60
41 4 Ausgewählte Beispielbetriebe Die nachfolgend beschriebenen kleinen Milchviehbetriebe mit Liegeboxenlaufställen wirtschaften konventionell oder ökologisch mit wenigen Ausnahmen im Schwarzwald. Bis auf Betrieb I, der seine bestehende Anbindehaltung saniert hat, und ein weiteres Planungsbeispiel (s. Kap. 5.1) haben alle Betriebe in den letzten Jahren von der Anbindehaltung auf die Laufstallhaltung umgestellt. Bei fünf der Liegeboxenlaufställe erfolgte ein Um- oder Anbau unter Einbeziehen des Altgebäudes für Kälber, Jungvieh oder für das Melken. Zwei Betriebe haben für den Liegeboxenlaufstall einen Neubau erstellt. Da die Betriebsleiter in den meisten Fällen keine genauen Angaben zu den Investitionen machen können, weil der Eigenleistungsanteil nicht genau definiert werden kann, ist eine realistische Aufstellung des Investitionsbedarfes kaum möglich. Im Folgenden werden daher bewusst keine Angaben dazu gemacht. Anhaltspunkte zu den Investitionen, mit welchen beim Erstellen eines kleinen Liegeboxenlaufstalles für Milchvieh gerechnet werden muss, können dem Planungsbeispiel „Modell kleiner Milchviehstall – Kostengünstig gebaut“ entnommen werden (s. Kap. 5.2). Die Bewertung der Betriebe erfolgt anhand der Kriterien Tiergerechtheit, Verfahrenstechnik und Arbeitswirtschaft. Eine Beurteilung der Umweltwirkung war nicht für jeden Einzelbetrieb möglich. Beim Umbau vom Anbindestall zum Liegeboxenlaufstall werden die Verkehrsflächen größer und somit sind tendenziell höhere Emissionen zu erwarten. Der Übergang vom Warmstall zum Außenklimastall wirkt dieser Tendenz wieder entgegen. Sicherlich können nicht alle Lösungen, die von den hier vorgestellten Betrieben gewählt wurden, in allen Einzelheiten übertragen bzw. übernommen werden. Die Beispielbetriebe bieten jedoch Vorschläge und Anregungen, wie auch der kleine Milchviehbetrieb trotz veränderter agrarpolitischer Rahmenbedingungen durch einfache und kostengünstige An- oder Umbaulösungen und Erwerbskombinationen ökonomisch weitergeführt werden kann.

4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

41

4 Ausgewählte Beispielbetriebe

Die nachfolgend beschriebenen kleinen Milchviehbetriebe mit Liegeboxenlaufställen

wirtschaften konventionell oder ökologisch mit wenigen Ausnahmen im Schwarzwald.

Bis auf Betrieb I, der seine bestehende Anbindehaltung saniert hat, und ein weiteres

Planungsbeispiel (s. Kap. 5.1) haben alle Betriebe in den letzten Jahren von der

Anbindehaltung auf die Laufstallhaltung umgestellt. Bei fünf der Liegeboxenlaufställe

erfolgte ein Um- oder Anbau unter Einbeziehen des Altgebäudes für Kälber,

Jungvieh oder für das Melken. Zwei Betriebe haben für den Liegeboxenlaufstall

einen Neubau erstellt.

Da die Betriebsleiter in den meisten Fällen keine genauen Angaben zu den

Investitionen machen können, weil der Eigenleistungsanteil nicht genau definiert

werden kann, ist eine realistische Aufstellung des Investitionsbedarfes kaum möglich.

Im Folgenden werden daher bewusst keine Angaben dazu gemacht. Anhaltspunkte

zu den Investitionen, mit welchen beim Erstellen eines kleinen Liegeboxenlaufstalles

für Milchvieh gerechnet werden muss, können dem Planungsbeispiel „Modell kleiner

Milchviehstall – Kostengünstig gebaut“ entnommen werden (s. Kap. 5.2).

Die Bewertung der Betriebe erfolgt anhand der Kriterien Tiergerechtheit,

Verfahrenstechnik und Arbeitswirtschaft. Eine Beurteilung der Umweltwirkung war

nicht für jeden Einzelbetrieb möglich. Beim Umbau vom Anbindestall zum

Liegeboxenlaufstall werden die Verkehrsflächen größer und somit sind tendenziell

höhere Emissionen zu erwarten. Der Übergang vom Warmstall zum Außenklimastall

wirkt dieser Tendenz wieder entgegen.

Sicherlich können nicht alle Lösungen, die von den hier vorgestellten Betrieben

gewählt wurden, in allen Einzelheiten übertragen bzw. übernommen werden. Die

Beispielbetriebe bieten jedoch Vorschläge und Anregungen, wie auch der kleine

Milchviehbetrieb trotz veränderter agrarpolitischer Rahmenbedingungen durch

einfache und kostengünstige An- oder Umbaulösungen und Erwerbskombinationen

ökonomisch weitergeführt werden kann.

Page 2: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

42

4.1 Verbesserte Anbindehaltung

Betrieb I

Betriebsspiegel

- Haupterwerbsbetrieb

- 32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

- 9500 kg durchschnittliche Herdenleistung

- Mast eigener und zugekaufter Bullen eines weiteren Betriebes

- 51 ha LN, davon 20 ha Grünland.

Beschreibung der Baumaßnahme

Durch die Sanierung des vorhandenen Anbindestalles konnte der Betrieb die

Haltungsumgebung an die größeren Tiere anpassen und den Kuhkomfort erheblich

verbessern. Für die wachsende Herde wurde ein Laufhof in Cuccettenbauweise

erstellt, der weitere 17 Außenliegeplätze bietet. Zusätzlich wurde ein überdachter

Außenfuttertisch gebaut. Die Herde wird in einem 1x8 Fischgrätenmelkstand

gemolken. Die Kühe können ihren Aufenthaltsbereich nach dem Melken stets frei

wählen. Tiere, die sich zum Standplatz begeben werden dort angebunden, die

anderen können sich im Laufhof aufhalten (Abb. 15).

Page 3: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

43

KÄLBERSTALL

LAUFHOF

CUCCETTEN

GÜLLEGRUBEN MIT DECKEL

ÜBERDACHTER AUSSENFUTTERTISCH

SPALTENBODEN

AU

SLA

UF

FÜR

DIE

LBE

R ME

LKS

TAN

D

FUT T

ERTI

SC

H

ANBINDESTÄNDE

JUNGVIEH UND TROCKENSTEHER

MK

MASCHINEN- UND LAGERRAUM

WC / DUSCHE

MASCHINEN

JUNGVIEH50,0 m

18,5

m

Abb. 15: Grundriss Betrieb I mit verbesserter Anbindehaltung

Funktionsbereiche

Fressen

Die Tiere im Anbindestall fressen an einem befahrbaren Futtertisch. Der restliche Teil

der Herde wird am Außenfuttertisch gefüttert (Abb. 15 und 16). Der Krippenboden ist

ca. 15 cm höher als der Standplatz. Jeder Kuh steht ein Tränkebecken zur

Verfügung. Alle Tiere erhalten eine Teil-TMR. Die zusätzliche leistungsabhängige

Kraftfuttergabe wird von Hand in die Futterkrippe verabreicht.

Page 4: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

44

Laufen

Im Anbindestall sind noch die ursprünglichen Gitterroste vorhanden. Am

Außenfuttertisch befindet sich ein Spaltenboden. Der restliche Laufbereich der Kühe

ist mit Beton planbefestigt.

Liegen

Die Liegeboxen im Laufhof sind Tiefboxen mit Stroh-Mist-Matratze und werden

regelmäßig mit Stroh eingestreut. Als Boxenabtrennungen sind Rohre angebracht.

Der Standplatz im Anbindestall wird ebenfalls eingestreut. Damit die Entmistung über

den Gitterrost problemlos funktioniert, wird hier eine 10 cm dicke Matte aus einer

Mischung aus Sägespänen und Stroh verwendet (Abb. 17). Zur Anpassung an die

größeren Tiere wurden die vorhandenen Standplätze auf eine Liegelänge von 1,80 m

verlängert und auf 1,30 m verbreitert. Im Sommer werden nur die dem Melkstand

zugeordneten Standplätze belegt. Insgesamt stehen 31 Standplätze zur Verfügung,

die somit nur im Winter voll belegt sind. Die Anbindung erfolgt als Nackenanbindung

durch eine Kette, die am Nackenrohr befestigt ist (Abb. 18).

Melken

Vor dem Melken werden die Kühe aus den Anbindeständen in den Laufhof geleitet.

Von dort gelangen sie direkt in den Melkstand. Aus Platzgründen wird in einem 1x8

FGM mit Abnahmeautomatik gemolken. Mit dieser Ausstattung ist der Melkstand

bereits auf eine Bestandserweiterung ausgelegt. Die nicht zu vermeidenden

Wartezeiten werden durch andere Tätigkeiten, z. B. zum Futter nachschieben oder

Liegeflächen herrichten, genutzt. Nach dem Melken werden die Kühe in den

Anbindestall entlassen und teilweise sofort angebunden.

Entmisten

Die Entmistung erfolgt über Gitterroste (Anbindestall), Spaltenboden

(Außenfuttertisch), mit dem Frontlader (Laufhof) und zum Teil von Hand. Die Gülle

wird in zwei befahrbaren Güllegruben, der Mist auf einer Dunglege gelagert.

Page 5: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

45

Lüften

Im gesamten Altbaubereich erfolgt die Lüftung des Stalles über geöffnete Fenster

und Türen.

Nebenräume

Die Milchkammer musste neu erstellt werden, da der Milchwagen sonst nicht an den

Milchtank gelangen konnte. Ein zusätzliches WC und eine Dusche wurden ebenfalls

neu gebaut (Ausbildungsbetrieb).

Kälber/Jungvieh

Alle Kälber sind im Stall an der Frontseite des Gebäudes aufgestallt. In den ersten

Tagen werden die Kälber in Zweiergruppen mit Eimertränke gefüttert. Nach kurzer

Zeit kommen sie in eine Großgruppe auf Tiefstreu mit einem großzügigen Auslauf

und Zugang zum Außenfuttertisch (Abb. 19). Die Eimertränke wird weiterhin

verabreicht. Nach einigen Wochen wird die gesamte weibliche Nachzucht auf

Tiefstreu gehalten. Die Gruppenbuchten sind zum Teil mit planbefestigter Lauffläche,

zum Teil mit Spaltenboden ausgestattet. Für einige Buchten steht ein Laufhof oder

eine Standweide als weitere Auslaufmöglichkeit zur Verfügung. Für die Mastbullen

wurde ein Außenklimastall mit Tiefstreu im Liegebereich und Spaltenboden am

Futtertisch gebaut.

Bewertung

Durch die Sanierung und Erweiterung des Anbindestalles sollte vor allem die

Tiergerechtheit verbessert und arbeitswirtschaftliche Erleichterungen erzielt werden.

Tiergerechtheit

Durch die Horizontalanbindung und das Verlängern und Verbreitern der Standplätze

ist der Kuhkomfort in diesem Anbindestall vergleichsweise sehr gut. Alle Liegeflächen

werden eingestreut. Die Kühe erhalten durch das Melken im Melkstand täglich

Auslauf über den großflächigen Laufhof, dort ist eine Kuhputzbürste angebracht.

Durch gut gepflegte Tiefstreubuchten wird auch dem Jungvieh und den Bullen

Page 6: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

46

optimaler Liegekomfort geboten. Zusätzlich erhält ein Teil des Jungviehs durch den

Zugang zu Laufhof oder Standweide mehr Bewegungsfreiraum an der frischen Luft.

Arbeitswirtschaft

Arbeitswirtschaftliche Verbesserungen ergeben sich vor allem durch den Melkstand.

Weitere Vorteile bieten sich durch das Auslagern des Jungviehs und die

Futtervorlage durch einen Futtermisch- und -verteilwagen.

Verfahrenstechnik

Trotz Verlängern der Standfläche wurde die Entmistung über Gitterrost beibehalten.

Als Kompromiss ist die Kombination von zwei verschiedenen Haltungsverfahren,

Anbinde- und Laufstall, anzusehen. Dadurch haben die Tiere jedoch die Wahl

zwischen beiden Systemen, wobei ältere Kühe oftmals die Anbindehaltung

bevorzugen.

Abb. 16: Beispiel verbesserter Anbindestall, Laufhof mit Außenfuttertisch

Page 7: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

47

Abb. 17: Beispiel verbesserter Anbindestall, Standflächen

Abb. 18: Beispiel verbesserter Anbindestall, Standplätze mit Nackenanbindung

Page 8: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

48

Abb. 19: Beispiel verbesserter Anbindestall, Laufhof und Jungviehstall

Page 9: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

49

4.2 Liegeboxenlaufställe

Betrieb II

Betriebsspiegel

- Nebenerwerbsbetrieb im Schwarzwald

- 25 Vorderwäldermilchkühe und Schwarzbunte Milchkühe mit eigener Nach-

zucht

- Erweiterung auf 35 Kühe möglich

- 6000 kg durchschnittliche Herdenleistung

- 30 ha reines Grünland

- Höhe über N.N: 750 m

Baumaßnahme

Der ursprüngliche Anbindestall wurde 2003 zum Liegeboxenlaufstall umgebaut. Im

Bereich des ehemaligen Futtertisches befinden sich heute gegenständige

Liegeboxen. Teile der alten Standplätze und die Mistgänge wurden unter

Beibehaltung des Gitterrostes zum Laufgang umfunktioniert. Der Altbau wird nun

auch für Kälber und Jungvieh genutzt. Außerdem ist im Altbau der Melkstand mit

angrenzender Abkalbebucht untergebracht. Die Kälber sind in direkter Nähe zum

Melkstand aufgestallt (Abb. 20).

Ein weiterer Liegeboxenlaufstall wurde als Anbau an den Altbau angegliedert

(Abb. 21). Der zentrale Futtertisch wird von der Hocheinfahrt im zweiten Stock durch

die offene Decke beschickt. Dadurch wird die extreme Hanglage des Standortes

ausgenutzt und der schmale Futtertisch spart Stallfläche. Das für die Baumaßnahme

benötigte Holz stammt aus dem eigenen Wald. Dacheindeckung und Dach-

verschalung, die Abrissarbeiten im Altbau, die Montage der Liegeboxen, alle

Betonarbeiten und das Ausgraben wurden in Eigenleistung durchgeführt. Das

vorhandene Milchlager und die Milchkühltechnik sind weiterhin nutzbar.

Page 10: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

50

Futte

rtisc

h

Milchvieh

Kälber

Abkalbebucht

Bestand Neubau

Jungvieh

15,0 m

2,5 m 3,7 m 2,5 m3,7 m2,6 m

13,8

m

Melkstand

Wohnung

Abb. 20: Grundriss Betrieb II

Abb. 21: Betrieb II; Außenansicht talseitig

Page 11: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

51

Funktionsbereiche

Fressen

Der Futtertisch mit Fangfressgitter befindet sich im Neubau und ist von zwei Seiten

für die Kühe zugänglich. Die Beschickung erfolgt über die Hocheinfahrt (Abb. 22). Die

Trogtränken sind auf die jeweiligen Übergänge verteilt.

Laufen

Der gesamte Laufbereich ist planbefestigt. Im Altbau sind die Laufgänge 4,00 m

breit, im Neubau 3,70 m (Abb. 23).

Liegen

Der Liegebereich ist im Altbau mit gegenständigen Hochboxen (1,25 m x 2,50 m)

ausgestattet. Im Neubau gibt es ausschließlich wandständige Hochboxen mit den

gleichen Abmessungen. Alle Seitenabtrennungen sind pilzförmig und freitragend

installiert. Das Nackensteuer dient gleichzeitig als Querverstrebung.

Melken

Der 2x4 Fischgrätenmelkstand trennt im Altgebäude funktionell den Milchviehbereich

vom Jungvieh- und Kälberbereich. Als Wartebereich dient ein Laufgang im Altbau.

Der Rücktrieb erfolgt über einen weiteren Laufgang im Altbau.

Entmisten

Das Entmisten erfolgt im Altbau von Hand in den bestehenden Gitterrost des

ehemaligen Anbindestalles. Alle Übergänge werden ebenfalls von Hand gereinigt. Im

Neubau arbeitet eine Klappschieberentmistung. Die Gülle lagert außerhalb des

Stalles.

Lüften

Im Altbau erfolgt Querlüftung durch die Fenster und Türen. Im Neubau wird ebenfalls

über die Fenster in Kombination mit einem offenen Sheddach gelüftet. Der Neubau

verfügt über ein großes Raumvolumen.

Page 12: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

52

Nebenräume

Die Milchkammer und der Technikraum werden auch nach der Umbaumaßnahme

weiterhin genutzt.

Kälber/Jungvieh

Das Jungvieh wird außerhalb der Weideperiode im Altgebäude angebunden

gehalten. Im Sommer sind die Tiere ganztägig auf der Weide. Die Kälber sind in

Eigenbau-Kälberboxen im Altgebäude nahe beim Melkstand untergebracht.

Bewertung

Die Ziele der Baumaßnahme, eine tiergerechte Haltung und bessere

Arbeitsbedingungen, sind durch den zweireihig angebauten Liegeboxenlaufstall und

Umbauten im alten Anbindestall gewährleistet. Vor allem ist in dem Anbau eine

optimale Umnutzung des Altbaus gelungen. Aufgrund der Hanglage hat sich die

Queranordung im Anbau empfohlen, weil dadurch, mit einer Hocheinfahrt vom Hang

her, die Futtervorlage über die ganze Futtertischlänge möglich ist. Durch den

schmalen Futtertisch konnte umbauter Raum eingespart werden. Dies ist im

Vergleich zu herkömmlicher Bauweise ein wichtiges Einsparpotential. Gleichzeitig hat

die Hocheinfahrt mit eigenem Bauholz umfangreiche Erdarbeiten ersetzt, die

anderenfalls für die verkehrsmäßige Erschließung einer Stall- bzw. Futtertischzufahrt

im Erdgeschoß nötig gewesen wäre. Die Futtervorlage nur im Anbau hat im alten

Stall Platz für Liegeboxen geschaffen.

Tiergerechtheit

Die Tiergerechtheit wird selbstverständlich durch Gummimatten in den Hochboxen

verbessert. Eine elektrische Kuhputzbürste ist geplant.

Arbeitswirtschaft

Arbeitswirtschaftliche Verbesserungen ergeben sich durch das Melken im Melkstand

und Erleichterungen bezüglich der Futtervorlage.

Page 13: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

53

Verfahrenstechnik

Bei diesem Betrieb ist die Hanglage im Grundriss besonders gut berücksichtigt,

Hocheinfahrt und Futterabwurf erleichtern die Futtervorlage. Zusätzlich spart der

schmale Futtertisch (2,60 m) Stallgrundfläche, wodurch die Investitionskosten

geringer waren. Der Futtertisch kann von der Hocheinfahrt beschickt werden, so dass

dadurch Stallgrundfläche eingespart werden kann. Das Altgebäude ist in die Planung

mit einbezogen und wird weiterhin mitgenutzt. Der alte Melkstand trennt hier den

Milchvieh- vom Jungviehbereich. Die Laufflächen im alten Stall liegen nicht auf der

Arbeitsachse des Klappschiebers. Sie können jedoch mit vertretbarem

Arbeitsaufwand in den im Anbindestall vorhandenen Gitterrost entmistet werden.

Vorteilhaft ist das große Raumvolumen im Anbau, das auch das Stallklima im Altbau

verbessert. Kompromisse bestehen beim nicht befahrbaren Futtertisch und beim

Entmisten der Laufflächen im alten Stall. Von Nachteil ist außerdem, dass das

Jungvieh vorläufig weiterhin angebunden gehalten wird.

Page 14: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

54

Abb. 22: Futtertisch von der Hocheinfahrt beschickt

Abb. 23: Breiter Laufgang im Altgebäude

Page 15: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

55

Betrieb III

Betriebsspiegel

- Ökologischer Haupterwerbsbetrieb (nach EU-VO) im Schwarzwald

- 25 Hinterwäldermilchkühe und Rotbunte Milchkühe

- 4300 kg durchschnittliche Herdenleistung (Hinterwälder)

- 6200 kg durchschnittliche Herdenleistung (Rotbunte)

- 60 ha Grünland, davon 20 ha reines Weideland

- Holzhäcksler im Lohnbetrieb

- Höhe über N.N.: 580 m

Baumaßnahme

Der Liegeboxenlaufstall, eine Holzständerkonstruktion, wurde als Winterstall im Jahr

2002 an die vorhandene Maschinenhalle angebaut. Die Außenwände haben eine

Deckelverschalung und Spaceboards. Das Dach ist mit Holz verschalt und mit

Ziegeln eingedeckt.

Während der Weideperiode ist die Herde ausschließlich auf der Weide. Der

Liegeboxenlaufstall für die Winterhaltung ist für 22 gegenständige und vier

wandständige Liegeboxen ausgelegt. Die Aufstallung steht quer zur Firstlinie. Ein Teil

des Jungviehs und die Kälber werden auf Tiefstreu gehalten. Das ältere Jungvieh

und die Färsen sind im Winter in einer Zweiflächenbucht aufgestallt (Abb. 24 und 25).

Page 16: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

56

Milchkammer

WC

Wintermelkraum

Wartebereich

Jungvieh auf Tiefstreubewegliche Abtrennungen

Kälber

Futtertisch II Futtertisch I

Futter-lager

Liegebereich Färsen / Tiefstreu Strohlager

Maschinenhalle

Spaltenboden

Liegeboxen

Leitungen zur Güllegrube

18,0

m2,8 m2,5 m 5,0 m 3,5 m 5,5 m 2,8 m

Abb. 24: Grundriss Betrieb III

Abb. 25: Betrieb III; Hofansicht mit Milchkammer

Page 17: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

57

Funktionsbereiche

Fressen

Futtertisch II ist durchfahrbar. Die Kraftfuttergabe erfolgt am Fangfressgitter von

Hand in den Trog. Trogtränken stehen in den Übergängen.

Laufen

Die Laufgänge für das Milchvieh sowie der Fressgang für das ältere Jungvieh sind

als Spaltenboden ausgeführt. Die Laufgangbreite am Futtertisch beträgt 3,50 m.

Liegen

Das Milchvieh liegt in Tiefboxen (1,25 x 2,50 m) auf einer Stroh-Mist-Matratze. Die

Liegeboxen haben eine zweifußige Seitenabtrennung. Das Nackensteuer ist flexibel.

Die Querstreben der Seitenabtrennung liegt höher als das Nackensteuer über dem

Kopf-Hals-Raum (Abb. 26).

Melken

Im Sommer erfolgt Weidemelken (Abb. 27). Die Milch wird auf der Weide vorgekühlt

und in der Milchkammer nachgekühlt. Im Winter wird der mobile Melkstand stationär

im frostsicheren Melkraum direkt neben der Milchkammer eingesetzt. Der

Fischgrätenmelkstand besteht aus 1x5 Melkbuchten mit einer Treppe am Ein- und

Ausgang.

Entmisten

Das Entmisten erfolgt durch den Spaltenboden über Güllekanäle in die Güllegrube.

Lüften

Die Stalllüftung ist eine Trauf-First-Lüftung. Ab einer Wandhöhe von 2,00 m sind an

den Trauf- und Giebelseiten Spaceboards angebracht. Der transparente Lichtfirst

sorgt für genügend Licht im Stall.

Page 18: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

58

Nebenräume

Die Milchkammer befindet sich in direkter Nähe zum (Winter-) Melkraum. Zusätzlich

ist ein kleines Büro und ein WC vorhanden.

Kälber/Jungvieh

Ein Teil des Jungviehs, das giebelseitig auf Tiefstreu steht, hat Zugang zum

Futtertisch I. Das restliche Jungvieh und die Färsen werden am Futtertisch II

gefüttert. Die Entmistung wird mit dem Frontlader durchgeführt. Dazu können die

Buchtenabtrennungen zur Seite geschwenkt werden.

Bewertung

Ziel der Teilaussiedlung war ein besonders kostengünstiger Stall, der nur im Winter

genutzt werden soll. Das erklärt den vom arrondierten Weide- und Grünland

unabhängig möglichen Standort, der durch eine vorhandene Maschinenhalle

bestimmt war. Weidegang im Sommer und die reine Winternutzung des

Stallgebäudes machen diese Art der Milchviehhaltung besonders kostengünstig.

Tiergerechtheit

Im Sommer erfolgt ausschließliche Weidehaltung. Im Winter werden die Tiere in

Tiefboxen mit flexiblem Nackenriegel und gepflegter Stroh-Mist-Matratze aufgestallt.

Die Laufgänge sind ausreichend breit. Wasser wird tiergerecht über Trogränken

verabreicht.

Arbeitswirtschaft

Der ausschließliche Weidebetrieb im Sommer erfordert das Melken sowie das

Vorkühlen der Milch auf der Weide und das Nachkühlen in der Milchkammer und ist

zeitaufwändiger. Die einheitliche Futterachse für Milchvieh und einen Teil des

Jungviehs spart Arbeitszeit ein.

Page 19: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

59

Verfahrenstechnik

Um nicht doppelt in die Melktechnik investieren zu müssen, wird der Weidemelkstand

im Winter auch im Stall eingesetzt. Für den einreihigen Melkstand musste deshalb

ein Kompromiss im Hinblick auf die Raumgröße eingegangen werden.

Die Wände von Melkstand und Milchkammer sind mit lackierten Spanplatten

verkleidet. Im Stall erleichtern Schalplatten das Sauberhalten der Wände.

Abb. 26: Tiefboxen mit flexiblem Nackensteuer

Page 20: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

60

Abb. 27: Mobiler einreihiger Melkstand mit 5 Melkplätzen

Page 21: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

61

Betrieb IV

Betriebsspiegel

- Betriebskooperation zwischen einem Haupt- und einem Nebenerwerbsbetrieb

als GbR im Schwarzwald

- Gemeinsamer Viehbestand 45 Milchkühe

- Vorwiegend Vorderwälderkühe

- 6000 kg durchschnittliche Herdenleistung

- 60 ha reines Grünland

- Höhe über N.N.: 900 m.

Baumaßnahme

Nach Bildung der Betriebsgemeinschaft wurde 2003 auf dem Betrieb des

Haupterwerbslandwirtes ein Um- und Erweiterungsbau des Anbindestalles zum

Liegeboxenlaufstall durchgeführt. Hier befinden sich nun das Milchvieh und ein Teil

der Kälber. Der Melkstand und die Färsen sind im Altbau untergebracht.

Der Neubau wurde als 2x1-reihiger Liegeboxenlaufstall im 900-Winkel an das

Altgebäude angebaut und ist als zimmermannsmäßige Holzständerkonstruktion mit

holzverschalten Wänden ausgeführt. Das Dach ist ebenfalls holzverschalt und mit

Ziegeln eingedeckt. Auf der Futtertischachse befindet sich ein zusätzlicher

Futterlagerraum, zwei Kraftfutterstationen und die Abkalbebucht. Der Grundriss ist so

angelegt, dass die Milchviehherde ohne größere Umbaumaßnahmen aufgestockt

werden kann. Die Abrissarbeiten, die Dachverschalung, die Dacheindeckung und die

Montage der Innenausstattung sowie der Gummibeläge erfolgten in Eigenleistung

(Abb. 28 und 29).

Page 22: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

62

Abb. 28: Grundriss Betrieb IV

Abb. 29: Betrieb IV; Altgebäude mit Erweiterungsbau

FUTT

ER

TISC

H

FUTTERLAGER

HEUFUTTERTISCHFU

TTER

TIS

CH

FÄR

SEN

ME

LKST

AN

DM

ILC

HVI

EHABRUFSTATIONEN

ABKALBEBUCHT

BES

TAN

DN

EUBA

U

18,5

m17

,5 m

2,6 m 3,5 m 3,5 m 2,6 m5,0 m

17,2 m

MILCH-KAMMER

Page 23: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

63

Funktionsbereiche

Fressen

Der Stichfuttertisch für das Frisch- und Gärfutter ist im Neubau angelegt und von

zwei Seiten für die Kühe zugänglich. Im Altgebäude befindet sich ein zusätzlicher

Heufuttertisch. Der Futtertisch für die Färsen und der Heufuttertisch für das Milchvieh

wird vom Heustock aus über einen Abwurfschacht beschickt. Alle Futtertischab-

grenzungen sind Fangfressgitter. Ein bereits vorhandenes Fressgitter aus Holz wird

weitergenutzt. Die Kraftfuttergabe erfolgt leistungsabhängig über Abrufautomaten. In

den Laufgängen sind Beckentränken installiert.

Laufen

Der gesamte Laufbereich ist planbefestigt und mit Gummimatten ausgelegt. Die

Laufgangbreite beträgt 3,50 m (Abb. 30).

Liegen

Die Liegeboxen sind wandständig und haben die Abmessungen 1,25 x 2,60 m. Alle

Tiefboxen haben eine Stroh-Mist-Matratze. Die Boxen bestehen aus zweifußigen

Seitenabtrennungen mit starrem Nackensteuer und Aufsprungrohr (Abb. 30).

Melken

Gemolken wird in einem 2x4 Fischgrätenmelkstand, der auf 2x5 Plätze erweitert

werden kann. Der Melkstand befindet sich in einem eigenen Raum im Altbau in

direkter Nähe zur Milchkammer. Als Wartebereich dient der Laufgang im Neubau.

Der Rücktrieb erfolgt im Altbau auf den zweiten Laufgang.

Entmisten

Im Stall arbeitet eine Klappschieberanlage, die in den Querkanal in der Stallmitte

durch einen Spaltenboden entmistet (Abb. 31). Die Gülle lagert in einer Außengrube.

Page 24: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

64

Lüften

Im Altbau erfolgt Querlüftung durch Fenster und Türen. Im Neubau ermöglicht eine

Trauf-First-Lüftung mit Plexiglas-Hubfenstern an den Traufen und einem Lichtfirst

den erforderlichen Luftaustausch.

Nebenräume

Die vor dem Umbau vorhandenen Nebenräume werden weiterhin genutzt.

Kälber/Jungvieh

Die Färsen und die trockenstehenden Kühe sind in einem abgegrenzten Bereich im

Altbau untergebracht. Die Tiere werden in Liegeboxen gehalten und am eigenen

Futtertisch gefüttert. Die Kälber sind in der Nähe des Melkstandes im schon

vorhandenen Kälberstall aufgestallt. Das restliche Jungvieh befindet sich auf dem

Kooperationsbetrieb des Nebenerwerbslandwirtes.

Bewertung

Ziel des Umbaus mit Erweiterung war die tiergerechte und rationelle Aufstallung der

Milchkühe, aber auch die arbeitsteilige Haltung der Nachzucht im alten Stall des

Kooperationspartners. Bei diesem Betrieb wurde der Altbau besonders gut in die

betriebliche Erweiterung integriert.

Tiergerechtheit

Der Stall bietet in den Funktionsbereichen Liegen und Laufen optimale

Funktionsmaße. Alle Laufflächen sind mit Gummimatten belegt. Die Tiefboxen sind

mit komfortablen Stroh-Mist-Matratzen ausgestattet. Durch die separate

Abkalbebucht ist ein Abkalben ohne Stress möglich. Im Sommer sorgt Weidegang für

ausreichend Bewegung an der frischen Luft.

Arbeitswirtschaft

Das Erschließen des Altgebäudes durch die Arbeitsachsen des neuen Stalles bietet

sehr gute Arbeitsbedingungen. Ein Kompromiss besteht bei der Futtervorlage. Gras

Page 25: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

65

und Silage werden auf dem Stich-Futtertisch im Neubau vorgelegt. Das Heu gelangt

vom deckenlastigen Lager auf einen separaten Abschnitt auf der Futtertischachse.

Die Betriebskooperation ermöglicht neben der besseren AK-Ausstattung eine

geregelte Freizeit.

Verfahrenstechnik

Es erfolgte eine sehr gute Einbindung des Altgebäudes unter Einbeziehen der

Nebenräume. Dadurch wurden durchgängige Funktionsachsen geschaffen.

Abb. 30: Lauf- und Liegebereich

Page 26: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

66

Abb. 31: Planbefestigter Laufgang mit Querkanal

Page 27: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

67

Betrieb V

Betriebsspiegel

- Demeter-Vollerwerbsbetrieb im Schwarzwald

- Käserei und Direktvermarktung

- 27 Hinterwäldermilchkühe

- 3000 kg durchschnittliche Herdenleistung

- Höhe über N.N.: 1000 m.

Baumaßnahme

Dieser Betrieb hat zwischen 1998 und 2000 einen neuen Liegeboxenlaufstall mit

angegliederter Maschinen- und Futterlagerhalle erstellt (Abb. 32). Dafür wurde die

Hanglage ausgenutzt. Stroh- und Futterlager befinden sich über dem Milchviehstall,

so dass Heu und Stroh direkt auf den Futtertisch und in den Liegebereich

abgeworfen werden kann (Abb. 36). Der gesamte Bau ist in Rundholzbauweise

ausgeführt und bis auf die hangseitige Betonstützmauer mit Holz verschalt. Eine

Wärmedämmung ist nicht vorhanden. Das Milchvieh ist im zweireihigen

Liegeboxenlaufstall untergebracht. Das Jungvieh befindet sich auf der

gegenüberliegenden Seite des Futtertisches.

Page 28: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

68

FUTTERTISCH

ZIEGEN ZIEGENSCHWEINE

BOXENLAUFSTALL

LIEGEBUCHTEN

LAUFHOF

MELKSTAND

MK

JUNGVIEH

LAUFHOF

2,8

m4,

0 m

3,4

m4,

5 m

4,5

m

19,2

m 30 m

2,8

m

4,7 m

DUNGLEGE

Abb. 32: Grundriss Betrieb V

Abb. 33: Betrieb V; Stallansicht mit Laufhof

Page 29: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

69

Funktionsbereiche

Fressen

Die Milchkühe fressen an einem durchfahrbaren Futtertisch, der mit einem

Fangfressgitter abgegrenzt ist. Die leistungsabhängige Kraftfuttergabe erfolgt im

Melkstand. Am Übergang in Melkstandnähe befindet sich eine Trogtränke (Abb. 34).

Laufen

Der gesamte Laufbereich ist planbefestigt. Die Laufgangbreite beträgt am Futtertisch

3,40 m und im Liegebereich 2,80 m. Zusätzlich steht ein planbefestigter Laufhof zur

Verfügung, der an einer Giebelseite und entlang der Längsseite angelegt ist

(Abb. 33).

Liegen

Die Tiere liegen in gegenständigen Liegeboxen mit den Abmessungen 1,25 x 2,00 m.

Alle Boxen sind als Tiefboxen mit Stroh-Mist-Matratzen und Minimalabtrennungen

aus Holz ausgeführt (Abb. 35).

Melken

Das Melken erfolgt in einem 2x4 Fischgrätenmelkstand in frostsicheren, gemauerten

Räumen an der Giebelseite. Als Wartebereich dient der Laufgang im Liegebereich.

Der Rücktrieb erfolgt auf dem Laufgang am Futtertisch.

Entmisten

Der gesamte Milchviehbereich wird mit einer Schieberanlage entmistet. Der

abgeschobene Mist wird am Ende der Schieberbahn durch einen Rost nach Gülle

und Festmist getrennt. Die Gülle fällt in die Güllegrube, der Festmist wird über den

Rost auf die tiefer gelegene Dunglege geschoben.

Lüften

Die Stalllüftung erfolgt durch die offene Traufe der Maschinenhalle und über Fenster

und Türen.

Page 30: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

70

Nebenräume

Die Milchkammer liegt direkt neben dem Melkstand und wird durch einen kleinen

Lagerraum vom Stall aus betreten.

Kälber/Jungvieh

Kälber und Jungvieh werden auf der gegenüberliegenden Seite des Futtertisches auf

Tiefstreu gehalten.

Bewertung

Ziel dieser Baumaßnahme war die Gründung einer Existenz auf der Basis

Milchviehhaltung mit der Herstellung von Käse und Direktvermarktung. Die gesamte

Planung des Stallneubaus erfolgte weitgehend durch das Betriebsleiterehepaar.

Tiergerechtheit

Der Stall gewährt in den Tiefboxen mit einer gepflegten Stroh-Mist-Matratze

optimalen Liegekomfort für die Kühe. Die separate Abkalbebucht mit Tiefstreu

ermöglicht stressfreies Abkalben. Im Laufgang arbeitet eine elektrische

Kuhputzbürste (Abb. 34). Die Laufgänge, 2,80 m bzw. 3,40 m breit, bieten den

Hinterwälder Milchkühen auch ohne den parallel zum Laufgang 2,80 m breiten

Laufhof genügend Lauffläche (6,8 m²/Kuh). Die Tiere erhalten Wasser über

Trogtränken. Das hohe Luftvolumen im Stall begünstigt das Stallklima. Ein großzügig

gestalteter Laufhof sorgt für ausreichend Bewegung und genügend frische Luft für

die Kühe.

Arbeitswirtschaft

Da es sich um einen Stallneubau handelt, werden die gängigen Anforderungen

bezüglich der Arbeitswirtschaft sehr gut erfüllt.

Verfahrenstechnik

Bei diesem Betrieb wurde die Hanglage besonders gut mit einbezogen. Der

Rundholzbau, kombiniert mit einer Stützmauer, nutzt die Hanglage für eine

Hocheinfahrt zur deckenlastigen Lagerung. Heu und Stroh gelangen von hier auf den

Page 31: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

71

Futtertisch bzw. in den Liegebereich. Die Tiefe des Gebäudes wird für Jungvieh und

Ziegen auf der anderen Seite des Futtertisches vorteilhaft genutzt (Abb. 32). Der

ständig offene Abwurf für Heu und Stroh entlüftet den Stall mit Kaminwirkung.

Abb. 34: Kuhputzbürste und Tränketrog im Übergang

Page 32: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

72

Abb. 35: Liegebereich – Tiefboxen mit Holzabtrennungen

Abb. 36: Deckenlastiges Heu- und Strohlager mit Abwurfschacht

Page 33: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

73

Betrieb VI

Betriebsspiegel

- Bioland-Nebenerwerbsbetrieb im Schwarzwald

- 17 Hinterwäldermilchkühe

- 4800 kg durchschnittliche Herdenleistung

- 24 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 23 ha Grünland

- Bienen

- Höhe über N.N.: 800 m.

Baumaßnahme

Der vorhandene Anbindestall wurde im Jahr 1999 zum Liegeboxenlaufstall

umgebaut. Der Bau ist als zimmermannsmäßige Holzkonstruktion mit

Ziegeleindeckung und Deckelverschalung mit Lichtplatten ausgeführt. Die offene

Seite am Silagefuttertisch kann mit Windnetzen verschlossen werden.

Das Milchvieh ist seit dem Umbau im zweireihigen Liegeboxenlaufstall untergebracht

(Abb. 37). Die zusätzlich benötigte Stallfläche wurde durch eine Anschleppung des

vorhandenen Daches geschaffen (Abb. 38). Unter der Anschleppung befindet sich

der größte Teil der Liegeboxen sowie der Silagefuttertisch. Im Altbau wird der

vormalige Futtergang als Heufuttertisch genutzt. In der Verlängerung zum Futtertisch

sind weitere Liegeboxen vorhanden. Teilbereiche der ehemaligen Standplätze und

der Mistgang wurden zum planbefestigten Laufgang umgebaut und in den

Neubaubereich hinein erweitert.

Page 34: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

74

Abb. 37: Grundriss Betrieb VI

Abb. 38: Betrieb VI; Altgebäude mit Anbau

Page 35: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

75

Funktionsbereiche

Fressen

Der Stall hat zwei Futtertische. Der Heufuttertisch mit Fangfressgitter wird über einen

Abwurfschacht aus dem Heustock beschickt. Der Silagefuttertisch unter der

Anschleppung ist ein Außenfuttertisch und mit einem Palisadenfressgitter versehen.

Dieser Futtertisch ist befahrbar. Das Tränkewasser wird über beheizbare

Beckentränken, das Kraftfutter im Melkstand verabreicht.

Laufen

Der gesamte Laufbereich ist planbefestigt (Abb. 39). Die Laufgangbreite beträgt in

den meisten Bereichen 2,80 m. Am Silagefuttertisch wurde der Laufgang um 2,00 m

verbreitert. Im Sommer sind die Tiere auf der Weide.

Liegen

Die ausschließlich gegenständigen Liegeboxen sind als Tiefboxen mit Stroh-Mist-

Matratze ausgeführt (1,15 x 2,20 m). Die Liegeboxen wurden in Eigenleistung aus

Rundholz und Brettern erstellt. Die Nackensteuer sind klappbar (Abb. 40).

Melken

Die Herde wird in einem 1x3 Tandemmelkstand gemolken, der auf 1x4 Plätze

erweitert werden kann (Abb. 41). Als Wartebereich dient der Laufgang im Bereich

des Heufuttertisches. Der Rücktrieb erfolgt in gleicher Weise. Die beim einseitigen

Melkstand zwangsläufig entstehenden Wartezeiten werden für andere Tätigkeiten

wie Füttern und Entmisten genutzt.

Entmisten

Der Laufbereich wird mittels Schieber entmistet. Der abgeschobene Mist wird am

Ende der Schieberbahn auf die tiefergelegene Dunglege, an welche eine Güllegrube

angeschlossen ist, abgeworfen.

Page 36: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

76

Lüften

Die Stalllüftung erfolgt über Fenster und Türen und die offene Front am

Silagefuttertisch.

Nebenräume

Die vor dem Erweiterungsbau vorhandenen Nebenräume werden auch weiterhin

genutzt.

Kälber/Jungvieh

Die Kälber und das Jungvieh werden in einem separaten Stall auf Tiefstreu gehalten.

Dieser Stall hat einen direkten Zugang zur Weide.

Bewertung

Ziel des Um- und Anbaues waren die tiergerechte Haltung und die verbesserten

Arbeitsbedingungen, vor allem beim Melken und Füttern.

Tiergerechtheit

Der Kuhkomfort wurde deutlich verbessert. Gut gepflegte Stroh-Mist-Matratzen

bieten ein hohes Maß an Liegekomfort für die Kühe. Durch den Weidegang erhalten

die Kühe im Sommer besonders viel Bewegung.

Arbeitswirtschaft

Der Umbau zum Liegeboxenlaufstall konnte von diesem Betrieb, bedingt durch

Eigenleistung und eigene Ausführungen (Rundholz), besonders kostengünstig

durchgeführt werden. Trotz einfacher Lösungen können die Arbeitsabläufe nun

schneller und zielgerichteter erledigt werden. Während der alte, nicht befahrbare

Futtergang jetzt zur Vorlage von Heu dient, bietet der Futtertisch im Anbau die

besten Voraussetzungen für das Vorlegen von Silage. Aus arbeitswirtschaftlicher

Sicht stellt der 1x3er Tandemmelkstand einen Kompromiss dar. Von Vorteil ist, dass

der Anbau das Klima im alten Stall verbessert (Abb. 39).

Page 37: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

77

Verfahrenstechnik

Vor dem Hintergrund des Zieles, möglichst kostengünstig zu bauen, ist die

Baumaßnahme aus verfahrentechnischer und arbeitswirtschaftlicher Sicht gut

gelungen.

Abb. 39: Laufgang am Fressplatz

Page 38: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

78

Abb. 40: Liegeboxen mit Stroh-Mist-Matratze

Abb. 41: 1x3 Tandem-Melkstand

Page 39: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

79

Betrieb VII

Betriebsspiegel

- Haupterwerbsbetrieb im Schwarzwald

- 35 Vorderwäldermilchkühe mit eigener Nachzucht

- 7000 kg durchschnittliche Herdenleistung

- 28 ha reines Grünland

- Höhe über N.N.: 750 m.

Baumaßnahme

Der Anbindestall wurde im Jahr 2004 zum Liegeboxenlaufstall umgebaut und

erweitert. Das Gebäude ist als Zimmermannskonstruktion aus Holz mit

ungedämmten holzverschalten Wänden und Ziegeleindeckung ausgeführt. Der

Anbau dient als Verlängerung der Futtertischachse im 900-Winkel an den

vorhandenen Eindachhof (Abb. 42 und 43). Das Milchvieh ist auf der einen

Futtertischseite in einem dreireihigen Liegeboxenlaufstall aufgestallt. Auf der anderen

Seite ist das Jungvieh in Zweiflächenbuchten untergebracht.

Im Altbau befinden sich seit dem Umbau die Kälber, der Melkstand sowie der

Heufuttertisch für die Kühe. Im Bereich der Anbindestände wurde ein Laufgang mit

Spaltenboden eingebaut. Ein Teil der Anbindestände wird weiterhin genutzt.

Page 40: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

80

Abb. 42: Grundriss Betrieb VII

Abb. 43: Betrieb VII; Ansicht Stallneubau

2,70

2,90

30

31

1

19

FUTTERTISCH

4,80

3,50

5,00

3,30

2,70

24,9

0

MELKSTAND

JUNGVIEH

FUTTERTISCH

JUNGVIEH JUNGVIEH KÄLBER

15,005,00 5,00 5,00

BESTAND NEUBAU

18

42

Page 41: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

81

Funktionsbereiche

Fressen

Die Kühe fressen an einem durchfahrbaren Futtertisch, der mit Fangfressgittern

abgetrennt ist (Abb. 44). Da sich das deckenlastige Heulager im Altgebäude befindet,

wird dort das Heu und im Neubau die Silage mit dem Blockschneider vorgelegt. Die

Kraftfuttergabe erfolgt leistungsabhängig über Kraftfutterautomaten. Im

Milchviehbereich sind Trogtränken angebracht.

Laufen

Der gesamte Laufbereich ist als Spaltenboden ausgeführt. Die Laufgänge am

Futtertisch sind 3,50 m breit, im Liegebereich beträgt die Laufgangbreite 2,90 m.

Liegen

Alle Liegeboxen sind als Tiefboxen mit Stroh-Mist-Matratze gefertigt. Wandständig

betragen die Abmessungen 1,25 x 2,70 m, die gegenständigen Boxen sind 1,25 x

2,50 m groß. Die pilzförmigen Abtrennungen zwischen den Boxen sind freitragend

und mit starrem Nackensteuer ausgestattet.

Melken

Die Herde wird in einem 2x5 Fischgrätenmelkstand gemolken. Als Wartebereich

dient der Laufgang im Liegebereich. Der Rücktrieb erfolgt über den Laufgang am

Futtertisch.

Entmisten

Alle Laufgänge sind mit Spaltenboden ausgestattet. Die darunter befindlichen

Güllekanäle führen in die schon vor dem Umbau vorhandene Güllegrube, die

weiterhin genutzt wird.

Page 42: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

82

Lüften

Im Altbau erfolgt der Luftaustausch über eine Querlüftung. Im Anbau sind manuell zu

bedienende Plexiglas-Hubfenster an der Traufe angebracht. Außerdem ist ein großer

Lichtfirst installiert.

Nebenräume

Die vor dem Anbau bereits vorhandenen Räume werden nach geringfügigen

Veränderungen weitergenutzt.

Kälber/Jungvieh

Die Kälber und das Jungvieh sind auf der gegenüberliegenden Seite des

Futtertisches in Zweiflächenbuchten untergebracht. Zur Sauberhaltung des

Liegebereiches dient ein abgehängter Lattenrost (Abb. 45). Dieser veranlasst die

Kälber ihre Exkremente nicht im Liegebereich abzusetzen.

Bewertung

Ziel der Baumaßnahme war es, das vorhandene Stallgebäude weiterhin zu nutzen.

Trotz kostengünstiger Bauausführung wurde die Arbeitsqualität und der Kuhkomfort

durch den Umbau deutlich verbessert.

Tiergerechtheit

Gut gepflegte Stroh-Mist-Matratzen bieten besten Liegekomfort für die Kühe. Über

den Tränketrog verabreichtes Wasser und eine elektrische Kuhbürste verbessern

den Kuhkomfort im Stall. Im Sommer sind die Kühe auf der Weide.

Arbeitswirtschaft

Durch gerade Mist- und Futterachsen kann dieser Stall arbeitswirtschaftlich sehr gut

betrieben werden. Vorteilhaft ist der durchfahrbare Futtertisch für das Vorlegen der

Silage. Zusätzlich kann aus dem deckenlastigen Heulager im Altgebäude das Heu

direkt auf den Futtertisch gelangen.

Page 43: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

83

Verfahrenstechnik

Mit dem Anbau konnten nicht nur die vorhandenen Arbeitsachsen verlängert werden,

sondern es wurde auch zusätzlicher Raum für Liegeboxen und Zweiraumbuchten für

das Jungvieh geschaffen. Trotz Stroh-Mist-Matratzen kann die Entmistung über

Spaltenboden in Güllekanäle erfolgen. Das große Luftvolumen, die Trauffirstlüftung

und die Helligkeit im Anbau verbessern auch das Stallklima im alten Stall.

Abb. 44: Futtertisch mit Fangfressgitter

Page 44: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

84

Abb. 45: Liegebereich für Kälber mit abgehängtem Lattenrost

Page 45: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

85

Betrieb VIII

Betriebsspiegel

- Haupterwerbsbetrieb im Schwarzwald

- 27 Schwarzbunte Milchkühe mit eigener Nachzucht

- 6700 kg durchschnittliche Herdenleistung

- 22 ha reines Grünland

- Wald

- Höhe über N.N.: 1000 m.

Baumaßnahme

Im Jahr 2003 erfolgte der Neubau eines Liegeboxenlaufstalles für das Milchvieh

sowie der Umbau des vorhandenen Anbindestalles für die Nachzucht. Der neue

dreireihige Liegeboxenlaufstall mit Melkstand wurde direkt an das Altgebäude

angebaut (Abb. 46). Der einseitig zugängliche Futtertisch wird vom Altbau aus

beschickt. Hierbei belädt ein Greifer den Futtermischwagen, der auf dem Futtertisch

im Neubau steht. Eine Durchfahrt in den Altbau besteht nicht. Die Bauausführung

erfolgte in Holzständerkonstruktion mit eingespannten Stützen und selbsttragendem

Trapezblech als Dacheindeckung. Der Melkstand wurde in einen gemauerten und

wärmegedämmten Raum eingebaut. Die gesamte Wandverschalung

(Deckelverschalung, Fenster, Tore) und die Schieberanlage wurden in Eigenleistung

erstellt. Das für die Baumaßnahme verwendete Holz stammt aus dem eigenen Wald

(Abb. 47).

Page 46: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

86

2,40

2,50

2,50

2,50

3,30

3,80

19,3

FUTTERTISCH

PLANBEFESTIGTER LAUFGANG

MK

MEL

KSTA

ND

HOCHBOXEN

NEUBAU BESTAND

Abb. 46: Grundriss Betrieb VIII

Abb. 47: Betrieb VIII; Hofansicht gesamt

Page 47: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

87

Funktionsbereiche

Fressen

Der einseitig zugängliche Futtertisch im Neubau ist mit einem Rundbogen-

Fangfressgitter abgetrennt (Abb. 48). Die Kraftfuttergabe erfolgt leistungsabhängig

an einer Abrufstation.

Laufen

Die Laufflächen sind planbefestigt aus Beton. Der Fressgang ist 3,30 m breit, der

Laufgang im Liegebereich 2,40 m.

Liegen

Die Liegeboxen sind als Hochboxen mit Gummimatten ausgeführt. Die

Seitenabtrennungen sind zweifußig, mit starrem Nackensteuer und Aufsprungrohr

ausgestattet. Die Abmessungen betragen 1,25 x 2,50 m (Abb. 49).

Melken

Das Melken erfolgt in einem 2x4 Fischgrätenmelkstand mit Grundausstattung. Als

Warteraum dient der Laufgang im Liegebereich. Der Rücktrieb führt über den

Fressgang.

Entmisten

Im Neubau ist eine Klappschieberanlage installiert. Der Mist wird in einen

giebelseitigen Querkanal abgeschoben. Der Querkanal führt in eine Güllegrube, die

bereits vor dem Umbau vorhanden war.

Lüften

Der Stall verfügt über eine Trauf-First-Lüftung. Die Traufe ist mit einer 30 cm breiten

Zuluftöffnung versehen. Der First ist offen.

Nebenräume

Die vor dem Umbau vorhandene Milchkammer wird weiterhin genutzt.

Page 48: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

88

Kälber/Jungvieh

Das Jungvieh und die Kälber sind im ehemaligen Anbindestall untergebracht, der

dafür geringfügig umgebaut wurde. Die Haltung erfolgt auf Spaltenboden und

Tiefstreu.

Bewertung

Das Ziel der Baumaßnahme, die tiergerechte Haltung und verbesserte

Arbeitsbedingungen wurde konsequent durch Erstellen eines kostengünstigen

Neubaus (Seite 85) umgesetzt. Der Altbau dient weiterhin als Stall für das Jungvieh

und als Futterlager.

Tiergerechtheit

Eine Neubaulösung bietet die Möglichkeit, die Anforderungen an die Tiergerechtheit

und den Kuhkomfort bestmöglich zu erfüllen. Wandboxen mit 2,50 m erfordern aber

einen Kompromiss, um den Kopf-Halsschwung beim Aufstehen zu gewährleisten. Im

vorliegenden Fall muss er durch die Seitenabtrennung der Liegeboxen erfolgen. Der

durch Sackgassen bedingte Nachteil wird durch breite Gänge (min. 2,40 m) bei

dennoch kompaktem Grundriss zum großen Teil kompensiert.

Arbeitswirtschaft

Da es sich um einen Stallneubau handelt, werden die gängigen Anforderungen an

die Arbeitswirtschaft sehr gut erfüllt.

Verfahrenstechnik

Die Futtervorlage erfolgt aus dem Altgebäude. Einen Kompromiss musste man beim

Futtertisch mit einer Breite von 3,80 m, dem einseitigen Zugang und dem

Flächenbedarf eingehen. Insgesamt handelt es sich mit der Ständerkonstruktion und

der Trapezeindeckung um eine Stallbaulösung, die sehr viel Eigenleistung

ermöglichte. Holz konnte vom eigenen Wald verwendet werden. Die Trauffirstlüftung

mit ständig offenen Traufen und offenem First ermöglicht im Sommer wie auch im

Winter ein gutes Stallklima.

Page 49: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

89

Abb. 48: Futtertisch mit Rundbogenfressgitter

Abb. 49: Liegebereich

Page 50: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

90

Betrieb IX

Betriebsspiegel

- Bioland-Haupterwerbsbetrieb im Schwarzwald

- 34 Schwarzbunte Milchkühe mit eigener Nachzucht

- 6500 kg durchschnittliche Herdenleistung

- 89 ha reines Grünland, davon 24 ha Weideland

- Wald

- Höhe über N.N.: 950 m

Baumaßnahme

Im Jahr 2004 wurde ein Neubau für das vorhandene Milchvieh erstellt. Der 2x1-

reihige Liegeboxenlaufstall mit Melkstand und dreiseitig zugängigem Futtertisch

wurde im 900-Winkel an den vorhandenen Eindachhof angebaut (Abb. 50 und 51).

Die Bauausführung erfolgte in Holzständerkonstruktion. Der Giebel ist mit Brettern

verschalt, das Dach mit Ziegeln eingedeckt. Der Melkstand ist in einem gemauerten,

wärmegedämmten Raum untergebracht. Hofbefestigung, Dacheindeckung,

Wandverschalung sowie die Montage von Türen, Toren und Stalleinrichtung erfolgten

in Eigenleistung.

Page 51: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

91

NEU

BAU

BEST

AND

LIEGEBOXENFUTTERTISCH

LIEGEBOXEN

LIEGEBOXEN

MELKSTAND

20,00 m

2,50

m2,

50 m

3,50

m5,

00 m

3,50

m

Abb. 50: Grundriss Betrieb IX

Abb. 51: Betrieb IX; Hofansicht

Page 52: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

92

Funktionsbereiche

Fressen

Der Stich-Futtertisch ist an drei Seiten durch Fangfressgitter vom Laufbereich

abgetrennt (Abb. 52). Kraftfutter wird an einer Abrufstation verabreicht. Die

Wasseraufnahme erfolgt an Trogtränken.

Laufen

Der gesamte Laufbereich der Milchkühe ist als Spaltenboden ausgeführt (Abb. 52).

Die Laufgänge sind 3,50 m breit. Im Sommer wird Weidegang betrieben.

Liegen

Die Liegeboxen sind als Tiefboxen mit Stroh-Mistmatratze ausgeführt und 1,25 x

2,50 m groß. Die Seitenabtrennungen sind zweifußig ausgeführt und verfügen über

ein flexibles Nackensteuer. Die Querverbindungen sind höher als das Nackensteuer

im Kopf-Hals-Bereich untergebracht.

Melken

Der Zutrieb zum Melkstand erfolgt durch eine wandständige Liegebox, die als

Durchgang dient. Der 2x3 Fischgrätenmelkstand kann auf 2x4 Plätze erweitert

werden. Der Laufgang zum Melkstand wird als Wartebereich genutzt.

Entmisten

Die Entmistung erfolgt über Spaltenböden in den Güllekanal, der in eine Güllegrube

mündet, die bereits vor dem Umbau vorhanden war und weiterhin genutzt wird.

Lüften

Die Stalllüftung erfolgt über eine Trauf-First-Lüftung. Eine traufseitige Wand kann

mittels einer Wickeljalousie vollständig geöffnet werden. Der Lichtfirst und die

Wandöffnungen sorgen für genügend Helligkeit im Stall.

Page 53: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

93

Nebenräume

Die vor dem Neubau bereits vorhandene Milchkammer wird weiterhin genutzt.

Kälber/Jungvieh

Das Jungvieh befindet sich derzeit auf einer anderen Hofstelle. Mittelfristig ist der

Umbau des Altbaus zum Jungviehstall geplant.

Bewertung

Ziel der Baumaßnahme war vor allem, die Altbausubstanz in den Anbau mit

einzubeziehen, um dadurch den alten Stall als Teil des Laufstalles nutzen zu können.

Gleichzeitig sollten die Tiergerechtheit und die Arbeitsbedingungen verbessert

werden.

Tiergerechtheit

Der Anbau in bewährter Holzständerkonstruktion ist hoch und hell. Die breiten

Laufgänge mit Diagonalspaltenboden erhöhen zusammen mit Stroh-Mist-Matratzen

in den Tiefboxen den Kuhkomfort. Dieser wird auch durch die kippbaren Wassertröge

und die elektrische Viehputzbürste verbessert. Durch den Weidegang im Sommer

erhalten die Kühe ausreichend Bewegung an der frischen Luft.

Arbeitswirtschaft

Der Neubau nutzt die arbeitswirtschaftlichen Vorteile des Liegeboxenlaufstalles. Die

Anordnung des Melkstandes kann zusätzlichen Aufwand für Treibarbeiten bedeuten.

Verfahrenstechnik

Der Kompromiss, der hier zwischen Raumeinsparung und Funktionalität

eingegangen wurde, besteht im Stichfuttertisch und in der Zuordnung des

Melkstandes außen an der Seitenwand. Der Stich-Futtertisch ist nicht durchfahrbar,

bietet aber genügend Fressplätze. In seiner Verlängerung befindet sich zusätzlicher

Raum für vier gegenständige Liegeboxen. Beim Melkstand erfolgt der Umtrieb vom

Fressplatz durch die wandständige Liegeboxenreihe in den Liegebereich. Eine

Page 54: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

94

Trauffirstlüftung und eine Wickeljalousie sorgen während des ganzen Jahres für ein

gutes Stallklima.

Abb. 52: Stich-Futtertisch, Lauf- und Liegebereich

Page 55: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

95

4.3 Mutterkuhhaltung

Betrieb X

Betriebsspiegel

- Bioland-Nebenerwerbsbetrieb

- 16 Vorderwälder Mutterkühe mit Absetzern und Nachzucht

- 26 ha reines Grünland; Sommerweidegang

- Ferienwohnungen

- 100 ha Wald

- Höhe über N.N.: 930 m

Baumaßnahme

Der vorhandene Anbindestall im 200 Jahre alten Schwarzwaldhof wurde 2003 zum

Liegeboxenlaufstall für Mutterkühe umgebaut (Abb. 53; Abb. 54).

Page 56: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

96

LIEGEBEREICH KÄLBER

LIEGEBOXEN MIT KÄLBERSCHLUPF

PLANBEFESTIGTER LAUFGANG

FUTTERTISCH MIT HEUABWURFSCHACHT

DUNGLEGE

FERIENWOHNUNGEN

JUNGVIEH AUFTIEFSTREU

LAGERRAUM

LAGERRAUM BALKON

SPIE

LEC

KE

WOHNUNG

FUTT

ERTI

SC

H

2,2

m2,

0 m

3,5

m2,

5 m

21,5 m28

m

Abb. 53: Grundriss Betrieb X Mutterkuhhaltung

Abb. 54: Gebäudeansicht Betrieb X mit Dunglege

Page 57: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

97

Funktionsbereiche

Fressen

Die Silagefütterung erfolgt am Futtertisch mit Fangfressgitter (Abb. 55). Die

Silageballen gelangen direkt aus dem Deckenlager auf den Futtertisch. Die

Wasserversorgung erfolgt über Beckentränken. Die Kälber fressen Silage bei den

Kühen am Futtertisch. Im Schlupf haben sie zusätzliche Heuraufen zur Verfügung.

Laufen

Die Laufflächen aus Beton sind für die Rutschsicherheit mit einer Besenstrichstruktur

versehen. Der Laufgang ist 3,50 m breit. Ein Laufhof im Zugangsbereich zum Stall ist

geplant. Während des Sommers sind die Tiere auf der Weide.

Liegen

Die Liegeboxen sind Tiefboxen mit durchgehender Bugschwelle, die dem

Kälberschlupf als Streuschwelle dient (Abb. 56). Der Kopf-Halsbereich der

Liegeboxen ist zu einem Kälberschlupf erweitert, der gut eingestreut ist. Die Boxen

sind mit einer Stroh-Mist-Matratze ausgestattet und die Seitenabtrennungen sind

freitragend.

Entmisten

Der anfallende Mist wird vom Klappschieber auf eine tiefer gelegte Dunglege

gefördert. Der Kälberschlupf wird von Hand entmistet. Im Jungviehbereich ist die

Mechanisierung der Entmistung mit stationärer oder mobiler Technik möglich.

Lüften

Die Lüftung des Stalles erfolgt über eine Querlüftung durch Fenster und Türen.

Kälber/Jungvieh

Die Kälber haben den Kälberschlupf als Liegefläche (Abb. 57). Diesen Bereich

betreten sie über einen Kälberschlupf in der Liegebox. Das Jungvieh ist auf der

Page 58: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

98

anderen Stallseite in Gruppenbuchten am Futtertisch aufgestallt. Die Buchten sind

tief eingestreut.

Bewertung

Ziel der Baumaßnahme war es, den Milchviehbetrieb auf die Mutterkuhhaltung

umzustellen, um freie Arbeitskapazitäten für die Erwerbskombination

Mutterkuhhaltung/Feriengäste zu erzielen. Außer den Kühen werden Ponys und

verschiedene Kleintiere auf dem Hof gehalten. Dieser Betrieb bietet „Ferien auf dem

Bauernhof“ und ist an das MEKA-Programm angeschlossen.

Tiergerechtheit

Der Mutterkuhstall zeichnet sich durch guten Kuhkomfort beim Liegen aus. Gepflegte

Stroh-Mistmatratzen und Tiefstreu bieten für alle Tiere besten Liegekomfort. Den

Kühen steht eine mechanische Kuhputzbürste zur Verfügung. Eine separate

Abkalbebucht ermöglicht ein stressfreies und ungestörtes Abkalben. Im Sommer sind

Kühe und Jungvieh ganztags auf der Weide.

Arbeitswirtschaft

Die Mutterkuhhaltung ist grundsätzlich durch extensive Arbeitswirtschaft

gekennzeichnet. Dies wird durch die ausschließliche Weidehaltung im Sommer noch

verstärkt. Besonderen Einfluss hat der Liegeboxenlaufstall als einstreuarmes

Haltungssystem. Der Kälberschlupf im Kopf-Halsbereich der Liegeboxen erspart

zusätzlichen Betreuungsaufwand, da keine Erdrückungsgefahr für die Kälber

besteht.

Verfahrenstechnik

Beim Umbau des Anbindestalles zum Mutterkuhstall wurde die Hanglage des

Betriebes berücksichtigt und gut in den Ablauf der Futtervorlage integriert. Dies gilt in

gleicher Weise für die Entmistung und die Dunglagerung.

Page 59: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

99

Abb. 55: Fangfressgitter im Mutterkuhstall

Abb. 56: Liegeboxen im Mutterkuhstall

Page 60: 4 Ausgewählte Beispielbetriebe · 2006. 2. 15. · 42 4.1 Verbesserte Anbindehaltung Betrieb I Betriebsspiegel-Haupterwerbsbetrieb-32 Schwarzbunte Milchkühe aus eigener Nachzucht

100

Abb. 57: Kälberschlupf mit Heuraufe im Kopf- Halsbereich der Liegeboxen