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DEUTSCHE KOLONIALGESCHICHTE Auswahlbibliographie

2016-10-07 Kolonialgeschichte BIBLIOGRAPHIE · Zu den vergessenen Themen deutscher Geschichte gehört auch die kurzzeitige Rolle Berlins als Zentrum des Kolonialismus in den letzten

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DEUTSCHE KOLONIALGESCHICHTEAuswahlbibliographie

Ich beobachte und höre Dinge von den Deutschen, die in meinen Augen nicht gut und recht sind … Sie behaupten, daß sie um des Friedens willen in unser Land gekommen sind. Wenn ich mir ihr Tun ansehe, so sieht mir diese Behauptung auch nicht nach Wahrheit aus. Hendrik Witbooi, 1890

Der Caprivi-Zipfel, der Bismarck-Archipel, die Lüderitz-Bucht – ein paar geographische Namen, das ist alles, was auf den Landkarten noch an das deutsche Kolonialreich erinnert. Ein Kolonialreich, das, gemessen an dem der Engländer, Franzosen oder Portugiesen, relativ klein und dann auch nicht von langer Dauer war.

War der Wunsch der Deutschen nach eigenen Kolonien älter als das Deutsche Kaiserreich, so gewann die deutsche Kolonialbewegung nach der Reichsgründung an Zulauf. „Wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne!“. Mit dieser berühmt gewordenen Sentenz umschrieb der spätere Reichskanzler von Bülow Deutschlands Sehnsucht nach kolonialer Weltgeltung. “Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht!“ Mit diesen Worten schickte Kaiser Wilhelm II. seine Soldaten nach dem Boxeraufstand auf einen grausamen Rachefeldzug. Zwei Zitate, zwei Facetten deutscher Kolonialpolitik: die Hoffnung auf Wirtschaftswachstum und Weltruhm einerseits – die Unterwerfung der Eingeborenen andererseits ... (Kerstin Hilt/Planet Wissen)

Mit der Sonderpräsentation von Medien am Standort Amerika-Gedenkbibliothek und einer Auswahlbibliographie aus den Beständen der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) möchten wir einen vielseitigen Blick auf die deutsche Kolonialgeschichte und dessen schwieriges Erbe ermöglichen.

Für die freundliche und großzügige Unterstützung unseres Projektes, danken wir dem deutschen Historischen Museum und besonders Dr. Hartmut Bergenthum für die Bereitstellung von Bildern aus der einzigartigen kulturhistorischen Bildsammlung des Kolonialen Bildarchivs der Universität Frankfurt am Main.

Selbst anzuschauen unter: www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.dehttps://ilissafrica.wordpress.com/2016/04/19/german-colonial-history-online/

Eine Reise durch die deutschen Kolonien / Herausgegeben von der illustrierten Zeitschrift „Kolonie und Heimat“. Wolfenbüttel : Melchior-Verlag, [2008]Signatur: G 455/98 …

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EINLEITUNG

Gründer, Horst: Geschichte der deutschen Kolonien. Paderborn : Schöningh, 2012Signatur: G 455/37 …Die deutsche Kolonialgeschichte war nur kurz: Sie endete im Ersten Weltkrieg ebenso abrupt, wie sie Mitte der 1880er Jahre unter Bismarck begonnen hatte. Für die betroffenen Völker ist sie jedoch – im Rahmen des gesamten westlichen Imperialismus – in vielfacher Beziehung nicht folgenlos geblieben. Horst GründerDie Geschichte der deutschen Kolonien in einer wissenschaftlichen Gesamtdarstellung. Dieses Buch verbindet die Perspektive Europas mit derjenigen der Peripherie und lenkt den Blick auch auf die langfristigen Folgen der deutschen Kolonialherrschaft. Eine Kritische Bestandsaufnahme der deutschen Kolonialvergangenheit auf der Grundlage des gegenwärtigen Forschungsstandes.

Emmerich, Alexander: Die Geschichte der Deutschen in Afrika : von 1600 bis in die Gegenwart. Köln : Edition Fackelträger, 2013Signatur: G 453/121Bereits seit Mitte des 17. Jahrhundert bereisten viele Deutsche als Händler oder Naturforscher den schwarzen Kontinent. In diesem umfassenden Bildband präsentiert Alexander Emmerich die ganze Bandbreite deutschen Engagements in Afrika: Von den ersten Handelsbemühungen über die Entdeckungsreisen Heinrich Barths, Gustav Nachtigals und anderer berühmter Forscher, weiter über die verschiedenen Facetten der deutschen Kolonialzeit unter Kaiser Wilhelm II. bis zum Safari-Tourismus der Gegenwart und den Hilfsinitiativen von Bernhard Grzimek und Karlheinz Böhm spürt er den vielfältigen Beziehungen nach, die die Deutschen zu Afrika hatten und haben.

Gisela Graichen; Horst Gründer: Deutsche Kolonien : Traum und Trauma. Berlin : Ullstein, 2007Signatur: G 455/83 …Nun wollen wir in Schiffen über das Meer fahren, da und dort ein junges Deutschland gründen. Wir wollen es besser machen als die Spanier, denen die neue Welt ein pfäffisches Schlächterhaus, anders als Engländer, denen sie ein Krämerkasten wurde. Wir wollen es deutsch und herrlich machen. Richard Wagner, 1848So kurz ein deutsches Kolonialreich auch nur existierte, so mächtig war die Idee – sowohl vor dem Erwerb der ersten deutschen Kolonie 1884 als auch nach dem Verlust aller Annexionen nach dem Ersten Weltkrieg. Der Traum von einem „Größeren Deutschland“ bewegte und mobilisierte idealistische Träumer, inspirierte mutige Entdecker und bot rassistischen und menschenverachtenden Eroberern ein oft blutiges Betätigungsfeld. Zwischen Völkermord und Südseeromantik spannt sich der Bogen dieser faszinierenden und fundierten Darstellung.

Drang nach Afrika : die deutsche koloniale Expansionspolitik und Herrschaft in Afrika von den Anfängen bis zum Verlust der Kolonien / herausgegeben von Helmuth Stoecker. Berlin : Akademie-Verlag, 1991Signatur: G 455/28 …Auf Einladung des deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck trat am 15. November 1884 in Berlin die internationale Afrika-Konferenz zusammen. Die Diplomaten der 14 teilnehmenden Nationen entschieden über die Neuordnung des afrikanischen Kontinents. Die Interessen der Afrikaner spielten dabei keine Rolle. Die Konferenz war der entscheidende Startschuss im Wettlauf um Afrika. Welche weitreichenden Folgen die Afrika-Konferenz hat, zeigt sich in den nachfolgenden Jahren. Innerhalb kurzer Zeit ist Afrika südlich der Sahara aufgeteilt, Deutsche, Briten Franzosen, Spanier und Portugiesen haben willkürliche, von Stammesinteressen meist unberührte, Grenzen gezogen. 1914 ist der Kontinent vollständig fremdbestimmt …

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ALLGEMEIN

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Weiss auf schwarz : 100 Jahre Einmischung in Afrika ; deutscher Kolonialismus und afrikanischer Widerstand / herausgegeben von Manfred O. Hinz. Berlin : Elefanten Press, 1984Signatur: G 455/127100 Jahre Einmischung in Afrika: Forscher, Missionare, Händler, Plantagenbesitzer, Minengesellschaft, Siedler und Schutztruppler erobern ein Kontinent. Sie bringen die „Zivilisation“ – den weißen Gott, das Geld und den Schnaps. Gegen den Wiederstand der Afrikaner erzwingen die deutschen Kolonialherren mit Völkermord, Zwangsarbeit und Konzentrationslagern eine Friedhofsruhe, die Tausende Afrikaner das Leben kostet und die Lebensweise ganzer Völker zerstört …

Kein Platz an der Sonne : Erinnerungsorte der deutschen Kolonialgeschichte / herausgegeben von Jürgen Zimmerer. Frankfurt am Main : Campus, 2013Signatur: G 455/119Vor unseren unbeweglichen Gesichtern breitete man die Folgen aus: Die Befriedung Afrikas, die Wohltaten der Zivilisation in Afrika, den Mut der Forscher, den selbstlosen Humanismus. Aber niemand, absolut niemand, wies hin auf die Beleidigung, auf die Schmach, die uns überall begleitete. Michel KayoyaDie Kolonialzeit ist beendet, Ihre Nachwirkungen erkennbar noch nicht. Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen leben Begriffe, Ereignisse, Institutionen, Räume und Akteure mit ganz unterschiedlichen, teil problematischen Konnotationen fort. Als Relikt unserer Kolonialgeschichte sind wir es zum Beispiel, offenbar immer noch gewöhnt, in vertraut-überheblich anmutender Manier den Missionar als Wohltäter, den Feldherrn als Held, das Wirken Alexanders von Humboldt als Entdecker oder die Schädel der Herrero in deutschen Sammlungen als Museumsstücke zu sehen. Die Beiträge dieses Buches stellen Erinnerungsorte der deutschen Kolonialgeschichte vor. Sie laden zu einem Perspektivwechsel und zu einer gründlichen Entrümpelung von Geschichtsbildern ein ...

Frauen in den deutschen Kolonien / herausgegeben von Marianne Bechhaus-Gerst und Mechthild Leutner. Berlin : Links, 2009Signatur: Soz 311/11 …Kolonialismus erscheint in den meisten Darstellungen bis heute als eine männliche Domäne. Frauen tauchen selten auf, werden höchstens am Rande erwähnt. Und doch waren sie in den kolonialen Unternehmungen des Deutschen Reiches stets präsent und trugen den deutschen Kolonialismus von Beginn an mit. Verlässlich unterstützten sie ihre Ehemänner, die als Kolonialbeamte und Missionare tätig waren, wirkten in Kolonialvereinen bei der Verankerung der kolonialen Idee in der Heimat mit oder lebten selbst, ebenso wie die einheimischen Frauen, in kolonialen Herrschaftsräumen als Opfer oder Täterinnen …

Kolonialmetropole Berlin : eine Spurensuche / herausgegeben von Ulrich van Heyden und Joachim Zeller. Berlin : Berlin Edition, 2002Signatur: G 455/128Zu den vergessenen Themen deutscher Geschichte gehört auch die kurzzeitige Rolle Berlins als Zentrum des Kolonialismus in den letzten drei Jahrzehnten des wilhelminischen Kaiserreichs. Kolonialmuseum – Afrikahaus – Völkerschauen: Vor gut hundert Jahren waren das Begriffe, mit denen jeder Berliner etwas anzufangen wusste. Entgegen der verbreiteten Neigung, dem deutschen Kolonialwesen nur einen marginalen Platz in der Geschichte der Kolonisation einzuräumen, dokumentiert der Band, wie stark die Geschichte der deutschen Hauptstadt, insbesondere in den Jahren zwischen 1848 und dem Zweiten Weltkrieg, von Kolonialismus und Kolonialrevisionismus geprägt war …

Weitere Titel:

Knopp, Guido: Das Weltreich der Deutschen : von kolonialen Träumen, Kriegen und Abenteuern. München : Piper, 2011 Signatur: G 455/99 …

Längin, Bernd G.; Schindler, Michael: Die deutschen Kolonien : Schauplätze und Schicksale 1884 – 1918. Bilddokumentation Michael Schindler. Hamburg : Mittler, 2005 Signatur: G 455/81 …

Ich der große General der deutschen Soldaten sende diesen Brief an das Volk der Herero. Die Herero sind nicht mehr Deutsche Untertanen ... Das Volk der Herero muss ... das Land verlassen. Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem Groot Rohr (Geschütz) dazu zwingen ... Innerhalb der Deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auch auf sie schießen. Dies sind meine Worte an das Volk der Herero. Generalleutnant Lothar von Trotha

Die Geschichte von Deutsch-Südwestafrika begann mit Betrug. Der Bremer Tabakkaufmann Adolf Lüderitz kaufte 1883 dem Nama-Häuptling Joseph Fredericks für 260 Gewehre und 600 Pfund die spätere Lüderitzbucht ab. Dazu erwarb er noch einen Küstenstreifen von 20 „geographischen“ Meilen – wobei Verkäufer Fredericks, wie aus einer Notiz Lüderitz‘ zweifelsfrei ersichtlich ist, vorsätzlich nicht darüber aufgeklärt wurde, daß dies etwas anderes ist als eine nautische oder englische Meile – nämlich 7,4 statt 1,6 Kilometer. Proteste der geprellten Schwarzen blieben wirkungslos ...

Völkermord in Deutsch-Südwestafrika : der Kolonialkrieg (1904 – 1908) in Namibia und seine Folgen / herausgegeben von Jürgen Zimmerer und Joachim Zeller. Berlin : Links Verlag, 2016Signatur: G 868/98 …Nach und nach wurden mehr und mehr Eingeborene um ihre Existenzgrundlage, ihr Land und ihre Herden, gebracht. In ihrem Lebensraum bedroht, hatten sie begonnen, sich gegen die deutsche Landnahme zu wehren. So konfliktlos sich auch in Südwestafrika die Landnahme zunächst vollzogen hatte, so brutal reagierten die Kolonialisten auf den aufkeimenden Widerstand. Wer den ersten Schuss abgab, ist in der historischen Forschung umstritten. Fest steht, dass die Ermordung eines deutschen Händlers in Okahandja eine entscheidende Rolle spielte ... (Jochen Bölsche / Spiegel ONLINE, 2004)

Brehl, Medardus: Vernichtung der Herero : Diskurse der Gewalt in der deutschen Kolonialliteratur. Paderborn : Fink, 2007Signatur: G 455/87Am 11. August 1904 hatte mit der Schlacht am Waterberg die Niederschlagung des Aufstandes begonnen. Der Herero-Aufstand führte zu einem Kolonialkrieg, der besonders rücksichtslos geführt wurde und in dem bis 1908 nach Schätzungen etwa 65.000 der 80.000 Herero ums Leben kamen. Historiker sprechen vom ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. (EKD, 2004)

Ein ähnliches Schicksal erlitt das Volk der Nama, das im Herbst 1904 in die Kämpfe eingriff offenbar, weil die Deutschen zuvor gedroht hatten, mit sämtlichen Schwarzen so zu verfahren wie mit den Herero. Nicht einmal jeder zweite der rund 20.000 Nama überlebte die Revolte.

Weitere Titel:

Nuhn, Walter: Feind überall : der Grosse Nama-Aufstand (Hottentottenaufstand) 1904 – 1908 in Deutsch-Südwestafrika (Namibia) ; der erste Partisanenkrieg in der Geschichte der deutschen Armee. Bonn : Bernard & Graefe, 2000Signatur: G 455/52

Pippa, Toubab: Von der Bosheit im Herzen der Menschen. Hendrik Witbooi und die schwarz-weisse Geschichte Namibias. Birkenau : Pieper, 2004Signatur: G 455/74 …

Zimmerer, Jürgen: Deutsche Herrschaft über Afrikaner : staatlicher Machtanspruch und Wirklichkeit im kolonialen Namibia. Münster : Lit, 2001Signatur: G 455/66

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SÜDWESTAFRIKA

„Wie sind Sie eigentlich dazu gekommen, in Ostafrika eine Kolonie zu gründen?“ Wie oft ist diese Frage an mich gerichtet worden! Wenn ich selbst auf meinen Lebenslauf zurückblicke, so wundert mich viel mehr, daß ich nicht viel weitere Länderstrecken dem Deutschen Reiche zuführen konnte und daß es mir nicht gelungen ist, mir persönlich ein Reich nach meinem Geschmacke zu erwerben. Carl Peters / Wie Deutsch-Ostafrika entstand! 1940

Baer, Martin; Schröter, Olaf: Eine Kopfjagd : Deutsche in Ostafrika ; Spuren kolonialer Herrschaft. Frankfurt am Main : Büchergilde Gutenberg, 2002Signatur: G 455/61 …1884. Fast fünf Wochen lang war der promovierte Historiker – Carl Peters – im Inneren Ostafrikas unterwegs gewesen. In seiner Tasche befanden sich zwölf Verträge, in denen afrikanische Häuptlinge, dem fremden Reisenden und seinen Mitstreitern weite Teile des Landes zur Ausbeutung überließen. Peters Vertragspartner, weder des Schreibens noch des Lesens mächtig, setzten ahnungslos ihre „Handzeichen“ unter den Kontrakten. Am 27. Februar 1885 – Peters war wenige Wochen zuvor wieder in Deutschland eingetroffen – nahm Kaiser Wilhelm I. die Gebiete unter seinen Schutz. Es war die Geburtsstunde des deutschen Kolonialismus in Ostafrika.

Strizek, Helmut: Geschenkte Kolonien : Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft ; mit einem Essay über die Entwicklung bis zur Gegenwart. Berlin : Büchergilde Gutenberg, 2007Signatur: G 455/85 …Ruanda und Burundi sind ein kolonialgeschichtlicher Sonderfall. Sie fielen dem Deutschen Reich im Zuge der Aufteilung Afrikas in europäische Einflussgebiete auf der „Kongo-Konferenz“ 1884/85 zu. Anders als in den übrigen Teilen Deutsch-Ostafrikas blieben die Bewohner des Hochplateaus zunächst von der deutschen Kolonialherrschaft unberührt. Erst 1898 wurde ein deutscher Militärposten in Ruanda errichtet. Im Unterschied zu ihren anderen Kolonien setzten die Deutschen hier auf Kooperation und etablierten ein Residentursystem zur Ausübung einer „indirekten Herrschaft“.

Weiterer Titel:

Honke, Gudrun: Als die Weissen kamen : Ruanda und die Deutschen 1885 – 1919. Wuppertal : Hammer, 1990Signatur: Soz 280/479

Ich schreibe nicht, um Schuldgefühle zu wecken. Ich schreibe nicht, um mich als Opfer darzustellen. Ich rede von den Meinen, den Stimmlosen und Entrechteten. Alexandre Kum’a N’dumbe

Kum’a N’dumbe, Alexandre: Das Deutsche Kaiserreich in Kamerun : wie Deutschland in Kamerun seine Kolonialmacht aufbauen konnte 1840 – 1910. Berlin : Exchange & Dialogue, 2008Signatur: G 455/101Dieses Buch, 1970 als beste Magisterarbeit an der Université de Lyon/Deutsche Abteilung angenommen, verschweigt nicht die Wut eines jungen Afrikaners gegen die eindimensionale eurozentristische Geschichtsschreibung der Kolonialvölker. Sie ist ein leidenschaftliches Plädoyer für eine multidimensionale Geschichtsschreibung in den Beziehungen zwischen Europa und Afrika.

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OSTAFRIKA

KAMERUN UND TOGO

Sebald, Peter: Die deutsche Kolonie Togo 1884 – 1914 : Auswirkungen einer Fremdherrschaft. Berlin : Links, 2013Signatur: G 455/115Togo war die kleinste deutsche Kolonie in Afrika und galt den Deutschen als „Musterkolonie“, da sie Gewinn erwirtschaftete und in ihr „Ruhe und Ordnung“ herrschten. Das war das Resultat einer Vielzahl von militärischen Strafexpeditionen, der alltäglichen Anwendung der Prügelstrafe und der Einsetzung neuer Herrschaftsschichten. Peter Sebald liefert in seinem Buch einen komprimierten Überblick über die gesamte deutsche Kolonialära Togos, von der ersten Flaggenhissung im Jahr 1884 bis zur Aufgabe nach drei Wochen des Weltkrieges im August 1914.

Weiterer Titel:

Schulte-Varendorff, Uwe: Krieg in Kamerun : die deutsche Kolonie im Ersten Weltkrieg. Berlin : Links, 2011Signatur: G 455/10

Neupommern, Bismarck-Archipel, Neubrandenburg: Die Namen der Inseln sind so unbekannt wie die Geschichte der deutschen Südsee-Kolonialherrschaft. Nur ein paar Jahrzehnte währt dieses Abenteuer in einer entlegenen Weltgegend. Es sind Händler, die sich als erste Deutsche in der Südsee niederlassen. Ohne viel Federlesens reklamieren etwa ab dem Jahr 1860 verwegene Handelskapitäne Inseln für sich, die noch keine anderen Kolonialmächte besetzt haben. Ein Deutsches Reich gibt es noch nicht – und darum fragen die Geschäftsleute auch nicht lange … Hellmuth Nordwig

Die deutsche Südsee 1884 – 1914 : ein Handbuch / herausgegeben von Hermann Joseph Hiery. Paderborn : Schöningh, 2002Signatur: G 455/59 …

Hiery, Hermann Joseph: Bilder aus der deutschen Südsee : Fotografien 1884 – 1914. Paderborn : Schöningh, 2005Signatur: G 455/80Die „deutsche Südsee“, das sind jene Regionen und Inselgebiete, die von 1884, dem Beginn der deutschen Kolonisationstätigkeit im Pazifik, bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges unter deutscher Kolonialverwaltung standen: das westliche Samoa, die nördlichen Salomonen, das nordöstliche Neuguinea mit den Inseln des Bismarckarchipels, die Marshallinseln, Nauru, die Karolinen sowie die Marianen. Daß auch das Deutsche Reich vor dem 1. Weltkrieg einen Platz an dieser pazifischen Sonne innehatte, ist heute nicht mehr vielen Menschen bekannt.

Morlang, Thomas: Rebellion in der Südsee : der Aufstand auf Ponape gegen die deutschen Kolonialherren 1910/11. Berlin : Links, 2010Signatur: G 455/102 …Am 18. Oktober 1910 kam es auf der zu den Karolinen gehörenden Insel Ponape (heute Pohnpei) zum größten Aufstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft in der gesamten Südsee. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. „Wisst ihr‘s noch, wie wir sengend und brennend durch das blühende Land zogen, wehende Rauchsäulen verbrennender Dörfer als Wegweiser des Tages, als leuchtende Fackel des Nachts?“ So beschrieb ein Teilnehmer der Strafaktion die von den Deutschen angewandte Politik der „verbrannten Erde“. Die gnadenlose Jagd auf die aufständischen Sokehs dauerte bis zum 22. Februar 1911. Dann kapitulierten die letzten Rebellen …

Weiterer Titel:

Loosen, Livia: Deutsche Frauen in den Südsee-Kolonien des Kaiserreichs : Alltag und Beziehungen zur indigenen Bevölkerung, 1884-1919. Bielefeld : Transcript, 2014Signatur: G 455/124

SÜDSEE UND KIAUTSCHOU

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Bommarius, Christian: Der gute Deutsche : die Ermordung Manga Bells in Kamerun 1914. Berlin : Berenberg, 2016Signatur: G 455/122…In der ruhmlosen deutschen Kolonialgeschichte dürfte das Kapitel über Kamerun eines der finstersten sein. In einträglicher Zusammenarbeit verleibten sich wilhelminische Kolonialbeamte und ehrbare Kaufleute das Land und seine Schätze ein und unterjochten die Bevölkerung. Einem Sohn des Häuptlings der Duala wurde dennoch gestattet, nach Deutschland zu reisen und sich dort zu bilden. Als Prinz Manga Bell allerdings von seinen Kenntnissen des deutschen Rechtssystems Gebrauch machte und gegen die nicht nur grausame, sondern auch vertragsbrüchige Kolonialregierung klagte, wurde er des Hochverrats bezichtigt und in Windeseile aufgehängt ...

Bachhaus-Gerst, Marianne. Treu bis in den Tod : von Deutsch-Ostafrika nach Sachsenhausen. eine Lebensgeschichte. Berlin : Christoph Links Verlag, 2007Signatur: G 455/89Eine Lebensgeschichte, in der sich deutsche Geschichte spiegelt, rekonstruiert und erforscht von Marianne Bechhaus-Gerst. Der Sudanese Mahjub bin Adam Mohamed ließ sich 1914 als Söldner (Askari) der Kolonialtruppe in Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania, anwerben. Ende 1929 kam er als Kolonialmigrant nach Deutschland. Er arbeitete als Kellner im Kempinski, beteiligte sich als Kiswahili-Lehrer am Orientalischen Seminar an den Bestrebungen, die deutschen Kolonien zurückzugewinnen und spielte in den dreißiger Jahren kleinere Rollen in mehr als 20 Spielfilmen. Trotz der Bedrohung durch das nationalsozialistische Regime blieb er im Land und legte sich sogar mit den Behörden an. 1941 wurde der Unbequeme zum Schweigen gebracht, indem man ihn ohne Prozess in das Konzentrationslager Sachsenhausen einwies, wo er drei Jahre später starb …

Clough, Patricia: Emin Pascha, Herr von Äquatoria : ein exzentrischer deutscher Arzt und der Wettlauf um Afrika. München : Deutsche Verlags-Anstalt, 2010Signatur: G 455/104Emin Pascha, Herr von Äquatoria ist die faszinierende Lebensgeschichte eines deutschen Abenteurers, die eindringlich die Atmosphäre der Kolonialzeit heraufbeschwört. Als Eduard Schnitzer wird Emin Pascha 1840 in Schlesien geboren. Sein Medizinstudium bricht er ab, es zieht ihn in die Welt. Über das Osmanische Reich gelangt er nach Afrika, wo er Verwalter der Provinz Äquatoria wird. Als Äquatoria nach dem Mahdi-Aufstand von der Außenwelt abgeschnitten wird, sorgt sich die europäische Öffentlichkeit um Pascha und schickt gleich zwei Rettungsexpeditionen los. Ein Wettlauf um seine Rettung beginnt …

Michael, Theodor: Deutsch sein und schwarz dazu : Erinnerungen eines Afro-Deutschen. München : Deutscher Taschenbuch-Verlag, 2014Signatur: 5/2022Als sein Vater vor dem Ersten Weltkrieg nach Deutschland kam, war Kamerun „deutsches Schutzgebiet“ und Afrikaner wurden freundlich aufgenommen. Doch bereits in der Weimarer Republik fanden sie nur noch Arbeit in den sogenannten „Völkerschauen“, als „Neger“ im Baströckchen oder später als Komparsen in Kolonialfilmen. In der Nazizeit landeten sie im KZ oder in Arbeitslagern. Theodor Michael hat das alles überstanden …

Decker, Kerstin: Meine Farm in Afrika : das Leben der Frieda von Bülow. Berlin : Berlin-Verlag, 2015Signatur: L 242 Bülow 300Meine Farm in Afrika berichtet von einer Frau, die im fremden Land nicht als Eroberin auftritt, sondern gemeinsam mit den Einheimischen ein neues Leben beginnen will. Das Buch taucht tief ein in ein fast vergessenes, äußerst widersprüchliches Kapitel deutscher Geschichte. Es entsteht das Tableau einer Gesellschaft, getragen von Menschen Anfang dreißig, vornehmlich Adligen, die sich gleichsam auf exterritorialem Gebiet neu erfinden wollten: Wir sind zwar Deutsche, aber wir haben es satt, der Poet unter den Völkern zu sein! Aktion statt Traum!

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SCHICKSALE

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Seyfried, Gerhard: Herero : Roman. Berlin : Aufbau-Taschenbuch-Verlag, 2004Signatur: L 248 Sey 50 …Ich bin schon immer sehr geschichtsinteressiert gewesen, bin auch relativ geschichtskundig und wusste auch über die deutsche Kolonialgeschichte, zumindest in groben Zügen, Bescheid. Und als ich da runter kam nach Namibia, da hatte ich vier bis fünf Tage Zeit zum akklimatisieren, hatte ein Auto zur Verfügung und bin herumgefahren. Ich habe mir die Schauplätze des Herero-Aufstands angesehen und war erstaunt, dort alles möglich wiederzufinden, alte Festungen, die Kanonen stehen buchstäblich an dem Platz, an dem die Deutschen sie stehen gelassen haben, und es fehlt keine … (Gerhard Seyfried)Der Autor – eigentlich als Cartoonist und Comic-Zeichner bekannt, rekonstruiert den Aufstand der Herero-Stämme und anderer Völker. In verschiedenen Erzählperspektiven entsteht ein erschütterndes Zeugnis von Ausbeutung, Rassismus und Mord. Die Leserschaft blickt meist durch die Augen des Kartographen Carl Ettmann, der sich auf der Suche nach einer neuen Lebensaufgabe befindet. Er wird jedoch nach seiner Ankunft in Swakopmund in die Afrika-Armee eingezogen und soll gegen die aufständischen „Neger“ kämpfen …

Timm, Uwe: Morenga : Roman. Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2015Signatur: L 246 Timm 52 …Deutsch-Südwestafrika, 1904. Beginn eines erbarmungslosen Kolonialkrieges, den das Deutsche Kaiserreich gegen aufständische Hereros und Hottentotten führt. An der Spitze der für ihre Freiheit kämpfenden Schwarzen steht Jakob Morenga, ein früherer Minenarbeiter. Was damals in dem heute unabhängigen Namibia geschah, hat Uwe Timm in einer geschickten Montage von historischen Dokumenten und fiktiven Aufzeichnungen zu einem grandiosen historischen Roman verdichtet ...

Weitere Titel:

Von Steinaecker, Thomas: Schutzgebiet : Roman. Frankfurt am Main : Frankfurter Verlagsanstalt, 2009Signatur: 1 Steina 3

Czernin, Monika: Jenes herrliche Gefühl der Freiheit : Frieda von Bülow und die Sehnsucht nach Afrika. Berlin : List, 2008Signatur: L 248 Czer 51

Petschull, Jürgen: Der letzte Tanz im Paradies : ein historischer Thriller aus der deutschen Südsee. Berlin : Osburg, 2009Signatur: 1 Pets 3 …

Die Bibliographie entstand im Oktober 2016 im Rahmen der Medien-Sonderpräsentation in der Amerika-Gedenkbibliothek: Deutsche KolonialgeschichteRedaktionsschluss: 07.10.2016Lektorat: Helga Hoppenheit, Magdalena Tryk und Martin Zimmermann Layout: Ilona Quint© Umschlagfoto: Koloniale Bildarchiv der Universität Frankfurt am Main (www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de) Innenfoto: Koloniale Bildarchiv der Universität Frankfurt am Main © Texte und Cover: u.a. Verlage

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