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Soziale ArbeitBachelor-Studiengang
Elternarbeit in der Frderabteilung
des
Heilpdagogischen Zentrums Hinterbrhl
Irmgard Puchegger
Bachelorarbeit 1
Eingereicht zur Erlangung des Grades
Bachelor of Arts in Social Sciences
an der Fachhochschule St. Plten
8. Juli 2015
Version: 1
Begutachterin:
FH-Dozentin DSA Mag.a(FH) Andrea Pilgerstorfer
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Inhaltsverzeichnis
Abstract ............................................................................................................................ 3
1 Einleitung....................................................................................................................... 4
1.1 Hinfhrung zum Thema ........................................................................................................ 4
1.2 Gliederung der Arbeit ........................................................................................................... 4
1.3 Wissenschaftliche Fragestellung .......................................................................................... 5
2 Begriffe .......................................................................................................................... 5
2.1 Leitbild des Landes N ........................................................................................................ 5
2.2 Vorstellung des HPZ Hinterbrhl ......................................................................................... 6
2.3 Rechtlicher Anspruch der Unterbringung ............................................................................. 7
2.4 Begriffsexplikation Eltern- und Familienarbeit.................................................................. 9
3 Qualitative Untersuchung ............................................................................................ 10
3.1 methodisches Vorgehen .................................................................................................... 11
3.1.1 Leitfadeninterview mit zwei PdagogInnen....................................................................... 11
3.1.2 Datenanalyse....................................................................................................................... 12
3.1.3 Analyse zum Forschungsprozess......................................................................................... 13
3.2 Auswertungsergebnisse .................................................................................................... 13
3.2.1 Darstellung der Ergebnisse und der Themen ................................................................ 13
3.2.2 Interpretation der Ergebnisse ..................................................................................... 17
4 Resmee ...................................................................................................................... 23
5 Diskussion und Ausblick ............................................................................................... 25
6 Literatur ....................................................................................................................... 30
7 Quellen ........................................................................................................................ 30
8 Daten ........................................................................................................................... 32
8.1 Interview 1 ....................................................................................................................... 32
8.2 Interview 2 ......................................................................................................................... 37
8.3 Auswertung nach der Systemanalyse.................................................................................. 45
9 Eidesstattliche Erklrung ........................................................................................................... 49
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Abstract
Die vorliegende Forschungsarbeit beschftigt sich mit der Gestaltung der Elternarbeit
im stationren Bereich der Frderabteilung des Heilpdagogischen Zentrums
Hinterbrhl. Anhand zweier Interviews der dort arbeitenden SozialpdagogoInnen
und der anschlieenden Auswertung mittels Systemanalyse konnte aufgezeigt
werden, welche Mglichkeiten der Umsetzung der Elternarbeit in der Abteilung
gegeben sind. Beide Interviewten sind zum Schluss gekommen, dass mobile bzw.
aufsuchende Elternarbeit und enge Zusammenarbeit mit ihnen fr das gesamte
Familiensystem sehr frderlich wre.
This research is looking the sign of the work with parents in the stationary field in the
department of a special eduation center. The work with the parents is shown and
based on two interviews. In these interviews the social workers speak about their
works with the parents which is now prsented and they also speak about their
wishes about mobile work in the center. But both interviewers say that the
cooperation with parents is more important for the family and has a great influence of
the stay in the center.
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1 Einleitung
Bereits ber 25 Jahre arbeite ich als Sozialpdagogin im Heilpdagogischen
Zentrum des Landes Niedersterreich. In dieser Einrichtung werden Kinder und
Jugendliche mit besonderen Bedrfnissen im Alltag betreut, begleitet und individuell
gefrdert.
1.1 Hinfhrung zum Thema
Gerade in den letzten Jahren ist einerseits durch die aufgezeigten Missstnde der
Heimerziehung in den 60ziger und 70ziger Jahren (vgl. Schreiber 2010) sowie
aufgrund des Legimitimationsdruckes durch das neue Kinder- und Jugendhilfegesetz
2013 (BGBl. Nr. 69/2013) ein zunehmendes Interesse an Fragen bzgl. der
Betreuung, Frderung und Kooperation der Eltern- und Familienarbeit in der
Heimerziehung festzustellen.
Das N Heilpdagogische Zentrum Hinterbrhl, das vor ca. 25 Jahren noch aus dem
N Landesjugendheim und der Heilpdagogischen Station bestand (vgl.
Tutschek 2010), wurde im Laufe der letzten Jahrzehnte eine sozialpdagogische
Einrichtung, die sich heute in vier Schwerpunktabteilungen gliedert. Genauso hat
sich auch die Elternarbeit im Laufe der Zeit gewandelt. Hatte man in den 90ziger
Jahren so gut wie keinen Kontakt zu den Eltern, so wurde dieser immer wichtiger und
gewann mehr Raum. Die alleinige Arbeit mit dem Kind wich einer ganzheitlichen,
systemischen Sichtweise des pdagogischen Arbeitens (vgl. Amt der N
Landesregierung 2012).
1.2 Gliederung der Arbeit
In dieser Arbeit mchte ich nun erforschen, wie wichtig den SozialpdagogInnen
Elternarbeit in der Frderabteilung ist, die seit dem Jahre 2013 gesetzlich geregelt ist
(vgl. N Kinder- und Jugendhilfegesetz 2013) und im Leitbild des Landes N
beschrieben wird (vgl. Amt der N Landesregierung 2012) und wie sie diese
umsetzen und verwirklichen knnen.
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Nach der Einleitung in Kapitel 1 werde ich in Kapitel 2 sowohl das Leitbild unserer
Einrichtung beschreiben als auch die Grundstze des N Kinder- undJugendhilfegesetzes aus dem Jahre 2013 anfhren. Im Kapitel 3 werden die
Forschungsmethode, meine Position in diesem Feld sowie die Ergebnisse des
Interviews errtert. Die anschlieende Zusammenfassung sowie Diskussion und
Ausblick bilden den Abschluss der Forschungsarbeit.
1.3 Wissenschaftliche Fragestellung
Diese Arbeit beschftigt sich mit der Wichtigkeit der Elternarbeit in der stationrenWohngruppe der Frderabteilung im HPZ Hinterbrhl.
Die leitende Forschungsfrage lautet: Wie wird die Elternarbeit von
SozialpdagogInnen im HPZ in der Frderabteilung gestaltet? Die Unterfrage
untersttzt die Hauptfrage: Welchen Stellenwert hat die Elternarbeit fr die
SozialpdagogInnen?.
2 Begriffe
2.1 Leitbild des Landes N
Anhand der seit 2013 gesetzlich neu geregelten Grundstze in der Kinder- und
Jugendhilfe, in der die Eltern und alle am Kind Beteiligten aufgefordert werden zu
kooperieren, sowie am Leitbild des Landes Niedersterreich, das fr die neun
sozialpdagogischen Einrichtungen des Landes Niedersterreich gilt, wird die
Legitimitt der Elternarbeit im Heimkontext aufgezeigt.
Das Motto Wir geben Kindern eine Chance (Leitbild des HPZ 2013) ist gleichzeitig
auch das Leitbild, das alle an und mit dem Kind Arbeitenden im Zentrum miteinander
verbindet. Dieser kurze Satz beinhaltet die Kernaussage des Konzepts: Kinder
werden bestmglich und umfassendst betreut, damit sie sich sicher und aufgehoben
sowie verstanden fhlen knnen. Sie werden ihren Bedrfnissen entsprechend
pdagogisch und therapeutisch individuell gefrdert, Ressourcen werden aufgedeckt
und aktiviert um ihr Leben positiv gestalten zu knnen. Familien und Angehrigewerden durch professionelle Elternarbeit untersttzt und gestrkt. Die Kinder und
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Jugendlichen sollen durch individuelle Frderung und Untersttzung der Eltern zu
Hause befhigt werden, selbstbestimmt und eigenverantwortlich ihr Lebenbewltigen zu knnen und somit auch ihren Beitrag zur Gesellschaft zu leisten (vgl.
N Landesregierung 2012).
Um jedoch den Anforderungen, die diese Arbeit mit sich bringt, gerecht zu werden,
wird auf eine wertschtzende Haltung und Umgang miteinander, sowie auf eine gute
und kooperative Zusammenarbeit in der Teamgruppe, sowie an alle mit dem Kind
arbeitenden Personen wie LehrerInnen, TherapeutInnen und Eltern groer Wert
gelegt. Begleitende Supervision, kontinuierliche Weiterbildung und
Persnlichkeitsentwicklung sowie Reflexion des eigenen Handelns erhhen die
Professionalitt in der Arbeit (vgl. Leitbild 2012:6).
2.2 Vorstellung des HPZs Hinterbrhl
Das Heilpdagogische Zentrum Hnterbrhl (im Folgenden nur mehr HPZ genannt) ist
eine sozialpdagogische Einrichtung des Landes Niedersterreich, indem Kinder und
Jugendlichen im Alter zwischen 6 und 18 Jahren untergebracht sind.
Es besteht aus vier weitgehend autonomen Abteilungen, die jeweils andere
Schwerpunkte und Ziele haben (vgl. Leitbild Amt der N Landesregierung). Die
einzelnen Abteilungen werden hier kurz angefhrt, um zu verstehen, wo die
jeweiligen Schwerpunkte liegen.
Die Brcke ist ein Krisenabklrungszentrum fr Kinder und Jugendliche, die
sozialpdagogische Abteilung widmet sich Kindern mit Verhaltensaufflligkeiten,
Persnlichkeitsentwicklungs- und Lernstrungen und die Sozialtherapeutische
Abteilung betreut Kinder und Jugendliche, die eine psychotherapeutische und
(nach)psychiatrische Betreuung bentigen um mit psychosozialen Problemen leichter
umgehen zu knnen.
Diese Forschungsarbeit konzentriert sich auf die Frderabteilung, welche die grte
Abteilung innerhalb der Einrichtung darstellt. Sie beherbergt ca. 55 Kinder im
Pflichtschulalter. Diese sind in sechs koedukativ gefhrten Gruppen zu je acht bisneun Kindern aufgeteilt. In der stationren Wohngruppe, die familienergnzend
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gefhrt wird, leben Kinder und Jugendliche mit kognitiven, emotionalen und
sozialen Beeintrchtigungen. In dieser Abteilung liegt der Arbeitsschwerpunkt auf derindividuellen Frderung der oftmals mehrfachbehinderten Kinder. Um Defizite zu
reduzieren, werden den Kindern und Jugendlichen sowohl pdagogische als auch
therapeutische Untersttzung in Form von Physio-, Ergo-, Psychotherapie,
Logopdie, heilpdagogisches Voltigieren sowie heilpdagogische Lernfrderung
angeboten. Eltern knnen durch die Herausnahme des Kindes aus der Familie
vorbergehend entlastet werden. Die Ziele sind sehr unterschiedlich gestaltet. Bei
einigen wenigen Kindern wird durch die Unterbringung des Kindes oder Jugendlicheneine Verbesserung in der Familiendynamik der Herkunftsfamilie durch beratende
Untersttzung erwartet. Diese wird in Form von Elterngesprchen mit dem/der
SozialpdagogIn, durch die Erziehungsleitung oder eine systemische
Familientherapeutin angeboten. Meistens jedoch bleiben Kinder bis zur Beendigung
der Schulpflicht in der Frderabteilung und danach wird gemeinsam mit den Eltern
eine weiterfhrende geeignete Einrichtung gesucht (vgl. Amt der N
Landesregierung 2012/ Leitbild HPZ 2013).
2.3 Rechtlicher Anspruch der Unterbringung
Fr die Frderabteilung, in der Kinder unter anderem auch mit kognitiven
Beeintrchtigungen untergebracht sind, gelten nicht nur die Richtlinien der
Kinderrechtskonvention (kurz KRK genannt) sondern auch die der UN-
Behindertenrechtskonvention in dem Artikel 7. Darin steht, dass Kinder mit
Behinderung gleichberechtigt mit anderen Kindern alle Menschenrechte und
Grundfreiheiten beanspruchen knnen und alle erforderlichen Manahmen getroffen
werden mssen, um dies zu gewhrleisten (vgl. UN-Behindertenrechtskonvention,
Artikel 7). Die vier elementaren Grundstze der KRK beinhalten das Recht auf
Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung, Vorrangigkeit des Kindeswohls,
die Sicherung auf Entwicklungschancen und Bercksichtigung des Kindeswillens.
Im Land Niedersterreich wird der Rechtsanspruch der Unterbringung ber das N
Kinder- und Jugendhilfegesetz 2013 (vgl. N KJHG 2013) und dieses wiederum berdas Bundes-, Kinder- und Jugendgesetz (vgl. B-KJHG 2013) definiert. In diesem
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wird in der Fassung vom 1.10.2014 im 1 (2) festgehalten, dass Die Pflege und
Erziehung von Kindern und Jugendlichen in erster Linie die Pflicht und das Rechtihrer Eltern oder sonst mit Pflege und Erziehung betrauter Personen [ist]. Weiteres
wird in dem Kinder- und Jugendhilfegesetz 2013 2(3) beschrieben, dass die Eltern
bei der Ausbung von Pflege und Erziehung durch Beratung und Information zu
untersttzen [sind] und das soziale Umfeld zu strken [ist](BGBl. I B-KJHG 2 Abs.
3). Dem Gesetzgeber ist es wichtig und er legt Wert darauf, dass Eltern ihre
Verantwortung bzgl. der Pflege und Erziehung ihrer Kinder bernehmen. Sie sollen
dabei jedoch auch untersttzt werden.
Es gibt auch Unterbringungen in der Frderabteilung, wo junge Menschen auf
Ansuchen ihrer Eltern oder der Erziehungsberechtigten aufgrund des
Sozialhiflegesetzes durch die Bezirksverwaltungsbehrde aufgenommen werden.
Da es sich bei diesen Kindern um Menschen mit besonderen Bedrfnissen handelt,
kommt der 29, Hilfe zur Frhfrderung, Erziehung und Schulbildung, zur
Anwendung (vgl. N SHG 2000 29).
Anzumerken ist noch, dass Heimunterbringungen auf zwei Arten erfolgen knnen.
Diese Unterscheidung ist wichtig, da sie bedeutenden Einfluss auf die
Zusammenarbeit mit dem Familiensystem des zu betreuenden Kindes haben kann.
Es gibt eine freiwillig Unterbringung, d.h. mit Zustimmung der Eltern bzw. den
Erziehungsberechtigten. Hier wird mit der Institution eine schriftliche Vereinbarung
getroffen (vgl. N KJHG, 27).
Und zweitens kann auch gegen den Willen der Eltern eine gerichtlich verfgbare
Manahme erfolgen, speziell wenn Gefahr in Verzug droht wie z.B. bei
Kindesmisshandlung. Aber auch unter dem Druck von Schule, Beratungsstellen oder
Jugendhilfe kann ein freiwilliger Zwang erfolgen, wenn Eltern gegen eine
notwendige Heimunterbringung eingestellt sind (vgl. N KJHG 24).
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2.4 Begriffsexplikation Eltern- und Familienarbeit
Unter Eltern werden nicht nur die leiblichen Eltern, sondern auch all jene Personen
verstanden, die Elternfunktionen ausben bzw. Obsorgeberechtigte sind.
Obsorgeberechtigte sind Personen, die fr die Pflege und Erziehung eines
minderjhrigen Kindes, fr dessen gesetzliche Vertretung und fr die Verwaltung
seines Vermgens verantwortlich sind (ABGB JGS Nr. 946/1846).
Um zum besseren Verstndnis der nachfolgenden Auswertung der Interviews
beizutragen, wird der Begriff Eltern- und Familienarbeit genauer beschrieben.
In der pdagogischen Praxis werden je nach Einrichtung verschiedene Formen von
Elternarbeit verstanden und auch praktiziert. Diese sind abhngig von den
strukturellen wie von den personalen Bedingungen.
Birtsch (1982) versteht unter dem Begriff Elternarbeit alle Erzieheraktivitten, die
sich auf den Kontakt mit den Familienangehrigen der betreuten Kinder beziehen,
sowie alle Kontakte zu den Eltern, aber auch Gesprche mit den Kindern, die sich
aus Elternkontakten ergeben (vgl. Birtsch 1982:8, zit. n. Conen 1990:246-247). Unter
Elternarbeit wird in der Leistungsbeschreibung der sozialpdagogischen
Einrichtungen des Landes N neben dem allgemeinen Kontakt mit den Angehrigen
der betreuten Kindern und Jugendlichen vor allem den von der Einrichtung geplanten
Kontakt, welcher eine am Einzelfall orientierte Zielsetzung verfolgt und die
Partizipation der Angehrigen erfordert, verstanden (vgl. Leistungsbeschreibung
2013:33).
Unter Partizipation versteht man in der Erziehungshilfe eine angemessene Form
der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, die das Ziel verfolgt, stets ein
Hchstma an Kooperation zu gewhrleisten(Macsenaere / Esser 2012:59).
Anhand der beiden Begriffsdefinitionen lassen sich zwei Formen des Elternkontaktes
unterscheiden: die informellen Kontakte, die sich zwischen Heim und Eltern wie bei
Bring-und Abholsituationen, Veranstaltungen, Festen, telefonischen Kontakten und
Schulsprechtagen ergeben und den formellen Kontakten, die an einen Einzelfall
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orientiert sind, ein Ziel verfolgen und die Zusammenarbeit mit den Angehrigen
einfordern.
Elternkontakte ergeben sich im Heim dann, wenn Kinder oder Jugendliche von dem
Kinder- und Jugendhilfetrger mit der vollen Erziehung beauftragt sind. Darunter
versteht man die Pflege und Erziehung eines Minderjhrigen in einer Pflegefamilie,
bei nahen Angehrigen oder in einer Institution (vgl. B-KJHG 2013 26). In diesem
Zusammenhang wird auch der Begriff der Fremdunterbringung verwendet. Darunter
versteht man die (...) Unterbringung, Versorgung und Erziehung von Kindern und
Jugendlichen auerhalb der eigenen Familie ( Kreft/Mielenz 2005:332).
Gefhrdete oder vernachlssigte Kinder und Jugendliche werden durch den
Jugendhilfetrger aus dem gewohnten Umfeld genommen und die Versorgung und
Erziehung geschieht auerhalb der eigenen Familie. Hierbei werden Hilfen fr die
verschiedensten sozialen Problemlagen in einem neuen Lebensumfeld angeboten.
Vor allem bei lteren Jugendlichen und jungen Volljhrigen wird eine Begleitung in
die Selbstndigkeit ermglicht ( vgl. Kreft & Mielenz 2005, zit. nach Birtsch 2001).
Im HPZ versteht man allgemein die Herausnahme eines gefhrdeten,
vernachlssigten oder missbrauchten Kindes aus seinem gewohnten Umfeld durch
den zustndigen Kinder- und Jugendhilfetrger. Die stationre Unterbringung kann in
einer professionell gefhrten Einrichtung oder innerhalb einer geeigneten
Pflegefamilie stattfinden.
3 Qualitative Untersuchung
In dieser Arbeit wird untersucht, wie die Elternarbeit im stationren Bereich der
Frderabteilung des HPZs Hinterbrhl umgesetzt und gehandhabt wird und in
welcher Form diese auch mglich ist.
Der Hauptfrage Wie gestaltet sich die Elternarbeit in der Frderabteilung des HPZs-
Hinterbrhl wird durch das Interviewen einer Sozialpdagogin und einem
Sozialpdagogen nachgegangen. Die Interviews wurden auf einem Tonbandtrger
aufgezeichnet und anschlieend transkribiert. Die analytische Auswertung anhand
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der Systemanalyse sowie das Aufzeigen der Hauptthemen bilden den Schwerpunkt
dieser Arbeit.
3.1 Methodisches Vorgehen
Die empirische Erforschung der Fragestellung erfolgt durch die Methode der
qualitativen Forschung. Hierbei werden viele unterschiedliche Forschungsanstze,
Methoden und theoretische Hintergrnde verwendet (vgl. Flick 2009:21). Qualitative
Forschung beruht nicht auf Hypothesen und Operationalisierung, sondern auf
Interpretationen der UntersuchungsteilnehmerInnen. Die Datenerhebung ist offengestaltet und man erhlt ein komplexes Bild ber ein Thema. Hierbei wird der
subjektive Sinn des Themas aus der Perspektive eines Beteiligten erfasst (vgl. ebd.
2009:24-25). Das Ziel dieser Forschung ist Neues in der untersuchten Situation zu
entdecken und daraus Hypothesen und Theorien zu entwickeln. Daher wird die
Forschungssituation sehr offen gehalten, Rckfragen, neue Aspekte und
Einschtzungen finden hier Raum. Ein Nachteil ist, dass die Ergebnisse nicht
generalisiert werden knnen (vgl. ebd. 2009:27).
3.1.1 Leitfadeninterview mit zwei PdagogInnen
Das erste Interview wurde am 14. Februar dieses Jahres in einer Wohngruppe der
Frderabteilung auf einen Tonbandtrger aufgenommen und dauerte ca. 20 Minuten.
Die Interviewerin beantwortete in kurzen und informativen Antworten ihren Zugang,
ihre Meinung sowie Verbesserungsvorschlge bzgl. der Elternarbeit. Das zweite
Interview wurde am 28. Februar im Leseraum der Frderabteilung ebenfalls aufeinen Tonbandtrger aufgenommen. Bedingt durch Strungen ( Eintritt einer Person
in den Leseraum und durch das Luten des Journaldiensthandys) wurde es in drei
Abschnitte unterteilt. Dieses Interview dauerte ca. 45 Minuten, da die Fragen sehr
ausfhrlich und veranschaulicht dargestellt und beantwortet wurden. Anhand des
Leitfadens wurden die Interviews, die sehr offen angelegt und viel Raum fr eigene
Erzhlungen und Erfahrungen boten, gefhrt.
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Leitfragen waren:
Welche Einstellung bzgl. der Elternarbeit in der Frderabteilung hast du?
Was ist bisher verwirklicht worden bzw. gelingt?
Kannst du von einem Highlight, von etwas Besonderem in Hinblick auf Elternarbeit
erzhlen?
Im Leitfadeninterview wurde nicht explizit der Bezug zum Kinder- und
Jugendhilfegesetz formuliert, da in der Abteilung die Elternarbeit betont und im
pdagogischen Alltag praktiziert werden sollte.
3.1.2 Datenanalyse
Das erhobene Datenmaterial wird nun in dieser Arbeit herangezogen und in Hinblick
auf die Umsetzung und Legitimierung der Elternarbeit im stationren Bereich der
Frderabteilung des HPZs Hinterbrhl analysiert. Die Untersuchung der Interviews
erfolgt nach der Systemanalyse.Warum wurde nach der Systemanalyse ausgewertet?
In dem offen gefhrten Interview der beiden SozialpdagogInnen wurde das Thema
Elternarbeit sehr umfangreich beantwortet. Die Vorzge der Systemanalyse liegen
darin umfangreiche Texte zu analysieren, die Sinndimensionen zu entschlsseln und
danach Aussagen zu treffen. In den Fokus der Interviews rckte die momentane
Umsetzung und Gestaltung der Elternarbeit in der Frderabteilung, sowie die
persnlichen Vorstellungen und Wnsche hinsichtlich dieser. Durch die eigene
Bedeutungszuschreibung und Wahrnehmung der Elternarbeit zeigen sich auch die
Entwicklungen, die Einflsse aber auch Begrenzungen der Institution als auch der
sozialen Systeme. Ziel der Systemanalyse ist auch, Vorgnge sowie Dynamiken von
sozialen Erscheinungen und Systemen zu deuten. Es sollen die strukturierenden
latenten Merkmale des fokussierten sozialen Feldes (Froschauer/Lueger 2003:149)
gefunden werden. Es wird angenommen, dass die mndlichen Aussagen der
interviewten Personen durch bestimmte Begleitumstnde geprgt sind sowie eine
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individuelle Weltanschauung und Realittsvorstellung als Motivation haben. Die
Analyse konzentriert sich nicht auf den offensichtlichen Inhalt, sondern derSchwerpunkt wird auf eine ausfhrliche Interpretation berhrter Themen gelegt. Die
Themen werden in unterschiedlichen Analysephasen ermittelt. Der analysierte Text
wird hierfr in einzelne Textfragmente gegliedert, die wiederum ein komplexes
Thema behandeln.
3.1.3 Analyse zum Forschungsprozess
In dem beschriebenen Feld zu forschen erwies sich als eine herausforderndeAufgabe. Einerseits weil die Interviewten ihre Wnsche und Vorstellungen
hinsichtlich der Elternarbeit im pdagogischen Alltag nicht umsetzen knnen und
daher weniger ber die tatschlich praktizierte Elternarbeit als ber ihre
Vorstellungen dazu berichteten. Andererseits sind mir durch das gemeinsame
Arbeiten viele Ansichten und Denkmuster der KollegInnen als auch die Eigenheiten
der Abteilung vertraut. Diese dann nicht subjektiv gefrbt wiederzugeben, jedem
Aspekt und jeder uerung gengend Raum zu geben und dabei immer neutral undobjektiv zu analysieren und zu interpretieren, war eine sehr groe Herausforderung
und lehrreiche Erfahrung.
3.2 Auswertungsergebnisse
3.2.1 Darstellung der Ergebnisse und der Themen
Beim Auswerten der beiden Interviews haben sich einige Gemeinsamkeiten undberschneidungen ergeben, aber auch Punkte, die von dem anderen Interviewten
nicht erwhnt wurden.
Beide Personen betonten, wie wichtig und bedeutsam die Elternarbeit in der
Institution sei. Elternarbeit gehre unbedingt forciert und ein regelmiger
Austausche solle stattfinden (Int. 1, Z. 11-13, Int. 2, Z. 7-8). Allerdings differenziert
der Interviewte 2 dahingehend, dass intensive Elternarbeit dort geleistet werden
sollte, wo es zu Hause an den Wochenenden immer wieder eskaliert ( Int. 2, Z 94-96), wo Kinder mit den Lebenspartnern oder den Geschwistern Schwierigkeiten
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haben, aber auch dort, wo sich Kinder an den Heimfahrtswochenenden als
Eindringling und unerwnscht vorkommen (Int. 2, Z. 107-110).
Des Weiteren wird angefhrt, dass viele Probleme, wrden diese offen und ehrlich
ausgetauscht werden, gar nicht in Eskalationen enden mssten. Das Miteinander
reden (Int. 1, Z. 32-33) sowie jede Form der Mitteilung wre fr die Zusammenarbeit
mit den Eltern und Kindern von Vorteil (Int. 2, Z. 32-42). Der/die InterviewpartnerIn
betonen, dass Elternarbeit nur beim Bringen und beim Abholen des Kindes passiert
(Int. 2, Z. 36 37) sofern die Kinder nicht mit dem Transportunternehmen gebracht
und abgeholt werden (Int. 1, Z 66 71). Gerade in der Bring- und Abholsituation im
Heimalltag ist es sehr stressig und es ist viel zu wenig Zeit, um sich auszutauschen
(Int. 2, Z. 64 66). Beide Interviewten betonen, wie wichtig die mobile oder
aufsuchende Elternarbeit wre (Int. 1, Z. 16-17, Int. 2 Z. 60). So knnte man die
Wohnverhltnisse der zu betreuenden Kinder erleben (Int 2, Z. 70-87) als auch ein
Gesamtbild ber das Zuhause der Kinder erhalten (Int. 2, Z. 120-144). Sind diese
Mglichkeiten gegeben, so hat man nicht nur einen Einblick in die rumliche
Situation, sondern auch die Kommunikations- und Verhaltensstrukturen der Familieknnen beobachtet werden. Dann ist auch ein effizienteres Arbeiten mit dem Kind
sowie mit dessen Eltern mglich (Int. 2, Z. 135-138). Auch die Eltern werden in deren
eigenem Umfeld anders erlebt als whrend der bergabe (Int. 2, Z. 209-214), wo
man gerade 10 oder 15 Minuten mit den Eltern zu tun hat.
Die Erstinterviewte bemerkt auch, dass die Kommunikation und die Arbeit mit den
Eltern nur auf Freiwilligkeit beruht (Int. 1, Z. 50-54). Verweigern die Eltern diese, so
wird das akzeptiert. Der einzige Kontakt der eingefordert wird ist das
Zusammentreffen beim jhrlichen Verlaufsgesprch (Int. 1, Z. 62 66). Hierbei wird
reflektiert, ob die gemeinsamen Ziele erreicht wurden und eventuell neue Ziele
evaluiert werden mssen. Auch wenn Krisen stattfinden (Int. 1, Z. 69) und wenn am
Wochenende zu Hause schwierige Situationen auftreten (Int. 2, Z. 227-233), werden
keine Gesprche eingefordert. Hilfen und Manahmen knnten viel effizienter
eingesetzt werden, wenn Vorflle und Eskalationen offen und ehrlich kommuniziert
werden knnten. Gleichzeitig htte das Kind die Gelegenheit, ber seine Probleme
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zu sprechen. Wrde diese Art der Zusammenarbeit stattfinden, kmen die Kinder
nicht in einen Loyalittskonflikt. So werden die huslichen Probleme verschwiegenund die SozialpdagogInnen merken erst aufgrund des Verhaltens, dass es zu
Hause zu Vorfllen kam (Int. 2, Z. 4143).
Die Erstinterviewte weist auch auf die spezielle Situation in der Frderabteilung hin.
Hier wird den Kindern mit kognitiven, sozialen und emotionalen Defiziten das
Mascherl der Behinderung umgebunden (Int. 1, Z. 104). Diese Kinder bleiben oft
die gesamte Schulzeit hier und von der Abteilung wird die weiterfhrende
Unterbringung organisiert (Int. 1, Z. 110). Werden Eltern intensiver in den
Betreuungs- und Frderprozess eingebunden, desto mehr knnen diese auch ihre
Vorstellungen von einer Nachfolgeeinrichtung einbringen (ebd. Z 138 143). In
diesem Interview wird auch die Einstellung gegenber Behinderung hinterfragt. Laut
Meinung der Interviewten sind die Unterschiede zwischen den Kindern der
Abteilungen ( Int. 1, Z. 2125) nicht so stark und auch in der Frderabteilung gibt es
Kinder mit weniger Beeintrchtigungen (Int. 1, Z. 120 123). bzw. nur mit
Lernbehinderungen. Ihrer Meinung nach gehren auch mehrfachbehinderte Kinder inihre Familien rckgebunden (Int. 1, Z. 126129).
Zuletzt weist die Interviewte darauf hin, dass das Denken und Handeln durch die
Institution, in der wir arbeiten, bestimmt wird. Ihrer Meinung nach sollte es ein
Zusammenspiel von Kind, Eltern, Institution und Gesellschaft geben.
Zwei weitere Punkte zeigt der zweite Interviewpartner auf. Elternarbeit soll bereits
bei der Aufnahme angeboten werden (Int. 2, Z. 189). Die Eltern sollen das Bemhen
des Erziehers erkennen und diesen als Hilfe ansehen (Int. 2, Z. 84 85). Angebote
sollten bereits beim Erstgesprch aufgestellt werden, den Eltern jedoch nicht
aufgedrngt werden (Int. 2, Z. 154 165). Der Sozialpdagoge soll sich aktiv
einbringen und berlegungen anstellen, wie er sich in der Familie einbringen kann
(Int. 2, Z. 247-257). Durch diesen intensiven Kontakt, meint der Interviewte, knnen
sich die Welten mehr verknpfen und es kann auf Vorflle effektiver reagiert werden
und Vernderungen knnen schneller erzielt werden (Int. 2, Z. 209 214).
Elternarbeit verlangt Flexibilitt (Int. 2, Z. 237) und daher sollten einerseits fixe Zeiten
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fr die Elternarbeit eingeplant werden (Int. 2 Z. 150), andererseits knnte man in der
Ferienzeit oder an den Wochenenden zu Hause bei den Kindern und deren Familienvorbeischauen ( Int.2 Z. 152153).
Die Hauptthemen der Interviews fokussierten sich auf die Art der Zusammenarbeit
mit den Eltern. Wie kann Elternarbeit unter den gegenwrtigen Rahmenbedingungen
umgesetzt werden und wie schaut die Kooperation mit den Eltern aus?
Elternarbeit wird momentan nur insoweit praktiziert, soweit Eltern bereit sind
mitzuarbeiten und mitzugestalten. Das Prinzip der Freiwi l l igkeit ist
vorherrschend. Den interviewten Personen fehlt es an intensiverem
Austausch, persnlichem Kontakt, Vertrauen und Offenheit. In den Bring- und
Abholsituationen herrscht zu viel Stress um effektive Elterngesprche fhren
zu knnen und professionelle Hilfe wird seitens der Eltern kaum gesucht.
Probleme, die mit den Kindern am Wochenende auftreten, versuchen die
Eltern selbstndig und auf ihre Art und Weise zu lsen. Kinder wiederum
erzhlen nichts von zu Hause, da sie sich den Eltern gegenber loyal
verbunden fhlen. Dort, wo sich keine Gelegenheit ergibt sich auszutauschen,
findet auch keiner statt. Das gilt vor allem bei den Kindern, die von dem
Fahrtendienst ins Heim gebracht und wieder abgeholt werden. Dadurch kann
kein Austausch stattfinden, kein Vertrauen und keine Nhe entstehen und
wachsen. Auch angebotene Gesprche und gemeinsame Treffen werden
wenig bis gar nicht wahrgenommen.
Beiden SozialpdagogInnen wre es ein Anliegen, die Elternarbeit mobi l
oder aufsuchend zu gestalten. So knnten die Wohn- und
Familienverhltnisse der zu betreuenden Kinder erlebt werden, die
Handlungsmuster und Gewohnheiten der Familien erfasst werden. Auch der
Umgang der Eltern mit ihren Kindern in der gewohnten Umgebung kann
besser durchschaut werden. Die Tr- und Angelgesprchssituationan den
Wochenenden bringt sehr viel Stress und auch die Eltern zeigen auerhalb
ihres gewohnten Umfeldes ein anderes Verhalten als in ihrem eigenen
Zuhause. Durch den intensiveren Austausch und Kontakt kann der/die
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SozialpdagogIn als BeraterIn fungieren und wird nicht in der Rolle des/der
KontrollorIn gesehen. Auch das Konkurrenzdenken der Eltern kann durchakzeptierende und wertschtzende Begegnung innerhalb der Familie
ausgeschaltet werden.
Das Thema Behinderung und Inklusion wurde von der Erstinterviewerin
besonders hervorgehoben. Auch wenn Kinder in mehreren Bereichen, wie im
emotionalen, im sozialen und kognitiven Bereich Defizite zeigen, sollten ihrer
Meinung nach auch diese wieder in die Familie sowie in deren Umfeld
integriert werden. Die Bemhungen sollten darauf hinzielen, die Kinderwieder in ihre Herkunftsfamilien rckfhren zu knnen. Eltern sollen ihrer
Meinung nach nicht abgekoppelt oder ausgegrenzt werden, sondern in den
Frder- und Entwicklungsprozess ihrer Kinder eingebunden werden. Erst
durch das Zusammenwirken aller Beteiligten knnen gemeinsame Wnsche
und Ziele fokussiert und umgesetzt werden. Dann liegt die Entscheidung der
Gestaltung des weiteren Lebensweges des Kindes nicht nur bei der Institution,
sondern es knnen auch die Vorstellungen der Eltern bercksichtigt werden.
Nicht jedes behinderte Kind muss zwangslufig in einer weiterfhrenden
Einrichtung untergebracht werden.
3.2.2 Interpretation der Ergebnisse
Die Elternarbeit wird in der Frderabteilung viel zu wenig umgesetzt und praktiziert.
Die SozialpdagogInnen wnschen sich eine engere Kooperation und intensiveren
Austausch mit den Eltern. Durch Besuche im Zuhause der Kinder ergeben sich
Gesprche und Situationen, in denen die Familienstrukturen und -dynamiken
durchschaubar werden. So ist es den SozialpdagogInnen mglich ein besseres
Verstndnis fr die vorherrschenden huslichen Gegebenheiten der Kinder zu
entwickeln. In dieser Umgebung knnen intensivere Gesprche gefhrt werden und
Probleme und Schwierigkeiten erhalten gengend Raum und Zeit. Durch diese Art
von Zusammenkunft, Austausch und Kooperation kann das Vertrauen der Eltern zu
den SozialpdagogInnen aufgebaut werden. Es fllt dann leichter diese als hilfreiche
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BeraterInnen und UntersttzerInnen anzunehmen. Dadurch kann auch das
Verstndnis fr das Verhalten ihrer Kinder in bestimmten Situationen wachsen.Eltern lernen in Situationen passender zu reagieren und werden in ihrer
Erziehungsfhigkeit untersttzt und gestrkt. Sie brauchen die Sozialpdagoginnen
nicht mehr als KonkurrentInnen zu sehen, sondern knnen diese als hilfreiche
Untersttzung im Entwicklungsprozess ihrer Kinder annehmen. Genauso knnen die
SozialpdagogInnen von den bisher gemachten Erfahrungen der Eltern profitieren.
Eltern werden dann auch bei Konflikten und Problemen, die sich an den
Wochenenden mit ihren Kindern ergeben, eher zum Telefon greifen und denSozialpdagogInnen darber berichten oder um Rat fragen. Bei dieser Gelegenheit
erfahren die Kinder, dass die SozialpdagogInnen und die Eltern zusammenarbeiten:
Sie tauschen sich aus und sie sind ber die Vorflle und Schwierigkeiten, egal ob
diese in der Institution oder im Zuhause auftreten, informiert. So gbe es die
Mglichkeit sowohl im Heim als auch im Elternhaus mit den Kindern das
Problemverhalten anzusehen, zu reflektieren und gemeinsam nach
Lsungsstrategien zu suchen. Die Kinder mssten nicht Partei fr ihre Eltern
ergreifen und wrden in keinen Loyalittskonflikt geraten. Beratende und
untersttzende Manahmen sowie eine offene, ehrliche und intensive
Kommunikation mit den Eltern erhhen die Effizienz und Effektivitt der Intervention
und wirken sich nachhaltig auf die Lnge der Heimunterbringung der Kinder aus.
Auch kognitiv beeintrchtigte Kinder mssen nicht die gesamte Schulzeit im Heim
verbringen und danach in einer weiterfhrenden Einrichtung untergebracht werden.
Vielen Eltern ist noch zu wenig bewusst, welch einen Einfluss sie auf die Erziehung
ihrer Kinder haben und wie wichtig ihre Rolle und Mitarbeit im Erziehungsprozess ist.
Auch mehrfach beeintrchtigte Kinder sind integrierbar, wenn Eltern die Mglichkeit
annehmen knnten, unter professioneller Anleitung und Hilfestellung
situationsgem zu agieren und zu reagieren. Dadurch gbe es weniger Probleme
zu Hause und im Umfeld der Familie und die Kinder wrden eher zu Hause wohnen
knnen als in einer Einrichtung. Das wrde nicht nur ihrer psychischen Gesundheit
sondern auch dem gesamten Familiensystem und letztendlich auch der Gesellschaft
zugutekommen.
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Bei all diesen Vorteilen muss auch aufgezeigt werden, dass die mobile und
aufsuchende Elternarbeit aber eine hohe Flexibilitt, Einsatzbereitschaft undKommunikationsfhigkeit seitens der SozialpdagogInnen voraussetzt. Auch seitens
des Dienstgebers ergibt sich ein erhhter Personalaufwand und damit verbundene
Mehrkosten wie z.B. ein zur Verfgungstellen von Transportmittel oder
Transportkosten, Anrechnung von Zeiten in denen Vorbereitungsarbeiten, soziale
Diagnostiken und Dokumentationen ber die Familiensysteme geschrieben werden.
Die SozialpdagogInnen sind der Auffassung, dass noch viele Mglichkeiten bzgl.
der Zusammenarbeit mit den Eltern ausgeschpft werden knnten.
Nicht nur die Auswertungen der Interviews zeigten eine gewisse Unzufriedenheit
bzgl. der Elternarbeit sondern auch den Wunsch nach einer mobilen und flexiblen
Elternbegleitung durch die SozialpdagogInnen der Einrichtung. Obwohl Elternarbeit
als Selbstverstndlichkeit in vielen Institutionen gilt (siehe Leitbild der Einrichtung),
sind nach wie vor Umsetzungsschwierigkeiten vorhanden. In unterschiedlichsten
Studien, die ber die Eltern- und Familienarbeit in stationren Einrichtungen in einem
Zeitraum von 1982 bis 2001 gettigt wurden, stellten sich folgende zentralen Punkteheraus:
Eltern- und Familienarbeit wird als sehr wichtig angesehen, jedoch im
pdagogischen Alltag noch zu wenig praktiziert
Wird die Reintegration in die Herkunftsfamilie angestrebt, geschieht die
Zusammenarbeit hufiger
Elternarbeit geschieht meist in den Einrichtungen, im Zuhause der Familie
eher seltener
Meist geschieht Elternarbeit ungeplant; systematisches Handel stellt mehr
oder weniger eine Ausnahme dar
Einbindung der Eltern in den Erziehungsprozess um einem
Entfremdungsprozess zwischen Kind und Eltern entgegenzuwirken
Pdagogisches Personal ist zu wenig qualifiziert dazu (vgl. Herold 2011:50)
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Schrder stellt auch fest, dass stationre Einrichtungen eher auf die
Verselbstndigung der jungen Menschen abzielen, als die Eltern im Hilfeplanmiteinzubinden, ihnen Aufgaben zu bertragen und mit ihnen die geplante
Rckfhrung oder auch Verselbstndigung in Zusammenarbeit zu gestalten (vgl.
Schrer 2007:224, zit. nach Herold 2011:51).
Dies wurde auch im ersten Interview erwhnt. Speziell Kinder mit kognitiven,
sozialen und emotionalen Beeintrchtigungen sind meist bis zur Beendigung der
Schulpflicht in der Einrichtung untergebracht. Oft geschieht dies aus Grnden
fehlender Frdermglichkeiten im Umfeld des Wohnortes der Familie, berlastung
seitens der Eltern, oder berforderung der rtlichen Schulen. Durch die
Heimunterbringung verndert sich auch der gesellschaftliche Gesamtstatus der
Familie. Mit der Dauer der Fremdunterbringung leidet auch die Beziehung zu den
Eltern. Sowohl Eltern als auch Kinder knnen sich entfremden. Dies kann bewusst
oder unbewusst seitens der Herkunftseltern geschehen. Die Eltern wissen ihre
Kinder bestens versorgt und der Druck der Verantwortlichkeit nimmt ab. In diesem
Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass mit zunehmender Dauer derUnterbringung auerhalb der Herkunftsfamilie ein Entfremdungsprozess stattfinden
kann (vgl. Faltermeier 2001:185).
SozialpdagogInnen glauben immer wieder, dass die Eltern nicht bereit sind zu
kooperieren, nicht motiviert sind oder froh sind, ihr Kind in einer Institution abgeben
zu knnen. In der Regel fhlen sich die Eltern nicht entlastet sondern erleben eine
Unterbringung ihres Kindes in einer Institution als ein Versagen, Stigmatisierung oder
eine Abwertung ihrer erzieherischen Kompetenz. Sie verdeutlichen auch, dass sie
Schwierigkeiten haben die Unterbringung zu akzeptieren. Daher knnen sie auch
nicht zeigen, dass sie ber die momentane Entlastung froh sind (vgl. Conen
1996:207-208). Durch die Unterbringung des Kindes in einer stationren Einrichtung
soll nicht nur die Familie entlastet werden, sondern auch das Wohl des Kindes
sichergestellt und seine Entwicklung gefrdert werden. Die Familie bleibt auch
whrend einer Heimunterbringung die relevante Bezugsgruppe fr das
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untergebrachte Kind, unabhngig davon ob es mit oder ohne Zustimmung der Eltern
oder Obsorgeberechtigten untergebracht ist (vgl. Conen 1990:247).
Elternkontakte werden von beiden SozialpdagogInnen sehr befrwortet, jedoch von
einem Interviewten als Angebot und nicht als Zwangsaufforderung verstanden,
whrend die andere interviewte Person meint, man msse die Eltern mehr in die
Verantwortung nehmen. Die Eltern- und Familienarbeit wurde durch das Gesetz
fixiert und ist im Heimalltag ein wichtiger Bestandteil. Wie Elternarbeit umgesetzt wird
hngt immer vom Wohl des Kindes ab. Hufig lehnen Kinder oder Jugendliche bei
pathologischen Eltern-Kind-Beziehungen, wie seelischen und krperlichen
Misshandlungen oder Missbrauch, den Kontakt zu den Eltern ab oder aber auch die
Eltern zeigen sich nicht sehr prsent. (...) die physische Anwesenheit der Eltern ist
keine notwendige Voraussetzung fr die Durchfhrung von Eltern- und
Familienarbeit (zit. nach Herold 2011:55). Elternkontakte mssen nicht zwangslufig
persnlich bestehen, sondern man kann diese mit den Kindern oder Jugendlichen
durch Fotos oder in Gesprchen thematisieren (vgl.Conen 2002:27).
Dass Eltern zur Zusammenarbeit mit den SozialpdagogInnen der Einrichtung bereit
sind, darf nicht vorausgesetzt werden. Tragen die Eltern die Fremdunterbringung
nicht mit, kann es zu Schwierigkeiten in der Kommunikation kommen wie zu
mangelnder Gesprchsbereitschaft, Missachtung von Vereinbarungen und
Absprachen sowie Konkurrenzverhalten gegenber den HeimmitarbeiterInnen. Fr
die SozialpdagogInnen ist wichtig zu wissen, dass diese Verhaltensweisen im
Kontext mit der Unterbringung stehen. Eine wertschtzende Grundhaltung ist die
Voraussetzung fr eine funktionierende Elternarbeit. Ist es mglich die Eltern in ihren
Problemlagen ernst zu nehmen und sie wertzuschtzen, dann knnen sie auch zur
Mitarbeit im Erziehungsprozess motiviert werden. So wirkt Eltern- und Familienarbeit
in zwei Richtungen: auf das Kind und auf die Familie (vgl. Herold 2011:59).
Ein weiteres Problem das sich im Laufe der Heimunterbringung immer wieder zeigt,
wird im zweiten Interview verdeutlicht. Schwierigkeiten oder Krisen, die an
Wochenenden in den Familien passieren, werden oft zu einem viel spteren
Zeitpunkt offengelegt. Kindern wird eine Art Schweigepflicht seitens der Eltern
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auferlegt. Durch die Herausnahme eines Kindes mit Problemverhalten aus dessen
Familie und die nachfolgende Unterbringung in einem Heim stellt den Versuch dar,eine Lsung fr das Problem des Kindes (und seiner Familie) zu finden (vgl. Conen
2007:63). In der Heimpraxis zeigt sich meist, nach erster ablehnender Haltung, dass
Kinder die Zuwendung und Frsorge der BetreuerInnen genieen und sich in dem
neuen Lebensumfeld positiv entwickeln. Nach einigen Kontakten mit der
Herkunftsfamilie zeigen sich jedoch wieder Rckflle und alte Verhaltensweisen
kommen zum Vorschein. Vor allem nach den Wochenendbesuchen zeigt das Kind,
wie im zweiten Interview aufgezeigt, wieder lngst berwundene abweichendeVerhaltensweisen. Aus systemischer Sicht betrachtet sind diese eine Reaktion auf
die Prozesse und Muster in seinem Familiensystem. Kinder, die sich nach einer
gewissen Eingewhnungsphase in der Institution gut entwickelt haben und ihr
Problemverhalten nicht mehr zeigen, geraten in einen inneren Konflikt: einerseits
fhlen sie sich in der Institution gefrdert, untersttzt und gut aufgehoben,
andererseits verraten sie durch ihre Weiterentwicklung ihre Eltern. Wenn sie sich in
der Institution gut entwickeln, kann das Problem der unvorteilhaften Entwicklung nur
bei ihren Eltern liegen. Folglich wird das Kind versuchen diese von deren
Inkompetenz zu befreien und entwickelt hufig verstrktes Problemverhalten. Sind
den SozialpdagogInnen diese Loyalittsbindungen bewusst, kann man diese auch
in die Erziehungsarbeit mit den Kindern einbeziehen (vgl. Conen 2007:65). Die
grundstzliche Loyalitt des Kindes zu den Eltern muss anerkannt und akzeptiert
werden. Die Zusammenarbeit und der Austausch zwischen den SozialpdagogInnen
und den Herkunftsfamilien ist notwendig, um das Kind zu entlasten.
Die in den Interviews angefhrte mangelnde Kooperation kann auch vor dem
Hintergrund der schwierigen Lebensumstnde gesehen werden. Die Familien sind oft
unvollstndig, d.h. alleinerziehende oder reorganisierte Familien
(Patchworkfamilien), Trennungen, Scheidungen und meist mehrere Geschwister
prgen diese Familien. Auch prekre Lebenslagen, eingeengte Wohnverhltnisse,
fehlende Rckzugsmglichkeiten, niedriges Bildungsniveau, Arbeitslosigkeit oder
Abhngigkeit von sozialstaatlichen Transferleistungen beeintrchtigen die
Lebensgestaltung. Hufig kommen zu den sozialen und konomischen
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Rahmenbedingungen noch Alkohol- und Drogenmissbrauch hinzu. Manchmal
ziehen sich diese Problemlagen ber mehrere Generationen und auch die Eltern derfremduntergebrachten Kinder haben nicht selten Erfahrung mit institutionellen
Einrichtungen gemacht. Das erschwert das Vertrauen in das jetzige Helfersystem
(vgl.Herold 2011:38-39).
4 Resmee
Die Herausnahme des Kindes aus seiner Familie und die Unterbringung in einer
Einrichtung hat, wie die Theorie zeigt, Auswirkungen auf das gesamte
Familiensystem. Lange Zeit wurde nur das Kind mit seinem abweichenden Verhalten
gesehen und die pdagogischen Manahmen orientierten sich einzig an seinen
Defiziten. Eltern- und Familienarbeit wurde auch zu wenig beachtet, da die meisten
untergebrachten Kinder die gesamte Schulzeit in der Institution verbrachten und
kaum die Option bestand wieder in die Familie reintegriert zu werden. Erst nachdem
bekannt wurde, dass jede Familie ihre eigenen Beziehungen und Strukturen hat,
jedes Mitglied seinen Platz im gesamten System und daher auch eine Herausnahmedes Kindes das gesamte System ins Wanken bringt, verstand man den tieferen Sinn
der Eltern- und Familienarbeit. Man erkannte hierin die Anknpfungspunkte fr die
Eltern- und Familienarbeit in der Heimerziehung (vgl. Drees 1998:30, zit. nach Herold
2011:56). Daher soll auch whrend der gesamten Unterbringung und des gesamten
Hilfeprozesses nicht nur das Kind in der Einrichtung betrachtet werden, sondern die
Aufmerksamkeit muss auch auf das Familiensystem, vor allem auf dessen
Vernderungen, gerichtet sein.
Auch aus psychoanalytischer Sichtweise ist der Kontakt mit den Eltern sehr wichtig.
Die Kindheit eines Menschen hat nach der Psychoanalyse nach Sigmund Freud eine
enorme Bedeutung auf seine Persnlichkeit. Auch die Bindungstheorie nach John
Bowlby ist bedeutsam, weil die Erfahrungen die ein Kind bezglich Struktur, Inhalt
und Qualitt seiner Beziehungen zu seinen primren Bezugspersonen macht,
begleiten den Menschen ein Leben lang. Sie knnen bewusst oder unbewusst
Auslser fr psychische Konflikte und Strungen sein (vgl. Drees 1998:27, zit. nach
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Herold 2011:63). Aus dieser Sicht ist es wichtig, die Rolle der Eltern bei der
Verarbeitung von Konflikt- und Problemlagen einzubeziehen (vgl. Herold 2011:63).
Auch wenn der Wunsch der interviewten SozialpdagogInnen nach mobiler und
aufsuchender Familienarbeit vorhanden ist, ist es fraglich, ob die
SozialpdagogInnen dieser sehr herausfordernden Arbeit im Heimalltag gewachsen
sind. Hier steht dann nicht mehr nur das Kind im Fokus der Arbeit, sondern der Blick
ist auch zustzlich auf die Familie gerichtet. Nicht nur die Interessen des Kindes sind
zu bercksichtigen, sondern auch die Bedrfnisse, Wnsche und Vorstellungen der
Eltern. Auch die Loyalitten der Familienmitglieder untereinander sind zu beachten.
Dazu bedarf es einer inneren wertschtzenden Haltung mit Eltern in kooperierender
Weise zusammenzuarbeiten. Sie nicht zu kontrollieren und deren Verhalten zu
sanktionieren, sie nicht erziehungsunfhig, -unwillig oder inkompetent zu sehen,
sondern sie in ihrem Anderssein zu akzeptieren und ihnen vorurteilsfrei und
unvoreingenommen zu begegnen. Diese wertschtzende und gleichberechtigte
Begegnung zwischen SozialpdagogInnen und Eltern ist fr die Effizienz der Arbeit
von groer Bedeutung. Fhlen sich Eltern wahrgenommen, akzeptiert undwertgeschtzt, kann Vertrauen, Offenheit und Ehrlichkeit entstehen. Eltern knnen
dann leichter Hilfe und Untersttzung annehmen und scheuen sich nicht Probleme
und Schwierigkeiten anzusprechen.
Bisher empfinden Eltern das HPZ Hinterbrhl weniger als eine Beratungs- und
Frderstelle fr ihre Probleme mit den Kindern, sondern eher als eine Betreuungs-,
Versorgungs- und Frderstelle fr ihre Kinder. Die Elternarbeit wird einerseits von
den SozialpdagogInnen sehr gewnscht, andererseits gibt es keine
dementsprechenden Rahmenbedingungen wie gengend zeitliche und personelle
Ressourcen. Elterngesprche zwischen Tr und Angel bei den Bring- und
Abholzeiten zu fhren sind weder sinnvoll noch erfolgversprechend, genauso
telefonische Beratungsgesprche whrend der Dienstzeiten, wo den Kindern die
ganze Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.
Wenig funktionierende Elternarbeit lsst sich verbessern. Es muss gemeinsam mit
den Eltern ein entsprechender Weg gefunden und aufgezeigt werden. Eltern sollten
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Schulungen und Weiterbildungen angeboten werden, whrend deren sie zusammen
mit SozialpdagogInnen ihren Wissenshorizont erweitern knnen. Auerdem findenEltern Antworten auf viele Fragen in der Fachliteratur, die ihnen von professionellen
Helfern vorgeschlagen werden knnte. Auch vermehrte Einladungen zu einem
persnlichen Gesprch sollten seitens der SozialpdagogInnen ausgesprochen
werden um sich mit den Eltern ausfhrlich ber die Probleme der Kinder
auszutauschen. Eltern knnte vermittelt werden, dass die SozialpdagogInnen
hilfsbereit sowie kompetent sind und immer gerne intervenieren werden, wenn es
ntig ist. Hierbei sind Sprechstunden, Hausbesuche und telefonische Gesprche zuverstehen, die einen regelmigen Austausch garantieren. Durch die Elternarbeit im
Heimkontext knnten sich beide Parteien nher kommen, austauschen und
gemeinsam neue Lsungen suchen. Spren und fhlen Eltern die wertschtzende
Untersttzung der SozialpdagogInnen, werden sie offener und vertrauensvoller
agieren und partnerschaftlich das behinderte Kind frdern. Sie fhlen sich in den
Frder- und Entwicklungsprozess ihrer Kinder eingebunden und dafr verantwortlich.
Gleichzeitig werden sie befhigt ihre elterlichen Aufgaben und Pflichten zu
bernehmen und an diesen zu wachsen.
5 Diskussion und Ausblick
Die zugrundeliegende Arbeit geht der Forschungsfrage Wie wird die Elternarbeit
von SozialpdagogInnen im HPZ in der Frderabteilung gestaltetauf den Grund. Die
Systemanalyse hat ergeben, dass es zwischen Theorie und Praxis Unterschiede
gibt. In den Interviews haben die KollegInnen gesagt, dass die Elternarbeit unter dengegenwrtigen Rahmenbedingungen unbefriedigend ist.
Fr die Gestaltung von Eltern- und Familienarbeit gbe es zahlreiche Mglichkeiten,
die jedoch in das jeweilige Konzept der Abteilung passen sollte wie
Bercksichtigung der KlientInnen z.B. mehrfachbehinderte Kinder
Qualifikation der MitarbeiterInnen - Weiterbildungen
Mehr Personal
Mehr finanzielle Mittel fr die Fahrten zu den Familien
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Rumliche Bedingungen wie z.B. ein eigener Besprechungsraum
Mehr Zeit fr Vorbereitung, Planung, Durchfhrung und Dokumentation
Weiterbildung und Schulungen gemeinsam mit den Eltern (laut
Erstinterviewerin)
Elternabende
Elternpartizipation
Da die Eltern- und Familienarbeit in dem jetzigen Rahmen eine intensivere
Kooperation mit den Eltern nicht ermglich, muss Elternarbeit organisatorisch in die
Arbeit der Einrichtung eingebunden sein.
Fix gestalte Sprechstunden der SozialpdagogInnen knnten in die
Gestaltung der Dienstplne einflieen und Zeitfenster fr die
Zusammenarbeit mit den Eltern offenhalten. So knnten beispielsweise
obligatorische Termine vereinbart werden, in denen der Kontakt zwischen den
Eltern und Pdagogen hergestellt wird. Wo gengend Zeit ist, sich langsam
und vorsichtig anzunhern, den Eltern vorurteilsfrei begegnet werden kann
und diese sich verstanden und angenommen fhlen. So kann im Laufe der
Zeit ein gegenseitiges Vertrauen aufgebaut und entwickelt werden. Das wrde
zu einer offenen Kommunikation und Haltung fhren und infolgedessen
knnten Eltern die Kompetenzen der PdagogInnen erkennen und sich
Hilfestellung bei diesen holen.
Einfhrung von Doppeldiensten in der Hol- und Bringsituation wie an
Freitagen und Sonntagen. Hier knnte ein/e SozialpdagogIn den
Gruppendienst bernehmen, um somit dem/der anderen SozialpdagogIn
gengend Zeit und Raum zu geben, um mit Eltern entweder das Wochenende
vorzubereiten oder zu reflektieren: Was kann gemeinsam gestaltet werden,
welche Regeln und Vereinbarungen muss es geben, wie kann man die
Regeln zu Hause mit denen im Heim besser abstimmen, wo gibt es in der
Umsetzung Schwierigkeiten, woran kann das liegen usw. Fhlen sich Eltern
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wahr- und in ihrer Funktion ernstgenommen und als gleichwertig betrachtet,
sind sie auch bereit sich an Absprachen zu halten oder Hilfen anzunehmen. Besuche in der Familie. Bei einzelnen Familien wre es fr den weiteren
Entwicklungsprozess des Kindes notwendig und frderlich auch in die Familie
zu gehen. Die dort herrschenden Wohnverhltnisse zu sehen,
Kommunikations- und Handlungsstrukturen sowie die Erziehungsfhigkeit der
Eltern zu erleben. So knnte aufflliges Verhalten der Kinder in Bezug zu dem
Familiensystems besser verstanden werden. Dann ist auch fr die
SozialpdagogInnen Problemverhalten verstehbar und nachvollziehbar. Soknnten gezielter und effektiver Manahmen getroffen werden. Zugleich
knnten die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz gestrkt und gefestigt
werden, was sich wiederum auf das Familiensystem positiv auswirken wrde.
Einbeziehung der Eltern in den Gruppenalltag und nicht nur bei Festen im
Jahreskreis oder Veranstaltungen, die von der Institution oder der
heiminternen Schule ausgehen. Fhigkeiten und Talente der Eltern knnten
als Ressource genutzt werden und diese knnten in den Heimalltageingebunden werden wie z.B. knnte die Mutter des jeweiligen Kindes beim
gemeinsamen Kochen oder Vorbereitens der Geburtstagsfeier helfen,
SozialpdagogInnen knnten gemeinsam mit den Eltern und deren Kindern
Wanderungen unternehmen usw. So kann das Kind seine Eltern von einer
positiven Seite erleben, auch im Beisein der anderen Kinder.
Nachbetreuung der Kinder durch die SozialpdagogInnen der Einrichtung. Um
die Kinder wieder sicher und stabil in ihre Herkunftsfamilie zu reintegrieren ist
es auch wichtig, dass diese Aufgabe die SozialpdaogInnen der Einrichtung
bernehmen, in der das Kind zuvor lebte und auch mit seinen Eltern betreut
wurde. Durch die Rckfhrung des Kindes in seine Familie verndert sich
wieder dessen Familiensystem, mit dem der/die BezugssozialpdagogIn
jedoch schon bestens vertraut ist. Auch fr die Familien bedeutet das weniger
Stress, da die Kontinuitt in der Betreuung gegeben ist.
Untersttzung in der Umsetzung durch den Dienstgeber. Intensive
Elternarbeit und -begleitung kann im Gruppenalltag nicht umgesetzt werden.
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Dazu bedarf es, wie bereits erwhnt, eigener Sprechstunden, flexiblen
Hausbesuchen oder auch Gesprchen an den Wochenenden, wenn dieKinder entweder von der Institution abgeholt oder zurckgebracht werden. Um
diese zustzlichen Stunden abdecken zu knnen, wird mehr Personal bentigt
und daraus resultiert ein hherer Kostenaufwand fr den Dienstgeber.
Abschlieend wre noch zu berlegen ob fr die Elternbegleitung bzw.
betreuung SozialpdagogInnen zur Verfgung gestellt werden sollten, die
nicht im Gruppendienst involviert sind. Dies knnten SozialpdagogInnen mit
Zusatzausbildungen der systemischen Familienarbeit oder mit therapeutischerAusbildung sein. SozialpdagogInnen, die im Gruppendienst und direkt mit
dem Kind arbeiten fhlen sich oft diesem gegenber verpflichtet, versuchen
seine Interessen und Bedrfnisse gegenber den Eltern durchzusetzen und
treten oft in Konkurrenz mit den Eltern. SozialpdagogInnen, die nur fr die
Elternarbeit zustndig sind, knnten daher auf die Dynamiken innerhalb der
Familie und den daraus restultierenden Bedrfnissen intensiver eingehen. So
knnten in kurzfristigen Abstnden regelmige Gesprchstermine mit den
Eltern und mit der gesamten Familie stattfinden, bei Krisen kann schnell
interveniert werden, die Familien knnen in ihrem gewohnten Umfeld
aufgesucht und begleitet werden. Nebenbei kann pdagogisches Wissen
vermittelt werden und dieses innerhalb der Familie, mithilfe der
SozialpdaogInnen, umgesetzt, trainiert und gefestigt werden. So knnen die
Eltern in ihrer Erziehungsfhigkeit und Erziehungsverantwortung gestrkt,
untersttzt und begleitet werden.
Durch ein fachlich, didaktisch und methodisch gut ausgereiftes Arbeitskonzept, das
an die Bedrfnisse und das Wohl der Kinder der Frderabteilung sowie an deren
Familiensysteme angepasst ist, kann eine effektive und effiziente Elternarbeit
gelingen. Dazu bentigt es nicht nur der Bereitschaft, der inneren Haltung und ein
Einlassen auf eine andere Sichtweise der zustndigen SozialpdagogInnen, sondern
auch die Rahmenbedingungen (z.B. Personalressourcen, Zeitstrukturen,
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Fortbildungen u..) wren so anzupassen, dass eine begleitende, beratende und
untersttzende Zusammenarbeit mit den Eltern entstehen kann.
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Forschung Mainz. print-on-demand GmbH, Norderstedt.
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Unverffentlichtes Manuskript zum internen Gebrauch.
LGBl. 9200-13: N Sozialhilfegesetz.
LGBl. 9270-0: N Kinder- und Jugendhilfegesetz 2013.
URL:.https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=LrNO&Gesetz
esnummer=20000944 (abgerufen am 29.5.2015).
Tatzer, Ernst (2010): N Heilpdagogisches Zentrum Hinterbrhl.
In Tutschek, Josef: Es gibt keine Behindertenes gibt nur Behinderungen.
URL: http://bidok.uibk.ac.at/library/tutschek-behinderungen.html (abgerufen
am 27.6.2015).
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=LrNO&Gesetzesnummer=20000944https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=LrNO&Gesetzesnummer=20000944http://bidok.uibk.ac.at/library/tutschek-behinderungen.htmlhttp://bidok.uibk.ac.at/library/tutschek-behinderungen.htmlhttps://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=LrNO&Gesetzesnummer=20000944https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=LrNO&Gesetzesnummer=200009447/24/2019 2015ba1_Puchegger pdf-1.pdf
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8 Daten1
8.1 Interview 12
Interview mit einer Sozialpdagogin der Frderabteilung des HPZ3
A: Ja, wir mssen schon eine Art Dialog haben, du. Weil wenn ich da jetzt nur einen4
Monolog runterradle, ist das ja nur wie ein Referat.5
B: Heute haben wir den 14. Februar und ich sitz mit einer Sozialpdagogin im HPZ6
und wir fhren ein Interview ber die Elternarbeit in der Frderabteilung.7
A: Ja.8
B: Gut. Welche Einstellung bezglich der Elternarbeit in der Frderabteilung hast du?9
A: Ahm. Ist sehr notwendig. ja? Wre etwas, was wahrscheinlich noch forcierter10
gehrt. Damit auch bei der Arbeit mit dem Kind mehr Erfolg ist, ist es einfach11
unerlsslich, dass man die Eltern heranzieht. Und zwar nicht nur, dass man sie mehr12
in die Verantwortung nimmt, als Eltern. Sondern auch, dass man, ahm, dass man13
ihnen Angebote machtwie mobile Elternarbeit, hm, Besprechungen mit14
Familientherapeuten hier vor Ort. Aah, vielleicht, also die, die Literatur von15
Heimunterbringung geht ja mehr in die Richtung, dass, hm (...) dass, dass Eltern16
befhigter werden, mit den Kindern, ah, zu Hause zu leben und das Ziel der17
Heimunterbringung ja wieder die Loslsung in Richtung zu Hause wre. Und da18
glaube ich, knnte unsere Abteilung noch schrfer drauflegen, weil wir eher19
ausgerichtet darauf sind, dass wir die Kinder die volle Zeit hierbehalten und in20
anderen Abteilungen sehr wohl so gearbeitet wird, dass, h, durch Elternarbeit eine21
mglichst rasche Rckfhrung ins Elternhaus, hm (...), schneller gelingt, als, als die22
volle Zeit hier auszusitzen.23
B: M-hm.24
A: Da wrde ich mir zum Beispiel wnschenda gibts ja gengend Literatur auch25
darber, wo Seminare und Einschulungsseminare am Wochenende et cetera26
angeboten werden, um eben groe Themenbereiche oder Problembereiche mit den27
Eltern aufzuarbeiten. Aber das ist nicht so sehr ein, ein, ein Wir schulen jetzt die28
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Eltern, sondern eher wo, h, Sozialpdagogen und Eltern miteinander ber ein29
Problem, h, an einem Wochenende reden, beziehungsweise wo vielleicht auch,30
ahm, irgendwelche Gastlektoren kommen, die dann Vortrge darber halten. Ah,31
wos darum geht, gemeinsam weil ja auch die Probleme gemeinsam32
[unverstndlich]gemeinsam ber die Probleme der Kinder und Jugendlichen sich33
weiterzubilden. Also sowohl die Eltern, als auch die SPs. Weil ja beispielsweise mit34
Puberttsproblemen nicht nur die Eltern zu tun haben, sondern auch dann die SPs.35
Wo halt gemeinsam, ah, erarbeitet wird, in diesem und jenem Fall: Konkret knnte36
man was tun. Und dass man dann sich externe Fachleute sucht und, und hereinholt,37um so eine gemeinsame Schulung zu machen. ja? Und nicht, dass man jetzt sagt,38
nur die Eltern werden geschultdas wre vielleicht ein bisschen, h, diskriminierend39
, sondern eben, dass man gemeinsam im Boot sitzt, nicht?40
B: Und was ist bisher in deinen Augen verwirklicht worden, beziehungsweise gelingt41
bisher?42
A: Bisher gelingt eigentlich nur das, wofr die Eltern tatschlich bereit sind, zu tun.43
Es wird, h, konsequenzenlos eigentlich, oft ein, ein, ein (...)wie soll ich sagen44
ein Verweigern akzeptiert. Ja? Sollten die Eltern kein Interesse daran haben, aahm,45
ahm (...) Therapien, also familientherapeutische Manahmen oder (..)was macht46
die Sabine? Wie heit das?47
B: Elternbegleitung.48
A: Elternbegleitung in Anspruch zu nehmen, dann ist das so.49
B: M-hm.50
A: Dann hat das keine Konsequenz fr die Eltern. Ja? Das Einzige, wo wirklich, h,51
dahinter, wo die Leitung dahinter ist, ist, dass sie diese Eltern-, h, hm, diese52
Verlaufsgesprchstermine einhalten und das ist eigentlich einmal im Jahr. Ja? In53
diesem groen Setting wird darauf geschaut, dass die Eltern da sind und der Rest ist54
nach Goodwill der Eltern. Das heit, wenn die Eltern nicht bereit sind, die Kinder55
abzuholen oder ins Heim zu bringen, weil das dann ein Taxiunternehmen bernimmt56
oder weil die Kinder selbststndig fahren knnen, dann ist der Kontakt oft gegen null.57
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Ja? Und, hm, sollte eine Krise sein mit dem Kind, hm (...), wird da auch nicht mehr58
forciert als die Sachen, die sie ohnehin leisten. Oder eben auch nicht.59
B: Das heit jetzt, um zu wiederholen, dass Elternkontakte nur dann stattfinden,60
wenn die Eltern tatschlich hier auftauchen.61
A: Im Groteil ... Ja.62
B: M-hm.63
A: Ja. Auer eben einzelne Gesprche, wo, wo wirklich dann Sozialarbeiter et64
cetera, Lehrertherapeuten eingebunden sind. Da wird dann schon darauf geschaut,65
dass die Eltern kommen, aber das ist halt einmal im Jahr.66
B: M-hm. Sind nur Kontakte? Ist keine Frderung oder Beratungin dem Sinn.67
A: Richtig. Richtig. Richtig. Also es ist ein reines ... ja, genau. Kontakt-Schmieden.68
B: Gut.69
A: Was noch?70
B: Kannst du von einem Highlight erzhlen? Von etwas Besonderem, was dich71
besonders beeindruckt hat? Was fr dich frderlich gewesen wre oder in Hinblick72
auf Elternarbeit ausschlaggebend? Gibts da ein Beispiel?73
A: Hmm ... Aus, aus der Frderabteilung, h, eigentlich (...), fllt mir momentan nicht74
konkret was ein, nein.75
B: M-hm.76
A: Weil da wirklich sehr viel auf, auf, auf Freiwilligkeit beruht. Ja? Was vielleicht in77
anderen Abteilungen dann anders ist, ja? (...) Vielleicht hats aber auch mit dem78
Klientel zu tun. Ja? Oder vielleicht ist das die Ausrede von der Abteilung, (..) dass79
das am Klientel hngt. Weil man so dieses Mascherl, behindert und bleibt die80
Schulzeit ber hier und man sucht dann eh was Weiterfhrendes, ohne eigentlich die81
Eltern damit wieder reinzuholen, nicht?82
B: Und die Eltern damit dann auch zu belasten, wahrscheinlich.83
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A: Richtig. Genau. Ja? Also man versucht das irgendwie so abgekoppelt, den Weg84
der Kinder abgekoppelt zu organisieren, ja?85
B: M-hm.86
A: Weil der wird ja wahrscheinlich eher einmal in einer, h, h87
Behinderteneinrichtung landen und, ah, abseits der Eltern wohnen, auch nicht88
eigenstndig leben knnen. Also vielleicht liegts an dieser Einstellung wobei wir ja89
aber viele Kinder haben, die sehr wohl integrierbar auch in der Familie sind. Auch mit90
ihrer Behinderung, ja? Und wo die Behinderung fr mich gar nicht so stark zum91
Tragen kommt wie jetzt vielleicht das Elternhaus annimmt, ja? Denk ich. Also ich92
glaub gar nicht, dass so viel Unterschied jetzt ist zu anderen Abteilungen. Wir haben93
ja auch Kinder, die nicht jetzt ganz schwere Behinderungen haben, sondern die eine94
Lernbehinderung haben, ja? Verhaltensauffllig sind und darin unterscheiden wir uns95
vom Klientel her nicht so stark von den anderen Abteilungen, ja? Also ich glaub, dass96
das ein Irrglaube ist, ja? Dass man mit den behinderten Kindernunter97
Anfhrungszeichenanders verfahrt, verfhrt. Ja? In ihrer Lebensplanung. Ja? Die98
gehren genauso rckgebunden in die Familie, wies die anderen Kinder genauso99
erfahrenknnen. Mit unter Umstnden, ja? Klar mssen die Umstnde passen, ja?100
Aber wir entlasten die Eltern dadurch, weil ja die Kindern behindert sind. Die armen101
Eltern, die ja ein behindertes Kind haben. Das meine ich jetzt alles ironisch.102
B: M-hm. M-hm. M-hm. Ist eigentlich ein Stempel, den wir ihnen aufdrcken.103
A: Ja, richtig. Dadurch, dass wir die so abkoppeln, ja? Haben sie einen Stempel, ja.104
Andererseits natrlich kann man vielleicht wieder gut agieren, weil man sagt, man105
wei, ich finde eine Nachfolgeeinrichtung, ja? Ich kann den Weg quasi vorgeben. Ja?106
Und in anderen Fllen, wo die Eltern mehr, mehr Autonomie haben, ist dann auch107
deren Vorstellung drinnen. Die ist bei uns ausgeblendet, fast. Ja? Wir haben unsere108
Vorstellung davon, wohin soll das Kind gehen. Wo wird es landen. Ja? Die Eltern109
sind da mehr oder minder, die haben, mssen sich selbst geistig damit nicht110
belasten. Ja?111
B: M-hm. M-hm.112
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A: Weil wir ja, dadurch, dass wir in der Institution ttig sind, natrlich schon, h, h,113
geprgt sind vom Land, vom Staat et cetera. Ja? Und natrlich in weiterer Folge114
dann von der Sicht der Gesellschaft, ja? Auch, auch unser Handeln richtet sich dann115
nach dem, nicht? Was wir dann da als Denkvorgabe haben, korrigiert unser Handeln.116
Ja? Und (ruspern), wre, wre wichtig, dass das nicht, nicht nur in, in, in der Hand117
der Institution liegt, sondern, dass das sehr wohl ein Konsens ist zwischen Kind,118
Eltern, Institution und Gesellschaft.119
B: M-hm. Gut, okay. Danke einmal120
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8.2 Interview 21
2015.03.28_10.17_012
B: Dankeschn, dass du dich zur Verfgung gestellt hast fr ein Interview, fr meine3
Bachelorarbeit. In dieser schreibe ich ber die Elternarbeit im institutionellen4
Kontext. Meine erste Frage lautet: Welche Bedeutung siehst du in der Elternarbeit?5
C: Sehr groe Bedeutung in der Elternarbeit, vor allem glaube ich, dass gerade den6
Eltern, die gemeinsam mit uns die Kinder betreuen, ganz wichtig ist, dass ein7
regelmiger Austausch stattfindet und dass wir voneinander sehr viel lernen8
knnen.9
B: Mh! Inwieweit glaubst du ist es frs Kind und sowohl auch fr die Eltern wichtig als10
auch fr den Sozialpdagogen.11
B: Ich glaube, dass es fr beiden Seiten sehr hilfreich wre, wenn es eine gut12
funktionierende Elternarbeit ist.13
A: Was versteht man unter gut funktionierend?14
B: Gut funktionierend heit fr mich, dass man erstens einmal bei der Wahrheit15
bleibt, ja, weil wir es oft erleben, dass wir halt von den Eltern irgendwie nicht mit der16
Wahrheit konfrontiert werden bzw. erst zu einem viel spteren Zeitpunkt erfahren,17
was sich am Wochenende oder in den Ferien oft abspielt zu Hause. Vor allem knnte18
man dann sofort und adquat darauf reagieren jetzt, wenn z. B. am Wochenende ein19
Vorfall war oder in den Ferien, dass man gleich nach dem Wochenende intensivst20
das Wochenende reflektiert, teilweise gemeinsam mit den Eltern, ah, aber genauso21
auch mit dem einzelnen Kind und schaut auch, wie knnte man eine Verbesserung22
erzielen in der Situation oder irgendwie was msste man verndern, damit eine23
schwierige Situation, ahhh, sagen wir mal leichter entschrft wird oder vielleicht gar24
nicht zustande kommt. Ja.25
B: Und wie stellt du dir das Zusammenarbeiten mit den Eltern vor? In welchem26
Kontext soll es stehen? Sollte es im Heim stattfinden, woanders und wie wird es27
bisher bei uns umgesetzt, die Elternarbeit?28
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C: Ja. Die Elternarbeit findet halt hauptschlich am Wochenende statt in einer29
Abhol- oder Bringsituation, ahm, was sehr oft schwierig ist, weil gleichzeitig viele30
Eltern kommen und die Kinder zurckbringen bzw. abholen und sehr wenig Zeit31
manchmal ist fr intensivere Gesprche. Ja. Ich denke mal es wre auch notwendig,32
dass man z.B. vielleicht die Eltern auch telefonisch irgendwie informiert, was von33
unsere Seite auf alle Flle passiert, wenn es zu irgendwelchen grberen34
Vorkommnissen oder Situationen, schwierigen Situationen kommt, dass wir auf alle35
Flle zum Telefon greifen und die Eltern darber informieren, dass die das net, hh,36
erst drei, vier Tagen spter erfahren wenn sie die Kinder abholen freitags sondern37schon am selben Tag, wann das passiert ist. Ahh, ich tt mir das wnschen, dass die38
Eltern das genauso machen. Wie gesagt oft erfahren wir das erst zu einem viel39
spteren Zeitpunkt aber da geht es nicht nur um Krisensituationen oder Eskalationen40
sondern es geht ah darum, dass z.B. wir erleben es sehr oft, dass Kinder quasi so41
eine Schweigepflicht auferlegt bekommen von Eltern, nichts sagen drfen. Wir oft42
uns nur wundern, dass wie schrecklich oder wie schlimm ein Kind irgendwie43
zurckkommt vom Wochenende oder irgendwie eine Vernderung bemerken bei44
dem Kind, hh, und wir z.B. spter erst erfahren, dass die Mutter einen neuen45
Partner hat, oder dass die Mutter mit dem Kind irgendwo unterwegs war, sich die46
Nchte um die Ohren geschlagen hat. hm, und das hat schon massive47
Auswirkungen auf das Verhalten der Kinder. Und da wrd ich mir wnschen, dass da48
was in der Zusammenarbeit mit den Eltern verbessert, dass die uns erstens einmal49
die Wahrheit sagen wie das Wochenende wirklich war und nichts schnreden,50
sondern bei den Tatsachen bleiben. Ich denke mir, ein Thema ist sicher die51
aufsuchende Elternarbeit. Es ist natrlich interessant, wenn man einmal bei den52
Kindern zu Hause vorbeischaut und einmal wirklich erlebt wie die Wohnsituation ist.53
Nur muss es dafr auch vom Dienstplan her Mglichkeiten geben und Zeiten geben,54
wo wir das machen knnen. Ja, ahm! Wie gesagt, ahm, es ist halt am Freitag und am55
Sonntag diese Abhol- oder Bringsituation, es ist oft sehr stressig und meiner56
Meinung nach ist da viel zu wenig Zeit um intensiver mit den Eltern zu arbeiten. Nja.57
Nur msste man sich das gut berlegen, wann das mglich wre oder was man fr58
Zeitrume dafr bentigt. Mich wrde das schon interessieren einmal bei manchen59
Kindern - nicht bei allen- aber bei manchen Kindern einmal zu Hause vorbei zu60
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schauen und einmal das zu erleben oder auch zu sehen wie leben die, in welchem61
Umfeld, wie sind die Wohnverhltnisse.62
B: Was knnte uns Sozialpdagogen das an Wert bringen und auch in der63
Elternarbeit bessere Mglichkeiten bieten um zusammenzuarbeiten? Was knnte64
uns das allen gemeinsam bringen: den Eltern und uns?65
C: Na es msste schon so sein, dass man sich zwar nicht aufdrngt sondern, dass66
man quasi in erster Linie davon ausgeht ein gutes Gesamtbild zu bekommen. Und67
das quasi fast so wie eine Einladung der Eltern, irgendwie denen in den Mund legt68
oder irgendwie das halt drauf hinaus spielt. Und ich denke mir das was es bringen69
wrdeist, ist ein besseres Verstndnis von Situationen. Und anderseits auch viele70
Eltern sehen uns ja als Konkurrenz und andererseits auch wie weit kann ich hilfreich71
sein, in der Beratung, in der Erziehung des Kindes, dass die Eltern quasi sehen,72
dass wir uns da bemhen auf vielen verschiedenen Ebenen auch mit Ihnen73
zusammenzuarbeiten. Ja. Da gehrt fr mich das Wohnverhltnis und die husliche74
Struktur gehrt fr mich genauso dazu, wie sag ich mal jetzt, die Schule oder die75
Strukturen, die es hier bei uns gibt.76
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B: Wie notwendig, findest du die Elternarbeit hier im Heimkontext?80
C: Es ist ganz unterschiedlich, weil ich denke mir es gibt oft Kinder bei denen81
eskaliert es jedes Wochenende und ich denke da sollten wir viel intensiver82
Elternarbeit betreiben, als bei Kindern wo es monatelang gut funktioniert zu Hause.83
Wir erleben oft Kinder, die sehr entspannt vom Wochenende zurckkommen und die84
schaffen es doch auch wieder hier anzudocken am Sonntag am Abend ohne grbere85
Probleme und dann gibts Situationen wo es Kinder gibt, die sich sehr schwer86
abnabeln oder sehr schwer hier wieder ankommen und auch Kinder wo es halt zu87
Hause sehr schwierig ist, die dann meistens zwei Tage brauchen bis sie sich auch88
wieder hier an die Strukturen halten. In solchen Fllen mssten wir die Elternarbeit89
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viel intensiver betreiben, weil es ja oft zu Hause schon sehr groe Spannungen gibt,90
auch mit Geschwistern oder auch mit Lebensgefhrten von Mttern oder Partnern91
von Mttern, ahm, wo sich das Kind dann auch als schwarze Schaf der Familie92
vorkommt oder als unerwnschtes, hm, Etwas, ja das halt quasi jedes93
Wochenende oder alle vierzehn Tage nach Hause kommt und drei Tage zu Hause94
lebt aber eigentlich nicht willkommen ist. Ich denke mir, Kinder erleben es halt oft so,95
wenn sie zwei Mal im Monat frs Wochenende zu Hause sind. Dann erlebt es ein96
Kind eher oft so, dass es nicht willkommen ist, dass es nicht erwnscht ist. Ja.97
B: Ah. Was knnten die Kinder aus dieser intensiven Elternarbeit profitieren und vor98
allem wir Sozialpdagogen? Was wre das Ziel, der Sinn und der Zweck, was99
knnten wir aus dem allem lernen und daraus profitieren?100
C: Einerseits, dass ich ein gutes Gesamtbild bekomme. Ah, das wre ein enormer101
Profit fr alle Beteiligten, glaube ich. Und andererseits, denke ich mir, dass vielleicht102
wir Sozialpdagogen nicht so als professioneller Helfer zwar schon gesehen werden103
aber in einer sehr partnerschaftlichen oder oder sehr hilfestellunggebenden Person.104
Ja. Ich wrde das eher so sagen, dass wir eben so als beratende Professionisten105
sag ich mal- gesehen werden von den Eltern, die vielleicht auch, h, gewisse106
Fragen stellen, warum ist es bei ihnen zu Hause so. Oft erleben wir, dass Eltern nur107
Teile von Situationen erzhlen, ja. aber es fehlt das Gesamtbild, ja, es fehlt das108
rundherum und oft wie es zu Situationen kommt, knnen sie dann gar nicht erzhlen.109
Sie erzhlen meistens nur die schwierige Situation aber nicht was war die halbe110
Stunde vorher und was war die halbe Stunde nachher und wie spielt sich das ab. Ich111
denke mir, wenn wir hren, dass Kinder, dass Familien zu fnft, zu sechst auf 45m112
leben, dann stellt sich fr mich schon mal die Frage: gibts da113
Rckzugsmglichkeiten fr, sag ich mal, in schwierigen Situationen? Wenn Kinder zu114
dritt zu viert sich ein Kinderzimmer teilen mssen, dann gibts da berhaupt115
Rckzugsmglichkeiten? Oder: welche Mglichkeiten bestehen? Und dann kann116
man auch adquat glaube ich, Antworten geben. Wenn man die Wohnverhltnisse117
gut kennt. Weil so kann man nur aus der Fantasie oder was wrde ich machen in so118
einer Situation. Wenn ich aber die Familie- oder die Wohnverhltnisse kenne, dann119
kann man vielleicht besser adquate Antworten drauf geben. Auch den Eltern, jetzt120
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nicht nur den Kindern, sondern weil die Kinder sind ja auch oft so, dass sie in einer121
Situation sind, wo ihnen natrlich -dann sag ich mal -wo ihnen die Chancen oder die122
Mglichkeiten fehlen.123
B: Und laut deiner Erzhlung ist es hier, laut Dienstplan weniger mglich Elternarbeit124
zu machen, sondern es msste auch eine Dienstplannderung vorgenommen125
werden.126
C: Also es mssten zumindest Zeiten fr Elternarbeit eingeplant werden, wobei ich127
denk mir auch es wre sicher interessant einmal z.B. in einer Feriensituation oder so128
einmal oder z.B. an einem verlngerten Wochenende, sag ich mal, zu Hause vorbei129
zu schauen. hm, wie gesagt, fr mich ist es so eine Sache, dass man es den Eltern130
irgendwie als Angebot angibt und nicht, dass man sich den Eltern aufdrngt. Die131
Eltern sollten nicht den Eindruck bekommen man drngt sich auf, sie werden da132
beobachtet, in einer Situation, die vielleicht dann sehr knstlich auch rberkommt133
sondern es sollte eher so sein, dass man den Eltern es als Angebot mitteilt oder zur134
Verfgung stellt und Eltern dann fr sich das entscheiden, ob sie das wollen, ob sie135
damit einverstanden sind und auch natrlich die Vorteile, die diese Hilfestellung oder136
dieses Angebot mit sich bringt. Dass es Vorteile hat, das glaube ich, das steht auer137
Streit. Nur, den Eltern muss man das irgendwie so verkaufen, dass wir nicht nur gute138
Zusammenarbeit mit Ihnen wollen, sondern wenn sich etwas bewegen soll, dann139
wre es gut, wenn sie dieses Angebot in Anspruch nehmen.140
B:Du hast kurz die Vorteile erwhnt. Kannst du zusammenfassen, welche Vorteile141
du darin sehen wrdest.142
C: Ja.143
B: Ganz kurz nur, bitte.144
C: Ich denke mir, wir knnten uns ein viel besseres und umfangreiches Bild machen,145
jetzt nicht nur von der Wohnsituation sondern auch wie tun z.B. die Kinder mit Eltern,146
mit Mtter, mit Lebensgefhrten, mit Geschwister, also das wre auf alle Flle ein147
Vorteil. Wie gesagt. Es ist ein