und da ein wenig gekürzt wurde. Die gehobene Ausstattung macht Lust aufs Lesen!

Besen! Besen! Seid’s gewesen …

Schon 1971 lieferte Tomi Ungerer mit Goethes Zau-berlehrling den Beweis, dass klassische Gedichte frech und unverbraucht daherkommen können, wenn sie nur den richtigen Illustrator zur Seite haben. Nichts

fasziniert gerade Vorschulkinder mehr als Gereimtes und so bietet sich für diese Gattung selbstverständlich besonders das Bilderbuchformat an, aber nicht aus-schließlich. Im Bereich der Lyrik finden wir einen un-vergleichlichen Mix aus kindgerecht Bearbeitung und hohem künstlerischen Niveau. Hier tummeln sich ganz auf Vorschulkinder zugeschnittene Bilderbücher wie etwa die von Norman Junge bei Tulipan illustrierte Ausgabe von Jandls unvergleichlich lautmalerischem Gedicht Ottos Mops ebenso wie die vom Münsteraner Künstler Jens Thiele illustrierte Ausgabe der düsteren Ballade C.F. Meyers Die Füße im Feuer bei Jacoby & Stu-art, ein kleines Kunstwerk, aber für jüngere Kinder kaum geeignet.

Die bereits erwähnte Sylvia Schopf bereitet in Wer rei-tet so spät durch Nacht und Wind Balladen für Kinder auf. Alles, was in der Poesie Rang und Namen hat, tummelt sich hier geschickt bearbeitet. Kleine Inhalts-angaben wechseln sich ab mit Originalzitaten und lassen so vor den Augen des Lesers etwa den Erlkönig,

Dipl.-Bibl. Beate Mainka, Wadersloh-Liesborn, freibe-rufliche Rezensentin und ehrenamtliche Leiterin der örtlichen KÖB.

Belsatzar oder die Lorelei lebendig werden. Spannend!Der Kindermann Verlag widmet der Poesie für Kinder gleich eine ganze gleichnamige Reihe und scheut auch nicht vor unbekannteren Gedichten wie etwa Die Teilung der Welt von Friedrich Schiller zurück. Je-des Bilderbuch wird von einem Künstler wie etwa Klaus Ensikat illustriert. Heraus treffen ungewöhn-liche, teils auch freche Sichtweisen wie etwa die von Sabine Wilharm bei Goethes Zauberlehrling auf die klassische Poesie. Erst ein Nachwort kommentiert die Originaltexte. Sammlerstücke

Und dann gibt es noch die Ausgaben, die sich durch ihre Ausstattung, ihre künstlerische Bearbeitung oder ihre außergewöhnliche Umsetzung in keine Schubla-de einordnen lassen, sondern schlicht verlegerische Glanzleistungen darstellen. Drei Beispiele seien hier erwähnt: Dieter Wiesmüller geht ganz eigene Wege mit seiner Umsetzung von Schillers Ballade Der Taucher. Der komplette Text ist einem Bildteil vorangestellt, in dem großformatige Tableaus über zwei Seiten die dra-matische Geschichte unkommentiert wiedergeben. Wiesmüller vertraut ganz auf die Beredtheit seiner kräftig bunten Bilder und gibt so Kindern Raum, die Geschehnisse in eigene Worte zu fassen. Eine wunder-bare Idee in gelungener Umsetzung!

Der Knesebeck Verlag ist gleich mit zwei Titeln vertre-ten, die von ihrer Interpretation des Originals kaum unterschiedlicher sein könnten. Unheimliche und fan-tastische Geschichten von Edgar Allan Poe wie etwa Der Untergang des Hauses Usher oder Die Maske des Roten Todes illustriert Gris Grimly respektlos, verstörend und teils drastisch und trifft damit doch genau den Ton des Meisters des Grauens. Die Geschichten wurden nur leicht gekürzt, aber sorgfältig übersetzt. So kann man gruselwütigen Kindern und Jugendlichen einen der ganz Großen der Gattung bestens nahebringen. Die ge-rade erschienene Ausgabe Der Rabe und der Fuchs – Die schönsten Fabeln von La Fontaine geht gänzlich andere Wege, der gereimte Text ist die Übersetzung der Ur-sprungsfassung. Die künstlerische Gestaltung ist ein Traum, der jedes Sammlerherz höher schlagen lässt. Wie ein kleines Kulissentheater aus Papier ist jede der

sechs Fabeln bildlich umgesetzt, vier Doppelseiten hintereinander gelegt entfalten sich beim Aufblättern zu einem dreidimensionalen Pop-Up. Links und rechts davon umschließt die Fabel das nur die wich-tigsten Details darstellende, mittige Bild. Eine Büche-reiausleihe würde dieses Kleinod der Buchkunst aller-dings nur bedingt überstehen. Weitere Ausgaben mit anderen Fabeln sind geplant.

Kinder brauchen Klassiker

Wir müssen uns nur trauen, sie ihnen zu vermitteln und auf ihr oft noch unverbildetes Sprachgefühl ver-trauen. Wie sonst soll sich ihnen die Dramatik eines Theaterstückes von Shakespeare oder die düstere Stimmung einer Ballade von Goethe erschließen, wenn nicht durch möglichst frühes Heranführen? En-gagierte Verlage geben bei dieser Aufgabe gelungene Hilfen an die Hand. Es geht um nichts weniger als die Verarmung von Sprache, es gilt, diesem Trend etwas entgegenzusetzen in Zeiten von SMS und Chat mit ih-rer zunehmenden Verstümmelung und Minimierung unseres Vokabulars. Die Altvorderen wussten Sprache effektvoll einzusetzen, um die immer aktuellen The-men von Liebe, Macht, menschlicher Größe und menschlichem Scheitern literarisch umzusetzen. Auch wenn nicht mehr alles verständlich erscheint, mit einem gekonnt in Szene gesetzten klassischen Text, einem neugierigen Kind und einem vermitt-lungswilligen Erwachsenen kann man ganze sprach-liche Universen erschließen und die Neugier auf mehr wecken. Probieren Sie es aus! &

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4/201318 194/2013Kinder- und Jugendzeitschriften Kinder- und Jugendzeitschriften

Literatur zum BlätternEin Einblick in Kinder- und Jugendzeitschriften

Susanne Emschermann

Hauptbahnhof, Ferienbeginn. Der Rucksack mit der Reise-lektüre ist in der Hektik des Aufbruchs zu Hause im Flur stehen geblieben. Noch schnell in die Bahnhofsbuchhand-lung. Hinten durch ist das Regal mit den Zeitschriften für Kinder und Jugendliche. Viele Hefte sind in Plastik einge-schweißt und enthalten ein kleines Spielzeug. Das gibt’s nicht, denn es wäre am nächsten Bahnhof bereits kaputt. In den Augen flimmert es vor lauter Rosa. Ein Regal „Kul-tur für Kinder“ existiert nicht. Wer etwas mit ein bisschen Anspruch sucht, muss schon genauer hinsehen.

Die überregionalen Wochenzeitungen SPIEGEL und ZEIT geben regelmäßig eine Ausgabe für Kinder heraus. Das ZEIT-Magazin für Kinder heißt Leo und erscheint alle zwei Monate. Im Frühjahrsheft erzählen Kinder

aus aller Welt, die in Deutschland zusammenleben, über ihre Heimatländer. Es gibt ein Interview mit dem Rapper Cro, Buchrezensionen von Kindern für Kinder, einen Artikel über Castingshows, Infos zu Lobbyismus, Israel, Palästina und Super Mario. Viele Bilder, kleine Rätsel und ein Comic bieten in diesem anspruchs-vollen Heft auch einiges zum Anschauen und Schmun-zeln – eine klare Anschaffungsempfehlung für Büche-reien! Auf dem Cover steht: ab acht Jahren.

Dein Spiegel erscheint monatlich und ist für dieselbe Altersgruppe konzipiert. Die rote Farbe, die das Titel-bild umrahmt, erinnert sofort an die Ausgabe für Er-wachsene und hat Wiedererkennungswert. Es gibt sechs verschiedene Rubriken: Politik, Menschen, Wirtschaft, Natur + Technik, Kultur und Sport. Den-noch ist die Ausrichtung hier eher politisch. In der

Juli-Zeitschrift wird über Kriegsführung mit Drohnen informiert, der Chef des Schuhhauses Deichmann in-terviewt und die Fragwürdigkeit von Sammelpunkten diskutiert. Das Heft hat mehr Bilder und kleine Arti-kel, wirkt dadurch unruhiger. Die Sprache gibt sich betont jugendlich. (Zum Euro-Hawk: „Von dem bis-her gezahlten Geld sind viele Millionen futsch.“). Das Papier ist dünner, was ein Argument gegen eine An-schaffung in der KÖB sein kann.

Das Wissensmagazin National Geographic bietet in seiner zweisprachigen Ausgabe Kids ca. 8 bis 14-Jäh-rigen zehnmal im Jahr die Möglichkeit, ihr Englisch zu verbessern und gleichzeitig viel Interessantes aus dem Bereich der Naturwissenschaften zu erfahren. Die Sommerausgabe informiert über Kaimane, Pferde, Seebären und Koalas. Der größte Teil des Magazins ist auf Deutsch; die kleinen englischen Artikel werden außerdem auf einer beigefügten CD von Mutter-sprachlern vorgelesen. Ein empfehlenswertes Magazin für Tierfreunde, mit leider besonders dünnem Papier.

Deutlich stabiler kommt das Heft Geo mini daher. „Entdecken, Staunen, Rätseln“ können hier Vorschul- und Grundschulkinder. Die Schrift ist groß, für Erstle-ser geeignet, kurze Sätze erleichtern das Lesen. Ein großes Wimmelbild beschäftigt auch Nichtleser eine Weile. Wer das Heft durchgeblättert hat, findet auf den letzten Seiten eine Vorlesegeschichte. Das Maga-zin übersteht mehr als eine Ausleihe. Im selben Verlag erscheint ebenfalls monatlich das „Erlebnisheft“ Geo-lino, die Geo-Ausgabe für ältere Kinder ab 8 Jahren. Ein Titelthema wird jeweils ausführlich behandelt, so beleuchtet z. B. das Juniheft unterschiedliche „Hel-den“: Harry Potter, Superman, Spiderman, Herakles, Mutter Teresa, Albert Schweizer und Feuerwehrleute. Das Hauptaugenmerk liegt auch hier auf Naturwissen-schaften und Technik. In 6/2013 werden Lemminge und Schlangen beschrieben. Der Leser erfährt auf fünf Seiten viel über Pollen; es wird über Flugzeuge und Brücken berichtet. Doch Rätsel und Comic sind eben-falls vorhanden. Das Papier ist dünner als bei der mi-ni-Ausgabe, die Zielgruppe ist aber natürlich älter. Bei-de Ausführungen finden in der Bücherei ihre Leser.

Ähnliche Themen deckt Spektrum neo ab. Das Wis-senschaftsmagazin für junge Entdecker von ca. 10 bis

14 Jahren erscheint viermal im Jahr. Jeweils ein Schwerpunktthema wird aus unterschiedlichen Blick-winkeln betrachtet. Nummer fünf beschäftigt sich mit der Erde. Das Sonnensystem, Fossilien, Vulkane und Metalle sind nur einige Aspekte, die vorgestellt wer-den. Ein genau beschriebenes Experiment lädt neu-gierige Forscher zum Mitmachen ein. Weitere Ideen für Experimente sowie viele Zusatzinformationen bie-tet die Homepage der Zeitung. Die Literaturempfeh-lungen beziehen sich in der Regel auf naturwissen-schaftliche Medien: Fachbücher, DVDs und auch Spiele. Neo ist ein hochwertiges, stabiles Magazin, un-bedingt bibliotheksgeeignet! Regelmäßige Leser kön-nen in den naturwissenschaftlichen Fächern mit Si-cherheit punkten.

Die meisten Zeitschriften und Magazine für Kinder und Jugendliche haben ihren Schwerpunkt bei den Naturwissenschaften. Liegt dort das Hauptinteresse dieser Altersgruppe? Nehmen Jungen, die angeblich „lesefaul“ sind, eher eine Zeitschrift zur Hand? Be-schäftigen sich also die männlichen jungen Leser lie-ber mit Sachthemen? Eine Ausnahme ist die Bilder-buchzeitschrift Gecko. Sie bietet Vorlesegeschichten ab vier Jahren bis ins Schulalter. Für die Vorschul-kinder sind demnach die erwachsenen Vorleser ge-fragt. Eine Vielzahl von Illustrationen lädt jedoch auch das Kind zum Blättern ein. Hier ist die stabile Aufmachung besonders hilfreich. Sprachspiele, kleine Experimente und Rätsel runden das gelungene Heft ab. Ein vergleichbares Magazin für andere Altersgrup-pen wäre wünschenswert. Erhältlich ist Gecko im Buchhandel, nicht am Kiosk. Für Bibliotheken ist Ge-cko ein Muss. Hier bekommen Sie mehrere Bilder-buchgeschichten pro Ausgabe zu einem günstigen Preis (siehe auch den Artikel „Eine Herkulesaufgabe, die sich lohnt“ in Bibliotheke 2.13).

Ein weiteres Magazin für Kinder ab vier ist Philipp. Philipp, die kleine Maus, die Katze Tiger und ihre Freunde begleiten die Kinder durch das Heft und la-

Susanne Emschermann, freie Autorin, Büchereileiterin KÖB St. Dionysius Niederkassel.

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4/201320 214/2013 Nachrichten aus MainzKinder- und Jugendzeitschriften

den zum Mitmachen ein: malen, rätseln, basteln, spielen. Dazu gibt es Vorlesegeschichten mit vielen Bildern. Kinder werden ihre Freude an der kleinen Maus haben. Zur Ausleihe ist die Zeitschrift wegen der vielen Bastelbögen weniger geeignet.

Im Sailer Verlag erscheinen seit 40 Jahren Zeitschrif-ten für Kinder zwischen 3 und 13 Jahren. Mit Olli und Molli beginnt das Angebot für Kindergarten-kinder. Es folgen Magazine für Vorschule und erstes Lesealter, unterschiedliche Hefte für Tierfreunde und Fremdsprachenmagazine für Anfänger und Fortge-schrittene auf Englisch. Testleser in der Bücherei lobten v. a. das Sprachmagazin I love English Junior (+ Audio-CD, sowie die Ausgabe für Teenager I love English.

Dem Domino Verlag ist die Qualität von Kinder- und Jugendliteratur seit fast 50 Jahren ein Anliegen. Für die Vorschule bis zur 5. Klasse findet jedes Kind seine passende Zeitung. Für Grundschüler werden zusätz-lich zwei Englisch-Magazine angeboten: O!kay! – Start with English und Go on with English (beide mit Hör-CD). Bei unseren Testlesern schnitten auch hier die Fremdsprachenmagazine am besten ab. Beide Verlage vertreiben ihr gesamtes Sortiment nicht über den Handel. Es ist nur im Abo erhältlich. Eltern kön-

Linktipps der Autorin:www.stiftunglesen.de/qualitaetssiegelwww.goethe.de/ins/cn/hon/prj/kij/deindex.htm www.goethe.de/wis/med/prj/dzz/kin/flu/ deindex.htmwww.bpb.de/shop/zeitschriften/fluter/www.hdm-stuttgart.de/ifak/medientipps/ zeitschriften

nen sich auf der Homepage der Verlage informieren. Vielleicht kennen Sie die Stafette oder die Flohkiste noch aus Ihrer eigenen Schulzeit.

Die Stiftung Lesen hat in diesem Frühjahr 21 Zeit-schriften für Kinder und Jugendliche mit ihrem Qua-litätssiegel ausgezeichnet. Jurymitglied Professor Dr. Uwe Sander von der Universität Düsseldorf erläutert: „Zeitschriften für Kinder und Jugendliche sollen so gestaltet sein, dass sie gleichzeitig unterhaltend, infor-mierend, anregend und fördernd sind. Wichtig ist, dass Kinder eine Zeitschrift als ‚ihr‘ Medium akzeptie-ren. Deshalb muss sie der jeweiligen Lesekompetenz ihres Publikums entsprechen, und das heißt: Sie muss – jedenfalls in Teilen – auch ohne Hilfe von Eltern oder anderen Erwachsenen ‚lesbar‘ und verstehbar sein.“ Auf der Liste befindet sich u. a. das Monatsheft der Apotheken, Medizini. Unbestritten ist es wichtig, Kindern im Alltag viele Leseanreize zu bieten. Wenn allerdings bereits zwei Poster mit Comics, Spielideen und Rätseln das Siegel „Empfohlen von der Stiftung Lesen“ bekommen, stellt sich die Frage nach der Aus-sagekraft dieses Siegels.

Eine weitere Orientierung im Mediendschungel bie-ten das Goetheinstitut und das Ifak, das Institut für angewandte Kindermedienforschung. Beide Institute listen auf ihrer Homepage neben Büchern und Hörbü-chern auch empfehlenswerte Zeitschriften auf. Ein guter Tipp ist Fluter, das kostenlose Quartalsmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung. Es wird je-weils ein Thema ausführlich behandelt: im März 2013 war es das Thema „Internet“ (Ich bin dann mal web), im Juni 2013 war der Schwerpunkt „Europa“ (Wo le-ben wir denn?). Auch alte Ausgaben sind noch erhält-lich, z. B. Sprache, Recht, Arbeit, Sex, Zukunft, Men-schenrechte oder Eigentum. Das Zielpublikum sind ältere Jungendliche und junge Erwachsene.

Wenn Sie in Ihrer Bücherei bisher keine Zeitschriften für ein jüngeres Publikum eingestellt haben, hoffe ich, dass Sie ein bisschen auf den Geschmack gekom-men sind. Schauen Sie auf Ihrer nächsten Reise doch einfach mal in eine Bahnhofsbuchhandlung. Dort ist das Angebot besonders umfangreich. Wenn es ein Mitbringsel sein soll, tut es auch immer noch das gute alte Micky-Maus-Heft. &

Internet ist auch unser Tor zur Welt Büchereihomepage mit Mehrwert

Isolde Breuckmann und Wil l i Weiers

Internet ist auch unser Tor zur Welt – Wir öffnen es! – Das ist die Devise, mit der die Katholischen öffentlichen Bü cher eien (KÖB) im Bistum Mainz und die Fachstelle für Büchereiarbeit (FST) die Internetplattform des Bistums Mainz nutzen. Nun steht den Büche-reien eine integrierte Website mit Inter-netmedienkatalog, Shop zur Medien-vermittlung und tagesaktuellen Medie-nempfehlungen kostenlos und professi-onell betreut zur Verfügung.

Über das Projekt „Büchereihome-page mit Mehrwert“, erarbeitet von der FST und von Willi Weiers, KÖB St. Sophia Erbach im Oden-wald, gingen seit Ende 2011 über 30 Büchereien online. Hierzu ver-mittelt die FST zusammen mit Wil-li Weiers und der Internetredakti-on der Bistumsplattform in beson-deren Kurzschulungen alles Not-wendige für die Bücherei-Teams. Das Projekt geht auf die besonde-ren Bedürfnisse der Bücherei-Teams ein. Interessiert am Medi-um Internet, aber ungewiss über den damit verbundenen Aufwand, bewusst im Schritt in die virtuelle

Öffentlichkeit, aber ungewiss über den Weg dorthin. In dieser Abwä-gung, ob der erste Schritt ins Inter-net zu den Social Media-Platt-formen führt oder aber zu einem Auftritt, der die Medien und das Angebot der Bücherei den Noch-Nicht-Lesern nahebringt, gewann die „Homepage mit Mehrwert“.

Alles drin, was KÖB braucht

Wesentlich für die ehrenamtlichen Teams ist die Sicherheit, einen An-sprechpartner für technische oder rechtliche Probleme zu haben. Dies übernimmt die Hotline der Internetredaktion. Dazu kommt die Anforderung, von Technik weitgehend verschont zu bleiben, aber trotzdem alle Features mit vertretbarem Aufwand nutzen zu können. Dem trägt die Lösung Rechnung: Als „Musterhomepage“ wird ein voll funktionsfähiges Grundgerüst im Redaktionssystem „directCMS“ zur Verfügung ge-stellt. Die vorbereiteten Rubriken, Links und Funktionalität betreffen alle wesentlichen Aspekte, die für einen aktuellen Auftritt der KÖB notwendig sind: Öffnungszeiten, Team, Ziele und Leistungen der

KÖB. Medienempfehlungen des Borromäusvereins Bonn (haupt-sächlicher Medienberater der KÖB) sind automatisch tagesaktuell in die Homepage integriert, z. B. die Rubriken „Das religiöse Buch des Monats“, „Das Erstlesebuch“ oder „Der Roman des Monats“ und an-dere Buch- und Medienempfeh-lungen. Von großer Bedeutung ist der OPAC, der Online-Katalog der Bücherei auf Basis von BVS eOPAC, der auch für iPhone und weitere Smartphones sofort nutzbar ist. Hier kann die KÖB ihr gesamtes Medienangebot mit Abbildung des Bucheinbandes und kurzer Inhalts-angabe weltweit – und natürlich für ihre Besucher/innen vor Ort – darstellen. Das Leserkonto ist eben-falls in die Webseiten integriert.

Ebenso bedeutsam ist die Einbin-dung des borromedien-Partner-shops in die Homepage. Hier bietet die KÖB eine Alternative zu ande-ren Buchbestellportalen im Inter-net. Zudem eröffnet der Link eine gute Möglichkeit, die Erwerbungs-mittel der KÖB zu erhöhen – ohne Mehraufwand für das Bücherei-team. Weiterer Mehrwert: eine eingängige Internet-Kurzadresse,

Wir öffnen es!

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4/201322 234/2013Nachrichten aus Mainz Nachrichten aus Mainz

Downloadmöglichkeiten für Pro-grammflyer, Nachrichten, Materia-lien, eine Anfahrtsskizze mit Goo-gle Maps, aktuelle Neuigkeiten mit RSS-Feeds. Natürlich sind auch Link-Empfehlungen zu den Social Media wie Facebook und anderen (Stichwort: Social Bookmarks) vor-handen.

Automatisch erstellt das Redakti-onssystem die Besucherstatistiken, sodass ein Überblick über die Nut-zung für das KÖB-Team jederzeit leicht möglich ist. Für das „DBS-Zählpixelverfahren“ ist die Muster-homepage vorbereitet.

Wie geht’s praktisch?

Der Start ist einfach: Eine Kopie der „Musterhomepage“ mit ihren Inhalten wird im Redaktionssy-stem für die Bücherei zur Verfü-gung gestellt. Anschließend passt die Redaktion des Büchereiteams die Inhalte mit wenigen Schritten auf die Erfordernisse der eigenen KÖB an. Damit beginnt der Lern-prozess: Was interessiert unsere In-ternetbesucher? Ist unser Katalog aktuell gepflegt? Welche Bilder dürfen wir nutzen? Wie bewerbe ich meine Homepage?

Der Nutzen kann sich schnell einstellen, das mo-derne Aushängeschild der Bücherei spricht sich he-rum, die Leser sind ange-tan, neue und junge Mit-arbeiter interessieren sich – die nächste Phase mit Nutzung der Social Media steht bevor.

Inzwischen sind weit über zwei Drittel der gut 150 KÖB im Bereich der FST mit einem Online-Auftritt ausgestattet. Das Kooperationspro-jekt ermöglicht es, den Büchereien in kürzester Zeit mit geringem Ko-stenaufwand (lediglich für den In-ternetkatalog fallen geringe Ko-sten an) sich auch virtuell ihren Leser/innen darzustellen. Hier be-flügelt die weitreichende Ausstat-tung der Büchereien mit Biblio-theks-EDV – 60% setzen EDV ein. Dies ist für die über 1.500 ehren-amtlichen Bücherei-Mitarbeiter/in nen ein wichtiger Ausgangs-punkt für eine weitere zukunftso-rientierte Ausstattung ihrer Ein-richtungen.

Weiterführende Informationen

Das Bistum Mainz erstreckt sich auf Teile der Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz mit mehr als 280.000 Einwohnern. Es reicht

von Alsfeld im Norden bis etwa Viernheim im Süden, von Bingen im Osten bis etwa Erbach im We-sten. Etwa 60 KÖB betreut die FST für Katholische Büchereiarbeit in Rheinland-Pfalz, etwa 90 in Hes-sen und arbeitet dabei mit den Staatlichen Büchereistellen der Länder zusammen. Nahezu 1.500 Männer und Frauen setzen sich in jährlich mehr als 140.000 Stunden ehrenamtlich für Lese- und Litera-turförderung ein und bieten mehr als 614.000 Medien zur Ausleihe an. 400.000 Besucher/innen jähr-lich nehmen dieses Angebot, da-runter mehr als 3.100 Veranstal-tungen, gerne wahr. Die Struktur der Bibliotheksarbeit in beiden Bundesländern ist vergleichbar. In vielen Fällen sind die kirchlichen Büchereien die einzigen Einrich-tungen der öffentlichen Literatur-versorgung außerhalb der Städte.

Die Musterhomepage für KÖB an-sehen – www.bistum-mainz.de/koeb- nimmerleinshausen Flyer zur Musterhomepage –http://bit.ly/XHIPiu

Zur KÖB St. Maria Magdalena Gernsheim, KÖB „der ersten Stunde“ mit „Homepage mit Mehrwert“ – www.bistum-mainz.de/koeb-gernsheim

Die Homepage der Fachstelle Mainz – www.bistum-mainz.de/bueche-reiarbeit &

Die Autoren: Dipl.-Bibl. Isolde Breuckmann, Fachstelle für katholische Büchereiarbeit im Bistum Mainz und Willi Weiers, KÖB St. Sophia Erbach/Odw. www.KoebErbach.de

Kulturstaatssekretär Walter Schuma-cher überreichte dem langjährigen Lei-ter der Fachstelle für Büchereiarbeit im Bistum Mainz am 14. Mai 2013 die Auszeichnung. „Sie setzen sich mit vor-bildlichem Engagement, großem Fleiß, beachtlicher Sachkompetenz und Ihrer gesamten Persönlichkeit für das Biblio-thekswesen in Rheinland-Pfalz ein“, so die Begründung des Kultusministeri-ums für diese hohe Ehrung.

Damit wurde eine berufliche Le-bensleistung gewürdigt, die für den Diplom-Theologen von An-fang an mehr war als ein „Job“, der mit vierzig Wochenstunden zu er-ledigen wäre. Die Antriebskraft für den hervorragenden Einsatz um die Buchkultur und die Lese- und Literaturförderung liegt in Horst Patenges tiefer Überzeugung, dass das Lesen und der Umgang mit erzähl ten Geschichten elementar zur Persönlichkeitsentwicklung des Menschen beitragen, und damit weit bedeutsamer sind, als man-cher es dem scheinbar harmlosen

Zeitvertreib zubilligt. Dieses Be-wusstsein wurde zur Triebfeder für viele seiner Initiativen und seine Beteiligung an Arbeitsgruppen und Gremien weit über das Bistum Mainz hinaus.

Im Bundesland vertrat er viele Jah-re die Katholische Büchereiarbeit im Beirat für das öffentliche Biblio-thekswesen, zu dessen Weiterent-wicklung er in Rheinland-Pfalz entscheidend beigetragen hat. Da-rüber hinaus gehörte er von An-fang an zu dem Team, das die alle zwei Jahre stattfindenden rhein-land-pfälzischen Bibliothekstage vor bereitet.

Auch als Leiter der Bücherei am Dom, die im Bistum als Ergän-zungs- und in der Stadt Mainz als öffentliche Bücherei fungiert, liegt ihm die literarische Veranstal-tungsarbeit besonders am Herzen. Ob als mittlerweile etablierte Großveranstaltung wie das seit zwölf Jahren einmal jährlich fah-rende „Mainzer Literaturschiff“, ob bei der Beteiligung am Bundes-weiten Vorlesetag mit großen Vor-leseevents oder der „Schmö ker-wochen“-Wanderausstellung, die es in jedem Jahr etwa zehn Grund-

schulen ermöglicht, mit ca. 350 na-gelneuen empfehlenswerten Kin-der büchern eine Aktionswoche rund um das Buch und das Lesen zu gestalten: Immer geht es ihm darum, möglichst vielen Men-schen auch außerhalb der Büche-reiwände den Zugang zu der wich-tigen Welt der inneren Bilder zu ermöglichen. Unterstrichen wird dieser Schwerpunkt seit 2012 durch die Schaffung des Logos „ak-tion lesen“, das deutlich macht, dass Büchereiarbeit weit mehr Auf-gaben hat als das zur Verfügung stellen von Lesestoff allein. &

Horst Patenge

Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz

Höchster Landesorden für Horst Patenge

Mit einem Preisgeld von 5000 € zeichnet die Stadt Hameln zum 15. Mal Märchen- und Sachbücher, phantastische Erzählungen, moderne Kunstmär-chen und Erzählungen aus dem Mittelalter aus. Der hochangesehene Preis kann an Autoren, Bearbeiter, Übersetzer und Illustratoren vergeben werden. Eine ideelle Auszeichnung erhalten zehn bis zwölf der eingereichten Titel mit der Aufnahme in die Auswahlliste. Weitere Infos unter www.hameln.de oder per E-Mail: [email protected]

Rattenfänger-Literaturpreis 2014

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4/201324 254/2013Nachrichten aus Mainz Verlagsprofi l

Bundesverdienstkreuz für Vorlese engagement

Auszeichnung für Claudia Presser

„Vorlesen ist die Mutter des Le-sens“: so hat es bereits Goethe for-muliert und unter dieses Motto setzt Claudia Presser, ihren lang-jährigen und unermüdlichen Ein-satz für die Leseförderung. Am Montag, den 6. Mai 2013 erhielt die ehrenamtliche Mitarbeiterin der Mainzer Bücherei am Dom und Referentin für die Ausbildung von Vorlesepaten der Stiftung Le-sen dafür aus der Hand des Bun-despräsidenten Joachim Gauck im Schloss Bellevue in Berlin das Bun-desverdienstkreuz am Bande. Sie erhielt die Ehrung im Rahmen der Ordensaktion „Chancen geben durch Bildung“.

Die Ehrungsbegründung des Bun-despräsidialamtes:

„Die frühere Kindergartenleiterin widmet sich schon seit Jahrzehnten der Lesekompetenz in Schulen und ihrer Vorbereitung in Kindergärten. Als ehrenamtliche Mitarbeiterin der Katholischen öffentlichen Bü-cherei am Dom in Mainz koordi-niert sie den Einsatz der ca. 100 ehrenamtlichen Lesepaten – die Stiftung Lesen kann schon seit vie-len Jahren auf die Unterstützung von Frau Presser zählen. Immer wieder gelingt es ihr, neue – mit-unter bekannte – Persönlichkeiten als Lese-Paten zu gewinnen. Als Referentin für Leseförderung orga-nisiert sie regelmäßig Lesefeste und hält Vorbereitungsseminare für angehende Vorlesepaten ab. Ohne den Einsatz von Frau Presser

wäre das Projekt Vorlesepaten nicht das, was es heute ist – sie ist eine der zentralen Unterstütze-rinnen im Netzwerk der Leseförde-rungsinstitutionen, weit über Mainz hinaus.“

Bereits vor mehr als dreißig Jahren begann die gelernte Erzieherin Claudia Presser damit, in Kinder-gärten regelmäßig vorzulesen. Dank ihres Enthusiasmus gewann sie schnell Mitstreiter/innen und so entwickelte sich ein erstes Netz-werk von Vorlesebegeisterten, die für regelmäßige Vorlesestunden bei den Kleinsten sorgten. Gemein-sam mit der in Mainz ansässigen „Deutschen Lesegesellschaft“ (heu-te Stiftung Lesen), entwickelte sich aus diesen Anfängen das, was heu-te bundesweit als „Vorlese-Club“ mit Vorlesepaten in vielen Städten und Gemeinden zum festen Be-standteil eines grundlegenden Bil-

Weitere Details zu den Eh-rungen unter www.bistum-mainz.de/buechereiarbeit, Texte: Katharina Dörnemann M.A., Referentin für Aus- und Fortbildung, Literaturarbeit, Öffentlichkeitsarbeit in der Fachstelle Mainz.

Claudia Presser mit Bundespräsident Joachim Gauck

dungsangebotes gehört. Aktuell betreut Sie etwa 90 ehrenamtliche Vorleser/innen und gewährleistet dadurch, dass nahezu flächende-ckend in den Mainzer Kindertages-stätten und Kindergärten regelmä-ßig vorgelesen wird. Dazu gehören die Durchführung regelmäßiger Treffen der Vorlesepaten zum Aus-tausch und das Vorstellen neuer geeigneter Vorlesebücher. &

Herr Wolke: Live und in seinen Büchern Ein Helfer für Kinder zwischen Phantasie und Wirklichkeit

Rolf Barth

Wenn Herr Wolke und Herr Schreiber-ling gemeinsam die Bühne betreten, bleibt bei den kleinen und großen Zu-schauern vor Staunen und Vergnügen kein Auge trocken. Die beiden sind ein virtuoses Duo, das sich hervorragend ergänzt: einer liest vor, der andere zaubert und gemeinsam regen sie die Kinder zum Fabulieren und Lesen an.

Begonnen hat alles 2006. Mit der Gründung der Traumsalon edition haben es sich die Initiatoren zur Aufgabe gemacht, mit ihren Bü-chern und ihrem Engagement Kin-dern eine Lesewelt zu eröffnen, in der sie mit ihren Wünschen, Träu-men und Ängsten ernst genom-men und respektiert werden.

Im Fokus ihrer Verlagsarbeit steht die Figur Herr Wolke. Er taucht im-mer dort auf, wo ein Kind ihn dringend braucht. Dann hilft er mit viel Witz, Herz und Phantasie. In der Realität wie auch in seinen Büchern unterstützt Herr Wolke Kinder auf einmalige Weise, Pro-

bleme zu erkennen und Lösungen dafür zu finden. Er ist die einzige Kinderbuchfigur, die in den „Herr Wolke“ Büchern und in der Wirk-lichkeit existiert.

Im echten Leben ist Herr Wolke, alias Sven Pawlitschko, ein erfolg-reicher Clown und Entertainer (u. a. Cirque du Soleil, Legoland Dtl.) und er gilt als „Pionier der „Clowns im Krankenhaus“, wo er viele Jahre krebs- und mukovis-zidosekranke Kinder unterstützte.

Herr Schreiberling, alias Rolf Barth, ist der Autor der Herr Wolke-Bü-cher und mit seinem animativen Lesetheater Wolkenzauber im ge-samten deutschsprachigen Raum unterwegs.

Als geballte Wolkenpower packen die beiden, neben viel Spaß, auch „heiße Eisen“ an: Trauerbewälti-gung, Trennung der Eltern, Bewe-gung und Ernährung, Zahnpro-phylaxe oder Freundschaft – im-mer mit einem originellen und au-ßergewöhnlichen Ansatz. Zum

Beispiel in dem Buch „Herr Wolke und der 1. FC Toby“ wird auf wit-zige Weise gezeigt, dass Zähne wie eine Fußballmannschaft funktionie-ren – so wird jedes Kind zum Trainer seiner eigenen Zahnmannschaft.

Inzwischen gibt es auch eine Abenteuer-Kochbuch Reihe in Ko-operation mit Sternekoch Alfons Schuhbeck. Spannende Abenteuer aus der Welt der Gewürze und kindgerechte, gesunde Rezepte re-gen an zum gemeinsamen: Lesen, Kochen, Essen, Genießen und Ab-waschen!

Im Herbst erscheint Herr Wolkes Zauberschule, 1. Band. Herr Wolke verrät hier verblüffende Tricks für coole Kids zum Nachmachen! Bis-her sind in der Traumsalon edition erschienen: &

Traumsalon edition, Rolf Barth, Gleditschstr. 46, 10781 Berlin, www.traum-salon.de, www.herr-wolke.de

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4/201326 274/2013BASIS Lesen

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Kursteilnehmer

Lesen und darüber sprechen Literarische Kompetenz für Ehrenamtliche

Gabriele Dreßing

Katholische Büchereiarbeit lebt vom Gespräch, denn in unseren Büchereien leihen wir nicht nur Bücher aus, son-dern eröffnen Zugänge zur Welt der Literatur, so Dr. Gabriele Dreßing, Lei-terin der Büchereifachstelle, zu Beginn des Wochenendseminars BASIS Lesen, zu dem 21 Teilnehmer aus vier Diöze-sen ins Priesterseminar am Germans-berg gekommen waren.

Die ehrenamtlichen Büchereimit-arbeiter/innen brachten ihre lang-jährigen, reichhaltigen Leseerfah-rungen mit, die sie hier mit ande-

ren Interessierten teilen und in einem regen Austausch für ihre Ar-beit nutzbar machen konnten. Es liest zwar jeder für sich allein, aber erst in der Diskussion über die Wirkung von Literatur erweitert sich der eigene Horizont und regt zu neuen Sichtweisen an, die die Arbeit vor Ort in den Gemeinden und den Kontakt zu den Lesern in der Bücherei bereichern.

Unter Anleitung von Dr. Andrea Liebers, die diese Kooperationsver-anstaltung der (Erz-)Diözesen Frei-burg, Mainz, Rottenburg-Stuttgart und Speyer zum vierten Mal

durchführte, setzten sich die Teil-nehmer in diesem Grundkurs zur literarischen Kompetenz „BASIS Lesen“ mit fünf zentralen Frage-stellungen auseinander:

Zugänge zur Literatur: Was „bringt“ mir Lesen? Was macht für mich per-sönlich ein „gutes“ Buch aus? Was braucht ein Buch, damit ich darin abtauchen kann? Beim Themenbe-reich Literarische Gattungen sorgte die Lektüre von Gedichten für neue Leseerfahrungen. War in der Schul-zeit Lyrik im Deutschunterricht für viele meist nur mit mühsamem Aus-wendiglernen und lebensfernen In-terpretationsversuchen verbunden, so machte das gemeinsame Lesen und Rezitieren von Gedichten in dieser Runde einfach nur Spaß und weckte die Neugier auf mehr.

Spannend war auch der Blick auf den Bereich Literatur und Gesell-schaft. Romane sind immer auch Spiegel der jeweiligen gesellschaft-lichen Situation ihrer Entste-hungszeit und als Leser bilden wir uns unseren eigenen Standpunkt: Wie weit lasse ich mich auf den Text ein? Fühle ich mich provo-ziert oder mitgenommen? Bin ich gelangweilt oder werde ich zum Nachdenken angeregt? Lasse ich mich unterhalten oder informie-ren? Das gleiche Buch kann ganz individuell gelesen werden. Ein Buch – viele Standpunkte, die alle

BASIS Lesen

ihre Gültigkeit haben. Jetzt stellte sich den Teilnehmern die Frage: wie kann ich meine Meinung zu einem Buch gegenüber anderen überzeugend vertreten? Wie beur-teilt man eigentlich Kritiker und Kritiken? Der Kursteil Literatur und Kritik schulte die Teilnehmer in der Beurteilung fremder Buch-kritiken und motivierte zum For-mulieren eigener Bewertungen.

Sehr persönlich endete der Kurs mit der Diskussionsrunde Litera-tur und Glaube. Religiöse The-men in der Literatur sind häufig nicht auf den ersten Blick zu er-kennen, oft verbergen sie sich hin-ter der Darstellung existenzieller Lebensfragen, die in jedem Roman stecken. Das Entdecken und Be-wertung von religiösen Spuren in der Literatur – so wurde in der Dis-

Dr. Gabriele Dreßing ist Leiterin der FST und Vorsitzende der Fachkonferenz des Borromäus-vereins. Kontakt: Fachstelle für Katholische öffentliche Büche-reien, Große Pfaffengasse 13, 67346 Speyer, Tel. 06232 / 102-187, [email protected]

kussion deutlich – ist immer von eigenen Lebens- und Glaubenser-fahrungen abhängig und damit sehr subjektiv.

Aber in einem Punkt waren sich alle Ehrenamtlichen einig: Ein breites Angebot an guter Belletristik ist ein offenes, einladendes Angebot einer kirchlichen Bücherei. Es macht Freude, anderen interessante Roma-ne zu empfehlen und sich zwischen den Regalen über das Gelesene aus-zutauschen. Bücher bieten Ge-sprächsanlässe über Gott und die Welt, aber auch über ganz per-sönliche Lese- und Lebenserfah-rungen. Literaturvermittlung ist ein Bereich der kirchlichen Bü-chereiarbeit, mit dem sich die Teilnehmer des Kurses gern iden-tifizieren und auf diese Weise ihre KÖB zu einen Ort der Kommuni-

kation und Begegnung machen.

Neben der Grundausbildung „BASIS Lesen – literarische Kompetenz“ bietet die Büchereifachstelle für die Ehrenamtlichen des Bistums Speyer regelmäßig auch Grundkurse zur bi-bliothekarischen Kompetenz „BA-SIS 12“ an. &

Der Borromäusverein e.V. hat zum Buchsonntag am 10. November 2013, an dem traditionell auf die Arbeit in örtlichen Büchereien, den diözesanen Fachstellen und im Borromäusverein aufmerksam gemacht werden soll, eine Arbeitshilfe herausgebracht.

Die Arbeitshilfe enthält eine Predigt-anregung und Materialien zu Wort-Gottes-Feiern für Kinder, Frauen und KÖB-Teams. Die verschiedenen Ele-

mente sind das ganze Jahr über ein-setzbar. Ein Beispiel wie eine Mes-se gestaltet werden kann, wurde dem Borromäusverein von Petra Breuer, Teammitglied der KÖB St. Katha rina in Herzogenrath zuge-schickt.

Beide Dateien zum kostenlosen Download unter www.borro-maeusverein.de ➞ Publikati-onen

Buchsonntag – Elemente für die Gottesdienstgestaltung

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4/201328 294/2013l l . Vatikanisches Konzil l l . Vatikanisches Konzil

Film: Ich sehe was, was Du nicht siehst Impulse aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil

Eberhard Streier

Inwieweit konnten zentrale Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils in den darauf folgenden fünfzig Jahren in der Kirche und in der Welt wirksam werden? Dieser Frage geht der Film „Ich sehe was, was du nicht siehst – Impulse aus dem Zweiten VVatika-nischen Konzil“ nach. Ausgehend vom missionarischen Auftrag der Kir-che korreliert er diesbezüglich Auszü-ge aus Dekreten des Konzils mit indi-viduellen Situationen und gesell-schaftlichen Bedingungen heute.

Ausgangspunkt des Films ist eine Konzilsaussage zum missiona-rischen Handeln der Kirche. Sie bildet gemeinsam mit Aussagen,

die heutige Christen im Abspann formulieren, die Klammer des Films. Darin sind collagenartig sie-ben Sequenzen eingebunden. Sie stellen aktuelle Beispiele kirch-lichen Engagements dar, verwei-sen aber ebenso exemplarisch auf Aufgaben und Hoffnungen der Ka-tholiken, die bis heute unerfüllt geblieben sind. Ein Textauszug aus einem entsprechenden Dekret, der am Ende einer Sequenz eingefügt ist, veranlasst den Betrachter, die Textaussage mit der vorherigen Il-lustration in Verbindung zu setzen.

Die Komplexität der Herausforde-rungen, vor die Kleriker und Laien auch im 21. Jahrhundert gestellt sind, wird sowohl durch die ausge-

wählten Beispiele als auch durch eine variantenreiche Bildsprache verdeutlicht. Die Kombination aus beeindruckenden Foto- und Film-aufnahmen belegt zugleich aber auch „welche Reichtümer der großzügige Gott den Völkern ver-teilt hat.“ Somit wird der Betrach-ter durch die inhaltliche und durch die formale Gestaltung des Films zu einem eigenen Fazit moti-viert.

Folglich handelt es sich hier um ei-nen Film, der komplementär zu den Dokumentationen zum Zwei-ten Vatikanischen Konzil Verwen-dung finden kann. Die Beschaf-fung weiterer Informationen zum Konzil kann durch Recherche im

Internet oder auch anhand fol-gender Filme erfolgen, die mit um-fangreichem Arbeitsmaterial aus-gestattet sind. Sie stehen in den kirchlichen und kommunalen Me-dienstellen zur Verfügung und können beim Katholischen Film-werk (www.filmwerk.de) erwor-ben werden:• Schleifung der Bastionen – Das Zweite Vatikanische Konzil• Kirche im Aufbruch 1960-1962 (1), Kirche in Bewegung 1963/64 (2), Kirche im Gegenwind 1965-1968 (3)• Martin Posselt / Werner Reuß, Deutschland, 2011, 3 x 44 Min., ab Jahrgangsstufe 9 • Das II. Vatikanische Konzil; Luca Rolandi, Deutschland/Italien 2007, 17 Min., ab Jahrgangsstufe 9

Zur Erarbeitung des Films in der ErwachsenenbildungIm Rahmen der Erwachsenenbil-dung ist es zweckmäßig, im An-schluss an einen Austausch erster Filmeindrücke die inhaltliche und formale Gestaltung des Films zu erschließen. Dann können den Teilnehmern zusätzliche Informa-tion zum II. Vatikanischen Konzil und zur Entstehung der im Film ausgewählten Dekrete vermittelt oder zur eigenen Erarbeitung zur Verfügung gestellt werden. Um eine intensive Diskussion der Textauszüge und der aktuellen Bei-spiele zu erleichtern, ist es zweck-mäßig, diese – auf Plakate gedruckt oder handgeschrieben – in Klein-gruppen bearbeiten zu lassen.

Besonders geeignet ist für diesen Kontext auch ein Vergleich des Filminhalts mit den Ausführungen von Prof. Dr. Sellmann (S.3–6), die

auf prägnante Weise das vorkonzi-liare Selbstverständnis der Kirche und die Auswirkungen des II. Vati-kanischen Konzils gegenüberstel-len. Durch diesen abschließenden Transfer können sich die aus der Auseinandersetzung mit dem The-ma gewonnenen Kenntnisse nach-haltig festigen. &

Der Autor hat auch Erarbeitungsvor-schläge für den Religionsunterricht der Sekundarstufe l und II erstellt. Der komplette Text steht unter www.bor-

romaeusverein.de Publikationen BiblioTheke. Ulrike Fink, Redaktion

Arbeitshilfe zum FilmEin umfangreiches Begleitheft auf der DVD beinhaltet das Filmskript, Hinweise zum Arbeiten mit dem Film in Schule und Bildungsarbeit sowie einen grundlegenden theo-logischen Aufsatz von Prof. Dr. Matthias Sellmann zum II. Vatika-nischen Konzil.

BezugsadresseDer Film kann für 9,90 € zzgl. 2,00 € Porto bezogen werden bei:Medienforum des Bistums Essen, Zwölfling 14, 45127 Essen, [email protected]

Eberhard Streier ist Dozent für Religions- und Medienpäda go-gik im Dezernat Schule und Hochschule des Bistums Essen.

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4/201330 314/2013Helfen Sie mit! Helfen Sie mit!

Leseförderung in Südafrika Aufbau von Lese-Clubs

Leonie Dapper

Mein Name ist Leonie, ich bin 23 Jahre und komme aus Wörrstadt in Rheinland-Pfalz. Dort arbeite ich auch seit drei Jahren ehren-amtlich in der Bücherei. Im Januar diesen Jahres hat es mich aber nach Südafrika, genauer gesagt nach Nelspruit, verschlagen. Dort mache ich bei den Pfadfindern ein Freiwilliges Soziales Jahr.

Hier in Südafrika sind die sozialen Unterschiede so groß wie in kaum einem anderen Land der Welt. Mehr als die Hälfte der ca. 60 Mio. Ein-wohner Südafrikas ist arbeitslos. Viele Familien müssen mit weniger

als 100 Euro im Monat auskommen. Obwohl fast alle Kinder und Jugend-liche zur Schule gehen, können viele Kinder nur schlecht oder gar nicht lesen. Nur 14% aller Südafrikaner le-sen regelmäßig Bücher und nur 5% aller Eltern lesen ihren Kindern Ge-schichten vor. Das liegt u. a. daran, dass sich nur wenige Menschen in Südafrika überhaupt Bücher leisten können, da die Buchpreise im Ver-gleich zum Durchschnittseinkom-men sehr hoch sind.

Es gibt auch sehr wenige südafrika-nische Autoren. In den Buchläden hier findet man hauptsächlich Weltbestseller wie z. B. Inferno von Dan Brown, die Panem-Triologie

oder Gregs Tagebuch. Auch gibt es sehr wenige öffentliche Büche-reien. Über 85% der Bevölkerung hat keinen Zugang zu Büchereien. Viele Schulen in den Townships oder in ländlichen Gegenden sind überfüllt. Somit bleibt wenig bis keine Zeit für individuelle Förde-rungen der Kinder und Jugend-lichen. Bei meiner Arbeit mit den Pfadfindern habe ich selbst festge-stellt, dass viele Kinder, Jugend-liche und auch Erwachsene Pro-bleme beim Lesen haben.

Zusammen mit einem südafrika-nischen Verein, Books in Homes, habe ich ein Leseförderungspro-jekt gestartet. In Büchereien, Schu-len und Pfadfindergruppen wollen wir Lese-Clubs gründen. Die Clubs treffen sich ein bis zwei mal pro Woche. Spielerisch sollen die Kin-der während der Treffen ihre Lese-fähigkeiten verbessern. Passend zu den gelesenen oder vorgelesenen Geschichten werden anschließend passende Aktivitäten gemacht z. B. ein Quiz, ein Kreuzworträtsel oder ein Spiel.

Aber ein Lese-Club ohne Bücher ist wie ein Sommer ohne Sonne! Des-halb ist das Projekt auf Spenden angewiesen. Jedem Lese-Club wird eine Box mit Büchern und Materi-al im Wert von 70 € zur Verfügung gestellt. Die Bücher werden von dem Verein Books in Homes pro-duziert. Ein Buch kostet 5 Rand,

umgerechnet ca. 50 Cent. (http://booksinhomes.weebly.com/in-dex.html)

Ein Lese-Club ist bereits erfolgreich gestartet. Ca. 20 Kinder zwischen 10–15 Jahren kommen regelmäßig zu den Treffen. Einige zeigen schon erste Fortschritte beim Lesen. Es soll aber nicht bei einem Club blei-ben. Ziel des Projektes ist die Eröff-nung weiterer Clubs in den Tonw-ships und Dörfern rund um Nel-spruit. Denn Lesen ist für die Kin-der dort der Schlüssel für eine bes-sere Zukunft. &

Mehr Informationen zum Projekt und wie man es unterstützen kann gibt es auf meinem Blog http://one-year-in-south-africa.jimdo.com

Den Flyer zu diesem Projekt finden Sie online bei der Ausgabe diese Heftes. Ulrike Fink, Redaktion

In Lesespaß-Aktionen werden krea-tive Konzepte zu Bilderbüchern vor-gestellt. Nach dem Vorlesen und Betrachten von und mit den Kin-dern kann so weiter mit Spaß an einem Bilderbuch gearbeitet wer-den. So kommt die spielerische Er-fahrung, dass man mit dem Inhalt auch handwerklich etwas tun kann, dazu. Neben diesem positiven Ef-

fekt, der Spaß, Lust und Freude auf das nächste Buch aufkommen lässt, bleibt jedes Buch so inten-siver in Erinnerung.Neue Aktionsmaterialien von Beate Menge zum kostenlosen Download unter www.borromaeusverein.de Leseförderung Lesespaß oder direkt unter www.lesespass-akti-onen.de.

Neue Aktionsmaterialien

Page 17: 2013-04_BiblioTheke

4/201332 334/2013Ganz Aachen Helfen SIe mit!

Ganz Aachen hat die Koffer voller eBooks Eine erste Bilanz aus Brand

Michael Ziemons

Seit 180 Tagen ist die Städteregion Aachen kein weißer Fleck mehr auf der Landkarte der eBook-Bibliotheken. Zum 1. Februar 2013 startete als erste öf-fentliche Bibliothek der Region die Bü-cherinsel St. Donatus in Aachen-Brand in den Verleih von eBooks ein. Eine erste Bilanz.

Gesamtgesellschaftlich gewinnen eBooks zunehmend an Bedeutung. Kaum eine Innovation hat den deutschen Buch-Markt in den letz-ten Jahrzehnten so revolutioniert. Und ein Ende ist nicht abzusehen: während in den USA beispielsweise bereits mehr eBooks als gedruckte

Bücher verkauft werden, steigt auch in Deutschland die Nachfrage rasant an, vor allem weil große Fir-men eBook-Lesegeräte günstig auf den Markt werfen und bewerben. Gerade Berufspendler und Urlaubs-reisende wissen die Vorteile zu schätzen: ein Koffer voller eBooks wiegt eben nur wenige hundert Gramm.

Für Michael Ziemons, Leiter der KÖB in Aachen-Brand war daher klar: „Bibliotheken, die auf der Höhe der Zeit bleiben wollen, müssen eBooks verleihen – auch wenn die meisten Leser immer noch das gedruckte Buch vorzie-hen“. Das neue Angebot schlug dann auch ein wie eine Bombe. Fast jeden Tag wurde ein neuer Le-ser gewonnen, 140 neue Leser mel-deten sich seit dem Start des eBook-Verleihs an, sogar aus dem weiteren Umkreis zieht die Mög-lichkeit, eBooks zu leihen statt zu kaufen, Interessenten an. Bis nach Übach-Palenberg und Heinsberg reicht nun die Leserschaft der Brander Bibliothek.

Michael Ziemons für die Bücherinsel St. Donatus, Dona-tusplatz 1, 52078 Aachen, Tel. 0241/4134196, [email protected]

Die Sorge mancher Mitglieder im Team der Bücherinsel, bestätigte sich aber nicht: im fraglichen Zeit-raum wurden sogar mehr gedruck-te Bücher ausgeliehen als im ver-gleichbaren Zeitraum des Vor-jahres. „Mindestens 40 Leser, die sich wegen der eBooks angemeldet haben, waren überrascht von der Fülle des übrigen Angebotes und zählen seitdem zur Stammkund-schaft“, erläutert Ziemons diese er-freuliche Entwicklung. Insgesamt knapp 400 eBooks bietet die Bü-cherinsel an. In den sechs Mona-ten wurde jedes davon durch-schnittlich zweimal entliehen. „Wenn dieser Trend anhält, wer-den eBooks doppelt so häufig aus-geliehen, wie unsere gedruckten Medien“, meint Ziemons. Dabei sind für die Zukunft geplante Er-weiterungen wie Zeitschriften-Abos und eHörbücher noch gar nicht berücksichtigt. eBooks für Kinder sollen nach einer Abstim-

mung unter den Lesern allerdings erstmal nicht eingeführt werden.

Mitbestimmung der Leser wird groß geschrieben bei dem Brander eBook-Angebot für alle Aachener. Welche Bücher angeschafft wer-den, können die Leser mit ent-scheiden, sogar die Jahresgebühr, die für das Entleihen der Bücher anfällt, setzt jeder Leser selber fest: „Pay what you want“ heißt das Modell, über das die Brander bis-lang durchschnittlich 20 € pro neu-em eBook-Leser einnehmen konn-ten. Dafür können dann ein Jahr lang so viele eBooks ausgeliehen werden, wie man möchte – maxi-mal zehn auf einmal. Die Leihfrist beträgt drei Wochen, dann kann das eBook auf dem Lesegerät nicht mehr geöffnet werden.

Bei einem Besuch in der Bücherin-sel St. Donatus zeigte sich der Aa-chener Bundestagsabgeordnete Dr.

Rudolf Henke sehr beeindruckt von dem innovativen Angebot, das das rein ehrenamtliche Bran-der Bibliotheksteam auf die Beine gestellt hat: „Ich habe hier einiges Neues gelernt“, stellte er fest. Gera-de die Politik hat in Bezug auf eBooks nämlich noch viel zu tun, die rechtliche Situation ist unbe-friedigend. So werden eBooks in Deutschland nicht wie Bücher be-handelt, sondern wie Software, so-dass manche Verlage ihre eBooks für den Verleih in Bibliotheken sperren können. Die Brander Bü-cherinsel ficht das aber nicht an. Gerade zur aktuellen Urlaubszeit ist der Verleih der eBooks noch einmal in die Höhe geschnellt.

Ganz Aachen, so scheint es, packt die Koffer voller eBooks – geliehen in Brand.

Mehr Infos: www.buecherinsel.st-donatus.de &

Im September wurde dem An-trag auf Förde-rung für das Projekt „Ich bin ein LeseHeld“ vom Bundesmi-

nisterium für Bildung und For-schung (BMBF) stattgegeben. Im August 2013 ist es soweit und Cnut Fritz übernahm die Projektkoordina-tion des „LeseHelden“ im Bor-romäusverein e.V.

Cnut Fritz – Start in Bonn

„Mein besonderes Interesse liegt da-rin Kindern und Jugendlichen in ih-rer Entwicklung helfend zur Seite zu stehen!“ Ich bin 33 Jahre alt und ver-heiratet. Im Rahmen ehrenamtlicher Arbeit habe ich während meiner Schulzeit die Begeisterung für die Ar-beit mit Kindern und Jugendlichen entdeckt und schließlich zu meinem Beruf gemacht. Nach dem erfolg-reichen Studium der Sozialen Arbeit habe ich ab 2011 im Bereich der am-bulanten Hilfen zur Erziehung mit

Familien gearbeitet, sozialpädago-gische Gruppenangebote geleitet und pädagogische Konzepte ent-wickelt. Freiberuflich bin ich im Rahmen der Familienbildung als Leiter von Vater-Kind-Angeboten tätig.

Ich freue mich auf die Heraus-forderung die „Ich bin ein Lese-Held“ bietet und auf eine erfolg-reiche Zusammenarbeit mit Ih-nen!

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4/201334 354/2013 Praxisberichte

Text und Bilder: Antje Neubauer, Mitarbeiterin der KÖB Remigius Otterstadt, Schulstr. 17, 67166 Otterstadt, Tel. 06232/490840, [email protected], www.waldsee.de/sites/og_ot-terstadt/remigiusbuecherei.htm

Praxisberichte xproliko-LeserundenComicPraxisberichte How do you do?Praxisberichte Fachstel len im Profi lPraxisberichtesdfsdfsdfsdf dgsgsgsdgsdgasdasdasdasd

PraxisberichteDas Interessanteste in vielen Zeitschriften steckt meist eher in den alltäglichen, lebens- und berufspraktischen Beiträgen als in den bedeutsamen Grundsatz-artikeln. So ist es wohl auch in dieser Zeitschrift BiblioTheke. Leider mangelt es der Redaktion immer wieder an interessanten oder nachahmenswerten Berichten. Schreiben Sie uns: [email protected]

„Pimp up your library“

„Unser Jugendraum liegt mir am Herzen. Der ist so gar nicht ju-gendlich!“ klagte unsere Bücherei-leiterin, Ute Straßer, in einer un-serer Teamsitzungen. Was tun?Umgestalten – aber wie???

Bei der Diözesantagung 2011 wur-de der Arbeitskreis „Pimp up your library“ angeboten. Schnell haben wir entschieden: eine Mitarbeite-rin aus unserem Team soll diesen besuchen. Mit Lust auf neue Ideen und einem Grundriss von unserem Jugendraum besuchte ich den Ar-beitskreis.

Es gab zwei Großgruppen mit je einem Dozenten, der in der Grup-pe auf Fragen eingehen konnte. Das Wichtigste sei ein Brainstor-ming zur jeweiligen Frage im eige-nen Team. Bei uns also zum Thema Jugendliche:• was wird zurzeit gelesen (Fantasy, Liebe, Mystik …)• sie sitzen oft auf dem Boden (z. B. an der Bushaltestelle …)• sie wollen ungestört sein• wie kann ich dies in einem Raum umsetzen• wie setze ich Effekte (Farbe, Licht)

Bei unserer nächsten Teamsitzung klärten wir als erstes ein Motto zur Umgestaltung: Mystik. Danach bildeten wir verschiedene Teams zu den Themen Finanzierung, Umgestaltung, Mithilfe. Schnell war klar: viele helfen mit, aber das Hauptteam bestand aus Kirsten Schwäger und mir. Die Finanzie-rung erfolgte aus Gewinnen von Flohmarktverkäufen. Der Termin wurde auf das Faschingswochen-ende gelegt, da die Bücherei dann sowieso geschlossen ist.

Im Bauhaus kauften wir das nötige Material. Aus einem Angebot eines Möbelhauses wurden zwei Sitz-säcke erworben. Das Helferteam startete am Freitag mit dem Aus-räumen des Raums. Samstag gings dann los. Und – ja, es hat Zeit und Einsatz gekostet. Aber das Ergebnis zählt. Die Jugendlichen finden den Raum super, andere Leser auch! Die Wiedereröffnung fei-erten wir mit einer Sonderausleih-stunde nur für Jugendliche und einem alkoholfreien Cocktail. Mittlerweile ist auch unser Flur re-noviert!

„Pimp up your library – für mich ein toller Arbeitskreis!“

Dokumentiert in einer Bildersessi-on, sehen Sie selbst … Viel Spaß beim Betrachten der Bilder!

Bibfit – Buchsonntag – und mehr

Leimersheimer KÖB ist sehr aktiv

Die KÖB der Pfarrei St. Gertrud in Leimersheim fördert in Zusam-menarbeit mit der kommunalen Kindertagesstätte schon bei den Vorschulkindern den Spaß am Le-sen. Unter dem Motto „Ich bin Bibfit – der Bibliotheksführer-schein für Vorschulkinder“ be-suchten 13 Vorschüler insgesamt vier Mal mit ihrer Erzieherin Ul-rike Marthaler die KÖB.

Gleich beim ersten Besuch lernten die Kinder einen wesentlichen Ab-lauf in der Bücherei kennen: Medi-en selbstständig aussuchen und ausleihen. In einem kleinen Stoff-Rucksack mit dem aufgedruckten Bücherei-Raben Fridolin, der uns während der ganzen Aktion beglei-tete, durften die Vorschüler ihr aus-geliehenes Buch nach Hause tragen.

Schon lange bevor die Kleinen selbst lesen und schreiben können, lesen ihnen Eltern, Großeltern und Erzieher aus Büchern vor. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die Sprachentwicklung. So wird die große Bedeutung des frühen Um-gangs mit Büchern auch durch die Leseforschung nachhaltig bestä-tigt. Die ehrenamt liche Bücherei-mitarbeiterin Anne Riegler-Rodiek ist überzeugt: „Doch vor allem zei-gen uns die Kinder selbst, wie

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4/201336 374/2013 PraxisberichtePraxisberichte

Kontakt Text und Bilder: Ulf Weber KiBüAss und Mitar-beiter der KÖB Kontakt: KÖB St. Gertrud, Pfarrgasse 1, 76774 Leimersheim, E-Mail: [email protected]

durch anregende Bücher ihre Phantasie, ihre kommunikative Kompetenz, ihr Wissens- und Er-lebnisdrang unterstützt und geför-dert werden.“ Aufmerksam und in-teressiert verfolgten die kleinen Besucher spannende Geschichten und machten sich spielerisch mit den verschiedenen Medien ver-traut. Außerdem lernten sie auch die Ordnung („Wo finden wir was?“) in der KÖB kennen. Dabei erfuhren die Kinder auch, dass die Leimersheimer Bücherei vielfältige Medien-Angebote macht, ein inte-ressanter Aufenthaltsort ist und nicht zuletzt dass das Lesen Spaß macht.

Belohnt wurden unsere wissens-durstigen Büchereinutzer mit einer eigens gestalteten Urkunde, dem „Bibliotheksführerschein“. Dieser bescheinigt ihnen, dass sie die Bü-cherei kennen gelernt haben und sie selbstständig nutzen können. So sind auch nach dieser Aktion

die Kinder herzlich eingeladen, zu-sammen mit ihrer Familie das ko-stenlose Angebot weiter zu nutzen. „Doch auch wir bekamen unseren Lohn: „Die Freude im Umgang mit den Vorschülern“, bekennt Büche-reimitarbeiterin Rita Torka.

Gemeinsam mit der Gitarren-gruppe h-moll gestaltete das eh-renamtliche Büchereiteam die Vorabendmesse zum Buchsonn-tag in der Pfarrkirche. Die tradi-tionelle Buchausstellung dazu fand dann am Sonntag im Pfarr-saal statt.

„Wir bedanken uns herzlich für die Wertschätzung unserer ehren-amtlichen Arbeit durch die zahl-reichen Kuchenspenden aus dem Leserkreis, die vielen Besucher und die Bestellung zur Medienvermitt-lung“, so die ehrenamtliche Bü-chereileiterin Silke Weber. Bei un-serem Flohmarkt fanden 249 Bü-cher, 14 CDs, eine Kassette und fünf Brettspiele ein neues Regal. Um 17:00 Uhr wurde pro Klassen-stufe ein Buchpreis verlost. Diese geschah unter den anwesenden Kindern, die zuvor bei der KÖB ih-ren vollgestempelten Lese-Pass (= sechs Buchausleihen in den letz-ten vier Wochen) abgegeben hat-ten. Als Glücksfee zog Bücherei-mitarbeiterin Franziska Ott die glücklichen Gewinnerinnen aus der Lostrommel:

Klasse 2 – Mirjam Bouché, Klasse 3 – Lara Wolf, Klasse 4 – Laura Höfler

Herzlichen Dank für die Unter-stützung an die in der Schulbü-cherei engagierten Eltern und die Lehrkräfte der Leimersheimer Kar-dinal-Wendel-Schule! „Mit dem Buchsonntag ist die Aktion aber noch nicht abgeschlossen. Wer seinen Lese-Pass noch nicht voll hat, kann bis zum Büchereitag der Grundschule im März näch-sten Jahres eifrig weiter Stempel in seinem Pass sammeln“, verrät Grundschullehrerin Bärbel Ba-ron.

In diesem Jahr hat das Bücherei-team ein „Ulkfoto“ gemacht. (Fo-tos: Fritz Zirker) Vielleicht können Sie dieses Jahr zusammen mit dem Original mit dem Aufruf „Finde die Fehler!“ veröffentlichen. Wir würden uns freuen! Den Vorschlag hat die Re-daktion nur zu gerne angenommen.

Die KÖB St. Gertrud wird von 17 ehrenamtlichen Kräften ohne Auf-wandsentschädigung verwaltet.

WIR HABEN VIELE GUTE SEITEN!

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4/201338 394/2013 PraxisberichtePraxisberichte

Am großartigen Dorffest in Rot an der Rot (www.dorffest.de) beteili-gt sich die KÖB St. Verena beim Einzug des Dorfvolkes und der his-torischen Gruppen.

Natürlich hat unsere Idee etwas mit dem Lesen zu tun! Einige un-serer jungen Leser/innen sind als LESERATTEN verkleidet und ver-schenken unterwegs aus einem Leiterwagen heraus ausgemusterte Bücher an die Zuschauer. Die Um-hänge mit den niedlichen Ohren wurden von KÖB-Mitarbeite-rinnen genäht und zeigten die Gruppe in einheitlichem Bild. Der Ansager brachte dazu einen lau-nigen Text: „Schon zu Kloster-zeiten bis zum heutigen Tag gibt es eigenartige Tiere in unserem Dorf, die sage und schreibe keine Pflan-

zen fressen und auch keine ande-ren Lebewesen, sondern sie fressen sich durch Bücher. Sie verschlin-gen sie geradezu. So begrüßen wir heute die LESERATTEN der Katho-lischen öffentlichen Bücherei St. Verena! Damit sie immer genug Futter haben, gibt es in unserer Ge-meinde die Einrichtung, wo diese LESERATTEN ihr Futter holen, nämlich in der Roter Bücherei. In einem Leiterwagen schleppen sie ihr Futter mit, aber sie geben auch gerne etwas davon ab. Viel Spaß beim Lesen, und vielleicht besu-chen Sie mal die LESERATTEN beim Waffelstand an der Bücherei!“

Die meisten Zuschauer freuen sich über die Büchergaben, und der Bei-fall der Zuschauer spornt unsere Kinder an.

Kontakt, Text und Bild: Uwe Kaltenthaler, KÖB St. Verena, Höhenweg 6, 88430 Rot, www.koeb-rot.de

Ökumenisches Vorleseseminar KÖB AG Neuss

Zehn Damen und Herren aus vier katholischen und einer evange-lischen öffent lichen Bücherei in

Neuss übten in einem Seminar mit Klaus Langer, wie man gut und spannend vorliest. Der Vorlese-Hintergrund war unterschiedlich: teils verfügten die Teilnehmer/-in-nen über Vorleseerfahrung mit Kindern, teils mit Erwachsenen und vor Senioren. Sie alle wollten ihr Vorlesen noch lebendiger ge-stalten. Herr Langer, der als Rund-funk-Toningenieur tätig war und sich nun mittels des Kinder- und Jugendliteraturzentrums NRW – jugendstil e.V. – auf Vorlese-Semi-nare spezialisiert hat, war ein prä-destinierter Gesprächspartner.

Zunächst wurden gemeinsam die Körperregionen untersucht, die zum Vorlesen erforderlich sind: Lunge, Zwerchfell, Luftröhre für die Atmung; Stimmbänder und Kehlkopf für die Tonerzeugung;

Zunge, Lippen, Zähne, Gaumen und Rachen für den Klang und Mund, Brustkorb und Nebenhöh-len für die Resonanz. Es erfol gten Atem- und Sprachübungen unter Berücksichtigung des Hellwag’schen Vokal-Dreiecks und besonderer Be-tonung und Beachtung von Pau-sen und Textgliederungen, Span-nung und Tempo. Sprechübungen mit Diphtongen (ai/ei, au, äu/eu, pf, qu, s, z) sowie Konsonanten als Klinger (l, m n, ng, r, w, j), als Rei-belaute (ch, s, sch, f/v) und als Ver-schlusslaute (k/ck, g, h, d/t und b/p) ergänzten das Programm. Herr Langer vermittelte vielfältige Tricks zum spannenden Vorlesen. Die besondere Färbung der Stim-me, Tonlage und Gestik und Blick-kontakt waren wichtige Kriterien. Er regte an, Vorlesen vor einem

Die LESERATTEN der Roter Bücherei verteilen Bücher, wie andere Würstchen …

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4/201340 414/2013Praxisberichte

Kontakt, Text und Bilder: Jasmin Frank, Büchereileiterin der Bücherei Münster / Altheim, Frankfurter Straße 3, 64839 Münster, Tel. 06071/3002 – 890, [email protected], www.muenster-hessen.de/familie-freizeit/buecherei.html

Praxisberichte

Spiegel zu üben. Schließlich musste jeder Teilnehmer einen vorgege-benen Text mit einem bestimmten Hintergrund (Nachrichten sprecher, Sportreporter, Telefon erotik, Predigt) vermitteln.

Die Veranstaltung, deren besonde-re Aspekte von dem Leiter der Ar-beitsgemeinschaft Kirchliche öf-fentliche Büchereien in Neuss Manfred Berdel eingangs beson-ders herausgestellt wurden – es war die erste Fortbildungsveranstal-tung der seit 2007 in dieser Form bestehenden Arbeitsgemeinschaft www.koebag-neuss.de und es war eine im wahrsten Sinne ökume-nische Veranstaltung, weil katho-lische und evangelische Christen gemeinsam am Tisch saßen. Herr Berdel dankte dem Leiter des Kul-

turamtes Neuss, Harald Müller, und jugendstil e.V. für die besondere Förderung. Die Teilnehmer/innen zeigten sich beeindruckt von dem Seminar und beabsichtigen, auch ein Aufbause-minar mit Herrn Langer www.ohrchidee.de zu besuchen. Dabei werden Themen wie Sprachförde-rung „Vorlesen, warum?“, Phanta-sieförderung, Anregung zum Selber-lesen; „Vorlesen, aber wie?“ Alters, Situationsaspekte; „Vorlesen so!“ Offene oder geschlossene Vorlese-praxis, Einbeziehung der Zuhörer, Praktische Vorbereitung einer (Bil-der-)Buchpräsentation; „Vorlesen, aber was?“ Kriterien für gute äußere und inhaltliche Gestaltung von Bü-chern, Vorlesebücher, Märchen heute, situationsbedingte Textaus-

wahl, Recherchemöglichkeiten be-handelt.

Alle Teilnehmer wollen nun ihr Wissen praxisgerecht in den be-teiligten KÖB umsetzen.

Mit 6 Jahren den Führerschein gemacht! Bibfit – der Bibliotheksführerschein

Die Bücherei Münster und das Fa-milienzentrum Sankt Michael bo-ten erstmals den Bibliotheksfüh-rerschein „Bibfit“ an. Wenn sich in der Bücherei Münster in den vergangenen Wochen schon am Vormittag die Türen geöffnet hat-ten und eine Gruppe begeisterter Kindergartenkinder in die gemüt-lichen Räume strömte, war nicht etwa eine reine Vorlesestunde an-gesagt: Die Steppkes wurden „Bib-fit“ – sie machten ihren Bibliotheks-führerschein und das mit viel Elan.

„Bibfit steht für Freude am Lesen und das spielerische Kennenler-nen der örtlichen Bibliothek. Zu den Stichworten „Erzählen und Wissen“, „Vorlesen, Zuhören, Aus-malen“, „Aussuchen und Auslei-hen“ und „Was gibt es, wo finde ich es?“ werden die Kindergarten-gruppen aktiv und altersgerecht an Inhalte und Benutzung unserer Bücherei herangeführt“, erläuterte Büchereimitarbeiterin Anja Christ. Sie hatte das Projekt gemeinsam mit Ehrenamtlichen der Pfarrei

Kontakt, Text und Bild: Manfred Berdel, Leiter der Ar-beitsgemeinschaft Kirchliche öffentliche Büchereien in Neuss, www.koebag-neuss.de

Sankt Michael sowie Eltern und Er-zieherinnen des dortigen Familien-zentrums erstmals für Münster ini-tiiert und umgesetzt.

„Wir haben das große Glück so-wohl kommunale als auch katho-lische Bücherei zu sein, deshalb lag es nahe, Bibfit mit dem Famili-enzentrum zu starten. Es hat allen so viel Spaß gemacht, dass wir es jetzt auch den anderen Kindergär-ten in Münster und Altheim an-bieten werden“, freute sich Christ. Angesprochen sind die Jungen und Mädchen, die ihr letztes Kin-dergartenjahr vor der Einschu-lung absolvieren und schon einen eigenen Bezug zu Büchern entwi-ckelt haben.

„Ich fand es toll, dass wir uns Bü-cher ausleihen und mit in den Kinder garten nehmen konnten“, strahlte Talia und ihre Freundin Larisa meinte fröhlich: „Wir haben gelesen, gemalt und Fragen beant-wortet. Das war richtig toll.“ Die bunten Bilder der Kinder hingen noch an einer Wäscheleine in der

Bücherei, als die kleinen Führer-scheinkandidaten während ihrer letzten Sitzung in ihren Fachbü-chern blätterten. Ein Thema waren Bären und es konnten zahlreiche Fragen treffsicher beantwortet werden. „Wo wohnt denn ein Braunbär?“ wollte Margarete Elster wissen. „Im Wald!“, war schnell klar und auch der Eisbär wurde zielsicher dem Eis zugeordnet. „Aber wo lebt denn dieser Bär hier?“ fragte Elster schmunzelnd und zeigte auf das Bild eines Ted-dybären. „Im Bett!“ lautete uniso-no die richtige Antwort und so war klar: Alle Kinder hatten den Füh-rerschein anstandslos bestanden.

Zur Belohnung gab es die gemalten Kunstwerke zurück, eine Bibfit-Ur-kunde, einen kleinen Stoffrucksack für die ausgeliehenen Bücher, einen Gutschein für einen Büchereiaus-weis und zu guter Letzt noch ein Pi-xie-Buch als Lektüre. „Ich komme wieder!“, rief Talia beim hinausge-hen und winkte mit voll bepackten

Händen Anja Christ noch einmal zu, die sich schon darauf freut, bald die nächste Gruppe wissbegieriger Kinder in der öffentlichen Bücherei Münster zu empfangen.

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4/201342 434/2013Praxisberichte

Kontakt, Text und Bilder:Petra Haake, KÖB St. Barbara, Barbarastraße 3a, 45307 Essen, Tel. 0201/555405, www.koeb- st-barbara.de

Praxisberichte

Wir lesen uns auf das Rathaus in Essen-Kray Aktion Büchertürme

Auf der Suche nach einem guten Projekt „Wie interessiere ich Kin-der für das Lesen?“ fand die Leite-rin der KÖB St. Barbara im Mai die Aktion „Büchertürme“ von Ur-sel Scheffler in Hamburg. Ange-steckt von der Idee, dachte sie, was dort in Hamburg klappt, kann man auch in Essen-Kray schaffen.

Nun ging das Team an die Pla-nung. Welches Gebäude wollten wir lesen lassen, es sollte nicht zu hoch sein, damit die Kinder einen Erfolg schnell sehen. So einigten wir uns auf das historische Rat-haus in Essen-Kray, mit einer Höhe von 23 m. Nach einigem Suchen fanden wir einen netten Erzieher, der uns einen entsprechenden Motivbücherstapel mit Rathaus zeichnete. Eine Ansichtsmappe mit Anschreiben für Schüler, Leh-rer und Eltern wurde erstellt und an die vier Grundschulen ge-schickt, mit der Anfrage, wer sich daran beteiligen möchte. Zwei Grundschulen, Christophorus- und Joachimschule, meldeten ihr Inte-resse an sowie der ev. Kindergarten, der auch davon gehört hatte.

Nun ging es an die Durchführung. Wir erstellten für jeden Teilneh-mer Mappen, Lehrermappen, Pla-kate und suchten einen Schirm-herrn, den wir mit dem Bürger-

meister der Stadt Essen, Herrn Franz-Josef Britz, schnell fanden. Am 18. Januar war es so weit und wir starteten die Aktion „Wir lesen uns auf das Rathaus in Essen-Kray“ im historischen Ratssaal. 350 Grundschüler wurden in zwei Etappen ins Rathaus eingeladen. Dort begrüßte und erklärte ihnen Petra Haake die Aktion, Herr Bür-germeister Britz erzählte aus seiner Schulzeit und Frau Gisela Kühn (Verein zur Förderung der Kinder- und Jugendliteratur e.V.) stimmte die Kinder mit Reimen und Ge-schichten auf das Lesen ein.

Nun lesen 350 Grundschüler und 92 Kindergartenkinder ihren Bü-cherturm. Anfang März erreichte er schon eine Höhe von 14,91 m. Wir

haben bisher sehr viele positive Rückmeldungen. Viele Kinder ho-len sich ihren Lesestoff in der Bü-cherei, Eltern berichten, dass ihre Kinder nun statt Fernsehen oder Computerspielen zum Buch grei-fen, um es noch fertig zu lesen. In einigen Klassen ist auch schon ein richtiges Lesefieber ausgebrochen.

Wir freuen uns riesig, dass wir mit dieser Aktion doch so viele Kinder zumindest kurzfristig fürs Lesen begeistern können. In der Hoff-nung, das Lesefieber bleibt, planen wir schon für ein weiteres Gebäu-de. Unser Kirchturm der Barbara-kirche wird mit 75 m zwar länger dauern, aber vielleicht beteiligen sich dann noch andere Lesegrup-pen, mal sehen.

Am 15. November 2013 ist es soweit: Der Bundesweite Vorlesetag findet zum 10. Mal statt! Die Initiatoren – DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deut-sche Bahn – möchten Sie herzlich einladen: Machen Sie mit! Beteiligen Sie sich am größten Vorlesefest Deutschlands. Zusammen mit Ihnen möchten wir erreichen, dass vor allem Kindern noch mehr vorgelesen wird und möglichst jede und jeder in Deutschland Spaß am Lesen hat.

Was Sie tun können: Werden Sie selbst Vorlese-Vorbild und zeigen Sie, wie

schön Vorlesen ist. Die Teilnahme am Bundesweiten Vorlesetag ist denkbar einfach, melden Sie sich einfach an. Sie können an den un-terschiedlichsten Orten vorlesen: z. B. in Schulen, Kindergärten und Bibliotheken. Die Stiftung Lesen unterstützt Sie gerne bei den Vor-bereitungen und stellt Muster-Pressemeldungen und Online-Banner zur Verfügung sowie hilf-reiche Organisations- und Vorle-setipps.

www.vorlesetag.de

Vorlesetag – Stiftung Lesen

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4/201344 454/2013 Literatur-PraxisLiteratur-Praxis BiblioTheke BiblioTheke

Dr. Annette Jantzen, Referentin für Kirchenpolitik und Jugendpastoral beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend.

Hinter dem Paradies

Annette Jantzen

Borro-RezensionNach dem Scheitern ihrer Ehe kehrt Salma in ihr Hei-matdorf im Nildelta zurück. Sie stöbert in den Briefen ihres Vaters und lässt sich von den Erinnerungen an ihre Kindheit einholen. Salma nimmt uns mit auf ihre Reise in die Vergangenheit, lässt und teilhaben am Le-ben der Deltabewohner, am Zusammenleben von Kopten und Muslimen, am Aufstieg ihrer Familie, die durch den Raubbau am fruchtbaren Nil-Uferboden und dem Bau von Ziegelfabriken reich wurde. Sie zeigt uns ein Ägypten, das wir so nicht kennen und nie-mals kennen lernen würden. Behutsam spinnt sie den Faden aus der Vergangenheit in die Gegenwart, zeigt eine Gesellschaft, die sich aus den Traditionen löst und in die Moderne aufbricht. Rezensentin: Martina Häusler

Zur Arbeit mit dem BuchWo ist „Hinter dem Paradies“? Ist es das Heute in einem ausgebeuteten Nildelta, in dem das Paradies der intakten Natur lange Vergangenheit ist? Ist es der Garten von Salmas Onkel, den Salma und ihre Freun-din nicht mehr betreten durften, seit sie dort auf ein Schlangennest gestoßen sind und der Onkel die Schlangenbrut getötet hatte? Die Vertreibung aus diesem Paradies geschah dann nicht durch eine gött-liche Strafe, sondern durch mütterliches Verbot auf-grund von abergläubischer Furcht vor der Rache der Schlangen ... Ist „hinter dem Paradies“ das selbstbe-stimmte Leben, ausgebrochen aus der Ordnung des Dorfes, in der das Paradies trügerisch und von zahl-reichen Verboten gesichert war – das selbstbestimmte Leben, das sich als ebenfalls gebrochenes, einge-schränktes Leben herausstellt?

Mansura Eseddin: Hinter dem Paradies.Unionsverlag 2011MedienNr.: 351 042

Das verlorene Paradies – hat es jemals existiert? – fällt in die Zeit der autoritären Herrschaft Hosni Muba-raks, die 2011 durch die Revolution beendet wurde. Im Dorf kam wenig davon an: Hier herrschte eine an-dere Art von Autorität, eine Mischung aus überkom-menen Verhaltensregeln, insbesondere in Hinblick auf die Rolle der Frauen, aus den Folgen sozialer Un-gleichheit und aus einer von wenig Substanz unterfüt-terten religiösen Prägung mit zahlreichen abergläu-bischen Elementen. Als die Regierung den Lehmab-bau verbietet und alle Ziegelfabriken schließen lässt, erreicht die große Politik das kleine Dorf.

Das Paradies ist der Sehnsuchtsort hinter den Span-nungen im modernen Ägypten, in dem ländlicher Aberglaube an Geister, nötige Beschwichtigungsopfer und Totenspuk auf eine begüterte Jugend mit Wahl-möglichkeiten und Karrierewünschen trifft. Hinter dem Paradies ist die ungewisse Zukunft: Wird aus der Revolution Demokratie erwachsen oder kommt es zu einer weiteren autoritären Herrschaft? Welche Rolle wird der Islam, werden die Muslimbrüder spielen? Wie wird es um die Frauenrechte bestellt sein?

Diese Fragen bilden die Hintergrundfolie des assozia-tiven Romans, der Episoden aus Vergangenheit und Gegenwart des kleinen Dorfes fernab der Metropole Kairo versammelt. Familienzusammenhänge, soziale Ungleichheiten, Diskriminierung und Tabus werden nach und nach sichtbar, sie schälen sich aus den Epi-soden heraus, in denen die Erzählerin das Geflecht an Beziehungen von immer anderen Seiten beleuchtet.

Wenn der Roman in Zusammenhang mit dem Weltgebets-tag der Frauen zum Thema gemacht wird, dann kann er eine Hilfe sein, das Motto „Informiert beten, betend han-deln“ aufzugreifen: Welches Ägypten-Bild haben die Leser/innen? Geschichte, Tourismus, politische Unru-

hen sind genau die Komponenten unseres Ägypten-Bildes, die im Roman keine Rolle spielen. Er kann auch nicht darstellen, „wie es wirklich (gewesen) ist“, aber er kann Einblicke in ein unbekanntes Ägypten geben. Hier bietet sich das 7. Kapitel an, in dem die Geschichte um die Person des Onkels der Hauptfigur her aufgerollt wird: die Vertreibung der Hauptfigur und ihrer Freundin aus dem Paradies des Gartens; die Beziehung der beiden christlichen Kinder des Dorfes zu dem Onkel, die weiterhin den Garten betreten dür-fen; die Spannungen zwischen dieser christlichen Fa-milie und der einflussreichen Familie der Hauptper-son, die sich in einem Besuch zeigen, der Ablehnung und Demütigung über vordergründig höfliche Gast-geschenke offenbart; die religiösen Prägungen der Per-sonen, deren Rituale wenig mit dem zu tun haben, was wir hier unter „religiöser Praxis“ verstehen.

Um sich dem Roman anzunähern, kann es sinnvoll sein, zunächst die Beziehungen zwischen den Fi-guren zu klären. Das Personenverzeichnis am Ende des Buches ist dabei hilfreich. Drei Generationen, Per-sonen, die miteinander verschwägert sind, und Men-schen aus dem Dorf werden in den Blick genommen – die Beziehungsgeflechte zwischen ihnen freizule-gen, führt auch mitten hinein in die Thematik der Freundschaft zwischen der Heldin Salma und ihrer Freundin und angeheirateten Cousine Gamila. Mit beängstigenden Träumen Salmas, sie habe Gamila er-mordet, beginnt das Buch – es endet kurz nach der Übergabe der von Salma zum Roman verarbeiteten Fa-miliengeschichte an Gamila, so offen, wie es begon-nen hat. Welche Fäden wurden zu Ende gesponnen, welche Enden bleiben offen? Was an der Entfrem-dung der beiden Freundinnen ist am Ende nachvoll-ziehbar geworden? Nie direkt thematisiert, aber immer präsent ist die Frage nach der Emanzipation. Die Autorin bringt weibliche Erfahrung ins Wort und sie stellt verschie-dene Wege der Frauen des Dorfes vor, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden, und betrachtet auch das Scheitern dieser Bemühungen. Da ist Salmas Groß-mutter, die ihren Mann zu wirtschaftlichem Erfolg di-rigiert, die Tante väterlicherseits, deren kurze Ehe ein Desaster ist, an dessen Ende sie jungfräulich ins El-ternhaus zurückkehrt, die Tante mütterlicherseits, die

wegen einer unehelichen Schwangerschaft Suizid be-geht, die Witwe, die zur Zweitfrau von Salmas Onkel wird, aber in der Familie nicht ankommt, die Chri-stin, die immer eine Fremde bleibt. Und da sind die beiden Mädchen, die die Grenzen des Erlaubten aus-testen und in erlaubten wie unerlaubten Geschlech-terbeziehungen dennoch kein Gegenüber finden.

Während die Hauptpersonen des Buches von immer neuen Seiten, in immer anderen Szenen betrachtet werden, sich literarische Realität und literarische Fikti-on mischen, Lebensläufe zwischen Fiktion und Erinne-rung erzählt werden, bricht sich die erzählte Wirklich-keit wie in einem Prisma an den Nebenfiguren, die Fa-cetten des Lebens im Dorf werden hier einzeln freige-legt und lassen die übrigen Personen und Beziehungen in neuem Licht erscheinen: der Imam des Dorfes, der den Christen bekehren will, da er bei seiner eigenen Gemeinde schon aufgegeben hat, oder die geistig be-hinderte Badr, die die Kette hinter sich herschleift, mit der ihr Vater sie ans Haus fesseln will, damit sie keine unerlaubten Beziehungen eingeht, und deren Ket-tenklirren Salma bis ans Ende des Romans verfolgt.

Für ein zeitlich enger begrenztes Literaturgespräch lohnt es sich, diese Nebenfiguren in den Mittelpunkt zu stellen und im Blick auf sie die sozialen Bezie-hungen in Dorf und Familie zu betrachten.

Der Roman erschließt sich erst, wenn man sich daran macht, die losen Fäden der Familiengeschichte im Ve-xierbild zwischen Traum und Buch im Buch aufzu-greifen, weiterzuspinnen, zu verknüpfen oder auch hängen zu lassen und die Ungewissheit auszuhalten – eine Ungewissheit, die heute mehr noch als zum Zeitpunkt des Erscheinens 2009 (dt.: 2011) auch auf die Zukunft Ägyptens zu beziehen ist. Wie in dieser Schwebe Frauen ihr alltägliches Leben meistern, kann ein ertragreiches Thema für ein Literaturgespräch sein und zu-gleich im Sinne des Weltgebetstags Brücken zu Frauen hier schlagen helfen. &

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4/201346 474/2013 Diözesane Büchereifachstel len

Der Internet-Tipp

Ihre Ansprechpartnerund Kontaktdaten

Borromäusverein e.V. :

Seit der Trennung der beiden Unternehmen Borromäusverein e.V. und borro medi-en gmbh sind auch die Internetseiten geteilt. Alle drei Seiten stehen Ihnen weiterhin wie gewohnt zur Verfügung, ABER die Zuständigkeiten sind nun getrennt. Da es immer noch zu Verwirrungen kommt, hier eine kurze Beschreibung:

Bewerten, Bilden, Fördern, Publizieren: Unter www.borromaeusverein.de stehen die Informationen des Vereins, die Bildungsangebote, das Bücherei-verzeichnis, die kostenlosen Materialien zur Büchereiarbeit, darunter Anzei-genvorlagen und Logo-Generator und die Leseförderung mit allen Akti-onen wie die bekannten Bibfit- und Lesespaß-Aktionen. Publikationen wie diese Zeitschrift oder der Buchsonntag stehen ebenfalls zum kostenlosen Download oder zum Onlinelesen bereit. Neu: Ich bin ein LeseHeld

Unter www.medienprofile.de stellen wir online, was Sie in medien-/Buchprofile gedruckt lesen. Dazu gesellen sich thematische Medienemp-fehlungen, zusätzliche Borro-Rezensionen und Informationen über die Rezensenten. Die Monatsempfehlungen und Berichte zu literarischen Themen bereichern die Seite ebenfalls. Hier gilt, es werden nur besprochene Titel angezeigt mit den entsprechenden Empfehlungen gerade für die Büche-reien – Ihr Mehrwert.

www.borromedien.de ist eine Bestellseite: hier können Sie alle Medien recherchieren, Geschenkideen und besondere Angeboten suchen. Für Büchereien bietet sie z. B. Einbinde-Service, Bestelllisten und den Daten-download.

Fax

E-Mail

Internet

0228 7258-412

[email protected]

www.borromaeusverein.de

www.medienprofile.de

0228 7258-401

0228 7258-405

0228 7258-407

0228 7258-409

Lektorat

Bildung

Redaktion

Leitung

Aachen

Fachstelle für Büchereiarbeit im

Katechetischen Institut

Eupener Str. 132, 52066 Aachen

Tel. 0241 60004-20, -21, -24 , -25

[email protected]

www.fachstelle.kibac.de

Berlin

Fachstelle für Katholische öffentliche

Bü chereien im Erzbistum Berlin

Niederwallstr. 8–9, 10117 Berlin

Tel. 030 32684540

Fax 030 326847540

[email protected]

www.erzbistumberlin.de

Essen

Medienforum des Bistums Essen

Zwölfling 14, 45127 Essen

Tel. 0201 2204-274, -275, -285

Fax 0201 2204-272

[email protected]

www.bistum-essen.de

Freiburg

Bildungswerk der Erzdiözese Freiburg,

Fachbereich Kirchliches Büchereiwesen

Lands knechtstraße 4, 79102 Freiburg

Tel. 0761 70862-19, -20, -29, -30, -52

Fax 0761 70862-62

[email protected]

www.nimm-und-lies.de

Fulda

Fachstelle für katholische

Büchereiarbeit im Bistum Fulda

Paulustor 4, 36037 Fulda

Tel. 0661 87-564

Fax 0661 87-569

[email protected]

www.bistum-fulda.de

Hildesheim

Fachstelle für kirchliche

Büchereiarbeit im Bistum Hildesheim

Domhof 24, 31134 Hildesheim

Tel. 05121 307-880, -883

Fax 05121 307-881

buechereiarbeit@bis tum-hildesheim.de

www.bistum-hildesheim.de

Köln

Generalvikariat

Fachstelle Katholische öffentliche Büche reien

Marzellenstraße 32, 50668 Köln

Tel. 0221 1642-1840

Fax 0221 1642-1839

buechereifachstelle@erzbistum -koeln.de

www.erzbistum-koeln.de

Limburg

Fachstelle für Büchereiarbeit

im Bistum Limburg

Bernardusweg 6, 65589 Hadamar

Tel. 06433 887-57, -59, -58, -52

Fax 06433 887-80

[email protected]

www.lesen.bistumlimburg.de

Mainz

Fachstelle für katholische

Büchereiarbeit im Bistum Mainz

Grebenstraße 24–26, 55116 Mainz

Tel. 06131 253-292

Fax 06131 253-408

[email protected]

www.bistum-mainz.de/buechereiarbeit

Münster

Bischöfliches Generalvikariat,

Hauptabteilung Seelsorge, Referat Büchereien

Rosenstr. 16, 48143 Münster

Tel. 0251 495-6062

Fax 0251 495-6081

[email protected]

www.bistummuenster.de

Osnabrück

Fachstelle für Katholische

öffentliche Büchereien

in der Diözese Osnabrück

Domhof 12, 49716 Meppen

Tel. 05931 912147

Fax 05931 912146

[email protected]

www.bistum.net/koeb

Paderborn

IRUM – Institut für Religionspädagogik

und Medienarbeit im Erzbistum Paderborn

– Büchereifachstelle –

Am Stadelhof 10, 33098 Paderborn

Tel. 05251 125-1916, -1917, -1918

Fax 05251 125-1929

[email protected]

www.irum.de

Rottenburg-Stuttgart

Fachstelle Katholische Büchereiarbeit

in der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Jahnstr. 32, 70597 Stuttgart

Tel. 0711 9791-2719

Fax 0711 9791-2744

[email protected]

www.fachstelle-medien.de

Speyer

Fachstelle für Katholische öffentliche

Bü chereien im Bistum Speyer

Große Pfaffengasse 13, 67346 Speyer

Tel. 06232 102184

Fax 06232 102188

[email protected]

http://cms.bistum-speyer.de/buechereifachstelle

Trier

Bischöfliches Generalvikariat, Strategiebereich 3:

Kommunikation und Medien, Arbeitsbereich

Medienkompetenz/Büchereiarbeit

Hinter dem Dom 6, 54290 Trier

Tel. 0651 7105-259

Fax 0651 7105-520

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Herausgeber: Borromäusverein e.V. Bonn

Verlag: Borromäusverein e.V.,

Wittelsbacherring 7–9, 53115 Bonn,

Postanschrift: Postfach 1267, 53002 Bonn

ISSN 1864-1725; 27. Jahrgang 2013

Preise: Einzelbezugspreis 5,80 E,

Jahresabo inkl. Porto/Verpackung 20 E;

für Katholische öffentliche Büchereien

gelten besondere Bezugsbedingungen

Layout: Bernward Medien GmbH,

Hildesheim

Druck: Bonifatius Druck GmbH,

Paderborn

Herstellung: gedruckt auf säurefreiem

und chlorfrei gebleichtem Papier

Redaktion:

Gunda Ostermann (verantwortl.)

Ulrike Fink

Der Ausschuss Profil und Kommunikation

steht als beratendes Organ zur Verfügung.

Namentlich gekennzeichnete Artikel

geben nicht unbedingt die Meinung

des Herausgebers wieder.

Beilagenhinweis: Einem Teil der

Ausgabe liegen Informationen einzelner

diözesaner Büchereifachstellen bei.

Postanschrift der Redaktion:

Borromäusverein e.V., BiblioTheke,

Wittelsbacherring 7–9, 53115 Bonn,

Telefon 0228 7258-407, Fax 0228 7258-412,

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Redaktionsschluss:

1. Februar, 1. Mai, 1. August, 1. November

Erscheinungsdatum:

1. Woche im Januar, April, Juli, Oktober© Borromäusverein e.V. Bonn

Impressum BiblioTheke – Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit

Page 25: 2013-04_BiblioTheke

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Die Bibliothekhält denHorizont offen.Marietta Slomka, Journalistin

und Fernsehmoderatorin

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Bundesweite Bibliothekswoche24. – 31. Oktober 2013

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