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Denkmalpflegeplan Sankt Augustin 4.1 ___________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ Architekturbüro Vogt-Werling 152 4.1 Friedhöfe, Grünflächen, Denkmäler 4.1.1 Kirch- und Friedhöfe Die Kirch- oder Friedhöfe sind wichtige Elemente unserer Kulturlandschaft. Als Orte der Trauer, der Besinnung und des Andenkens an die Verstorbenen sind sie für die Einwohner in der Regel immer noch von großer Bedeutung, was sich unter anderem an der Pflege der meisten der Grabstellen ablesen lässt. 1 Die Sankt Augustiner Friedhöfe mit einer Gesamtfläche von ca. 17,5 ha und insge- samt Tausenden von Grabstätten stehen jedoch nicht nur als Begräbnisstätten zur Verfügung. Für Tiere und Pflanzen sind sie ebenfalls wichtige Lebensräume, vor al- lem in städtischer Umgebung. Viele Menschen schätzen diese Orte außerdem als grüne Erholungsräume und suchen sie auch deshalb gerne z.B. zur inneren Einkehr auf. In Sankt Augustin gibt es keine Broschüre, z.B. einen sog. „Friedhofswegweiser“, der eine Hilfestellung an die Hand gibt, mit der wichtige Impulse für die Bestattungskultur und Maßstäbe im ökonomischen Umgang mit den Friedhofsdienstleistungen gege- ben werden. Mit der Erfassung aller Kirch- und Friedhöfe im Denkmalpflegeplan ist zumindest ein erster Schritt in Richtung Dokumentation getan, denn die Friedhöfe im Stadtgebiet von Sankt Augustin haben nicht nur ihre Funktion im Gefüge des inner- städtischen Grüns, sondern sind auch als ein wichtiges Zeugnis der Stadtgeschichte zu betrachten. Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, für diese Kulturland- schafts-Elemente entsprechend Sorge zu tragen. Was die Unterscheidung zwischen Kirch- und Friedhof betrifft, sei darauf hingewie- sen, dass der Kirchhof – so wie dies seit den Anfängen des Christentums üblich war – sich unmittelbar um die Kirche gelegt hatte. Erstmals urkundlich nachvollziehbar ist dies anhand der von Karl dem Großen im Jahre 785 initiierten „Capitulare de partibus saxonae“, die ausdrücklich darauf hinweist, dass nicht auf freiem Feld, sondern in unmittelbarer Nähe der Kirchen „ad cimiteria ecclesiae“ bestattet werden soll. 2 Die Friedhöfe sind dagegen in vielen Fällen nicht nur in kommunaler Hand und auch nicht in der unmittelbaren Nähe einer Kirche zu finden, sondern oft sogar außerhalb der Ortschaften neu angelegt worden. Die Grundlage hierfür lieferte zu Beginn des 19. Jahrhunderts das "Décret imperial sur les sépultures", das kaiserliche Dekret über die Grabstätten von 23. Prairial des Jahres XII [12.6.1804]. 3 Darin heißt es: „Es sollen alle Kirchhöfe im Bergischen Lande, nicht nur außerhalb der Städte sondern 1 Michael Lehnberg: Die Stadt denkt über neue Bestattungsformem nach, in: Artikel im General Anzei- ger vom 20.11.2014. 2 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Capitulatio_de_partibus_Saxoniae 3 Bulletin des lois de l’Empire Français, 4e Série, Tome premier no. 1 à 16, Paris, Brumaire an XIII [1804], S. 75

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4.1 Friedhöfe, Grünflächen, Denkmäler 4.1.1 Kirch- und Friedhöfe Die Kirch- oder Friedhöfe sind wichtige Elemente unserer Kulturlandschaft. Als Orte der Trauer, der Besinnung und des Andenkens an die Verstorbenen sind sie für die Einwohner in der Regel immer noch von großer Bedeutung, was sich unter anderem an der Pflege der meisten der Grabstellen ablesen lässt.1 Die Sankt Augustiner Friedhöfe mit einer Gesamtfläche von ca. 17,5 ha und insge-samt Tausenden von Grabstätten stehen jedoch nicht nur als Begräbnisstätten zur Verfügung. Für Tiere und Pflanzen sind sie ebenfalls wichtige Lebensräume, vor al-lem in städtischer Umgebung. Viele Menschen schätzen diese Orte außerdem als grüne Erholungsräume und suchen sie auch deshalb gerne z.B. zur inneren Einkehr auf. In Sankt Augustin gibt es keine Broschüre, z.B. einen sog. „Friedhofswegweiser“, der eine Hilfestellung an die Hand gibt, mit der wichtige Impulse für die Bestattungskultur und Maßstäbe im ökonomischen Umgang mit den Friedhofsdienstleistungen gege-ben werden. Mit der Erfassung aller Kirch- und Friedhöfe im Denkmalpflegeplan ist zumindest ein erster Schritt in Richtung Dokumentation getan, denn die Friedhöfe im Stadtgebiet von Sankt Augustin haben nicht nur ihre Funktion im Gefüge des inner-städtischen Grüns, sondern sind auch als ein wichtiges Zeugnis der Stadtgeschichte zu betrachten. Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, für diese Kulturland-schafts-Elemente entsprechend Sorge zu tragen. Was die Unterscheidung zwischen Kirch- und Friedhof betrifft, sei darauf hingewie-sen, dass der Kirchhof – so wie dies seit den Anfängen des Christentums üblich war – sich unmittelbar um die Kirche gelegt hatte. Erstmals urkundlich nachvollziehbar ist dies anhand der von Karl dem Großen im Jahre 785 initiierten „Capitulare de partibus saxonae“, die ausdrücklich darauf hinweist, dass nicht auf freiem Feld, sondern in unmittelbarer Nähe der Kirchen „ad cimiteria ecclesiae“ bestattet werden soll.2 Die Friedhöfe sind dagegen in vielen Fällen nicht nur in kommunaler Hand und auch nicht in der unmittelbaren Nähe einer Kirche zu finden, sondern oft sogar außerhalb der Ortschaften neu angelegt worden. Die Grundlage hierfür lieferte zu Beginn des 19. Jahrhunderts das "Décret imperial sur les sépultures", das kaiserliche Dekret über die Grabstätten von 23. Prairial des Jahres XII [12.6.1804].3 Darin heißt es: „Es sollen alle Kirchhöfe im Bergischen Lande, nicht nur außerhalb der Städte sondern

1 Michael Lehnberg: Die Stadt denkt über neue Bestattungsformem nach, in: Artikel im General Anzei-ger vom 20.11.2014. 2 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Capitulatio_de_partibus_Saxoniae 3 Bulletin des lois de l’Empire Français, 4e Série, Tome premier no. 1 à 16, Paris, Brumaire an XIII [1804], S. 75

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auch außerhalb der Dorf- und sonstigen Ortschaften an etwa entfernt gelegene offe-ne Plätze verlegt, die Grabhügel auf den alten Kirchhöfen weggeschafft und diese ganz eben gemacht werden“. Vorschriften, die auch nach der Übernahme des Groß-herzogtums Berg durch Preußen Fortbestand hatten. Die nachfolgende Auflistung der Friedhöfe in Sankt Augustin geschieht in alphabeti-scher Reihenfolge. Die Lage der Friedhöfe ist in Plan 4.1 im Anschluss an das Kapi-tel ersichtlich.

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Abb. A.1 Abb. A.2

Umfassungsmauer des Friedhofes in Hangelar

(2014)

Hochkreuz

(2015)

Pos. A Friedhof Hangelar, Fritz-Pullig-Str. 17 Der Friedhof in Hangelar, Fritz-Pullig-Str. 17 ist um 1900 angelegt worden. Die der-zeitige Größe beträgt ca. 2,74 ha. Aus denkmalpflegerischer Sicht sind folgende Po-sitionen von Bedeutung. A.1 /Wertung: D (Nr. 63) Aus der Zeit der Anlage des Friedhofes stammt die Umfassungsmauer (D/Nr. 63), die zumindest als Teilstück noch erhalten geblieben ist. Die Mauer ist aus gelben und roten Ziegeln errichtet, die in Hangelar (Hangelarer Tonwerke) hergestellt wurden. Das Eingangsportal weist vier unterschiedlich hohe Pfeiler auf, auf denen zwei Ter-rakottaengel bzw. zwei Fialen aufsitzen. Die im gotischen Duktus gefertigten türm-chenartigen Aufsätze bestehen aus hart gebranntem, glasierten Ton und sind eben-falls in Hangelar hergestellt worden. Ebenfalls als Denkmal ist auf dem Friedhof das Hochkreuz (A.2) beurteilt, welches 1902 von der Firma Heinrich/Siegburg gefertigt und aufgestellt wurde. Es handelt sich um eine Kreuzstele, die auf einen dreifach gestuften Sockel aufgesetzt ist. Der Schaft besitzt schauseitig eine betextete Marmorplatte. Die Verdachung besitzt an den Ecken stilisierte Akroterien, darüber befindet sich ein Kruzifixaufsatz.

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A.3 /Wertung: EW Der Friedhof selbst ist nicht denkmalwert. Allerdings wurde die Aussegnungshalle als erhaltenswert (EW) eingestuft. Der eingeschossige Kubus ist in den 1950/60er Jah-ren in Ziegelbauweise errichtet und mit einem Flachdach abgeschlossen. worden. Die Innenausstattung ist schlicht bzw. funktional gehalten.

Abb. A.3 Abb. A.4

Aussegnungshalle in Hangelar

(2014)

Priestergrab

(2015)

A.4 /Wertung: EW Die Priestergrabanlage, deren Grabstein ein qualitätvolles, aufgesockeltes Pieta-Motiv aufzeigt, wird ebenfalls als erhaltenswert eingestuft. A.5 /Wertung: EW Gegenüber dem Priestergrab (Pos. A.4) befinden sich drei weitere Priestergräber, die als erhaltenswerte Anlagen bewertet werden. Bei den Grabstellen handelt es sich um die Pfarrer Wilhelm Paffen (1875-1948), Christian Klein (1847-1902) und Peter Bren-ner (1919-2010). Über die auf diesem Friedhof bestatteten Opfer der Weltkriege vgl. Pos. 3 in Kapitel „Gefallenen-Denkmale“.

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Abb. B.1 Abb. B.2

Friedhof in Meindorf

(2015)

Trauerhalle auf dem Meindorfer Friedhof

(2015)

Pos. B Friedhof in Meindorf, Liebfrauenstraße 78 Der Friedhof in Meindorf, Liebfrauenstr. 78 ist in den 1920er Jahren angelegt wor-den. Die derzeitige Größe beträgt ca. 0,66 ha. Aus denkmalpflegerischer Sicht gibt es, mit Ausnahme des Gefallenen-Denkmals (vgl. entsprechendes Kap., Pos. 4), welches von dem renommierten Kölner Künstler Adalbert Hertel (1868-1952) gefer-tigt wurde, keine Position von Bedeutung.

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Abb. Abb. C.1

Friedhof in Menden

(2015)

Trauerhalle auf dem Mendener Friedhof

(2015)

Pos. C Friedhof Menden (neu), Meindorfer Str.

Der Friedhof in Menden, Meindorfer Str. 214 ist in den frühen 1960er Jahren ange-legt worden. Die derzeitige Größe beträgt ca. 4,8 ha. Aus denkmalpflegerischer Sicht gibt es lediglich die Trauerhalle, die ebenfalls in den 1960er Jahren entstanden sein dürfte und als erhaltenswert (EW) eingestuft wird. Auf dem Friedhof sind zwei Kunst-werke zu finden, die als „Grabmäler“ anonyme Bestattungsflächen zieren. Die Skulp-turen „Über den Dingen“ und „Stufen“ sind im Kap. „Kunstwerke“ thematisiert. Pos. 1/Wertung: EW

Die Trauerhalle gliedert sich in zwei Bereiche. Für den über einem sechseckigen Grundriss entwickelten Feierraum ist eine aus Holz gefertigte Skelettkonstruktion gewählt, die von einem steil aufragenden ebenfalls sechseckigen Pyramidendach bekrönt wird.4 Die in Massivbauweise errichteten Nebenräume schließen sich auf der Südseite unmittelbar an den Feierraum an. Während der „Unterbau“ noch einen recht guten baulichen Eindruck vermittelt, lassen sich an der Schieferplatten-Eindeckung des Pyramidendachs Schäden lokalisieren. Der durch das hoch aufragende Dach geprägte Innenraum des Aussegnungsbereiches vermittelt bei Trauerfeiern keine wirklich angepasste Stimmung. Hier sollte (auch aus Energieeinsparungsgründen) über eine, formal behutsame und der Architektur der 1960er Jahre angepasste Ab-senkung der „Deckenhöhe“ nachgedacht werden.

4 Der Architekt der Anlage war wohl der damalige Leiter des Hochbauamtes (freundl. Hinweis von Herrn Bernd Stroß, Sankt Augustin).

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Abb. D.1 Abb. D 2

Trauerhalle auf dem Mülldorfer Friedhof (2015) Trauerhalle auf dem Mülldorfer Friedhof (2015)

Pos. D Friedhof Mülldorf, Bonner Straße 136 Der Friedhof in Mülldorf, Bonner Str. 136 ist in den 1920er Jahren angelegt worden. Die derzeitige Größe beträgt ca. 2,30 ha. Aus denkmalpflegerischer Sicht sind fol-gende Positionen von Bedeutung. D.1 /Wertung: EW Aus der Zeit der Anlage des Friedhofes stammt auch die Trauerhalle, die auf ihrer Nordseite durch einen Glockenturm akzentuiert wird. Die in den Westgiebel einge-schriebene, rundbogig abgeschlossene Erschließung ist tief eingenischt und mit ko-nischen Laibungen versehen. Eine weitere Erschließung erfolgt über eine traufseitig angeordnete Arkatur. D.2/Wertung: D (Nr. 76) Aus der 1. Hälfte des 18. Jh. stammen die vier unter Denkmalschutz stehenden ba-rocken Grabkreuze auf einer Grünfläche im westlichen Bereich des Friedhofes. Zum Hochkreuz des Friedhofs vgl. Pos. 5 in Kapitel 4.1.3 „Kriegsopfermahnmale“. Zumindest erwähnt werden soll die Grabstelle der Familie Henroset. Xaver Henroset wird dort als der Begründer des Ortes Sankt Augustin genannt sowie das erhaltens-werte Grabmal Loewenich (Gebäudekartei S. 148), einer Lehrerfamilie aus Mülldorf.

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Abb. E.1 Abb. E.2

Pfarrkirche St. Martinus mit unmittelbar an-schließender Friedhofsfläche (2014)

Barocke Grabkreuze im unmittelbaren Umfeld der Kirche (2015)

Pos. E und F Friedhof Niederpleis Kirche u. Nord, Alte Marktstraße Um die Kirche von Niederpleis, die vermutlich schon in karolingischer Zeit – wenn auch in einer anderen Ausformung – vorhanden war, legte sich schon von Anfang an ein Kirchhof. Dieser Sachverhalt lässt sich an der heutigen Situation noch recht gut ablesen, wenngleich die Bestattungsflächen längst nach Süden hin bis zur Fried-hofsstraße weiter entwickelt wurden. Der sog. Niederpleiser Friedhof (Nord), Alte Marktstraße 48, schließt sich unmittelbar nördlich bzw. nordwestlich an den alten Sakralbau an. Beide Friedhöfe besitzen insgesamt eine Größe von 5,23 ha. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist allerdings nur der; sich quasi um die Kirche verkröp-fenden Friedhof von Interesse, auf dem folgende Positionen von Bedeutung sind: E.1 /Wertung: D (Nr. 25) Zur Denkmalausweisung der Kirche gehören auch die 61 barocken Grabkreuze, die sich aus der Zeit zwischen 1570 und 1750 noch lokalisieren lassen.5

5 Schumacher 1989, S. 19 ff. bzw. Schumacher 1999, S. 33 ff.

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Abb. E.3 Abb. E.4

Friedhof in Niederpleis Grabstelle Fam. Joh. Müller (2014)

Friedhof in Niederpleis Grabstelle Fam. Becker (2014)

E.2 /Wertung: EW Das um 1905 errichtete Grabmal für die Familie Joh. Müller hat die Form einer Kreuzstele mit seitlich angefügten Wangen. Die Stele ist auf einem mehrfach gestuf-ten Schaft aufgesetzt und schauseitig mit einer betexteten Granitplatte geschmückt. Die satteldachförmige Verdachung ist an den Ecken durch stilisierte Akroterien ak-zentuiert. Im Giebelfeld ist das Christusmonogramm XP eingeschrieben. Die schau-seitig ebenfalls mit betexteten Granitplatten geschmückten Wangen werden durch bekrönte Pfeiler flankiert. Der Übergang von Stele zu Wangen ist durch buchstützen-artige Elemente bewerkstelligt.

E.3 /Wertung: EW Die Ruhestätte der Familie Becker ist als Gruft ausgebaut und gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtet worden. Es handelt sich um eine Kreuzstele mit angefügten Wangen. Der aufgesockelte Schaft ist ädikulaartig gefasst, die Einnischung rundbo-gig abgeschlossen und mit einem seitlich eingezogenen Dreiecksgiebel bekrönt. Darüber sitzt ein aufgesockeltes lateinisches Kreuz. Die flankierenden Wangen rei-chen bis auf Kämpferhöhe, die Abdeckungen zeigen stilisierte Akroterien. Vor dem Grabmal befindet sich eine mit Heberingen versehene Metallplatte, welche den Gruftzugang verdeckt. Die gesamte Grabfläche, die auf der Ostseite durch die Fried-hofsmauer begrenzt wird, wird teilweise noch von einem gotisierenden, gusseisernen

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Gitter gefasst. Auf dem Grabmal Becker gab es vor einigen Jahren noch in der Mitte einen großen, allerdings beschädigten Engel.6 Über die auf diesem Friedhof bestatteten Opfer der Weltkriege vgl. Pos. 6 im Kapitel 4.1.3 „Kriegsopfermahnmale“.

Abb. G Abb. G.1

Trauerhalle in Sankt Augustin-Ort, An den drei Eichen 25 (2015)

Hochkreuz auf dem Friedhof

(2014)

Pos. G Sankt Augustin-Ort, An den drei Eichen 25 Der Friedhof von Sankt Augustin-Ort „An den drei Eichen 25“ wurde in den 1960er Jahren angelegt. Die derzeitige Größe beträgt ca. 1,68 ha. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist folgende Position von Bedeutung. Pos. 1/Wertung: EW Aus der Zeit der Anlage des Friedhofes stammt auch das hoch aufragende Fried-hofskreuz, welches aus Sichtbeton gefertigt ist. Der Schaft des lateinischen Kreuzes ist leicht konisch ausgebildet. 6 Freundl. Hinweis von Herrn Bernd Stroß, Sankt Augustin.

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Abb. H 1 Abb. H 2

Friedhof der Steyler Missionare

(2014)

Detail der einheitlichen Gestaltung

(2014)

Pos. H Friedhof der Steyler Missionare in Sankt Augustin-Ort, Arnold-Janssen-Str. 30 Innerhalb der weiträumigen, teilweise noch aus der Erbauungszeit stammenden Klostereinfriedung befindet sich der Friedhof der Steyler Missionare (D/Nr. 62). Die dort befindlichen Grabkreuze sind einheitlich schlicht gestaltet, entlang der Ummaue-rung sind 14 Kreuzwegstationen aufgestellt. Auf dem vorderen rechten Grabfeld liegen 31 Frauen und Männer, die im Caritas-Altenheim des Klosters wohnten oder zum Freundeskreis des Klosters gehörten. Zu den hier Bestatteten zählt der erste Bischof der Diözese Kenge im Kongo Franz Hoenen (1919-1997). Außerdem befindet sich auf diesem Friedhof das Grab der be-deutenden deutschen Bildhauerin und Malerin Yrsa von Leistner. Die Künstlerin zog 1970 nach Sankt Augustin. Wohnhaus und Atelier auf dem Klostergelände der Stey-ler Missionare wurden für mehr als 30 Jahre zum Mittelpunkt ihres Lebens und Schaffens.

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4.1.2 Freiräume und Grünanlagen Die Stadt Sankt Augustin besitzt mit der Siegaue eine bemerkenswerte Erholungs-landschaft, die sich im Norden und Westen direkt an die bebaute Ortslage anschließt. Innerhalb der Siedlungsbereiche findet man Grünanlagen, die sich zum Teil auf eine lange Tradition in der Landschafts- und Stadtgestaltung zurückführen lassen. Für die Geschichte wie für die städtebauliche Entwicklung bedeutungswert sind hierbei v.a. die Parkanlagen und Kirch- bzw. Friedhöfe. Dies gilt letztlich auch für die Grünanlage bei dem Kloster der Steyler Mission, wenngleich die Anlage dort etwas kleinmaßstäb-licher ausgefallen ist. Im Stadtgebiet von Sankt Augustin lassen sich insgesamt sieben Begräbnisplätze lokalisieren. Diese Friedhöfe dürfen als Bestandteil des innerstädtischen Grünsys-tems als ein (noch) stabiler Bestandteil betrachtet werden, sind aber auch für die je-weilige Stadtteilgeschichte von großer Bedeutung und deshalb bewahrenswert. Nicht behandelt werden im Rahmen des Denkmalpflegeplanes im Allgemeinen die Sportanlagen, da sie weder historisch noch gestalterisch einen prägenden Charakter für das Sankt Augustiner Stadtgebiet besitzen. Die dargestellten Anlagen sind für das jeweilige Ortsbild als erhaltenswert einzustufen und in den entsprechenden Maß-nahmenplänen so dargestellt. Über die an dieser Stelle beschriebenen Anlagen hinaus gibt es im Stadtgebiet von Sankt Augustin „kleinteiligere“ Grünräume (z.B. der Freibereich zwischen der Bodel-schwingstr. und der Liebfrauenstr. in Meindorf), die aber ebenso durch ihre Ge-schichte und ihre einmalige Ausprägung von besonderem Wert für die Stadt sind. Diese Grünflächen werden in den Maßnahmenplänen für die einzelnen Stadtteile dokumentiert bzw. erwähnt. 1

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Abb. Abb. 1.1

Blickachse Schloss-Sonnenuhr

(2014)

Aus Sicherheitsgründen eingehauste Sonnen-uhr (2014)

Pos.1 Garten und Sonnenuhranlage Schloss Birlinghoven

Auf der Rückseite des Schlosses ist eine parkähnliche Grünanlage ausgebildet, de-ren Mittelachse auf die Ausläufer des Siebengebirges ausgerichtet ist und in einer Sonnenuhr mündet. Von den ehemals im Park aufgestellten Kunstwerken ist nur noch ein Rest erhalten geblieben. Außerdem gibt es zwei Torbauten, welche die Ausdehnung des Landschaftsgartens verdeutlichen.7 1.1 Sonnenuhr

Zum Ensemble des denkmalgeschützten Schlosses gehört eine 1920 erworbene und im Zusammenhang mit dem Wegesystem der Parkanlage aufgestellte Sonnenuhr (D/Nr. 113). Der aus verschiedenen geometrischen Formen gebildete Sandsteinblock bildet die Hauptuhr. Über sie verteilt sind 70 Zifferblätter mit den jeweiligen Schat-tenwerfern, auf der Kugel eingeritzte Stundenlinien für die Schlagschatten mehrerer Schattenwerfer sowie Durchdringungskurven von Datumslinien. Zugehörig waren ehemals zwölf kreisförmig angeordnete kugelförmige Steinblöcke mit den Tierkreis-zeichen. Zum Schutz der nachgebildeten Teile der Sonnenuhr ist eine transparente Umbauung angelegt worden. Die Originalteile befinden sich im Bürgerhaus des Stadtteils Birlinghoven.8

7 http://www.izb.fraunhofer.de/besucher/geschichte0/gesamtkunstwerk.html 8 Freundlicher Hinweis von Herrn Schliefer, Birlinghoven).

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Abb. 1.2

Blickachse Schloss-Sonnenuhr (2014)

1.2 Das weiße Tor Das sog. „Weiße Tor“ (D/Nr. 11) gehört ebenfalls zum Gelände des Birlinghovener Schlosses. Die in den 1920/30er Jahren aufgerichteten Pfeiler sind durch flankieren-de Voluten „buchstützenartig“ bereichert. Aus der Lage des Tores bzw. der beiden Torpfeiler lässt sich ein Rückschluss auf die damalige Größe des Schlossparks schließen.

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1.3 Tor an der Hoholzstraße Südwestlich des Schlosses, dort wo die Hoholzstraße in die Konrad-Adenauer-Straße übergeht, befindet sich eine wohl ebenfalls in den 1920/30er Jahren errichtete Toranlage im Duktus des späten Barocks. Die aus Natursteinquadern errichteten Torpfeiler sind mit profilierten Sandsteinabdeckungen bekrönt. Das anschließende Gitterwerk noch mit kunstvoll geschmiedeten Gitterspitzen versehen. Dem Tor ist eine halbkreisförmige Einschwingung vorgelagert. Das Tor wird als erhaltenswert (EW) eingestuft.

Abb. 1.3

Blickachse Schloss-Sonnenuhr (2014)

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Abb. Birlinghoven

Blick auf die Zufahrt zum Wasserschlösschens in Birling-hoven (2014)

Pos.2 Garten des Wasserschlösschens in Birlinghoven Das heutige Wasserschlösschen (D/Nr. 92) befindet sich auf dem Areal einer älteren Burg- bzw. Schlossanlage, die vermutlich von französischen Truppen fast vollständig zerstört wurde. Heute umfasst die Anlage eine größere rechteckige Vorburg sowie eine kleinere - in einem künstlich angelegten Weiher - angelegte Insel, auf der das Haupthaus steht. Hinter dem Teich schließt sich eine Parkanlage mit einem sehr schönen, alten Baumbestand an.

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Abb. Sankt Augustin-Meindorf

Blick auf die Schrebergartenanlage

Pos. 3 Schrebergartenanlage Meindorf Am westlichen Ortsrand von Meindorf, dort wo durch einen ca. 8-10 Meter hohen Geländeversatz die Grenze zur Siegaue markiert wird, befindet sich eine nur wenige Parzellen große Kleingartenanlage. Sie ist deshalb von Interesse, weil sie nicht nur den dort aktiven Kleingärtnern einen freien Zugang zur Natur ermöglicht, sondern auch weil sie am Rand einer dörflichen Siedlung als ein ungewöhnliches Beispiel ei-ner Gartenanlage angesehen werden darf.

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Abb. 4.1 Abb. 4.2

Hochkreuz aus dem Jahre 1848 (2014)

1960/61 errichtete Aussegnungshalle auf dem alten Friedhof in Menden (2014)

Pos. 4 Grünfläche, Alter Friedhof in Menden, Burg- und Mittelstraße

4.1 /Wertung: D (Nr. 33)

Der sog. „Alte Friedhof“ in Menden (D/Nr. 33), Burg- und Mittelstraße, besitzt eine Größe von ca. 0,85 ha. Er wurde im Jahre 1837 angelegt, die letzte Bestattung fand 1980 statt. 1991 wurde er unter Denkmalschutz gestellt und zum Gartendenkmal er-nannt. Zwischenzeitlich ist hier eine Parkanlage mit noch einigen auch sepulkralge-schichtlich interessanten Grabsteinen entstanden. Hervorgehoben sei das Hoch-kreuz, welches in einer gotisierenden Formensprache aus Gusseisen im Jahre 1848 gefertigt und in zentraler Lage des Friedhofs aufgestellt wurde.

4.2 /Wertung: D (Nr. 119)

Die Leichenhalle (D/Nr. 119) ist 1960/61 durch den Architekten Wolfgang Schür-mann/Siegburg geplant und gebaut worden und heute Bestandteil der Denkmalaus-weisung. Es handelt sich um einen eingeschossigen Kubus in Ziegelbauweise, der mit einem Flachdach abgedeckt ist. Der Baukörper wird heute als Gedenkstätte ge-nutzt. In ihm befindet sich das Kunstwerk "der aufbrechende Sarg" der Sankt Augus-tiner Bildhauerin Yrsa von Leistner (1917-2008). In der Trauerhalle sind neben dem Kunstwerk von Yrsa von Leistner ganz wesentlich die Steine der alten Ehrenmal-Anlage neu eingefügt worden. Man kann an der Anlage deutlich erkennen, dass in der Trauerhalle mit den alten Ehrentafeln eine neue Ehrenstätte konzipiert wurde.9

9 Näheres hierzu vgl. Henseler 1999, S. 74 f.

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Abb. Abb.

Grünfläche an der alten Kirche

(2015)

Barocke Grabkreuze an der alten Kirche

(2014)

Pos.5 Grünfläche, An der alten Kirche in Menden Am Nordrand von Niedermenden stand bis zur Abtragung im Jahre 1896 auf einem Hügel die alte Pfarrkirche von Menden, welche im 12. Jahrhundert im romanischen Stil errichtet worden war. Auf dem Hügel ist heute der Grundriss dieser Kirche mit ca. 0,50 Meter hohen Natursteinmauer wieder dargestellt worden. Auf diesem Hügel be-finden ebenfalls noch neun barocke Grabkreuze (D/Nr. 42) des ehemaligen Kirchho-fes. Nördlich des Ensembles schließt sich eine Grünfläche an, die als großzügig an-gelegter Grünbereich ein willkommenes Bindeglied zwischen der Sportanlage des SV Menden 1912 e.V. und der innerstädtischen Bebauung darstellt.

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Abb. Grünanlage Theodor-Storm-Allee

Pos. 6 Theodor-Storm Allee Bei der seit Ende der 1950er Jahre in Theodor-Storm-Allee (D/Nr. 115) umbenannten Straße handelt es sich um eine vor der Mitte der 1920erJahre als Lindenallee plan-mäßig angelegte Straße, im rechten Winkel von der Bahnparallelen, ebenfalls Lin-denallee oder Lindenstraße abzweigend. Das ca. 130 m lange und 20 m breite in leichtem Bogen geführte Straßenstück wird mittig von einem Rasenplateau und von beidseits 18 jeweils im Abstand von 10 m gesetzten Linden geprägt. Beidseits schließt eine ca. 7 m breite Fahrbahn einschließlich Bürgersteig an. Die angrenzende Bebauung ist aufgelockert und in Form giebelständiger Häuser geprägt. Der Straßen-raum verliert sich optisch im Grünen, er mündet direkt in das Parkgelände des Stey-ler Missionshauses. Am Ende zweigt zu beiden Seiten die Klosterstraße ab, die in ihrer Bebauung, inmitten größerer Gärten stehenden Einfamilienhäuser, ein ähnli-ches Bild ergibt, wie die Theodor-Storm-Allee. Somit werden am Beispiel des begrün-ten Freiraumes „Theodor-Storm-Allee“ in hervorragender Weise Sinn und Intention sowie die Gestaltungskriterien für ein gesundes Wohnen im stadtnahen Grün in vom Menschen zeittypisch geformter und geordneter Natur am Rande des Klosterparks deutlich.10

10 vgl. Ausweisungstext zur Denkmaleigenschaft der Theodor-Storm-Allee.

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Abb. 7.1 Abb. 7.2

Friedhof der Steyler Missionare

(2014)

Totenkapelle im Park der Steyler Missionare

(2014)

Pos. 7 Grünanlage und Totenkapelle der Steyler Mission Das Kloster der Steyler Missionare11 liegt in einen Grünbereich eingebettet, der im Norden von der Arnold-Janssen Straße (L143) und im Süden von der Husarenstraße begrenzt wird. Den östlichen Abschluss bildet die Klosterstraße, der westliche Ab-schluss wird vom Sankt Augustiner Freibad definiert. Innerhalb dieser wertvollen und nicht nur den Mitgliedern des Ordenshauses dienenden Erholungsbereiches sind folgende Objekte von Bedeutung: 7.1 Totenkapelle Bei der Anfang der 1950er Jahren errichteten Totenkapelle auf dem Gelände des Missionspriesterseminars handelt es sich um einen eingeschossigen Kubus der mit einem verschieferten Satteldach abgedeckt und durch einen kleinen Dachreiter ak-zentuiert ist. Die Erschließung erfolgt giebelseitig durch eine rundbogig abgeschlos-sene Öffnung. Die Fenster an den Langseiten besitzen eingezogene Rundbögen.

11 http://opencms.erzbistum-koeln.de/erzbistum/orden/maennerorden/steyler_missionare/

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4.1.3 Kriegsopfer-Mahnmale In Sankt Augustin gibt es Gedenkstätten, die an die Opfer der beiden Weltkriege er-innern. Außerdem lassen sich auf den Friedhöfen in den Stadtteilen Gräberfelder finden, die in Form von einfachen und gleichgestalteten Kreuzen ebenfalls an jene Menschen erinnert, die in der Zeit zwischen 1914 bis 1918 bzw. 1939 bis 1945 ihr Leben lassen mussten. In den Jahrhunderten zuvor gab es für den einfachen Soldaten bzw. Söldner weder ein Grab noch ein Denkmal. In den Söldnerheeren, wo in der Regel auch nicht um höhere Ziele, sondern um Geld gekämpft wurde, herrschte die Meinung, dass die Gefallenen auf dem Schlachtfeld bleiben. Wurden sie nicht auf Scheiterhaufen ver-brannt, überließ man sie einfach den Hunden und Vögeln zum Fraß.12 Lediglich den adeligen Offizieren wurde eine Bestattung oder Überführung in ihre Heimat zuteil, wo sie in den Grüften ihrer Patronatskirchen oder Adelshäuser beigesetzt wurden. Erst seit dem frühen 18. Jahrhundert wurde es üblich, die gefallenen Söldner zumindest in Massengräbern zu bestatten. Denkmalwürdig waren sie damit immer noch nicht. Lediglich der verdienten Generalität wurde in Form von Denkmälern ein ehrendes Andenken gewährt.13 Dies änderte sich erst mit den Befreiungskriegen gegen Napoleon, wo zum ersten Mal auch in Deutschland Freiwillige aus allen Bevölkerungsschichten für Werte kämpften, mit denen sich nicht nur die Angehörigen der Soldaten, sondern weite Kreise der Bevölkerung identifizieren konnten. Der Soldat kämpfte nun nicht mehr für Materielles, sondern für die Rettung des Vaterlandes, konkret für die Befreiung von der napoleonischen Fremdherrschaft. Damit konnte zum ersten Mal – und dies galt auch für den einfachen Dienstgrad – der gefallene Soldat für denkmalwürdig erachtet werden.14 Kriegerdenkmal 1870/71 Ein Kriegerdenkmal aus dieser Zeit lässt sich für das Stadtgebiet von Sankt Augustin nicht nachweisen. Die zu jener Zeit in der Regel von den Kriegervereinen initiierten Kriegerdenkmäler waren nach dem damaligen Selbstverständnis nicht nur Monumen-te zur Ehrung der Gefallenen, sondern wurden – nach der Reichsgründung und dem

12 Weigand 2001, S. 208. 13 Als Beispiele seien die Standbilder der Feldherren der Befreiungskriege von Bülow und von Scharnhorst am Prinzengarten Unter den Linden in Berlin angeführt. Gefertigt von einem der bedeu-tendsten und erfolgreichsten Bildhauer des deutschen Klassizismus, Christian Daniel Rauch (1777-1857). 14 Weigand 2001, S. 209.

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gewonnenen Deutsch-Französischen Krieg – auch als Siegesdenkmäler betrachtet.15 Dies vermitteln häufig nicht nur die Inschriften, in denen man den „siegreichen Hel-den“ gedenkt, sondern dokumentieren zum Beispiel auch die Bekrönungen der Eh-renmale. Oft ist es nämlich eine Viktoria, Germania oder auch ein Adler mit weit aus-gebreiteten Schwingen, welche den Menschen damals mit der politischen Botschaft zu konfrontieren suchten. Gefallenen-Mahnmal 1914-1918 bzw. Kriegsopfer-Mahnmal 1939-1945 Nachdem im Verlauf des Ersten Weltkrieges eine ungleich höhere Zahl an Opfern als in den vorangegangenen Kriegen zu beklagen war, stand bei den Ehrenmälern für die zwischen 1914 und 1918 gefallenen Soldaten zunächst das Totengedenken im Vordergrund. Diese Denkmäler wurden, wenn nicht von den Gemeinden, Kirchen-gemeinden oder Kriegervereinen von sog. „Denkmalausschüssen“ initiiert, um den im Weltkrieg verbliebenen Brüdern ein würdiges Ehrenmal zu schaffen. Diese Denkmäler standen nun nicht mehr – wie noch ca. fünf Jahrzehnte zuvor – unbedingt an exponierter Stelle, sondern wurden eher zurückhaltend zumeist an oder gar in den Kirchen installiert, wobei sich das Ehrenmal oft auf die Auflistung der Na-men der Gefallenen beschränkte. In den 1920er Jahren war das heroische Ethos, genährt durch den als unverdient verlorenen Ersten Weltkrieg und als Demütigung verstandenen Versailler Friedens-vertrag, in Deutschland allerdings zu einem kaum angezweifelten, allgemein verbind-lichen Erziehungsmuster geworden. Aber erst während der Herrschaft der National-sozialisten erreichte dieses Heldenideal einen Höhenpunkt, welches einer Ideologie entsprang, die in Theorie und Praxis als „nationale“ bzw. „politische Religion“ charak-terisiert werden kann.16 Diese Denkweise drückt sich in formaler Umsetzung auch in den im Stadtgebiet von Sankt Augustin erhaltenen Kriegsopfer-Mahnmalen aus. Während das Meindorfer Ehrenmal, da es gleichzeitig auch als Friedhofskreuz für den damals neu geschaffe-nen Dorffriedhof benutzt wurde, das christliche Motiv der Kreuzigung aufgreift, zeigen die beiden anderen Denkmäler in Buisdorf und Hangelar Motive des Heldenkults. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Denkmäler nicht mehr ausschließlich den Sol-daten, sondern allen Opfern dieses Krieges gewidmet. Das hing vor allem damit zu-

15 Wohl gab es auch in Menden einen Kriegerverein, da aber weder 1866 noch 1870/71 Kriegsopfer zu beklagen waren, gab es offensichtlich auch keine Veranlassung, ein Kriegerdenkmal zu errichten (vgl. Henseler 1999, S. 46.). 16 Henseler 1999, S. 48.

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sammen, dass der Anteil der zivilen Opfer an der Gesamtopferzahl des Zweiten Weltkrieges beträchtlich war. Außerdem ließen sowohl die politischen Verantwortli-chen als auch eine in der Bevölkerung vorherrschende pazifistische Einstellung ein Kriegerdenkmal im herkömmlichen Sinne nicht mehr zu. Häufig wurden die Gefalle-nen-Mahnmale für 1914-1918 um die Namen der Toten von 1939-1945 ergänzt. Die-ser Sachverhalt bildet sich auch für Sankt Augustin ab. Die nachfolgende Auflistung der Gefallenen-Denkmale zeigt erst jene, die auf den Friedhöfen aufgestellt wurden. Im Anschluss werden die Denkmäler dargestellt, die im Stadtgebiet zu finden sind. Die Lage der Gefallenen-Denkmale ist im Plan 4.1 im Anschluss an das Kapitel ersichtlich.

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Abb. Abb.

Gefallenendenkmal in Buisdorf

(2014)

Detail der rückseitigen Betextung

(2014)

Pos. 1 Gefallenendenkmal Buisdorf Ecke Oberdorfstr./Frankfurter Str. Pos. 1 /Wertung: DV Das in den 1930er Jahren errichtete Gefallenendenkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges Ecke Oberdorfstr./Frankfurter Str. stand zur Zeit seiner Erbauung wohl an der Frankfurter Straße aber fern jeglicher Bebauung. Heute ist es, zusammen mit der St. Georgskirche und der benachbarten Ladenzeile Bestandteil einer neuen Dorfmitte geworden. 1984 wurde es restauriert und um 180 Grad gedreht, so dass der Blick des Kämpfers nicht mehr zur Frankfurter Straße, sondern zum Marktplatz gerichtet ist.17 Das Gefallenendenkmal besteht aus einem aus grob behauenen Basalt- und Grau-wackequadern gefügten Block, aus dem unregelmäßig eingefügte und glatt bearbei-tete Quader nur wenig aus dem Gesamtgefüge auskragen und auf deren Sichtflä-chen die Namen der Gefallenen eingemeißelt sind. Die etwas zurückgesetzte Abde-ckung des Motivs ist wie folgt betextet: „DIE SÖHNE DER GEMEINDE BUIS-DORF/DIE/FÜR FREIHEIT UND EHRE TAPFER UND TREU/STARBEN“.

17 Korn 2011, S. 26.

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Um das damalige Idealbild des Soldatentums anschaulich werden zu lassen, wurde diesem Block auf der Nordseite eine figürliche Szene beigestellt. Es handelt sich um einen idealtypisch dargestellten, nackten Kämpfer mit Schwert, dessen Arme über seinem Schild verschränkt sind. Die strenge und karge Formensprache, mit welcher der Kölner Bildhauer Adalbert Hertel (1868-1952) diese starr wirkende Figur aus dem Stein geschnitten hat entsprach nicht nur der Ideologie der Zeit, sondern auch einer modernen Formensprache. Auch damit sollte eine bewusste und klare Absage an den „Denkmalkitsch“ der Wilhelminischen Zeit dokumentiert werden.18 Auf der ge-genüberliegenden Seite wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eine ebenfalls aus Ba-salt hergestellte, plattenförmige Stele aufgestellt, die den „OPFERN DES KRIEGES 1939-1945“ gedenkt. Die Abbildung zeigt die geplante Gesamtanlage. Der Antrag stammt aus dem Jahr 1935. Zu erkennen ist ein mit Bäumen gesäumter Platz mit großzügiger Rasenfläche. Axial angelegt und von Norden und Süden zugänglich ist eine befestigte Fläche mit brüstungshoher Umrandung entwickelt, in deren oberer Hälfte das Denkmal, in der unteren Hälfte zwei Bänke angeordnet sind. Die Planung kam wohl nicht zur Ausfüh-rung. Da die jetzige Situation um das Denkmal gestalterisch nicht als befriedigend angesehen werden kann, wäre jedoch eine Umgestaltung in Anlehnung an die histo-rische Gesamtanlage aus denkmalpflegerischer Sicht zu begrüßen.

18 Henseler 1999, S. 66 f.

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Abb. 2

Gefallenendenkmal in Hangelar

Vorderseite (2014)

Gefallenendenkmal in Hangelar

Rückseite (2014)

Pos. 2 Gefallenendenkmal Konrad Adenauer Straße Pos. 2 /Wertung: (D/Nr. 67) Das 1934/35 in Hangelar aufgestellte Gefallenendenkmal (D/Nr. 67) für die Opfer des Ersten Weltkrieges ist von dem Kölner Bildhauer Adalbert Hertel (1868-1952) ge-schaffen worden. Ähnlich wie bei dem Buisdorfer Gefallenendenkmal wählte er auch bei diesem Ehrenmal ein „Heldenkult-Motiv“. Es handelt sich hierbei um eine unbe-kleidete und breitbeinig dargestellte und aus Basalt gefertigte Siegfriedfigur, die auf einem im oberen Bereich gestuften Sockel steht. Dieses Symbol des streitbaren (vgl. Schwert) jugendlichen Helden wird von einer von einem im Dreiviertelrund gepflanz-ten Buchenhain begrenzten Rasenfläche umfangen. Betextete Bronzetafeln am So-ckelblock geben entsprechende Erläuterungen. „Bei der Hangelarer Bevölkerung war die Figur so umstritten, dass man sich lange nicht auf einen Standort im Ort einigen konnte, und sie schließlich auf einen bewaldeten Platz an der Straße nach Hoholz weit außerhalb des damaligen Ortskerns aufstellte, wo sie noch heute weitgehend unbeachtet steht“.19 Die an das Denkmal angebrachte Betextung erfolgte erst nach einer ausführlichen Diskussion und einem entsprechenden Beschluss des Kulturaus-schusses.20

19 Henseler 1999, S. 66. 20 Freundl. Hinweis von Herrn Bert Stroß, Sankt Augustin.

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Abb. 3.1 Abb. 3.2

sog. „Russengräber“

(2015)

Ehrenfriedhof für die Opfer des I. und II. WK.

(2015)

Pos. 3 Gefallenendenkmal Hangelar, Fritz-Pullig-Str. 17

3.1 /Wertung: D (Nr. 111)

Die sog. „Russengräber“ sind eine Gedenkstätte für 62 russische Bürger, die in fa-schistischer Gefangenschaft von 1941-1945 ihr Leben lassen mussten21. Es handelt sich um eine auf einer dreifach gestuften Aufsockelung aufgesetzte Kreuzstele, de-ren Schaft schauseitig mit einer eingelassenen Marmorplatte und kyrillischer Betex-tung geschmückt ist. Als Bekrönung dient ein aufgesockeltes orthodoxes Kreuz. Die vor dem Kreuz befindlichen Grabplatten erinnern an polnische Kriegsgefangene, die erst an der nördlichen Friedhofsmauer bestattet waren.

3.2 /Wertung: EW

Auf dem Friedhof von Hangelar ist ein kleiner Bereich als Ehrenfriedhof für Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges gestaltet. Er wird an drei Seiten von einer niedrigen Hecke eingefasst, vor der 13 Grabsteine und fünf Grabplatten mit den Namen der gefallenen Soldaten und Zivilopfer stehen bzw. liegen. Die Mitte der schmaleren Sei-te wird durch einen schlichten Gedenkstein mit folgender Inschrift betont: Den Opfern der Kriege 1914-1918 / 1939-1945 / Gemeinde Sieglar22 21 Sendhoff 1992, S. 53 ff. 22 http://www.denkmalprojekt.org/2011/sankt-augustin-hangelar_rhein-sieg-kreis_wk1_wk2_nrw.html

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Abb. 4.1 Abb. 4.2

Gefallenendenkmal auf dem

Friedhof in Meindorf (2015)

Detail

(2015)

Pos. 4 Gefallenendenkmal Meindorf, Liebfrauenstraße 78 Pos. 4 /Wertung: D (Nr. 41) Auf dem Meindorfer Friedhof (Liebfrauenstr. 78) befindet sich in zentraler Lage ein in den 1920er Jahren errichtetes Gefallenen-Denkmal (D/Nr. 41). Es handelt sich um ein auf einem gestuften Postament aufgesetztes großes Kruzifix, welches von dem renommierten Kölner Bildhauer Adalbert Hertel (1868-1952) gefertigt wurde.23 Der Sockelblock zeigt eine schauseitige Betextung und ist mit Lorbeer, Schwert und Helm verziert. Um dieses Motiv gruppieren sich in lockerer Form fünf Grabkreuze und ein Kissenstein für die Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges. Das gesamte Ehrenmal wird von einem rund eingefriedeten und bodendeckenden Pflanzenwuchs umgeben. Unmittelbar hinter dem Kruzifix steht ein mächtiger Baum, der das gesam-te Ensemble mit seinen überhängenden Ästen überragt und verschattet.

23 vgl. auch die Denkmäler in Hangelar, Konrad-Adenauer Str. und in Buisdorf, Ecke Ober-dorfstr./Frankfurter Str.

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Abb. 5.1 Abb. 5.2

Gefallenendenkmal

(2015)

Detail

(2015)

Pos. 5 Gefallenendenkmal Mülldorf, Bonner Str. 136 Pos. 5 /Wertung: DV Das Hochkreuz des Friedhofs wird von einer ringförmigen Einfassung umgeben, die von schlichten Gedenkkreuzen flankiert wird. Die innenseitig angeordneten Basalt-kreuze tragen die Namen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges, die außenstehen-den die Namen jener, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben lassen mussten. Der Ent-wurf zu dieser Anlage stammt offensichtlich von Franz Brantzky (1871-1945).24

24 Im Hist. Archiv der Stadt Köln befinden sich zwei Skizzen von Franz Brantzky zu diesem Denkmal (vgl. Best. 1020/P 38 „Kriegerdenkmal Siegburg-Mülldorf.

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Abb. 6.1 Abb. 6.2

Gefallenendenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Niederpleis (2015)

Gräber der Gefallenen des Zweiten Weltkrie-ges in Niederpleis (2015)

Pos. 6 Gefallenendenkmäler auf dem Friedhof in Niederpleis, Alte Marktstr. 45 6.1 /Wertung: DV Fast in der Achse der Niederpleiser Kirche ist hinter dem geosteten Chor das Gefal-lenendenkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges aufgestellt. Es handelt sich um eine aufgesockelte Breitstele, der ein Kruzifix mit einem Satteldach aufgesetzt ist. Die Rückseite wird von einem strahlenförmig gestalteten Schutzbrett eingenommen. Der Schaft der Breitstele ist schauseitig mit den Namen der Gefallenen der Pfarre Nie-derpleis versehen. Ein mit Palmenzweigen geschmücktes Eisernes Kreuz akzentuiert die Betextung. 6.2 /Wertung: DV Auf der Nordseite der Niederpleiser Kirche ist ein Bereich als Ehrenfriedhof für die Opfer des Zweiten Weltkrieges gestaltet. Er wird von allen vier Seiten von einer aus Grauwackesteinen gefügten und unterschiedlich hohen Mauer gefasst. Die schlich-ten Grabsteine sind mit den Namen der 59 gefallenen Soldaten betextet. Eine Liege-platte weist auf die Opfer des Zweiten Weltkrieges hin.

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Architekturbüro Vogt-Werling 183

Abb. 7

Gefallenendenkmal in Niederpleis

(2014)

Pos. 7 Gefallenendenkmal Niederpleis Ecke Bönnscher Weg/Antoniusstraße Pos. 7/Wertung: EW Ecke Bönnscher Weg/Antoniusstr. wurde 1966 eine Kapelle zu Ehren des Hl. Antoni-us von Padua errichtet, der spätestens seit einer Pestepidemie, die 1707 im Ort wü-tete, in Niederpleis Verehrung (Antoniusprozession) findet.25 Vor dieser Kapelle ist ein Gefallenen-Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges zu finden. Es handelt sich um einen Kissenstein, auf dem eine aus Kupferblech gefertigte Tafel mit den Namen der Gefallenen aufgeschraubt ist. Das Denkmal ist sanierungsbedürftig. Eventuell sollte überlegt werden, der erhaltenswerten Tafel einen geschützteren Standort bzw. Rahmen zu geben. 25 http://www.katholisch-sankt-augustin.de/martinus/ueber-uns/antoniuskapelle/

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