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Z. irno~g. illlg. (:hem. GOO, 7-33 (1988) J. A. Barth, Leipzig 500 Bande der Zeitschrift fur anorganische und allgemeine Chemie Von G. RIENACKER Mit diesem Band erscheint der Band 500 der Zeitschrift fur aiiorganische und allgemeine Chemie. GERHARD KRUSS ergriff die Initiative zur Grundung der ersten missenschaftlichen Zeitschrift auf diesem Gebiete ; unter seiner Leitung erschien im Jahre 1892 der Band 1 dieser Zeitschrift, damals unter dem Namen ,,Zeit- schrift fiir anorganische Chemie". Zur Einfuhrung schrieb KRUSS in Band 1 u. a. : ,,Die Mitteilungen uber anorganische Untersuchungen sind bis jetzt in einer sehr groBen Anzahl von in- und auslkidischen Zeitschriften verstreut zur Ver- fugung gelangt ; sie erscheinen als Fremdlinge unter der immer mehr wachsenden Anzahl von Arbeiten aus dem Gebiete der Chemie der Kohlenstoffverbindungen. Diese Stellung entspricht nicht der heutigen Bedeutung der anorganischen Chemie, denn diese ist im Laufe der let'zten Decennieii aus dem engsten Rahmen einer rein beschreibenden Naturwissenschaft herausgetreten und nimmt Teil an der Entscheidung von Fragen, welche fur die allgemeiire Chemie von hoher Bedeutung sind. 1st doch seit Aufstellung des Periodischen Systems der wissenschaftlichen Forschung ein grofies, weites Arbeitsfeld erschlossen, dessen Bearbeitung sich eiiie Reihe von Fachgenossen gewidmet haben. Ebenso sind die Resultate jener Unter- suchungen, welche auf anorganischem Gebiete in rein beschreibender Weise aus- gefuhrt werden, zur Zeit wichtiger als zuvor, denn nur nach wirklich umfassendem Studium wird es moglich sein, die Gesetze voll und ganz zu erkennen, welche die Eigenschaften der Elemente und ihrer Verbindungen beherrschen und wechsel- seitig regeln". Es gelang KRUSSvon Anfang an, eine grol3e Anzahl von Fachleuten, auch aus dem Ausland, zur Mitwirkung zu gewinnen. I n der Liste der ,,Mitwirkenden" auf dem Titelblatt des Bandes 1 befinden sich unter 28 Namen 21 aus dem Aus- land und 7 aus dem damaligen Deutschen Reich (Abb. 1). Sehr viele Abhandlun- gen aus jener Zeit stammen aus der Feder auslandiscber Autoren. KRWS starb leider sehr fruh; seiii Nachfolger RM'HARI) LORENZ fuhrte die Zeitschrift in seinem Sinne fort ; im Geleitwort in Band 9 (1895) bekriiftigte er die von KRUSS angegebenen Leitlinien, fugte aber hinzu : ,, . . . Die Errungenschaften, welche gegenwartig von physikalisch-chemischer Seite alle Zweige der Chemie zii befruchten und lieu zu beleben beginnen, insbe- sondere elektrochemische Untersuchungen, werden nicht ohne tieferen EinfluB auch auf die anorganische Chemie bleibcn konnen ; schon jetzt t,ragen zahlreiche

500 Bände der Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie

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Page 1: 500 Bände der Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie

Z. irno~g. i l l lg. (:hem. GOO, 7-33 (1988) J. A. Barth, Leipzig

500 Bande der Zeitschrift fur anorganische und allgemeine Chemie

Von G. RIENACKER

Mit diesem Band erscheint der Band 500 der Zeitschrift fur aiiorganische und allgemeine Chemie. GERHARD KRUSS ergriff die Initiative zur Grundung der ersten missenschaftlichen Zeitschrift auf diesem Gebiete ; unter seiner Leitung erschien im Jahre 1892 der Band 1 dieser Zeitschrift, damals unter dem Namen ,,Zeit- schrift f i i r anorganische Chemie". Zur Einfuhrung schrieb KRUSS in Band 1 u. a. :

,,Die Mitteilungen uber anorganische Untersuchungen sind bis jetzt in einer sehr groBen Anzahl von in- und auslkidischen Zeitschriften verstreut zur Ver- fugung gelangt ; sie erscheinen als Fremdlinge unter der immer mehr wachsenden Anzahl von Arbeiten aus dem Gebiete der Chemie der Kohlenstoffverbindungen.

Diese Stellung entspricht nicht der heutigen Bedeutung der anorganischen Chemie, denn diese ist im Laufe der let'zten Decennieii aus dem engsten Rahmen einer rein beschreibenden Naturwissenschaft herausgetreten und nimmt Teil an der Entscheidung von Fragen, welche fur die allgemeiire Chemie von hoher Bedeutung sind. 1st doch seit Aufstellung des Periodischen Systems der wissenschaftlichen Forschung ein grofies, weites Arbeitsfeld erschlossen, dessen Bearbeitung sich eiiie Reihe von Fachgenossen gewidmet haben. Ebenso sind die Resultate jener Unter- suchungen, welche auf anorganischem Gebiete in rein beschreibender Weise aus- gefuhrt werden, zur Zeit wichtiger als zuvor, denn nur nach wirklich umfassendem Studium wird es moglich sein, die Gesetze voll und ganz zu erkennen, welche die Eigenschaften der Elemente und ihrer Verbindungen beherrschen und wechsel- seitig regeln".

Es gelang KRUSS von Anfang an, eine grol3e Anzahl von Fachleuten, auch aus dem Ausland, zur Mitwirkung zu gewinnen. In der Liste der ,,Mitwirkenden" auf dem Titelblatt des Bandes 1 befinden sich unter 28 Namen 21 aus dem Aus- land und 7 aus dem damaligen Deutschen Reich (Abb. 1). Sehr viele Abhandlun- gen aus jener Zeit stammen aus der Feder auslandiscber Autoren.

KRWS starb leider sehr fruh; seiii Nachfolger RM'HARI) LORENZ fuhrte die Zeitschrift in seinem Sinne fort ; im Geleitwort in Band 9 (1895) bekriiftigte er die von KRUSS angegebenen Leitlinien, fugte aber hinzu :

,, . . . Die Errungenschaften, welche gegenwartig von physikalisch-chemischer Seite alle Zweige der Chemie zii befruchten und lieu zu beleben beginnen, insbe- sondere elektrochemische Untersuchungen, werden nicht ohne tieferen EinfluB auch auf die anorganische Chemie bleibcn konnen ; schon jetzt t,ragen zahlreiche

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Zeitschrift fiir

A 11 o r g a. ni s ch e C h emi e, Unter Mitwirkung von

31. Berthelot-Paris. C. TV. Blomstrand-Luad, B. Brauner-Prag. F. W. Clarke -Washington, A. Classeii -Aacheii, P. T. Cleve-Upsala,

J. P. Cooke-Cambridge Mass., A. Cossa-Turin, W. Crookes-London, A. Ditte-Paris, C. Friedheini-Berlin, W. Gibbs-Newport,

W. Hempel-Dresden, S. 11. Joergensen-Kopenhagen, K. Krant-Hannover, Q. Lunge-Ziirich, J. W. Mallet-Virginia, F. Mauro-Neapel,

D. Xendelejeff-St. Petersburg, V. Meyer -Heidelberg, L. Mond -London, L. F. Nilson-Stockholm, A. Piccini-Rom, H. E. Roscoe-London,

C1. Winkler-Freiberg nnd anderen Fachgenossen X. Seubert -Tubingen, R. Spring -Lfittich, T. E. Thorpe -London ,

heransgegeben von

Gerhnrd Kriiss in Miinchen.

Erster Rand.

Hamburg und Leipzig.

V e r l a g v o n L e o p o l d V O S S . 1892.

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TI ertvolle Arbeiten deli Stempel dieser jungen und schaffeiisfreudigeii Richtung. Auch fur diese, soweit sie iiicht den unmittelbaren Zielen der anorganischen Chemie fern liegen, hofft die Zeitschrift unter der Wahrung ihres Charakters als einer wisseiischaftlicheii anorganischeii Zeitschrift eiii Sammelpunkt werden zu koniien . . .'..

Dainit ist vor ruiid neun Jahrzehnten eiii Progranim gegeben worden, das in deli Grmidsatzen auch heute noch fur diese Zeitschrift gelten kaiin und den1 diese Zeitschrift 500 B&nde lang gefolgt ist. Schon in den ersteri Dezeiinien der Zeit- schrift fiiiden sich viele physikalisch-chemische Arbeiten im von LORENZ ange- gebenen Sinne, und es war nur folgerichtig, da13 durch TAMMANN im Jahre 1915 der Titel der Zeitschrift clementsprechend in ,,Zeitschrift fur anorganische und allgeineine Chemie" erweitert wurde.

Viele Fachgenossen haben sich als Herausgeber, Mit herausgeber bzw. Redak- terire fiir die Zeitschrift eingesetzt.

Band Herausgeber bzw. Redakteure

1942-1945

1947 - 1948 1949-1950

1-8 9 - 39

40-181 182-189 190- 240 241- 246 247- 240

260- 253

G. 1<RUSS (i 3. 2. 189.5) R. LORENZ. zeitweise unterstntzt von W. NERYST G. TARIMANN und R. IIORENZ (1' 1929) G. TANMANN G. TAMMANN (t 17.12. 1938) und W. BILTZ W. BILTZ, W. K L E ~ I ~ I und E. ZIXTL (t 1941) W. BILTZ (I 13. 11. 1943), 0. HONICSCKMID und W. KLEMM R. ~RICKE, w. HIERER, u. HOFMANN, w. KLRMZM und ~-

R. ScGw-mz G. RIENACKER GI. RIENACKER, W. K L E ~ I und R. FRICKE

l!)50 264 (1' 21. 10. l!m)

G. RIENACKER und W. KLEoIni 1951- 1958 265- 299 C,. RIENACKER, w. KLEDlM und R. ~ C H ~ A R Z .

G. RIENACKER, W. KLEXM und J. GOUBEAU - 1939 - 196;) 300 - 341 196G-1980 342-471 G. RIENACKER, J. GOUBEUJ und H. SCHAFER ab 1972 392-. .. W. HANKF, Red,iktionssekretar

G. RIENACKER, G. FRITZ und K. HOITE - ab 1981 472- ...

1892 bis 1938 wurde die Zeitschrift ini Verlag von LEOPOLD Voss verlegt, d a m iibernahm sie der Verlag JOHANN AMBROSIUS BARTH, Leipzig.

Schwere Zeiten bliebeii der Zeitschrift nicht erspart, so im und nach dem 1. Weltkrieg, besonders aber durch den 2. Weltkrieg und seine Folgen. Nach der Unterbrechung im Friihjahr 1945 koiinte dann dank der intensiven Bemuhungen und auch sicher des hohen Ansehens des Inhabers des Verlages, des Herrn Hofrat Ds. h. c. ARTHUR MEINER, im Mai 1947 die Zeitschrift wieder mit dern Heft 314 des Kandes 253 fortgesetzt werden.

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Von Anfang an spiegelte der lnhalt sehr eindrucksvoll den Stand, die Ent- wicklung und die Probleme der anorganischen Chemie wider. Mehr und rnehr setzte sich das Periodische System der Elemente als Grundlage der anorganischen Chemie durch. 13et8rachtlicheii Raum nahmen seinerzeit die Arbeiten iiber die geiiauc Hestimmung der Atomgewichte ein, zumal auch in Anbetracht der damals nicht verstaiidlichen und oft fur nicht real gehaltenen ,,Inversionen" bei den Atomgewichten einiger Elementpaare, (z. B. Co-Ni ; Te-I) (CL. WINKLER, K. SEUBERT, 13. BRAUNER, TH. W. RICHARDS, spater vor allem auch G. P. BAX- TER uiid 0. HONIGSCHMID). Durch die Entdeckung der Radioaktivitat und der lsotopie ergab sich die Notwendigkeit weiterer Arbeiten auf diesem Gebiet.

Gerade in den ersten Jahren finden wir wichtige grundsatzliche Aufsatze zur Situation der anorganischen Chemie in jener Zeit, so von VAN'T HOFF (1898) und HITTORF (1899). Zum Problem der chemischen Hindung und Valenz erschienen auch heute noch leseiiswerte Darlegungen, es sei nur auf die Arbeiten von ABEGG {I899 bzw. 1904) hingewiesen.

Die Mehrzahl der Arbeiten betraf verstandlicherweise die praparative Chemie, die Darstellung uiid Charakterisierung neuer Verbindungen und Verbindungs- klassen. Die Koordinationschemie hat schon von Anfang an eine grol3e Rolle ge- spielt. Die Komplexchemie der Metallverbindungen, die Poly- und Heteropoly- sauren haben bereits im letzten Dezeniiium des vorigen Jahrhunderts einen groBen Raum eingenommen (FRIEDHEIM,' JORGENSEN, WEINLAND, MIOLATI, ROSENHEIM, KEHRMANN u. a.). Die Probleme der Struktur bzw. Konstitution dieser Verbin- dungen gaben oft Gelegenheit zu kraftigen Polemiken. Es ist ein Ruhmesblatt fur unsere Zeitschrift, daB ALFRED WERNER ab Rand 3 (1892) seine theoretischen und experimentellen Arbeiten (,,Reitrage zur Konstitution anorganischer Verbindun- gen") in ihr veroffentllicht hat. Es sind insgesamt 20 Arbeiten bis zum Band 22 (1 699).

Es ist unmoglich, in diesem kurzen Ruckblick alle wichtigen Arbeitsgebiete und Arbeitsreihen aufzufuhren, die in 500 Randen auf dem Gebiete der prapara- tiven Chemie, der Kenntriis neuer Verbindungen und Verbindungsklassen, der Aufklarung von Struktur- und Bindungsverhgltnissen in dieser Zeitschrift er- achienen sind. Zahlreiche Fachkollegen haben durch ihr Lebenswerk dazu beige- tragen. U'enn iiur einige Gebiete, auch aus neuerer Zeit, hier genannt,werden, so mid3 notgedrungen diese Auswahl gaiiz eng begrenzt und sehr luckenhaft sein.

Im Zusammenhang mit den koordinationschemischen Arbeiten seien viel- faltige Untersuchungen iiber metallorgenische Verbindungen (z. B. F. HEIN), uber Carbonyle, Nitrosyle und ahnliche Verbindungen erwahnt (HIERER uiid andere). Die Chemie wichtiger Nichtmetalle ist durch viele Arbeitskreise wesent- lich bereichert wordeii: Die Chemie des Bors (STOCK, WIBERG), des Fluors (RUFF,

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v. WARTENBERG, KLEYM, HOPPE), des Schwefels (FOERSTER, KURTENACKER, FEH~R, BECKE-GOEHRING, M. SCHMIDT), des Siliciums (SCHWARZ, FRITZ, WANNA- GAT), des Phosphors (ISSLEIB, UAUDLER). Die grundlegenden Arbeiten zur Chemie der kondensierten Phosphate und Silicate (THILO) klarten vom chemischen Stand- punkt aus diese Verbindungsklassen auf.

In den vergangenen Jahrzehnten ist die FestkGrperchernie iin weitesten Sinne stark vertreten, sowohl was die Struktur, die Konstitution, die Zahl der in ver- schiedenen Systemen moglichen festen Yhasen als auch die Reaktivitat der Fest- korper betrifft. Das Lebenswerk von WILHELM BILTZ (,,Zur systematischen Ver- wandtschaftslehre", ,,Raumchemie") belegt dies ebenso wie die Arbeiten zahl- reicher anderer Arbeitskreise (z . B. KLEMM, SIMON, HOPPE, JUZA und vieler anderer), oft gekennzeichnet durch die Anwendung neuerer physikalischer Metho- den, z. B. der Magnetochemie durch KLEMM. Die stet,s verfeinerten Methoden der rontgenographischen Strukturanalyse sind hier unerlaBlich gewesen und sind es bis heute. Die groBe Bedeutung der rontgenographischen Strukturanalyse ist von den Herausgebern unserer Zeitschrift friih erkannt worden, und in Band 90 ( I 914) sind die wichtigen Arbeiten von . W. H. und W. L. RRAGG abgedruckt. Uber ,,aktive" Festkorper und das Reaktionsvermogen fester Stoffe sind viele grund- legende Arbeiten von FRICKE, HUTTIC, HEDVALL und W. JANDER nachweisbar. Die ErschlieBung hoher Reaktionstemperaturen hat zahlreiche neue Ergebnisse und Erkenntinisse gebracht (RUFF, v. WARTENBERG). Als eine neue Thematik ist seit einiger Zeit die Untersuchung der Reaktionen von Festkorpern init der Gas- phase und der dabei auftrctenden chemischen Transportvorgange hervorgetreten (HARALD SCHAFER).

Der metallische Zustand, die Legierungskunde und die Chemie der inter- metallischen Verbindungen als besonderes Arbeitsgebiet sind vor allem durch eine iiberaus grol3e Zahl von Abhandlungen von GUSTAV TAMnfANN, aber auch durch Beitrage von KURNAKOW, GRUBE und anderen gekennzeichnet,.

Als Teilgebiet der anorganischen Chemie war friilier auch in dieser Zeitschrift die analytische Chemie anorganischer Verbindungen sehr stark vertreten (WINK- LER, HEMPEL, LUNGE, GOOCH, JANNASCH, TREADWELL), ebenso Arbeiten auf dcm damals so jungen Gebiet der Elektrochemie (NERNST, HABER), der Elektroanalyse (CLASSEN) und der elektrometrischen MaBanalyse (KOLTHOFF, G. JANDER, ZINTL). Da eine Konzentration auf die eigentlichen Gebiete der anorganischen Chemie notwendig war nnd da Fachzeitschriften auf den Gebieten der analyti- schen Chemie und der Elektrochemie entstanden waren, sind Arbeiten dieser Richtungen spLter hier nicht mehr erschienen.

Der Fortschritt der Erkenntnisse ist sowohl durch neue Ideen und Ueohach- tungen, aber auch durch die Anwendung neuer Methoden gekennzeichnet. So spiegeln die meisten Arbeiten bis in die neueste Zeit die Fortschritte wider, die

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mit iieuen Methoden erreiclit werdeii koiinten . Neberi der Rontgenographie und Magiietochemie sind es die spektroskopischeii Methoden im weitesten Sinne, die fiir die Aufkldruiig der Struktur- und Biiidungsverhaltnisse heute unerlal3lich sind. Die Zeitschrift wird sich stets verpflichtet fuhlen, diese Gebiete durch Publi- kationen besonders zu fordern.

Irn Kahrrien dieser knrzen Ruckschan konnteii natiirlich nur wenige Bereiche und Arbeitsreiheii angedeutet werden. lch bin mir der kauni vertretbaren Lucken- haftigkeit dnrchaus bewuljt. Mit gleicher Liickeiihaftigkeit mochte ich aber noch einige Einzelarbeiteii aufierhalb der zusammenhangeiiden Arbeitsreiheii hervor- heben, die nach meiner Meinung bis heute besonders bemerkenswert erscheinen. Die grundlegende Arbeit von WERNER (1892) wurde schoii erwahnt. Die ersten Untersuchunpen HABERS uber die Rildung des Ammoniaks aus den Elementcn iind das Amrnoiiiak-Gleichgewicht erschieiien 1906. Auf den Abdruck der Arbeiten von BRAGG (1914) wurde schon hingem-iesen. AuIJerdem mochte ich noch folgende Arbeiteii hervorheben : ,,Die Gitterenergien von Ariimoniakaten" (RILTZ und GRIMM, 1925), ,,Die Gesetzmgfligkeiten innerhalb der Seltenen Erden und der Titangruppe" (VON HEVESY, 1925), in der die Stelliing des Hafniums in1 Periodi- schen System dargelegt wird, ,,Kraftkonstanten und Strukturchemie" (SIEBEKT, 1953), ,,Herstellung voii 2 Gramm Rhenium" (Lf'. uiid 1. NODDACK, 1929), ,,Dar- stellung voii reiiiem Titan-, Zirkoniuiii, Hafnium und Thoriummetall" (VAN

ARKEL uiid DE BOER, 1925), in diesem Heitrag n-urde die so wichtige Aufwachs- methode zum ersten Male mitgeteilt, ,,Orthosalze von Sauerstoffs&uren" (ZINTL, 1938), ,,Aluminium- und Eisenhydroxide" (BOHM, I925), hier wurden die ver- schiedenen Hydroxide erstinalig riintgeiiographisch unterschieden und charak- terisiert (,,Bohmit"), ,,Untersuchungeii uber den Salzcliarakter des Lithium- hydrids" (MOERS, 1920), es wurde zum ersten Male die Existenz des Hp-lons nach- gewiesen.

Der Raum gestattet nicht, nocli u-eitere Arbeiten Z U erwahnen, die mehr oder weniger ,,Geschichte gemacht" haben. Fur einen Herausgeber, der seit Jahr- zehnten der Zeitschrift eng verbunden ist, ist es schon eiiie besoiidere Freude, so viele bedeutsame Beitrage in dieser Zeitschrift iiachweisen zu konnen, die heute iioch als grundlegend angesehen werden.

Die Zahl der auf dem Gebiete der anorganisclien Chemie arbeiteiideii Forscher uiid Arbeitskreise ist ungeheuer angewachsen. Vor 90 Jahren war es noch moglich, die Ergebnisse der wichtigsteri in- uiid auslandischen Autoreri in e iner Zeit- schrift zu veroffentlichen. Dies ist jetzt nicht mehr vorstellbar. Eine Reibe von wichtigeii, international verbreitet,en Zeitschriften uiid Spezialzeitschriften ist entstaiiden urid auch notwendig, um die nahezu unubersehbare Zahl von For- schungsergebnissen auf dem Gebiete der anorgaiiischen Chemie zu publizieren. Trotzdem ist die Zeitschrift fur anorganische und allgemeine Chemie nach n Tie ' vor,

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auch im internationalen MaBstab, ein bedeutendes, verbreitetes und anerkanntes Publikationsorgan geblieben, dies weisen internationale Statistiken und auch der Impactfactor aus. Allen treuen Autoren im In- und Ausland, allen Mitarbeitern und dem Verlag JOHANN AMBROSIUS BARTH sei auf das herzlichste fur ihre Muhe und ihre Beitrage zum Gedeihen der Zeitschrift gedankt. So wird sie sich sicher auch nach dem Band 500 hoher Westschatzung erfseuen.

Ob nach langerer oder kurzerer Zeit die Flut der wissenechaftlichen Ergebnisse auf allen Gebieten der Chemie und der gesamten Naturwissenschaften weiter in der herkommlichen Weise veroffentlicht werden kann, ist eine offene Frage. Sie kann heute noch nicbt schliissig beantwortet werden, wird aber in den nachsten Jahrzehnten sowohl fur diese Zeitschrift als auch fur alle entsprechenden Fach- zeitschriften immer dringlicher werden.