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4/2012 61. Jahrgang Kirchenbote der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen www.kirchenbote-sg.ch Schuld und Sühne «…, der Schuld vergibt» «Für uns gestorben» Deutungen des Kreuzes Vom Sinn der Gefängnisstrafe Der Staatsanwalt «Wer wäre ein Gott wie du, der Schuld vergibt …» Micha 7, 18

4/2012 Kirchenbote 61.Jahrgang€¦ · 4/2012 Kirchenbote 61.Jahrgang derEvangelisch-reformiertenKirchedesKantonsSt.Gallen SchuldundSühne «…,derSchuldvergibt» «Fürunsgestorben»

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4/2012 61. Jahrgang

Kirchenboteder Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen www.kirchenbote-sg.ch

Schuld und Sühne

«…,derSchuld vergibt»«Fürunsgestorben»DeutungendesKreuzesVomSinnderGefängnisstrafe

DerStaatsanwalt

«Wer wäre ein Gott wie du,der Schuld vergibt …»Micha 7, 18

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Liebe Leserin,lieber Leser

Wir stehen vor der Karwoche und vorden höchsten christlichen Feiertagen,Karfreitag und Ostern.Vielleicht würden Sie sich in dieser Zeitgerne berühren lassen von der Passionund der Auferstehung Jesu. Doch gehtdas, alsmodernerMensch? Die Oster-gesänge berühren zwar das Herz, dochder Verstand ist überfordert. Viele Zeit-genossen habenMühemit der Vorstel-lung einer sündigenMenschheit, diedurch einen Opfertod erlöst wird. DieseVorstellungswelt ist weit weg von unse-rer heutigen Denkweise.Es gelingt uns ja auch nichtmehr, geist-lich über den Zustand derWelt nachzu-denken in demSinne, dass wir etwasverloren haben, das uns eigentlich zu-gedacht war: Fülle des Lebens bei Gott.Die Alten sprachen vomFall Adams, derUrschuld. DieMenschheit übte sich seit-her in der Erkenntnis von Gut und Böse,fernab des wahren Lebens. Der Zugangzu Gott war verschlossen und auch imTotenreich bedrückte Gottesferne.

Hier setzte die alte Kirchemit der Feierder Auferstehung Christi neue Akzente:Gott nahm in Jesus unseremenschlicheKonstitution an, erneuerte sie und zeig-te exemplarisch auf, wie eng die Bezie-hung zu Gott sein kann. Jesu Lebenwarganz darauf bedacht, auch uns dieseenge Gottesbeziehung zu ermöglichen.Dafür, so lehrte die alte Kirche, starb erund soll gar ins Totenreich hinabgefah-ren sein, um auch dort das Licht Gottesleuchten zu lassen. Und aufgefahren inden Himmel, steht er bei Gott für unsein, für seineMenschen, deren Konsti-tution er prinzipiell und stellvertretenderfahren, durchlebt und erneuert hat.Wie in Adam alle starben, werden inChristus alle leben, erkannte Paulus.Ob dies nun durch ein Opfer, eine Stell-vertretung oder einen Justizmordmög-lich wurde – die Bibel bietet darüberhinaus noch viele unentdeckte Bilder.Dass Sie die Ihren finden, ummit Gefühlund Vernunft an Christi Tod und Aufer-stehung teilzuhaben, wünsche ich Ihnenfür die Osterzeit, die wiederumübersich hinausweist auf den Empfang desGeistes Gottes. A.SCHWENDENER

ImAnfang

«WerwäreeinGottwiedu, derSchuldvergibt?»

Über eine Charaktereigenschaft Gottes

Wer wäre ein Gott wie du,

der Schuld vergibt

und hinwegschreitet über Vergehen

für den Rest seines Erbbesitzes?

Nicht für immer hält er fest an seinem

Zorn, denn er hat Gefallen an Gnade!

Er wird sich wieder über uns erbarmen,

unsere Schuld wird er niedertreten.

Und in die Tiefen desMeeres wirst du all

ihre Sünden werfen. Micha 7, 18–19

Wer Micha, Michael, Michelle, Mike

heisst, findet in diesemText des Prophe-

tenMicha die ursprüngliche Bedeutung

seines/ihres Namens: «Wer wäre ein

Gott wie du?» Eine seltsam schwebende

Formulierung, die auf eine einzigartige

Charaktereigenschaft Gottes hindeutet:

Gott ist nicht nachtragend.

Wer von unsMenschenwäre so? Kei-

ner! Und wenn wir ein noch so grosses

Herz haben, ab und zu packt es uns,

einen Mitmenschen bei dem festzule-

gen, was er sich einmal uns gegenüber

geleistet hat. Und dann kramen wir

Bruchstücke einer längst vergangenen

Geschichte hervor und präsentieren sie

als Beweis,dass der andere immer schon

so gehandelt hat.

Nicht nachtragendWer von den anderen Göttern wäre so?

Keiner! Der Gott Israels ist nicht nach-

tragend. Und das macht ihm keiner

nach.Daswussteman in Israel seit jeher.

Doch ist das alles andere als selbstver-

ständlich. Nach der Einschätzung der

Propheten war nämlich die Zerstörung

Jerusalems im Jahr 587 v. Chr. die Strafe

Gottes für Korruption und Ausbeutung

der sozial Schwachen.Gott alsHüter der

Gerechtigkeit konnte die Machenschaf-

ten der Mächtigen nicht länger mit an-

sehen und liess ihr Sündenimperium

dem Erdboden gleichmachen. Davon

lesen wir im Buch Micha im 3. Kapitel.

DasEndedes 7.Kapitels ist einNachtrag

zumProphetenbuch aus derZeit, als der

«Rest seines Erbbesitzes», also dieÜber-

lebenden von Zerstörung und Vertrei-

bung, Jahrzehnte später wieder in seine

Heimat zurückkehren darf.

Das empfinden sie als unverdiente

Gnade. Dass sich Gott nach der schuld-

bedingten Katastrophe noch einmal als

gnädig erweisen würde, war – nach

menschlichem Ermessen – nicht zu er-

warten. Schuld und Strafe waren so lan-

ge imVordergrund gestanden,dassman

jeneUreigenschaft Gottes fast vergessen

hätte: Gott ist nicht nachtragend. Er

straft zwar, aber nicht immer wieder

wegen der gleichen Sache. Er lässt es

auch einmal gut sein. In einem moder-

nen Kirchenlied von Albert Frei zu die-

sem Bibeltext heisst es:

«Wer ist ein Gott wie du,

der die Sünde verzeiht und das Unrecht

vergibt?Wer ist ein Gott wie du,

nicht für immer bleibt dein Zorn bestehn,

denn du liebst es, gnädig zu sein.»

Gefallen an GnadeWie können wir uns anmassen, von

Gottes Charaktereigenschaften zu re-

den? Die Rede von Gott ist immer ein

Suchen auf den Spuren, die andere Su-

chende uns hinterlassen haben. Ich ver-

suche, es mir so vorzustellen, dass Gott

mindestens eine Dimension mehr hat

als ich. Wenn mich jemand darum bit-

tet, ihm zu vergeben, dann tue ich das

gerne; aber das, was er mir angetan hat,

vergesse ich vielleicht mein Leben lang

nicht und die Gefahr, dass ich es ihm

irgendwann einmal nachtrage, ist gross.

Aber vielleicht hat ja Gott mir diese

Dimension voraus, dass er nicht nur

vergeben, sondern auch vergessenkann.

Darauf deutet der Prophet Micha hin,

wenn er schreibt:

«Und in die Tiefen desMeeres wirst du

all ihre Sünden werfen.»

Wenn ich an einer felsigen Meeres-

küste stehe und einen Stein ins Wasser

schleudere, werde ich ihn nie mehr auf-

findenkönnen.So ähnlich ist es beiGott

mit meinen Schuldsteinen. Sie ins weite

Meer hinauszuschleudern, macht ihm

Spass, denn er «liebt es, gnädig zu sein».

KLAUS STEINMETZ, PFARRER IN THAL-LUTZEN-BERG

Editorial

«Er lässt es auch einmalgut sein.»

2 Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012

Titelbild und ThemenbilderDas Titelbild und die Themenbilder auf denSeiten 3, 4, 5, 11 und 16 stammen aus der«passion» vonMax Spring. Der heute bekannteCartoonist hat sie 1986mit 24 Jahren gestaltet.Seine «passion» zeichnet sich aus durch eineeigenständige Sicht des Kreuzwegs, die auchgrafisch überrascht. Aus: passion, Bilder vonMax Spring, Gedichte vonMadeleine Geiss-bühler, Brunnen Verlag Giessen/Basel 1987.

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Thema

«Vergib uns unsere Schuld!» So lautet eine der Bitten des Un-

servater.WennChristen umVergebung bitten, dann setzt dies

ein tiefes Wissen um die Schuldverfallenheit jedes Menschen

voraus. ImUnservater wird weder differenziert in leichte und

schwere, erlässliche und nicht erlässliche Schuld, noch wird

nach deren möglichen Ursachen gefragt. Gleichwohl aber

wird durch jede Schuld die Qualität des Lebens angegriffen.

Von der Last der SchuldEs ist deshalb verständlich,dassMenschenTechniken desVer-

gessens und der Nichtbeachtung von Schuld entwickelt ha-

ben. Aber Schuld lässt sich nicht ohne Weiteres verdrängen,

sie meldet sich ungefragt zu Wort, sie kann Menschen ratlos

machen und sogar in tiefste Verzweiflung stürzen. Schuld be-

lastet die Beziehung zu den Mitmenschen und zu Gott, im

Von der Deutung des Todes Jesu als SühneopferSchuld undSühne sind zentrale ThemenderReligion, so auch imalten Israel.Die dort praktiziertenRituale gabender frühenChristengemeinde denDeutungs-horizont, JesuKreuzwegund seinenTod als kollektive Sühne zu verstehen.

Kreuztragung vor dem Hintergrund einer anonymenWelt,

deren Fenster offen sind. Aber wird die Tat Christi auch gesehen?

«Für uns gestorben»

schlimmsten Fall kann sie diese sogar zerstören.Sie kann auch

nicht immer durch Strafen vergolten werden. Mit welchen

menschlichen Strafen hätte man etwa König David verurtei-

len sollen, als er Jehu an die tödliche Kriegsfront schickte, um

so dessen Frau Bathseba heiraten zu können? Mit welcher

menschlichen Strafe hätte man den Verrat des Judas belegen

sollen?WiekanneinAutofahrer,der schuldlos imStrassenver-

kehr einen Menschen schwer verletzt oder sogar getötet hat,

von Schuldgefühlen befreit werden? Das Phänomen der

Schuld ist so vielfältig und kompliziert wie das Leben selbst.

Gerade deshalbmuss derUmgangmit schuldbeladenenMen-

schenmit Respekt und inWahrhaftigkeit geschehen.

Rituale und Techniken der SühneWiewird derMensch frei von Schuld?Wie kann Schuld verge-

ben werden? Diese Fragen führen unmittelbar zur Institution

der «Sühne». In 3.Mose 16 hat die alttestamentliche Gemein-

de ihren Umgang mit der Sühne beschrieben. Der Mose-

bruder Aaron soll zu einem bestimmten Zeitpunkt ins Zelt-

heiligtum Israels gehen, er soll einen Stier opfern, dessen Blut

an den Gnadenthron spritzen, einen zweiten Stier mit den

Sünden Israels beladen und ihn als Sündenbock in dieWüste

schicken. Für die alttestamentliche Gemeinde war dies der

Höhepunkt in ihrem Festjahr. In 3.Mose 16, 31 wird imHin-

blick auf diesen Festtag von dem hochheiligen Sabbat gespro-

chen. Dieser Sabbat ist der grosse Tag der Versöhnung mit

Gott,der Tag der Sühne für dasVolk (JomKippur).Nochheu-

te gilt im Judentum dieser Tag als der höchste Feiertag, nur an

ihm darf der Priester den Namen Gottes aussprechen. Der

Gottesdienst am grossen Versöhnungstag beginnt mit dem

Niederknien, der Demütigung vor Gott und er endetmit dem

Jubelruf «Gelobt sei sein Name, sein Reich und seine Herr-

lichkeit in Ewigkeit!». An diesem Tag werden die Glaubenden

und die Gemeinde von aller Schuld freigesprochen.Die Insti-

tution des Versöhnungstages zeigt, wie wichtig der alttesta-

mentlichen Gemeinde die Entlastung von aller Schuld war.

Vorbild zur Deutung des Todes JesuDie Vorstellung der Sühne von Schuld und der Versöhnung

mit dem heiligen Gott ist das grosse Geschenk der alttesta-

mentlichen Gemeinde an die neutestamentliche. Letztere hat

damit JesuWeg zum Kreuz als Sühnopfer interpretiert. «Den

hat Gott für den Glauben hingestellt in seinem Blut als Sühn-

Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012 3

Das Phänomen der Schuld ist so vielfältigund kompliziert wie das Leben selbst.

Er soll einen Stier opfern,dessen Blut an den Gnaden-thron spritzen, einen zweitenStier mit den Sünden Israelsbeladen und ihn als Sünden-bock in die Wüste schicken.

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4 Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012

opfer», heisst es in Röm. 3, 25. Und in dem Lied Jochen Klep-

pers «Die Nacht ist vorgedrungen» wird davon gesprochen:

«Dem alle Engel dienen, wird nun ein Kind und Knecht. Gott

selber ist erschienen, zur Sühne für sein Recht.» (EG 372, 2)

Die neutestamentliche Gemeinde hat Jesu Kreuzigung als

Geschehen «für uns» und seinen Tod am Kreuz als «für uns

gestorben» gedeutet. Diese Worte können geradezu als Kurz-

formel für das neutestamentliche Sühneverständnis angese-

hen werden. Im Neuen Testament wird der alttestamentliche

Gedanke des Opfers weit überholt. Das Neue Testament

stimmt mit dem Alten Testament darin überein, dass Schuld

den Menschen von Gott trennt und ihn dem Tod preisgibt.

Die Erlösung desMenschen aus Schuld kann derMensch aber

nicht durch eigene Leistungen und Sühneriten vollziehen.

Deshalb tritt Gott selbst in seinem Sohn sühnend und ver-

söhnend für die Menschen ein. Hierin unterscheidet sich die

alttestamentliche von der neutestamentlichen Sühnevorstel-

lung. Das «für uns gestorben» kann als dieMitte des Kreuzes-

geschehens angesehenwerden. JesuWeg zumKreuz «für uns»

ist Zeichen seiner grenzenlosen Liebe zu den Menschen. Er

verliert seinLeben,damit dieMenschenneues Leben erhalten.

Er schenkt ihnenAnteil an seinem Leben und damit Heilung,

wo Schuld auf ihren SchulternWunden reisst. Er versöhnt die

Menschen mit Gott, befreit sie von aller Schuld und ebnet

ihnen denWeg der Liebe.

«Einer trage des anderen Last …»Schuld macht Sühne erforderlich und Sühne ebnet den Weg

zur Versöhnung. «Seid gesinnt wie Christus, der sich selbst

entäusserte und Knechtsgestalt annahm, der gehorsam war

bis zum Tod am Kreuz!» So fasst der Philipperbrief Sinn

und Ziel des Sterbens Jesu «für uns» prägnant zusammen.Als

mit Gott versöhnte Menschen sind Christen dazu offen, sich

denen zuzuwenden, die unter der Last von Schuld leiden.

«Schuld vergeben» heisst in der Sprache des Alten Testaments

«Schuld tragen». Wenn Christen die Last eines anderen mit

einemGebet oder mit tatkräftiger Hilfe mittragen, dann wird

der andere entlastet, die Schuld wird kleiner, weil sie auf viele

Schultern verteilt wird.Und jemehr die christliche Gemeinde

dazu bereit ist, Schuld zu tragen und so am Prozess der Sühne

mitzuwirken,umsomehr erfüllt sie dieBitte des Paulus «Einer

trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfül-

len» (Gal. 6, 2).

Wo Schuld mitgetragen wird, da wird Sühne praktiziert

und der Weg der Versöhnung betreten. In der Alten Kirche

wurde in enger Anknüpfung an die Themen «Schuld und

Sühne» die Legende von der Zwiebel erzählt. Sie berichtet,

dass eine böse alte Frau stirbt. Aber Gott ist gnädig:Wenn sie

in ihrem Leben eine einzige gute Tat nachweisen kann, dann

soll sie in den Himmel kommen. Die alte Frau besinnt sich

und erinnert sich schliesslich, dass sie einmal einem Bettler

eine Zwiebel geschenkt hatte. An dieser Zwiebel kann sie ein

Engel in den Himmel ziehen. Als sie sich gerade emporhebt,

hängt sich ein anderer mit Schuld beladener Mensch an ihre

Füsse. Die alte Frau strampelt und ruft: «Das ist meine Zwie-

bel!»Daraufhin lösen sich ihreHände vonderZwiebel und sie

fällt hinunter …! Diese alte Legende zeigt sehr schön, wie

wichtig es ist, dass sich die mit Schuld beladenen Menschen

untereinander solidarisch zeigen, sich einander dieHände rei-

chen und sie nicht wieder loslassen.

«Wie auch wir vergeben …»In der Geschichte der Kirche hat man evangelische Christen

immer auch als «Karfreitagsmenschen» bezeichnet. Diese

Titulierung besagt Folgendes: Karfreitagsmenschen sind wie

alle Menschen von Schuld belastet, aber sie haben ihre

Lebensmitte in ihremHerrnundHeiland JesusChristus.Er ist

für sie den steinigen und tödlichenWeg zumKreuz gegangen,

um für ihre Schulden zu sühnen und ihnen so ein Leben in

Freiheit undWahrhaftigkeit zu ermöglichen.Er hat damit den

Weg zurVersöhnungmitGott und denMenschen vorbereitet.

Er hat somit das Versprechen des Unservater, «wie auch wir

vergeben unseren Schuldigern», ermöglicht.HEINZ-DIETER NEEF,KIRCHGEMEINDE EICHBERG-OBERRIET

Er hat damit denWeg zur VersöhnungmitGott und denMenschen vorbereitet.

Er starb nicht für seine Schuld, sondern für unsere. Aus dieser

Einsicht, gefühlt oder erkannt, schöpfen Christen die Kraft,

heil zu werden und anderen Menschen zu vergeben.

Die neutestamentliche Ge-meinde hat Jesu Kreuzigungals Geschehen «für uns»und seinen Tod amKreuz als«für uns gestorben» gedeutet.

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Das Volk Israel wurde durch Leiden und

Hoffnungen herausgefordert, global zu

denken und die eigene Religion in Bezie-

hung zu den andernVölkern zu bringen.

So hat Israel die Institution des König-

tums von den alten Hochkulturen über-

nommen, aber in den Zeiten der Fremd-

herrschaft verwandelt und vergeistigt. Im

Zerbrechen der eigenen Königstradition

schauten die Propheten Bilder eines glo-

balen Königreichs Gottes. Jesaia sprach

von einemweltweiten Friedensreich oder

von einem «Knecht Gottes», durch des-

sen Leiden dieWahrheit zu allenVölkern

dringt. Der Prophet Daniel schaute in ei-

nem Gesicht, wie Gott das Reich einem

übergab, der in denWolken desHimmels

erschien undwie einMenschensohn aus-

sah. «Ihm wurde Macht verliehen und

Ehre und Reich, dass die Völker aller Na-

tionen und Zungen ihmdienten.»

Populärer waren zur Zeit Jesus dieGe-

bete Israels, etwa die Psalmen, in denen

Not undHoffnungen in der Zwiesprache

mit Gott Ausdruck gefunden haben.

«Mein Gott, warum hast du mich verlas-

sen, …» beginnt Psalm 22. «Sie teilten

meine Kleider unter sich und werfen das

LosummeinGewand»heisst es später im

Psalm, bis der gerettete Beter verspricht,

Gott zupreisen,dass alleWelt davonhört.

Die Religion JesuJesus hat die Vielfalt dieser Traditionen

gekannt und sie für das Leben des Einzel-

nen prägnant zusammengefasst (Liebes-

gebot, Bergpredigt,Unservater,…).Aber

er hat auch von der Ankunft des Reiches

Gottes gesprochen und es durchWunder

angezeigt. Selbst nannte er sich öfters

«Menschensohn». Und durch sein neu-

artiges Verständnis des Gesetzes und des

Tempels hat er die Priesterschaft heraus-

gefordert und provoziert.Wie er von den

Römern, unterstützt von den Tempel-

oberen, in der Zeit eines Passahfestes als

Aufrührer gekreuzigt wurde, muss der

Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012 5

Thema die frühesten neutestamentlichen Schrif-

ten. Auch die Evangelien, um das Jahr 80

für Heidenchristen geschrieben, sind

ganz auf die Passion Jesu ausgerichtet.

Geburt, Leben und Tod Jesu wurden

durch den reichhaltigen Bilderschatz der

jüdischen Schriften gedeutet, aber bereits

auch der neuen Zeit, der griechischen

Umwelt, angepasst.

Die Auferstehung feiernWas nach dem Tod Jesu geschah, wird als

Folge der Auferstehung Jesu und der

Geistausgiessung gedeutet. Die Apostel-

geschichte spricht von der Wirkung der

Petruspredigt an Pfingsten und von der

MissiondesPaulus inKleinasienbisRom.

War es das Erbe Israels, die Gunst der

Zeit, die Sehnsucht derVölker, die Aufer-

stehung Jesu oder all dies zusammen und

mehr, was die Botschaft vom Kreuz bis

ans Ende der Welt trug? – Die weltweite

Beachtung istWunder genug, dieses Erbe

immer neu zu bedenken und nach zeit-

gemässen Formen des Verstehens und

Feierns zu suchen.ANDREAS SCHWENDENER

Das leere Grab und die Frage der Engel: «Was sucht ihr den Lebendigen bei denToten?»

deuten auf die neueWirklichkeit, welche dieMenschen zu neuemLebenmit Gott leitet.

Die Traditionen Israels halfen,das Unfassliche zu deuten.

Deutungen, vomGeist getrieben

Ein Tod, der die Welt aufweckt und verändert

IsraelsReligionwie auchder historischeMoment von JesuWirkenwarenVoraussetzungendafür, eine überzeitliche undglobaleAuffassung vomSinn seines Todes zu ermöglichen.Viele dieserAuffassungenerfordernheute neue Zugänge.

Kreis von Getreuen von seinem Tod völ-

lig überrascht worden sein. Die Traditi-

onen Israels halfen, das Unfassliche zu

deuten. Im Laufe der Jahre formierten

sich die Erinnerungen an Jesus zuTexten,

welche dieWelt verändern sollten.

Der Glaube an JesusIm Jahr 70 zerstörten die Römer den

Tempel in Jerusalem. Die Juden verloren

damit ihrenMittelpunkt. Im Ursprungs-

land wie in der Diaspora standen sie vor

der Herausforderung, ihren Glauben der

neuen Realität anzupassen. Wie konnte

sich ihr Monotheismus gegenüber der

griechischen Kultur behaupten? Was war

mit der Hoffnung auf Gottes Königtum

angesichts der römischenHerrschaft?

In diese Situation hinein drang –mit-

tels griechischer Sprache und auf römi-

schen Reisewegen – die Botschaft von Je-

susChristus,demauferstandenenHerrn,

der Gottes Reich in dieWelt hinausträgt.

Die Briefe des Paulus, in denen der Völ-

kerapostel tiefsinnig über die Heilsbe-

deutung des Todes Jesu nachdenkt, sind

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Kibo: Wie geht es den Leuten, wenn sie

verhaftet werden und inUntersuchungs-

haft kommen?

Die Untersuchungshaft ist verbunden

mit Kontaktabbruch gegen aussen. Die

Verhafteten sind von einem Tag auf den

andern alleine mit sich selber. Diese Iso-

lation macht allen zu schaffen, doch je

nach Vergehen, Charakter oder Lebens-

situation können die Leute der Situation

auch positiveAspekte abgewinnen.

Was kann positiv daran sein, wennman

plötzlich eingesperrt ist?

Man kommt auch zur Ruhe, es gibt einen

Unterbruch aus dem Stress des Alltags.

Dadenke ich vor allemanDrogendelikte.

Man gewinnt Abstand zur eigenen Le-

benssituation und hat Zeit, einmal aus

der Distanz auf die vergangene Zeit zu

blicken. Auch Leute, die unter Alkohol

und Drogen jemanden zusammenge-

schlagenhaben,kommen inderUntersu-

chungshaft zu sich. Sie sehen, wo sie hi-

neingeraten sind durch ihren Kollegen-

VomSinn derGefängnisstrafe

Wie Häftlinge ihre Strafe erlebenWer straffälligwird, kommt unter Umständenin Untersuchungshaft, vor ein Gericht und sitztje nachUrteil die Strafe in einemGefängnis ab.Wie die Häftlinge ihre Strafe beurteilen,wollteder Kirchenbote von einemGefängnisseelsor-gerwissen.

muss. Sie machen die Rechung wie jene

Leute, die regelmässig ohne Ticket Bus

oder Zug fahren. Wenn man das gut

macht und nur alle paar Jahre erwischt

wird, kann sich das auszahlen. Das sind

dann auch Leute, die kaum ein soziales

Umfeld haben. Für sie sind die Monate

imGefängnis durchaus erträglich, zumal

man dort, wenn man arbeiten kann, oft

mehr verdient, als man im Herkunfts-

land auf legaleWeise verdienen könnte.

Wie reagieren Sie als Gefängnisseelsorger,

wenn die Leute wenig Einsicht in die

eigene Schuld haben?

Ich versuche hin undwiedermit den Ge-

fangenen zusammen mich in die Betrof-

fenen zu versetzen, etwa in die jungen

Leute, die durch das aggressive Angebot

in die Drogensucht geraten, oder wir

thematisieren den Schock, den Leute bei

einem Raubüberfall bekommen. Der

materielle Schaden ist ja bei uns eher ver-

nachlässigbar,woman für alles versichert

ist – das wissen auch die Diebe.

Schwieriger ist es bei Beziehungs-

delikten, wenn die Leute aus einem an-

dern kulturellen Umfeld kommen. Oft

sind gewalttätige Männer überzeugt,

gemäss ihrer Ehre richtig gehandelt zu

haben. Dann versuche ich, ihnen unser

liberales Gesellschaftssystem zu erklären,

wo der Staat sich aus demprivaten Leben

zurückhält und etwa einen Ehebruch

nicht bestraft oder den Scheidungswillen

einer Frau schützt.

Wie steht es mit der Sühne – gibt es ein

Bewusstsein dafür, dass die Strafe nicht

nur zur Abschreckung da ist, sondern auch

zur Sühne und zur Besserung?

Ja, vor allem da, wo einem andern Men-

schenLeid zugefügtwurde. In letzterZeit

schien mir das zugenommen zu haben,

dass junge Leute imRausch andereMen-

schen schwer verletzen oder gar töten.

Diese Leute erwachen in der Untersu-

chungshaft wie aus einem bösen Traum

und sehen, wie sie ihr Leben zerstört ha-

ben. EsbrauchtdannZeit,bis sie das,was

nicht rückgängigmachbar ist,klar sehen.

Es folgt zusammen mit dem Anwalt das

lange Ringen, das Strafmass ins Auge zu

fassen, das recht hoch sein kann. Viele

junge Leute unterschätzen, wozu sie un-

ter Drogen,Medikamenten undAlkohol

fähig sind. INTERVIEW: A. SCHWENDENER

Fokus

6 Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012

Bei Drogendelikten istdas Schuldbewusstseinkaum vorhanden.

«Hope for Forgive» –Hoffnung aufVergebung: Zeichnung eines Strafgefangenen.

kreis oder ihre Lebensweise. Je nach

Schwere der Tat kommt Reue auf, Ärger

über die eigene Unbedachtheit und ir-

gendwannauchdieBereitschaft,dieKon-

sequenzen der Strafe und einer allfälligen

Wiedergutmachung zu tragen. Natürlich

gibt es auch immer die Unverbesserli-

chen, die sich mit ihrer Tat brüsten und

sich völlig uneinsichtig zeigen.

Gibt es auch Unschuldige im Untersu-

chungsgefängnis?

Das kommtvor.Es geht ja hier darum,die

Umstände einer Tat zu klären. Ich habe

von vielen Häftlingen vernommen, wie

ungerecht unser Staat ist und wie man

ihnen etwasunterjubelnwill,das sie nicht

getan haben. Wochen oder Monate spä-

ter, wenn die Ermittlungen fortgeschrit-

ten sind, tönt es dann aber oft anders.

Dann geht es darum, die eigene Tat in ei-

nemnicht allzu negativen Licht zu sehen.

DerDrogenhandeldientedemEigenkon-

sum oder man wusste nicht, was jemand

im eigenen Auto versteckt hat, oder man

wollte seiner Familie helfen oder einfach

Schulden abzahlen. Oft gibt man auch

demAlkohol die Schuld.

So ist das Schuldbewusstsein verschieden?

Gerade bei Drogendelikten ist das

Schuldbewusstseinkaumvorhanden.Die

Leute wissen zwar, dass sie gegen das Ge-

setz verstossenhaben,doch inGewissens-

konflikte kommen sie damit nicht. Man

ärgert sich, dass man verpfiffen wurde

oder unachtsam war. Die Strafe muss

manwohl oder übel akzeptieren.Ähnlich

ist esmitdenLeuten,die fast professionell

Einbrüche begehen oder sich in Häuser

einschleichen.Wennman sie erwischt, so

ist das gewissermassender Preis,denman

für diesen gefährlichen Job bezahlen

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Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012 7

Fokus

Der Vadian-KrimiSt.Galler Reformator zu Lebzeiten porträtiertDerUr-Vadian ist gefunden, unddass er gestreng schaut, istgewollt. DieDarstellung zeige das reformatorische Ideal derErnsthaftigkeit, sagt derHistorikerRudolf Gamper. Er hatauch dasRätsel umdie Inschrift auf derRückseite gelöst.

«Gross, fett und stark, ansehnlich und

gravitätisch», kurz: ein Mann, «zur Re-

gierung erboren». So wird der St.Galler

Reformator Joachim vonWatt, latinisiert

Vadianus, vom Zeitgenossen und Refor-

mationschronisten Johannes Kessler

beschrieben. Wer diese Eindrücke über-

prüfen will, kann dies anhand mehrerer

Porträts tun. Allerdings zeigen sie unter-

schiedliche Gesichtszüge: Neben rosiger

Weichheit steht grimmige Strenge. Wel-

ches ist der echteVadian?

Nun ist wohl das Geheimnis um den

Ur-Vadian gelüftet: Eine dendrochrono-

logischeUntersuchungdatiert dasRund-

bild nach 1545. «Vadian drückt in diesem

Porträt die Ideale der Reformation aus»,

sagte Rudolf Gamper in einem Vortrag

zum Thema «Wie sah Vadian wirklich

aus?» AnfangMärz.Der Bibliothekar der

Vadianischen Sammlung der Ortsbür-

gergemeinde St.Gallen vermutet, der

«Ausdruck von Ernsthaftigkeit und

Strenge» sei eine bewusste Selbstdarstel-

lung und solle zeigen, wie Vadian «seine

ganze Schaffenskraft in Gottesfurcht für

das Wohl der Republik St.Gallen» ein-

setzte. Dies im Gegensatz zur vorrefor-

matorischen Leichtlebigkeit: Äbte wer-

den in dieser Zeit als Schmarotzer, die

sich auf KostenderUntertanen ein locke-

res Leben leisten, gezeigt.

«Vor der bibliotec»Aufgrund der Datierung durch die Jahr-

ringuntersuchung dürfte das Rundbild,

welches nun restauriert und imBesitz des

Historischen und Völkerkundemuseums

dort ausgestellt ist, zu Vadians Lebzeiten

entstanden sein. Er starb am 6. April

1551, vermachte seine Bibliothek der

Stadt St.Gallen, an deren Aufbewah-

rungsort dieses Porträt offensichtlich die

Besucher empfangen hat. Das zeigt ein

Inventar von 1657, als die Bücher am

heutigen Standort der Freihandbiblio-

thek in St. Katharinen waren: «Auff dem

gang vor der bibliotec» sei es aufgehängt.

Rudolf Gamper hat zusammen mit

RolandWäspe, dem Direktor des Kunst-

museumsSt.Gallen, inhistorischerKlein-

arbeit weitere Einzelheiten über das

Rundbild mit 73 Zentimeter Durchmes-

ser zutagegefördert.So sindauf derRück-

seite Reste einer Inschrift – «Ni vi (…)

dare» – aus gerade mal acht Buchstaben,

dazu das Monogramm ISK zu finden.

«Die Deutung war ein kleiner Krimi»,

sagte Gamper. Er weist nach, dass die

Wortfetzen Teil eines

Zweizeilers sein dürf-

ten, verfasst von Johan-

nes Kesslers Sohn Jo-

sua. Dieser katalogi-

sierte zu Vadians Leb-

zeiten dessen Biblio-

thek, war 27 Jahre lang

Stadtschreiber und soll

1572 das Dichter-

diplom «Poeta laurea-

tus»bekommenhaben.

Ausgedrückt wird in

demVers, dass das Bild

Vadian so wiedergebe,

wie er tatsächlich sei.Spätere Bilder: Halsfalten geglättet, Gesicht immer freundlicher.

Acht Porträts bekanntWie aber ist es zu den anderenDarstellun-

gen gekommen, die den Stadtvater ziem-

lich unterschiedlich zeigen? Insgesamt

sind weitere sieben Porträts von Vadian

bekannt. Laut Gamper diente das Rund-

bild zunächst als Vorlage – auch für das

Vadian-Denkmal amSt.GallerMarktplatz

–, später wurden die neuen Bilder wiede-

rum kopiert. «Die Falten amHals wurden

mehr und mehr geglättet, die Hautfarbe

des Gesichts zarter, die harten Züge

weicher, sein Gesichtsausdruck immer

freundlicher.» Ob der Reformator diese

Weichzeichnerei aus dem vordigitalen

Zeitalter goutiert hätte? Rudolf Gamper

glaubt das nicht. Dies, weil Vadian 1540

über die Darstellung von Personen

schreibt, dass das zuverlässige Abbild der

Wirklichkeit das Ziel der Personenmalerei

sei – wer etwas anderes wolle, der irre:

«Wer anderst fart, fürwar der iert.»

Wer das Porträt gemalt hat, ist laut

Roland Wäspe noch nicht herausgefun-

den. Aber allzu viele Maler kommen da-

für nicht infrage, beispielsweise Caspar

Hagenbuch und dessen Sohn. Zu über-

schätzen ist jedoch der kunsthistorische

Gehalt nicht. Im Vergleich zu Darstellun-

gen aus dem zeitlichen Umfeld sei der

Rundbild-Vadian noch kein «individuali-

siertes Porträt», sagte Wäspe. Wobei das

Ziel dieserVadian-Darstellung auch nicht

die psychologisierende Abbildung war:

Vielmehr sollte sie dazu animieren, in

den Schriften des Reformators zu lesen –

auf die er im Rundbild seine Hände legt.

DANIEL KLINGENBERG

Foto

s:dk

Reformatorisches Ideal: Vadian auf dem Rundbild im Historischen und Völkerkunde-

museum, datiert auf die Zeit um 1551.

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www.gallusjubiläum.ch imApril

JedenMittwoch, 19.50–21Uhr: Abendmeditationin der Klosterkirche Fischingen1. April, 9 Uhr: Geführte Wanderung auf den Spu-ren Gallus. Treffpunkt: Bahnhof Salez-Sennwald1. April, 11 Uhr: Sonderführung durch die Aus-stellung in der Stiftsbibliothek11. April, 8.30 Uhr:GeführteWanderung auf denSpuren Gallus. Treffpunkt: Bahnhof Flums14. April bis 6. Okt.: Sie leben einen Tagmit derBenediktinergemeinschaft im Kloster Fischingen19. April, ab 19.30 Uhr: Einladung zur Stille imChorraum der Kathedrale St.Gallen20. April bis 13.Mai:Kleinkunstfestival St.Gallen20. April bis 10.Mai: Videoporträts sammelnmitGeschichten zu Identität im Klosterareal St.Gallen20. April bis 13.Mai: Galluskloster und Gallus-stadt, Ausstellung im Stadthaus20. April bis 12. August: Zwei nachgebaute Hüt-ten einer Eremitensiedlung auf demKlosterplatz20. April bis 20.Mai: Sturzwunder, Dämonen undTrugbilder, Regierungsgebäude St.Gallen20. April, 14 bis 22.30 Uhr:Offizieller Festakt zumStart ins Jubiläum im Stiftsbezirk St.Gallen20. April bis 30. Dezember:Bärenleben zur Gal-luszeit und heute, Naturmuseum St.Gallen20. April bis 21. Oktober: Gallus – Kult, Kitsch,Karikatur, Historisches Museum St.Gallen20. April, 20.30 und 21.30Uhr: 1400 SekundenFilm an den Fassaden des Regierungsgebäudes21. April bis 16. Oktober: Fotoausstellung «AusderWildniswächstNeues», Jubiläumsausstellungzu «ferment» 2/2012 imStiftsgebäude, Kloster-hof 6b (Buchpräsentation, 21. April, 19.30Uhr)21. April bis 13.Mai:Gallus und die Kraftorte vonSt.Gallen, Führungen von Philipp Hostettler21. April bis 10.Mai:Grosse Tiere und kleineHäppchen, Führungen, Regierungsgebäude21. April bis 12.Mai, 14 und 15Uhr:Mülenen-schlucht – Die Keimzelle von St.Gallen, die Kunst-projekte und Zeugnisse zu Gallus erleben21. April bis 6. Oktober, 14.30 Uhr: Führungdurch die Kunst in der Mülenenschlucht22. April, 11 Uhr: Ökumenischer Auftakt-Gottes-dienst in der Kathedrale St.Gallen22. April: Galluswege: Ziegelbrücke–Tuggen;Wanderung, Treffpunkt: Bahnhof Ziegelbrücke22. April bis 28. Oktober: Gallus auf Zeit hinterKlostermauern, im Kapuzinerkloster Wil23. April, 20 Uhr: Gallus, so what? –Was gibt esda zu feiern? Podiumsdiskussion, Kellerbühne25. April, 14 Uhr:Das Geheimnis im KlosterSt.Gallen, von RomeoMeyer in der KellerbühneSt.Gallen (auch 28./29. April, 14 und 16 Uhr)26./27. April, 20 Uhr:Die Legende vom heiligenTrinker, Lesung in der Kellerbühne St.Gallen28. April bis 28. Oktober: Im Schutz der Kloster-mauern inWil demGallus nachgehen29. April, 8 Uhr:Galluswege: Stoss–St.Gallen,Geführte Wanderung auf den Spuren Gallus30. April bis 5. Oktober: VonBäumen, SträuchernundKräutern umSt.Gallen, Botanischer Garten

Auf nach HagenAm 9. März war es so weit und die

27-köpfige Gospelgruppe fuhr mit dem

Car nachHagen,Deutschland.Diemeis-

tenwaren inGastfamilienuntergebracht.

Am Samstag nahmen 220 Sängerinnen

und Sänger aus ganz Deutschland und

der Schweiz an einem Workshop teil.

Unter der Leitung der Jazzsängerin Nan-

ni Byl studierten alle fünf anspruchsvolle

Gospellieder ein. Mit viel Charme und

Professionalität übte die Dozentin für

Jazzgesang mit dem Festivalchor, bis

jeder Ton an der richtigen Stelle sass. Für

Speis und Trank war das ganzeWochen-

ende liebevoll gesorgt. Pfarrerin Elke

Schwerdtfeger und der Gründer und

Organisator des Festivals, Markus Wes-

sel, wurden durch 60 ehrenamtlicheMit-

arbeiter tatkräftig unterstützt.

Am Sonntagnachmittag ging der

zweite Workshop zu Ende, bei welchem

noch an den letzten Feinheiten für den

grossen Auftritt gefeilt wurde. In der voll

besetzten Pauluskirche konnten die

Zuhörer ein dreistündiges Livekonzert

der besonderen Art erleben. Sieben Gos-

pelchöre begeisterten 600 Besucher mit

ihren verschiedenen Gospelliedern. Das

Gospelprojekt Neckertal war mit seinen

Liedern so überzeugend, dass viele der

Besucher die Gruppe mit einer «Stan-

ding Ovation» ehrten. Als Höhepunkt

des Abends sang der ganze Festivalchor

die eingeübten Lieder des Workshops.

Drei junge Frauen aus dem Neckertal

sangen dabei Soli. Es war ein einmaliger

undbewegenderMoment,220 Sängerin-

nen und Sänger unter der Leitung von

Nanni Byl gemeinsam singen zu hören.

Es war deutlich zu spüren, dass Gospel-

lieder singenaucheineFriedensarbeit ist.

Zitat von Nanni Byl: «Leute, die mitei-

nander singen, können sich nicht die

Köpfe einschlagen.» ANNINA UND ANNETTE

PFIFFNER, BRUNNADERN

8 Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012

Panorama: Gemeinden

Foto:pd

Neckertal–HagenVom9. bis 11.Märzweilten 27Gospel-begeisterteNeckertaler im700 kmentferntenHagen in Deutschland.Im September 2009 waren die «Sacre-

tones», eine Band für christliche Popmu-

sik aus Hagen, in der Schweiz auf Tour-

nee. Sie gastierten in St. Peterzell. Auch

die Pfarrerin aus Brunnadern, Catherine

McMillan, eine begeisterte Gospelsänge-

rin, nahm am Konzert teil. Beim an-

schliessenden Beisammensein schlug

Frank Förster von «Sacretones» vor, dass

es toll wäre, wenn ein Gospelchor aus

demNeckertal amnächstenGospel Festi-

val inHagen teilnehmenwürde.

Im Frühling 2011 traf aus heiterem

Himmel die versprochene Einladung im

Pfarramt Brunnadern ein. Es gab nur ein

Problem –wo gab es diesen Chor?

Inspiration aus GossauEnde April 2011 trat der Gossau Gospel

Choir in der Kirche Brunnadern auf.

CatherineMcMillanmachte am Schluss

des Konzertes einen Aufruf zur Teilnah-

me an einemNeckertaler Gospelprojekt

mit ZielHagen.Das Echowar gross.Oli-

verWendel, seit zwei Jahren als Popular-

musiker im Tal tätig, machte sich an die

Auswahl der Gospellieder und schrieb

eigene Arrangements. Die Pfarrerin üb-

te sich inderChorleitung.So fanden sich

30 Gospelbegeisterte, von Teenager bis

50+, die sich für den Gospel und das

Festival begeistern konnten. Zur Ergän-

zung des Pianos von Oliver Wendel

kamen noch ein E-Bassist und ein

Schlagzeuger hinzu. In 14-tägigen Ab-

ständenwurden fleissig dieGospellieder

wie z.B. «Where the Praises Are» geübt.

Eine kleine Kostprobe gab es im Advent

2011 in der Kirche Brunnadern.

Pfarrerin Catherine McMillan dirigiert den Neckertaler Gospelchor im fernen Hagen.

Page 9: 4/2012 Kirchenbote 61.Jahrgang€¦ · 4/2012 Kirchenbote 61.Jahrgang derEvangelisch-reformiertenKirchedesKantonsSt.Gallen SchuldundSühne «…,derSchuldvergibt» «Fürunsgestorben»

nern, Sündern und Prostituierten, aber

auch mit seinen Jüngerinnen und Jün-

gern und reichen Jünglingen geteilt.Eine

Handlung, die für die Pharisäer im da-

maligen Jerusalem undenkbar war. Was

manass undmitwemmanass,war strik-

te zu beachten, um sich nicht zu verun-

reinigen und sich damit vonGott zu ent-

fernen. Kein Wunder spotteten sie über

Jesus und nannten ihn einen Fresser und

Säufer. Diesen kümmerte das wenig. Für

ihn waren die Mahlgemeinschaft, das

Teilen der Lebensmittel jenseits von rein

und unrein ein Teil des Gottesreiches,

dessen Anbruch er verkündigte. Nach

seinem Tod pflegten seine Jüngerinnen

und Jünger die Tradition des gemeinsa-

men Mahls weiter und gedachten dabei

des Lebens ihresMeisters.

Amazing GraceIn der St.Galler Kirche gab der Musiker

Silas Kutschmann zwischen dem

Hauptgang und den mitgebrachten

Desserts ein berührendes Konzert. Als

letztes Lied spielte er den amerikani-

schen Spiritual Amazing Grace, das be-

kannte Lied, das vom Aufleuchten der

göttlichen Gnade handelt. Man glaubt

ihm den Text an diesemAbend, an dem

Menschen aus verschiedenen Kulturen

und sozialen Schichten gemeinsam das

Brot teilen. PATRIK SCHWARZENBACH

Kirchenbote Kanton St.Gallen 6-7/2002 9

Soul.FoodDas kantonalkirchliche NetzwerkJunge Erwachsene hat einen weite-ren Benefizanlass durchgeführt, eineArt Gastmahl.Unddann sitztmanplötzlichmit einem

Sans-Papier, einem Studenten der Uni-

versität St.Gallen und einer Familie mit

zwei Kindern an einemTisch und tunkt

ein Stück Brot in die Knoblauchsuppe.

Menschen vom Solihaus haben sie ge-

kocht. Organisiert wurde der Anlass

von der Benefiz-Gruppe aus dem Netz-

werk Junge Erwachsene.

MahlgemeinschaftAuchwenndie angeregtenGespräche es

nicht verraten, ist die Situation doch für

alle der 45 Teilnehmerinnen und Teil-

nehmer in der Laurenzenkirche unge-

wohnt. Das verwundert nicht, wenn

man bedenkt, in welchen Formationen

wir sonst unsere Speisen zu uns neh-

men: gemeinsam mit Freunden, in der

Familie oder allein vor dem Fernseher.

Wir essen mit den Menschen, die wir

schon kennen und selten jenseits unse-

rer sozialen Schicht.

Diese kulinarische Engstirnigkeit zu

lockern, war die Idee hinter Soul.Food,

eben jenem Anlass, welcher im Februar

in der Kirche des heiligen Laurenz statt-

fand.

Vorbild JesusDie Idee ist so altwiedieGeschichtenum

JesusChristus.Erhabe,soheisst es inden

Evangelien, den Tisch sowohl mit Zöll-

Seminar soziales Engagement inRäfis (Buchs) und Bronschhofen (Wil)Die Evangelisch-reformierte Kirche des KantonsSt.Gallen und die Caritas St.Gallen-Appenzellführen in Zusammenarbeit mit Fachleuten undPartnern in den Regionen Toggenburg/Wil undWerdenberg/Sarganserland das Seminar sozialesEngagement durch. In Bronschhofen (Wil) findetes vom 26. April bis 6. Dezember jeweils amDonnerstagvormittag statt, in Räfis (Buchs) vom27. April bis 30. November, jeweils am Freitag-nachmittag. Der Kurs dauert 22 Halbtage und zweiganze Tage. Die Gruppe befasst sichmit Themenwie «Kommunikation im Alltag und in Hilfssitu-ationen», «Verarbeitung von schwierigen Erleb-nissen», «Fair streiten» und vielenmehr. Die Teil-nehmenden erhalten Informationen über die so-zialen Bereiche sowie regionalen Fachstellen undderenWirkungskreise. Sie lernen zudem die Le-benssituationen von an den Rand gedrängten Per-sonengruppen, einen hilfreichen Umgang sowiedie entsprechenden Hilfeeinrichtungen kennen.Das Seminar soll zum hilfreichen UmgangmitPersonen in den verschiedensten sozialenSchwierigkeiten befähigen.Die Kursleiterin Marianne Jocham, Widnau,Tel. 071 722 72 22, [email protected], steht fürweitere Auskünfte oder Anmeldungen gerne zurVerfügung. Anmeldeschluss für die Seminare istam 20. April. PD

Kirchenrat begrüsst Umzonungvon Schloss WartenseeDie Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Ror-schacherberg haben sich am 11. März deutlich fürdie Umzonung von SchlossWartensee entschie-den: Somit wechselt das Schloss von der Zone füröffentliche Bauten und Anlagen in eine neueGrün- und Schutzzone Schloss.Der Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Kir-che des Kantons St.Gallen begrüsst diesen Ent-scheid. Er hatte die Umzonung beantragt und sichdafür ausgesprochen, Schloss und Park – trotzVerkauf – in der bisherigen Form zu erhalten undder Bevölkerung auch weiterhin den Zugang zurLiegenschaft zu ermöglichen. Die Wege um dasSchloss bleiben öffentlich. Durch die Umzonungsind zudem bauliche Erweiterungen nur nochhöchst beschränkt möglich, aber es erweiternsich die Nutzungsmöglichkeiten.Die Synode hatte den Kirchenrat im Sommer 2009beauftragt, das Tagungs- und Begegnungszent-rum der St.Galler Kirche zu verkaufen. Nachdemim vergangenen Herbst gegen die Umzonung dasReferendum ergriffen worden war und die Saxo-Bank auf einen Kauf verzichtete, legte der Kir-chenrat die Verkaufsverhandlungen bis zum Ab-stimmungstermin auf Eis. Nun können siemit ge-sicherten Eckwerten wieder aufgenommenwer-den. Bis imMai sollen konkrete Kaufangebote aufdem Tisch liegen. KID/ACK

Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012 9

Panorama: Kanton Panorama: Kanton

Offene Mahlgemeinschaft in der Kirche «des heiligen Laurenz» – ein weiterer Anlass

der Benefiz-Gruppe aus dem Netzwerk Junge Erwachsene.

Diese kulinarischeEngstirnigkeit zu lockern,war die Idee hinterSoul.Food.

Foto:RahelWeber

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Panorama:Welt

nasiasten, die kirchlich oder sozial enga-

gierte Jugendlicheansprechenundfürdas

Theologiestudium alsmögliche Studien-

richtung sensibilisieren soll. Schliesslich

werden Kampagnenelemente weiterge-

führt, darunter die Maturapreise, die

Website «theologiestudium.ch» oder die

Schnupperlehren bei Pfarrerinnen und

Pfarrern, sowie neue Kanäle im Social-

Media-Bereich aufgebaut. PD

Finger weg vonScientologyDie Sektenexpertin Ursula Cabertawarnt vor Angeboten von Scientologyim Internet.Scientology gehe es auch bei dem «kos-

tenlosen» Angebot darum, Menschen

für die Organisation neugierig zu ma-

chen und persönliche Daten zu erfas-

sen. Damit sollten weitere Kontakte er-

möglicht und Menschen für die selbst

ernannte Kirche rekrutiert werden, so

die langjährige Scientology-Beauftragte

des Hamburger Senats.

Die klassische Anwerbemethode sei

von der Strasse ins Internet verlagert

worden. Mithilfe scheinbar harmloser

Einstiegsangebote wie kostenlosen

Stress- und Persönlichkeitstests versu-

che Scientology schon seit jeher, Men-

schen in die Abhängigkeit zu treiben

und ihnen das Geld aus der Tasche zu

ziehen. «Viele Betroffene weltweit, die

Scientology auf den Leim gegangen

sind, haben auf diese Weise schon ihre

Persönlichkeit, ihre Familie und ihr Er-

spartes verloren», mahnte die Sciento-

logy-Expertin. KIPA

Rom: Vatikanisches GeheimarchivEine Ausstellungmit dem Titel «Lux in Arcana»über das Geheimarchiv des Vatikans ist in Romeröffnet worden und dauert bis 9. September.Zu sehen ist etwa das Register, das die BulleExsurge domine von 1520 beinhaltet. Damit verur-teilte Papst Leo X. die Thesen Luthers. Im selbenRegister ist auch die Bulle verzeichnet, mit derLuther exkommuniziert wurde. Eigentlich ist einpäpstliches Register nur ein schmuckloses Ver-waltungsdokument, abermit sehr weitreichendenFolgen. Die originalen Bullen, die nach Deutsch-land geschickt wurden, sind bekanntlich vonLuther verbrannt worden. REF.CH

Jerusalem: Alternativer KreuzwegDass es politisch werdenwürde, lässt schon derName des Veranstalters vermuten: Sabeel, dasZentrum für palästinensische Befreiungstheolo-gie, lädt ein zum «zeitgenössischen Kreuzweg».Statt entlang der traditionellen 14 Stationen desLeidens Jesu auf der Via Dolorosa bis zur Grabes-kirche führt der Kreuzweg zu den Stationen gegen-wärtigen palästinensischen Leidens: zu Flücht-lingslagern, Checkpoints, Siedlungen. KIPA

Slowakei: 1 ProzentMandatssteuerDas slowakische Kulturministerium hat 18 staat-lich anerkannten Kirchen und Religionsgemein-schaften den Entwurf eines neuen Kirchenfinan-zierungsmodells vorgestellt: Alle Steuerpflichti-gen sollen ein Prozent ihrer Steuern den aner-kannten Kirchen und Religionsgemeinschaftenzuschreiben können. Dieses Modell entspricht derin Italien praktizierten Mandatssteuer.Im slowakischenModell fliessen Steuern, dienicht einer religiösen Gemeinschaft zugehen, ineinen Fonds zur Erhaltung des kulturellen Erbes.In Italienmüssen alle die Mandatssteuer von achtPromille bezahlen. Wenn sie diese keiner Kirchezukommen lassen wollen, können sie eine ge-meinnützige Organisation wählen, andernfallsgeht das Geld an den Staat. REF.CH

Genf: Weltkirchenrat in GeldnotDer Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) plant ei-nen Teilverkauf seines Immobilienbesitzes in Genf.Grund dafür sind die finanziellen Schwierigkeiten,in die derWeltkirchenrat durch eine Deckungs-lücke in der Pensionskasse geraten ist. KIPA

Geburtskirche neu als KulturerbeDie Palästinensische Autonomiebehörde will dieGeburtskirche in Bethlehem und neunzehn weite-re Stätten als palästinensisches Kulturerbe beider UNESCO eintragen lassen.Es sei das erste Mal, dass die Palästinenser vonihrem seit Oktober bestehendenMitgliedsstatusbei der Kulturorganisation der Vereinten NationenGebrauchmachten, berichtete die Tageszeitung«Jerusalem Post». KIPA

«Wort zumSonntag»beanstandetNeunBeanstandungen bei der SRG-Ombudsstelle gingen im Jahr 2011gegen das«Wort zumSonntag» ein.Acht Beanstandungen bezogen sich auf

ein «Wort zum Sonntag» des reformier-

ten Pfarrers Andreas Peter. Dieser hatte

fürdieEinführung einerErbschaftssteu-

er Stellung bezogen. Er bezeichnete die-

se als die «gerechteste Steuer», die es ge-

be. Die neunte Beanstandung betraf das

«Wort zum Sonntag» der katholischen

Theologin Madeleine Kronig. Sie kriti-

sierte die Annahme der Ausschaffungs-

initiative durch das Stimmvolk. KIPA

Für das Theologie-studiumwerbenDer Projektleiter für dieNachwuchs-förderung der reformiertenKirchenund Fakultäten heisstMatthias Bach-mann. Er übernimmt ab 1. April dieseAufgabe,welche auch neueAkzentesetzt, etwamit einer Sommerakade-mie für Gymnasiasten.Die reformierten Kirchen der Deutsch-

schweiz betreiben gemeinsam mit den

Theologischen Fakultäten Bern, Basel

und Zürich seit einigen Jahren eine

Nachwuchsförderung fürdasTheologie-

studiumunddenPfarrberuf. In den letz-

ten Jahren wurden dabei ein Kinospot

und ein Magazin für Gymnasiasten pro-

duziert. Nun haben sich die Kirchen und

Fakultäten für eine Intensivierung dieser

Arbeit entschieden. Die neu geschaffene

Projektleiterstelle übernimmt Matthias

Bachmann. Der Theologe war Studien-

leiter im Bildungshaus Boldern und hat

im Kommunikationsbereich bei den

ReformiertenMedien gearbeitet.

Seine Hauptaufgabe wird die Weiter-

entwicklung des Werbekonzepts für das

Theologiestudium sein. Darin wird ein

Akzent auf die Sensibilisierung der für

junge Menschen relevanten Personen

gelegt, welche den Entscheid zum Theo-

logiestudium beeinflussen könnten. An-

gesprochen sind also vor allem Pfarre-

rinnen und Pfarrer, andere kirchlich En-

gagierte inKirchgemeindenund Jugend-

arbeit sowie Religionslehrende. Das er-

fordert neue Kommunikationskanäle in

den kantonalkirchlichen Strukturen.

Zur Aufgabe des neuen Projektleiters

gehört ausserdemderAufbau einer theo-

logischen Sommerakademie für Gym-

10 Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012

Panorama: Schweiz

Foto:as

Der Pfarrberuf wird oft mit Gottesdienst

in Verbindung gebracht, doch das ist nur

ein Aspekt im Berufsbild.

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Mein EntschuldigungsbriefFür das aktuelle «frauen forum»haben vier Frauen einen Entschuldi-gungsbrief verfasst –mit ThemaundBestimmung ihrerWahl. Der Kirchen-bote durfte einen davon abdrucken.

LieberVater

Letzte Nacht träumte ich von dir. Du

lagst mit weit offenen Augen in einem

Krankenbett und wolltest mir etwas sa-

gen. Doch du konntest nicht reden.Vor

drei Monaten bis du gestorben.Wenige

Wochen davor hatte ich dir zum ersten

Mal gesagt, wie gern ich dich hab. Was

für ein guter Vater du bist. Doch es war

zu spät. Ich hätte es viel früher wieder-

gutmachen können.

Ich war 21. In einem Gender-Semi-

narmusste ich analysieren,wie dumein

Selbstverständnis als Frau geprägt hast.

Ich schrieb, dass du mich nie als unab-

hängige Frau akzeptiert hättest.Dass du

mich mit altbackenen Idealen zu erzie-

hen versucht und nicht verstanden hät-

test, wer ich wirklich bin. Du kamst

nicht gut weg in meinem Text. Ich mei-

ne, der Text war legitim. Als junger

Mensch fühlt man sich von vielen un-

verstanden.

DerAufsatz hätte einfachnie in deine

Hände geraten dürfen. Er war nicht für

dich bestimmt. Ichwarwütend aufmei-

ne Mutter, die ihn dir gegeben hatte,

doch viel mehr schämte ich mich vor

dir. Du habest ihr fassungslos den Text

zurückgegeben und den ganzen Abend

CharwocheAltes Lied aus dem Odenwald

ImWechselruf

«Ach Sohn, du liebster Jesusmein,was wirst du am heiligen Sonntag sein?»«Am Sonntag werd ich ein König sein,da wirdmanmir Kleider und Palmen streun.»

«Ach Sohn, du liebster Jesusmein,was wirst du am heiligenMontag sein?»«AmMontag bin ich einWandersmann,der nirgends ein Obdach finden kann.»

«Ach Sohn, du liebster Jesusmein,was wirst du am heiligen Dienstag sein?»«AmDienstag bin ich derWelt ein Prophet,verkünde, wie Himmel und Erd vergeht.»

«Ach Sohn, du liebster Jesusmein,was wirst du am heiligenMittwoch sein?»«AmMittwoch, da bin ich gar arm und gering,verkauft um dreissig Silberling.»

«Ach Sohn, du liebster Jesusmein,was wirst du am heiligen Donnerstag sein?»«AmDonnerstag bin ich im Speisesaal,das Opferlammbei dem Abendmahl.»

«Ach Sohn, du liebster Jesusmein,was wirst du am heiligen Freitag sein?»«AchMutter, liebste Mutter mein,könnt dir der Freitag verborgen sein.»

«Ach Sohn, du liebster Jesusmein,was wirst du am heiligen Samstag sein?»«Am Samstag, da bin ich einWeizenkorn,das in der Erde wird neu geborn.»

Thema Jahreszeit

Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012 11

schweigend zum Fenster rausgeguckt,

erzählte meine Mutter am Telefon. Die-

ses Bild liess mich nie mehr los. Trotz-

dem sprach ich nie mit dir über die Sa-

che. Über Gefühle zu reden, war uns

peinlich.

Heute weiss ich, dass es deine Liebe

war,diemich zu schützen versuchte.Dass

da ein Vater seinem Kind Ratschläge mit

auf den Weg gab, von denen er glaubte,

dass sie richtig sind –mit dem Idealismus

seinerZeit.DashattenichtsmitMädchen

oder Jungen zu tun, meinen Brüdern

gabst du dieselbenWertemit.

Heute bin ich selbstMutter und gebe

meinen Töchtern Ratschläge mit auf

denWeg, von denen ich glaube, dass sie

richtig sind. Manchmal rollt meine

Tochter entnervt mit den Augen, wenn

ich ihr was erklären möchte. Diese Ab-

lehnung kann ganz schön wehtun. Wie

sehr muss dann ein ganzer Essay voller

Ablehnung schmerzen?

Ich hätte es wiedergutmachen kön-

nen. Ich hätte dir nur sagen müssen: Es

tut mir leid, dass ich dir so wehtat. Du

hattest recht, doch das musste ich erst

noch erfahren.

Jetzt kann ich es nur schreiben und

hoffen,dass dichmeineWorte irgendwo

da oben im Sternenhimmel erreichen.

Anna

«frauen forum»März 2012:Das Einzelheft kostetFr. 6.–. «frauen forum»wird vom «Verein Evange-lische Zeitschrift FrauenForum» herausgegeben.Das Jahresabonnementmit acht Ausgaben kostetFr. 34.–.

Bezug: Geschäftsstelle «frauen forum», Hagen-bachstrasse 7, 4052 Basel, Tel. 061 311 06 73,E-Mail: [email protected]

«Ich hätte dir nur sagenmüssen: Es tut mir leid.»

JesuMutterMaria, aus «passion» vonMax Spring.

EntschuldigungDie AusgabeMärz 2012 von«frauenforum»beschäftigt sichmit FormenundAspekten der Entschuldigung.Eine prominente Persönlichkeit wird

einer Verfehlung bezichtigt oder tut of-

fensichtlich einen Misstritt. Und schon

ist von verlorener Glaubwürdigkeit die

Rede und eine öffentliche Entschuldi-

gung wird gefordert. Dass die gezeigte

Reue dann hinterfragt wird, gehört mit

zumRitual, wie wir es in letzter Zeit hin

und wieder erlebt haben.

Wenn wir aufmerksam hinhören,

stellenwir fest,dass es auch einen alltäg-

lichen Überfluss von Entschuldigungs-

formeln gibt: O Pardon, Verzeihung,

sorry! – diese Floskeln sind ständig zu

hörenund schnell gesagt.Manchmal je-

doch kostet es grosse Überwindung,

diese Wörter und Sätze auszusprechen,

dann nämlich, wenn es darum geht,

Unerledigtes, Verfehltes gegenüber an-

deren Menschen in Ordnung zu brin-

gen. Hier kann die Bitte um Entschuldi-

gung für die einen so schwer werden wie

dasVerzeihunggewährenfürdieanderen.

Um die grossen und die gewöhnli-

chen Entschuldigungen, um verfehlen

und versöhnen geht es im neuen Heft

von frauen forum. PD

Page 12: 4/2012 Kirchenbote 61.Jahrgang€¦ · 4/2012 Kirchenbote 61.Jahrgang derEvangelisch-reformiertenKirchedesKantonsSt.Gallen SchuldundSühne «…,derSchuldvergibt» «Fürunsgestorben»

OffenKircheSt.GallenBöcklinstr. 2, www.oksg.ch

Sitzen in der StilleJedenDi, 12–13.15 UhrEinführung ins Ritual: 12 UhrVeranstalter: ForumSOSOS

OffenesKreistanzen3./17. April, 20–22Uhr

Wellenreiten5./19. April, 19.30–21.30UhrSpiritueller 5-Rhythmen-Tanz

Das Schöne und der Tod8. April, 6 UhrOsterfeier in der Offenen Kirche.Musik, Kunst, Feuer.Anschlies-send Frühstück.Mit Thomas Jol-ler u.a. Kollekte.

Heilmeditation11. April, 14.30 UhrMitHedda Schurig,Homöopathinund spirituelle HeilerinInfos: Tel. 071 333 30 28, Kollekte

GoodNews14. April, 19.30 UhrGospel/Spiritualsmit demGos-pelchor St. Peter, Buch amErl-bach/Bayern. Kollekte.

StimmVolk18. April, 19.30 UhrSingend Brücken bauen. Liederaus der Schweiz und anderenKulturen singen.

Shaktiflow21. April, 19.30 UhrMantra&Meditation, ein indi-scherAbend für Indien. SabineOttenbacher undGastmusiker.Eintritt Fr. 25.–

Trommel- und Singkreis27. April, 19 UhrZumHerzens-Gebet finden.MitMichaela Baumberger. Eintritt 30.–Auskunft und Anmeldung (im Vorauserforderlich): Michaela Baumberger,St.Gallen, Tel. 079 238 16 78,[email protected].

Jahresfeste tanzen–Maitanz28.April, 19.30UhrTanzmusik, Live-Act,Ritual zurJahreszeit. Eintritt Fr. 25.–

BildungDieErde liebt uns19. April, 19.30 UhrVortragmit BuchpräsentationundMusikmit Ana PogacnikOrt: Ev. Kirche Heiligkreuz St.GallenVeranstalter: www.sosos.org

12 Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012

Palette Passionskonzerte des Concentusrivensis31.März, 19.30 Uhr: in der evan-gelischen Kirche Sevelen1. April, 17 Uhr: in der evangeli-schen KircheWalenstadt.Einen Schwerpunkt bildet die Auf-führung des « Stabat mater» vonGiovanni-Battista Pergolesi.Die Abendkasse des durch denKulturkreisWalenstadt veranstal-teten Konzertes wird 45Minutenvor Konzertbeginn geöffnet sein.

Pauline oder der Versuchmitweiteren Irrtümern31. März, 20 UhrPerformance aus 2 x 7 Koffern.Michaela Stuhlmann,Musik LaraStanic. Eintritt Fr. 25.–Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

A.BrucknerMesseNr. 1d-mollW.A.MozartVesperaesolennesW.A.MozartExsultate jubilate31. März, 19.30 Uhr und1. April, 17.30 UhrOrt: St. Laurenzen St.GallenOratorienchor St.Gallen und das Sinfonie-orchester St.Gallen, Leitung: UweMünch,www.oratorienchorsg.ch

mittwochmittagKulturSt. Laurenzenkirche St.Gallenjeweils Mi., 12.15–12.45 Uhr4. April: Johann Sebastian Bach:Matthäuspassion, Ausschnitte ausdem berühmtenWerkmit RudolfLutz & Friends11. April:VonAnfängen undAuf-brüchen, ChristianHettkamp18. April: Teuflisches undHimm-lisches von Franz Liszt,MatthiasRoth, Klavier25. April: Stadtspaziergänge,Ursula Affolter2.Mai: JazzmeetsViolin – BaseJazz Trio «plus», Thomas Kräuchi(Piano),WalterWeber (Bass),Helmut Gassner (Drums), JuliaKräuchi (Violine)

RetraitenDieErdwandlung als Aufforde-rung für das neueBewusstsein20.–22. AprilSeminarmit Ana Pogacnik.Wirleben in einer sehr entscheidendenZeit für die weitere EntwicklungderMenschheit, der Erde, derGesellschaft…Die Erde trägt insich die Schlüssel, dieWeisheit undneue Lösungen für dieWandlung,auch für unsereWandlung. Es gibtOrte und es gibtMethoden,mitwelchenwir tiefer in diesesWisseneintauchen können undmehr fürdie Zukunft lernen können.Veranstalter: www.sosos.orgOrt: Haus zumWeg, Hemberg

«Heilige und andere St.GallerVorbilder»12. April, 18 bis 19.30 UhrStadtrundgang. Treff bei denTürmen der Kathedrale.Veranstalter: Walter Frei, Theologewww.stgaller-geschichten.org

Rundgang in Konstanz auf denSpuren desKonzils 1414–1418und der Reformation ab 151814. April, 13.45 bis 15.45 UhrStart beimAusgang Schweizer-bahnhof Konstanz.Veranstalter: Walter Frei, Theologewww.stgaller-geschichten.org

Sümpfe undBäche, Brunnen undBäder im alten St.Gallen17. April, 18 bis 19.30 UhrAltstadtwanderung bis zumBro-derbrunnen. Treffpunkt bei derTalstation derMühleggbahn.Veranstalter: Walter Frei, Theologewww.stgaller-geschichten.org

Gott Glück Geld. Schätze imHimmel und auf der ErdeDienstag, 9.30 bis 11 Uhr, Fest-saal St. Katharinen, St.GallenReferent: Diakon lic. theol. Tho-mas Reschke, kath.Universitäts-seelsorger.Ein bekanntes Zitat aus der Berg-predigt Jesu lautet: «Denn wo deinSchatz ist, da ist auch deinHerz.» InderVorlesungsreihe soll die Grund-frage «Woran hänge ichmeinHerz?» vertieft reflektiert werden.Sie dient auch der eigenen Stand-ortbestimmung:Was ist die Quellemeines Lebens?Was bedeutenmirmaterielle und geistigeWerte?1.Mai:Gottsuche:Macht Gottglücklich?! (imWaaghaussaal)8.Mai:Glücksuche: Gesichter dermenschlichen Sehnsucht15.Mai:Geldfixiertheit oder «einKamel durch ein Nadelöhr…»?22.Mai: Bleibende Schätze

KlangzeitKircheHeiligkreuz, St.Gallen

Konzert: Stein – Zeit30. März, 20 UhrGestimmte Steinplatten,polierteSteinskulpturen und zuKreisen ge-formte Steingongs aus derWerk-statt vonRudolph Fritsche bringtder Erbauer zumKlingenund Sin-gen und lässt so die archaischenKlänge,diewomöglich seit ZeitenimBerg gespeichert sind, in derHeiligkreuzkirche zurMeditationwerden. ImWechselmitDr.HansRudolph Schärer,derGedankenundTexte über die Zeit vorträgt,wird der Zuhörende in die Stein-Zeit versetzt.Eintritt Fr. 20.–

Passionsfeier – Spur der Liebe5. April, 19 UhrDiebiblischePassionsgeschichtenachMarkus bildet dieGrundlageder Passionsvertonung «SpurderLiebe».Dieses besondereWerk ist2005 inZusammenarbeit vonHan-nes Steinebrunner (Text) undRo-manBislin-Wild (Musik) entstan-den.DiePassionsgeschichtewirdunterbrochenund ergänzt durchheutigeTexte fürChorundSolis-ten.Die Lieder sind ruhig, tröstend,fragend,aber auch aufrüttelnd,an-klagendundkraftvoll.DieAuf-führung endet hoffnungsvollmitBlick auf Ostern.Freier Eintritt

Osternacht:FinissageundOsterfeuer7. April, 22Uhr:Klangsuche23Uhr: In der Osternacht einFeuer zu entzünden ins Dunkelder Nacht, aber auch als Licht inunser Inneres, ist eine jahrhun-dertealte Tradition.8. April, 00Uhr bis 5.30Uhr:Stille undMeditation6Uhr:Ostergottesdienst7Uhr:Osterzmorge für alle

KunstToggenburger Passion

Der Chor über dem Bodenseeträgt Peter Roths grösseres undanspruchsvolleresWerk wiede-rum zusammenmit der OriginalAppenzeller Streichmusik «Ge-schwister Küng» vor und zwar:31.März, 19 Uhr: in der KircheWolfhalden1. April, 17 Uhr: in der evang.Kirche Altstätten6. April, 9.15 Uhr:MitwirkungimGottesdienst in der KircheWalzenhausenmit Ausschnittenaus demWerk (nur a cappella!)

Nur eine Frau30.März, 20 UhrTheater für Erwachsene undJugendliche. Rosemaria Zöhrer;Regie: Johannes Rausch.Eintritt Fr. 25.–/20.–Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

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Tanzwoche5. bis 12. MaiZur Ehre Gottes wollen wir alsGruppe tanzen – zu israelischenund griechischen sowie alten undneuen geistlichen Liedern.Aufkreative und seelsorgerliche ArtGott ganz neu kennenlernen.Leitung: Christina Nickel, Tanz-therapeutin,Veranstalter: Heimetli Blaukreuz-Feri-enheim, 9650 Nesslau, Tel. 071 994 18 87

Nordic-Walking-Ferienwoche21. bis 26. MaiFitness undWohlbefinden durchBewegung in der Natur. Für jeder-mann/frau. Leitung:Maja Frisch-knechtmit René&Vreni JäggiVeranstalter: Heimetli Blaukreuz-Feri-enheim, 9650 Nesslau, Tel. 071 994 18 87

Bibelwochemit Pfr.Martin Hohl26. Mai bis 2. JuniThema: Reden Jesu: Bergpredigt,Gleichnisreden, Endzeitrede,Leitung: Pfr.Martin HohlVeranstalter: Heimetli Blaukreuz-Feri-enheim, 9650 Nesslau, Tel. 071 994 18 87

«When I'm 64»:Mich demLeben öffnen22.–24. Juni im Lassalle-HausBad SchönbrunnMit Theres Spirig-Huber undKarlGraf, Bern.Vielleicht freue ichmich schon lange auf meine Pen-sionierung.Oder ich fürchtemichvor demUnbekannten, das aufmich zukommt.Vielleicht bin ichbereits pensioniert und es ist ganzanders, als ich esmir vorgestellthabe.Wie gestalte ichmeine Part-nerschaft,meine Beziehungen?Auskunft und Anmeldung: TheresSpirig-Huber, Burgunderstrasse 91,3018 Bern, Telefon 031 991 76 88,www.spirituelle-begleitung.ch

GottesdienstePilgergottesdienstzur Saisoneröffnung30. März, 19.30 Uhr,im Chorraum Dom St.GallenDer Gottesdienst wird zumBe-ginn der Pilgersaison und zumSaisonbeginn der PilgerherbergeSankt Gallen gefeiert. Für Pilge-rinnen und Pilger, die sich aufden Jakobsweg oder einen ande-ren Pilgerweg begeben,wird umden Segen gebetet. Ebenso fürderenAngehörige oder denFreundeskreis.Mit RosmarieWiesli, Pfarreileiterin, und JosefSchönauer, Spitalseelsorger.Musik: Flötenensemble AnimatoausWinterthur,Apéro.Der Zugang zumChorraumwird via denKloster-Innenhof signalisiert.www.pilgerherberge-sg.ch

Schwägalp-Gottesdienstejeweils 9.45 Uhr1.April:Susanna Schuppli, Zürich6.April:CarlHaegler,Rehtobel8.April:Werner Schneebeli,Uzwil15.April:H.J. Fehle,Wattwil22.April:TanjaGuillaume,Grub29.April:Margrit Eggenberger,Grabs

Bleibet hierundwachetmitmir5. April, 19 bis 1 UhrGottesdienst zumGründonners-tag, anschliessend ab 20UhrNachtdesWachens undBetens,mitMargrit undCharlieWenk-Schlegel und Elisabeth TröndleOrt: Ökum. KircheHalden, St.GallenVeranstalter: www.sosos.org

Semestergottesdienst : VomLohn desWagnisses (Mt 19, 27f)24. April, 20.15 Uhr,in der Kathedrale St.GallenJedes Semester laden dieUniver-sitätsseelsorger Studierende, Leh-rende und alle, die sichmit derHSGverbunden fühlen, zu einemöku-menischen Semestergottesdienstein. Liturgie:DiakonThomasReschke und Studierende.Predigt:Pfarrer Patrick Schwarzenbach,Lesung: Prof.Dr.GünterMüller-Stewens,Musik:DomorganistWil-libaldGuggenmos undHermannUlmschneider,Trompete.Nach demGottesdienst sind alle eingela-den zu einemApéro imFestsaal der IHKSt.Gallen –Appenzell, Gallusstr. 16, gestif-tet vonRaiffeisen Schweiz

BeratungEvangelisch-reformierte Paar-und Familienberatung St.GallenOberer Graben 31, St.GallenPfarrer Walter Feurer, PsychotherapeutSPV/ASP, Tel. 071 220 88 00Heidi Paulsen, Dipl. Psych./Psycho-therapeutin SBAP, Tel. 071 220 88 02

Evangelische FrauenhilfeBeratungsstelle für FrauenTellstr. 4, 9000 St.GallenTel. 071 220 81 80, Fax 071 220 81 84

UnterwegszumDuDie Stellenleiterin, Frau UrsulaMettler,Bahnhofstr. 3, 9326 Horn, ist erreichbar:Di, Fr, 13.30–19.30 Uhr. Tel.: 071 640 00 80;E-Mail: [email protected] Eheanbahnungsstelle ist getragenvon Ostschweizer Kantonalkirchen.

Bürgschaften undDarlehenFür Familien und Alleinerziehende,Landwirte und Selbstständige. Gesuchesind zu richten an: Evang. Bürgschafts-undDarlehensgenossenschaftdes Kantons St.Gallen, Postfach 24,9004 St.Gallen, Tel. 071 226 91 91,E-Mail: [email protected]: www.ebdg-sg.ch

Wort zumTag: Tel. 071 222 33 33Täglich eine Kurzbotschaft

Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012 13

Adressänderungenan die Kirchgemeinde

ImpressumHerausgegeben imAuftrag der Synodeder Evangelisch-reformierten KirchedesKantonsSt.Gallen

Redaktions-kommissionHans-Paul Candrian,PräsidentAlfred Ritz, KassierPfrn. Andrea AnkerLotti GerberPfr. Martin BöhringerJürg SteinmannKatharina EnzAnna ZoggKatharina Marquart

RedaktionPfarrer AndreasSchwendener (as)Rehweidstrasse 29010 St.GallenTel. 071 244 34 [email protected]

LokalredaktionRetoNeurauter (nr),Grabs,Tel.0817716516KatharinaMeier (meka),LütisburgStationTel. 0719800601ClaudiaSchmid (cis),St.GallenTel. 0712235860

Nächste NummerThema:WunderheilungErscheint am4.MaiRedaktionsschluss:17. April 2012

Druckgalledia ag9442 BerneckAltpapieranteil: mind.50%, Auflage: 71 000

GestaltungskonzeptTGGHafen Senn Stieger

Abonnementspreis11 Ausgaben: Fr. 12.–(wird von den Kirch-gemeinden bezahlt)

VeranstalterVeranstaltungsübersicht auf: www.ref-sg.ch

AkEB Arbeitsstelle kirchliche Erwachsenenbildung, ObererGraben 31, 9000 St.Gallen, T 071 227 05 30, F 071 227 05 39,www.lebengestalten.ch, E-Mail: [email protected]

SOSOS: Solidarität und Spiritualität Ostschweiz(ehemals Verein Wartensee) Programmleitung: ElisabethTröndle, Rösslistrasse 5, 9056 Gais, Tel. 071 790 03 71,www.sosos.org, [email protected]

Netzwerk Junge ErwachseneVolontariat: Rahel Weber, Tel. 071 227 05 63,[email protected]; www.junge-erwachsene.ch

OffeneKirche St.Gallen Tel. 071 278 49 69, www.okl.ch

SonneblickWalzenhausen 9428Walzenhausen,Tel. 071 886 72 72, [email protected]

HeimetliBlaukreuz-Ferienheim, 9650 Nesslau,Leitung: René und Vreni Jäggi, Tel. 071 994 18 87E-Mail: [email protected]

Tipps desMonatsFriedensweg am OstermontagFür eine rüstungsfreie ZoneBodensee9. April, 10 bis 16.15 Uhr

Über ein Dutzend Firmen im Bodenseeraumwidmen sich dem todbringenden Geschäft derRüstung und führenWaffen aus.9.45Uhr: Bahnhof Arbon10.15Uhr:Gallus-Jubiläum,Arbon bei derGalluskapelle,Verantwortung übernehmen.Zur Zivilcourage von Gallus in Arbon,mitWalterFrei, Theologe undHistoriker, St.GallenDem See entlang (45Min.)11.30Uhr: Steinach, Firma STI HARTCHROM:Für einWaffenausfuhrverbot.Darum: KeinExport von Kanonenrohren!Mit Jo Lang, alt Na-tionalrat (Grüne),GSoA-Vorstand, Zug. Per Bahnnach Romanshorn, ab 12.14 Uhr, 12.36 UhrmitFähre nach Friedrichshafen, Fussweg zumMTU-Gelände (30Min.)14 Uhr: Friedrichshafen,MTU:Der unterschätzteRüstungsriese:Motoren für Kriegsschiffe,U-Boo-te, Panzer; Jürgen Grässlin, Rüstungsexperte,Aachener Friedenspreis 2011, Freiburg i.Br.15Uhr:AbschlussveranstaltungZumweltweitenAktionstag (17.4.) gegen steigen-deMilitärausgaben: Empört euch – abrüsten,umrüsten!MitMartina Knappert-Hiese, Theolo-gin, Gemeinderätin (GUBB), Kressbronn, JoLang, Jürgen Grässlin. Präsentation des Aufrufs«Rüstungsfreie Zone Bodensee»Kleiner Imbiss und Getränke,Musik,Kollekte zur Deckung der UnkostenVorbereitungsgruppe: CH: Arne Engeli (Koordination), Ange-la Tsering-Bruderer, Ruedi Tobler, Walter Frei, ElisabethTröndle (Administration), D: Rainer Schmid, Helmut Luz,A: Walter Buder

Foto:2011,as

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ZeitschriftDie «Viertelstunde fürden Glauben» erzähltdie OsterbotschaftImmermehrMenschenwissenimmer weniger über die Bedeu-tung des Osterfests.Die Schweize-rische EvangelischeAllianz SEAversucht nun, diesemMangel ent-gegenzutreten:mit einer Osteraus-gabe der «Viertelstunde für denGlauben».Wenn sich Bo KatzmanGedankenzuOsternmacht, kommt ihm ein«Ausserirdischer» in den Sinn:Jesus, der als Gottessohn auf dieErdenwelt gekommen ist, ummitseinem Leben, Sterben undAufer-stehen dieMenschen von der Sün-de zu erlösen. Sandra, die jungeGräfin von derMainau, erlebt dieAuferstehungsbotschaft als eineBotschaft der Hoffnung, der Ehr-furcht und derVergebung. ErnstSieber vergleicht Osternmit demBau des Gotthard-Basistunnels:Für den 85-jährigen Pfarrer gehtes bei der Auferstehung um denDurchstich von der Ewigkeit indiese Zeit und von dieser Zeit indie Ewigkeit.

Eine halbeMillion ZeitungenDieOsterausgabe der «Viertel-stunde für denGlauben» ist bereitsdie 15.Ausgabe derVerteilzeit-schrift.Von den 500000 Exempla-ren ist die Hälfte bereits gedrucktworden und liegt zumVerteilenbereit.Die andereHälfte wird inder Osterwoche gedruckt und amGründonnerstag jederAusgabeder Tageszeitung «Blick» beigelegt.«DieVerteilzeitung ist eine hervor-ragendeMöglichkeit, die Oster-botschaft von derAuferstehungvon Jesus Christus zu denMen-schen zu bringen», sagt SEA-Zent-ralsekretär Hansjörg Leutwyler.«In ihrer ansprechenden, leichtverständlichenArt werdenwohlviele dazu angeregt, über die In-halte der lebensnahen Berichteund über die Inhalte ihres eigenenLebens nachzudenken.»

Viele helfen bei der VerteilungDie Produktion undVerteilungder Zeitung wird durch Spendenvon Freunden der EvangelischenAllianz getragen.Christinnen undChristen aus der ganzenDeutsch-schweiz übernehmen das persön-licheVerteilen oder sponsernsogenannte Dorfpatenschaften,in denen sie dieVerteilung der«Viertelstunde» in die Briefkästenan vielenOrten ermöglichen.www.viertelstunde.ch

14 Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012

Link «Turmerlebnis»,Martin LutherKing den grossen Traum von Frei-heit undGleichheit undDorotheeSölle neigte zu «Mutanfällen». Beiden einenwar esmystischeVision,bei anderen eine plötzliche Ein-sicht. Diese religiösen Schlüsseler-lebnisse grosser Theologinnen undTheologen haben die Geschichtedes Christentums stark geprägt.Der inMünchen lehrende Theolo-geAlf Christophersen hat dieSternstunden christlicher Denkervon Paulus bis heute gesammeltund in Buchform veröffentlicht.15.4.Weltfrieden – die Botschaftder Bahai-ReligionAuf einemSpaziergang durch dieBahai-Gärten inHaifa/Israel erzäh-len drei Bahai von ihremGlauben.Für die kosmopolitischeMarthaetwa verkörpert die Bahai-LehredieVerbindungundVollendung al-lerGottesoffenbarung unddarumauch denWeg zumFrieden zwi-schenReligionenundVölkern.Bil-dung undErziehung seien derWegdorthin. 700 Freiwillige arbeiten imWeltzentrumder Bahai-Religionrundumden Schrein des Bab,dasGrabmal des Begründers des Babis-mus, vondessen Lehre aus sich dieBahai-Religion im19. Jahrhundertentwickelte.Die kunstvoll be-pflanztenTerrassenanlagen an denHängen desCarmel-Gebirges sindUNESCO-Weltkulturerbe.22.4. Gutmensch aus TrotzDie Blumen erheben sich, haltenihre farbigen Plakate in dieHöheund demonstrieren für eine besse-reWelt: So erlebt die Publizistinund Beraterin Christine Steigerdas Frühlingserwachen in ihremleicht verwildertenGarten. Siegönnt sich beschaulicheMomente,doch abgeklärt ist sie deswegennicht.Die UngeheuerlichkeitendieserWeltmachen sie wütend.In einer Zeit, woGutmensch zumSchimpfwort geworden ist, be-zeichnet sie sich als «Gutmenschaus Trotz». LorenzMarti hatChristine Steiger besucht.29.4. Tamars Schleier und JosefsMantel. Kleidermode in bibli-scher ZeitNichts ist demMenschen näher alssein Kleid.Über die «zweite Haut»drückt er seine Stimmung aus, gibtseinen Status preis und erzählt vonder Kultur, in der er lebt.Die Spra-che der Kleider wurde imAltertum– nicht anders als heute, im Zeital-ter der Kopftuchdebatte – genauwahrgenommen und interpretiert.Der Gewandsaumwar in bibli-scher Zeit der Personalausweis.Ein Gesprächmit demTheologenThomas Staubli, Leiter des Bibel-undOrientmuseums in Freiburg.

RadioDRS1Zwischenhalt Sa, 18.30–19UhrGlocken um 18.50 Uhr aus:31.3. christkath. Biel BE7.4. ev.-ref. Brittnau AG14.4. röm.-kath. Hildisrieden LU21.4. ev.-ref. Hütten ZH28.4. röm.-kath. Ligornetto TI«Glocken der Heimat»wird Sa, 17.30 Uhrauch auf DRSMusikwelle ausgestrahlt.

EinWort aus der Bibeljeden Sonntag, 6.42 Uhr und 8.50 Uhr(DRS2 7.05 Uhr, Musikwelle 8.30 Uhr)

Texte zumSonntagjeden Sonntag, 9.30 Uhr

DRS2Religionsthemen imKontextvorwiegend amDonnerstag,9 und 18.30 Uhr (Zweitausstrahlung)

Blickpunkt Religionjeden Sonntag, 8.10–8.30 Uhr

Predigten, GottesdiensteSo, 9.30 Uhr: röm.-kath. PredigtSo, 9.45 Uhr: evang.-ref. Predigt

1.4.Pfr. Jean-Pierre Brunner,Na-ters; RalphKunz,Theologe,Zürich6.4. LiHangartner,Theologin,Luzern; Luzia Sutter Rehmann,Theologin,Binningen8.4.AloisMetz,Gemeindeleiter,Luzern; Pfr.MartinDürr,Basel15.4. Pater Peter Spichtig, Fribourg;Pfrn.PascaleKäser-Huber,Burgdorf22.4. FreikirchlicherGottesdienstder EvangelischenMennoniten-GemeindeMuttenz29.4. Pfr. Peter Grüter,Rheinfelden;Pfrn.HenrietteMeyer-Patzelt,Richterswil

Perspektivenjeweils So, 8.30 Uhr und Do, 15.00 Uhr

1.4. Ihr Weg führte nach TibetSie gründete eine Schule für blin-de und sehgeschädigte Kinder inTibet, entwickelte eine tibetischeBlindenschrift, sie stand am Fussedes Mount Everest auf 6500 MeterHöhe und sie ist blind: die Deut-sche Sabriye Tenberken. Die41-jährige Frau, die für ihre Ar-beit mit unzähligen Auszeichnun-gen geehrt wurde, erzählt, wie sieals Blinde die tibetisch-buddhisti-sche Gesellschaft erlebte.6.4. «Wie lange noch?» –DieApokalypse des Johannes(Siehe Tipp desMonats)8.4. VomDamaskuserlebnisbis zumTraumvon Freiheit.Sternstunden der TheologieDemApostel Paulus erschien vorDamaskus der auferstandeneChristus,Martin Luther hatte sein

RadioHalt machen: Stille-Impulse auch für Eilige

Das Buch basiert auf Unterlagen,die der inWattwil lebende PfarrerHans Jörg Fehle an verschiedenenOrten imKanton für «geistlicheErkundungen» verwendet hat.Mit diesen Impulsen haben auchganz unterschiedlicheMenschenanregende Erfahrungen gemacht:Gläubige undAgnostikerInnen,Kirchennahe undKirchenferne,Katholiken, Protestanten und Frei-kirchlerInnen, Fromme undUn-fromme. Das ist nicht so erstaun-lich, weil die Bibel niemandem al-lein gehört,weil Bibeltexte redenund für alle spannend sind.Das Buch führt zur eigenen Formdes Schweigens.Und es gibt Orien-tierung in folgenden Fragen:Wiekann ich ins Schweigen finden undImpulse aufnehmen –wenn ichZeit habe undwenn ich keine Zeithabe?Wie kann ich frei ins Ge-sprächmit biblischen Texten undgeistlichen Impulsen treten?Wer istGott fürmich?Wer bin ich in denAugenGottes?

Hans Jörg Fehle: Halt machen: Stille-Impulse auch für Eilige, Fr. 18.90

TippdesMonatsPerspektiven, DRS2Karfreitag, 6. April, 8.30 bis 9 Uhr«Wie lange noch?» –DieApokalypse des JohannesDas letzte Buch der Bibel gibt im-mer noch Rätsel auf.Weltunter-gangsfantasien undActionfilmeschöpfen gleichermassen aus denBildern, die die Johannesoffen-barung bereithält, etwa die vomUntier, das aus demMeer kommt,oder von den apokalyptischenReitern.Aber was steckt wirklichdahinter, hat das Buch ausserEndzeithysterie auch noch andereBotschaften? Oh ja,meint derNeutestamentler KlausWengst,denn er hört darin den Schreinach Gerechtigkeit und Recht, derheute aktueller denn je sei.Zweitsendung: 6. April,18.30 bis 19 Uhr

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Der StaatsanwaltAls Staatsanwalt hatMax Imfeld-Frischknecht die Aufgabe, straffälli-genMenschen ihr Vergehen nachzu-weisen und vor Gericht die passendeStrafe zu fordern.Als ich mich im geräumigen Büro von

Max Imfeld setze, sehe ich am Stuhl

Handschellen. Der St.Galler Staatsan-

walt klärtmich auf: «Solche tragen in der

Regel Männer, die man aus der Unter-

suchungshaft für weitere Befragungen

hierher bringt.» Doch Max Imfeld sorgt

auch dafür, dass sich die Leute in seinem

Büro wohlfühlen und zu sich finden. In

Ausnahmefällen stellt er auch mal einen

Aschenbecher auf und erlaubt seinen

«Gästen» – gegendasGesetz –, eineZiga-

rette zu rauchen.

Menschlich und effizientAusführlich,alswäre erder geboreneLeh-

rer in Juristerei, erklärt mir Max Imfeld

unser SystemderStrafuntersuchung,aus-

gehend vom amerikanischen, dem fran-

zösischen, dem deutschen und schliess-

lich dem schweizerischen Modell, nach

welchem sich seit 2011 die früheren

Untersuchungsrichter Staatsanwälte nen-

nen. Als solche nehmen sie entgegen, was

die Polizei schon ermittelt hat, um dann

selber je nach Fall Zeugen zu befragen,

Beweismittel zu sammeln und die Unter-

suchung zu führen,bis hin zurAnklageer-

hebung beim und der Anklagevertretung

vorGericht.Dochnicht immer kommees

zum Gerichtsfall, erklärt Imfeld: Einiges

werde eingestellt und viele kleinere Ver-

gehen mit bis zu sechs Monaten Strafe

könnten effizient ohne Gericht, mit

einem sogenannten Strafbefehl, erledigt

werden, wenn die Angeklagten die Strafe

akzeptieren. Nur etwa fünf Prozent der

Straftaten führten zu einerAnklage – wo-

bei diese aber gegen 85 Prozent seiner

Arbeitszeit beanspruchten.

Für Max Imfeld ist es eine gewisse

Befriedigung,wenn er Fälle ohneGericht

erledigen kann. Hierzu sei es wichtig,

dass die Angeklagten Vertrauen in die

Justiz gewinnen. Auch versuche er, jeden

Menschen mit Respekt zu behandeln,

auch wenn er mal laut werden müsse.

Ohne Herzblut gehe es halt nicht. Er ver-

suche, nicht überdenMenschen zuurtei-

len, was allein dem himmlischen Gericht

zustehe, sondern über dessen Tat(en).

Wo es nicht zu einer Anklage kommt,

ist es für Max Imfeld wichtig, dass er den

Angeklagten den Strafbefehl persönlich

überreichenund erläutern kann.Das tra-

gedazubei,dassdieSacheauchmal einen

Abschluss finde. Bei den Anklagefällen

folgedasGerichtüberdie Jahrehinweg zu

etwa 80Prozent seinemStrafantrag,gros-

seAusschläge seien nie vorgekommen.

Umtriebiger KatholikMit dem Heiraten hat sich Max Imfeld

Zeit gelassen,umals Junggeselle über Jah-

re seine Nebenjobs, Hobbys und Ehren-

ämter zu pflegen. Neben Verwaltungs-

ratsmandaten führt er auch ein eigenes

kleines Anwaltsbüro, in dem er vor allem

Rechtsberatung «für den kleinen Mann»

anbietet, auch Übersetzungen für türki-

sche Migranten. Seit 2004 ist er St.Galler

Kirchenverwaltungsrat und als solcher in

den Vorstand der Offenen Kirche

St.Gallen delegiert. Im Militär hat er als

Oberstleutnant beratende Funktionen

übernommen.Langewar er für die päpst-

liche Schweizergarde aktivundhat das Ju-

biläum im Jahr 2006 wesentlich mitorga-

nisiert. Ein spezielles Interesse gehört

dem Nahen Osten und dem «Heiligen

Land»,wo er sich als «Ritter zumHeiligen

Grab» für die Christen in Israel engagiert.

Aufgrund dieser vielfältigen Erfahrungen

war er dazu prädestiniert, im Mai 2009

für das Protokoll und die Sicherheit des

Papstes bei dessen Besuch der Grabeskir-

che in Jerusalem besorgt zu sein.

Im Herbst hat der inzwischen 45-jäh-

rige Max Imfeld nun Anita geheiratet –

eine Protestantin, was ihm nun ermög-

licht, noch verbindlicher seine Ökumene

zu lebenundhoffentlich einwenigMusse

und Ruhe in sein umtriebiges Leben zu

bringen. ANDREAS SCHWENDENER

Von der Kunst des StrafensAls Staatsanwalt beantragen Sie in der Anklage-schrift ein Strafmass – nach welchen Kriterien?Da gibt uns der Gesetzgeber einen Rahmen vor.Im Strafgesetzbuch ist vieles geregelt. Da heisst esjeweils, wer dies oder jenesmacht, erhält dieseoder jene Strafe, z.B. für einen einfachen Raub eineFreiheitsstrafe von sechsMonaten bis zu zehn Jah-ren odermindestens 180 Tagessätze einer demEinkommen angepassten Geldstrafe.

Das ist ein grosser Interpretationsspielraum.Wiewird im Einzelfall die Strafhöhe festgelegt?Fast jeden Straffall hat es schon gegeben, sodassman auch auf Erfahrungswerte zurückgreift. Dazuhaben wir ein Handbuchmit Richtlinien. Je häufigerein Delikt vorkommt, desto eher bestehen Erfah-rungswerte. Doch je skurriler eine Straftat ist, destoweniger Anhaltspunkte habenwir, sodass ich auchmal bei Kollegen nachfrage, was sie dazu denken.Strafmassbeantragung ist eine komplizierte Kunst.

Man verlässt sich auch auf das Gefühl?Nein. Es gibt im Artikel 47 des Strafgesetzbuchesklare Kriterien, welche strafmindernd oder straf-verschärfend wirken. Strafmindernd wirkt etwaein Geständnis, die tätige Reue, woman z.B. Geldzurückzahlt, eine beeinträchtigte Zurechnungs-fähigkeit, obman edle Beweggründe zur Tat hatte,obman unter Drohungen gehandelt hat usw.Strafverschärfend wirkt immer, wenn jemand die-selbe Tat wiederholt. Bei Ersttätern hingegenwer-den Strafen in der Regel bedingt ausgesprochen.

Was ist eigentlich das Ziel der Strafe?Dazu kann ich drei Funktionen nennen. Ursprüng-lich steht hinter der Strafe wohl dasmenschlicheBedürfnis nach Vergeltung oder Rache. Dann gibtes das Ziel der Besserung. Die Strafe ist einWarn-schuss, welcher die positive Sozialisierung fördernsoll. Und die Strafe für den einen sollmögliche an-dere Täter abschrecken –wobei aber heute erwie-sen ist, dass nicht die Strafhöhe präventiv wirkt, son-dern dieWahrscheinlichkeit, erwischt zuwerden.So gibt es heute kaummehr Telefondrohungen –einfach, weilman das heute leicht beweisen kann.

Ist unsermodernes Strafsystem gerecht?Unser Rechtssystem, das alleMenschen gemässden Idealen der Französischen Revolution gleichbehandelt, ist ein Fortschritt, aber es hat auch sei-ne Probleme. Denn dieMenschen sind nicht allegleich. Einzelhaft ist für einen Afrikaner schlim-mer als für einen Schweizer, Untersuchungshaftfür einen integrierten Familienvater tragischer alsfür einen tunesischen Asylbewerber, der hier kei-nen sozialen Status zu verlieren hat. Undwie weitmit längeren Freiheitsstrafen inmitten von vielenandern Kriminellen eine positive Sozialisierungüberhaupt erreicht werden kann,müsste auch hin-terfragt werden. Oft ist eher das Gegenteil der Fall,die Verurteilten kommen schlimmer aus dem Voll-zug, als sie reingegangen sind. INTERVIEW: AS

Interview

Kirchenbote Kanton St.Gallen 4/2012 15

Beantragt für den Staat Strafen: Max Imfeld.

Foto:asMonatsporträt

Page 16: 4/2012 Kirchenbote 61.Jahrgang€¦ · 4/2012 Kirchenbote 61.Jahrgang derEvangelisch-reformiertenKirchedesKantonsSt.Gallen SchuldundSühne «…,derSchuldvergibt» «Fürunsgestorben»

BiblischeNamen

Ich heisse Peter …Peter Röösli, Krummenau

Warum ich den Namen Peter

trage, weiss ich nicht genau.

AmNamenstag 29. Juni gratu-

liert man mir oft – für die Ka-

tholikenderTagvonPeterund

Paul.HäufigwirdmeinVorna-

me mit dem Apostel Petrus in

Verbindung gebracht. Ich füh-

le mich aber weder als Jünger

noch als «Stein». Trotzdem –

derNamegefälltmir.Über das LebendesApostel Pet-

rus habe ich viel gelesen – er ist für mich ein sympa-

thischer Mensch, der Höhen und Tiefen erlebt hat,

stark und schwach war, sich gefreut und geweint hat

bis ins hohe Alter. Die Geschichte dieses Mannes hat

mich bewegt in ihrerVielschichtigkeit.

Peter Mulle, SargansEigentlich ist mein erste Na-

me Bruno und nur mein

zweiter Name ist Peter. Weil

aber auch mein Vater Bruno

hiess, gab es schon früh Ver-

wechslungen, wenn man

mich gerufenhat.Darumhat

meine Familie entschieden,

mich Peter zu nennen. Auch

in der Schule war ich dann

einfach Peter. Auf der Gemeinde bin ich registriert

als Bruno Peter, der Rufname ist unterstrichen. Ich

habemich an denNamen Peter gewöhnt undwür-

de nicht mehr tauschen. Peter heisst ja übersetzt

«der Fels».Auf demFelsen kannman bauen. So ein

Fels in der Brandung will ich auch im Leben sein,

vor allem in der Familie.

Peter Müller, St.Gallen«Einfach ein schöner Name.

Und ‹Petrus› ist der Fels»,

erklärten mir die Eltern oft.

Eine andereErinnerung: «Als

Peterli bin ich ein Küchen-

kraut – seltsam.» Zumeinem

prominenten Namenspatron

aus der Bibel hatte ich nie

eine Beziehung. Mehr noch:

In der Kombination mit

«Müller» empfand ich «Peter» lange Zeit als fast

absurdenAllerweltsnamen, hätte lieber Pierre oder

Piotr geheissen. Inzwischen sagt mir «Peter» doch

zu.DerVorname ist von eleganter, zeitloser Knapp-

heit. Mit dem «Fels» hingegen kann ich noch heute

nichts anfangen. Fels ist mir zu starr. Die Kraft und

die Lebendigkeit desWassers sagenmirmehr zu.

4/2012 | 61. JahrgangKirchenboteGemeindenachrichten imMittelbund

hat, Jesus zu kennen.DerAuferstandene

prüfte seine Liebe zu ihm und gab ihm

denAuftrag: «Weidemeine Schafe.»

Grundstein der KircheSo ist es nicht verwunderlich, dass Pet-

rus eine Hauptrolle bei der Entstehung

der frühen Christengemeinden spielte.

Petrus hat am ersten Pfingstfest in Jeru-

salem voll des Geistes gepredigt. Gegen

3000 Personen liessen sich taufen.

In seiner Heil- undMissionstätigkeit

wurde er mehrmals verhaftet und wun-

dersam befreit. Er erkannte, dass auch

Heiden den Heiligen Geist empfangen

können. In einemTraumwurde ihmge-

zeigt, dass sich Christen nicht mehr an

alle mosaischen Gesetze haltenmüssen.

Nach spätererÜberlieferung soll Pet-

rus nach Rom gereist und dort hinge-

richtet worden sein. Nach der Lehre der

katholischen Kirche gründet sich das

Papsttum auf das Jesuswort von Petrus

als dem Fels der Kirche. Die Päpste gel-

ten als Nachfolger des Petrus. AS

Petrus, der FelsPeter ist im deutschen Sprachraumdes 20. Jhs. der amhäufigsten vor-kommendeName. Er geht auf SimonPetrus, eine herausragendeGestaltdesNeuen Testaments, zurück.Petrus hiess eigentlich Simon.Doch von

Jesus erhielt er den Ehrennamen Petrus

(griech. «Fels», nach dem aramäischen

Kephas). Der Fischer aus Kapernaum

am See Genezareth wurde zusammen

mit seinem Bruder Andreas von Jesus

als «Menschenfischer» berufen.

Petrus war von Jesus bevorzugt: Er

durfte dabei sein, als Jesus die Tochter

des Jairus zum Leben erweckte oder wie

er auf dem Berg Tabor verklärt mit Mo-

ses und Elias sprach. Nachdem Petrus

bekannte, dass Jesus der Christus ist, be-

zeichnete ihn sein Meister als Felsen, auf

dem er seine Gemeinde bauenwill.

Petruswar ein leidenschaftlicher Jün-

ger. Erwollte esnicht zulassen,dass Jesus

ihm die Füsse wäscht, er wehrte sich bei

der Verhaftung Jesu und folgte ihm

heimlich, wobei er drei Mal geleugnet

Drei Mal fragt der auferstandene Jesus seinen Jünger Petrus, ob er ihn liebe. Dann gibt

Jesus ihm die Weisung: «Weide meine Schafe!» (Johannes 21, 15–25)

Die nächsten biblischenNamenHeissen Sie Mirjam, Ruth, Magdalena, Esther,Johannes, Rahel oder Adam und wollen Sie et-was zu IhremNamen erzählen, somelden Siesich bei der Redaktion: [email protected]

Petrus war ein leiden-schaftlicher Jünger.