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3 2D Zeichnungen 3.1 Grundsätzliches Eine technische Zeichnung ist ein Dokument, das in grafischer Form alle notwendi- gen Informationen für die Herstellung eines Einzelteils, einer Baugruppe oder eines kompletten Produkts zeigt. Bis Mitte der 80er Jahre wurden technische Zeichnungen größtenteils auf Reiß- brettern angefertigt. Diese wurden mehr und mehr durch 2D CAD-Systeme er- setzt. Noch heute haben reine 2D CAD-Systeme ihre Berechtigung, beispielsweise für die Hallen- und Layout-Planung oder in der Baubranche. Die meisten Firmen aber haben die Vorteile von 3D CAD-Systemen erkannt. Das 3D Modell bildet die Basis für viele andere Verwendungszwecke wie Arbeits- vorbereitung, Fertigung, Montage, Vertrieb, Dokumentation, Service, Wartung und auch für die Zeichnungserstellung. Es gibt Ansätze, welche dahin gehen, auf die Erzeugung von 2D Zeichnungen zu verzichten, da dies oft einen erheblichen Mehraufwand bedeutet. Die Frage dabei ist: Wie werden Werkstoffangaben, Maß-, Form- und Lagetoleranzen, Ober- flächenangaben, usw. beim 3D Modell angegeben? Mithilfe von PMI (Product Manufacturing Information) werden Produkt- und Fertigungsinformationen direkt am geometrischen 3D-Produktmodell erfasst und dokumentiert. PMI können Ma- ße, Toleranzen, Oberflächenbearbeitung, Hinweise, Symbole und weitere Informa- tionen umfassen. Mit NX erstellte PMIs entsprechen den amerikanischen (ASME Y14.41) und europäischen (ISO TC) Standards für 3D-Beschreibung. können in die Zeichnungsdarstellung übernommen werden. werden über das JT-Format an Anwendungen wie Viewer weitergegeben. Es wird bestimmt noch einige Jahre dauern, bis sich dieses Konzept mehrheit- lich durchgesetzt hat. Die Zeichnung als Dokument hat daher nach wie vor eine wichtige Bedeutung.

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3 2D Zeichnungen

3.1 Grundsätzliches

Eine technische Zeichnung ist ein Dokument, das in grafischer Form alle notwendi-

gen Informationen für die Herstellung eines Einzelteils, einer Baugruppe oder eines

kompletten Produkts zeigt.

Bis Mitte der 80er Jahre wurden technische Zeichnungen größtenteils auf Reiß-

brettern angefertigt. Diese wurden mehr und mehr durch 2D CAD-Systeme er-

setzt. Noch heute haben reine 2D CAD-Systeme ihre Berechtigung, beispielsweise

für die Hallen- und Layout-Planung oder in der Baubranche.

Die meisten Firmen aber haben die Vorteile von 3D CAD-Systemen erkannt.

Das 3D Modell bildet die Basis für viele andere Verwendungszwecke wie Arbeits-

vorbereitung, Fertigung, Montage, Vertrieb, Dokumentation, Service, Wartung

und auch für die Zeichnungserstellung.

Es gibt Ansätze, welche dahin gehen, auf die Erzeugung von 2D Zeichnungen

zu verzichten, da dies oft einen erheblichen Mehraufwand bedeutet. Die Frage

dabei ist: Wie werden Werkstoffangaben, Maß-, Form- und Lagetoleranzen, Ober-

flächenangaben, usw. beim 3D Modell angegeben? Mithilfe von PMI (Product

Manufacturing Information) werden Produkt- und Fertigungsinformationen direkt

am geometrischen 3D-Produktmodell erfasst und dokumentiert. PMI können Ma-

ße, Toleranzen, Oberflächenbearbeitung, Hinweise, Symbole und weitere Informa-

tionen umfassen. Mit NX erstellte PMIs

• entsprechen den amerikanischen (ASME Y14.41) und europäischen (ISO TC)

Standards für 3D-Beschreibung.

• können in die Zeichnungsdarstellung übernommen werden.

• werden über das JT-Format an Anwendungen wie Viewer weitergegeben.

Es wird bestimmt noch einige Jahre dauern, bis sich dieses Konzept mehrheit-

lich durchgesetzt hat. Die Zeichnung als Dokument hat daher nach wie vor eine

wichtige Bedeutung.

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302 3 2D Zeichnungen

Bild 3.1 Beispiel für PMI (Product Manufacturing Information)

3.1.1 Voraussetzungen für die Zeichnungserstellung

Für die 2D Zeichnungsableitung, ausgehend von einem 3D Modell (Einzelteil oder

Baugruppe), sind verschiedene Voraussetzungen zu beachten:

• Es wird dringend empfohlen, das Master-Modell Konzept anzuwenden (Tren-

nung von 3D Modell und Zeichnungsdaten).

• Die 2D Darstellung des Produktes erfolgt in einem der Größe und Komplexität

angepassten Maßstab.

• Oft sind mehrere Ansichten aus verschiedenen Richtungen, Detailansichten

und Schnittdarstellungen notwendig.

• Um verschiedene Materialien, Teile oder Schnittflächen zu kennzeichnen, wer-

den Schraffuren verwendet.

• Die dargestellte Geometrie wird durch die Bemaßung quantifiziert. Durch all-

gemein gültige Freimaßtoleranzen und Nennmaßtoleranzen wird die Aus-

tauschbarkeit des Bauteils gewährleistet.

• Im Schriftfeld werden neben der Benennung des Produkts auch Zeichnungs-

nummer, Materialangaben, Maßstab, Erstellungs- und Prüfvermerke, Anga-

ben zur Version und andere Informationen eingetragen.

• Für die Montage, Betriebsanleitungen und die Darstellung von Ersatzteilen

werden oft Explosionsansichten verwendet. Das sind Darstellungen, aus de-

nen die Reihenfolge der Montage und Demontage hervorgeht.

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3.1 Grundsätzliches 303

3.1.2 Zeichnungselemente

Für die Erstellung einer vollständigen technischen Zeichnung von Einzelteilen oder

Baugruppen werden in NX folgende Elemente benötigt:

• Zeichnungsblatt (gegebenenfalls mehrere Blätter),

• Zeichnungsrahmen,

• 2D Ansichten, Schnitte, Details und 3D Ansichten,

• Hilfssymbole, z.B. Mittellinien,

• Bemaßungen,

• Beschriftungen, z.B. Texte, Hinweise, Kantenbrüche, Form- und Lagetoleranz-

symbole, Oberflächenbearbeitungssymbole

• ID-Symbole und Stückliste (für Zusammenbauzeichnungen)

Bild 3.2 Beispiel einer 2D Zeichnung

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3.1.3 Merkmale einer Zeichnungsableitung

Die wichtigsten Merkmale für die Zeichnungsableitung sind:

• Automatische Erzeugung der Ansichten durch Berechnen der sichtbaren und

verdeckten Kanten.

• Vollständige Assoziativität zwischen 2D Zeichnung und 3D Bauteil/Baugruppe

(Ansichten, Schnitte, Geometrie, Bemaßung und Beschriftung).

• Schattierte Ansichten, möglich ab NX 5.

• Die meisten Zeichnungsobjekte lassen sich per Drag & Drop verschieben oder

mit Hilfe der rechten Maustaste bzw. einem Doppelklick bearbeiten.

• Hilfselemente unterstützen den Anwender beim Ausrichten von Ansichten,

Bemaßungen und Beschriftungen.

• Der Teile-Navigator zeigt die Zeichnungsobjekte wie Ansichten, Schnittlinien

und Stücklisten hierarchisch an. Diese Objekte lassen sich hier auch bearbei-

ten.

Bild 3.3 Zeichnungsobjekte im Teile-Navigator

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3.1 Grundsätzliches 305

3.1.4 Master-Modell Konzept bei der Zeichnungsableitung

NX erlaubt grundsätzlich das Ableiten einer 2D Zeichnung innerhalb der gleichen

Datei, in der das 3D Modell erzeugt wurde. Dies entspricht jedoch nicht dem Mas-

ter-Modell Konzept, welches die Voraussetzung für Simultaneous Engineering ist

(siehe Kapitel 0.4). Die Vorteile des Master-Modell Konzepts sind hier nochmals

zusammengefasst:

• Mehrere Anwender können gleichzeitig am 3D Modell und an der 2D Zeich-

nung arbeiten.

• Zusätzliche Zeichnungselemente (z.B. Mittellinien, Bemaßungen, Symbole,

usw.) sind assoziativ, ändern aber nicht das Master-Modell.

Die Zeichnungsvorlagen unterstützen den Ansatz des Master-Modells durch Re-

ferenzieren des 3D Modells in die Zeichnungsdatei.

Bild 3.4 Zeichnungsvorlagen