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50 Jahre Epiphaniaskirche 1965-2015 50 Jahre Epiphaniaskirche 1965-2015

50 Jahre Epiphaniaskirche · 2016. 10. 25. · Quotienten „Goldene-Schnitt-Reihe“ oder „Lamé-Reihe“.ProportionenausderLamé-Reihe werden als besonders ästhetisch empfunden

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Page 1: 50 Jahre Epiphaniaskirche · 2016. 10. 25. · Quotienten „Goldene-Schnitt-Reihe“ oder „Lamé-Reihe“.ProportionenausderLamé-Reihe werden als besonders ästhetisch empfunden

50 JahreEpiphaniaskirche

1965-2015

50 JahreEpiphaniaskirche

1965-2015

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Liebe Leserin, lieber Leser!

Man soll die Feste feiern wie sie fallen, undauchTotgesagte leben oft länger! Das könn-te unser Motto sein für unser Geburtstags-kind, die 50jährige Epiphaniaskirche mitden typischen Problemen ihrer Generation.Sie selbst und ihr Name ist ein Programm,dessen Symbol auf der einfachen Nord-wand über dem Eingang zu sehen ist: das„Sternkreuz“.Es sieht eigentlich so

aus, als hätte das Stern-kreuz schon immer dieEpiphanias-Außenwandgeschmückt, als wäre esfür uns gemacht - stimmtaber nicht! Das schlichte„Mannheimer Quadrat“der Kirchemit einemwei-teren Quadrat als Vor-platz war bis zum Him-melfahrtstag 2008 ganzschmucklos!

Der KunstschmiedChristian Traubel hattedie Plastik in den 80erJahren für die damaligeMannheimer Filiale derLandeszentralbank inM 7 angefertigt, die aller-dings schon vor längerer Zeit geschlossenwerdenmusste. Damals hatte die damaligeEigentümerin, die Deutsche Bundesbank,HauptverwaltungStuttgart, die Plastik beimKünstler eingelagert und uns auf Empfeh-lungTraubels geschenkt.Schon bei der Erstellung für die Bankfassa-de hatte der Künstler allerdings weniger andie „Kreuzung von Geldflüssen“ gedacht,so der ursprüngliche Name. Traubel hattedie Kirche - sogar von außen - liebgewon-nen, als er den Schriftzug „Epiphaniaskir-che“ über demEingangsportal gestaltete.

Der Stern ist nach der Epiphanias-Erzäh-lung des Evangelisten Matthäus (Mt 2,1-12) schon den Weisen aus dem Morgen-

EinSternkreuz –was ist das?

land erschienen und hat ihnen für ihren lan-gen Weg Orientierung und Richtung gege-ben. Das wünschen wir uns für unsereEvangelische Gemeinde Feudenheimauch. Der Epiphanias-Name ist Programm:Orientierung auf Jesus Christus in seinenvielfältigen Erscheinungsformen (= Epi-phanien) hier auf Erden.Wir teilen uns den Namen übrigens mit

nur 5 weiteren Epipha-niaskirchen.Alle sind indeutschen Großstäd-ten in den 60er Jahrenerbaut, meist ebensoaus Beton und mit frei-stehendem Campanileund gutemGeläut.Das „Sternkreuz“ für

Epiphanias ist eine in-teressante Mischung:Stern über Bethlehemund Kreuz von Golga-tha markieren die Wir-kungsweisen Gottesund seine Erscheinungin Jesus Christus. InKreuz und Stern zu-sammen leuchtet die ir-dische Gegenwart desmenschgewordenen

Gottes auf zwischenGeburt undTod.Wir kommen in der Epiphaniaskirche zu-

sammenmit dem,was uns bedrückt und be-glückt. Wie die heidnischen Weisen, brin-genwir unsereGaben undwollen jedesMalwieder neu durch JesusChristus selbst unddurch seine Erscheinungsweisen berührtund erfüllt, vonHeiden zuChristenwerden.Das Sternkreuz über dem Eingang der

Epiphaniaskirche gibt uns Zeugnis, woOrientierung zu finden ist, es gibt uns dieGewissheit, dass Himmel und Erde,Mensch undGott trotz allemzusammenge-hören!Gott sei Dank!

Pfarrerin Dorothee Löhr

Sternkreuz

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Epiphaniaskirche FeudenheimIhr Platz in der Architekturgeschichte

Die Epiphaniaskirche in Feudenheim ist of-fenbar ein typischer moderner Kirchenbauaus Beton, zwischen 1964 und 1965 vomMannheimer Architekturbüro Albrecht Lan-ge und Hans Mitzlaff errichtet. Es findensich ganz selbstverständlichSpuren der be-deutendstenKirchenbauprojekte derNach-kriegszeit sowie der Personen, die im süd-westdeutschen Raum einflussreich waren.Wichtigstes Vorbild für den Entwurf der Epi-phaniaskirche waren zweifel-los die Matthäuskirche inPforzheim und die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche inBerlin, beide von Egon Eier-mann errichtet, der der moder-nen Architektur auch währendder Zeit des Nationalsozialis-mus treu geblieben ist (indemer in den Fabrikbau ausgewi-chen ist) und in den fünfzigerJahren zu einem der bekann-testen Architekten in der Bun-desrepublik wurde. Begeistertvon der „diaphanen Struktur“,den sich in Licht auflösendenWänden in gotischen Kathe-dralen, hat Eiermannmoderne„Lichtwände“ aus Betonwabengeschaffen, die mit farbigenGlasfenstern, entworfen vonzeitgenössischen Künstlern,gefüllt sind. Fast unmittelbardanach entstehen auch inMannheim Kirchen mit „Licht-wänden“: Am bekanntesten istwohl die Trinitatiskirche vonHelmut Striffler, der zuvor inEiermanns Büro an dessen PforzheimerMatthäuskirche mitgearbeitet hat. DerKünstler Emil Kiess hat die Glaswände ge-staltet und ist anschließend auch bei derEpiphaniaskirche für die nach Süden aus-gerichtete Altarwand beauftragt worden.Sein Name findet sich auf einem der zahl-reichen farbigen Glasfragmente, die in die

quadratischen Betonrahmen einzementiertsind. Gefertigt wurden sie bei Gabriel Loirein Frankreich, der wiederum die Glasfens-ter der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche inBerlin geschaffen hat.So schließt sich ein Kreis, und man hat

fast denEindruck einer „Kirchenbauclique“,die in den ersten Nachkriegsdekaden tätigwar. Wie Eiermann strebten auch seineNachahmer nach architektonischer Wahr-haftigkeit, die ohne falschen Zierrat unddurch einfacheGrundformen, derenRaum-

wirkung allein durch das far-big gefilterte Licht geprägtwird, die Menschen unmit-telbar erreichen konnte.Dies galt für den Fabrikbauwie für den Kirchenbau.Symbolisch-expressiveFormen lehnte Eiermannab; Le Corbusiers großarti-geRonchamp-Kapelle – fürden Kirchenbau der Nach-kriegsdekaden noch be-deutender – rügte er als„Gefühls-Knüller“.Doch gibt es nichts Viel-

deutigeres als eine ver-meintlich einfacheFormen-sprache. In der Epiphani-askirche dominiert dasQua-drat, eine geometrischeGrundform, die von man-chen Architekten aufgrundder Richtungslosigkeit oftgemieden wird. Exakt 24auf 24 Meter misst derGrundriss der Epiphanias-kirche; darüber hinausstrukturieren quadratische

Betonkassetten die Decke und die Altar-wand, und die Wandverkleidung der Sei-tenwände besteht aus quadratischenWaschbetonplatten. Dies ist gewiss nicht ei-ner einfacheren technologischen Vorferti-gung zu verdanken, die sehr selten quadra-tische Standardformate verwendet. Auchlässt sich dasQuadrat nicht einfach als For-

Nordfenster

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derung einer evangelischen Gemeindenach Versammlung verstehen, sonst hät-ten Lange/Mitzlaff wie Carlfried Mutschler(ebenfalls ein Eiermann-Schüler) bei sei-ner Pfingstbergkirche denAltar und dasGe-stühl in der Diagonalen angeordnet. Viel-mehr handelt es sich um eine symbolischeForm, für die die Architekten auf die Be-schreibung des Himmlischen Jerusalemsin der Offenbarung des Johannes verwei-sen. Damit verlassen sie sich implizit aufdie Idee absoluter Schönheit, die in be-stimmten (göttlichen) Proportionsverhält-nissen überliefert sei, eine unbeweisbareIdee, die bereits im 17. Jahrhundert vonden ersten Architekten, die sich „modern“nannten, angezweifelt wurde. In der Epi-phaniaskirche wird der Versuch unternom-men, Liturgie und Glauben durch Formenauszudrücken, die diese symbolisch über-höhen statt sie unmittelbar aus dem Ge-brauch abzuleiten. Die Konsequenz ist einesichtbare Symmetrisierung und Monumen-talisierung (die außen durch die gelbe Klin-kerverkleidung wieder unterdrückt wird),

die Eiermann abgelehnt hätte, aber deut-lich von den Zweifeln derArchitekten zeugt,dass das „form follows function“ der moder-nen Architektur in den Kirchenbau über-tragbar wäre.Man könnte auf die Idee kom-men, die Epiphaniaskirche in Feudenheimhabe mehr Gemeinsamkeiten mit der Ar-chitektur eines anderen, vielleicht sogar be-rühmtesten Schüler von Eiermann, OswaldMathias Ungers, der bereits zu den „post-modernen“ Architekten gezählt wird unddessen ästhetisch strenge Bauten fast aus-nahmslos auf demQuadrat basieren.

Prof. Dipl-Ing. Dr. Ing. Angelika Schnell

Angelika Schnell, 1962 in Mannheim geboren, stu-dierte Theaterwissenschaften undArchitektur in Mün-chen, Berlin und Delft. Von 1993 bis 2001 arbeitetesie als Redakteurin der Architektur und Städtebau-zeitschrift ARCH+ in Berlin. Ab 1999 bis 2009 lehrtesie an der Technischen Universität Berlin, an derStaatlichen Akademie der Bildenden Künste Stutt-gart und an der Universität Innsbruck. Seit Oktober2009 ist sie Universitätsprofessorin an der Akademieder Bildenden Künste Wien.

Die Orgel in derEpiphaniaskirche

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EpiphaniaskircheMaße und Proportionen

Die Schönheit der Epiphaniaskirche er-schließt sich dem Betrachter nicht auf denersten Blick. Man sieht einen sakralenZweckbau mit gelbem Sichtmauerwerk au-ßen und Waschbetonplatten innen. DerGrundriss ist ein Quadrat von 24 mal 24 m,das in ein Raster von 28 mal 28 Quadratengegliedert ist. DiesRaster findet sich durch-gehend an der Decke, an allen Wändenund bei denGlasfenstern anNord- undSüd-wand.Der freistehende Glockenturm hat eine

Höhe von 28Metern.Die Zahl 28 hat eine besonders bemer-

kenswerte Eigenschaft. Die Summe ihrerechten Teiler 1, 2, 4, 7 und 14 ergibt 1+2+4+7+14 = 28. Solche Zahlen, die gleich derSumme ihrer echten Teiler sind, nennt man„vollkommene Zahlen“. Die kleinste Zahlmit dieser Eigenschaft ist die 6 (6 = 1+2+3).Vollkommene Zahlen haben schon die

griechischenMathematiker im4. und 3. vor-christlichen Jahrhundert untersucht. Eu-klid, der das mathematischeWissen seinerZeit in 13 Büchern, den sog. „Elementen“zusammenfasste, kannte schon ein "Re-zept", wieman solcheZahlen finden kann.Vollkommene Zahlen spielen in der Bibel

immer wieder eine Rolle. Nach der Schöp-fungsgeschichte im 1. Buch Mose erschufGott dieWelt in 6 Tagen, an Tag 1 das Licht,an den Tagen 2 und 3 das Firmament, dieErde, das Meer und die Pflanzen, und anden Tagen 4 bis 6 Gestirne, Fische, Vögel,Landtiere und schließlich den Menschen.Diese Gruppierung zu einem Tag, zwei unddrei Tagen, also den echten Teilern von 6,steht so beiAugustinus in seiner Schrift „Degenesi ad litteram“ („Vom Wortlaut derSchöpfungsgeschichte“), in der er auch dieVollkommenheit der Schöpfungmit der Voll-kommenheit der Zahl 6 in Verbindungbringt.Die Zahl 6 findet sich im Alten Testament

an vielen Stellen, die 28 nicht ganz so häu-fig.

Lea und Jacob haben 6 Söhne, Jacob hat6 weitere Söhne mit Leas Schwester Rahelund denMägdenBilha undSilpa.Mose ver-bringt 6 Tage in derWolke auf dem Berg Si-nai.Bei der Beschreibung der Stiftshütte (2.

Buch Mose), also der transportablen Vor-gängerin des Tempels in Jerusalem, spie-len unter anderen auch die Zahlen 6 und 28eine Rolle. 6 Bretter schließen die „Woh-nung“ am hinteren Teil der Stiftshütte ab,die Teppiche sind 28 Ellen lang und seitlichamLeuchter zweigen 6Röhren ab.Im Neuen Testament treten die vollkom-

menen Zahlen nicht so häufig auf wie imAl-tenTestament.Bei der Hochzeit zu Kana spielen 6 stei-

nerne Wasserkrüge eine Rolle. Die Zahl 6spielt dagegen mehrfach beim GeschehenumPassion undOstern eine Rolle. Die Sal-bung Jesu zu Bethanien ist 6 Tage vorOstern, die Kreuzigung selbst am 6. Wo-chentag um die 6. Stunde. Hier kündigt dievollkommene Zahl 6 das „Es ist vollbracht“an.Auch in der Epiphaniaskirche finden sich

die Zahlen 6 und 28 weitere Male. Die An-zahl der Säulenpaare ist 6, und der Bereichan der Südseite über dem Altar, wo dasGlasfenster besonders farbenfroh ist, misst4mal 7 = 28Rasterquadrate.

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Schaut man in den Seitenschiffen an dieDecke, sieht man Rechtecke zu 3 mal 5Quadraten. 3 und 5 sind Zahlen der„Fibonacci-Folge“ 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21,34, 55 usw.Die Folge startet mit 0 und 1. Jede

weitere Zahl ist dann die Summe derbeiden vorangehenden Zahlen, also 0+1=1, 1+1 =2, 1+2=3, 2+3=5usw.Benanntwird dieseZahlenfolge nach Leo-

nardo da Pisa, genannt „Fibonacci“, der sieum 1200 n. Chr. im Zusammenhang mitdem Wachstum einer Population von Ka-ninchen beschrieben hat.Da die Fibonacci-Zahlen etwas mit dem

„GoldenenSchnitt“ zu tun haben, der vielenWerken der Bildenden Kunst als Gestal-tungsprinzip zugrunde liegt, darf vermutetwerden, dass die Architekten Lange undMitzlaff dieMaße 3mal 5 Rasterquadrate indenSeitenschiffen nicht zufällig gewählt ha-ben.Eine Strecke im goldenen Schnitt zu tei-

len bedeutet, sie in eine kleinere Strecke mund eine größereStreckeMso zu zerlegen,dass das Verhältnis m/M der kleineren zurgrößeren gleich dem Verhältnis M / (m+M)der größeren zur ganzen Strecke ist. Wirnehmen der Einfachheit halber an, dass dieGesamtstrecke eine Längeneinheit ist.Dann führt die Bedingungm/M =M / (M+m)über eine quadratischeGleichung auf

Die Länge der kleineren Strecke ist also gut38%, die der größeren Strecke knapp 62%der Gesamtstrecke. In Kunstwerken be-gegnet uns der goldene Schnitt direkt alsStreckenverhältnis, aber auch als „golde-nes Rechteck“ mit dem Seitenverhältnis mzu M und als „goldener Winkel“, bei demder Gesamtwinkel von 360° im Verhältnism/Mgeteilt wird.Was genau haben nun die Fibonacci-

Zahlenmit demgoldenenSchnitt zu tun?Die Quotienten aus zwei aufeinanderfol-

genden Fibonacci-Zahlen bilden eine Fol-ge, die gegen die Zahl M des goldenenSchnitts strebt. Dabei ist immer abwech-selnd ein Quotient größer und der nächsteQuotient kleiner als M. Bildet man Recht-ecke mit den genannten Seitenverhältnis-sen 1:1, 1:2, 2:3 usw., so ist immer eins ge-drungener und das nächste schlanker alsdas goldene Rechteck. Spätestens ab demSeitenverhältnis 13:21 ist das Rechteckmitbloßem Auge nicht mehr vom goldenenRechteck zu unterscheiden.In Standardwerken für Architekten wie

z. B. der „Bauentwurfslehre“ von ErnstNeufert heißt die Folge der Fibonacci-Quotienten „Goldene-Schnitt-Reihe“ oder„Lamé-Reihe“. Proportionen aus der Lamé-Reihe werden als besonders ästhetischempfunden und häufig in der Architekturverwendet.Es gibt berühmte Bauwerke, deren sicht-

barstes Gestaltungsprinzip der goldeneSchnitt ist. Der Turm des Alten LeipzigerRathauses teilt die Fassade im Verhältnisdes goldenenSchnitts, rangiert also amun-terenEndeder Lamé-schenReihe. BeimAl-ten Mannheimer Rathaus und der KircheSt. Sebastian teilt der Turm die Fassade imVerhältnis 1:1. In der Lamé-schen Reihe istalso „Monnemvonne“ und „Leipzig hinne“.Für dieBauweise, in der einTurmdie Fas-

sade in zwei gleiche Teile teilt, ist Mann-heim berühmt. Sie wird in der Architektur-

...61803,0)15(2

1���M

...38196,0)53(2

1���m und

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geschichte mit „Mannheimer Symmetrie“oder „Mannheimer Mittelturmarchitektur“bezeichnet.Beispiele dafür gibt es in Mannheim vom

Barock bis zur Postmoderne. Das im Ju-gendstil erbaute Herschelbad zeigt dieseSymmetrie. Das 1991 eröffnete StadthausN1 ist das letzte große Beispiel in dieserBauweise. Es steht an der gleichenStelle wie das im zweiten Weltkriegzerstörte barocke „Alte Kaufhaus“,das ebenfalls einen Mittelturm auf-wies.Fibonacci-Zahlen findet man in der

Natur häufig bei der Anordnung vonBlättern an Grünpflanzen und bei derAnzahl von Blütenblättern. Zum Beispielhat die Iris 3 Blütenblätter, der Hahnenfuß5, Tagetes 8 oder 13 und bei Astern sind es21Blütenblätter.In der Epiphaniaskirche finden sich die

Zahlen 3 und 5 noch einmal: die Säulen tei-len den Raum in 3 Streifen längs und 5Streifen quer.Wir kommen zurück zum quadratischen

Grundriss der Epiphaniaskirche. Warumdas Quadrat einen besonderen Bezug zuMannheim hat, muss hier nicht erklärt wer-den. In der Bibel spielt das Quadrat eineRolle als Grundriss des „neuen“ oder auch„himmlischen Jerusalem“, das vom Pro-pheten Hesekiel (Kapitel 48) und in der Of-fenbarung des Johannes (Offenbarung, Ka-pitel 21) beschrieben wird. In der Überset-zung von Schlachter heißt es dort in Vers16:„Und die Stadt bildet ein Viereck, und ihre

Länge ist so groß wie ihre Breite. Und ermaß die Stadt mit dem Rohr, auf zwölftau-send Stadien; die Länge und die Breite unddieHöhederselben sind gleich.“Das himmlische Jerusalem hat also nicht

nur einen quadratischen Grundriss, son-dern hat dieGestalt einesWürfels.Der Würfel gehört zu den fünf „Platoni-

schen Körpern“, das sind räumliche Figu-ren, die von allen Seiten durch kongruenteregelmäßige Vielecke begrenzt werden. Ihr

ästhetischer Reiz liegt in ihrer vollkomme-nen Regelmäßigkeit. Platon hat die For-men von vier dieser Körper denAtomen derdamals angenommenen vier Elemente Feu-er, Wasser, Luft und Erde zugeordnet. DieKaaba in Mekka, in der das höchste Heilig-tum des Islam untergebracht ist, hat unge-fähr dieGestalt einesWürfels.

Der Baukörper der Epiphaniaskirche ist einhalber Würfel. Er entspricht also nicht ganzdem himmlischen Jerusalem, aber immer-hin sind dieWandflächenRechtecke, derenSeiten im Verhältnis 1:2 der Lamé-Reihestehen.In seiner Schrift „Amathematician´s apo-

logy“ (Die Verteidigungsrede eines Mathe-matikers) schriebGodfreyHaroldHardy:„Beauty is the first test: there is no perma-

nent place in the world for ugly mathema-tics.“ (Es kommt vor allem auf Schönheitan. Für hässliche Mathematik hat die WeltaufDauer keinenPlatz.)Die beschriebenen mathematischen Ob-

jekte (vollkommene Zahlen, Fibonacci-Zahlen, Platonische Körper) gehören seitvielen Jahrhunderten zum Grundbestandder Mathematik. Sie haben den Hardy-schen Test bestanden, und sie finden sichin den Maßen und Proportionen der Epi-phaniaskirchewieder.Und diese als schön und harmonisch

empfundenen Zahlen und Figuren wurdenzu allen Zeiten verwendet, um die Vollkom-menheit der Schöpfung zu beschreiben.

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Zum Teil lieferte uns auch die Natur selbst(wie bei den Blütenblättern und den Fibo-nacci-Zahlen) das Vorbild für die mathema-tischenBegriffsbildungen.

Prof. Dr. rer. nat. Hartmut Siebert

Hartmut Siebert, Studium der Mathematik und Phy-sik in Marburg,Assistent und Dozent an der Universi-tät Ulm, Tätigkeit in Forschung und Entwicklung beider Brown, Boveri & CieAG in Mannheim und Heidel-berg (u.a. Chipentwicklung, Prozessdatenübertra-gung, Künstliche Intelligenz) , von 1988 bis 2009 Pro-fessor für Mathematik an der Technischen Hoch-schule Mittelhessen (früher Fachhochschule Gie-ßen-Friedberg)

Altarkreuz

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Die Epiphaniaskirchengebäudeim Wandel der Jahrzehnte

Johann Wolfgang von Goethe: „Drei Dingesind an einem Gebäude zu beachten: dasses am rechten Fleck stehe, dass es wohl-gegründet, dass es vollkommen ausgeführtsei.“All dies trifft für die Gebäude der Epipha-

niaskirche zu. Kirche, TurmundGemeinde-haus prägen den Stadtteil Mannheim-Feudenheim; sie heben sich von ihrer Um-gebung ab, sind auffindbar, gehören ein-fach zumGesamtbild desVorortes und sindfür einen Großteil der Bevölkerung Heimat.Für viele Bürger beinhalten sie einen hohenIdentitätswert, zumal das GemeindehausauchWahllokal und seit einigen JahrenBlut-spendezentrum ist und die städtische Frei-fläche zum endlosen Spielen einlädt. Kin-der wachsen hier seit 50 Jahren mit demHinweis auf: „Wenn s läutet, gibt's Abend-essen!“ (Im Sommer um 19 Uhr, im Winterum18Uhr.)Kirche und Gemeindehaus müssen je-

doch auch demAnspruch des Zeitgeistes -insb. einer Zweckmäßigkeit - genügen.Des-halb wurden seit Einweihung der Gebäudeetliche bauliche Veränderungen vorge-nommen (14.07.1957: Einweihung Ge-

'

meindehaus; 07.03.1965: Einweihung Kir-che).Zunächst wurde in der Kirche in den 60er

Jahren des letzten Jahrhunderts die Altar-raumbeleuchtung geändert. Die Glaskup-peln mit integrierten Leuchten über demAl-tarraum erwiesen sich als nicht hell genug;außerdem drang ständig Wasser ein undes bestand die Gefahr von Kurzschlüssen.Es wurden deshalb nachträglich 6 unauffäl-lige (schwarze) Hängelampen über demAl-tarraum angebracht und die Kuppeln abge-dichtet.In den nächsten Jahren wurde das Kreuz

an der Altarwand so befestigt, dass es indi-rekt beleuchtet werden konnte. Zudemwur-de zur Verbesserung der Helligkeit des Al-tarraumes an dessen oberen Betonwabenrechts und links desAltarkreuzes jeweils ei-ne indirekte Beleuchtung hinter einer Ver-kleidungmontiert……und schon war es derWunsch der Mu-

siker nicht nur auf der Empore, sondernauch im Altarraum zu musizieren. Da auchdas Kindergottesdienstteam eine Erweite-rung des Altarraums vorschlug, beschlossder damalige Ältestenkreis, den Altarraum

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so zu erweitern, dass Chor und kleines Or-chester im vorderen Kirchenraum ebensoPlatz finden, wie ein Stuhlkreis für Veran-staltungen im kleinerenKreis. Deshalbwur-de aus den ehemaligen 12 Bankreihen dieerste Bankreihe vor der Kanzel und vordem Taufbecken entfernt und die Bänke andie Wände der Seitenschiffe montiert. ImJahr 2000 wurde der Namensschriftzug„EPIPHANIASKIRCHE“ vom Kunst-schmied Christian Traubel über dem Ein-gangsportal der Kirche angebracht. Endedes gleichen Jahres kam der „große Pau-kenschlag“ vom Kirchengemeindeamt: DieBankheizung ist mit Asbestplatten abge-schirmt; dies stellt eine gesundheitlicheGe-fahr dar; der Kirchenraum darf nicht mehrgenutzt werden! Nach langen zähen abererfolgreichen Verhandlungen wurde ein Fi-nanzierungsplan erstellt und eine Sanie-rung des Kircheninnenraumes vorgenom-men (2001-2002). Das gesamte Gebäudewurde „ausgehöhlt“, d.h. alle Bänke wur-den entfernt, derAltarraumwurde geräumt,die Orgel völlig ab- und ausgebaut, die anden Wänden hängenden „Hungertücher“wurden vernichtet. Gottesdienste fanden indieser Zeit im Gemeindehaus statt. NachWiedereinweihung der Kirche (März 2003)wurde im gleichen Jahr vom OrgelbauerGerhard Lenter unter Mitarbeit von unse-rem Organisten Markus Seeger eine reno-vierte, generalüberholte, deutlich verbes-

serte Orgel der Gemeindeübergeben. Aber jetzt warendie Seitenwände kahl! Dieswar die Gelegenheit, diesenquadratisch gebauten Raummit den breiten Seitengängennicht nur neu zu gestalten, son-dern auch einer weiteren mul-tifunktionalen Nutzung zuzu-führen. Professor Dieter Hee-ne spendierte für die Seiten-wände Bilderleisten. Die ehe-mals schwachen Neonröhrenin den Seitensäulen wurdenmit helleren Lichtröhren verse-

hen, Vitrinen wurden im Stadtarchiv ausge-liehen, und schon konnten und können bisheute vielfältige interessante Ausstellun-gen stattfinden.Doch noch war die Außenfassade kahl.

Gute Kontakte zu dem Kunstschmied Ch.Traubel und eine großzügiges Geschenkder Deutschen Bundesbank machten esmöglich, ein neues Symbol an der Außen-wand der Kirche anzubringen. Seit Juli2007 ziert ein kunstvolles schmiedeeiser-nes Kreuz in Form eines Sternes – das„Sternkreuz“ – die Außenfront der Epipha-niaskirche.Auch am Gemeindehaus wurden etliche

Baumaßnahmen vorgenommen. Räumewurden umgestaltet und neuzeitlichen Er-fordernissen undBedürfnissen angepasst.Einen großen Anteil an Planung und

Durchführung aller Renovierungsmaßnah-men hatte Professor Otto Becker (Kirchen-ältester 1977-2001). Als Ingenieur war seinAugenmerk besonders auf die elektrischeAusstattung, auf die Beleuchtung der kirch-lichen Bauten ausgerichtet. Sein unermüd-licher Einsatz für das Gesamtwohl der Ge-meinde sowie das Wissen des Altfeuden-heimers über die Entwicklung und Ge-schehnisse in den christlichen Gemeindenin Feudenheim wurden hoch geschätzt.Sein Rat und seine Meinungen beeinfluss-ten maßgeblich anfallende Entscheidun-

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gen. Ihm sei an dieser Stelle nochmals ge-dankt und ehrenvoll gedacht.Das Gemeindehaus, in dem im Erdge-

schoss auch der Kindergarten mit großemAußengelände integriert ist, wurde als Be-gegnungszentrum konzipiert. Als Raumbe-stand wurden übergeben: im Keller zweikleine Räume mit einem Nebenraum; imErdgeschoss drei gesellschaftlich zu nut-zende Räume; im Obergeschoss ein gro-ßes Foyer, ein großer Saalmit Bühne sowieeinweiterer vielseitig nutzbarerRaum.

Die Kellerräume wurden zunächst als Ju-gendtreffpunkt ausgestaltet und genutzt. Et-liche Kleingruppen hielten in diesen Räu-men ihre Treffen ab und hinterließen oft-mals ein Chaos. Es war an der Zeit, diesenRäumen eine Funktion zuzuweisen. AbFrühjahr 2003 wurden diese Kellerräumebedarfsgerecht zweckbestimmt. Ein Keller-raum wurde internetfähig ausgebaut, mitPC`s versehen und Kurse wurden für Neu-anfänger in Sachen Computer und Textver-arbeitung angeboten.

1982 wurde im Erdgeschoss des Gemein-dehauses ein Raum zu einem weiterenGruppenraum des Kindergartens umfunk-tioniert. Eine Generalsanierung und einekomplette Renovierung des Kindergartensfand im Jahr 2007 statt.AlleGruppenräumewurden umgebaut, erweitert und erhieltenzumTeil eigeneZugänge zumGarten.Die beiden verbleibenden Räume im EG

wurden als Krabbelgruppenraum sowie alsSitzungszimmer eingerichtet.

Die Räume im OG können multifunktionaleingesetzt werden. Stühle und Tische wur-den komplett erneuert. Die Bühne im gro-ßen Saal wurde vergrößert, 2 kleine Kü-chen eingebaut, moderne Beleuchtungs-strahler wurden installiert. Seit 1998 kön-nen auch Gehbehinderte und Rollstuhlfah-rer mit einem Treppenlift bequem in diesesStockwerk gelangen.

DerWandel in denKellerräumen:

DerWandel imErdgeschoss:

DerWandel imObergeschoss:

In den Jahren 2004-2006 wurde das ge-samte Gemeindehaus generalsaniert. DasDach wurde komplett erneuert und isoliert,die Entwässerung des Daches neu instal-liert, eine neue Heizung installiert. Sämtli-che Räume wurden renoviert und mitschallschluckenden Decken mit integrier-ten neuen modernen (sparsameren) Be-leuchtungskörpern versehen. Über die ge-samte Front des Kindergartenbereicheswurde ein gitterartiger Sonnenschutz ange-bracht.Bei der Zusammenlegung (2007) der ehe-

mals beiden evangelischen GemeindenEpiphaniasgemeinde und Johannesge-meinde zur „EvangelischenGemeindeFeu-denheim“ brachte die Epiphaniasgemeindeein völlig renoviertes modernes Gebäude –mit keinerlei Reparaturstau – in die neueKir-chengemeinde ein.

Walter Becker-Bender

Das Sternkreuz wird montiert

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Prof. Dr. Otto Becker (li.)und Walter Becker-Bender

Auch der Feudenheimer Posaunenchor besteht mittlerweile 50 Jahre lang! Leiterkommen und gehen, Jungbläser wachsen nach, aber der Gründer und einziges

Mitglied der Anfangszeit ist noch dabei: Christian Brunnemann (Mitte)

Bild: Der Posaunenchor Feudenheim bei einem Konzertin der Johanneskirche am 8. Mai 2011

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Diese kleine Plakatauswahl von und durch die unermüdliche Designerinund Öffentlichkeitsbeauftragte unserer Gemeinde Ellen Weinel erinnert uns

an mindestens 8 Konzerte und 3 Ausstellungen pro Jahr,die wir in der Epiphaniaskirche genießen durften

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Kleines Bilderbuch

von links:Pfarrer Reinhold Guggolz, Frieder Lehmann, Pfarrer Otto Kammerer

(Johannesgemeinde), Pfarrerin Ilse Frank (später Hasenfratz)Aufnahme anlässlich der Ordination von Frieder Lehmann

von links: Pfarrer Guggolz und Frau, Pfarrer Scharpf und Frau,Pfarrer Engelbert Kranz und Frau Pfarrer Hans Oestreicher

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Leben in der Epiphaniaskirche

Kanzelrede 2009 m&m-Jugendgottesdienst 2009

Ausstellung 2009

Podiumsdiskussion 2008

Lange Nacht der Musik 2008

Krippenspiel 1995

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Konfi-Taufe 2008

Weihnachtsliedersingen an der Krippe 6. Januar 2014

Krippe

Ökumenischer Taufgottesdienst 2012

Familiengottesdienst 2012

Glockenweihe

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