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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

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Rinderproduktion und Futterqualität

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Inhaltsverzeichnis

Martin Sacher und Katrin Diener, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, Fach-bereich Ländlicher Raum, Betriebswirtschaft und LandtechnikUntersuchungen zur Erlös- und Kostenstruktur sowie zur Arbeitswirtschaft inder sächsischen Färsenaufzucht 1

Dr. Manfred Golze, Steffen Strehle, Christoph Schröder und Kurt Klos, SächsischeLandesanstalt für Landwirtschaft, Fachbereich Tierzucht, Fischerei und GrünlandKöllitschDie Erzeugung von Weidekälbern - ein Verfahren für kleinere Mutterkuhbestän-de mit Direktvermarktung 35

Dr. Olaf Steinhöfel, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, KöllitschSächsische Grassilagen - Futterwertveränderung vom Feld bis zum Futtertrog 45

Dr. Ilka Lippmann, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, KöllitschErste Ergebnisse der Untersuchungen zum Wachstumsverlauf bei Kälbern undJungrindern 54

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft1

Untersuchungen zur Erlös- und Kostenstruktur sowie zur Arbeitswirtschaft in der sächsi-schen FärsenaufzuchtMartin Sacher und Katrin Diener, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, Fachbereich Länd-licher Raum, Betriebswirtschaft und Landtechnik

1 Vorwort

Im Rahmen der Beratungsinitiative Tierpro-duktion sind Betriebszweigabrechnungen inder Milchviehhaltung ein fester Bestandteil zurUnterstützung der Beratungstätigkeit geworden.In diesen Analysen werden seit 6 Jahren jähr-lich ca. 80 bis 100 Unternehmen mit Milchvieh-haltung und in der Regel eigener Reproduktiondes Milchkuhbestandes einbezogen.

Bei der Betrachtung der einzelnen Kostenposi-tionen fällt auf, dass die Kosten für die Be-standsergänzung mit 991,00 DM je Durch-schnittskuh und Jahr bzw. 14,5 Pf je kg Milchder Höhe nach an erster Stelle stehen. Auf-grund teilweise sehr hoher Färsenaufzuchtkos-ten und unbefriedigender Reproduktionsratenbesitzt dieser Komplex erhebliche Reserven.Eine Optimierung des Reproduktionsgesche-hens und damit der Bestandsergänzungskostenkann in einer Reihe von Unternehmen zu einerdeutlichen Verbesserung des wirtschaftlichenErgebnisses in der Milchproduktion beitragen.In den vergangenen Jahren war die Anzahlauswertbarer Kostenstellen der Jungrinder- undFärsenaufzucht stetig rückläufig. So konnten imAbrechnungszeitraum 1997/98 lediglich siebenKostenstellen für die Nachzucht analysiertwerden. Damit hat die Aussagekraft zu diesemfür die Milchproduktion sehr wichtigen Komplexerheblich abgenommen.Diese Gründe haben dazu geführt, dass dieThematik „Untersuchungen zur Erlös- undKostenstruktur sowie zur Arbeitswirtschaftin der sächsischen Färsenaufzucht“ aufVorschlag der LfL durch das SächsischeStaatsministerium für Umwelt und Landwirt-schaft finanziell gefördert wurde.

2 Betriebswirtschaftliche Analyse

2.1 Zielstellung

Ziel der betriebswirtschaftlichen Analyse ist es,die Erlöse und vor allen Dingen die Kosten fürdie Abrechnungszeiträume Wirtschaftsjahr1998/99 bzw. Kalenderjahr 1999 sowie dieArbeitswirtschaft in der Jungrinder- und Fär-senaufzucht detailliert auszuwerten, um Aussa-gen zur Wirtschaftlichkeit dieses für die sächsi-sche Landwirtschaft wichtigen Betriebszweigesabzuleiten, mit dem Hinweis auf vorhandeneReserven und Wege zu deren Ausschöpfung.

Mit dieser Untersuchung soll ein Beitrag zurVerbesserung der Wettbewerbsfähigkeit dersächsischen Milchviehhaltung geleistet werden.

Die Nutzung der Ergebnisse ist speziell fürfolgende Bereiche vorgesehen:

Î für die Darstellung und Analyse der Repro-duktionskosten für ausgewählte Milchvieh-betriebe sowie deren Arbeitswirtschaft

Î für die staatliche Beratung als Datenmate-rial zur Nutzung für die Beratungstätigkeit,zur Arbeit in Arbeitskreisen, Erzeugerge-meinschaften usw.

Î für die Vervollkommnung von RichtwertenÎ für die beteiligten Unternehmen zur Er-

mittlung von Leistungs- und Kostenreser-ven anhand der einzelbetrieblichen Ergeb-nisse im Vergleich zu ähnlich strukturiertensächsischen Unternehmen

Die Mehrzahl der ausgewerteten natürlichenPersonen und ca. 50 % der juristischen Perso-nen weisen die Milchproduktion und die Fär-senaufzucht als gemeinsame Abrechnungsein-heit („Milchvieh mit Nachzucht“ ) aus. Hier wur-de keine Trennung zwischen der Milch-produktion und Färsenaufzucht vorgenommen,da dies abrechnungstechnisch nicht möglichwar. Das bedeutet, dass aufgrund der Tatsa-che, dass die Bezugsbasis der Durchschnitts-bestand an Milchkühen ist, in den einzelnenKostenpositionen der Milchkuh die anteiligenKosten der Nachzucht enthalten sind. In diesenUnternehmen bzw. den betreffenden Auswer-tungsgruppen werden in der Position „Be-standsergänzung“ lediglich die Kosten desTierzukaufs aufgeführt.

Eine sinnvolle Trennung zwischen Milcherzeu-gung und Färsenaufzucht ist nur dann möglich,wenn in der Regel die räumlichen Gegeben-heiten eine Trennung der Aufwendungen bzw.Kosten möglich machen bzw. die Aufzucht übervertragliche Bindungen in einem anderen Un-ternehmen durchgeführt wird.

Für den vorliegenden Abrechnungszeitraumkonnte für elf Unternehmen die Jungrinder- undFärsenaufzucht separat analysiert werden. DasZiel bestand ferner darin, in diesen Unterneh-men auch die arbeitswirtschaftliche Analysevorzunehmen, um insgesamt eine abgerundeteAussage zur Wirtschaftlichkeit und zur Arbeits-

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft2

wirtschaft in diesen Unternehmen treffen zukönnen.

Im Ergebnis wurden acht dieser bereits be-triebswirtschaftlich ausgewerteten sowie zweiweitere Unternehmen arbeitswirtschaftlich ana-lysiert (siehe Kapitel 3).

2.2 Material und Methode

Die unterschiedliche Strukturierung der analy-sierten Unternehmen aus produktionstechni-scher Sicht sowie aus Sicht der Leistungs- undKostenerfassung führt zu folgenden Variationenin der Aufteilung des Rinderbereichs in Kosten-stellen. Diese ist schematisch in Abbildung 1dargestellt.

In die vorliegende betriebswirtschaftliche Aus-wertung fließen aus den Varianten 3 und 4 diegesamte weibliche Nachzucht bzw. die Käl-ber und Jungrinder/Färsen ein .

Die Beschreibung der Charakteristik sowie derjeweiligen Bezugsbasis der untersuchten Aus-wertungsgruppen ist Tabelle 1 zu entnehmen.

In der vorliegenden Analyse konnte die weibli-che Nachzucht von 11 sächsischen Unter-nehmen ausgewertet werden. Damit wurden7.251 weibliche Rinder erfasst, was einemDurchschnittsbestand von 659 Tieren ent-spricht. Die separate Ausweisung der Daten derFärsenaufzucht war nur in juristischen Perso-nen möglich. Viele aus den Ergebnissen zutreffende Aussagen sind auf natürliche Perso-nen übertragbar.

In Tabelle 2 sind die betrieblichen Angaben zurFlächenausstattung und zum Tierbesatz grup-piert nach den Staatlichen Ämtern für Landwirt-schaft dargestellt. Anhand der Grünlandanteilesowie der Viehbesätze sind einige Rückschlüs-se auf die natürlichen Standortbedingungenund die Bewirtschaftungsintensitäten möglich.

Milchviehbetriebe

Var. 1 Var. 2 ÎÎ Var. 3 ÎÎ Var. 4KST 1 Milchvieh und

weibl. NachzuchtMilchvieh ohne

weibl. NachzuchtMilchvieh ohne

weibl. NachzuchtMilchvieh ohne

weibl. NachzuchtKST 2 gesamte weibl .

NachzuchtKälber

KST 3 Jungrinder/FärsenAnmerkungen Verkauf der weibl.

KälberZukauf von tragen-den Färsen

Milchvieh beinhaltetz.T. Kälber undhochtragende Fär-sen

Milchvieh beinhaltetz.T. Kälber undhochtragende Fär-sen

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Abbildung 1: Mögliche Variationen in der Aufteilung des Rinderbereiches in Kostenstellen

Tabelle 1: Beschreibung der Auswertungsgruppen, Bezugsbasis

Auswertungs-gruppen Charakteristik Bezugsbasis

Milchvieh ohneNachzucht

beinhaltet das Milchvieh ohne Nachzucht 1 Milchkuh ab 1. Abkalbungund 1 dt Milch

Milchvieh mitNachzucht

beinhaltet das Milchvieh u. die gesamteweibl. Nachzucht

1 Milchkuh ab 1. Abkalbungund 1 dt Milch

Kälber vom Verlassen der Kst. "Milchvieh" bis zumVersetzen in die Kst. "Jungrinder-/Färsen-aufzucht"

1 Tier des Durchschnittsbe-standes und 1 erzeugtes Tier

Jungrinder/Färsen vom Verlassen der Kst. "Kälber" bis zumVersetzen der tragenden Färsen in die Kst."Milchvieh"

1 Tier des Durchschnittsbe-standes und 1 erzeugtes Tier

weibl. Nachzuchtinsgesamt

vom Verlassen der Kst. "Milchvieh" (Kälber)bis zum Versetzen der tragenden Färsen indie Kst. "Milchvieh"

1 Tier des Durchschnittsbe-standes und 1 erzeugtes Tier

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft3

Tabelle 2: Territoriale Verteilung und Größe der analysierten Kostenstellen, gruppiert nachÄmtern für Landwirtschaft

Amt für Anzahl Ø LF ges. dar. Ø Fläche Grünland Ø Tierbestand dar. Ø Rinder- Ø Flächen-Landwirtschaft Unternehmen Grünland % zu ha gesamt bestand besatz

ha ha LF ges. GV GV GV je ha LFZwickau 1 1000 140 14,0 1600 1170 1,60Zwönitz 3 1100 340 30,9 1500 1450 1,36Zug 1 1500 290 19,3 1500 1500 1,00Mockrehna 2 1300 90 6,9 940 680 0,72Rötha 1 2900 350 12,1 1960 1500 0,68Döbeln 3 2000 180 9,0 1370 1350 0,69

gesamt 11 1633 232 14,18 1478 1275 0,91Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

2.3 Datenerfassung und -bearbeitung

Für die Erhebung der benötigten betriebswirt-schaftlichen Kennzahlen wurde der Erfas-sungsbogen für die Betriebszweigauswertung inder Rinderproduktion verwendet. Dieser hatsich mittlerweile seit mehreren Jahren, auch fürdie Erfassung der Leistungen und Kosten in derJungrinder- und Färsenaufzucht, bewährt. DieErhebung der betriebswirtschaftlichen Daten inden Unternehmen erfolgte in der Regel mitUnterstützung von Beratern des zuständigenStaatlichen Amtes für Landwirtschaft.Um einen Vergleich der Betriebe untereinanderbzw. die Bildung von Durchschnittswerten vor-nehmen zu können, war in gewissem Umfangeine Datenbearbeitung erforderlich. FolgendeAspekte sind hierbei zu beachten:

Bestandsveränderungen wurden als positive(Bestandsaufbau) oder negative (Bestandsab-bau) Leistung berücksichtigt, da diese Positiondeutlichen Einfluss auf die Marktleistung(v. a. Schlachttiererlöse) und die Kosten(v. a. Bestandsergänzungskosten) ausübt.

Erfolgt eine Versetzung von Tieren (z. B. Käl-ber, tragende Färsen) innerhalb einer Kosten-stelle, so wird diese sowohl kosten- als aucherlösseitig nicht berücksichtigt, da sich dieKosten und Erlöse gegenseitig aufheben.

Werden diese Tiere (z. B. Kälber) allerdings ineine andere Kostenstelle (z. B. Kst. "Kälberauf-zucht") versetzt, so werden diese wertmäßigder abgebenden Kostenstelle (z. B. Kst. "Milch-vieh ohne Nachzucht") als Leistung und deraufnehmenden Kostenstelle (z. B. Kst. "Käl-beraufzucht") als Kosten zugerechnet (= In-nenumsatz ).

Zur Untermauerung der wirtschaftlichen Kenn-zahlen wurden die Größen Kälberverluste undReproduktionsraten einheitlich aus den be-

trieblichen Angaben berechnet. Die Kälberver-luste ergeben sich aus der Differenz der lebendgeborenen Kälber zu den versetzten bzw. ausder Kostenstelle Milch innenumgesetzten Käl-bern. Die Reproduktionsrate ist das Verhältnisaus den Zugängen (abkalbende Färsen undZugang Kühe) zu dem jeweiligen Durch-schnittsmilchkuhbestand.

Wirtschaftseigene Dünger (Gülle, Stalldung,Jauche) wurden durch die Unternehmen in derRegel nicht bewertet. Wird allerdings eine Be-wertung vorgenommen (Leistung der Rinder-haltung), so sind prinzipiell die Nährstoffkostengleichzeitig der Pflanzenproduktion und hierv. a. der Futterproduktion kostenseitig anzula-sten, d. h., dass die Nährstoffkosten der wirt-schaftseigenen Dünger in den Futterverrech-nungspreisen enthalten sein müssen.

Bezugsbasis: Die finanziellen Daten der Ab-rechnungseinheit „weibliche Nachzucht“ wur-den auf das weibliche Rind im Durchschnitts-bestand pro Jahr und auf die erzeugte Färseumgelegt.

2.4 Wirtschaftliche Ergebnisse

2.4.1 Materielle Kennzahlen

Um Aussagen über die Wirtschaftlichkeit treffenzu können, ist die Analyse wichtiger produkti-onstechnischer Kennzahlen unerlässlich (Ta-belle 3).

Alle drei Kennzahlen zeigen eine enormeSchwankungsbreite und weisen darauf hin,dass in einigen Unternehmen durchaus erhebli-che Reserven vorhanden sind.Der Arbeitszeitaufwand wurde aus den Anga-ben der Unternehmen zur bezahlten Arbeitszeitin der Abrechnungseinheit berechnet. Im Ver-gleich mit den durchschnittlich 13,4 bezahltenStunden (10,3 bis 16,6) lagen die Ergebnisse

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft4

der arbeitswirtschaftlichen Untersuchungen(Kapitel 3) bei 9,3 Stunden im Mittel der Unter-nehmen, bei einer Schwankungsbreite von 7,2bis 12,9. Somit liegt die tatsächlich bezahlteArbeitszeit um 44 % über der durch Messungund Befragung festgestellten Ergebnisse. DieGrößenordnung der Differenz zwischen be-zahlter und gemessener Arbeitszeit kann alsnormal eingeschätzt werden, ähnliche Ergeb-nisse können für die Milchvieh- und Mutterkuh-haltung nachgewiesen werden.

Das durchschnittliche Erstkalbealter von 29,1Monaten , das in unmittelbarem Zusammen-hang zu den Aufzuchtkosten steht, kann nichtzufrieden stellen. Zu berücksichtigen ist, dassdie Ausrichtung des Erstkalbealters betriebsin-dividuell erfolgen muss. Die Intensität der Fär-senaufzucht ist von der betrieblichen Futter-grundlage abhängig zu machen, in den Unter-nehmen, in denen reichlich Grünland genutztwerden muss, sind „höhere“ Erstkalbealterwirtschaftlich sinnvoll. Allerdings sind auch aufdiesen Standorten Erstkalbealter anzustreben,die nicht über 27 bzw. 28 Monaten liegen soll-ten. Auf intensiven Standorten mit wenig Grün-land sind Erstkalbealter von ca. 24 bis 25 Mo-naten anzustreben.Bezogen auf den Durchschnittsbestand proJahr wurden mittlere Verluste von 5,2 %, beieiner Aufzuchtdauer von 717 Tagen ermittelt.

Bezogen auf die gesamte Aufzuchtperiodebetragen somit die Verluste 10,2 %, das heißt10,2 % der eingestallten Kälber verendenwährend der Aufzucht .

Weitere Kennzahlen, die im Zusammenhangmit dem Reproduktions- und Fruchtbarkeitsge-schehen in den Milchviehherden der Be-triebszweigabrechnung stehen, sind in derTabelle 4 dargestellt.

Die für die Gruppen dargestellten Reprodukti-onsraten liegen für die juristischen Personenwieder über dem für Sachsen durch den LKVangegebenen Durchschnittswert. Die Schwan-kungsbreite ist sehr groß, d. h. viele Unterneh-men haben in dieser Position ihre Reservennoch keinesfalls ausgeschöpft. Eine Abhängig-keit der Reproduktionsrate von der Herdenleis-tung kann unter Einbeziehung aller Kostenstel-len festgestellt werden, d. h., dass mit einemAnstieg der Milchleistung um 500 kg die Repro-duktionsrate um ca. 1 % ansteigt.

Es fällt wie im Vorjahr auf, dass die Unterneh-men in der Rechtsform natürlicher Personen imDurchschnitt geringere Reproduktionsratenaufweisen, die deutlich unter dem sächsischenMittelwert liegen. Dieser Sachverhalt deutet aufVorteile im Herdenmanagement „kleinerer“Milchviehherden hin.

Tabelle 3: Produktionstechnische Kennzahlen zur Charakterisierung der Jungrinder- und Fär-senaufzucht

Kennzahl ME Mittelwert Minimum Maximum LKV 1999Arbeitszeitaufwand AKh/weibliches JR/a 13,4 10,3 16,6

Erstkalbealter Mon. 29,1 26,1 34,0 29,1Tierverluste /100 JR DB 5,2 0,8 6,9

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Tabelle 4: Produktionstechnische Kennzahlen im Zusammenhang mit dem Reproduktions- undFruchtbarkeitsgeschehen in den Milchviehherden (BZA)

Auswertungs- ME Vergleichgruppen Milchvieh Milchvieh Milchvieh Milchvieh LKV Sachsen

ohne Nachzucht mit Nachzucht ohne Nachzucht mit Nachzucht 1999KST Anzahl 6 37 31 30

Reproduktionsrate % 30,0 34,5 45,8 40,0 37,9

Erstkalbealter Mon. 28,7 29,9 29,0 28,5 29,1

Zwischenkalbezeit Tage 392 392 392 394 389

Kälberverluste % 10,9 12,6 7,6 11,6

Kuhverluste % 4,8 5,7 8,7 7,0

nat. Personen jur. Personen

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft5

Die Ergebnisse der ausgewerteten Milchvieh-betriebe hinsichtlich Erstkalbealter und Zwi-schenkalbezeit decken sich annähernd mit denLKV-Angaben für Sachsen. Diese beiden pro-duktionstechnischen Kennziffern sind einzelbe-trieblich zu werten und bezüglich Reserven inder Wirtschaftlichkeit des Produktionszweigeszu prüfen (Aufzuchtintensität, Leistungsniveaubeachten!).Durch die Senkung des Erstkalbealters ist eineVerringerung der Aufzuchtkosten möglich understrebenswert.

Die Kälberverluste stellen das Verhältnis derverendeten zu den lebend geborenen Kälberndar. Die Angaben zeigen unter den gegenwärti-gen Bedingungen recht realistische Verhältnis-se für unsere Praxisbetriebe mit ca. 8 bis 13 %im Durchschnitt der Auswertungsgruppen, wasebenfalls auf ein Verbesserungspotentialhindeutet, denn jedes Kalb, das verendet, ver-ursacht Kosten, erbringt aber keine Erlöse bzw.schmälert die Selektionsbasis der Nachzucht.

Die Kuhverluste wurden aus dem Verhältnisvon Verendungen zum Durchschnittsbestandberechnet. Die Werte liegen zwischen 5 und9 %, was bedeutet, dass etwa jede 15. Kuh desDurchschnittsbestandes als Totalverlust ver-bucht wurde. Je höher die Kuhverluste im Un-ternehmen sind, desto mehr werden die aktivenSelektionsmöglichkeiten im Bestand verringert.

2.4.2 Erlöse, Kosten und deren Bedeutungfür die Wirtschaftlichkeit der Färsen-aufzucht

Für 11 juristische Personen konnten die Erlöseund Kosten der Kostenstelle Färsenaufzuchtanalysiert werden. Die Ergebnisse der voran-gegangenen Analysen ergeben sich ebenfallsfast ausschließlich aus Daten juristischer Per-sonen.

Ein Vergleich wichtiger Wirtschaftlichkeitspara-meter ist für den Zeitraum 1993/94 bis 1998/99in Abbildung 2 dargestellt.

• Marktleistung

Die Beurteilung der "Marktleistung" der Färsen-aufzucht ist schwierig und weniger sinnvoll alsdie Interpretation der Erzeugungskosten, dadieser Produktionszweig stark beeinflusst wirddurch die Kontinuität der Erzeugung sowie diefinanzielle Bewertung innerbetrieblich versetzterFärsen.

Die Marktleistung der Färsenaufzucht ist imVergleich zum Vorjahr leicht angestiegen.Die von der ZMP ausgewiesenen Marktpreisefür tragende Färsen im Kalenderjahr 1999 errei-chen mit durchschnittlich 1.861,00 DM annä-hernd das Ergebnis der Vorjahre (1997:1.862,00 DM, 1998: 1.870,00 DM).

1066

806918 916

1117

2107

2574

1719

855

2443

2733

1666

2033

2479

1673

2409

2889

19711925

2646

1730

2091

2878

1761

0

500

1000

1500

2000

2500

3000

3500

Marktleistung Gesamtkosten Variable Kosten Fixe Kosten

DM

je e

rze

ugte

rse

1993/94

1994/95

1995/96

1996/97

1997/98

1998/99

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Abbildung 2: Entwicklung der Wirtschaftlichkeit in der Färsenaufzucht in Sachsen

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft6

Tabelle 5: Wirtschaftliche Ergebnisse in der Färsenaufzucht

Ergebnisse 1996/97 Ergebnisse 1997/98 Ergebnisse 1998/99

6369 weibl. Rinder 5348 weibl. Rinder 7251 weibl. Rinder

(8 KST) (7 KST) (11 KST)

D-Bestand 796 D-Bestand 764 D-Bestand 659je erz. je Tier/ je erz. je Tier/ je erz. je Tier/

Färse Jahr Färse Jahr Färse Jahr

Erstkalbealter Mon. 29,3 29,1 29,1

Marktleistung H.-Dauer 719 Tage H.-Dauer 765 Tage H.-Dauer 717

tragende Färse DM 1915 972 2225 1062 2231 1136Schlachtfärse DM 59 30 33 16 49 25Sonst. Erlöse DM 47 24 56 26 22 11BÄ -95 -48 -223 -106 -196 -100insgesamt DM 1925 978 2091 998 2107 1073

Variable KostenBestandsergänzung DM 465 236 419 200 510 260Grundfutter DM 575 292 770 367 614 313Kraft- und Mineralfutter DM 239 121 208 99 229 117Milchaustauscher DM 177 90 81 39 72 37Tierarzt,Medik.,Besam. DM 104 53 162 77 104 53Beiträge,Gebühren DM 8 4 11 5 5 3Energie,Wass.,Br.st. DM 58 29 43 21 80 41Unterh. Masch.+Ger. DM 45 23 46 22 65 33sonstige var. Kosten DM 59 30 21 10 40 20insgesamt *) DM 1730 879 1761 840 1719 876

DeckungsbeitragDeckungsbeitrag I DM 770 391 1100 525 1002 510

Deckungsbeitrag II *) DM 195 99 330 157 388 198*) mit Einrechnung Grundfutter

Fixe KostenPersonal DM 471 239 507 242 449 229Abschreibung DM 169 86 232 110 115 59Unterhaltg. Gebäude DM 38 19 19 9 59 30Zinsen DM 0 0 2 1 5 2sonstige fixe Kosten DM 5 3 6 3 20 10TSK, Versicherungen DM 16 8 14 7 21 11allg.Betriebsaufwand DM 217 110 337 161 187 95insgesamt DM 916 465 1117 533 855 436

Gesamtkosten DM 2646 1344 2878 1373 2574 1311

Gewinn vor SteuerDM -721 -366 -788 -376 -468 -238

bereinigte Färsen-aufzuchtkosten DM 2636 1339 3013 1438 2699 1375

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft7

Der innerbetriebliche Verrechnungspreis lag imDurchschnitt aller auswertbaren Unternehmenbei 2.007,00 DM je tragende Färse. Damit istein Anstieg zum Vorjahr um 55,00 DM zu ver-zeichnen. Allerdings sind die innerbetrieblichenBewertungssätze in zahlreichen Unternehmenin Anbetracht der hohen Erzeugungskostenimmer noch zu niedrig.

• Variable Kosten

Bei der Beurteilung der Kosten ist zu beachten,dass die durchschnittliche Haltungsdauer derweiblichen Nachzucht in den Aufzuchtkosten-stellen mit 717 Tagen etwas geringer ausfälltals im Vorjahr. Kostenseitig sind die Aufwen-dungen je Tier des Durchschnittsbestandes undJahr die bessere Vergleichsbasis, da bei dieserBetrachtung der Faktor Aufzuchtdauer eineuntergeordnete Rolle spielt. Unter den variablenKostenpositionen steht das Grundfutter (Voll-kosten!) eindeutig an erster Stelle, gefolgt vonden Bestandsergänzungs- und Kraftfutterko-sten. Insgesamt nehmen die Futterkosten einenAnteil von über 50 % der variablen Kosten ein.

Betrachtet man die Entwicklung der variablenKostenpositionen im Vergleich zum Vorjahr, sosind relativ geringe Veränderungen je Tier desDurchschnittsbestandes und Jahr zu erkennen.Der leichte Anstieg in den Bestandsergän-zungskosten um 60,00 DM resultiert daraus,dass im Durchschnitt die weiblichen Zuchtkäl-ber ca. 1 Monat später innenumgesetzt wurden.Die Kosten für das eingesetzte Grundfutterfallen etwas geringer aus als im Vorjahr.

Bestandsergänzung29%

Grundfutter35%

Kraftfutter18%

Tierarzt/Med.6%

Energie/Wasser5%

Uha Masch./Geräte4%

sonst. var. Kosten3%

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Abbildung 3: Prozentuale Aufteilung dervariablen Kosten der Färsen-aufzucht

• Fixe Kosten

Der Anteil der fixen Kosten an den Gesamtkos-ten der Färsenaufzucht beträgt lediglich 33 %.

Mit 436,00 DM je Tier des Durchschnittsbe-standes erreichen die fixen Kosten einen Wert,der um 97,00 DM unter dem Vorjahresergebnisliegt. In den Positionen „Abschreibung“ (0,51DM) und „allg. Betriebsaufwand“ (0,66 DM) istim Gegensatz zum Vorjahr ein rückläufigerTrend zu verzeichnen. Die Personalkosten, miteinem Anteil von 53 % der fixen Kosten, be-laufen sich durchschnittlich auf 229,00 DM jeTier des Durchschnittsbestandes (Vorjahr:242,00 DM). Bei einer tatsächlich entlohntenArbeitszeit von 13,4 Stunden betragen dieKosten je AKh in den Unternehmen 17,09 DM.

Personal53%

AfA13%

allg. Betriebsaufwand22%

sonst. feste Kosten12%

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Abbildung 4: Prozentuale Aufteilung derfixen Kosten in der Färsenauf-zucht

• Gesamtkosten

Mit 1.311,00 DM (109,00 DM je durchschnittli-cher Aufzuchtmonat, 3,59 DM je durchschnittli-cher Aufzuchttag) sind die Kosten je Tier desDurchschnittsbestandes und Jahr leicht zurück-gegangen. Bezogen auf die innenumgesetztetragende Färse werden im Durchschnitt derKostenstellen 2.574,00 DM (bei 717 Aufzucht-tagen) an Kosten aufgewendet, was einer Ver-ringerung zum Vorjahr um ca. 300,00 DM ent-spricht. Diese Entwicklung ist allerdings nichtvordergründig auf gesunkene Kosten, sondernvielmehr auf Differenzen in der Aufzuchtperiodezurückzuführen.

Die Vollkosten der Färsenaufzucht sind somitweiterhin sehr hoch und belasten über die Re-produktion die Kosten der Milcherzeugung.Die Entwicklung der einzelnen Kostenpositio-nen in der Färsenaufzucht verlief in den letztendrei Jahren uneinheitlich. Es sind keine gerich-teten Tendenzen zu verzeichnen. Die größtenAbweichungen zwischen den Jahren sind inden Positionen „Bestandsergänzung“ und„Grundfutter“ erkennbar. Diese Positionen wer-den durch innerbetriebliche Bewertungen be-einflusst.

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft8

0

50

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Besta

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1996/97

1997/98

1998/99

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Abbildung 5: Entwicklung der Kostenpositionen der Färsenaufzucht

Erfreulicherweise konnte erstmalig seit 1995 dieAnzahl auswertbarer Kostenstellen in der Fär-senaufzucht (11) erhöht werden, was die Aus-sagekraft der Ergebnisse verbessert.

Da die Bestandsergänzungskosten in derMilchproduktion dem Umfang nach einer derwichtigsten Kostenkomplexe ist und dieserdurch einzelbetriebliche Maßnahmen relativstark beeinflusst werden kann, sollten in jedem

Unternehmen die Färsenaufzuchtkosten alsauch das Reproduktionsgeschehen kritischanalysiert werden, um Reserven in diesemBereich erkennen und ausschöpfen zu können.

Die in der Abbildung dargestellten bereinigtenFärsenaufzuchtkosten werden ermittelt, indemdie Erlöspositionen „Schlachtfärse“ , „SonstigeErlöse“ und „Bestandsänderung“ von den Kos-ten der Abrechnungseinheit abgesetzt werden.

23092230

2632 2636

3013

2699

0

500

1000

1500

2000

2500

3000

3500

1993/94 1994/95 1995/96 1996/97 1997/98 1998/99

DMjeerzeugteFärs

bereinigte Färsenaufzuchtkosten

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Abbildung 6: Entwicklung der bereinigten Färsenaufzuchtkosten

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft9

Die bereinigten Färsenaufzuchtkosten gebeneinen Hinweis darauf, welche tatsächlichenKosten durch die Milchproduktion zu tragensind.

Aufgrund des geringen Stichprobenumfangeskann der Zusammenhang zwischen dem Erst-kalbealter und den Aufzuchtkosten nicht durchZahlen belegt werden. Das ist in erster Linie aufdie sehr differenzierten Bedingungen in derAufzucht der einzelnen Unternehmen zurück-zuführen, so dass dieser Zusammenhang durchandere einzelbetriebliche Faktoren überlagertwird.Zweifellos sind unter vergleichbaren Bedingun-gen mit steigendem Erstkalbealter auch stei-gende Aufzuchtkosten zu erwarten.

Die Verteilung des Erstkalbealters der an derBetriebszweigabrechnung beteiligten Unter-nehmen ist in der Abbildung 7 erkennbar.

Die Streuung im Erstkalbealter zeigt eine annä-hernde Normalverteilung, die meisten beteilig-ten Unternehmen liegen hierbei in einem Be-reich von über 28 bis 30 Monaten.Immerhin 37 % der Unternehmen erreichen einEKA von über 30 Monaten. Dieses Ergebnisdeutet auf erhebliche Reserven hin. Lediglich24 % der Unternehmen weisen ein Erstkal-bealter von max. 28 Monaten aus.

2.4.3 Maßnahmen für eine wirtschaftlicheJungrinder- und Färsenaufzucht

Grundsätzliche Anforderungen

- Kälberaufzucht

Die Kälberaufzucht bildet die Grundlage füreine funktionierende Jungrinder- und Färsen-aufzucht. Sie legt die Voraussetzungen für:

⇒ die Bereitstellung von einer ausreichen-den Anzahl weiblicher Rinder zur Be-standsergänzung bzw. zum Verkauf, infol-ge geringer Verluste

⇒ Sicherung einer ausreichenden Entwick-lung (tägliche Zunahmen, stabile Tierge-sundheit) mit dem Ziel eines auf die be-trieblichen Bedingungen angepassten op-timalen Erstkalbealters

Damit legt die Kälberaufzucht bereits denGrundstein für eine wirtschaftliche Färsenauf-zucht und Milcherzeugung.

- Jungrinder- und Färsenaufzucht

Die Aufzucht weiblicher Jungrinder dient derErzeugung von Tieren zur Ergänzung des eige-nen Bestandes, aber auch zum Verkauf vonZuchttieren (hochtragende Färsen, Jungkühe).

2

14

32

21

9

3

21

40

28

10

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

<= 26 > 26 - 28 > 28 - 30 > 30 - 32 > 32

Erstkalbealter in Monaten

Anz

ahl K

oste

nste

llen

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Abbildung 7: Verteilung des Erstkalbealters der an der BZA beteiligten Unternehmen

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft10

Die Milcherzeugung verlangt für die Bestands-ergänzung gesunde langlebige Tiere, die einhohes Leistungsniveau sichern können.Diese Erwartungen an die Bestandsergänzungkönnen nur mit Hilfe einer ordnungsgemäßenAufzucht erfüllt werden.

Im Einzelnen werden an die Aufzucht folgendeAnforderungen gestellt:

• geringe Aufzuchtkosten (v. a. Futter- undStallplatzkosten)

• gute körperliche Entwicklung• Erreichen der Zuchttauglichkeit in möglichst

frühem Alter (Erstbesamung mit 15 bis 18Monaten bei einem Gewicht von 380 bis420 kg)

• Schaffung von guten Voraussetzungen füreine hohe und langanhaltende Leistung

• ordnungsgemäße Vorbereitung auf dieKalbung (Vorbereitungsfütterung)

• Begrenzung des Erstkalbealter auf 24 bis28 Monate, je nach Standort (betrieblicherFuttergrundlage)

• leichte Abkalbung

Neben der eigenen Färsenaufzucht im Unter-nehmen besteht die Möglichkeit über vertragli-che Beziehungen die Färsenaufzucht auszula-gern bzw. tragende Färsen am Zuchttiermarktzu erwerben. In der Tabelle 6 werden Vor- undNachteile einer ausgelagerten Färsenaufzuchtdargestellt.

Tabelle 6: Vorteile und Nachteile einerbetrieblichen Auslagerung derFärsenaufzucht

Vorteile Nachteile

Einsparung vonArbeitszeit

höheres seuchenhygieni-sches Risiko

geringerer Inves-titionsbedarf

größerer Umstellungs-stress

Nutzung günsti-ger Färsenpreise

keine Kenntnis über Ent-wicklung während derAufzucht

Arbeitsteilung,Spezialisierung

größere Unsicherheithinsichtlich des Leis-tungsvermögens

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Maßnahmen zur Erhöhung der Marktleistung

In der Mehrzahl der Unternehmen resultiert die„Marktleistung“ zum größten Teil aus der inner-betrieblichen Bewertung der innenumgesetztentragenden Färsen, d. h. es ist keine Marktleis-tung im eigentlichen Sinne, sondern eine inner-

betriebliche Verrechnung. Hier gilt es eine mög-lichst realistische Bewertung anhand der tat-sächlichen Erzeugungskosten vorzunehmen.

Weitere Positionen sind der Schlacht- undZuchtfärsenverkauf. Diese beiden Positionenwerden durch die Aufzucht, die Vermarktungund die Marktsituation bestimmt.

• Erhöhung der Zuchttierpreise

Die Entwicklung der Preise für tragende Färsenund weibliche Zuchtkälber in Sachsen in denJahren 1992 bis 2000 ist Tabelle 7 zu entneh-men.Aus der Tabelle 7 ist eine diskontinuierlicheEntwicklung der Marktpreise für tragende Fär-sen und weibliche Zuchtkälber zu erkennen. Mitder gesunkenen Nachfrage nach tragendenFärsen seit etwa Mitte der 90er Jahre habensich die Marktpreise für Färsen auf niedrigemNiveau stabilisiert.

Es muss darauf hingewiesen werden, dass diebetrieblichen Färsenaufzuchtkosten in derMehrzahl der bisher ausgewerteten Unterneh-men deutlich über den aktuellen Marktpreisenliegen. Trotzdem ermöglicht jede Färse, dienicht für die eigene Bestandsergänzung benö-tigt wird, einen zusätzlichen Erlös und leistetsomit einen Gewinnbeitrag für die Rinderhal-tung, selbst wenn der Verkaufspreis nicht kos-tendeckend ist. Diese Betrachtungsweise giltjedoch nicht für spezialisierte Färsenaufzucht-betriebe.

Sofern der Zuchttierhandel im Unternehmenkeinen zu großen Stellenwert besitzt, muss dieSchlussfolgerung aus der enormen Differenzzwischen Marktpreisen und Aufzuchtkostendarin bestehen, nur die Kälber im Unternehmenaufzuziehen, die tatsächlich für die eigeneBestandsreproduktion benötigt werden.

• Senkung der Aufzuchtverluste und Ge-samtabgänge

Von gravierendem Einfluss auf die Marktleis-tung und die Aufzuchtkosten sind die Verlustewährend der Aufzucht. Die Ursachen für Auf-zuchtverluste werden vorwiegend durch eineungenügende Kalbe- und Aufzuchthygienebedingt. Bis zu 80 % aller Aufzuchtverlustetreten bis zu einem Alter der Kälber von 160Tagen und hier v. a. in den ersten 14 Tagennach der Geburt, auf. Der Rinderreport Schles-wig-Holstein weist für die letzten Jahre im Käl-berbereich ca. 12 - 14 % Gesamtverluste aus,von denen ca. 2/3 auf Geburtsverluste entfal-len.

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft11

Tabelle 7: Durchschnittliche Preise für tragende Färsen und weibliche Kälber zur Zucht(schwarzbunt, bis 75 kg) in Sachsen (DM/Stück, o. Mwst.)

1992 *) 1993 *) 1996 **) 1997 **) 1998 **) 1999 **) 2000 **)tragende Färsen 1963 2286 2148 1862 1870 1861 1855weibl. Zuchtkälber schwarzbunt bis 75 kg 546 591 486 449 370 406 k.A.

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

• Ziel: Kälberverluste bis 6 Monate

< 5 % der leb. geborenen KälberAufzuchtverluste bis zur trag. Färse

< 2 % je Tier u. JahrGesamtabgänge (Verluste/Merzungen)

< 15 %

Durch die Optimierung der Haltungs- und Fütte-rungsbedingungen in der Aufzucht sind diegesundheitlich bedingten Merzungen zu mini-mieren. Ein Unterschied in der Verlusthöhe um1 % bedeutet eine Veränderung der Marktleis-tung um 42,00 DM je erzeugte Färse.

Die Senkung der Abgänge infolge Selektionbzw. Merzung um 1 % (bezogen auf 1 Tier desDurchschnittsbestandes und Jahr) bewirkt eineErhöhung der Marktleistung je erzeugte Färseum durchschnittlich 21,00 DM.

• Erhöhung der Marktleistung für selektier-te Färsen

Neben den erzeugten Zuchtfärsen fallen ausder Selektion Färsen (gesundheitliche Proble-me, Zuchtuntauglichkeit) an, die für die Aus-mast geeignet sind. Um für dieses Nebenpro-dukt optimale Erlöse zu erzielen, sind die An-forderungen an die Färsenmast (z. B. Mastin-tensität, Mastendgewicht) im Rahmen der be-trieblichen Möglichkeiten zu berücksichtigen.Bezüglich der Einstufung in Handelsklassenund der erzielten Schlachterlöse bestehenzwischen Sachsen und den alten Bundeslän-dern erhebliche Unterschiede, die zu einemgroßen Teil rassebedingt sind.

Da die spezialisierte Färsenmast in Sachsenvon sehr geringer Bedeutung ist, beziehen sich

die Daten in der Tabelle 8 hauptsächlich aufselektierte Färsen aus der Milchviehhaltung.Färsen aus der Gebrauchskreuzung bzw.Mastfärsen aus der Mutterkuhhaltung spielen inder Statistik eine untergeordnete Rolle.

Es kann für Schlachtfärsen keine Preistendenzfür den betrachteten Zeitraum festgestellt wer-den. Die Daten in der Tabelle belegen, dassSchlachtfärsen deutlich schlechter bezahltwerden als Schlachtbullen. Unterstellt man einSchlachtgewicht der Färse von 260 kg, so führteine Preisdifferenz von 0,20 DM je kgSchlachtgewicht zu Erlösdifferenzen je er-zeugte Färse von 6,00 DM.

Maßnahmen zur Senkung der Kosten

Im Folgenden werden ausgewählte Maßnah-men genannt, die zur Senkung der variablenbzw. der fixen Kosten in der Färsenproduktionbeitragen können.

• Absenkung des Erstkalbealters

Bei den in der Bundesrepublik herrschendenKlima-, Lohn- und Preisverhältnissen führt einelängere Aufzuchtperiode in der Regel zu höhe-ren Aufzuchtkosten. Die Kraftfutterersparnis beieiner längeren Aufzucht kann theoretisch zueiner Verbilligung der Aufzuchtkosten führen,wenn die Preise für die Energie im Kraftfuttersehr hoch und die Kosten für Grundfutter, Ar-beit und Gebäude sehr niedrig sind.

Unter sächsischen Bedingungen ist ein Erstkal-bealter von 24 bis 28 Monaten, je nach betrieb-licher Futtergrundlage, anzustreben. Das ist dieGrundlage für eine Begrenzung der Färsenauf-zuchtkosten.

Tabelle 8: Entwicklung der Schlachtfärsenpreise in Sachsen 1997 bis 2000

Hkl. ME 1997 1998 1999 2000O 3 DM/kg SG 3,85 3,81 3,32 3,64

E - P DM/kg SG 3,92 4,06 3,49 3,84Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft12

Die Gesamtkosten für die Aufzucht einerFärse erhöhen sich bei einem EKA zwischen24 und 30 Monaten je Aufzuchtmonat um ca.90,00 DM.

• Grundfutterkosten

Die Grundfutterkosten sind betrieblich starkbeeinflussbar. Sie hängen im Wesentlichen vonfolgenden Faktoren ab:

- Nährstoffertrag/ha- Gesamtkosten/ha- Rationsgestaltung

In der vorliegenden Kalkulation wurden bezüg-lich dieser drei Parameter durchschnittlicheVerhältnisse (Nährstoffertrag/ha, Gesamtkos-ten/ha, eine Beispielration) unterstellt, was zueinem Nährstoffpreis von 0,18 bis 0,20 DM/10MJ ME für die komplette Grundfutterrationführte.

In Tabelle 9 wird der Einfluss des EKA unddamit des Nährstoffbedarfes auf die Grundfut-terkosten verdeutlicht. Es ist deutlich erkenn-bar, dass mit steigenden Nährstoffkosten inner-halb eines Erstkalbealters auch die Grundfut-terkosten zunehmen. Hierbei muss darauf ver-wiesen werden, dass die Schwankungen in denNährstoffkosten zwischen den Betrieben undzwischen den Jahren wesentlich größer seinkönnen, als hier beispielhaft aufgezeigt wird.

Die angestrebte Intensität der Aufzucht ist überdie Rationsgestaltung zu gewährleisten. Erst-kalbealter von 24 oder 25 Monaten können nurdurch energiereichere Grundfutterkomponenten(z. B. höhere Maissilageanteile), die höheretägliche Zunahmen ermöglichen, realisiert wer-den. Die Fütterungsintensität bestimmt somitdas Erstkalbealter, die Höhe der Grundfutter-sowie der Gesamtkosten.

Entsprechend den natürlichen Produktionsbe-dingungen erfolgt die Aufzucht unter Nutzungdes Weideganges im Sommer oder durchganzjährige Stallhaltung. Die Vor- und Nach-teile von Weidehaltung gegenüber Stallhal-tung lassen sich in folgenden Punkten zusam-menfassen:

Vorteile:

- verminderte Futtertransporte- Verminderung von Gülle- bzw. Stall-

mistlagerung und Transport- Bewegung fördert eine gesunde Auf-

zucht- bessere Klauengesundheit- Entwicklung der Grundfutteraufnahme- Senkung der Futterkosten- Durchführung von R. u. D. in Ställen

während der Weideperiode

Nachteile:

- geringere tägliche Zunahmen- Verhinderung von Weideausbrüchen

erforderlich- schlechtere Möglichkeit der Einzeltier-

beobachtung u. -behandlung- erschwerte zuchthygienische Bedingun-

gen, Besamung- höheres Krankheitsrisiko infolge von

Parasiten

Wenn ausreichend Grünland im Unternehmensinnvoll genutzt werden soll, ist der Weidegangunbedingt in die Sommerfütterung der Nach-zucht einzubeziehen. In diesem Falle sind auchAbstriche im Erstkalbealter möglich.

Wichtig ist, dass die Nutzung der Flächen fürdie Jungrinderbeweidung in den letzten Jahrennicht zu extensiv erfolgte, damit auch über denWeidegang ausreichend hohe tägliche Zunah-men realisiert werden können.

Tabelle 9: Beeinflussung der Grundfutterkosten in der Färsenaufzucht durch dasErstkalbealter und die Nährstofferzeugungskosten

EKA Nährstoffbedarfaus GF

(Monate) (MJ ME je aufg. Färse) 0,14 0,16 0,18 0,2024 26.299 368 421 473 52626 30.033 420 481 541 60128 32.281 452 516 581 64630 39.082 547 625 703 782

(DM je 10 MJ ME)Nährstoffkosten

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft13

Ausgehend von einem Erstkalbealter von 26Monaten erhöhen sich die Grundfutterkostenbei ganzjähriger Stallhaltung um ca. 50,00 DMje Jungrind des Durchschnittsbestandes undJahr bzw. 100 DM je aufgezogene Färse imVergleich zu 30 % Weidefutter in der Grundfut-terration, betrachtet über die gesamte Auf-zuchtperiode.

In den Untersuchungen zur Arbeitswirtschaftwurde für die Färsenaufzucht für die Weide-haltung ein höherer Arbeitszeitaufwand imVergleich zur Stallhaltung ermittelt. DieserSachverhalt wurde in den wirtschaftlichen Ori-entierungswerten berücksichtigt, so dass derpositive Effekt geringerer Grundfutterkosten(Weidefutter) durch die höheren Personalkos-ten infolge der Weidehaltung wieder aufgezehrtwird.

Im Gegensatz zu den vorliegenden Ergebnis-sen wurde in einer Untersuchung zur Arbeits-wirtschaft in der Mutterkuhhaltung und hierspeziell für den Bereich Färsenaufzucht, in derWeidehaltungsperiode ein etwas günstigererArbeitszeitbedarf als in der Stallhaltungsperiodeermittelt, allerdings wurden hierbei kleinereStälle mit geringerem Mechanisierungsgradeinbezogen.

• Kraftfutter, Mineralfutter

Die Höhe des Kraftfuttereinsatzes in der Fär-senaufzucht ist von der angestrebten Auf-zuchtintensität und dem entsprechenden Erst-kalbealter abhängig.

Die Kosten für den Kraftfuttereinsatz belaufensich auf ca. 238,00 DM bei einem Erstkalbealtervon 24 Monaten bzw. 123,00 DM bei einemErstkalbealter von 30 Monaten je aufgezogeneFärse.

Bei Verringerung des EKA um 1 Monat erhöhensich zwar die Kraftfutterkosten je Färse um ca.20,00 bis 30,00 DM, jedoch sinken die Gesamt-kosten für die Aufzucht der Färse aufgrund derverminderten Aufzuchtdauer insgesamt um ca.90,00 DM.

• Tierarzt, Medikamente

Um niedrige Kosten für Tierarzt und Medika-mente realisieren zu können, sind folgendeMaßnahmen umzusetzen:- bedarfsgerechte Fütterung der Kälber und

des weiblichen Jungviehs- Optimierung der Haltungs- und Klimabedin-

gungen

- regelmäßige Gesundheits- und Fruchtbar-keitsüberwachung

- frühzeitiges Erkennen von Krankheitenermöglicht deren rechtzeitige Behandlung

- konsequente Umsetzung des betrieblichenReinigungs- und Desinfektionsprogramms.

• Besamung/Fruchtbarkeit- Sicherung einer hohen Fruchtbarkeit- Vermeidung von Schwergeburten durch die

Auswahl geeigneter Bullen

• Wasser, Energie, Brennstoffe

Um diesen Kostenblock zu optimieren sindfolgende Aspekte auf ihre einzelbetrieblicheUmsetzbarkeit zu prüfen:- Anwendung auslaufsicherer Tränkeinrich-

tungen- Minimierung des Wassereinsatzes zur Stall-

reinigung- Einsatz moderner, energiesparender Tech-

nologien

• Personal/Abschreibung/Zinsen

Wie in anderen Betriebszweigen auch bestehtein enger Zusammenhang zwischen diesen dreiKostenpositionen.

Der Arbeitszeitbedarf in der Kälberaufzucht(Gewichtsabschnitt 50 - 130 kg) kann mit durch-schnittlich 5 AKmin je Tier und Tag veran-schlagt werden. In Abhängigkeit von der Auf-zuchtdauer (wesentlich beeinflusst von dentäglichen Zunahmen) kann der Arbeitszeitbe-darf für den Abschnitt Kälberaufzucht mit ca.8,5 AKh/Tier angegeben werden. In diesemProduktionsabschnitt ist eine ökonomisch be-deutsame Reduzierung des Arbeitszeitbedarfsnur schwer möglich. Der Arbeitszeitbedarf fürdie Jungrinder- und Färsenaufzucht wird imKapitel 3 ausführlich dargestellt.

Auswirkungen von Investitionen auf diefixen Kosten der Färsenaufzucht

Im Folgenden soll eine Modellkalkulation dieAuswirkungen von Rationalisierungsinvestitio-nen in diesem Bereich verdeutlichen:Ausgangspunkt:Investition pro Tierplatz: 1.000 DM- jährliche Erhöhung der

- Abschreibungen (4 %) 40 DM- Zinsen (6 % vom Halbwert) 30 DM

- jährliche Senkung des - Instandhaltungsaufwandes

(1,5 %) ./. 15 DM- jährliche Gesamtbelastung: 55 DM

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft14

Unterstellt man Personalkosten in Höhe von20 DM/AKh so wird deutlich, dass eine Absen-kung des Arbeitszeitbedarfes um 2,5 AKh/Jahr notwendig ist, um eine zusätzliche Inves-tition in Höhe von 1000,00 DM je Stallplatzökonomisch vertreten zu können.

• allgemeiner Betriebsaufwand

Der allgemeine Betriebsaufwand enthält die aufdie Betriebszweige umgelegten nicht direktzuordenbaren Kosten, die in der Regel dieKosten für die Leitung und Verwaltung desUnternehmens sowie die Betriebsgemeinkostenenthalten. Speziell in einigen juristischen Per-sonen nimmt diese Position einen erheblichenAnteil ein.Einzelbetrieblich ist zu prüfen, welcher Lei-tungs- und Verwaltungsaufwand erforderlich ist,um ein optimales wirtschaftliches Ergebnis imUnternehmen zu erzielen.

2.4.4 Wirtschaftliche Orientierungswertefür die Jungrinder- und Färsenauf-zucht

In der Tabelle 10 sind die Erzeugungskosten fürFärsen ab 50 kg Lebendgewicht bis zur Abkal-bung bei einem Erstkalbealter von 24 bis 30Monaten dargestellt. Dem Teil „Berechnungs-grundlagen“ sind die Annahmen für die Berech-nung zu entnehmen, im Ergebnisteil sind dieErzeugungskosten je weibliches Jungrind imDurchschnittsbestand bzw. je erzeugte Färseaufgeführt. Für das Erstkalbealter von 24 Mo-naten wurde ganzjährige Stallhaltung unter-stellt, in den drei weiteren Varianten wird vonWeidehaltung im Sommer ausgegangen.

2.4 Zusammenfassung

Im Rahmen des F/E-Projektes wurde die Jung-rinder- und Färsenaufzucht von 11 sächsischenMilchviehbetrieben hinsichtlich Erlöse und Ko-sten detailliert ausgewertet.

Schwerpunkt der Analyse sind die Erzeugungs-kosten. Diese sind als Grundlage für die inner-betriebliche Bewertung der innenumgesetztenFärsen anzusehen. Mit 1.311,00 DM wurden,wie in den Vorjahren, hohe Kosten je weiblichesJungrind im Durchschnittsbestand je Jahr er-mittelt.Auf die gesamte Aufzuchtperiode (von 3,7 bis26,1 Monaten) in der Abrechnungseinheit be-zogen, wurden Kosten je erzeugte Färse von2.574,00 DM festgestellt.

Für die Jungrinder- und Färsenaufzucht werdenin den Unternehmen i. d. R. ältere Stallanlagengenutzt, die die unterschiedlichsten Haltungs-verfahren aufweisen.

Hinsichtlich Rationalisierung bzw. Modernisie-rung wurde in den letzten Jahren für diesenBereich ein minimaler Aufwand betrieben, teil-weise werden umgenutzte Milchviehställe fürdie Jungrinderaufzucht verwendet. Aufgrunddieser Tatsache werden durch die Unterneh-men hinsichtlich Arbeitsorganisation und Kos-ten Kompromisse eingegangen.Reserven sind in den Unternehmen v. a. in denParametern Erstkalbealter (29,1 Mon.) undAufzuchtverluste (5,2 %) erkennbar.

Als Zielstellungen für eine wirtschaftliche Auf-zucht sind zu nennen:

Verluste/Merzungen• Kälberverluste bis 6 Monate

< 5 % der leb. geborenen Kälber• Aufzuchtverluste bis zur trag. Färse

< 2 % je Tier u. Jahr• Gesamtabgänge

(Verluste und Merzungen)< 15 %

Erstkalbealter• 24/25 Monate (auf Ackerbaustandorten) bis

27/28 Monate (auf Grünlandstandorten), inAbhängigkeit der Futtergrundlage des Un-ternehmens

• die Erstbesamung sollte unbedingt in Ab-hängigkeit von der Entwicklung der Tierevorgenommen werden

Die erforderliche Verringerung der Aufzuchtkosten ist in erster Linie durch eine Senkung desErstkalbealters zu erreichen. Die durchschnitt-lich erreichten 29,1 Monate können bisher aufkeinen Fall zufrieden stellen.Eine allmähliche Senkung des durchschnittli-chen Erstkalbealters auf 27 Monate kann Kosteneinsparungen je aufgezogene Färse von ca.180,00 DM ermöglichen. Bei einer mittlerenReproduktionsrate von 39 % in der Betriebs-zweigabrechnung bedeutet diese Kostenein-sparung eine Verbesserung des Ergebnisses jeMilchkuh und Jahr von 70 DM.

In den Unternehmen ist die detaillierte Analyseder einzelnen Kostenpositionen sowie der Auf-zuchtverluste unbedingt erforderlich, um dieErschließung weiterer Reserven möglich zumachen.

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft15

Tabelle 10: Wirtschaftliche Orientierungswerte für die Jungrinder- und Färsenaufzucht

1. Berechnungsgrundlagen

VariantenEKA (Monate)Berechnungs- ME je erzeugt. je Tier/ je erzeugt. je Tier/ je erzeugt. je Tier/ je erzeugt. je Tier/

grundlagen Färse Jahr Färse Jahr Färse Jahr Färse Jahr

ProduktionEinstallungsgewicht kg/Tier 50 50 50 50Endgewicht(Umsetz.bzw. Verkauf) kg/Tier 530 540 550 560EKA mo/Tier 24 26 28 30Haltungsdauer mo/Tier 23,5 25,5 27,5 29,5

d/Tier 715 776 836 897Zunahme g/Tier/d 672 632 598 568Tierverluste % 3,9 2,0 4,2 2,0 4,6 2,0 4,9 2,0Selektion % 9,8 5,0 10,6 5,0 11,5 5,0 12,3 5,0Schlachtgewicht bei Selektion kg 260 260 260 260Aufstallung *) Düngeranfall!Ac3 4 4 4 4Stallmist dt 0,0 0,0 0,0 0,0Jauche cbm 0,0 0,0 0,0 0,0Gülle cbm 16,9 19,7 22,5 25,4

Futter Nährst!O2 Nährst!O2 Nährst!O2 Nährst!O2

Nährstoffbedarf insg. MJ ME 37179 18988 40913 19256 41551 18133 45132 18360Sicherheitszuschlag % 0,0 0,0 0,0 0,0 dav. aus Grundfutter MJ ME 26299 13431 30033 14135 32281 14088 39082 15899 dav. aus Kraftfutter MJ ME 10880 5556 10880 5121 9270 4045 6050 2461Inhaltsstoffe Kraftfutter (OS) MJ ME/kg 11,5 var-u-fixe Kosten 11,5 var-u-fixe Koste 11,5 var-u-fixe Koste 11,5 var-u-fixe Kosten

Kraftfutterbedarf dt/Tier 8,7 4,4 8,7 4,1 7,3 3,2 4,5 1,8Mineral-u. Wirkstoffbedarf dt/Tier 0,40 0,2 0,40 0,2 0,40 0,2 0,40 0,2Milchaustauscher dt/Tier 0,50 0,3 0,50 0,2 0,50 0,2 0,50 0,2Inhaltsstoffe Milchaustauscher MJ ME/kg 17,5 17,5 17,5 17,5Erzeuger- und BetriebsmittelpreiseZuchtkalb DM/Stück 340 340 340 340hochtrag. Färse (nur bei Verkauf) DM/Stück 1880 1880 1880 1880Schlachtfärse (Selektion) DM/kg SG 3,25 3,25 3,25 3,25Grundfutter DM/ 10 MJ 0,20 GF-Ration 0,18 GF-Ration 0,18 GF-Ration 0,20 GF-Ration

Kraftfutter DM/dt 27,38 27,38 27,38 27,38Mineral+Wirkstoffe DM/dt 94,50 94,50 94,50 94,50Milchaustauscher DM/dt 266,78 266,78 266,78 266,78Düngerwert Stallmist DM/ME 0,83 0,83 0,83 0,83Düngerwert Jauche DM/ME 6,10 6,10 6,10 6,10Düngerwert Gülle DM/ME 6,62 6,62 6,62 6,62Prämien Bezugsjahr 2001 2001 2001 2001

Schlachtprämie DM/Tier 104,00 104,00 104,00 104,00Zusatzbetrag zur Schlachtprämie DM/Tier 26,00 26,00 26,00 26,00

Kapitaleinsatz Gebäude

Ausstattg. insg. DM/Tierpl. 2368 2368 2368 2368Abschreibung % p.a. 4,0 4,0 4,0 4,0Unterhaltung % p.a. 1,3 1,3 1,3 1,3Zins % p.a. 6,0 6,0 6,0 6,0

Ausrüstg.

Ausstattg. insg. DM/Tierpl. 598 598 598 598Abschreibung % p.a. 10,0 10,0 10,0 10,0Unterhaltung % p.a. 4,0 4,0 4,0 4,0Zins % p.a. 6,0 6,0 6,0 6,0Umlaufkapital, mittl. Festldauer Monate 6 6 6 6Umlaufkapital, Zinssatz % 0 0 0 0ArbeitArb.zeitbedarf AKh/Tier 17,6 9,0 24,0 11,3 25,9 11,3 27,8 11,3Entlohnung der AKh DM/AKh 20,0 20,0 20,0 20,0

1 2 3 4

*) Code Aufstallung: 1 = Flachlauf-, Tretmist- oder Anbindestall (eingestreut); 2 = Tiefstreustall o. sep. Freßbereich; 3 = Tiefstreustall mit sep. Freßbereich; 4 = Laufstall, Anbindestall (Gülle)

24 26 28 30

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft16

2. Ergebnis

VariantenEKA (Monate)Berechnungs- ME je erzeugt. je Tier/ je erzeugt. je Tier/ je erzeugt. je Tier/ je erzeugt. je

grundlagen Färse Jahr Färse Jahr Färse Jahr Färse J

Marktleistung / Erlösehochtragende Färse DM 1622 829 1600 753 1578 689 1557Schlachtfärse DM 83 42 90 42 97 42 104Prämien DM 13 7 14 7 15 7 16sonstige Erlöse DM 0 0 0Dungwert DM 112 57 130 61 149 65 168insgesamt DM 1829 934 1834 863 1839 803 1844

Variable KostenBestandsergänzung DM 340 174 340 160 340 148 340

Grundfutter DM 525 268 548 258 596 260 776Kraft-u. Mineralfutter DM 276 141 276 130 238 104 161Milchaustauscher DM 133 68 133 63 133 58 133Besamung DM 50 26 50 24 50 22 50 20

Tierarzt, Medikamente DM 53 27 57 27 62 27 66 27Beiträge/Gebühren/Tiervers. DM 6 3 6 3 7 3 7 3Energie/Wasser/Brennstoffe DM 78 40 85 40 92 40 98 40Unterhaltung Ausrüstung DM 47 24 51 24 55 24 59 24Weideeinrichtung/Haftpfl. Weide DM 14 7 15 7 16 7 17 7sonstige var. Kosten DM 10 5 11 5 11 5 12 5Zinsen Umlaufkapital DM 0 0 0 0 0 0 0 0

insgesamt DM 1532 782 1573 740 1600 698 1721 700

DeckungsbeitragDeckungsbeitrag I *) DM 822 420 810 381 835 365 899 366

Deckungsbeitrag II DM 298 152 262 123 240 105 124 50

*) ohne Einrechnung Grundfutter

Fixe KostenPersonal DM 352 180 480 226 518 226 556 226Abschreibung DM 303 155 328 155 354 155 380 155Unterhaltung Gebäude DM 60 31 65 31 71 31 76 31Zinsen Gebäude+Ausrüstung DM 174 89 189 89 204 89 219 89

0 0 0 0sonstige fixe Kosten DM 10 5 11 5 11 5 12 5allg. Betriebsaufwand DM 98 50 106 50 115 50 123 50

insgesamt DM 997 509 1180 555 1272 555 1365 555

GESAMTKOSTEN DM 2529 1292 2753 1295 2872 1253 3086 1255bereinigte Erzeugungskosten DM 2322 2519 2611 2798

Gewinn vor Steuer DM -699 -357 -918 -432 -1033 -451 -1241 -505

1 2 3 424 26 28 30

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft17

3 Arbeitswirtschaftliche Analyse

3.1 Zielstellung

Ziel ist es, arbeitswirtschaftliche Untersuchun-gen zur Färsenaufzucht in mindestens 8 Unter-nehmen Sachsens durchzuführen sowie dieermittelten Daten auszuwerten und zusammen-zustellen. Diese Aufgaben sind Teil des For-schungsprojektes „Untersuchungen zur Erlös-und Kostenstruktur sowie zur Arbeitswirtschaftin der sächsischen Färsenaufzucht“ .

3.2 Material und Methode

Auswahl der Unternehmen sowie derenJungrinderanlagen

Die 10 Unternehmen, in denen der Arbeitszeit-aufwand für die Färsenaufzucht zu ermittelnwar, wurden vom Auftraggeber vorgegeben. Sieliegen sowohl im Flachland als auch im Mittel-gebirge und dessen Vorland. Sie haben einenBestand an Jungrindern (ab 7. Lebensmonat) inder Schwankungsbreite von 200 bis 610 Stück.

Der Durchschnitt beträgt 400 Jungrinder. We-sentliche Angaben zum Untersuchungsmaterialjedes Unternehmens sind in Tabelle 11 zu-sammengefasst.

In der Untersuchung wird der Jungrinderbe-stand in zwei Altersbereiche unterteilt:

Jungrinder I (JR I) vom 7. bis zum 15./16.Lebensmonat

Jungrinder II (JR II) ab 16./17. Lebensmonat(auf alle Fälle ab Besa-mungsalter) bis zur Um-stallung in den Kuhstall.

Bis auf einen neu gebauten Stall werden inallen anderen Fällen für die Färsenaufzuchtältere Ställe genutzt, die etwa vor 10 bis 35Jahren erbaut worden sind. Teilweise sind esGebäude, die früher Kuhställe waren und ohnebzw. mit geringen Umbauten bzw. Umrüs-tungen zu Jungrinderställen umfunktioniertwurden. Meistens findet man Flachlaufställe mitmobilen Verfahren zur Fütterung, Einstreuver-sorgung und Entmistung vor. In 3 Unternehmensind die Jungrinder auf mehr als einem Stand-ort untergebracht. Charakteristisch ist, dass aufein und demselben Standort die Ställe unter-schiedliche Aufstallungsverfahren für die Tiereaufweisen (z. B. Aufstallung auf Einstreu –Aufstallung ohne Einstreu, Flachlaufstall –Tieflaufstall). Selbst innerhalb eines Stallesfindet man vereinzelt verschiedene Aufstal-lungsverfahren.

Tabelle 11: Kurzcharakteristik der untersuchten Jungrinderbestände in den Unternehmen

Unternehmen Jungrinder Anzahl Ställe Weidehaltung (Ganztagsweide)

Tierzahl Herdengröße Altersabschnitt

1 490 3 300 75 ab 13 Monate

2 330 3 180 30 Tragende

3 320 2 70 70 Tragende

4 240 4 0

5 610 3 435 44 ab Besamung

6 290 1 100 17 Tragende

7 200 1 75 38 Tragende

8 470 2 205 51 ab 13 Monate

9 490 3 310 44 ab 13 Monate

10 520 2 240 40 Tragende

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft18

Diese Tatbestände unterscheiden die Färsen-aufzucht von der Milchproduktion und der Rin-dermast.

Für Jungrinder ist Weidehaltung typisch. Nur ineinem Betrieb (Ackerebene) sind die Tiereganzjährig im Stall untergebracht. Je nach derVerfügbarkeit von Weideland im Unternehmenist der Anteil Jungrinder auf der Weide rechtunterschiedlich.

Betrachtet man die Ganztagsweide, so habenUnternehmen mit entsprechend viel Weidelandbereits die Jungrinder I (ab ca. 13. Lebensmo-nat) und die Jungrinder II im Sommer auf derWeide (3 Betriebe). Jungrinder bis 1 Jahr sindin 2 dieser Betriebe auf Halbtagsweide.

Alle Jungrinder II ( also auch die zur Besamunganstehenden) sind in einem Betrieb auf derWeide. In 5 von 9 Unternehmen mit Weidebe-trieb wird Weidegang nur für tragende Färsenvorgenommen. Die Weideperiode erstrecktesich zwischen 170 und 210 Tagen, wobei dasMittel bei 180 Tagen lag.

Vier Unternehmen liegen im Mittelgebirge undweisen die kürzeren Weideperioden aus. Essind Betriebe mit Weiden in Höhenlagen bis zuetwa 700 m NN. Die Weiden erstrecken sichauf Hanglagen.5 Unternehmen wurden der Kategorie „Flach-land“ zugeordnet. Die Weiden befinden sichentweder in ausgedehnten Auenlandschaften(3 Betriebe) oder in Bachtälern bzw. auf derenangrenzenden Hanglagen.

Die Entfernungen der Weideflächen vom Jun-grinderstall werden im Mittel auf etwa 1,5 kmgeschätzt. Sie sind teilweise auf Straßen, teil-weise auf Feldwegen (je zur Hälfte) erreichbar.Somit wurde ein für Sachsen typischer breiterQuerschnitt, was die Lage der Weiden anbe-trifft, einbezogen.

Unterscheidet man die Weideverfahren nachPortions- und Umtriebsweide, so wird die ersteMethode in den Betrieben 1, 2, 3 und 5 ange-wendet. Erwähnenswert sind zur Verfahrens-charakteristik weiterhin die Tierzahlen. ImDurchschnitt aller 9 Betriebe mit Weideverfah-ren sind 213 Jungrinder je Unternehmen (70 -435) auf der Weide (Tabelle 11). Die durch-schnittliche Herdengröße der 9 Betriebe beträgt45 Tiere (17 - 75), wobei der Schwankungsbe-reich der Einzelherden zwischen 8 und 95 Jun-grindern liegt. In die Messung der Arbeitszeit istdemzufolge ein breites Spektrum einbezogen,das die Situation in Sachsen gut erfasst.

Eine Kurzcharakteristik der Verfahren für jedenuntersuchten Stall und für die Weiden findetman in der Anlage 1.

3.3 Datenerfassung und -bearbeitung

Ermittlung des Arbeitszeitaufwandes

Die Ermittlung des Arbeitszeitaufwandes wurdenach 2 Methoden vorgenommen:

ArbeitszeitmessungBefragung

Die Arbeitszeitmessung erfolgte in jedemBetrieb an 2 Tagen als Ganztagesaufnahme.Als Messmethode diente die Fortschrittszeit-messung. Die Messgenauigkeit wurde mit0,05 min festgelegt. Messinstrumente warenStoppuhren. Vor Beginn der Untersuchungenist der Arbeitsprozess in der Färsenaufzuchtnach folgenden Prozessabschnitten unterglie-dert worden:

FütterungEinstreuversorgungPflege und BetreuungEntmistungReinigung und DesinfektionSonstiges

Eine weiterführende Aufteilung zeigt die Anl. 1.Die Besamung und der Klauenschnitt erfolgenals Dienstleistung. Dienstleistungen und Tätig-keiten übergeordneter Leiter bleiben unberück-sichtigt, ebenso Reparaturen, die nicht vomStallpersonal erledigt werden.In Abhängigkeit der betrieblichen Bedingungenwaren eine oder zwei Messpersonen nötig.

Die Untersuchungstermine wurden ebenfallsnach den betrieblichen Gegebenheiten festge-setzt. Aus der Sicht der Arbeitskräfte und desProduktionsablaufes wurden repräsentativeTage ausgewählt. In 7 Untersuchungen war esje 1 Tag in der Sommerperiode und in derWinterperiode. In 2 Untersuchungen wurde an2 aufeinanderfolgenden Tagen in der Sommer-periode die Messung durchgeführt, weil es diebetrieblichen Bedingungen zuließen und da-durch für Weideverfahren eine höhere ZahlMesswerte erreicht wurde. Im Betrieb mitganzjähriger Stallhaltung wurde an 7 aufeinan-derfolgenden Tagen in der Sommerperiodegemessen.Die Arbeitskräfte aus der Färsenaufzucht kön-nen alle eine mehrjährige Tätigkeit als Tierpfle-ger nachweisen. Sie besitzen erforderlicheErfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten.

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft19

Ein entscheidender Gesichtspunkt für die Er-mittlung der Arbeitszeit in der Färsenaufzuchtwar die ganzheitliche Betrachtung des Produk-tionsprozesses. An 2 Messtagen besteht abernicht die Möglichkeit, alle im Prozess notwendi-gen Arbeitsaufgaben zu erfassen, weil sie teil-weise an diesen Tagen nicht anfallen. Deshalberfolgte in jedem Unternehmen eine Befragungkompetenter Personen zu diesen Arbeitsgän-gen (z. B. Tieflaufstall entmisten, Generalreini-gung, Koppelbau vor Austrieb und nach Ein-trieb, Schnee schieben). In jedem Betrieb wares jedoch möglich, die meisten in der Anlage 1aufgeführten Arbeiten mit gemessenen Wertenzu belegen.

Auswertung der Daten

Die Auswertung der Daten erfolgt in der Weise,dass die Einzelwerte aus jeder Messreihe nacho. g. Untergliederung in Prozessabschnitte fürjeden Stall sowie nach Jahresperioden festge-stellt werden. Mit dem Ziel, einzelbetrieblicheErgebnisse zu erhalten, werden die Einzel-werte weiter zusammengefasst. Die Herleitungder Ergebniszahlen des Abschnittes 3.4.1 ist inder Anlage 1 nachvollziehbar. StatistischeMaßzahlen wie Minimum, Maximum, Mittelwertund Median dienen der näheren Charakterisie-rung von Teil- und Gesamtergebnissen.

Ein weiteres Anliegen besteht darin, Orientie-rungswerte für die verfahrenstechnische, ar-beitswirtschaftliche sowie betriebswirtschaftli-che Planung zu begründen. Dafür werden ausden Urlisten der Messreihen die Daten mehre-rer Betriebe für gleiche Arbeitsgänge aufgelistetund nach o. g. statistischen Maßzahlen ausge-wertet. Die Zahlen für die betriebswirtschaftli-che Planung werden unter höherem Abstrakti-onsgrad im Vergleich zur einzelbetrieblichenAuswertung kalkuliert, um eine Gültigkeit zuerlangen, die über den Untersuchungsbetriebhinausgeht.

3.4 Ergebnisse

Neben den im Vertrag geforderten einzelbe-trieblichen Ergebnissen hält es der Verfasser inAbstimmung mit dem Auftraggeber für wichtig,in Auswertung der Messungen auch Ergebnissevorzustellen, die den Charakter von Orientie-rungswerten für Planungsaufgaben haben. DieErgebnisdarstellung wird nach diesen beidenKomplexen gegliedert.

3.4.1 Einzelbetriebliche Ergebnisse

Die einzelbetrieblichen Ergebnisse beruhen aufdem im Betrieb gemessenen sowie dem er-

fragten Arbeitszeitaufwand. Sie werden in ver-schiedenartiger Weise zusammengefasst dar-gestellt, um mehrere Betrachtungsebenen zugewähren. Wie im methodischen Teil beschrie-ben, ist es für die Färsenaufzucht typisch, dassin einem Betrieb infolge vorrangiger Nutzungvon Altbauten fast immer mehrere Verfahren(z. B. Flachlaufstall, Tieflaufstall, Anbindestall,Vollspaltenbodenstall oder Liegeboxenstall mitTeilspaltenboden) vorgefunden werden. Dem-zufolge charakterisieren die Daten den Arbeits-zeitaufwand des Betriebes „ x“ mit seinem Kon-glomerat an Einzelverfahren. Sie sind abernicht aussagekräftig für die Charakteristik einerVerfahrenslösung.

In der Anlage 1 wurde für jeden Betrieb eineSeite eingerichtet. Neben allgemeinen Angabenenthält jede der 10 Seiten 3 Tabellen. Die Ta-belle 1 kennzeichnet sowohl die Verfahrenslö-sungen in den Ställen und auf den Weiden alsauch den Arbeitszeitaufwand.

In den Tabellen 12 und 13 ist auf den folgendenSeiten der Arbeitszeitaufwand in den Pro-zessabschnitten und insgesamt für jeden Stallin jedem Betrieb nachzulesen. Die Einzelwertewiderspiegeln den Aufwand in der Stallhaltung,wobei unterschiedliche Tierbestände im Som-mer und Winter beachtet wurden (siehe auchjeweilige Tabelle 2 in der Anl. 1). Der Arbeits-zeitaufwand wurde für Jungrinder I und fürJungrinder II getrennt gemessen und in denTabellen 12 und 13 auch so wiedergegeben.

Als Vereinheitlichung für die 10 Betriebe wurdeim jeweiligen Tabellenteil bei der Berechnungdes Jahresarbeitszeitaufwandes (AKh/Tier undJahr) ganzjährige Stallhaltung unterstellt. Da-durch ist ein höherer Grad der Vergleichbarkeitgegeben. Bei einem Mittelwert von 1,31 AK-min/Tier und Tag ist eine Schwankungsbreitevon 0,94 bis 1,95 AKmin/Tier und Tag für Jung-rinder I in der Tabelle 12 zu erkennen.

Der Mittelwert von 1,43 AKmin/Tier und Tagund die Schwankungsbreite von 1,04 bis 2,05AKmin/Tier und Tag für Jungrinder II weichengegenüber den Werten aus Tabelle 12 gar nichtso stark ab. Es sind nur etwa 9 % beim Mittel-wert. In den einzelnen Prozessabschnitten sinddie Abweichungen zwischen Jungrindern I undII wesentlich größer, beispielsweise 16 % beider Einstreuversorgung, 11 % bei der Pflegeund Betreuung oder 15 % bei der Entmistung.Der höhere Wert für die Fütterung bei den Jun-grindern I resultiert daraus, dass in einigenBetrieben die Jungrinder I in gesonderten Stal-lanlagen untergebracht sind, die eine geringereMechanisierungsstufe im Vergleich zu den

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft20

Ställen der Jungrinder II haben. Dieses Ergeb-nis wurde erreicht, obwohl die verabreichtenFuttermengen bei den jüngeren Tieren geringersind.

Innerhalb eines jeden Altersabschnitts wird vonder Gesamtarbeitszeit der größte Anteil für dieFütterung aufgewendet (35 bis 40 %). Die Ab-schnitte Einstreuversorgung, Pflege und Be-treuung sowie in zusammengefasster Formauch die beiden Abschnitte Reinigung undDesinfektion sowie Sonstiges haben einenAnteil von ca. 15 %, während die Entmistung20 % einnimmt. Die Abbildung 8 stellt die Ver-hältnisse grafisch dar.

Die Tabelle 14 dokumentiert eine nach Aufstal-lungsverfahren geordnete Übersicht des Ar-beitszeitaufwandes für Jungrinder II. Erwar-tungsgemäß ist mit ca. 2 AKmin/Tier und Tagder Arbeitszeitaufwand im Anbindestall amhöchsten und im Vollspaltenbodenstall mit ca.1 AKmin/Tier und Tag am geringsten.

Dazwischen liegen die AufstallungsformenFlachlaufstall und Tieflaufstall. Aufgrund derverstärkten Nutzung des Aufstallungsverfah-rens Flachlaufstall war es in den untersuchtenBetrieben nur für diese Aufstallungsform mög-lich, eine größere Anzahl Ställe aus mehrerenUnternehmen einzubeziehen.

Abbildung 8: Anteil der Prozessabschnitte am Gesamtarbeitszeitaufwand Jungrinder II (Stallhal-tung)

Sonstiges 9%

Reinigung und Desinfektion 5%

Entmistung 21%

Pflege und Betreuung 15%

Einstreuversorgung 15%

Fütterung 35%

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Tabelle 12: Arbeitszeitaufwand in den Prozessabschnitten und insgesamt in AKmin je Tier und Tag sowie in AKh je Tier und Jahr (365 Stallhaltungstage) - Jungrinder I (Stallhaltung)

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Tabelle 13: Arbeitszeitaufwand in den Prozessabschnitten und insgesamt in AKmin je Tier und Tag sowie in AKh je Tier und Jahr (365 Stallhaltungstage) - Jungrinder II (Stallhaltung)

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Tabelle 14: Arbeitszeitaufwand in den Prozessabschnitten und insgesamt in AKmin je Tier und Tag sowie in AKh je Tier und Jahr(365 Stallhaltungstage) - Jungrinder II (Stallhaltung), geordnet nach Aufstallungsverfahren

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft24

Der Vergleich der Aufstallungsverfahren berührtinsbesondere die Prozessabschnitte Einstreu-versorgung und Entmistung. Abbildung 9 zeigtfür diese beiden Abschnitte den zusammenge-fassten Arbeitszeitaufwand bei den betrachte-ten Aufstallungsverfahren.

Eine gleichartige Zusammenstellung, wie sie inden Tabellen 12 und 13 für die Stallhaltungenthalten ist, zeigt Tabelle 15 für die Weide-haltung. Die ermittelten Ergebnisse dokumen-tieren für alle 9 Betriebe mit Weideverfahreneinen Mittelwert von 2,11 AKmin/Tier und Tagund eine Schwankungsbreite zwischen 1,32und 3,76 AKmin/Tier und Tag. Die Unterschie-de zwischen den Betrieben sind groß und vorallem durch die natürlichen Bedingungen derWeiden begründet. Solche Bedingungen sindbeispielsweise die Größe zusammenhängenderWeideflächen und damit verbunden die Her-dengröße sowie der Umtrieb in andere Weide-flächen. Erhebliche Unterschiede gibt es bei derVersorgung mit Tränkwasser (natürliche Trän-

ken, Wasser fahren). Weiterhin spielt die Lageder Weiden innerhalb des Gesamtareals desUnternehmens eine Rolle.Vielfach sind Jungrinderweiden über mehrereDörfer verteilt. Auch die Art der Zufahrtswege(Straße, Feldweg) sind Ursache für bedeutsa-me Unterschiede im Arbeitszeitaufwand.

Zwischen Jungrindern I und Jungrindern IIkonnten im gleichen Unternehmen nur geringeAbweichungen im Arbeitszeitaufwand festge-stellt werden, deshalb sind beide Altersab-schnitte in einer Tabelle zusammengefasst.

Den größten Anteil nehmen mit 65 % des Ge-samtaufwandes die Arbeiten, die im AbschnittPflege und Betreuung zusammengefasst sind,ein. Wie in der Gliederung der Prozessab-schnitte in der Anlage 1 nachzulesen ist, wer-den hier neben Tierkontrollen, -behandlungensowie dem Umtrieb der Jungrinder auch Arbei-ten zum Koppelbau, zum Weideauftrieb und -abtrieb einbezogen.

Abbildung 9: Arbeitszeitaufwand in AKmin/Tier und Tag für die Einstreuversorgung und Entmis-tung bei verschiedenen Aufstallungsverfahren – Jungrinder II

0,00

0,10

0,20

0,30

0,40

0,50

0,60

0,70

0,80

0,90

Flachlaufstall Tieflaufstall Anbindestall Vollspaltenboden-

mit Einstreu mit Einstreu mit Einstreu stall o. Einstreu

AK

min

/Tie

r u.

Tag

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft25

Tabelle 15: Arbeitszeitaufwand in den Prozessabschnitten und insgesamt in AKmin je Tier undTag sowie in AKh je Tier und Jahr (180 Weidetage) - Jungrinder II (Ganztagsweide)

Tabelle 16: Arbeitszeitaufwand je Jungrind und Jahr unter Beachtung der Tierbestände undHaltungstage je Periode

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft26

Abbildung 10: Arbeitszeitaufwand je Jungrind und Jahr als einzelbetriebliche Ergebnisse und Mit-telwert

3.4.2 Orientierungswerte

Orientierungswerte sind für verfahrenstechni-sche, arbeitswirtschaftliche sowie betriebswirt-schaftliche Planungen wichtig. Die breit ange-legten Untersuchungen gestatten es, aus dengemessenen Zeiten eine Anzahl von Orientie-rungswerten abzuleiten. Erfragte Arbeitszeit-aufwendungen blieben unberücksichtigt, eben-so wurden Aufwendungen für betriebliche Un-zulänglich-keiten (z. B. infolge von Baufehlern)herausgenommen. Für hauptsächlich vorgefun-dene Stallhaltungsverfahren der Fütterung,Einstreuversorgung und Entmistung in Abhän-gigkeit der Aufstallung, aber auch vereinzelt derPflege und Betreuung konnten Werte abgeleitetwerden. Teilweise ist es auch für Weideverfah-

ren möglich gewesen. Für diese Orientierungs-werte wurden die Einzelzeiten aus mehrerenBetrieben zusammengefasst. Die ausgewähltenstatistischen Maßzahlen für jede Messreiheenthalten die Tabellen 17 und 18. Neben denausgewiesenen Arbeitsgängen gibt es weitere,für die in nicht genügendem Umfang Zahlen-material vorliegt. Diese Tätigkeiten bleiben beiden Orientierungswerten unberücksichtigt.

Die Orientierungswerte in der Färsenaufzuchtwerden in diesem Falle als Arbeitszeitbedarf inAKmin/Tier und Tag ausgewiesen und sind indieser Ausdrucksform vor allem für die verfah-renstechnische und auch für die arbeitswirt-schaftliche Planung relevant. Die aufgelistetenWerte liegen in der Anlage 2 vor.

Tabelle 17: Statistische Auswertung für die Eignung der Messreihen zur Festlegung von Orien-tierungs werten - Weidehaltung (Ganztagsweide)

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

0

2

4

6

8

10

12

14

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Mittelwert

Betrieb

AK

h/T

ier

u. J

ahr

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Tabelle 18: Statistische Auswertung für die Eignung der Messreihen zur Festlegung von Orientierungswerten - Stallhaltung

Prozessabschnitt FütterungEntnahme von Silage,Mischration

Verteilung von Silage, Mischration Heuentnahmeu. -verteilung

Kraft- u. Mineral-futterentn. u. vert.

Futter ranschieben

Futterplatte, Radlader,Verteiler

Mischwagen Krippenein-zugsband

Handarbeit Handarbeit Frontlader,Gerät

Hand-arbeit

Restfutter

beseiti-gen

Tränkwas-serversor-gung

JR I JR II JR I JR II JR I u. II JR I JR I JR I u. II JR I u.II

JR I u. II JR I u. II

Anzahl 13 11 14 17 10 4 11 21 17 52 16

Min (Akmin/ Tier u. Tag) 0,08 0,10 0,02 0,05 0,07 0,11 0,12 0,02 0,02 0,01 0,01

Max (Akmin/Tier u. Tag) 0,17 0,22 0,09 0,16 0,19 0,15 0,34 0,14 0,13 0,22 0,06

Mittelwert (Akmin/T. u. T.) 0,11 0,15 0,05 0,11 0,11 0,13 0,21 0,06 0,07 0,07 0,03

Median (Akmin/T. u. T.) 0,10 0,13 0,05 0,12 0,10 0,13 0,24 0,06 0,07 0,06 0,03

Prozessabschnitte Einstreuversorgung und EntmistungEntnahme von Stroh-

ballenVerteilung von Einstreu Entmistung

Frontlader Verteiler Handar-beit

Handar-beit

Festmist - Flachlaufstall(täglich)

befestigterAuslauf

Umtrieb, Fixierungfür für

Flachlauf-stall

Auslauf (täglich) Entmistung Entmistung

Vollspal-tenboden

2 - 5 kg 6 - 12 kg 2 - 5 kg 2 -5 kg 2 - 5 kg 6 - 12 kg Radlader Radlader des Stalls des AuslaufsJR I u. II JR I u. II JR I u. II JR I u. II JR I u. II JR I JR II JR I u. II JR I u. II JR I u. II JR I u. II

Anzahl 39 11 40 12 11 5 14 22 14 35 12 4Min (Akmin/Tier u. Tag) 0,02 0,05 0,01 0,01 0,11 0,14 0,06 0,14 0,03 0,03 0,01 0,00Max (Akmin/Tier u. Tag) 0,17 0,28 0,12 0,06 0,25 0,22 0,28 0,43 0,15 0,21 0,10 0,08Mittelwert (Akmin/T. u. T.) 0,08 0,16 0,05 0,04 0,17 0,18 0,17 0,20 0,09 0,08 0,06 0,04Median (Akmin/T. u. T.) 0,07 0,15 0,05 0,04 0,17 0,16 0,15 0,17 0,09 0,07 0,07 0,04

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Prozessabschnitt Aufstallung, Pflege und BetreuungHilfe bei der Besamung Brunstkontrolle Ein, Um- und Ausstallung

JR II JR II JR I und II

Anzahl 11 19 5

Min (Akmin/ Tier u. Tag) 0,02 0,01 0,01

Max (Akmin/Tier u. Tag) 0,07 0,11 0,04

Mittelwert (Akmin/T. u. T.) 0,04 0,06 0,02

Median (Akmin/T. u. T.) 0,03 0,07 0,02

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft29

Eine weitere Kategorie Orientierungswerte, dievor allem für die betriebswirtschaftliche Planunganwendbar sind, weist den Arbeitszeitbedarf jeJungrind und Jahr in Arbeitskräftestunden aus.Diese Daten wurden für bestimmte Aufstal-lungsverfahren nach der rechnerischen Metho-de kalkuliert. Weidehaltung mit unterschiedli-cher Einbeziehung der Altersabschnitte derTiere ist ebenfalls berücksichtigt.

Diese Orientierungswerte enthält die Tabelle19. Eine nächste Tabelle 20 stellt die Arbeits-maße zusammen, die sich aus den Orientie-rungswerten der Tabelle 19 errechnen.

Das Tagesarbeitsmaß gibt Auskunft darüber,wie viele Jungrinder eine Arbeitskraft betreuenkann. Neben dem Tagesarbeitsmaß findet manauch das Jahresarbeitsmaß in der Tabelle 20.

Tabelle 19: Orientierungswerte zum Arbeitszeitbedarf in der Färsenaufzucht(AKh/Jungrind und Jahr)

Verfahren im Stall Stallhaltung 1) StallhaltungWeidehaltung(Tragende) 2)

StallhaltungWeidehaltung(JR II) 3)

StallhaltungWeidehaltung(JR I u. II) 4)

AKh/Jungrind und Jahr

Flachlaufstall,befestigter Auslauf,Festmist

8,25 9,25 9,75 10

Flachlaufstall,Festmist 7 8,25 9 9,25

Vollspaltenboden-stall, Flüssigmist,Fließkanal

5 6,5 7,5 8

1) ganzjährige Stallhaltung Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft2) Stallhaltung im Winter für alle Jungrinder, Stallhaltung im Sommer außer Tragende3) Weidehaltung im Sommer für alle Jungrinder ab 16. Lebensmonat4) Weidehaltung im Sommer für alle Jungrinder ab 13. LebensmonatWinterperiode 185 Tage, Sommerperiode 180 Tage

Tabelle 20: Orientierungswerte zur Arbeitswirtschaft in der Färsenaufzucht (Arbeitsmaße)

Verfahren imStall

Stallhaltung StallhaltungWeidehaltung(Tragende)

StallhaltungWeidehaltung(JR II)

StallhaltungWeidehaltung(JR I u. II)

TAM1) JAM2) TAM1) JAM2) TAM1) JAM2) TAM1) JAM2)

Flachlaufstall,befestigter Aus-lauf,Festmist

350 220 320 200 300 180 290 180

Flachlaufstall,Festmist 420 260 350 220 320 200 320 220

Vollspalten-bodenstall,Flüssigmist,Fließkanal

590 360 450 280 390 240 360 230

1) TAM - Tagesarbeitsmaß (480 AKmin tägliche Arbeitszeit unterstellt) Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft2) JAM - Jahresarbeitsmaß (1800 AKh jährliche Arbeitszeit unterstellt)

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft30

3.5 Zusammenfassung

Mit dem Zahlenmaterial, das in arbeitswirt-schaftlichen Untersuchungen zur Färsenauf-zucht in zehn Unternehmen Sachsens ermitteltwurde, lassen sich die meisten Anwendungs-fälle, die den Arbeitszeitbedarf betreffen, inverfahrenstechnischer, arbeitswirtschaftlicherund betriebswirtschaftlicher Hinsicht bearbeiten.Es sind Daten, welche in den ausgewähltenBetrieben den durchschnittlichen Arbeitszeit-aufwand insgesamt und nach Prozessab-schnitten unterteilt belegen sowie die Spann-weite sowohl für die Stall- als auch für die Wei-dehaltung charakterisieren. Darüber hinauswurden aus den Messreihen Orientierungs-werte zusammengestellt, die ein wichtigesHilfsmittel für Planungsarbeiten auf den ge-nannten Gebieten darstellen.Weitere Untersuchungen zur Färsenaufzuchtsollten immer auch unter dem Blickwinkel erfol-gen, den Umfang an Orientierungswerten zuvergrößern.

4 Schlussfolgerungen

1. Nach der Höhe und den Beeinflussungs-möglichkeiten sind die Bestandsergän-zungskosten in der Milcherzeugung eine derwichtigsten Kostenpositionen. Die Be-standsergänzungskosten sind über das Re-produktionsgeschehen auf der einen unddie Aufzuchtkosten auf der anderen Seitezu optimieren.

2. Die exakte betriebswirtschaftliche Analyse(v. a. Kostenanalyse) der Jungrinder- undFärsenaufzucht ist in jedem Milchviehbe-trieb mit eigener Nachzucht unerlässlich.Diese Analyse ist die Voraussetzung für dieErschließung betrieblicher Reserven. Au-ßerdem ist sie die Grundlage für die Be-wertung innenumgesetzter Färsen.

3. In der sächsischen Färsenaufzucht sindsehr differenzierte Ausgangsbedingungenanzutreffen, was sich in unterschiedlichenHaltungsverfahren sowie Unterschieden inder Fütterung darstellt. Für die Aufzuchtwerden in der Regel ältere Stallanlagen ge-nutzt, die sehr unterschiedliche Mechanisie-rungsniveaus aufweisen.

4. Die ermittelten Kosten für die analysiertenelf Unternehmen betrugen je weiblichesJungrind im Durchschnittsbestand1.311,00 DM je Jahr. Auf die gesamte Auf-zuchtperiode (von 3,7 bis 26,1 Monaten) inder Abrechnungseinheit bezogen, wurdenKosten je erzeugte Färse von 2.574,00 DMfestgestellt.

5. Die Hauptreserven sind in dem mit 29,1Monaten zu hohen Erstkalbealter und den

Aufzuchterlusten zu sehen. Eine Senkungdes Erstkalbealters um zwei Monate auf 27Monate lässt einen Kostenvorteil je Milch-kuh und Jahr von ca. 70,00 DM erwarten.Um Reserven in den einzelnen Kostenposi-tionen ausschöpfen zu können, sind dieseeinzelbetrieblich mit den Ist-Ergebnissenund den Orientierungswerten zu verglei-chen.

6. In der arbeitswirtschaftlichen Analyse wur-den für den Altersabschnitt ab 7. Lebens-monat bis zur hochtragenden Färse imDurchschnitt der 10 beteiligten Unterneh-men 9,27 AKh je Tier und Jahr ermittelt.Das Unternehmen mit reiner Stallhaltungweist den insgesamt niedrigsten Arbeits-zeitaufwand je Jungrind und Jahr auf.

7. Der durchschnittliche Arbeitszeitaufwand fürdie Jungrinder I (7. bis 15./16. Lebensmo-nat) beträgt in der Stallhaltung 1,31 AKminje Tier und Tag, bei einer Schwankungs-breite von 0,94 bis 1,95. Für die JungrinderII (ab 16./17. Lebensmonat bis zur Umstal-lung in den Kuhstall) wurde für die Stallhal-tungsperiode ein mittlerer Arbeitszeitauf-wand von 1,43 AKmin je Tier und Tag, beieiner Spannweite von 1,04 bis 2,05 AKmin,ermittelt.

8. Unter den Prozessabschnitten in der Stall-haltungsperiode nimmt die Fütterung mit ca.einem Drittel des Arbeitszeitbedarfs dengrößten Anteil ein, gefolgt von der Entmis-tung und der Einstreuversorgung und Pflegeund Betreuung.

9. Während der Weidehaltungsperiode wurdeein durchschnittlicher Arbeitszeitaufwandvon 2,11 AKmin je Jungrind und Tag (1,32bis 3,76 AKmin) festgestellt. Mit einem An-teil von 65 % liegt hier der ProzessabschnittPflege und Betreuung eindeutig an der Spit-ze. Damit wurde für die Weidehaltung einhöherer Arbeitszeitaufwand als für die Stall-haltung ermittelt.

10. Als Orientierungswert lässt sich für diewichtigsten Haltungsverfahren in der Jung-rinder- und Färsenaufzucht ein Arbeitszeit-bedarf je Jungrind und Jahr von 5 bis 10AKh ableiten. Daraus ergibt sich ein Jah-resarbeitsmaß von 180 bis 360 Jungrindernje Arbeitskraft.

11. Mit den vorliegenden Forschungsergebnis-sen werden die Grundlagen für die be-triebswirtschaftliche Bewertung der Färsen-aufzucht in den sächsischen Unternehmengelegt. Die arbeitswirtschaftlichen Datenermöglichen die Bearbeitung fast aller Fra-gen der Arbeitswirtschaft in der Jungrinder-und Färsenaufzucht ab dem 7. Lebensmo-nat.

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft31

Anlage 1: Prozessabschnitte für die Gliederung der Arbeiten in der Färsenaufzucht

Codierung

1 1. FütterungA StallA11 • Bereitstellung/Entnahme der Futtermittel; einschl. Mischration; einschl. Kehren

des FutterhausesA111 • Silage/GrünfutterA112 • Kraft- und MineralfutterA113 • HeuA12 • Verteilung der Futtermittel; einschl. MischrationA121 • Silage/GrünfutterA122 • Kraft- und MineralfutterA123 • HeuA13 • FutterranschiebenA14 • Restfutterbeseitigung; einschl. Kehren des FuttertischesA15 • Tränken wartenA16 • Umtrieb der Tiere im Zusammenhang mit der Fütterung (Tiere:Fressplätze)B WeideB15 • Versorgung auf der Weide mit Wasser; Mineralfutter, Stroh usw.B151 • WasserB152 • MineralfutterB153 • StrohB16 • Portionierung; Umtrieb auf der WeideB17 • Umsetzen der Tränken; Fütterungseinrichtungen

2 2. Einstreuversorgung (Wegezeiten dem folgenden Arbeitsgang zuordnen!A StallA21 • Bereitstellung/Entnahme der EinstreuA22 • EinstreuverteilungA23 • Umtrieb bzw. Fixieren der Tiere im Zusammenhang mit der Einstreuversorgung

3 3. Aufstallung, Pflege und BetreuungA StallA31 • Enthornen; KlauenschneidenA32 • KennzeichnungA33 • Selbst durchgeführte Behandlungen (Geburtshilfe)A34 • Unterstützung bei tierärztlichen BehandlungenA35 • Besamung, TUA36 • Tierkontrolle, z. B. BrunstkennungA37 • DokumentationA38 • Ein-, Um- und AusstallungA39 • Klauenbad

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft32

Prozessabschnitte für die Gliederung der Arbeiten in der Färsenaufzucht

(Fortsetzung)

B WeideB303 • Selbst durchgeführte Behandlung (Geburtshilfe)B304 • Unterstützung bei tierärztlichen BahandlungenB305 • Besamung, TUB306 • Tierkontrolle, z. B. BrunstkennungB307 • DokumentationB308 • Ein-, Um- und Ausstallung (einschl. Halbtagsweide; auch bei Besamung/TU,

wenn Stall Weidezentrale)B309 • Umsetzung des WeidefangstandesB310 • Koppelbau vor Austrieb; Koppelabbau nach EintriebB311 • Austrieb, EintriebB312 • Umtrieb zwischen WeidekomplexenB313 • Neubau von Koppeln während der WeideperiodeB314 • Spannung messen; Zaunkontrolle (nur unmittelbare Tätigkeit)B315 • Nachmahd, MulchenB316 • Wegezeit im Zusammenhang mit den Weidearbeiten

4 4. Entmistung (Wegezeiten dem jeweils folgenden Arbeitsgang zuordnen!A StallA 41 • Arbeiten im Zusammenhang mit der GülleentmistungA42 • Entmistung (Festmist)A43 • Umtrieb bzw. Fixieren der Tiere im Zusammenhang mit der Entmistung/ Ein-

streuversorgung

5 5. Reinigung und DesinfektionA StallA51 • Stallreinigung (v. a. periodische Arbeiten, die nicht ihre Ursache in der Fütterung

usw. haben)A52 • DesinfektionA53 • Kalkung

6 6. SonstigesA StallA61 • Instandhaltung, Reparaturen, TankenA62 • Koordination (Arbeitsbesprechungen usw.)A63 • Zeitaufwand im Zusammenhang mit FärsenvermarktungA64 • nicht zuordenbare bzw. extrem hohe Wegezeiten aufgrund betriebl. Gegeben-

heitenA65 • sonstige nicht zuordenbare ArbeitenB WeideB61 • Instandhaltung, Reparatur, TankenB62 • Koordination (Arbeitsbesprechungen usw.)B63 • Zeitaufwand im Zusammenhang mit FärsenvermarktungB64 • sonstige nicht zuordenbare Arbeiten

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft33

Anlage 2: Orientierungswerte

Orientierungswerte zum Arbeitszeitbedarf in der Färsenaufzucht

Arbeitsabschnitt/Arbeitsgang AKmin/Jungrind und Tag

1 Fütterun1.1. Entnahme und Bereitstellung des Futters1.1.1 Radlader, FrontladerSilage bzw. Mischration von Futterplatte entnehmen, beladendes Verteilers – Jungrinder I 0,11

Silage bzw. Mischration von Futterplatte entnehmen, beladendes Verteilers – Jungrinder II 0,15

2.1 Verteilung des Futters1.2.1 MischwagenSilage bzw. Mischration verteilen – Jungrinder I 0,05

Silage bzw. Mischration verteilen – Jungrinder II 0,11

1.2.2 KrippeneinzugsbandSilage bzw. Mischration mit Verteiler aufdosieren und verteilen Jungrinder I und II 0,11

1.2.3 HandarbeitKraft- und Mineralfutter entnehmen und verteilen – Jungrinder I 0,21

1.3 Futter ranschieben, Restfutter beseitigen1.3.1 Frontlader, GerätFutter ranschieben – Jungrinder I und II 0,06

1.3.2 HandarbeitFutter ranschieben – Jungrinder I und II 0,07

1.3.3 Restfutter beseitigen 0,07

1.4 TränkwasserversorgungTränken warten 0,03

2 Einstreuversorgung2.1 Entnahme und Bereitstellung der Einstreu2.1.1 Radlader, FrontladerHD-Ballen bzw. Rundballen entnehmen, Bindfaden entfernen, zum Stalltransportieren bzw. Verteiler beladen und zum Stall transportieren(2 - 5 kg/Jungrind und Tag) 0,08

HD-Ballen bzw. Rundballen entnehmen, Bindfaden entfernen, zum Stall transportierenbzw. Verteiler beladen und zum Stall transportieren (6 - 12 kg/Jungrind und Tag) 0,16

2.2 Verteilung der Einstreu2.2.1 VerteilerHD-Ballen bzw. Rundballen (2-5 kg/Jungrind und Tag) im Flachlaufstall 0,06

HD-Ballen bzw. Rundballen (2-5 kg/Jungrind und Tag) im Auslauf 0,04

2.2.2 HandarbeitHD-Ballen (2-5 kg/Jungrind und Tag) abgelegt bzw. auf Anhänger im Flachlaufstall 0,17

HD-Ballen (6-10 kg/Jungrind und Tag) abgelegt im Flachlaufstall 0,18

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft34

Orientierungswerte zum Arbeitszeitbedarf in der Färsenaufzucht (Fortsetzung)

Arbeitsabschnitt/Arbeitsgang AKmin/Jungrind und Tag

3 Aufstallung, Pflege und Betreuung3.1 Hilfe bei der Besamung (Arbeitszeit ist auf den Durchschnittsbestandder Jungrinder ab Besamungsalter bezogen) 0,04

3.2 Brunstkontrolle, Tierkontrolle (Arbeitszeit ist auf den Durchschnitts-bestand der Jungrinder ab Besamungsalter bezogen) 0,06

3.3 Ein-, Um-, Ausstallungen (Arbeitszeit ist auf den Durchschnittsbestandaller Jungrinder ab 7. Lebensmonat bezogen) 0,03

4 Entmistung4.1 Festmist - Radlader4.1.1 Flachlaufstall täglich - wöchentlich entmisten - Jungrinder I 0,15

4.1.2 Flachlaufstall täglich - wöchentlich entmisten - Jungrinder II 0,20

4.1.3 Auslauf täglich - dreimal /Woche entmisten - Jungrinder I und II 0,10

4.2 Flüssigmist - Fliesskanal4.1.1 Vollspaltenbodenstall 0,04

Orientierungswerte zum Arbeitszeitbedarf in der Färsenaufzucht (Fortsetzung)Weideverfahren - Ganztagsweide

Arbeitsabschnitt/Arbeitsgang AKmin/Jungrind und Tag

1 WasserversorgungBefüllung der Wasserfässer und Transport (ca. 3 km, Straße und Feldweg)Arbeitszeit je Jungrind des Gesamtbestandes bei etwa 30% Anteilnatürlicher Tränken 0,40

2 Koppelbau sowie UmtriebKoppelbau während der Weideperiode für Umtriebs- oder Portionsweide sowieUmtrieb der Jungrinder in die neue Koppel innerhalb der gleichen Weideeinheit 0,30

3 ZaunkontrolleKontrolle der anliegenden Stromspannung 0,04

4 Wegezeiten für Koppelbau, Kontrolle4.1.1 Weideverfahren im Flachland 0,35

4.1.2 Weideverfahren im Mittelgebirge 0,60

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft35

Die Erzeugung von Weidekälbern - ein Verfahren für kleinere Mutterkuhbestände mit Direkt-vermarktungDr. Manfred Golze, Steffen Strehle, Christoph Schröder und Kurt Klos, Sächsische Landesanstaltfür Landwirtschaft, Fachbereich Tierzucht, Fischerei und Grünland Köllitsch

Einleitung

Die Produktionsziele im Rahmen der Mut-terkuhhaltung sind neben der bedeutendenLeistung der Mutterkuhherden zur Offenhaltungdes Grünlandes sowie zur Erhaltung der Kul-turlandschaft durch Nutzung gegeben in:

- der Erzeugung von Absetzern zum Verkauf- der Erzeugung von Absetzern und Ausmast

im Betrieb mit verschiedenen Mastformen- der Erzeugung von Zuchttieren im kleineren

Umfang und in- der Erzeugung von Weidekälbern.

Der Begriff „Weidekalb“ wird von den Autorenverwendet. International ist der Begriff „BabyBeef“ gebräuchlich. Aus der Sicht des Verbrau-chers im deutschsprachigen Raum ist das abernicht so günstig. In vielen regionalen Program-men sind unterschiedliche Bezeichnungenvorhanden. Hier sollen nur das „Natura Beef“der Schweiz, das „Styria Beef“ in der Steier-mark oder das „Prignitzer Weiderind“ aus Nord-brandenburg aufgeführt sein.

Alle Programme haben gemeinsam die:

• Produktionsform

Das Kalb wird von der Mutter bis zumSchlachten gesäugt und mit dem Absetzenoder kurz danach geschlachtet. Es ernährt sichvorwiegend von Muttermilch, etwas Gras underhält eventuell separat ein Zufutter, empfeh-lenswert von hofeigenem Getreide. FrühreifeTypen und Rassen sind in Reinzucht und Kreu-zung gefragt.

• Vermarktungsform

Es ist nur die Direktvermarktung möglich, da eskeine Handelsklassen für diese hervorragendenjungen, sehr naturnah erzeugten Schlachtrindergibt. Über Schlachthöfe werden diese Tiere inJungrind und dann noch in die schlechtereSchlachtwertklasse auf Grund von Gewicht undFettabdeckung eingestuft. Die zu erzielendenPreise sind völlig uninteressant. Das Weidekalbhat viele Vorteile aufzuweisen. Diese tretenbesonders in der derzeitigen noch angespann-ten Situation auf dem Rindfleischmarkt zu Ta-ge.

Die Vorteile bestehen:

• aus der Sicht der Verbraucher- in der Bereitstellung eines gesundheitlich

unbedenklichen Produktes,- aus umweltverträglicher Erzeugung,- bei tierartgerechter Haltung und Fütterung,- aus natürlicher Aufzucht in der Hauptsache

mit Muttermilch auf der Weide,- aus der gut nachvollziehbaren Herkunft der

Schlachttiere und des Fleisches,- als ein qualitativ hochwertiges Produkt,

welches kalorienarm und eiweißreich imSinne der gesunden Ernährung ist.

• aus der Sicht des Verfahrens- Der Anteil der Mutterkühe hat sich von 0,1

bis 0,4 % 1998 auf über 16 % am Gesamt-kuhbestand entwickelt und ist steigend.Damit ist die quantitative Basis gegeben(22 % denkbar).

- Frühreife Rassen bzw. Genotypen, die mit10 Monaten schon einen hervorragendenSchlachtkörper liefern und somit auch dieQualität sichern, sind vorhanden.

- Der Absatzstress, der in der Regel beiNachkommen aus der Mutterkuhhaltung aufGrund der gewohnten freien Haltung sehrgroß ist und vorübergehend zu Minderzu-nahmen führt, tritt nicht auf.

• aus der Sicht der Produzenten- Das Produkt wird in der Regel über die

Direktvermarktung abgesetzt, nur so sinddie notwendigen Erlöse erzielbar.

- Kleinere Bestände mit diskontinuierlichemProduktanfall haben über einen speziellenKundenkreis und zahlenmäßig größere Er-zeuger über Erzeugergemeinschaften guteMöglichkeiten des Absatzes.

- Die Gewichte, Schlachtkörper um 170 kg,Viertel um 45 kg lassen sich gut händeln.

• aus der Sicht der Wirtschaft- Das Gesamtflächenaufkommen kann ge-

senkt werden, da das Potential reduziertwird.

- Wenn alle Nachkommen aus der Mut-terkuhhaltung als Weidekälber vermarktetwerden, wird das Rindfleischaufkommen jeKuh und Jahr um 200 bis 250 kg sinken.

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft36

- Es erscheint sinnvoll, alle weiblichen Kälber,die nicht zur Zucht benötigt werden, und allenicht so wüchsigen männlichen Kälber, ca.20 - 40 %, als Weidekalb zu vermarkten undso das Fleischaufkommen um 140 - 165 kgzu senken.

Das Verfahren ist oft an die Bestandsgrößengebunden. So gibt es in Sachsen fast 80 % derBetriebe mit weniger als 20 Mutterkühen. Dafrühreife Tiere besonders geeignet sind, führtees dazu, dass in Sachsen den ersten Platz dieRasse Deutsch Angus vor dem Fleckvieh undder Rasse Limousin nach der Zahl der Herd-buchfleischrinderbetriebe einnimmt.Aus diesem Grund werden in die nachfolgen-den Untersuchungen Weidekälber der RasseAngus und Limousin in Reinzucht und Kreu-zung einbezogen. Auch frühreife Typen andererFleischrindrassen und deren Kreuzungen sinddenkbar.

In der Sächsischen Landesanstalt für Landwirt-schaft, Standort Köllitzsch wurden Untersu-chungen zum Wachstumsverlauf, zur Mast- undSchlachtleis-tung sowie der Schlachtkörperzu-sammensetzung und der Fleischqualität an 67Weidekälbern beider Geschlechter durchge-führt. Ein Vergleich des Einflusses der Rasse,des Geschlechts, des Schlachtalters und desSchlachtgewichts auf die angeführten Parame-ter soll Tendenzen aufzeigen, aus denen Emp-fehlungen für die Produktion und Vermarktungder Weidekälber abgeleitet werden können. Inder nachfolgenden Auswertung werden ersteErgebnisse vorgestellt.

1 Einfluss der Rasse/Genotyp auf dieuntersuchten Merkmale

Nach einer durchschnittlichen Säugedauer von211 bis 245 Tagen wurden die Kälber der

Schlachtung zugeführt. Die durchschnittlichenSchlachtgewichte können mit 225 bis 347 kgangegeben werden. Die höheren LTZ in derSäugeperiode erreichten die Kreuzungskälber,wobei die Kreuzung Li x FL mit 1.370 g führendwar. Dieses Ergebnis ist vor allem dem höherenMilchbildungsvermögen der Kreuzungsküheanzurechnen.

Größere Unterschiede zeigten sich in der Aus-wertung der Schlachtausbeute zwischen deneinzelnen Tiergruppen. Mit 58,3 % waren dieKreuzungstiere (Li x F1) den reinrassigen Li-mousin um nur 0,1 % überlegen. Die Differenzzu den anderen Gruppen schwankte zwischen2,1 und 5 %. Alle Schlachtkörper wurden nach24 Stunden in die jeweiligen 12 Teilstückezerlegt. Zu den wertvollen Fleischteilstückenzählen neben der Keule, das Roastbeef, derKamm, der Bug und das Filet. Die Auswertungder Schlachtkörperzusammensetzung der Wei-dekälber, bezogen auf den Anteil wertvollerFleischteilstücke, ergab ein unterschiedlichesBild (Tabelle 2). Die errechneten Mittelwerteschwankten von 60,8 bis 64,5 %. Dabei wird dieÜberlegenheit der Rasse Limousin und derenKreuzungen deutlich. Die männlichen Tieredieser Rasse erreichten mit 33,1 % Keulenan-teil und mit 65,3 % Anteil wertvoller Fleisch-stücke die höchsten Werte und dokumentierensomit das hervorragende Fleischbildungsver-mögen. Die Kälber der Rasse Angus ordnensich mit 3,7 % im Anteil wertvoller Teilstückeunter dem Spitzenwert ein.

Zwischen den Geschlechtern einer Rasse tra-ten keine großen Unterschiede im Keulenanteilauf. Der Vergleich des Roastbeefanteils zwi-schen den Prüfgruppen zeigt eine ähnlicheTendenz. Die Kreuzungskälber Li x FL erreich-ten den höchsten Wert mit 9 %, gefolgt von denLimousinkälbern.

Tabelle 1: Wachstumsleistung von Weidemastkälbern unterschiedlicher genetischer Konstruk-tion

Rasse/Genotyp

Geburts-gewicht

∅ kg

Schlacht-alter

∅ Tage

Schlacht-gewicht

∅ kg

LTZ in derSäuge-periode

∅ g

Zweihälften-gewichtwarm∅ kg

Schlacht-ausbeute

∅ %

Netto-zunah-

me∅ g

Angus 39 245 277 971 147,3 53,3 601,2

Limousin 40 214 225 864 131,1 58,2 612,6

DA x F1 39 229 347 1.345 194,1 55,9 847,6

Li x F1 39 199 301 1.317 175,3 58,3 880,9

Li x FL 44 211 333 1.370 187,0 56,2 886,3F1 (FL x SB) Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft37

Tabelle 2: Schlachtkörperzusammensetzung von Weidemastkälbern unterschiedlicher geneti-scher Konstruktion

Rasse/Genotyp

Keule

kg %

Roastbeef

kg %

Kamm

kg %

Bug

kg %

Filet

kg %

Anteilwertvoller

Fleischstückekg %

Angus 42,8 29,7 11,4 7,9 12,2 8,5 18,2 12,6 3,0 2,0 87,6 60,8

Limousin 42,0 32,7 10,6 8,4 10,6 8,3 16,4 12,7 3,0 2,5 82,6 64,5

DA x F1 55,6 29,4 15,0 7,9 16,6 8,7 23,2 12,3 4,0 2,1 114,4 60,4

Li x F1 52,2 30,8 13,6 8,0 14,8 8,6 20,8 12,2 3,8 2,3 105,3 62,0

Li x FL 56,8 31,2 16,4 9,0 15,0 8,1 22,4 12,3 4,0 2,2 114,7 62,8F1 (FL x SB) Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Im Fleischteilstück Kamm sind die Angus- so-wie Li x F1-Kreuzungstiere den anderen Prüf-gruppen überlegen. Während im Vergleich desTeilstückes Bug keine wesentlichen Unter-schiede zu finden waren, ergab die Prüfunghinsichtlich des Filetanteils, dass die Limousinblütigen Kälber erneut die besten Werte auf-wiesen.

Um eine Aussage über die Qualität des Kalb-fleisches treffen zu können, wird 48 Stundensowie 16 Tage nach der Schlachtung eineFleischprobe (Roastbeef) auf bestimmte Para-meter (Tabelle 3) untersucht. Der Grill- undDripverlust, als ein Maß für das Safthaltever-mögen des Fleisches, ist bei den Kreuzungs-kälbern Li x F1 (29,4 %) und Li x FL (28,3 %)am höchsten. Dieses Ergebnis ist auch nacheiner Lagerzeit von 16 Tagen zu beobachten.

Der L-Wert charakterisiert die Farbe des Flei-sches. Er sollte > 34 betragen. Nur die Kreu-zungskälber DA x F1 unterschreiten diesenWert leicht. Eine Abweichung vom gefordertenpH-Wert (< 5,8) trat bei keiner Versuchsgruppeauf.

Die Zartheit des Fleisches, als ein wichtigesQualitätsmerkmal, war bei allen Untersu-chungsgruppen nach der Schlachtung schlecht.Die Mittelwerte schwankten von 6,0 Li x FL bis8,0 kg bei den Limousinkälbern. Dieses Fleischmuss als zäh eingestuft werden. Nach demCMA-Prüfsiegel-Programm wird ein Beurtei-lungswert von < 4 kg angestrebt. Bei allen Ver-suchsgruppen konnte aber die Zartheit desFleisches durch eine 16-tägige Reifung ent-scheidend verbessert werden. Bei den Angus-kälbern sank der Scherkraftwert als Indikator fürdie Zartheit sogar um 50 % .

In der Tabelle 4 sind die Inhaltsstoffe des Flei-sches der Weidekälber gegenüber gestellt. Esist zu erkennen, dass der Eiweißgehalt von21,7 % bis 22,6 % hohe Werte erreichte.

Der Fettgehalt betrug bei den Anguskälbern1,0 %, den höchsten Wert aller untersuchtenRassen bzw. Genotypen, bei einer Variationvon 0,5 % bis 1,0 %. Für eine gute Qualität desKalbfleisches ist aber ein bestimmter Fettgehaltnotwendig, der Saftigkeit, Zartheit und dasAroma (Geschmack) positiv beeinflusst.

Tabelle 3: Ausgewählte Merkmale der Fleischqualität von Weidemastkälbern unterschiedlichergenetischer Konstruktion

Rasse/ Fleischqualität 48 h p.m. Fleischqualität 16 d p.m.Genotyp Grill-

verlust%

Drip-ver-lust%

FarbeMinoltaL-Wert

pH-Wert

Scherkraft/Zartheit

kg

Grill-verlust

%

Drip-ver-lust%

Scherkraft/Zartheit

kg

Angus 27,0 2,2 36,6 5,5 6,2 29,0 3,9 3,1

Limousin 27,6 2,0 35,8 5,7 8,0 25,8 4,9 4,6

DA x F1 27,2 2,1 33,8 5,5 6,1 30,6 3,0 3,7

Li x F1 29,4 2,3 34,2 5,5 6,8 33,1 3,6 4,2

Li x FL 28,3 3,3 36,3 5,6 6,0 30,9 5,5 3,6F1 (FL x SB) Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft38

Tabelle 4 Inhaltsstoffe des Fleisches (M. long. dorsi) von Weidemastkälbern unterschiedlichergenetischer Konstruktion

Rasse/Genotyp Wasser%

Rohprotein%

Rohfett%

Asche%

Angus 76,0 21,7 1,0 1,2

Limousin 76,0 22,1 0,5 1,2

DA x F1 75,5 22,3 0,9 1,1

Li x F1 76,1 22,2 0,5 1,2

Li x FL 75,7 22,6 0,6 1,2F1 (FL x SB) Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

2 Einfluss des Schlachtalters und desGeschlechts auf die untersuchtenMerkmale

Die unter Gliederungspunkt 1 aufgeführtenRassen/Genotypen wurden zusammengefasstund nach dem Schlachtalter in drei Gruppengegliedert. Aus der Tabelle 5 ist zu erkennen,dass bei den männlichen Kälbern mit einemSchlachtalter über 250 Lebenstagen die höch-ste LTZ von 1.315 g realisiert werden konnte.Die zweite Gruppe mit einem Schlachtalterzwischen 200 und 250 Lebenstagen erreichte139 g LTZ weniger als die dritte Gruppe. Einesinkende Schlachtausbeute um 5,4 % ist mitzunehmenden Alter bei den männlichen Käl-bern zu erkennen.

Bei der Auswertung der Daten der weiblichenKälber zeigt sich ein anderes Bild. Die Tiere,die ein Schlachtalter kleiner als 200 Lebenstagehatten, erzielten die höchsten LTZ. Dagegenergaben die Werte in der zweiten Gruppe einenstarken Abfall in der LTZ um 393 g. Diese Käl-ber hatten allerdings auch das geringsteSchlachtgewicht von 229 kg. In der Schacht-ausbeute dominiert die zweite Gruppe mit 56,1%. Im Durchschnitt lagen die weiblichen Kälberin der Schlachtausbeute um 1,3 % niedriger alsdie männlichen Vergleichstiere.

Für die Beurteilung eines Schlachtkörpers istder Anteil wertvoller Fleischteilstücke ent-scheidend. Von besonderer Bedeutung istdabei der Keulenanteil. In den ersten beidenmännlichen Gruppen ist der prozentuale Anteilder wertvollen Fleischteilstücke mit 62,1 %relativ hoch (Tabelle 6). Er sinkt in der Gruppemit einem Schlachtalter über 250 Tagen um1,7 % ab.

Der prozentuale Keulenanteil differiert im Mittelder Gruppe 1 und 2 nur um 0,1 % und sinkt inder Gruppe 3 auf 29,5 % ab. Hieraus lässt sichableiten, dass bei den männlichen Kälbern mitdem größten prozentualen Keulenanteil, die

höchste Schlachtausbeute zu finden ist. Beiden anderen wertvollen Teilstücken wieRoastbeef und Bug sind die höchsten Werte(8,4 %, 12,6 %) in der Gruppe mit einemSchlachtalter von 200 bis 250 Lebenstagen zufinden. Anders zeigen sich die Ergebnisse beiden weiblichen Kälbern. Mit 62,5 % Anteil wert-voller Fleischteilstücke erreichte die 2. Gruppeden höchsten Wert von allen sechs Gruppen.Die Gruppe 1 und 3 gleichen sich in den abso-luten Werten für den Anteil wertvoller Fleisch-teilstücke mit 88,5 kg, unterscheiden sich aberim prozentualen Anteil um 0,8 %.

Der Mittelwertvergleich zwischen den männli-chen und weiblichen Kälbern hinsichtlich desprozentualen Anteils wertvoller Fleischteilstückezeigt nur eine geringe Differenz von 0,1 %.

Durch die Höhe des Grill- und Dripverlusteswird das Safthaltevermögen des Fleischescharakterisiert. Der Vergleich der Grillverlustebei beiden Geschlechtern von 2 bis 16 Tagennach der Schlachtung zeigt, dass in der1. Gruppe der höchste Saftverlust auftritt. Die2. Gruppe der männlichen Kälber hat zwar denabsolut höchsten Mittelwert nach 48 Stundenmit 30,6 % erreicht, steigert ihn aber nur um1 % bis 16 Tage nach der Schlachtung. ImMittel haben die weiblichen Kälber gegenüberden männlichen Vergleichstieren mit 3,9 %einen höheren Dripverlust. Die Zartheit alswesentliches Kriterium des Genusswertes desFleisches wurde mit Hilfe der Warner-Bratzler-Schere geprüft.

Die zweite Gruppe männlicher Kälber zeigtenach 48 h p. m. einen Scherwert von 7,1 kg,was sehr zähem Fleisch entspricht. Die männli-chen Tiere schlossen mit einem Scherwert vondurchschnittlich 6,8 kg schlechter ab als dieweiblichen Vergleichskälber. Erst nach einerFleischreifung bis zum 16. d p.m. ist eine Sen-kung des Scherwertes aller Tiere zu erkennenund damit eine wesentliche Verbesserung derZartheit des Fleisches eingetreten.

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Tabelle 5: Wachstumsleistung von Weidemastkälbern geordnet nach dem Schlachtalter

Geschlecht Schlachtalter

Tage

Schlachtalter

∅ Tage

Schlachtgwicht

∅ kg

LTZ in derSäugeperiode

∅ g

Zweihälftenge-wicht - warm

∅ kg

Schlachtaus-beute∅ %

Netto-zunahme

∅ g

männlich < 200200-250

> 250

191229262

288312385

1.2861.1761.315

170,5177,8208,0

59,357,153,9

892,7776,4793,9

∅ - 229 328 1.248 185,2 56,5 808,7

weiblich < 200200-250

> 250

186227296

270229286

1.215822856

149,5128,4150,2

55,556,152,5

803,8565,5507,4

∅ - 216 256 1.015 141,1 55,1 653,2

gesamt - 224 301 1.161 168,8 56,1 753,6Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Tabelle 6: Schlachtkörperzusammensetzung von Weidemastkälbern geordnet nach dem Schlachtalter

m/w Schl.AlterTage

Schl.Alter

∅ Tage

Schl.Gew.∅ kg

Keule

kg %

Roastbeef

kg %

Kamm

kg %

Bug

kg %

Filet

kg %

Anteil wertv.Fleischstücke

kg %

m < 200200-250

> 250

191229262

288312385

50,652,760,5

30,630,529,5

13,314,415,8

8,08,47,7

14,714,718,0

8,98,58,8

20,521,725,1

12,412,612,3

3,73,74,3

2,22,12,1

102,8107,2123,7

62,162,160,4

∅ - 229 328 54,6 30,2 14,6 8,1 15,7 8,7 22,4 12,4 3,9 2,1 111,2 61,5

w < 200200-250

> 250

186227296

270229286

43,939,242,4

30,331,329,0

11,910,112,0

8,28,18,2

12,010,412,9

8,38,38,8

17,615,818,1

12,212,612,4

3,12,83,1

2,12,22,1

88,578,388,5

61,262,560,4

∅ - 216 256 41,8 30,5 11,2 8,2 11,5 8,4 16,9 12,4 3,0 2,1 84,4 61,6

∅ ges. - 224 301 49,8 30,4 13,3 8,1 14,1 8,6 20,4 12,4 3,6 2,1 101,2 61,6

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Page 43: 4KPFGTRTQFWMVKQP WPF (WVVGTSWCNKV…V

Tabelle 7: Fleischbeschaffenheit von Weidemastkälbern geordnet nach dem Schlachtalter

Fleischqualität 48 h p.m. Fleischqualität 16 d p.m.m/w Schl.AlterTage

Schl.Alter

∅Tage

Schl.Gew.∅ kg

Grill-verlust

%

Drip-verlust

%

Farben. Min.L- Wert

pH-Wert Scherkr./Zartheit

kg

Grill-verlust

%

Dripverlust

%

Scherkr./Zartheit

kg

m < 200200-250

> 250

191229262

288312385

26,230,628,6

2,32,32,0

34,935,534,6

5,55,55,5

6,47,16,6

32,030,929,7

4,13,43,7

4,54,03,2

∅ - 229 328 28,8 2,2 35,1 5,5 6,8 30,8 3,7 3,9

w < 200200-250

> 250

186227296

270229286

25,725,224,1

2,11,82,9

34,235,535,7

5,65,75,4

6,46,55,3

29,526,827,2

3,54,44,0

4,43,32,9

∅ - 216 256 25,3 2,1 34,9 5,6 6,3 28,0 3,9 3,8

∅ ges. - 224 301 27,5 2,2 35,0 5,5 6,6 29,8 3,8 3,8Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Page 44: 4KPFGTRTQFWMVKQP WPF (WVVGTSWCNKV…V

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft41

In der Tabelle 8 sind die Inhaltsstoffe des Flei-sches der untersuchten Weidekälber darge-stellt.

Der Wassergehalt der untersuchten Fleischpro-ben bei allen 3 Altersgruppen der männlichenVersuchstiere ergab 76,0 %. Der Rohprotein-gehalt sank mit zunehmendem Schlachtalterbei den männlichen Kälbern von 22,4 auf 21,9%. Im Durchschnitt aller Tiere konnte ein Roh-proteingehalt von 21,1 % ermittelt werden.

Der Rohfettanteil erreichte in der 2. männlichenGruppe den Höchstwert von 0,8 % und ist dabeiaber nur halb so hoch wie der festgestellte Wertin der 3. weiblichen Kälbergruppe.

3 Einfluss des Schlachtgewichts unddes Geschlechts auf die untersuchtenMerkmale

In den folgenden Tabellen wurden die Ver-suchstiere nach Geschlecht und Schlachtge-wicht gruppiert. Welche Auswirkungen diesesauf die Wachstumsleistung hatte, ist in Tabelle9 zu ersehen. Auffällig ist, dass mit zunehmen-dem Schlachtgewicht der männlichen Kälberauch höhere LTZ realisiert wurden. Die Gruppe3 erreichte hier sehr gute Zunahmen von1.382 g. Ein ähnlichen Verlauf ist bei den weib-lichen Versuchskälbern zu erkennen, wobei dieTiere der 3. Gruppe ein geringeres Schlachtal-ter aufwiesen als die Kälber der 2. Gruppe.

Tabelle 8: Inhaltsstoffe des Fleisches (M. long. dorsi) von Weidemastkälbern geordnet nachdem Schlachtalter

Geschlecht Schlacht-alterTage

Schlacht-alter

∅ Tage

Schlacht-gewicht

∅ kg

Wasser

%

Rohpro-tein%

Rohfett

%

Asche

%

männlich < 200200-250

> 250

191229262

288312385

76,076,076,0

22,422,121,9

0,50,80,7

1,31,21,1

∅ - 229 328 76,0 22,1 0,7 1,2

weiblich < 200200-250

> 250

186227296

270229286

75,576,074,9

22,222,022,3

0,90,81,6

1,11,11,2

∅ - 216 256 75,6 22,1 0,9 1,1

∅ gesamt - 224 301 75,9 22,1 0,8 1,2Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Tabelle 9: Wachstumsleistung von Weidemastkälbern geordnet nach dem Schlachtgewicht

Geschlecht Schlacht-gewicht

kg

Schlacht-gewicht

∅ kg

Schlacht-alter

∅ Tage

LTZ in derSäuge-periode

∅ g

Zweihälf-tengewicht

warm ∅ kg

Schlacht-ausbeute

∅ %

Netto-zu-

nahme∅ g

männlich < 250250-300

> 300

235280372

210220237

9371.1121.382

139,0160,0207,4

59,357,055,9

664,8749,1819,3

∅ - 328 229 1.248 185,2 56,7 778,8

weiblich < 250250-300

> 300

218273310

213221202

8401.0831.325

121,8150,8167,0

56,055,353,9

585,1712,9832,7

∅ - 255 216 1.015 141,1 55,4 676,1

gesamt - 301 224 1.161 168,8 56,2 740,5Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Page 45: 4KPFGTRTQFWMVKQP WPF (WVVGTSWCNKV…V

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft42

Die Schlachtausbeute sank mit zunehmendemSchlachtgewicht in allen Versuchsgruppen.

Ähnlich wie in Tabelle 6 sinkt mit zunehmen-dem Schlachtgewicht und Schlachtalter derprozentuale Anteil wertvoller Fleischteilstückebei den männlichen Versuchstieren. Hervorzu-heben ist der sehr hohe Wert der 1. Gruppe mit64,4 %.

Auch bei der weiblichen Gruppe mit dem ge-ringsten Schlachtgewicht und Schlachtalter istder höchste Anteil wertvoller Fleischteilstückemit 62,6 % ermittelt worden. Der prozentualeKeulenanteil von 31,5 % liegt nur 1 % unterdem Wert der 1. männlichen Vergleichsgruppe.Der prozentuale Roastbeef- sowie Buganteilsinkt ebenfalls mit steigendem Schlachtgewichtin den männlichen Gruppen. Dagegen verhältsich der Kammanteil umgekehrt. Er steigt von8,0 % in der 1. Gruppe auf 8,8 % in der3. Gruppe.

Während der prozentuale Roastbeefanteil derweiblichen Versuchstiere mit zunehmendemSchlachtgewicht von 8,0 auf 8,7 % stieg, sanker bei den männlichen Vergleichstieren.

Die Farbhelligkeit ist ein kaufentscheidendesMerkmal und Ausdruck für die Frische undQualität des Fleisches. Aus diesem Grundwurde dieser Parameter in die Untersuchungmit einbezogen. Wie aus der Tabelle 11 zuentnehmen ist, sinkt der Farbhelligkeitswert dermännlichen Kälber mit zunehmendemSchlachtgewicht. Bei den weiblichen Gruppenist ein ähnlicher Verlauf, außer bei den Kälbernmit dem höchsten Schlachtgewicht, zu ver-zeichnen.

Der Dripverlust von durchschnittlich 2,2 % aller3 männlichen Gruppen erhöhte sich nach16 d p.m. in der 1. Gruppe auf über das Dop-pelte. Die anderen 2 Gruppen erreichten einenWert von 3,5 %. Ein schlechtes Wasserbin-dungsvermögen nach 16 d p.m. zeigte auch dieweibliche Gruppe mit dem geringsten Schlacht-gewicht.

Der Grill- und Dripverlust war bei diesen Käl-bern am größten. In der Gruppe 2 der männli-chen Kälber wurde der höchste Garverlustfestgestellt. Sowohl in der 1. Gruppe der männ-lichen als auch der weiblichen Kälber zeigtendie ermittelten Scherkraftwerte, dass dasFleisch als zäh bewertet werden muss.

Der höchste gemessene Scherkraftwert der1. Gruppe der männlichen Kälber von 8,0 kg48 h p.m. verringerte sich nach einer Reifezeit

bis 16 d p.m. nur auf einen Wert von 5,2 kg undlag somit um 1,2 kg höher als der Durchschnittder 3 Gruppen.

Die weiblichen Versuchsgruppen waren ausge-glichener in den Scherkraftwerten und lagen imMittel bei 6,3 kg.

Beurteilt man die ermittelten Scherkraftwertenach 16 d p.m. ist einzuschätzen, dass diePeriode der Fleischreifung die Zartheit und denGeschmack des Fleisches positiv beeinflusstund den Genusswert damit erhöht hat.

Mit zunehmendem Schlachtgewicht steigt derRohproteingehalt der weiblichen Gruppen leichtan und gipfelt bei einem Wert von 22,3 %. Dergleiche Rohproteingehalt konnte bei der3. Vergleichsgruppe der männlichen Kälberfestgestellt werden. Der Rohfettgehalt imFleisch der männlichen Kälber stieg mit zu-nehmendem Schlachtgewicht auf einen Wertvon 0,7 %. Die weiblichen Vergleichskälberlagen im Mittel der 3 Gruppen um 0,2 % höher.

Zusammenfassung

Erzeugung von Weidemastkälbern, auf derBasis von Weidegras und Muttermilch, stellt einProdukt für höchste Verbraucheransprüche dar.Die in die Untersuchungen einbezogenen Ras-sen und Genotypen sind durchaus in der Lage,sehr gute Weidekälber zu produzieren.

Die nach der Säugezeit von der Mutter abge-setzten und sofort vermarkteten Kälber lieferneinen hervorragenden Schlachtkörper.Mit dem hohen Anteil wertvoller Fleischteilstü-cke dokumentiert die Rasse Limousin ihr her-vorragendes Fleischbildungsvermögen. DieLimousin-Kreuzungskälber zeichnen sich zu-sätzlich durch eine gute LTZ in der Säugeperi-ode von 1.311 g aus.

Eine Entlastung des Rindfleischmarktes wirddurch eine frühzeitige Vermarktung der Kälber(unter 10 Monate) erreicht.Weidekälber werden aber nur in einem be-grenzten Umfang für einen speziellen Kunden-kreis produziert. Der Absatz erfolgt über dieDirektvermarktung, nur dann werden vertretba-re Erlöse erzielt. Das Weidekalbfleisch zeichnetsich durch einen geringen Fettgehalt aus undist somit für eine kalorienarme, gesunde Ernäh-rung geeignet.

Ein bestimmter Anteil intramuskuläres Fett(Marmorierung) sollte jedoch im Fleisch ent-halten sein, da es Träger von Aroma und Ge-schmackstoffen ist.

Page 46: 4KPFGTRTQFWMVKQP WPF (WVVGTSWCNKV…V

Tabelle 10: Schlachtkörperzusammensetzung von Weidemastkälbern geordnet nach dem Schlachtgewicht

m/w Schl.Gewicht

Tage

Schl.Gewicht∅ Tage

Schl.Alter∅ kg

Keule

kg %

Roastbeef

kg %

Kamm

kg %

Bug

kg %

Filet

kg %

Anteil wertv.Fleischstücke

kg %

m < 250250-300

> 300

235280372

210220237

43,946,760,6

32,530,229,8

11,812,516,1

8,78,17,9

10,813,317,9

8,08,68,8

17,519,724,8

13,012,712,2

3,03,44,3

2,22,22,1

86,995,6

123,8

64,461,860,8

∅ - 328 229 54,6 30,3 14,5 8,1 15,7 8,6 22,4 12,5 3,9 2,1 111,1 61,6

w < 250250-300

> 300

218273310

213221202

37,443,649,8

31,529,930,4

9,511,814,3

8,08,18,7

9,812,512,6

8,38,67,7

15,017,820,3

12,612,212,4

2,73,13,6

2,32,12,2

74,488,8

100,6

62,660,961,4

∅ - 255 216 41,9 30,6 11,2 8,1 11,4 8,4 17,0 12,4 3,0 2,2 84,5 61,7

∅ ges. - 301 224 49,8 30,4 13,3 8,1 14,1 8,5 20,4 12,4 3,6 2,2 101,2 61,6Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Tabelle 11: Fleischbeschaffenheit von Weidemastkälbern geordnet nach dem Schlachtgewicht

Fleischqualität 48 h p.m. Fleischqualität 16 d p.m.m/w Schl.Gewicht

Tage

Schl.Gewicht

∅ kg

Schl.Alter

∅ Tage

Grill-verlust

%

Drip-verlust

%

Farben. Min.L- Wert

pH-Wert Scherkr./Zartheit

kg

Grill-verlust

%

Dripverlust%

Scherkr./Zartheit

kgm < 250

250-300> 300

235280372

210220237

29,427,229,4

2,12,02,3

36,835,434,5

5,65,55,5

8,07,16,3

29,831,930,6

4,73,53,5

5,23,93,5

∅ - 328 229 28,8 2,2 35,1 5,5 6,8 30,8 3,7 3,8

w < 250250-300

> 300

218273310

213221202

23,727,126,6

1,82,32,5

35,334,634,8

5,45,55,7

6,66,06,2

24,831,127,5

4,33,54,6

3,44,04,1

∅ - 255 216 25,7 2,1 34,9 5,5 6,3 28,1 4,0 3,8

∅ ges. - 301 224 27,6 2,2 35,0 5,5 6,6 29,8 3,8 3,8Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Page 47: 4KPFGTRTQFWMVKQP WPF (WVVGTSWCNKV…V

Tabelle 12: Inhaltsstoffe des Fleisches (M. long. dorsi) von Weidemastkälbern nach dem Schlachtgewicht

Geschlecht Schlacht-gewicht

kg

Schlacht-gewicht

∅ kg

Schlachtalter

∅ Tage

Wasser

%

Rohprotein

%

Rohfett

%

Asche

%

männlich < 250250-300

> 300

235280372

210220237

76,476,475,7

22,021,822,3

0,50,60,7

1,21,21,1

∅ - 328 229 76,0 22,1 0,6 1,1

weiblich < 250250-300

> 300

218273310

213221202

76,075,375,2

22,022,122,3

0,61,20,8

1,21,21,3

∅ - 255 216 75,6 22,1 0,8 1,2

gesamt - 301 224 75,8 22,1 0,7 1,2Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft45

Sächsische Grassilagen - Futterwertveränderung vom Feld bis zum FuttertrogDr. Olaf Steinhöfel, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, Köllitsch

Einleitung

Die Bedeutung der Grassilagen in den sächsi-schen Milchviehrationen hat in den letztenJahren kontinuierlich abgenommen. Dies istnicht nur ein Phänomen des quotenbedingtenAbbaus der Milchrindbestände. Auch der Anteilan Grassilagen in den sächsischen Grundfutter-rationen der Milchkühe ist seit 1995 von ca.50 % auf knapp 30 % gesunken. Ursache istnach wie vor die Leistungsbegrenzung der oftzu faserreichen und energiearmen Grassilagen.Zur Sicherung von Milchleistungen über 9.000kg je Kuh und Jahr dürfen die Grundfuttermittelim Mittel nicht mehr als 220 g Rohfaser, d.h.mindestens 6,5 MJ NEL je kg Trockenmasseaufweisen. Diesen Wert erreicht man entwederdurch Verdrängung von Grassilagen durch dierohfaserärmeren Maissilagen, oder die Grassi-lagen erreichen diese Qualitäten selbst.

Der mittlere Rohfasergehalt der sächsischenGrassilagen beträgt zurzeit 26,5 % in der Tro-ckenmasse. Bei einer Rohfaserdichte der säch-sischen Maissilagen von 200 g je kg Trocken-masse ergibt sich zwangsläufig ein Anteil vonmaximal 30 % Grassilage, um die geforderteQualität der Grundfutterration zu sichern. DieGrassilagen sind zwar in den letzten Jahrendeutlich besser geworden, jedoch die Leis-tungserwartung der Milchbauern stieg schnel-ler, als der Rohfasergehalt der Grassilagensinken konnte. Dieser Wettlauf ist nach wie vorim Gange.

Im Rahmen des sächsischen „Grundfutterqua-litätsprogramms“ wurde in den letzten Jahrendie Veränderung des Futterwertes von Grasvom Feld über das Silo bis in den Futtertroguntersucht. Ausgewählte Ergebnisse dieserMessungen in den Referenzbetrieben des"Sächsischen Grundfutterqualitätsprogramms"sollen nachfolgend kurz vorgestellt werden.

4 bis 7 g Rohfaserzuwachs je Vegetations-tag

Als Hauptursache für hohe Rohfaserwertewerden oft die vegetationsbedingten Verände-rungen diskutiert. Das Wachstum der Futter-pflanzen übt, neben der botanischen Variabilitätder einzelnen Futterpflanzen, den größtenEinfluss auf das Blatt-Stängel-Verhältnis, dieWuchshöhe, den Flächenertrag sowie die stoff-liche Zusammensetzung aus. Der Aufbau blatt-reicher Pflanzenmasse während der ersten

Phase der Pflanzenentwicklung ist durch dieBildung hoher Anteile an Zellsaft gekennzeich-net. Dieser Zellsaft ist reich an wasserlöslichenKohlenhydraten (auch als Zucker bezeichnet),welche sowohl als Energiequelle für die Pan-senmikroben von Wiederkäuern als auch für diesäurebildenden Bakterien bei der Silageberei-tung von Bedeutung sein können. Durch daseinsetzende Streckungswachstum der Zellenund der Gesamtpflanze erfolgt eine verstärkteSynthese und Einlagerung von Zellulose bzw.Hemizellulose in die Zellwände der Stängel-fraktion. Mit fortschreitender Entwicklung wirddieser Prozess durch eine Lignifizierung be-gleitet. Der Rohfasergehalt steigt an. Im Laufeder Vegetation stieg der Rohfasergehalt vonGräsern bzw. Leguminosen von 130 auf 380 gund der Ligningehalt von 15 auf 150 g je kgTrockenmasse an.

Die Sächsische Landesanstalt für Landwirt-schaft bietet seit nunmehr 7 Jahren ein Progno-sesystem an, in welchem mit Hilfe von aktuellenWetterdaten und Wetterprognosedaten und mitHilfe von systematisch angelegten Schnittzeit-punktversuchen, der Rohfaser- und Ertragszu-wachs von Grasaufwüchsen computergestütztvorhergesagt wird. In der Abbildung 1 ist dielineare Beziehung der Prognosedaten zu denVersuchdaten eines Versuchsjahres grafischdargestellt. Mit Ausnahme der Ergebnisse fürdie Prognose zu den Qualitätsveränderungendes Kleegrases ist eine akzeptable Prognosesi-cherheit erzielt worden.

In der Abbildung 2 sind die mittleren Rohfaser-zuwachsraten des ersten Aufwuchses einesWiesengrasbestandes in Christgrün über fünfVegetationsjahre dargestellt. In der für qualitativhochwertiges Futter interessanten Vegetati-onsphase (230 - 260 g Rohfaser je kg Tro-ckenmasse) ist der tägliche Rohfaserzuwachsam stärksten. Er schwankt zwischen 4 und 8 gund ist auf maximal acht bis zehn Tage be-grenzt.

Die Wuchshöhe, das visuell bonitierte Vegetati-onsstadium und der Trockenmasseertrag korre-lierten hoch signifikant mit dem Rohfasergehaltder Grasaufwüchse. Je 10 g Rohfaserzuwachswuchsen die Hauptbestandsbildner 6 bis 7 cmund der Trockenmasseertrag stieg um 4 bis 6 dtje Hektar an. Der Rohproteingehalt der Gras-aufwüchse nahm 13 bis 14 g je kg Tro-ckenmasse ab, wenn der Rohfasergehalt um10 g in der Trockenmasse anstieg.

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft46

140 160 180 200 220 240 260 280 300 320 340Rohfaser (Versuch) in g je kg Trockenmasse

140

160

180

200

220

240

260

280

300

320

340Rohfaser (Prognose) in g je kg Trockenmasse

Ideallinie

W iese/M ähweide (n=169, r=0,85)

K leegras (n=55, r=0,84)

W eidelgras (n=58, r=0,81)

Abbildung 1: Lineare Beziehung zwischen Rohfasergehalt (Versuchsdaten) und Rohfasergehalt (Prognosedaten)

VEGEATIONSVERLAUF DES 1. AUFWUCHSES

0

2

4

6

8

10g TÄGLICHER ROHFASERZUWACHS / kg TROCKENMASSE

200120001999

19981997

MAIAPRIL JUNI JULI

Abbildung 2: Rohfaserzuwachs im ersten Aufwuchs von Wiesengras am Standort Christgrün inden letzten 5 Jahren

In der Tabelle 1 ist die Veränderung der Faser-fraktionen (Van Soest - Methode) in Abhängig-keit vom Rohfasergehalt zusammengefasst. Je10 g Rohfaserzuwachs stieg der NDF-Gehalt(Neutral-Detergent-Fibre) um 11 bis 13 g, derADF-Gehalt (Acid-Detergent-Fibre) um 6,5 bis9 g und der ADL-Gehalt (Acid-Detergent-Lignin)um 1,2 bis 1,6 g signifikant an. Der Gehalt anGerüstsubstanzen war bei den Wiesen-/Mäh-weide- und bei den Weidelgrasaufwüchsen inder interessanten Nutzungszeitspanne deutlichniedriger, als bei den Knaulgrasaufwüchsen.Der Anstieg der Gehaltswerte je 10 g Rohfaser-

zuwachs war bei allen Faserfraktionen in die-sen Aufwüchsen jedoch stärker als bei Knaul-gras. Der Gehalt an Hemizellulosen (NDF -ADF) nimmt je 10 g Rohfaserzuwachs bei Wie-sen Mähweiden mit 4,7 g, bei Weidelgras mit3,9 g und bei Knaulgras mit 4,2 g nahezu imgleichen Maße zu.Der Zellulosezuwachs (ADF - ADL) betrugjedoch bei Knaulgras nur 5,2 g und bei Weidel-gras bereits 7,1 g je 10 g Rohfaser. Auch derAnstieg des Ligningehaltes (ADL) war beiKnaulgras mit 1,2 niedriger als bei Weidelgrasmit 1,2 g je 10 g Rohfaser.

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft47

Tabelle 1: Statistische Veränderung des Gehaltes an Gerüstsubstanzen von Grasaufwüchsenbei steigendem Rohfasergehalt *)

Rohfaser WIESE/MÄHWEIDE W.WEIDELGRAS KNAULGRAS

g/kg TM NDF ADF ADL NDF ADF ADL NDF ADF ADLg/kg TM g/kg TM g/kg

TMg/kg TM g/kg TM g/kg TM g/kg TM g/kg TM g/kg

TM

220 448 232 23 398 217 21 459 252 25

240 473 248 26 424 235 25 480 265 27

260 499 265 29 449 252 28 501 278 30

280 525 281 33 475 270 31 522 291 32

300 551 297 36 500 288 35 544 304 35

320 576 314 39 526 305 38 565 316 37

+ 10 g 12,9 8,2 1,6 12,7 8,8 1,7 10,6 6,4 1,2

r 0,95 0,96 0,97 0,96 0,99 0,97 0,91 0,92 0,80

Anzahl 38 19 19

*) lineare Regressionsanalyse (Standort Köllitsch) Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

12 g Rohfaserzuwachs beim Anwelken

Zwischen dem Schnittzeitpunkt und dem Roh-fasergehalt der Grassilagen war nur ein sehrloser Zusammenhang zu ermitteln (r = 0,18,n = 1215). Auch die Beziehung zwischen demRohfasergehalt im Schnittgut und dem Rohfa-sergehalt in der Grassilage war gering (r = 0,21,n = 1215). Der Grund war, dass nach demSchnitt der Rohfasergehalt deutlich weiter stieg.

Wenn die Futterpflanzen ihre Haftung zumBoden verlieren, wird die natürliche Schutz-funktion der Zellwände aufgegeben. Der Zell-saft, welcher die leichtlöslichen bzw. leichtfer-mentierbaren Nährstoffe der Pflanzen enthält,kann durch Mikroorganismen veratmet odervergoren bzw. durch Niederschläge ausgewa-schen werden. Diese Atmung läuft, solangeLuftsauerstoff und ausreichend Wasser gegen-wärtig ist. Auch die mechanische Trennung vonStängel und Blatt während der Ernte, des An-welkens, Bergens oder der Verfütterung derPflanzen, verändert den Futterwert nachhaltig.

Bei Niederschlägen werden die leichtlöslichenBestandteile aus dem Futter ausgewaschen,was einen weiteren Anstieg des Rohfaserge-haltes provoziert. Außerdem ist beim Wenden,

Schwaden und Häckseln mit Blattverlusten zurechnen, die das Stängel-Blatt-Verhältnis zu-gunsten der Stängel verschiebt und damit zumAnstieg der Gerüstsubstanzen im Siliergutbeiträgt. In den untersuchten Betrieben lag dasGras nach dem Schnitt ca. drei Tage (ein bissieben Tage) auf dem Feld.

Über 80 % der Betriebe beschrieben die Witte-rungsbedingungen beim Anwelken und Silobe-füllen als optimal, 46 % der Betriebe praktizier-ten Breitablage und 35 % der Betriebe unter-stützten das Anwelken durch Zetten bzw. Auf-bereiten des Schnittgutes.

Der Rohfaseranstieg betrug während des An-welkens im Mittel 4 g je Tag (1 bis 10 g). Wiedie Abbildung 3 zeigt, ist hier ein deutlicherBezug zum Schnittzeitpunkt zu erkennen. Rela-tiv jung geschnittenes Futter ist deutlich sensi-bler. Während bei Siliergut, welches unter 24 %Rohfaser zum Schnittzeitpunkt aufwies, ca.22 g Rohfaser je kg Trockenmasse im Verlaufder Feldliegezeit zugelegt wurde, waren beiSchnittgut mit über 28 % Rohfaser in der Trok-kenmasse kaum noch Qualitätsveränderungenauffindbar. Die Reduzierung der Feldliegezeitbei jung geschnittenem Gut wird somit nochzwingender als bei einem späten Schnitt.

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft48

Tabelle 2: Rohfaserzuwachs während der Vegetation und der Konservierung von Grasaufwüch-sen der Ernte 1999 in sächsischen Referenzbetrieben

Anzahl der Rohfaserzuwachs in g je kg Trockenmasse

untersuchten

Betriebe Mittelwert Minimum Maximum

Vegetationstag 20*) 4 2 7

Feldliegezeit 125 12 2 52

Silobefüllung 48 8 2 29

Silierung 45 14 5 65

Nachgärung 31 2 1 13

*) Schnittzeitpunktversuche in Versuchsstationen Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

8 g Rohfaserzuwachs während der Silobe-füllung

Die Silobefüllung betrug durchschnittlich vierTage (1 bis 21 Tage ). 89 % der Betriebedeckten ihre Silos mit Folie ab. Von Beginn derEinlagerung bis zur Abdeckung nahm derRohfasergehalt des Siliergutes im Mittel 8 g zu(2 bis 29 g). Auch hier spielt der Rohfasergehaltdes Ausgangsmaterial eine große Rolle (Abbil-dung 3).

Nach der Einlagerung im Silo laufen vielfältigeWettläufe zwischen verschiedenen Mikroorga-nismen ab. Die richtige Einschätzung der Silier-barkeit, der optimale Trockenmassegehalt, derZuckergehalt, die Pufferwirkung gegenüber derpH-Wertsenkung durch Milchsäure, der mikro-bielle Besatz des Futters, der Verschmutzungs-grad, der Luftabschluss und die Verdichtungdes Siliergutes entscheiden wesentlich mit, obdie Milchsäurebakterien diesen Wettlauf gewin-nen oder verlieren.

< 240 240 ... 280 > 280

g Rohfaser je kg Frischgras zum Schnittzeitpunkt

0

20

40

60

80g Rohfaserzuwachs je kg Trockenmasse

Rohfaserzuwachs während

Nachgärung Silierung

Silobefüllen Anwelken

Nachgärung 7 4 0

Silierung 14 20 22

Silobefüllen 12 4 1

Anwelken 22 15 1

55 g43 g

24 g

Abbildung 3: Mittlerer Rohfaserzuwachs während der Ernte und Konservierung von sächsischenGrasaufwüchsen bei unterschiedlichem Rohfasergehalt zum Schnittzeitpunkt 1999

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft49

In ca. 6 Wochen nach der Einlagerung ins Siloist die Reifungsphase der Silage abge-schlossen und damit die Stabilität der Silageerreicht. Der Silierprozess, d. h. die mikrobielleVergärung leichtlöslicher Kohlenhydrate desFutters zu Milchsäure, ist immer auch mit einemVerlust an diesen Kohlenhydraten verbunden.Das heißt, dass durch den Silierprozess immermit einem Anstieg des Rohfasergehaltes ge-rechnet werden muss. Selbst bei nahezu opti-maler Silierung wird der Rohfasergehalt um 10bis 15 g je kg Trockenmasse ansteigen. ImMittel der untersuchten Betriebe betrug derZuwachs an Rohfaser vom Siloabschluss biszur fertigen Silage 14 g je kg Trockenmasse (5bis 65 g). Die Silierverluste sind eindeutig beiden rohfaserreicheren höher als bei den rohfa-serärmeren und damit zuckerreicheren Silier-gütern. Dafür wird sowohl das höhere Angebotan fermentierbaren Kohlenhydraten für dieMilchsäuregärung und die bessere Verdichtungblattreicherer Siliergüter verantwortlich sein.

Ein Anstieg der Rohfaserdichte von über dreiProzentpunkten während der Silierung, deutetauf schlechte Konserviererfolge hin und war mitden Konserviererfolgsnoten zu begründen. DerEinsatz von Konservierhilfsmitteln konnte kei-nen gerichteten Einfluss auf den Rohfaseran-stieg während der Konservierung bewirken.

2 g Rohfaserzuwachs vom Anschnitt bis inden Futtertrog

Bei Siloanschnitt und damit Luftzutritt werdendie konservierten leichtlöslichen Nährstoffeweiter abgebaut. Je größer die Anschnitts-fläche, je geringer die Verdichtung der Silageim Silostock, je höher der Gehalt an leichtlös-lichen Kohlenhydraten und je länger der Luft-zutritt ist desto intensiver erfolgt der Abbau.Eine Dampfentwicklung an der Anschnittsflä-che, beim Zwischenlagern (z. B. im Futterver-teil- oder -mischwagen) oder auf dem Futter-tisch ist immer ein deutliches Zeichen für die-sen Abbau. Je besser die Konservierung ge-lingt, d. h. je jünger das Futter geschnitten wird,je kürzer es auf dem Feld anwelkt, je schnellerdas Silo befüllt, verdichtet und luftdicht verpacktwird und je optimaler der Konservierverlauf istdesto höher ist der Gehalt an leichtlöslichenStoffen im Silo, welche unter Luftzutritt veratmetwerden können. In den untersuchten Betriebenwar dies eindrucksvoll nachweisbar. Währendrohfaserrreiche Grassilagen nicht bzw. nurgeringfügig nachgären, ist bei Silagen mitdurchschnittlich 27 % Rohfaser bereits einRohfaserzuwachs von ca. 7 g vom Siloanschnittbis in den Futtertrog registriert worden.

Ca. 76 % der untersuchten Grassilagen lager-ten in Horizontalsilos. Die mittlere Anschnitts-fläche betrug 42 m², womit bei der zu fütterndenZahl der Milchkühe ein täglicher Vorschub von5 bis 10 cm realisiert wurde. Dieser Vorschubist aus der Sicht einer Reduzierung der Nach-gärverluste zu gering. Der Anteil von Freigär-haufen und Erdsilos ist mit ca. 19 % wiederansteigend. Zirka 3 % der Grassilagen wurdenin Folienschläuchen konserviert. Bei der Zwi-schenlagerung von Silage ist zu berücksichti-gen, dass insbesondere dann größere Verlusteeintraten, wenn die Silage aufgelockert alsFräsgut abgelagert wird. Silage in Blöcken oderBallen ist dagegen weniger empfindlich.

Im Rahmen des „Grundfutterqualitätspro-gramms“ wurden zur Ernte 2000 in Referenz-betrieben Grassilagen nach der Siloöffnunggezielt untersucht. Dabei wurden Silageprobenvom frischen Siloanschnitt und Proben vomSiloanschnitt vor der darauf folgenden Entnah-me an der gleichen Stelle gezogen. Damit solltedie Veränderung des Futterwertes der Silagedurch den Luftzutritt an der Anschnittsflächedes Silos quantifiziert werden. Bisher liegen dieBefunde aus 41 sächsischen Betrieben vor,welche nachfolgend kurz diskutiert werdensollen.

Die Silierung war nahezu optimal

Die untersuchten Betriebe wiesen eine mittlereMilchleistung von 7.900 l Milch je Kuh und Jahrnach. Der mittlere Grassilageanteil in denGrundrationen betrug knapp 40 %. In vier deruntersuchten Betriebe war die Grassilage dasalleinige Grundfutter. Die angegeben Silierbe-dingungen waren bei allen Betrieben nahezuideal. Dass heißt, der optimale Schnittzeitpunktwurde standortspezifisch gut eingehalten, dasSiliergut lag maximal zwei Tage auf dem Feld,das Silo wurde in vier Tagen befüllt und alleSilos wurden mit Folie abgedeckt. Die Silierungin 42 % der Betriebe wurde durch Silierhilfs-mittel unterstützt. In 13 % war zusätzlich Me-lasse eingemischt worden. Das erste Silo wur-de ca. 10 Wochen nach der Einlagerung wiedergeöffnet. Im Mittel lagerten die Grassilagen einhalbes Jahr unter der Folie. Die Anschnittsflä-che war mit 23 m² fast doppelt so hoch, wie siebei einem Entnahmevorschub von über 50 cmoptimal hätte sein dürfen. Der angegebeneEntnahmevorschub betrug deshalb im Mittelauch nur 35 cm. Weitere Informationen könnender Tabelle 4 entnommen werden.

In der Tabelle 3 ist der mittlere Futterwert derfrischen bzw. luftgelagerte Grassilagen aus den

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft50

41 Referenzbetrieben dargestellt. Die eingetra-genen Pfeile zeigen, dass die Futterwertverän-derungen zum Teil deutlich waren. Die amSiloanschnitt gezogenen Grassilagen wieseneine Energiedichte von 6,23 MJ NEL je kgTrockenmasse nach. Nach ca. 24 Stunden wardie Energiedichte bereits um 0,13 MJ NEL je kgSilagetrockenmasse, d. h. ca. 2 % geringer.Parallel dazu stieg der Rohfasergehalt um 14 gje kg Trockenmasse an und der Anteil enzym-löslicher organischer Substanz (ELOS) nahmab. Die Veränderung im Fasergehalt entsprichteiner vegetationsbedingten Veränderung im

Grasaufwuchs von 3 Wuchstagen. Der Luftzu-tritt an der Anschnittsfläche betrug dagegen imMittel nur 24 Stunden. Der Trockenmassegehaltstieg an der Luft um ca. zwei Prozentpunkte an,was durch die Austrocknung begründet werdenkann.Niederschläge zwischen den Entnahmevorgän-gen am Silo wurden von den Betrieben nichtangegeben. Der Konserviererfolg und die sen-sorische Qualität, die bereits in der frischenSilage nur zwischen gut und mäßig lag, wurdenmit der Lagerung an der Luft noch tendenziellschlechter.

Tabelle 3: Mittlerer Futterwert von 41 Silagen vor und nach der Luftlagerung (Ernte 2000)

frischer Tendenz der luft-

Anschnitt Veränderung gelagert

Trockenmasse g/kg x 358 373

s 102 99

Rohasche g/kg T. x 108 = 110

s 25 26

Rohprotein g/kg T. x 185 = 181

s 29 29

nutzbares Rohprotein g/kg T. x 141 = 139

s 9 9

RNB g/kg T. x 6 = 7

s 3 4

Rohfaser g/kg T. x 256 270

s 30 30

ELOS g/kg T. x 660 642

s 59 64

Calcium g/kg T. x 5,79 = 5,78

s 1,91 1,89

Phosphor g/kg T. x 3,50 3,31

s 0,56 0,58

NEL MJ/kg T. x 6,23 6,10

s 0,28 0,31

sensorische Qualität 1 ... 5 x 2,47 2,63

s 0,72 0,63

Konserviererfolg 1 ... 5 x 2,55 2,79

s 0,78 0,84

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft51

Tabelle 4: Mögliche Einflussfaktoren auf die Energieverluste nach der Siloöffnung

% Veränderung Tendenz

der der Energiedichte erkennbar

Betriebe MJ NEL / kg T. ?

Siliermittel o

ohne 58 -0,14

MSB 34 -0,14

chemisch 8 -0,13

Melassezusatz +++

ohne 87 -0,14

mit 13 -0,22

Silobauart o

Erd-/Freigärhaufen 15 -0,15

Fahrsilo 85 -0,16

Fassungsvermögen +++

< 500 m³ 30 -0,09

> 500 m³ 70 -0,18

Lagerdauer o

< 20 Wochen 33 -0,15

> 20 Wochen 67 -0,16

Außentemperatur bei Öffnung ++

> 10 ° C 35 -0,17

< 10 ° C 65 -0,11

Anschnittsfläche +++

< 20 m² 64 -0,11

> 20 m² 36 -0,21

Entnahmevorschub / Tag ++

< 30 cm 74 -0,17

> 30 cm 26 -0,12

Entnahmetechnik +

Blockschneider / Zange 69 -0,12

Fräse 21 -0,09

Kran / Frontlader 10 -0,14

* + - erkennbar / Sächsische Landesanstalt für Landwirtschafto - nicht erkennbar bei Korrektur des Einflusses der Energiedichte

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft52

Um die Veränderungen der Silage an der An-schnittsfläche begründen zu können, wurdeversucht sie einer Reihe möglicher Einfluss-faktoren gegenüber zu stellen. Bei dieser Aus-wertung ist jedoch zu beachten, dass es sichum Praxiserhebungen handelt, wo durch unter-schiedliche Probenehmer und Bedingungen derFehler nicht unerheblich sein kann.

Andererseits beeinflussen sich die beschriebe-nen Bedingungen untereinander, womit Kreuz-beziehungen nicht vermeidbar sind. Umsoerstaunlicher war jedoch, dass bekannte Ursa-chen sich auch bei dieser groben Auswertungdurchsetzten.

In der Abbildung 4 kann verdeutlicht werden,dass zwischen der Energiedichte der Silageund deren Veränderung unter Lufteinfluss einZusammenhang besteht. D. h. je energiereicherdie Silage ist, desto höher war in der Tendenzauch das Risiko einer Nacherwärmung an derAnschnittsfläche.

Der Zusatz von Siliermitteln, die Silobauart unddie Lagerdauer der Silage unter der Folie hat-ten keinen erkennbaren Einfluss auf die Stabi-lität der Silage gezeigt. Deutlichen negativenEinfluss hatte die Melassezugabe zur Silierung.Eine Hauptursache für Nacherwärmung von

Silagen in den ostdeutschen Unternehmen istdie Silogröße und damit die Anschnittsfläche,welche einen geringen Entnahmevorschub imSilo provoziert. Dies konnten auch die vorlie-genden Untersuchungen erkennen lassen.

Bei 220 g Rohfaser je kg Trockenmasse undeinem Rohfaserbedarf von 0,40 kg je 100 kgKörpermasse und Tag bzw. 9,5 dt Rohfaser proKuh und Jahr, ergibt sich bei 15 % Verlustenein Silagebedarf von ca. 140 dt (35 % Tro-ckenmasse). Für diese Silage benötigt man beieiner Lagerdichte von 5,3 dt Silage je m³ ca. 26- 27 m³ Siloraum. Bei mindestens 50 cm Silo-vorschub und 30 kg Silagebedarf je Tag darf füreine Kuh maximal 0,11 m² Anschnittsfläche zurVerfügung gestellt werden.

Bei der mittleren Anschnittsfläche in den 41untersuchten Unternehmen von 23 m² und derTatsache, dass nur ca. 40 % Grassilage in derGrundfutterration waren, heißt dies, dass min-destens 522 Kühe im Mittel hätten versorgtwerden müssen.

Der mittlere Kuhbestand der untersuchten Be-triebe lag aber bei nur 235 Kühen. Auch nichtunbekannt ist die Tatsache, dass die Außen-temperatur bei der Siloentnahme die mikrobielleAktivität beeinflusst.

5,50

5,70

5,90

6,10

6,30

6,50

6,70

6,90

5,50 5,70 5,90 6,10 6,30 6,50 6,70 6,90

MJ NEL / kg Trockenmasse - frisch

MJ

NE

L / k

g T

rock

enm

asse

- z

wis

chen

gela

gert

Praxisbefund

y = 0,43+0,91*x;r=0,89; n=41

Abbildung 4: Energiegehalt der Silagen am frischen Anschnitt und nach der Zwischenlagerung

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft53

Zusammenfassung

Im Rahmen des sächsischen „Grundfutterqua-litätsprogramms“ wurde in den letzten Jahrendie Veränderung des Futterwertes von Grasvom Feld über das Silo bis in den Futtetroguntersucht. Ausgewählte Ergebnisse dieserMessungen in den ca. 300 Referenzbetriebendes "Sächsischen Grundfutterqualitätspro-gramms" wurden kurz vorgestellt.

Zwischen dem Schnittzeitpunkt und dem Roh-fasergehalt der Grassilagen war nur ein sehrloser Zusammenhang zu ermitteln. Auch dieBeziehung zwischen dem Rohfasergehalt imSchnittgut und dem Rohfasergehalt in der

Grassilage war gering. Der Grund war, dassnach dem Schnitt der Rohfasergehalt deutlichweiter stieg. Je Tag Anwelken stieg der Rohfa-sergehalt um ca. 4 g je kg Trockenmasse an.Ein weiterer Anstieg des Rohfasergehalteskonnte während der Silobefüllung (ca. 2 g /Tag), der Silierung (ca. 14 g vom Siloabschlussbis zur fertigen Silage) und an der Anschnitts-fläche (ca. 2 g / Tag), d. h. zwischen Anschnittund Futtertrog, ermittelt werden.Bei allen Veränderungen wurde deutlich, dassder Energiegehalt des Ausgangsmaterials ei-nen deutlichen Einfluss auf die Höhe des Roh-faseranstiegs ausübte. Je energiereicher dasMaterial war, desto höher waren die Rohfa-seranstiege.

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft54

Erste Ergebnisse der Untersuchungen zum Wachstumsverlauf bei Kälbern und JungrindernDr. Ilka Lippmann, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, Köllitsch

Die betriebswirtschaftliche Logik favorisiert einfrühes Erstkalbealter für eine deutliche Redu-zierung des Erhaltungsfutterbedarfes, des Hal-tungsaufwandes und damit eine nachhaltigeSenkung der Färsenaufzuchtkosten.

Bei einem optimalen Wachstumsverlauf solltedas Kalb bzw. Jungrind mit einem Jahr mindes-tens 350 kg Körpermasse erreichen. Das heißt,bei einem Geburtsgewicht von 45 kg muss esmindestens 830 g täglich an Gewicht zuneh-men. Für die einzelnen Bereiche der Kälberauf-zucht, gelten ca. 720 g bis zum Absetzen vonder Milchtränke, 850 g bis zum ersten Lebens-halbjahr und danach bis zum 12. Monat 900 gtägliche Zunahme als optimal (Abbildung 1).

Ergebnisse der jährlichen Jungtierbonituren inSachsen und darüber hinausgehende Wägun-gen in sächsischen Betrieben zeigen, dass350 kg Körpermasse bei den Einjährigen invielen Betrieben erreicht werden. Anhand vonca. 1.100 Wägungen innerhalb des ersten Le-bensjahres ist zu erkennen, dass sich jedoch

der Weg zu dem gewünschten Gewicht gravie-rend von der optimalen Zunahmekurve unter-scheidet (Abbildung 1).

Bedingt durch das noch nicht voll entwickelteImmunsystem, Imbalancen im Futterangebot,Umstellungsstress und Absetzschwierigkeitenkommt es vor allem in den ersten zwei bis dreiLebensmonaten häufig zu Erkrankungen mitschweren Wachstumsdepressionen. Mit fort-schreitender Entwicklung des Verdauungs- undAbwehrsystems kann das Kalb bei einem ent-sprechenden Nährstoffangebot in der Lagesein, ein Körpermassedefizit über kompensato-risches Wachstum in späteren Entwicklungsab-schnitten aufzuholen.

Die Kurve der Körpermassezunahmen vonKälbern aus den Praxiserhebungen zeigt einsehr verhaltenes Wachstum in den ersten dreiLebensmonaten (Abbildung 1). In den sechsMonaten darauf folgt ein sehr intensiverWachstumsschub mit mittleren täglichen Zu-nahmen von bis zu 1.300 g.

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

0

50

100

150

200

250

300

350

400

tKMZ (Optimum) tKMZ (Praxis) KM (Optimum) KM (Praxis)

Körpermassezunahme (g / Tier und Tag) Körpermasse (kg / Tier)

Abtränken 1/2 Jahr

Lebensmonat

-- 900 g --

-- >700 g ---- 800 g --

Abbildung 1: Körpermasseentwicklung von Kälbern im ersten Lebensjahr aus Praxiserhebungenim Vergleich zur Optimalkurve

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft55

Stärkste Organentwicklung in den ersten 50Lebenstagen

Die höchsten Erkrankungsraten werden imTränkkälberbereich registriert. GesundheitlicheProbleme vor allem des Verdauungssystemswerden häufig von starken Wachstumsdepres-sionen begleitet. Aber genau dieser Zeitraum,hauptsächlich die ersten 50 Lebenstage, sindfür das Wachstum entscheidend. Hier findet inFortsetzung des Embryonalstadiums noch einsehr intensiver Zellvermehrungsprozess statt(FIEBIG ET AL., 1984). Herz und Lunge verfügenzum Zeitpunkt der Geburt zum Beispiel erstüber ca. 30 bis 40 % der Zellen, im Vergleich zuOrganen von adulten Rindern. Bei Leber, Niere,Nebenniere und Milz sind es sogar nur ca. 10bis 20 %.Die Anzahl der Zellen in diesen Organen undim Drüsengewebe entscheidet über ihre späte-re Leistungsfähigkeit.

Die Dauer der Zellvermehrungsphase ist gene-tisch festgelegt und folgt einem spezifischenZeitplan für jedes Organ. Bei älteren Tierenverläuft das Wachstum zunehmend über eineZellvergrößerung. Frühe Wachstumsdepressio-nen infolge von Krankheiten können zu Niveau-unterschieden zwischen den inneren Organenführen. Für ein spätes kompensatorischesWachstum ist überwiegend die Phase der Zell-vergrößerung nutzbar. Inbalancen zwischenden Organfunktionen in Zeiten höchster Lei-stungsabforderung könnten demnach durchden Verlauf des Wachstums bedingt sein.

Ergebnisse von Videoanalysen im Abkalbe-bereich

Mit dem Ziel einer Ursachenanalyse bei hohenKälberverlusten sowie hohen Erkrankungsratenim Tränkkälberbereich wurden 75 Abkalbungenin Abkalbeboxen (1 bis 4 Kühe pro Gruppe) miteiner ständig laufenden Videokamera beob-achtet.Ausgewertet wurde bei jeder Kalbung jeweilsdie Zeit im unmittelbar prä- und postnatalenZeitraum, d.h. 6 Stunden vor und 12 Stundennach der Geburt. Die Bewertung der Aktivitätvon Kuh und Kalb erfolgte in fünfminütigenIntervallen.

Die Intensität der Betreuung der Kälber durchdie Kühe wurde in drei Stufen bewertet („ inten-sives Belecken“ = 3, „ sichtbarer Kontakt“ = 2und „kein Kontakt“ = 1). Kühe, die spontanabgekalbt hatten, zeigten in der ersten Stundetendenziell ein etwas stärkeres Fürsorgever-

halten, als Kühe, die mit mechanischem Ge-burtshelfer kalbten. Die Intensität der Betreuungnahm im Verlauf der ersten vier Stunden nachder Geburt ab.

In Kombination der Einflüsse des Geburtsver-laufes auf Kuh und Kalb waren Kälber ausspontanen Kalbungen deutlich früher in derLage zu stehen (nach 1:17 h), als Kälber ausSchwergeburten (nach 3:00 h).

Trotzdem 40 % der Kälber innerhalb der erstenLebensstunde auf den Beinen waren, nahmennur 15 % der Kälber innerhalb der ersten dreiStunden ihr erstes Kolostrum auf. 60 % benö-tigten länger als vier Stunden.

Eine hohe Vitalität der Kälber ist durchaus eineVoraussetzung für eine frühe Kolostrumauf-nahme. Kommt es aber in den ersten Stundenzu Störungen der Kuh-Kalb-Beziehung, zumBeispiel durch Umstallen in eine andere Boxoder durch das selbstständige Überwinden derBoxenabtrennung durch das Kalb, kann dieerste Kolostrumaufnahme stark verzögert sein(Tabelle 1).

Insgesamt wurden 57 % der Kuh-Kalb-Beziehungen als "beeinträchtigt" eingestuft. DieGründe dafür ergaben sich aus den schonerwähnten ungeeigneten Boxenabtrennungen,die von vielen Kälbern durchklettert wurden,Irritationen der Kälber bei der Suche nach demmütterlichen Euter und den Auseinanderset-zungen zwischen den Tieren in einer Box, diesich auch häufig gegen die neugeborenenKälber richteten.

Eine frühe Kolostrumaufnahme innerhalb derersten drei Lebensstunden ist für die Entwick-lung einer körpereigenen Immunabwehr sehrwichtig. Das bestätigen auch die vorliegendenUntersuchungsergebnisse. Bei den Kälbern, dieinnerhalb der ersten drei Stunden ihr Kolostrumaufnahmen, waren sowohl die Erkrankungsrate(um 13 %) als auch die Durchfalldauer (um52 %) gegenüber den Kälbern reduziert, diediese zeitliche Grenze überschritten.

Im Ergebnis dieser Untersuchung muss dieForderung nach intensivster Überwachung derAbkalbung und der ersten Lebensstunden desKalbes wiederholt bekräftigt werden. Nur einelückenlose Kontrolle der Kolostrumaufnahmesowie rechtzeitige Hilfestellung dabei werdendem Kalb die Voraussetzung liefern, die mit derStallhaltung verbundenen Kompromisse invertretbarem Maß zu tolerieren.

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft56

Tabelle 1: Einfluss des Zeitpunktes des ersten Aufstehens und auftretender Störungen auf denZeitpunkt der ersten Kolostrumaufnahme

Aufstehen des Kalbes nach der Geburt

in der ersten Stunde in der zweiten Stunde in der dritten Stundeund später

ohne(n=7)

mit(n=10)

ohne(n=9)

mit(n=9)

ohne(n=9)

mit(n=11)

Boxenwechsel Boxenwechsel Boxenwechsel

Zeitpunkt der erstenKolostrumaufnahme

(h)1:44 4:20 3:33 8:59 9:27 8:08

Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

Körpermasse, Körpermaße und Rückenfett-dickenmessung per Ultraschall bei Kälbernund Jungrindern

Schwierigkeiten in den ersten Monaten verlei-ten schnell zu einer Aufholjagd in späterenWachstumsphasen. Mit entsprechend hoherNährstoffversorgung werden ehrgeizig ge-steckte Körpermasseziele für möglichst früheErstbesamungstermine in Angriff genommen.Mit zu hohen Fütterungsintensitäten nimmt aberdas Risiko der Verfettung, auch des Euterge-webes zu.

In der Sächsischen Landesanstalt für Landwirt-schaft wurden 1999 Untersuchungen begon-nen, welche die Wachstumsdynamik über dengesamten Zeitraum der Aufzucht erfassensollen. Wägungen sowie Messungen von Rü-ckenfettdicken per Ultraschall und verschiede-nen Körpermaßen bei Kälbern und Jungrindernim Alter von 3, 6 und 12 Monaten, zum Zeit-

punkt der Besamung (420 kg KM), zur Abkal-bung und nach Laktationsbeginn sollen zurLeistung der späteren Milchkühe in Beziehunggesetzt werden.

Die ersten Ergebnisse aus dieser Untersuchungliegen jetzt vor und sollen in diesem Beitragkurz vorgestellt werden.Dieser Auswertung liegen bisher 112 Bestim-mungen der Rückenfettdicke bei Kälbern undJungrindern der Rasse HF mit je drei Messwie-derholungen zu Grunde. Die Rückenfettdickewird am sakralen Messpunkt (Staufenbiel,1990) mittels Ultraschall (Linearscanner, 5 cmSchalltiefe, 7,5 MHz) gemessen. Im Bild 1 isteine Aufnahme zu sehen, die an einem 6 Mo-nate alten Kalb gemacht wurde. Gut zu erken-nen ist die Hautschicht. Zwischen Haut undMuskelgewebe ist eine dünne Fettschicht sicht-bar. Bild 2 zeigt die Ultraschallaufnahme eineseinjährigen Jungrindes. Bei diesem Tier ergabdie Messung eine Rückenfettdicke von 1,75 cm.

Bild 1: Ultraschallaufname am sakralen Messpunkt bei einem Kalb im Alter von 6 Monaten

Haut (3,9 mm)

Fettgewebe (2,4 mm)

Muskelgewebe

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft57

Bild 2: Ultraschallaufname am sakralen Messpunkt bei einem Kalb im Alter von 12 Monaten

Bisher wurden 38 Kälber im Alter von 3 Mona-ten, 54 im Alter von 6 Monaten und 20 einjähri-ge Jungrinder in die Untersuchung einbezogen.Im Mittel wurden 1,4 mm, 3,0 mm und 12,2 mmRückenfettdicke in den jeweiligen Alterskatego-rien gemessen. Die mittleren Werte streuten im3. Monat zwischen 0,6 mm (Bindegewebsfasziezwischen Haut und Muskelgewebe) und2,1 mm, im 6. Monat zwischen 1,6 mm und6,5 mm und im 12. Monat zwischen 5,9 mmund 17,8 mm.

In der Abbildung 2 sind die gemessenen Fett-dicken den jeweiligen Körpermassen der Tieream Tag der Messung gegenübergestellt. DieRegressionsgleichungen aus den Ergebnissender 3 und 6 Monate alten Tiere ergaben einenfast identischen Verlauf der berechnetenRegressionsgerade, allerdings auf unterschied-lichem Niveau (y3 = 0,03 + 0,0013 x,y6 = 0,06 * 0,0012 x). Bedeutend steiler verläuftder Anstieg dieser Geraden bei den Einjährigen(y12 = -0,22 * 0,0039 x), schwere Tiere lassendamit eine starke Zunahme der Rückenfettdickeerwarten.

Innerhalb der jeweiligen Alterskategorien sindaber nur relativ lose Beziehungen zwischen derKörpermasse und der gemessenen Rückenfett-

dicke erkennbar (r3 = 0,43, r6 = 0,22, r12 = 0,41).Die höchste Korrelation für die 3 Monate altenKälber ist offensichtlich durch die geringeStreuung der Werte bedingt. Es fällt auf, dassdie Dicke der Fettschicht für Jungrinder im 6.aber vor allem im 12. Lebensmonat bei ähnli-chen Körpermassen sehr variabel war. DieQualität der Körperzusammensetzung vonJungrindern gleichen Alters und gleicher Kör-permassen ist demnach sehr unterschiedlich.Die Weiterführung dieser Untersuchung sollklären, ob diese Unterschiede ursächlich mitverschiedenen Wachstumsverläufen der Jun-grinder bis zum Zeitpunkt der Messung begrün-det werden können.

Beziehung zwischen Zuwachs und Rücken-fettdicke

Klarer werden die Tendenzen erkennbar, wenndie Rückenfettdicken den täglichen Körpermas-sezunahmen vom 3. bis 6. Monat für die Kälberim 6. Lebensmonat und vom 6. bis 12. Monatfür die einjährigen Jungrinder gegenübergestelltwerden (Abbildung 3). Diese Merkmale korre-lierten im 6. Monat noch sehr gering (r6 = 0,24),wiesen aber im 12. Monat mit r12 = 0,64 schoneine relativ enge Beziehung auf.

Haut (6 mm)

Fettgewebe (17,5 mm)

Muskelgewebe

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft58

0,00

0,40

0,80

1,20

1,60

2,00

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450

Körpermasse (kg)

RFD_3 RFD_6 RFD_12

Rückenfettdicke (cm)

Abbildung 2: Ergebnisse der Rückenfettdickenmessung mittels Ultraschall bei Jungrindern imAlter von 3, 6 und 12 Monaten im Verhältnis zur Körpermasse

Abbildung 3: Ergebnisse der Rückenfettdickenmessung mittels Ultraschall bei Jungrindern imAlter von 6 und 12 Monaten im Verhältnis zur täglichen Körpermassezunahme vom 3.bis 6. bzw. vom 6. bis 12. Lebensmonat

0,00

0,20

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0,60

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1,00

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1,80

2,00

400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 1400tägliche Körpermassezunahme (g)

RFD_6.Mo RFD_12.Mo

Rückenfettdicke (cm)

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Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Schriftenreihe 7. Jahrgang, 3. Heft59

Das heißt, Jungrinder mit hohen täglichen Zu-nahmen im zweiten Lebenshalbjahr lassenschon im Alter von einem Jahr deutlich stärkereRückenfetteinlagerungen erkennen. Schlussfol-gernd daraus wird ein kompensatorischesWachstum mit hohen täglichen Zunahmen biszum 6. Lebensmonat offensichtlich noch wei-testgehend über einen erhöhten Proteinansatzrealisiert.Aber schon im 2. Lebenshalbjahr können sehrintensive Körpermassezunahmen mit einerverstärkten Fetteinlagerung in das Gewebeverbunden sein, vor allem dann, wenn damitWachstumsdepressionen aus dem ersten Le-benshalbjahr kompensiert werden sollen.

Fazit

Ein kontinuierliches Wachstum mittlerer Inten-sität ohne krankheitsbedingte Minderzunahmenund ohne intensive Aufholphasen ist sowohl

aus Sicht der qualitativen Organentwicklung alsauch aus Sicht der Zusammensetzung destäglichen Zuwachses anzustreben. Schlussfol-gernd aus den vorgestellten Ergebnissen mussdie Forderung nach einem kontinuierlichenWachstum mittlerer Intensität (mindestens700 g, höchstens 900 g täglicher Körpermasse-zuwachs), beginnend vom ersten Lebenstag,verstärkt betont werden. Schon im zweitenLebenshalbjahr sind hohe tägliche Körpermas-sezunahmen aufgrund stärkerer Fetteinlage-rungen kritisch zu beurteilen.

Ein frühes Erstkalbealter ist nur dem zu emp-fehlen, dem es gelingt, mit gesunden Tränkkäl-bern einen intensiven Wachstumsstart zu reali-sieren. Bei Kälbern, welche Leistungsdepres-sionen im Tränkbereich nachgewiesen haben,sollte im Interesse der späteren Leistungsfähig-keit der Kühe eher etwas später besamt wer-den.

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Endredaktion: Sächsische Landesanstalt für LandwirtschaftÖffentlichkeitsarbeitThomas Freitag, Gisela Hauptmann

Redaktionsschluss: März 2002

Bildnachweis: Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft

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