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Donnerstag, 27. Oktober 2016 CHAM 15 Amt durchlöchert Boden um Quadfeldmühle Prospektion des Erdreichs für den zweiten Bauabschnitt des Hochwasserschutzes läuft an Von Dominik Altmann Cham. Unter lautem Getöse bohrt sich ein Metallrohr in den Boden des Radwegs beim Freizeitgelände Quadfeldmühle. In Tiefen von bis zu zwölf Metern treibt die überdimen- sionale Bohrmaschine eine Proben- sonde ins Erdreich. Seit Anfang der Woche ist das Wasserwirtschaftsamt für die Mission Hochwasserschutz Cham, zweiter Bauabschnitt, im Einsatz. Zwei Männer und eine dieselbe- triebene Maschine durchlöchern derzeit den Untergrund im Bereich Quadfeldmühle und Stadellohe. Je nach Witterung sollen sie maximal anderthalb Monate damit beschäf- tigt sein, sagt Alfons Lerch vom Wasserwirtschaftsamt. Mit ihrem Tiefenbohrgerät fahren sie entlang der Markierungen, die bereits vor einigen Wochen gesetzt wurden. | Bis zum Grundwasser Das Arbeitsgerät ist auf Gummi- ketten unterwegs. Lerch sagt, es heiße kombiniertes Dreh- und Rammkernbohrgerät. Damit schla- gen die Arbeiter Metallrohre mit ei- ner Länge von einem Meter und, je nach Aufgabe, einem Durchmesser von fünf bis 30 Zentimeter ins Erd- reich. Dabei verschwinden die Zy- linder laut scheppernd und rasselnd in Tiefen von zehn bis zwölf Meter, da, wo das Grundwasser ist. „Aus den Bohrungen und Sondierungen werden Erkenntnisse zur Beschaf- fenheit des Untergrunds gewon- nen“, sagt der Vertreter des Wasser- wirtschaftsamtes. Ebenso tosend wie die Maschine den Bohrkern in den Untergrund getrieben hat, zieht sie ihn wieder heraus, Wasser platscht aus dem Rohr. Doch das Interesse der Arbei- ter gilt etwas anderem. Um an das Erdreich im Erkundungsbohrer zu kommen, haut einer der Arbeiter mit dem Vorschlaghammer dage- gen. Der Dreck fällt in einen vorbe- reiteten Eimer. „Das Bohrkerngut wird meterweise in sogenannte Kernkisten abgelegt“, erläutert Lerch. Die gehen an den Bodengut- achter, der das Baugrundgutachten erstellt. | Metallnagel vermisst Boden Auf der Basis der in den kommen- den vier bis sechs Woche gewonne- nen Erkenntnisse planen die Ver- antwortlichen die Punkte, wo ent- lang der angedachten Schutztrasse die Untergrundabdichtungen nötig werden. Bei diesen Überlegungen spielt auch das Material der ver- schiedenen Erdschichten eine große Rolle. Um die Bodenbeschaffenheit – die Lagerungsdichte – zu prüfen, arbei- ten die Fachleute mit sogenannten Rammkernsondierungen. „Ver- gleichbar mit einem riesigen Me- tallnagel“ sei die, veranschaulicht Lerch. Weil dessen Gewicht und Fallhöhe bekannt ist, lassen sich durch die Anzahl der Schläge und die Eindringtiefe Erkenntnisse zur Lagerungsdichte der Schichten ge- winnen. „Daraus folgt die Bemes- sung der notwendigen Fundamen- te“ , verdeutlicht der Planer vom Wasserwirtschaftsamt. Die einfachen Erkundungsboh- rungen dauern in der Regel einen halben Tag. Liegt aber neben der Bohrung noch der Ausbau einer Grundwassermessstelle an, erhöht sich die Arbeitszeit auf einen bis zwei Tage. Zwölf dieser Messköpfe kommen in den Boden im prospek- tierten Areal. Damit zeichnet das Wasserwirtschaftsamt dauerhaft den Grundwasserstand auf. Sie die- nen der frühzeitigen Ermittlung dessen. Außerdem bestimmen Pla- ner damit die Wasserdurchlässig- keit des Untergrunds. Mit diesen Arbeiten geht’s flott weiter. Während in der vergangenen Woche erst die Einweihung des ers- ten Bauabschnitts des Hochwasser- schutzes für rund 5,3 Millionen Euro am Floßhafen über die Bühne ging, treiben die verantwortlichen Planer nun Abschnitt II voran. Info Zum zweiten Bauabschnitt des Hochwasserschutzes gibt’s kom- mende Woche eine Bürgerversamm- lung. Diese findet am Donnerstag, 3. November, 19 Uhr, im Langhaus- saal des Rathauses in Cham statt. Die Proben kommen aus einer Tiefe von zwölf Metern. Die Sonde, die ein Drehkernbohrgerät in den Boden treibt. Nach der Bohrung wird das Loch wie- der aufgefüllt. Mehr Platz für Maschinen made in Cham Chamer Zeitung, Ausgabe West

27.10.2016 Chamer Zeitung, Amt durchlöchert Boden um ... · ke tten unter we gs. Ler ch sagt, es heiße ko mbiniertes Dreh- und Rammkernbohrgerät. Damit schla-gen die Arbeiter Metallrohre

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Donnerstag, 27. Oktober 2016CHAM 15

Amt durchlöchert Boden um QuadfeldmühleProspektion des Erdreichs für den zweiten Bauabschnitt des Hochwasserschutzes läuft an

Von Dominik Altmann

Cham. Unter lautem Getöse bohrtsich ein Metallrohr in den Boden desRadwegs beim FreizeitgeländeQuadfeldmühle. In Tiefen von bis zuzwölf Metern treibt die überdimen-sionale Bohrmaschine eine Proben-sonde ins Erdreich. Seit Anfang derWoche ist das Wasserwirtschaftsamtfür die Mission HochwasserschutzCham, zweiter Bauabschnitt, imEinsatz.

Zwei Männer und eine dieselbe-triebene Maschine durchlöchernderzeit den Untergrund im BereichQuadfeldmühle und Stadellohe. Jenach Witterung sollen sie maximalanderthalb Monate damit beschäf-tigt sein, sagt Alfons Lerch vomWasserwirtschaftsamt. Mit ihremTiefenbohrgerät fahren sie entlangder Markierungen, die bereits voreinigen Wochen gesetzt wurden.

| Bis zum Grundwasser

Das Arbeitsgerät ist auf Gummi-ketten unterwegs. Lerch sagt, esheiße kombiniertes Dreh- undRammkernbohrgerät. Damit schla-gen die Arbeiter Metallrohre mit ei-ner Länge von einem Meter und, jenach Aufgabe, einem Durchmesservon fünf bis 30 Zentimeter ins Erd-reich. Dabei verschwinden die Zy-linder laut scheppernd und rasselndin Tiefen von zehn bis zwölf Meter,da, wo das Grundwasser ist. „Ausden Bohrungen und Sondierungenwerden Erkenntnisse zur Beschaf-fenheit des Untergrunds gewon-nen“, sagt der Vertreter des Wasser-wirtschaftsamtes.

Ebenso tosend wie die Maschineden Bohrkern in den Untergrundgetrieben hat, zieht sie ihn wiederheraus, Wasser platscht aus demRohr. Doch das Interesse der Arbei-ter gilt etwas anderem. Um an das

Erdreich im Erkundungsbohrer zukommen, haut einer der Arbeitermit dem Vorschlaghammer dage-gen. Der Dreck fällt in einen vorbe-reiteten Eimer. „Das Bohrkerngutwird meterweise in sogenannteKernkisten abgelegt“, erläutertLerch. Die gehen an den Bodengut-achter, der das Baugrundgutachtenerstellt.

| Metallnagel vermisst Boden

Auf der Basis der in den kommen-den vier bis sechs Woche gewonne-nen Erkenntnisse planen die Ver-antwortlichen die Punkte, wo ent-lang der angedachten Schutztrassedie Untergrundabdichtungen nötigwerden. Bei diesen Überlegungenspielt auch das Material der ver-schiedenen Erdschichten eine großeRolle.

Um die Bodenbeschaffenheit – dieLagerungsdichte – zu prüfen, arbei-ten die Fachleute mit sogenanntenRammkernsondierungen. „Ver-gleichbar mit einem riesigen Me-tallnagel“ sei die, veranschaulichtLerch. Weil dessen Gewicht undFallhöhe bekannt ist, lassen sichdurch die Anzahl der Schläge unddie Eindringtiefe Erkenntnisse zurLagerungsdichte der Schichten ge-winnen. „Daraus folgt die Bemes-sung der notwendigen Fundamen-te“ , verdeutlicht der Planer vomWasserwirtschaftsamt.

Die einfachen Erkundungsboh-rungen dauern in der Regel einenhalben Tag. Liegt aber neben derBohrung noch der Ausbau einerGrundwassermessstelle an, erhöhtsich die Arbeitszeit auf einen biszwei Tage. Zwölf dieser Messköpfekommen in den Boden im prospek-

tierten Areal. Damit zeichnet dasWasserwirtschaftsamt dauerhaftden Grundwasserstand auf. Sie die-nen der frühzeitigen Ermittlungdessen. Außerdem bestimmen Pla-ner damit die Wasserdurchlässig-keit des Untergrunds.

Mit diesen Arbeiten geht’s flottweiter. Während in der vergangenenWoche erst die Einweihung des ers-ten Bauabschnitts des Hochwasser-schutzes für rund 5,3 MillionenEuro am Floßhafen über die Bühneging, treiben die verantwortlichenPlaner nun Abschnitt II voran.■ Info

Zum zweiten Bauabschnitt desHochwasserschutzes gibt’s kom-mende Woche eine Bürgerversamm-lung. Diese findet am Donnerstag,3. November, 19 Uhr, im Langhaus-saal des Rathauses in Cham statt.

Die Proben kommen aus einer Tiefevon zwölf Metern.

Die Sonde, die ein Drehkernbohrgerätin den Boden treibt.

Nach der Bohrung wird das Loch wie-der aufgefüllt.

KREISSTADT CHAMwww.chamer-zeitung.de

Schutzgegen Verbiss

Cham. Es gibt waldbauliche Si-tuationen, bei denen statt einer flä-chigen Zäunung der Einzelschutzvon Forstpflanzen gegen Verbissund Fegen sinnvoll ist. Im Rahmeneiner Fortbildung informieren dieWaldbesitzervereinigung Cham-Ro-ding sowie Förster Bernhard Seig-ner von der Forstverwaltung überaktuelle und geeignete Verfahren,deren Anwendung und Kosten.

Am Freitag, 4. November, um13.30 Uhr findet die entsprechendeInformationsveranstaltung dazustatt. Treffpunkt ist in Pitzling, amOrtsausgang beim Wirtsweiher. DasEnde der Veranstaltung ist gegen15.30 Uhr geplant.

Computer derAOK werden gewartetCham. In der Zeit vom 29. Okto-

ber bis 1. November stehen bei derAOK Bayern umfangreiche War-tungsarbeiten des EDV-Systems an.In diesem Zusammenhang sind so-wohl die Bearbeitung von Anträgenals auch Abfragen zu Kundendatennicht möglich. Daher wird am Mon-tag, 31. Oktober, Beratungspersonalnur in begrenzter Anzahl vorgehal-ten. Die AOK empfiehlt, Leistungenoder sonstige Anliegen wenn mög-lich bis morgen, Freitag, zu beantra-gen beziehungsweise vorzubringen.Ab Mittwoch, 2. November, ist dieAOK wieder uneingeschränktdienstbereit.

Vortrag zumThema WitwenrenteCham. Am Montag, 31. Oktober,

um 18.30 Uhr gibt es bei der Volks-hochschule einen Vortrag zum The-ma Witwenrente. Rund 4,6 Millio-nen Frauen und 600000 MillionenMänner beziehen in DeutschlandWitwenrente. Wer sich nicht aus-kennt, hat es schwer, seine Ansprü-che zu erkennen. Denn es gibt vieleverschiedene Einflussgrößen, diebei der Bemessung eine Rolle spie-len. Im Vortrag stehen im Mittel-punkt: Einkommensanrechnung,Rentensplitting, Erziehungszeiten,Betriebsrenten, Krankenversiche-rung der Rentner sowie Vermögens-einkünfte mit praktischen Beispie-len und Hinweisen. Die Teilnahme-gebühr beträgt zehn Euro. Anmel-dung unter www.vhs-cham.de oderTelefon 09971/8501-0.

Fortbildung für Helfer inder IntegrationsarbeitCham. Am Montag, 28. Novem-

ber, bietet der Treffpunkt Ehrenamtin Kooperation mit der Senioren-akademie Bayern von 9.30 bis16 Uhr im Kolpinghaus in Chameine Fortbildung an. Thema: „Inte-gration umsetzen – wie kann Inte-gration in den Gemeinden gelin-gen?“ Im Seminar werden verschie-dene Fragestellungen zur Integrati-on von Flüchtlingen erörtert. Etwawie Integration vor Ort gelingt undwie Akzeptanz, Respekt und Empa-thie gefördert werden können. Au-ßerdem geht das Seminar der Fragenach, wie Unentschlossene gezieltins Boot geholt werden können. An-meldungen per E-Mail an BirgitStraube, Treffpunkt Ehrenamt, [email protected] unter der Telefonnummer09971/78-590.

Mehr Platz für Maschinen made in ChamP&S stellt Vertretern aus Rathaus und Landratsamt den Betrieb und seine Zukunftspläne vor

Cham. (mic) Der MaschinenbauerP&S am Taschinger Berg in Chamist „ein Kind des Landkreises, dassich daheim weiterentwickelt undauf dem Weltmarkt durchsetzenkann“. Landrat Franz Löffler warbei seinem Besuch in der Firma amMittwochnachmittag schwer beein-druckt von der Bandbreite der Pro-dukte, der Unternehmensphiloso-phie und den Erweiterungsplänen.2017 will sich der Betrieb vergrö-ßern. Persönlich übergab der Land-rat den beiden Inhabern Max Stahlund Walter Peter die dafür nötigeBaugenehmigung.

„Wir haben drei Jahre lang über-legt. Sollen wir oder sollen wirnicht“, beschrieb Peter die langge-hegten Pläne. Jetzt wird gebaut.Etwa sieben Millionen Euro inklu-sive Equipment soll die Erweite-rung kosten. Die Fläche des Be-triebs vergrößert sich damit um das2,5-fache auf 7000 Quadratmeter.Den Hauptteil davon wird die Mon-tage-Abteilung einnehmen, derenFläche sich sogar vervierfacht, wieArchitekt Hans Engl erläuterte.

Umziehen werden in den Neubau,der ab 2017 oberhalb des jetzigenBetriebsgeländes entsteht, auch derZuschnitt und die Qualitätssiche-rung. Im alten Gebäude bleibenFertigung und Galvanik. Besondersdie Oberflächentechnik soll da-durch ebenfalls mehr Platz bekom-men. Das sei auch der Motor für dieErweiterung gewesen, sagte Peter.

In diesem Bereich sehen die bei-den Unternehmer die Zukunft ihrerFirma, genau wie in der Entwick-lung eigener Maschinen. Dieser Be-triebszweig sei anfangs quasi auseinem Hobby entstanden. Ganzohne unternehmerischen Druck,denn das Geld verdient P&S vor al-lem in der Fertigung. Doch ihreselbstentwickelte, -gebaute und-vertriebene, vielleicht sogar in ih-rer Art einmalige Hartmetall-Trennmaschine hat längst mit Auf-trägen aus Israel, Japan, China, Po-len, den Niederlanden, Österreichund der Schweiz den Weltmarkt er-obert. Nun soll dieses Segment grö-ßere Bedeutung im Unternehmenbekommen und von derzeit 20 Pro-

zent des Umsatzes auf 50 Prozentwachsen, so Stahl. Deshalb erhältder Neubau auch einen Präsentati-onsraum für die Maschinen, „umsich noch stärker als Premiumher-steller zeigen zu können“, ergänztePeter.

Bislang hält mit 60 Prozent desUmsatzes noch die Teilefertigungden Spitzenplatz im Betrieb. DasHaus verlassen dabei oft nur kleineStückzahlen bis hin zu Einzelanfer-tigungen. Das sei zum einen sehrpersonalintensiv. Zum anderen seiwegen der notwendigen Präzisionviel Können gefragt. Das erklärt diehohe Ausbildungsquote und einegeringe Fluktuation der Beleg-schaft. Die entwickelt auch ganzspezielle Maschinen für alle mögli-chen Kundenwünsche. Die skurrils-te Anfertigung bisher war laut Petereine „Briefmarkenalben-Produkti-onsmaschine“.

Von dieser großen Bandbreite warLandrat Löffler ganz angetan. „So

haben wir uns das bei der Grün-dung schon vorgestellt“, sagteStahl. Was die beiden Inhaber abernicht ahnen konnten, war die Grö-ße, die ihr Betrieb einmal erreichenwürde. „Wir wollen gesund wach-sen“, machte Peter deutlich. Nur sobleibe der Kontakt zu den Mitarbei-tern erhalten. Und der wiederum seinötig, um die Qualität halten zukönnen. An dieser Philosophie undden Ansprüchen orientiere sichauch der Neubau, betonte HansEngl. Die Qualität beispielsweisespiegle sich im Gebäude wider, beidem auch die Fertigungshallen mas-siv gebaut sind.

Begonnen hatte P&S vor 20 Jah-ren im Rodinger Gründerzentrum,und war damit eine der ersten Fir-men dort. Heute beweise das Unter-nehmen Zukunftsfähigkeit, sagteLöffler. Chams 2. BürgermeisterinChrista Strohmeier-Heller fasstezusammen: „Sie sind der direkteBotschafter der Stadt Cham.“

So soll der Anbau aussehen, erklärten Walter Peter und Max Stahl.

Die beiden Inhaber führten ihren Gästen beim Rundgang durch den Betrieb dieselbstentwickelte und -gebaute Hartmetall-Trennmaschine vor. Von links: Wal-ter Peter, Max Stahl, Architekt Hans Engl, Landrat Franz Löffler, 2. Bürgermeis-terin Christa Strohmeier-Heller und Wirtschaftsreferent Klaus Schedlbauer.

525747Chamer Zeitung, Ausgabe West