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250 Jahre Johann Simon Mayr Johann Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger Internationales musikwissenschaftliches Symposion Stadtmuseum Ingolstadt Auf der Schanz 45 85049 Ingolstadt Barocksaal 13. – 15. Juni 2013 Johann Simon Mayr beschäftigten nicht nur die Klassiker seiner Epoche, er widmete sich auch in seiner Zeit ver- gessenen Barockkomponisten, der „alten Musik“. Nicht zuletzt seine reichhaltige Bibliothek, seine zahlreichen Abschriften verweisen auf Mayrs profunde Studien ei- ner Vielzahl musikalischer Werke. Zeitgenossen konkur- rierten mit dem „Vater der italienischen Oper“. Giuseppe Verdi schätze Mayr sehr. Bedeutsame Traditionsstränge aufzudecken und aufzuzeigen, den Musiksammler und Musikkenner Mayr ins rechte Licht zu stellen, das sind die Themenschwerpunkte der Tagung im Jubiläumsjahr in Ingolstadt. Eine Veranstaltung der Stadt Ingolstadt in Kooperation mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, der Hochschule für Musik und Theater München, der Fondazione Donizetti Bergamo und der Internationalen Simon Mayr-Gesellschaft. Eine Veranstaltung der

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250 Jahre Johann Simon MayrJohann Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger Internationales musikwissenschaftliches Symposion

Stadtmuseum Ingolstadt Auf der Schanz 45 85049 Ingolstadt

Barocksaal 13. – 15. Juni 2013

Johann Simon Mayr beschäftigten nicht nur die Klassiker seiner Epoche, er widmete sich auch in seiner Zeit ver-gessenen Barockkomponisten, der „alten Musik“. Nicht zuletzt seine reichhaltige Bibliothek, seine zahlreichen Abschriften verweisen auf Mayrs profunde Studien  ei-ner Vielzahl musikalischer Werke. Zeitgenossen konkur-rierten mit  dem „Vater der italienischen Oper“. Giuseppe Verdi schätze Mayr sehr. Bedeutsame Traditionsstränge aufzudecken und aufzuzeigen, den Musiksammler und Musikkenner Mayr ins rechte Licht zu stellen, das sind die Themenschwerpunkte der Tagung im Jubiläumsjahr in Ingolstadt.

Eine Veranstaltung der Stadt Ingolstadt in Kooperation mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, der Hochschule für Musik und Theater München, der Fondazione Donizetti Bergamo und der Internationalen Simon Mayr-Gesellschaft.

Eine Veranstaltung der

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

IMPRESSUM: Simon-Mayr-Forschungsstelle der KU Eichstätt-IngolstadtPD Dr. Iris WinklerDominik GreguletzLayout/Satz/Design: Marion EnglhartDruck: Printservice Steib

Eine Veranstaltung der Stadt Ingolstadt in Kooperation mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, der Hochschule für Musik und Theater München, der Fondazione Donizetti Bergamo und der Internationalen Simon-Mayr-Gesellschaft.Fotografische Reproduktionen aus Beständen der Simon-Mayr-Forschungsstelle, PD Dr. Iris Winkler, Civica Biblioteca Angelo Mai, Bergamo, Museo Donizettiano, Bergamo, Museo Teatrale alla Scala, Milano, Biblioteca Civica Centrale, Torino, Illustrationen von Thomas Kinzel.

“Wie die Tonkunst nach und nach auf einen hohen Gipfel ge-stiegen, so muss ihr wohl auch die Tonschrift auf den Fuss folgen.” (Johann Simon Mayr)

Johann Simon – Giovanni Simone Mayr war ein aufgeklärter, universal gebildeter und überaus aufgeschlossener Künstler und Mensch. Seine Werke aus ihrem zeitlichen, politischen, gesellschaftlichen Kontext heraus zu interpretieren, ist die Herausforderung wert. Seine “Tonschrift” zu erschließen, steht dabei am Beginn. Janusköpfig lässt Mayr uns in seinen Werken, Schriften und Abschriften in das ausgehende 18. Jahrhundert und das aufbrechende 19. Jahrhundert schau-en, als ein Vermittler steht er zwischen Zeiten und Traditio-nen, zwischen Alt und Neu.

Das Symposion, das zu Mayrs 250. Geburtstag im Ingolstäd-ter Stadtmuseum vom 13. Juni bis 15. Juni 2013 stattfindet, widmet sich dieser Thematik, freut sich über das Interesse, das es hervorruft und dankt allen teilnehmenden Wissen-schaftlern und Künstlern für Ihre Beiträge, die, über das Jubiläumsjahr hinaus, die Simon-Mayr-Forschung inter- national vorantreiben.

Für ihren Einsatz und ihre Unterstützung dankt allen Mitwir-kenden und Förderern im Dienste Simon Mayrs

PD Dr. Iris Winkler

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Inhaltsverzeichnis:

Seite

Vorwort 2Programm für Donnerstag, den 13.06.2013 3Programm für Freitag, den 14.06.2013 19Programm für Samstag, den 15.06.2013 34

Ein Nachwort von Ian Caddy: 51 Osservazioni di un vecchio cantante sulla musica di un vecchio suonatore di viola – einige moderne Ausführungen zu Mayrs Musik

Tanti auguri caro Mayr!

Gabriel Engert Prof. Dr. Richard Prof. Dr. Kathrin Rainer Rupp Schenk OP Schlemmer

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Programmübersicht Donnerstag, 13.06.2013

9.00 – 10.00 Uhr BegrüßungGabriel Engert: Kulturreferent der Stadt Ingolstadt

Prof. Dr. Richard Schenk: Präsident der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt

Prof. Dr. Kathrin Schlemmer:Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Dr. Dorothea Hofmann: Hochschule für Musik, München

Rainer Rupp: Präsident der Internationalen Simon-Mayr-Gesellschaft e.V.

10.00 – 10.30 Uhr PD Dr. Iris Winkler (Ingolstadt, KU Eichstätt-Ingolstadt)Franziska Ostermeier (Studierende der KU Eichstätt-Ingolstadt):Von der Mayr-Forschung zur Mayr-Marke

10.30 – 11.00 Uhr Dr. Rita Fischer (Schweickershausen): Komponistenkollegen im Vergleich

11.00 – 11.15 Uhr Kurze Pause

11.15 – 11.45 Uhr Prof. Dr. Stefan Grüner (KU Eichstätt-Ingolstadt):Der Komponist Simon Mayr – historischer Kontext und künstlerisches Selbstbewusstsein

11.45 – 12.15 Uhr Prof. Dr. Herbert Neumann (Bochum):Seelenzauber und Frevel – Die Kastraten als Opfer der Musik

12.15 – 12.45 Uhr Dr. Dorothea Hofmann (München):Giovanni Simone Mayr geht auf Reisen

12.45 – 14:30 Uhr Mittagspause

14.30 – 15.00 Uhr Musikalisches IntermezzoGiovanni Simone Mayr geht auf ReisenInterpreten: Stadt-Orchester IngolstadtLeitung: Brigitte Pinggéra

15.00 – 15.30 Uhr Maestro Jolando Scarpa (Bologna): Giovanni Simone Mayr e suo periodo vene-ziano

15.30 – 15.45 Uhr Kurze Pause

15.45 – 16.15 Uhr Dr. Maria Chiara Bertieri (Ferrara):Raul di Crequì

16.15 – 16.45 Uhr Prof. Dr. Paolo Fabbri (Ferrara):Mayr e l‘associazionismo filantropico-musi-cale

16.45 – 17.00 Uhr Kurze Pause

17.00 – 17.30 Uhr Dr. Franz Hauk (Ingolstadt):Thema und Variationen. Zu Johann Simon Mayr und Johann Caspar Aiblinger

17.30 – 18.00 Uhr PierAngelo Pelucchi:Le tecniche di didattica compositiva di Simone Mayr – Simon Mayrs didaktische Techniken

19.30 UhrSt. Josef Ingolstadt

250 Jahre Simon Mayr – 50 Jahre St. JosefJubiläumsmesse – Festkonzert

Johann Simon Mayr:Messe Es-Dur für Solisten, Chor, Bläser und OrgelInterpreten: Coro dell‘Istituto superiore di studi musicali „G. Donizetti“ BergamoGruppo strumentale Musica Aperta BergamoLeitung: Pieralberto Cattaneo

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Donnerstag 13.6.13, 10.00 – 10.30 Uhr

Von der Mayr-Forschung zur Mayr-Marke

Zu seinen Lebzeiten galt Simon Mayr als anerkannter Kom-ponist, bei seinem Begräbnis war Giuseppe Verdi zugegen. Eine bedeutende Schülerzahl wies den Komponisten und Musikgelehrten im 19. Jahrhundert aus. Die Mayr-Rezeption im 20. Jahrhundert begann ausgehend von Mayrs Wahlhei-mat Bergamo wesentlich durch Heinrich Bauers Initiativen in München, auch in Mayrs Heimatregion Riedenburg, Men-dorf, Altmannstein, aber gleichfalls, durch die Donizettifor-schung angeregt, in London und nicht zuletzt in Ingolstadt. Zu den ersten bedeutenden Mayr-Wiederentdeckern ge-hören unter anderen Carlo Schmidl, Arrigo Gazzaniga, An-gelo Meli, Dr. Heinrich Bauer und wesentlich John Stewart Allitt. 1963 wurde Mayrs zweihundertster Geburtstag weit-hin gefeiert, aber dennoch war Mayrs Schaffen noch keine dauerhafte Wiederentdeckung beschert, da alle Bestrebun-gen und Anstrengungen zu vereinzelt blieben. Erst auf der Grundlage fundierter wissenschaftlicher Studien, die lang-fristig angelegt und zukunftsorientiert ausgerichtet sind, kann die Bedeutung Mayrs für die Opern- wie Kirchenmusik des 19. Jahrhunderts erkannt werden. Nur gründliche, inter-national anerkannte musikhistorische Forschungsarbeit in Zusammenarbeit mit historischer Aufführungspraxis ermög-licht dem Komponisten Simon Mayr eine dauerhafte Präsenz im Musikleben. Franziska Ostermeier legt dar, wie sich in Ingolstadt Simon-Mayr-Forschung entwickelte und Simon-Mayr-Konzerte etablierten.

PD. Dr. Iris Winkler, Franziska Ostermeier

Iris Winkler studierte in Erlangen sowie Freiburg im Breisgau Neuere deutsche Li-teraturgeschichte, Musikwissenschaft und Neuere Geschichte. 1995 promovierte sie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt mit einer Studie zu Mozarts Ido-meneo. Seit 1995 ist sie für das Kulturamt der Stadt Ingolstadt im Bereich Klassischer Musik tätig. Leben und Werk des Kompo-nisten Simon Mayr wurde ihr Forschungs-schwerpunkt. Stipendien führten sie nach Italien. Sie pflegt eine intensive Zusam-menarbeit mit verschiedenen italienischen

PD. Dr. Iris Winkler

Franziska Ostermeier

Franziska Ostermeier studiert seit Oktober 2010 an der Katholischen Universität Eich-stätt-Ingolstadt Angewandte Musikwis-senschaft und Musikpädagogik. Sie strebt ein Masterstudium im Kultur- und Musik-management an. In ihrer entstehenden Bachelorarbeit nimmt sie Simon Mayr vor dem Hintergrund der Vermarktung unter die Lupe.

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Institutionen, Archiven und Bibliotheken und insbesondere Simon-Mayr- Forschern aus aller Welt. Nach Lehraufträgen an der Katholischen Universi-tät Eichstätt-Ingolstadt ist seit 2007 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Simon-Mayr-Forschungsstelle. 2011 erfolgte ihre Habilitation. Neben ihrer Lehrtätigkeit in Eichstätt hat sie im Sommersemester 2013 einen Lehrauf-trag an der Hochschule für Musik und Theater München zur Musikgeschichte Venedigs übernommen.

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Donnerstag 13.6.13, 10.30 – 11.00 Uhr

Komponistenkollegen im Vergleich

Donnerstag 13.6.13, 11.00 – 11.30 Uhr

Der Komponist Simon Mayr – historischer Kontext und künstlerisches Selbstbewusstsein

1763 wurde nicht nur Simon Mayr, sondern auch der heu-te völlig vergessene Adalbert Gyrowetz geboren. Obwohl es kaum persönliche Berührungspunkte zwischen den bei-den Erfolgskomponisten gab, zeigen sich bei genauerer Betrachtung viele Parallelen in den Karrierewegen. Das Leben des österreichischen Komponisten wird beleuchtet und mit dem Mayrs verglichen.

Der Beitrag wird sich in seinem ersten Teil mit dem politi-schen, sozialen und intellektuellen Kontext der Tätigkeit Mayrs in Deutschland und Italien befassen, um sich so sei-nem politischen und künstlerischen Selbstverständnis an-zunähern. Ein zweiter Teil beschäftigt sich mit Mayrs berufli-cher Laufbahn als Komponist und Kapellmeister und seinem Selbstverständnis als Künstler, Wissenschaftler und Pädago-ge vor dem dargestellten historischen, politischen und ge-sellschaftlichen Hintergrund.

Prof. Dr. Stefan Grüner, PD. Dr. Iris Winkler

Dr. Rita Fischer Prof. Dr. Stefan GrünerRita Fischer promovierte nach ihrem Studium in Würzburg und Erlangen an der TU Berlin über die Bühnenwer-ke des Wiener Hoftheaterkapellmeis-ters Adalbert Gyrowetz. Sie war in verschiedenen Museen sowie in der Kommunalpolitik tätig und arbeitet derzeit an Neueditionen der Oper Asrael von Alberto Franchetti und der Oper Il carretto del venditore d`aceto von Johann Simon Mayr.

Stefan Grüner studierte Geschichte, Germanistik und französische Lite-ratur in Regensburg und Paris. Er vertrat den Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universi-tät Augsburg und ist dort Akad. Ober-rat a.Z. Seit 2012 hat er die Vertre-tung des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt inne. Er war Feodor-Lynen-Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung und Visiting Scholar an der University of Toronto, Kanada.

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Donnerstag 13.6.13, 11.45 – 12.15 Uhr

Seelenzauber und Frevel – Die Kastraten als Opfer der Musik

Donnerstag 13.6.13, 12.15 – 12.45 Uhr

Giovanni Simone Mayr geht auf Reisen für Kammerorchester (2012)

Bereits im 4. Jahrhundert sangen Kastraten vereinzelt in Kir-chenchören. Ende des 16. Jahrhunderts begann man Knaben im Alter von 8 bis 10 Jahren systematisch zu kastrieren und schuf somit eine Stimmqualität, bei der ein Stimmumfang von 3 Oktaven möglich war, wobei durch den voll entwickelten Tho-rax Stimmen in einer Klangqualität entstanden, wie sie bisher nicht bekannt war. Diese Art von Musik brachte Stars hervor, die von einem begeisterten Publikum bejubelt wurden und zu be-trächtlichem Reichtum kamen. In der Folge wurden Tausende von Knaben der Kastration zugeführt, wobei ein erheblicher Teil der Kinder durch die Operation über Blutungen und schwere Infektionen zu Tode kam. Starruhm und Reichtum hat allerdings nur ein geringer Prozentsatz der Kastraten erreicht, die meisten mussten sich als Straßenmusikanten ärmlich durchschlagen. Die psychischen Störungen der Kastraten und die Tatsache, dass Tausenden von Kindern ein selbstbestimmtes Leben zer-stört war, wurden von einem kunstbegeisterten Publikum nicht zur Kenntnis genommen. Eine Thematisierung der moralischen Problematik fand in dieser Zeit nur marginal statt.

Prof. Dr. Herbert NeumannHerbert Neumann machte nach sei-nem Medizinstudium eine Ausbil-dung zum Facharzt für Innere Me-dizin in Onkologie/Hämatologie in Freiburg. 1985 habilitierte er an der Albert-Ludwig Universität Freiburg. Er war bis 2012 als leitender Oberarzt sowie Chefarzt in Bochum tätig. Seit 2012 ist er Lehrbeauftragter für Bio-ethik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Simon Mayrs eigene „Sinfonia in tempo di pollonese“ ist die Aus-gangssituation des Stückes: Unverkennbar die eröffnenden gro-ßen Tuttiakkorde, gefolgt von ersten kreisenden melodischen Mo-menten. Nun beginnen liebliche „mayrische“ Melodien in der Flöte, accompagniert von Klavier und Akkordeon. Doch plötzlich gera-dezu düster-dramatische Akkorde – ist das noch Mayr …? oder womöglich schon Wagner …?! Und was ruft denn der Kuckuck da hinein? Plötzlich kratzen Rock-Celli unerbittlich wilde Sechzehn-tel, das Tutti schlägt immer wieder krachend dazwischen, Klavier und Akkordeon entfalten sich in bitonalen Akkordballungen. Aber doch, die Flöte erinnert sich – war da nicht etwas? Mayr ??! Nein, so ganz einfach ist es nicht, die Rocker-Truppe zum Zuhören zu be-wegen, die Flöte allein bekommt das nicht hin, also holt sie sich Klarinette und Saxophon zur Hilfe (allerdings müssen sich alle Be-teiligten erst ein bisschen über die Tonart einig werden …). Doch nun, ein einer neuen Taktart, sind alle ganz brav und finden sich zusammen zu einem Walzer – und damit auch ja nichts Verrücktes passiert, wiederholt jeder sein kleines Motiv immer wieder … und immer wieder … und immer wieder … – nur das Akkordeon schert aus und spielt nun seinerseits etwas (fast) „mayrisches“ dazu. Nur, so ganz lange kann das ja auch nicht gutgehen: die Celli wollen nach all dem Gezupfe wieder den Bogen in die Hand nehmen und machen wieder Tempo. Da können sich die anderen Mitspieler nun auch nicht lumpen lassen: und richtig! Sie haben noch ein weite-res, bislang unbenutztes Mayr-Motiv in der ursprünglichen Partitur gefunden, das nun jeder in seiner eigenen Tonart in die Diskussion wirft. Schließlich aber übernimmt die Flöte wieder die Hauptmelo-die und läßt sich, wie sie es ja gerne tut, vom Orchester begleiten – aber wo kommt denn schon wieder der Kuckuck her? Egal, das Tutti beschließt jetzt jedenfalls, allmählich auf den Punkt zu kom-men und versucht die Schlußtonart herauszufinden und endlich erreicht, wird dieser letzte Akkord natürlich auch ganz schön lange ausgehalten. Juhu, geschafft! – aber, halt, war da nicht noch etwas?

Dr. Dorothea Hofmann, München, 11. März 2012

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Dr. Dorothea Hofmann

Brigitte Pinggéra

Dorothea Hofmann, in Bamberg ge-boren, studierte Schulmusik, Chor-leitung und Klavier in München und Salzburg sowie Musikwissenschaft und Philosophie in München und Augsburg. Als Pianistin wie auch als Komponistin erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Im Sommer 2007 war sie Stipendiatin des Centro Te-desco di Studi Veneziani in Venedig. Derzeit lehrt sie Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und Theater München.

Brigitte Pinggéra studierte an der Münchner Musikhochschule Musik für Lehramt an Gymnasien mit dem Hauptfach Klavier. Seit 1993 unter-richtet sie an der Städtischen Simon-Mayr-Sing- und Musikschule Ingol-stadt Klavier, seit 2008 ist sie dort stellvertretende Schulleiterin. 2010 gründete sie das Stadt-Orchester der Stadt Ingolstadt. Außerdem ist sie als Pianistin der Jazzband „Hokum & Hi-larity Jazz Orchestra“ sowie an Klavier und Violoncello im Symphonischen Salonorchester Ingolstadt tätig.

Donnerstag 13.06.2013, 14.30 – 15.00 Uhr

Musikalisches IntermezzoGiovanni Simone Mayr geht auf ReisenKompositionen vonJohann Simon Mayr und Dorothea Hofmann

Dargeboten werden Divertimenti und Piccoli Preludij ed Es-sercizj per Piano forte von Simon Mayr sowie die Komposition Giovanni Simone Mayr geht auf Reisen für Kammerorchester (2012) von Dorothea Hofmann. Es spielen Klavierschüler der Simon-Mayr-Sing- und Musikschule und das Stadt-Orchester Ingolstadt.

Das Stadt-Orchester Ingolstadt besteht aus 13 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus den verschiedensten Ämtern der Stadt Ingolstadt. Ebenso vielfältig wie die bunte Besetzung der Laienmusiker ist auch das Standardrepertoire: Arrange-ments aus Musicals, Songs von den Beatles, bekannte Lieder wie Scarborough Fair – Stücke, die ins Ohr gehen und Spaß machen!

Dorothea Hofmann hat ihre Komposition Giovanni Simone Mayr geht auf Reisen speziell für das Stadt-Orchester und des-sen Besetzung geschrieben.

Leitung: Brigitte Pinggéra

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Donnerstag 13.6.13, 15.45 – 16.15 Uhr

Raul di Crequì

Giovanni Simone Mayr wurde gebeten die Karnevalssaison 1810 an der Mailänder Scala mit der Oper Raul di Crequì, nach dem Libretto von Luigi Romanelli, zu eröffnen. Die Handlung, angelehnt an eine Episode aus dem zweiten Kreuzzug (1146-1147), ist einer mittelalterlichen Dichtung eines unbekannten Verfassers entnommen. 1787 wurde die Thematik von Fran-çois- Thomas de Baculard d`Arnaud in einer seiner Nouvelles Historiques wieder aufgegriffen. Im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts und bis ins 18. Jahrhundert hinein war die Geschichte des Herrn von Crequì, der bei der Rettung seiner Familie vor dem hinterhältigen Vetter in extreme Situationen gerät, auf den italienischen Theaterbühnen beliebt und wurde vielfach aufgeführt, sowohl in Form von Opern und Balletten als auch anderweitig. Der Vortrag befasst sich damit, die Zu-sammenhänge der vielen verschiedenen Quellen der Oper aufzuzeigen.

Dr. Maria Chiara BertieriMaria Chiara Bertieri studierte Klavier am Konservatorium in Ferrara und Literaturwissenschaften an der dorti-gen Universität. 2005 erhielt sie ihren Doktortitel. Sie lehrt Musikgeschichte und arbeitete 2001 bis 2011 als wissen-schaftliche Mitarbeiterin und Stipen-diatin am Institut für Geschichtswis-senschaften in Ferrara. Weiterhin ist sie Mitarbeiterin der Fondazione Donizetti in Bergamo und verantwortlich für die Redaktion der wissenschaftlichen Zeit-schrift Musicalia. Annuario internazio-nale di studi musicologici.

Maestro Jolando ScarpaJolando Scarpa wurde 1952 in Vene-dig geboren, erwarb seine musikali-schen Grundlagen bei seinem Vater und vervollkommnete sie beim Or-ganisten Sandro Dalla Libera. Er wirkt als Cembalist, Organist, Chorleiter und Dirigent, Musikwissenschaftler wie Herausgeber bisher unveröffent-lichter und unbekannter musikali-scher Werke der Vergangenheit. Sein Schwerpunkt liegt auf der Aufarbei-tung vergessener Werke von Legrenzi, Porpora, Traetta, Cimarosa, Anfossi,

Mayr war sich im Alter von fünfundzwanzig Jahren noch un-schlüssig den Weg eines Komponisten einzuschlagen. Erst nach Erfahrungen in Bergamo mit dem Kapellmeister von Santa Maria Maggiore Carlo Lenzi und seine durch Kanonikus Vincenzo Pesenti ermöglichte Studienzeit in Venedig bei dem Kapellmeister von San Marco Ferdinando Bertoni, dem letzten großen Repräsentanten der venezianischen Schule, eröffneten ihm die Komponistenlaufbahn. Mayr lernte in Venedig über die Musik seiner Zeit in den Archiven auch bedeutende Werke der Vergangenheit kennen und schätzen. Von eigener Hand fertig-te er sich Kopien an, darunter auch das Miserere von Tomma-so Traetta, ein Hauptwerk der Kirchenmusik. Mayr wurde ein bedeutender Protagonist des Musiklebens der Lagunenstadt.

Donnerstag 13.6.13, 15.00 – 15.30 Uhr

Giovanni Simone Mayr e suo periodo veneziano

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Haydn, Pampani, Sacchini, Jommelli und anderer – nicht zuletzt von Simon Mayr. Zahlreiche Publikationen, Rundfunk- und CD-Aufnah-men liegen von Jolando Scarpa vor.

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Donnerstag 13.6.13, 16.15 – 16.45 Uhr

Mayr e l‘associazionismo filantropico– musicale Mayr und sein menschenfreundlich – musikalisches Engagement

Der Vortrag nimmt sich vor, den musikalischen Unterneh-mungsgeist Mayrs (beginnend mit der Aufführung der Jah-reszeiten von Haydn und in Folge den von ihm geförderten Chor- und Orchesterkonzerten) aus dem Blickwinkel der vo-kal-instrumentalen Aufführungen zum Zwecke der Wohltätig-keit zu beleuchten. Es handelt sich um eine Tradition, die im England des 18. Jahrhunderts ihren Ausgangspunkt nimmt. Dieses Phänomen ist in Italien nicht allzu verbreitet gewesen, gerade im Vergleich zum England und den deutschsprachi-gen Ländern des 19. Jahrhunderts: Mayr hatte eine heraus-ragende Stellung bei der Verbreitung dieses Phänomens in Italien, über das es noch viel zu forschen gibt.

Prof. Dr. Paolo FabbriPaolo Fabbri lehrt Musikwissenschaft an der Universität in Ferrara. Mit ei-nem Schwerpunkt in der italienischen Oper von der Renaissance bis zur Moderne ist er Verfasser zahlreicher Publikationen und in wichtigen Posi-tionen verschiedener internationaler wissenschaftlicher Gremien tätig. So ist er etwa Ehrenmitglied der American Musicological Society, wissenschaftli-cher Direktor der Fondazione Donizetti in Bergamo. Er wirkt im Editionsrat bei der Herausgabe der Werke (Edizioni Nazionali) von Andrea Gabrieli und Vincenzo Bellini mit und leitet als Vor-sitzender die nationale Ausgabe der Werke von Gaetano Donizetti.

Donnerstag 13.6.13, 17.00 – 17.30 Uhr

Thema und Variationen. Zu Johann Simon Mayr und Johann Caspar Aiblinger

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Dr. Franz HaukFranz Hauk studierte Kirchen- und Schulmusik sowie die Konzertfächer Klavier und Orgel in München und Salzburg. Er ist seit 1982 Münsterorga-nist in Ingolstadt, seit 1995 auch Chor-leiter. 1988 promovierte er im Fach Mu-sikwissenschaft. Ferner ist Franz Hauk der Gründer etlicher Ingolstädter Kon-zertreihen, darunter der „Internationa-len Ingolstädter Orgeltage“ sowie der „Orgelmatinee um Zwölf“. Er gibt Kon-zerte, lehrt an der Musikhochschule München und trägt als Autor und Mu-sikwissenschaftler ausschlaggebend zur Wiederentdeckung Johann Simon Mayrs bei. 2013 erhielt er das Bundes-verdienstkreuz für seine Leistungen.

Nicht immer lassen sich Geniestreiche habhaft machen. Po-puläre Themen wurden immer schon von namhaften Kom-ponisten aufgegriffen und nicht zuletzt gerade durch dieses Aufgreifen zum schöpferischen Einfall und dauerhaften Ohr-wurm. In diesem Zusammenhang steht auch ein Variatio-nensatz von Simon Mayr und eine Ballettkomposition seines Schülers Johann Caspar Aiblinger.

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Donnerstag 13.6.13, 19.30 Uhr

250 Jahre Simon Mayr – 50 Jahre St. JosefJubiläumsmesse – Festkonzert

Donnerstag 13.6.13, 17.30 – 18.00 Uhr

Le tecniche di didattica compositiva di Simone Mayr – Simon Mayrs didaktische Techniken

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Ilaria Facoetti, SopranYoujung Kim, Sopran Ilaria Magrini, AltXiao Chang, Tenor Keebaek Lee, Bass

Coro dell’I.S.S.M. “Donizetti” di BergamoGruppo Strumentale Musica ApertaPieralberto Cattaneo, Leitung

Seit Beginn der Mayr-Renaissance sieht man in dem bayeri-schen Komponisten wesentlich auch den großen Pädagogen. Allerdings wurde bisher die Art und Weise seiner Didaktik und Pädagogik forschungsmäßig kaum dokumentiert. Inhalt des Vortrags ist, den Weg Mayrs vom Autodidakten zum außerge-wöhnlichen Lehrer zu veranschaulichen.

PierAngelo Pelucchi PierAngelo Pelucchi studierte Klavier, Chormusik und Chorleitung, Gesang, Orchesterleitung, Komposition, Cem-balo und Bläserinstrumentation an den Konservatorien in Bologna, Verona und Bari. Er ist als Dozent am Conservatorio “Tomadini” in Udine tätig und wirkt zudem als Gastdozent zum Thema Opera italiana del primo Ottocento an verschiedenen europäischen Konser-vatorien und Hochschulen. Seit 1984 beschäftigt er sich insbesondere mit dem Komponisten Simon Mayr.

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Programmübersicht Freitag, 14.06.2013

9.15 – 9.45 Uhr Heike Haberl, M.A. (Ingolstadt):Mayrs musiktheoretisches und musikpäda-gogisches Schrifttum

9.45 – 10.15 Uhr Dr. Marcello Eynard (Bergamo)Dr. Paola Palermo (Bergamo):I teorici della musica negli scritti autografi di Mayr conservati alla Biblioteca A. Mai di Bergamo

10.15 – 10.30 Uhr Kurze Pause

10.30 – 11.00 Uhr Bianca Duschinger, M.A. (Heidelberg): „Sit Medea ferox itaque“ – Ein Vergleich der beiden Medea-Opern von Luigi Cherubini (Paris 1797) und Johann Simon Mayr (Neapel 1813)

11.00 – 11.30 Uhr Maestro Pieralberto Cattaneo (Bergamo):Concerti sacri per voce e strumento: i versetti concertanti in Mayr e Donizetti

11.30 – 11.45 Uhr Kurze Pause

11.45 – 12.15 Uhr Charis Efthimiou, M.A. (Graz):Strategien orchestraler Gestaltung in Johann Simon Mayrs Sinfonien

12.15 – 12.45 Uhr Dr. Michela Berti (Rom)Claudio Cavallaro (Rom)Daniele Veroli (Rom):Twelve Bagatelle a tre: Context and musical quotations

12.45 – 14:30 Mittagspause

12.45 – 14:30 Mittagspause

14.30 – 15.00 Uhr Musikalisches IntermezzoDr. Michela Berti– Claudio Cavallaro – Daniele Veroli:Bagatella No. 12 aus den Bagatelle a tre

15.00 – 15.30 Uhr Dipl.-Journ. Univ. Christine Engel (Ingolstadt):Mayrs deutschsprachige Rezeption

15.30 – 15.45 Uhr Kurze Pause

15.45 – 16.15 Uhr PD Dr. Iris Winkler (Ingolstadt): Simon Mayrs Oper Demetrio

16.15 – 16.45 Uhr Prof. Dr. Alexander Weatherson (London):Una fanatica per la musica di Mayr? Ange-lica Catalani and Il fanatico per la musica in London in 1824

16.45 – 17.00 Uhr Kurze Pause

17.00 – 17.30 Uhr B.A. Nicolai Woditsch (Memmingen): Musikedition am Beispiel der Sinfonia der Oper Adelaide di Guesclino

17.30 – 18.00 Uhr Florian Mayer,Dominik Greguletz(Studierende der KU Eichstätt-Ingolstadt):Entstehende Editionen

19.30 UhrStadttheater Ingolstadt, Festsaal

FestkonzertKonzertante Aufführung von Ginevra di ScoziaMit dem Münchner Rundfunkorchester Leitung: George Petrou

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Freitag 13.6.14, 9.15 – 9.45 Uhr

Mayrs musiktheoretisches und musikpädagogisches Schrifttum

Freitag 14.6.13, 9.45 – 10.15 Uhr

I teorici della musica negli scritti autografi di Mayr conservati alla Biblioteca A. Mai di Bergamo

Heike Haberl, M.A.Heike Haberl studierte Diplom-Päd-agogik (mit Schwerpunkt Erwachse-nenbildung) und Musikwissenschaft an der KU Eichstätt-Ingolstadt. Seit 2008 ist sie Mitarbeiterin der Inter-nationalen Simon-Mayr-Gesellschaft Ingolstadt. Sie arbeitet beim Kulturka-nal Ingolstadt als Redakteurin und ist zudem seit 2012 als freie Kulturredak-teurin für Printmedien und Museen tätig. Derzeit promoviert sie bei Frau PD Dr. Iris Winkler über das Thema Johann Simon Mayrs musiktheoreti-sche, -ästhetische und -pädagogische Schriften: Musikalische Bildung im Spie-gel der Zeit. Daneben entwickelt sie mit Studenten ein Kinder-Projekt zur Mayr-Oper La Lodoiska.

Nach einem Überblick über die (bisher) vorhandenen / re-cherchierten gesammelten musikalischen (Ab-)Schriften aus der Bibliothek Johann Simon Mayrs wird das Augenmerk auf die Gedichte und Abhandlungen zur Musik sowie zu musika-lischen Phänomenen aus dem Salone 9.8.8., Biblioteca Civica Angelo Mai in Bergamo, gelenkt. Insbesondere der tiefere Einblick in die darin enthaltene Dissertazione Sul Genio e sulla composizione soll einen Versuch darstellen, daran wesentli-che Punkte von Mayrs musikalischem, pädagogischem und ästehtischem Bildungsverständnis festzumachen.

Ein neu erstelltes Verzeichnis von Mayrs autographen musik-theoretischer Schriften, die in der Biblioteca Civica Angelo Mai erhalten sind, wird in diesem Vortrag vorgestellt. Es be-rücksichtigt Schriften, die Mayr als Abschriften besaß, von denen er sich selbst Abschriften erstellte, und bietet eine neue Zugriffsmöglichkeit auf äußerst vielfältiges Material seiner musikalischen und musikliterarischen Sammlung. In diesem Vortrag werden einige der musiktheoretischen Wer-ke behandelt, die von Mayr besonders rezipiert wurden.

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

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Freitag 14.6.13, 10.30 – 11.00 Uhr

„Sit Medea ferox itaque“ – Ein Vergleich der beiden Medea-Opern von Luigi Cherubini (Paris 1797) und Johann Simon Mayr (Neapel 1813)

Die Gestalt der Medea gehört zu den zwielichtigsten und pro-vokativsten Figuren der griechischen Mythologie. Im Bereich der musikdramatischen Adaption sind bis heute über 150 Werke nachweisbar. „Sit Medea ferox itaque“ war schon für Horaz in sei-ner ars poetica die conditio sine qua non für jedwede dichterische Figurenzeichnung der Medea; Die Entstehungszeit der Medea-Vertonungen Mayrs und Cherubinis fällt in eine operngeschicht-liche Phase, in der sich eine mythologisch orientierte Stoffwahl eher konträr zum allgemeinen Trend verhielt. Denn im Zuge des politisch-sozialen Enthusiasmus der bürgerlich-revolutionären Emanzipationsbewegung waren mythologische Sujets von der Opernbühne quasi vollständig verbannt worden, sah man gera-de darin die theatralische Ausdrucksform einer höfischen Gesell-schaft der Jahre zuvor repräsentiert. Es wird der Frage nachgegan-gen, wie Cherubini und Mayr in musikalisch unterschiedlichen Wirkungskreisen literarisch den gleichen Stoff aufgegriffen und beleuchtet haben.

Bianca Duschinger, M.A.Bianca Duschinger studierte Musik-wissenschaft, Mittlere/Neuere Ge-schichte und Klassische Philologie in Heidelberg. Dort promoviert sie auch im Bereich der französischen Oper des späten 18. Jahrhunderts. Sie ar-beitet am Musikwissenschaftlichen Seminar Heidelberg und assistiert im Management der Opernabteilung der Schwetzinger SWR Festspiele. Ferner ist sie Mitbegründerin und Organisa-torin des seit 2009 jährlich im Frühjahr stattfindenden Stummfilm-Symposi-ums Heidelberg.

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Dr. Paola PalermoPaola Palermo erlangte ihren Studien-abschluss in Musikwissenschaft an der Universität Pavia. Derzeit arbeitet sie in der Musikabteilung der Biblioteca Civica Angelo Mai in Bergamo. Sie ist Verfasserin unzähliger Publikationen und Artikel in Fachzeitschriften und beteiligt sich an verschiedensten Ta-gungen über Komponisten, wie Loca-telli, Leoncavallo, Donizetti, Mayr und Nini.

Dr. Marcello EynardNach einem Abschluss in Klavier stu-dierte Marcello Eynard Musikwissen-schaften an der Universität Padua. Er ist Kurator des Musikbestandes der Biblioteca Civica Angelo Mai in Ber-gamo. Er hat an zahlreichen Semina-ren und Symposien mitgewirkt und viele Fachartikel und Bücher über Musiker wie Mayr, Donizetti oder Gio-vanni Maria Bononcini verfasst.

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

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Freitag 14.6.13, 11.45 – 12.15 Uhr

Strategien orchestraler Gestaltung in Johann Simon Mayrs Sinfonien

Obwohl in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die stan-dardisierte Besetzung eines sinfonischen Werkes um weite-re Holz- und Blechbläser erweitert wurde, schrieben etliche Komponisten bis in das 19. Jahrhundert hinein Sinfonien für zwei Oboen, zwei Hörnern und Streicher. In diesem Vortrag wird die Gestaltung der Melodielinie eini-ger – von über 50 einsätzigen – Sinfonien Mayrs, die für jene Besetzung geschrieben wurden, aus musikanalytischer Sicht betrachtet. Die Ergebnisse werden übersichtlich dargestellt und ausführlich kommentiert. Weiterhin werden Sinfonien derselben Besetzung mit Kompo-nisten aus diesem Zeitraum verglichen, um Zusammenhänge aufzeigen zu können sowie Besonderheiten der Sinfonien Mayrs hervorzuheben.

Charris EfthimiouIn Griechenland geboren, studierte Charris Efthimiou in Larissa Klavier- und Musiktheorie. In Graz schloss er das Studium der Komposition mit dem Magister ab. Dort promoviert er ebenfalls. Als Komponist, Musiker und Musikwissenschaftler ist er in verschiedenen Teilen der Welt tätig.

Pieralberto Cattaneo studierte in Ber-gamo Komposition, war Stipendiat in Siena und besuchte Meisterkurse in Kroatien. In Bologna schloss er sein Musik- und Schauspielstudium ab. Seither lehrte er Komposition, orga-nisierte und leitete Konzerte in ganz Europa, wirkte bei CD-Produktionen mit und nahm als Referent an wissen-schaftlichen Tagungen teil. Er gründe-te das Bläserensemble Gruppo Fiati Mu-sica Aperta und das Kammerorchester Incontro Europei con la Musica.

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Freitag 14.6.13, 11.00 – 11.30 Uhr

Concerti sacri per voce e strumento: i versetti concertanti in Mayr e Donizetti

Maestro Pieralberto Cattaneo

In der Hälfte seiner geistlichen Werke verwendet Johann Simon Mayrs neben der Vocalstimme auch ein oder mehrere konzertierende Instrumente. Girolamo Calvi kritisiert in sei-nem Werk Di Giovanni Simone Mayr anfangs eine strukturelle Gleichmäßigkeit und erzwungene Huldigung einer sich wie-derholenden Virtuosität und lobt schließlich die vielfältigen und unverhofften Überraschungen, die ihm beim Studium dieser Musik begegneten. Überraschend ist der Kombinati-onsreichtum der Vokal- und Instrumentalstimmen, was Cal-vis Urteil rechtfertigt. Auch Gaetano Donizetti schrieb etliche solche Stücke in seinen jungen Jahren bis 1821, vermutlich sogar für die selben Interpreten, was eine Gegenüberstellung ermöglichte.

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

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Freitag 14.6.13, 15.00 – 15.30 Uhr

Mayrs deutschsprachige Rezeption

Christine Engel, Dipl.-Journ. Univ., untersucht im Rahmen ih-rer Dissertation die weitreichende Landschaft der deutsch-sprachigen Musikpresse und allgemeinen Presse aus dem 19. Jahrhundert sowie zeitgenössische Medien seit 1995 nach Be-richterstattung über Johann Simon Mayr. Ziel ist eine qualita-tive, zusammenfassende Inhaltsanalyse, die Auskunft darüber gibt, wie die öffentliche Meinung sowohl im 19. Jahrhundert, als auch heute über Johann Simon Mayr urteilte bzw. urteilt und wie die Mediendarstellung seines Leben und Werks aus-fiel. Neben der ergebniszusammenfassenden Inhaltsanalyse ist zudem geplant, eine Anthologie der Mayrschen Berichter-stattung des 19. Jahrhunderts zusammenzustellen. Im Zusam-menhang dieser Arbeit ist weiterhin beabsichtigt, die histori-sche Künstlernovelle Auf Ruhmesflügeln zu untersuchen, die in Fortsetzung im Jahre 1902 in der Wochenschrift Das Bayerland erschien.

Dipl.-Journ. Univ. Christine EngelNach dem Abitur absolvierte Chris-tine Engel Praktika in verschiedenen Bereichen der Pressearbeit, wie etwa bei der Süddeutschen Zeitung oder dem Bayerischen Rundfunk. 2010 schloss sie ihr Studium der Journalis-tik, Musikwissenschaft und Neueren deutschen Literaturwissenschaft an der KU Eichstätt-Ingolstadt ab. Sie ver-fasst Artikel für die Tagespresse wie für Fachzeitschriften.

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Freitag 14.6.13, 12.15 – 12.45 Uhr

Twelve Bagatelle a tre: Context and musical quotations

Dr. Michela Berti, Flöte

Claudio Cavallaro, Klarinette

Daniele Veroli, Bassetthorn

Oft wird die Kammermusik Simon Mayrs bei musikwis-senschaftlichen Untersuchungen zu wenig beachtet. Eine Beschäftigung mit gerade diesen Werken gibt allerdings Aufschluss über Mayrs Kompositionsweise neben seinen Ar-beiten für Kirche oder Opernhaus. Die zwölf Bagatelle a tre bieten zudem eine hervorragende Möglichkeit die Einflüsse seiner Zeitgenossen zu studieren. Eine ungewöhnliche Be-setzung und eine enorme formale Freiheit zeichnet die 12 Stücke aus. Der Vortrag erläutert die musikalische Struktur der zwölf Bagatelle a tre, den Kompositionskontext und die Spezialrolle des Bassetthornes in Mayrs Kammermusik.

Freitag 14.6.13, 14.30 – 15.00 Uhr

Musikalisches Intermezzo Bagatella No. 12 aus den Bagatelle a tre

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Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

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Freitag 14.6.13, 16.15 – 16.45 Uhr

Una fanatica per la musica di Mayr? Angelica Catalani and Il fanatico per la musica in London in 1824

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Freitag 14.6.13, 15.45 – 16.15 Uhr

Simon Mayrs Oper Demetrio

Eine breitere Popularität und Anerkennung als Komponist in Venedig und über die Grenzen der Lagunenstadt hinaus konn-te sich Johann Simon Mayr – Giovanni Simone Mayr nur durch Breite und ständige Präsenz seiner Werke im Theaterbereich schaffen. Mit Demetrio, dem der Text des kaiserlichen Hofpoe-ten Metastasio zugrunde liegt, setzte Mayr seiner Karriere als Opernkomponist zur Karnevalsaison 1824 selbst ein Ende. Der Text des kaiserlichen Hofpoeten wurde in Turin für Mayrs Oper übernommen, gekürzt, aber zum Teil als „Lesetext“ – “I versi virgolati si omettono nel canto per brevità.“ – wiedergegeben – aber auch abgeändert. Diese Oper greift vor einem spezi-ellen politischen Hintergrund auf eine Vorlage der musikge-schichtlich längst vergangenen Opera seria zurück. Aber der Operntext hat neben der Straffung bedeutsame Eingriffe er-lebt. Demetrio ist in Mayrs Musiktheaterschaffen ein Spätwerk und steht in enger Verbindung zu seinen musikdramatischen Kompositionen dieser Jahre. Vorgestellt wird die von Anders Wiklund und Iris Winkler in Vorbereitung stehende Edition der Oper

Die außergewöhnliche Aufführung der 1798 erschienenen farsa Che originali, ausgedacht von Angelica Catalani und dutzende Male unter dem Namen Il fanatico per la musica wiederholt, legt einige Widersprüche offen, die diese post-metastasianische Heldin in diese Kunstform einführte. Kam Mayrs Rolle tatsächlich ins Rampenlicht? Wie viel Erfolg eines Komponisten hängt von dem Geschmack und den Launen einer solchen hochbegnadeten Künstlerin ab?

Prof. Dr. Alexander Weatherson Mit Kenntnissen in Visual Arts und Klinische Psychologie voll-endete Alexander Weatherson sein Kunststudium in London. Er ist u.a. Mitglied der Commissio-ne dell‘Edizione Nazionale delle Opere di Gaetano Donizetti und der Edizione Critica Ricordi di Ga-etano Donizetti. Außerdem ist er Herausgeber und Vorsitzender der Donizetti-Gesellschaft.

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Freitag 14.6.13, 17.30 – 18.00 Uhr

Entstehende Editionen

Florian Mayer Dominik Greguletz

Dominik Greguletz befasst sich in seiner Bachelor-Arbeit mit der Edition einer Messe, die – wie auf der Handschrift zu lesen ist – von einem gewissen S.M. komponiert wurde. Da sich die Partitur im Nachlass von Johann Simon Mayr befindet scheint auf den ersten Blick ganz klar zu sein, wessen Initialen das sind. Begibt man sich jedoch auf eine spannende Spurensu-che, kommt man meist zu interessanten Erkenntnissen, die plötzlich alles in ein anderes Licht stellen.Auch Florian Mayer beschäftigt sich im Rahmen seines Studi-ums mit einer Edition: Er ediert ein Stabat Mater von Johann Simon Mayr. Sich mit einem Mayr zu befassen, ist etwas ande-res als sich mit Kompositionen von Bach, Mozart oder Beet-hoven zu beschäftigen. Doch wie geht man bei einer solchen Edition vor? Welche Editionskriterien gibt es? Was ist das be-sondere an Mayr?

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Freitag 14.6.13, 17.00 – 17.30 Uhr

Musikedition am Beispiel der Sinfonia der Oper Adelaide di Guesclino

Über die Erschließung des Werkes hinaus können durch die Musikedition verschiedene Erkenntnisse, die den Komponis-ten, das edierte Werk oder die Epoche des Komponisten und vieles mehr betreffen, gewonnen werden. Dies ist gerade im Falle Simon Mayrs von großer Bedeutung, da viele seine Wer-ke noch immer häufiger in Form von Autographen oder Ab-schriften vorliegen als in gedruckter Form. In diesem Vortrag wird die Musikedition am Beispiel der Sinfonia der Oper Ade-laide di Guesclino präsentiert.Die Besonderheiten der Sinfonia werden bezüglich Instrumentierung, Aufführungspraxis, Quellenlage und Rezeption sicht- und hörbar gemacht.

B.A. Nicolai WoditschNicolai Woditsch studierte bis 2012 Musikwissenschaften sowie Anglistik und Amerikanistik an der KU Eichstätt-Ingolstadt. Im Studienschwerpunkt Musik fertigte er als Bachelorarbeit eine Edition der Sinfonie der Oper Adelaide di Guesclino mit kritischem Bericht an. Sein Schwerpunkt liegt auf historischen Tasteninstrumenten

Studierende der KU Eichstätt-Ingolstadt

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Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

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Programmübersicht Samstag, 15.6.13

9.15 – 9.45 Uhr Marion Englhart, M.A. (Ingolstadt):Saffo – Johann Simon Mayrs erster Erfolg einer opera seria am Teatro La Fenice in Venedig. Studie zur Entstehungs- und Aufführungsgeschichte und erste historisch-kritische Edition

9.45 – 10.15 Uhr Birgit Johanna Wertenson, M.A. (Weimar):Das Venedig Giovanni Simone Mayrs: Zu den Psalmvertonungen der Frauenkon-servatorien

10.15 – 10.30 Uhr Kurze Pause

10.30 – 11.00 Uhr Prof. Dr. Thomas Lindner (Salzburg):Mayrs Il sogno di Partenope und die szenische Kantate im Primo Ottocento

11.00 – 11.30 Uhr Dr. Maestro Paola Talamini (Venedig):Sinfonie veneziane: le trascrizioni per organo di Johann Simon Mayr

11.30 – 11.45 Uhr Kurze Pause

11.45 – 12.15 Uhr Maestro Pierluigi Forcella (Bergamo): Insegnanti e metodi di canto a Bergamo – da Giovanni Simone Mayr ad Angelo Mascheroni

12.15 – 12.45 Uhr Birgit Haas, M.A. (Köln):Johann Simon Mayr – Schüler auf platonischem Bildungsweg

12.45 – 13.15 Uhr Markus Oppeneiger, M.A. (Weimar):Der Cora/Idalide-Stoff und seine Vertonun-gen bei Simon Mayr

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Freitag 14.6.13, 19.30 Uhr

FestkonzertKonzertante Aufführung von Ginevra di ScoziaDramma eroico in zwei Akten

Stadttheater Ingolstadt, Festsaal

Kay Stiefermann, BassMyrtò Papatanasiu, SopranMario Zeffiri, TenorAnna Bonitatibus, MezzosopranStefanie Irányi, MezzosopranMagdalena Hinterdobler, Sopranu.a.

Männerchor des Heinrich-Schütz-Ensembles VornbachMünchener Rundfunkorchester

George Petrou, Leitung Schirmherr: Ministerpräsident Horst Seehofer

Veranstalter: Internationale Simon-Mayr-Gesellschaft

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Samstag 15.6.13, 9.15 – 9.45 Uhr

Saffo – Johann Simon Mayrs erster Erfolg einer opera seria am Teatro La Fenice in Venedig. Studie zur Entstehungs- und Aufführungsgeschichte und erste historischkritische Edition

Il Nuovo Postiglione berichtete am 18. Februar 1794, am Tag nach der ersten Aufführung der Oper Saffo, von Simon Mayrs großem Erfolg. Saffo ist Mayrs Operndebüt am neuerrichteten Teatro La Fenice in Venedig. Mit diesem Werk gelangte Mayr erstmals in den Wettbewerb mit renommierten Kollegen im Metier der Opera seria des späten 18. Jahrhunderts. In Vor-bereitung ist eine historisch-kritische Edition dieser Oper und ihre analytische Betrachtung hinsichtlich ihrer Stoffwahl, Thematik sowie musikdramatischen Gestaltung vor dem Hin-tergrund der zeitgenössischen Opera seria und insbesondere der sich entwickelnden Gattungstradition am Teatro La Fenice.

Marion Englhart, M.A.Marion Englhart studierte Musikwis-senschaft an der KU Eichstätt-Ingol-stadt und schloß ihr Studium 2005 mit einem musikalischen Katalog über die Sinfonien Johann Simon Mayrs im Bestand der Biblioteca Ci-vica in Bergamo ab. Seit April 2012 pomoviert sie bei Frau PD Dr. Iris Winkler mit dem Thema: „Saffo – Jo-hann Simon Mayrs erster Erfolg einer opera seria am Teatro La Fenice in Vene-dig. Eine Studie zur Entstehungs- und Aufführungsgeschichte und erste his-torischkritische Edition.“

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13.15 – 15.00 Uhr Mittagspause

15.00 – 15.30 Uhr Musikalisches IntermezzoChorklasse 5 des Reuchlin Gymnasiums IngolstadtEva-Maria Atzerodt, Leitung

15.30 – 16.00 Uhr Melanie Arzenheimer Liane KoserEdgar Mayer(KU Eichstätt-Ingolstadt,Ingolstadt, Dollnstein):Heimatmelodien: „Musik aus der Heimat – Heimat in der Musik“

16.00 – 16.15 Uhr Kurze Pause

16.15 – 16.45 Uhr B.A. Thomas LangheinrichTamara Pientka (Studierende der KU Eichstätt-Ingolstadt):Lodoiska für Kinder

16.45 – 17.15 Uhr Dr. Gabriele Hirte (KU Eichstätt-Ingolstadt):Aktives Musikhören: Leben und Werk Johann Simon Mayrs im Musikunterricht der Grundschule

17.15 – 17.45 Uhr B.A. Georg Högl (Würzburg):Che Originali für Kinder

19 Uhr

Busabfaht in Ingolstadt 18.15 Uhr

Besuch auf Schloss Sandersdorf

Besuch auf Schloss Sandersdorf mit geistlicher Abendmusik und Schlossführung.

Robert Daniel, OrgelDr. Harald Textor, Führung

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Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

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Samstag 15.6.13, 10.30 – 11.00 Uhr

Mayrs Il sogno di Partenope und die szenische Kantate im Primo Ottocento

Prof. Dr. Thomas LindnerThomas Lindner ist Außerordentlicher Universitätsprofessor an der Kultur-und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg und Korrespondierendes Mitglied der Ös-terreichischen Akademie der Wissen-schaften. Seine wissenschaftlichen Ar- beitsgebiete umfassen komparatisti-sche Philologie und italienische Opern-geschichte des Primo Ottocento. Zu diesem Forschungsbereich ist vor kur-zem eine Sammlung seiner Schriften erschienen (Donizettiana et alia musi-cologica, Wien 2011).

Zur Zeit des Primo Ottocento vertonten alle Opernkompo-nisten auch szenische Kantaten, die zumeist einen konkre-ten Anlass und panegyrischen Hintergrund hatten und eine mythologisch-allegorische Handlung aufwiesen; diese dien-te der Apotheose der gefeierten Persönlichkeit. In diesem Rahmen soll Simon Mayrs Il sogno di Partenope (1817) einer ausführlichen Betrachtung unterzogen werden, eine zweiak-tige Kantate, die der Komponist anlässlich der Einweihung des Teatro San Carlo in Neapel komponierte.

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Samstag 15.6.13, 9.45 – 10.15 Uhr

Das Venedig Giovanni Simone Mayrs: Zu den Psalmvertonungen der Frauenkonservatorien

Als Kapellmeister an Santa Maria Maggiore in Bergamo schuf Johann Simon Mayr ein bedeutendes und umfangreiches Oeuvre im Bereich der Kirchenmusik. So widmet sich der Vor-trag den Hintergründen von Mayrs sakralen Werken, nämlich dem Umfeld der italienischen Kirchenmusik, die Mayr wäh-rend seiner Lehrjahre in Venedig studieren konnte. Exempli-fiziert wird dies am Beispiel einiger ausgewählter Psalmverto-nungen seines Lehrers Ferdinando Bertoni sowie von dessen Lehrer Baldassare Galuppi – beide wirkten sowohl an den venezianischen Frauenkonservatorien wie an San Marco. Ziel ist es unter anderem, auch einen Blick auf den Rezeptions-strang dieser Gattung und den venezianischen Usus freizule-gen, um Mayrs Werke kontextualisieren zu können. Zugleich soll im Rahmen des Vortrags auf das musikwissenschaftliche Forschungsprojekt venezianischer Psalmvertonungen am In-stitut für Musikwissenschaft Weimar-Jena verwiesen werden.

Birgit Johanna Wertenson, M.A.Birgit Johanna Wertenson studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Klavier in Weimar-Jena und Bolog-na, war Stipendiatin des DeutschenStu-dienzentrums in Venedig, arbeitete als Rundfunkautorin, als Kulturmanagerin und als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Musikwissenschaft Wei-mar-Jena. Derzeit arbeitet sie an ihrer Dissertation zum Mythos als Medium des Wissenstransfers am Beispiel zeit-genössischen Musiktheaters.

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Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

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Samstag 15.6.13, 11.00 – 11.30 Uhr

Sinfonie veneziane: le trascrizioni per organo di Johann Simon Mayr

Samstag 15.6.13, 11.45 – 12.15 Uhr

Insegnanti e metodi di canto a Bergamo – da Giovanni Simone Mayr ad Angelo Mascheroni

Gesangslehrer und -lehren in Bergamo - von Johann Simon Mayr bis Angelo Mascheroni

Bedeutende Komponisten lebten und wirkten seinerzeit in Bergamo. Dieser Beitrag zielt darauf ab, gerade diesen Teil der Musikgeschichte Bergamos zu beleuchten, der bisher noch weitestgehend unerforscht ist. Fokussiert wird der Zeitraum vom Beginn des neunzehnten Jahrhunderts bis Ende des zwanzigsten Jahrhunderts.

Maestro Pierluigi Forcella

Dr. Maestro Paola Talamini Maestro Pierluigi Forcella, gebürtigerBergamasker, ist als Musikwissen-schaftler, Pianist, Lehrer und Konzert-veranstalter tätig und beschäftigt sich vor allem mit der Musikgeschichte Bergamos und zahlreichen Komponis-ten, die dort gewirkt haben, wie Mat-teo Salvi, Gaetano Donizetti, Johann Simon Mayr oder Alfredo Piatti. Um unbekannte und bisher nicht erschie-nene Werke, vor allem Bergamasker Komponisten, einer breiteren Öffent-lichkeit zugänglich zu machen, grün-dete er den „Salotto Musicale Berga-masco“. Er ist Ehrenmitglied der Stadt Bergamo und Träger des Verdienstor-dens der Italienischen Republik.

Dottoressa Paola Talamini schloss dasKlavierstudium am Conservatorio di-Musica Benedetto Marcello in Venedigmit Bestnote ab. Sie studierte Cem-balo in Mailand, Historische Auffüh-rungspraxis in Venedig sowie Orgel und Orgelkomposition. Als Musikerin und Musikpädagogin ist sie in den verschiedensten Bereichen tätig, so als Pianistin am Teatro La Fenice, als Organistin in der angelikanischen Ge-

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Der Band Sinfonie per Tastiera von Johann Simon Mayr der Edizioni Carrara di Bergamo enthält Transkriptionen der Sinfonien aus Opern und Oratorien Mayrs für Tasteninstru-mente. Die Quellen sind in venezianischen Musikarchiven vorhanden (Seminario Patriarcale, Istituzioni di Ricovero e di Educazione, Fondazione Levi, Conservatorio Benedetto Marcello). Im Vergleich mit gleichartigen Werken anderer in Venedig zeitgleich wirkender Komponisten wird die Eigenart von Mayrs Kompositionsstil gerade hinsichtlich der Bearbei-tungen der Sinfonien für Tasteninstrumente erkennbar. In-teressant ist das Vorkommen von zwei oder mehr Versionen einer Sinfonie in unterschiedlicher Bearbeitung. Derartige Beobachtungen führen zudem zu einer Neubewertung der venezianischen Orgelmusik des 18. Jahrhunderts.

meinde San Giorgio, als Titularorganistin an der Basilika Santa Maria della Salute in Venedig. Zahlreiche CD-Einspielungen und Editionen liegen von ihr vor.

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Samstag 15.6.13, 12.15 – 12.45 Uhr

Johann Simon Mayr – Schüler auf platonischem Bildungsweg

Samstag 15.6.13, 12.45 – 13.15 Uhr

Der Cora/Idalide-Stoff und seine Vertonungen bei Simon Mayr

Der französische Philosoph Jean-Francois Marmontel, schrieb in den Jahren 1767 – 1777 sein Buch Les Incas ou la destruc-tion de l´empire du Pérou. In ihm schildert er die Eroberung der beiden peruanischen Inkareiche durch Pizarro. Die zentrale Episode des Romans ist die Liebesgeschichte des Inkamäd-chens Cora und dem spanischen Eroberer Alonso. Mindestens acht verschiedene Libretti und zwölf Opern, in teilweise unter-schiedlichen Fassungen, sind uns zu dieser Liebesgeschichte bekannt. Der einzige Komponist der zwei verschiedene, in-haltlich auf dem Roman Marmontels basierende Libretti ver-tonte, war Simon Mayr. Dabei handelt es sich um die Opern Cora e Alonso (Uraufführung in Mailand 1804 an der Scala, Libretto von Giuseppe Bernardoni) und Cora (uraufgeführt in Neapel 1815 am Teatro San Carlo, Libretto von Francesco Berio di Salsa).

Die Gesellschaft Jesu knüpfte an das Schulspiel der Kloster- und Lateinschulen mit dramatischen Aufführungen in Gymnasien mit Themen der Heiligen- und Kirchengeschichte an. Der Dramen Materialaufwand trat in Konkurrenz mit höfischen Opern und in Abhängigkeit fürstlicher Gönner. Johann Simon Mayr begann in dieser Zeit seine Schulausbildung in einem Benediktinerorden in Weltenburg, dann im Jesuitenorden Ingolstadt. Thomas de Bas-sus entdeckte ihn für den Iluminatenorden – „die Erleuchteten“. Der Bund der Perfektibilisten hatte sich den Schutz der Schüler vor jesuitischen Intrigen zum Ziel gesetzt und ermöglichte den Zugang zu kirchenkritischer Literatur für das Ziel des Ordens der Verbesserung und Vervollkommnung der Welt durch Bildung der Sittlichkeit. Infolge interner Streitereien um Ziele ihrer auf-klärerischen Gesinnung wurden Bünde ohne „landesherrliche Bestätigung“ verboten, Illuminaten und Freimaurer als landes-verräterisch und religionsfeindlich, Anwerbung neuer Mitglie-der unter Todesstrafe gestellt. Die Simon Mayr floh zu Thomas de Bassus in die Schweiz und arbeitete dort als Musiklehrer und in der Druckerei, bevor er nach Bergamo zog. Dort beschäftigte er sich mit sakraler Musik, dann in Venedig mit Opernkompositi-on. Ausgehend von Technik oder Theorie lehrte er seine Schüler Ausdruck, Kommunikation, „gusto“ und „Kantsche Kohärenz“. Er zitierte die beste Musik seiner Zeit, seiner Vorbilder Haydn und Mozart, er beförderte einen qualitativen Ausdruck einer „guten“ Musik und „Reform“ italienischer Musik.

Birgit Haas, M.A.Birgit Haas studierte an den Musikhochschulen Köln und Würzburg Violoncello, Blöckflöte und Kammermusik. 1979 schloss sie ihre künstlerische Staatsprüfung in dem Fach Violoncello ab. Später stu-dierte sie weiterhin Philosophie, Musikwissenschaft sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Köln und Bonn. Sie besuchte unterschiedliche Meisterkurse und ist in der Musikpädagogik tätig.

Markus Oppengeiger, M.A.Markus Oppeneiger beendete 1992 sein Studium am Mozarteum in Salz-burg mit Diplomen in Chorleitung und Orchesterdirigieren. In Weimar und Jena studierte 2007 bis 2010 den Magisterstudiengang Musikwissen-schaft sowie Romanistik. Derzeit ist er Chordirektor am Deutschen Natio-naltheater Weimar und promoviert an der Hochschule für Musik in Weimar.

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Samstag 15.6.13, 15.00 – 15.30 Uhr

Musikalisches Intermezzo Chorklasse 5 und 6 des Reuchlin Gymnasiums IngolstadtLeitung: Eva-Maria Atzerodt

Samstag 15.6.13, 15.30 – 16.00 Uhr

Heimatmelodien: „Musik aus der Heimat – Heimat in der Musik“

Seit dem Schuljahr 2009/2010 bietet das Reuchlin-Gymnasi-um Ingolstadt Chorklassen für die 5. und 6. Klassen an. Mitt-lerweile sind diese zu einem festen Bestandteil schulischen Musiklebens geworden und erfreuen sich großer Beliebtheit. Vor zwei Jahren nahm sogar erstmals eine Chorklasse des Gymnasiums am Qualifizierungsprogramm der Deutschen Chorjugend „kids in Takt“ teil. Die Chorklasse ist ein Projekt für Gymnasien und Realschulen in Bayern. In einer Chorklasse angemeldete Schülerinnen und Schüler haben in der 5. und 6. Klasse zu den im Stundenplan verankerten zwei Stunden, eine weitere dritte Musikstunde pro Woche, in der besonders die musikalische Praxis, also der Gesang, im Vordergrund steht.Eva-Maria Atzerodt studierte an der Musikhochschule Mün-chen Schulmusik mit dem Hauptfach Klavier. Seit 1995 ist sie als Lehrerin am Reuchlin Gymnasium Ingolstadt tätig. Sie hat die Leitung verschiedener Ingolstädter Chöre, wie etwa dem Jugendkammerchor Ingolstadt, inne. Weiterhin ist sie die Vor-sitzende des Konzertvereins Ingolstadt, Mitglied des Ingol-städter Stadtrates und Landesbeauftragte für Schulchöre in Bayern. Seit Mai 2013 leitet Eva-Maria Atzerodt den Ingolstäd-ter Motettenchor.

Entdeckungsreise mit Schülerinnen und Schülern zu einem Komponisten und Musiker unserer bayerischen Heimat mit Anregungen für die Praxis zum Musikunterricht in der Grundschule. Einen Begriff von Heimat zu finden, ist in der heutigen Zeit ein langer Prozess, der bei Grundschulkin-dern angebahnt werden muss. Vielfältige Zugänge müssen deshalb für die Schüler und Schülerinnen angebahnt und erfahrbar gemacht werden. Ein Weg können musikalisch-emotionale Erfahrungen sein, konkret an einem Komponis-ten aus der Heimat, eben an Johann Simon Mayr aufgezeigt. In dem eher praktisch ausgerichteten Beitrag werden vielfäl-tige und abwechslungsreiche Ideen, angefangen von einem einfachen Mitspielsatz über eine Tanzchoreographie zu Lie-dern mit rhythmischen Begleitungen vorgestellt. Ein span-nendes Hörspiel rundet den Baustein ab.

Melanie Arzenheimer, Liane Koser, Edgar Mayer

Melanie ArzenheimerMelanie Arzenheimer ist Hörfunkmo-deratorin (Radio K1), Chefredakteu-rin, dipl. Werbetexterin, Lyrikerin und geniale Büttenrednerin.

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Internationales Musikwissenschafliches Symposion

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Liane Koser

Edgar Mayer

Liane Koser ist an der Grundschule an der Ungernederstraße in Ingol-stadt als Musikpädagogin tätig.

Edgar Mayer ist praktizierender Grundschullehrer und seit 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Grundschulpädago-gik und -didaktik an der Katholi-schen Universität Eichstätt-Ingol-stadt.

Samstag 15.6.13, 16.15 – 16.45 Uhr

Lodoiska für Kinder – die Mayr-Oper in einer Fassung für Kinder auf CD

Die Idee zu diesem Projekt entstand im Rahmen eines mu-sikwissenschaftlichen Seminars von Frau PD Dr. Iris Winkler im Sommersemester 2012 an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, das sich unter anderem mit der künstleri-schen Würdigung, Präsentation und „Vermarktung“ regionaler Komponisten anlässlich ihrer Geburtsjubiläen beschäftigte.

Im Entstehungsprozess befindet sich die Konzeption und das Erstellen einer Kinderfassung der Oper „La Lodoiska“ des Kom-ponisten Simon Mayr, die 1796 in Venedig uraufgeführt wur-de, zu den meistgespielten ihrer Zeit zählt und seit 2011 als Gesamtaufnahme in Gestalt eines Live-Mitschnitts des Bayeri-schen Rundfunks bei Oehms Classics vorliegt. Beteiligt sind unter der Leitung der Musikwissenschaftlerin Heike Haberl zwei Studenten der Musikwissenschaft und Mu-sikpädagogik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingol-stadt (bzw. mittlerweile auch Würzburg): Tamara Pientka und Thomas Langheinrich. Ziel ist es, auf einer ca. 80 minütigen CD in Form von ausgewählten Musikeinblendungen und durch Ausführungen/Zwischenkommentare von Sprecher(inne)n, die den Komponisten und die Hauptfiguren verkörpern, das Werk, seine Musik und seine Handlung jungen Hörern im Grundschulalter auf kindgerechte, spannende Weise näher zu bringen. Ein ansprechendes, reich bebildertes Booklet mit er-läuternden Texten zur Handlung, zur Entstehungsgeschichte der Oper sowie zur Musik und zu Simon Mayr selbst soll das Angebot vervollständigen.

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Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Samstag 15.6.13, 16.45 – 17.15 Uhr

Aktives Musikhören: Leben und Werk Johann Simon Mayrs im Musikunterricht der Grundschule

Thomas Langheinrich

Tamara Pientka

Dr. Gabriele Hirte

Thomas Langheinrich schloss 2012 das Studium des Bachelors ange-wandte Musikpädagogik und Mu-sikwissenschaft (Bachelor of Arts) an der KU Eichstätt – Ingolstadt ab. Seit Oktober 2012 studiert er an der Universität in Würzburg den Master-Studiengang Musikpädagogik.

Seit 2003 erhält Tamara Pientka eine klassische Gesangsausbildung bei Da-niela Thurner. Sie begann 2008 an der KU Eichstätt – Ingolstadt ein Studium der Anglistik/Amerikanistik und Mu-sikpädagogik/ -wissenschaft mit dem Hauptfach Gesang.

Gabriele Hirte studierte Violine an der Hochschule für Musik Würzburg, sowie Lehramt an Grundschulen an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Außerdem studierte sie Musik und Pädagogik an der Black Hills State University Spearfish (South Dakota) in den USA. 2010 promovier-te sie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt im Fachbereich Musikpädagogik und ist dort seit 2012 Mitarbeiterin an der Professur für Mu-sikpädagogik und Musikdidaktik.

Mittelalterliche Märkte, historisches Spielzeug, Wikinger- Filme oder auch nur Gespräche mit den Großeltern über ihre Kindheit – die Lebenswelt von Grundschulkindern ist im-mer wieder von Geschichte umgeben. Ist es sinnvoll, diese Erfahrungen der Kinder und ihre drängenden Fragen nach dem Früher auch im schulischen Unterricht aufzugreifen? Und wenn ja: Wie könnte dies geschehen? Basierend auf Erkenntnissen der Musikpädagogik und der Grundschuldi-daktik werden Chancen und Möglichkeiten aufgezeigt, Werk und Leben von Johann Simon Mayr im Musikunterricht der Grundschule zu behandeln. In Zusammenarbeit mit Musikstudierenden der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt

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Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Samstag 15.6.13, 17.15 – 17.45 Uhr

Che Originali für Kinder Musikalische Schatzsuche

Mit seiner farsa Che Originali! gelang Mayr ein großer Bühnen-erfolg. Seinen Reiz verdankt das Stück neben der Handlung, in welcher die manische Pflege einer vornehmen Musikkultur karikiert wird, der gewitzten Sprache des Librettos von Ga-etano Rossi. Mayrs Musik greift die Ironie des Textes auf und spielt zur Charakterisierung der Personen mit stilistischen Klischees. Aufgrund seines selbstironischen Sujets, in wel-chem das Singen und Musizieren selbst zum Gegenstand der Handlung wird, bietet sich Che Originali! als unkomplizierter Zugang zu klassischer Bühnenmusik an. Um auch die genu-ine Wort-Musik-Komik des italienischen Originals dem Pub-likum vermitteln zu können, ist eine Übertragung ins Deut-sche angedacht, welche nicht vorrangig auf Texttreue abzielt, sondern versucht, inhaltlich wie sprachlich heutigem Verständnis entgegen zu kommen, ohne dabei stilistisch mit der Vorlage zu brechen.

Mit Simon Mayr auf Musikalischer Schatzsuche: Seine Lebens-geschichte, farbig und kindgerecht illustriert von Thomas Kinzel, ist eines der Themen der Musikalischen Schatzsuche in Eichstätt, Ingolstadt-Venedig-Bergamo und Ottobeuren mit Beiträgen von Ursula Probst, Magdalena Rehm, Benjamin Schmid und Iris Winkler, erschienen beim Chronarium Verlag May Winkler, Landau an der Isar 2012, ISBN 978-3-938820-08-7, und im Buchhandel erhältlich.

B.A. Georg HöglGeorg Högl besuchte das Musik-gymnasium der Regensburger Dom-spatzen und studierte an der KU Eichstätt-Ingolstadt Angewandte Mu-sikwissenschaft und Musikpädagogik (BA). In seiner Abschlussarbeit befass-te er sich mit einem Chorzyklus des Dresdner Kreuzkantors Rudolf Mau-ersberger. Er ist Stipendiat des Max-Weber-Programms Bayern und stu-diert seit dem Wintersemester 2012 Musikwissenschaft (MA) am Würzbur-ger Institut für Musikforschung der Julius-Maximilians-Universität.

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La locandiera di Mayr

Prof. Franco Rossi musste leider aufgrund einer Operation kurzfristig seine Anwesenheit bei dem Symposion absagen. Er wird jedoch einen kleinen Text verfassen, der auch im Kon-gressbericht erscheinen wird.

Die farsa La Locandiera von Johann Simon Mayr wurde erst-mals 1800 in Vicenza aufgeführt. Wie viele seiner Operndich-tungen entstammt auch dieser Text der Feder des begabten Veroneser Librettisten Gaetano Rossi nach Goldonis berühm-ter Vorlage.

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Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

Per il duecentocinquantesimo anniversario del natalizio del celebre maestro Gio. Simone Mayr osservazioni di un vecchio cantante, sulla musi-ca di un vecchio suonatore di viola – einige moderne Ausführungen zu Mayrs Musik.

Ein Beitrag von Ian Caddy, ins Deutsche übersetzt von Jacqueline Pischorn.

Aus Goethe: Die Leiden des jungen Werther Am 24. Julius 1771 „Ja, liebe Lotte, ich will alles besorgen und bestellen; geben Sie mir nur mehr Aufträge, nur recht oft. Um eins bitte ich Sie: keinen Sand mehr auf die Zettelchen, die Sie mir schreiben. Heute führte ich es schnell nach der Lippe, und die Zähne knisterten mir.”Einer meiner empfindungsreichsten Funde in Mayrs Manuskripten war Schreibsand; es wurde damals anstatt Löschpapier verwendet.Ich versuchte nicht die Manuskripte zu küssen, wie Werther es mit Charlottes Briefen getan hatte, aber ich fühlte mich für einen Mo-ment auf eigenartige Weise mit Mayr verbunden, als ich den Schreib-sand sah und erkannte, dass die einzige Person, die diese Seite vor mir gesehen hatte, mit ziemlicher Sicherheit Mayr selbst gewesen war.Ich machte diesen Fund in der Biblioteca Civica in Bergamo in den Achtzigerjahren, als John Allitt und ich nach Bergamo gefahren wa-ren, um selbst zu sehen, was sich in der Mayrsammlung dort befand.In der Biblioteca wurde uns freigebiger Zutritt gewährt zu den vielen staubbedeckten Kartons mit Mayrs Kompositionen und Schriften in einem der Lagerräume in einem Untergeschoß.Zum Teil waren John und ich dort, um Genaueres über Mayrs Werke zu erfahren, um existierende Verzeichnisse zu ergänzen. Es war mir in jener Zeit als Darsteller sehr bewusst, dass Musikwerkverzeichnisse für die Wissenschaft zusammengestellt wurden bar jeder praktischen Informationen für Aufführungen. Längenangaben für Werke und ih-rer Sätze gab es nicht. Die Instrumentation war nur dann angegeben, wenn sie in der Partitur ausgeschrieben war und wenn es im Katalog Platz gab. Lieder wurden als „Für eine Stimme mit Klavier“ bezeich-net, gelegentlich wurden einzelne Instrumente angegeben, aber normalerweise wurden weder „Sopran“ oder „Alt“ erwähnt, noch „Klarinette“ oder „Violine“ als Obligatoinstrument.

Ich bin sicher, Mayr ist in der Wiederbelebung seiner Werke nicht durch mangelhafte Verzeichnisse geholfen worden. In den Siebziger-jahren haben die Interpreten seine Kompositionen zwar berücksich-tigt, sich aber keine Gedanken in Bezug auf die Programmgestaltung gemacht.Ich fürchte, dass sich die Aufführungssituation für Werke von Simon Mayr leider nicht ausschlaggebend verbessert hat.Wenn ich mich recht erinnere, wollte John eigentlich eine Partitur einer Oper mit nach England nehmen. Aber ich wusste, dass wir nicht mehr erhoffen konnten als konzertante Aufführungen, wahr-scheinlich von Amateurorganisationen. Mayrs Opern (sowie Opern generell) waren zu ihrer Zeit nicht nur deshalb erfolgreich, weil sie außerordentlich gut geschrieben waren, sondern auch in ihrer Ge-samtheit als Bühnenwerk am Theater funktionierten. Es wäre unfair Mayr gegenüber seine Bühnenwerke als Konzertstücke präsentieren zu wollen. Zudem befürchtete ich, dass die Aufbereitung und Pro-duktion einer Oper ein Gewaltakt an Vorbereitung bedeuten würde im Vergleich mit jener für kürzere Kammermusikwerke. Außerdem musste jegliche Arbeit in Hinsicht auf Musikeditionen gegenüber meiner Gesangskarriere ins Hintertreffen geraten. Ich überlegte Möglichkeiten für Aufführungen von Oratorien und Kammerwerken zu schaffen.Ich hatte bereits ein Donizettiprogramm, bestehend aus Kantaten und Orchesterstücken, dem RTÉ in Dublin und dem BBC in London vorgeschlagen; beide Unternehmen übertrugen ihre Aufnahmen im Radio. Im Anschluss daran übernahm RTÉ ein ähnliches Programm mit Musik von Mayr. Es kam in die Sendung „Opera Matters“. Ich mo-derierte diese und sang drei Stücke, darunter Annibale a Cartago (Hannibal in Karthago), eine Kantate, die ich herausgegeben hatte. Die Sendung wurde zum ersten Mal von RTÉ am 8. Mai 1986 ausge-strahlt.Zwei Jahre später (zuerst übertragen am 2. April 1988) sendete der BBC ein ähnliches Programm, ausschließlich Mayr, mit dem Orchester Northern Sinfonia; Keith Swallow spielte Mayrs Klavierkonzert Nr. 2 und verwendete seine eigene Kadenz. Der Dirigent für meine frühe-ren Donizettiprogramme war Meredith Davies gewesen und ich war in der Annahme, dass er auch das Mayrprogamm dirigieren würde. Deshalb war es schade, dass der Chefdirigent des Orchesters Richard Hickox die Leitung übernahm; leider war er nicht vertraut mit dem italienischen Rezitativ.Ich gab alle drei „Hannibalkantaten“ von 1816 heraus: Annibale für Te-

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Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

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nor und Klarinette obligato, Annibale a Cartago für Bassstimme und Horn obligato und La Moglie di Asdrubale für Sopran und Violine obli-gato. Durch Vermittlungen John Allitts bekamen diese Kantaten ihre erste moderne Aufführung unter der Leitung von Thomas Briccetti am 14. Oktober 1991 im Teatro Donizetti in Bergamo als Teil der Fest-spiele „Donizetti e il suo Tempo“. Ich freute mich, eingeladen worden zu sein, um die Basskantate zu singen.Einige Monate später wurden die drei Kantaten vom RTÉ Rundfunk ausgestrahlt, gespielt von dem RTÉ Konzertorchester, hervorragend geleitet von Proinnsías Ó Duinn. Joan Merrigan, in Irland als Operet-tendarstellerin berühmt, war die ideale Sopranistin. Ich selbst über-nahm den Basspart.Frühere Wiederaufnahmen von Mayrs Musik im Vereinigten König-reich hatten begonnen mit der Oper L’amor coniugale, als John Al-litt Leslie Head dazu überredete, an meinem Geburtstag 1973 eine konzertante Semiamateuraufführung zu dirigieren. Wir verwendeten die Edition von Arrigo Gazzaniga. Die Rolle des Zeliska übernahm Loi McDonall, ich sang Moroski und der mittlerweile als “Sir” betitelte John Tomlinson sang die Rolle des Peters, des Gefängnisaufsehers. Die Aufführung wurde im BBC Radio London übertragen und Raub-aufnahmen davon wurden veröffentlicht.Eine weitere Aufführung unter Leslie Head war die von La Passione am 2. April 1974, als bemerkenswerterweise Wendy Eathorne die Rol-le der Maria sang. Für diese Aufführung verwendeten alle Musiker und Sänger Photokopien von Mayrs Originalnoten.Zwanzig Jahre später, in 1994, zum 200-jährigen Jubiläum von La Passione, sang ich die Rolle des Giuseppe, in einer Bearbeitung von Chris Nicholls. Der Chor war St Anne’s Cathedral Choir mit dem Or-chester von Leeds.Ich nehme an, die letzte der frühen Mayrwiederaufnahmen unter Leslie Head, und eine Erstaufführung in der Moderne, war das Te Deum anlässlich der Krönung Napoleons zum König von Italien 1805. Dieses Werk wurde in 1976 in St John’s Smith Square in London auf-geführt, welches der Aufführungsort für alle frühen Wiederaufnah-men von Leslie Head war.Die Achtzigerjahre in England umfassten eine Zeitspanne, in der Subventionen für Musik und Kunst eingeschränkt waren – sie fielen genau auf die parlamentare Regierungszeit von Margaret Thatcher. Als ich die Eintragungen für Mayrs Messa e Requiem con stromenti da fiato in seinem Werkverzeichnis sah, dachte ich, dass diese Wer-ke sehr geeignet wären für Chorvereinigungen, die Geld sparen

mussten - da die Aufführung dieser Werke keine Streicherbesetzung vorsieht. Ich beauftragte den Komponisten Ian Schofield die Messe zu bearbeiten, als ich herausfand, dass Pieralberto Cattaneo das Re-quiem herausgegeben hatte. Um die Instrumentation anzugleichen bearbeitete Ian Schofield Mozarts Vesperae solennes de confessore für die gleiche Besetzung und sorgte hiermit für ein zweites Werk zur Vervollständigung des Programms. Ich konnte eine Aufführung des Requiems verwirklichen: in Londons St John’s Smith Square im Jahr 1991 als Basssolist zusammen mit dem Hanover Choir unter der Lei-tung von Natalie Seymour. Für diese Gelegenheit hatte ich das Credo aus Haydns Heiligenmesse in Mayrs Bearbeitung für Gesangsstimmen und Blasinstrumente herausgegeben. Derselbe Chor lud mich drei Jahre später als Solist ein, um mit ihm zusammen eine Aufführung der Messa con stromenti zu singen. Danach weiß ich nur von vier wei-teren Aufführungen dieses sparsamen Werkes; ich bin noch immer enttäuscht davon, dass Chöre nicht den Mut haben aus diesem finan-ziellen Nutzen den Vorteil zu ziehen.Natalie Seymour war ein Mayrenthusiast geworden: sie brachte die Missa per la Domenica di Palme liturgisch sowie konzertant zur Auf-führung, und auch das Stabat Mater Nr. 5 – ich hatte beide Werke he-rausgegeben.Außer den hervorragenden „Hannibalkantaten“ sind alle oben er-wähnten Werke später auch woanders aufgeführt worden, einige mit mir als Solist, wenngleich ich mich auch freute, wenn andere Sänger die Rollen singen wollten.Was die Publikation von Mayrs Musik betrifft, brachten mich meine eigene Erfahrungen mit unlesbaren Noten dazu in einer Aufführung nur von deutlich gedruckten Noten singen zu wollen. Besonders in moderner Musik fand ich die Herausforderung groß genug allein die Musik wiederzugeben. Photokopiertes Manuskriptgekritzel ist ein Graus. Und so wünschte ich, Interpreten von Mayrs Musik deutlich gedruckte Musik in die Hand geben zu können. Ich hatte bereits ei-nen Verlagsnamen, Caddy Publishing (CP), (ein von meiner Person abhängiges Unternehmen), also veröffentlichte ich jene Werke, für die ich Druck- und Produktionskosten übernommen hatte, unter die-sem Namen.Ich sprach über die Richtlinien der Ausgaben mit Ian Schofield, der alles für CP für den Druck vorbereitete und, wenn nötig, besondere editorische Maßnahmen vornahm. Ich wollte Urtextausgaben her-ausgeben, wohingegen Schofield praktische Editionen vorschlug. Ich wurde leicht überredet zu dieser praktikablen Vorgehensweise,

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Simon Mayr, seine Vorbilder, seine Zeitgenossen und seine Nachfolger

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besonders, wenn ich an die Aufführungspraxis im Vereinigten König-reich dachte, in dem man nur eine Probe plant, die am Aufführungs-tag stattfindet.Bei einem unbekannten Werk wollen Dirigenten weder ihre eigene Zeit noch die Probenzeit dazu verwenden sich zum Beispiel über ein h oder ein b in der Klarinettenstimme den Kopf zu zerbrechen. Was war der Zweck eines Herausgebers, wenn er nicht solche Ent-scheidungen treffen würde? Ich wundere mich noch immer über die Urtextausgaben schon publizierter Werke Mayrs, wenn so viel seiner Musik noch immer unbearbeitet bleibt.So war es also dann, dass Ian Schofield oder ich mehrere Werke he-rausgegeben haben – einige warten noch immer auf eine Auffüh-rung. Ihre Titel sind nun auf folgender Webseite zu sehen: www.Cad-dyPublishing.co.ukZur selben Zeit las ich monatelang Korrektur und organisierte das Eintippen von John Stewart Allitts Buch J.S.Mayr, Father of 19th centu-ry Italian Music. Es war eine große Freude, und Erleichterung für John, als es 1989 veröffentlicht wurde. Das Buch war ein gewaltiger Beitrag zur Kenntnis über Mayr, in derselben Richtung wie die beachtlichen Werke von Calvi (1846), Schiedermair (1907) und Sisk (1986), und die-se ergänzend. Der unveröffentlichten Dissertation Sisks nachfolgend war es die erste veröffentlichte Stellungnahme zu Mayr in englischer Sprache.John Allitt war kein Musiker, aber er war sprachgewandt in drei Spra-chen, was ihm ermöglichte sich die Kulturen französisch-, italienisch- und englischsprechender Nationen einzuverleiben; er war sehr bele-sen in diesen drei Sprachen. Überdies war er Kunsthistoriker. Ich traf ihn zum erstenmal als Vortragender an der Central School of Art & Design in London. Sein Einblick in die Struktur und Symbolik von Ge-mälden war faszinierend. Auf dieselbe Art hatte er die Fähigkeit, be-stimmte musikalische Eigenschaften zu erkennen, die sein auf Grund-kenntnisse beschränktes Verständnis von Harmonie und Notenschrift eigentlich nicht hätte erlauben können. Er stürzte sich in die Musik hauptsächlich durch das Medium der Schrift, durch Libretti, Biographi-en, Kommentare und natürlich, im Falle Mayr, durch den Zibaldone. Dann wurde er emotional mitgerissen beim Hören von Aufnahmen; er hatte eine ungeheure Ansammlung von CDs. Mit all den verschie-denen Eindrücken, die innerlich auf ihn wirkten, konnte er diese auf wunderbare Weise in den Säften seines tief kulturellen Wissens ver-dauen. Das Resultat schien manchmal rein intuitiv, aber man konnte sich vorstellen, dass er sehr wahrscheinlich die richtige Antwort hatte.

John fühlte eine starke Verwandtschaft mit Mayr. Ich glaube das kam daher, dass er Theologie studiert hatte und Lehrer war, wie auch Mayr.Trotz der Arbeiten über Mayr von Calvi hin zu Allitt wollte ich gerne selbst etwas Quellenmaterial auswerten. Da ich ein typischer Eng-länder bin, spreche ich Fremdsprachen nur als Tourist. Durch Zufall sah ich eine Kopie von Per il settantesimo ottavo Natalizio .. di Mayr 1841 in einem antiquarischen Buchgeschäft in Bergamo. Ich ließ es ins Englische und Deutsche übersetzen, sodass ich die Schrift 1992 in zwei kleinen Büchlein veröffentlichen konnte: Eines ist das italieni-sche Original mit englischer Übersetzung, das andere mit deutscher Übersetzung. Beide sind weiterhin erhältlich.In der anhaltenden finanziellen Wüste, die die Kunst umgibt (zu-mindest im Vereinigten Königreich), bin ich auf eigenartige Weise überrascht, dass es die größeren Werke Mayrs sind, die momentan veröffentlicht und aufgenommen werden. Von den kleineren möchte ich im Besonderen auf die Porträtkantate (für das Ateneo di Bergamo am 13. Januar 1825) für Sopran, Tenor, Basssolisten, Chor TTB und Or-chester hinweisen, die ungefähr zwölf Minuten dauert. Diese würde auf einer CD-Aufnahme die Hannibalkantaten auf schöne Weise er-gänzen.Weiterhin muss ich zwei Instrumentalwerke erwähnen, die es ver-dienen mehr aufgeführt zu werden: Concertante für drei Violinen und Orchester, und das Concerto Bergamasco.Ersteres wurde von Heinrich Bauer wiederentdeckt und bearbeitet, und ist schon seit langem von Boccaccini e Spada veröffentlicht.  Es besteht aus einem Satz, der ungefähr zwölf Minuten lang dauert. Mindestens zwei der drei Solisten müssen Virtuosen sein. Die Violine III hat ein Solo im Zigeunerstil, gefolgt von der Violine I, “con fuoco”, über die Saiten rasend in Zweiunddreißigstelnoten. Es gibt Gele-genheiten für ausgedehnte Kadenzen; schließlich florieren die drei Solisten aufwärts in doppelten Oktaven. In der Tat, gerade während ich dies hier schreibe, entdecke ich, dass es auf der CD “Simon Mayr Concerto Bergamasco” zu hören ist, CD Naxos 8.570927. Ich bin hoch-erfreut, dies zu sehen. Von dem Concerto Bergamasco wurde mir 1990 eine Kassettenauf-nahme von Amati Records zugesandt. Damals schien Amati Records kurz vor der Auflösung. Das Stück wurde für einen einzelnen Solisten komponiert, der Flöte, Piccoloflöte, Klarinette und Bassetthorn spie-len sollte. Die Amatiaufnahme hatte zwei Solisten engagiert. Es geht aber in der Aufführung, dass alle vier Instrumente von demselben Spieler gespielt werden; es gibt keine Duettstellen. Bedenkt man das

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Lustspieltemperament von Bergamo, so könnte ich mir gut einen So-listen vorstellen mit vier Instrumenten in einer Reihe und am Ende der Reihe ein Fagott. Der Solist soll zwar ein oder zweimal während der Aufführung zu dem Fagott hingehen, es aber nie nehmen.Auf der Webseite der Internationalen Simon-Mayr-Gesellschaft sehe ich, dass es von dem Concerto Bergamasco ebenfalls eine CD-Auf-nahme gibt. In einer Aufführung mit einem einzelnen Solisten hätte dieses Stück viel Sprungkraft. (Trotzdem ist es mir bewusst, durch Ge-spräche mit heutigen Holzbläsern, dass sehr wenige ihren Kopf und Kragen riskieren wollen, indem sie sowohl Flöte als auch Klarinette spielen.)

Zwischen Heinrich Bauers praktischer Förderung von Mayrs Musik vor fünfzig Jahren und den heutigen Interpreten, zusammen mit der bedeutenden Arbeit und den Leistungen der Mitarbeiter der Interna-tionalen Simon-Mayr-Gesellschaft, besteht ein riesiger Fortschritt. Je mehr man auch die Texte von Mayrs Werken kennenlernen kann - je mehr man lernt, seine Behandlung des Textes zu verstehen, indem man den Mensch Mayr kennenlernt - desto mehr wird Mayr als au-ßerordentlicher Komponist zu seiner vollen Anerkennung kommen und weitverbreitet mit Freude aufgenommen werden.

Viva la musica di Mayr !

Ian Caddy

Samstag 15.6.13, 19.00 Uhr

Besuch auf Schloß Sandersdorf

Robert DanielDr. Harald Textor

Ein Besuch des Schlosses Sandersdorf mit Schlossführung und geistlicher Abendmusik wird geboten.

Robert Daniel, OrgelDr. Harald Textor, Führung

Geplant ist eine Busabfahrt am Stadtmuseum Ingolstadt bereits um18.15 Uhr. Anmeldung notwendig!

Zur Anmeldung und bei weiteren Fragen richten Sie sich bitte an folgende E-Mail-Adresse oder Telefonnummer:Mail: [email protected]: 0841/305-2813

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