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SPECIAL 69. Jahrgang A12497 Deutschland: 6,50 5B/NL/L: 7,50 1 · A: 7,30 1 · CH: 9,90 sfr · I/E: 8,40 1
03/2021
MAGAZIN FÜR LUFT- UND RAUMFAHRT
03/2021
MAGAZIN FÜR LUFT- UND RAUMFAHRTMAGAZIN FÜR LUFT- UND RAUMFAHRT
4194105306504
03
FLUGHÄFEN UND LANDEPLÄTZE
ITA STATT ALITALIAMarode Staatsairline erhält Nachfolger unter neuem Namen
GEFÄHRLICHE SCHLAMPEREI Wartungsfehler zwingen Boeing 777F in Frankfurt zur Notlandung
SAAB 105OE TRITT ABÖsterreichs Luftwaffe schickt nach 50 Jahren Jet-Trainer in Ruhestand
DDR-Luftfahrtgeschichte
Wie die Il-14 modernisiert
werden sollte
Amerikaner und Bulgaren üben gemeinsam
MIG-29 IM NATO-TRAINING
Das Flugzeug ist ein sehr sicheres Transportmittel. Das belegen Statistiken. Aber es gilt auch
für mich ganz persönlich: Ich ärgere mich als Passagier über Vieles, über Warteschlangen beim
Check-in, unerfreuliche Verspätungen und zu enge Sitze. Aber ich fühle mich im Flugzeug im-
mer sicher. Und doch kommt es auch in einem so auf Zuverlässigkeit getrimmten System wie
der Luftfahrt zu Fehlern. Wir veröffentlichen in dieser FliegerRevue-Ausgabe gleich zwei Bei-
träge über Notsituationen, die man nicht erleben möchte. In beiden Fällen ist zum Glück nie-
mand zu Schaden gekommen.
Im ersten Fall konnte ein Frachtflugzeug Boeing 777F nach dem Start in Frankfurt trotz vol-
len Schubs und flacher Fluglage scheinbar nicht genug Geschwindigkeit aufbauen. In Wirklich-
keit funktionierten die Geschwindigkeitsanzeigen nicht. Wie sich später herausstellte, waren bei
einer Wartung die Luftdrucksensoren nicht wieder an die Messgeräte angeschlossen worden. Im
zweiten Fall – die Untersuchungen laufen noch – hat vermutlich das Treibstoffsystem einer Zu-
satztankversorgung versagt, weswegen das Triebwerk einer einmotorigen Pilatus PC-12 bei ei-
nem Ferryflug mitten über dem Pazifik plötzlich stehen blieb. In beiden Fällen erklärten die Be-
satzungen eine Luftnotlage und taten das Richtige. Die Boeing 777F konnte nach Ablassen des
Treibstoffs mit fliegerischem Können zum Ausgangsflughafen zurückkehren. Der PC-12 gelang
eine Notwasserung in der Dünung des Pazifiks.
Derartige Situationen sind immer wieder eine Mahnung, technische Arbeiten sehr genau aus-
zuführen und penibel zu prüfen. Dass alles gut ausging, ist letztlich auch wieder der Sicherheits-
kultur in der Luftfahrt zu verdanken. Die Piloten waren auf die besonderen Situationen durch in-
tensives Training vorbereitet und sie konnten damit umgehen. In der PC-12 beispielsweise wurde
eine Rettungsinsel mitgeführt, in der die Besatzung 1800 Kilometer von der nächsten Küste ent-
fernt die 22 Stunden bis zu ihrer Rettung überleben konnte. Wie sich wieder einmal bewahrhei-
tete, Sicherheit setzt ein Netzwerk voraus, bei dem es auf jede Masche ankommt.
Wenn es nicht so läuft, wie es sollte
Lutz BuchmannChefredakteur
Notwasserung der Pilatus PC-12 am 6. November 2020 auf einem Ferryflug mitten im Pazifik. Die Crew hat das Flugzeug schon verlassen und macht von der Rettungsinsel aus dieses Foto.
Sie haben Fragen, Anregungen, Kritik?Schreiben Sie uns!
PPVMEDIEN GmbHFliegerRevue
Ehrig-Hahn-Straße 4, 16356 AhrensfeldeE-Mail: [email protected]
FliegerRevue bei Facebook:www.facebook.com/fliegerrevue
Foto
: NTS
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EDITORIAL
03/2021 FliegerRevue 3
Sechs Wochen lang war der bulgarische Luftraum Mittelpunkt einer intensiven multinationalen NATO-Operation, die im Rahmen der Übung Thracian Viper 2020 stattfand. Für die US-Piloten war das Training gegen die MiG-29 eine Gelegenheit, die es für sie zu Hause nicht jeden Tag gab.
Eine Boeing 777F musste in Frankfurt notlanden. Trotz vollen Schubs zeigten die Instrumente eine viel zu geringe Geschwindigkeit an. Techniker hatten vergessen, das Stau-Statik-System wieder anzuschließen.
Foto
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Gefährliche Schlamperei12
Bulgarische MiG-29 im NATO-Training22
4 FliegerRevue 03/2021
INHALT
TITEL
Bulgarische MiG-29 im NATO-Test .......... 22
FOTO DES MONATS
Retter mit der Kraft der fünf Blätter ......... 10
LUFTVERKEHR
Gefährliche Schlamperei ......................... 12
Ar ri ve der ci Alitalia ................................... 16
Europa lässt MAX wieder starten ............. 18
ALLGEMEINE LUFTFAHRT
Notwasserung 1000 Meilen vor Hawaii .... 20
MILITÄR
Saab 105OE ausgemustert ...................... 26
Baccarat 2020: Attacke in den Alpen ...... 29
SPECIAL
Flughäfen und Landeplätze ..................... 32
MUSEUM
Neue Ausstellung in Prag-Kbely .............. 40
GESCHICHTE
Operation Desert Storm (2)..................... 42
Ikarus Gunther Plüschow ....................... 46
Modernisierung der Il-14 ........................ 52
MODELLE
Modelle, nicht von Pappe ....................... 58
RUBRIKEN
Editorial ................................................... 3
News ....................................................... 6
Euromarkt .............................................. 57
Bücher ................................................... 60
Sammelserie .......................................... 61
Service .................................................. 64
Vorschau ............................................... 66
Impressum ............................................. 66
Titelthemen sind blau unterlegt
Titelfoto: Giovanni Colla und Daniele Faccioli
Mit dem jährlichen Manöver Baccarat in Frankreich wollen die französischen Streitkräfte das Zusammenwirken von Bodentruppen und Hubschraubern verbessern. 2020 fand die Übung in den Alpen statt – eine besondere Herausforderung.
Die Suche nach einem Geldgeber blieb erfolglos. Nun erhält die marode italienische Fluggesellschaft einen Nachfolger: ITA folgt auf Alitalia. Wegen befürchteter Entlassungen protestieren die Gewerkschaften.
Foto
: Alit
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Das Prager Militärluftfahrtmuseum in Kbely wurde um zwei Ausstellungshangars erweitert. Die erweiterte Ausstellung beinhaltet wichtige Flugzeuge der tschechoslowakischen Luftwaffe wie die Aero C-3A.
Foto
: She
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40 Neue Ausstellung in Prag-Kbely
29 Attacke in den Alpen
16 Arrivederci Alitalia
Foto
: Kie
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03/2021 FliegerRevue 5
INHALT
es ist ein meilenstein in der Geschichte der Luftrettung: die dRF Luftrettung erweitert ihre Flotte um einen Hubschrauber airbus H145 mit fünf Hauptrotorblättern. damit ist die gemeinnützige organisation die erste im deutschsprachigen Raum und in der gesamten eU, die Hubschrauber mit Fünfblattrotor für den einsatz nutzt. nach der einrüstung der ersten von fünf dieser Hubschrauber mit dem neuen Rotor, soll der erste Hubschrauber voraussichtlich im april einsatzb ereit sein. die H145 ist dank des neuen systems leichter und bietet mehr Leistung. somit können die Crews bis zu 150 Kilogramm mehr Last an Bord aufnehmen. das ermöglicht auf spontane anforderungen am einsatzort, wie zum Beispiel die aufnah-me von zusätzlichem medizinischen Personal, besser reagieren zu können. Bei Bedarf kann auch mehr treibstoff getankt und somit die einsatztzreichweite erhöht werden.
Retter mit der Kraft der fünf Blätter
Foto
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03/2021 FliegerRevue 11
E s sollte eine Routineflug werden. Am 10. Oktober 2020 startete die Boeing 777F der Lufthansa Cargo mit dem
Kennzeichen D-ALFG in Frankfurt zum Fracht-flug LH8402 nach Schanghai. An Bord befan-den sich vier Piloten. Während der 44 Jahre alte Kommandant die Rolle des Pilot Monito-ring übernahm, wurde die Maschine von ei-ner 42 Jahre alten Copilotin gesteuert.
Laut dem kürzlich veröffentlichten Zwi-schenbericht der Bundesstelle für Flugunfall-untersuchung (BFU) hob die Maschine um 9.21 Uhr von der Startbahn 26C ab. Nur 15 Sekunden später erfolgte eine Scherwind-warnung. Daraufhin forderte die Copilotin
maximalen Schub, was der Kommandant be-stätigte. Dieser meldete dem Fluglotsen eine Rückenwindkomponente von 50 Knoten (92,6 km/h), die Längsneigung der Maschine re-duzierte sich langsam von 11 auf 7 Grad. Nach rund zehn weiteren Sekunden forderte der Kommandant die Copilotin auf, die Längs-neigung zu erhöhen worauf diese antworte-te, dass sie die vorgegebene Geschwindig-keit nicht unterschreiten wolle.
Die angezeigte Geschwindigkeit betrug zu diesem Zeitpunkt 178 Knoten, der Rücken-wind hatte sich auf 80 Knoten erhöht. Bei-de Piloten zeigten sich dem Bericht zufolge verwundert darüber, dass es mit vollem Schub
nicht möglich war, die erforderliche Ge-schwindigkeit zu erreichen, obwohl die Längs-neigung bereits ungewöhnlich gering war. Nachdem sich auch der angezeigte Rücken-wind auf 100 Knoten erhöht hatte, sagte der Kommandant: „… also, das kommt mir ko-misch vor, ich würd‘ sagen, das is‘ unreliab-le airspeed.“
Erklärung der Luftnotlage„Nachdem die Besatzung übereinstimmend zu dem Ergebnis kam, es müsse sich bei den angezeigten Geschwindigkeiten der beiden Primary Flight Displays um unzuverlässige Wer-te handeln, entschied der Kommandant um
Frachtflieger in GefahrSCHLAMPEREI BEI DER WARTUNG
Eine Boeing 777F musste in Frankfurt notlanden. Trotz vollen Schubs zeigten die Instrumente eine viel zu geringe Geschwindigkeit an. Techniker hatten vergessen, das Stau-Statik-System wieder anzuschließen.
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12 FliegerRevue 03/2021
LUFT VERKEHR
Am 11. Dezember verabschiedete Öster-reichs Verteidigungsministerin Klaudia Tanner – zusammen mit Generalstab-
chef Gen. Robert Brieger, Streitkräftekomman-dant GenLt. Franz Reissner und dem Kdt. der Luftraumüberwachung Bgdr. Gerfried Promber-
ger – den Jet-Trainer Saab-105OE nach einem halben Jahrhundert aus dem aktiven Dienst. Ös-terreichs Bundesheer war neben den sehr ähn-lichen Sk60 in Schwedens Flygvapnet der einzi-ge Nutzer des einst als Geschäftsreiseflugzeug entworfenen zweistrahligen Schulterdeckers.
Beim Fly-out am Fliegerhorst Vogler in Llinz-Hör-sching enthüllte Tanner mit Promberger die Saab 105OE mit dem Kennzeichen BJ-40 mit einer speziellen „50 Jahre-Tiger“-Sonderlackierung.
Die Verteidigungsministerin hob in ihrer Ansprache neben den vielschichtigen Aufga-
Fertigung der Saab 105 für Österreich 1969 im schwedischen Linköpping. Saab konnte außer Schweden und Österreich keinen weiteren Käufer für den Trainer finden.
Österreich verabschiedet Saab-105OE Österreich verabschiedet Saab-105OE NACH EINEM HALBEN JAHRHUNDERT IM EINSATZ
Gelungenes Tiger Gold zum 50. Dienstjubiläum der Saab 105. Die rot-weiß-roten Flügelspitzen sind optisch hoch wirksam.
Nach mehr als 50 Jahren und 156 502 Flugstunden wurde am 11. Dezember 2020 die Ära der Saab 105OE in den österreichischen Luftstreitkräften beendet. In dem Strahltrainer mit den nebeneinander angeordneten Sitzen und analogen Instrumenten wurden 167 Heerespiloten an die Jetfliegerei herangeführt. Da ein Nach-folger noch nicht bereit steht, muss Österreich seine Jetpiloten im Ausland ausbilden lassen.
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26 FliegerRevue 03/2021
MILITÄR
W ir laufen frühmorgens, den 23. Ok-tober 1928, vor einer entzückend von See aus anzuschauenden Stadt
ein - Magallanes, das noch vor kurzem Pun-ta Arenas hieß (und später auch wieder so heißen sollte, d.Red.). Rasselnd geht der An-ker in den Grund, wie die Berserker stürzen sich meine wackeren Fahrtgenossen auf die Segel, machen sie fest. Unser fernes Ziel ist
erreicht. So beschreibt Gunter Plüschow sei-ne Ankunft in Feuerland, wo er bald als erster Pilot fliegen wird.
Aus: „Silberkondor über Feuerland“Nach kurzer Ruhepause startet die „Feuer-land“ zu ihrer ersten Reise durch die feuerlän-dischen Kanäle. Plüschow bescheibt es in sei-nem Buch „Silberkondor über Feuerland“ so:
„Die erste Fahrt ist für Schiff und Besatzung eine Art Vorarbeit für die kommenden Wo-chen und Monate. Wir wollen uns zunächst mit den Verhältnissen des Feuerlandes ver-traut machen, wollen Schiff und Besatzung für die kommende Arbeit eintrimmen, wollen das Fahrwasser kennenlernen, suchen uns vor allem Ankerplätze und Zufluchtsorte für schlechtes Wetter und die geeignete Basis,
Das Forschungsschiff Feuerland erkundet Kanäle
Gunther Plüschows Silberkondor Gunther Plüschows Silberkondor DAS ERSTE FLUGZEUG IN FEUERLAND
Der Silberkondor in der Bucht von Ushuaia, Argentinien, am 3. Dezember 1928
Das 19. und frühe 20. Jahrhundert gilt als das Jahrhundert der Abenteurer. Der Mecklenburger Gunter Plüschow - den man einen neuen Ikarus nennen könnte – eroberte auf drei Kontinenten die Herzen vieler Menschen.
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Plakat für den Film iKARUS von 1932
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46 FliegerRevue 03/2021
GEScHicHTE