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3-540-63287-5 · Galeazzi-Fraktur 9–14 Jahre Monteggia-Fraktur 5–9 Jahre Dieser Report wurde automatisch mit Hilfe der Adobe Acrobat Distiller Erweiterung "Distiller Secrets v1.0.5"

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Die Kenntnis der Anatomie des Unterarms unterBerücksichtigung der verschiedenen Entwicklungspha-sen ist Voraussetzung für die korrekte Behandlung vonUnterarmfrakturen bei Kindern.

Neben der anatomischen Form der Unterarmkno-chen ist

� die Ausdehnung des interossären Raums,� die Kinematik der angrenzenden Gelenke sowie� deren Zusammenspiel mit der Muskulatur

für das Verständnis der Funktionen des Unterarms undder Hand notwendig.

Grundsätzlich unterscheidet sich die Behandlungder Frakturen des Unterarms in der Kindheit gegenüberden Frakturen des Erwachsenenalters. Dies begründetsich durch das mögliche Remodeling, welches eine ach-sengerechte Heilung auch bei nicht exakter Stellung er-möglicht. Dieses Korrekturvermögen ist abhängig

� vom Zeitpunkt des Fugenschlusses,� der Wachstumspotenz der jeweiligen Fuge,� der Lokalisation der Fraktur zur Fuge,� der Bewegungsebene des angrenzenden Gelenks und� vom Alter des Kindes.

Entwicklung und WachstumOssifikationszentrenRadius und Ulna ossifizieren, ausgehend von primärenOssifikationskernen, in der 8. Schwangerschaftswoche.Am Handgelenk erscheinen die sekundären Ossifika-

tionskerne der distalen radialen Physe bei Mädchen im5. Lebensmonat, bei Jungen etwas später.

Es ist nicht eindeutig geklärt, inwieweit es sich an derSpitze des Processus styloideus radii um einen eigenenOssifikationskern handelt. Dieser kann im Rahmen vonFrakturen Wachstumsstörungen aufweisen.

Die Ossifikation an der distalen ulnaren Epiphyse be-ginnt bei Jungen und Mädchen gleichermaßen im 6. Le-bensjahr und geht häufig von 2 verschiedenen Punktenaus. Der Anteil der distalen Epiphysen von Radius undUlna macht 75–80% des Gesamtwachstums des Unter-armknochens aus (Digby 1915).

Der Schluss der distalen radialen Epiphysenfuge fin-det bei Mädchen im Alter von 15, bei Jungen im Altervon 16–19 Jahren statt. Zwischen dem 16. und 17. Lebens-jahr verschließt sich bei den Mädchen die distale ulnareFuge, bei Jungen zwischen dem 17. und 18. Lebensjahr(Greulich u. Pyle 1964; King 1984; O’Brien 1984).

Der proximale Epiphysenkern des Radius erscheintim 5. bis 7. Lebensjahr, der proximale Kern der Ulna im9. bis 10. Lebensjahr. Zwischen dem 15. und 18. Lebens-jahr verbinden sich bei beiden Geschlechtern die Fugenmit dem Schaft (King 1984; Abb. 15.1).

Kapitel 15

15.1 Proximaler Unterarm . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31415.1.1 Radiusköpfchen- und Radiushalsfrakturen . . . . . . 314

A. Hell, A.-M. Weinberg15.1.2 Olekranonfrakturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33215.1.3 Processus-coronoideus-ulnae-Frakturen . . . . . . . 342

15.2 Diaphysärer Unterarm . . . . . . . . . . . . . . . . . 345A.-M. Weinberg, H. Reilmann

15.3 Distaler Unterarm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36215.3.1 Epiphysäre Frakturen des distalen Radius . . . . . . 38415.3.2 Physäre Verletzungen der distalen Ulna . . . . . . . . 387

15.4 Monteggia-Läsionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387S. Altermatt

15.4.1 Die chronische Monteggia-Läsion . . . . . . . . . . . 396

15.5 Galeazzi-Läsionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399

Unterarm 15A.-M. Weinberg, S. Altermatt, A. Hell, H. Reilmann

Tabelle 15.1. Häufigkeit entsprechend des Alters für die einzelnenFrakturtypen

Alter

Hand Peak 1: KleinkindAm häufigsten Quetschverletzung Peak 2: 13 Jahreder Endphalanx und SHII # der mit deutlichem AnstiegGrundphalanx nach dem 8. LebensjahrCarpus SeltenSkaphoid 15 JahreTriquetrum 11–13 JahreHamatum Kurz vor der SkelettreifeDistaler Radius – Epiphysenlösung Mädchen: 11–12 Jahre

Jungen: 13–14 JahreDistale Ulna – Epiphysenlösung 11 JahreDistale Stauchungsfrakturen 3–6 JahreUnterarmschaft Mädchen: 5–6 Jahre

5% proximal Jungen:20% Schaft Peak 1: 9 Jahre75% distal Peak 2: 14 Jahre

Proximaler Radius/Ulna 4–14 JahreGaleazzi-Fraktur 9–14 JahreMonteggia-Fraktur 5–9 Jahre

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304 Kapitel 15 Unterarm

KorrekturmechanismenAm Unterarmschaft können Korrekturen sowohl direktals auch indirekt ablaufen (s. Kap. 3; Alpar et al. 1981;Blount 1967; Brandesky u. Eberhard 1989; Brutscher u.Rüter 1989; Carey et al. 1992; Daruwalla 1979; Dau 1966;Ehalt 1967; Feldkamp u. Daum 1978; Fuller u. McCul-lough 1982; Hogstrom et al. 1976; Hughston 1962; Linkeet al. 1995; Nilsson u. Obrant 1977; Nonnemann 1969 a,b;Oest u. Rettig 1989; Steinert 1966; Younger et al. 1997).Man unterscheidet die Korrektur der Seit-zu-Seit-Ver-schiebung, der Verkürzung oder der Verlängerung. Wei-terhin gibt es Korrekturen nach Achsenfehlstellungen,welche in Fehlstellungen der Frontal- und der Sagittal-ebene eingeteilt werden sowie Korrekturen nach Rota-tionsfehlern.

Allen Korrekturen ist gemeinsam, dass sie alters-mäßig limitiert sind.

In der Literatur hat sich die Einteilung der Kindermit einem Lebensalter über oder unter 10 Jahren be-währt (Rockwood u. Green 1995; v. Laer 1986). Dennochfinden sich am Unterarm am distalen wie auch am pro-ximalen Radius noch bis zum 12. Lebensjahr ausgespro-chen gute Korrekturpotenzen, die in einen Behand-lungsalgorithmus integriert werden können. Diesbe-züglich stellt der Unterarm eine Ausnahme gegenüberanderen Skelettabschnitten dar (v. Laer u. Hasler 2000).

Seit-zu-Seit-Verschiebungen werden am Unterarmproblemlos auch bis zur Schaftbreite ausgeglichen.

Die Geschwindigkeit der Korrektur hängt von ihrerNähe zur distalen Fuge und vom Alter des Patienten ab.

Proximale Seit-zu-Seit-Verschiebungen im Rahmender Epiphysenlösung mit und ohne metaphysären Keilgehen oftmals mit einer Abkippung einher und korri-gieren sich auch bei einem Ausmaß von bis zu 60°. Den-noch sollten reine Seit-zu-Seit-Verschiebungen proxi-mal nicht über 1/3 Schaftbreite akzeptiert werden, dadies zu einer Verplumpung des Radiusköpfchens führt.Distal sollte die Seit-zu-Seit-Verschiebung nicht überhalbe Schaftbreite und für die Schaftmitte nicht über 1/3Schaft betragen, da es sonst gehäuft zu sekundären Dis-lokationen und in Schaftmitte zu Funktionseinschrän-kungen kommen kann. Generell kann sich am distalenSchaft auch eine Dislokation um ganze Schaftbreitenoch korrigieren.

Die Korrektur von Achsabweichungen in der Fron-tal- und Sagittalebene wird wie folgt beurteilt: Meta-physäre distale Frakturen zeigen eine ausgesprochengute Korrekturpotenz bei Fehlstellungen von bis zu 40°vor allem in dorsoradialer Richtung. Die volare Fehl-stellung korrigiert sich schlechter (Daruwalla 1979; Da-vis u. Green 1976; Fuller u. McCullough 1982; Kuderna1980; Kuderna u. Weinstabl 1989; Rang u. Willis 1977).

Dagegen wird am Schaft die mögliche Spontankor-rektur bei Achsenfehlstellungen bis 10° für Kinder biszum 10. Lebensjahr für Frakturen aller Richtungen an-gegeben (Fuller u. McCullough 1982). Dennoch schei-nen sich alle Fehlstellungen, welche den interossärenRaum einengen, nicht zu korrigieren. Blockierende Fehl-stellungen am diaphysären Unterarmschaft, die mit ei-ner Aufhebung von Pro- oder der Supination einherge-hen, korrigieren sich meistens schlecht, entsprechendbleibt auch der Funktionsverlust oftmals bestehen (Grä-fe et al. 1995; Linke et al. 1995).

Die Korrektur der in Verkürzung verheilten Knochenam Unterarmschaft ist möglich. Die im Zuge des Wachs-tums eintretende Verlängerung eines der Partnerkno-chen wird meistens bis zum Wachstumsabschluss aus-geglichen.

Die Korrektur des Rotationsfehlers wird von denmeisten Autoren bestritten (Creasman et al. 1984; Evans1951; Ottl 2000). Da es sich um Röhrenknochen handeltund an anderen Skelettabschnitten Derotationsvorgän-ge registriert wurden, ist der eigentliche Nachweis füroder gegen mögliche Derotationsvorgänge bisher nichtgeführt worden. Dies ist darauf zurückzuführen, dassder Rotationsfehler radiologisch unter 20° nur schwerzu diagnostizieren ist (Ray 1951). Klinisch ist der Rotati-onsfehler erst ab einem Ausmaß von 20° mit Einschrän-kung der Umwendbewegung verknüpft. Diese könnenauch im radiologischen Bild, durch einen Kalibersprungder Fragmente, nachgewiesen werden. Es scheint frag-lich, ob mögliche Derotationsvorgänge dieses Ausmaßkorrigieren würden. Daher ist der radiologisch nachge-wiesene Rotationsfehler nicht zu belassen und sollte be-handelt werden (Alpar et al. 1981; Tabelle 15.2).

5–7 Jahre/14–18 Jahre

9–10 Jahre/15–18 Jahre

5–7 Monate/16–18 Jahre5–7 Jahre/17–19 Jahre

Abb. 15.1. Ossifikationskerne von Radius und Ulna. Die Daten bele-gen den Zeitpunkt des Auftretens und denjenigen des Fugen-schlusses

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Unterarm 305

Chirurgische und spezielle AnatomieKnochen und GelenkeDer Radius ist ein gebogener Knochen mit einem zylin-drischen Querschnitt im proximalen Drittel, einem drei-eckigen Querschnitt im mittleren Drittel und einer Abfla-chung zum distalen Ende des Radius hin. Die Tuberositasbicipitalis, die der Bizepssehne als Insertionspunkt dient,liegt kurz unterhalb des Radiushalses. Diese stellt eineder wenigen »Landmarks« am Unterarm dar. In der Supi-nationsstellung ist der Schaft distal von der Tuberositasbicipitalis nach lateral konvex gebogen (Abb. 15.2). Zu-

sätzlich liegt in der Schaftregion eine schwache Biegungder Spitze nach posterior vor. Die Membrana interosseaanterior (M.I.A.) verbindet beide Knochen miteinanderund verhindert vor allem die Verschiebung in longitudi-naler Richtung. Bei voller Pro- und Supination wird sieauch in horizontaler Richtung aufgespannt. Die M.I.A.dient a priori als Ursprung für die Muskulatur.

Die Ulna hat im Schaftbereich einen dreieckigenQuerschnitt. An deren seitlichen Kante ist die M.I.A. be-festigt. Wie auch der Radius, weist die Ulna eine Bie-gung auf; allerdings ist ihre Spitze im proximalen Drit-tel nach posterior gebogen.

Bei Frakturen des Unterarms muss die relative Lagevon Ulna und Radius zueinander, der Abstand beiderKnochen, wiederhergestellt werden, um die Pro- undSupinationsfähigkeit zu erhalten. Bereits eine Abnahmevon 4° des radialen Bogens führt bei Erwachsenen zu ei-nem Funktionsverlust von 20%.

Der Radius ist über das proximale Radioulnargelenk,die M.I.A. und das distale Radioulnargelenk mit derUlna verbunden.

Das proximale Radioulnargelenk weist die größteStabilität in der Supinationsstellung auf, da hier derbreiteste Gelenkflächenkontakt zwischen Radius undUlna zu verzeichnen ist. Gleichzeitig ist die M.I.A. maxi-mal gespannt, und die vorderen Fasern des Lig. quadra-tum stabilisieren den Radiuskopf im Gelenk (Spinner u.Kaplan 1970).

Die Articulatio radio-ulnaris distalis ist mechanischan das proximale Radioulnargelenk und funktionell andas Handgelenk gebunden. Bei Pro- und Supinationkommt es zur Bewegung aller beteiligten Gelenke (Ha-gert 1994; Jackson et a. 1994). Deren Zusammenspielkann daher als eine geschlossene kinematische Kette be-trachtet werden.

Der Gelenkanteil des distalen Radius ist bikonkavund dreieckig. Die Spitze des Dreiecks weist auf denProcessus styloideus radii, während die Basis zur gelen-kigen Verbindung mit dem Ulnaköpfchen dient. Die Ge-lenkflächen des Radius sind in ulnarer und palmarerRichtung gekippt (Oestern 1999).

Die wesentlichen Bänder des Handgelenks liegen in-trakapsulär. Die palmaren Bänder sind stärker als diedorsalen. Der beugeseitige Bandapparat bildet die Formeines Dreiecks, dessen Innenraum direkt über dem ca-pitulolunären Gelenk liegt. Taleisnik (1985) unterschei-det intrinsische und extrinsische Bänder. Die intrinsi-schen Bänder verbinden die Karpalknochen miteinan-der, während die extrinsischen Bänder den Carpus mitRadius und Metacarpus verbinden.

Der fibrocartilage trianguläre Komplex ist – wie an-dere Menisken- und Diskenflächen – adaptierendes unddruckübertragendes Element. Er füllt die radiologischsichtbare Lücke zwischen karpaler Ulnakopffläche undden Ossa lunatum und triquetrum.Während der Diskusan der Inzisur des Radius breit befestigt ist, besitzt er ander Ulna eine doppelte Verankerung. Zum einen wurzelt

Lig. collateraleradiare

Incisuratrochlearis

Lig. collateraleulnare

Corpus ulnae(Facies anterior)

Membranainterosseaantebrachii

Processusstyloideusulnae

Processusstyloideus

radii

Articulatio radio-ulnaris distalis(Capsula articularis)

Facies articulariscarpea radii

Corpus radii(Facies anterior)

Chorda obliqua

Tendo m. bicipitisbrachii

Lig. anulare radii

Fovea capitis radii

Abb. 15.2. Anatomie des Unterarms

306 Kapitel 15 Unterarm

er in einer grubigen Vertiefung radial der Basis des Grif-felfortsatzes, zum anderen ist er am Griffelfortsatzselbst fixiert. Dieser radioulnokarpale fibröse Komplexwird dynamisch durch die Sehne des M. extensor carpiulnaris unter Spannung gehalten.

Bei einer Fraktur des Processus styloideus ulnae musses deshalb nicht unbedingt zu einer vollständig ulnarenAblösung des Diskus kommen, da die basale Fixierungerhalten bleiben kann (Abb. 15.3). Ingesamt sind Verlet-zungen des radioulnokarpalen fibrösen Komplexes imKindesalter unter dem 12. Lebensjahr selten. Bei Adoles-zenten muss daran gedacht werden. Die MRT kann dieDiagnose sichern, andernfalls ist eine Arthroskopie desHandgelenks zu überlegen.

Die Kraftübertragung von der Hand erfolgt nicht al-lein über die Achse des distalen Radius, über Skaphoidund Lunatum, sondern zu 40% über die Achse des Ca-put ulnae, über Diskus, Os lunatum sowie Os trique-trum und die Articulatio ulnaris carpalis. Im Vergleich

zum Os scaphoideum weisen Os lunatum und Luna-tumfacette des Radius niedrigere chondrale Knochen-dichtewerte auf. Dies bedeutet, dass das Os scaphoide-um eine physiologisch höhere Beanspruchung erfährtals das Os lunatum. Der Gelenkdruck zwischen Radiusund Kahnbein ist demnach größer als derjenige zwi-schen Radius und Mondbein (Ostern 1999).

PeriostDie Knochen von Kindern verfügen über ein sehrdickes, pluripotentes Periost, welches eine Fraktur me-chanisch stabilisiert und auch zu einem schnellen Hei-lungsverlauf beiträgt.

Im Gegensatz zu der oft offenen Reposition undFixation der Frakturen bei Erwachsenen können diesedaher bei Kindern geschlossen ohne Osteosynthese the-rapiert werden. Im Falle einer Grünholzfraktur wird dasPeriost üblicherweise auf der konvexen oder gespann-ten Seite verletzt, während auf der konkaven oder Kom-pressionsseite eine intakte Brücke des Periosts vorhan-den ist. Im Zuge der Frakturheilung kann es an der kon-vexen Bruchstelle zu einer Durchbauungsstörung kom-men. Diese kann als Refraktur klinisch zum Tragenkommen. Unter Anwendung von Zugspannung kanndas intakte Periost bei Grünholzfrakturen die Stabilitätim Bereich der Fraktur wahren (Abb. 15.5 a–e, Abb.15.6 a–c).

UnterarmmuskelnBei der Behandlung von Frakturen sind die Muske-lansätze am Unterarm vor allem in Bezug auf die ver-schiedenen Repositionstechniken von Bedeutung. DieZugrichtungen der Muskelansätze können die Positionder Fragmente beeinflussen und stellen somit dislozie-rende Kräfte, welche auch während der Gipsruhigstel-lung auftreten können, dar (Abb. 15.7 a–c). Dabei wirddie größte Bedeutung der Lokalisation der Fraktur imVerhältnis zum Insertionspunkt des M. pronator teresbeigemessen.

Andere Faktoren, die die Rotationsposition der Frag-mente beeinflussen, sind die verschiedenen Richtungender Muskelzüge bei unterschiedlichen Winkelstellungender Fragmente (z. B. die unterschiedliche Spannung derBizepssehne in Flexions- und Extenssionstellung desEllbogens). Zusätzlich werden die Effekte der M.I.A. dis-kutiert (Evans 1945).

Pro- und SupinationDie Umwendbewegung ist eine fast ausschließlich demMenschen zur Verfügung stehende Bewegung. NachFrakturen des Unterarms kommt es am häufigsten zuStörungen von Pro- oder Supination (Blackburn et al.1984; Carey et al. 1992; Creasman et al. 1984; Fuller u. Mc-Cullough 1982; Nilsson u. Obrand 1977), wobei die Pro-nation häufiger beeinträchtigt ist (Daruwalla 1979; Feld-kamp u. Daum 1978; Gruber u. v. Laer 1979). Die durch-schnittliche Umwendbewegung des Unterarms liegt bei

Osscaphoideum

Os lunatumOs triquetrum

Radius

Processusstyloideusulnae

Lig. radioulnare dorsale

M. extensorcarpi ulnaris

Lig. ulnolunatum

Lig. ulno-triquetrum

Diskus

Retinaculum extensorum

Ulna

Abb. 15.3. Der trianguläre fibrokartilaginäre Komplex besteht ausdem Diskus, den distalen radioulnaren Bänder, den ulnokarpalenBändern (Lig. ulnolunatum, Lig. ulnotriquetrum) und dem M. ex-tensor carpi ulnaris

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Unterarm 307

150–170° und kann durch Einbeziehung des Handge-lenks Werte über 180° erreichen.

Der Abstand der Ansätze der Membrana interosseaantebrachii zwischen Ulna und Radius wird für jedeKnochenstellung und in jeder Schnittebene möglichstminimal gehalten. Für die beschriebene Umwendbewe-gung konnte keine konstante Drehachse gefunden wer-den. Stattdessen findet die Bewegung um eine Bezug-sachse statt, deren räumliche Lage sich abhängig vomDrehwinkel ändert. Sie ist kinematisch als momentaneSchraubachse zu definieren (Anderson 1901; Heiberg1884; Kapandji 1992; Nakamura et al. 1994).

Dies kann auf die Bewegungsabläufe von Radius undUlna zurückgeführt werden (Weinberg et a. 2000). DerRadius rotiert um seine Längsachse. Die Ulna führt eineLateralisation, welche eine Abduktions-Extensions-Ad-duktions-Bewegung darstellt, aus. Sie kann auch alsannähernd halbkreisförmige Bewegung beschriebenwerden, wobei keine Rotation stattfindet (Abb. 15.8).

Funktionelle DeformitätenEinschränkungen der Umwendbewegung sind abhängig

� von der Richtung der Achsenfehlstellung im Raum,� dem Ausmaß und� der Lokalisation der Fraktur.

Anhand von Experimenten an humanen Präparatenkonnte aufgezeigt werden, dass besonders in der Schaft-

mitte ein Funktionsverlust bereits bei einer Angulationvon 10° eintreten kann (Weinberg et al. 2000). Die Defi-zite sind vor allem bei Einengungen des interossärenRaums zu erwarten. Andererseits müssen Fehlstellun-gen, die den interossären Raum vergrößern, nicht miteiner Bewegungsbehinderung einhergehen. Bei proxi-malen Frakturen kann die interossäre Distanzverkür-zung eine Verminderung des Rotationsausmaßes da-durch verursachen, dass es zu einem Impingement derTuberositas radii gegenüber der Ulna kommt. Frakturenam distalen Ende des Unterarms gehen seltener mit ei-ner Bewegungseinschränkung einher. Dies begründetsich in der Tatsache, dass die Stelle, an der sich beideKnochen überkreuzen, am anfälligsten für Störungenist. Diese liegt in Schaftmitte. Daher können im distalenBereich auch höhere Fehlstellungen belassen werden.

Distale metaphysäre Frakturfehlstellungen der Ulnakönnen die Spannung am Diskus derartig erhöhen, dassdas Ulnaköpfchen nicht mehr frei bewegt werden kann.In diesem Fall kommt es dann ebenfalls zu Funktions-störungen der Umwendbewegung, aber auch der ande-ren Bewegungsrichtungen des Unterarms.

Die Experimente an humanen Präparaten berück-sichtigen nicht ein für Kinder typischerweise auftreten-des Remodeling. Es findet sich eine Korrelation vonRestwinkel der Frakturen und dem Bewegungsausmaßder involvierten Extremitäten einerseits sowie der ein-tretenden Spontankorrektur anderseits (Hogstrom et

Abb. 15.4. a Die Pfeile zeigenin der Frontalebene eine Ver-engung des interossärenRaums mit Abnahme des ra-dialen Bogens wie auch in derSagittalebene eine volare Ach-senfehlstellung. b,c Klinischweist der Patient eine Aufhe-bung der Supination auf

308 Kapitel 15 Unterarm

al. 1976). Allerdings finden sich in der Literatur Hinwei-se, dass auch Frakturen, die in anatomischer Stellungverheilen, mit Verlusten der Rotationsfähigkeit einher-gehen können (Nilsson u. Obrant 1977). Es werden vorallem Narbenzüge dafür verantwortlich gemacht.

KlassifikationFrakturen bei Kindern lassen sich nicht nach den Klas-sifikationen für das Erwachsenenalter einteilen (v. Laeret al. 2000). Auch die Übernahme spezifischer Fraktur-einteilungen nach den betroffenen Knochenabschnittenaus der Traumatologie der Erwachsenen hat sich nichtbewährt, da im Gegensatz zum Adulten meistens keineeinheitliche therapeutische Konsequenz aus diesen Ein-teilungen für das Kind abgeleitet werden kann. Sowohlfür die Abschätzung einer möglichen Spontankorrektur

als auch für ein therapeutisches Vorgehen können dieFrakturen am Unterarm entsprechend der Klassifika-tion kindlicher Röhrenknochen in

� epiphysäre,� metaphysäre und� diaphysäre Brüche

unterschieden werden. Als Besonderheit des Unterarmsist hervorzuheben, dass es sich um ein paariges Kno-chensegment handelt. Jeder Knochenabschnitt hat eineHäufung typischer Frakturmuster (s. spezifische Frak-turkapitel; Tabelle 15.1).

An der Epiphyse lassen sich� die reinen Gelenkfrakturen Salter-Harris III und IV

und die Übergangsfrakturen

Abb. 15.5. a–c Abheilungsmodus der Grünholzfrakturen: a Bleibtbei den diaphysären Grünholzfrkturen die Kortikalis auf der Kon-kavseite der stets vorhandenen Achsabweichung intakt, so kommtes auf der konkaven Seite zur periostalen Überbrückung des Frak-turspaltes, die auf der konvexen Seite aubleibt. Diese unausgewoge-ne Konsolidation birgt die Gefahr einer Refraktur in sich. Ist dieAchsabweichung größer, so ist der Abheilungskallus größer, die Ge-fahr der Refraktur geringer, aber die mögliche Funktionsstörungaufgrund der Achsabweichung größer. b Stellt man die Fraktur nur»gerade«, d. h. verbleibt nur eine dezente Achsabweichung bei er-haltener Kortikals auf der Konkavseite , so ist die Kallusabstützungkleiner,die Gefahr der Refraktur größer,dafür die Gefahr der Funk-tionseinschränkung wieder kleiner. c Erst wenn die Kortikalis auchauf der Konvexseite in Kontakt gerät, dann die Fraktur adäquat all-seitig konsolidieren.Erst dann besteht keine Gefahr einer Refrakturmehr (v. Laer 2001). d Unfallbild einer distalen Grünholzfraktur.e Röntgenbild bei Frakturkonsolidation nach 4 Wochen. Es zeigtsich eine schöne Kallusbildung auf der konkaven Seite bei man-gelnder Durchbauung auf der konvexen Seite a b c

M. biceps brachii

M. supinator

M. pronatorteres

M. pronatorquadratus

M

Unterarm 309

Abb. 15.6 a–c. Ein 5 Jahre altes Mädchen erlitt einen Sturz von der Schaukel. a Biegungsfraktur des Radius. b Ruhigstellung im Scotch-Cast-Gips für 4 Wochen. c Nach insgesamt 8 Wochen Refraktur mit deutlicher Zunahme der Achsabweichung

M. brachioradialis

M. pronatorquadratus

Abb. 15.7 a–c. Zugrichtung der wichtigsten Unterarmmuskeln

a b c

310 Kapitel 15 Unterarm

von den extraartikulären Frakturen abgrenzen, welchedie Physe in ihrem metaphysären Anteil betreffen. Diessind� die Epiphysenlösungen (Salter-Harris I) mit und� ohne metaphysären Keil (Salter-Harris II).

Prognostisch bezüglich Spontankorrekturen undWachstumsstörungen sind diese Läsionen (Salter-Har-ris I und II) den metaphysären Frakturen als distalsteForm der Schaftfrakturen zuzuordnen.

An zusätzlichen typischen metaphysären Läsionen können� die Stauchungsfrakturen von� den Biegungsfrakturen und den� vollständigen Frakturen

differenziert werden. Da jedoch die Biegungsfrakturenan dieser Stelle prognostisch keinen Unterschied zu den

Stauchungsfrakturen aufweisen, werden diese oft alseine Frakturgruppe zusammengefasst.

Im Bereich der Diaphyse treten neben den� typischen Biegungsfrakturen� die vollständigen Frakturen

auf. Letztere werden wiederum in Quer-, Schräg-oder Mehrfragmentfrakturen differenziert.

DiagnostikDie Untersuchung des Kindes setzt sich aus Inspektionund einer gezielten klinischen Untersuchung, die auf dasNotwendige beschränkt werden sollte, zusammen (Gre-en et al. 1998).

Die Inspektion umfasst die Beschreibung und Klassi-fizierung der offenen und geschlossenen Frakturen mitWeichteilschädigung. Bei der initialen klinischen Unter-suchung werden Gefäß- und Nervenstatus der betroffe-nen Extremität beurteilt, wobei die sensible wie auchdie motorische Versorgung den einzelnen Nerven zuge-ordnet werden kann.

Die Bewegungseinschränkungen der einzelnen Ge-lenke sollten dokumentiert werden, wobei es nicht wich-tig ist, das komplette Ausmaß zu erfassen. Die Beurtei-lung des Bewegungsumfangs bei der klinischen Ver-laufskontrolle wird bei intakten Gelenken anhand derNeutral-Null-Methode durchgeführt. Bei mehrfachver-letzten Kindern sind alle angrenzenden Gelenke mitzu-beurteilen. Begleitverletzungen sind ebenfalls mitzudo-kumentieren und radiologisch zu befunden. Ein stan-dardisierter Untersuchungsablauf für alle Verletzungender oberen Extremität erweist sich als sinnvoll.

RöntgenDie radiologische Darstellung umfasst die a.-p.- sowiedie seitliche Aufnahme des gesamten Unterarms unter

2 3 4 5 63

4

5

6

[cm]

[cm]

PronationSupination

Ulna

Radius

d

Abb. 15.8. Der Bewegungsablauf beider Knochen von der Supina-tion in die Pronation. Der Radius vollführt eine Rotation, währenddie Ulna eine laterale Abduktion bei freier Drehung im Raumdurchläuft

Tabelle 15.2. Korrekturpotenzial in Abhängigkeit der Lokalisation am Unterarm

Proximaler Unterarm Unterarmschaft Distaler Unterarm (ohne Radiusköpfchen)

Seit-zu-Seit Verschiebung um nahezu Verschiebung um Verschiebung umVerschiebung Schaftbreite Schaftbreite Schaftbreite

Cave: Solche Fehlstellungen Cave: Wird der interossäre Raum Gehen nie mit Funktions -gehen immer mit Funktions- eingeschränkt, sind Funktions- einschränkungen einhereinschränkungen einher! einschränkungen möglich!

Achsabweichung Maximal 10° Maximal 5–15° <10 Jahre: bis 40°frontal Richtungsabhängig? Richtungsabhängig: >10 Jahre: bis 20°

Keine exakten Daten in der Literatur Volar 5°Palmar 15°Interossär einengend, wird bei blockierenden Einschränkungen nicht ausgeglichen

Achsabweichung Maximal 10° Maximal bis 10° <10 Jahre: bis 40°sagittal >10 Jahre: 20°

Rotation Fragliche Korrektur Fragliche Korrektur Fragliche Korrektur

Verkürzung Wird ausgeglichen Wird ausgeglichen Wird ausgeglichen

Unterarm 311

Einschluss der angrenzenden Gelenke, um eine mögli-che Monteggia- oder Galeazzi-Verletzung nicht zu über-sehen. Bei der Bildgebung müssen zur Beurteilung vonmöglichen Achsabweichungen immer 2 Ebenen darge-stellt werden. Hierzu ist es notwendig, dass beide radio-logische Ebenen exakt im 90°-Winkel zueinander ste-hen. In Ausnahmefällen kann auch die Darstellung von4 radiologischen Ebenen, die jeweils in 45° zu der ande-ren Ebene stehen, hilfreich sein.

Die Standardröntgenaufnahme in 2 Ebenen hat sichfür die Routinediagnostik bewährt. Klagt der Patientüber Einschränkungen der Umwendbewegung, so kanndie Standardtechnik nicht immer sachgerecht durchge-führt werden, da oftmals die Supinationshaltung fehl-stellungsbedingt nicht eingenommen werden kann. Der

Patient weicht dann entweder mit dem Oberarm aus,oder aber die Bilder und damit die vorhandene Fehlstel-lung können nicht exakt bewertet werden.

In diesem Fall hat sich folgende Aufnahmetechnikbewährt (Abb. 15.9 a–d):

1. Der Oberarm liegt in 45° zur Platte, der Unterarmliegt auf der Röntgenkassette.

2. Der Daumen zeigt senkrecht nach oben.3. Der Zentralstrahl muss auf die Mitte des Unterarms

und der Kassette gerichtet sein.4. Bei der Palpation der humeralen Epikondylen soll

deren Verbindungslinie parallel zur Röntgenkassetteverlaufen.

5. Der FFA (Film-Fokus-Abstand) beträgt 1 m.

Abb. 15.9 a–d. Einstelltechnik zur radiologischen Diagnostik amUnterarm mit Einschluss der angrenzenden Gelenke. a A.-p.-Strahlengang. b Seitlicher Strahlengang. c,d Radiologische Ein-stelltechnik bei Einschränkungen der Umwendbewegung oder ei-

ner Gipsanlage, die die konventionelle korrekte Technik nichtzulässt (Gipsanlage in Neutral-Null-Stellung). c Volodorsale Ebe-ne, Film-Fokus-Abstand 1 m. d Radioulnare Ebene

312 Kapitel 15 Unterarm

In dieser Stellung werden je eine Aufnahme der volo-dorsalen und der radioulnaren Ebene angefertigt. Vor-teil dieser Methode ist, dass durch die kontrollierte Kip-pung der Röntgenröhre stets eine um 90° von der erstenabweichende zweite Aufnahme angefertigt wird.

Eigene Untersuchungen konnten zeigen, dass ein Ro-tationsfehler von 20° am Radius keine Einschränkungender Umwendbewegung verursacht (Kasten et al. 2002).

Rotationsfehlstellungen von >20°, die Funktionsein-schränkungen verursachen, können radiologisch er-kannt werden, wenn Breite und Form von proximalemund distalem Knochenfragment nicht übereinstimmenoder wenn es nach der Reposition zu Diskontinuitätender normalen Krümmung des Knochens kommt.

Sekundär lassen sich Rotationsfehler daher schlechtnachweisen.

Die Beurteilung des Rotationsfehlers anhand einercomputertomographischen Untersuchung ist möglich,evaluierte Studien fehlen. Die Indikation einer CT-Un-tersuchung ist jedoch kritisch abzuwägen. Eine CT be-deutet für Kinder eine relativ hohe Strahlenbelastung.Sie kann allerdings für die Beurteilung anderer Aspekte,die radiologisch nicht zur Darstellung kommen, z. B.Weichteilvernarbungen oder Synostosen hilfreich sein.

PrimärtherapieDie Primärtherapie der kindlichen Unterarmfrakturenrichtet sich nach der Stabilität und der vorhandenenDislokationen. An Therapiemöglichkeiten stehen diekonservative Therapie, welche keine Intervention, eineGipskeilung oder eine geschlossene Reposition umfas-sen kann sowie verschiedene operative Verfahren zurVerfügung. Die Indikation der Verfahren wird unter derspeziellen Frakturproblematik dargestellt (Hahn 1997;Younger et al. 1997).

Technik der geschlossenen Reposition und GipsanlageDie Reposition sollte immer unter Anästhesie in einerEinheit, in der ggf. auch ein notwendiges operatives Ver-fahren durchgeführt werden kann, erfolgen. Es ist sowohlauf die Lagerung des Patienten als auch auf eine gleichbleibende Positionierung des Bildwandlers zu achten.Be-währt hat sich die Reposition der diaphysären und dista-len Unterarmfrakturen – vor allem in Verkürzungsstel-lung- im Aushang. Bei der Anlage des Gipses kann diesergepolstert werden. Dies zieht weniger Komplikationen z.B. beim Entfernen nach sich. Zusätzlich ermöglicht dieseine Keilung, die kaum zu Druckstellen führt.

Einen sekundären Repositionsverlust weisen dieGipse auf, die nicht entsprechend anmodelliert (Drei-punktfixation) oder deren Stabilität fehlinterpretiertwurde.

Jeder geschlossene Gips muss anfangs gespaltenwerden.

Die Zirkulation erfolgt nach Abschwellung zwischendem 5. bis 8. Tag.

Bei Unterarmschaftfrakturen ist ein Oberarmgipsbzw. eine -gipsschiene zu verwenden. Bei distalen Frak-

turen kann je nach Frakturtyp, insbesondere bei stabi-len Frakturen eine dorsale Unterarmgipsschiene bzw.ein gespaltener Unterarmgips ausreichend sein, welchernach Abschwellung geschlossen wird.

Die Gipskeilung kann bei allen Fehlstellungen imSchaftbereich in der Frontal- und/oder Sagittalebenezur Anwendung kommen. Allerdings ist zu berücksich-tigen, dass eine Keilung nur bei zirkulär geschlossenem,konventionellem Weißgips möglich ist. Von Laer (1986)empfiehlt die Durchführung der Keilung erst ab dem 8.Tag nach Unfall, da zu diesem Zeitpunkt die posttrau-matische Schwellung vollständig abgeklungen ist, so-dass sekundäre Dislokationen nach der Keilung nichtmehr zu erwarten sind. Weiterhin ist die Keilung nachdem 5. Tag weniger schmerzhaft bzw. schmerzfrei mög-lich.

Die Keilung selbst sollte immer am tiefsten Punktder Konkavität der Fehlstellung erfolgen. Dabei wirdder Gips – abhängig von der Fehlstellung – aufgeschnit-ten. Zur Verlängerung des Hebelarms gilt: Je periphererdie Fraktur, desto proximaler sollte die Keilungsstelleliegen (Keenan u. Clegg 1995). Die Keilung kann in denersten Minuten Schmerzen bereiten, sodass bei Korrek-tur von groben Fehlstellungen Analgetika verabreichtwerden sollten. Von einer weiteren Medikation ist je-doch abzuraten, damit der Patient den Druck auf derGegenseite spürt.

Die Aufklärung des Patienten hinsichtlich desDruckschmerzes ist unbedingt notwendig, um einenDruckulkus zu verhindern.

Bei zunehmenden Schmerzen muss eine Fensterungund Nachpolsterung mit anschließendem Verschlussdes Fensters erfolgen. Im Anschluss an die Keilung istdas Ergebnis radiologisch zu dokumentieren. Der opti-male Zeitpunkt für die Kontrolle ist erst nach 3–5 Tagengegeben, da sich das Redressement bei der Keilung erstüber die Zeit einstellt. Bei einer unbefriedigenden Stel-lung kann die Keilung nach 3–5 Tagen problemlos um-gesetzt werden.

In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesenwerden, dass – bei im Vergleich zur geschlossenen Re-position gleich guten Ergebnissen – die Keilung kosten-günstiger ist. Dazu bedarf es aber entsprechend ge-schulten Personals, und dieses Verfahren sollte nach un-serer Meinung nur am distalen Unterarm und bei Grün-holzfrakturen der Diaphyse Anwendung finden (Jonesu. Weiner 1999; Keenan u. Clegg 1995).

Empfohlene Therapie

Wir bevorzugen die sofortige Reposition bei einer al-tersentsprechend inakzeptablen Achsenfehlstellungam distalen Unterarm bzw. bei stabilen Brüchen inSchaftmitte (Grünholzfrakturen) anstelle der se-kundären Gipskeilung nicht nur aus Kostengrün-den. Das Einrichten der Fraktur am distalen Unter-arm in Analgosedierung oder Narkose gewährleistet

CAV

E

!

!

Unterarm 313

eine gute Reposition. Zusätzlich zur Analgosedie-rung kann eine Lokalanästhesie (durch Pflaster miteinem entsprechenden oberflächlich wirkendenAnästhetikum; EMLA®) angewandt werden, sodassauch eine Bruchspaltanästhesie möglich wird (älte-re Kinder über 12 Jahre).Die Komplikationsrate ist gering, da unter Schmer-zanalgesie auch der Gips wesentlich besser anmo-delliert werden kann. Allerdings muss die entspre-chende Logistik vorhanden sein. Kinder solltennicht unnötig lange auf eine Narkose warten müs-sen, auf der anderen Seite muss genügend Zeit undRaum in der Ambulanz vorhanden sein, damit eineAnalgosedierung und ein EMAL®-Pflaster, die wirallen Kindern mit repositionswürdigen Frakturenund/oder Schmerzen verabreichen, auch wirkenkönnen.Nach unseren Erfahrungen können 80% der Frak-turen in Analgosedierung reponiert werden, weite-re 15–18% benötigen eine Vollnarkose und wenigerals 5% werden zusätzliche definitiv mit Hilfe vonImplantaten retiniert.

Operative VerfahrenDie Indikation zur Osteosynthese wird zunehmend bei al-len instabilen dislozierten Frakturen am Unterarm gese-hen. Eine absolute Indikation stellen offene Verletzungenoder Verletzungen mit Gefäß-, Nerven- oder Sehnenbe-teiligung dar.Diese sind im Kindesalter selten und weiseneine Inzidenz von etwa 1% auf (Haasbeek u. Cole 1995).

Zur Beurteilung des Nervenstatus ist der Verlauf derNerven von Bedeutung. Weiterhin ist die Kenntnis dernervalen Strukturen zur operativen Versorgung unab-dingbare Voraussetzung.

An operativen Verfahren hat sich die Markraum-schienung der diaphysären Frakturen gegenüber ande-ren Verfahren durchgesetzt. Die Plattenosteosynthesegewährleistet eine höhere Stabilität und kann daher beiadoleszenten Patienten bei vorhandenem Fugenschlussals alleinige Methode oder in Kombination mit der in-tramedullären Markraumschienung am anderen Kno-chen Anwendung finden.

Bei distalen Frakturen reicht oftmals die Kirschner-Draht-Osteosynthese aus. Bei instabilen Flexionsfraktu-ren des distalen Unterarms kann – insbesondere beimAdoleszenten – die volare Platte indiziert sein.

Der Fixateur externe ist nur in Ausnahmefällen beioffenen Frakturen oder schweren Weichteilschäden an-zuwenden.

Im Bereich des Radiusköpfchens kann ein dorsaleroder radialer Zugang gewählt werden, in Schaftmitteein dorsaler Zugang zum Radius und eine lateraler Zu-gang zur Ulna. Distal kommt bei Plattenosteosynthesenhäufiger der volare Zugang zum Radius in Betracht(Boyd 1940).

Bei den geschlossenen intramedullären Verfahren ist– wie auch bei den zuvor oben genannten Möglichkei-ten – darauf zu achten, dass bei den distalen Zugängenjeweils die sensiblen Äste der Hautnerven dargestelltwerden, bevor das Osteosynthesematerial eingebrachtwird.

Offene Repositionen des Unterarms sind nicht ohneRisiko für eine funktionelle Einschränkung. Im Kindes-alter ziehen Frakturen des proximalen Drittels des Un-terarms, welche mit offener Reposition und Fixation be-handelt wurden, häufig Einschränkungen der Umwend-bewegung nach sich, auch wenn eine anatomisch kor-rekte Position erreicht wurde (Cullen et al. 1998; Vai-nionpaa et al. 1987). Wahrscheinlich wird dieser Funkti-onsverlust durch Vernarbung der Weichteile verursacht.Dies sollte immer berücksichtigt werden, wenn ein chir-urgischer Eingriff in Betracht gezogen wird. GeringeWinkel- oder Rotationsfehlstellungen nach geschlosse-ner Reposition und konservativer Behandlung könnenBewegungseinschränkungen verursachen, die im Ver-gleich zu Funktionseinschränkungen nach chirurgi-schen Eingriffen akzeptabel erscheinen (Friberg 1979).Bei Kindern kann es im Zuge des Wachstums und dendamit verbundenen Spontankorrekturen auch zu einerVerbesserung der Funktion kommen. Ausnahmen stel-len die vollständige Blockierung von Pro- oder Supina-tion dar.

NachuntersuchungUm die Ergebnisse vergleichen zu können, ist es not-wendig, die klinischen Folgen anhand einer Nachunter-suchung des Ellbogens und der Handgelenke zu doku-mentieren.

Grundlage für die Dokumentation der Funktionstellt ein standardisierter Untersuchungsablauf dar(Abb. 15.10):� Position 1:

Im Stand werden die Kinder aufgefordert, die Armein Schulterhöhe seitlich mit nach außen gedrehtenDaumen auszustrecken. Dabei ist das Ellbogenge-lenk ausgestreckt. In dieser Position werden Streck-defizite und Hyperextensionen dokumentiert. An-schließend wird in der gleichen Haltung die Beu-gung im Ellbogengelenk eingenommen; dabei kön-nen Flexionsunterschiede beurteilt werden.

� Position 2:Die Beurteilung der Ellbogenachse erfolgt bei ausge-streckten, nach vorne gerichteten Unterarmen.Zur Beurteilung der Umwendbewegung sind dieKinder aufzufordern, das Ellbogengelenk in 90° an-zuwinkeln und dabei den Oberarm seitlich an denOberkörper anzulegen. Es können ihnen Stäbchen indie Hand gegeben werden, um eine Vergrößerungdes Bewegungsausschlages in der Pro- und Supina-tion zu erhalten.Die Kinder nehmen zunächst die Neutral-Null-Stel-lung des Unterarms ein. Anschließend werden sie

314 Kapitel 15 Unterarm

aufgefordert, beide Arme gleichzeitig zu pro- unddann zu supinieren. Defizite gegenüber der anderenSeite können so für den Unterarm gemessen werden.

� Position 3:In der Pronationsstellung wird die Beweglichkeit desHandgelenks beurteilt. Es sind sowohl die Extensionund Flexion als auch die Ad- und Abduktion desHandgelenks zu prüfen.Die Prüfung der Funktion erfolgt immer im direktenSeitenvergleich. Dokumentiert werden die Defizite

gegenüber der Gegenseite in Grad oder in absolutenWerten. Hierbei ist zu bedenken, dass die absolutenZahlen der Gegenseite ebenfalls mitzudokumentie-ren sind. Geschieht dies nicht, ist das Datenmaterialbei späteren Studien nicht mehr verwertbar, da esKinder gibt, die bis 90° pronieren können, anderenur bis zu 70°.

15.1Proximaler Unterarm

15.1.1Radiusköpfchen- und RadiushalsfrakturenA. Hell, A.-M. Weinberg

Ursache und HäufigkeitFrakturen des proximalen Radius, des Radiusköpfchensund Radiushalsfrakturen im Wachstumsalter sind sel-ten und machen etwa 1% aller Extremitätenfrakturenbei Kindern aus (v. Laer 2001). Ihre Inzidenz bezogenauf knöcherne Verletzungen des Ellbogengelenks liegtbei 5–10% (Boyd 1944; Fowles u. Kassab 1986; Henrikson1969; Jeffery 1950; Kay u. Kurschner 1999; Landin u. Da-nielsson 1986; Leung u. Peterson 2000; Lindham u. Hu-gasson 1979; O’Brien 1965).

Der Unfallmechanismus verläuft zumeist indirektdurch Sturz auf die dorsalflektierte Hand bei durchge-strecktem Ellbogen (Takagi et al. 1999; Weise et al. 1997).In Kombination mit einem Valgusstress kann eineGrünholzfraktur des Olekranons, entsprechend einerTyp-I-Monteggia-Läsion nach Bado (1967; Theodorouet al. 1988), oder ein Abriss des medialen Epicondylushinzukommen. In der Untersuchung von Fowles u. Kas-sab (1986) kam es in mehr als der Hälfte der Frakturenzu einer dieser Begleitverletzungen. Eine vollständigeDislokation des Radiusköpfchens kann mit einer Ellbo-genluxation einhergehen (Papavasiliou u. Kirkos 1991;Lindham u. Hugosson 1979).

Für die Frakturentstehung ist bedeutsam, dass dasRadiuskopfende – je nach Alter des Kindes – fast voll-ständig aus Knorpel besteht und einwirkende Kräfte ab-sorbiert werden.

Meißel- und Trümmerfrakturen, wie sie beim Er-wachsenen vorkommen, sind daher selten zu beobach-ten und finden sich erst im Jugendlichenalter bei nahe-zu verknöchertem Radiusköpfchen.

Die Frakturen des proximalen Radiusendes sind fastausschließlich metaphysäre Frakturen. Die subkapitaleRadiushalsfraktur, welches oftmals als eine metaphysä-re Stauchungsfraktur auftritt, macht nach v. Laer (2001)2 Drittel der Fälle, die Epiphysenlösungen mit oder oh-ne metaphysären Keil ein Drittel aller Verletzungen aus.Gelenkfrakturen mit oder ohne metaphysäre Beteili-gung sind bei offenen Fugen eine Seltenheit (Leung u.Petersson 2000). Eine Abgrenzung zur physiologischenNormvariante des gespaltenen Epiphysenkopfkernes

Abb. 15.10. Standardisiertes Nachuntersuchungsschema nach Ver-letzungen des Unterarms

!

15.1 Proximaler Unterarm 315

(Nucleus bipartia) ist hier differenzialdiagnostisch oftschwierig (Brodeur et al. 1981; McCarthy u. Ogden 1982;Silberstein et al. 1982; Abb. 15.11).

Entwicklung und WachstumOssifikationskerne, Zeitpunkt des FugenschlussesDie embryologische Entwicklung des proximalen Radi-us mit Radiusköpfchen und -hals erfolgt etwa in der9. Gestationswoche. Mit etwa 4 Jahren haben Radius-kopf und -hals die gleiche ovale Form wie im Erwachse-nenalter (O’Brien 1965). Das Kernsystem des Radius-köpfchens erscheint um das 5. bis 7. Lebensjahr. In dieserZeit imponiert der Epiphysenkern als flaches Band(Abb. 15.12) und verknöchert zwischen dem 14. und 18.Lebensjahr. Bis zum Auftreten der Ossifikationskerne

erscheint der Radiushals anguliert. In der a.-p.-Aufnah-me variiert diese Angulation zwischen 0 und 15° undliegt im Durchschnitt bei 12,5° (Vahvanen 1978). In derSeitaufnahme kann die Angulation von 10° anterior bis5° posterior variieren, wobei der Durchschnitt bei 3,5°anterior liegt (ebd.).

Liegt eine Angulation des Radiushalses vor, mussbeim Ausschluss einer Monteggia- oder Monteggia-äqi-valenten Verletzung beachtet werden, dass bei einerPronationsaufnahme die Angulation fälschlicherweiseals eine Subluxation des Radiusköpfchens interpretiertwerden kann. In diesen Fällen ist es wichtig, die seitlicheAufnahme zur Diagnosesicherung heranzuziehen undggf. – bei Unsicherheit – eine erneute Aufnahme in Su-pinationsstellung durchzuführen. Reicht dies zur Dia-

Abb. 15.11. Physiologisch ge-spaltener Epiphysenkern amproximalen Radiusende. EineAbgrenzung zur Gelenkfrak-tur kann bei entsprechenderKlinik unter Umständenschwierig sein

Abb. 15.12. Ossifikationskernim Alter von 5 Jahren alsflaches Band (links), im Altervon 7 Jahren (Mitte) und imAlter von 12 Jahren (rechts)

316 Kapitel 15 Unterarm

gnosesicherung nicht aus, muss unter Bildwandlerkon-trolle die Zentrierung des Radiusköpfchens bei der Um-wendbewegung beurteilt werden.

Eine Besonderheit der Frakturen des proximalen Ra-diusendes im Wachstumsalter liegt in der Blutversor-gung. Die Blutversorgung über periostale Blutgefäßeentspricht einer Endstrombahn, sodass es im Bereichdes proximalen Radiusendes nach Frakturen im Wachs-tumsalter zu mehr oder weniger ausgeprägten Formver-änderungen des Radiusköpfchens aufgrund einer ge-störten Blutversorgung mit nachfolgender Teil- oderVollnekrose kommen kann (Häßle u. Mellerowicz 1991;Jeffery 1950, 1972; v. Laer 1984; v. Laer et al. 1997; Ritter1984; Stankovic et al. 1975; Vocke u. v. Laer 1998 a, Vocke1998 b; Weber 1977; Abb 15.13). Diese Formveränderun-gen können derart ausgeprägt sein, dass Funktions-störungen bei der Pro- und Supination auftreten kön-nen (Henrikson 1969; Wedge u. Robertson 1982). Es gibtjedoch auch Autoren (Vocke u. v. Laer 1998 a, 1998 b,2000), die Radiusköpfchendeformierungen und die ein-geschränkte Funktion der Pro- und Supination nicht ineinem direkten Zusammenhang sehen.

Auslösende Faktoren für die Funktionseinschrän-kungen scheinen nicht nur das Unfalltrauma, sondernauch die Therapie – geschlossene Reposition, Operatio-nen und Physiotherapie nach langer Ruhigstellung – zusein (Bätz et al. 1986; v. Laer 1982, 1984; v. Laer et al.1997;Pseudo et al. 1982). Zu einer bedeutenden Funktionsein-schränkung kann es durch Weichteilvernarbungen kom-men, welche nach geschlossenen, aber vor allem nachoffenen Repositionen auftreten können.

WachstumsstörungenStimulative passagere Wachstumsstörungen sind amproximalen Radiusende klinisch nicht von Bedeutung.Dies kann darin begründet sein, dass die vorübergehen-de Stimulation durch die verkürzenden Effekte derKopfumbaustörung kompensiert wird (v. Laer 1986).Zusätzlich beträgt der Wachstumsanteil der proximalenRadiusepiphyse am Längenwachstum des Radius nuretwa 20–30% (Chambers u. Wilkins 1996; v. Laer 1984; v.Laer et al. 1997).

Hingegen kann es im Rahmen der Frakturheilung zueiner dezenten Verkürzung des proximalen Radius miteiner Achsveränderung im Sinne eines Cubitus valguskommen. Gleichzeitig tritt durch die Durchblutungs-störung zumeist eine Verplumpung und Verbreiterungdes Radiusköpfchens auf.

In der Literatur werden prämature Fugenschlüssenach Frakturen des proximalen Radiusendes im Wachs-tumsalter mit einer Häufigkeit zwischen 14% (Reidy u.van Gorder 1963) und 50% (Newman 1977) angegeben(Graff 1989; Guo-xun u. Rong-ying 1984; Newman 1977;Reidy u. van Gorder 1963; Steele u. Graham 1992). DieUrsache und der Entstehungsmechanismus von sekun-dären Wachstumsstörungen sind ungeklärt, wobei abereine starke Traumatisierung – durch das Initialtraumaoder durch traumatisierende Fixation (Bätz et al. 1986)– als ursächlicher Faktor angenommen wird.

Eigentliche Wachstumsstörungen des partiellen Fu-genverschlusses sind möglich (Abb. 15.14), aber eher sel-ten (Henrikson 1969; v. Laer 1982; Vocke u. von Laer2000; Weber 1977; Zimmermann 1978). Sie werden imZusammenhang mit Läsionen des epiphysären ulnar-seitigen Gefäßes beschrieben und enden in einer ent-sprechenden Deformierung und Einschränkungen derUmwendbewegung.

Die schwerwiegendste Komplikation und Wachs-tumsstörung nach Frakturen des proximalen Radius imWachstumsalter stellt die Ausbildung einer radioulna-ren Synostose dar. In der Literatur (Benz u. Roth 1985;Fielding 1964; Guo-xun u. Rong-ying 1984; Häßle u. Mel-lerowicz 1991; Henrikson 1969; Newman 1977; Steele u.Graham 1992; Vahvanen u. Gripenberg 1978; van Vugt1985) finden sich radioulnare Synostosen zu 2% (Hen-rikson 1969) bis 10% (Newman 1977). Im eigenen Kran-kengut fanden sich radioulnare Synostosen in 3%(Vocke u. v. Laer 1998 a, 1998 b). Radioulnare Synostosenbilden sich gehäuft nach offener Reposition von proxi-malen Radiusfrakturen aus (Benz u. Roth 1985; Guo-xunu. Rong-ying 1984; Häßle u. Mellerowicz 1991). Ursäch-lich werden aber auch schwerste Traumen, wie die Ell-bogenluxation, Band- und Kapselzerreißungen, Begleit-verletztungen mit zweit- bis drittgradigen Weichteil-schäden und operative Eingriffe für die Entstehung ei-ner radioulnaren Synostose verantwortlich gemacht.Einzelfälle nach rein konservativer Therapie sind je-doch ebenfalls beschrieben worden (Chambers u. Wil-kins 1996; Abb. 15.15).

Abb 15.13. Proximale Radiusköpfchenfrakturen zerreißen das me-diale Periost, gleichzeitig kommt es zur Unterbrechung der fastausschließlich periostalen Durchblutung der Epiphyse

15.1 Proximaler Unterarm 317

Abb. 15.14. 11-jähriger Jungemit einer proximalen Radius-fraktur, welche konservativbehandelt wurde. Bei einerNachuntersuchung nach5 Jahren zeigt sich der par-tielle Fugenverschluss.(Aus Vocke u. v. Laer 2000)

Abb 15.15. 13-jähriger Junge mit einer proximalen Radiusfraktur,welche vollständig disloziert ist. Es erfolgte eine offene Repositionund Kirschner-Draht-Osteosynthese. Nach 5 Jahren (zweites Bildvon rechts) zeigt sich die Deformierung und beginnende Pseudar-

throsenbildung. Bei einer Nachuntersuchung nach 17 Jahren liegteine radioulnare Synostose vor mit Aufhebung von Pro- und Supi-nation. (Aus Vocke u. v. Laer 2000)

318 Kapitel 15 Unterarm

Besonders nach der transartikulären Fixation nachWitt tritt der Drahtbruch (Benz u. Roth 1985; Betz 1988;D’Souza et al. 1993; Engelhardt 1988; Fischer u. Maroske1976; Häßle u. Mellerowicz 1991; Jones u. Esah 1971; Mer-chan 1994; Mommsen et al. 1980; Newman 1977; Noodt1981; Scullion u. Miller 1985; Stankovic et al. 1975, 1987;

Tibone u. Stoltz 1981; van Vugt 1985) mit avaskulärer Ne-krosenbildung und Pseudarthrose (Graff 1989; Häßle u.Mellerowicz 1991; Rokito et al. 1995; Wadsworth u. Had-dad 1982; Waters u. Stewart 2001) als häufige Komplika-tion auf (Abb. 15.16 a–d). Daher ist heute die Transfixati-on nach Witt zu vermeiden.

Abb. 15.16 a–d. Kirschner-Draht-Draht Fixierung nach Witt. a Unfallbild einer dislozierten Radiusköpfchenfraktur. b Postoperativ:Kirschner-Draht-Fixierung nach Witt. c Drahtbruch mit Pseudarthrose des Radiusköpfchens. d 3 Monate nach Metallentfernung: Defor-mierung mit Pseudarthrose des Radiusköpfchens

15.1 Proximaler Unterarm 319

Möglichkeiten und Grenzen der SpontankorrekturDas Phänomen der »Spontankorrektur« nach Frakturendes proximalen Radiusendes im Wachstumsalter wirdin der Literatur wiederholt beschrieben (Benz u. Roth1985; Graff 1989; v. Laer 1982, 1984; v. Laer et al. 1997; Rei-dy u. van Gorder 1963; Vocke u. v. Laer 1998 a, 1998 b).Hierbei handelt es sich um »spontane« Aufrichtungennichtreponierter Fragmentabkippungen. Spontankor-rekturen nach konservativ behandelten Fällen von biszu 45° (Benz u. Roth 1985; Reidy u. van Gorder 1963) undsogar bis zu 60° Abkippung (Graff 1989; Vocke u. v. Laer1998 a, 1998 b, 2000) sind dokumentiert und bekannt.

In eigenen Langzeituntersuchungen von Kindernmit dislozierten proximalen Radiusfrakturen konntebei Kindern unter 10 Jahren eine vollständige Aufrich-tung von Frakturabkippungen bis zu 60° beobachtetwerden (Vocke u. v. Laer 1998 a, 1998 b, Laer 2000). Jen-seits des 10. Lebensjahres wurden Fehlstellungen bis zu20° korrigiert. Eine radiologisch dokumentierte Auf-richtung der Abkippungen konnte zwischen 4 und24 Monaten – abhängig vom Zeitpunkt der Röntgenauf-nahmen – festgestellt werden (Vocke u. v. Laer 1998 b).Dies ist umso erstaunlicher, als nur 20–30% des Längen-wachstums des Radius auf die proximale Radiusephi-physe entfallen (Chambers u. Wilkins 1996; v. Laer 1984;v. Laer et al. 1997).

Bei nur geringem funktionellen Korrekturanreiz amEllbogengelenk spricht die »spontane« Aufrichtung in-nerhalb weniger Monate dafür, dass die »Spontankor-

rektur« nicht auf das Wachstum, sondern vielmehr aufeinen mechanisch statischen Reiz – im Sinne einer me-chanischen Aufrichtung – zurückzuführen ist (v. Laer1982, 1984; v. Laer et al. 1997; Vocke u. v. Laer 1998 a,1998 b, 2000). Der vermutete mechanisch stimulativeEffekt als ein wachstumsbedingter Korrekturmechanis-mus ist jedoch bisher nicht endgültig geklärt und bleibtspekulativ (Abb. 15.17).

Im Gegensatz zu anderen Lokalisationen am Skelettwerden Seit-zu-Seit-Verschiebungen am proximalenRadius nicht vollständig remodelliert (Ehrensprenger1990; Häßle u. Mellerowicz 1991; v. Laer 1996; v. Laer1982, 1984; O’Brien 1965). Dies wird auf fehlende mecha-nische Stimuli in der seitlichen Bewegungsebene zu-rückgeführt. Dementsprechend findet sich ein Zusam-menhang zwischen initial starker Seit-zu-Seit-Verschie-bung und nachfolgender radiologischer Radiusköpf-chendeformität und -verplumpung (Vocke u. v. Laer1998 a, 1998 b, 2000; Abb. 15.18).

KlassifikationDie unterschiedlichen Seit-zu-Seit-Verschiebungen undAbkippungen haben zu verschiedenen Einteilungen ge-führt. Die gebräuchlichste wurde von Judet eingeführtund umfasst 4 Grade (Judet et al. 1962) Metaizeau schlug1993 eine Klassifikation ebenfalls in 4 Grade vor (Métai-zeau et al. 1980). Diese ist aus seiner Behandlungsstrate-gie der Radiusköpfchenfraktur mittels intramedullärerMarkraumschienung entstanden (ebd.; Abb. 15.19 a–d).

Abb. 15.17. 4-jähriges Mädchen mit konservativ behandelter abgekippter proximaler Radiusfraktur. Von rechts nach links wird der Vor-lauf dargestellt (Unfalltag, 2 Wochen, 4 Monate, 1 Jahr, 12 Jahre). Funktion und Kosmetik sind seitengleich zum unverletzten Gegenarm

320 Kapitel 15 Unterarm

Im angloamerikanischen Sprachraum hat sich dieKlassifikation nach Mason (1954) durchgesetzt. Dieseorientiert sich vor allem an Erwachsenenfrakturen undist für Kinder unspezifisch und ungeeignet, da intraarti-kuläre und Trümmerfrakturen im Kindesalter so gutwie nie zu finden sind. Chambers u. Wilkins (1996) prä-ferieren eine Einteilung, welche zwischen einer Disloka-tion des Radiuskopfes, einer Dislokation des Radiushal-ses und einer Stressfraktur unterscheidet.

In der Praxis hat es sich auch aus therapeutischerSicht als sinnvoll erwiesen, die Frakturen der Metaphysevon den Frakturen der Epiphyse entsprechend der allge-

meinen Einteilung kindlicher Frakturen zu differenzie-ren, wobei epiphysäre Verletzungen, die eine Gelenkbe-teiligung aufweisen (Salter III und IV), sehr selten sindund erst mit der Pubertät auftreten (Abb. 15.20 a–c,Abb. 15.21 a–e).

DiagnostikKlinischKlinisch variieren die Symptome mit der Schwere derVerletzung. Teilweise erfolgt aufgrund der gering ausge-prägten klinischen Symptomatik erst eine sekundäreVorstellung beim Arzt. Die stärksten Schmerzen finden

Abb. 15.18. 9-jährigesMädchen mit einer 50%igenSeit-zu-Seit-Verschiebungdes Radiusköpfchens. Nach9 Jahren zeigt sich eine mäßi-ge Deformität des Radius-köpfchens

Grad I Grad II Grad III Grad IVGrad II

<20° 20°–45° 45°–80° >80°

Abb. 15.19 a–d. Klassifikationder proximalen Radiusfrak-tur nach Maitezeau Grad I bis IV

a b c d

15.1 Proximaler Unterarm 321

sich bei der Pro- und Supinationsbewegung des Unter-arms. In Ausnahmefällen kann es aber auch zu Paresendes N. radialis bei entsprechender Dislokationsrichtungkommen.

RadiologischRadiologisch erfolgt die Diagnostik der Fraktur desproximalen Radius im a.-p. und seitlichem Röntgenbild.Selbst wenn der Kern des proximalen Radiusendes ra-diologisch noch nicht sichtbar ist, können die Frakturenbei einer bestehenden Abkippung leicht erkannt wer-den. Das Ausmaß der Abkippung wird über den Epiphy-senachsenwinkel ermittelt (Abb. 15.22 a,b).

Nur leicht dislozierte Frakturen können übersehenoder mit der Radiushalsangulation verwechselt werden.Eine metaphysäre Stauchungszone, die meist radialliegt, weist auf eine Fraktur hin. Indirekt können dieFettpolsterzeichen auf einen intraartikulären Ergussschließen lassen.

Mit einer Sonographie des Ellbogens kann die Dia-gnose bei noch nicht ossifiziertem Radiusköpfchen ge-stellt werden, insbesondere durch den Nachweis einesintraartikulären Ergusses (Kessler et al. 2002). Bei derBildgebung muss jedoch berücksichtigt werden, dassnur der proximale Radiushals intraartikulär gelegen istund somit ein Gelenkerguss bei weiter distal gelegenFrakturen fehlen kann.

In sehr seltenen Fällen kann eine MRT oder eine Ar-thrographie (Javed u. Guichet 2001) hilfreich sein. Diesbetrifft hauptsächlich Kinder, bei denen noch kein Epi-pyhsenkern sichtbar ist. In dieser Altersgruppe findensich jedoch vorwiegend Radiushalsfrakturen, die nicht

das knorpelige Ende des Radius betreffen und somitauch konventionell-radiologisch sichtbar sind.

Prinzipiell sollte man Kinder mit Schmerzen im Ell-bogengelenk ruhigstellen und bei anhaltenden Be-schwerden und unklarer Diagnostik nach 7–12 Tagenerneut röntgen. Meist ist dann ein sekundärer Kallus ve-rifizierbar oder die Fraktur wird durch den gebildetenResorptionssaum sichtbar.

TherapieTherapieziel ist ausschließlich die Erhaltung bzw. dieWiederherstellung der Funktion.

Abb. 15.20 a–c. Klassifikation der proxi-malen Radiusfrakturen – epiphysäre Ver-letzungen. a Epiphysenfraktur mit epi-physären Keil (Salter-Harris III). b Epi-physenfraktur mit epimetaphysären Keil(Salter-Harris IV). c Übergangsfrakturen(»two-triplane«).

Abb. 15.21 a–e. Klassifikation der proxima-len Radiusfrakturen – metaphysäre Ver-letzungen. a Epiphysenlösung. b Epiphy-senlösung mit metaphysärem Keil. c Stau-chungsfraktur. d Grünholzfraktur. e Voll-ständige Fraktur

s

s=1/2 Schaftbreite

Abb 15.22. a Der Epiphysenachsenwinkel wird ermittelt, um dieDislokation und deren Höhe zu bestimmen. b Eine Seit-zu-Seit-Verschiebung von mehr als einer halben Schaftbreite darf in kei-nem Alter akzeptiert werden

a b c

a b c d e

a b

322 Kapitel 15 Unterarm

Um eine zusätzliche, sekundäre durch die Behand-lung herbeigeführte Traumatisierung zu vermeiden,sollte die Therapie so schonend wie möglich erfolgenund eine achsengerechte Stellung nicht um jeden Preiserzwungen werden.

Entsprechend dem Ausmaß der primären und se-kundären Traumatisierung – ersichtlich an der primä-ren Dislokation, die zur operativen Therapie zwingt –werden in der Literatur die operativen Ergebnisse alsfunktionell schlecht geschildert (Chambers u. Wilkins1996; Henrikson 1969; v. Laer 1982, 1984; v. Laer et al.1997; Rang 1983; Reidy u. van Gorder 1963; Wedge u.Robertson 1982).

IndikationFür die Therapieentscheidung sind das Alter des Patien-ten sowie die vorliegende Achsabweichung und die Seit-zu-Seit-Verschiebung zu berücksichtigen (v. Laer et al.1997; Vocke u. v. Laer 1998 a, 1998 b). Primäre Abkippun-gen von 45–60° (Benz u. Roth 1985; Graff 1989; Reidy u.van Gorder 1963; Vocke u. v. Laer 1998 a, 1998 b, 2000)zeigen bis zum 10. Lebensjahr und bis zu 20° im Alterjenseits des 10. Lebensjahres unter frühzeitiger Selbst-mobilisation des Ellbogens ohne Physiotherapie eineSpontankorrektur und gute funktionelle Endergebnisse(Liow 2002; Ostermann et al. 1999). Dagegen solltenSeit-zu-Seit-Verschiebungen um mehr als die Hälfte derSchaftbreite nicht belassen werden.

Offene Repositionen gehen mit einem hohen Risikofür nachfolgende funktionelle Einschränkungen, diedurch Weichteilvernarbungen entstehen können, ein-her.

Aber auch multiple geschlossene Repositionsmanö-ver, besonders unter Zuhilfenahme von Steinmann-Nä-geln oder Kirschner-Drähten, die von außen perkutaneingebracht werden, können einen erheblichen Weich-teilschaden bzw. eine Gefäßläsion provozieren, dieebenfalls mit einem schlechten Endergebnis einherge-hen (Fasol u. Schedl 1976; Hilgert et al. 2002; Kaufman etal. 1989).

In den meisten Fällen wird nach 3 geschlossenen Ver-suchen auf ein offenes Verfahren übergegangen. Wich-tig erscheint nochmals zu erwähnen, dass eine anatomi-sche Stellung nicht um jeden Preis erzwungen werdensollte.

Klinischer Hinweis

Grundsätzlich ist eine therapiebedürftige Radius-köpfchenfraktur eine Notfallindikation in der Kin-dertraumatologie.

Indikation und Vorgehen bei verschiedenen Aus-gangsbefunden. Bei Kindern unter 10 Jahren mit einerFrakturabkippung von bis zu 60° und bei Kindern über10 Jahren bis zu 20° wird die konservative Therapieempfohlen. Durch die schonendere Technik der Nage-lung wird die Grenze bei den 6- bis 10-jährigen zuneh-mend bereits bei 40°-Fehlstellung gezogen (Tabelle15.3). Allerdings darf die Seit-zu-Seit-Verschiebungnicht mehr als eine halbe Schaftbreite betragen.

Bei der konservativen Therapie erfolgt eine kurzzei-tige Ruhigstellung von etwa 10–14 Tagen im gespaltenenOberarmgips bzw. in einer Gipsschale. Anschließendwird funktionell behandelt, ohne zusätzliche Kran-kengymnastik (Vocke u. v. Laer 1998 a, 1998 b).

Bei höhergradigen Abkippungen und älteren Kindernmuss häufig die Indikation zur Reposition in Anästhesiegestellt werden. Ein entsprechend differenziertes Vorge-hen ist vom radiologischen Befund abhängig.

Inkomplett dislozierte Frakturen können meist ge-schlossen aufgerichtet werden, wobei in folgenden Ein-zelschritten vorgegangen werden kann:1. Zunächst sollte versucht werden, das proximale

Fragment vorsichtig geschlossen wieder aufzurich-ten (Kaufman et al. 1989). Nach geschlossener Repo-sition werden Funktionsstörungen zwischen 0%(Jeffery 1950, 1972; Wedge u. Robertson 1982) und50% (van Vugt 1985) angegeben.Erreichen Supination und Pronation bei der klini-schen Prüfung 60°, kann eine Fraktur trotz nicht im-mer achsengerechter Stellung konservativ behandeltwerden (Rockwood 1995). Ebenso ist die Spontan-korrektur in das Therapiekonzept durchaus mit ein-zubeziehen.

2. Gelingt die geschlossene manuelle Reposition nichtauf Anhieb, so ist die Aufrichtung über einen intra-medullären Nagel in aufsteigender Richtung ange-zeigt, um eine weitere Traumatisierung der Blutver-sorgung zu vermeiden (Keller et al. 1993; v. Laer et al.

Akzeptable Kind bis Schulkind Schulkind Adoleszent Dislokationen 5 Jahre 5–10 Jahre 11–14 Jahre >14 Jahre

Abkippung 60° 40 (60°a) 20° 10°

Schaftbreite 1/2 Schaft 1/3 Schaftbreite 1/3 Schaftbreite 1/5 Schaft

Verkürzung Keine Keine Keine Keine

a In der Literatur zunehmend primäre Dislokation >40° bei Schulkindern Indikation zur intrame-dullären Nagelung, da die Ergebnisse durch das schonende geschlossene Verfahren verbessert wer-den konnten.

Tabelle 15.3. Tolerables Dislo-kationsausmaß bei konservati-ver Therapie der proximalenRadiusköpfchenfraktur in Ab-hängigkeit vom Alter

!CA

VE

!

15.1 Proximaler Unterarm 323

1997; Vocke u. v. Laer 1998 a, 1998 b; Richter et al. 1998;Salai et al. 1998). Nach Aufrichtung der Fraktur kannder intramedulläre Nagel zurückgezogen und diePro- und Supination des Arms geprüft werden. Bleibtdas Radiusköpfchen in der erreichten Stellung stabil,kann der Nagel wieder entfernt werden. Dieses Ver-fahren hat den Vorteil, dass die sonst notwendigezweite Narkose zur Entfernung des Implantats ent-fällt. Nach v. Laer (2001) sind die Frakturen nach Auf-richtung des Köpfchens ohne metaphysäre Trüm-merzone bewegungsstabil – auch ohne intrame-dullären Draht (Métaizeau et al. 1980). Alle intrame-dullär versorgten Frakturen, deren Draht intrame-dullär belassen wurde, können gipsfrei frühfunktio-nell nachbehandelt werden.

Empfohlene Therapie

Die meisten Autoren (Chambers u. Wilkins 1996;Métaizeau et al. 1980) plädieren jedoch dafür, denDraht zu belassen und diesen sekundär in einerzweiten Narkose zu entfernen. Der belassene Drahthat den Vorteil, dass man die Bewegung sofort frei-geben kann (gipsfreie Behandlung!) und nicht umeine sekundäre Dislokation fürchten muss – auchwenn dies scheinbar intraoperativ ausgeschlossenwurde.

3. Vollständig dislozierte Frakturen müssen oft offenreponiert werden, trotz der in der Literatur geschil-derten schlechten funktionellen Ergebnisse (Cham-bers u. Wilkins 1996; Chotel et al. 2004; Henrikson1969; v. Laer 1982, 1984; v. Laer et al. 1997; Rang 1983;Reidy u. van Gorder 1963; Wedge u. Robertson 1982).Bei der alleinigen offenen Reposition finden sichFunktionseinschränkungen zwischen 15% (Wirth u.Keyl 1977, 1981) und 56% (Jeffery 1950, 1972). Über ei-nen dorsoradialen Zugang wird das vollständig dis-lozierte Köpfchen aufgesucht und auf den Radius-stumpf gesetzt. Bleibt nun bei der Pro- und Supina-tionsbewegung das Köpfchen – geschient durch dasLig. anulare – an Ort und Stelle, so kann auf ein Im-plantat verzichtet werden (Blount 1955; Newman1977; Reidy u. van Gorder 1963; Wedge u. Robertson1982). Ist dies nicht der Fall, so kann die Stabilisationmit einem intramedullären Draht erfolgen (Dor-mans u. Rang 1990; Fowles u. Kassab 1986; Jones u.Esah 1971; Wirth u. Keyl 1981), was in den letzten Jah-ren favorisiert wird.Ein randständig eingebrachter Kirschner-Drahtscheint ebenso wie die transartikuläre Fixation nachWitt die Durchblutung des Radiusköpfchens zusätz-lich zu beeinträchtigen. Nach offener Reposition mitKirschner-Draht-Fixaiton werden Einschränkungender Pro- und Supination von bis zu 100% (Wedge u.Robertson 1982) berichtet.

Besonders nach der transartikulären Fixation nachWitt tritt der Drahtbruch mit avaskulärer Nekrosen-bildung und Pseudarthrose als häufige Komplikationauf (Benz u. Roth 1985; Betz 1988; D’Souza et al. 1993;Engelhardt 1988; Fischer u. Maroske 1976; Graff 1989;Häßle u. Mellerowicz 1991; Jones u. Esah 1971; Mer-chan 1994; Mommsen et al. 1980; Newman 1977;Noodt 1981; Scullion u. Miller 1985; Stankovic et al.1975, 1987; Tibone u. Stoltz 1981; van Vugt 1985; Wads-worth u. Haddad 1982). Daher ist unserer Meinungnach diese Fixationsmethode bei proximalen Radi-usfrakturen im Kindesalter heutzutage obsolet.

4. Die Ergebnisse nach Platten- und Schraubenosteo-synthese im Kindesalter sind nicht zufriedenstellend(v. Laer et al. 1997). Handelt es sich um Adoleszentemit bereits geschlossenen Fugen, so kann entspre-chend den Richtlinien der Traumaversorgung im Er-wachsenenalter mit Schrauben oder gelegentlich mitPlatten die Fraktur stabilisiert werden.

TechnikGeschlossene Reposition. Wird eine geschlossene Re-

position durchgeführt, so drückt der Daumen des Arztesje nach Fehlstellung bei leicht gebeugtem Ellbogen unterPro- und Supinationsbewegung das Radiusköpfchen inseine ursprüngliche Position zurück (Abb. 15.23 a–d).Aufgeschlossene Repositionen mit Hilfe von perkutan ein-gebrachten Repositionshilfen sollte wegen der zusätzli-chen Traumatisierung der versorgenden Periostgefäßemöglichst verzichtet werden (Abb. 15.24 a–d).

Intramedulläre MarkraumschienungVorteil. Die intramedulläre Markraumschienung

und indirekte Aufrichtung der Abkippung ist besondersfür Frakturen des proximalen Radiusendes geeignet, daes sich um ein indirektes geschlossenes Verfahren han-delt und zusätzliche Störungen der Blutversorgung vonaußen minimiert werden. Diese Versorgung gewährlei-stet eine funktionelle Nachbehandlung (Hahn et al.1996).

Patientenaufklärung. Grundsätzlich muss über dieAlteration der Blutversorgung des Radiusköpfchensdurch das Trauma und operative Manöver aufgeklärtwerden. Hieraus ergeben sich mögliche funktionelleEinschränkungen der Pro- und Supination und eineVerplumpung des Radiusköpfchens. Das Ausmaß derprimären Dislokation und das Alter des Kindes bestim-men das therapeutische Vorgehen und damit die Pro-gnose. Selbst bei schonender operativer Technik kommtes häufig zu Deformierungen, bedingt durch Durchblu-tungsstörungen (Endarterien) oder avaskuläre Nekro-sen. Bei offenem, aber auch geschlossenem Manöverkann der N. radialis geschädigt werden. Wachstums-störungen sind ebenfalls zu erwähnen. Die allgemeinenOperationsrisiken müssen wie immer Beachtungfinden.

324 Kapitel 15 Unterarm

Abb.15.23 a–d. Technik der geschlossenen Reposition. a,b Diegeschlossene Reposition einer Radiusköpfchenepiphysenlösungkann am gestrecktem Ellogen unter Zug und Gegenzug (unterBildwandlerkontrolle) erfolgen. Dabei wird entsprechend der ma-ximalen Abkippungsrichtung des Radiusköpfchens dieses durch

Rotation des Unterarms nach radial (Supination) gerichtet und indieser Position durch Daumendruck von radial die Korrektur derFehlstellung durchgeführt (c). d Die Reposition kann ebenfalls beiDruck auf das Radiusköpfchen unter Beugung des Ellogens er-folgen

a

b

c d

15.1 Proximaler Unterarm 325

Instrumentarium. Prevot-Nagel-Set.

Anästhesie und Lagerung. Rückenlagerung mit freibeweglich abgedecktem Arm. Meist wird ein Handtischverwendet. Vollnarkose ist bei kleinen Kindern obligat,bei Jugendlichen kann evtl. eine Plexusanästhesie in Er-wägung gezogen werden.

Zugang. Über dem distalen Radius 2 cm proximalder Radiusepiphyse unter Schonung des N. radialis r. su-perficialis (s. intramedulläre Markraumschienung desUnterarmes). Die Verwendung der Markraumschieneeignet sich besonders gut zur geschlossenen Repositionund Fixierung von Radiushalsfrakturen.

Operationstechnik. Folgende Abweichungen zurStandardanwendung von intramedullären Nägeln sindzu berücksichtigen (Abb. 15.25 a–e):1. Nageldicke bestimmen: Für die Reposition einer Ra-

diushalsfraktur verwendet man einen intrame-dullären Nagel oder notfalls einen Kirschner-Drahtder Dicke 2,0 bzw. 2,5 mm entsprechend dem intra-medullären Radiusdurchmesser.

2. Bei Verwendung eines Kirschner-Drahtes sollte die-ser – entsprechend den Prevot-Nägeln – am spitzenEnde leicht abgewinkelt werden, um die Manövrier-fähigkeit zu verbessern.

3. Der Zugang wird 2 cm proximal der distalen Radiu-sepiphyse gewählt. Nach stumpfen Spreizen derSchere bis zum Periost des Knochens (zur Schonungdes R. superficialis des N. radialis) wird die Kortika-lis mit einem Pfriem durchbrochen und der Drahtmit dem stumpfen gebogenen Ende in den Mar-kraum unter Drehbewegungen bis zur Fraktur vor-geschoben.

4. Das gebogene Nagelende wird in entsprechender Ro-tation bis an die Fraktur und das abgekippte Frag-ment herangeführt. Die Fraktur wird dann so gut wiemöglich vorreponiert, sodass es zu einer ausreichen-den Überlappung der Epiphysenlösungszonekommt. Nach Auffädelung der Fraktur wird das Ra-diusköpfchen bei gleichzeitigem Druck auf das Radi-usköpfchen unter Rotation des Prevot-Nagels aufden Radiushals gehoben und ist somit im Erfolgsfallreponiert (Abb. 15.26 a–c). Nun wird der Kirschner-Draht etwas zurückgezogen und die Pro- und Supi-nation des Arms ausgeführt. Bleibt das Radiusköpf-chen reponiert, so kann der Nagel unter Umständenwieder entfernt werden (v. Laer et al. 1997). Zur bes-seren Stabilität wird dieser aber in der Mehrzahl derFälle belassen, zumal dann eine gipsfreie Nachbe-handlung möglich wird.

5. Der Draht wird an der Einbringungsstelle abgewin-kelt, sodass eine Rotationsstabilität der Markschie-nung gewährleistet ist.Abb 15.24. a Unfallaufnahme einer dislozierten Radiusköpfchen-

fraktur. b Geschlossene Reposition. c Nach 3 Wochen zeigt sich ei-ne ausgeheilte Fraktur mit Seit-zu-Seit-Versetzung und diskreterAbkippung. d Bereits nach 4 Monaten zeigt sich ein gutes Remo-deling, sowie eine Verbreiterung und Verplumpung des Radius-köpfchen bei immer stattfindender Kopfumbaustörung

326 Kapitel 15 Unterarm

Abb. 15.25 a–e. Technik der operativen Versorgung der metaphy-sären Radiusfraktur. a Insertion des Nagels. b,c Die Nagelspitzewird unter leichten Hammerschlägen und entsprechender Rotati-on bis an die Fraktur herangeführt. Bei großer Dislokation kann

durch Druck von außen das Radiusköpfchen vor die Nagelspitzegebracht werden. d Unter leicht axialem Druck auf den Nagel wirddie Fraktur dekompaktiert. e Durch Rotation des Nagels wird dasRadiusköpfchen definitiv reponiert

a

b

15.1 Proximaler Unterarm 327

Abb. 15.25 a–e. Technik der operativen Versorgung der metaphysären Radiusfraktur.

c

d

e

328 Kapitel 15 Unterarm

Offene RepositionLagerung. Die Operation wird in Rückenlage durch-

geführt. Der Arm ist auf einem Armtisch ausgelagert.Unter Drehung der Hand lassen sich das proximale Ra-diusende und das Radiusköpfchen meist gut tasten.

Zugang. Zur offenen Reposition wird ein dorsoradia-ler Längsschnitt (Abb. 15.27 a–c) gewählt. Es erfolgt einekurze gerade Inzision. Nach Spaltung der Muskulaturzwischen dem M. extensor carpis ulnaris und demM. extensor digitorum können die Gelenkkapsel unddas Lig. anulare radii eingesehen und bei Bedarf ggf.vorsichtig durchtrennt werden.

Zur Verlängerung nach distal wird der M. supinatoran seinem ulnaren Ansatz abgelöst (cave: R. profundusn. radialis) und die Gelenkkapsel weiter inzidiert.

Normalerweise wird das Radiusköpfchen primär oh-ne zusätzliche Fixation auf den Radiushalsstumpf ge-setzt. Unter Sichtkontrolle werden die Pro- und Supina-tion geprüft. Da das Köpfchen durch das Lig. anulare gutgeführt wird, sind weitere Retentionsmaßnahmen inden meisten Fällen nicht notwendig (Abb. 15.28).

Kippt das Köpfchen bei zusätzlichen Läsionen des Li-gaments oder im Falle einer metaphysären Trümmerzo-ne ab, so genügt die Retention mit einem aufsteigendenintramedullären Draht entsprechend der oben be-schriebenen Technik ohne weitere Alteration der ei-gentliche Gelenkfläche. Wie bereits erwähnt sollten die

Abb. 15.26. a Proximale Radiusepiphysenlösung mit Abkippwinkelvon 65° (Mädchen, 9 Jahre). b Röntgenbild nach geschlossenerAufrichtung mittels eines intramedullär eingebrachten und ge-

drehten Kirschner-Drahtes. Funktionelle gipsfreie Nachbehand-lung. c Ausheilungsbild nach Metallentfernung 4 Wochen nachUnfall, keine Restfehlstellung, Fraktur konsolidiert

Abb.15.27 a–c. Zugang zum Radius. a Es wird ein dorsoradialer Zu-gang gewählt, wobei wir einen zunächst kurzen geraden Schnittdurchführen, ggf diesen dann entsprechend bogenförmig er-weitern

a

15.1 Proximaler Unterarm 329

M. extensor carpi radialis longus

M. brachioradialis

M. extensor digitorum

M. extensor carpi ulnaris

M. anconeus

Septum intermusculare laterale

Epicondylus lateralis humeri

Tendo m. tricipitis brachii

M.supinator

M. extensor carpi radialis longus

M. brachioradialis

M. anconeus

M. extensor carpi ulnaris

Epicondylus lateralis humeri

Tendo m. tricipitis humeriCaput radii

Capitulum humeri

Abb.15.27 a–c. Zugang zum Radius.b Spaltung der Muskulatur zwi-schen dem M. extensor carpis ulna-ris und dem M. extensor digitorum.Man kann aber je nach Dislokati-onsrichtung des Radiusköpfchensauch weiter ventral zwischen demM. extensor carpi radialis und denM. extensor digitorum eingehen.c Bei beiden Zugängen lässt sich dieGelenkkapsel eröffnen, und dasLig. anulare radii kann eingesehenwerden. Zur Verlängerung nachdistal wird der M. supinator an sei-nem ulnaren Ansatz abgelöst (cave:R. profundus N. radialis) und dieGelenkkapsel weiter inzidiert)

b

c

330 Kapitel 15 Unterarm

transartikuläre Fixation und der von radial in das Köpf-chen eingebrachte Kirschner-Draht nach Möglichkeitvermieden werden.

KomplikationenNach Frakturen des proximalen Radius im Wachstum-salter kommt es zu mehr oder weniger ausgeprägtenFormveränderungen des Radiusköpfchens, die auf einegestörte Blutversorgung mit nachfolgender Teil- oderVollnekrose zurückzuführen sind (Häßle u. Mellerowicz1991; Jeffery 1950, 1972; v. Laer 1984; v. Laer et al. 1997;Ritter 1984; Stankovic et al. 1975; Vocke u. v. Laer 1998 a,1998 b; Weber 1977). In der Literatur (Graff 1989; Guo-xun u. Rong-ying 1984; Häßle u. Mellerowicz 1991; Jonesu. Esah 1971; Merchan 1994; Newman 1977; Reidy u. vanGorder 1963; Tibone u. Stoltz 1981; Vahvanen u. Gripen-berg 1978) werden unabhängig von der Behandlungs-methode Deformitäten des Radiusköpfchens nach proxi-malen Radiusfrakturen im Kindesalter mit einer Häu-figkeit zwischen 12% (Jones u. Esah 1971) und 100%(Graff 1989) angegeben. Die meisten Autoren (Fasol u.Schedl 1976; Graff 1989; Guo-xun u. Rong-ying 1984; Jo-nes u. Esah 1971; Lindham u. Hugosson 1979; Newman1977; Reidy u. van Gorder 1963; Vocke u. v. Laer 1998 a,1998 b; Weber 1977) fanden bei Deformierung des Radi-usköpfchens keinerlei oder nur minimale (Vahvanen u.

Gripenberg 1978) funktionelle Einschränkungen. Dieklinische stumme Radiusköpfchendeformität nach pro-ximalen Radiusfrakturen im Kindesalter scheint somitein sehr häufiges und für die Funktion irrelevantes Phä-nomen darzustellen.

Schwerwiegendere Komplikationen wie die radioul-nare Synostose (Benz u. Roth 1985; Fielding 1964; Guo-xun u. Rong-ying 1984; Häßle u. Mellerowicz 1991; Hen-rikson 1969; Newman 1977; Steele u. Graham 1992; Vah-vanen u. Gripenberg 1978; van Vugt 1985) oder die chro-nische Pseudarthrose und Nekrosenbildung (Graff 1989;Häßle u. Mellerowicz 1991; Rokito et al. 1995; Wadsworthu. Haddad 1982; Waters u. Stewart 2001) gehen mit einermassiven Einschränkung oder Aufhebung der Pro- undSupination einher. Die Therapie der radioulnaren Syno-stose ist frustran und hat eine hohe Rezidivrate (v. Laer1996; v. Laer et al. 1997). Eingenähte Silastikmembranenkönnen das Rezidiv minimieren, zeigen jedoch gleich-zeitig Verplumpungen des Radiusköpfchens. Entspre-chend wird die Funktion trotz erfolgreicher Resektionnicht immer verbessert. Neuere Arbeiten wählen Mus-kelinterpositionen zur Rezidivprophylaxe, wobei län-gerfristige Ergebnisse noch ausstehen. Oftmals ist dieAkzeptanz der Bewegungseinschränkung oder die Re-sektion des Radiusköpfchens im Wachstumsalter die ge-wählte Alternative.

Abb. 15.28. 10-jähriger Junge mit vollständig dislozierter proxima-ler Radiusfraktur (links), welche offen reponiert und nicht fixiertwurde. Es verbleibt eine leichte Seit-zu-Seit-Verschiebung um ein

Drittel der Schaftbreite (2. und 3. Bild von links). Nach 5 Monatenund 10 Jahren hat ein vollständiges Remodeling stattgefunden. DieFunktion ist frei

15.1 Proximaler Unterarm 331

Eine primäre Radiusköpfchenresektion sollte imKindesalter vermieden werden, da es im Verlauf zu ei-nem überschießenden Wachstum des proximalen En-des kommen kann mit Instabilität im Ellbogen und di-stalen Radioulnargelenk. Sekundär notwendige Radius-köpfchenresektionen sollten immer erst nach Wachs-tumsabschluss durchgeführt werden.

Eine sehr seltene Komplikation nach Frakturen desproximalen Radiusendes im Wachstumsalter ist dasKompartmentsyndrom mit der entsprechenden Proble-matik bei Verpassen der Diagnose.Weiterhin kann es zueiner Myositis ossificans bei der operativen Versorgungkommen, welche wiederum die Funktion beeinträchti-gen kann.

NachbehandlungKonservativNach einer Ruhigstellung in einer Oberarmgipsschiene10 bis maximal 14 Tage lang erfolgt die Gipsabnahme.Die Patienten können und sollen ab diesem Zeitpunkt jenach Schmerzen spontan bewegen. Eine physiothera-peutische Nachbehandlung ist zu diesem Zeitpunktnicht notwendig und kann sogar bei unsachgemäßerAusführung zu Komplikationen wie eine erneute Epi-physenlösung führen (v. Laer et al. 1997).

PostoperativBei guter Stabilität kann der Patient entsprechend sei-ner Schmerzen den Arm bewegen. Nach offener Repo-stion ohne Fixierung und bei Schmerzen erfolgt analogder konservativen Therapie eine kurzzeitige Gipsruhig-stellung. Ein perkutan eingebrachter Kirschner-Drahtist nach 10 Tagen zu entfernen, eine belassene intrame-dulläre Schienung wird gipsfrei nachbehandelt. Der in-tramedulläre Draht kann nach 4 Wochen spätestens je-doch nach 12 Wochen entfernt werden.

Nach Erlangen der freien Funktion und Schmerzfrei-heit können sportliche Aktivitäten wieder aufgenom-men werden.

NachkontrollenKlinisch. Eine Nachkontrolle empfiehlt sich zur

Gipsabnahme, anschließend sind Funktionskontrollenin 3- bis 4-wöchentlichen Abständen bis zur freienFunktion notwendig. Üblicherweise sollte die Pro- undSupination etwa 3–4 Monate nach Trauma seitengleichfrei sein (v. Laer 2001). Ist dies nicht der Fall, sollte eineradiologische Kontrolle erfolgen. Klinisch sind die Kin-der mindestens bis 2 Jahre nach dem Trauma nachzu-kontrollieren, damit evtl. auftretende Wachstums-störungen erfasst werden können.

Radiologisch.� Operativ: Grundsätzlich wird intraoperativ bzw.

während des stationären Aufenthalts eine radiologi-sche Kontrolle durchgeführt. Anschließend nach 3–4Wochen zur Durchbauungskontrolle.

� Konservativ: Eine radiologische Kontrolle ist bei dis-lozierten reponierten Frakturen, die keinen intrame-dullären Draht zur Aufrichtung erhielten, zwischendem 5. bis 8. Tag vorgesehen. Unverschobene Fraktu-ren (Stauchungsfrakturen) werden nur klinisch kon-trolliert. Frakturen mit einer Achsenfehlstellung, beiwelcher eine Spontankorrektur zu erwarten ist, wer-den nach 3–4 Wochen zur Gipsabnahme und im wei-teren Verlauf nur bei persistierenden Funktionsein-schränkungen zwingend geröngt.

WachstumskontrollenIn allen Fällen sollten Wachstumskontrollen in halb-jährlichen Abständen über einen Zeitraum von 2 Jahrenerfolgen. Radiologische Kontrollen sind nur bei zuneh-mendem Funktionsverlust oder bei nicht freier Funkti-on notwendig.

Posttraumatische DeformitätenGeht eine persistierende oder sekundäre Fehlstellungbei vorzeitigem Fugenschluss mit einem massivenFunktionsdefizit einher, so kann nach Abschluss desWachstums eine subkapitale Korrekturosteotomiedurchgeführt werden (v. Laer et al. 1997) mit dem Zielder Beweglichkeitsverbesserung. Größere Studien überdie Ergebnisse hierzu liegen jedoch nicht vor.

Bei einer Radiusköpfchenverplumpung mit konse-kutiver persistierender erheblicher Bewegungsein-schränkung kann nach Wachstumsabschluss die Resek-tion des Radiusköpfchens notwendig werden. Zu beach-ten ist, dass dieses Procedere erst nach Verschluss derdistalen Fuge durchgeführt werden darf, da es sonst zuerheblichen Alterationen des Ellbogengelenks durchden weiterwachsenden Radiusstumpf kommen kann(Herndon et al. 1990; Keyl et al. 1982; Mikic u.Vukadino-vic 1983). Alternativ kann eine Radiusprothese implan-tiert werden. Diese verhindert auch sekundäre Proble-me wie Valgisierung des Ellbogengelenks oder Zunah-me der Instabilität. Leider sind die Langzeitergebnisseund das Auftreten von Komplikationen bei Verwendungdes künstlichen Radiusköpfchenersatzes bisher nochunbefriedigend (Abb. 15.29 a,b).

CAV

E

332 Kapitel 15 Unterarm

15.1.2OlekranonfrakturenA.-M. Weinberg, H. Reilmann

Ursache und HäufigkeitIsolierte Olekranonfrakturen sind mit 0,4% aller Extre-mitätenfrakturen selten (Fahey 1980; Henrikson 1966;Maylahn u. Fahey 1958; Papavasilou et al. 1987).

Die intraartikuläre apophysäre Fraktur stellt eineRarität dar. Die meisten Frakturen des Olekranons sindim Kindesalter metaphysäre Stauchungsfrakturen. AlsUnfallursache wird für Frakturen, die die proximaleApophyse betreffen, sowohl ein direkter Mechanismusals auch ein indirekter im Sinne einer Apophysenläsion,entsprechend einer Abrissfraktur, vermutet. Für die me-taphysären Verletzungen, die extraartikulär liegen, wer-den in der Literatur verschiedene Unfallmechanismen

beschrieben, dabei kann während des Unfallgeschehensder Arm flektiert oder gestreckt sein (Takagi et al. 1999).Eine direkte Gewalteinwirkung ist ebenfalls möglich.

Oftmals findet sich die Olekranonfraktur in Kombi-nation mit einer Läsion des Radius bei atypischen Mon-teggia-Läsionen (s. Abschn. 15.4, »Monteggia-Läsio-nen«). Seltener tritt sie bei Ellbogenluxationen auf.

Entwicklung und WachstumOssifikationskerne, Zeitpunkt des FugenschlussesDie Kernsysteme am Olekranon tauchen zwischen dem7. und 10. Lebensjahr auf und verschließen sich zwi-schen dem 14. und 18. Lebensjahr. Für die Diagnostik istdie Grenze der Ossifikation wichtig, die sich im Verlaufdes Wachstums langsam nach proximal schiebt(Abb. 15.30 a–c).

Abb. 15.29 a,b. RadiologischesBild einer Radiusköpfchen-nekrose. a Unfallbild mitkompletter Dislokation desRadiusköpfchens. b Nekrosedes Radiusköpfchen nachoffener Reposition

15.1 Proximaler Unterarm 333

WachstumsprognoseWachstumsstörungen. Die proximale Ulnafuge ent-

spricht funktionell einer Apophyse. Somit sind grund-sätzlich keine Wachstumsstörungen mit gravierendenFolgen zu erwarten.

Dies darf nicht damit verwechselt werden, dass in-traartikuläre Frakturen mit Stufenbildung grundsätz-lich eine präarthrotische Deformität darstellen unddementsprechend initial anatomisch eingerichtet wer-den müssen.

Spontankorrekturen. Im Allgemeinen zeigen alle ex-traartikulär auftretenden Olekranonfrakturen eine guteSpontankorrektur. Dies gilt insbesondere für die Längs-frakturen. Aber auch intraartikuläre Frakturen, die imhinteren Drittel – also dem nichtgelenktragenden Anteilliegen – weisen ein gutes Remodeling auf, welches in diePrimärtherapie durchaus integriert werden kann.

KlassifikationDie Frakturlinien verlaufen quer bei Abrissfrakturenbzw. schräg bei Kombinationsverletzungen mit Radius-köpfchenluxation oder proximalen Radiusfrakturen(Givon et al. 1997) wie auch in Längsrichtung bei isolier-tem Vorliegen. Eine eigene Klassifikation hat sich nichtbewährt (Abb. 15.31 a–g).

Abb. 15.30 a–c. Schematische Darstellung der Ossifikationsstadiender Olekranonapophyse. a Geburt, b 8 Jahre, c 12 Jahre

a

b

c

extraartikulär intraartikulär

a b c d e f g

Abb. 15.31 a–g. Klassifikation der Olekranonfrakturen (Apophyse).a–c Extraartikuläre Frakturen (Metaphyse): a metaphysäre Stau-chungsfraktur, b vollständige Fraktur, c Längsfraktur. d–f Intra-

artikuläre Frakturen: d,e schräge oder quere Frakturlinie, f Dislo-kation eines Apophysenkerns. g Intraartikuläre Längsfraktur

334 Kapitel 15 Unterarm

DiagnostikDie Diagnose lässt sich anhand der a.-p.- und der seitli-chen Röntgenaufnahme verifizieren. Die Frakturdar-stellung bei undislozierten Apophysenfrakturen ist beikleinen Kindern schwierig, da die Olekranonkernenoch nicht sichtbar sind. Hier kommt die Ultraschallun-tersuchung zur Anwendung.

Es ist darauf zu achten, dass immer auch eine Beur-teilung des Gelenks erfolgt, da die Frakturen des Radi-usköpfchens als Monteggia-äquivalente Verletzungenvon Frakturen des Olekranons bzw. Luxationen beglei-tet sein können.

TherapieZiel ist die Rekonstruktion des Gelenks bzw. der Gelenk-stellung im Falle einer dislozierten intraartikulären

Fraktur. Nicht alle extra bzw. intraartikulären Frakturenmüssen durch eine Osteosynthese exakt anatomisch re-konstruiert werden, da sie ein gutes Remodeling auf-weisen.

Indikation für konservative TherapieNichtdislozierte Frakturen zeigen gute Ergebnisse nachkonservativer Therapie. Primär wird ein gespaltenerOberarmgips angelegt. Bei instabilen Frakturen oderundislozierten intraartikulären Gelenkfrakturen erfolgtnach 7–10 Tagen eine radiologische Kontrolle zum Aus-schluss einer sekundären Dislokation. Anschließendwird der Oberarmgips geschlossen (Abb. 15.32 a–d,Abb. 15.33 a–c).

Alle intraartikulären Frakturen, die im hinterenDrittel gelegen sind, sind nicht gelenktragend. Daher

Abb. 15.32. a,b Unverschobe-ne Olekranonfraktur, konser-vative Behandlung im Gips.c,d Diese zeigt nach 7 Tagenkeine sekundäre Dislokation,sodass die konservativeBehandlung weitergeführtwurde

15.1 Proximaler Unterarm 335

Abb. 15.33. a 10 Tage alteOlekranonabrissfraktur mit Diastase ohne Stufe.Auf eine operative Revisionwurde bei bereits sichtbarerKallusbildung verzichtet.b Ausheilungsbild nach4 Wochen: regelrechteGelenkstellung ohne Stufebei unverändertem Befund.Der Patient zeigt keinefunktionellen Einschrän-kungen. c Kontrolle nach4 Monaten

336 Kapitel 15 Unterarm

können in dieser Region Diastasen ohne Stufe konserva-tiv behandelt werden, da das Remodeling gut ist. Aus-nahme bilden Frakturen, die nach ventral verkippt sind,da diese den Radius der Gelenkfläche verkleinern undzu Streckdefiziten führen können.

Indikation für operative TherapieDislozierte intraartikuläre Quer- und Schrägfrakturenmüssen offen reponiert werden.

Die Querfraktur wird entsprechend der BehandlungErwachsener mit einer Zuggurtungsosteosynthese ver-sorgt. Schrägfrakturen können durch Zugschrauben,Kirschner-Drähte (altersabhängig) oder mit einer intra-medullären Schiene behandelt werden. Wenn es sich umStückfrakturen handelt – insbesondere in der Adoles-zenz – können diese mit einer Plattenosteosynthese sta-bilisiert werden. Als Implantat eignen sich sowohl Drit-telrohr- als auch Rekonstruktionsplatte (Abb. 15.34 a–c,Abb. 15.35 a–c).

Bei Kindern unter 6 Jahren kann durch eine alleinigeKirschner-Draht-Osteosynthese und anschließendeGipsruhigstellung für 2–3 Wochen eine ausreichende Fi-xierung und adäquate Versorgung der Fraktur gewähr-leistet werden. Allerdings werden dann die Drähte par-allel zur Längsachse des Knochens eingebracht ohnePerforation der Gegenkortikalis (Abb. 15.36 a–g).

TechnikOperationsprinzip und -ziel. Rekonstruktion der

Gelenkfläche.

Patienten- und Elternaufklärung. Drahtbruch, ver-bleibende Gelenkstufen, N.-ulnaris-Läsionen, allgemei-ne Risiken.

Operationsvorbereitung. Da es sich um keine Not-falloperation – außer bei offenen Frakturen oder Mon-teggia-ähnlichen Verletzungen mit Dislokation des Ra-diusköpfchen – handelt, kann die Nüchternheit des Pa-tienten abgewartet werden. Auch eine Versorgung imdarauf folgenden Tagesprogramm ist möglich.

Anästhesie und Lagerung. Die Operation kann inBauch- oder auch in Rückenlage erfolgen. Im Kindesal-ter erfolgt eine Allgemeinanästhesie, in der Adoleszenzist bei Rückenlagerung auch eine Plexusanästhesiemöglich. Bei Bauchlagerung sollte der Arm über eineRolle oder einen Handtisch so gelagert werden, dass derBildwandler problemlos durchgeschwenkt werdenkann. Eine Blutsperre ist empfehlenswert.

Zugang. In den meisten Fällen wird ein dorsaler Zug-gang unter radialer Umschneidung des Olekranons ge-

wählt. Begonnen wird 2,5 cm oberhalb der Olekranon-spitze und je nach Frakturzone entlang der Ulnakantefortgefahren (Platte). Je nach Länge des Zugangs wirdder M. anconaeus nach radial und der M. flexor carpi ul-naris ulnar abgelöst. Letzterer wird nach medial gehal-ten. Muss das Gelenk eingesehen werden, so muss dieGelenkkapsel dorsoradial eröffnet und ggf. das Lig. anu-lare durchtrennt werden.

Abb. 15.34 a–c. Osteosynthesetechniken am Olekranon: a Zuggur-tungsosteosynthese, bei kleinen Kindern unter 6 Jahren reicht oft-mals die alleinige Kirschner-Draht-Osteosynthese. b Plattenosteo-synthese. c Schraubenosteosynthese

a

b

c

15.1 Proximaler Unterarm 337

Abb. 15.35 a–g. Sturz mit dem Fahrrad, 9-jähriger Jungen. a Schrä-ge Olekranonfraktur mit deutlicher Dislokation. b Schraubeno-steosynthese. c Ausheilungsbild nach 6 Wochen. d–g Fall B: d Ein9-jähriges Mädchen zog sich eine dislozierte Olekranon- und Ra-diusfraktur zu. e Das Olekranon wurde mit parallelen Kirschner-Drähten versorgt, der Radius offen reponiert und mit intrame-dullärem Nagel geschient. f Im Verlauf kam es zu einer avaskulärenNekrose des Radius, die proximale Olekranonfraktur heilte folgen-los aus. g Das Zweijahresergebnis zeigt, dass der proximale Radiustrotz avaskulärer Nekrose sich zu erholen beginnt

338 Kapitel 15 Unterarm

Abb. 15.36 a–c. Die Olekranon-fraktur tritt am häufigsten inKombination mit Frakturen desRadius auf. a–c Fall A: a Ein 10-jähriges Mädchen zog sich einedislozierte Radius- und Olekra-nonfraktur bei einem Unfall zu.b Intraoperativ: Versorgung derUlna mit alleiniger Kirschner-Draht-Osteosynthese. Radiuswurde offen reponiert und intra-medullär geschient. Die Patientinwurde an anderer Stelle weiter-behandelt. c Ein Jahr später stelltsich das Mädchen zur Kontroll-untersuchung vor. Klinisch be-stand eine freie Beweglichkeit

15.1 Proximaler Unterarm 339

OlekanonzuggurtungAbbildung 15.37 a–i.

Zunächst wird vorsichtig unter Schonung des N. ul-naris die Fraktur dargestellt. Meist ist Periost in dieFraktur eingeschlagen. Dieses wird aus dem Gelenk-spalt entfernt.

Mit dem scharfen Löffel erfolgt das Entfernung vonBlutkoageln oder kleinsten Fragmentanteilen aus demFrakturspalt. Nachfolgend wird die Reposition durchge-führt und mit kleinen Repositionszangen gehalten. DieReposition erfolgt in Streckstellung und supiniertemArm. Bei Adoleszenten kann ggf. ein Bohrkanal in dieproximale Ulna notwendig werden, um die Branche derRepositionszange einzuhaken. Hierfür kann das bereitsvorgebohrte Loch zum Einbringen des Drahtes verwen-det werden. Die Zuggurtung erfolgt mittels Bohrdräh-ten zwischen 1,5–2,0 mm Stärke. Die Drähte sollten vonder dorsalen Olekranonspitze möglichst nahe an derGelenkfläche der Ulna entlang bis zur Gegenkortikalisgeführt und dieselbe ventral gerade durchbohren. Derzweite Draht wird parallel zum ersten eingebracht. DerZuggurtungsdraht wird ebenfalls entsprechend demAlter des Kindes angepasst. Distal erfolgt Anlage einesqueren Bohrloches. Der Draht wird dann in einer 8erTour gelegt, wobei der Draht am Knochen anliegen soll-te, bevor dieser verzwirbelt wird. Um den interfrag-mentären Druck zu erhöhen, kann auf der Gegenseitemit einem Einzinkerhaken eine zweiter Zwirbel gelegtwerden; Anziehen beider Zwirbel. Die Drahtenden wer-den um 180° umgebogen und möglichst flach an denKnochen unter der Trizepssehne angelegt; Kürzen derZwirbel und Umbiegen derselben zum Knochen hin.Anschließend erfolgt die Bildwandlerkontrolle und derschichtweise Wundverschluss (Abb. 15.38 a–c).

Schraubenosteosynthese. Die Schraubenosteosyn-these ist bei queren kurzen Fragmenten eine gute Alter-native gegenüber der Platte, da es sich nur selten umTrümmerfrakturen handelt. Dagegen hat sich dieSchraubenosteosynthese bei Abrissfrakturen in Längs-achse der Ulna nur bei kleinen Kindern bewährt. Be-sonders bei Adoleszenten mit bereits geschlossenenApophysen kommt es häufig zu Ausrissen. Die schlech-tere biomechanische Stabilität wurde auch in Experi-menten verifiziert (Fyfe et al. 1985).

Plattenosteosynthese. Nach der Reposition der Frak-tur wird eine kleine Rekonstruktionsplatte/Drittelrohr-platte angebracht. Die proximalen Schrauben werden

meist fächerförmig in Richtung Olekranonspitze undProcessus coronoideus eingebracht. Distal müssen min-destens 2 Schrauben sicher im Ulnaschaftbereich plat-ziert werden. Bei Frakturen der Olekranonspitze sollteggf. die Platte umgebogen und die erste Schraube schrägin Richtung Gegenkortikalis eingebracht werden.

Fehler, Gefahren, KomplikationenBei Einbringen des radialen Drahtes ist darauf achten,dass dieser ventral durch die Kortikalis zieht und nichtradialseitig perforiert oder gar übersteht. Dies hat Be-wegungseinschränkungen zur Folge.

Ein Drahtbruch während der Behandlung erforderteine sekundäre Revision. Um Sollbruchstellen zu ver-hindern, sollte daher der Draht so wenig wie möglichaußerhalb der Zwirbel mit der Zange gefasst werden.

Bei Jugendlichen über 14 Jahren mit geschlossenenFugen ist die Drittelrohrplatte zu schwach, es empfiehltsich eine 3,5 mm DCP- oder LCDC-Platte.

Läsionen des N. ulnaris sind möglich.Olekranonfrakturen haben bei adäquater Therapie

sehr selten Spätkomplikationen. Entsprechend jederFrakturversorgung kann jede Osteosynthese mit einemInfekt oder einer Pseudarthrose einhergehen.Weiterhinkönnen Drahtbrüche nach Zuggurtungsosteosynthesenauftreten.

NachbehandlungKonservativEine Ruhigstellung im Oberarmgips, der primär die er-sten 7 Tage gespalten, anschließend geschlossen wurde,sollte nicht länger als 3 Wochen andauern. Anschlie-ßend kann die Bewegung freigegeben werden.

OperativBei stabil versorgten Frakturen kann auf eine zusätzli-che Gipsruhigstellung über die Wundheilung hinausverzichtet werden und nach Abklingen des Wund-schmerzes mit spontanen Bewegungsübungen begon-nen werden. Bei gleichbleibender Funktionseinschrän-kung ist eine physiotherapeutische Nachbehandlunghilfreich.

Die Metallentfernung der Zuggurtung erfolgt alters-abhängig nach 4–9 Monaten. Es empfiehlt sich, Plattenund/oder Schrauben bis zum 6. Monat nach erfolgterOsteosynthese zu entfernen.

Entsprechend der Ausheilung der Fraktur kann diesportliche Aktivität wieder aufgenommen werden.

340 Kapitel 15 Unterarm

Abb. 15.37 a–i. Zuggurtungsosteosynthese. a Schnittführung, dor-saler Zugang unter radialer Umschneidung des Ellogengelenks.Darstellen der Fraktur. c Reposition der Fraktur über Einzinker.d Alternativ kann nach angelegtem Bohrloch eine Repositionszan-ge genutzt werden. Einbringen von 2 parallelen Kirschner-Dräh-

ten. e Anlage der Achterschlinge, diese sollte nah am Knochen er-folgen. f Gegebenenfalls Festziehen durch 2 Zwirbel). g Umbiegender Drähte, Kürzen. h,i Versenken derselben im Knochen, wobeidiese nachgeschlagen werden können

a b c

d e f

15.1 Proximaler Unterarm 341

Abb. 15.38 a–f. 11-jähriger Junge, der mit dem Fahrrad stürzte. a,b Unfallbild einer intraartikulären Olekranonfraktur. c,d PostoperativeKontrolle: Osteosynthese mittels Zuggurtung. e,f Ausheilungsbild nach 6 Wochen

Abb. 15.37 g–i

g h i

342 Kapitel 15 Unterarm

Radiologische KontrollenKonservativ. Undislozierte stabile Frakturen (meta-

physäre Stauchungsfrakturen) werden nur klinischkontrolliert. Dislozierte konservativ behandelte Fraktu-ren werden nach 5–8 Tage geröngt, um eine sekundäreDislokation auszuschließen. Diese Frakturen werdenebenfalls bei Durchbauung und Gipsabnahme nach 3–4Wochen radiologisch kontrolliert.

Operativ. Alle operativ versorgten Frakturen werdenintraoperativ bzw. innerhalb der ersten Woche geröngt;anschließend bei Durchbauung nach 3–4 Wochen.

NachkontrollenDiese sind in Abständen von 3–4 Wochen bis zur freienFunktion durchzuführen, anschließend kann die Be-handlung abgeschlossen werden. Wachstumskontrollensind nicht notwendig, da es sich um einen apophysärenFrakturmechanismus handelt.

SpätkomplikationenDa Wachstumsstörungen nicht zu erwarten sind, sindposttraumatische Deformitäten unwahrscheinlich.Funktionelle durch Kapselschrumpfungen bedingteDeformitäten oder ossäre Randanbauten sind bei deroperativen Versorgung möglich. Diese können mit derImplantatentfernung angegangen werden.

15.1.3Processus-coronoideus-ulnae-Frakturen

Eine Besonderheit am proximalen Ulnaende stellt dieseltene Abscherrfraktur des Processus coronoideus ulnaedar. Sie macht nur etwa 1% der Ellbogenfrakturen aus(Regan u. Morrey 1992). Am häufigsten wird diese Frak-tur als Begleitverletzung nach Ellbogenluxationen be-obachtet und ist selten undisloziert.

Der Processus entwickelt sich als Ausbuchtung derMetaphyse ohne eigenen Ossifikationskern. Bis zum Al-ter von 5 Jahren ist er Bestandteil der knorpeligen Ole-kranonapophyse.

Die Einteilung erfolgt nach der Klassifikation nachRegan und Morrey in 3 Typen (Regan u. Morrey 1992;Abb. 15.39):

� Typ I: Ausrissfraktur der Spitze.� Typ II: weniger als 50% des Processus frakturiert,� Typ III: mehr als 50% des Processus frakturiert.

TherapieUndislozierte Frakturen werden im Oberarmgipsverbandfür 2–3 Wochen in Rechtwinkelstellung ruhig gestellt.

Die dislozierte Fraktur im Kleinkindalter ist eine Ra-rität und das Fragment oft sehr klein, und sie kann da-her oft konservativ therapiert werden. Bei einem ausrei-chend großen Fragment und in der Adoleszenz dagegensollte diese offen exakt reponiert und mit Kirschner-Drähten oder kanülierten Schrauben mit kurzem Ge-winde fixiert werden.

ZugangDer Zugang ist meist von den Begleitverletzungen ab-hängig (dorsoradial bei Radiusköpfchenfrakturen). DieReposition muss indirekt über einen Einzinker bewerk-stelligt werden. Die Einbringung der Schraube erfolgtdann von dorsal. Den besten Überblick gibt der ventra-le Zugang, der die direkte Kontrolle und die einfacheRefixierung des Fragments von ventral erlaubt. Aller-dings ist der Zugang technisch anspruchsvoller (Abb.15.40,Abb. 15.41 a,b,Abb. 15.42 a–d).Wird eine exakte Re-position unterlassen, können Blockierungen im Ellbo-gengelenk oder Instabilitäten auftreten.

NachbehandlungDie Nachbehandlung erfolgt wie bei Olekranonfraktu-ren. Konservativ versorgte Frakturen werden hinsicht-lich möglicher sekundärer Dislokationen nach 7–10 Ta-gen kontrolliert. Die Gipsdauer bei undislozierten Frak-turen beträgt durchschnittlich 3 Wochen. Eine radiolo-gische Kontrolle bei Abschluss der Primärbehandlungist empfehlenswert. Klinisch sind die Frakturen bis zurfreien Funktion zu verfolgen.

III

III

Abb. 15.39. Klassifikation der Processus-ulnae-Frakturen

15.1 Proximaler Unterarm 343

Abb. 15.40. Indirekte Refixationeiner Processus-coronoideus-Fraktur von dorsal

Abb. 15.41 a,b. Mögliche Zugangswege zurventralen Gelenkhöhe des Ellogengelenks

a

b

344 Kapitel 15 Unterarm

M. biceps brachii

M. brachialis

N. radialis

M. brachio-radialis

N. cutaneusantebrachii

Lacertus fibrosus

A. brachialis

N. medianus

A. radialis

M. pronator teres

Abb. 15.42 a–d. Ventraler Zugang

a b

c d

15.2 Diaphysärer Unterarm 345

15.2Diaphysärer UnterarmA.-M. Weinberg, H. Reilmann

Ursache und HäufigkeitFrakturen im Bereich des Unterarmschaftes zählen mit25% zu den häufigsten Extremitätenfrakturen im Kin-desalter (Jonsson et al. 1999). Sie zeigen durch neueRasanzsportarten wie Inline-Skating, Rollerblade- undSnowboard-Fahren eine Zunahme in den letzten Jahren(Heller et al. 1996; Powell u. Tanz 1996). Im proximalenDrittel sind sie mit 3–7% selten, im mittleren Drittel mit15–20% häufiger und im distalen Drittel mit 50–80% amhäufigsten vertreten; die distalen metaphysären Fraktu-ren sind in dieser Angabe enthalten (v. Laer 1986).

Als Unfallmechanismus sind meist Stürze auf dieausgestreckte Hand bei Sport und Spiel zu beobachten(Johannsen et al. 1997). Nur selten spielt direkte Gewalt-einwirkung eine Rolle. Am bekanntesten dafür ist dieParierfraktur, bei der es zu einer isolierten Fraktur derUlna – meist im Bereich der Schaftmitte – kommt.

Entwicklung und WachstumWachstumsprognoseStimulative Wachstumstörungen nach Frakturen desUnterarmschaftes sind theoretisch möglich und äußernsich in Form eines passageren Mehrwachstums (Shaer etal. 1999).

Insbesondere nach wiederholten Repositionen kannes beim Radius zu einer Verlängerung gegenüber derUlna kommen (de Pablos et al. 1994). Uneinigkeit be-steht, inwiefern dieses Phänomen mehr nach proxima-len oder aber nach distalen Frakturen zu beobachten ist(Carsi et al. 2003). Spontankorrekturen derartiger Län-genalterationen scheinen möglich zu sein, dies ist abernur gegenüber dem Partnerknochen zu beobachten.

Hemmende Wachstumsstörungen sind in der Litera-tur nur nach distalen Frakturen – vor allem nach meta-physären Läsionen – beschrieben und daher für dendiaphysären Schaft vernachlässigbar.

Möglichkeiten und Grenzen der SpontankorrekturDie Spontankorrektur an der Diaphyse wird in der Lite-ratur kontrovers beurteilt. Dies hängt damit zusammen,dass die Funktion (Pro-/Supination) bereits bei gerin-gen Achsenfehlstellungen Einschränkungen der Um-wendbewegung verursachen kann und somit eine mög-liche Spontankorrektur die Funktion nicht wieder her-stellt. Dezidierte Studien diesbezüglich fehlen.

In der Literatur wird im Allgemeinen bei Kindern biszum 10. Lebensjahr ein Achsenfehler von bis zu 10° ak-zeptiert, manche Autoren sprechen sogar von 20–30° imSchaftbereich. Dies wird mit dem hohen Potenzial einerspontanen Korrektur solcher Fehlstellungen begründet(Beyer et al. 1995; Daruwalla 1979; Fuller u. McCullough1982; Johar u. Sinha 1999). Ab dem 10. Lebensjahr sind

Achsenfehler über 10° in Schaftmitte zu vermeiden(Holdsworth u. Sloan 1982; Matthews et al. 1982; Tarr etal. 1984). Volat (Volat u. De Boeck 2003) geht sogar da-von aus, dass das Korrekturpotenzial ab einem Altervon fünf Jahren für Frakturen >10° nicht mehr ausrei-chend ist. Bei diesen Angaben handelt es sich zumeistum Frakturen, die den interossären Raum einengen; die-se korrigieren sich nicht. Das Problem bei dieser Achs-abweichung ist die immer damit einhergehende funk-tionelle Einschränkung.

Größere Deformitäten – dorsale Abweichungen desRadius >20° – bedingen neben möglichen funktionel-len Defiziten auch kosmetisch inakzeptable Ergebnisse(Forgon u. Mammel 1983; Matthews et al. 1982; Sandersu. Heckman 1984; Younger et al. 1997).

Daher hat sich in den letzten Jahren die Meinungdurchgesetzt, dass sich Achsabweichungen >10° in derDiaphyse nicht ausreichend korrigieren. Handelt es sichum Einengungen des interossären Raums, so könnenauch geringere Achsenfehlstellungen die Funktion be-einträchtigen (vgl. Abb. 15.2).

Für einen Rotationsfehler lassen sich keine Angabenbezüglich der möglichen Spontankorrektur machen. Eswird immer wieder postuliert, dass dieser vermiedenwerden muss, wobei es eine Diskrepanz zwischen For-derung und klinischem Nachweis eines Rotationsfehlergibt. Der isolierte Rotationsfehler am Unterarm ist erstab einer Größe über 30° radiologisch sicher zu erken-nen. Die hohe Akzeptanz der intramedullären Nagelungzeigt, dass ein geringer Rotationsfehler klinisch keineEinschränkungen verursacht bzw. Derotationsvorgängeim Sinne der Spontankorrektur möglicherweise vor-kommen können. Gezielte Studien fehlen in der Literatur.

DiagnostikDie radiologische Diagnostik in 2 Ebenen ist obligato-risch. Dabei muss der ganze Unterarm inklusive der Ge-lenke dargestellt werden, da sonst Fehlstellungen derAchse leicht übersehen werden können. Insbesondereisolierte Schaftfrakturen sind als Hinweis auf eine Mon-teggia- oder Galeazzi-Verletzung zu sehen und könnennur sicher ausgeschlossen werden, wenn die angrenzen-den Gelenke mit abgebildet werden.

Bei den anschließenden radiologischen Stellungs-kontrollen ist darauf zu achten, dass sie in standardi-sierter Technik durchzuführen sind, da sonst eventuelleFehlstellungen nicht erkannt werden.

KlassifikationMan unterscheidet an der Diaphyse vollständige Fraktu-ren von Biegungsfrakturen (Attia u. Glasstetter 1997).Die vollständigen Frakturen werden unterteilt in Quer-,Schräg- bzw. Torsions- oder Trümmerfrakturen.

Die Biegungsfrakturen werden bis zum 5. Lebensjahrin die gestauchte Form, die gebogene Form und in dieklassische Grünholzfraktur unterteilt (Abb. 15.43 a–d).

346 Kapitel 15 Unterarm

Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass amUnterarmschaft zwischen meta- und diaphysären Fraktu-ren differenziert wird, da sie sich in ihrer Spontankorrek-tur und damit in ihrer Therapie deutlich unterscheiden.

FrakturartIm Schaftbereich machen Grünholzfrakturen 30–50%der Fälle aus. Bei einem kleinen Teil handelt es sich umBiegungsfrakturen, deren Fehlstellung meist unter 10°liegt. Der noch verbleibende Anteil entfällt auf die voll-ständigen Frakturen von mindestens einem der beidenKnochen. Isolierte Frakturen sind selten. Eine Monteg-gia- oder Galeazzi-Verletzung sollte ausgeschlossenwerden.

TherapieTherapieziel ist eine vollständige Knochenheilung ohnefunktionelles Defizit oder kosmetische Deformität (Stahlet al. 1997). Diese korrrelieren eng mit dem Grad derAchsabweichung und der vorhandenen Instabilität.

InstabilitätskriterienUnterarmschaftbrüche werden in stabile und instabileFrakturen unterteilt.

Frakturen beider Knochen, die disloziert sind undweniger als eine halbe Schaftbreite Fragmentkontaktaufweisen oder verkürzt sind, gelten als instabil.

Als stabil gelten Frakturen nur eines Knochens,Grünholzfrakturen sowie Frakturen ohne Verkürzung,bei denen die Kontaktfläche der Knochen mindestens3/4 Schaftbreite beträgt.

Bei letzteren handelt es sich zumeist um Querfraktu-ren, die sich auch entsprechend ohne Verkürzung undgutem Fragmentkontakt verhaken können. Schrägfrak-turen neigen zur sekundären Dislokation und gelten als

instabil. Dies ist insbesondere bei der Behandlung vonGrünholzfrakturen wichtig, da diese nach Durchbre-chen der Gegenkortikalis meist instabil werden, da dieFrakturlinie oft schräg verläuft (Abb. 15.44 a–f).

AchsenfehlstellungDie Achsabweichung per se ist kein Zeichen der Instabi-lität. Bei folgenden Abweichungen ist in jedem Fall einetherapeutische Maßnahme indiziert, da diese in hohemMaße mit einem funktionellen Defizit vergesellschaftetsind:

� alle Achsabweichungen, die den interossären Raumeinengen; hier kann es bereits bei 5°-Achsabwei-chungen zu Einschränkungen kommen,

� volare Achsenfehlstellung >10°,� radiale Achsenfehlstellungen der Ulna.

Klinischer Hinweis

Besteht der Verdacht, dass eine Achsabweichung einmögliches Funktionsdefizit nach sich zieht, jedochdie primären Frakturverhältnisse als stabil anzuse-hen sind, so bestellen wir die Kinder nach 7–10 Ta-gen, entfernen den Gips und führen passiv die Um-wendbewegung durch, wobei darauf geachtet wird,nicht die Endstellung zu erreichen, sondernschmerzfrei in beide Richtungen über die Neutral-Null Position in die Supination bzw. Pronation zukommen. Zeigt sich dies, so kann problemlos kon-servativ weiterbehandelt werden, andernfalls ist dieFraktur osteosynthetisch zu stabilisieren. Da es sichmeist um Grünholzfrakturen handelt, sollte dem-entsprechend die Gegenkortikalis intraoperativdurchgebrochen werden (Abb. 15.45 a–c).

Abb. 15.43. a–d Klassifikation der diaphysären Unterarmfrakturen. a Vollständiger Unterarm-bruch, b Grünholzfraktur, c gebogene Biegungs-fraktur, d gestauchte Biegungsfraktur

!

!

a b c d

15.2 Diaphysärer Unterarm 347

Abb. 15.44 a–f. Ein 11-jähriges Mädchen erlitt beim Inlineskaten ei-ne Unfall und zog sich eine vollständig gebrochene dislozierte Un-terarmschaftfraktur zu. a Unfallbild einer vollständigen Unter-armschaftfraktur (cave: instabil!). b Zunächst erfolgte die Reposi-tion in Narkose. Es zeigen sich achsengerechte Verhältnisse. c Nach

einer Woche typische sekundäre Dislokation der Fraktur. d Osteo-synthetische Versorgung der Fraktur durch eine intramedulläreMarkraumschienung. e Durchbauung der Fraktur nach 6 Mona-ten. f Zustand nach Implantatentfernung

348 Kapitel 15 Unterarm

GrünholzfrakturenEin Problem stellen die Grünholzfrakturen dar, bei de-nen es – im Rahmen einer inadäquaten Therapie – zuKonsolidationsstörungen kommen kann.

Bleibt bei den diaphysären Grünholzfrakturen dieKortikalis auf der Konkavseite der stets vorhandenenAchsabweichung intakt, kommt es auf dieser Seite zurperiostalen Überbrückung des Frakturspaltes, die aufder Konvexseite ausbleibt. Diese einseitige Konsolida-tion birgt die Gefahr einer Refraktur in sich. Dabei han-delt es sich um eine erneute Fraktur, welche innerhalbeines Jahres nach dem Unfall, meist ohne adäquatesTrauma, an gleicher Stelle auftritt.

Die Refrakturrate liegt bei Grünholzfrakturen zwi-schen 5 und 25% und ist nicht von der primären Achs-abweichung oder der Dauer der Ruhigstellung abhän-gig. Maßnahmen zur Prävention sind nach Abheilungder Fraktur nicht möglich.

Daher ist es wichtig, wenn die Entscheidung zur Re-position in Narkose fällt, die Gegenseite unter Kompres-sion zu bringen. Gelingt dies nicht, muss die federndeinkomplett gebrochene Gegenkortikalis durchbrochenwerden, um eine adäquate Durchbauung garantieren zukönnen. Rutscht die Fraktur dabei ab, so sollte sie wieeine primär instabile Fraktur behandelt und in gleicherNarkose reponiert und operativ versorgt werden (Belle-

Abb. 15.45 a–c. 7-jährige Patientin mit proximaler Radiusfraktur.a Fragliche Einschränkung der Umwendbewegung bei volarerAchsenfehlstellung von 10° bei geplanter konservativer Therapie.b Nach 7 Tagen vorsichtige Prüfung der Stabilität. Es zeigt sich,dass die Pro- und Supination erreicht wird und keine Blockierungder Umwendbewegung eintritt. c Weiterführung der konservati-ven Therapie, wobei der Arm in Supinationsstellung eingegipstwird unter Aufspannung der Membrana interossea

!

15.2 Diaphysärer Unterarm 349

mans u. Lamoureux 1995; Gotia et al. 1996; Ortega et al.1996).

Wird die Gegenkortikalis bei intramedullären Im-plantaten/konservativem Vorgehen nicht durchbro-chen, müssen die Eltern bezüglich der Refrakturrateaufgeklärt werden. Die Metallentfernung sollte nichtvor dem 8. Monat post Trauma stattfinden (Abb.15.46 a–c, Abb. 15.47 a–d).

Indikation für konservative TherapieStabile Frakturen können konservativ mit Repositionund Gipsbehandlung therapiert werden (Jones u. Wei-ner 1999; Ostermann et al. 1999; Shear et al. 1999), wenndie Achsabweichung das zu tolerierende Maß nichtüberschreitet. Bei der Anlage des Gipses ist die Drei-punktabstützung wie auch die Aufspannung des in-terössären Raums wichtig. Bei volaren Achsenfehlstel-lungen ist die Supinationsstellung vorzuziehen (Abb.15.48 a–d).

Sowohl bei abgekippten, insbesondere den Grün-holzfrakturen, als auch bei instabilen Frakturen ohneDislokation können sekundäre Fehlstellungen auftre-ten, die dann bis zum 8. Tag durch eine Gipskeilung odereine erneute Reposition oder aber eine operative Ver-sorgung zu behandeln ist (Noonan u. Price 1998).

Indikation für operative TherapieInstabile Frakturen sollten grundsätzlich operativ ver-sorgt werden. Als Alternative zur Plattenosteosynthese

hat sich in den letzten Jahren die bewegungsstabile in-tramedulläre Markraumschienung etabliert (Calder etal. 2003; Flynn u. Waters 1996; Gibbons et al. 1994; Grif-fet et al. 1999; Huber et al. 1996; Luhmann et al. 1998;Qidwai 2001; Salai et al. 1998; Schlickewei u. Salm 2001).

Handelt es sich um eine sekundäre Dislokation einerinstabilen Fraktur, so besteht die Indikation zur operati-ven Versorgung, da wiederholte Repositionen mit ei-nem deutlich schlechteren funktionellen Ergebnis ein-hergehen (vgl. Abb. 15.44 a–f).

Bei Jugendlichen mit bereits geschlossenen Fugen istaus Stabilitätsgründen eine Plattenosteosynthese not-wendig. Es hat sich in diesem Alter bewährt, die Platte-nosteosynthese mit der intramedullären Nagelung zukombinieren (Abb. 15.49 a–d).

OperationszeitpunktNur stark dislozierte oder offene Frakturen oder solchemit Gefäß-Nerven-Beteiligung stellen eine Notfallindi-kation dar.Verkürzte und nur mäßig dislozierte Fraktu-ren können auch am folgenden Tag unter Nüchternheitdes Patienten operativ versorgt werden.

TechnikIntramedulläre Marknagelung. Als Lagerung ist die

Rückenlagerung zu wählen; der Arm muss frei beweg-lich abgedeckt werden, wobei ein Armtisch empfehlens-wert ist (nicht obligat).

Abb. 15.46. a Unfallbild einer Biegungsfraktur des Unterarmschaftes. b Postoperative Kontrolle bei liegenden intramedullären Nägeln. cAusheilungsbild nach 8 Monaten (nach Metallentfernung)

CAV

E

350 Kapitel 15 Unterarm

Nageleintritte und Zugang (Abb. 15.50 a–i): Im Ge-gensatz zu anderen Indikationsbereichen der intrame-dullären Schienung sollte am Unterarmschaft die Na-geldicke 2 Drittel des Markraums betragen. Handelt essich nicht um bereits präparierte bzw. Titanschienen, sowird der Nagel zunächst zum Erhalt der Vorspannungvorgebogen und das stumpfe Ende etwa 10 mm vomEnde 15–20° abgewinkelt, um die Manövrierfähigkeit zuverbessern.

Grundsätzlich sollte das Nagelende stumpf sein, daes sonst beim Vorschlagen zu Perforationen der Korti-kalis kommen kann, da der Nagel sich mit der Spitze inden Knochen bohren kann. Um diese Gefahr zu mini-mieren ist es wichtig, unter drehenden Bewegungen denNagel voran zu treiben.

Die Eintrittsstelle am Radius sollte radialseits etwa2 cm proximal der distalen Epiphysenfuge liegen. DerR. superficialis des N. radialis kann dargestellt werden

Abb. 15.47 a–d. Beispiel einer diaphysären Unterarmfraktur.b–d Nach Einbringung der intramedullären Schienen erfolgt erstdas Durchbrechen beider Kortikalis zur Refrakturprophylaxe, da

sonst das Auffädeln der Fraktur Probleme bereiten kann (Frak-turenden können sonst sekundär dislozieren).

! !

15.2 Diaphysärer Unterarm 351

Abb. 15.48 a–d. Diaphysäre Unteramschaft-grünholzfraktur. Nach Reposition konntenRadius und Ulna unter ausreichende Kom-pression gebracht werden. Konservative Wei-terbehandlung unter Aufspannung der M.I.A.

Abb. 15.49. a Unterarmschaftfraktur bei be-reits bestehender volarer Achsenfehlstellungdes Radius nach erlittener Unterarmfrakturvor 2 Jahren. b Bereits nach 2 Tagen deutlichesekundäre Dislokation der Fraktur (Cave:primäre Instabilität wurde nicht beachtet!). cZur Korrektur und osteosynthetischer Ver-sorgung der Fraktur wurde eine Kombinationaus Verplattung der Ulna und Marknagelungdes Radius gewählt. d Ausheilung der Frakturbei freier Beweglichkeit

352 Kapitel 15 Unterarm

Ramus dorsalisn. radialis

Ramus dorsalisn. radialis

a

b

c

d

15.2 Diaphysärer Unterarm 353

Abb. 15.50 a–i. Technik der intramedullären Markraumschienung.a Lagerung des Patienten mit frei beweglichen Arm, korrekte Auf-stellung des Bildwandlers. b–d Die Eintrittsstelle am Radius sollteetwa 2 cm proximal der Epiphysenfuge liegen. Der R. superficialisdes N. radialis kann dargestellt und zur Seite gehalten werden. Esist wichtig, darauf zu achten, mit der Schere nur stumpf und inLängsrichtung des Weichteilgewebes bis zum Knochen zu sprei-zen. Anschließend erfolgt die Eröffnung der Kortikalis mit dem

Pfriem. e–g Reposition der Fraktur. Durch die gekrümmte Spitzekann die Fraktur aufgefädelt werden. Der Nagel wird bis ins Radi-usköpfchen vorgetrieben. Die Ulna wird meist deszendierend ge-schient. Die Hautinzision erfolgt dorsoradial unter Schonung derOlekranonapophyse. Die Ulna wird etwa 2 cm distal der Apophy-senfuge mit dem Pfriem im Winkel von 45° perforiert. h,i Alterna-tiv kann die Ulna auch aszendierend aufgefädelt werden

e

f

g

354 Kapitel 15 Unterarm

und sollte in diesem Fall zur Seite gehalten werden.Wichtig ist die stumpfe Präparation zum Knochen undunter Sicht den Pfriem einzubringen, insbesonderewenn der R. superficialis des N. radialis nicht dargestelltwurde. Aanschließend erfolgt die Eröffnung der Korti-kalis mit dem Pfriem.

Die Ulna wird meist deszendierend geschient. DieHautinzision erfolgt dorsoradial unter Schonung der Ole-kranonapophyse. Die Elle wird etwa 2 cm distal der Apo-physenfuge mit dem Pfriem im Winkel von 45° perforiert.

Beide Nägel werden je von distal-radial, bzw. vonproximal-ulnar unter hin- und herdrehen bis auf Höheder Fraktur vorgeschoben.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass der schwerer zureponierende Knochen, meist der vollständig dislozier-te, zuerst reponiert und stabilisiert werden sollte. In denmeisten Fällen ist dies der Radius.

Gelingt nach 2–3 Versuchen weder die Repositionvon Radius noch die der Ulna, so ist die Fraktur offen zureponieren, da meist ein Muskelinterponat vorliegt.

Dafür wird ein kleiner Zugang (entsprechender Ver-lauf der Inzisionen für Radius und Ulna bei offenen Re-position s. S. 359 ff.) über der Fraktur des betroffenenKnochens gelegt und unter Sicht reponiert.

Die Nagelspitzen sollen aufeinander zugedreht zuliegen kommen, da dann die Knochen in physiologi-scher Krümmung zueinander liegen. Damit bleibt ge-währleistet, dass die Membrana interossea ovalär aufge-spannt wird und der interossäre Raum nicht eingeengt

Abb. 15.50 h, i.

h

i

Abb. 15.51. a Nagelset. b Vorbiegen des Nagels. c Frei beweglicher,abgewaschener Arm

!

15.2 Diaphysärer Unterarm 355

wird. Die Nagelenden sollen nicht zu weit (5–6 mm) ausdem Knochen herausragen, um nach Abschwellung derWeichteile Hautirritationen zu vermeiden (Bass u. Stern1994). Alternativ schlagen einige Autoren vor, das Endebei Stahlnägeln umzubiegen, was die Metallentfernungerheblich erleichtert.

Alle Patienten erhalten postoperativ einen elasti-schen Schlauchverband oder ausschließlich einen Pfla-sterverband. Zusätzlich kann ein Dreieckstuch die er-sten Tage getragen werden. Die Patienten können diesenentsprechend der individuell empfundenen Schmerzenjederzeit abnehmen (Abb. 15.51 a–j, Abb. 15.52 a,b).

Abb. 15.51. d,e Unter Schonung des R. superficialis durch stumpfesSpreizen mit der Schere, f,g Einbringen des Pfriems oberhalb derEpiphysenfugenendes. h,i Der Nagel wird bis zur Fraktur vorge-schoben. j Die Ulna wird meist deszendierend geschient

356 Kapitel 15 Unterarm

Tipps und Tricks. Handelt es sich um eine Grünholz-fraktur, so werden die Nägel kurz über die Frakturgeschoben, und erst dann wird die Gegenkortikalisgebrochen, um die immer vorhandene Achsabwei-chung zu beseitigen. Bei primärem Durchbrechenmuss die Fraktur möglicherweise aufgefädelt wer-den, was eine längere Behandlungszeit und eine zu-sätzliche Strahlenexposition bedeutet.Nachteil des Umbiegens der Nägel am Eintrittspunktist die Gefahr der Verletzung der Sehnen durch das ab-stehende Nagelende und die durch die Spitze verur-sachten Weichteilirritationen bis hin zu Schmerzen.Gelingt nach mehreren Repositionsversuchen dasEinbringen des Nagels nicht, so kann versucht wer-den, mit einem dünneren Nagel die Fraktur aufzufä-deln, was oftmals leichter gelingt. Dann wird der an-dere Knochen versorgt, und anschließend kannmeist problemlos der dünnere Nagel gegen einendickeren ausgetauscht werden.Die maximale Durchleuchtungszeit sollte 3 Minutennicht überschreiten. In entsprechenden Fällen solltedann rechtzeitig auf eine offene Reposition überge-gangen werden. Der Anteil der notwendigen offenenRepositionen liegt im eigenen Krankengut unter 5%.

Plattenosteosynthese. Diese kommt im Kindesalternur noch in Ausnahmefällen zur Anwendung. Meistreicht bei Adoleszenten auch die Kombination der Ver-plattung eines Knochens und die intramedulläre Nage-lung des Partnerknochens. Meist wird die Ulna auf-

grund des risikoärmeren Zugangs verplattet und derRadius intramedullär geschient. Zur Technik s. ausführ-lich Oestern (2001; Abb. 15.53 a–e).

NachbehandlungKonservativJe nach Alter der Patienten wird im Rahmen der konser-vativen Behandlung der Gips für 3–5 Wochen belassenund anschließend – abhängig von der radiologischenund klinischen Konsolidation – mit spontanem Bewe-gen begonnen. Nach 3 Wochen kann der Oberarmgipsauch gegen einen Unterarmgips getauscht werden,wenn die Frakturheilung noch nicht abgeschlossen ist/Kinder >8 Jahre). Wir führen dies nur durch, wenn derinitiale Gips beschädigt wurde.

OperativAlle operierten Patienten beginnen unmittelbar posto-perativ, soweit es ihnen die Schmerzen erlauben, mit derAufnahme von Bewegungsübungen ohne Physiothera-pie (Griffet et al. 1999; Prevot et al. 1995). Bei den intra-medullär eingebrachten Nägeln sollte die Implantatent-ferneung nicht vor 6 Monaten – bei bekanntem Risikofür eine Refraktur (nichtdurchgebrochene Grünholz-fraktur beider Knochen) erst nach 8 Monaten – die Im-plantatentfernung erfolgen. Platten sind nach 8–12 Mo-naten postoperativ zu entfernen (Chia et al. 1996).

Radiologische KontrollenEine radiologische Stellungskontrolle ist nach jeder Re-position und Retention durchzuführen. Außer den ope-

Abb. 15.52 a,b. Vollständig dislozierte Unterarmfraktur mit Luxati-on des Radiusköpfchens (Monteggia-ähnliche Verletzung).Versor-gung mit ESIN bei gleichzeitiger Reposition des Radius. Bei klei-nen Kindern kann aufgrund des sehr schmalen Markraums oft-

mals nur ein sehr dünner Nagel eingebracht werden, sodassKirschner-Drähte benutzen werden müssen. Dabei ist es sinnvoll,die Spitze des Kirschner-Drahtes zu entfernen, um die Kortikalisnicht zu perforieren

15.2 Diaphysärer Unterarm 357

M. extensor digitorum communis

M. extensor carpi radialis brevis

M. extensor pollicis longus

M. extensor carpi radialis longus M. abductor pollicis longus

M. extensor pollicis brevis

M. extensor carpi radialislongus et brevis

M. extensor digitorum communis

M. extensor pollicis longus

Mm. extensor carpi radialislongus et brevis

M. extensor carpi radialis brevis

M. abductor pollicis longusM. extensor pollicis brevis

Abb. 15.53 a–e. Dorsaler Zugang zum mittleren und distalen Ra-dius. a Der Hautschnitt liegt auf einer Linie zwischen dem Epi-condylus radialis humeri und der dorsalen Mitte des Speichenen-des (Tuberculum Lister). Der Unterarm wird leicht gebeugt undproniert gehalten. Man spaltet die Faszie am radialen Rand desM. extensor digitorum communis und dringt im Interstitium zwi-schen diesem Muskel und dem M. extensor carpi radialis breviszur Speiche vor. Hält man die beiden Muskeln auseinander, stößtman distal auf die Mm. abductor pollicis longus und extensor pol-licis brevis, die beide schräg auf das distale Drittel der Speiche zie-hen. Die beide Muskeln umhüllende Faszie wird improximalenund distalen Rand eingeschnitten. b M. abductor pollicis longusund M. extensor pollicis werden mobilisiert, angeschlungen und

können je nach Bedarf nach proximal oder distal verzogen wer-den. Nach proximal ist der Zugang durch den M. supinator be-grenzt. Durch ihn läuft der R. profundus des N. radialis. Normaler-weise liegt der tiefe Ast des N. radialis (N. interosseus posterius)geschützt im Muskel. Bei jedem 4. Patienten aber liegt er direkt aufdem Periost. Das Einschieben einer Platte unter den Muskel ist da-her risikoreich. Wenn man sich bei proximalen Radiusschaftfrak-turen für den dorsalen Zugang entscheidet, muss unbedingt derN. radialis aufgesucht werden. Dazu unterfährt man zunächst miteinem Finger die erste Muskelschicht, um hier die eng verbunde-nen M. extensor digitorum communis und M. extensor carpi ra-dialis brevis zu trennen

a

b

358 Kapitel 15 Unterarm

M. supinator

M. extensor carpi radialis brevis

M. pronator teres ( Insertio )

M. abductor pollicis longus

M. extensor pollicis brevis

Ramus profundus n. radialis M. extensor digitorum communis

M. supinator

M. extensor carpi radialis brevis

M. abductor pollicis longus M. extensor pollicis brevis

Ramus profundus n. radialis M. extensor digitorum communis

Abb. 15.53 a–e. Dorsaler Zugang zum mittleren und distalen Radi-us. c Werden diese beiden Muskel auseinander gehalten, erscheintin der Tiefe der M. supinator. Das Speichenköpfchen wird getastet,3 Querfinger unterhalb kann nun der N. radialis palpiert werden,er verläuft quer zur Faserrichtung des Supinator. d Wundhaken

sollten nicht an der dorsalen Fläche des Radius eingesetzt werden,da der Nerv in etwa 25% direkt auf dem Periost und nicht ge-schützt im Supinator liegt. Die einzige Möglichkeit, den Nervensicher zu schonen, besteht in der Spaltung des M. supinator undvölliger Freilegung des Nerven

c

d

15.2 Diaphysärer Unterarm 359

rativ versorgten Frakturen sind alle Frakturen, die se-kundär dislozieren können, zwischen dem 5. und dem8. Tag einer Stellungskontrolle zu unterziehen, umnotwendige Stellungskorrekturen vorzunehmen. Nach3–4 Wochen erfolgt dann eine radiologische Kontrollezur Überprüfung der Durchbauung der Fraktur.

NachkontrollenBis zum Erreichen des freien Bewegungsumfanges istder Patient nachzukontrollieren. Der Patient kann beieingetretener Durchbauung der Fraktur nach seinemErmessen die sportliche Aktivität wieder aufnehmen.Mit Erreichen der freien Funktion und kosmetisch un-auffälligen Befunden wird die Behandlung abgeschlos-sen. Andernfalls ist die Beweglichkeit in halbjährigenKontrollen zu prüfen. Bleibt eine Verbesserung der Be-weglichkeit aus, so sollte frühzeitig korrigiert werden.

SpätkomplikationenWachstumsstörungen sind nach diaphysären Frakturenam Unterarm nicht zu erwarten. Meist handelt es sich

um funktionelle Einschränkungen der Umwendbewe-gung aufgrund einer übersehenen verbliebenen Ach-senfehlstellung. Diese tritt auf bei Verringerungen desAbstands beider Knochen zueinander und gehäuft nachverbliebenen volaren und ulnaren Fehlstellungen desRadiusschaftes. Die Problematik liegt in der Beurtei-lung der Fehlstellung beider Knochen im Raum und ei-ner unzureichenden Primärdiagnostik.

Tritt eine blockierende Einschränkung der Umwend-bewegung auf, so sollte diese möglichst früh – zeitnahzum Unfall – korrigiert werden, da bei nur mäßigerSpontankorrektur die Wiedererlangung dieser Funk-tion meist ausbleibt und im Laufe des Wachstums diezusätzliche Gegenkorrektur des Partnerknochens eineentsprechende Korrekturoperation erheblich er-schwert.

Handelt es sich dagegen um eine Diminuierung derjeweiligen Pro- oder Supination, so sollte zugewartetund in einem halben Jahr geprüft werden, inwieweit einZuwachs des Bewegungsumfanges sich eingestellt hat(Abb. 15.54 a–g, Abb. 15.55 a–d).

M. anconeus

M. extensor carpi ulnaris

Ramus dorsalis manus n. ulnaris

Crista dorsalis ulnaeM. flexor carpi ulnaris

Abb. 15.53 a–e. Dorsaler Zugang zum mittleren und distalen Ra-dius. e Die Elle liegt dorsal oder volar zur gut tastbaren Kante derUlna. Die Inzision verläuft gerade und liegt auf einer Liniezwischen Olekranon und Processus styloideus liegt. Zwischen

M. extensor und flexor carpi ulnaris wird direkt auf den Knochenzugegangen. Im proximalen Drittel kann es notwendig werden,den M. anconaeus von der Ulna abzulösen. Distal sollte der N. dorsalis manus N. ulnaris geschont werden

e

360 Kapitel 15 Unterarm

Abb. 15.54 a–g. Posttraumatische Achsenfehlstellung nach konser-vativer Therapie mit Einschränkung der Umwendbewegung. Dor-saler Zugang zum Radius sowie lateraler Zugang zur Ulna. Osteo-tomie in Höhe der Achsenfehlstellung. Korrektur über beidseitige

Plattenanlage.Auch über intramedulläre Nagel kann die Korrekturerfolgen, man muss dann den Knochen allerdings meist an derOsteotomie aufbohren. Selten gelingt dies geschlossen und eigent-lich nur zeitnah zum Unfall

15.2 Diaphysärer Unterarm 361

Abb. 15.55. a 3 Wochen nachRefraktur einer diaphysärenUnterarmfraktur. Weiterbe-handlung konservativ. b Kli-nisch nach 6 Wochen kom-plett aufgehobene Pronationund enggradige Einschrän-kung der Supination. c Seiten-vergleich zur Korrekturpla-nung. d Frühkorrektur nach12 Wochen mit intramedullä-rem Nagel. Vorgehen erfolgtmeist offen in Höhe der Frak-tur, da bereits zu diesem Zeit-punkt der Markraum aufge-bohrt werden muss (Cave: Ab-deckung des Markraumes),um eine entsprechend guteKorrektur zu erlangen

362 Kapitel 15 Unterarm

15.3Distaler UnterarmA.-M. Weinberg, H. Reilmann

Bei distalen Unterarmverletzungen unterscheidet mandie extraartikulären von den intraartikulären Fraktu-ren. Als extraartikuläre Frakturen finden sich distalemetaphysäre Frakturen sowie Epiphysenlockerungenund -lösungen (Salter-Harris I und II). LetztgenannteVerletzungen führen transversal durch die Fuge. Da siedort ausschließlich den mineralisierten Anteil betref-fen, sind diese Frakturen zu den metaphysären Fraktu-ren zu zählen.

Demgegenüber handelt es sich bei den intraarti-kulären Frakturen um Epiphysenfrakturen mit epiphy-särem (Salter-Harris III) oder epimetaphysärem (Salter-Harris IV) Bruchlinienverlauf. Sie kreuzen die Fuge im-mer sagittal. Umstritten bleibt, inwieweit Übergangs-frakturen am distalen Unterarm auftreten. Es wird ver-mutet, dass der Fugenschluss weitaus schneller als ander distalen Tibia eintritt und daher dieser Frakturtypnicht oder nur ganz selten auftritt. Aber auch Salter-Harris-III- und -IV-Verletzungen des distalen Radiusbleiben Raritäten im Kindesalter.

Demgegenüber weist der Adoleszente bei Fugen-schluss entsprechend den Erwachsenen intraartikuläreFrakturen auf, die entsprechend der Einteilung der AOklassifiziert werden. Eine Sonderform am distalen Un-terarm sind die Galeazzi-Frakturen oder deren Äquiva-lent. Die metaphysären Frakturen und die Epiphysenlö-sungen mit oder ohne metaphysären Keil sind im Ge-gensatz zu den Epiphysenfrakturen durch dieselbeWachstumsprognose und Spontankorrektur gekenn-zeichnet. Daher erscheint es sinnvoll, einem daraus ab-geleiteten Behandlungskonzept zu folgen.

Alle intraartikulären Frakturen müssen anatomischreponiert werden, um mögliche posttraumatische Schä-den, die eine Präarthrose für das Handgelenk darstellenwürden, zu vermeiden.

Bei allen extraartikulären Verletzungen kann dieausgesprochen gute Korrekturpotenz in das Behand-lungsregime entsprechend dem Alter integriert werden.

Ursache und HäufigkeitAm distalen Unterarm treten 75% aller Unterarmfrak-turen auf. Somit stellen diese Frakturen 20% sämtlicherExtremitätenfrakturen dar (Biasca et al. 1995; Jonasch u.Bertel 1981; Largiader et al. 1998). Dabei treten isolierteRadiusfrakturen etwa doppelt so häufig auf wie alle an-deren Frakturen des distalen Unterarms zusammenge-nommen.

Bei der Analyse der Unfallmechanismen konnte fest-gestellt werden, dass der größte Teil der Patienten einenSturz auf die dorsalflektierte Hand erleidet (Biasca et al.1995; Borton et al. 1994; Hilgert et al. 1998; Jonsson et al.1999; Nork et al. 1999; Orenstein 1996; Oskam et al.1998). In neuerer Zeit nimmt die Rate derjenigen zu, die

aufgrund neuerer Rasanzsportarten wie Skateboard-oder Scooter-Fahren oder im Winter Snowboard-Glei-ten stürzen und sich dabei an der Hand verletzen (Hel-ler et al. 1996; Houshian et al. 1997; Jerosch et al. 1998; Jo-hannsen et al. 1997; Largiader et al. 1998; Powell u. Tanz1996; Skillern 1915).

Entwicklung und WachstumOssifikationskerne, Zeitpunkt des FugenschlussesDie sekundären Ossifikationszentren der distalen ra-dialen Epiphyse erscheinen im 7. Monat, die der ulnarenzwischen dem 6. und 7. Lebensjahr. Der Fugenschlussfindet zwischen dem 16. und 19. Lebensjahr statt.

Wachstumsprognose

Hemmende Wachstumsstörungen. Zu Wachstums-störungen des vorzeitigen partiellen oder vollständigenVerschlusses einer Wachstumsfuge mit konsekutivemFehlwachstum kann es nach Epiphysenfrakturen, Epi-physenlösungen, aber auch nach epiphysennahen meta-physären, undislozierten und dislozierten Brüchenkommen (Hove u. Engesaeter 1997; Johari u. Sinha1999). Die eigentliche Ursache derartiger Wachstums-störungen ist unbekannt.

Die Rate der angegebenen Wachstumsstörungen va-riiert, dabei werden für den Radius Werte zwischen 1(Davis u. Green 1976) bis 7% (Lee et al. 1984) und für dieUlna bis zu 21% (Nelson et al. 1984) genannt. Die Häu-figkeit ist signifikant niedriger als der entsprechendeWert für die untere Extremität, der mit 20–30% angege-ben wird (Abb. 15.56 a–c).

Stimulative Wachstumsstörungen. Am Radius sindWachstumsstörungen im Sinne eines partiellen Mehr-wachstums nach jeder Fraktur anzutreffen. Das Auftre-ten einer verstärkten Längenzunahme korreliert ent-sprechend anderer Lokalisationen am Skelett mit derZahl der Repositionen und Refrakturen. Die resultie-rende Längendifferenz zwischen Radius und Ulna ist je-doch aufgrund der schnellen Frakturheilung geringund wird meist bis zum Wachstumsabschluss auf eintolerables Ausmaß zurück korrigiert. Diese Längen-korrektur findet nur gegenüber der Ulna und nichtgegenüber dem entsprechenden Knochen der anderenKörperseite statt.

Refrakturen nach Grünholzfrakturen im metadia-physären Übergang und nach abgekippten Frakturendes distalen Radius treten im Gegensatz zu Brüchen derDiaphyse seltener auf. Eine verzögerte Frakturheilungan der konkaven Seite ist zwar möglich, diese kommt je-doch durch die Schnelle der Heilung klinisch nur seltenzum Tragen.

Möglichkeiten und Grenzen der SpontankorrekturBei der metaphysären Unterarmfraktur können bedingtdurch die Nähe ihrer Lage zur distalen Radiusepiphy-

!

15.3 Distaler Unterarm 363

senfuge und durch den späten Verschluss derselbenzwischen dem 15. und 18. Lebensjahr sowohl Seit-zu-Seit-Verschiebungen bis zur vollen Schaftbreite als auchAchsenknicke – in der Frontal- wie auch Sagittalebene –bis zu 40° im weiteren Wachstum spontan korrigiertwerden. Die seltenere volare Abkippung korrigiert sichschlechter als die dorsale. Im Allgemeinen wird als Al-tersgrenze für das Auftreten dieser Korrektur das 10. Le-bensjahr angegeben. Aber auch nach dem 10. Lebens-jahr treten aufgrund des späten Verschlusses der Fugenoch Spontankorrekturen von Fehlstellungen bis zu20–30° auf (Abb. 15.57 a–e, Abb. 15.58 a–c).

Do et al. (2003) bestätigten diese Annahme mit derBeobachtung, dass sich bei offener Epiphysenfuge Achs-abweichungen bei isolierten Verletzungen von 15° in al-len Richtungen sowie Verkürzungen von 1 cm imDurchschnitt nach bereits 7.5 Monaten vollständig re-modellieren .

Grundsätzlich wächst eine verbliebene Achsenfehl-stellung in den Schaftbereich und wird dort periostalausgeglichen. Die Epiphyse richtet sich im weiteren Ver-lauf wieder zur Bewegungsebene auf.

Die Mechanismen, die dieses Phänomen beeinflus-sen, sind nicht geklärt, man vermutet statische Impulse

Abb. 15.56. a 12-jährige Junge, Salter-Harris-II-Verletzung beimSturz mit dem Fahrrad. b Intraoperative Darstellung der Repositi-on mit anschließender Spickdrahtosteosynthese. Bei der Einbrin-gung des Drahtes ist darauf zu achten, dass dieser nicht am Rand(Ranvier-Zone), sondern mittig eingebracht wird, da randständigdie Durchblutung erfolgt und dadurch eine Brückenbildungen

herbeigeführt werden kann (Kreismarkierung im Bild). Bei diesemJungen entwickelte sich ein postoperativer Infekt. Eine vorzeitigeEntfernung der Drähte erfolgte. Der Infekt wurde operativ und un-ter Antibiose saniert. c Nach einem Jahr vorzeitiger Epiphysenfu-genschluss des distalen Radius mit bereits sichtbarer Längenalte-ration gegenüber der Ulna

!

364 Kapitel 15 Unterarm

im Sinne einer mechanischen Korrektur gegenüber denlangsamen Korrekturen an anderen Stellen.

KlassifikationDie Einteilung der distalen metaphysären Frakturen in4 unterschiedliche Läsionen erscheint sinnvoll, da sichdaraus unterschiedliche Behandlungsalgorithmen ab-leiten lassen. Manche Autoren sprechen auch von fünf

Läsionen und schließen den metadiaphysären Über-gang mit ein (Abb. 15.59 a–d):� Metaphysäre Stauchungsbrüche eines oder beider

Knochen: Diese Stauchungszonen können dabei aufdie dorsale Seite beschränkt sein, es können aberauch ventrale und dorsale Knochenbereiche ge-staucht sein. Sie werden auch als Wulstfrakturen deskindlichen Unterarms bezeichnet.

Abb. 15.57 a–e. a 9-jähriger Junge, Unfall beim Fußballspielen.a Unfallbild. b Kontrolle im Gips nach 3 Wochen mit noch druck-dolenter Metaphyse. Nach 4 Wochen Gipsabnahme. Schiene fürweitere 2 Wochen. c Röntgenkontrolle nach 6 Wochen. Es zeigt sich

eine Abkippung nach dorsal von 25°. d Nachkontrolle nach 4 Mo-naten. Fast vollständige Korrektur der Achsenfehlstellung, wobeidie Fehlstellung nach proximal vom Gelenk wegwandert

15.3 Distaler Unterarm 365

� Metaphysäre Biegungsbrüche eines oder beider Kno-chen: Diese Läsionen imponieren durch die Frakturnur einer Kortikalis und meist der Stauchung der an-deren Kortikalis. Diese Frakturen gehen häufig miteiner Achsabweichung einher. Zusätzlich weisen die-se Frakturen oft einen Wulstbruch an der Ulna auf.Es ist nicht immer einfach, die Grünholzfraktur vonder Stauchungsfraktur, die abgekippt ist, zu trennen.Da die Grünholzfraktur in der Metaphyse nur seltenKomplikationen aufweist, kann man diese beidenFrakturformen zusammen betrachten.

� Vollständige Fraktur, die beide Kortikales durch-bricht und meist vollständig disloziert ist: Hierkommt es zusätzlich meist zu einer Verkürzungsfehl-stellung.

� Epiphysenlösung des distalen Radius mit oder ohnemetaphysären Keil: Meist gehen diese Verletzungenmit einer Läsion der Ulna einher. Dabei kann es sichum Frakturen des Processus styloideus ulnae, eineEpiphysenlösung oder einen metaphysären Wulst-bruch handeln. Neben der Epiphysenlösung werdenauch Epiphysenlockerungen am Radius beschrieben,die wiederum zusätzlich von den oben genanntenLäsionen der Ulna begleitet sein können.

� Frakturen am metadiaphysären Übergang: Sie neh-men eine Sonderstellung ein. Ihre Versorgung ent-spricht oft den diaphysären Frakturen. Prognostischsind diese Frakturen jedoch zu den metaphysärenLäsionen zu rechnen, sowohl bezüglich der Spontan-korrekturen als auch den zu erwartenden Bewe-gungseinschränkungen (diese Frakturen befindensich hinter dem Überkreuzungspunkt der Knochenbei der Umwendbewegung).

Zusätzlich nützt die Einteilung in stabile und instabileVerletzungen des distalen Unterarms. Als stabil geltenalle Frakturen mit Bruch nur einer Kortikalis, weiterhinalle Stauchungsfrakturen sowie Frakturen nur einesKnochens.

Die Abkippung stellt ein therapeutisches Kriterium,jedoch keinen eindeutigen Hinweis auf Instabilität beidiesen Frakturen dar.

Als instabil gelten alle Frakturen beider Kortikales(vollständige Frakturen) sowie alle Epiphysenlösungen.

Abb. 15.57 a–e. e Freie Beweglichkeit bei Abschluss der Behandlung nach 4 Wochen, keine sichtbare Deformität

!

!

366 Kapitel 15 Unterarm

Abb. 15.58. a 12-jähriger Patient, der vorstellig wurde 2,5 Wochennach erlittenem metaphysäreren Biegungsbruch mit einer Abkip-pung der Gelenkfläche nach dorsal von 20°. Auf eine Korrekturwurde verzichtet, zu Gunsten der Spontankorrektur abgewartet.

b Ausheilungsbild nach 4 Wochen. c Nach 2 Jahren erneute Vor-stellung in der Klinik nach erneutem Sturz. Es zeigt sich eine voll-ständig spontan korrigierte Achsenfehlstellung

15.3 Distaler Unterarm 367

Abb. 15.59 a–d. Einteilung der distalen metaphysären Unterarmfrakturen. a Epiphysenlösung/-lockerung oder Epiphysenlösung mit me-taphysärem Keil.. b Grünholzfraktur. c Vollständige Fraktur, d Stauchungsfraktur

368 Kapitel 15 Unterarm

DiagnostikZur Diagnostik der distalen Unterarmfrakturen werdenRöntgenaufnahmen in 2 Ebenen durchgeführt. DieDiagnose kann bei undislozierten oder auch spontan re-ponierten Epiphysenlösungen schwierig sein. Denn auchdie sekundäre Diagnostik erbringt bei ideal stehendenFrakturen durch das Fehlen der periostalen Abstützungkeinen Nachweis einer Fraktur (Abb. 15.60). In diesenFällen sind eine Ruhigstellung des Unterarms und klini-sche Verlaufskontrollen ausreichend. Zu diesem Zeit-punkt halten wir zusätzliche Röntgenaufnahmen fürüberflüssig. Werden nach einer Woche noch Schmerzenangegeben, so wird der distale Unterarm insgesamt3 Wochen ruhig gestellt. Nur wenn dann über das tole-rable Maß hinaus noch Schmerzen bestehen, fertigenwir erneut Röntgenbilder an bzw. leiten weitere diag-nostische Schritte ein.

Dislozierten Frakturen des distalen Unterarms kön-nen zu Nervenkompressionen und daraus resultierendenParästhesien führen, die sich jedoch nach erfolgter Re-position spontan bessern. Das bei einigen Frakturen zu

beobachtende Pronatorzeichen entsteht durch subpe-riostale Blutungen, die das Periost und das darüber lie-gende Fettgewebe sowie den M. pronator teres einengen.

TherapieBei den metaphysären Frakturen einschließlich der Epi-physenlösung ist das Ziel der Therapie, sowohl funktio-nelle als auch kosmetische Deformitäten zu vermeiden(v. Laer 2001). Da es sich um extraartikuläre Frakturenhandelt, muss die achsengerechte Redression nicht umjeden Preis angestrebt werden. Als Behandlungsmoda-litäten stehen folgende Optionen zur Verfügung:� konservativ mit Integration der Spontankorrekturen,� geschlossene Reposition und Gips,� geschlossene Reposition mit Kirschner-Draht-Stabi-

lisierung,� offene Reposition, Osteosynthese,� Gipskeilung; beachte: Dies ist nur möglich bei ent-

sprechend geschultem Personal und die Weiterbe-handlung des Patienten in derselben Institution!

� Kirschner-Draht-Stabilisierung, Platte bei Adoles-zenten; Jansky et al. 1994; Jones u. Weiner 1999; Os-termann et al. 1999; Shea et al. 1997; Tabelle 15.4, Ta-belle 15.5, Tabelle 15.6).

Alle primär undislozierten stabilen Frakturen werdenim Unterarmgips/-schiene ruhiggestellt (Chess et al.1994). Geschlossene Gipse müssen gespalten werdenund sind um den 6.–8. Tag zirkulär zu schließen bzw. dieAnlage eines geschlossenen Scotch Cast ist möglich.Generell polstern wir alle Gipse – im Gegensatz zurkonservativen Frakturenbehandlung im Erwachsenen-alter –, denn die Polsterung erleichtert die Gipsabnah-me. Unnötig dicke Polsterlagen sind zu vermeiden.Wei-terhin muss beim Gipsanlegen darauf geachtet werden,dass dieser nicht die Finger einengt und gut anmodel-

Abb. 15.60. Typische Wulstfraktur (metaphysärer Stauchungs-bruch) des distalen Radius, den sich ein 3-jähriger Junge bei einemSturz auf die Hand zuzog. Initial kann die Fraktur nur schwer er-kannt werden (Pfeil). Therapeutisch werden Kinder, deren Frakturnicht sicher erkannt wurde, ruhig gestellt und nach einer Wocheklinisch kontrolliert. Die Ruhigstellungszeit für die metaphysäreStauchungsfraktur beträgt 3 Wochen. Altersabhängig ist einefrühere Gipsabnahme möglich

Alter Achsabweichung (in Grad) nach Seitverschiebung nach[Jahre]

Palmar/dorsal Radial/ulnar Dorsal/palmar Radial/ulnar

0–3 15–25 15–20 1/2 Schaftbreite 1/4 Schaftbreite>3–6 10–20 10–15 1/3 Schaftbreite 4 mm

>6–10 10–15 <10 1/4 Schaftbreite 3 mm>10–14 <10 <10 3 mm 2 mm

Tabelle 15.4. Maximal tolerablealtersabhängige Fehlstellungs-werte in der Primärtherapie derdistalen Radiusepiphysenlösun-gen im Wachstumsalter. BeiÜberschreitung empfehlen wirdie Reposition

Tabelle 15.5. Maximale tolerable altersabhängige Fehlstellungswer-te in der Primärtherapie für distale metaphysäre Biegungs- undStauchungsfrakturen im Wachstumsalter

Alter Achsabweichung (in Grad) nach[Jahre]

Palmar/dorsal Radial/ulnar

0–3 10–25 15–20>3–6 10–20 10–15

>6–10 10–15 <10>10–14 <10 <10

15.3 Distaler Unterarm 369

liert wird, damit er durch die Abschwellung nicht zuweit wird und entsprechend dadurch möglichen sekun-dären Dislokationen Platz schafft (Abb. 15.61 a–f).

Eine radiologische Kontrolle der stabilen undislozier-ten metaphysären Unterarmfraktur ist nicht notwendig.

Handelt es sich um eine undislozierte instabile Frak-tur, so wird diese ebenfalls im Gips retiniert (Jones u.Weiner 1999), wobei die Instabilität per se einen Ober-armgips für den Patienten nach sich zieht. GeschlosseneGipse müssen gespalten werden und um den 6. bis 8. Tagnach dem Trauma bei entsprechender Abschwellungzirkulär geschlossen werden. Zu diesem Zeitpunkt wer-den diese Frakturen radiologisch kontrolliert. Zeigt sicheine sekundäre Dislokation der Fraktur, so entscheidendie Kriterien Verschiebung ad latus, Verkürzung sowieAusmaß der Abkippung – entsprechend den primär ab-gekippten Frakturen – über das weitere Vorgehen.

Primär oder sekundär abgekippte stabile Frakturenbedürfen einer geschlossenen Reposition. Zeigt sich dieFraktursituation danach stabil, kann die konservativeTherapie fortgesetzt werden. Kommt es jedoch unterder Reposition zur Instabilität, so sind diese Frakturenoperativ zu stabilisieren. Dies stellt sich ein, wenn beimetaphysären Biegungsfrakturen beide Kortikalesdurchgebrochen werden mussten und gleichzeitig einvollständiger Bruch der Ulna vorliegt.

Von Laer (1986) empfiehlt bei allen abgekippten/dis-lozierten per definitionem stabilen Frakturen den Gips-schluss um den 4. Tag, anschließend eine Keilung umden 8. Tag. Er plädiert nur bei älteren Kindern für eineradiologische Kontrolle. In unserem Hause werden die-se Frakturen zwischen dem 7. und 10. Tag klinisch undradiologisch kontrolliert. In Absprache mit den Elternwird bei tolerierbarem Ausmaß der Achsenfehlstellungdas weiter Procedere festgelegt. In aller Regel entschei-den sich die Eltern für das spontane Remodeling.

Ist bei primär oder sekundär abgekippten dislozierteinstabile Frakturen eine Reposition notwendig, so wirddie sofortige definitive Versorgung der Läsion bei not-wendiger Allgemeinanästhesie gefordert. Diese Forde-rung ist durch die hohe Rate an Nachrepositionen be-gründet, die einen unnötig hohen Aufwand bedeuten.Eine Nachreposition ist in einem Drittel aller Frakturennotwendig. Dennoch konnte gezeigt werden, dass so-wohl primär mit Kirschner-Drähten stabilisierte alsauch sekundär erneut reponierte Frakturen gute End-ergebnisse aufweisen (v. Laer 1986; Abb. 15.62 a–c). In

diesen Fällen sollte das Vorgehen mit den Eltern abge-sprochen werden; bei einem Patientenalter über 12 Jah-ren empfehlen wir die definitive Retention mit Kirsch-ner-Drähten.

An Osteosynthesen wird die perkutane Kirschner-Draht-Spickung (Shoemaker et al. 1999; Waseem u. Pa-ton 1999; Yung et al. 1998) von radial oder gekreuzt emp-fohlen. Bei Adoleszenten kann die Plattenosteosyntheseebenfalls zum Einsatz kommen, insbesondere wenn ei-ne geschlossene Reposition keine achsengerechte Stel-lung aufweist.

Findet sich die Fraktur am metadiaphysären Über-gang und ist disloziert, so kann die intramedulläre Na-gelung wie auch die Kirschner-Draht-Spickung oderauch die Platte Anwendung finden. Das Problem der in-tramedullären Nagelung ist der immer auftretende Seit-versatz bei lateral eingebrachtem Draht (Eintrittspunkt– Nähe zur Frakturhöhe). Der Seitversatz kann im Kin-desalter problemlos dem spontanen Remodeling über-lassen werden. Die Nagelung ist in dieser Altersklassegegenüber offenen Verfahren unbedingt vorzuziehen.Bei größeren Kindern sollte der Seitversatz nicht mehrals 1/3 betragen. Daher empfehlen einige Autoren dieEinbringung der intramedullären Schiene von dorsal(Dietz et al. 1997).

Der Draht darf bei der dorsalen Einbringung nichtso weit gekürzt werden, dass er an den Sehnen reibt(Riss der Sehne) (Abb. 15.63 a–i, Abb. 15.64 a,b).

Bei der Kirschner-Draht-Osteosynthese muss derDraht sehr steil eingebracht werden. Daher ist dies auchnur bei kleinen Kindern gut möglich. Je älter das Kindist, desto steiler ist der Winkel. Dies birgt die Gefahr,dass der Draht die Gegenkortikalis nicht perforierenkann.

Bei Adoleszenten ist die Plattenosteosynthese an-wendbar, da hier eine nahezu anatomische Repositionerreicht werden sollte und die intramedulläre Nagelungwie auch die Kirschner-Draht-Osteosynthese insuffizi-ent sein können. In der eigenen Klinik kommt bei Frak-turen am diametaphysären Übergang auch hin und wie-der die Nagelung des Radius deszendierend zur Anwen-dung. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Einbringungdes Pfriems nur in voller Supination erfolgt, um bei derUmwendbewegung keine Einschränkung zu produzie-ren. Weiterhin ist streng darauf zu achten, dass nicht zudistal eingegangen wird, wegen der Gefahr einer Läsiondes N. radialis.

Alter Achsabweichung (in Grad) nach Seitverschiebung nach[Jahre]

Dorsal/palmar Radial/ulnar Dorsal/palmar Radial/ulnar

0–3 15–25 15–20 Fast Schaftbreite 1/2 Schaftbreite>3–6 10–20 10–15 2/3 Schaftbreite 1/3 Schaftbreite

>6–101 0–15 <10 1/3 Schaftbreite 1/3 Schaftbreite>10–14 <10 <10 3 mm 3 mm

Tabelle 15.6. Maximale tolerablealtersabhängige Fehlstellungs-werte in der Primärtherapie für komplett durchgebrochenedistale metaphysäre Unterarm-frakturen im Wachstumsalter.Bei Überschreiten der Werteempfehlen wir die Reposition

CAV

E

370 Kapitel 15 Unterarm

Abb. 15.61 a–f. Gipsanlage am distalen Unterarm. a Baumwoll-strumpf als Unterlage, da Kinder auf die Watte häufig allergischreagieren, alternativ kann Papier als erste Lage eingesetzt werden.b Eine dünne Lage Watte. Im Gegensatz zu Erwachsenen polsternwir die Kindergipse, da man in diesem Fall nur keilen kann; außer-dem wird das Entfernen erleichtert. Wichtig ist dabei darauf zu

achten, dass die Watte nicht zu dick aufgelegt wird. c Papierlage;diese kann bereits zum Anmodellieren benutzt werden, dabei dür-fen keine Falten entstehen. d Kunststoffgips: maximal 2 Lagen wer-den anmodelliert. Es ist darauf zu achten, dass die Finger nichteingeschnürt werden. e,f Freie Beweglichkeit des Daumens alsauch der Finger

15.3 Distaler Unterarm 371

Abb. 15.62 a–c. 13-jährige Junge, der beim Mountainbikefahren ver-unglückte. a Epiphysiolyse mit metaphysärem Keil, die initial dis-loziert ist. b Reposition und primär definitive Versorgung mitKirschner-Drähten. Diese wurden außerhalb der Haut belassen.Vorteil ist die ambulante Entfernung in dieser Altersgruppe c Aus-heilungsbild nach 4 Wochen

372 Kapitel 15 Unterarm

Abb. 15.63 a–i. 7-jähriger Junge, Fahrradunfall. a Das Unfallbild zeigt eineFraktur am metadiaphysären Übergang beider Knochen. b Aufgrund derInstabilität wurde die Kirschner-Draht-Osteosynthese zur Stabilisierunggewählt. Das Problem der Kirschner-Draht-Osteosynthese ist das ausrei-chende Fassen des proximalen Fragments. c Sekundäres Abkippen desFragments bei liegendem Draht. Der Draht wurde daraufhin vorzeitig ent-fernt. d Ausheilungsbild nach 6 Wochen. e Remodeling der Achsenfehlstel-lung nach 6 Monaten. f,g Eine Alternative stellt das Einbringen eines intra-medullären Drahtes von dorsal dar. Es muss darauf geachtet werden, dieSchiene nicht zu sehr zu kürzen, damit die Sehnen nicht irritiert werden.h,i Auch die Plattenosteosynthese stellt bei Jugendlichen eine Alternativedar. Der 16-jährige Junge stürzte mit dem Moped. Die Fraktur wurde miteiner Platte operativ stabilisiert

Abb. 15.64. a Die Schienung von distal kann bei Frakturen desÜbergangs von der Meta- zur Diaphyse problematisch sein. Hierspielt die Distanz zur Fraktur und die Dicke eines Nagels die ent-scheidende Rolle. b Alternativ kann auch die deszendierende Na-gelung Anwendung finden, wobei neben der dargestellten Technik

auch von dorsal in maximaler Supination der Nagel proximal inHöhe des Eintrittspunkt der Ulna eingebracht werden kann. Cave:vorübergehende Bewegungseinschränkung, Gefahr der Nerven-verletzung!

b

15.3 Distaler Unterarm 373

Empfohlene Therapie

Unser Therapiealgorithmus richtet sich nach demAlter, bzw. der Reife der Fuge:� Bei geschlossenen Fugen orientieren wir uns bei

der Therapieentscheidung an den Kriterien fürErwachsene.

� Kinder über 12 Jahre mit abgekippten Frakturensind primär definitiv zu versorgen und werdendaher in Allgemeinanästhesie reponiert. Bei In-stabilität werden diese Frakturen entsprechendosteosynthetisch versorgt, insbesondere weil indieser Altersgruppe die Epiphysenlösungen zu-nehmen und die Gefahr besteht, im Verlauf einesekundäre Dislokation zu entwickeln. Repositio-nen in Analgosedierung haben sich in diese Al-tersgruppe bei instabilen, verkürzten Frakturennicht bewährt, da bei insuffizienten Repositio-

nen – durch die geringere Spontankorrektur –ggf. Nachrepostionen notwendig werden.

� Kinder zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr wer-den in Narkose reponiert, wenn es sich um ver-kürzte, vollständig dislozierte und instabile Ver-letzungen handelt. Intraoperativ wird die Stabi-lität getestet und ggf. eine Kirschner-Draht-Osteosynthese durchgeführt (Abb. 15.65 a–c,Abb. 15.66 a–d). Alle dislozierten abgekipptenper se stabilen Frakturen werden in Analgose-dierung reponiert. Dabei wird in Kauf genom-men, dass bereits initial eine mögliche Spontan-korrektur bei der Beurteilung des altersentspre-chend akzeptablen Ergebnisses mitintegriertwird (in Absprache mit den Eltern, die über daszumutbare Maß und den Aufwand aufgeklärtwurden).

Abb. 15.65 a–c. Repositionstechnik bei Epiphysiolysen. a Anlegendes Mädchenfängers unter Zug. Dabei gleicht sich oftmals eineVerkürzungsfehlstellung aus. b Theoretisches Vorgehen, Druck-

richtung der Reposition. c Durch Daumendruck wird die Reposi-tion achsengerecht erreicht

a b c

374 Kapitel 15 Unterarm

� Dagegen kann bei Kindern unter dem 6. Lebens-jahr nach durchgeführter Reposition eine kon-servative Therapie in allen Fällen empfohlenwerden, da sich fast alle Fehlstellungen in einemzumutbaren Zeitfenster spontan korrigierenkönnen und damit eine zweite Narkose zur er-neuten Metallentfernung entfallen kann.

Altersabhängig ist Kindern unter dem 4. Lebensjahrbei notwendiger Reposition diese nur in Vollnar-kose zumutbar (Traumabewältigung!; Tabelle 15.7,Tabelle 15.8, Tabelle 15.9, Tabelle 15.10).

Bis zum 6. Lebensjahr können Achsenfehlstellungen vonbis zu 40°, bis zum 12. Lebensjahr bis zu 30°, in der Sa-gittalebene und entsprechend 10–20° in der Frontalebe-ne problemlos korrigiert werden. Jenseits des 12. Le-bensjahres spielt der geschlechtsspezifische Reifezu-stand der Fugen die größte Rolle. Findet sich das Kindnoch nicht im prämaturen Reifezustand, können auchin diesem Alter 20° spontan gut korrigiert werden.

Technik der geschlossenen RepositionAnalgosedierung. Wenn Frakturen abgekippt und als

stabil definiert wurden, so hat es sich bewährt, die Frak-turen zunächst im Aushang zu extendieren (hier repo-niert sich bereits eine große Anzahl der Achsenfehlstel-lung von selbst). Die Kinder tolerieren die Extension un-ter Analgosedierung gut und sind darunter schmerzfrei.

Zusätzlich kann bei älteren Kindern eine Bruchspalt-anästhesie angewandt werden. Bei entsprechender Ver-abreichung der Analgosedierung kann ein EMLA®-Pflaster auf der Stelle der Bruchspaltanästhesie aufge-legt werden. Wichtig ist, dem Kind jeden Behandlungs-schritt zu erklären. Zusätzlich sollte den Eltern ermög-licht werden, so weit wie möglich bei ihrem Kind blei-ben zu können.

Die endgültige Reposition darf erst bei bereits sichereingetretener Sedierung durchgeführt werden. Die end-gültige Stellung kann dann im Aushang durch die ent-sprechende Reposition oder über den retinierendenGips erreicht werden; anschließend Anlage eines Unter-armgipses mit Dreipunktabstützung, der gespaltenwird (Abb. 15.67 a–f, Abb. 15.68 a–c).

Abb. 15.66 a–d. 14-jähriger Junge, Sturz vom Skateboard. a Unfall-bild. b Geschlossene Reposition, intraoperativ unter Bildwandler-kontrolle zeigt sich, dass bei Durchbewegen sowohl in der Dorsa-

lextension als auch -flexion, die Fraktur stabil bleibt. Es wurdekonservativ weiter behandelt. c Kontrolle nach einer Woche, un-verändert gute Stellung. d Ausheilung nach 3,5 Wochen

!

15.3 Distaler Unterarm 375

Tabelle 15.7. Undislozierte metaphysäre Stauchungsfrakturen

Unfall: Gipsschiene

7. Tag: Gipsschluss

14. bis 21. Tag: Gipsentfernung

Klinische Kontrolle

Kein Röntgen notwendig

<10 Lebensjahre >12 LebensjahreZwischen 10. bis 12. Lebensjahr entspre-chend dem Knochenalter und nicht dembiologischen Alter vorgehen!

Unfall: Gipsschiene Gipsschiene

7. Tag: Gipsschluss Röntgenkontrolle,Gipsschluss

3. bis 4. Woche: Gipsentfernung, Gipsentfernung,Röntgenkontrolle

Fakultativ Röntgenkontrolle

<10 Lebensjahre >12 Lebensjahre

Zwischen 10. bis 12. Lebensjahr entsprechenddem Knochenalter und nicht dem biologi-schen Alter vorgehen!

Unfall: Reposition Reposition,post repositionemstabil (sonst Vorgehen)

Gipsschiene Gipsschiene

7. Tag: Gipsschluss Röntgenkontrolle,Gipsschluss

Keilung, (Reposition), Röntgenkontrolle,(Röntgenkontrolle) ggf. Reposition +

Röntgenkontrolle

14. Tag: – (Röntgenkontrolle)

4. Woche: Gipsentfernung, Gipsentfernung,(Röntgenkontrolle) Röntgenkontrolle

Tabelle 15.7. Undislozierte metaphysäre Stauchungsfrakturen

Tabelle 15.8. Metaphysäre Biegungsfrakturen (undisloziert bzw. mit primär altersentsprechend akzeptablen Achsenfehlstellung)

Tabelle 15.9. Primär abgekippte stabile Frakturen (Bruch nur eines Knochens, Biegungsfraktur)

376 Kapitel 15 Unterarm

Allgemeinanästhesie. Insbesondere verkürzte bzw.vollständig dislozierte Frakturen werden in Narkose re-poniert. Die Reposition erfolgt im Aushang oder untermanuellem Zug, wobei zunächst vermehrt dorsal exten-diert wird und anschließend unter Zug der entspre-chende volare Repositionsdruck auf das distale Frag-ment erfolgt (Abb. 15.69 a–d). Die Reposition wird hin-sichtlich ihrer Stabilität geprüft. Frakturen, die bei derReposition oft hörbar einrasten, oder stabile Ulnafrak-turen, die den Radius schienen müssen oft nicht osteo-synthetisch versorgt werden. Bei Instabilität wird derRadius anschließend mit Kirschner-Drähten definitivstabilisiert.

Absolute Indikation zur Repositionin Allgemeinanästhesie bzw. ggf.

zur definitiven Osteosynthese� Massive Schwellungen� Ipsilaterale Frakturen des gleichseitigen Arms� Wiederholte Nachrepositionen� Vorliegen von schweren Hautverletzungen

wie Brandwunden oder ausgedehnten offenenQuetschverletzungen

� Die primär offene Reposition kommt bei offenenFrakturen, irreponierbaren Frakturen undWeichteilkomplikationen wie Kompartement-oder Karpaltunnelsyndrom zum Einsatz

� Nach der Reposition persistierende Pulslosigkeitoder sensomotorische Ausfälle

<10 Lebensjahre >12 Lebensjahre

Zwischen 10. bis 12. Lebensjahr entsprechenddem Knochenalter und nicht dem biologischenAlter vorgehen!

Unfall: Reposition RepositionGgf. Osteosynthese, Osteosynthese! Oberarmgipsschiene, Oberarmgipsschiene,Röntgenkontrolle Röntgenkontrolle

7. Tag: Gipsschluss, Gipsschluss,Röntgenkontrolle Röntgenkontrolle

14. Tag: Fakultativ Röntgen- Röntgenkontrollekontrolle

4. Woche: Gipsentfernung, Gipsentfernung,Röntgenkontrolle Röntgenkontrolle

Tabelle 15.10. Vollständig dislozierte Epiphysiolysen/Frakturen beider Knochen (instabil)

15.3 Distaler Unterarm 377

Abb. 15.67. a,b In Analgosedierung Reposition einer abgekipptendistalen Radiusfraktur. Bei Eintritt der Analgesie Aushängen imMädchenfänger, anschließend warten bis die Sedierung suffizientwirkt. Meist hat sich die Achsenfehlstellung bereits spontan deut-

lich gebessert. c,d Anlage des Gipses unter Zug, alternativ imMädchenfänger. e,f Einhalten des Gipses nach Reposition zur Re-dresssion des Bruches. Verlängerung des Gipses zum gespaltenenOberarmgips

378 Kapitel 15 Unterarm

Abb. 15.68. a,b Anlage des Mädchenfängers über dem Daumen undden 2. und 3. Finger. Rechtwinkelstellung, Korrekte Bildwandler-einstellung. c Dreipunktabstützung des Gipses zur Redression derFraktur

Abb. 15.69. a Bei verkürzten und vollständig dislozierten Frakturenwird das Repositionsmanöver nach Charney angewandt. ZunächstDorsalextension der Fraktur, um die Fragmente zu mobilisieren. bUnter Zug Reponieren der Fraktur, wobei das distale Fragmentnach volar eingehalten wird. c Neben dem volaren Redressions-druck wird gleichzeitig eine ulnare Abduktionsstellung bevorzugt,da die Fragmente meist nach radial disloziert sind. d Bei der Repo-sition kann es notwendig werden, verhakte Fragmente zunächstdurch Druck in Richtung der Fehlstellung voneinander zu lösenund dann erst die Achsenfehlstellung in der Sagittal- und Frontal-ebene auszugleichen

a

b

c

d

a

b

15.3 Distaler Unterarm 379

OperationstechnikKirschner-Draht-Osteosynthese. Bei jüngeren Kin-

dern erfolgt eine Vollnarkose, bei älteren Kindern istauch eine Plexusanästhesie möglich.

Die Patienten werden in Rückenlagerung gebracht.Manche Ärzte bevorzugen einen Armtisch, andere repo-nieren gerne unter Bildwandlerkontrolle, der dann ent-sprechend steril abgedeckt werden muss.

Die Kirschner-Draht-Osteosynthese kann wahlweisemit einem oder 2 Drähten durchgeführt werden. BeiVerwendung eines Drahtes wird dieser über den Proces-

sus styloideus radii eingebracht. Um eine größtmögli-che Stabilität zu erreichen, sollte der Draht die Frakturin einem möglichst steilen Winkel kreuzen und die Ge-genkortikalis sicher fassen. Dies bedeutet in den meis-ten Fällen einen Zugang über die Epiphyse mit Kreu-zung der Fuge (Abb. 15.70 a–d).

Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die Kirsch-ner-Drähte zentral durch die Fuge eingebracht werden,da eine periphere Lage die Durchblutung der Epiphysein der Ranvier-Zone gefährdet (s. Kap. 2, vgl. Abb.15.56 b).

Abb. 15.70 a–d. Technik der Kirschner-Dracht-Osteosynthese. aDie Einbringung der Spickdrähte erfolgt über die Epiphyse. DieDrähte sollten immer die Gegenkortikalis fassen und sich nicht inHöhe des Frakturspalts kreuzen. Grundsätzlich reicht die Einbrin-gung eines Drahtes ebenfalls aus. b–d Beispiel einer distalen voll-

ständig dislozierten Unterarmfraktur bei einem 14-jährigen Jun-gen, der sich diese Fraktur bei einem Sturz beim Fußball zuzog. cReposition und Einbringung von 2 Spickdrähten. PostoperativesErgebnis. d Ausheilungsbild nach 4 Wochen

a

!

380 Kapitel 15 Unterarm

Alternativ kann eine gekreuzte Spickdrahtosteosyn-these angewendet werden. Kurz et al. (1982, 1986) ver-senken die Drähte unter die Haut. Sowohl v. Laer alsauch Choi empfehlen, die Drähte perkutan herausste-hen zu lassen (Choi et al. 1995; v. Laer 1986).

Ein steil eingebrachter Draht kann Druckulzera ander Haut verursachen und muss umgebogen werden.

Choi et al. (1995) biegen den Draht nach radial undunterpolstert ihn. Er empfiehlt die anschließende Anla-ge einer Unterarmgipsschiene. Von Laer legt einen zir-kulären Gips mit gipsfreiem Hof an (v. Laer 1986).

Eigene Erfahrungen bestätigen, dass die Infektratebei herausstehenden Drähten nicht höher als bei perku-tan versenkten Drähten ist. Ein Infekt kann durch vor-zeitiges Entfernen der Drähte problemlos behandeltwerden, ein Therapiewechsel ist aufgrund der kurzenKonsolidationszeiten meist nicht nötig. Diese Methodebenötigt einen etwas höheren Pflegeaufwand als ver-senkte Drähte, bietet aber den Vorteil, diese in Lo-kalänasthesie entfernen zu können und dem Patienteneinen Zweiteingriff in Narkose zu ersparen.

Plattenosteosynthese. Bei intrartikulären Frakturen,die nur in der Adoleszenz auftreten, werden die Indika-tionen für die dorsale oder volare Plattenosteosyntheseentsprechend den Kriterien im Erwachsenenalter defi-niert. Bei starker Dislokation nach dorsal wird die dor-sale Platte angelegt, bei den instabilen B-Frakturen mitschrägem Frakturverlauf und der fehlenden palmarenAbstützung kommt die volare Platte zum Einsatz. Han-delt es sich dagegen um metaphysäre extraartikuläreFrakturen so bevorzugen wir die volare Plattenosteo-synthese. In den letzten Jahren haben sich die winkel-stabilen Implatate durchgesetzt und sind zu bevorzu-gen.

Die Reposition über einen volaren Zugang lässt sicham einfachsten über ein Hypermochlion bewerkstelli-gen, welches dorsal unter das Handgelenk gelegt wird.

Der Zugang erfolgt zwischen dem M. flexor carpi ra-dialis und der A. radialis. Der M. pronator quadratuswird am Radius abgelöst und Richtung Ulna geschoben.(Bei notwendiger Spaltung des Karpaltunnels ist derZugang zwischen der Sehne des M. palmaris longus undN. medianus einerseits und der Sehne des M. flexor car-pi radialis und der A. radialis anderseits zu wählen.)

Es ist unbedingt zu vermeiden, die radiokarpalenBänder zur Darstellung des Gelenks zu durchtrennen,da es entsprechend zu Instabilitäten kommen kann.

Notfalls sollte zunächst das anteriore Gelenkfrag-ment weggehalten werden, um weitere Fragmente repo-

nieren zu können; anschließend wird das anterioreFragment zurückgeschoben. Zusätzliche Transfixatio-nen mit Kirschner-Drähten sind möglich. Bei der Fixa-tion der Platte gibt es die Möglichkeit, das proximaleovale Loch zu nutzen; dadurch können noch Korrek-turen an der Plattenlage vorgenommen werden. Bei denneueren winkelstabilen Platten ist dies bei einigenFabrikaten nicht mehr möglich. Unter Bildwandler istdie Plattenlage zu kontrollieren und dann entsprechenddefinitiv zu fixieren (Abb. 15.71 a–d).

KomplikationenDie meisten distalen Unterarmfrakturen heilen folgen-los aus. Bei Verletzungen mit Beteiligung der Epiphy-senfuge können Wachstumsstörungen vorkommen. Die-ses Risiko ist hoch bei ulnaren Epiphysenverletzungen(Cannata et al. 2003).

Eine persistierenden Schmerzsymptomatik im Hand-gelenk kann auf Begleitverletzungen oder chronischeKompression des ulnokarpalen Diskus im distalen Ra-dioulnargelenk zurückzuführen sein (Zimmermann etal. 2000). Eine MRT zum Ausschluss einer solchen Lä-sion ist empfehlenswert.

Zu den weiteren Komplikationen zählen belasseneFehlstellungen, die funktionelle Beeinträchtigungennach sich ziehen.

Nach wie vor existieren nur wenige Studien, in denendezidiert die Fehlstellung hinsichtlich der Wiedererlan-gung der Beweglichkeit prospektiv kontrolliert wurde.Nach unserer Erfahrung erholen sich die Bewegungs-defizite unterhalb des 10. Lebensjahres alle gut, da dieÜberkreuzung beider Knochen proximal der Verlet-zungshöhe liegt und die Knochen sich spontan gut kor-rigieren können. Bei älteren Kindern korrigieren sichblockierende Fehlstellungen dagegen nicht immer.

Bei offenen Frakturen ist das Risiko einer Infektionerhöht. Des Weiteren können Refrakturen und Wachs-tumsstörungen vermehrt nach diesen Verletzungen be-obachtet werden.

Abb. 15.71. a Palmarer Zugang zum distalen Anteil des Radius. MitHilfe eines als Rolle geformten Operationstuches kann eine for-cierte Dorsalextension durchgeführt werden. Damit kann die Re-position eines abgescherten Fragments erreicht werden. Der Haut-schnitt erfolgt ulnar der A. radialis bis zur Handgelenkbeugefalte.b Anatomischer Situs mit schematischem Querschnitt des Unter-arms im distalen Drittel. Der rote Pfeil markiert den Zugangsweg

auf den Radius. c Nach Spaltung der Sehnenscheide des M. flexorcarpi radialis erfolgt die Präparation radial des M. flexor carpi ra-dialis in die Tiefe auf den M. flexor pollicis longus. d M. flexor di-gitorum superficialis und M. flexor pollicis longus werden nach ul-nar beiseite gehalten. Der M. pronator quadratus wird entlang dergestrichelten Linie mit dem elektrischen Messer vom Radius ab-gelöst, der direkt darunter gelegen ist

a

CAV

ECA

VE

15.3 Distaler Unterarm 381

M. flexor carpi radialis

M. flexor digitorum superficialisc

d

Abb. 15.71b–d

Ulna

M. brachioradialis

M. palmarislongus

M. flexor carpiradialis

M. abductor pollicis longus

M. flexordigitorumsuperficialis

M. flexorpollicis longus

M. flexordigitorumprofundus

A.radialis

N. medianus

Radius

b

382 Kapitel 15 Unterarm

NachbehandlungKlinischUngeachtet der Position der Ruhigstellung und derFrakturtypen empfehlen die meisten Autoren einenOberarmgips. Erst Chess et al. (1994) konnten in ihrerStudie zeigen, dass ein adäquat angelegter Unterarm-gips ebenso effektiv ist.

Wir empfehlen, instabile Frakturen im Oberarmgipsruhig zu stellen. Stabile Frakturen sind im geschlosse-nen Unterarmgips ausreichend versorgt.

Die Frakturheilung ist bei Kindern bis zum 5. Lebens-jahr innerhalb von 2 bis maximal 3 Wochen abgeschlos-sen. Bei Kindern zwischen dem 5. und 10. Lebensjahr istdie Frakturheilung nach 3 bis maximal 4 Wochen been-det. Eine Ruhigstellung über 4 Wochen ist aber auch beiKindern über dem 10. Lebensjahr selten notwendig.

Nach Gipsabnahme erfolgt die spontane Mobilisa-tion durch die Patienten selbst. Eine physiotherapeuti-sche Behandlung ist nicht notwendig. Die Metallentfer-nung der Kirschner-Drähte erfolgt mit Konsolidationder Fraktur.Volare Platten werden bei noch offenen Fu-gen nach 4 Monaten entfernt, bei geschlossenen Fugensollten sie mindestens 6–9 Monate belassen werden.

RadiologischNach Gipsabnahme wird die Konsolidation bei allen kon-servativ behandelten Patienten mit stabilen Frakturenklinisch überprüft. Auch sonographische Abschluss-kontrollen können durchgeführt werden.

Bei allen reponierten Frakturen oder belassenenFehlstellungen sowie bei operativ versorgten Frakturenist der Heilungsprozess klinisch und radiologisch zukontrollieren (Green et al. 1998).

NachkontrollenNach Bewegungsaufnahme bei unkompliziertem Be-handlungsverlauf erfolgen in unserer Klinik keine rou-tinemäßigen Funktionskontrollen. Kontrollen werdenbei entsprechender Indikation ansonsten in 2- bis 4-wöchigen Abständen bis zur freien Funktion durchge-führt. Die sportliche Belastung kann der Patient beifreier Beweglichkeit oder auch nach seinem Ermessenentsprechend wieder aufnehmen. Mit Erreichen derfreien Beweglichkeit sowie nach sportlicher Belastungkann die Behandlung beendet werden. Wurde eineAchsabweichung belassen, so wird diese in halbjährli-chen Abständen klinisch, wenn nötig nachkontrolliert.Bei Erreichen der freien Funktion und dem Verschwin-den der klinisch sichtbaren Deformität kann die Be-handlung ebenfalls beendet werden.

Kontrollen zum Ausschluss von Wachstumsstörun-gen durch vorzeitigen Epiphysenfugenverschluss sindaufgrund ihrer Seltenheit nicht angezeigt. Im Falle einerWachstumsstörung stellt sich der Patient meist wegenBeschwerden oder der zunehmenden sichtbaren Defor-mierung erneut vor. Am häufigsten klagen diese Patien-ten bei meist bestehender Radialduktion über eineschmerzhafte Ulnarabduktion bei entsprechend ver-kürztem Radius. Dieses Impingement hindert die jun-gen Patienten in ihrer sportlichen oder auch musikali-schen Aktivität (Abb. 15.72 a–d).

!

15.3 Distaler Unterarm 383

Abb. 15.72. a Bei erlittener Wachstumsstörung nach distaler Radiusfraktur klagte das 16-jährige Mädchen über eine Impingement-symptomatik am Handgelenk. b Es wurde eine Verkürzungsosteotomie der Ulna mit einer Platte durchgeführt. c Ausheilungsbild nach4 Wochen

384 Kapitel 15 Unterarm

15.3.1Epiphysäre Frakturen des distalen Radius

Epiphysenfrakturen am distalen Radius sind Raritäten.Die Häufigkeit liegt weit unter einem Prozent. Der Un-fallmechanismus entspricht wahrscheinlich dem dermetaphysären Frakturen.

Zur Wachstumprognose s. oben unter distale meta-physäre Frakturen.

KlassifikationEntsprechend den epiphysären Frakturen können dieseam distalen Radius zum einen in

� reine epiphysäre Frakturen (Salter-Harris III) oder� epimetaphysären Läsione (Salter-Harris IV)

differenziert werden. Zusätzlich sind Übergangsfraktu-ren beschrieben worden. Bei geschlossenen Fugenkommt die AO-Klassifikation der distalen Radiusfrak-tur zur Anwendung (Abb. 15.73 a–d).

DiagnostikDie Diagnose wird durch die radiologische Darstellungdes distalen Unterarms unter Einschluss des Handge-lenks in der a.-p.- und der seitlichen Aufnahme gestellt.

In einigen wenigen Fällen, bei denen es zu osteo-chondralen Frakturen oder intraartikulären physärenVerletzungen kommt, kann eine CT zur Diagnosesiche-rung und zur Lage der Fragmente weitere Hinweisegeben.

TherapieDas Therapieziel einer solchen Verletzung ist die Rekon-struktion der ursprünglichen Gelenkanatomie. Es sollsowohl eine funktionelle als auch eine kosmetischeFehlstellung verhindert, aber auch das Risiko einer prä-arthrotischen Deformität verkleinert werden.

Da es sich um Gelenkverletzungen handelt, sind offe-ne Reposition und eine Fixation bei Dislokationen oderDistraktionen über 2 mm des Gelenkspaltes und beiStufenbildungen im Gelenk angezeigt.

Die Retention der operierten Frakturen kann ange-sichts der geringen Größe der Knochen im Kindesaltermit kleinen Schrauben und dünnen Kirschner-Drähtenerfolgen. Mögliche Wachstumsstörungen sind durch ei-ne Operation bei noch offenen Fugen nicht sicher zuverhindern.

Handelt es sich um Patienten mit geschlossenen Fu-gen, so kommen die winkelstabilen Implantate bei vola-rem Zugang am häufigsten zum Einsatz (Abb. 15.74 a–f).

NachbehandlungDie Nachbehandlung erfolgt mit einer Unterarmschienebis zur Wundheilung. Konnte eine bewegungsstabile Si-tuation erreicht werden (Platte), kann funktionell wei-ter behandelt werden. Liegt eine adaptierende Osteo-synthese (Schrauben, Kirschner-Drähte) vor, so wirdder Unterarm für insgesamt 4 Wochen ruhiggestellt.Entsprechend der Wahl der Implantate erfolgt die Me-tallentfernung.

Abb. 15.73 a–d. Klassifikation der epiphysären Verletzungen des di-stalen Radius. a Epiphysenfraktur mit epiphysärem Anteil (Salter-Harris III). b Epiphysenfraktur mit metaepiphysärem Teil (Salter-Harris IV). c,d Übergangsfraktur mit verschiedenen Keilen

a b c d

15.3 Distaler Unterarm 385

Abb. 15.74 a–d. 15-jähriger Junge verunfallte beim Skaten. a Unfallbild einer intraartikulären Faktur (Übergangsfraktur). b Die CT zeigteine Stufe sowie neben einem volaren Fragment ein zusätzliches ulnares Fragment (metaepiphysär)

386 Kapitel 15 Unterarm

Abb. 15.74 a–f. 15-jähriger Junge verunfallte beim Skaten. c Intraoperative Röntgenaufnahme vor der Versorgung (instabile Verletzung).d Versorgung mit volarer Platte entsprechend den Kautelen der Erwachsenenversorgung

15.4 Monteggia-Läsionen 387

15.3.2Physäre Verletzungen der distalen Ulna

Die in nur 5% aller physären Frakturen vorkommendeisolierte distale Fraktur der Ulna ist mit einer hohenKomplikationsrate vergesellschaftet. Die Darstellungder Altersverteilung weist einen geschlechtsunspezi-fischen Gipfel um das 11. Lebensjahr auf. Es wird dietransepiphysäre Verletzung von der intraepiphysärenLäsion abgegrenzt. Für die diagnostische Sicherung derWachstumsfugenverletzung im Bereich der distalen Ul-na werden Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen angefertigt.

TherapieTransepiphysäre Frakturen werden im Rahmen derkonservativen Therapie geschlossen reponiert. Intra-epiphysäre Frakturen des ulnaren Styloids liegen in 33%der Fälle als Begleitverletzungen einer distalen Radius-fraktur vor. In diesen Fällen wird der Radius zuerst re-poniert. Die Therapie der Ulna ist sekundär und häufignicht separat notwendig, da sie während der Repositiondes Radius spontan mitreponiert wird.

Kann eine geschlossene Reposition aufgrund von in-terponierten Weichteilen nicht erfolgreich durchge-führt werden, so ist, ebenso wie bei Frakturinstabilität,ein operatives Vorgehen zu wählen. Primär offene Frak-turen bedeuten eine absolute Operationsindikation.

Die Nachbehandlung erfolgt entsprechend den dista-len Radiusfrakturen.

KomplikationIn der Literatur wird betont, dass diese Verletzung miteiner hohen Rate an Pseudarthrosen einhergeht. Diesebrauchen in den meisten Fällen nicht behandelt zu wer-den, da sie fast immer assymptomatisch bleiben. Gele-gentlich kann die Exzision des Fragments ratsam sein,um Schmerzen und Funktionseinschränkungen zu ver-hindern.

15.4Monteggia-LäsionenS. Altermatt

Der Mailänder Giovanni Monteggia hat 1814 zwei Pa-tienten mit einer Fraktur der Ulna im proximalen Drit-tel und Luxation des Radiusköpfchens beschrieben.Noch im 19. Jahrhundert wurde erkannt, dass die Luxa-tion des Radius bei Frakturen der Ulna unterschiedlicheRichtungen aufweisen kann (Cooper 1826). Der BegriffMonteggia-Läsion wurde von Bado (1967) geprägt. Dievon ihm eingeführte Klassifikation hat sich durchge-setzt und wird auch heute noch verwendet.

Die Monteggia-Verletzung ist definiert ist als eineFraktur der Ulna mit begleitender Radiusköpfchen-luxation.

Neben den klassischen diaphysären Ulnafrakturenkommen auch proximale intra- oder extraartikuläreSchräg- und Querfrakturen mit begleitender Radius-köpfchenluxation vor. Eine ähnliche Verletzungsform,nämlich die Fraktur der Ulna mit begleitender Radius-hals- oder -köpfchenfraktur wird als Monteggia-äquiva-lente Verletzung bezeichnet.

Ursache und HäufigkeitMonteggia-Verletzungen sind insgesamt selten, siekommen bei Kindern – hier etwa 1,4% aller Frakturen(Vinz 1989) – und Erwachsenen vor. Allerdings unter-scheiden sich die Formen, der Unfallmechanismus unddie Prognose wesentlich. Beim Erwachsenen scheint essich um eine durch direkte Krafteinwirkung entstande-ne Läsion zu handeln (Reckling 1982), deren Prognosebezüglich der Funktion ungünstig ist.

Beim Kind werden verschiedene indirekte Mechanis-men diskutiert. Evans (1949) postulierte, dass die vent-rale Luxation durch einen Hyperextensions-Prona-tions-Mechanismus bei einem Sturz auf den ausge-streckten Arm entsteht. Bei diesem Mechanismus brichtzuerst die Ulna, und der Radius wird durch die Kraft-umverteilung herausgehebelt. Tompkins (1971) verwarfdiese Theorie, er vertrat die Ansicht, dass bei der Hy-perextension im Ellbogen die Kontraktion des M. bicepsden proximalen Radius luxiert und erst dann, durch dieÜberlastung, die Ulna bricht. Diese Theorie wird ge-stützt durch die Beobachtung, dass das Radiusköpfchennach der Reposition durch Flexion des Ellbogens stabi-lisiert wird.

Nach Ansicht von Penrose (1951) ist ein Sturz mit an-gewinkelten Ellbogen die Ursache für eine Luxation desRadius nach dorsal.

Die Mechanismen, welche zur lateralen Luxation desRadius führen, sind unklar. Es werden Hyperextensionund Supination (Wright 1963) gegen Angulation undRotation (Mullick 1977) gegen forcierte Supination(Bado 1967) abgewogen.

Der Sturz auf den ausgestreckten Arm führt nebender Monteggia-Läsion nicht selten zusätzlich zu einerdistalen Radiusstauchungsfraktur ipsilateral oder, wennder Sturz mit beiden Armen abgefangen wird, auchkontralateral.

WachstumsstörungenUm die Prognose abschätzen zu können, müssengrundsätzlich 3 Situationen unterschieden werden.1. Die primär erkannte Monteggia-Läsion, die adäquat

versorgt wird. Diese hat insgesamt, fast unabhängigvom Typ bezüglich Funktion und weiterem Wachstumeine gute Prognose (Givon et al. 1997; Wilkins 2002).

2. Die verpassten Montegia-Läsionen, die erst nach Ab-heilen der Ulnafraktur erkannt werden. Diese fallenmeist durch eine Einschränkung der Beweglichkeitund Schmerzen auf. Die Ulna ist fast immer in einerAchsenfehlstellung konsolidiert. Die Folge ist, dassdas Wachstum der Unterarmknochen, bedingt durchdie unzureichende Kraftübertragung zwischen Ulnaund Radius, nicht mehr symmetrisch ist. Dabeikönnte der Radius »entfesselt« wachsen, aber wahr-scheinlich bleibt die Ulna im Wachstum zurück(Angermann et al. 2000; Rossack 1970; Schulitz 1975).Eine Erklärung dafür könnte sein, dass im Bereichdes distalen Radioulnargelenks das Längenwachs-tum stattfindet, und somit der Wachstumsdruck desRadius fehlt. Bei diesen veralteten Verletzungen ist

der therapeutische Aufwand entsprechend größer, daeine Ulnaosteotomie mit Korrektur der Achse undder Länge durchgeführt werden muss, um diese Im-balance zu beseitigen. Bei idealer Versorgung ist aberdie Prognose insgesamt recht gut. Ist das System desUnterarms wiederhergestellt, kann auch eine Remo-dellierung und Achskorrektur der Ulna wieder statt-finden. Nahe am Wachstumsabschluss ist die Remo-dellierung nicht mehr möglich und es persistiereneher Bewegungseinschränkung. Gleichzeitig steigtund auch die Gefahr einer Reluxation.

3. Ungünstig ist die Prognose in der dritten Gruppe,der Monteggia-äquivalenten Läsion. Durch die Ver-letzung im Bereich des Radiushalses oder -köpfchenskann es zu Nekrose oder Hypertrophie des Radius-köpfchens kommen, sowie zu einer radioulnarenSynostose (s. Abschn. 5.1.1).

Chirurgische AnatomieDer Radius wird bei Pro- und Supination durch ver-schiedene Strukturen im proximalen Radioulnargelenkgehalten (Abb. 15.75 a,b):

388 Kapitel 15 Unterarm

Tendom. bicipitis

Chordaobliqua

Radius Ulna

Epicondylusmedialis

Lig. collateraleulnare

Corpus humeri

Capsulaarticularis

Epicondyluslateralis

Lig. collateraleradiale

Lig. anulareradii

Facies radialistrochleae

Capitulumhumeri

Fossa radialis

Trochlea humeri

Processuscoronoideus

Abb. 15.75 a,b. Ellogengelenk von ventral

a b

15.4 Monteggia-Läsionen 389

� die Gelenkkapsel des Ellbogengelenks, die distal indas Lig. anulare übergeht; dieses Ligament setzt ven-tral und dorsal an der Incisura radialis der Ulna anund umschließt das Radiusköpfchen,

� das Lig. quadratum zwischen Radiushals und dista-lem Rand der Incisura radialis,

� die Chorda obliqua der Membrana interossea; dieseist in Pronation lax und gespannt in Supination,

� das Lig. collaterale radiale zwischen Epicondylusradialis und Lig. anulare.

Eine im Zusammenhang mit der Monteggia-Läsionwichtige Struktur ist die Arkade des M. Supinator(Frohse). Diese Arkade beginnt an der lateralen Begren-zung des Epicondylus radialis und endet an der media-len Begrenzung des Epicondylus radialis (Abb. 15.76).Durch sie tritt der R. profundus des N. radialis (N. in-terosseus posterior) und kann bei einer Luxation desRadiusköpfchens nach lateral komprimiert werden(Spinner et al. 1968).

KlassifikationDie Klassifikation entsprechend der Luxation des Radi-usköpfchens, wie sie von Bado (1967) vorgeschlagenwurde, ist klinisch relevant, weil daraus die korrekte Re-position und Fixation abgeleitet werden kann. Es wer-den vier Monteggia-Frakturen und 2 Monteggia-Äqui-valent-Läsionen unterschieden.

� Typ I: Dies ist der häufigste Typ mit etwa 70% allerMonteggia-Frakturen bei Kindern. Der proximaleRadius ist dabei nach ventral luxiert (Abb. 15.77,Abb. 15.78), die Ulna ist proximal oder im Schaftbe-reich frakturiert und befindet sich in Antekurvati-onsfehlstellung. Bei der Ulnafraktur kann es sichauch lediglich um ein »bowing« oder um eine Grün-holzfraktur handeln. Dies wurde von Letts et al.(1985) in einer modifizierten Klassifikation berück-sichtigt. Eine Verbiegung (»bowing«) der Ulna kanneine isolierte Radiusköpfchenluxation vortäuschen(Lincoln u. Mubarak 1994). Wird die Ulnaverletzungnicht erkannt, kann die Luxation nicht erfolgreich re-poniert werden (Abb. 15.79).

� Typ II: Eine mit nur 5% aller kindlichen Monteggia-Frakturen seltene Form der Monteggia-Fraktur. Derproximale Radius ist nach dorsal luxiert, die fraktu-rierte Ulna befindet sich in einer Rekurvationsfehl-stellung (Abb. 15.81).

� Typ III: Mit 20% die zweithäufigste Form der Mon-teggia-Fraktur bei Kindern. Der proximale Radius istnach lateral luxiert (Abb. 15.82, Abb. 15.83). Hier liegtoft eine Fraktur der proximalen Metaphyse der Ulnavor, möglicherweise mehrfragmentär oder mit einerplastischen Verformung des Olekranons beim klei-nen Kind. Bei diesem Typ kann es vorkommen, dassdas Lig. anulare nicht zerrissen ist, sondern im Ge-lenk interponiert, was die geschlossene Repositionverhindern kann.

� Typ IV: Diese sehr seltene Form entspricht einemTyp I mit zusätzlicher Radiusschaftfraktur (Abb.15.84).

� Äquivalent Typ I: Hier liegt eine Fraktur des Ulna-schaftes und proximal davon des Radius, inklusiveHalsregion, vor, ohne Luxation des proximalen Ra-dioulnargelenks (Abb. 15.85, Abb. 15.86 a,b).

� Äquivalent Typ II: Die Ulnafraktur entspricht demTyp II, also mit Rekurvationsfehlstellung. Proximalder Ulnafraktur ist der Radius frakturiert und dasEllbogengelenk nach dorsal luxiert (Abb. 15.87).

A. radialis

A. brachialis

N. medianus

N. radialis

Ramus profundusN. radialis

Tendom. bicipitis

Abb. 15.76. Beugefläche linker Vorderarm, Eintritt des R. profun-duns n. radialis in den M. supinator (markiert)

390 Kapitel 15 Unterarm

Abb. 15.77. Monteggia-Fraktur Typ I,Luxation des Radius nach ventral

Abb. 15.78. Monteggia-Fraktur Typ Ipräoperativ (Junge, 6 Jahre)

Abb. 15.79. »Bowing« der Ulna (verdeutlichtdurch weiße Hilfslinie; Mädchen, 5 Jahre)

Abb. 15.81. Monteggia-Fraktur Typ II,Luxation des Radius nach dorsal

Abb. 15.80. Monteggia-Fraktur Typ I posto-perativ (der gleiche Fall wie Abb. 15.79)

15.4 Monteggia-Läsionen 391

Abb. 15.82. Monteggia-Fraktur Typ III,Luxation des Radius nach lateral

Abb. 15.83. Monteggia-Fraktur Typ III(Mädchen, 6 Jahre)

Abb. 15.84. Monteggia-Fraktur Typ IV,Fraktur der Ulna und des Radius, Luxationdes Radius

Abb. 15.85. Monteggia-Äquivalent Typ I,Fraktur des Radius proximal der Frakturder Ulna. Der Radius kann auch mehrfachfrakturiert sein. Keine Luxation des proxi-malen Radioulnargelenks

Abb. 15.86 a,b. Ulnaschaftfraktur und Radiushalsfraktur, ohne Dislokation des Radiusköpfchens, präoperativ (Mädchen, 9 Jahre)

DiagnostikSchwellung, Schmerz und Funktionseinschränkungsind die typischen klinischen Zeichen. Die Flexion istaktiv kaum möglich, die Fehlstellung der Ulna ist evtl.klinisch sichtbar. Außer einer Untersuchung der peri-pheren Durchblutung, Sensibilität und Motorik ist kei-ne klinische Frakturuntersuchung angezeigt. Die richti-ge Diagnose kann nur radiologisch gestellt werden.

Das häufigste Problem der Monteggia-Läsion ist dieTatsache, dass sie primär nicht erkannt wird (Kay u.Skaggs 1998). Durch die »Blickdiagnose« Ulnafrakturwird in einem Drittel der Fälle, manche Autoren spre-chen sogar von einer Rate um 50%, die begleitendeLuxation nicht gesehen (Gleeson u. Beattie 1994). Beider radiologischen Abklärung einer Vorderarmfrakturist deshalb folgendes zu beachten:

� Bei Unterarmschaftfrakturen müssen immer beideGelenke, Ellbogen und Handgelenk, abgebildet wer-den.

� Der Ellbogen muss in 2 Ebenen dargestellt sein.� Auf jeder Darstellung (a.-p. und lateral) muss geprüft

werden, ob die Achse des proximalen Radiusendesauf den Kern des Capitulum humeri zentriert ist(Abb. 15.88, Abb. 15.89).

Klinischer Hinweis

Auf jeder Röntgendarstellung des Ellbogens in2 Ebenen muss die Achse des proximalen Radiusen-des stets auf den Kern des Capitulums zentriertsein. Ist dies in einer der beiden Ebenen nicht derFall, so liegt eine Radiusköpfchenluxation vor.

TherapieGute Resultate nach Monteggia-Läsion werden erreichtdurch frühe Diagnose und prompte, stabile, anatomi-sche Reposition der Ulnafraktur (Boyd u. Boals 1969;Olney u. Menelaus 1989; Ring u. Waters 1996). Die Klas-sifikation der Verletzung entsprechend der Dislokationdes Radius ist hilfreich, um die korrekte Repositions-technik und Immobilisationstellung zu wählen (Bado1967).

Die Art der Ulnafraktur ist der entscheidende Faktor,ob eine geschlossene, stabile Reposition überhauptmöglich ist. Ist die reponierte Ulna instabil kann dieVerletzung nur adäquat versorgt werden, wenn dieseoperativ stabilisiert wird (Fowles et al. 1983; Olney u.Menelaus 1989; Ring u. Waters 1996). Diese Entschei-dung muss kompromisslos gefällt werden. Wird die Ul-

392 Kapitel 15 Unterarm

A

B

C

Abb. 15.88. Zentrierung des proximalen Radius auf das Capitulumhumeri im Seitenbild

Abb. 15.89. Zentrierung des proximalen Radius auf das Capitulumhumeri im a.-p.-Bild

!

Abb. 15.87. Monteggia-Äquivalent Typ II,Fraktur der Ulna und des Radius, Luxa-tion des Ellbogengelenks nach dorsal

15.4 Monteggia-Läsionen 393

na nicht anatomisch wiederhergestellt, kann der Radiusnicht reponiert werden oder es tritt eine Redislokationein.

Wird eine Ulnaschaft-Grünholz-Fraktur zur Reposi-tion durchgebrochen, muss sie zur Stabilisierung mit ei-ner elastischen Marknagelung versorgt werden. Die Re-position des Radius muss am Ende der Manipulationenin Pro- und Supination geprüft werden (Abb. 15.90).

Bei der Typ-I-Fraktur ist oft ein konservatives Vorge-hen möglich, insbesondere wenn eine Grünholzfrakturder Ulna vorliegt. Als erster Schritt wird die Ulna repo-niert, die Länge wiederhergestellt und die Antekurva-tion korrigiert. Die Reposition des Radius beginnt inExtension und Supination mit einem leichten Daumen-druck auf den proximalen Radius und gleichzeitigerFlexion im Ellbogen. Die Reposition wird oft als Klickgespürt. Die Ruhigstellung im Gips erfolgt, da es sich ur-sprünglich um eine Hyperextensionsverletzung handelt,in einer Flexion von 100–110°. Ein Oberarmgips wird an-modelliert und für 4 Wochen belassen, bei größerenKindern muss eine vollständige Ulnaschaftfraktur mit-unter 6 Wochen ruhiggestellt werden. Eine Röntgenkon-trolle wird nach einer Woche durchgeführt, um eineeventuelle Redislokation des Radius zu erkennen.

Eine instabile Ulnafraktur, typischerweise eine voll-ständige Schrägfraktur, wird im Schaftbereich durch ei-ne elastische Marknagelung fixiert oder im Falle einer

mehrfragmentären Fraktur durch eine Plattenosteosyn-these stabilisiert. Im metaphysären Bereich wird diePlattenosteosynthese bevorzugt. Bei proximalen Ole-kranonfrakturen kann eine Zuggurtung oder bei sehrkleinen Kindern die alleinige Kirschner-Draht-Osteo-synthese die Methode der Wahl sein (s. auch Ab-schn. 5.1.2). Dann folgt die geschlossene Reposition desRadius mit anschließender Ruhigstellung im Gips. EineRöntgenkontrolle nach einer Woche und bei Beginn derMobilisation nach 3–4 Wochen (Abb. 15.80) sollte durch-geführt werden.

Gelingt es ausnahmsweise nicht, nach anatomischerRekonstruktion der Ulna das Radiusköpfchen zu repo-nieren, liegt ein Repositionshindernis in Form des ein-geschlagenen Lig. anulare vor. In diesem seltenen Fallwird eine offene Reposition des Radius durch einendorsolateralen Zugang durchgeführt (Abb. 15.91 a–c).Eine Rekonstruktion des Lig. anulare mit Faszienschlin-ge ist bei der akuten Versorgung nicht nötig, eine Adap-tation von Kapsel und Ligament ist ausreichend (Boydu. Boals 1969; Jupiter et al. 1991). Auf eine Transfixationdes Radius mittels Kirschner-Draht verzichten wir we-gen der Gefahr der Infektion, des Brechens des Drahtesund der sekundären Dislokation. Diese Technik erach-ten wir als obsolet. Wenn eine Fixation des Radius nötigist, wird ein Kirschner-Draht durch den Radius in dieUlna eingebracht (Abb. 15.92 a,b).

Analyse der Monteggia-Fraktur,Beurteilung der Ulna

Osteosynthese der Ulnaprimär nötig?

Osteosynthese der Ulna

anatomische Reposition der Ulna?

offene Reposition des Radiusbei Repositionshindernis

erneute Reposition der Ulna?(Länge? Achse?)

geschlossene Reposition in OP-Bereitschaft

geschlossene Reposition des Radiusköpfchens

Prüfen der Pro- und Supination, stabil?

Ruhigstellung

ja

ja

ja

ja

Ulna stabil?

ja

nein

nein

nein

nein

nein

Abb. 15.90. Algorithmus zum Vorgehen bei Monteggia-Fraktur

!

394 Kapitel 15 Unterarm

Epicondylus lateralis humeri

Caput radiiOlecranon

Ramus profundusn. radialis

Ramus superficialisn. radialis

Abb. 15.91 a–c. Radiodorsaler Zugang.a Radialer Operationszugang,Rückenlage, Blutsperre, Ellbogenleicht flektiert und Vorderarm pro-niert (Schnittführung rot). b Muskel-schnitt zwischen M. extensor carpiulnaris und M. anconeus. Ablösen desCaput commune der Extensoren vomEpicondylus mit Hilfe eines Rasparto-riums dicht am Knochen und Weghal-ten nach ventral. c Tiefe Kapselinzi-sion über dem lateralen Anteil desRadiusköpfchens. Dadurch werdendie Gelenkflächen von Radiusköpf-chen und distalem Humerusendedargestellt

a

M. brachialis

M. biceps brachii

M. brachioradialisM. extensor carpiradialis longus

M. extensor carpiradialis brevis

M. triceps brachii

Septum intermuscularebrachii laterale

Trizepssehne

Epicondylus lat.M. anconeus

M. flexor carpi ulnaris

M.extensor carpi ulnaris

M.extensor carpiulnaris

b

Kapsel

Caput radii

Lig. anulare radii

M. supinatorHumerus

Epicondylus lat.hintere Kapsel

c

15.4 Monteggia-Läsionen 395

Bei der Typ-II-Fraktur ist das entsprechende Manö-ver bei geschlossener Reposition der Daumendruck vondorsal bei extendiertem Ellbogen. Die Ruhigstellung er-folgt dann ebenfalls in Streckstellung. Die Operations-indikationen sind die gleichen wie beim Typ I.

Bei der geschlossenen Reposition der Typ-III-Frakturwird ebenfalls der Unfallmechanismus zurückgedreht.In Extension wird die Varisierung der Ulna korrigiert.Ein leichter Druck von lateral hilft, die Reposition desRadius zu vervollständigen. Für die anschließende Ru-higstellung gibt es verschiedene Ansätze: entweder dieFlexionsstellung entsprechend der Typ-I-Läsion oderdie Gipsruhigstellung in Extension, damit die Varisie-rung der Ulna sicher aufgehoben werden kann. Bei Typ-III-Verletzungen gelten ebenfalls die bereits dargestell-ten Operationsindikationen: Eine instabile Ulnafrakturmuss operativ stabilisiert und ein eventuelles Reposi-tionshindernis im Radioulnargelenk offen beseitigtwerden. Letzteres ist bei Typ-III-Verletzungen häufigernötig als beim Typ I.

Bei der sehr seltenen Typ-IV-Fraktur muss meist di-rekt eine operative Stabilisierung von Radius und Ulnadurchgeführt werden. Es kommen die elastische Mark-raumschienung und die Plattenosteosynthese zur An-wendung. Nach anatomischer Rekonstruktion von Ra-dius und Ulna ist die Reposition des Radiusköpfchensmeist analog zur Typ-I-Fraktur möglich.

Die Monteggia-äquivalenten Läsionen sind meistprimär chirurgisch anzugehen. Beim Typ I wird wieder-um zuerst die Ulna reponiert und stabilisiert (intrame-dulläre Schienung oder Platte), danach wird die Radius-hals- bzw. -köpfchenfraktur durch einen retrograd inden Radius eingeführten Spickdraht reponiert und sta-bilisiert (Technik wie bei der isolierten, dislozierten Ra-diushalsfraktur, s. dort). Die auf diese Weise versorgteFraktur wird kurzzeitig mit Hilfe einer dorsalen Ober-armgipsschiene ruhiggestellt und nach 10 Tagen funk-tionell nachbehandelt (Abb. 15.93 a,b).

Bei der Äquivalentläsion Typ II müssen initial Be-gleitfrakturen gesucht werden. Es sind meist Condylus-radialis- oder Epicondylus-ulnaris-Frakturen, die ent-sprechend mitversorgt werden müssen, das weitere Vor-gehen entspricht dem Typ I.

NachbehandlungUnabhängig davon, ob bei der Erstversorgung die Ulnaosteosynthetisiert wurde oder nicht, wird initial nachder Reposition des Radius eine Ruhigstellung im Gipsfür mindestens 2 Wochen durchgeführt. Die Dauer derRuhigstellung ist bei konservativer Therapie der Ul-nafraktur entsprechend länger, d. h. 4–6 Wochen je nachUlnafraktur. Nach Gipsabnahme wird zuerst die spon-tane Bewegung beobachtet und erst im Rahmen einerFunktionskontrolle nach 2–3 Wochen entschieden, obeine Physiotherapie nötig ist. Eine solche Therapie wirdeingeleitet, wenn nicht schon ein nahezu vollständigerBewegungsumfang erreicht ist. Wichtig dabei ist die ak-tive Bewegung durch das Kind und die Unterstützungdurch die Therapeutin. Keinesfalls soll eine passive Ge-lenkmobilisation durchgeführt werden. Sobald ein aus-reichender Bewegungsumfang erreicht ist, ist auch einesportliche Aktivität wieder erlaubt.

Nach einer offenen Radiusköpfchenreposition mussschon früh eine vorsichtige, assistierende Physiothera-pie begonnen werden.

KomplikationenVerletzungen von Nerven und Gefäßen bei einer Mon-teggia-Läsion sind selten. Die bei der Typ III selten be-obachtete Neuropraxie des R. profundus n. radialis er-holt sich in der Regel spontan (Angermann et al. 2000;Spinner et al. 1968; Wilkins 2002). Bei der verpasstenMonteggia-Läsion sind die entsprechenden Problemedurch die chronische Luxation des Radius im folgendenAbschnitt dezidiert beschrieben.

Bei den Monteggia-äquvalenten Verletzungen kön-nen gehäuft Komplikationen auftreten. Analog zur iso-lierten Radiushalfraktur sind Radiusköpfchennekro-sen, -hypertrophie und Synostosen zwischen Radiusund Ulna möglich. Periartikuläre Verkalkungen sindinsgesamt selten, können aber nach invasiver Therapiebeobachtet werden (Wilkins 2002).

Empfohlene Therapie

Die Monteggia-Läsion wird oft verpasst, weil nichtdaran gedacht und danach gesucht wird.

Abb. 15.92 a.b. Fixation des Radiusmit Kirschner-Draht, keine Trans-fixation durch das Capitulum hu-meri. Gefahr des Drahtbruches, In-fektion und Dislokation des Drahtes a b

15.4.1Die chronische Monteggia-Läsion

Synonym: chronische Luxation des Radiusköpfchens.Wird initial die Diagnose verpasst, führt die persisi-

tierende Luxation des Radius zu folgenden Problemen:

� Einschränkung der Pro- und Supination,� zunehmende Dislokation im proximalen Radioul-

nargelenk durch asymmetrisches Wachstum der Un-terarmknochen,

� zunehmende Valgusfehlstellung des Ellbogens durchfehlende laterale Abstützung,

� chronische oder belastungsabhängige Schmerzen improximalen und evtl. distalen Radioulnargelenk.

Die Therapie der chronischen Läsion ist chirurgisch.Alle erkannten Monteggia-Läsionen müssen beim

Kind korrigiert werden, da die Problematik mit demWachstum zunimmt.

Bei Erwachsenen besteht die Therapie oft in der Re-sektion des Radiusköpfchens, beim Kind muss eine Re-postion des Radius Ziel der Therapie sein.

Die Kombination einer Ulnaosteotomie zur Korrek-tur der Fehlstellung und einer offenen Repostion des Ra-dius wurde durch Judet erstmals beschrieben (Judet etal. 1962) und fand weite Verbreitung.

Die Ulna wird typischerweise mit einer Plattenosteo-synthese, evtl. mit einer Markraumschienung stabili-

siert. Die Markraumschienung ist nur möglich, wennder zeitliche Abstand zwischen Unfallereignis undDiagnose kurz (6–12 Wochen) und das Kind sehr kleinist. Problem der Nagelung ist der verblockte Markraum.Weiterhin muss der Nagel eine andere Richtung bekom-men, damit sich der Nagel nicht immer in die alte Ach-senfehlstellung dreht. Somit muss der Markraum ent-sprechend mit dem Bohrer aufgebohrt werden. Weiter-hin zeigt die Ulnaosteotomie in Schaftmitte gehäuftPseudarthrosen, daher ist ein metaphysäres Vorgehensinnvoller.

Bei der offenen Reposition des Radius plädieren ei-nige Autoren für die Ringbandrekonstruktion. Dabeiwird eine Schlinge aus dem zentralen Trizepsehnen-spiegel (Bell Tawse 1965) oder aus dem lateralen Anteildes Sehnenspiegels (Lloyd-Roberts u. Bucknill 1977)verwendet. Neuere Arbeiten bezweifeln jedoch die Not-wendigkeit der Rekonstruktion des Lig. anulare (Pa-pandrea u. Waters 2000) oder zeigen alternative Verfah-ren mit möglicher geschlossenen Reposition des Radiusauf (Exner 2001). Bei dieser Technik wird primär eineOsteotomie der Ulna im proximalen Drittel nach Anle-gen eines Fixateur externe durchgeführt. Nach einer Ru-hepause von 5–7 Tagen, je nach Alter des Patienten, wirdmit der Kallusdistraktion von etwa 1 mm pro Tag be-gonnen. Die Distraktion wird so lange durchgeführt, bisder Radius im Seitenbild das Capitulum nicht mehrüberragt. In Narkose wird dann die Ulna anguliert und

396 Kapitel 15 Unterarm

Abb. 15.93 a,b. Die Ulnaschaft-fraktur wurde zur sicheren Sta-bilisierung der Länge mit einerPlattenosteosynthese versorgt,das Radiusköpfchen mit Hilfeeines intramedullären Kirsch-ner-Drahts geschlossen repo-niert (der gleiche Fall wieAbb. 15.86 a,b)

!

15.4 Monteggia-Läsionen 397

der Radius geschlossen reponiert. Die Ulna muss dabeideutlich anguliert werden, und nach Reposition mussdas Resultat in maximaler Pro- und Supination geprüftwerden. Die Konsolidationsphase für die Ulna beträgtein Vielfaches der Distraktionsphase, in der Regel 6–12

Wochen (Abb. 15.94 a–i). Diese Technik scheint auch beischon jahrelang bestehender Luxation anwendbar,sodass wir primär die geschlossene Reposition nachDistraktion versuchen und nur bei einem Repositions-hindernis eine offene Radiusreposition durchführen.

Abb. 15.94. a,b Monteggia-Fraktur Typ IV. Initial ungenügende ra-diologische Darstellung und deshalb Fehldiagnose als Vorderarm-schaftfraktur, konservativ behandelt (Junge, 8 Jahre). c,d Bei Gips-abnahme fällt eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung imEllbogengelenk auf. Die erneute radiologische Abklärung zeigt die

Luxation des Radius. e,f Die Ulna ist verkürzt und in Fehlstellungkonsolidiert. Anlegen eines Fixateur externe und Osteotomie. Be-ginn der Kallusdistraktion nach 5 Tagen. g Nach 10 Tagen Distrak-tion, Angulation der Ulna und geschlossene Reposition des Radi-us. h,i Entfernen des Fixateur externe nach 6 Wochen

398 Kapitel 15 Unterarm

15.5Galeazzi-Läsionen

Eine Fraktur des Radiusschaftes kombiniert mit einerLuxation im distalen Radioulnargelenk wurde bei Er-wachsenen schon 1826 durch Cooper beschrieben. DerBegriff Galeazzi-Fraktur geht auf den Mailänder Riccar-do Galeazzi zurück, der 1934 der lombardischen chirur-gischen Gesellschaft über eine Serie von Patienten mitdieser Verletzung berichtete. Neben der klassischenForm ist auch eine äquvalente Läsion bekannt: die Ra-diusfraktur kombiniert mit einer Epiphysiolyse derdistalen Ulna (Letts u. Rowhani 1993).

Ursache und HäufigkeitGaleazzi-Frakturen sind selten. Unter 1453 Radiusfrak-turen bei Kindern fanden Walsh et al. (1987) nur41 Luxationen der Ulna. Bemerkenswert ist, dass auchhier, wie bei der Monteggia-Läsion, initial bis zur Hälfteder Luxationen nicht bemerkt wurden. Die Galeazzi-Fraktur ist seltener als die Monteggia-Läsion (Maeda etal. 2003), entgegen den Angaben von Galeazzi.

Ursächlich werden indirekte Kraftwirkungen beimSturz auf den ausgestrekten Arm in Pronation ange-nommen. Die typische Frakturform ist die nach volardislozierte Radiusschaftfraktur am Übergang des mitt-leren zum distalen Drittel (Abb. 15.95), es sind aber fastgleich häufig Frakturen im distalen Drittel mit Disloka-tion nach dorsal beschrieben (Abb. 15.96).

WachstumsstörungenDas Wachstum des Unterarms wird durch die Galeazzi-Fraktur kaum beeinflusst. Bei der äquivalenten Galeaz-zi-Läsion sind Wachstumsstörungen der Ulna durchvorzeitigen Verschluss der Fuge möglich.

Chirurgische AnatomieDas distale Radioulnargelenk ist umschlossen durch dieGelenkkapsel und stabilisiert durch das ulnare Seiten-

band, das volare und dorsale radiokarpale Ligamentund durch den triangulären Diskus(Abb. 15.97). DiesenVerband fasst man funktionell zusammen als TFCC(»triangular fibrocartilage complex«).

KlassifikationDie Form der Radiusfraktur und die Dislokationsrich-tung der Ulna sind unterschiedlich und in vielfältigenKombinationen zu beobachten. Dieser Vielfältigkeitversuchen Letts u. Rowhani (1993) mit einer Klassifika-tion in vier Haupttypen entsprechend der Radiusfrak-tur gerecht zu werden. Die weitere Unterteilung wirddann entsprechend der Dislokation bzw. Fraktur der Ul-na vorgenommen. Diese Klassifikation ist hilfreich fürdie Beschreibung der Läsion, aber für die Therapie undPrognose wenig aussagekräftig.

DiagnostikAls klinische Symptome bestehen eine Schwellung undSchmerzhaftigkeit über dem distalen Radioulnarge-lenk. Für die Diagnose ist aber das Röntgenbild mit ge-nauer lateraler Projektion ausschlaggebend. Es kannschwierig sein, bei der frischen Verletzung eine genauseitliche Röntgenaufnahme durchzuführen, weshalbunbedingt unter Anästhesie vor und nach der Repositi-on des Radius das distale Radioulnargelenk geprüftwerden muss.

TherapieDie Therapie der Galeazzi-Fraktur bei Kindern erfolgtprimär konservativ. Walsh et al. (1987) berichten über90% gute Resultate nach geschlossener Repostion undRuhigstellung im Gips, und dies obwohl bei 41% der Pa-tienten initial die Diagnose nicht gestellt wurde. Gelingtes nicht, den Radius geschlossen zu reponieren, oder istdie Reposition instabil, werden die üblichen Methodenzur Therapie der Radiusfraktur angewendet. Unter derVoraussetzung einer korrekten Reposition des Radiusstellt sich die Ulna spontan ein. Es sind nur einzelne Pa-

Abb. 15.95. Radiusschaftfraktur am Übergang des mittleren zumdistalen Drittel mit Dislokation der Ulna nach dorsal

Abb. 15.96. Distale Radiusfraktur mit Dislokation der Ulna nachvolar

Literatur 399

tienten mit Galeazzi-äquvalenten Läsionen beschrie-ben, bei denen im Bereich der Epiphysiolyse der Ulnaein Repositionshindernis offen entfernt werden musste.Eine offene Reposition der Ulna bei der klassischen Ga-leazzi-Fraktur ist nicht beschrieben.

Die Ruhigstellung im Oberarmgips erfolgt für 4–6Wochen. Je nach Radiusfraktur und deren Versorgungmuss diese entsprechend radiologisch und klinisch imVerlauf beurteilt werden.

KomplikationenBei rechtzeitiger Diagnose und entsprechender Thera-pie treten kaum Komplikationen auf. Die Prognose istbei Kindern deutlich besser als bei Erwachsenen (Mikic1975). Zu erwähnen ist die mögliche Störung der Epi-physenfuge der distalen Ulna bei der Galeazzi-Äquiva-lentläsion und die übersehene Galeazzi-Fraktur mitpersistierender Luxation der Ulna.

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Abb. 15.97. Flachschnitt durch dieHandwurzel. Beachte den Discus arti-cularis, der ulnar am Seitenband undam Processus styloideus, radial an derKante der Incisura ulnaris fixiert ist

Os capitatum

Radius

Os scaphoideum

Os lunatum

Discusarticularis

Os hamatum

Os triquetrum

Os trapezium

Os trapezoideum

Ulna

Lig. collateralecarpi ulnare

Lig. collateralecarpi ulnare

400 Kapitel 15 Unterarm

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