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Zeitschrift für die Mitarbeitenden des Inselspitals Heft 5 | Dezember 2012 Herz und Verstand. 1

5/2012 "Herz und Verstand"

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Zeitschrift für die Mitarbeitenden des Inselspitals

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Zeitschrift für die Mitarbeitenden des Inselspitals Heft 5 | Dezember 2012

Herz und Verstand.

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Inhalt | Herz und Verstand

Rubriken

25 Berufe: Spitalpädagogin

26 EigenART

26 Kolumne

28 Fundsache

29 Es war einmal

29 Zahlen und Fakten

30 GesundheitsTipp

31 Personelles

Orthopäde sammeltMit Herzblut bestreitet ein Oberarzt Marathonrennen und sam-melt für die Forschung gegen Knochenkrebs. Seite 6

Pflegerisches Handeln heuteHerz allein genügt nicht: Die Arbeit der Pflege wissenschaftlich überprüft. Seite 7

Gemeinsamkeiten von neuen WegenWas das Inselspital und das Konzert Theater Bern gemeinsam ha-ben und welche neuen Wege sie gehen. Seite 8

Respekt vor den Kleinsten ist gewachsen Mit neuen Behandlungskonzepten hat sich im 10-jährigen Schaffen der Neonatologie in der Frauenklinik viel getan. Seite 10

Nicht aus dem Bauch herausAltersbedingte Rücktritte von Schlüsselpersonen nehmen zu; junge, qualifizierte Fachpersonen sind schwer zu finden. Seite 12

Berufskleider – Geschichten auf unserer HautArbeitskleidung wird mehr als 160 Stunden im Monat getragen. Woher kommt sie, und wie wird sie gepflegt? Seite 14

Teleradiologie im NeurozentrumModernste Informatik ermöglicht radiologische Untersuchungen ohne Beisein eines Radiologen. Seite 16

Das Herz begreifenPhilosophisch-ökonomische Gedanken rund um die Machbarkeit in der Medizin. Seite 18

Work-Life-Balance...Viele junge Ärztinnen und Ärzte beanspruchen mehr Zeit für sich und ihre Familie. Seite 20

Impressum

Herausgeberin:

Inselspital Bern

Redaktion&Gestaltung:

[email protected] (mak)

[email protected] (ag)

Abonnieren&Adress­

verwaltung:

[email protected]

oder via Intranet

Inserate:

rubmedia, Wabern/Bern

Telefon 031 380 14 90

[email protected]

Bilder:

Susi Bürki, Rolf Zimmermann, FGZ,

Fotografie Stampfli, Bern

Druck:

rubmedia, Wabern/Bern

www.rubmedia.ch

Druck auf FSC-Papier

Erscheinungsweise:

5 Ausgaben pro Jahr

Auflage: 8000 Exemplare

Redaktionsschluss:

Nr. 1/2013 zum Thema

«Exotisch»: 14.01.2013

© 2012 Inselspital

Ausserdem

3 Editorial

4 Tag Klinische Forschung

30 Archäologische Grabungen

30 Mein Beruf – Dein Beruf?

34 Die Box

34 Wettbewerb

35 Cartoon

36 Kulinarische Begegnung

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Editorial | Dr. Urs Birchler, Direktionspräsident

E ntscheidungen sind ausgerichtet auf ein definiertes Ziel. Ziele soll-ten direkt oder indirekt ein stra-tegisches Ziel oder wenigstens ein

übergeordnetes Ziel unterstützen. Über Ziele muss diskutiert, allenfalls muss da-für gekämpft werden. Auf alle Fälle müs-sen Ziele entschieden werden. Gestützt auf ein Konzept, im Spital auf ein medi-zinisches Konzept, das finanzielle und weitere Kriterien erfüllen muss, sind Massnahmen aus-zuarbeiten und zu evaluieren, welche den Weg hin zu den Zielen ermöglichen. Einzelne Massnah-men oder ein Massnahmenbündel müssen entschieden werden. Das tönt alles sehr vernünftig. Oft können uns rationale, also vernünftige Ziele und Massnahmen mehr oder weniger sympa-thisch sein. Die Intuition oder das Herz können hineinspielen. Wenn die sachli-

chen Kriterien, die rational hergeleitet worden sind, und die daraus abgeleiteten Ziele und Massnahmen auch noch unse-ren persönlichen Vorstellungen entspre-chend und uns damit sympathisch, ja im Einzelfall sogar eine Herzenssache sind, dann sind Entscheidungen einfach. Wenn Analyse und Lösung mit den Soll-Zielen und Massnahmen vernünftig, ja

zwingend sind, aber unsere subjektive Einschätzung oder unsere persönlichen Bedürfnisse der vernünftigen Lösung entgegenstehen, dann wird es schwierig.Dann gilt es, Vernunft und Herz nicht gegeneinander auszuspielen, sondern beide Herleitungen nochmals eingehend zu überprüfen. Wenn beide Seiten jedoch

nicht zur Deckungsgleichheit kommen, heisst es: Entscheiden. Im Privatleben sind wir frei, welchem Bereich wir den Vorzug geben wollen. Herz oder Verstand. Im Unternehmen muss dem Bereich der Ver-nunft der Vortritt gegeben werden.

Das gilt auch für das Projekt «Stärkung des Medizinalstandortes Bern», bei dem der Zusammenschluss von Inselspital und Spital Netz Bern eine wesentliche Mass-nahme zum Ziel ist. Mit dem Herzen – oder wenigstens mit dem Bauchgefühl – gehören wir zum Inselspital oder zum Spital Netz Bern oder noch konkreter zum einzelnen Standort im Spital Netz Bern.

Doch der Verstand sagt mir, es ist für die Zukunft vernünftig und damit richtig, den Auftrag der Regierung engagiert und klug umzusetzen, damit beim organisato-rischen und rechtlichen Zusammenschluss – so der Auftrag der Regierung – die Chan-cen und Potenziale zum Tragen kommen und die Risiken klein gehalten werden. o

Führungsentscheide mit Herz und Verstand

«Über Ziele muss diskutiert, allenfalls muss dafür gekämpft werden.»

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TagderKlinischenForschung2012

DerdiesjährigeForschungspreisfürKlinischeForschungderUniversitätBerngehtandieHerzchirurginHen­rietteBrinks.AmTagderKlinischenForschungwurdenzudemweitereForschungsarbeitenausdemInsel­spitalprämiert.

Der mit CHF 30 000.– dotierte Forschungs-preis wurde am Tag der Klinischen For-schung am Mittwoch, 14. November 2012 verliehen. Der Forschungspreis dient der Nachwuchsförderung in der Klinischen Forschung der Medizinischen Fakultät der Universität Bern.

Herzchirurgin Henriette Brinks, diesjährige

Trägerin des DKF-Forschungspreises. Mit ihrer

Forschung verbessert sie die Wirksamkeit solcher

Herzunterstützungs-Systeme. (Foto: Bettina

Jakob, Abteilung Kommunikation der Universität

Bern)

HerzmuskelstärkenHenriette Brinks' Forschung gilt der me-dikamentösen Stärkung des Herzmuskels bei geschwächten Herzen. Dr. med. Hen-riette Brinks (35) hat an der Humboldt-Universität in Berlin Medizin studiert und dort dissertiert. Von 2005 bis 2007 war sie Assistenzärztin bei Prof. Thierry Carrel. Danach arbeitete sie als Assistenz-ärztin an der Charité in Berlin und als wis-senschaftliche Mitarbeiterin am «Center for Translational Medicine» der Thomas Jefferson University, Philadelphia, USA. 2010 kehrte sie nach Bern zurück, um ihre herzchirurgische Ausbildung in der

Universitätsklinik für Herz- und Gefäss-chirurgie weiterzuführen.

SalzkontrollierenDer diesjährige Förderpreis des Departe-ments Klinische Forschung für die beste patientenbezogene Arbeit geht an Spy-ridon Arampatzis, Universitätsklinik für Nephrologie und Hypertonie und Universi-täres Notfallzentrum. Seine Forschungsar-beit «Diuretic-induced hyponatremia and osteoporotic fractures in elderly patients admitted to the emergency department» weist nach, dass vor allem bei älteren Frauen, bei denen eine diuretische (was-sertreibende) Therapie eingeleitet wird, die Salzkonzentration im Blut regelmässig kontrolliert werden sollte. Zu wenig Salz im Blut (Hyponatriämie) kann zu häufi-gen Stürzen und Knochenbrüchen führen. Diese Arbeit ist deswegen von hoher klini-scher und praktischer Bedeutung.

GewebeheilenDer diesjährige Förderpreis des Departe-ments Klinische Forschung für die beste Ar-beit einer Medizinstudentin wurde an Anna Lena Fuchs, Universitätsklinik für Neurochi-rurgie, verliehen für ihre Arbeit «PI3-kinase

Aktuell

is critically involved in angiogenesis of brain endothelial cells induced by condi-tioned medium treatment». Die Resultate dieser Studie zeigen zum ersten Mal, wie sogenannte endotheliale Vorläuferzellen die Bildung von Blutgefässen im Hirn stimulie-ren. Diese Beobachtungen könnten dazu beitragen,neue therapeutische Ansätze für die Gewebereparatur zu entwickeln.

ForschungspreisAlumniMedBernDer diesjährige Alumni-MedBern-Preis wurde an Janine Ruppen vom ARTORG Center, Lung Regeneration Technologies Lab, Universität Bern, verliehen für ihre Arbeit Microfluidic platform for chemo-resistive testing of lung cancer cell sphe-roids.Das Ziel der Arbeit besteht in der Etablie-rung eines sensitiven Tests, um die Resis-tenz von Tumorzellen auf chemotherapeu-tische Medikamente zu prüfen. In einem neuartigen Verfahren werden dreidimensi-onale Kulturen (sogenannte Spheroide) auf Mikrochips geladen und mit den Verbin-dungen, die untersucht werden, behandelt. Dieser Test wird es erlauben, eine Vielzahl von Zellkulturen in kurzer Zeit zuverlässig zu testen.

v.l.n.r. Prof. Hugues Abriel (Direktor DKF), Frau Janine Ruppen, Dr. Spyridon Arampatzis, Dr. Henriette

Brinks, Herr Christopher Jackson, Frau Anna Lena Fuchs, Prof. Peter Mürner (Präsident Stiftungsrat

Fondation, Johanna Dürmüller-Bol).

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Berner FachhochschuleGesundheit

Reden allein genügt nicht

Situationsorientiertes Kommuni-kationstraining für BerufstätigeIn Ihrem Berufsalltag gibt es immer wieder Situationen, in denen Ihre kommunikativen Kompetenzen speziell gefragt sind. Das Überbringen einer schwierigen Nach-richt, das verständnisvolle Gespräch mit Menschen in einer Krise oder der klare Informationsaustausch mit den Berufskolleginnen in einer Stresssituation verlangen eine professionelle und klare Kommunikation.

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MaligneKnochentumonre

Maligne Knochentumore sind – im Gegensatz zu den wesentlich häufigeren Knochenmetastasen – sehr seltene Krebserkrankun-gen des Skeletts. Diese Krebserkrankungen betreffen haupt-sächlich Kinder und Jugendliche, können aber bei Menschen aller Altersklassen vorkommen. Trotz erheblicher Anstrengun-gen stagnieren die Überlebensraten seit 2 Jahrzehnten bei ca. 65%. Die konsequente Erforschung dieser Tumoren ist für eine Verbesserung der Prognose entscheidend. Jegliche finanzielle Unterstützung des Forschungspreises ist willkommen. Weitere Informationen: [email protected]

Herz und Verstand

Den Kopf abschalten für eine Herzensangelegenheit

D ie Transalp Chal-lenge g i l t a l s das a nspr uchs -vollste Mountain-

bike-Etappenrennen der Welt. In acht Etappen führte das 15. Rennen in diesem Jahr von Oberammergau (Deutschland) via Österreich und die Schweiz nach Riva del Garda in Italien. Die Strecke über 620 Kilometer wagen hiess auch, sich rund 21 000 Höhenmeter zuzutrauen und eisernen Willens die Stra-pazen auf sich zu nehmen. Oder bei Spass und Erlebnis den Kopf freizubekommen, wie der Oberarzt der Univer-sitätsklinik für Orthopädi-sche Chirurgie am Inselspital meint: «Ohne Freude an der Herausforderung und Spass am Abenteuer in meist völlig unbekannten Gegenden der Alpen geht so was nicht. Ab Start sind die Gedanken weg, der Kopf ausgeschaltet. Das ist auch das Schöne an solchen Rennen.»

«Bike Against Bone Cancer»Unter diesem Teamnamen hat der Orthopäde (Dr. Klenke ist seit 2007 am Inselspital in der Klinik für Orthopädische Chi-rurgie tätig) und Forscher (seit 2005 betreibt er am Depar-tement Klinische Forschung präklinische Forschung im

Bereich Knochenersatzmate-rialien) mit seinem Kollegen Dr. Ulrich Haupt (Klinik Hoh-mad, Thun) die anspruchsvolle Strecke in ehrenvoller Absicht bezwungen: Spendengelder sammeln zur Initiierung eines jährlich zu vergebenden For-schungspreises auf dem Gebiet der Knochentumorforschung. Mit diesem Engagement woll-ten sie die Aufmerksamkeit innerhalb der medizinischen Gemeinschaft für diese sel-tene Erkrankung steigern: Maligne Knochentumore ma-chen nur rund 1% aller Krebs-erkrankungen aus, betreffen aber grösstenteils Kinder und Jugendliche, und die Überle-benschancen stagnieren seit 20 Jahren bei lediglich 65%.

Die durch das Rennen zu-sammengetragenen Spenden wurden mit zusätzlich pri- vat akquirierten Geldern er-gänzt. Letztendlich sind rund 12 500 Franken zusammen-gekommen. Damit soll – so ist die Absicht – während zu-nächst 6 Jahren die beste For-schungsarbeit im Rahmen des Jahreskongresses der Schwei-zerischen Gesellschaft für Orthopädie (SGO) gewürdigt werden. Dieser Forschungs-preis soll eine Motivation für junge Wissenschaftler sein, ihren steinigen Weg weiter zu

gehen. Denn, «ss ist schwierig, bei diesen seltenen Krebser-krankungen grosse Studien aufzustellen und zu finan-zieren», sagt Frank Klenke, der das gesammelte Geld der Kommission für Knochen-tumore der Schweizerischen Gesellschaft für Orthopädie übergeben wird. Ab 2013 soll

erstmals, startend 2014, der Forschungspreis ausgeschrie-ben und 2014 anlässlich des jährlich stattfindenden SGO-Kongresses übergeben werden. Für die langfristige Finanzie-rung des Forschungspreises wird sich Frank Klenke weiter engagieren. o

Seit 1995 ist Frank Klenke auf seinem Mountainbike unterwegs, seit 2004 bestreitet der Oberarzt Marathonrennen. Und weil ihm die seltenen Erkrankungen der malignen Knochentumore am Herzen liegen, hat er 21 000 Höhenmeter überwunden und dabei über 12 000 Franken für die Forschung gesammelt. Von Marianne Kaiser

Zielankunft von U. Haupt (links) und F. Klenke (rechts) bei der 2. Etappe der

Bike Transalp Challenge 2012 von Imst nach Ischgl über 78 Kilometer und

3300 Höhenmeter.

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Herz und Verstand

Pflegerisches Handeln heuteVon Technik und Wissen allein wird der Mensch nicht gesund. Dennoch fordert eine evidenz­basierte Pflege wissenschaftlich überprüfte Erkenntnisse in der Arbeit zwischen Patient und Pflegefachperson. Über Herz und Verstand in der Pflege. Von Dr. phil Beate Senn, Dinah Gafner, MScN, Yvonne Martinelli-Kühni, Leiterin Pflegedienst, Universitätsklinik für Frauenheilkunde

P flege und Herz: nach wie vor unzertrenn-lich?Neben wissenschaft-

lichen Erkenntnissen stehen für Pflegefachpersonen ethi-sche Werte wie die Freiheit von Vorurteilen, Bereitschaft zur Selbstkritik und Verant-wortung für das berufliche Handeln nach wie vor im Vordergrund. Diese Werte unterstützen Pflegefachper-sonen, sichere Entscheidun-gen zu treffen, patientenori-entierte Ziele zu definieren, und ermöglichen ihnen eine Identifikation mit ihrer Ar-beit. Menschliche Werte und persönliche Bedürfnisse der Patientinnen stehen an erster Stelle, wenn Pflegefachperso-nen handeln. Wir informieren Patientinnen über pflegerische Tätigkeiten wie das Verbinden einer Wunde und leiten sie an, wie sie im Alltag mit der Therapie zurechtkommen. Wir fragen jede einzelne Pa-tientin, was sie braucht, dabei beachten wir ihre Privat- und Intimsphäre. Denn schon Flo-rence Nightingale (1859), eine Pionierin der Krankenpflege, schrieb, dass für Pflegefach-personen das Wohlbefinden der Patienten an erster Stelle steht. Darauf muss unsere Auf-merksamkeit fokussiert sein, denn oft verbergen sich hinter den unvermeidlichen Sympto-men einer Krankheit weitere Ursachen. Die Beachtung die-

ser Ursachen und persönlicher Anliegen der Patienten tragen oft wesentlich zum Erfolg ei-ner Therapie bei. Pflege und Herz sind nach wie vor unzer-trennlich.

Pflege und Verstand: Warum akademisiert sich die Pflege?Dennoch reicht es nicht aus, ausschliesslich die Anliegen der Patienten bei pflegerischen Tätigkeiten zu beachten. Laut Krankenversicherungsgesetz müssen Pflegefachpersonen pflegerische Massnahmen wie beispielsweise einen Wundver-band gemäss wissenschaftlich überprüften Erkenntnissen und mit der grösstmöglichen Sicherheit durchführen. Eine evidenzbasierte Pflege fordert, wissenschaftlich überprüfte Erkenntnisse in das Arbeits-bündnis zwischen Patient und Pf legefachperson einzube-ziehen. Um eine evidenzba-sierte Pflege zu ermöglichen, ist eine Akademisierung der Pflege notwendig. Pflegefach-personen lernen in berufs-begleitenden Studiengängen der Pflegewissenschaft, wie Wissen mittels Forschung er-arbeitet und in der Praxis ver-ankert wird. Forschen gehört zur Tätigkeit einer Advanced Practice Nurse (APN). In der Schweiz können sich Pflege-fachpersonen seit dem Jahr 2000 an Schweizer Universitä-ten und Fachhochschulen zur

APN weiterbilden. Eine APN ist eine Pflegefachperson, die Patienten und Familien in ihrem Fachgebiet eine erwei-terte, vertiefte Pflegepraxis in der direkten klinischen Tätig-keit anbietet. Die Wirksamkeit von APN konnte in der akuten Versorgung sowie in der Nach-sorge von Patienten aufgezeigt werden. Beispielsweise wiesen onkologische Patienten in der akuten Versorgung, die durch eine APN betreut wurden, kürzere Hospitalisationszei-ten, geringere Betreuungskos-ten, eine höhere Lebensquali-tät sowie weniger Angst und Depressionen auf. Die Pflege durch eine APN trägt also dazu bei, die Wirksamkeit von pflegerischen Interventionen und deren Kosteneffektivität aufzuzeigen.

Herz oder Verstand?Viele Fragen sind jedoch bis heute unbeantwortet. Bei-spielsweise wissen wir nicht, ob Wasser oder ein Mittel zur

Desinfektion von Schleimhaut Frauen mit Krebs im Genital-bereich postoperativ besser vor einer Wundinfektion schützt. Unklar ist ebenfalls, wie Pati-enten, die heute oftmals sehr gut informiert sind, optimal während ihrer Krebsbehand-lung beraten werden sollten. Wir sind gefordert Fragen der Pflegeforschung zu be-antworten und mit dem Wis-sen Schritt zu halten, um die Versorgung von Patienten zu verbessern. Wir müssen rele-vante Forschung durchführen und in der Klinik anwenden, eigene Fertigkeiten optimie-ren, verfügbare Ressourcen in unserem Spital anwenden und insbesondere die Bedürfnisse der Patienten berücksichtigen. Mit dem Herz gewinnen wir Nähe zu den Patienten. Der Verstand ermöglicht profes-sionelles Handeln. Es besteht also kein Zweifel, dass sowohl Herz als auch Verstand täglich unsere pflegerischen Entschei-dungen bestimmen. o

Dinah Gafner, eine Advanced Practice Nurse.

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Herz und Verstand

Neue Trampelpfade für alte Elefanten

sich nach einer unsicheren Zeit alle aus einer noch gewissen Distanz an die veränderte Si-tuation hätten gewöhnen kön-nen. «Die ersten Produktionen zeigen indes bereits schöne Re-sultate, insbesondere weil sich im Prozess und im Zusammen-wachsen die Herzen geöffnet haben, mentale Gräben über-wunden wurden und damit gemeinsames Arbeiten nun möglich ist.»

Selten geht ein Zusammen-schluss ohne Ängste über die Bühne. Das ist im Theater genauso wie im Spital, auch wenn im Spital der Erfolg einer gemeinsamen Arbeit nicht auf der Bühne gezeigt und gefeiert werden kann. Urs Birchler, Di-rektionspräsident des Inselspi-tals und operativer Leiter der

Transformation von Inselspital und Spital Netz Bern AG zu einem neuen Unternehmen, versteht die Angst vor Image-verlust und dem Verlust der Eigenständigkeit.

Dr. Urs Birchler: Jede Verän-derung verlangt einen Schritt ins Unbekannte. Den meisten von uns macht Unbekanntes zuerst Angst. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass auch wir den Zusammenschluss schaffen und ein Wir-Gefühl entwickeln können. Wie ich beim letzten Opernbesuch den Orchestergraben nicht mehr als Trennungsgraben wahrge-nommen habe, werden auch wir Gräben überwinden. Aber das braucht seine Zeit.

Märki: Es geht darum, inner-halb eines Makrokosmos einen Mikrokosmos herzustellen. Bei uns wächst das Wir-Ge-fühl kontinuierlich an, aber es braucht noch Zeit und vor allem mehr gemeinsame Pro-duktionen. Ein Wir-Gefühl können Sie nicht verordnen. Erst das gemeinsam Erlebte, das gemeinsame Wirken schafft Vertrauen – und vor allem Lust am Gemeinsamen.

Birchler: Im Theater ist das Gemeinsame viel sichtbarer als im Spital. Auch wenn in der langen Prozesskette der

Patientenbehandlung fast al-les Teamarbeit ist, gibt es bei uns am Schluss keinen gemein-samen Applaus und das Bad in der Menge.

Märki: Ein weiterer Unter-schied liegt darin, dass unsere Arbeit im Gegensatz zu Ihrer nicht existenziell im Sinne der Überlebensgesundheit ist. Was wir tun, ist eine «lebensnot-wendige Nutzlosigkeit».

Inselmagazin: Sie sprechen von

Gegensätzen, wo, Herr Birchler,

lassen sich Gemeinsamkeiten

finden?

Birchler: Wie Stephan Märki habe auch ich mit einer Art Künstler zu tun, wobei diese, auch wenn massgebend ent-scheidend, nicht nur in der Ärzteschaft zu finden sind. Vielmehr tragen x verschie-dene Berufsgruppen zur Ge-nesung unserer Patienten bei. Aber Schlüsselpersonen mit ausgeprägtem Charakter fin-den sich auch im Spital, und das ist auch gut so.

Oft sind Künstler Diven mit

Ecken und Kanten. Wirkt sich

das erschwerend auf die Arbeit

im Team aus?

Birchler: Menschen mit ausge-prägtem Charakter sind Perso-nen, die Ziele anstreben, was

V or der Reorganisa-tion beider Institu-tionen Stadttheater und Symphonieor-

chester war kaum von Wir-Gefühl die Rede: Zwischen Orchester und Theater klaffte ein grosser Graben, die Spar-ten Schauspiel, Orchester, Mu-sik und Tanz funktionierten weitgehend selbständig. Nach einer Projektphase wur-den Stadttheater Bern und Symphonieorchester Bern in der neuen Institution Konzert Theater Bern zusammenge-führt. Für den künstlerischen und wirtschaftlichen Betrieb be-zeichnet Stephan Märki, Di-rektor von Konzert Theater Bern, das operative Über-gangsjahr als wichtig und er-folgreich und meint dazu, dass

Dr. Urs Birchler, Direktionspräsident Inselspital und Stephan Märki, Direktor

Konzert Theater Bern. © by Fotografie Stampfli, Bern.

Stadttheater und Symphonieorchester gehen gemeinsame Wege; das erste Betriebsjahr von Kon­zert Theater Bern schloss positiv. Für das neue Unternehmen aus Inselspital und Spital Netz Bern AG ist dies noch Zukunftsmusik. Die Direktoren beider Häuser über Gegensätze und Verbinden­des. Von Marianne Kaiser

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Dr. Urs Birchler ist seit 2003

Direktionspräsident des Insel-

spitals und wird neu als ope-

rativer Projektleiter zusam-

men mit den Mitarbeitenden

des Inselspitals und der Spital

Netz Bern AG die Zusammen-

führung der beiden Unterneh-

men vorbereiten sowie der

operativen Projektorganisa-

tion vorstehen. Er bleibt Di-

rektionspräsident des Inselspi-

tals, bis die neue gemeinsame

Geschäftsleitung die Führung

des Inselspitals und der SNBe-

Spitäler übernehmen wird. Auf

diesen Zeitpunkt hin wird auch

die Stelle des Vorsitzenden

der neuen gemeinsamen Ge-

schäftsleitung besetzt werden.

Stephan Märki ist seit Mai

2011 neuer Direktor von Kon-

zert Theater Bern und war

zuvor elf Jahre Chef am Deut-

schen Nationaltheater und der

Staatskapelle Weimar. Bern

hat er als 5-Jähriger verlassen.

Seit Januar 2011 sind das Stadt-

theater Bern und das Berner

Symphonieorchester (BSO) zu

Konzert Theater Bern (KTB)

zusammengeführt und die vier

Sparten Schauspiel, Tanz, Or-

chester und Musik unter einem

Dach vereint. Als fünfte Sparte

bezeichnet Stephan Märki das

Internet resp. das Marketing.

Sprachrohr des Viersparten-

hauses soll das Schauspiel sein.

ParnerschaftInselspitalundKonzertTheaterBern–kurzvorgestellt

Konzert Theater Bern und das Inselspital verbindet seit einigen Jahren eine vielseitige Partnerschaft.

Eintauchen in die Welt des Konzerts! Einmal im Jahr lädt Konzert Theater Bern die Mitarbeitenden des Inselspitals ein, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Für das nächste Jahr haben wir etwas ganz Besonderes geplant: Am 16. Mai 2013 können alle Interessierten das Kulturcasino Bern und das Berner Symphonieorchester im Rahmen des Symphoniekonzerts «Chorfantasien» näher kennenlernen. Weitere Infos folgen in der Februar-Ausgabe des Inselmagazins.

Gewinnspiel zu «Frank V»Neben dem Ausflug in die Welt des Konzerts erwartet die In-selspital-Mitarbeitenden für nächstes Jahr auch ein spannendes Gewinnspiel zu Dürrenmatts «Frank V», der Komödie einer Privatbank, die in den Vidmarhallen am 22. März 2013 zur Pre-miere kommt. Allen, die Karten gewinnen möchten, empfehlen wir, das Inselmagazin im Februar aufmerksam durchzulesen.

Ermässigte Ticketgutscheine für alle Vorstellungen und KonzerteAlle Inselspital-Mitarbeitenden erhalten für Vorstellun-gen und Konzerte von Konzert Theater Bern um 30% ver-günstigte Gutscheine an der Hauptkasse des Inselspitals.

Weitere Infos im Intranet unter:

Home/Mitarbeitende/PAI/Vergünstigungen/

nicht ausschliesst, dass sie auch Teamplayer sind.

Märki: Künstler sind oftmals Menschen mit grossen Emo-tionen. Und diese lassen sich nicht immer kontrollieren. Dürfen sie auch gar nicht. Denn sie machen die daraus resultierenden kleineren und grösseren Katastrophen erst fruchtbar für den Alltag und die Kunst.

Das Stadttheater Bern wird

nächstes Jahr 110 Jahre alt, das

Inselspital im Jahr 2014 gar 660

Jahre. Das Spital hat einige

Jahre mehr auf dem Buckel.

Herr Birchler, empfinden Sie

das Inselspital manchmal auch

als alten, traurigen Elefanten,

der seinen Rüssel in die Aare

steckt, wie das Herr Märki über

das Stadttheater vor seinem

Antritt einst gesagt hat?

Birchler: Als Elefanten manchmal schon, aber nicht als traurigen. Soll der Elefant «Insel» doch dank dem Mas-terplan auch neue Trampel-pfade gehen können: Gemein-sam mit der Stadt und dem Kanton erarbeiten wir einen Raster-Zonenplan, der in rund anderthalb Jahren dem Volk vorgelegt werden sollte. Und

als grau empfinde ich die Insel auch nicht, im Gegenteil. Jetzt im Winter, wenn abends die Fenster hell in den Nachthim-mel leuchten, wenn vielleicht ein Rettungswagen aufs Ge-lände fährt, dann befriedigt mich das Gefühl, dass es läuft und läuft und läuft. Das ist un-ser Applaus, das ist der Lohn unserer Arbeit.

Märki: Das Stadttheater wirkt schon jetzt lebendiger: Der Ele-fant fängt an zu tanzen, auch wenn man dem Gebäude im-mer noch zu wenig ansieht, dass darin immerhin knapp 500 Personen arbeiten. Ich

habe die Stadt Bern im Alter von 5 Jahren verlassen und bin nun als Zurückgekehrter im-mer noch ein Beobachtender in einer sich vermehrt öffnen-den Stadt. Mein Lohn, der Er-folg unserer Arbeit, zeigt sich unmittelbar am Abend auf der Bühne. Hier liegt der Grund, warum ich diese Arbeit über-haupt mache, und die Antwort darauf, warum ich das tue, auch wenn ich mich manch-mal den ganzen Tag ärgere. Aber: «Es ist ja nur Theater.» o

© by Fotografie Stampfli, Bern.

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Herz und Verstand

Intensivpflege auch im emo­tionalen Sinn

I m zweitgrössten Perina-talzentrum der Schweiz, das Geburtshilfe, Pädiat-rie und Neonatologie un-

ter einem Dach vereint, wurde in den letzten 10 Jahren über 5400 Frühgeborenen zu einem erfolgreichen Start ins Leben verholfen. Gestiegen ist einer-seits die Zahl der sehr kleinen Hochrisikofrühgeborenen (un-ter 750 g), andererseits auch deutlich die Zahl der späten Frühgeborenen (nach der 34. SSW). In der Schweiz steigt die Neu-geborenenrate wieder an. Es ist eine Tendenz zu vermehrt späteren Erstschwangerschaf-ten zu verzeichnen, die mit anderen Gründen neben ver-mehrten Mehrlings- und da-mit Risikoschwangerschaften zu Risikogeburten und der damit verbundenen Zunahme der Frühgeburtlichkeit führt. Waren 2002 rund 5 Prozent der Neugeborenen Frühge borene, sind es heute bald 10 Pro-zent. Davon sind rund 2/3 der Kinder 8–6 Wochen vor dem Termin geboren, also keine extrem kleinen Kinder. Doch auch Hochrisikofrühgeborene unter 750 g und unter der 25. SSW haben heute sehr gute Überlebenschancen. Neben den intensivmedizinischen

Vor rund 40 Jahren enstanden die ersten Neonatologie­Abteilungen in Europa. Mit neuen Be­handlungskonzepten hat sich in der Medizin und Pflege sehr vieles verändert. – Auch im 10­jähri­gen Schaffen der Neonatologie in der neuen Frauenklinik am Inselspital. Von Marianne Kaiser

Massnahmen wird dem Kind und seiner Familie eine indivi-duelle, sanfte, entwicklungs-fördernde sowie familienzent-rierte Pflege und medizinische Behandlung angeboten. Dies in Zusammenarbeit mit in-terprofessionellen Unterstüt-zungen, welchen diesen oft lebensbedrohlichen Start ins Leben hinein sanft und gebor-gen ermöglichen will. «Viele Eltern frühgeborener Kinder erleben den Aufenthalt auf der Neonatologie als eine Zeit der Verunsicherung und Hilflosig-keit, und dies nicht nur in der Begegnung und Begleitung ihres Kindes. Dies wiederum kann die Eltern-Kind-Interak-tion negativ beeinflussen.

Um diese Verunsicherung und Hilflosigkeit aufzufangen braucht es eine sehr intensive Aufklärungsarbeit, Anleitung und Beratung des interprofes-

sionellen Betreuungsteams», erklärt Pflegeexpertin Liliane Stoffel. Für die Begegnung, Begleitung und eigene Pflege ihres Kindes im Spital wie später auch für den Start zu Hause bietet un-ter anderem das in den USA entwickelte und erprobte För-derprogramm «COPE» (Crea-ting Opportunities for Parent Empowerment) die nötige Un-terstützung. In vier Beratungs-sequenzen lernen die Eltern durch COPE wie sie trotz der hochtechnischen Umgebung mit Monitoren und Schläu-chen in engen Kontakt mit ihren Kindern treten können und ihre Signale deuten ler-nen. «Durch die Einführung

des Programms werden Eltern kompetent und vertraut mit der Pflege ihres Kindes –, vom ersten Tag bis zur Entlassung nach Hause», erklärt Privat-

dozent Dr. Mathias Nelle, Ab-teilungsleiter Neonatologie. Als erste europäische Institu-tion hat das Inselspital Bern die Lizenz für das Programm COPE erworben.

Schonend, so gut es gehtOft sind die Organe der Klei-nen nicht ausreichend entwi-ckelt. Der noch unreifen Lunge mangelt es beispielsweise an Surfactant, einer fetthaltigen und lebensnotwendigen Subs-tanz, welche die Dehnbarkeit der kleinen Lungenbläschen positiv beeinflusst und deren Kollaps am Ende der Ausat-mung verhindert. Als schonende Alternative zur künstlichen Beatmung, bei der Surfactant mit einer Sonde in die Lunge instilliert wird, dabei jedoch die Frühge-borenen narkotisiert und intu-biert werden müssen, was zu-nächst wiederum Schmerzen verursacht und auch Risiken birgt (über den Tubus kön-nen Bakterien in den Körper gelangen und u.a. eine Lun-genentzündung hervorrufen), gilt das Einsetzen eines «Sur-factant-Verneblers», das das flüssige Surfactant über die Nase der kleinen Patienten und Patientinnen direkt in die Lunge vernebelt. Auch speziell

«Früher hat man nach dem Motto ‹Ein Indianer kennt kei­nen Schmerz› ohne schmerz­lindernde Vorbereitung eine Infusion gelegt oder die Haut punktiert...»

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Liliane Stoffel und Mathias Nelle in der Neonatologie in der Frauenklinik.

für unreife Lungen ausgelegte nicht invasive Atemhilfen, die sogenannte CPAP-Beatmung (Continuous Positive Airway Pressure), gehören zu den pflegerischen und medizini-schen Fortschritten der letz-ten Jahre. Durch den CPAP wird ein Luftstrom in die Nase «gebla-sen», welcher die Luftwege offen hält. «Das Surfactant-Präparat erlaubt uns heute, die Kinder nur noch stunden-weise – 6, 8 oder 12 Stunden –, kurz zu beatmen. Im Ge-gensatz dazu wurden z.B. vor 30 Jahren die Früh geborenen während 2–3 Wochen oder länger beatmet», erklärt Mathias Nelle. «Heute kom-men wir deutlich schneller von der Beatmungs maschine weg, und die Behandlung ist insgesamt weniger aggres-siv und viel schonender, aber

auch die Pflege ist umso in-tensiver geworden», sagt Liliane Stoffel.

Emotional gefordertIntensiv – auch im emotio-nalen Sinn – sind die zahlrei-chen schmerzhaften Interven-tionen, die pro Tag – bis zu 14 mal pro kleinen Patient – vor-genommen werden müssen. Hat man früher dem Schmerz viel weniger Beachtung ge-schenkt, ist er heute ein wich-tiges Schwerpunkthema, auch wenn es noch ein junges For-schungsgebiet ist. Zur Bewusstseinsbildung über das Thema Schmerz hat in Bern der von Liliane Stof-fel mit entwickelte Berner Schmerzscore für reif- und frühgeborene Kinder mass-gebend beigetragen. «Gemein-sam mit dem Institut für Pfle-gewissenschaft der Universität

Basel konnten wir zeigen, dass eine Schmerzempfindlichkeit der Frühgeborenen existiert», so die Pflegeexpertin. Man habe, so der Abteilungsleiter Nelle weiter, herausgefunden, dass mit einer Zuckerlösung Schmerzleitungsbahnen im Gehirn positiv beeinflusst werden, sodass die Wahrneh-mung von Schmerz weniger stark ausgeprägt ist. «Früher hat man nach dem Motto ‹Ein Indianer kennt keinen Schmerz› ohne schmerzlin-dernde Vorbereitung eine In-fusion gelegt oder die Haut punktiert. Heute setzen wir alles daran, dem frühgeborenen Kind be-züglich Schmerzempfindun-gen wie auch durch Lärm- und Stressvermeidung möglichst ein Gefühl von getragener Geborgenheit und genügend Schutz zu geben.»

Diese unterstützenden Mass-nahmen tragen dazu bei, dass einerseits schmerzhafte Inter-ventionen beim Kind, die sich im Schmerzgedächtnis fest-setzen und ehemalige Früh-chen zuweilen noch Jahre später in ihrer Empfindlich-keitswahrnehmung beeinflus-sen können oder gar Narben zurücklassen, eher ausgehal-ten werden. Andererseits sind solche behutsam vorbereitete Eingriffe auch für das Personal weniger belastend und emotio-nal leichter zu ertragen. Denn jeder Stich in die winzig kleine Ferse des frühgeborenen Kin-des ist immer auch ein Stich in sein Herz. Wenn auch einer, der das Überleben der kleinen und kleinsten Erdenbewohner ermöglicht, bestärkt und ih-nen zu einem besseren Über-leben verhilft. o

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Nachfolgeplanung – objektive Kriterien statt BauchentscheidAufgrund der demografischen Entwicklung nehmen altersbedingte Rücktritte von Schlüssel­personen zu. Hingegen sind junge, qualifizierte Fachpersonen auf dem Arbeitsmarkt nur noch schwer zu finden. Von Lester Gosset, Leiter Personalentwicklung und -marketing

I st zudem die Fluktuations-rate hoch und wandern fä-hige Nachwuchskräfte zur Konkurrenz ab, kann dies

ein Unternehmen vor riesige Probleme (und Kosten!) stel-len.Um solche Probleme zu ver-meiden und um jederzeit über genügend qualifizierte und motivierte Fach- und Führungskräfte zu verfügen, muss das Inselspital beson-dere Anstrengungen unter-nehmen:

Attraktiver Arbeitgeber­Auftritt auf dem Arbeits­markt Als Arbeitgeber ist das Insel-spital bestrebt, seinen Mitar-beitenden die bestmöglichen Anstellungs- und Arbeitsbe-dingungen anzubieten. Um auf dem Arbeitsmarkt die rich-tigen Mitarbeitenden für sich zu gewinnen, muss aber auch nach aussen hin sichtbar sein, dass wir ein attraktiver Arbeit-geber sind! Deshalb wird das Thema «Employer Branding»

respektive die Positionierung unseres Spitals als glaubwür-diger und attraktiver Arbeit-geber die Direktion Personal während der kommenden Jahre intensiv beschäftigen.

Mitarbeitende an sich bindenSelbst wenn es uns gelingt, Anstellungs- und Arbeitsbe-dingungen zu schaffen, wel-che den Anforderungen eines Unispitals entsprechen und welche gleichzeitig von den Mitarbeitenden als attraktiv empfunden werden, ist es noch lange nicht sicher, dass wir fä-hige Mitarbeitende auch in unserer Unternehmung halten können. Zum «Attraktivsein» gehört nämlich auch das Vor-handensein von Entwicklungs-perspektiven.Es ist bekannt, dass gute Ent-wicklungsperspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten zu den Hauptattraktoren für die Mitarbeitenden einer Unter-nehmung gehören und eine wichtige Rolle in Bezug auf die Mitarbeiterbindung spielen.In einer grossen Umfrage im Jahr 2011 nannten 74% von 6000 Befragten die Laufbahn- und Karrieremöglichkeiten als wichtiges Kriterium für die Wahl eines Arbeitgebers.

(Quelle: StepStone Employer Branding Report 2011)

Perspektiven durch Nachfolgeplanung Aus den Resultaten unserer Austrittsbefragungen wissen wir, dass Mitarbeitende in den letzten Jahren unser Spital häufig gerade aufgrund feh-lender Perspektiven verlassen haben. Hier ist rasches Han-deln angesagt! Aus diesem Grund hat die Spi-talleitung beschlossen, im Spi-tal eine systematische Nach-folgeplanung zu etablieren. Entscheide zur Besetzung von frei werdenden Kaderstellen sollen künftig auf der Grund-lage von objektiven, messba-ren Kriterien gefällt werden und weniger den subjektiven Eindrücken und dem «Bauch-gefühl» der Vorgesetzten über-lassen werden. Talentierte und motivierte Nachwuchskräfte können frühzeitig entdeckt und gezielt gefördert wer-den. Dadurch erhöht sich die Chance, eine entstehende Va-kanz auf Führungsebene in-tern zu besetzen, erheblich.Durch die Nachfolgeplanung werden wir also unabhängiger vom zunehmend ausgetrock-neten Arbeitsmarkt. Wissen kann an interne Nachfolgen

Herz und Verstand

FaktenzurSituationaufdemArbeitsmarkt

» Allein in der Schweiz fehlen bis ins Jahr 2020 20 000–25 000 Pflegefachkräfte; in Deutschland fehlen bereits heute über 30 000 Fachkräfte (Quelle: Seco 2011)

» Pro Jahr werden in der Schweiz 5500 Gesundheitsfach-kräfte (2100 Pflegende, 400–500 Ärzte) zu wenig ausge-bildet (Quelle: kantonale Bildungs-Direktionen-Konferenz 2011)

» Die WHO will die Abwanderung von Spitalpersonal aus «armen» Ländern begrenzen (Quelle: WHO 2010)

» Deutschland investiert 2012 eine Milliarde Euro, um die Abwanderung von Pflegepersonal und Ärzten in Länder wie die Schweiz zu stoppen (Quelle: Spiegel 2011)

» Andere wichtige «Lieferländer», wie z.B. Kanada, versu-chen ihre Landsleute mit allen Mitteln zurückzuholen (Quelle: Tagesanzeiger 2011)

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weitergegeben werden und bleibt somit unserem Unter-nehmen erhalten. Mit ihren positiven Effekten beeinflusst die Nachfolgepla-nung auch unsere Führungs-kultur. Die Weiterentwicklung der Führungskultur und In-terdisziplinarität ist eines von sieben strategischen Schwer-punktzielen des Inselspitals. Zusammen mit einer Reihe anderer Massnahmen leistet die Nachfolgeplanung einen wichtigen Beitrag zur Reali-sierung dieses Ziels.

Pilotprojekt in den Supportdirektionen In den Direktionen fehlen durch Fluktuation und auf-

«Unser Anspruch, ein führendes Uni­versitätsspital zu sein, setzt voraus, dass wir Talente auf allen Stufen und in allen Be­rufsgruppen syste­matisch identifizie­ren und fördern.»

Prof. Dr. Andreas Tobler,

Ärztlicher Direktor

«Die Nachfolge­planung mit ih­ren Instrumenten ermöglicht mir die gezielte Förde­rung meiner Nach­wuchskräfte und die Sicherstellung einer reibungs­losen Aufrecht­erhaltung des Be­triebs.»

Hans-Peter Aebischer,

Bereichsleiter Technik + Sicherheit

«Dass ich als Nachfolgekandidatin be­trachtet werde, empfinde ich als wert­schätzend und motivierend. Der Arbeit­geber drückt mir gegenüber aus, dass er mein Potenzial erkennt und mich entsprechend fördern will.»

Silvia Kämpfer-Walder,

HR-Business-Partnerin Direktionen

grund der demografischen Entwicklung bis 2015 rund zehn Bereichs- resp. Fach-stellenleitende und rund zwanzig Abteilungsleitende. Durch das in diesem Sommer gestartete Pilotprojekt wird es möglich sein, einen Gross-teil dieser Stellen intern zu besetzen.

Das Projekt läuft in folgenden Schritten ab:

» 1. Vorgesetzte identifi-zieren Mitarbeitende mit Potenzial anhand des Formulars «Leistungs- und Potenzialbeurteilung».

» 2. Für jede Direktion wird eine Anzahl Nachfolgekan-

didaten und -kandidatin-nen nominiert.

» 3. Die Bereichs- und Fach-stellenleitenden bespre-chen die Leistungs- und Potenzialbeurteilungen zusammen mit den jeweili-gen Nominierten.

» 4. Im Rahmen von Karriere-Dialogen mit den Nominierten werden individuelle Entwicklungs-pläne (IEP) erstellt und entsprechende Fördermass-nahmen definiert.

» 5. In der Folge stellen regelmässige Standortbe-stimmungen (mindestens einmal jährlich) sicher, dass der Dialog fortgesetzt wird und dass die verein-

barten Fördermassnahmen zeitgerecht umgesetzt werden.

Die Reaktionen zum bisheri-gen Projektverlauf sind von allen Seiten überaus positiv. Aus diesem Grund wird das Projekt nun schrittweise auf das medizinische Kernge-schäft ausgeweitet; dies durch die bewusste Auswahl von Be-rufsfeldern, welche von einer systematischen Nachfolgepla-nung am meisten profitieren. Im kommenden Frühjahr wird die Nachfolgeplanung für Sta-tionsleiterInnen in Angriff ge-nommen. o

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Herz und Verstand

Die zweite Haut sinnvoll gewählt

B erufsbekleidung muss strapazierfähig und bequem sein und den Träger vor Gefahren

schützen. Die Arbeitskleidung macht auch die nötige Tren-nung von Kunde und Perso-nal resp. Patient und Fach-person.

Eine Berufskleidung ist funk-tional, nach Möglichkeit mo-disch, erhebt jedoch nicht den Anspruch, allen zu gefallen. Aber weil sie oft direkt auf der Haut getragen wird, liegt sie uns am Herzen und möchte von Anfang bis zum Schluss auch mit Herz behandelt wer-den. Von der Herstellung über das Waschen und Trocknen bis zur Sortierung und Lieferung.Rund 7000 Mitarbeitende des Inselspitals werden durch den

Berufskleideservice eingeklei-det. Die eine oder der andere Mitarbeitende wird sich schon einmal gefragt haben, wo und unter welchen Bedingungen unsere Berufskleider produ-ziert werden und welche Wege die Kleider täglich durchlau-fen.

Private Kleider unterstreichen unsere Persönlichkeit, Arbeitskleider unsere Funktion. Beide sind sie so etwas wie eine zweite Haut, wobei die Arbeitskleidung in der Regel mehr als 160 Stunden im Monat getragen wird. Da interessiert erst recht, woher die Berufskleidung kommt und was mit ihr nach dem Ablegen geschieht. Von Kathrin R. Häberli, Stv. Bereichsleiterin Hauswirtschaft

Wir haben bei der Leiterin Be-rufskleiderservice, Marianne Käser, nachgefragt.

Frau Käser, Hand aufs Herz:

Wie wichtig sind die Produkti­

onsbedingungen der Berufs­

kleider des Inselspitals?

Die nachhaltige und sozial-verträgliche Produktion der Berufskleider für die Mitarbei-tenden des Inselspitals ist bei der Anschaffung ein entschei-dendes Kriterium.

Wo und unter welchen Bedin­

gungen werden unsere Berufs­

kleider produziert?

In unserem Berufskleidersorti-ment stehen für die verschie-denen Berufsgruppen mehr als 40 Kleidermodelle zur Verfügung. Knapp die Hälfte

davon werden in der Schweiz produziert und von uns direkt eingekauft. Die andere Hälfte leasen wir bei der Firma Ino-Tex Bern AG. Diese Berufs-kleider werden für die Marke InoTex SmartFashion® in Griechenland hergestellt. Dort sind die Arbeitsplätze sehr gut

ausgestattet. Die Mitarbeiten-den sind gut bezahlt. Der Lohn einer Näherin liegt bei etwa 14 x € 1250.–. Dieser Lohn scheint zum Teil die Lebens-haltungskosten von ganzen Familien zu decken.

Lässt das Inselspital selber pro­

duzieren? Wer kontrolliert vor

Ort, mit welchen Garantien?

Drei Viertel der Berufskleider-Menge lassen wir durch unsere Leasingpartnerin produzieren. Die InoTex Bern AG kontrol-liert vor Ort. Anlässlich des jährlichen Lieferantengesprä-ches vergewissern wir uns, dass

die getroffenen Vereinbarun-gen eingehalten werden.

Viele Mitarbeitende des In­

selspitals sind in den letzten

Wochen zur Anprobe der neuen

Berufskleider eingeladen

worden. Warum, und was ist

anders an den neuen Berufs­

kleidern?

Die bisherigen Berufskleider der Pflege, Hauswirtschaft etc. sind 1992 eingeführt wor-den. Auf Initiative der Pfle-gedienstleitung erteilte die Pflegekonferenz im Februar 2011 den Auftrag, eine neue Berufskleidung zu evaluieren. Im Frühsommer 2011 hat das Projektteam die neuen Be-rufskleider vorgestellt. Nach der erfolgreichen Testphase konnte die erste Tranche von 8800 Kleiderteilen bestellt werden. Mit der Inbe-triebnahme der auto-matischen Berufsklei-

Die neuen Berufskleiderteile:

Schlupfkasack weiss, Poloshirt navy

und Hose «Pedar» weiss.

«Die nachhaltige und sozial­verträgliche Produktion ist ein entscheidendes Kriterium.»

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FaireProduktion

Die Erklärung von Bern (EvB) setzt sich mit fundierten Recher-

chen, professionellem Lobbying und kreativen Kampagnen für eine

gerechtere Globalisierung ein. Das Projektland der weltweit ver-

netzten EvB ist die Schweiz, wo sie öffentliche Aufklärung betreibt

und zugunsten der Entwicklungsländer Druck auf politische und

wirtschaftliche Entscheidungsträger ausübt.

Ein Thema der EvB ist unter anderen die Clean Clothes Cam-

paign (CCC). Das internationale Kampagnen-Netzwerk der «Clean

Clothes Campaign (CCC)» erhöht mit Unterstützung der Konsu-

mentinnen und Konsumenten den Druck auf die grossen Marken-

firmen und Verteiler, Textilien fair und sauber zu produzieren.

Interessante Informationen für Konsumentinnen und Konsumenten

findet man unter www.evb.ch, z.B. eine Liste, welche anschaulich

darstellt, welche Firmen wie fair produzieren.

deranlage INO U1 konnten wir dann die neuen Berufskleider einführen. Das Echo ist sehr positiv und die unisex Klei-

dermodelle tragen zum ein-heitlichen Erscheinungsbild (Corporate Identity) bei. Nun wird der Austausch

der neuen Berufsklei-der für die Berufs-

kleiderpools BHH U1 , PKT2 U2 und WG F vorbereitet mit dem Ziel die Umsetzung Ende

2012 zu starten. Ich habe die Auf-tragsbestätigung für die Produk-

tion der 30 500 Kleiderteile erhalten.

Der Berufskleiderservice ist für

eine Vielzahl von Mitarbeiten­

den eine der wichtigsten Anlauf­

stellen hier im Haus; können Sie

ein paar Zahlen nennen?

Wir geben täglich durch-schnittlich 4600 frisch gewa-schene Kleiderteile an die Mitarbeitenden ab. 271 Mitar-beitende werden von uns mit Sicherheitsschuhen ausgestat-tet. Zudem verwalten und be-wirtschaften wir 7500 Garde-robenschränke in 112 Räumen auf dem Inselareal. o

ReiseeinesKleidungsstücks

Zusammen mit «Gleichfarbigen»

wird das Poloshirt dem Wäsche-

kreislauf übergeben.

Die Reise beginnt beim Schmutz-

wäscheeinwurf bzw. bei der

Schmutzwäscheabgabe. Per Last-

wagen reist das Berufskleiderteil

zusammen mit seinesgleichen zur

InoTex Bern AG.

Dort wird es in Empfang genom-

men und zur Sortierung geleitet.

Das Poloshirt trifft hier auf eine

«alte» Bekannte, Frau Danielle

Freiburghaus, Lernende Fachfrau

Hauswirtschaft des Inselspitals. Sie

absolviert in der InoTex Bern AG ein

Praktikum. Sorgfältig tastet sie das

Poloshirt nach Gegenständen ab; …

… kaum zu glauben, was man da so

alles findet!

Und ab gehts – in das Waschrohr,

das erfrischende Bad.

Nach den verschiedenen Bädern,

Massagen und Knetungen wird das

Poloshirt von flinken Frauenhänden

in Empfang genommen.

Frau Miranici Vonlanthen kümmert

sich liebevoll darum. Sie prüft die

Identität, bügelt es für den Trock-

nungs- und Bügelprozess im Tunnel-

finisher auf.

Nach dem Austritt aus der heimeli-

gen Wärme wird das Poloshirt auf

«Wunden» geprüft – alles ok! Auto-

matisch findet es dann den Weg zur

Insel-Reisegruppe zurück.

Zusammen mit seinen Kolleginnen

und Kollegen wird es ins Inselspital

transportiert. Mit hohen Erwartun-

gen an einen weiteren spannenden

Arbeitstag ist das Poloshirt nun

«voll parat».

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Herz und Verstand

Teleradiologie – Das Neurozent­rum nur ein Mausklick entferntStellen Sie sich vor, Sie sind ein junger Assistenzarzt in einem Regionalspital im Wallis. Im Nachtdienst nehmen Sie eine 75­jährige Patientin mit rechtsseitiger Hemiparese und Aphasie auf. Die CT­Untersuchung zeigt Ihnen ein «dense artery sign» der linken Arteria cerebri media. Von PD Dr. Christoph Ozdoba

Di e D i a g n o s e «Schlaganfall bei Media-Verschluss» ist klar, aber wie

verfahren Sie weiter? Wäre es jetzt nicht schön, wenn Sie schnell die Expertise eines Neuroradiologen und eines erfahrenen Stroke-Neurologen einholen könnten?Sie können es – wenn Ihr Spital an das Teleradiologie-Netzwerk des Inselspitals an-geschlossen ist!

Was ist Teleradiologie? Mit dem Begriff «eHealth» («Cybersanté» im Französi-schen) wird generell der Ein-satz moderner Informatik-mittel in der medizinischen Versorgung bezeichnet. Dazu zählen etwa Datenbanksys-teme oder die Versicherten-karte. Online-Systeme werden unter dem Begriff «Telemedi-zin» zusammengefasst, und ein Teil dieser Telemedizin ist die Teleradiologie. Bei der Teleradiologie im klas-sischen Sinn wird eine radiolo-gische Untersuchung durchge-führt, ohne dass ein Radiologe anwesend ist. Dabei wird z.B. eine CT-Untersuchung im Spi-tal A durchgeführt. Die Bilder werden digital ins Spital B

übertragen, wo sie vom dort tätigen Radiologen befundet werden; der Befund wird elek-tronisch wieder ins Spital A übertragen.Weiter verbreitet ist die Tele-radiologie zum Einholen einer Zweitmeinung, auch als Tele-Konsiliardienst bezeichnet. Klinische Daten und Bilder werden vom Spital A ins Spi-tal B übertragen; dort evalu-iert ein Experte oder ein Gre-mium die klinische Situation und schlägt weitere diagnosti-sche/therapeutische Massnah-men vor.

Bleiben wir bei unserem Bei-spiel:Das Stroke-Team in der In-sel analysiert die Bilder: Der

Thrombus ist so gross, dass eine Rekanalisierung allein durch i.v.-Thrombolyse wahr-scheinlich nicht gelingen wird. Im externen Spital wird eine i.v.-Thrombolyse begonnen und die Patientin dann mit der Rega ins Inselspital geflogen. Dort wird inzwischen die An-

giographie vorbereitet; ohne Zeitverlust kann dann die Behandlung mit einer intra-arteriellen Thrombolyse fort-gesetzt werden («bridging»-Konzept).

Das Berner Teleradiolo­gie­Projekt – Entstehung Mit der Einführung des spi-talweiten PACS (Picture Ar-chiving and Communication System; Stichwort «filmloses Spital») im Inselspital zum 1.1.2004 wurde die gesamte Akquisition, Befundung, Ver-teilung und Archivierung ra-diologischer Bilder digitali-siert. In den folgenden Jahren wurden mehrere externe Spi-täler über sichere Datenverbin-dungen (VPN, Virtual Private

Network) an d as Insel-PACS angeschlossen. Dieser Transfer von externen Bildern in das In-selspital war jedoch nicht reg-lementiert und wurde nicht kontrolliert. Ein Gutachten des Rechtsdienstes des Inselspitals zeigte deutliche Schwachstel-len dieser Struktur.

Mit der Einrichtung des Schwerpunkts Neuro wurde Ende 2009 das Projekt «Tele-radiologie» initiiert, mit dem die Vernetzung im Bereich ra-diologischer Bilddaten auf eine solide organisierte vertragliche Grundlage gestellt werden sollte. 2010 wurde das Betriebs-konzept erstellt, 2011 begann die Umsetzung, und im Januar 2012 wurde mit dem Spitalzen-trum Oberwallis in Visp das erste Partnerspital im Rah-men des neuen Konzepts an-geschlossen. Inzwischen sind knapp zwei Dutzend Spitäler direkt oder über einen regio-nalen Spitalverbund mit dem Inselspital vernetzt (Abb. 1; «Neuchâtel» etwa steht für alle öffentlichen Spitäler im Kanton NE).

Das Berner Teleradiolo­gie­Projekt in der PraxisEin solches Projekt kann nur gelingen, wenn für die exter-nen Partner formale und tech-nische Hürden weitestgehend vermieden werden.Der sichere Bildtransfer über eine VPN-Verbindung (nach einmaliger Installation ist der Betrieb, unabhängig vom transferierten Datenvolu-men, kostenfrei) oder, wie

«Einsatz moderner Informatik in der medizinischen Ver­sorgung.»

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Ansprechpartner

» Anton Gennert, Projekt-leiter, Fachteam DRNN [email protected]

» Michela Mordasini, MTRA-Leiterin michela.mordasini @insel.ch

» PD Dr. Christoph Oz­doba, Ltd. Arzt Neurora-diologie christoph.ozdoba @insel.ch

von einigen unserer Partner gewünscht, unter Nutzung eines (gebührenpflichtigen) kommerziellen Daten-Diens-tes, ist technisch leicht ein-zurichten. Die Authentifizie-rung der Partner gegenüber dem Inselspital geschieht über einen HIN-Account, der in den meisten Institutionen bereits vorhanden ist. Für die Übermittlung der relevanten klinischen Daten haben wir eine Web-basierte Oberfläche entwickelt und von einer Soft-ware-Firma umsetzen lassen. Diese Website (Abb. 2) fragt alle relevanten Patientenda-ten ab und erlaubt zudem eine schrittweise Verfolgung und Dokumentation des gesamten Befundungs-/Konsil-Prozesses, womit den juristischen Erfor-dernissen Genüge getan wird. Diese Oberfläche ist vierspra-chig (d/e/f/i) verfügbar; eine automatische Seitenaktuali-sierung alle 30 Sekunden auf beiden Seiten, im Partnerspital wie im Inselspital, garantiert den stets aktuellen Überblick über alle Prozessschritte.Auf der Seite des Inselspitals stellt ein doppeltes Alarmie-

rungssystem (Sucher und Mo-biltelefon) sicher, dass der Auf-trag zur (Zweit-)Befundung verlässlich jederzeit (24/7) angenommen und bearbeitet wird.Der Neuroradiologe im Insel-spital zieht bei Bedarf oder auf spezielle Anforderung des externen Zuweisers Kollegin-nen und Kollegen der Nach-bardisziplinen Neurologie und/oder Neurochirurgie bei, sodass – wie im einleitenden Beispiel dargestellt – bei ent-sprechenden Fragestellungen ein fächerübergreifendes Pa-tientenmanagement im Insel-spital bereits geplant werden kann, während der Patient noch auf den Transport in die Insel vorbereitet wird. Der Ein-satz der Teleradiologie ist nicht auf Schlaganfall-Patienten be-schränkt; grundsätzlich ste-hen die Neuroradiologie und das Team des Neurozentrums für alle fachlichen Fragen rund um die Uhr zur Verfügung. 2013 wird auch die Allgemeine Radiologie Erst- und Zweitbe-fundung über die Website an-bieten können. o

Abb. 1: Rot markiert sind Spitäler, die bereits eine teleradiologische Anbin-

dung an das Inselspital haben (Stand Oktober 2012).

Abb. 2: Ein Blick auf das Web-Tool, wie es sich für den Insel-Radiologen darstellt. Übersichtlich lässt sich der Stand

sämtlicher an das Inselspital erteilter Aufträge zur Erst- und Zweitbefundung wie auch zum reinen Bildtransfer (z.B.

bei Verlegungen) auf einen Blick erfassen.

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Herz und Verstand

Das Herz begreifenReflektieren wir unser zentrales Organ mit Verstand? Handeln wir danach, und wie viel ist uns unsere Gesundheit wert? Philosophisch-gesundheitsökonomische Gedanken von Prof. Paul Mohacsi, Be-reichsleiter Herzinsuffizienz und Herztransplantation, Universitätsklinik für Kardiologie

Herz und UnvernunftBegreifen respektive verstehen wir unser Herz? Sei es als le-benswichtiges Organ oder als «Zentrum» unserer Gefühle, Phantasien und unseres Sin-neslebens? Reflektieren wir unser so zentrales Organ mit Verstand? Fragestellungen, die wir gerne vernachlässigen.Denn wäre es so, so würden wir mehr tun für die Primär-prophylaxe von Erkrankungen des Herzkreislaufsystems, und noch viel mehr für die Sekun-därprophylaxe, also wenn das «Schicksal» bereits zugeschla-gen hat (zum Beispiel im Rah-men eines Herzinfarktes).

Wie ist es sonst verständlich, dass vor Kurzem die eidgenös-sische Initiative zum Schutz vor Passivrauchen mit der Begründung der beeinträch-tigten individuellen Freiheit und «sie gehe zu weit» wuch-tig abgelehnt wurde? Denn wir alle wissen, dass sowohl Aktiv-, als auch Passivrauchen

für unsere Lungen, aber auch für das Herz und das Gefäss-system schädlich sind. Die An-passung der Lebensgewohn-heiten ist jedoch verpönt. Jean Lindenmann (*1924), ein welt-berühmter Schweizer Immu-nologe, stellte in einem Zür-cher Zeitungsartikel Ende der 70er-Jahre die Frage, warum ein Wissenschaftler für ein Medikament zur Reduktion bösartiger Tumore wohl den Nobelpreis erhalte, die gleiche Person jedoch bei der Mittei-lung belächelt wird, dass durch adaptierte Ess- und Lebensge-wohnheiten die Mormonen in den USA ein signifikant redu-ziertes (zweistellige Zahl) Ri-siko haben.Etwas Besinnung, sei es Me-ditation, Yoga oder Chigong, würde unserem Herzen gut tun. Herzkrankheiten schlagen auf das Gemüt – und umge-kehrt. Der Römer unterschied die Musse (lateinisch «otium») von der Betriebsamkeit (latei-nisch «negotium»). Musse

heisst für ihn nicht Faulenzen, sondern bewusste Phasen von innerer Ruhe, was auch sport-liche Tätigkeit miteinbezieht.

Was ist in der Herz­medizin vernünftig?Um nicht ganz dem Vorwurf des Gesundheitsapostels zu verfallen, hier einige «gesund-heitsökonomische» Gedanken zur Fragestellung «Was ist in der Herzmedizin vernünftig?» Wie viel ist unsere Gesundheit überhaupt «wert»?Irgendeinmal werden wir alle krank. Knapp 40% der schwei-zerischen Bevölkerung verster-ben an Herzkreislaufkrank-heiten, an Krebs knapp 26% (BfS, Todesursachenstatistik 2001). Das Gesundheitswesen ist teuer. Die Ursachen dafür sind mannigfaltig. Neue und vielversprechende Techniken der Herzmedizin, wie VADs*, ICDs*, CRTs* oder die TAVI*, machen das Gesundheitswesen noch teurer. Es ist und bleibt die Aufgabe der Ärzteschaft

und der Patienten, über den Sinn, d.h. wie weit eine indivi-duelle Behandlung gehen soll, nachzudenken.Gemäss H. Petzold gibt es fünf Säulen der Identität, also Dinge, die für uns am wich-tigsten sind, wobei die ersten drei mit Sicherheit die substan-ziellsten sind: » Die Gesundheit (Leiblich-

keit) » Die Familie (das soziale

Netzwerk) » Die Arbeit (Arbeit und

Leistung) » Materielle Sicherheit » Werte und Normen

Interessant, wie wenig Wert wir im Alltag der Gesundheit zuteilen. Krankenkassenprä-mien sind lästig, und es ist bes-ser, wenn wir die Kosten dem Staat überlassen. Dabei wird nicht realisiert, dass wir damit unser wichtigstes Interesse, nämlich unsere Gesundheit, dem Staat delegieren. Die Kos-ten müssen wir mittels Steuern letztlich ohnehin überneh-men, nur haben wir es nicht mehr in der eigenen Hand. Die Staatsmedizin denkt laut über Rationierung der Medi-zin nach, auch wenn das Volk dagegen ist. Die Krankenkas-sen wollen die Arztberichte erhalten, oft mit dem «Ver-trauensarzt» als juristischem Weisswascher vorgeschoben. Das gegenseitige Vertrauen zwischen den «Stakeholdern» des Gesundheitswesens ist zu-nehmend gestört.

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Sollen aus diesen und aus po-litischen Gründen (bessere Re-sultate und Wirtschaftlichkeit) strengere Indikationen ange-wendet werden? Dürfen wir aus diesen Gründen Patienten ablehnen? Wohl nicht, denn wir sind nur dem Patienten gegenüber verpflichtet. Das heisst nicht, dass «maximal» gleich «optimal» ist. Eine auf die Bedürfnisse des Patien-ten abgestimmte und mass-geschneiderte Indikations-

Verstand

«Verstand, also das Vermögen zu denken, wird auch als das obere

Erkenntnisvermögen (zum Unterschied von der Sinnlichkeit, als dem

unteren) genannt (Immanuel Kant)».

Verstand ist im weiteren Sinn die Denkkraft, die Intelligenz gegenüber

der Sinnlichkeit, im engeren Sinn gegenüber der Vernunft, die Einheit,

Fähigkeit des geistigen Erfassens, des (richtigen) Begreifens (Abstrahie-

rens) und Urteilens, kurz des beziehend-vergleichenden, analysierenden

Denkens, sowie des «Verstehens», d.h. des Wissens um die Bedeutung

der Worte und Begriffe. «Gesunder Verstand» («bon sens») ist die na-

türliche (schon ohne besondere Ausbildung wirksame) Auffassungs- und

Beurteilungskraft, das normale, aber unmethodische, daher auch leicht

fehlgehende Denken. Rudolf Eisler (Wörterbuch der philosophischen

Begriffe, 2. Auflage 1904)

www.wikipedia.com/wiki/Verstand

* Abkürzungen

VAD Ventricular Assist Device,

Herzunterstützungspumpe, ICD Im-

plantable Cardioverter Defibrillator,

implantierter Herzdefibrillator, CRT

Cardiac Resynchronisation Therapy,

Schrittmacher zur Verbesserung der

Herzleistung, TAVI Transcatheter

Aortic Valve Implantation, nichtchir-

urgischer Herzklappenersatz

verankert und lässt sich auch aus Art. 10 und Art. 12 der BV ableiten.

Besinnung zur fürsorgen­den Medizin notwendigDie Notwendigkeit eines funk-tionierenden Gesundheits-wesens macht unbestritten ökonomische Überlegungen erforderlich. Ökonomisches Denken ermöglicht nämlich der Medizin, die zur Verfü-gung stehenden Ressourcen optimal einzusetzen. Entschei-dend dabei ist die Frage, wie weit das Gesundheitswesen sich den Prinzipien des Mark-tes unterzuordnen hat. Unge-sund wird das Verhältnis in dem Moment, wo der Markt nicht mehr der Medizin, son-dern die Medizin dem Markt dient, wie Giovanni Maio, Arzt und Medizinethiker, treffend formuliert hat (G. Maio [2011] «Zur inneren Aushöhlung der Medizin durch das Paradigma der Ökonomie», In: Ärzteblatt Baden-Württemberg).

Was ist in der Herzmedizin vernünftig? Bestimmt keine ökonomischen Berechnungen,

stellung ist unseres Erachtens zentral. Dies geht nicht ohne Vertrauen seitens des Patien-ten, aber auch nicht ohne das Vertrauen der Krankenkassen und der Politik.Dass dies einer weltweit ak-zeptierten Maxime entspricht (siehe Deklaration von Lissa-bon), sollte insbesondere der Schweiz, einem der reichsten Länder der Welt, klar sein. Die-ser Grundsatz ist übrigens in der Schweiz in der BV Art. 41

die die Herzmedizin zunichte machen und diese zwingen, sich selbst in ihrem Kern auf-zugeben. Vernünftig und drin-gend notwendig ist vielmehr eine Besinnung zur ureigenen, fürsorgenden und heilenden Identität der Medizin. Eine geldkostende 24 Stunden pro Tag betriebene Medizin auf höchstem Niveau sollte der Bevölkerung wichtiger sein als Luxusgegenstände oder «Be-dürfnisse» des Alltags (Grafik). Die «Delegierung» der Kosten an den Staat führt zur Staats-medizin und zum Verlust des Selbstbestimmungsrechts in einer der wichtigsten Phasen des Lebens, nämlich dann wenn man ernsthaft krank ist. o

Die Deklaration von Lissabon der «World Medical Association» über die Rechte der PatientenÜbernommen durch die 34. Versammlung des Weltärztebundes in

Lissabon, Portugal, September/Oktober 1981, und geändert durch die

47. Versammlung des Weltärztebundes in Bali, Indonesien, September

1995, und überarbeitet anlässlich der 171. Ratssitzung in Santiago, Chile,

Oktober 2005

Leitsätze1. Das Recht auf gute medizinische Betreuung » a. Jeder Mensch hat das Recht auf eine adäquate medizini-

sche Betreuung, ohne diskriminiert zu werden. » b. Jeder Patient hat das Recht, von einem Arzt betreut zu

werden, von dem er/sie weiss, dass dieser klinische und ethische Entscheide frei fällen kann, ohne Beeinflussung von Dritten.

» c. Der Patient soll jederzeit die Behandlung erhalten, wel-che in seinem besten Interesse ist. Die angewendete Be-handlung soll in Übereinstimmung sein mit den gängigen und bestätigten medizinischen Richtlinien.

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Herz und Verstand

Prof. Dr. med. Frank Stüber und Dr.med.

Nadja Ballabio im Gespräch.

D ie Y-Generation der Mediziner sei oft nicht mehr be-reit, 24 Stunden

permanent im Einsatz zu ste-hen, heisst es. Aber auch, dass sich die Mediziner der «alten Garde» damit zuweilen etwas schwertue. Sie, die dem Be-ruf oft alles hintenanstellten im Wissen darum, dass einst Status und hohes Gehalt für die Entbehrungen entschädi-

gen würden. Die Y-ler hinge-gen würden das anders sehen resp. Status und Gehalt ver-mehrt infrage stellen: Warum soll ich 100 Stunden arbeiten,

wenn die Zukunft unsicher ist? Lohnt sich Engagement noch? – Die Zukunftsaussichten die-ser Generation sind nicht mehr dieselben. Das ganze Berufs-feld verändert sich. Befriedi-gung wird heute auch aus-serhalb des Berufes gesucht; Familie und Freundeskreis, Freizeitaktivitäten wollen ge-pflegt werden. Gleichzeitig fragen sich die «Alten», was sie mit dieser, ihnen oft unin-

teressiert, ja unambitioniert erscheinenden Generation anfangen sollen. Sind diese jungen Menschen überhaupt ausreichend motiviert, den an-spruchsvollen Beruf eines Arz-tes oder einer Ärztin ausüben zu wollen?

Hochmotivierte junge Mediziner «Demotiviert sind die jungen Mediziner nicht, im Gegen-teil», sagt Peter Berchtold, Mitbegründer und seit 1999 Co-Leiter des College für Ma-nagement im Gesundheitswe-sen, «die meisten Medizinstu-denten wollen nach wie vor Arzt oder Ärztin werden und sind sich der Wichtigkeit die-ses Berufs für die Gesellschaft sehr wohl bewusst.» Aber sie würden Bedingungen stellen, würden Antworten wollen

auf Fragen wie: Wie kann ich mich optimal vernetzen? Wie manage ich mich am besten? Kriege ich in der Klinik den nötigen Austausch? Diese kri-tisch-konstruktiven Fragen der Jungen führen zu Fragen, die sich auch Kliniken stellen müs-sen, um im Rekrutierungspro-zess die Nase vorn zu behalten.

Dazu Christof Schmitz, Co-Leiter College-M: «Eine Klinik muss wissen, wie sie sich prä-sentieren will, wie sie gegen aussen einladend wirkt, wo-mit sie angehendes Medizin-und Pflegepersonal motivieren kann.» Wichtig sei auch das Vermitteln von Respekt: Die jungen Leute wollten respekt-voll behandelt, am liebsten auf Augenhöhe angesprochen wer-den. Deshalb sollte eine Klinik viel Augenmerk auf die Super-vision der jungen Ärzte legen. Viele «alte» Supervisierende seien dafür nicht wirklich gut vorbereitet. Generation Y for-dert eine starke und unterstüt-zende Präsenz von Oberärzten,die von den Klinken in dieser Rolle auch unterstützt werden.

Die supervisierenden Ärzte, resp. die Klinik, sollten sich im Klaren sein, was sie von den Assistenzärzten konkret verlangen und wie sie diese unterstützen können. Da-rauf müsste, so die Herren Berchtold und Schmitz, bei der Rekrutierung vermehrt

geschaut werden. Die Chef-ärzte müssten sich fragen wol-len: «Wie kann sich Führung weiterentwickeln? Was wollen wir an der Klinik fördern?» Das traditionelle Modell der Supervision von Vormachen und Nachahmen müsse um ein paar Varianten ergänzt werden, was jedoch Fantasie und Mut zum Unkonventio-

Peter BerchtoldFacharzt Innere Medizin, Spitalarzttätigkeit und Füh-rungserfahrung. Mitbegrün-der und seit 1999 Co-Leiter des College für Management im Gesundheitswesen (Col-lege-M) in Bern.

Christof SchmitzBetriebswirt und Soziologe. Dozent an verschiedenen Universitäten und Fachhoch-schulen. Co-Leiter des Col-lege-M.

www.college-m.ch

«Eine Klinik muss wissen, wie sie sich präsentieren will.»

Generation Y regt anJunge Ärztinnen und Ärzte beanspruchen mehr Zeit für sich und ihre Familie. Um diesem Wunsch gerecht zu werden, müssten Unternehmen umdenken – auch das Inselspital. Die beiden Leiter des College­M machten sich Gedanken. Von Marianne Kaiser

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Der reinen Feierabendforschung den Riegel geschoben

In jedem Klischee steckt ein Quäntchen Wahrheit: Junge Ärztinnen und Ärzte suchen das Glück effektiv nicht nur mehr im Beruf. Dass die «alte Garde» sich aber zu wenig bewege, dementiert ein Klinikchef im Gespräch mit einer Oberärztin. Von Marianne Kaiser

W ie ist sie, die Generation Y? Und stimmen die Klischees,

die Jung von Alt hat und um-gekehrt? Sind die einen – «Jun-gen» – in erster Linie an einer annehmbaren, vielleicht allzu bequemen Lösung interessiert und die andern – «Alten» – kennen in erster Linie das

Prof. Dr. med. Frank Stüber und Dr.med.

Nadja Ballabio im Gespräch.

berufliche Engagement ohne Rücksicht auf Verluste?Die 36-jährige Oberärztin der Gynäkologie, Nadja Ballabio, und der 51-jährige Klinikchef der Anästhesiologie, Frank Stüber, haben sich für ein ent-spanntes Gespräch getroffen und Gemeinsamkeiten wie auch Trennendes herausge-funden. Zwar gehört Dr. Bal-

labio nicht mehr zu den ganz Jüngsten und Prof. Stüber noch nicht zu den ganz Ältes-ten, doch als «Vertreter» ihrer «Garde» teilen sie die Einsich-ten und Ansichten ihrer Ge-neration. Im Dialog finden sie dennoch heraus, wie viel Enga-gement, wie viel Verständnis auf beiden Seiten eigentlich da ist.

Inselmagazin: Herr Stüber, Sie

zeigen ein gewisses Verständ­

nis für die Ansprüche der jun­

gen Generation. Inwiefern?

Prof. Frank Stüber: Die Gene-ration, der ich angehöre, hatte punkto Ausbildung, Arbeits-zeit oder Arbeitsbedingungen viel tiefere Ansprüche. Wir hatten früher oft unter Be-dingungen gearbeitet, die ich – ganz ehrlich – niemandem mehr zutrauen möchte. Konti-nuität erreicht man nicht nur, indem in 36-Stunden-Schich-ten gearbeitet wird.

Frau Ballabio, die Arbeitszeit

ist und bleibt ein Thema. Wo

sehen Sie weitere Hauptanlie­

gen der jungen Ärzteschaft?

Dr. Nadja Ballabio: Ich denke, vieles liegt in der Art und Weise, wie Studium und Be-ruf angegangen werden. Galt ein Studium und Eintritt in ein Spital früher eventuell als Pri-vileg, ist es heute nichts Aus-sergewöhnliches mehr. Letzt-

nellen bedinge. «Doch trotz durchaus berechtigter Fragen und Forderungen muss die junge Generation auch Ver-antwortung übernehmen», so Berchtold. Die Balance von Führung und Selbstverantwor-tung in der Aus- und Weiter-bildung junger Ärztinnen und Ärzte sei neu zu bestimmen. Darin liegen die Crux und die Chance der neuen Generation. Die Medizin ist nach wie vor eine zutiefst sinnvolle (Le-bens-)Aufgabe, und in dieser Grundhaltung unterscheiden sich die Y-ler nicht von den «Alten».

(Siehe auch Interview auf die-ser Seite) o

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Prof. Dr. med. Frank Stüber Dr. med. Nadja Ballabio

forschen, lernen und am Ende Andere ausbilden in Amerika? Keine Frage, da habe ich sofort zugesagt, mir keine Sekunde überlegt, ob der Umzug, das andere Leben, das Aufgeben von Liebem eventuell behin-dernd sein könnte. – Heute sehen das die jungen Leute anders.Ballabio: Die Work-Life-Ba-lance gilt einfach mehr als früher; das Privatleben hat an Wichtigkeit gewonnen. – Es muss für uns nicht Karriere

sein um jeden Preis. Das sozi-ale Umfeld trägt für uns seinen Teil zum Lebensglück bei.

Chancen werden weniger

wahrgenommen, das Lebens­

glück mehr vom Privatleben

abhängig gemacht. Ist das eine

negative Entwicklung?

Stüber: Nicht unbedingt. Heute werden einfach andere Prioritäten gesetzt. Das müs-sen wir akzeptieren. Aber das Potenzial der jungen Leute ist noch genauso da, wenn nicht sogar noch höher. Ich erlebe die Jungen als extrem enga-giert. Das Niveau ist hoch. Aber, und da gebe ich den Jungen absolut recht, es wird eine systematische, qualitativ

hochstehende Arbeit erwar-tet, eine strukturierte Ausbil-dung. Wir wurden oft ins kalte Wasser geworfen und mussten vieles alleine herausfinden. Ich begrüsse die heutige Aus-bildungsform sehr.

Ballabio: Die ist in den letzten Jahren effektiv strukturierter geworden. Aber nach wie vor ist die universitäre Karriere meistens nicht im Klinikalltag integriert und geschieht vor allem am Wochenende. – Da muss die Motivation bei knap-per Zeit schon hoch sein...Stüber: Viele meiner Kollegen versuchen wie ich der reinen Feierabendforschung den Rie-gel zu schieben und sie in den Klinikalltag zu integrieren. Das geht schon. Es braucht einfach von beiden Seiten Zu-geständnisse und ein Überden-ken von Prozessen. Da sind wir dran.Ballabio: Noch zu verbessern wäre vor allem für die Stu-dienabgänger eine ausgebaute Laufbahnberatung: Wie kann ich Beruf und Familie am bes-ten gestalten? o

lich – auch wenn wir äusserst engagiert arbeiten – wird der Arztberuf mehr zu einem Be-ruf wie jeder andere. Wir se-hen ihn vielleicht weniger als eine Berufung. Deshalb sind wir wohl auch nicht in dem Sinne dankbar, wie es unsere Vorgänger vermutlich waren und möglicherweise diese Dankbarkeit nach wie vor von uns erwarten.Stüber: Da bin ich nicht ganz gleicher Meinung. Es ist kein Beruf wie jeder andere. Ver-langt er doch hie und da Ex-tremes und Spezialeinsätze. Manchmal muss man zuguns-ten der Patienten wie auch der Forschung und Lehre eine Extra-Meile gehen. Und nicht immer ist es möglich, dass ich nach Arbeitsschluss den Blei-stift fallen lassen und die Akte schliessen kann.Ballabio: Hie und da ist auch völlig okay. Aber nicht jeden Tag und die ganze Woche. Ich habe noch nie, absolut nie, er-lebt, dass jemand bei einem Notfall nicht länger bleiben würde. Ausnahmen sind für uns alle selbstverständlich. Das Wohl der Patienten hat für uns oberste Priorität. Aber die Ausnahme sollte nicht zur Regel werden. Stüber: ... die Erwartung ist aber schon da, dass der Tag um 17.30 Uhr zu Ende ist. Doch Sie haben recht: Wenn wir das Ge-fühl vermitteln, dass jede und jeder gebraucht wird, wird das längere Arbeiten ohne Wenn und Aber akzeptiert.

Geht es also vor allem um die

Arbeitszeit, oder sind da noch

andere Gräben zwischen den

Generationen?

Stüber: Ich denke. Wenn ich mich an meine Lernzeit zu-rückerinnere, habe ich nie ein Angebot hinterfragt oder zurückgestossen. Drei Jahre

«Die Work­Life­Balance gilt mehr als früher.»

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zen, was die Anforderungen für Jüngere oder Ältere sind. Schön ist, wenn ein Kind, das etwas niedergeschlagen kam, aufge-stellt wieder geht und sagt «es fägt, es ist die beste Schule, die ich hatte». Wichtig für die Kinder sind die Begegnungen mit anderen Kindern, die dieselbe Leidensge-schichte erlebt haben. Dadurch brechen sie aus der eigenen kleinen Welt heraus.

Ein besonderes Erlebnis war dieser Bub, der nach einem schlimmen Unfall etwas lustlos dies und das malte oder bastelte. Mirjam Hauswirth hörte, dass er Klavier spielt, und fragte ihn, ob er vorspielen würde. Er sagte nein, es habe ja hier kein richtiges Piano. Doch an einem Morgen spielte er auf dem E-Piano eine halbe Stunde lang ein Bach-Präludium vor. Vom Korridor her kamen immer mehr Pflegende und Kinder um zuzuhören. Das war ein wunderbarer Moment. Man muss lernen, mit den persönlichen Schicksalen umzugehen, denn auf dem Heimweg beschäftigt vieles, das verar-beitet werden muss. Man muss sich ab-grenzen können, denn Mitleid nützt den Kindern nichts. Das Team pflegt den Aus-tausch und kann sich aufeinander verlas-sen; alle haben ein grosses Herz für Kinder und einen Sinn für das, was im Moment wichtig ist. o

Berufe

M irjam Hauswirth ist als Werklehrerin angestellt und vertritt ihre Kollegin-nen auch in anderen Fä-

chern. Für die Kinder ist eine Tätigkeit wichtig, die nicht in Zusammenhang mit der Krankheit steht. Sind sie kurzfristig im Spital, dürfen sie das Werken freiwil-lig besuchen. Gibt es eine längere Hospi-talisation, d.h. länger als 5 Tage, gilt die Schulpflicht. Oft brin-gen sie Material mit, sonst kontaktiert die Schule den Klassen-lehrer, um zu wissen, wo die Kinder stehen, damit der Unterricht sinnvoll gestaltet wer-den kann. Die Schule verfügt über mehrere Räume im Frauen- und im Kinderspital. Kinder, die im Roll-stuhl sind und am Tropfen hängen, mei-nen oft, sie könnten den Unterricht nicht besuchen, doch sobald die Pflege einver-

ZurPerson

MirjamHauswirthSchottSpitalpädagoginKinderchirurgie KinderklinikSchuleDFKE

standen ist, versucht man es möglich zu machen, und oft werden sie im Bett oder im Rollstuhl «hergerollt». Der Stunden-plan – offizieller Beginn um 9.15 – kann nicht immer eingehalten werden, Pflege und Therapien gehen vor.Mirjam Hauswirth, die vor 30 Jahren schon am Inselspital in der Pflege, dann als Lehrerin in einer «normalen» Schule

tätig war, hat vor 2 Jah-ren diese Stelle ange-treten. Ihre Arbeit ist jetzt eine spannende Mischung aus ihren Ausbildungen. Es gibt keine Ausbildung als «Spitalpädagogin». In der Regel wird die päd-agogische Hochschule absolviert.

Die Schule im Spital ist nicht vergleichbar mit der «normalen» Schule. Man kann ei-niges vorbereiten, aber es kommt meistens anders. Man muss spontan unterrichten können und flexibel sein um einzuschät-

Spitalpädagogin

«Es ist wichtig, dass die Kinder et­was tun, das nicht in Zusammenhang mit der Krankheit steht.»

Die Spitalpädagoginnen unterstützen Kinder in ihren schulischen Leistungen während der Zeit, die sie im Inselspital verbringen. Von Annemarie Glaser

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Mit Herz und

Verstand schenken

Kolumne | Thomas Wild, Reformierter Seelsorger

Vor Jahren leitete Esther Fischer-Homber-ger an einem Kongress des Schweizeri-schen Berufsverbands der Krankenpflege ihr Referat mit der Frage ein: «Hat Kran-kenpflege etwas mit Liebe zu tun?» Die Selbstverständlichkeit, mit der diese Frage in früheren Jahrhunderten bejaht wurde, sei heute verloren gegangen. Pflege als geschenkter Liebesdienst und Pflege als Dienstleistung mit Anspruch auf angemes-sene Bezahlung – ein geschiedenes oder zumindest getrennt lebendes Paar? Im marktwirtschaftlichen Denken haben Ge-schenke bekanntlich keinen Platz, allenfalls als Werbegeschenke und als Schmiergel-der. Man muss weit in die Vergangenheit zurückgehen oder in archaische Kulturen reisen um Wirtschaftsmodelle anzutref-fen, die auf Geschenken aufbauen. Kultu-ren, in denen das Geschenk die zentrale Rolle spielt, sind rar geworden. Der «Pot-latch» etwa in indianischen Gesellschaf-ten, der zwischenzeitlich in den USA und in Kanada verboten wurde, ist ein System des Geschenkaustauschs. Er beinhaltet die Verpflichtung, erhaltene Schätze nicht zu lange aufzubewahren, damit man nicht zu «schwer» wird. In Geschenkkulturen ist ein Geschenk nicht das, wofür man nichts zahlen muss oder nichts mehr zurück er-hält. Ein Geschenk ist vielmehr das, was von anderswoher zurückkommt und was einen verpflichtet, seinerseits wieder zu schenken. Soweit diese Systeme gut funk-tionieren, leben sie durch den Fluss, durch eine ständige Zirkulation von Gaben. Das Gleichgewicht der Geschenkökonomie be-ruht auf dem Vertrauen, dass Geschenke irgendwie zurückkommen. Nicht «wer hat, dem wird gegeben», sondern «wer gibt, dem wird gegeben». Und wem ge-schenkt wird, der schenkt auch selber wieder. Natürlich werfen auch diese Kul-turen ihre Schatten, wurde oder wird im Schosse vermeintlicher Wohltätigkeit und Liebe gelogen, ausgebeutet, ausgegrenzt

EigenART | Esther Leupi, Kunstbeauftragte

und in den eigenen Sack zu arbeiten ver-sucht. Geschenke können zu subtilen Machtdemonstrationen werden, indem sie zum Beispiel Druck erzeugen, Gaben zu retournieren, die ebenso wertvoll oder noch grösser, schöner, fantasievoller oder ausgefallener sind. Wenn der Machtfaktor in einer Beziehung nicht transparent ist, können Geschenke jedenfalls ganz schön danebengehen. Ebenso, wenn mit dem Ge-schenk überhöhte Erwartungen verbunden sind. Oder wenn die auf geschenkparadies.ch bestellten Gutscheine für Bodyflying und Airboarden zum qualvollen Akt füh-ren, Freude zeigen zu müssen. Ich kenne ein Paar, das sich über Jahre hinweg gut-gemeint beschenkt hat, bis sie entdeckten: Sie hätte sich so gerne von etwas überra-schen lassen, statt nur jene Dinge zu erhal-ten, die ohnehin auf ihrer «Shortlist» stan-den. Und er hätte sich jeweils mehr als an allen erhaltenen Überraschungen gefreut, wenn sie ihm seine längst gehegten Wün-sche erfüllt hätte. Schenken mit Herz, aber ohne Verstand? Oder gerade umgekehrt? Ich kann nicht stets und überall mein Herz verschenken, aber wo etwas davon drinnen ist, angereichert mit einer Portion gesun-dem Menschenverstand, müsste es an sich gut kommen. Begriffsgeschichtlich kommt Schenken von Einschenken. Und einschen-ken kann man nur, wenn man das eigene Gefäss schief hält, wenn man sich neigt und sich dem anderen Gefäss zuwendet. So gesehen bleibt auch der professionali-sierte Pflegeberuf ein schönes Bild für den beherzten Akt des Schenkens. o

Die Winterzeit ist angebrochen und mit ihr die kristallklaren kalten Nächte und der erste Schnee, der alle Geräusche schluckt und alles in eine eigenartige Stille hüllt. Die damit verbundene Stimmung liess mich an dieses Bild aus der Kunstsammlung den-ken:o.T. (Berg) von Alois Lichtsteiner.Die in differenzierten Grautönen gesetz-ten Flecken in gleissendem Weiss lesen sich sofort als winterliche Berglandschaft. Es ist das Produkt eines unbewussten Au-tomatismus, der durch unsere Erfahrung programmiert ist. Die wenigen Anhalts-punkte genügen, damit wir sehen, was wir gespeichert haben. Lässt man sich aber nä-her auf die Malerei ein, so verschwindet das Motiv, die vordergründige Gegenständlich-keit, und löst sich gar auf. Der Rhythmus und die Spuren des Pinsels lassen selbst das scheinbar monochrome Weiss lebendig er-scheinen und plötzlich gleicht es eher einer aufgewühlten eisigen See, auf der das Grau wie Eisschollen treibt. o

o.T. (Berg), 70 x 90 cm, Alois Lichtsteiner, Öl auf

Leinwand, 2009, Direktion, Sahlihaus 1

Alois Lichtsteiner*1950, lebt und arbeitet in Murten und Paris

Thomas Wild

arbeitet als Seelsorger im Inselspital. Er studierte

in Bern und Heidelberg Theologie und bildete

sich als Systemtherapeut aus. 2011 hat er an der

Universität Bern mit einem Master of Advanced

Studies in Care and Pastoral Psychology abge-

schlossen.

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3 Fragen an die Ernährungsberatung: Ernährung und Nachtschicht

GesundheitsTippNadia Schwestermann, dipl. Ernährungsberaterin HF, nutriteam – Praxis für Ernährungs- und Bewegungs-

fragen, Bern. Mitarbeit bei Aktivitäten und Schulungen am Inselspital im Themenbereich Gesundheits-

förderung, Durchführung von Workshops zu «Nacht- und Schichtarbeit – richtig essen und gut schlafen».

Warum ist es wichtig, bei Nachtschicht auf

die Ernährung zu achten?

Die veränderte Stoffwechsellage sowie die unterschiedlichen Körperrhythmen verlan-gen nach einer «nachtspezifischen Ernäh-rung». Sie hilft: » die Müdigkeit während der Nacht-

arbeit zu minimieren » den Verdauungstrakt und den Stoff-

wechsel zu schonen » den Schlaf am Tag zu optimieren » die Gesundheit zu erhalten » gehäuft vorkommenden Erkrankungen

bei Nachtarbeit vorzubeugen

Was sind Ihre Empfehlungen?

Nachtarbeitende sollten sich auch wäh-rend der Nachtschicht ausgewogen und regelmässig verpflegen. Dies hilft den

Blutzucker zu stabilisieren und fördert die Leistungsfähigkeit, die Konzentration und das Wohlbefinden. Eine warme, nicht zu üppige oder fettreiche Mahlzeit pro Schicht ist empfehlenswert. Ebenfalls sollte auf schnellen Zucker verzichtet werden.

Wie können diese Empfehlungen umge­

setzt werden?

Bereits vor der Schicht sollte ein ausgewo-genes Nachtessen eingenommen werden. Während der Schicht wird eine warme Mahlzeit oder eine warme Menükompo-nente (z.B. Suppe aus dem Thermobehälter mit einem Sandwich kombiniert) zwischen 24.00 und 1.00 Uhr empfohlen.

Je nach Hunger empfiehlt sich eine kleine Zwischenmahlzeit (z.B. ein Brötli, Jogurt oder eine Obstportion) gegen 4.00 Uhr.

Workshops «Nacht­ und Schichtarbeit – richtig essen und gut schlafen»

Kursdaten 2013:

Dienstag, 11. Juni 2013

Freitag, 15. November 2013

Im Restaurant Luna werden nachtspezifi-

sche Menüs mit einem Mondsymbol ge-

kennzeichnet.

Buchtipp Ernährung

Zusätzliche Informationen zum Thema

Ernährung bei Nacht- und Schichtarbeit

finden Sie im neuen Ratgeber «ESSEN

WENN ANDERE SCHLAFEN» von Nadia

Schwestermann. Der Ratgeber kann über

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Page 28: 5/2012 "Herz und Verstand"

Fundsache | Forschungserfahrungen im Ausland

AmICMinParisfindetdasganzeSpektrumneurologischerForschunguntereinemDachstatt

Anatomisches Präparat eines menschlichen Gehirns.

Das Centre Hospitalier Uni­versitaire de la Pitié Salpê­trière in Paris hat eine grosse Bedeutung für die neurologi-sche Medizingeschichte: Hier wirkten z.B. Charcot oder Ba-binski, Personen also, deren Namen nicht nur Neurologen bekannt sein dürften. Neu steht inmitten der altehr-würdigen Gebäude auf dem Spital-Campus ein modernes Institut, das Institut du Cerveau

Infobox

Niklaus Meier ist Oberarzt auf

der Neurologischen Poliklinik.

Er arbeitet seit 2005 am Insel-

spital. 2011 verbrachte er ein

Forschungsjahr am Institut du

Cerveau et de la Moelle épini-

ère (ICM; www.icm-institute.

org) in Paris, wofür er vom

Schweizerischen Nationalfonds

ein Stipendium erhielt.

Das ICM wurde erstellt, um

Grundlagenforschern, Ärzten

und Patienten die Infrastruktur

für hochstehende neurologi-

sche Forschung zu bieten. Es ist

über die Landesgrenzen hinaus

bekannt und zieht Forschende

aus der ganzen Welt an.

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et de la Moelle épinière (ICM). Hier wird unter einem Dach das ganze Spektrum neurologi-scher Forschung betrieben: von Grundlagenforschung mit Ver-suchstieren über Bildgebung mit hochauflösenden 7-Tesla-MRI hin zu Neurophysiologie (z.B. transkranielle Magnet-stimulation) und zu anderer klinischer Forschung mit Pro-banden und Patienten.

Ich habe während meines For-schungsaufenthaltes im Centre d’Investigation Clinique gear-beitet, im Prinzip einer Clinical Trial Unit entsprechend, mit der ganzen Infrastruktur eines modernen Spitals für Studi-enpatienten. Wir führten eine prospektive, randomisierte, doppelblinde und placebokon-trollierte Studie durch, in wel-cher wir den Effekt von subku-tanen Bienengift-Injektionen auf den unmittelbaren und den Langzeitverlauf von Parkinson-Patienten untersuchten. o

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«Geist» für Herz und Sinne?

Es war einmal

Seit jeher spielte Alkohol in Medizin und Krankenpflege eine wichtige Rolle. Unter zahlreichen anderen Anwendungen wurde er zur Betäubung bei Operationen oder als Reiz- und Wiederbelebungsmittel bei Schwächeanfällen oder Schüttelfrost ein-gesetzt. 1898 empfiehlt Dr. Rupprecht in seinem Werk über die Krankenpflege, dem Pati-enten bei «hitzigen Krankheiten» und bei drohender Lebensgefahr grössere Mengen von geistigen Getränken zu reichen als

«Peitsche für das erlahmende Herz». (Er warnt aber gleichzeitig vor fortgesetztem Alkoholkonsum!). In Lehrbüchern zur Krankenpflege von 1933 und 1951 wird Cognac als Mittel der Wahl bei Kollapsen angepriesen, bevor-zugt dem Kaffee oder Tee beigefügt. Auch im Inselspital griff man, laut Zeitzeugen, noch in den 1970er-Jahren gelegentlich zu Cognac, um schwächelnde Patienten wiederzubeleben. Stammt unsere Glasam-pulle mit Goldbranntwein aus jener Zeit?

Die Museale Sammlung der Inselspital­Stiftung birgt Schätze aus der Geschichte des Spitals und der Medizintechnik. Zum Beispiel: Goldbranntwein aus der Ampulle. Von Tanya Karrer

Ampulle mit Goldbranntwein, Inv. 12385.

Wurde sie für Notfälle steril und proporti-oniert zur Hand gehalten? Oder erlaubte sich damals jemand einen Scherz, sodass der Artikel mangels genauerer Kenntnisse aufbewahrt wurde und schliesslich in die Museale Sammlung gelangte?In der Zwischenzeit aber belebt dieser «Geist» aus der guten alten Zeit weniger die Herzen der Patienten als unsere Fanta-sie, die uns weiter sinnieren lässt über das Rätsel der Goldenen Ampulle. o

Korrigendum: Das im letzten Inselmagazin vorgestellte Beatmungsgerät wurde von einem

Storenmotor und nicht von einem LKW-Scheibenwischermotor angetrieben. Herzlichen Dank

für diesen Hinweis an Kurt Gurtner, den nun namentlich bekannten Erfinder des Gerätes.

InfoboxZurzeit wird die Museale Sammlung der

Inselspital-Stiftung auf gearbeitet. Besichti-

gungen sind auf Anfrage möglich.

Zahlen und Fakten

AusdemPostservice:

«Täglich werden rund 20 000 Post­sendungen be­arbeitet.»

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Aktuell

ArchäologischeGrabungenimaltenInselspitalBeiderSanierungdesBundeshausesOstwurdenKellerrestedesehemaligenInselspitalsfreigelegt.

Wo heute die Bundesbauten stehen, erhob sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts das Inselspital mit seinen imposanten Kelleran-lagen. Gebraucht wurden diese einst, um die Naturalabgaben der Spitalstiftung zu lagern, die zur Finanzierung des Spitals und zur Versorgung der Patienten verwendet wurden. Die eindrucksvollen Reste der Keller werden dokumentiert und verschwinden danach wieder unter der Erde. Das «Seilerin-Spital», Stiftung der reichen Witwe Anna Seiler, umfasste ihr Wohnhaus an der Zeughausgasse und Güter zum Unterhalt von dreizehn Betten für Bettlägerige und Bedürftige. Die Stiftung unterstand der Stadt, Schultheiss und Rat entschieden über Aufnahme und Entlassung von Patienten.Nach der Reformation (1528) erfolgte der Umzug in das ehemalige Konvent des Dominikanerinnenklosters «St. Michael zur Insel». Fortan trug es den Namen «Inselspital». 1715 beschloss der Rat einen Neubau, die Zahl der anfänglich 45 Betten in dem dreistöckigen Bau stieg bald schon auf 82 Betten an. Ende des 19. Jahrhunderts wich das barocke Inselspital dem Neubau des Bundeshauses Ost und wurde am heutigen Standort neu errichtet. (ag) o

Kellergewölbe des alten Inselspitals. Eine «Kühltruhe» aus dem 18. Jahrhundert.Baustelle mit den freigesetzten Gemäuern.

Fotos: Tanja Karrer

MeinBeruf–deinBerufAm8.November2012fandderNationaleZukunftstagstatt,welcheramInsel­spitaldenTitel«MeinBeruf–DeinBeruf?»trägt.

Für Mädchen und Jungen zwischen 11 und 14 Jahren nimmt das Thema Berufs-wahl zunehmend einen wichtigen Platz im Schulalltag ein. Es ist wichtig, dass sich die Kinder gut informieren können und einen vertieften Einblick in verschiedene Berufs-felder erhalten.

Das Inselspital bietet jedes Jahr ein attrakti-ves Vormittagsprogramm, damit die Kinder – neben dem Arbeitsplatz des Elternteils – auch Einblick in andere Arbeitsbereiche un-seres Spitals erhalten. Die Kinder besuchen in Gruppen verschiedene «Posten».

Begrüssung der Kinder im Hörsaal Ettore Rossi.

Eine Gruppe auf dem Posten «Chirurgie».

Der Nachmittag findet dann individuell am Arbeitsplatz der jeweiligen Bezugsperson statt.Das Inselspital beteiligte sich zum 9. Mal an diesem Tag. Über 400 Kinder haben teilge-nommen. Als möglicher späterer Arbeitge-ber wollen wir bei den Mädchen und Jun-gen einen positiven Eindruck hinterlassen. Die Kinder von heute sind die Arbeitneh-mer von morgen.

Wenn dieser Tag bei den Kindern Interesse für einen Beruf im Gesundheitswesen we-cken kann, dann ist das ein wertvolles Er-gebnis dieser Aktion. (ag) o

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Personelles

LeiterdesneuenKinder­undJugendnotfallzentrums

Ab1.Januar2013betreibtdasInselspitaleineigenständigesinterdisziplinäresNotfallzentrumfürKinderundJugendli­che.NeuerLeiterwirdDr.med.DanielGarcia,einausgewiesenerSpezialistinpädiatrischerNotfallmedizin.

Jedes Jahr behandeln die Kinderkliniken Bern am Inselspital gegen 20 000 Kinder und Jugendliche notfallmässig. Dabei nimmt die Zahl der behandelten Fälle jährlich um rund 5 Prozent zu. Besonders an Wochenenden oder in Randzeiten sind die Kinderkliniken eine zentrale Notfallanlaufstelle für den gesamten Kanton Bern und darüber hinaus. Nach kontinuierlichem Wachstum an Notfallpatienten hat das Inselspital nun zum Wohl von Patienten und Mitarbeitenden ein eigenständiges Notfallzentrum für Kinder und Jugendliche (NZKJ) eingerichtet.

NotfallspezialistleitetdasNZKJGeleitet wird das NZKJ ab 1. Januar 2013 vom neuen Direktor und Chefarzt Dr. Daniel Garcia. Dr. Garcia ist Spezialist für klinische Kindernotfallmedizin, ein noch junges Spezialgebiet in der Schweiz, für das er während eines mehrjährigen Aufenthalts in Melbourne, Australien, sein fachspezifisches Know-how erwarb. Er ist Grün-dungsmitglied der Pediatric Emergency Medicine of Switzerland (PEMS). o

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Daniel Garcia, der

neue Leiter des Kinder-

und Jugendnotfallzent-

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Page 32: 5/2012 "Herz und Verstand"

Wir danken unseren Jubilarin­nen und Jubilaren für ihren lang­jährigen Einsatz!

Personelles

November 201240 Jahre

Germaine Sapin, DD PM Patientenmanagement BHH,

Ursula Stampfli, DAIM KAIM Pflege LPD/FB

35 Jahre

Madeleine Hänni, DOPH Plastische Chir. Pflege

30 Jahre

Maria Teresa Alvarez, DB HW-NO, Dora Hänni, DMLL

VMCK, Silvia Helene Kleiner, DOLS RADO AMS, Ruth

Kobel, DKNS Neurologie Pflege, Christian Maria Rin-

derer, DINA KAS Pflege, Anne Rindlisbacher, DINA

KAS Pflege POB, Gabriele Salm-Clausen, DFKE FK

Geburtsstation, Beat Schüpbach, DINA KIM Pflege

25 Jahre

Martinus Boleij, DURN NEPH IMC, Klemens Gutbrod,

DKNS Neuro/Rehab. Aerzte, Andrée Hofer, DFKE KKL

Med. Stat. Bereich, Silvia Jenni, DRNN DIPR MTRA

INO/PKT2, Rosmarie Rindlisbacher, DAIM KAIM Pflege

LPD/FB, Ursula Stüssi, KAIM Pflege Poliklinik, Bern-

hard Gustav Tanner, DB GAST-LEITUNG

20 Jahre

Caroline Ann Boutaoua-Kilchenmann, DOPH Or-

thopädie Pflege, Barbara Dirnberger, DHGE Herz-/

Gefäss Forschung HG, Christine Kohli Schmidhofer,

DINA KIM Team A, Lisbeth Künzle-Hodel, KAIM Pflege

BEWA, Madeleine Kurz, DOLS RADO Pflege, Jürgen

Ernst Reimann, DINA KAS Pflege INO, Monique Ryter,

DOLS ONKP Chefarztsekr., Irene Warmuth, DINA KIM

Leitung Pflegedienst

Jubilare

Oktober 201235 Jahre

Margrit Baumann, DD PM Telefonie, Ruth Berger Lu-

der, DKNS Neurologie Pflege, Eveline Lehmann, DFKE

KKL Med. Nephro, Gerhard Rafalski, DB GAST-KUE-

PATISSERIE

30 Jahre

Astrid Egger Läng, DINA NFZ Pflege, Amparo Figuei-

ras, DB HW-NO, Richard Perlak, DRNN DIPR MTRA

Dezentrale Orte, Mirjam Raemy, DOPH Handchirurgie

Sekretariat, Yvonne Anita Zbinden Lukesevic, DKNS

OP Augenklinik

25 Jahre

Franziska Amiet, DOLS IKC spezielle Analytik, Maria

Isabel Fernandez Corral, DURN Nephro Pflege Polikli-

nik, Susanne Gisela Hofmann, DKNS OP HNO, Theo

Hofmann, DKNS OP HNO, Elisabeth Lehmann, DMLL

Thoraxchirurgie Tagesklinik, Gottfried Matti, DRNN

DIPR Administration Zentral, Therese Stirnimann,

DFKE KKL Chirurgie, Slobodan Stojanovic, DMLL

VMCK, Barbara Weiss, DKNS Neurochirurgie Pflege,

Ursula Widmer, DD PM KG digital, Ingrid Wirth, DURN

Rheumatologie Pflege

20 Jahre

Ursula Balmer, DURN RHEU Bettenstation, Raffaele

D'Amato, DB T+S-EM-LST, Heidi Jamin, DURN Aller-

gie/Immunologie, Amor Khlaifi, DB HW-SW, Shiqerije

Qerimi, DFKE KKL Chirurgie, Evelyne Seger, DURN

Derma Labor, Caroline Stoller, DFKE KKL, Karin Theis,

DHGE Kardiologie Rhythmologie, Rolf Wymann, DINA

KAS LA, Christine Zbären, DINA KAS Pflege

Dezember 201240 Jahre

Carmen Corgo, DB HW-NO, Otto Mario Furrer, VR

Stab

35 Jahre

Markus Enggist, DINA KAS Pflege, Johanna Steig-

meier, DFKE FK Leit. Ambi Endo

30 Jahre

Kurt Lädrach, DKNS Kieferchirurgie, Therese Leh-

mann, DFKE KKL, Heidi Tschabold, DFKE KKL OPS

Team

25 Jahre

Rita Katrin Eggimann Meier, DFKE KKL Med., Mo-

nique-Beatrice Eichenberger, DOLS CZLB Allgem.

Stoffwechseldiagn., Anna-Katharina Hilfiker, DFKE

Endo/Diabet./Sekretariate, Margrit Ioset, DINA KAS

Pflege, Anita Mattmüller, DMLL VMCK Leitung Pflege,

Elisabeth Schneider-Scheuner, DOLS ONBS ONKP

Pflege, Daniel Schneiter, DB GAST-KUE-RESTAURA-

TION, Alfred Streich, DB GAST-KUE-RESTAURATION

20 Jahre

StefanBegré, KAIM HS Ärzte Psychosomatik, Nata-

scia Yvonne Brenni, DHGE Kardiologie, Brigitta Her-

zog, DPMTT Services Nachtwachen, Gisela Kohler,

DINA KIM Pflege, Monika Lauper, DHGE Herz-/Gefäss

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Page 33: 5/2012 "Herz und Verstand"

Wir wünschen unseren frisch pensionierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alles Gute für den neuen Lebensabschnitt.

Pensionierungen

30. September 2012

Lisetta Maria Kräuchi, Med. Praxisassistentin, DKNS

Polikl. Kieferchir., Beatrice Stahlberger, dipl. Pflege-

fachfrau, DURN Nephro Pflege, Esther Kämpf House,

Sekretärin DAIM, Therese Gabus, Büroangestellte

Röntgen, DRNN DIPR Kinderradiologie, Ingeborg

Dossenbach, AL Wäsche/Betten, Hauswirtschaft,

Fritz Meister, Techniker/in, DB T+S-GEB-GAR, Bri-

gitta Loderer Loebner, Sozialarbeiterin, Sozialbera-

tung, Elisabeth Nägeli, Leiterin Andrologie-Labor,

Endokrinologie

31. Oktober 2012

Marianne Gandon, Leiterin Pflegedienst, DHGE, Fran-

ziska Rieben, Medizinische Sekretärin, DMLL Pneumo-

logie, Susanna Baumgartner-Bandi, Hebamme, Amb.

Bereich, Therese Oez-Jenni, Pflegeassistentin, FK

30. November 2012

Hans-Ulrich Fischer, HLK Fachmann, HLKS, Andreas

Hofer, Gruppenleiter Dialysetechnik, Medizinelektro-

nik, Dialyse, Ursula Meyer, dipl. Pflegefachfrau, DKNS

Augenklinik Pflege, Barbara Frieda Meister, dipl. Pfle-

gefachfrau HöFa I, DURN Nephro Pflege Betten/IMC

31. Dezember 2012

Karin Hohloch, dipl. Notfallpflegefachfrau, DINA UNZ

Team Planung Support, Josef Rohrer, Fachmann für

MTRA, DRNN DIN Neuroradiologie, Sotirios Psis-

konis, Patiententransporteur/Disponent, DB LOGK-

TRD-G6, Maria Corgo, MA Reinigung, Area Süd-West,

Fritz Tschanz, Mitarbeiter KG digital, KG-Archiv, Ruth

Iadanza, Pflegeassistentin, DOLS ONBS Pflege Pallia-

tive Care SWAN C, Rolf Zimmermann, Fotograf, Fo-

Auszeichnungen/Ernennungen

TitularprofessurDiesen Titel haben erhalten:

» PD Dr. med. Milko E. Iliev

» PD Dr. med. K. Cattapan-Ludewig

Venia Docendi » PD Dr. med. Stefan Puig wurde am 14. August 2012

die Venia Docendi für das Fach Radiologie erteilt.

» PD Dr. med. et Dr. phil. Stephan von Gunten wurde

am 14. August 2012 die Venia Docendi für das Fach

Pharmakologie erteilt.

» PD Dr. med. Eliane Angst wurde am 14. August

2012 die Venia Docendi für das Fach Chirurgie er-

teilt.

» PD Dr. med. Robert Andres wurde am 14. August

2012 die Venia Docendi für das Fach Neurochirur-

gie erteilt.

» Dr. med. Lutz Bullesfeld wurde am 9. Oktober 2012

die Venia Docendi für das Fach Kardiologie erteilt.

» Dr. med. Andreas Pasch wurde am 9. Oktober 2012

die Venia Docendi für das Fach Innere Medizin und

Nephrologie erteilt.

Herzliche Gratulation!

toGrafik-Zentrum, Annamarie Schaller, Mitarbeiterin

Restaurant, Restaurant Kinderklinik, Katharina Marti,

Stationssekretärin, G 9 Süd Med. KKL

Kuwanlaya Rieder, dipl. Operationspflegefachfrau,

DURN OP Urologie, Erika Geiser, dipl. Pflegefachfrau,

DFKE KKL Med. K N-S, Katharina Alma Hügli-Bürgi,

dipl. Pflegefachfrau, DOLS ONBS ONKP Pflege Poli-

klinik

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Page 34: 5/2012 "Herz und Verstand"

Gewinnen Sie einen Gastronomie­Gut­scheinunsererPersonalrestaurants. Geniessen Sie im Herzen des Inselspitals die hervorragende Küche unserer Gastro-nomen.

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Beantworten Sie bis 11. Januar 2013 die Fragen mit einer E-Mail an [email protected]

Der Gewinner oder die Gewinnerin wird zufäl-

lig ermittelt und in der folgenden Ausgabe er-

wähnt. Teilnahmeberechtigt sind Mitarbeitende

des Inselspitals. Ausgeschlossen sind Mitarbei-

tende der FKM und FGZ.

AuflösungausdemletztenHeft:

Die Box

Meldung«Gerne möchte ich mich beim Unterhalts-dienst bedanken! Es ist täglich eine Erleich-terung, dass die Strassen und Trottoirs in so gutem Zustand gehalten sind und man ohne Schlittern und Stürze an den Arbeits-platz kommt! Ich möchte dem gesamten Team ein ganz grosses MERCI für die ge-leistete Arbeit aussprechen!»

Meldung«Es sind zu wenig PET-Behälter im BHH aufgestellt. Optimal wäre in jedem Büro ei-ner; zumindest auf jedem Stockwerk zen-tral gelegen (z.B. in der grossen Lifthalle) wäre ein PET-Sammelbehälter sinnvoll. Die momentane Situation schafft keinen An-reiz, PET vom Müll zu trennen, wenn man immer so weit gehen muss.»

StellungnahmeFür die Anregung, die PET-Sammlung zu verbessern, danken wir. Wir werden sie in der Arbeitsgruppe Entsorgung einbringen. Die Situation heute: Auf jedem Geschoss des BHH gibt es eine Sammelstelle für leere PET-Flaschen, in der Regel im Entsorgungsraum neben der Lifthalle Süd. Für die Mitarbeitenden ist dieser Raum zugänglich. Da immer mehr Besucher und Patienten PET-Flaschen entsorgen, ist der Vorschlag prüfenswert. Es gibt im BHH A, in der Eingangshalle und beim Ausgang Nord PET-Sammelbe-hälter. Wir sammeln jährlich rund 11 000 Kilo PET-Flaschen. Gemäss PET-Recycling Schweiz einer der grössten Sammler in der Schweiz. Das ist nur dank den Mitar-beitenden möglich – wir danken für ihre Sammel-Disziplin!M. Kilchenmann, Stabsstelle Ökologie

[email protected]

Mitdenken–mitreden–mitwirken:FürIhreAnliegenstehenaufdemIn­selareal20grüneBoxenmitFeedback­KartensowiedieE­Mail­[email protected]ügung.

Personelles

Wir trauernTiefbetroffenundtraurigmusstenwirvondernachstehendenMitarbei­terinAbschiednehmen:

Anica Bibic ist am 18. Mai 2012 gestorben. Sie war als Stv. Leiterin Pflegedienst in der Augenklinik tätig.

Der Trauerfamilie entbieten wir an dieser Stelle nochmals unser herzliches Beileid.

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Cartoon | Bruno Fauser

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Page 36: 5/2012 "Herz und Verstand"

«Mein Rezept soll zur Jahreszeit passen. Diesen Kuchen bäckt man am besten mit Boskoop-Äpfeln, deshalb ist es ab Oktober bis im März ideal. Mit anderen Äpfeln ist es nicht dasselbe. Quark mit Mürbeteig und den säuerlichen Äpfeln zusammen er-gibt einen sehr erfrischenden Geschmack. Es ist eine Spezialität meiner Mutter, die das Rezept von meiner Patin hat, die es auch schon von jemandem erhielt – der genaue Ursprung ist nicht mehr bekannt. Seit meine Mutter ihn an ein Fest mit-gebracht hat, wünscht sich der gesamte Bekanntenkreis diesen Kuchen, wenn es gilt, kulinarisch etwas beizutragen. Sie hat im Verlauf der Jahre das Rezept verbessert und bäckt ihn fast im Schlaf – manchmal wünschte sie sich, auch einen anderen Kuchen bringen zu dürfen. Ich bin noch weit davon entfernt, ihre Perfektion zu erreichen…»

Aufgezeichnet von Annemarie Glaser

Zutaten(Springform 26 cm Durchmesser) Mürbeteig, 4–5 Äpfel (Boskoop), Saft von einer Zitrone, 200 g Sauerrahm, 100 g Rahmquark, 2 Päckli Vanillezu-cker, 2 Esslöffel Zucker, 1 Eigelb, 1 Ei-weiss, 1 Prise Salz, ½ Esslöffel Maizena, 2 EL AprikosenkonfitüreZubereitungHälfte des Teigs auswallen und in die vorbereitete Form legen (Boden mit Backpapier belegt, Rand gefettet). Restlichen Teig als Rolle an den Rand legen, mit den Fingerspitzen andrü-cken und 4 cm hochziehen. Teigboden mit Gabel dicht einstechen und Rand gut an die Form drücken, 15 min kühl stellen. Äpfel schälen, halbieren, Hälf-ten mit Zitronensaft bestreichen, ca. 10 mal einschneiden.Guss: Sauerrahm, Rahmquark, Vanille-zucker, 1½ EL Zucker, Eigelb und Mai-zena gut verrühren. Eiweiss mit einer Prise Salz steif schlagen, ½ EL Zucker beigeben, kurz weiterschlagen, vor-sichtig unter die Masse ziehen. Zitro-nensaft auf Unterseite der Äpfel mit Haushaltpapier trocken tupfen, Äpfel auf Teigboden legen. Guss zwischen die Apfelhälften giessen. Bei 200 Grad ca. 45 min in unterer Ofenhälfte ba-cken. Aprikosenkonfitüre erwärmen, durch ein Sieb streichen und die noch warmen Äpfel damit bestreichen. Nach dem Backen ruhen lassen, Rand der Springform lösen, nach ca. 30 min vor-sichtig aus Springform neh-men und auf Kuchengitter weiter auskühlen lassen.

Apfel­Quark­KuchenKulinarische Begegnung

Vorgestellt von Andrea Valero, Fachstelle Kommunikation und Medien

Mürbeteig

Zutaten250 g Mehl¼ Teelöffel Salz2 Esslöffel Zuckerwenig Zitronenschale, abgerieben125 g Butter1 Ei2 Esslöffel Rahm

ZubereitungMehl, Salz, Zucker und Zitronenschale mischen. Die in Stücke geschnittene Butter beifügen und mit kalten Hän-den leicht mit dem Mehl verreiben. Der gleichmässig krümeligen Masse das mit dem Rahm vermischte Ei beigeben und alles ganz kurz zu einem weichen Teig zusammenfügen. Bis zur Verwendung mindestens 30 min kühl stellen.

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