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Franz Steiner Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Hermes. http://www.jstor.org DIE EINHEIT VON REDEKUNST UND PHILOSOPHIE: Poseidonios bei Cicero, De oratore 3.19–24? Author(s): Robert Bees Source: Hermes, 138. Jahrg., H. 2 (2010), pp. 196-215 Published by: Franz Steiner Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/25741127 Accessed: 27-08-2015 05:08 UTC Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at http://www.jstor.org/page/ info/about/policies/terms.jsp JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. This content downloaded from 173.201.196.116 on Thu, 27 Aug 2015 05:08:36 UTC All use subject to JSTOR Terms and Conditions

25741127 - Die Einheit Von Redekunst Und Philosophie - Poseidonios Bei Cicero, De Oratore 3.19–24

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DIE EINHEIT VON REDEKUNST UND PHILOSOPHIE: Poseidonios bei Cicero, De oratore 3.19–24? Author(s): Robert Bees Source: Hermes, 138. Jahrg., H. 2 (2010), pp. 196-215Published by: Franz Steiner VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/25741127Accessed: 27-08-2015 05:08 UTC

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DIE EINHEIT VON REDEKUNST UND PHILOSOPHIE

Poseidonios bei Cicero, De oratore 3.19-24?*

Das dritte Buch De oratore eroffnet Cicero mit einer programmatischen Rede des

Crassus, die gleich zu Beginn den Zielpunkt des gesamten Werkes skizziert: die

Einheit von res und verba, von Inhalt und Ausdruck. Nichts weniger ist damit

gemeint als das Ideal des orator perfectus, der Philosophic und Redekunst in sich

vereint. Der Abschnitt 3.19-24, am Anfang der Crassus-Rede stehend, enthalt einen

geschlossenen Gedankengang, der sich folgendermaBen gliedern laBt1: er beginnt mit allgemeinen Erwagungen zur Zusammengehorigkeit von Inhalt und Ausdruck

(? 19), die am Ende mit wortlicher Ubereinstimmung wieder aufgenommen werden

(? 24)2. Dazwischen stehen drei Argumente: 1. die Beobachtung, daB in der Natur

alles durch eine Kraft geeint ist (? 20), 2. daB ebenso die verschiedenen Disziplinen durch ein gemeinschaftliches Band verbunden sind (? 21), 3. daB alle Bereiche der Redekunst eine Einheit bilden (? 22 und 23). Die Einheit wird also vom GroBen zum Kleinen herabgefuhrt.

DaB den Ausfiihrungen des Crassus - er vertritt wie auch sonst Ciceros Position - eine philosophische Quelle zugrunde liegt, hat man richtig gesehen. Die altere deutsche Forschung vermutete vielfach Poseidonios von Apameia, den bedeutenden

Stoiker des 2./1. Jhs. v.Chr., entsprechend dem Zeitgeist, den Housman einmal treffend charakterisierte, wenn er davon sprach, in Deutschland sei es ausgemacht, daB die Romer nichts anderes gelesen hatten als Poseidonios3. Heute wird man im

allgemeinen wohl vorsichtiger urteilen, doch findet sich noch im jiingsten Kommen tar zu De oratore von Leeman, Pinkster, Wisse4 der Name Poseidonios, zumindest als vermittelnde Quelle. Crassus beruft sich freilich nicht auf ihn, sondern einmal auf veteres Mi (? 20) und einmal auf Platon (?21).

Die gangigen Auffassungen zu den Angaben und den dahinter stehenden phi losophischen Quellen sind weitgehend zu korrigieren, wie im folgenden zu zeigen sein wird.

* Erweiterte Fassung eines Vortrags, gehalten am 28. Juli 2007 bei der 16. Konferenz der

International Society for the History of Rhetoric (ISHR) in StraBburg. 1 Vgl. Leeman, Pinkster, Wisse 1996: 131 ff.

2 Vgl. neque res lumen, si verba semoveris (?19) mit neque esse ullam sententiam inlustrem

sine luce verborum (? 24). 3 1912: 11. 4 1996: 135.

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Die Einheit von Redekunst und Philosophic 197

/. Sympathie (?20)

Crassus beginnt seine Argumentation mit einem Verweis auf veteres Mi - ,jene

Alten' (? 20). Diese hatten gelehrt, daB der ganze Kosmos eins sei, durch eine Kraft und ein Mitfuhlen gebunden ist (omnia haec, quae supra et subter, unum esse et una vi atque consensione naturae constricta esse dixerunt). Schon Wilkins

hat in seinem Kommentar hinter dem Begriff consensio das stoische Konzept der

Sympathie erkannt5. Eine Stelle in De natura deorum wiirde geniigen, um dies zu

bestatigen. In 3.28, einem Ruckblick auf die Rede des stoischen Referenten in Buch

2, heiBt es: oratio de convenientia consensuque naturae, quam quasi cognatione continuatam conspirare dicebas- ,deine Rede', so sagt der Akademiker, gefiel mir

gut, ,iiber den Einklang und das Mitfuhlen in der Natur, in der alles aufgrund der

Verwandtschaft zusammenatmet'. Wenig spater gibt Cicero zu erkennen, daB er

mit consensus das griechische ODUjrdGeia wiedergibt (iste quasi consensus, quam auujidGeiav Graeci vocant). Weitere Stellen kommen hinzu6.

Doch in De oratore sind nicht die Stoiker als Quelle genannt, sondern ,die Alten'

(veteres Mi). In den Kommentaren ist man sich weitgehend einig, daB hinter der An

gabe die Eleatischen Philosophen zu sehen sind7. GewiB ist die Einheit des Kosmos kein Gedanke, der zuerst in Zenons Stoa aufgebracht wurde. Er findet sich in der Tat

schon bei den vorsokratischen Philosophen. So kann man durchaus an Xenophanes denken, etwa DK 21 A 33 [I, p. 122.32f.]: oti ev to nav ebenso konnte man

aber auch auf Heraklit verweisen, zum Beispiel DK 22 B 50: ev jcdvia eivai. Es

fehlt freilich, und dies ist das Entscheidende, der spezifische Begriff der Sympathie8. Die Frage ist zudem: kann Cicero die Vorsokratiker mit veteres Mi gemeint haben?

Viel eher ist an die Auffassung des Antiochos von Askalon zu denken, der

Cicero als sein Schuler auch sonst verschiedentlich folgt, daB es vor den Stoikern

eine gemeinsame Lehre von Akademikern und Stoikern gegeben habe, ,der alten

Philosophen', der sich spater die Stoiker - mit lediglich veranderter Terminologie -

angeschlossen haben9. In den academici libri 1.15-32 findet sich eine geschlos

5 1892: 421 (?Cicero is doubtless thinking of the auuraxGeia of the Stoics"); vgl. Leeman,

Pinkster, Wisse 1996: 139 (?Terminologie und Gedanke sind stoisch"). 6 Nat. deor. 3.18 wird vom stoischen Referenten gesagt: totius mundi convenientiam consen

sumque adferebas, in de div. 2.33 allgemein von den ,Naturphilosophen': quae et uno consensu

iunca sit et continens, quod video placuisse physicis, eisque maxume, qui omne, quod esset, unum

esse dixerunt. Vgl. Manilius 2.63 {consensus; hierzu Lapidge 1989: 135 ff.). 7 Vgl. bereits Ellendt 1840: 358 (?veterum philosophorum Eleatici potissimum, Xenophanes

Parmenides Zeno Eleates omnia unum esse dicebant"); danach z. B. Wilkins 1892: 420; Merklin

21991: 459 Anm. 182; Leeman, Pinkster, Wisse 1996: 132ff., 137 f. Vgl. Theiler 1930: 112. 8 Richtig bemerkt Wilkins 1892: 421: ?consensione does not apparently correspond to any

philosophical term of the Eleatics". Das wird auch deutlich in der von Ellendt 1840: 358 beige brachten Stelle Plat., Soph. 242d (?<; evoc, ovtoc, tcov Ttdvtcav).

9 Vgl. Cic, ac. 1.15^2, fin. 4.3-18. Vgl. nat. deor. 1.16 (Antiocho enim Stoici cum Peripateti

cis re concinere videntur, verbis discrepare), fin. 5.23, wo die Stoiker ausdriicklich als Nachfolger

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198 Robert Bees

sene Darlegung dieser angeblichen Lehre, die von der modernen Forschung mit

Recht als eine pseudohistorische Konstruktion betrachtet wird. In Wirklichkeit ist

rein stoische Lehre zuriickprojiziert, so auch der Gedanke der Einheit der Dinge

aufgrund der Sympathie: durch die alles durchstromende Kraft, es ist die gottliche Allnatur, wird eine Welt geschaffen, die in sich koharent ist, so daB kein Teil au

Berhalb stehen kann (e quibus in omni natura cohaerente et continuata cum om

nibus suis partibus unum effectum esse mundum, extra quern nulla pars materiae

sit nullumque corpus ?28)10. In gleicher Weise heiBt es De oratore 3.20: nullum est enim genus rerum, quod aut avulsum a ceteris per se ipsum constare aut quo cetera si careant, vim suam atque aeternitatem conservare possint

- ?Denn es gibt

keine Art von Dingen, die von den anderen getrennt fur sich allein bestehen kann, und keine, ohne die die anderen ihr Wesen und ihre Unverganglichkeit bewahren

konnen"11. Die philosophische Grundlage fur Ciceros Bemerkung ist das stoische

Konzept der Sympathie, die Voraussetzung ist fur den Erhalt des Kosmos12. Cicero

hat die Lehre nach Antiochos gegeben, daher die Berufung auf veteres13. DaB ?die Verweisung auf die veteres in 3,20 letztendlich stoischer Herkunft" sei,

wie bei Leeman, Pinkster, Wisse14 zu lesen, ist hingegen auszuschlieBen, solange kein Beleg fur eine derartige Quellenangabe in stoischen Zeugnissen gefunden ist.

Gleiches gilt fur die Vermutung: ?Die Eleaten wurden wahrscheinlich durch die

zeitgenossische Stoa als Vorganger ihrer au|X7id08ia-Lehre beigefuhrt"15. Auszu

schlieBen ist auch, daB es sich bei 3.20 um eine auf Poseidonios zuriickzufiihrende

?Lesefrucht Ciceros" handele, wie Theiler16 vermutet hat. Die Sympathie ist nichts

fur Poseidonios Charakteristisches, wie die altere Forschung nach Karl Reinhardt

meinte. Poseidonios hat die Lehre von der Sympathie zwar auch vertreten, doch weder als erster noch in einer besonderen Weise17.

der , Alten' erscheinen (ergo institute veterum, quo etiam Stoici utuntur, hinc capiamus exordium). Zum Standpunkt des Antiochos, der weitgehend stoische Lehre vertreten, diese aber akademisch

modifiziert hat, vgl. Gorler 1994: 938 ff. Lesenswert auch Barnes 1989. 10 DaB es sich hierbei um ,eine rein stoische Doktrin" handelt, betont mit Recht Gorler 1990:

127. 11 Ubersetzungen von De oratore hier und im folgenden nach Merklin 21991.

12 Vgl. Bees 2004: bsd. 149ff. Zum Aspekt der Erhaltung in de or. 3.20 (constare

- conservare)

vgl. etwa nat. deor. 2.119 (copulatio rerum et quasi consentiens ad mundi incolumitatem coagmen tatio naturae) und 2.19 (,die Sympathie sorgt durch die RegelmaBigkeit von Jahres- und Tageszeiten fur das Gedeihen auf der Erde'), 2.56 (,aus der Ordnung und RegelmaBigkeit am Himmel ergibt sich die Erhaltung des Ganzen').

13 Vgl. bereits Kroll 1903: 594.

14 1996: 133. 15 1996: 138. 16 1930: 112. 17 Ausfuhrlich hierzu Bees 2004: 136ff.

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Die Einheit von Redekunst und Philosophic 199

II. Band (?21)

Die Einheit der Wissenschaften wird begriindet mit einem ,bekannten Satz Pla tons': est etiam ilia Platonis vera et tibi, Catule, certe non inaudita vox, omnem

doctrinam harum ingenuarum et humanarum artium uno quodam societatis vin

culo contineri (? 21) - ?so ist doch auch der Ausspruch Platons wahr und fur dich,

Catulus, gewiB nicht neu, daB die gesamte Lehre dieser edlen Wissenschaften, die

dem Menschen eigen sind, durch ein bestimmtes, gemeinschaftliches Band ver

bunden wird". Danach waren also die gesamten Wissenschaften durch ein Band

geeint. Nach verbreiteter Meinung18 handelt es sich hierbei um einen Reflex von

Ps.-Plat., Epinomis 992a: 5eouo<; yap rcecJmKdx; rcdvicav xomcov elq dva^avfjoexai

5iavoouu?voi<; -

,Denn jedem, der nachdenkt, wird sich ein naturliches Band

all dieser Gegenstande zeigen'. Im Zusammenhang der Stelle geht es allerdings nicht um das ,Band\ das alle wissenschaftlichen Disziplinen eint, es geht um das

einigende Prinzip innerhalb der mathematischen Wissenschaften19. Die Frage wird gestellt, ob Cicero selbst die Epinomis gelesen hat20 oder ob er

die Stelle nur iiber eine vermittelnde Quelle kennt. Auch hier wurde an Poseidonios

gedacht21. Dies allerdings aufgrund von MutmaBungen, die zusammen mit der These stehen, die Sympathie sei Poseidonios' eigenstes Gut. Leeman, Pinkster, Wisse (1996: 134f.) haben angesichts der Differenz bei Cicero - er spricht vom

Band aller Disziplinen - zu der Erklarung gegriffen, es handele sich um eine ?Um

deutung", freilich diese nicht Cicero selbst zugeschrieben, sondern Poseidonios,

?wenigstens der Umgebung von Poseidonios". Einen Beleg fiir diese Vermutung

gibt es freilich nicht. Da Cicero sich als Akademiker versteht22, so wird man ihm

gewiB die Kenntnis des in der Epinomis vorliegenden Bildes vom Band zwischen

18 Vgl. Wilkins 1892: 421; Theiler 1931: 352; Merklin 21991: 459 Anm. 183. Der Verweis

bereits bei Ellendt 1840: 361. 19 In dieser Hinsicht waren die Uberlegungen des Epinomis-Autors durchaus von Wirkung, wie

die Weiterfuhrung des Ansatzes bei Eratosthenes von Kyrene zeigt (vgl. hierzu Geus 2002: 149ff.;

in dem Zeugnis bei Proklos, comm. in prim. Eucl. elem. p. 43.22 f. Friedlein meint ot>v5eauoc, tcov jLiaGriumoov ?einheitliches Band der Mathematik", so KrAmer 22004: 127.) Zu verweisen ist

allerdings auch auf Speusipp bei D.L. 4.2 (= fr. 2 Isnardi Parente = fr. 70 TarAn): ev toic, u<x0T|

jiaaiv eGedaaxo to koivov Kai a\)vq)Kei(oae Ka9' oaov r\v 8\)vax6v aXkr\koiq, wo die iiaGfiuma alle Disziplinen meinen; vgl. Isnardi Parente 1980: 134 (?il fondo comune di tutte le discipline");

Metry 2002:7 mit Anm. 1 (hier weitere Literatur). Wie aus Ps.-Iambl., theolog. arithm., p. 82.10ff.

De Falco (= fr. 122 Isnardi Parente = fr. 28 TarAn) hervorgeht, hat Speusipp als Prinzip des

Seienden die Zehn angesehen. 20

SkeptischKROLL 1903:594; Leeman, Pinkster, Wisse 1996:134. Hingegen halt TarAn 1975:

165 Anm. 701 Kenntnis der Epinomis fur wahrscheinlich, da sie Teil der Platonausgaben war. 21 Theiler 1931: 352. 22 Wichtig fur unsere Frage ist Ciceros Bekenntnis in or. 12, er sei nicht aus den ,Lehrstatten

der Rhetoren, sondern den Hallen der Akademie' zum Redner geworden (fateor me oratorem ...

non ex rhetorum officinis, sed exAcademiae spatiis exstitisse). Ad fam. 9.25 (22). 1 spricht Cicero

von magna rixa zwischen Zenon und ,unserer Akademie'.

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200 Robert Bees

einzelnen Disziplinen zugestehen konnen, und gewiB hatte er auch keiner Vermitt

lung fur die Ausdehnung auf alle Disziplinen bedurft23. Dennoch laBt sich eine Quelle fur dieses Verstandnis festmachen. Es fuhrt

der Weg auch hier zur Stoa, freilich nicht zu Poseidonios, sondern die Lehre der

Schulgriinder, und zwar wiederum iiber die akademische Modifizierung des An

tiochos von Askalon. Wir finden das kosmische ,Band4 vielfach in der stoischen

Physik, so im AbriB der stoischen Theologie bei Cicero, nat. deor. 2.115: maxime autem corpora inter se iuncta permanent, cum quasi quodam vinculo circumdato

colligantur24. Die Ubereinstimmung mit der oben betrachteten Stelle in ? 20 ist

deutlich: hier wie dort geht es um die Erhaltung, die eben durch die Sympathie

gewahrleistet wird, die das Band zwischen den Dingen bildet25. Wenn in ? 21 die

Sympathie gepriesen wird, die nicht nur den Kosmos, sondern auch die einzelnen

Disziplinen der Wissenschaften eint (mirus quidam omnium quasi consensus doc

trinarum concentusque reperitur), so ist die Begrifflichkeit eindeutig stoisch wie

schon in ? 2026. Dafiir, daB Cicero sich jedoch nicht auf die Stoa beruft, sondern auf

Platon, durfte die Erklarung schlichtweg die sein, daB Cicero auch hier der Lehre

des Antiochos gefolgt ist, rein Stoisches auf eine Lehre der Alten zuruckprojiziert, die wesentlich auf Platon und Sokrates zuriickgehe27.

Wir wissen, daB die Stoiker ihr Lehrgebaude, bestehend aus Logik, Physik und

Ethik, als ein organisches Ganzes verstanden und dies mit vergleichenden Bildern

veranschaulicht haben: einem Lebewesen, einem Ei, einem fruchtbaren Acker, einer gut befestigten Stadt. Quelle hierfiir sind Sext. Emp., adv. math. 7.16 und D.L. 7.4028. Wichtig fur unsere Frage ist die Nachricht bei Diogenes Laertios, daB

,einige Stoiker4 den Zusammenhang aller Teile der Philosophic (und wohl auch aller einzelnen Lehrfacher) so eng sahen, daB kein Teil vom anderen getrennt sei, sondern gemischt und daB daher auch die Lehre gemischt sein solle, d. h. daB man

die einzelnen Disziplinen nicht isoliert behandeln konne (Kai ouGev jiiepoq xoij

23 Saltzmann 1885 hat Ciceros vielfaltige Bezugnahmen auf Platons Schriften zusammenge stellt. Zu Ciceros Verhaltnis zu Platon und Sokrates vgl. Burkert 1965; Gorler 2001.

24 ,am langsten bleiben die Korper bestehen, die einander verbunden sind, da sie wie von

einem Band umgeben zusammengehalten werden'. Die These von Jaeger 1914: 96 ff., das Motiv

des Bandes fiihre zu Poseidonios, ist verkehrt (vgl. hierzu Bees 2004: 184 und Anm. 201 mit

weiteren Stellen). 25 Auch in ? 20 ist die Vorstellung des Bandes zu erkennen (constricta entspr. auv8?5eu?va,

soTheiler 1930: 112). 26 Die Termini consensus und concentus stehen fur die Sympathie, wie de div. 2.34 zeigt (qua

ex coniunctione naturae et quasi concentu atque consensu, quam o"UU7id0?iav Graeci appellant). 27 Der SchluB bei Taran 1975: 165, Cicero habe in Epinomis 991e5f. hineingelesen ?a Stoic

notion which is not there", ist also sinngemaB auf Antiochos zu iibertragen. Cicero folgt in der

Methode seinem Lehrer, der nach Sext. Emp., Pyrrh. hyp. 1.235 ,die Stoa in die Akademie tiber

fiihrte, so daB man sagte, er lehre stoische Philosophic in der Akademie' (ev ,AKa8r)|Liia ?\Xoco??\ id GTCDIKd).

28 Die beiden Zeugnisse stehen unter SVFII 38.

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Die Einheit von Redekunst und Philosophic 201

exepov &7cok?Kpla9ai, Ka6d xiveq aWv <|>aGiv, aXka u?ui%6ai amd. icai tt)v

Tcapd8ocnv uikttvv eranouv)29. Die Ubereinstimmung mit Ciceros AuBerung ist

evident, zumal durch die Vorstellung, daB kein Teil unverbunden sei, was fur die Allnatur gilt und eben auch, nach Ubertragung, fur die Wissenschaften30. Makrokos mos und Mikrokosmos unterliegen denselben Gesetzen, das ist stoisch gedacht31.

Warum nun Platon fur das Konzept des Bandes zitiert wird und nicht die Stoiker, auch hierfur scheint mir Ciceros Verpflichtung gegeniiber Antiochos eine Antwort zu geben. Antiochos leitete die sogenannte Lehre der Alten von Platon ab (z.B. ac. 1.33) und hat daher seiner Konstruktion einen platonischen Anstrich gegeben, freilich nur oberflachlich, denn im Grunde ist sein System unplatonisch, da rein materialistisch wie das der Stoa32. Diese Ambivalenz liegt auch in ? 21 zugrunde, wenn auf der einen Seite Platon zitiert wird, dann jedoch die Argumentation in der

stoischen Sympathielehre endet, die mit der Immanenz des Gottes in der Materie auf einer Voraussetzung griindet, der Platon selbst widersprochen hat33.

In De oratore wird ausdriicklich von der Einheit aller Facher, der artes libe

rates, gesprochen. Cicero hatte sich in dieser Weise, und mit sprachlich eindeu

tiger Ubereinstimmung (wie man schon lange gesehen hat)34, bereits in der Rede

Pro Archia geauBert (etenim omnes artes quae ad humanitatem pertinent habent

quoddam commune vinculum et quasi cognatione quadam inter se continentur ? 2). Hier findet sich jedoch kein Verweis auf Platon oder die Akademie als Quelle35.

29 7.40. AusschlieBlich an Poseidonios zu denken ware trotz Sext. Emp., adv. math. 7.19 (= F 88 EK), wonach Poseidonios wegen der ,Untrennbarkeit' der Disziplinen statt des Bildes vom

Obstgarten das Bild des Lebewesens bevorzugt habe, verfehlt. Denn der Vergleich der Philosophic mit einem Lebewesen findet sich bei D.L. 7.40 als gemeinstoisch und bei Sext. Emp., adv. math.

7.16 das Bild eines Eis. Wie Kidd 1988: 353 zu Recht anmerkt, versinnbildlicht auch das Ei eine

organische Einheit (?entirely ignored by Posidonius' criticism"). 30 Dem Begriff drcoKEKpioGai entspricht avulsum in ? 20 (falsch vermutet Theiler 1930: 112

hinter avulsum das gr. dneoTcaauEvov, denn dadurch ware ein qualitativ gleichwertiger Teil gemeint;

vgl. z. B. D.L. 7.143 = SVFII633, wo die Seele des Menschen als Stuck der Weltseele erscheint). 31

Vgl. hierzu Bees 2004: 185 ff. 32 Nachweis bei Gorler 1990: 127ff. 33 Etwa Krat. 412cff. 34

Vgl. Ellendt 1840: 361. 35 Die Rede stammt aus dem Jahre 62 v.Chr. Leeman, Pinkster, Wisse 1996: 134 schlieBen

aus etenim darauf, daB es sich wie ?21 {ilia Platonis ... vox) um ?eine aus dem urspriinglichen

Zusammenhang isolierte Aussage" handele, was auf die Epinomis als Quelle fiihre. Der SchluB

erscheint nicht zwingend, denn auch das Konzept der Stoa kann als bekannt vorausgesetzt werden.

DaB die Stoiker gewiB bei Platon Anleihen nahmen (bsd. Tim. 31b-c), wenn sie vom kosmischen

Band sprachen (vgl. SVF II548,719; Mark Aurel 6.38; die oben zitierte Stelle Cic, nat. deor. 2.115

[vinculum] gibt gemeinstoische Lehre wieder. Die ,Schicksalskette' erscheint als 87tia\)v8eciq in

SVF II917,918), wird man nicht dagegen anfuhren konnen. Denn fiir die Folgezeit waren sie ein

fluBreicher als alle Vorlaufer. Zu beachten ist auch, daB Pro Archia 2 von einer, All-verwandtschaft'

(cognatio) die Rede ist, was eindeutig in die stoische Kosmologie weist.

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202 Robert Bees

DaB es sich um altstoische Lehre handelt, darauf fuhren auch indirekte Belege, die der Rezeption bei dem sophistischen Redner Aelius Aristides zu entnehmen sind.

Aelius bezeichnet in seiner gegen Platon gerichteten Verteidigung der Redekunst

die Rhetorik als auv8?auo(;, als ,Band\ durch das die menschliche Gemeinschaft

gesichert wird (64 D = ? 210), das Gesetz und Recht verbiirgt (71 D = ? 233), ja die

Rhetorik erscheint ihm sogar als ein Band, das den Kosmos zusammenhalt (oiiv Secuov Tf|v pTycopiKrrv xov navxoq 144 D = ?424). Der Hintergrund ist eindeutig stoisch, worauf Sohlberg hingewiesen hat, der auch die Ubereinstimmung zu de or.

3.21 gesehen hat, freilich die Tradition nur bis zu Diogenes von Babylon zuruckfuhrt

(2. Jh. v.Chr.)36. Es handelt sich dabei aber gewiB um Anleihen aus der Lehre der

Alten Stoa, wie die oben angefuhrten Zeugnisse zur Sympathie und Einheit des

Kosmos belegen. Fur die Stoa ist ,die Beredsamkeit von Natur aus zum Wohl und zur Erhaltung der Menschheit gegeben' (eloquentiam a natura ad salutem hominum et ad conservationem datam)31. Der Redner ist somit eingebunden in die stoische

Ethik, deren Kern die Oikeiosis bildet (die in einer ihrer drei Zielrichtungen eine von der Natur bewirkte Hinwendung zum Mitmenschen beschreibt)38. Auf diese

Auffassung greift Aelius ganz offensichtlich zuriick39.

///. Einheit der Redekunst (?22-23)

Worauf Cicero durch den Sprecher Crassus hinauswill, ist nun die Einheit der

gesamten Redekunst: una est enim ... eloquentia heiBt es programmatisch in ? 22.

Im folgenden Abschnitt umreiBt Crassus die allumfassenden Inhalte der Rede: nam sive de caeli natura loquitur sive de terrae, sive de divina vi sive de humana ... (? 23). Ob von der Natur des Himmels oder der Erde, ob von gottlichem oder

menschlichem Vermogen usw. die Rede ist, tiberall bleibe die Kunst des Redners dieselbe. Was auffallt, ist die Nahe zur stoischen Definition der Philosophic als

,Wissen von gottlichen und menschlichen Dingen' (oi uev ouv Etghkoi etyaoav

36 Sohlberg 1972 (zu de or. 3.21 vgl. 181 Anm. 33). 37

Cic, off. 2.51 = Pan., fr. 95 van Straaten = 117 Alesse; vgl. leg. 1.62. 38 Ausfuhrlich hierzu in meinem Artikel ?Die Rhetorik der Stoa" (2009). 39 Sohlberg 1972: 181 Anm. 33 fiihrt eine Stelle in der Rhetorik Philodems an, um die Vor

stellung des Bandes zu belegen: ... rnv pr|To[pi]Knv evap[uo]aavT?<; Eiq a[v]xr\v a[Ko]tyaivov<n

T?[%]vr|v, iv' ofulTox; 6 Ka^ot)(i?vo(; yevi\[xai] t?v te^vcov at>[v8?]ouo<; (1.3, fr. 1 = Suppl. 4.9 f.

Sudhaus). Wenn die Erganzung ouvSeguoc; richtig ist, so stellt Philodem ein einigendes Band der

Technai in Abrede, wozu auch die Rhetorik gehort, und polemisiert damit gewiB gegen die Stoa, die eben von der Einheit der Disziplinen ausgegangen ist. Allerdings kann dies nur unter Vorbe

halt geschlossen werden, da die Rekonstruktion des Textes bei Longo Auricchio 1977: 3 ganzlich abweichend ist (xvty[X]w a({>[aipi]cuo<;). Sext. Emp., adv. math. 2.31 nennt die Gesetze ,Band

der Stadte' (vouoi notem eici cuvSecuoi) und wendet dies gegen die Rhetorik ein, deren Besitz

,schadlich' sei. Auch diese konnte antistoische Polemik sein.

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Die Einheit von Redekunst und Philosophic 203

Tryv |iev ao(|)iav eivai Below xe Kai dvOpumivayv emaTrpryv SVFII35)40. Cicero

hat die Definition im ersten Buch (?212) als die Definition des Philosophen zitiert

(is, qui studeat omnium rerum divinarum atque humanarum vim naturam causasque nosse et omnem bene vivendi rationem tenere et persequi

- ,der sich bemiiht, das

Wesen und die Griinde aller gottlichen und menschlichen Dinge zu kennen ... ')41. Gleich anschlieBend wird das universale Rednerbild des Crassus - der ja Ciceros

Position vertritt - danach skizziert (qui mihi visus est omnem rerum atque artium

scientiam comprehendere uno oratoris officio ac nomine ? 213). Auch der Redner

soil samtliche Wissensbereiche umfassen42. In der von Cicero zitierten Definition wird als Aufgabe des Philosophen ge

nannt, die Griinde der Dinge zu kennen (causasque nosse or. 1.212)43. In ? 21 ist

ebenfalls von den Ursachen die Rede: ubi enim perspecta vis est rationis eius,

quae causae rerum atque exitus cognoscuntur, mirus quidam omnium quasi con

sensus doctrinarum concentusque reperitur. Hier mag der Zusatz zugrundeliegen, den zwar nicht namentlich bezeugt, aber doch wahrscheinlich Poseidonios zu

der gemeinstoischen Definition gemacht hat44. Denn kennzeichnend fur die Art

seines Philosophierens ist ,in hohem MaB die Suche nach den Ursachen und das

Aristotelische' (Strabon 2.3.8 = T 85 EK)45. Mag sein, daB dies auch in ?21 vor

schwebt. Leeman, Pinkster, Wisse (1996: 134ff., 140) wollen in der Erwahnung der Griinde und Ursachen in ?21 ein ?Kausalitatsprinzip" entdecken (ratio eius

...): ?Das Prinzip ist hochstwahrscheinlich das Kausalitatsprinzip selbst, das auch

das Band zwischen den artes bildet" (S. 140)46. Es geht fur Cicero allerdings um

die Ursache in den Erscheinungen der Allnatur, deren Erkenntnis ein gemeinsames

Prinzip erhellt, nicht ist die Suche nach den Ursachen das Band. Nicht folgen kann man auch dem Hinweis auf Poseidonios' Position zum Verhaltnis zwischen Phi

losophic und Einzelwissenschaften, das, wie richtig dargestellt (S. 135), zwar auf

dem Prinzip der Ursachenforschung (dem aitiologikon) beruht, das Poseidonios

40 Dazu SVFII 36; Sen., ep. 31.8,74.29, 88.33, 35 (vgl. ep. 95.52,54), 104.22 (mit Berufung auf Chrysipp und Poseidonios).

41 Cicero zitiert die Formel auch Tusc. 4.57, 5.7, off. 1.153. 2.5. In Tusc. 5.7 und off. 2.5 ist

die Formel antiqui bzw. veteres philosophi zugeschrieben; auch hier ist EinfluB des Antiochos zu

konstatieren. 42 Dafiir lassen sich zahlreiche Stellen anfiihren, z. B. 1.80: einem Redner werde reichere Aus

drucksfahigkeit zuteil si quis omnium rerum atque artium rationem naturamque comprehenderit,

3.54: der wahre Redner soli kennen quae sunt in hominum vita. Wichtig 3.76, wo die einzelnen

Bereiche genannt werden. 43 Ebenso off. 2.5. 44 In dem Poseidonios zugewiesenen Zeugnis Philon, congr. erud. gr. 79 ist die Definition der

Weisheit als z%\ori\\n\ Geicov Kai dvBpamivoav erweitert um Kai tcov towcov aixiwv. Seneca, ep.

89.5 lehnt dies ausdriicklich ab, gewiB auf dem Standpunkt der Alten Stoa stehend. Zur Frage der

Authentizitat Steinmetz 1994: 683 f. 45 Dazu Sen., ep. 88.26, 27 (= F 90 EK), ep. 95.65 (= F 176 EK). 46

Vgl. S. 134

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204 Robert Bees

aber vollig anders bestimmt hat als Cicero47. Ein Beleg fur Poseidonios als Quelle des gesamten Gedankens in ? 21 kann daher aus der Nennung der Ursachen nicht

abgeleitet werden.

Die Einheit der Redekunst steht nach Ciceros Bestimmung in einer Analogie zur Einheit der Wissenschaften48 - man kann wohl sagen, wie Mikrokosmos zu Makrokosmos. Dieses parallele Verhaltnis ist kennzeichnend fur stoisches

Denken, nicht jedoch erst des Poseidonios49. Wenn Cicero formuliert: una est...

eloquentia (? 22) und es in der stoischen Doxographie heiBt: eva tov koouov ei

vat, so ist von bewuBtem Anklang auszugehen. Bei Diogenes Laertios (7.140), der so die stoische Auffassung vom Kosmos referiert, ist die Einheit ausdnicklich

mit dem Konzept der Sympathie verbunden. Bedeutsam ist die Sympathie fur

die Erhaltung des Kosmos, dessen Uberleben (bis zur Ekpyrosis) durch den Zu

sammenhalt aller Teile gesichert ist. Auf diese Lehre greift Cicero zunick, wenn

er die Einheit mit der Erhaltung verbindet: nullum est enim genus rerum, quod aut avulsum a ceteris per se ipsum constare aut quo cetera si careant, vim suam

atque aeternitatem conservare possint (? 20). Wenn sich eine solche Aussage innerhalb einer Darlegung uber die Redekunst findet, so ist der SchluB, daB ein

ubergreifendes philosophisches Weltbild zugrundeliegt, gewiB berechtigt. Denn

liber einzelne Ratschlage zur Technik des Redens geht dies weit hinaus50. Hier

ist ohne Zweifel stoische Lehre adaptiert51. Wir finden auch in anderen Abschnitten des 3. Buches De oratore eine Be

zugnahme. Gleich anschlieBend an unseren Abschnitt wird in ? 25bff. liber den

Zusammenhang zwischen Kunst und Natur gehandelt. Die Analogie hat Zenon in

seiner Bestimmung der gottlichen Allnatur als ,kunstlerisch tatiges Feuer' (ignis

artificiosus) zugrundegelegt. Cicero fuhrt dies in nat. deor. 2.57 f. aus. In ? 178ff. wird von der wunderbaren Ordnung des Kosmos auf die Beschaffenheit der Rede

geschlossen, in der Nutzen und Schonheit vereint sind. Hier liegt der Gedanke einer Vollkommenheit der Welt zugrunde, die sich im Ganzen und in alien Teilen

manifestiert, ausfiihrlich dargestellt von Cicero im 2. Buch De natura deorum52.

47 Vgl. unten Abschnitt V.

48 So richtig Schulte 1935: 80. 49

Vgl. Bees 2004: 185ff. 50 Nicht zustimmen kann man deshalb Theiler 1930: 112: ?Die Satze sind eine Lesefrucht

Ciceros, passen eigentlich hier nicht, wo von der Einheit der rhetorischen t?%vn die Rede ist".

Nach Theiler hatten wir hier einen Beleg, ?wie Poseidonios die xenophaneische Formulierung in

seine eigene Lehre von der Welteinheit und Weltsympathie ubernahm". Hier kommt signifikant die Arbeitsweise der alteren Quellenforschung zum Ausdruck, wo aus erschlossenen Zeugnissen des Poseidonios eine vorgefaBte Meinung zu Poseidonios bestatigt wird, um diese dann fur weitere

Zeugnisse anzuwenden. 51

Vgl. oben S. xx [3] 52

Vgl. Bees 2004: 121 ff.

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Die Einheit von Redekunst und Philosophic 205

IV Einheit von Redekunst und Philosophie (?19, 24)

Nam cum omnis ex re atque verbis constet oratio, neque verba sedem habere pos sunt, si rem subtraxeris, neque res lumen, si verba semoveris (? 19)

- ?Denn da sich

jede Rede aus der Sache und der Formulierung zusammensetzt, kann einerseits die

Formulierung keine Basis haben, wenn man die Sache wegnimmt, andererseits fehlt

der Sache die Erhellung, wenn man die Formulierung von ihr trennt". Am Ende unseres Abschnittes wird, mit Blick auf diesen Grundsatz, das AuseinanderreiBen von Inhalt und Ausdruck beklagt: qui, quae complecti tota nequeunt, haecfacilius divulsa et quasi discerpta contrectant (? 24)

- ?was sie als Ganzes nicht erfassen

konnen, zerreiBen und zerpfliicken sie gleichsam, um leichter damit zu hantieren"53.

Zugeschrieben wird solches Verhalten der Masse und den Menschen, die nur eine

oberflachliche Bildung haben. Sie trennen res und verba, was den Untergang bei

der Bereiche zur Folge hat. Anders, so heiBt es in ? 20, war es bei den , Alten', die

weiter sahen, die mehr ,erfaBten' (veteres Mi maius quiddam animo complexi). Auf die (fiktiven) veteres ist, wie gezeigt, stoische Lehre zuruckprojiziert54. Dies

laBt sich nun auch von anderer Seite bestatigen. Die Bemerkungen sind in dem historischen Kontext zu sehen, den Cicero in

3.56-73 entfaltet: Urspriinglich war die Einheit von Handeln und Reden:... erant

quidem eique multi, qui aut in re publica propter ancipitem, quae non potest esse

seiuncta, faciendi dicendique sapientiam florerent (? 59) - ?es gab bestimmte

Manner, und nicht wenige, die sich ... durch ihre doppelte und dabei untrennbare

Weisheit des Handelns und Redens im offentlichen Leben Ruhm erwarben".

Genannt werden dann unter anderem Themistokles und Perikles. Doch wird ihre

Stellung angegriffen, vor allem durch Sokrates. Er trennt, wie es in ? 60 heiBt, ?in seinen Unterredungen die Wissenschaft des philosophischen Erkennens von der

des wirkungsvollen Ausdrucks, obwohl sie in der Sache doch zusammenhangen"55. Cicero tadelt die Trennung mit scharfen Worten: ?Daher stammt jene so unsinnige, nutzlose und tadelnswerte Trennung gleichsam zwischen Zunge und Gehirn, die

dazu fuhrte, daB uns die einen denken und die andern reden lehrten" (?61). Cicero

kampft, was sehr bemerkenswert ist, versteht er sich doch als Akademiker, gegen

53 Zu divulsa vgl. avulsum in ? 20. 54 Dafur spricht auch, daB mit complecti in romischen Darstellungen und Reflexen stoischer

Kosmologie (vgl. z.B. Sen., de otio 4.2; Lucan 4.189; Apul, de mundo 343) das gr. ovutcaekeiv

wiedergegeben ist (hierzu Lapidge 1989: 1406, 1419). DaB derselbe Begriff fur die Sichtweise

derjenigen Philosophen erscheint, deren Kosmologie Cicero zugrundelegt, ist wohl kein Zufall.

Fur die Aussage, die veteres hatten mehr und scharfer gesehen als die Heutigen {plus multo etiam

vidise videntur, quam quantum nostrorum ingeniorum acies intueri potest ? 20), ist nicht mit Leeman,

Pinkster, Wisse 1996:138 auf Sext. Emp., adv. math. 9.28 zu verweisen (wo Poseidonios wohl mit

Recht erkannt wird, F 305 Th: ,einige jiingere Stoiker behaupten, daB die ersten erdentsprossenen Menschen die jetzigen an Einsicht weit ubertroffen hatten'). Denn hier geht es doch wohl um eine

feme Urzeit. 55 Merklin 21991 tibersetzt ?zusammenhingen".

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206 Robert Bees

die Auffassung des Sokrates. Zu bedenken ist, daB Cicero die Figur des Sokrates

ansonsten sehr wohlwollend behandelt, ja sich selbst in gewisser Weise in seine

Nachfolge stellt56. Was die Verbindung von Redekunst und Philosophic anbelangt, die das Ziel seines rednerischen Ideals ist, so muBte er sich von Sokrates absetzen, der als Gesprachspartner in den Dialogen Platons eine fundamental verschiedene

Position vertritt, die in der Ideenlehre Platons begrundet ist. Platon macht keinen

Hehl aus seiner Verachtung der Volksredner, der Politiker sowenig wie der So

phisten. Um nur auf einige Stellen hinzuweisen: Im Theaitet 172c ff. bezeichnet er

die Redner als unfreie Knechte und Kleingeister, die Philosophen als Freie. Dies

zeigt sich etwa, wenn die Redner iiber Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit sprechen, sich lacherlich machen - weil sie nur den einzelnen Fall betrachten konnen, der

Philosoph hingegen das Wesen des Guten an sich kennt (175b8ff.). Im Phaidros

argumentiert Platon von der Warte einer idealen Rhetorik aus, die auf der Kennt

nis der Idee des Guten beruht, ja auf der Kenntnis der Natur des Ganzen (vgl. T?j<; xou 6Xov tyvcewq 270c2). Nun sei es so, daB alle groBeren Kiinste ,etwas von

spitzfindigem und hochfliegendem Geschwatz iiber die Natur' brauchten, Grund des Erfolgs etwa bei Perikles, der mit Anaxagoras zusammentraf (269e4ff.). Ein

wirkliches Wissen wird ihm danach abgesprochen. Im Gorgias ist die Rede von

Mannern, von denen man sagt, sie hatten Athen groB gemacht, in Wirklichkeit sei die Stadt nur aufgedunsen und verdorben: ?Denn ohne sich um MaB und

Gerechtigkeit zu kummern, haben sie die Stadt mit Hafenanlagen und Werften, Mauern, Steuern und anderen solchen Nichtigkeiten angefullt. Wenn nun einmal

der Ausbruch dieser Krankheit folgt, dann werden sie die Ratgeber beschuldigen, die dann da sind; Themistokles aber, Kimon und Perikles, die wirklichen Urheber des Unglucks, werden sie lobpreisen" (518ef.)57. Nun zahlen aber Perikles und Themistokles zu den groBen Vorbilder fur Cicero, wie in der zitierten Stelle de or. 3.59 ersichtlich, wegen ihrer sapientia. Da wird evident, daB Cicero sich von

Platons abschatzigem Urteil bewuBt distanzierte, zumal wenn er vom Redner die Kenntnis der gesamten Natur verlangt.

Im folgenden Uberblick iiber die Philosophiegeschichte, die nach Antiochos

gegeben wird (mit Ausnahme der Epikureer leiten sich alle spateren Schulen von

Sokrates ab), werden die Stoiker besonders hervorgehoben: ?Was nun die Stoi ker betrifft, die ich am wenigsten miBbillige, so will ich doch auf sie verzichten"

(?65 = FDS 52). Cicero fuhrt die stoische Ethik an, die mit den allgemeinen Vorstellungen nicht vereinbar sei, ebenfalls sei der Stil nicht brauchbar fur den

praktischen Redner. Dennoch bekennt er: hanc eis habeo gratiam, quod soli ex

omnibus eloquentiam virtutem ac sapientiam esse dixerunt - ?dafiir bin ich ihnen

dankbar, daB sie als einzige von alien die Redekunst als eine Form der Tugend und Weisheit bezeichneten". In der Tat haben die Stoiker die einzelnen Teile ihres Systems als Tugenden aufgefaBt: ?7UTf|5eiov 8e elvai uiav Kai dvorak?

56 Vgl. den Uberblick bei Gorler 2001.

57 Ubers. Rufener.

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Die Einheit von Redekunst und Philosophic 207

tt|v dpexfiv, apexaq 5e mq yeviKGrcdxa*; xpeig, (|)\)aiKfiv t)9ikt]v XoyiKfjv (SVF II 35). Damit sind die drei Bereiche der stoischen Philosophic beschrieben, wie im folgenden ausgefiihrt. Cicero selbst referiert diesen Ansatz sehr ausfuhrlich in

De finibus 3.72f., dem AbriB der stoischen Ethik: Ad easque virtutes, de quibus

disputatum est, dialecticam etiam adiungunt et physicam, easque ambas virtutum

nomine appellant (? 72). Die Bedeutung des stoischen Ansatzes fur die Theorie der

Rhetorik erhellt auch aus der Diskussion bei Quintilian, inst. or. 2.20, wo durch

das Zitat von Zenons Unterscheidung zwischen Rhetorik und Dialektik die Quelle bezeichnet ist (2.20.7 = SVF I 75).

Cicero nennt in De oratore 3.55, unmittelbar vor dem historischen AbriB, die

Redekunst eine der hochsten Tugenden (Est enim eloquentia una quaedam de

summis virtutibus), wenig spater lobt er die Stoiker, weil sie als einzige die Rede

kunst als eine Tugend ansahen. So ist klar, welche Auffassung Cicero vor Augen steht, wenn er in 3.19-24 die verlorene Einheit von Redekunst und Philosophic heraufbeschwort. Daher die vielfache Bezugnahme auf die Stoa, freilich nicht

Poseidonios im besonderen. Das Ideal hat Cicero auch im Orator entworfen, wo er programmatisch festhalt:

Grundlage der Redekunst, wie aller ubrigen Dinge, ist die Philosophic (? 70). Der

vollkommene Redner kommt von der Philosophic her (?11 ff.), er sei ohne Philoso

phic nicht denkbar (sine philosophia non posse effici quern quaerimus eloquentem ? 14), er miisse den Bereich von Physik und Ethik beherrschen (? 16). Dies stimmt

uberein mit dem in De oratore vertretenen Ansatz, der mit der stoischen Definition der Philosophic begriindet ist. An anderer Stelle (? 113-115 = FDS 38) wird die

Forderung nach umfassender Schulung des Redners, die auch Kenntnisse in der

Dialektik einschlieBt, mit Zitat von Zenon und Chrysipp unterstrichen58. Auch wenn

Cicero gewiB nicht iiberall die Stoa zitiert, wenn er die Einheit von Redekunst und

Philosophic beschwort, sie ist zweifellos seine Quelle, hat ihm die Elemente fur sein rednerisches Ideal geliefert59.

Mit Recht wird angenommen, daB Cicero in seiner eigenen Person den voll

kommenen Redner verkorpert sieht60. In off. 1.155 unterstreicht Cicero seinen

Einsatz fur das Gemeinwesen, indem er sich in eine Reihe unter anderem mit Platon

stellt: nosque ipsi, quicquid ad rem publicam attulimus, si modo aliquid attulimus, a doctoribus atque doctrina instructi ad earn et ornati accessimus. Entscheidend, daB erst die Kenntnis der philosophischen Lehren ihn nach seiner Uberzeugung

58 Zu vergleichen ist Brutus 309 = FDS 39. 59 Als Stoiker konnte sich Cicero, sowenig wie in De re publica oder De legibus, bekennen,

das verbot ihm seine philosophische Grundhaltung. Im Orator (?11) betont er, er sei nicht zum

Redner geworden in den Rhetorenschulen, sondern in den Hallen der Akademie. In de div. 2.4 will

Cicero etwa seine rhetorischen Schriften ausdrucklich zu den philosophischen gestellt wissen, dies

mit Hinweis auf Aristoteles und Theophrast, die mit der Philosophic auch Anleitungen zum Reden

verbunden hatten. 60

Vgl. Muller 1965: 80 mit Verweis auf Brutus 321 f., off. 1.155, ad Qu. fr. 1.28.

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208 Robert Bees

dazu befahigt, den Dienst als Redner zu vollziehen. In Pro Archia 1 f. spricht Ci cero von der Hilfe fur die Menschen, um dann zu betonen, er sei keineswegs nur

Redner gewesen, seien doch alle Facher verbunden61. Die Eigenschaft des Helfens

betont Cicero in besonderer Weise im Eingang der Danksagung an das Volk. Die

Rede gibt ihm Gelegenheit, sich als Wohltater der Menschheit zu stilisieren, und

hier ist ganz offensichtlich, nicht nur durch die Erwahnung der Kinderliebe, die

als Geschenk der Natur erscheint (? 2) - das ist Teil der Oikeiosislehre, daB Cicero

Anleihen genommen hat bei der stoischen Konzeption des Redners. Fiir Cicero

gilt, was fiir Aelius Aristides zu schlieBen war62.

V Auffassung in der Stoa

Cicero hat in den einzelnen Aspekten stoische Lehre rezipiert, doch ist auch das

Ganze: die Einheit von Redekunst und Philosophic, verkorpert im vollkommenen

Redner, eine Schopfung der Stoa? Betrachten wir dies abschlieBend, zunachst fiir

die Alte Stoa, dann Poseidonios. Nur der (stoische) Weise ist ein guter Redner, lautet eine Maxime (SVF III

594,612), doch dasselbe gilt auch fur andere Eigenschaften und Tatigkeiten (SVF III 548 ff.). Denn der Weise ist ein Ubermensch, der Gott gleich steht (deshalb so

selten ist wie der Phoenix). Vom Ideal des Weisen wird man die Verbindung von

Redekunst und Philosophic in der Praxis nur bedingt herleiten konnen. Cicero hat

sich wohl deshalb kritisch zu diesem Ansatz geauBert, wenn er in den einleitenden

Passagen des 1. Buchs De oratore einwenden laBt (von Antonius gegen Crassus): ?Die einen unter ihnen, wie gerade dein Mnesarch, behaupteten, die Leute, die

wir als Redner bezeichneten, seien nichts als eine Art von Handwerkern mit einer

schnellen und geiibten Zunge; ein eigentlicher Redner aber sei niemand als der

Weise, und die Redekunst selbst sei, da sie im Wissen vom guten Reden bestehe,

gewissermaBen eine Tugend" (? 83). Mnesarch ist Stoiker, Schuler des Panaitios und Schulvorstand in Athen nach dessen Tod (110 oder 109)63. Was Cicero von

ihm berichtet, laBt nochmals klar werden, daB er in seiner Bestimmung der Rede

kunst auf die Stoa zuriickgriff, allerdings wird auch hier schon klar, daB die Stoa

getrennt hat zwischen dem Redner und dem Weisen, der redet. Es ist eine klare

Trennlinie gezogen zwischen der Praxis und der Philosophie. Dazu paBt, was Cras sus ausfuhrt, der in Athen die fiihrenden Philosophen gehort hat, darunter auch den

Stoiker Mnesarch: ?sie alle suchten fast einstimmig, wie ich sah, den Redner vom

Steuerruder der Staaten zuriickzustoBen, ihn von jeder theoretischen Beherrschung

wichtiger Gebiete auszuschlieBen" (?46).

61 Die Stelle oben S. 201 zitiert.

62Vgl.obenS. 202. 63 Naheres bei Steinmetz 1994: 661 f.

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Die Einheit von Redekunst und Philosophic 209

Panaitios wird von Cicero (off. 2.51) dafiir zitiert, daB die Redekunst fiir das

Wohl der Menschen da sei. Doch gilt auch dies zunachst fiir den Weisen. Die Stoa hat sogar gefordert, daB dieser sich als Redner betatigt, daB er Politik treibt, zumin dest in den Staaten, die auf dem Weg sind sich zu vervollkommnen, wie es heiBt

(SVF III 611). Er wird auch die Fuhrung des Staates ubernehmen, wie im Referat

der stoischen Ethik in Cicero, De finibus 3.68 (= SVF III 616) ausgefuhrt. Was

fiir Diogenes von Seleukeia uberliefert ist (fr. 123, SVF III, p. 243): die Rhetorik

versohne Stadte, schmiede Allianzen, schaffe eine Verbindung zwischen den Men

schen, muB auch auf den Weisen bezogen werden. Doch gibt es auch Tendenzen, die Lebenswirklichkeit zu beriicksichtigen, wie aus einem Fragment von Chrysipps Schrift Uber die Rhetorik hervorgeht (SVF III 698): Der Weise wird als Redner

und Politiker so agieren, als seien Reichtum, Ansehen und Gesundheit Giiter. Er

wird dies tun, da die Autarkie der Tugend zu den Lehren der Stoa gehorte, die am

meisten angegriffen wurden, nur schwer Nicht-Stoikern zu vermitteln war. Wir miissen auch hier beriicksichtigen, daB Chrysipp Aussagen liber den Weisen trifft, der redet, nicht von dem gewohnlichen Redner spricht.

DaB die Kernforderung Ciceros, der Redner miisse auch Philosoph sein, nicht von stoischer Lehre gedeckt ist, laBt sich klar ersehen, wenn wir Poseidonios'

bezeugte Auffassung zur Aufgabe der Rhetorik beriicksichtigen (man hat dies im

Zusammenhang mit de or. 3.19ff., soweit ersichtlich, nicht getan). Plutarch, Pomp. 42.5 uberliefert, daB Poseidonios anlaBlich einer Bildungsreise des Pompeius nach

Rhodos eine (spater auch publizierte) Vorlesung gehalten hat mit dem Titel Gegen den Redner Hermagoras (T 39/F 43 EK = T17/F 457 Th), und zwar ,in Entgegnung hinsichtlich allgemeiner Untersuchung' (rcepi Tf^c; Ka06A,ou ?r)Tf|C?a)<; dvTixa^d

jxevoc;). Unter KaOoX^ou Cfyxi^cic, ist die Beschaftigung mit grundlegenden Fragen menschlicher Existenz zu verstehen, das Feld der Philosophen.

Hermagoras, der in die Mitte des 2. Jahrhunderts v.Chr zu setzen ist, unter schied zwei Bereiche: decexq (quaestiones)

- ,allgemeine Fragen' und vnoQeceiq

(causae) -

,einzelne Fragen', die mit einem individuellen Fall verbunden sind64. Nach dem Zeugnis Ciceros (de inv. 1.8 = fr. 6a Matches) befassen sich die allge meinen Fragen mit Problemen, die in den Bereich der Philosophic gehoren: ecquid sit bonum praeter honestatem? verine sint sensus? quae sit mundi forma? quae sit solis magnitudo? Cicero spricht von quaestio, einer ,generellen Streitfrage', die in einem Vortrag diskutiert wird, womit dasselbe gemeint sein muB wie mit

kqGo^ou Cf\vr\cxq in dem Zeugnis liber Poseidonios65. Cicero entgegnet, diese

64 Darstellung bei Matches 1958: 121 ff.; Kennedy 1963: 303ff.

65 Vgl. Wehrli 1978: 90f. Aus Sext. Emp., adv. math. 2.62 (= fr. 4 Matches: Kai 'Epuetyopcu;

xeteiov piycopoc; epyov elvai eteye to xeGev rcoAaxiKov ?f|Tr||ia 5icrri9ea0cu Kaxd xo ev8?%6u? vov 7ieioxiKc5(;) liest allerdings Matches 1958: 123 ?eine stoffliche Beschrankung ... im Gegensatz etwa zu den Behauptungen anderer Rhetoren, der Redner miisse iiber ,alles' sprechen konnen".

Sein SchluB ist daher, es handele sich ?um ein MiBverstandnis oder um Ubertreibung seitens der

Gegner" (S. 131). Fraglich, ob diese Auffassung berechtigt ist (Zweifel auch bei Kidd 1988: 196).

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210 Robert Bees

Grundsatzfragen gehorten nicht zu den Aufgaben des Redners {procul ab oratoris

ojficio), es sei ganz unverniinftig, dies dem Redner zuzuweisen, wo sich doch die

groBten Philosophen damit abmuhten. Das ist wohl die Position, die Poseidonios vertreten hat. Offenkundig ist Cicero in seinem Jugendwerk De inventione von

dem in De oratore gezeichneten Rednerbild noch entfernt. Denn Vertrautheit mit

Ethik und Physik, wie mit den Fragen des Hermagoras verbunden ist, gehort zu

den Forderungen an den vollkommenen Redner in De oratore.

Was Cicero will, ist eine ,philosophische Rhetorik'. Wir finden den Begriff (|)iA6ao(|)o<; pr|TopiKf| bei Dionys von HalikarnaB (Brief an Pompeius 6, p. 245.18

U-R). Da die Begriindung, die der Stilkritiker gibt, zu Ciceros Anspruch stimmt, so wird man den Begriff auch fur dessen Ideal anwenden konnen. Dionys will zu

der Ansicht fuhren, daB Studenten der philosophischen Rhetorik sich befassen

miiBten mit ,Brauchen der Barbaren und Griechen, den verschiedenen Gesetzen und Formen der Regierung, Leben und Taten der Manner, Tod und Schicksal'. Hier

wird in umfasssender Weise Kenntnis der menschlichen Dinge eingefordert, wie

Cicero dies mit Anfuhrung der stoischen Definition der Philosophic unternimmt (de or. 1.212)66. Dionys stellt den Historiker Theopomp, einen Schiiler des Isokrates, als Vorbild hin, da in dessen Werk nicht nur Material zum Bereich der Menschen

vorliege, sondern auch eine Analyse der Griinde gegeben werde (ei^etd^eiv Kai

xaq d(|)av?i<; oxxxaq xc5v 7rpd^8Q)v Kai tc5v 7rpa^dvxu)v axrcdc;), was zur Aufhellung von Tugend und Laster fiihre. Das sind Kennzeichen einer moralischen Geschichts

schreibung, die schon Polybios in seinem Proom dargelegt hat und die spater Diodor

in seiner Vorrede skizziert. Wichtig ist fur unseren Zusammenhang, daB Cicero in gleicher Weise von den Griinden spricht, die der Redner kennen musse (? 21).

Dionys beklagt den gegenwartigen Zustand der Redekunst, der unter anderem dadurch gekennzeichnet ist, daB sie nichts mit der Philosophic zu schaffen hat

(De antiquis oratoribus 1). Fruher, vor Alexander dem GroBen, sei dies anders

gewesen, in der die ,alte philosophische Rhetorik' (f) dp%cua Kai (|uA,6ao(|)0<; pnTopiKf]) bliihte. Von einer Zeit der Alten spricht auch Cicero, mag er freilich anderes damit verbinden, doch die Ruckwartsgewandtheit auf ein Ideal, das es zu erneuern gilt: eine Redekunst, die auf das Ganze blickt, dies trifft auch fur ihn zu. Hermagoras wird mit seinem Anspruch vorausgegangen sein. Wie tief sein

Wissen war, laBt sich schwer beurteilen. Folgt man Aper bei Tacitus (dial. 19), so muBte von einem ,Hineinriechen' in die Philosophic gesprochen werden und einem Einfiigen einzelner Stellen. Fur Cicero gilt das nicht, der als einer der besten Kenner griechischer Philosophic gelten muB, und so wird man die Feststellung bei Tacitus, zu seiner Zeit sei die Anwendung philosophischer Lehren bei den Rednern nicht mehr neu und unbekannt, auf die Leistung Ciceros im besonderen zuriickfuhren. DaB Cicero weiter ging als Hermagoras, laBt sich aus de or. 2.133 ff.

erschlieBen67. In scharfem Ton wird da die Manier der Schulrhetoren angegriffen,

66 Vgl. die Aufzahlung in 3.76 und 3.107.

67 Vgl. Barwick 1963: 58ff.

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Die Einheit von Redekunst und Philosophic 211

zwischen Theseis und Hypotheseis zu unterscheiden: ignari omnis controversias

ad universi generis vim et naturam referri (? 133) -

?Dabei verkennen sie, daB alle

Auseinandersetzungen in ihrem Kern und Wesen auf allgemeine Fragen zuriick zufiihren sind". Schon durch die Wortwahl (vis, natura) wird man zuruckgefuhrt zu der Kernstelle 3.19-24, in der kosmologisch begrundet ist, daB hinter jeder Rede das Ganze stehen muB68.

Wir miissen das Rednerideal des spaten Cicero nach dem von den Griechen

entworfenen Programm bewerten, das die Rhetorik als der Philosophic ebenbiirtig erweisen will (zumindest dies). Ein Programm, das in Anspruch nimmt, iiber The men der Philosophen zu sprechen, mag sich dadurch auch eine direkte Konfrontation

einstellen, wie Cicero in de or. 1.56 ausfuhrt: ?Sehr oft ergibt sich ja auch, daB

allgemeine Fragen zur Sprache kommen, daB man von unsterblichen Gottern und von Frommigkeit, von Eintracht und von Freundschaft, vom allgemeinen Recht

der Burger, der Menschen und der Volker, von Billigkeit und Selbstbeherrschung,

Hochherzigkeit und jeder Art von Tugend zu sprechen hat. Da werden dann wohl

samtliche Gymnasien und Philosophenschulen zetern, das alles sei ihr eigenes Gebiet und gehe einen Redner uberhaupt nichts an". Schon in der Einleitung zu

De oratore hat Cicero sein Ziel formuliert, wenn er die Breite ethischer Themen

und Themen allgemeingultigen Inhalts der Sphare des Redners zurechnet. Die

Begriindung erfolgt dann besonders konzentriert in dem Abschnitt 3.19-24.

DaB die Philosophen den Anspruch der Rhetoren nicht akzeptieren, hat Cicero

richtig konstatiert. Es ist gerade die Behandlung von Recht und Unrecht, die Platon

bei den Rednern kritisiert, da ihnen die Grundlage der Bewertung fehle69. Die Ent

gegnung des Poseidonios gegen Hermagoras ist denn auch keine Einzelmeinung, sondern fugt sich ein in einen alten Streit zwischen den Disziplinen70. Wir konnen, dank einiger verlaBlicher Zeugnisse, rekonstruieren, wie Poseidonios den Primat

der Philosophie begrundet hat. Kidd (1988: 196) hat in seinem Kommentar auf F 18 und 90 hingewiesen, worauf auch Leeman, Pinkster, Wisse (1996: 135f.) zu

ruckgegriffen haben, um im besonderen die Aussage zum gemeinsamen Band aller

Wissenschaften (?21) zu erklaren. Allerdings kann nicht gesagt werden, daB die

Positionen, die Poseidonios und Cicero vertreten, durch den Kommentar verdeutli

cht wiirden. Betrachtet man die Zeugnisse des Poseidonios genauer, so erhellt eine

fundamentale Diskrepanz zu der Auffassung, die Cicero in De oratore vertritt.

68 Von hier aus laBt sich wohl auch verstehen, warum Cicero in der Einleitung zu De inventione

eine Geschichte der Beredsamkeit skizziert (1.1-5), die die Einheit von Redekunst und Weisheit

begriinden soil (in der Geschichte der Kulturentwicklung spielt ein weiser Redner die fuhrende

Rolle, 1.2), im AnschluB aber die Position des Hermagoras angreift (1.8). Ihm fehlte, so Cicero, eine

Fahigkeit, die durch Studium und Unterricht erworben war. Cicero selbst, der sich in dem weisen

Redner der Urzeit stilisiert (vgl. Buchner 1964: 61 f.), nimmt dies fur sich und seinen Idealredner

jedoch in Anspruch. 69 Zu verweisen etwa auf die oben zitierte Stelle Tht. 175b8ff. 70

Vgl. hierzu v. Arnim 1898: 4ff.; Kennedy 1963: 321 ff.

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212 Robert Bees

Poseidonios, so erfahren wir in einem Referat des Simplicius (in Aristot.

Phys. II 2, 193b23 = F 18 EK), hat den Ausgangspunkt fur seine Bestirnmung des Verhaltnisses zwischen Philosophic und Einzelwissenschaften bei Aristoteles

genommen. Da das Entscheidende die Ursachenerklarung ist, so paBt dies zu dem

oben zitierten Zeugnis Strabons (T 85 EK), fur Poseidonios sei kennzeichnend

,die Suche nach den Ursachen und das Aristotelische'. Es werden nun einzelne

Fragen aufgezahlt, mit denen Naturphilosophie und Astronomie sich befassen.

Hier sei die Thematik vielfach dieselbe, doch nicht die Methode (Z. 18 ff.). Denn

der Philosoph, der sich mit Physik befasse, wende sich vielfach der Ursache zu, schaue auf das bewirkende Vermogen (kcci 6 uev ((ruc-iKo*; xf\q aixiaq noXkaxov

dvj/exai etc; Trjv rcoiriTiKTyv 8t>vauiv ano^'ke,K(ov Z. 25 f.), der Astronom hingegen, wenn er aus auBerem Geschehen Beweise aufstelle, ist nicht in der Lage, die

Ursache zu sehen (6 8e daxpo^oyoc; oxav and tcgv e^coGev aujLiPepriKOTCov ano

SeiKvorj, o\)% iKavoq Oeaxfiq yi vetch xf\q aixiaq Z. 26 ff.)- Das sei zum Beispiel der Fall, wenn er aufzeige, daB Erde und Sterne kugelartig seien, und manchmal

sei er uberhaupt nicht in der Lage, jegliche Ursache zu erfassen, etwa wenn er iiber

Sonnenfinsternis spreche. Die Uberlegenheit des Philosophen ist klar bezeichnet

(sie ergibt sich daraus, daB er das Wesen der gottlichen Allnatur kennt, die alles

geschaffen hat). Die Darstellung des Simplicius findet Bestatigung bei Seneca,

ep. 88.21 ff., wo Poseidonios ausfiihrlich referiert ist (= F 90 EK): Kommt man zu

naturwissenschaftlichen Fragen (naturales quaestiones), so bedient man sich der

Geometrie, also ist sie Teil der Wissenschaft, die sie unterstiitzt (? 24). Geometric wie jede Fachwissenschaft, hat nur dienende Funktion, ist nicht Teil der Philosophic, wie im folgenden erlautert (? 25). Die Begriindung dafur lautet: jeder der beiden Bereiche hat seine Grenzen: der Weise untersucht und kennt die Ursachen der Na

turerscheinungen (sapiens enim causas naturalium et quaerit et novit); Zahlen und

MaBe berechnet der Geometer' (? 26). Der Unterschied liegt in der Erkenntnis der

Ursachen der Phanomene (das wird sparer auch am Beispiel des Spiegels und des von ihm erzeugten Bildes erklart ? 27). Nur der Philosoph kennt die letzte Ursache aller Dinge, die Beschaffenheit der gottlichen Natur.

Wenn Cicero nun die ,Ursachen der Dinge' (causae rerum ? 21), die Natur des

Himmels, die Kraft des Gottlichen (? 21) mit dem Redner in Verbindung bringt, so

ubertragt er, was Poseidonios allein dem Philosophen zuerkennt. Er tritt damit in be

wuBten Widerspruch, so wie er dies auch gegeniiber dem Ansatz Platons getan hat.

Ergebnis

?Das rednerische Bildungsideal", so schloB einst Barwick (1963: 80), ?hat sich als seine eigene Schopfung erwiesen, wenn auch die Anregung dazu und wichtige Elemente in ihm aus griechischer Tradition stammen". Dieses Ergebnis kann hier nur bestatigt werden. Cicero hat die Einheit von Redekunst und Philosophic in de or. 3.19-24 mit Elementen aus der stoischen Philosophic begriindet. Allerdings in

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Die Einheit von Redekunst und Philosophic 213

der Brechung seines Lehrers Antiochos, der eine Lehre der Alten konstruiert hatte, die mit Sokrates begonnen und in Platon den groBten Nachfolger gefunden habe. Damit wird uberspielt, daB Cicero gerade Platons Programm einer Rhetorik iiber winden will, das allein dem Philosophen das Recht gibt, iiber grundlegende Fragen zu sprechen. Den Gedanken der Einheit fand Cicero in der stoischen Kosmologie und den Gedanken, die Technik der Redekunst auf eine Stufe mit der Philosophic zu stellen, ebenfalls. Nur gilt: Die Stoiker blicken auf den Weisen, der Einsicht in

das Wesen der gottlichen Allnatur gewonnen hat. Wenn Cicero derartige Kenntnisse

auf den vollkommenen Redner ubertragt, so ist dies in der Lehre der Stoa nicht

vorgegeben. Die Reaktion des Poseidonios gegen den Anspruch des Redners Her

magoras macht vielmehr deutlich, daB der Primat der Philosophic dort eingehend

verteidigt wurde. Schon deshalb kann Poseidonios nicht die Quelle sein fur den Ansatz Ciceros, sowenig fiir die Elemente, die er stoischer Lehre entnommen hat.

Denn diese entsprechen gemeinstoischer Ansicht.

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