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Festivalmagazin 30. 1. – 2. 2. 2014 Theater Gütersloh wdr3.de

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Festivalmagazin30.1. – 2.2.2014Theater Gütersloh

wdr3.de

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Inhalt

Grußwort Maria Unger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Grußwort Prof. Karl Karst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Vorwort Dr. Bernd Hoffmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Programm

Virginia Mayhew Quintet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Carmen Bradford & Melba Joyce Quintet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Stefano Bollani . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Iiro Rantala Power Trio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

wdr jazzpreis »Komposition« | Christina Fuchs . . . . . . . . . . . . . . . . 14

wdr jazzpreis »Improvisation« | Florian Weber . . . . . . . . . . . . . . . . 16

wdr jazzpreis »Nachwuchs« | JazZination . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

wdr jazzpreis »Ehrenpreis« | »Young German Jazz« &

»Jazz thing Next Generation« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Claudio Puntin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Claudio Puntin ambiq . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Steffen Schorn & Norwegian Wind Ensemble . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Vincent Peirani Thrill Box . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

Jonas Burgwinkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Alexander Hawkins Nonet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

Rebekka Bakken Trio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Andy Emler MegaOctet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

Magazin

Jazz in Gütersloh – In The Country . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

Der feine Unterschied – Globalisierung, Regionalisierung . . . . . . 48

Jazz // Film // Fernsehen –

Auf hohem Niveau, möglichst nah dabei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

Service & Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

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»Jazz in Gütersloh«, das ist mehr als der Titel einer seit über drei Jahrzehnten erfolgreichen Veranstaltungsreihe der Stadt Gütersloh. Viele große Namen der weltweiten Jazz-Szene haben diese Veranstaltungsreihe zu einer weit über die Region ausstrahlenden Kernmarke des Gütersloher Kulturangebotes gemacht. Mit der Eröffnung des neuen Theaters im Früh-jahr 2010 hat Jazz in Gütersloh noch einmal an Ausstrahlung gewonnen. Das Theater Gütersloh bietet mit seiner modernen Archi-tektur, einer hervorragenden Bühnenstruktur und einem akustischen Klangerlebnis beste Rahmenbedingungen für die Jazz-Musiker und die Besucher und Besucherinnen der Konzerte.

Die Jazzredaktion des wdr 3 hat sehr früh das Theater Gütersloh als Spiel- und Erlebnis-ort entdeckt und genutzt. Bereits dreimal waren der wdr 3 und das österreichische Kulturradio Ö1 zu gemeinsamen Jazznächten zu Gast.

Nun geht der wdr 3 mit seinem viertägigen Jazzfest erstmals den Weg aus dem ange-stammten Kölner Funkhaus in das Sende-gebiet. Die gute Zusammenarbeit der vergan-genen Jahre, die guten Rahmenbedingungen im Theater Gütersloh und die Gewissheit, dass die Stadt Gütersloh und die Kultur Räume Gütersloh das Jazzfest nach besten Kräften unterstützen werden, haben es den Verant-wortlichen des wdr 3 sicherlich leicht ge-macht, für das erste Jazzfest außerhalb des Kölner Funkhauses das Theater Gütersloh auszuwählen. Die große Nachfrage im Karten-vorverkauf für die verschiedenen Konzerte im Rahmen des Jazzfestes ist die beste Bestä-tigung für diese Entscheidung.

Mit Florian Weber erhält ein Musiker aus der Region Ostwestfalen-Lippe, der im April 2013 bei Jazz in Gütersloh erfolgreich auftrat, nun einen der wdr Jazzpreise. Dies ist noch ein-mal eine zusätzliche Motivation für alle, die »Jazz in Gütersloh« lieben und gestalten.

Wir wünschen, dass das wdr 3 jazzfest viele Besucher und Besucherinnen zum Live-Erlebnis Jazz in seinen vielen Facetten in das Theater Gütersloh zieht und durch die Radio-Übertragungen die Jazz-Szene in Deutsch-land, Österreich und der Schweiz belebt wird.

Maria UngerBürgermeisterin der Stadt GüterslohSchirmherrin wdr 3 jazzfest 2014 Gütersloh

Grußwort | Maria Unger

»Jazz in Gütersloh!«

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Ohne Prahlerei, aber mit berechtigtem Stolz darf die wdr 3 Jazzredaktion vermerken, dass sie nicht nur das umfangreichste Jazz-programm des öffentlich-rechtlichen Rund-funks in Deutschland zu bieten hat, sondern längst auch zu einem der aktivsten Jazz-Pro-duzenten in Europa herangewachsen ist. Die Aufgabe der Konzertproduktion nimmt die Jazzredaktion zur Erfüllung des Programm-auftrags des Kulturradios wdr 3 wahr, das in seiner abendlichen Konzertstrecke jährlich rund 350 Konzerte aus NRW und den großen Konzerthäusern der Welt ausstrahlt – Origi-nalkonzerte wohlgemerkt, keine Tonträger!

Das Kulturradio des Westdeutschen Rund-funks beschwert der nordrhein-westfälischen Musiklandschaft jährlich drei Festivals von internationalem Rang: 1. Die Tage Alter Musik in Herne, 2. die Wittener Tage für neue Kam-mermusik und als jüngstes Mitglied der Fami-lie, das wdr 3 jazzfest, das 2014 in Güters-loh Station macht.

Mit dem diesjährigen wdr 3 jazzfest feiern wir zugleich die Premiere des europäischen Zusammenschlusses der drei deutschspra-chigen Kulturradios der Bundesrepublik Deutschland, Österreichs und der Schweiz: Die Kulturprogramme Ö1 und srf 2 übertra-gen zusammen mit wdr 3 die Konzerte des wdr 3 jazzfestes aus Gütersloh in einer zehnstündigen wdr-Sendung: Aus NRW nach Europa – und via Internetstream in alle Ohren weltweit! Ein gelungenes Beispiel für die grenzüberschreitende, qualitätsorientierte Kulturträgerleistung des öffentlich-recht-lichen Rundfunks in Europa!

Ein ebenfalls unbestritten internationales Highlight des wdr 3 jazzfestes ist die Ver-leihung des wdr jazzpreises, der in diesem Jahr zum zehnten Mal vergeben wird. Er fügt sich nahtlos ein in die erlesene Pro-gramm-Mischung aus europäischen und US-ameri kanischen Ensembles und Solisten beim wdr 3 jazzfest 2014 in Gütersloh.

Auch die journalistische Fachkompetenz darf bei wdr 3 nicht fehlen: In den werktäglich rund 8 Stunden unserer aktuellen Kulturma-gazine auf wdr 3 und in der abendlichen wdr 3 Jazz-Strecke stehen alle Aspekte des Jazz zur Diskussion. Einige Reflexionen finden Sie auch in diesem Programmheft: So analy-siert wdr 3 Autor Hans Jürgen Linke die Regi-onen der improvisierten Musik und die Ent-wicklung der europäischen Jazzlandschaften, die beim diesem wdr 3 jazzfest vorgestellt werden. Thomas Mau erfragt Antworten zum Thema »Jazz – Visuell« und Stefan Hentz skiz-ziert die historischen Stationen der Jazz-Stadt Gütersloh.

Allen Beteiligten, KünstlerInnen, Partnern und Organisatoren des wdr 3 jazzfestes wünsche ich den verdienten Erfolg! Den Besucherinnen und Besuchern vor Ort und den HörerInnen auf wdr 3 viel Freude und anregende musikalische Erlebnisse beim wdr 3 jazzfest 2014!

Prof. Karl Karstwdr 3-Programmleitung

Grußwort | Prof. Karl Karst

Aus NRW nach Europa

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Nach der Premiere in Köln feiert das wdr 3 jazzfest seine zweite Ausgabe in Gütersloh, genauer im Theater Gütersloh: als Jazzfestival für Nordrhein-Westfalen, das in den nächsten Jahren u.a. noch in Dortmund, Münster und Hamm Station machen wird. Ich freue mich auf vier Tage Jazz in diesem wunderschönen Gebäude in Gütersloh, aus dem wir bereits mehrfach wdr 3 Jazznächte übertragen haben.

Der frühe Termin im Jahr provoziert eine Viel-zahl von Premieren beim wdr 3 jazzfest. Vor allem die europäischen Beiträge mit der nor-wegischen Sängerin Rebekka Bakken und dem finnischen Pianisten Iiro Rantala bieten neben den Projekten der wdr Jazzpreisträger vergangener Jahre, Claudio Puntin und Jonas Burgwinkel, interessante Perspektiven auf die improvisierte Musik Europas. Europa ist auch Zentrum für den orchestralen Jazz. Wieder sind es norwegische Musiker, die in ungewöhn-licher Orchesterbesetzung mit dem wdr Jazz-preisträger 2009, Steffen Schorn, zusammen-arbeiten. Ergänzt wird dieses Konzert durch die Auftritte des französischen Komponisten Andy Emler mit seinem MegaOctet und dem von der bbc ausgezeichneten Alexander Hawkins Nonet.

Mit der wdr Big Band, die bei der zehnten wdr Jazzpreisverleihung Auszüge aus dem Werk der Komponistin Christina Fuchs auf-führt, unterstreichen wir die Bedeutung des wdr jazzpreises: für NRW ebenso wie inter-national. Und wir betonen mit dem diesjähri-gen Nachwuchs- und Ehrenpreis die Förde-rung von improvisierter Musik in der Region und Deutschland.

Vorwort | Dr. Bernd Hoffmann

Das wdr 3 jazzfest in Gütersloh 2014

Das Jazzfest spielt im Kulturradio wdr 3. Das heißt, dass die wdr 3 Jazznacht vom 1. auf den 2. Februar zehn Stunden lang im Zeichen der Konzerte unseres wdr 3 jazzfes­tes steht. Live übertragen werden die Klänge aus Gütersloh auch nach Österreich und in die Schweiz. Denn zum ersten Mal schließen sich die Kulturprogramme wdr 3, Ö1 und srf 2 zu einer Radio-Jazznacht zusammen. Weiterent-wickelt haben wir die Online-Präsenz des wdr 3 jazzfestes. Hier trägt die Arbeit mit den Studierenden der Internationalen Filmschule Köln sichtbare Früchte – wie diese Früchte aussehen, können Sie weiter hinten in diesem Programmmagazin lesen.

Das Wagnis, das wdr 3 jazzfest in Gütersloh zu präsentieren, ist mir leicht gefallen. Das Kulturamt der Stadt hat dieses Vorhaben stets vorangetrieben und tatkräftig unterstützt.

Persönlich möchte ich Martin Laurentius dan-ken, der wieder ein beeindruckendes Festival-magazin vorgelegt hat.

Ich wünsche Ihnen spannende Musik bei der zweiten Ausgabe unseres wdr 3 jazzfestes!

Ihr Dr. Bernd HoffmannLeiter wdr 3-Jazzredaktion

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Virginia Mayhew Quintet

Mary Lou Williams

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Virginia Mayhew hätte es sich leicht machen können. In Vorbereitung auf das »Mary Lou Williams Women In Jazz«-Festival in Washing -ton 2010 stellte die New Yorker Tenorsaxo-fonistin überrascht fest, dass die Namens-geberin dieses Festivals in eben diesem Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte. Doch anstatt sich aus der Vielzahl der Mary-Lou-Williams-Originalkompositionen einige Stü-cke für ein Tribute herauszugreifen, ging May-hew einen an deren Weg: Sie wollte mit ihrem Quintett gleichsam »The Next 100 Years« die-ser Pianistin, Bandleaderin und Komponistin einläuten – um zu zeigen, wie zeitlos, wie zu-kunftsweisend und vielschichtig das Werk dieser frühen, tatsächlich legendären Jazz-musikerin auch heutzutage noch klingt.

»Ich wusste natürlich, dass Mary Lou Williams eine anerkannte Musikerin ist, die an der Bil-dung wichtiger Jazzstilistiken beteiligt war: vom Stride-Piano über Big-Band-Jazz und Be-bop bis hin zum Free Jazz«, betont Mayhew. »Es gibt so viel Tiefe in ihrem Schaffen zu entdecken, dass mir eines sofort klar war: Mein Mary-Lou-Williams-Projekt muss grö-ßer ausfallen als nur ein paar Arrangements für ein einziges Konzert zu schreiben.« Sie begann, das Leben und Werk von Williams zu recherchieren, und sprach unter anderem mit dem langjährigen Manager der Pianistin, dem katholischen Pater Peter O’Brien. Dieser verschaffte ihr Zugang zur »Mary Lou Wil-liams Collection« am Rutgers Institute Of Jazz Studies, wo sich Mayhew durch das umfangreiche Schaffenswerk von Williams

forschte. Für ihr Projekt »Mary Lou Williams: The Next 100 Years« wählte sie dann ein Re-pertoire aus, das gleichsam einen Querschnitt durch die stilistisch so verschiedenen Kom-positionen Williams’ ist: mit »klas sischen« Jazznummern ebenso wie mit Teilen aus deren Suiten, Oratorien und Orchesterstücken. Und fügte auch noch einige Titel aus ihrer eigenen Feder hinzu, um den Spirit von Williams aus der Perspektive einer Musikerin von heute einzufangen.

Auffälligstes Merkmal im Virginia Mayhew Quintet ist aber, dass die Klavierposition nicht besetzt ist. Stattdessen übernimmt der Gitarrist Ed Cherry die Funktion der akkordi-schen Grundierung. Dessen arpeggiertes Single-Note-Spiel öffnet die mit Geschichte aufgeladene Musik von Williams stets gegen-über der Jazzmoderne. Gleichzeitig sorgen Bassist Harvie S (alias Harvie Swartz) und Drummer Andy Watson für eine enge Bin-dung an die Jazz tradition, wenn sie authen-tisch im Stil der »alten« Schule zu swingen wissen. Und mit dem Posaunisten Noah Bless hat die Tenorsaxofonistin einen wei-teren Bläser an ihrer Seite, um der sowieso schon einmaligen Jazzmusik von Mary Lou Williams nicht nur eine orchestrale Fülle zu geben, sondern diese auch melodisch mehrstimmig durchzuführen.

Besetzung Virginia Mayhew · ts | Ed Cherry · g | Harvie S · b | Andy Watson · dr | Noah Bless · tb

Sendung wdr 3 Konzert, 6. 2. 2014, 20:05 | wdr 3 Jazznacht, 1./2. 2. 2014, 20:05

Do 30. 1. 2014 | 20:15Theater Gütersloh, Theatersaal

The Next 100 Years

Programm | 7

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Carmen Bradford & Melba Joyce Quintet

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Mythos »Great American Songbook«: Darin enthalten sind zahllose Lieder, wie sie in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts in der sogenannten »Tin Pan Alley« in New York, der »Straße der (Musik-)Verleger«, in-dustriell für die vielen Broadway- und Holly-wood-Musicals angefertigt wurden. Begüns-tigt durch die Entwicklung des Radios zum Massenmedium und dem einsetzenden Er-folg des Tonfilms aus Hollywood, sicherten sich zahllose Komponisten mit dem Schrei-ben dieser Songs ihr Auskommen. Und schon früh nutzten auch Jazzmusiker dieses Song-book als Fundgrube für ihr eigenes Schaffen – allen voran die Bebop-Revoluzzer in den 1940er-Jahren.

Zuallererst ist es aber ein Fundus für Jazz-sängerinnen, die das Erbe dieses einmali gen Liederkanons erhalten und ins Hier und Heute der improvisierten Musik fortführen. Zu die-ser Gruppe von Sängerinnen gehört auch ein Mutter-Tochter-Tandem der besonderen Art: Melba Joyce und Carmen Bradford. Beide, Mutter Melba und Tochter Carmen, sind mit dem »Great American Songbook« groß ge-worden – und für beide steht dieses Song-book jeweils im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Dennoch ist ihr Ansatz, wie diese Lieder ge-sungen werden, verschieden. Steht Joyce ganz in der Tradition der »alten Schule« der großen, »klassischen« Jazz-Diven – mit ihrem Blues-getränkten Timbre, mit ihrer lässig swingenden Phrasierung und mit ihrer see-lenvollen Interpretationshingabe –, so hat Bradford ihren eigenen Weg hinein in die

Vocal-Jazz-Historie gefunden: Ihre Scat- Improvisationen phrasiert sie weich und geschmeidig, ihre Textinterpretationen sind ebenso abstrakt wie zeitlos, ihre Songaus-wahl ist breit und divers. Aber eines ist ge-wiss: der gegenseitige Respekt von Mutter und Tochter. »Ich liebe es, mit meiner Mutter aufzutreten. Sie sagt mir ehrlich, wann es klickt und wann nicht«, beschreibt die Toch-ter das Einmalige der Zusammenarbeit mit ihrer Mutter: »Es berührt mich, dass sie im Alter immer besser wird.«

Maßgeblichen Anteil daran, dass ein Vocal-Jazz-Projekt wie das von Joyce und Bradford erfolgreich ist, hat die Rhythmusgruppe. Mit Kirk Ligthsey sitzt ein Landsmann der beiden am Piano, der einerseits mit swingender Gran dezza die Tradition eines Hank Jones als sensiblen Begleiter von Jazzsängerinnen fortführt, andererseits aber das enge Korsett des klassischen Vocal Jazz gegenüber der Moderne öffnet. Mit den Europäern, dem Bassisten Wolfram Derschmidt und dem Drummer Dusan Novakov, sind zwei Jazz-musiker mit an Bord, die mit rhythmi schem Drive und hart auf dem Beat gespielten Swing die delikate harmonische Grundierung des Pianisten unterstreichen, um die Vokal-kunst von Melba Joyce und Carmen Bradford zum Strahlen zu bringen.

Besetzung Carmen Bradford · voc | Melba Joyce · voc | Kirk Lightsey · pc | Wolfram Derschmidt · b | Dusan Novakov · dr

Sendung wdr 3 Konzert, 6. 2. 2014, 20:05 | wdr 3 Jazznacht, 1./2. 2. 2014, 20:05

Do 30. 1. 2014 | 21:30Theater Gütersloh, Theatersaal

Carmen Bradford & Melba Joyce Quintet

Die Schule des Vocal Jazz

Programm | 9

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Stefano Bollani

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Es brauchte einen Umweg: Als Keyboarder für italienische Pop- und Rockgrößen war der 1972 in Mailand geborene Stefano Bollani schon gut im Geschäft, als er 1996 seinen Landsmann und späteren Mentor, den inter-national renommierten Jazztrompeter Enrico Rava zum ersten Mal traf. Der erkannte so-fort Bollanis unvergleichliches Talent und forderte ihn auf, endlich der virtuos auf-trumpfende Jazzpianist zu werden, der er da-mals schon zu sein schien: »Du bist jung, du hast keine Familie. Lass dich also auf das Abenteuer ein und gib dich endlich ganz und gar der Musik hin, die du am meis ten liebst.«

Denn es war der Jazzvirus, mit dem sich Bol-lani als Kind infiziert hatte. Die väterliche Plattensammlung war gespickt mit LPs der Größen swingender Improvisationsmusik aus den USA – allen voran mit Aufnahmen von stilbildenden Pianisten, die mit ihrem virtuo-sen Solospiel die Frühzeit des Jazz geprägt hatten, wie zum Beispiel Erroll Garner, Fats Waller oder Art Tatum. Vor allem deren »linke Hand« war es, die den jungen Bollani schlag-artig in den Bann zog: die rhythmische Prä-gnanz und »jumpende« Rasanz, mit denen diese frühen Jazzklavier-Virtuosen mit dieser linken Hand ihre Solo improvisationen ohne Umwege zum Swingen brachten. Das war es, was der junge Bollani nicht nur lernen, son-dern irgendwann auch selbst auf dem Klavier spielen wollte.

Heutzutage ist Bollani längst ein gefragter, überaus erfolg reicher Pianist, der mit seiner stupenden Ins trumentaltechnik jede noch so große Aufgabe zu meistern versteht. Ein hervorstechendes Merkmal seines Spiels ist Ironie. Dieses Element kommt in Bollanis unbegleiteten Klavier-Solokonzerten häufig zum Einsatz. Ein falscher Ton, ein falsch gesetzter Akzent oder gar kurze Zitate, zum Beispiel aus Beethovens Für Elise oder einem italienischen Schlager, sind für ihn keine Feh-ler, sondern bewusst eingesetzte Stilmittel, um das Spektrum an emotionalen Ausdrucks-möglichkeiten zu erweitern. Denn erst diese »Fehler« setzen den Fluss seiner musika-lischen Ideen in Gang. Dadurch gerät auch sein gestalterisches Formbewusstsein ins Schwanken und seine eloquente Phrasie-rungskunst schlägt ins Slapstickhafte, Kom-mödiantische um, sodass er mit seinen Kla-viersolo-Impressionen immer auch eines zelebriert: die große Unterhaltungskunst im Stil der italienischen »Commedia dell’arte«. »Diese Art des Humors ist tief in der Menta-lität der Italiener verwurzelt«, so Bollani mit lakonischem Augenzwinkern: »An Perfektion bin ich nicht interessiert. Sogar ein schlechtes Ins trument gibt meinem Klavierspiel etwas ganz Eigenes und Unverwechselbares.«

Besetzung Stefano Bollani · p

Sendung wdr 3 Konzert, 20. 2. 2014, 20:05 | wdr 3 Jazznacht, 1./2. 2. 2014, 20:05

Do 30. 1. 2014 | 23:00Theater Gütersloh, Theatersaal

Im Stil der Commedia dell’arte

Programm | 11

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Iiro Rantala Power Trio

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Iiro Rantala

Lars Danielsson

Wolfgang Haffner

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Fr 31.1.2014 | 19:00Theater Gütersloh, Studiobühne

Ein Jazz-Piano-Trio funktioniert in der Regel so: Man nimmt popmusikalischen Entdecker-geist, mixt diesen mit harmonisch-melodi-scher Rafinesse, fügt etwas Jazzhistorie à la Bill Evans hinzu und lässt das Ergebnis von Instrumentalisten aufführen, die ein gehöriges Maß an unterhaltendem Spielwitz und virtuo-sem Musikantentum mitbringen. Aber es gibt auch die Ausnahmen von der Regel. Wie zum Beispiel Iiro Rantala. Der finnische Tasten-Berserker entfachte ab 1990 mit seinem Trio Töykeät (auf Deutsch: »Grobiane«) 18 Jahre lang Jubel stürme beim Publikum und in den Medien: mit einem Piano-Trio-Jazz, der mit seinem ungeschlachten Sound so gar nicht in das Klangklischee dieser Gattung passen wollte.

Doch 2008 war Schluss mit diesem Trio und Rantala machte einen musikalischen Häu-tungsprozess durch. Der Pianist experimen-tierte zum Beispiel mit seinem mit Adam Baldych (Geige) und Asja Valcic (Cello) nicht alltäglich besetzten String Trio, machte sich solistisch auf die Suche nach seinen »Lost Heroes« und begab sich auf Forschungsreise durch die eigene »History Of Jazz« – stets humorvoll mit lakonischem Witz und augen-zwinkernd burlesk. Seine Häutung hat der 1970 in Helsinki gebore nen Rantala mittler-weile hinter sich gebracht. Jetzt nimmt er noch einmal den Strang auf, den er mit dem Ende seines Trios Töykeät fallen gelassen hat. Der Name seiner neuen Band, Power Trio, lässt erahnen, worum es dem Finnen diesmal geht: Das mit Gitarre, Bass und Schlagzeug

besetzte, elektrisch verstärkte Rock-Genre gleichen Namens aus den 1970er-Jahren überträgt er auf das akus tische Setting eines Jazz-Piano-Trios.

»Ich mag den reinen Klavierklang am liebs-ten«, bemerkte Rantala einmal, »die Heraus-forderung, damit das Optimum zu erreichen, das genügt mir schon.« Und dieser Heraus-forderung stellt sich Rantala auch mit seinem Power Trio, das beim wdr 3 jazzfest in Gütersloh seine Deutschlandpremiere hat. Mit dabei ist der deutsche Schlagzeuger Wolfgang Haffner: ein »Groove Monster« wie Rantala auch, der sich mit einer gleicher-maßen kraftvollen wie virtuosen, virilen wie vitalen Spielhaltung jeder noch so komplexen Aufgabe zu stellen weiß, ohne das Gespür für den Fortgang der Musik aus den Augen zu ver-lieren. Die Antipode dazu ist Lars Danielsson: Der schwedische Bassist kontert das rocken-de Kraftpaket, das seine beiden Partner auf den Weg bringen, stets mit melodisch-harmo-nischer Gelassenheit. Denn Rantala hat die so grundverschiedenen Musikertypen für sein Power Trio bewusst gewählt: Um das Kraft-meierische und Lautstarke seiner Improvi-sationsmusik so richtig ins Rampenlicht zu stellen, braucht es erst diese leisen, zurück-genommenen Momente.

Besetzung Iiro Rantala · p | Lars Danielsson · b | Wolfgang Haffner · dr

Sendung wdr 3 Konzert, 20. 2. 2014, 20:05 | wdr 3 Jazznacht, 1./2. 2. 2014, 20:05

Groove Monster

Programm | 13

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wdr Jazzpreisträger 2014 »Jazz-Komposition«

Christina Fuchs

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Fr 31. 1. 2014 | 20:15 | Verleihung wdr jazzpreis 2014Theater Gütersloh, Theatersaal

wdr jazzpreis2014

gestoßen: Das System beginnt zu schwin-gen. Zum anderen relflektiert Fuchs mit ih-rem Stück auch das physikalische Phänomen des Impuls- und Energieerhal-tungssatzes, wie es durch das Newtonpen-del veranschaulicht wird. »Ich mache mir das Newtonsche Gesetz zum Thema und über-trage es auf rhythmisch-melodische Vorgän-ge innerhalb der Komposition«, erklärt sie, »das Arrangement wird durch immer neue melodische oder rhythmische Impulse im Sinne kinetischer Energie vorwärtsgetra-gen.«

Fuchs’ Newton’s Craddle stellt das Sopran-saxofon als Solo instrument in den Mittel-punkt. Nachdem ein stehender Klang in das Stück eingeführt hat, versetzt ein erster Impuls die Musik in Bewegung. Diesen nimmt das Sopransaxofon auf und wird so wiederum zum Auslöser für weitere Impulse, um zusammen mit dem Orchester Akkord auf Akkord, Melodie auf Melodie und Rhythmus auf Rhythmus zu schichten und Klangwolken aus verschiedenartigen Texturen energetisch aufzuladen. Doch aller Komplexität zum Trotz beherrscht Fuchs auch mit dieser Kompositi-on die große Kunst, das Abstrakte leicht und eingängig klingen zu lassen.

Besetzung Christina Fuchs · comp, arr |

Ansgar Striepens · cond | wdr Big Band Köln

Moderation Götz Alsmann

Sendung wdr 3 Jazznacht, 1./2. 2. 2014, 20:05

Newton, gependeltSoundscapes ist nicht nur der Titel einer CD von Christina Fuchs, die sie 2005 mit der ndr Bigband erarbeitet und aufgenommen hat. Vielmehr beschreibt dieser Begriff auch ein Kompositionsprinzip, das sich die in Köln lebende Saxofonistin und Komponistin vor Jahren schon zu eigen gemacht hat – mit dem von ihr mitgeleiteten United Women’s Jazz Orchestra zwischen 1992 und 2009, aber auch aktuell mit ihrem Quartett No Tango. Auslöser für ein Stück ist zumeist ein außer-musikalischer Anlass, den Fuchs im nächs-ten Schritt »visualisiert« und dann in einer Partitur zu Papier bringt. Und »Visualisie-ren« ist ist bei ihr wörtlich gemeint: Fuchs schreibt nicht nur klassisch die Noten auf, sondern entwirft Grafiken, die für sie und ihre Musiker so etwas wie musikalische Landkarten sind.

Newton’s Craddle (auf Deutsch: Newton- bzw. Kugelstoßpendel) heißt das Stück, mit dem sich Fuchs für den wdr jazzpreis in der Sparte »Komposition« beworben hat. Es ist geradezu ein Paradebeispiel für ihr Arbeiten als (Jazz-)Komponistin. Zum einen wird das Newtonpendel konkret zum Vorbild für die Musik: Fünf identische Kugeln hängen in einem Rahmen an trapezförmigen, gleich-langen Fäden. Lässt man die eine Kugel am äußeren Ende gegen die anderen fallen, so wird nur die Kugel am entgegengesetzten Ende abgestoßen, während die impulsge-bende »stehenbleibt«. Prallt dann die zweite Kugel wieder auf die anderen zurück, so wird erneut nur die eine, gegenüberliegende ab-

Programm | 15

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Florian Weberwdr Jazzpreisträger 2014 »Jazz-Improvisation«

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Fr 31. 1. 2014 | 20:15 | Verleihung wdr jazzpreis 2014Theater Gütersloh, Theatersaal

wdr Jazzpreisträger 2014 »Jazz-Improvisation«

wdr jazzpreis2014

europäischen Klassik und der mündlich tra-dierten Eloquenz der »schwarzen« Blues- Ästhetik aus den USA. Dafür kommen bei Weber oft nicht gebräuchliche Parameter bei der Improvisation zum Einsatz: Klang-farbe und Tonalität zum Beispiel, oder Metrum und Rhythmus.

Um dieses Ziel zu erreichen, nimmt Weber gerne Umwege in Kauf. Wie etwa vor der Produktion seiner aktuellen CD Biosphere, die er mit seinem amerikanischen Quartett eingespielt hat. Drüben in den USA zog er sich in die Einsamkeit einer Blockhütte zu-rück, um sich inspirieren zu lassen: ohne einen Ton Musik, ohne Mobiltelefon, Radio oder Fernsehen. »Ich wollte sehen, was für Sounds tatsächlich aus meinem Inneren heraus entstehen. Es war mein Wunsch, dass die Musik mich findet, anstatt dass ich danach suchen muss.«

Besetzung Florian Weber · p |

Dan Weiss · dr

Moderation Götz Alsmann

Sendung wdr 3 Jazznacht, 1./2. 2. 2014, 20:05

TransformationsprozessFlorian Weber ist ein Interpret im besten Wortsinn: Mit seiner antizipierenden Spiel-haltung auf dem Klavier saugt er gleichsam wie ein Schwamm den Fluss der musika-lischen Ideen anderer auf, gleichgültig, mit wem er zusammenarbeitet. Seine stupende Musikalität und Virtuosität auf dem Piano sind ihm dabei Rüstzeug, um tief in die Seele seiner musikalischen Partner vorzudringen, an den Ort also, wo Kreativität ihr Zuhause hat und der Impuls zur Improvisation ange-stoßen wird. Erst dann, wenn er an diesem Ort angekommen ist, beginnt für den 1977 im ostwestfälischen Detmold geborenen Pianisten die eigentliche Kunst der Improvi-sation: etwas Fremdes in den eigenen Kos-mos einzuverleiben. Für Weber bedeutet Interpretation also nicht Deutung und Aus-legung, sondern ist ein intuitiver Prozess, an dessen Ende der persönlicher Ausdruck in der Musik steht.

Weber ist ein Wanderer zwischen den Welten. Er ließ sich sowohl an der Jazzabtei-lung der Hochschule für Musik und Tanz in Köln als auch an der »Jazz-Kaderschmiede« Berklee College Of Music in Boston ausbil-den und ist heutzutage in New York ebenso zuhause wie in seiner alten Heimat Deutsch-land. Die Wanderschaft heißt für den Pianis-ten aber auch Grenzüberschreitung und Inte-gration zugleich: um die Balance zu finden zwischen kühlem Intellekt und heißblütiger Emotion, zwischen tiefschürfender Reflexion und wilder Expression, zwischen der den Fluss der Musik regulierenden Sprache der

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JazZination wdr Jazzpreisträger 2014 »Jazz-Nachwuchs«

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Fr 31. 1. 2014 | 20:15 | Verleihung wdr jazzpreis 2014Theater Gütersloh, Theatersaal

JazZination

wdr jazzpreis2014

»Schulen musizieren« und bekam den Zu-schlag für »Jazz At School«: Die Mitglieder der wdr Big Band Köln unterrichteten die Iserlohner Schüler im Instrumental- und Ensemblespiel.

Als Folge der »Professionalisierung« bewegt sich JazZination heute auf einem hohen Niveau, welches nicht oft in der Laienmusik-ausbildung zu finden ist. Die jungen Musiker haben ein Bandbook erarbeitet, das durch stilistische Heterogenität hervorsticht: mit seinen Jazz- und Swingklassikern, Latin- und Salsa-Titeln und Funk-, Soul- und Pop-Songs. Weil das instrumentaltechnische Niveau der Schüler hoch ist, können diese das Reper-toire adäquat in Szene setzen. Diese Erfolge wären jedoch nicht möglich, wenn die Ge-samtschule Iserlohn nicht für ein anspre-chendes »Ambiente« gesorgt hätte – davon ist JazZination-Leiter Wilfried Pieper über-zeugt: »Insofern verstehen wir den wdr jazz­preis auch als Anerkennung für die Musik-arbeit überhaupt an unserer Schule.«

Besetzung Cynthia Asante, Nele Abrath,

Dag Beckmann, Susanne Zielinski, Laura

Dickhaut · as | Marie Schmalor, Ramona

Paroth, Luise Schröder, Leonie von Holst · ts

| Marvin Sagner · bars | Katrin Najewski,

Arne Thiel, Felix Domin, Paula Paroth,

Johannes Meusinger, Miriam Ludwig · tp |

Constantin Paroth, Fabian Lombardino,

Björn Beier, Markus Schroter, Jan Michler,

Moritz Bordy · tb | Lukas Spannenkrebs,

Attila Ullrich · g | Maximilian Paroth · p |

Simon Grün · dr | Hakeem Kassim,

Jona Beine · perc

Sendung wdr 3 Jazznacht, 1./2. 2. 2014, 20:05

Schulen musizierenDie Gesamtschule Iserlohn bietet einen »musischen Zweig« an. In Zeiten, in denen der Schwerpunkt schulischer Ausbildung auf »harte« Fächer wie etwa Mathematik, Infor-matik oder Physik gelegt wird, ist ein Musik-unterricht in dieser Form eine Besonderheit. Seit dem Schuljahr 1998/99 gibt es für die Jahrgänge 5 bis 8 Musikklassen, in denen die Schüler einen Zugang zur Welt der klas-sischen, aber auch populären Musik bekom-men. Darüber hinaus haben sie in Iserlohn die Möglichkeit, ihr erworbenes Wissen in verschiedenen, stilistisch breit gefächerten Musik-AGs zu vertiefen. Dass dieses nicht alltägliche Bildungsangebot funktioniert, das zeigt sich auch in der Arbeit der Big Band dieser Gesamtschule. 2003 wurde das Jazz-orchester im Rahmen einer Big-Band-AG ins Leben gerufen, 2008 erhielt es seinen heuti-gen Namen JazZination und ist zusammen mit den anderen Musikangeboten ein Para-debeispiel dafür, wie erfolgreich ein musi-scher Zweig an einer weiterführenden Schule sein kann.

2008 war ein Wendepunkt für diese Schüler-Big-Band. Damals ging die Nachwuchsband JazzTeens an den Start, die so etwas wie eine Talentschmiede für JazZination gewor-den ist. Außerdem ergaben sich Kooperatio-nen mit anderen Bildungseinrichtungen – allen voran mit der Glen-Buschmann-Jazz-Akademie in Dortmund – und Konzerte, Wettbewerbe und Workshops nahmen einen breiten Raum ein. Man machte für Nils Land-grens Funk Unit den Opener, vertrat das Land NRW bei der Bundesausscheidung von

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wdr Jazzpreisträger 2013 »Ehrenpreis« Nachwuchsförderung im Bereich Tonträger/LabelsMit Call It [em] fiel 2005 der Start-

schuss für »Young German Jazz«: Michael Wollny’s Trio [em]

Feierten 2013 die 50. CD-Veröffentlichung der Edition »Jazz thing Next Generation«: The BIG Jazz thing

ACT »Young German Jazz«

Double Moon »Jazz thing Next Generation«

2020

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Fr 31. 1. 2014 | 20:15 | Verleihung wdr jazzpreis 2014Theater Gütersloh, Theatersaal

Loch, der sich gerne als »Triebtäter in Sachen Jazz« bezeichnet, hat aber stets auch den Nachwuchs im Blick. Er sei »auf der Suche nach jungen Talenten, bei denen sich er-kennbar eine Persönlichkeit herausschält.« Als er 2005 das Demo eines bis dato unbe-kannten Pianisten hörte, beschloss er, eine Serie für Nachwuchsjazzer ins Leben zu rufen. Es war die Geburtsstunde von »Young German Jazz« – und der Start der erfolg-reichen Karriere des Pianisten Michael Wollny. Wollny, der heute zu den wegwei-senden Musikern seiner Generation zählt, ist nur ein Beispiel der Erfolgsgeschichte. Auch Trompeter Julian Wasserfuhr, Sänger Michael Schiefel oder das Trio Three Fall haben von dieser Förderung (die sich im Gegensatz zu »Jazz thing Next Generation« nicht auf eine Produktion beschränkt) pro-fitiert und nicht zuletzt dadurch ihren Platz in der Jazzlandschaft gefunden.

Gleichgültig, ob eine oder mehrere CDs veröffentlicht werden, egal, wie gut die Hil-festellung seitens der Musikindustrie auch ist, Dueck rät jedem jungen Musiker zu einem Maximum an Eigenverantwortung und -initiative: »Den Sprung ins Wasser müssen die Musiker selbst wagen, um bei uns dann das ›Seepferdchen‹ machen zu können. Alle weiteren Abzeichen kommen wieder durch eigene Leistung.« Text Jörg Heyd

Moderation Götz Alsmann

Sendung wdr 3 Jazznacht, 1./2. 2. 2014, 20:05

wdr jazzpreis2014

Die nächste GenerationWas macht eine gute Talentförderung in der Musikbranche aus, was braucht diese und an welche Bedingungen ist sie geknüpft? Früher war es für Plattenlabels eine Selbst-verständlichkeit, in ihren Katalog neben internationalen Größen auch unbekannte Newcomer aufzunehmen. Manchmal ging die Rechnung auf und aus den Newcomern wurden erfolgreiche Bands; manchmal blieb es dennoch ein Zuschussgeschäft.

Auch heutzutage gehört viel Einsatz und Mut dazu, wenn man junge Bands im Markt platzieren will. Umso erfreulicher ist, dass es ausgerechnet im Jazz zwei CD-Editionen gibt, die sich kompromisslos um den Nach-wuchs kümmern. Die Produzenten Siggi Loch von ACT und Volker Dueck von Double Moon Records sowie Jazz-thing-Herausgeber Axel Stinshoff haben es verstanden, dass sich Nachwuchsförderung und Kontinuität gegenseitig bedingen. »Jazz thing Next Ge-neration«, eine Kooperation der Fachzeit-schrift Jazz thing und Double Moon Records, konnte kürzlich sogar die 50. (sic!) CD-Ver-öffentlichung befeiern. Viele junge Jazzmu-siker, darunter wdr jazzpreis-Gewinner wie Trompeter Frederik Köster oder Pianist Sebastian Sternal, veröffentlichten hier ihre Debüts und nutzten die Edition als Sprung-brett für ihre Karriere.

ACT Music hat viele Musiker aus Skandina-vien unter Vertrag, unter ihnen der 2008 ver-storbene Pianist Esbjörn Svensson oder der schwedische Posaunist Nils Landgren.

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Claudio Puntin

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Fr 31.1.2014 | 23:00Theater Gütersloh, Studiobühne

Bevor Claudio Puntin an der Jazzabteilung der Hochschule für Musik und Tanz Köln Klarinette studierte, ließ er sich zum Goldschmied aus-bilden. Auch wenn sich zwischen diesem Kunsthandwerk und seiner späteren Lauf-bahn als Musiker keine konkrete Verbindung herstellen lässt, so erklärt es dennoch seine Erfindungsgabe und sein handwerkliches Geschick, neue Klanggerätschaften zu ent-werfen und zu bauen. Wie zum Beispiel das »Zischboard«, das mit seinen Luftdüsen, die auf verschiedenen Tonhöhen »blasen«, mitt-lerweile vielen Projekten des Klarinettisten gleichermaßen eine ungewöhnliche Klang-ästhetik wie ein eigenwilliges Sounddesign verleiht. Und natürlich hat das »Zischboard« auch seinen Platz in Puntins unbegleitetem Solospiel auf der Klarinette.

Der 1965 im schweizerischen Zug geborene Puntin ist stets ein Grenzgänger im wahrsten Wortsinn: Der Klarinettist fühlt sich in einem traditionellen musikalischen Umfeld ebenso zuhause wie in einem avantgardistischen Klangkosmos. Als Virtuose auf seinem Instru-ment ist er in unterschiedlichen Besetzungen – vom kammermusikalischen Duo über Arbei-ten mit Streicherensembles bis hin zu Big Band und Orchester – weltweit auf den Kon-zertbühnen präsent und setzt zudem seine instrumentaltechnischen Fertigkeiten als Komponist und Produzent von Hörspielen, Theater- und Filmmusiken ein.

Dass dem ersten wdr jazzpreis-Träger 2004 in der Kategorie »Improvisation« kreativer Stillstand ein Greuel ist, das zeigt Puntin vor allem in seinen unbegleiteten Klarinetten- Solokonzerten. Auch darin verarbeitet er sei-ne bisher erworbenen Erfahrungen mit der Folklore Europas oder mit der Klarinetten-tradition des Balkans, mit der komponierten Neuen Musik oder mit der stilistischen Viel-falt des Jazz und der improvisierten Musik. Denn Puntins Ziel ist es, den Moment einzu-fangen, in dem Musik entsteht: direkt und ohne Filter, ad hoc und in »real-time«. »Mich interessiert in erster Linie das Bewegende«, betont er, »das hat für mich mit Selbstver-ständlichkeit und Wahrhaftigkeit zu tun. Mir liegt es, schnell zu sein in Entscheidungen, vielen Entscheidungen auf einmal – so viele, dass ich nicht mehr zu entscheiden brauche. Ich liebe Aktionen in Echtzeit: immer wieder von neuem erleben.«

Besetzung Claudio Puntin · cl, perc, electr

Sendung wdr 3 Jazznacht, 1./2. 2. 2014, 20:05

Aktionen in Echtzeit

Programm | 23

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Claudio Puntin ambiq

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Sa 1.2.2014 | 19:00 Theater Gütersloh, Studiobühne

Donald »Don« Buchla ist ein Pionier der elektronischen Musik. Buchla, der nicht nur Musik sondern auch Physik studiert hatte, entwickelte Anfang der 1960er-Jahre in Zu-sammenarbeit mit den beiden Gründern des »San Francisco Tape Music Centers«, Ramon Sender und Morton Subotnick, einen modu-laren Synthesizer. Aber schon dieser erste »Buchla« war kein Gerät, mit dem Naturtöne imitiert wurden. Also kein Synthesizer, wie man ihn heute versteht, sondern ein echtes elektronisches »Musikinstrument«. Mehrere hintereinander geschaltete Module sorgen mit ihren verschiedenen Filterfunktionen da-für, dass einerseits elektronisch generierte Frequenzen zum Klingen gebracht werden und sich andererseits über einen Mikro-foneingang analoge Sound bearbeiten und verfremden lassen. Weil all das in »Echtzeit« passiert, ist ein modularer Synthesizer wie geschaffen für Jazz und improvisierte Musik.

Dreh- und Angelpunkt im neuen Trio ambiq mit den beiden Schweizern Claudio Puntin (Klarinette und Elektronik) und Samuel Roh-rer (Drums und Elektronik) ist die »Buchla Modu larelektronik«, bedient vom Österrei-cher Max Loderbauer. »Der Klang dieses Trios hat den Schritt in eine neue Zukunft gemacht – und damit den Griff ins nächste Regal der Musik«, beschreibt Puntin das Einmalige des ambic-Konzepts, »auf diesem liegen kleine Statuetten, ein paar Bücher, eine Lavalampe, einige Kerzen und eine Fernsteuerung. Nachts, wenn niemand denkt, fangen sie an sich zu bewegen, treffen unbekannte

Freun de, schweben auf andere Regale, tauschen Licht und Wörter aus, Posen und Reihenfolgen – und entdecken im Spiegel ihrer Klänge ein neues Antlitz.«

Puntins bildhafte Beschreibung trifft den Kern der Improvisationsmusik von ambiq. Für diese Band ist die heterogene Ästhetik einer aktuellen Musik der Fundus, in den man greift, um auf die Suche nach tatsäch-lich »ungehörten« Klängen zu gehen. Post-Rock oder Free Jazz, Folklore, improvisierte oder Neue Musik: Puntin, Rohrer und Loder-bauer geht es nicht um Verbindungen zwi-schen den Gattungen und Genres, sondern um deren Anspruch auf Gleichzeitigkeit – um ein Amalgam also, dessen diverse Bestand-teile zwar deutlich sichtbar sind, die sich aber stets durch die Aggregatzustände ver-flüchtigen. Die »Buchla Modularelektronik« ist in diesem beständig vorwärtsschreiten-den Prozess der Transformator, durch den die analog und digi tal generierten Sounds geschickt werden, um am Schluss eine neue Gestalt anzunehmen.

Besetzung Claudio Puntin · cl, electr | Samuel Rohrer · dr, electr | Max Loderbauer · buchla modularelektronik

Sendung wdr 3 Jazznacht, 1./2. 2. 2014, 20:05

Schritt in eine neue Zukunft

Programm | 25

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Steffen Schorn & Norwegian Wind Ensemble

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Sa 1. 2. 2014 | 20:15Theater Gütersloh, Theatersaal

Dass Norwegen ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu sein scheint, wenn es um Förderung von aktueller Musik geht, das dürfte auch außerhalb Skandinaviens be-kannt sein. Dass es aber auf dessen musika-lischer Landkarte noch immer Entdeckungen zu machen gibt, das dürfte dann doch über-raschen. Wie zum Beispiel das Norwegian Wind Ensemble, das seinen Sitz im südöst-lich von Oslo gelegenen Städtchen Halden hat. 1734 gegründet, ist dieses Ensemble heute ein Orches ter, unter dessen Dach sich vorwiegend Holz- und Blechbläser mit notierter und improvisierter Musik ausein-andersetzen.

Der deutsche (Tief-)Holzbläser, Komponist und Erfinder des musikalischen Systems der »Monster Scales«, Steffen Schorn, hat als eine Art »Conductor In Residence« drei Jahre mit dem Norwegian Wind Ensemble gear-beitet und in dieser Zeit einige ungewöhn-liche Orchesterwerke auf den Weg gebracht. »Bei der Arbeit mit Big Bands muss ich mich normalerweise fragen, was ich weglassen kann«, erzählt der wdr jazzpreis-Gewinner »Komposition« von 2009, »beim Norwegian Wind Ensemble besteht dieser Zwang nicht, weil jede Stimme mehrfach besetzt ist. Das kommt mir als ›antilinearem‹ Menschen ent-gegen. Als solcher bin ich immer wieder ger-ne Dirigent, bleibe aber mit Leib und Seele Spieler und Impro visator.«

Tiefenträume ist der Titel der Suite, die Schorn zuletzt mit diesem Ensemble reali-siert hat. Zwei tonal freie Dreiklänge bilden die Basis, die Schorn beständig durch die Orchesterstimmen führt, um stets musika-lische Kettenreaktionen auszulösen. Kom-plexes eingängig klingen zu lassen, harmo-nische Kontraste farbenreich zu setzen oder eine rhythmisch-metrische Experimentier-lust: All das setzt er mit den Norwegern kon-genial in Szene. Aus Köln ist Roger Hanschel dabei. Mit feinsinnig schattiertem Fabulier-sinn tritt dieser Saxofonist dem breitwan-digen Orchesterklang entgegen, mit seiner intuitiven Impro visationskunst, mit Parame-tern wie Mikro tonalität oder dem Stauchen der Tonhöhen emotionalisiert und reflektiert er gleicher maßen Schorns musikalisch rauschhaftes Ereignis namens Tiefenträume.

Besetzung Steffen Schorn · bs, cl, bfl,

b-tubax, comp, cond | Roger Hanschel · as,

f-mezzo-s | Linn Aasvik, Ingrid Holmen · fl | Astrid Gundersen, Torunn Irene Kristensen ·

oboe | Christer Bergby, Leann Currie,

Embrik Snerte · basson | Eirik Jordal, Knut

Henriksen, Thorleif Bergby, Roar Alnes

Aarum, Tor Egill Hansen · cl | Geir Holm,

Camilla Sørensen · sax | Britt Larsen, Steinar

Nilsen · horn | Frank Brodahl, Marius Haltli,

Torgeir Haara · tp | Tarjei Grimsby, Hans

Gunnarstorp, Torild G Berg · tb | Roger

Fjeldet · tu | Roger Morland · b | André

Fjørtoft, Espen Olsen · perc | Rob Waring ·

vib | Knut Ålefjær · dr

Sendung wdr 3 Jazznacht, 1./2. 2. 2014, 20:05

Im Rausch der Tiefe

Programm | 27

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Vincent Peirani Thrill Box

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Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Eigentlich wollte Vincent Peirani Schlagzeug lernen. Doch sein Vater drückte ihm ein Ak-kordeon in die Hände und sagte: »Lern die-ses Instrument.« Damals war Peirani zwölf Jahre alt – und war entsetzt: ein Instrument, auf dem alte Menschen Volksmusik spielen. Doch der Sohn gehorchte – und lernte schnell. Zuerst die »Musik für alte Menschen«. In Frankreich heißt das: die so typischen Mu-sette-Walzer. Aber schon bald fand er heraus, dass man auf dem Akkordeon auch die Werke eines Mozart, Bach oder Mendelssohn inter-pretieren kann. Als 16-Jähriger erkrankte er an Krebs und ein Freund brachte ihm CDs ins Krankenhaus – auch vom Pianisten Bill Evans. »Das war ein Flash«, erinnert sich der 1980 in Nizza geborene, mittlerweile in Paris lebende Peirani, »daraufhin habe ich alle Evans-Stücke für das Akkordeon transkribiert – lustiger-weise zuerst das Schlagzeug.«

Über die improvisierte Musik entdeckte Peirani, wie vielseitig die Ausdrucksmittel des Akkordeons sind. Das Spektrum der Klangfarben ist breit, die dynamischen Mög-lichkeiten sind fein differenziert. Der Sound ist warm und rund, gleichzeitig kann das Akkordeon auch aggressiv und animalisch klingen. Und es lässt sich perkussiv wie ein Schlagzeug spielen. Peirani gehört der Generation junger Musiker an, für die es kei-ne Grenzen zwischen den Genres gibt. Rock oder Pop, Jazz oder Neue Musik, Fol klore oder Weltmusik: All das sind Facetten, die sich durch Peiranis Vorstellungskraft zu

einem unendlichen Kosmos zusammenfü-gen. Dadurch konnte der Jungspund all die Bedenken vom Tisch räumen, die seine Landsleute hatten, als er mit dem Akkordeon in der Hand die Jazzszene in Paris betrat.

»Thrill Box« ist nicht nur der Titel seiner aktu-el len CD, sondern auch ein Synonym für seine Band. Ein Raum, in dem sich der Akkordeonist mit Musikern unterschiedlichen Alters trifft, um in einen kreativen Dialog zu treten: über die Gleichzeitigkeit der musikalischen Gat-tungen etwa, über die fragile Schönheit einer Melodie oder über die verschiedenen Deu-tungs möglichkei ten eines Akkords. Im Zen-trum seiner »Thrill Box« steht das gleich-schenklige Dreieck aus Akkordeon, Bass (Michel Benita) und Piano (Benjamin Mous-say). Dieses Dreieck wird durch weitere Solisten zum Rotieren gebracht: durch den Bassklarinettisten (und Bandoneonspieler) Michel Portal, durch den Sopransaxofonis-ten Emile Parisien oder den Gitarristen Ngu-yên Lê. Denn improvisierte Musik heißt für Peirani immer auch, flexibel auf ständig sich verändernde Situationen zu reagieren.

Besetzung Vincent Peirani · acc, voc | Michel Benita · b | Benjamin Moussay · p | Emile Parisien · ss | Michel Portal · cl | Nguyên Lê · g

Sendung wdr 3 Jazznacht, 1./2. 2. 2014, 20:05

Sa 1.2.2014 | 21:30 Theater Gütersloh, Theatersaal

Aggressiv und animalisch

Programm | 29

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Jonas Burgwinkel

Jonas Burgwinkel und Günter »Baby« Sommer

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Sa 1.2.2014 | 23:00Theater Gütersloh, Studiobühne

Ein Treffen zweier Generationen von Jazz-schlagzeugern aus Deutschland: Als der mitt-lerweile 70-jährige Günter »Baby« Sommer beim ersten wdr 3 jazzfest in Köln Anfang 2013 sein Solokonzert beendet hatte, ging der damals 31-jährige Jonas Burgwinkel auf ihn zu, um seinen ostdeutschen Instrumen-talkollegen zu begrüßen. Beide standen noch unter dem Eindruck des gerade Gehörten, freu ten sich aber darüber, sich endlich per-sönlich kennenzulernen. Man begegnete sich mit Hochachtung und ließ sich auf einen lockeren Plausch unter Kollegen ein. Das dabei entstandene Foto macht das Beson-dere der Atmosphäre beim ersten Treffen von Sommer und Burgwinkel offensichtlich: emphatisch, freundlich und respektvoll.

Der Dresdener Schlagzeuger ist für Burgwin-kel indes eines nicht: ein Vorbild. Denn der 1981 in Aachen geborene Burgwinkel gehört dieser neuen Generation der jungen »Wilden« an – Jazzmusikern aus Deutschland, für die nichts unspielbar zu sein scheint, deren Ergebnisse aber dennoch stets so überzeu-gend ausfallen. Längst ist Burgwinkel, der 2009 mit dem Bassisten Robert Landfermann den wdr jazzpreis erhalten hat, als Schlag-zeuger immer dann gefragt, wenn es darum geht, den konkreten Beat bis zur Unkennt-lichkeit zu abstrahieren und das rhythmische Fundament selbst unter Spannung zu setzen; gleichgültig, ob im Pablo Held Trio, ob in einem der Projekte aus dem Dunstkreis des Jazzkollektivs Köln, KLAENG, oder in seiner eigenen Formation Source Direct.

Jetzt stellt sich Burgwinkel einer neuen Her-ausforderung: zum ersten Mal ein unbeglei-tetes Schlagzeug-Solokonzert vor Publikum zu geben. Dafür verlässt er sich nicht nur auf sein Gespür, den richtigen Moment zu ergrei-fen, in dem Musik entsteht, sondern wirft im Fluss seiner improvisatorischen Ideen Anker aus, um kurz innehalten zu können, bevor er eine neue Richtung einschlägt. An diesen Ankerplätzen experimentiert er mit unter-schiedli chen Klangmöglichkeiten seines In s-truments: analog, in dem er zum Beispiel seine Trommeln mit Gongs abdeckt, oder digital, in dem er den Sound seines Drum-sets elektronisch verfremdet. Vor allem aber ruft er Erinnerungen an seine Jugendjahre in Aachen wach, um für sich einen speziellen Spielmodus zu erzeugen. »Zuhause hatten wir immer Hunde, mit denen wir Kinder allei-ne spazieren gehen mussten«, erzählt er, »und während dieser Spaziergänge habe ich ständig irgendwelche Rhythmen vor mich hingesungen. Genau in diese besondere Stimmung will ich kommen, wenn ich mein erstes Schlagzeugsolo-Konzert spiele.«

Besetzung Jonas Burgwinkel · dr, electr

Sendung wdr 3 Jazznacht, 1./2. 2. 2014, 20:05

Ankerwürfe

Programm | 31

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Alexander Hawkins Nonet

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So 2.2.2014 | 19:00Theater Gütersloh, Studiobühne

Eigentlich ist es kein Nonett, sondern ein Oktett mit Alexander Hawkins als Dirigenten. Dann ist es aber auch wieder ein Nonett: Denn der 1981 im englischen Cambridge ge-borene Hawkins versteht sich als »Instant Composer«, der gemeinsam mit seinem Ensemble auf der Grundlage der von ihm ge-schriebenen Partituren ad hoc Musik impro-visiert. Und mehr noch: Auf der Bühne steht oft ein Flügel, an den sich Hawkins immer dann setzt, wenn er sein Dirigentenpult ver-lässt, um als Pianist selbst ins musikalische Geschehen einzugreifen.

Eine Erklärung für seinen flexiblen Umgang mit den Besetzungen ist darin zu finden, dass Hawkins Autodidakt ist. Als Jugendlicher lernte er zwar das Kirchenorgelspielen und wechselte später zum Klavier, aber anstatt sich an einer Hochschule zum Profimusiker ausbilden zu lassen, studierte er Jura – und blieb der Jazzliebhaber, den bis heute das Schaffen einer historischen Größe wie Duke Ellington ebenso fasziniert wie die frei tonale Improvisationskunst der »Association For The Advancement Of Creative Musicians« aus Chicago. Vor allem aber ist er ein glühender Anhänger des Barock-Komponisten Johann Sebastian Bach, mit dessen Werk er sich über das Spielen der Kirchenorgel auseinan-dergesetzt hat.

Mit seiner Suite One Tree Found, einer Auf-tragskomposition der englischen bbc für das Festival »Baroque Spring«, bringt Hawkins die strenge Kontrapunktik Bachs mit dem freiheitlichen Spirit des Jazz in Einklang. Als Grundlage dienen ihm Bachs sechs Triosona-ten für Orgel, die mit ihren dreistimmigen Fugen zu den schwiergsten Orgelstücken zählen. Doch Hawkins liefert keine Imitation dieser Triosonaten, sondern experimentiert zum Beispiel mit der auch für ihn »magi-schen« Ziffer 3: In den sieben Sätzen seiner Suite führt er oft drei Instrumente mit grund-verschiedenen Klangcharakteristika zusam-men. Deren Stimmen lässt er gegen- und ineinanderlaufen, woraus stets neue Klänge entstehen, über die die Musiker improvisie-ren. Eine Art »musikalisches« Kreuzworträt-sel, aus dem sich auch der Name der Suite erklärt: »Wenn ich komponiere, dann spiele ich oft mit einem ungewöhnlich klingenden Wort herum. Im Fall der Suite war es ›Anti-phon‹: ›an‹ = unbestimmter Artikel = ›One‹; ›ti‹ = ›Two‹ (fast) = ›Three‹ (fast: wegen der Dreistimmigkeit der Musik) = ›Tree‹; ›phon‹ = ›Found‹; also: ›One Tree Found‹.«

Besetzung Alexander Hawkins · p, cond | Christopher Cundy · bcl, cbcl | Peter Evans · tp | Pete McPhail · sax, fl | Hannah Marshall · vc | Oren Marshal · tu | Percy Pursglove · tp, b | Mark Sanders · dr | Byron Wallen · fl, euphonium

Sendung wdr 3 Konzert, 10. 4. 2014, 20:05

Musikalisches Kreuzworträtsel

Programm | 33

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Rebekka Bakken Trio

Rebekka Bakken

Eivind Aarset

Jan Bang

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So 2.2.2014 | 20:15Theater Gütersloh, Theatersaal

Sie selbst sieht sich nicht als Jazzsängerin. Sie ist keine dieser Vokalistinnen, die ihre Stimme als Instrument benutzen, um über Akkord-Changes von Stücken aus dem »Great American Songbook« zu scatten. Für sie sind weder die afroamerikanische Blues-tradition noch der Broadway mit seinen Musicals die Basis, auf der sie ihre Musik präsentiert. Die 1970 in der norwegischen Hauptstadt Oslo geborene Rebekka Bakken ist vielmehr eine Singer/Songwriterin à la Joni Mitchell, die mit poetisch-verschlüssel-ten Lyrics ihre Seele nach außen kehrt und eine Musik dazu »erfindet«, die die Poetik ihrer Texte mal kongenial unterstreicht, mal schroff kontert. Bakken kennt keine musika-lischen Grenzzäune: Die archaische Folklore ihrer Heimat Norwegen kann ebenso Inspira-tion sein wie die stilistisch heterogene Roots-Music aus den USA.

»Ich brauche Musik mehr als diese mich braucht«, hat die Sängerin einmal gesagt, »denn ich liebe all das, was Musik lebendig werden lässt. It’s no big deal.« Diese Zurück-haltung, diese Unbeschwertheit ist auch Er-klärung dafür, weshalb es Bakken glückt, sich unbefangen einer »fremden« Musik zu öffnen und diese so zu verinnerlichen, als wäre sie auf ihrem eigenen musikalischen Boden gewachsen. Musik ist aber auch Refu-gium für die Sängerin, Rückzugsort der Ruhe und des Innehaltens. Denn seit Langem zieht die polyglotte Sängerin um die Welt: von Oslo nach New York etwa, später dann nach Wien und von dort in die Nähe von Stockholm.

Bakkens Rastlosigkeit gibt ihr auch die Mög-lichkeit an die Hand, sich immer wieder auf musikalische Abenteuer einzulassen. Ihre Drei-Oktaven-Stimme ist für ihr neues Trio Mittel zum Zweck, um mit ihren Landsleuten Eivind Aarset (Gitarre) und Jan Bang (Elek-tronik) auf einer Ebene zu kommunizieren, auf der es keine Worte braucht, um sich tief-greifend zu verständigen. Aarset, der in den vergangenen Jahren den zum Klischee geworde nen Begriff vom »Nordic Sound« der Jazzmusiker Norwegens gegenüber Ambient, Art-Rock und Heavy Metal öffnete, breitet weite Klangflächen aus diversen Texturen aus, während Bang diese mit der vielseitigen »Cut & Paste«-Ästhetik der DJ-Kultur grun-diert und aufraut. Und Bakken ist gleichsam die Moderatorin, die mit ihrer ausdrucks-starken Vokalkunst die Fäden knüpft und Wechselwirkungen herstellt.

Besetzung Rebekka Bakken · voc | Eivind Aarset · g, electr | Jan Bang · electr

Sendung wdr 3 Konzert, 24. 2. 2014, 20:05

Rastlos polyglott

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Andy Emler MegaOctet

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So 2. 2. 2014 | 21:30Theater Gütersloh, Theatersaal

2012 feierte ein Film über den französischen Pianisten und Bandleader Andy Emler und sein MegaOctet Premiere. Regisseur Richard Bois wollte aber keine typische Dokumen-tation drehen. Sein Anliegen geht tiefer: Für ihn sind improvisierte Musik im Allgemeinen und Emler mit seinem Ensemble im Besonde-ren Paradebeispiele für eine funktionierende Demokratie: mit flachen Hierarchien, kurzen Entscheidungswegen und intensiven Diskus-sionen zwischendrin. Deshalb hat er »Fach-fremde« – eine Journalistin, einen Manager, einen Ex-Admiral und andere – zur Studio-session der MegaOctet-CD E Total einge-laden. Die sollten sich auch in den Produk-tionsprozess einbringen: mit kontrovers geführten Gesprächen über das Gehörte, aber auch über gesellschaftliche, politische und kulturelle Themen. »Zicocratie« ist der Titel dieser Doku – eine vieldeutige Wort-schöpfung, die sich auf den Essay-Band En Avant La Zizique des Autors (und Jazz-trompeters) Boris Vian bezieht.

Der 1958 geborene Emler ist in Sachen Jazz ein Spätberufener. Als Jugendlicher hörte und spielte er lieber die Rock- und Popmusik der 1970er-Jahre, anstatt sich mit Miles Davis oder John Coltrane zu beschäftigen. Zur im-provisierten Musik kam er erst während sei-nes klassischen Klavierstudiums. Von da an war es um ihn geschehen. Stand anfangs das Piano-Vibrafon-Duo mit seinem Schulfreund Antoine Hervé im Mittelpunkt, so vergrößer te sich Emlers Fokus im Laufe der Jahre: von einem eigenen Quintett über seine Mitarbeit

in der ersten Besetzung des Orchestre Natio-nal De Jazz bis hin zur Gründung des Mega-Octet 1989.

Seitdem ist viel passiert: Die Besetzungen von Emlers Mini-Big-Band wechselten, der früher so eklektische Stilmix aus Funk und Rock, Jazz, Neuer Musik und der Klangsprache der Romantik konzentrierte sich später auf den improvisatorischen Output der Musiker. Aus dem »elektrischen« Kammer-Orches ter von einst wurde das akustische Setting des MegaOctet von heute. Die notierten Vorlagen sind Skizzen, deren endültige Gestalt kollek-tiv improvisiert wird. Der Ensem bleklang ist gleichermaßen schwerelos wie kraftvoll, der Gegensatz von Komposition und Improvisati-on wirkt wie aufgehoben. Das Eckige und Kantige der Musik kontert man mit Humor und Witz, das Lineare des melodischen Flusses changiert mit einer prallen Harmo-nik, das Absurde und Ironische wird mit Lei-denschaft und Ernsthaftigkeit vorgetragen. »Eine quicklebendige, europäische Musik für das 21. Jahrhundert«, so Emlers Definition seines MegaOctet.

Besetzung Andy Emler · p, comp, cond | Laurent Blondiau · tp, flh | Sylvain Rifflet ·

ts, bcl | Thomas De Pourquery · as, ss, voc

| Philippe Sellam · as | François Thuillier ·

tu | Claude Tchamitchian · b | Chander

Sardjoe · dr | François Verly · marimba, perc

Sendung wdr 3 Konzert, 6. 2. 2014, 20:05

Zicocratisch

Gefördert durch:

Programm | 37

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ABBEy LINcoLN *

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Ein großer runder Tisch, mitten im Raum, Äpfel und Ananas, Birnen und Bananen, ganz viel Obst und andere Köstlichkeiten. Viele, viele Menschen, Gütersloher aller Altersklas-sen, die Blicke noch leicht verklärt von dem musikalischen Erlebnis, das sie gerade hat-ten. Dazwischen etwas verwirrt und in einem Status angenehmer Erschöpfung diejenigen, die hier im Mittelpunkt stehen: Musiker – in diesem Fall: Bassist Ray Brown, Pianist Monty Alexander und Gitarrist Russell Malone –, die gerade unten in der Stadthalle Gütersloh ein Konzert gaben, zwei Sets lang, die sich ver-

Gütersloh ist Provinz. Eine Aussage, der wohl viele zustim-men würden. Doch Gütersloh, diese mittelgroße Stadt am nordöstlichen Rand Nordrhein-Westfalens, ist eins: ein Paradebeispiel dafür, wie prächtig Kultur in der Provinz gedeiht. Dass auch und gerade Jazz und improvisierte Musik im Kulturleben der Stadt an der Dalke eine maßgebliche Rol-le spielen, das macht Stefan Hentz mit seinem historischen Abriss über »Jazz in Gütersloh« deutlich.

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jazz in gütersloh

ausgabten und an der Aufmerksamkeit ihrer Musik gegenüber erfreuten. Sie haben etwas geleistet, haben sich ihre Belohnung ver-dient, einige Leckerbissen nach dem Konzert, einen Drink oder zwei, bis das Adrenalin zur Ruhe kommt, das wird hier von allen aner-kannt. Nach einer Weile kommt Bewegung in den Raum, eine Schlange bildet sich.

I n T h e C ou n T ry

* ydo Sol ist Fotograf und Fotodesigner, der in Gütersloh

lebt und arbeitet. Seit Anfang der 1990er-Jahre hat er

zahlreiche US-Jazzmusikerinnen und -musiker porträtiert:

neben Abbey Lincoln, Benny Golson und Nina Simone,

Herbie Hancock, John Lurie oder Roy Hargrove.

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| Jazz in Gütersloh40

BENNy GoL SoN

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Alle, die hier stehen, halten eine LP in der Hand, eine CD, ein Programmheft, irgendet-was: Die Musiker mögen doch bitte signie-ren. Und das tun sie dann, ein freundliches Wort für jeden, bis schließlich alle zufrieden sind. Seit sie aus der verschwitzten Enge der Jazzclubs in die Sphäre der Konzerthallen aufgestiegen sind, erleben sie so viel Nähe zum Publikum nur noch selten. Und es fühlt sich offenbar gut an, viele kommen gerne wieder: »Jazz in Gütersloh«.

Auf Graswurzelbasis

Mit seinen knapp 100 000 Einwohnern und der etwas abseitigen Lage zwischen Ems und Teutoburger Wald ist Gütersloh nicht gerade das westfälische Harlem, von der coolen Urbanität einer Jazz-Metropole ist hier nicht viel zu finden. Dennoch genießt die Stadt unter Jazzmusikern seit langem einen Ruf als

ein Ort, wo die Musik auf ein ebenso erfahre-nes wie sachkundiges und freundliches Pub-likum trifft. Nicht selten vermag dieses Publi-kum den Musikern ein Gefühl von Respekt, Akzeptanz und einen gewissen emotionalen Überschuss zu vermitteln, das – wenn auch in anderer Form – mit dem Gefühl verwandt ist, aus dem heraus »Community« entsteht.

Den Grundstein für die Jazzstadt Gütersloh legten amerikanische G.I.s in den drei Mona-ten zwischen der Besetzung der Stadt am 1. April 1945 und der Weitergabe der Besat-zungshoheit über die Stadt an die Britische Rheinarmee im August. Auf Graswurzelbasis, mitgebracht von spielenden Amateuren unter den stationierten Soldaten, sickert – wie in anderen Städten der britischen Besatzungs-zone – zunächst eher der traditionelle Jazz nach Gütersloh. Während der englische Sol-datensender BFBS die Besatzungstruppen über das Musikgeschehen in der Heimat auf dem Laufenden hält, spielen in den britischen Clubs in Güters loh britische Musiker für briti-sche Zuhörer.

Es dauert noch, bis das Güters loher Jazzleben dokumentiert wird. Erst als der Oldtime-Jazz seine zweite Blüte schon lange hinter sich

hatte und weit hinter Rock’n’Roll und Beat zurückgefallen ist, fin-det Ken Colyer’s Jazzmen & Skif-fle Group, eine der wichtigsten Bands des UK-Old time-Jazz, am 4. November 1968 in der Stadt an der Dalke ein aufnahmebereites Publikum. Ein knappes Viertel-jahrhundert nach Kriegsende hat die kulturelle Prägung durch die britische Besatzung schon stark

nachgelassen, musikkulturelle Highlights setzten eher US-amerikanische Künstler wie die vier Sänger des Golden Gate Quartet, der Blues-Pianist Champion Jack Dupree oder die Gospelsängerin Mahalia Jackson, die am 17. September 1971 vor mehr als 1 500 frenetisch ju belnden Zuhörern in der ausverkauften Gü-tersloher Sporthalle eines ihrer letzten Kon-zerte gibt, bevor sie vier Monate später stirbt.

Während der englische Soldatensender

BFBS die Besatzungstruppen über das

Musikgeschehen in der Heimat auf dem

Laufenden hält, spielen in den britischen

Clubs in Gütersloh britische Musiker für

britische Zuhörer.

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NINA SIMoNE

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»Jugendkultur« Jazz

Der Jugendkulturring, ein Angebot des Jugend-amtes der Stadt Gütersloh, das kulturell inter-essierten Jugendlichen die Möglichkeit bot, durch ehrenamtliches Engagement im Jugend-kulturrat das kulturelle Angebot in der Stadt mitzugestalten, hatte bereits in den späten 1960er-Jahren bei der Veranstaltung von Jazz-konzerten in Gütersloh die Feder geführt. Im folgenden Jahrzehnt baut der Jugendkul-turring diese Tätigkeit aus. In Gütersloher Schulen entsteht ein erstklassiges Konzert-programm: Saxofonisten wie Klaus Doldinger oder sein Antipode aus dem Lager der Avant-garde, Peter Brötzmann, bzw. Pianisten wie der französische Play-Bach-Erfinder Jacques Loussier oder der Rock-Jazz-Pianist Jan Huydt aus den Niederlanden umreißen die stilis-tische Gemengelage, die sich nach dem Tod

der Leitfigur John Coltrane im Jazz ausbreite-te. In dem Maß, wie die Konzerte des Jugend-kulturrings auf wachsende Resonanz stoßen, intensiviert sich auch seine Veranstaltungs-tätigkeit – irgendwann wird der stete Wechsel der Veranstaltungsräume zum Problem. Das Jazz programm wird im städtischen Jugend-zentrum heimisch. Dort arbeitet der aus Ober-

schlesien stammende Josef Honcia als Sozial-arbeiter, ein Jazz-Maniac, der mit seiner Energie zunehmend das Jazz-Geschehen in der Stadt prägt.

Anspruch und Spaß

Im Januar 1981 bekommt die Zusammenarbeit zwischen Jugendkulturring und Jugendzent-rum mit dem Namen »Jazz in Gütersloh« ein Etikett – und die Veranstaltungstätigkeit nimmt Fahrt auf. Einerseits setzen Honcia und sein Team mit der Proklamation des »Primats der Anspruchsvollen Musik« in ihrer ersten Programmpräsentation alle Sympathien aufs Spiel; an gleicher Stelle räumen sie jedoch ein, dass auch bislang der Jazzmusik indiffe-rent gegenüberstehende Musikfans »ihre Freude« an ihrem Programm haben sollen. Anspruch und Spaß: Mit Konzerten von Musi-

kern wie dem Pianisten Christoph Spendel, dem Bassisten Ali Hau-rand, dem Gitarristen Philippe Caillat bewegt sich »Jazz in Güters -loh« schnell auf der Höhe der aktuellen deutschen und euro-päischen Profi-Liga – hoch virtuos dargebotener Fusion-Jazz ist der Klang der Stunde. Später runden Musiker wie der Perkussionist Trilok Gurtu, die Gitarristen Toto Blanke und Michael Sagmeister

sowie die Granden der deutschen Jazzszene das Programm ab: Wolfgang Dauner, Albert Mangelsdorff, Eberhard Weber.

Anspruch und Spaß: Mit Konzerten von

Musikern wie dem Pianisten Christoph

Spendel, dem Bassisten Ali Haurand,

dem Gitarristen Philippe Caillat bewegt

sich »Jazz in Gütersloh« schnell auf

der Höhe der aktuellen deutschen und

europäischen Profi-Liga.

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roy HArGroVE

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Schön und spektakulär

Bald dominiert Honcia die inhaltliche Ausrich-tung von »Jazz in Gütersloh«. Mitte der 1980er-Jahre übernimmt er als Vertreter des Jugendzentrums auch formal die alleinige Ver-antwortung für das Programm: Einerseits ist damit die Mitbestimmung der jugendlichen Helfer aus dem Umfeld des Jugendkulturrings abgeschafft, andererseits nimmt das Pro-gramm zunehmend professionelle Züge an und erzeugt Resonanz. Jazzfreunde nehmen weite Wege in Kauf, um zu den Konzerten nach Gütersloh zu kommen, die lokale Presse berichtet und der wdr schneidet seit dem Auftritt von Michael Sagmeister im März 1983 Konzerte mit. Honcia richtet den Radar von »Jazz in Gütersloh« so einseitig in die weite Welt hinaus, dass ihm in zunehmendem Maß all das, was in der Nähe stattfindet, entgeht. Die stete Nachfuhr von hochkompetenten und kreativen Musikern, für die mittlerweile 18 Hochschulen mit jazzspezifischen Ausbil-dungsprogrammen sorgen, bleibt in Güters-loh lange Zeit unbemerkt.

Doch wen kümmert der Spatz in der Hand, wenn er die Möglichkeit sucht, die schönsten und spektakulärsten Erzeugnisse aus der Welt des Jazz nach Gütersloh zu locken. Ob-wohl Honcia in der westfälischen Provinz nicht an die üblichen Gagenforderungen der Stars heran reichen kann, gelingt es ihm dennoch zunehmend, diese nach Gütersloh zu lotsen. Es ist die anrührend persönliche Betreuung, die angenehme Rundum-Versorgung und die Nähe zu einem vorbildlich respektvollen Pub-likum, die die Musiker dazu bringt, an Tagen ohne lukrative andere Angebote lieber für eine verminderte Gage in Gütersloh zu spie-len, als sich einen Tag frei zu nehmen. Lester

Bowie spielt in Gütersloh und das Art Ensem-ble Of Chicago, Jonas Hellborg und Dom Um Romao, Steve Coleman und Terje Rypdal, Här-te 10 und Jasper van’t Hof, Wayne Shorter, Ce-cil Taylor, James »Blood« Ulmer – in den Jah-ren um 1990 ist in Gütersloh die ganze Breite des interna tionalen und nationalen Jazz zu er-leben. Sein größter Coup gelingt Honcia mit der Verpflichtung von Miles Davis. Nicht Ber-lin, nicht Hamburg oder München sind die Orte, wo der größte Star, den der Jazz in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hervor-brachte, am 31. Oktober 1989 das einzige Konzert seiner Europatournee auf deutschem Boden gibt, sondern Gütersloh.

Es beginnt die lange Phase des sanften Sink-flugs, den Honcia auf hohem Niveau organi-siert. Im Jahr 2003 wird das Jugendzentrum geschlossen, der Veranstaltungsraum kann allerdings bis 2009 immer wieder genutzt werden. Als sich Honcia, der mit seiner um-triebigen Fürsorglichkeit die Reihe »Jazz in Gütersloh« personifizierte, in den Ruhestand verabschiedet, zieht ein Konzert mit dem Sun Ra Arkestra am 21. März 2009 schließlich den Strich unter 27 Jahre »Jazz in Gütersloh«.

Graswurzelbasis und Internationalität

Nach dem Abschied von Josef Honcia wird »Jazz in Gütersloh« umstrukturiert: Die Feder führt ab April 2009 unter Obhut der Kulturbe-hörde Kornelia Vossebein, die sich zuvor als Programmgestalterin des Bunker Ulmenwall im nahen Bielefeld einen Namen in der euro-päischen Szene gemacht hat. In neu geschaf-fenen Kulturräumen, in der alten Stadthalle

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DIANNE rEEVES

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sowie im neuen Theater führt Vossebein »Jazz in Gütersloh« schnell an die aktuellen Entwicklungen im Jazz heran. Sie rückt die europäische und die deutsche Szene in den Mittelpunkt des Programmes, ohne die guten

Kontakte nach Amerika abreißen zu lassen: Nils Landgren, der Hamburger Schwede, spielt nun in der Reihe, Joo Kraus und Dieter Ilg, Florian Weber und Aki Takase bzw. aus den USA Brad Mehldau und Joshua Redman, die mittlerweile zu den Größten unter den jüngeren Stars des Jazz zählen.

Im Herbst 2010 übernimmt wieder ein städti-scher Mitarbeiter die Zügel: Heinrich Lakäm-per-Lührs, der sonst im Kulturamt die Projekte der freien Szene koordiniert, arbeitet daran, dass der Jazz aus dem Abseits der städtischen Kulturarbeit, in dem er in den ersten 30 Jahren von »Jazz in Gütersloh« gediehen ist, heraus kommt und sich neben Weltmusik, Musical, Neuer Musik, Operette und Oper bewährt. Dabei ist ein gewisses Schielen nach der Quo-te nicht zu übersehen, wenn etwa Popstars

Auch wenn die Zeit, als »Jazz in

Gütersloh« mit Charme, Gewitztheit

und menschlicher Wärme die west -

fä lische Mittelstadt zur unwahrschein-

lichsten Jazz-Metropole der Welt mach-

te, wohl der Vergangenheit angehört,

so hat die Jazzredaktion des Westdeut-

schen Rundfunks ihr Engagement

erweitert, um im Jazzleben von

Gütersloh neue Impulse zu setzen.

des Jazz wie Till Brönner oder Diana Krall das ästhetische Programm definieren. Anderer-seits hat sich »Jazz in Gütersloh« nun wieder seinen Anfängen im Graswurzelbe-reich genähert und damit eine neue Präsenz

im städtischen Alltag aufgebaut. In verschiedenen Gaststätten haben sich Jazzreihen etabliert, auch im Reigen der sommerlichen Open-Air-Veranstaltungen ist Jazz gut vertreten.

Auch wenn die Zeit, als »Jazz in Gütersloh« mit Charme, Gewitzt-heit und menschlicher Wärme die westfälische Mittelstadt zur un-wahrscheinlichsten Jazz-Metropo-le der Welt machte, wohl der Ver-gangenheit angehört, so hat die Jazzredaktion des Westdeutschen Rundfunks ihr Engagement erwei-

tert, um im Jazzleben von Gütersloh neue Impulse zu setzen. Allen voran mit den Jazz-nächten in der Kulturwelle wdr 3, deren 50. Ausgabe zum Beispiel mit einem Konzert-abend im Theater Gütersloh – unter anderem mit dem »Glow«-Projekt des Pianisten Pablo Held – plus Rundfunkübertragung vor fast ge-nau einem Jahr gefeiert wurde. Vor allem aber mit der Entscheidung, Gütersloh als zweite Station für das neue wdr 3 jazzfest auszu-wählen. Denn darum geht es: mit einem Spot-light in die Region zu zeigen, wie passgenau sich Provinzialität und Internationa lität im Jazz ergänzen. |

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Schon gleich nach seiner »Geburt« Anfang des vergangenen Jahrhunderts in den Vergnüngungsvierteln von New Orleans machte sich der Jazz auch auf den Weg rund um die Welt: die swingende Musik aus dem Süden der USA wurde zum ersten globalen Phänomen der populären Musik. Seitdem hat sich der Jazz in vielen Regionen der Welt festgesetzt – auch und gerade hier in Europa. Hans-Jürgen Linke ist dem Weg dieser Musik gefolgt und hat einige Ankerplätze genauer unter die Lupe genommen.

Jazz, Globalisierung und Regionalität

Der feine Unterschied

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Der Schöpfungsmythos geht ungefähr so: Am Anfang war die Welt voller Sklaven und Baumwollfelder, und die Geister der Penta-tonik, des europäischen Volksliedes und einige ihrer Verwandten schwebten darüber. Dann wurde New Orleans mit dem Vergnü-gungsviertel Storyville geschaffen, und die begabtesten Musiker der Stadt gingen zum Musikhören ins erste Opernhaus der Verei-nigten Staaten und zum Spielen in Lokale, wo sie in wenig regulierten und von Sinnlich-keiten mancherlei Art geprägten Räumen spielten. Ihre Musik veränderte sich ständig, und bald zogen die Musiker hinaus in alle Welt und brachten ihr den Jazz bei.

Ist der Jazz also eine regionale oder globale Angelegenheit? Der Schöpfungsmythos be-antwortet die Frage mit einem klaren Sowohl-Als-Auch: Jazz entstand als Folklore der schwar zen Communities im US-amerikani-schen Süden, setzte sich zunächst in den anrüchigen Vierteln vielbereister Städte fest und begann von dort seinen Zug um die Welt, zunächst nach Europa.

Die erste globale populäre Musik

Die freundliche Eroberung wurde durch zwei Faktoren begünstigt. Erstens gab es nach dem Ersten Weltkrieg einen regen Passagier-schiffsverkehr zwischen Europa und den USA. Und nicht nur auf den Schiffen wurden Musiker gebraucht. Auch in Europa war der Jazz naheliegenderweise zunächst vor allem eine Musik der Vergnügungsbranche in den Hafen- und Großstädten. Und es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass Josephine Baker mit ihrem berüchtigten Bananentanz für die Verbreitung dessen, was man in Euro-pa in den frühen Jahren unter »Jazz« verstand, nicht weniger beigetragen hat als etwa der

Sopransaxofonist Sidney Bechet.

Es gab noch einen zweiten Be-güngstigungsfaktor: Die neu ent -stehende Medienbranche in Ge-stalt der allmählich aufblühenden Schallplattenindustrie und des Hörfunks. Beide erschlossen dem Jazz Vertriebswege, die es vorher nicht gegeben hatte. Und so wur-de aus dem regionalen Jazz die erste globale populäre Musik.

In dieser speziellen Entstehungsgeschichte scheint eine Ursache dafür zu liegen, dass im Jazz-Diskurs die Themen der »Globalisie-rung«, der aus dem Ursprungsmythos sich herleitenden afroamerikanischen Normati-vität, der scheinbar dem Jazz immanenten Emanzipationsbestrebung und der rebel-lischen Regionalisierung so wichtige Rollen spielen. Die widersprüchliche Gleichzeitig-keit von Regionalität und Globalität, die ständige Erweiterung der idiomatischen und formalen Einzugsbereiche und Ausdrucks-

Und es ist nicht ganz unwahrscheinlich,

dass Josephine Baker mit ihrem berüch-

tigten Bananentanz für die Verbreitung

dessen, was man in Europa in den

frühen Jahren unter »Jazz« verstand,

nicht weniger beigetragen hat als etwa

der Sopransaxofonist Sidney Bechet.

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weisen, die permanente Reibung zwischen dem regelhaften Gerüst und seiner Negie-rung prägen den Jazz seit je. Und zum Jazz gehört auch, dass er sich aus sich selbst heraus stetig erweitert und verändert.

Wer es sich gern leicht macht, könnte jetzt also einfach sagen: Globalisierung und Regio-nalisierung bilden keinen Widerspruch, son dern sind zwei Seiten derselben Medaille namens Jazz – Thema erledigt.

Jägerzaun um den Jazz

Etwas komplizierter ist die Sache dadurch, dass es offenbar eine Art Besitzstandsklau-sel gibt, die um den Jazz etwas wie einen Jägerzaun zieht. Sie wirkt im Bereich des afroamerikanisch geprägten Jazz, der sich als regional, ethnisch, historisch, stilistisch und möglicherweise sogar vom Repertoire her eingrenzbar versteht, und sie will diese Selbstbeschränkung zur Basis einer globalen Definitionsmacht ausbauen. Nur mit dieser gewissermaßen vererbbaren Definitions-macht, so der Anspruch, wären gültige Aus-sagen darüber zu treffen, was Jazz ist und was nicht. Wenn man das akzeptiert, wird schnell klar, dass eine Musik, die ihre stilisti-schen Eigenarten etwa aus westeuropäischer Kunstmusik oder skandinavischen Melismen bezieht, kein Jazz sein kann.

Es scheinen allerdings keine sehr bedeut-samen Fragen zu sein, die Antworten mit solch geringer Reichweite provozieren. Der offenkundigen Komplexität, mit der der Jazz sich im Laufe seiner nun schon über hundert-jährigen Geschichte aufgeladen hat, sind solche Antworten möglicherweise nicht gewachsen.

Spannungsfeld aus Thema und Improvisation

Interessanter ist die Frage nach den Eigentümlichkeiten des Jazz, die seine globalisierende Quali-tät begünstigt haben. Da kommt man schnell auf das Spannungs-feld von Thema und Improvisa-tion. Es ist das Thema, das den Bezugsrahmen setzt. Es ist die

Improvisation, die die Individualität eines Musikers, eines Kollektivs in die Musik hineinholt. Das Moment der Improvisation beschränkt sich nicht auf die Befolgung von Regeln bei der Gestaltung von Tonhöhe, Phrasierung, Dynamik und Klangfärbung, sondern ist vor allem Träger der Botschaft von Freiheit und Individualismus, die den Jazz seit je begleitet. Improvisation ist das, was dem Jazz sein Moment von Authentizität und Unmittelbarkeit und jeder Spielsituation ihre Einzigartigkeit gibt. Improvisation ist das Freiheitsversprechen, das dem Musiker die Chance gibt, sich wahlweise von Vorga-ben des Themas und der Regeln zu lösen oder ihnen zu folgen – oder beides nachein-ander zu tun; auf jeden Fall aber auf seinem eigenen Weg. Improvisation ist das dem Jazz immanente Moment, das den einzelnen Musiker vor die Aufgabe stellt, sich seiner musikalischen Muttersprache zu bedienen.

Es ist das Thema, das den Bezugsrah-

men setzt. Es ist die Improvisation, die

die Individualität eines Musikers, eines

Kollektivs in die Musik hineinholt.

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Improvisation ist für die meisten Jazzmusiker der Kern ihres künstlerischen Motivs dafür, sich überhaupt dafür entschieden zu haben, Jazz zu spielen.

Das Europäische im europäischen Jazz

Und so kam die Regionalisierung in den Jazz: Ekkehard Jost hat in seinem Buch über »Euro-pas Jazz 1960 – 1980« die Loslösung des Jazz von amerikanischen Vorbildern als Prozess der Befreiung und Differenzierung beschrie-ben. Er unterscheidet dabei nicht trennscharf zwischen den prägenden Bei trägen einzel -ner Musiker oder Musikerkreise und der Herausbildung nationaler Spielarten. Seine aspekt reichen Analysen und Beschreibungen indi vidueller Spielweisen, sein System von Kategorien sind dem Jazz auf den lebendigen Leib geschnitten und machen vieles be-schreibbar, wofür es zuvor nur ein feuille-tonistisches Ungefähr oder ein technisches Vokabular gegeben hatte.

Er unterscheidet dabei nicht trennscharf

zwischen den prägenden Beiträgen ein-

zelner Musiker oder Musikerkreise und

der Herausbildung nationaler Spielarten.

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Im Vergleich dazu erscheint die Definition nationaler Stile als zu grob gerastert. Einige Jahre später hat Jost selbst in einem Vortrag »Über das Europäische im europäischen Jazz« Zweifel an der Idee des Europäischen geäußert, die ihm bei näherer Betrachtung als Unterscheidungsmerkmal unter den Fin-

gern zerrinnt. Auch wenn der unübersehbare Atlantik zwischen den USA und Europa liegt, ist »Europa« ein problematischer Begriff: in historischer, politischer, ethnischer, ästhetischer und mancherlei anderer Hin-sicht. »Europa« bildet in jedem Zuordnungs-Fall eine Überverallgemeinerung, genau wie jede positive Verwendung eines Begriffs von Nation. Auch bieten nationale oder gar konti-nentale Identitätszuschreibungen keine Er-klärung dafür, warum Franzosen melodisch, Briten experimentell und Deutsche expressiv spielen sollen.

Tragfähige Entwicklungschancen bietet

eine Infrastruktur aus Hochschulen,

Kulturinitiativen, Spielstätten, Rund-

funk und einer zahlenmäßig nennens-

werten und organisatorisch kreativen

Musikerszene.

| Der feine Unterschied

Zudem hat die Entwicklungs dynamik des Jazz mit hoher Geschwindigkeit zu einer Vermischung der in Europa entstehenden Sti listiken geführt. Britische Klangforscher, niederländische Humoristen, französische Melodiker und deut-sche Powerplayer kooperieren seit Jahrzehnten bestens miteinander. Europäische Stile haben

ein ander lernbegierig aufgesogen, verändert, ange reichert.

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Jost nennt drei spezifische Dimensionen des Europäischen im europäischen Jazz: Erstens die Annäherung an die (westeuropäische) E-Musik; zweitens die Kultivierung einer sogenannten »imaginären Folklore«; und drittens die Verwendung einheimischer Popu-larmusik als materielle Basis improvisato-rischer Konzepte. Keines dieser drei Kriterien lässt sich mit einer europäischen oder sub-europäischen Nationalität sinnvoll in Verbin-dung bringen.

Urbanität und die regionen

Eher scheinen urbane Zentren und ihre Regi-onen stilistische und mentale Heimstätten zu bilden, in denen sich eigenständige Entwick-lungsmuster herausbilden und eine Zeit lang halten können. Das leuchtet auch ein, wenn man sich die Aus breitungsweise des Jazz ver-gegenwärtigt:

Nur in urbanen Zentren gibt es für die Ent-stehung einer beziehungs- und begegnungs-reichen Musikerszene die nötigen Vorausset-zungen und das Publikum. Es ist selten ein einzelner Standortfaktor, der eine Jazzszene mit nachhaltigem Profil entstehen lässt. Tragfähige Entwicklungschancen bietet eine Infrastruktur aus Hochschulen, Kulturinitia-tiven, Spielstätten, Rundfunk und einer zah-lenmäßig nennenswerten und organisato-risch kreativen Musikerszene, was sich an Beispielen leicht verdeutlichen lässt.

Frankfurt war in den 1950er- Jahren die Metropole der Ami-Clubs, des Cool Jazz und der Mangelsdorff-Brüder, die Stadt des Deutschen Jazzfestivals, des legendären Jazzkellers und des Hessischen Rundfunks mit sei-

nem hr-Jazzensemble. Erst in dieser Verdich-tung entwickelte sich der flüchtige Ruf Frank-furts als deutscher Jazz-Hauptstadt der 1950er-Jahre. Berlin war die Stadt, in der der politisch grundierte deutsche Free Jazz der späten 1960er mit dem erstaunlich unpoli-tisch grundierten freien Jazz der DDR zusam-mentraf. Köln wurde zu einem Zentrum des »Rhine-Style-Jazz«, der in der Stadt mit der Hochschule für Musik und Tanz, der kultur-politisch nachhaltig erfolgreichen Initiative Kölner Jazz Haus und dem Westdeutschen Rundfunk enge Verbindungen zur zeitge-nössischen E-Musik fand und ein waches Publikum.

Wer die Regionalisierung des Jazz

erforschen will, muss also über Städte

nachdenken – und über das, was diese

an Infrastrukturen bieten.

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Norwegen: klug eingesetzte Förderung

Es gibt auch Fälle, in denen eine klug einge-setzte öffentliche Förderung enorme Erfolge zeitigt, wie man am Beispiel Norwegen sieht. Eine effiziente Förderung muss an mehrere Standortfaktoren zugleich denken, also nicht nur Musikern oder Spielstätten Aufmerksam-keit widmen, sondern zum Beispiel auch an eine für alle Bevölkerungsschichten zugäng-liche musische Bildung denken.

Es wäre allerdings zu kurz gegriffen, wenn man nur sogenannte »harte« Standortfak-toren für die Ausprägung eines regionalen Stils verantwortlich machen würde. Stand-ortfaktoren liefern nur Voraussetzungen. Was den norwegischen Jazz und sein enorm erfolgreiches internationales Branding anbe-langt, hat Herbert Hellhund Überlegungen angestellt, die jenseits von metaphorischen Landschaftsbeschreibungen das Norwe-gische am norwegischen Jazz begreifbar ma-chen. Er verbindet dabei die soziale Kompo-nente einer urbanen Szene-Bildung mit einer kundigen Beschreibung von Eigenarten der musikalischen Kontexte im Land und dem er-folgreichen Aufgreifen und Vermarkten des-sen, was da entstanden ist, durch eine Ton-trägerfirma wie etwa ECM Records. Erst im Zusammenspiel dieser und weiterer Faktoren ist der Jazz dieses Landes, dessen Einwoh-nerzahl etwa halb so groß wie die Londons ist, international prägend geworden. In Nor-wegen sind Oslo, Bergen und neuerdings Trondheim die Städte, in denen sich der nor-dische Jazz konzentriert.

regionalisierung des Jazz = Urbanität

Wer die Regionalisierung des Jazz erforschen will, muss also über Städte nachdenken – und über das, was diese an Infrastrukturen bieten. Das war so, seit der Jazz die Baum-wollfelder verlassen hat. Immer ist er mit den Musikern dorthin gezogen, wo die Arbeits-bedingungen zuträglich waren; wirklich gute Arbeitsbedingungen sind, wie man weiß, sel-ten. Spezifisch europäische Entwicklungen im Jazz, die auch bei all den schnellen Aus-tauschbewegungen über Jahre wie eine unterirdisch gut genährte Quelle erhalten bleiben, folgen nicht aus rebellischen indivi-duellen Einstellungen. Die Versorgungswege müssen untersucht werden, die sozialen Pfade und die ökonomischen Reproduktions-weisen der Musiker. Man muss sich fragen, wie und wo Musiker ihr Geld verdienen kön-nen, wem sie dabei begegnen und was für ein Publikum daran ein Interesse mit öko-nomisch relevantem Output entwickelt.

So gesehen ist es nicht weiter erstaunlich, dass sich in Städten, in denen über Jahr-zehnte Entwicklungen kontinuierlich geför-dert wurden und stattfanden, Institutionen festsetzen konnten, die dem regionalen Jazz und seiner Ausdifferenzierung und Festigung nachhaltig dienen. Das Beispiel Köln zeigt, wie aus dem vielfältigen und durchaus nicht

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Literatur

Hellhund, Herbert: Der Norden, eine Himmelsrichtung oder eine Ästhetik? ECM und der Jazz Skandinaviens. In: Kern, Linke, Sandner (Hg.): Der Blaue Klang, Hofheim (Wolke Verlag) 2010

Jost, Ekkehard: Europas Jazz 1960 – 80. Frankfurt (S. Fischer Verlag) 1987

Knauer, Wolfram (Hg.): Jazz in Europa. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung 3, Hofheim (Wolke Verlag) 1994

immer optimalen und harmonischen Zu-sammenspiel eines engagierten Rundfunk-senders, einer selbst- und risikobewuss ten, organisatorisch kompetenten Musikersze-ne, einer Reihe von Spielstätten und einer akademischen Fundierung eine Szene ent-stehen konnte die alles hat, was man dem europäischen Jazz zuschreibt: stilistische Eigenart und Beweglichkeit, komposito - ri sche Kompetenz, ein neugieriges Publi-kum. Wobei das wichtigste Unterschei-dungsmerkmal zwischen dem Jazz in den USA und in Europa kein stilistisches ist, sondern ein finanzielles und strukturelles: die öffentliche Förderung. |

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Jazz // Film // Fernsehen

Zum wdr 3 jazzfest 2014 in Gütersloh wird die filmische Dokumentation des Festivals professionalisiert: Das wdr Fernsehen zeich-net die Gala mit den Gewinnern des wdr jazz preises plus weitere Konzerte vom Festival-Freitag und -Samstag auf. Thomas Mau hat mit dem Fernseh-Realisatoren und Jazzsaxofonisten Tobias Kremer sowie dem Produzenten und Regisseur Gerd Haag da-rüber gesprochen. Kremer verantwortet die wdr 3 jazzfest-Produktion für das wdr Fernsehen. Haag betreut als Professor an der ifs (Internationale Filmschule Köln) die Studierenden, die das wdr 3 jazzfest im Internet dokumentieren.

Im vorigen Jahr war es noch ein Experiment: Erstmals dokumen-tierten Studierende der Internationalen Filmschule Köln mit ihren Kameras das wdr 3 jazzfest in Köln. Noch in der Nacht nach den Konzerten setzten sie sich an den Rechner, um das Material zu kurzen Beiträgen zusammenzuschneiden. Das Ergebnis ihrer Ar-beit veröffentlichten sie dann am nächsten Morgen auf der Web-site des Jazzfests.

Thomas Mau: Was ist für das wdr 3 jazzfest in Gütersloh geplant?Gerd Haag: Wir haben beim wdr 3 jazzfest in Köln festgestellt, dass im Verlauf dieser vier Tage die Clips zu einzelnen Konzerten immer besser wurden. Und das wollen wir jetzt verfeinern. Wir werden im Vorfeld mit den Studierenden und den betreuenden Pro-fessoren ein Vorbereitungswochenende orga-nisieren, an dem wir uns mit der Wiedergabe von Jazz im Film und Fernsehen auseinander-setzen. Dabei geht es uns vor allem um die Sensibilisierung für Kameraarbeit und den Schnitt. Wir sind sehr froh, dass uns Bernd Hoffmann nun ein zweites Mal eingeladen hat, mit einer Gruppe von 14 Studierenden in Sachen »Jazz im Bild« zu arbeiten und nach Gütersloh zu kommen.

Auf hohem Niveau, möglichst nah dabei

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Was macht den Unterschied zum vorigen Jahr aus?GH: Beim ersten Mal in Köln waren nicht nur Studierende dabei, die von vornherein »jazz-affin« waren. Ich denke, dass sich durch ihre Arbeit im vergangenen Jahr eine engere Be-ziehung zum Jazz entwickelt hat. Und damit die Bereitschaft, sich mit der Kamera und im Schnitt anders auf die Musik einzulassen und nun präzisere Formen in der filmischen Ge-staltung zu entwickeln. Dadurch, dass die Filme am nächsten Morgen ins Netz gestellt werden, entsteht zwar ein »sportlicher« Zeit-

druck, aber die Herausforderung nehmen wir an: Das gehört zu einem pofessionellen Set-ting dazu.

Was ist neu für das wdr Fernsehen?Tobias Kremer: Speziell aus der Sicht der Jazzabteilung in der wdr Fernseh-Musik-redaktion ist es wichtig, dass endlich das zusammenwächst, was zusammen gehört: nämlich der Jazz im wdr Hörfunk und der Jazz im wdr Fernsehen. Und dass der wdr jazz­preis, der 2014 sein zehnjähriges Bestehen feiert, auch im Fernsehen stattfindet.

Was bringt dem wdr Fernsehen die Koopera-tion mit den Studierenden der Internationalen Filmschule Köln?

TK: Beim wdr jazzpreis geht es nicht darum, alte Hasen, also eta-blierte Jazzmusiker aus den USA auszuzeichnen, sondern zu zei-gen, welchen Jazz Musiker aus dem Sendegebiet, also Nordrhein-Westfalen, machen. Anders als bei der klassischen Berichterstat-tung im Fernsehen haben die Stu-dierenden der Filmschule einen frischeren Blick auf diese Dinge.

Auf anderen Festivals haben wir mit einer sol-chen Situation bereits gute Erfahrungen ge-macht. Da der Hörfunk den Ton liefert und die Studenten ihren Blick, ist das für alle Beteilig-ten eine »Win-Win«-Situation.

Speziell aus der Sicht der Jazzabteilung

in der wdr Fernseh-Musikredaktion ist

es wichtig, dass endlich das zusammen-

wächst, was zusammen gehört: nämlich

der Jazz im wdr Hörfunk und der Jazz

im wdr Fernsehen. Tobias Kremer

Tobias Kremer, Gerd Haag

und Thomas Mau (v.l.n.r.)

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Ist die ästhetische Vorstellung, wie man den Jazz ins Bild setzt, heute eine andere?TK: Ich glaube, dass man jahrzehntelang dis-tanziert berichtet hat, auch den Blick auf den Jazz und seine Instrumentalisten betreffend. Man war weiter weg von den Musikern. Dank neuer Kameratechniken ist man heutzutage in einem kleinen Jazzclub nah dran am Ge-schehen – und das verschafft einen ganz neu-

en Blick. Jazz ist eine sehr emotionale Musik. Das betrifft, wenn es gut läuft, sowohl die Spieler auf der Bühne als auch diejenigen, die vor der Bühne zuhören. Die Bildebene soll nicht nur berichten, sondern sie darf auch unterstützen oder sogar Eigenes hinzufügen und Emotionen wecken. Inwieweit, das müsste noch diskutiert werden.

Spielt die Bildästhetik bei der Vorbereitung der Studenten eine Rolle?GH: Im dritten Semester bietet die ifs den Studierenden den Schwerpunkt »dokumenta-risches Arbeiten« an. Unser Einsatz beim wdr 3 jazzfest gehört im weiteren Sinne auch zu einer dokumentarischen Form, paßt also zur Auseindersetzung mit dokumentarischem Ar-beiten. Bei der Aufnahme der Konzerte ohne

einen Bildmischer zu arbeiten, bedeutet eine große Eigenver-antwortung für den Kamera-mann. Jeder wird natürlich ein-gewiesen, aber die Kameraleute haben von der Bildgestaltung keinen Bildmischer im Nacken, der immer wieder Bilder einfor-dert, sei es näher ranzugehen

oder nach links oder rechts zu schwenken. Diese technische Begrenzung finde ich aber gut. Sie kann eine gewisse Ruppigkeit in den Bildern hervorrufen, eine lebendige Unge-nauigkeit, die ästhetisch interessant sein kann.

| Jazz // Film // Fernsehen

Dank neuer Kameratechniken ist man

heutzutage in einem kleinen Jazzclub

nah dran am Geschehen – und das

verschafft einen ganz neuen Blick.

Tobias Kremer

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Ist das unter dem Zeitdruck nicht zu schwierig?GH: Dass die Filme in der Nacht geschnitten werden, damit sie am nächsten Morgen auf der wdr 3 jazzfest-Website gepostet werden können, ist klasse. Die Studierenden müssen lernen, mit dem Zeitkontingent zurechtzu-kommen. Sie lernen beim Schnitt das Dreh-material aus drei oder vier Kameras parallel auszuwählen und müssen spontane Entschei-dungen treffen – mehr aus dem Bauch he-raus, was richtig und was falsch ist. Das in-

nerhalb einer Nacht zu schaffen, ist eine Herausforderung. Aber am nächsten Tag sieht man sofort das Ergebnis im Netz, wenn ein Konzertausschnitt das wdr 3 jazzfest im Netz präsentiert, damit diejenigen, die nicht dort waren, sehen, was für eine Vielfalt im Programm steckt.

Was haben die Studierenden von der Konzertdokumentation?GH: Ein Festival wie das wdr 3 jazzfest zu dokumentieren, ist im Lehrangebot eine ab-solute Ausnahme. Die meisten Studierenden wollen im Rahmen ihres Studiums entweder Spielfilme machen oder lange Dokumentar-filme. Einige sind auch für experimentelle Formen offen. Aber eine klassische Fernseh-form, die mit der zeitnahen Aufarbeitung eines öffentlichen Events verbunden ist,

passt eigentlich nicht in den Aus-bildungszusammenhang. Des-halb bin ich froh, dass wir es machen können.

Geht es vor allem um die Kon-zerte? Oder auch um den Blick hinter die Kulissen?TK: Hinter die Kulissen schauen:

sehr gerne – es darf auch hier und da men-scheln. Das wirft aber die Frage auf, woran es bei den Jazzfernsehsendungen der letzten Jahrzehnte hing. Bringt es mir etwas, wenn ich von einem bedeutenden Jazzfestival einen 60-Minuten-Ausschnitt sende? Oder ist es nicht viel interessanter, einen Überblick zu zeigen? Wir spielen von jeder Gruppe ein Stück, dazwischen Interviews und Atmos-phäre. Uns interessiert, dokumentarisch zu bleiben, aber dennoch einen Schritt weiter zu gehen. Trimedialität heißt ja auch Tempo. Es bringt keinem etwas, wenn das Video zwei Wochen später im Netz zu sehen ist: Dann ist das Thema durch. Klar, jemand, der sich für Jazz interessiert, der schaut das auch an. Aber auf einem hohen Niveau, was die Bildsprache betrifft, möglichst nah dabei zu sein, das ist super. Live-Sendeplätze im Fernsehen gibt es für Jazz so gut wie gar nicht mehr, da ist das Internet ein gutes Vehikel.

Unser Einsatz beim wdr 3 jazzfest

gehört im weiteren Sinne zu einer

dokumentarischen Form, passt also

zur Auseinandersetzung mit dokumen-

tarischem Arbeiten. Gerd Haag

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Braucht es heute eine andere Bildästhetik, um dem Style der Jazzmusiker nahezu-kommen?TK: Ich lasse mich gerne auf Neues ein. Als ich beim Fernsehen angefangen habe, da ging es meistens darum, dass der Hörfunk für einen guten Ton die großen Mikrofone haben wollte. Das mochten wir vom Fernsehen wie-derum nicht. Wir möchten am liebsten über-

haupt keine Mikrofone im Bild haben. Uns geht es um Fragen wie: Könnte der Noten-ständer tiefer sein? Muss der Galgen vom Mikrofon von der rechten Seite kommen? Das sind die Basics. Junge Jazzmusiker inszenie-ren sich heute aber ganz anders als früher. Denen ist die Gestaltung der Bühne sehr wichtig. Ebenso wie das Licht. Die machen sich das richtig gemütlich. Da steht zum Bei-

spiel eine Wohnzimmerlampe auf der Bühne, ein Teppich liegt dort. Das ist alles ein biss-chen freakig, aber auch außergewöhnlich. Auch wie sich die jungen Musiker kleiden: Die fühlen sich wohl, die haben Turnschuhe an, manche auch einen Anzug mit Turnschuhen. Und diejenigen, die für das Licht bei einer Aufzeichnung verantwortlich sind, gestalten mittlerweile viel mit. Also nicht nur hell oder

dunkel, rot oder grün, sondern die ganze Atmosphäre. Das kann natürlich auch in die Hosen ge-hen, aber wenn die Interaktion stimmt, ist es wieder echt genial.

Gibt es diese crossmedialen Ideen verstärkt bei jungen Jazz-musikern?TK: Ich glaube, das ist etwas,

was zum Jazz zurückkommt. Früher war der Jazz groß darin, das Crossmediale war einer der Bestandteile des Jazz. In den 1980er- und

Grundsätzlich sind Visuals nichts jazz-

eigenes, die kommen aus der Pop- und

Rockkultur – und dem HipHop. Aber

diese Einflüsse sind auch für den Jazz

gut und wichtig. Tobias Kremer

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1990er-Jahren wurde Jazz durch die Hoch-schul ausbildung institutionalisiert. Davon müsste er sich jetzt wieder befreien. Nicht nur dadurch, dass auch ein Rapper mit auf der Bühne steht oder jemand einen Computer als Instrument mitnimmt.

Visuals, also spontan Projiziertes, finde ich frisch. Insbesondere dann, wenn man es als separates Signal aufs Bildmischpult bekommt. Grundsätzlich aber sind Visuals nichts jazz-eigenes, die kommen aus der Pop- und Rock-kultur – und dem Hiphop. Aber diese Einflüs-se sind auch für den Jazz gut und wichtig.

Was muss eine Jazz-Dokumentation heute haben?GH: Ich habe gerade den Film über den Saxo-fonisten Wayne Shorter gesehen. Der hat mir insofern gut gefallen, weil große Teile des

Ein Dokumentarfilm muss die

Zuschauer berühren, man muss sie mit

der Geschichte des Films erreichen.

»Menscheln« ist wichtig. Gerd Haag

Films überwiegend vor einem Laptop gedreht wurden, als Shorter sich sein eigenes Konzert ansieht. Ich fand es interessant, wie er auf sein eigenes Konzert reagiert. Aber was ein Dokumentarfilm heute haben müsste? Er muss die Zuschauer berühren, man muss sie

mit der Geschichte des Films er-reichen. »Menscheln« ist wichtig. Hier in Gütersloh beim wdr 3 jazzfest sollte man versuchen, das Festival in die Architektur des Veranstaltungsortes einzubetten. Die Aura des Ortes, die Besucher sind gewissermaßen wie die »Sauce zum Fleisch«. Solche ge-

stalterischen Momente spielen heute eine große Rolle in fast jedem Programmformat. Das ist schön, weil man über die filmische Verlängerung in das Atmosphärische hinein auch der Musik einen Ort gibt, von dem sie nicht zu trennen ist. Ich denke, dass Güterloh dafür ein gutes Forum anbietet. Das wird den Zuschauern gefallen. |

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wdr 3 jazzfest blogNach der erfolgreichen Premiere beim wdr 3 jazzfest in Köln gibt es für die Festivalausgabe in Gütersloh wieder den wdr 3 jazzfest-Blog. Direkt im Anschluss an die Konzerte schreibt der englische Musikjournalist Sebastian Scotney seine Kritiken – in unserem Festivalblog. Erst in Englisch und kurz darauf in der deutschen Übersetzung. Zu finden auf: wdr3.de und jazz.wdr.de

wdr 3 jazzfest videosStudierende der Internationalen Film-schule Köln (filmschule.de) sind wie-der mit Kameras vor Ort, filmen die

Konzerte, fügen Aufnahmen von den Proben der Vorta-ge hinzu und reichern ihre Clips mit atmosphärischen Eindrucken rund ums wdr 3 jazzfest an. Gleich am nächsten Morgen sind die Videos vom Festivalvortag bei uns im Netz zu sehen: auf wdr3.de.

wdr fernsehenZum allerersten Mal ist das wdr Fernsehen beim wdr 3 jazzfest dabei. Die Preisverleihungsgala am 31. Ja-nuar im Theater Gütersloh mit den Gewinnern des 10. wdr jazzpreises wird ebenso aufgezeichnet wie die anderen Konzerte dieses Abends und der komplette Festivalsamstag. Sendetermin gibt es auf: wdr.de/tv/westart/jazz/.

wdr 3/ö1/srf 2 jazznachtEine Premiere: Die Jazzredaktionen der Kulturradios wdr 3, Ö1 aus Österreich und srf 2 aus der Schweiz schließen sich für eine »tatsächlich« lange Jazznacht zusammen: mit Mitschnitten und Livekonzerten direkt vom wdr 3 jazzfest in Gütersloh – zehn Stunden in der Nacht von Samstag, den 1. auf Sonntag, den 2. Februar ab 20:05 Uhr.

impressum

Herausgeber:Westdeutscher Rundfunk Köln MarketingRedaktion wdr 3: Dr. Bernd HoffmannProgrammleitung wdr 3: Prof. Karl Karstwdr PG Musikproduktion: Renate Reuterwdr Marketing: Dennis Faustino

Autoren: Stefan Hentz, Jörg Heyd, Dr. Bernd Hoffmann, Hans-Jürgen Linke, Thomas Mau

Gestaltung: www.mohrdesign.deTitelfoto © Volker Zimmermann

Weitere Fotos © Agenturen, Dean Bennici, Ulla Binder, Boris Breuer, Grosse Geldermann, Sylvain Gripoix, Steven Haberland, JazZination, George Kopp, Nor-wegian Wind Ensemble, Lia Sailè, Jan Soederstroem, Soukizy, Frank Turner, Lutz Voigtländer

Dezember 2013 Programmänderungen vorbehaltenwdr3.de und jazz.wdr.de

| Service & Impressum

eintrittspreise

TagesticketKonzerte im Theatersaal VVK (zzgl. Gebühr)Preisgruppe 1: 27 Euro / Preisgruppe 2: 20 Euro

FestivalticketKonzerte im Theatersaal VVK (zzgl. Gebühr)Preisgruppe 1: 90 Euro / Preisgruppe 2: 65 Euro

[email protected]

Tickets, soweit verfügbar, ebenfalls an der Abendkasse erhältlich

Konzerte in der Studiobühne: Eintritt frei

Weitere Infos: jazz.wdr.de, wdr3.de

adressenTheater Gütersloh Friedrichstraße 10, 33330 Güterslohwww.theater-gt.de

mit dem AutoVon der A2 kommend, nehmen Sie die Ausfahrt 24 Gütersloh und fahren auf der Verler Straße ca. 4 km Richtung Innenstadt. Biegen Sie links auf die Carl-Bertelsmann-Straße und folgen Sie dem Straßenver-lauf für ca. 1 km. Biegen Sie rechts in die Barkeystraße – auf der rechten Seite befindet sich nun das Theater Gütersloh. In unmittelbarer Nähe zum Haupteingang des Theaters und der Stadthalle gibt es Behinderten-parkplätze.

mit der BahnDie Stadthalle und das Theater Gütersloh sind vom Bahnhof rund 1 km entfernt und in ca. 7 Minuten zu Fuß zu erreichen. IC-/ICE-Verbindungen aus Richtung Hannover / Bielefeld sowie Köln / RuhrgebietNahverkehrszüge aus Richtung Bielefeld sowie Münster / Hamm / Ruhrgebiet

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Auf Wiedersehen in 201528. – 31. 1. 2015 Domicil Dortmundinkl. der wdr Jazzpreisverleihung am 30. Januar

Foto

© C

orne

lia S

uhan

wdr3.de

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Do 30. 1. 201420:15 Virginia Mayhew Quintet21:30 carmen Bradford & Melba Joyce Quintet23:00 Stefano Bollani Theater Gütersloh, Theatersaal

Fr 31. 1. 201419:00 Iiro rantala Power Trio Theater Gütersloh, Studiobühne

20:15 Verleihung 10. wdr jazzpreis 2014 Moderation: Götz Alsmann christina Fuchs Florian Weber JazZination

»young German Jazz« & »Jazz thing Next Generation« Theater Gütersloh, Theatersaal

23:00 claudio Puntin Theater Gütersloh, Studiobühne

Sa 1. 2. 201419:00 claudio Puntin ambiq Theater Gütersloh, Studiobühne

20:15 Steffen Schorn & Norwegian Wind Ensemble21:30 Vincent Peirani Thrill Box Theater Gütersloh, Theatersaal

23:00 Jonas Burgwinkel Theater Gütersloh, Studiobühne

So 2. 2. 201419:00 Alexander Hawkins Nonet Theater Gütersloh, Studiobühne

20:15 rebekka Bakken Trio21:30 Andy Emler Megaoctet Theater Gütersloh, Theatersaal

Alle Konzerte

auch im Radio:

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