19
Inhalt | 3 Inhalt Vorwort .............................. 1 Autorenverzeichnis .................... 7 Einführung und Grundlagen (Kapitel 1–6) 1 Bauschäden und ihre Erforschung . 11 1/1 Bedeutung der Erforschung von Bau- schäden .......................... 11 1/2 Schadensfall Bauwerksrisse ......... 12 2 Rechtliche Betrachtungen ......... 17 2/1 Mängel und Schäden............... 17 2/2 Haftung und Gewährleistung........ 18 2/3 Verantwortlichkeiten ............... 18 2/4 Mängelansprüche nach BGB ........ 19 3 Kenngrößen der Verformung ...... 25 3/1 Vorbemerkungen .................. 25 3/2 Verformung, lastabhängig........... 27 3/3 Verformung, lastunabhängig ........ 29 3/4 Verformung, plastisch .............. 29 4 Rissklassifizierung ................ 33 5 Rissbeschreibung ................. 37 5/1 Allgemeine Erläuterungen .......... 37 5/2 Bildung und Ausbreitung von Rissen . 38 5/3 Erscheinungsbilder von Rissen....... 40 5/4 Auswirkungen von Rissen .......... 43 6 Rissschäden – Ursachen und Bewertung....................... 49 6/1 Vorbemerkungen .................. 49 6/2 Zusammenstellung möglicher Riss- ursachen ......................... 49 6/3 Rissbildung im Zusammenhang mit Spannungsänderungen ............. 50 6/4 Lastabhängige und lastunabhängige Rissschäden ...................... 54 6/5 Rissschäden in Abhängigkeit vom Entstehungsort .................... 55 Rissdiagnostik und Instandsetzung (Kapitel 7–13) 7 Rissdiagnostik.................... 63 7/1 Ziel und Ablauf der Rissdiagnostik . . . 63 7/2 Arbeitsphasen in Vorbereitung des Untersuchungsplans ............... 65 7/3 Untersuchungen am Bauwerk........ 68 7/4 Untersuchungen im Labor ........... 79 7/5 Risskennwerte .................... 84 7/6 Auswertung der Unter- suchungsergebnisse ................ 87 8 Anlegen von Datensammlungen ... 91 8/1 Zweckmäßigkeit von Datensamm- lungen ........................... 91 8/2 Rissschadenskatalog ............... 91

3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

Inhalt | 3

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Einführung und Grundlagen (Kapitel 1–6)

1 Bauschäden und ihre Erforschung . 11

1/1 Bedeutung der Erforschung von Bau-schäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

1/2 Schadensfall Bauwerksrisse . . . . . . . . . 12

2 Rechtliche Betrachtungen . . . . . . . . . 17

2/1 Mängel und Schäden. . . . . . . . . . . . . . . 17

2/2 Haftung und Gewährleistung. . . . . . . . 18

2/3 Verantwortlichkeiten. . . . . . . . . . . . . . . 18

2/4 Mängelansprüche nach BGB . . . . . . . . 19

3 Kenngrößen der Verformung . . . . . . 25

3/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

3/2 Verformung, lastabhängig. . . . . . . . . . . 27

3/3 Verformung, lastunabhängig . . . . . . . . 29

3/4 Verformung, plastisch . . . . . . . . . . . . . . 29

4 Rissklassifizierung . . . . . . . . . . . . . . . . 33

5 Rissbeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

5/1 Allgemeine Erläuterungen . . . . . . . . . . 37

5/2 Bildung und Ausbreitung von Rissen . 38

5/3 Erscheinungsbilder von Rissen. . . . . . . 40

5/4 Auswirkungen von Rissen . . . . . . . . . . 43

6 Rissschäden – Ursachen und Bewertung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

6/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

6/2 Zusammenstellung möglicher Riss-ursachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

6/3 Rissbildung im Zusammen hang mit Spannungs änderungen . . . . . . . . . . . . . 50

6/4 Lastabhängige und lastunabhängige Rissschäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

6/5 Rissschäden in Abhängigkeit vom Entstehungsort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

Rissdiagnostik und Instandsetzung (Kapitel 7–13)

7 Rissdiagnostik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

7/1 Ziel und Ablauf der Rissdiagnostik . . . 63

7/2 Arbeitsphasen in Vorbereitung des Untersuchungsplans . . . . . . . . . . . . . . . 65

7/3 Untersuchungen am Bauwerk. . . . . . . . 68

7/4 Untersuchungen im Labor. . . . . . . . . . . 79

7/5 Risskennwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

7/6 Auswertung der Unter-suchungsergebnisse. . . . . . . . . . . . . . . . 87

8 Anlegen von Datensammlungen . . . 91

8/1 Zweckmäßigkeit von Datensamm-lungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

8/2 Rissschadenskatalog . . . . . . . . . . . . . . . 91

Page 2: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

4 | Inhalt

Mauerwerksrisse (Kapitel 14–17)

14 Vorbemerkungen und Regelwerke Mauerwerk/Mauerwerksrisse . . . . . 221

14/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221

14/2 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221

15 Eigenschaften und Formänderungen von Mauerwerk . 225

15/1 Verformungsverhalten von Mauer-werk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

15/2 Rissformen in Mauerwerk. . . . . . . . . . . 226

15/3 Rissursachen bei Mauerwerk . . . . . . . . 227

16 Instandsetzung von Mauerwerksrissen . . . . . . . . . . . . . . . . 239

16/1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239

16/2 Druckinjektion und Tränkung . . . . . . . 239

16/3 Verdämmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243

16/4 Vernadelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243

16/5 Anwendung Spiralanker system . . . . . . 245

17 Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Mauerwerks-rissen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251

17/1 Zur Klassifizierung von Mauerwerk . . 251

17/2 Hinweise zur Vorbereitung und Durchführung von Maurerarbeiten . . . 254

9 Schadensfälle aus der Praxis. . . . . . . 99

9/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

9/2 Schadensfall 1 – Risse an der Fassade eines Wohnhauses . . . . . . . . . . . . . . . . . 100

9/3 Schadensfall 2 – Risse im Estrich gewerblich genutzter Räume . . . . . . . . 149

9/4 Schadensfall 3 – Risse im Innen- und Außenbereich einer Wohnanlage. . . . . 160

10 Entscheidungsfindung und Planung der Instandsetzung . . . . . . . 175

11 Instandsetzung von Rissschäden . . . 179

11/1 Technologien und Verfahren der Instandsetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179

11/2 Zusammenfassende Rat schläge zur Instandsetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193

12 Strategien zur Minimierung von Rissschäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199

12/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199

12/2 Möglichkeiten in der Planungsphase . 200

12/3 Möglichkeiten in der Ausführungsphase. . . . . . . . . . . . . . . . . 201

13 Vergabe, Baubegleitung, Doku-mentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205

13/1 Leistungsbeschreibung und Vergabe . 205

13/2 Baubegleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208

13/3 Abnahme der Bauleistung . . . . . . . . . . 209

13/4 Bauwerksbetreuung und Erfolgskontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212

13/5 Dokumentation und Archivierung . . . . 213

13/6 Qualitätssicherung. . . . . . . . . . . . . . . . . 215

Page 3: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

Inhalt | 5

Putzanschlüsse (Kapitel 22–23)

22 Hinweise zur Vermeidung und Re-duzierung von Rissen bei Putzan-schlüssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295

23 Putzanschlüsse an bestimmten Bauteilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299

23/1 Sichtbare Putzanschlüsse an Verble-chungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299

23/2 Sichtbare Putzanschlüsse an Fenstern und Rollläden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299

23/3 Sichtbare Putzanschlüsse an Holzbau-teilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303

Risse im Estrich (Kapitel 24–29)

24 Regelwerke Estrich/Estrichrisse . . . . 307

25 Klassifizierung von Estrichen . . . . . . 311

25/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311

25/2 Einteilung nach Bindemitteln. . . . . . . . 313

25/3 Einteilung nach Einbauweise und Herstellungsart. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314

26 Anforderungen an Estrich und Beanspruchungen . . . . . . . . . . . . . . . . 319

27 Schadensformen und Ursachen für Risse im Estrich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325

27/1 Schadensformen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325

27/2 Ursachen für Rissbildungen . . . . . . . . . 326

Putzrisse (Kapitel 18–21)

18 Vorbemerkungen und Regelwerke Putz/Putzrisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261

18/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261

18/2 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261

19 Eigenschaften und Formänderungen von Putz . . . . . . . . 265

19/1 Rissursachen bei Putz . . . . . . . . . . . . . . 265

19/2 Konstruktionsbedingte sowie putz-grundbedingte Risse . . . . . . . . . . . . . . . 265

19/3 Putz-, ausführungs- und bau-stoffbedingte Risse. . . . . . . . . . . . . . . . . 267

19/4 Risse in Verbindung mit Putzbeweh-rungen, Putzträger und Putzprofilen . . 269

19/5 Bauwerksbedingte Risse . . . . . . . . . . . . 269

20 Instandsetzen von Putzrissen . . . . . . 273

20/1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273

20/2 Ausführung bei einzelnen Rissen . . . . 274

20/3 Ausführung bei flächiger Instandsetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276

21 Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Putzrissen . . . . . . . 283

21/1 Allgemeine Hinweise zur Durchfüh-rung bei Putz arbeiten . . . . . . . . . . . . . . 283

21/2 Nacharbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291

Page 4: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

6 | Inhalt

31/4 Formblatt B 3.5.3: Tagesprotokoll [60] . 360

31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss- Protokoll [60] . . 361

31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage zum Bau-werksbuch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362

31/7 Protokoll zur Dokumentation der CM – Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363

32 Dokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367

32/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367

32/2 Muster – Protokoll Entnahme Materialprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368

32/3 Muster – Bauabnahme protokoll . . . . . . 369

32/4 Muster – Bautagebuch . . . . . . . . . . . . . . 370

33 Verzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373

33/1 Literaturnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . 373

33/2 Abkürzungsverzeichnis. . . . . . . . . . . . . 377

33/3 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . 378

28 Instandsetzen von Estrichrissen. . . . 335

28/1 Grundlegendes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335

28/2 Tränkung und Injektion . . . . . . . . . . . . 336

29 Hinweise zur Vermeidung und Reduzierung von Estrichrissen . . . . . 343

Service und Verzeichnisse (Kapitel 30–33)

30 Erläuterungen/Definitionen von Fachbegriffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351

31 Vorlagen, Formblätter, Muster-briefe (auf CD-ROM) . . . . . . . . . . . . . . 357

31/1 Übersicht der Formblätter der ZTV-ING – Teil 3 Massivbau: Abschnitt 5 Füllen von Rissen und Hohlräumen in Betonbauteilen – Anhang B [60]. . . . . . 357

31/2 Formblatt B 3.5.1: Sammel blatt Ab-schlussbericht [60] . . . . . . . . . . . . . . . . . 358

31/3 Formblatt B 3.5.2: Allgemeine Anga-ben [60] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359

Page 5: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

Rissklassifizierung | 33

Kapitel 4

Einteilung in Rissklassen

In Ermangelung einer eindeutigen Regelung zur Klassifizierung von Rissen kursieren in der Praxis die unterschiedlichsten Begriffe, Bezeichnungen und Beschreibungen für Risse. Diese orientieren sich u.a.

▶ am Bauteil (z.B. Deckenriss, Putzriss an der In-nenwand, Fußbodenriss),

▶ an der Ursache (z.B. putzgrundbedingter Riss), ▶ am Rissverhalten (z.B. zur Ruhe gekommener Riss, arbeitender Riss),

▶ am Erscheinungsbild (z.B. Netzriss, Kerbriss, Dia-gonalriss).

Weitere Beispiele sind Setzungsrisse, Haarrisse, Deckenschubrisse, Spannungsrisse.

Somit ergeben sich zwangsläufig Schwierigkeiten bei der Untersuchung, Bewertung, Ausschreibung, Instandsetzung und Kontrolle von Rissschäden für

4 Rissklassifizierung

Ein verbindliches Regelwerk oder eine Norm zur eindeutigen Definition von Rissen existiert derzeit nicht. Bekannt und verwendet werden allgemein:

▶ das WTA-Merkblatt 2-4 „Beurteilung und In-standsetzung gerissener Putze an Fassaden“

▶ das BFS-Merkblatt 19 „Risse in Außenputzen, Beschichtung und Armierung“

▶ das BFS-Merkblatt 19.1 „Risse in unverputztem und verputztem Mauerwerk, in Gipskartonplat-ten und ähnlichen Stoffen auf Unterkonstruktio-nen; Ursachen und Bearbeitungsmöglichkeiten“

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die im WTA-Merkblatt 2-4 [4] und im BFS-Merkblatt 19 [5] enthaltene Klassifizierung von Rissen.

Tab. 1: Einteilung von Rissklassen nach WTA-Merkblatt 2-4 und BFS-Merkblatt 19

Rissklassifizierung

Einteilung gemäß WTA-Merkblatt 2-41 Einteilung gemäß BFS-Merkblatt 192

Bezeichnung der Rissklasse

Zugeordnete Rissarten Bezeichnung der Rissklasse

Zugeordnete Rissarten

putz- und ausführungs-bedingte Risse

▶ Sackrisse ▶ Schwindrisse ▶ Schwindrisse mit Unter-

putz ▶ Schwindrisse in der ge-

samten Putzdicke ▶ Fettrisse

Rissklasse A:Risse, nicht vom Putzträger ausgehend

A 1 PutzoberflächenrisseA 2 durch Putzlagen gehende Risse

konstruktionsbedingte Risse,putzgrundbedingte Risse

▶ Einzelrisse mit geradlini-gem Verlauf

▶ Risse, die den Fugenver-lauf nachzeichnen

▶ Risse mit senkrechter oder waagerechter Ausrichtung

Rissklasse B:Risse, vom Putzträger aus-gehend

B 1 Risse an Stoß- und Lager-fugenB 2 Risse durch Formverän-derung unterschiedlicher Wandbildner

Risse mit sich überlagernden Ursachen

▶ Kerbrisse ▶ Fugenrisse

Rissklasse C:baudynamische Risse

C 1 bautechnische, konstrukti-onsabhängige RisseC 2 baugrundbedingte Risse

Risse in Verbindung mit Putzbewehrung, Putzträger und Putzprofilen

1 WTA: Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V.2 BFS: Bundesausschuss Farbe und Sachwertschutz e.V.

Page 6: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

34 | Rissklassifizierung

Kapitel 4

den Gutachter, den Planer, den Fachunternehmer, den Bauherrn bzw. die zuständigen Behörden.

Risse nach Schadensmechanismen gruppiert

Im WTA-Merkblatt 2-4 wird grundsätzlich unter-schieden zwischen Rissen, die primär im verputzten Bauteil entstehen und erst sekundär auf der Put-zoberfläche sichtbar werden – konstruktions- und putzgrundbedingte Risse –, und Rissen, die aus-schließlich im Putz auftreten – putzbedingte Ris-se. In manchen Fällen können beide Rissarten an einem Objekt angetroffen werden.

Unter Bezug auf die in diesem Merkblatt aufge-führte Unterteilung bieten sich folgende angepasste Gruppierungen an, die sich auf die bei Bauwerken vorkommenden Schadensmechanismen beziehen und sich so auch unter den Fachleuten mittlerweile herauskristallisiert haben:

▶ baugrundbedingte Risse ▶ konstruktionsbedingte Risse in Verbindung mit dem Putzuntergrund

▶ Konstruktion als Rissursache ▶ unmittelbarer Putzgrund als Rissursache

▶ putzgrundbedingte Risse

Nähere Erläuterungen folgen in den Kapiteln „Riss-beschreibung“ und „Rissschäden – Ursache und Bewertung“.

Page 7: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

Rissbeschreibung | 41

Erscheinungsbilder von Rissen Kapitel 5/3

Horizontale Risse

Sie kommen meist in der Lagerfuge bedingt durch eine zu geringe Haftzugfestigkeit zwischen Mauer-stein und Mörtel vor. Partiell fehlender Mörtel in der Lagerfuge kann ebenso zu horizontalen Rissen füh-ren. Veränderungen der Form benachbarter Bautei-le wie durchgebogene Geschossdecken bewirken einen horizontalen Verlauf von Rissen.

Der Riss kann möglicherweise auch durch einen Mauerstein verlaufen wie im Fall von verbauten Steinen mit einer geringeren vertikalen Zugfestig-keit als der Haftzugfestigkeit in Verbindung mit einem Dünnbettmörtel.

Auch im Bereich von Deckenauflagen treten hori-zontale Risse auf.

Ihr Verlauf ist entweder verzahnt durch die Lager- und Stoßfuge oder gerade durch die Mauersteine und Stoßfugen. Verursacht werden diese Risse durch Abkühlen und/oder Schwinden der gemau-erten Wand in horizontaler Richtung. Hauptsächlich das Schwinden der Wandscheibe ist dafür verant-wortlich.

Es gibt aber auch noch andere Ursachen. Zum Beispiel können unterschiedlich gegründete Ge-bäudeteile einen Vertikalriss ergeben oder nicht übernommene Bewegungsfugen.

Bild 2: Reales Beispiel für einen vertikalen Riss

Bild 3: Schematische Darstellung Horizontalriss im Mauer-werk (in Anlehnung an [8])

Bild 4: Reales Beispiel für einen horizontalen Riss

Page 8: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

42 | Rissbeschreibung

Kapitel 5/3 Erscheinungsbilder von Rissen

Auch Baugrundverformungen von kraftschlüssig verbundenen Nachbarbauteilen können Schrägris-se verursachen.

Netzförmige Risse

Das folgende schematische Bild zeigt ganz allge-mein die netzförmige Ausbildung von Rissen, die durch die Ausführung von Putzarbeiten und/oder durch den Putzmörtel bedingt sind.

Schräge (auch diagonale, abgestufte oder treppenförmige) Risse

Sie verlaufen normalerweise in Stufenform durch die Stoß- und Lagerfugen. Ist jedoch zwischen Mauerstein und Mörtel die Zugfestigkeit des Steins geringer als die Scherfestigkeit, ist auch ein Riss-verlauf entlang der Stoßfuge und durch den Mau-erstein zu erwarten.

Hauptsächlich sind Schubspannungen die Ursache für derartige Risse. Diese Schubspannungen sind z.B. auf die Änderung der horizontalen Form von Dachdecken oder das Durchbiegen von Geschoss-decken unterhalb der Mauerwerkswände zurück-zuführen.

Bild 5: Schematische Darstellung Schrägriss im Mauerwerk (in Anlehnung an [8])

Bild 6: Reales Beispiel für einen schrägen Riss

Bild 7: Schematische Darstellung netzförmiger Risse

Bild 8: Reales Beispiel für netzförmige Risse

Page 9: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

120 | Schadensfälle aus der Praxis

Kapitel 9/2 Schadensfall 1 – Risse an der Fassade eines Wohnhauses

Begutachtung der von Fa. Wilke injizierten Musterflächen

Die Fa. Handwerk hat im Bereich zweier Hohlstellen (jeweils linker und rechter Seitenflügel)

Bohrlöcher (Durchmesser 6 mm, Abstand ca. 10-12 cm) angebracht und mit Injektionsmörtel Fabr.

MMMMM Typ D1 hinterfüllt (Produktdatenblatt wird von Fa. Handwerk zur Verfügung gestellt;

dem Sachverständigen liegen nur technische Merkblätter MMMMM Typ TA/TB/TC vor).

Feststellungen Fotodokumentation (Auszug)

Beim Abklopfen der beiden Musterflächen wurde unverändert ein Hohlliegen der betreffenden Putzbereiche festgestellt. Daraufhin wurde in Anwesenheit des Bauherrn Herrn H. die Putzflä-che des Musters begutachtet. Geöffnet wurde zunächst die mittlere Bohrlochreihe des Muster-feldes.

Der Injektionsmörtel ist zwar in die Bohrlöcher eingedrungen, aber in den Bereichen, in denen die Bohrlöcher direkt auf einer Lagerfuge des Mauerwerks hergestellt wurden (mittlere Bohr-lochreihe), ist lediglich die Fuge bzw. das Bohr-loch verfüllt. Der Hohlraum zwischen Putz und Mauerwerk, der an dieser Stelle ca. 2 mm breit ist, wurde vom Injektionsmörtel nicht verfüllt.

Anschließend wurde im Bereich der oberen Bohrlochreihe der Putz ebenfalls geöffnet. An diesen Stellen war deutlich zu erkennen, dass eine flächige Verteilung des Injektionsmörtels hinter dem Putz nicht erfolgt ist, sondern auch hier lediglich das Bohrloch geschlossen wurde. Laut Fa. Handwerk wurde das Material mit han-delsüblichen Tierarzt-Spritzen injiziert).

Gemeinsam mit Herrn W. und Herrn T. wurden die Probeflächen begutachtet. Es wurde festge-

stellt, dass eine Druckinjektion unbedingt erforderlich wäre, um die maximal 3 mm breiten Hohl-

räume zwischen Putz und Mauerwerk mit der Injektionsmasse ausreichend verfüllen zu können.

Bohrloch

Hohllagen

Page 10: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

Schadensfälle aus der Praxis | 121

Schadensfall 1 – Risse an der Fassade eines Wohnhauses Kapitel 9/2

Bohrlochabstand und -durchmesser entsprechen den Herstellerrichtlinien. Bei einer Druckinjekti-

on würde beim Einpressen des dünnflüssigen Injektionsmörtels die hohlliegende Putzschale

geringfügig durch den Einpressdruck erweitert, sodass die Verfüllmasse in den frei werdenden

Spalt besser eindringen kann.

Es wurde beschlossen, dass die Fa. Handwerk am Mittwoch, den XX.YY.2002 neue Musterflä-

chen herstellt, die dann am Freitag, den XX.YY.2002 vom Sachverständigen überprüft und abge-

nommen werden. Da der Injektionsmörtel lt. Auskunft von Herrn W. schnell abbindend und

erhärtend ist, müsste nach zwei Tagen bereits ausreichende Haftzugfestigkeit vorhanden sein.

Allerdings wurde eine Druckinjektion von der Fa. Handwerk nicht ausgeführt.

Überprüfung neuer und alter Risse im Fassadenbereich Hofseite

Risse, die bereits bei der Fotodokumentation des Bestandes festgestellt wurden, wurden exempla-

risch anhand der von Herrn T. übergebenen Bilddokumente geöffnet. Ebenso wurden neue Risse,

die erst nach der Instandsetzung aufgetreten sind, dokumentiert und exemplarisch überprüft. Der

Bauherr Herr H. wurde von Herrn T. auf die Herstellung dieser Probeöffnungen und die damit

verbundene Beschädigung der Fassadenbereiche hingewiesen und war mit dieser Vorgehens-

weise einverstanden.

Es sollte u.a. überprüft werden, ob die alten Risse saniert wurden, wenn ja mit welchem Nachbes-

serungsverfahren bzw. –material, in welcher Dicke der Putz in den betreffenden Zonen ausge-

führt wurde, ob (neue) Hohlstellen vorliegen und ob es sich um alte oder neue Risse handelt.

Hofseite Vorderhaus Traufgesims – alter Riss:

Es handelt sich dabei um einen Riss, der bei der Fotodokumentation des Bestandes im Bereich

großflächiger Putzablösungen bereits vorhanden war.

Der Riss in der Putzfassade setzt sich im Mauerwerk fort, z.B. in der oberen Ziegelreihe des Mau-

erwerks im Ziegel bzw. in der Stoßfuge. Die nächste Ziegelreihe (2. von oben) ist ohne Riss, d.h.

dort befindet sich der sichtbare Riss lediglich im Ober- und Unterputz. Die Gesamtputzdicke

beträgt 21 mm.

Rissbreiten (Putz): Bereich 2. Ziegelreihe von oben ca. 1,0 mm, Bereich Traufgesims maximal

2,2 mm. Daraus folgt, dass die Rissbreite in etwas mehr als einem Jahr um 0,4 mm zugenommen

hat (siehe 1. Gutachten: maximale Rissbreite 1,8 mm).

Page 11: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

122 | Schadensfälle aus der Praxis

Kapitel 9/2 Schadensfall 1 – Risse an der Fassade eines Wohnhauses

Feststellungen Fotodokumentation (Auszug)

Bei weiterer Öffnung im Übergang Putz zu Traufgesims: Riss verläuft im Bereich einer 15 mm breiten, offenen Mörtelfuge der ersten Vormauerung (gleichartige Ziegel wie beim Mauerwerk wurden in zwei Reihen als Unterkon-struktion für das Gesims vorgemauert) und setzt sich im Ziegel fort.

Der Riss verläuft anschließend ca. 8 cm im Ge-sims entsprechend maximaler Gesimsbreite nach vorne. Bei Öffnung des Gesimses wurde wiederum ein Riss im Ziegel festgestellt. Bei weiterem Öffnen des Traufgesimses verlaufen die Risse auch durch die 2. vorgemauerte Zie-gelreihe. Der breite Risse verläuft vollständig durch Gesims und Vormauerung.

Auf das Gesims müssen demnach extreme große Kräfte einwirken, dass selbst die Zugfestigkeit

des festen Mauersteins überschritten wird.

Eine Nachbesserung dieses Risses im Sinne einer kraftschlüssigen Verfüllung sichtbarer Rissbe-

reiche im Mauerwerk wurde augenscheinlich nicht durchgeführt. Im (bei der Instandsetzung

aufgeb

Es handelt sich hierbei eindeutig um Risse, die durch Lageänderungen in der Konstruktion verur-

sacht werden (konstruktionsbedingte Risse nach WTA-Merkblatt 2-4-94). Der deutlich sichtbare

breite Riss im Traufgesims verzweigt sich in Form kurzer Risse mit geringen Rissbreiten nach

links und rechts.

Page 12: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

Schadensfälle aus der Praxis | 123

Schadensfall 1 – Risse an der Fassade eines Wohnhauses Kapitel 9/2

Hofseite linker Seitenflügel, 4. OG, unterhalb Fenster rechts – alter Riss:

Feststellungen Fotodokumentation (Auszug)

Ursprünglich diagonal verlaufender Riss von Mitte Unterkante (nachfolgend UK) Fenster- gesimsbank zum linken Ende der Gesimsüber-dachung des 3. Fensters. Momentan kein Putz-riss in diesem Bereich zu erkennen.

Hofseite linker Seitenflügel, 4. OG, unterhalb Fenster links – alter Riss:

Feststellungen Fotodokumentation (Auszug)

Bei exemplarischer Öffnung wurde festgestellt, dass der Riss im Anschlussbereich Neuputz/ Altputz verläuft. Die Oberputzdicke beträgt ca. 3-5 mm.

Ursprünglich nahezu senkrecht verlaufender Riss vom rechten Ende UK Fenstergesimsbank zum rechten Ende der Gesimsüberdachung des 3. Fensters, der sich erneut im Putz abzeichnet.

Page 13: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Putzrissen | 283

Allgemeine Hinweise zur Durchführung bei Putz arbeiten Kapitel 21/1

verwendet werden. Mit dem CE-Zeichen müssen auch die maßgebenden Eigenschaften des Putzmör-tels deklariert werden. Diese Eigenschaftskennwer-te beruhen im Allgemeinen auf den Ergebnissen der herstellereigenen Produktionskontrolle. Unter „deklarierter Wert“ galt bisher nach DIN EN 998-1 der „Wert, von dessen zuverlässiger Einhaltung der Hersteller unter Berücksichtigung der Prüfgenauig-keit und der im Rahmen des Herstellungsverfahrens liegenden Schwankungen ausgeht“. Ab 01.07.2013 ist die Bauproduktenverordnung gültig, und damit besteht für den Hersteller die Pflicht, für sein Pro-dukt eine Leistungserklärung zu erstellen und ein-zuhalten. Die Anbringung des CE-Zeichens erfolgt auf Grundlage dieser Leistungserklärung.

Für Putze, bei denen Gips das „aktive Grundbin-demittel“ ist, gilt die DIN EN 13279-1 „Gipsbinder und Gips-Trockenmörtel – Teil 1: Begriffe und An-forderungen“, wobei es keine genaue Abgrenzung (z.B. nach Mengenanteilen) gibt.

Eigenschaften und Leistungsmerkmale pulver-

förmiger Produkte auf Gipsbinderbasis

In der DIN EN 13279-1 sind die Eigenschaften und Leistungsmerkmale pulverförmiger Produkte auf Gipsbinderbasis für Bauanwendungen festgelegt. Dies schließt werkgemischten Gipstrockenmörtel (Werktrockenmörtel) zum Verputz von Decken und Wänden innerhalb von Gebäuden ein, der eine fer-tige Oberfläche bildet, die weiterbehandelt werden kann. Die Norm umfasst Gips-Putztrockenmörtel und gipshaltige Putztrockenmörtel für die manuelle und mechanische Verarbeitung. Sie gilt auch für Gipsbinder sowohl zur Direktanwendung auf der Baustelle als auch zur Weiterverarbeitung wie zu Gips-Wandbauplatten, Gipsplatten, faserverstärk-ten Gipsplatten. Calciumsulfatbinder für Estriche werden in dieser Norm nicht erfasst.

Organisch gebundene Putze

Für organisch gebundene Putze (Kunstharzputze) existiert seit 2009 die DIN EN 15824 „Festlegun-gen für Außen- und Innenputze mit organischen Bindemitteln“. Diese Norm gilt für werkmäßig her-gestellte Außen- und Innenputze mit organischen Bindemitteln, die als Außen- oder Innenbeschich-tung für Wände, Pfeiler, Trennwände und Decken verwendet werden. Gültig ist diese Norm auch für Außen- und Innenputze, die zusätzliche Bindemit-tel enthalten, wie z.B. Wasserglas, Silane, Siloxane und Silikone.

21 Maßnahmen zur Vermei-dung bzw. Minimierung von Putzrissen

21/1 Allgemeine Hinweise zur Durchführung bei Putz-arbeiten

Zur Klassifizierung von Putzen

Die richtige Auswahl des Putzsystems ist abhängig vom vorhandenen Putzgrund und von den Anfor-derungen an das System sowie den Umgebungs-bedingungen.

Putz ist ein an Wänden oder Decken ein- oder mehr-lagig aufgetragener Belag aus Putzmörtel, der seine endgültigen Eigenschaften erst durch Verfestigung am Baukörper erreicht.

Zur Normung

Für im Werk hergestellten Putzmörtel aus anor-ganischen Bindemitteln, die als Außenputz und als Innenputz für Wände, Decken, Pfeiler und Trennwände verwendet werden, gelten mit Aus-nahme der reinen Gipsputzmörtel die europäische Stoffnorm EN 998-1 „Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau – Teil 1: Putzmörtel“ sowie die europäische Norm DIN EN 13914-1 für Außenputz und -2 für Innenputz. Ergänzende Festlegungen zur DIN 13914 enthält die DIN 18850, im Teil 1 für Au-ßenputze und im Teil 2 für Innenputze. Das bedeu-tet, dass die Norm DIN 18850 nur in Verbindung mit dem jeweils zutreffenden Teil 1 bzw. 2 der DIN EN 13914-1 gilt. Die hier genannten Normen beziehen sich auf die jeweils aktuell gültige Ausgabe.

Kennzeichnung der Baustoffe mit CE-Zeichen

Diese Baustoffe sind gemäß europäischer Norm mit dem CE-Zeichen zu versehen. Ohne das CE-Kenn-zeichen dürfen sie weder in Verkehr gebracht noch

Page 14: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

284 | Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Putzrissen

Kapitel 21/1 Allgemeine Hinweise zur Durchführung bei Putz arbeiten

Außenputze üben als ein wichtiger Bestandteil der Außenwand maßgebliche Funktionen aus. Sie

▶ schützen die Außenwand vor Eindringen von Wasser,

▶ verbessern die Wärmedämmung, ▶ erhöhen die optische Wirkung der Fassade.

Die Putze sind jedoch auch Belastungen durch Nie-derschläge, Temperatur, mechanische Einwirkun-gen, Wasserdampfdiffusion, Eigenspannungen aus Schwinden sowie Einwirkungen aus Verformungen des Untergrunds ausgesetzt. Mit Spannungen aus aufgetragenen Beschichtungen ist ggf. zu rechnen.

Die Eigenschaften des fertigen Putzes sind nicht al-lein von dessen Zusammensetzung abhängig, son-dern auch vom Untergrund und von der Art und Weise der Verarbeitung und Nachbehandlung.

Innenputze dienen vorrangig der Herstellung ebe-ner und fluchtgerechter Flächen sowie der Bildung eines Speichers zur vorübergehenden Aufnahme von überhöhter Raumfeuchte. Diese Funktion kann allerdings nur bei Einhaltung der entsprechenden Schichtdicken realisiert werden. Darüber hinaus kann Innenputz den Schall- und Brandschutz von Bauteilen verbessern.

Mörtelgruppen nach DIN 18550-1 und

DIN 18850-2

Die Einteilung der Putzmörtel nach DIN EN 998-1 erfolgt entsprechend den „Leistungskriterien“ und lässt keinen Rückschluss auf die Zusammenset-zung oder das Bindemittel zu (siehe nachfolgen-de Darlegungen). Um den Fachhandwerkern und Planern dennoch Hinweise auf die Bindemittelart geben zu können, wurden in die DIN 18850-1 und die DIN 18850-2 wie bereits in der Vornorm DIN V 18550 entsprechende Putzmörtelgruppen aufge-nommen, die von den Herstellern angegeben wer-den (siehe Tabelle 1). Diese orientieren sich an den früheren Putzmörtelgruppen nach DIN 18550-1 und -2, Ausgabe 1985.

Ausführungsregeln

Die handwerklichen Ausführungsregeln für das Verputzen sind in der DIN 18850-1 für Außen-putz bzw. -2 für Innenputz enthalten. Die Anwen-dungsbereiche sind gleich denen der DIN 13914. Darüber hinaus wurden in der DIN 18550-1 und 18550-2 Spezifika für Anwendungen in Deutsch-land berücksichtigt. Diese Regeln der Technik gel-ten für die Verwendung von Putzen nach DIN EN 998-1 für Wände und Decken von Baukörpern, die den geltenden Normen entsprechen, und können sinngemäß auch auf ähnliche Putzgründe, z.B. bei Altbauten, angewendet werden. Die DIN 18850-1 hat zudem Gültigkeit für das Verputzen von Decken im Außenbereich.

Eigenschaften und Anwendung von Putz-mörtel

Mineralische Putzmörtel nach DIN EN 998-1 wer-den auf der Basis natürlicher Rohstoffe hergestellt. Hauptbestandteile sind Gesteinskörnungen (Zu-schläge) und Füllstoffe aus Quarzsand und/oder Kalkstein, die in der DIN EN 13139 genormt sind.

Mineralische Putze sind lösemittelfrei und in der Regel überwiegend nichtbrennbar. Die Bindemittel-basis Kalk oder Kalk/Zement bewirkt ein feinpori-ges, diffusionsoffenes Gefüge. Das ermöglicht einen optimalen Feuchtigkeitshaushalt in der Außenfas-sade und im Innenbereich (Raumklima).

Im Außenbereich verringern die günstige Kapil-larstruktur, der optimale Wasserhaushalt und die natürliche Alkalität der mineralischen Bindemittel die Neigung zur Veralgung. Auch im Innenbereich kann das Risiko einer Schimmelpilzbildung mit al-kalischen Putzen reduziert werden.

Obgleich die Putze Wasser aufnehmen, trocknen sie aber schnell wieder ab, sodass keine Wassertropfen an der Oberfläche verbleiben. Somit kann im Nor-malfall auf den Einsatz von Algiziden und Fungi-ziden bei mineralischen Putzen verzichtet werden.

Mineralische Putzmörtel für außen sind unempfind-lich gegen Feuchtigkeit. Eine „Alterung“ infolge UV-Einstrahlung oder Feuchtigkeitseinwirkung, wie sie von Kunststoffen her bekannt ist, gibt es bei mineralischen Baustoffen nicht.

Page 15: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Putzrissen | 285

Allgemeine Hinweise zur Durchführung bei Putz arbeiten Kapitel 21/1

▶ Wasserdampfdurchlässigkeit ▶ Haftzugfestigkeit ▶ Wärmeleitfähigkeit

Für Putzmörtel sind in der DIN EN 998-1 Anforde-rungsklassen für die Druckfestigkeit, die kapillare Wasseraufnahme und die Wärmeleitfähigkeit fest-gelegt. Weitere wesentliche Eigenschaften sind die Haftzugfestigkeit und der Wasserdampfdiffusions-widerstand (μ-Wert).

Anforderungen an Putzmörtel nach

DIN EN 998-1

Die europäische Putzmörtelnorm EN 998-1 enthält

Anforderungskategorien für die Prismendruckfes-

tigkeit, die kapillare Wasseraufnahme und die Wär-

meleitfähigkeit von Putzmörtel. Für die weiteren

Putzeigenschaften nach DIN EN 998-1 gibt es in der

Norm weder Kategorien noch feste Anforderungen.

Diese werden von den Herstellern basierend auf

ihren Prüfergebnissen deklariert. Dies betrifft die

Eigenschaftskennwerte: ▶ Brandverhalten

Tab. 1: Putzmörtelgruppen nach den deutschen Ausführungsnormen DIN 18850-1 und -2 [82, 83], unterteilt in mineralische und organische Putzmörtel/Putzmörtelarten (Teil a bzw. b), im Vergleich zur DIN V 18550 [30]

Teil a: Mineralische Putzmörtel/Putzmörtelarten nach DIN 18850-1 und -2

Bezeichnung Anwendung(gemäß DIN 18850-1/-2)

Druckfestigkeitsklasse(Putznorm)

ehemalige Putzmörtelgruppe nach DIN V 18550

Mörtel mit Luftkalk (CL) Innenbereich(DIN 18850-2)

CS I (DIN EN 998-1)

P I

Mörtel mit hydraulischem Kalk (NHL, HL)

Außenbereich(DIN 18850-1)Innenbereich(DIN 18850-2)

CS I/CS II (DIN EN 998-1)

P I

Kalkzementmörtel Außenbereich(DIN 18850-1)Innenbereich(DIN 18850-2)

CS II/CS III (DIN EN 998-1)

P II

Zementmörtel Außenbereich(DIN 18850-1)Innenbereich(DIN 18850-2)

CS III/CS IV (DIN EN 998-1)

P III

Gips-/Gipskalkmörtel Innenbereich(DIN 18850-2)

B1–B7(DIN EN 13279-1)

P IV

Lehmmörtel Innenbereich(DIN 18850-2)

S I/S II (DIN 18947)

Teil b: Organische Putzmörtel/Putzmörtelarten nach DIN 18850-1 und -2

Bezeichnung Anwendung übliche Kategorie der Wasseraufnahme und der Wasserdampfdiffusions-stromdichte nach Pro-duktnorm DIN EN 15824

Ehemalige Putzmörtelgruppe nach DIN V 18550

Dispersionssilikatputz (Silikatputz)

Außenbereich Innenbereich

W3 und V1 keine

P Org 1 keine

Dispersionsputz (Kunstharz-putz)

Außenbereich Innenbereich

W3 und V1 bis V2 keine

P Org 1 P Org 2

Silikonharzputz AußenbereichInnenbereich

W3 und V1 keine

P Org 1 P Org 2

Page 16: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

286 | Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Putzrissen

Kapitel 21/1 Allgemeine Hinweise zur Durchführung bei Putz arbeiten

Die Umwelteigenschaften von Werkmörteln wie

Putze sind u.a. seit 2007 in sog. Umweltprodukt-

deklarationen dokumentiert, die mit Einführung

der Bauproduktverordnung gemäß DIN EN 15804

erstellt werden müssen. Sie können auf der Inter-

netseite das Instituts Bauen und Umwelt (IBU) e.V.

kostenlos heruntergeladen werden.

Aufbau von Putzsystemen

Als Putzsystem werden die Lagen eines Putzes be-

zeichnet, die in ihrer Gesamtheit und in Wechsel-

wirkung mit dem Putzgrund die Anforderungen an

den Putz erfüllen.

Eine Putzlage wird in einem Arbeitsgang durch

eine oder mehrere Schichten des gleichen Mörtels

(sog. „Nass-in-nass“-Auftrag) hergestellt. Zu unter-

scheiden sind einlagige und mehrlagige Putze. Als

Unterputz werden die unteren Lagen, und als Ober-

putz wird die oberste Lage bezeichnet.

Die Eigenschaften der verschiedenen Putzlagen sol-

len so aufeinander abgestimmt sein, dass die in den

Berührungsflächen zwischen den einzelnen Putzla-

gen und zwischen Putz und Putzgrund auftretenden

Spannungen, die z.B. durch Temperaturdehnungen

oder Schwinden entstehen, aufgenommen werden

können.

In Deutschland werden zudem zusätzliche Forde-

rungen gestellt. So ist die kapillare Wasseraufnah-

me auf der Grundlage der Anforderungswerte nach

DIN 4108-3 an diese Eigenschaft zu ermitteln. Die-

se Eigenschaftswerte werden durch entsprechen-

de Eignungsprüfungen ermittelt und sind bei der

CE-Kennzeichnung anzugeben.

Die nachfolgenden Tabellen beinhalten Anforde-

rungswerte, die an Putzmörtel gestellt werden.

Tab. 2: Klassen für Putzmörteleigenschaften nach der DIN EN 998-1 [31]

Eigenschaft Klasse Anforderung

Putzmörteldruckfestig-keit (28 Tage)

CS ICS IICS IIICS IV

0,4–2,5 N/mm2

1,5–5,0 N/mm2

3,5–7,5 N/mm2

≥ 6 N/mm2

kapillare Wasserauf-nahme

W0W1W2

keine Anforderung≤ 0,4 kg/(m2min0,5)≤ 0,2 kg/(m2min0,5)

Wärmeleitfähigkeit T1T2

≤ 0,1 W/(mK)≤ 0,2 W/(mK)

Tab. 3: Anforderungen an den Schlagregenschutz von Außenputzen nach DIN 18550 [82]

Bezug zur DIN Beanspruchungsgruppe gemäß DIN 4108-3 Hinweise

Gruppe I geringe Schlagregen-beanspruchung

Gruppe II mittlere Schlagregen-beanspruchung

Gruppe III starke Schlagregenbe-anspruchung

Bezeichnung nach DIN 4108-3

Außenputz ohne be-sondere Anforderung

mindestens wasser-hemmender Außen-putz

mindestens wasserab-weisender Außenputz

W1, W2, W3 siehe Tab. 2

Putz nach DIN EN 998-1

W0, W1, W2 W1, W2 W2 Die Kriterien gelten dann als erfüllt, wenn mindestens eine Putz-lage des Außenputz-systems die Anforde-rungen für die Wasse-raufnahme erfüllt.

Putz nach DIN EN 15824

W1, W2, W3 W1, W2, W3 W2/W3

w Wasseraufnahmekoeffizient sd diffusionsäquivalente Luftschichtdicke

Page 17: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

Instandsetzen von Estrichrissen | 335

Grundlegendes Kapitel 28/1

Substanzen und Nässe in und durch Bauteile (wie

Estrichplatten). ▶ das Abdichten

Dient der Beseitigung von Unebenheiten, die

durch den Riss entstanden sind. Dadurch werden

Folgeschäden durch den Eintritt von Wasser oder

Feuchtigkeit vermieden. ▶ das dehnfähige Verbinden

Dient der Herstellung einer dehnfähigen und

dabei kraftschlüssigen Verbindung bei dynami-

schen Rissen. ▶ das kraftschlüssige Verbinden

Dient dem Aufbau einer druck- und zugfesten

Verbindung zur Wiedererlangung der Tragfähig-

keit und Sicherung gerissener Bauteile. Je nach

Füllgut werden die Festigkeitseigenschaften

wiederhergestellt und Lockerungen im Gefüge

beseitigt.

Als Verfahren für die Rissinstandsetzung kommen

in Betracht: ▶ die Tränkung zur oberflächennahen Rissfüllung

ohne Druck ▶ die Injektion zur Rissfüllung unter Druck

Der Einsatz eines geeigneten Füllstoffs richtet sich

nach den anzuwendenden Verfahren.

Es gibt folgende geeignete Füllstoffe, die sich in

ihren Anwendungsgrenzen (materialspezifischen

Anwendungsbedingungen) unterscheiden.

Tab. 1: Einsetzbare Füllgüter für die Instandsetzung von Ris-sen im Estrich

Füllgut Verfah-ren

Anwendungsbereich (Prinzip)

Epoxidharz – EP

TränkungInjektion

Abdichten und kraftschlüs-siges Verbinden trockener Risse

Polyurethan-harz – PUR

Injektion Abdichten und dehnfähiges Verbinden trockener bis un-ter Druck wasserführender Risse

Zementleim – ZL Zementsuspen-sion – ZS

TränkungInjektion

Abdichten und begrenzt kraftschlüssiges Verbinden trockener bis drucklos was-serführender Risse

Acrylatgele oder Acrylat-harze

Abdichten trockener bis un-ter Druck wasserführender Risse

28 Instandsetzen von Estrichrissen

28/1 Grundlegendes

Unabdinglich ist es, vor einer Instandsetzung von

Rissen deren Ursachen zu ermitteln (Ausmaß, Um-

fang usw.) und zu beseitigen. Unterbleibt die Be-

hebung der Ursache, ist die Bildung neuer Risse

vorprogrammiert. Wenn z.B. die in einer Estrich-

platte vorhandenen Spannungen nicht abgebaut

werden, wirken die verbleibenden Spannungen

auch nach der Rissverklebung weiter rissfördernd.

Zu überprüfen ist außerdem, ob der Estrich seine

vorgegebene Festigkeit erreicht hat. Solange noch

Restfeuchte vorhanden ist, also die Estrichplatte

im Inneren noch austrocknet, können ablaufende

Schwindprozesse zur Bildung von Rissen führen.

Zu beachten ist im Weiteren, dass sich eine zu hohe

Restfeuchtigkeit negativ auf die Klebekraft des Har-

zes auswirkt, welches für die Rissinstandsetzung

eingesetzt wird.

Neben der Ursachenermittlung ist im Rahmen der

Schadensaufnahme und in Vorbereitung der In-

standsetzungsplanung eine fachkundige Bestands-

aufnahme zum Rissbild und zur Rissart sowie zur

Rissbeschaffenheit (trocken, feucht, verschmutzt

…) einzubeziehen. Ebenso ist die Beobachtung der

Rissbreitenänderung (Riss ruht – Riss bewegt sich)

wichtig. Erst wenn auch die Auswertung dieser

Untersuchungen vorliegt, können das Verfahren,

die Geräteausstattung und die Materialien für die

Instandsetzung ausgewählt werden. Die Auswahl

orientiert sich an der gestellten Zielsetzung und

Anforderung der Rissinstandsetzung.

Nach dem Prinzip zu unterscheiden sind zur Riss-

instandsetzung: ▶ das Schließen

Dient als Schutz oder zur Unterbindung vor Ein-

dringen bauschädlicher/korrosionsfördernder

Page 18: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

336 | Instandsetzen von Estrichrissen

Kapitel 28/2 Tränkung und Injektion

Estrichflächen. Sie können damit von oben vergos-

sen werden.

Vor der Tränkung sind die Risse einschließlich der

Risszonen zu säubern. Dafür sind Industriestaub-

sauger oder ölfreie Druckluft verwendbar.

Das Verfüllen ist so lange vorzunehmen, bis kein

Füllgut mehr nachgesaugt wird. Der Rissbereich

wird danach mit Quarzmehl abgestreut.

Sind breitere Risse vorhanden, kann ein Nach-

schneiden des Rissverlaufs sinnvoll sein. Zum Auf-

nehmen und zur Bevorratung des Füllguts wird eine

Vorrichtung in behälterartiger Form aus Knetmasse

hergestellt.

In Bild 1 ist das Prinzip einer Risstränkung darge-

stellt.

Injektion

Im Rissbereich kommen Einfüllstutzen zum Einsatz.

Unterschieden werden Klebe- und Injektionspacker.

Klebepacker werden auf der Bauteiloberseite über

den Riss geklebt, wobei der Riss an der Bauteilober-

fläche zu verdämmen ist. Bohrpacker werden über

eingebrachte Bohrlöcher im Bauteilinneren in den

Riss verspreizt. Zur Sicherstellung einer vollkom-

menden Verfüllung des Risses werden die Einfüll-

stutzen je nach Rissart entsprechend angeordnet.

Die Arbeiten sind entsprechend den Vorgaben des

Füllgutherstellers durchzuführen.

Die Planung der Arbeiten hat so zu erfolgen, dass

diese unter günstigen Witterungsverhältnissen aus-

geführt werden können. Dabei sind vor allem die

Temperaturbegrenzungen für den Einsatz der Füll-

güter zu beachten (Bauteiltemperaturen).

Gesonderte Maßnahmen sind vorzunehmen, wenn

die witterungs- bzw. raumklimagegebenen Bedin-

gungen für die vorgesehene Maßnahme ungeeignet

sind. Diese sind mit dem Auftraggeber abzustim-

men.

Die Qualifikation des ausführenden Unternehmens

ist durch diesbezügliche Nachweise vor Auftrags-

erteilung vorzulegen.

Auch bei der Sanierung von Rissen in Estrichen

ist eine Erfolgskontrolle anzuraten. Hierzu können

Stellen geöffnet werden, um zu überprüfen, ob die

vorgenommene Risssanierung erfolgreich war oder

nicht. Die Wichtigkeit solcher Kontrollen erweist

sich immer wieder als notwendig, da nur eine fach-

gerechte Ausführung der Sanierung die Bildung

neuer Risse an derselben und/ oder anderen Stellen

im Estrich verhindern kann.

Im Folgenden wird allgemein die Ausführung der

Tränkung und Injektion erläutert, wobei auch die

im Kapitel 11/1 (Technologien und Verfahren der

Instandsetzung) zugrunde liegenden Angaben zum

Teil nochmals mit einfließen. Ergänzende bzw. aus-

führlichere Hinweise zu den Verfahren, Geräten

und Materialien enthält das Kapitel 16 (Instandset-

zen von Mauerwerksrissen).

28/2 Tränkung und Injektion

Tränkung bzw. Injektion erfolgen im Allgemeinen

nach folgenden Grundschemata.

Tränkung

Das Tränken mit einem geeigneten Harz eignet sich

für Risse in horizontalen bzw. nahezu horizontalen

Tränkung

nur teilweiser Verbund

Füllen von Rissen ohne Druck inoberflächennahen Bereichen

Füllgrad: 5 mm bzw. 15-fache Rissbreite

Entlüftung

Füllgrad

Bild 1: Prinzip einer Risstränkung [21]

Page 19: 3911-2017 Fachbuch Risse X-3€¦ · 6 | Inhalt 31/4 Formblatt B 3.5.3: T agesprotokoll [60] . 360 31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss-P rotokoll [60]. . 361 31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage

Instandsetzen von Estrichrissen | 337

Tränkung und Injektion Kapitel 28/2

Beispiel

Kraftschlüssiges Verbinden einer ausgetrock-neten Estrichplatte

Als Beispiel einer Instandsetzung von Rissschäden

wird hier die Ausführung des kraftschlüssigen Ver-

bindens bei einer ausgetrockneten Estrichplatte be-

schrieben. ▶ Der Riss wird an der Oberfläche lediglich kra-

terförmig aufgekratzt. Die anfallenden Bruchstü-

cke werden abgesaugt. Mit der kraterförmigen

Ausbildung der Oberfläche wird das Weglaufen

des Harzes vom Riss verhindert, sodass es auf

dem Riss verbleibt. Das Harz kann dann nach

und nach in entsprechender Konzentration in den

Riss eindringen. ▶ Die Risse werden anschließend ausgesaugt. ▶ Lösungsmittelfreies, niedrigviskoses Klebe- oder

Injektionsharz wird eingefüllt. ▶ Bei schmalen Rissen (wie Haarrissen) kann das

Harz in das Porengefüge und bis in die untere

Rissschicht eindringen, wenn es niedrigviskos

eingestellt wird und es die Möglichkeit hat, über

einen längere Zeit in den Riss einzudringen. ▶ Bei breiteren Rissen das niedrigviskose Harz in

den Riss einfüllen, damit das Porengefüge der

Rissflanken gefüllt wird. Anschließend wird un-

ter Zugabe von Quarzsand oder Stellmittel das

Harz eingefüllt, um den Riss somit vollständig

zu verschließen. ▶ Falls das Klebeharz nachsackt, muss nochmals in

der oberen Ebene des Risses nachgefüllt (Nachin-

jizieren) werden. Das Nachsacken hängt vom

Füllgrad, von der Rissbreite und der Risstiefe ab. ▶ Danach wird das überschüssige Harz auf der

Estrichoberfläche mit einem Spachtel abgezogen

und die Oberfläche mit Quarzsand abgestreut. ▶ Mit diesem Verfahren kann bei einer fachgerech-

ten Ausführung eine dauerhaft kraftschlüssige

Verbindung gewährleistet werden.

Ergänzende Hinweise

Estrichverlegungsarbeiten sollten immer von ei-

ner Fachfirma ausgeführt werden. Dafür spricht

z.B. der Umstand, dass sich der Schaden bei einer

nicht fachgerechten Verlegung des Estrichs auf den

weiteren Fußbodenaufbau (wie Fußbodenfliesen)

auswirken kann.

Durchführung der Injektion

Nachdem die Lage der Einfüllstutzen festgelegt

wurde, wird wie folgt verfahren: ▶ Injektionskanäle für die Bohrpacker bohren oder

Klebepacker aufkleben (dann Risse verdämmen) ▶ Injektionskanäle mittels Druckluft oder Spüllan-

ze ausblasen bzw. ausspülen ▶ Injektionsgeräte auf Funktion kontrollieren ▶ Injektionsdruck abstimmen ▶ Injizieren an den untersten Packern beginnen

und nach oben fortführen ▶ Injizieren, bis Riss vollständig gefüllt ist (Kont-

rolle durch Austritt des injizierten Materials am

benachbarten Packer) ▶ Packer nach Beendigung der Arbeiten entfernen ▶ Das Verdämmen der Rissbereiche kann beim

Einsatz von Bohrpackern in den meisten Fällen

entfallen.

Bild 2 zeigt das Prinzip der Rissinjektion.

Nachinjizieren

Innerhalb einer materialseitig bedingten Zeit sind

die Risse nachzuinjizieren, sodass das Füllgut wäh-

rend der Injektion einerseits durch den anliegenden

Druck und anderseits auch durch kapillare Saug-

wirkung immer weiter in den Riss eindringt.

vollständiger Verbund

Injektion

Füllen von Rissen unter Druckin allen Ebenen

Bild 2: Prinzip der Rissinjektion [21]