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34 (3) Sollen A-posteriori-Wahrscheinlichkeiten berechnet werden, so sind geeignete Schltzungen der A-priori-Wahrscheinlichkeiten notwendig. Fur diese Schitzungen miissen Abstammungsfiille gesammelt werden. Zur Lijsung dieser Probleme bietet sich der Einsatz einer Daten- verarbeitungsanlage an. Beschreibung von PAPS PAPS (Parental Analysis Program System) ist ein integriertes Daten- und Programmsystem zur Abstammungsbegutachtung mit dem Computer. Die Datenbasis dieses Systems PAPS speichert die verwendeten Blutgruppen- systeme und zu jedem dieser Blutgruppensystem fur alle mijglichen Popula- tionen die (Gen-, Phlnotyp-) Frequenzen, Stichprobenumfang, Literatur- stelle usw. Die Methodenbank von PAPS umfasst alle notwendigen Pro- gramme zur Auswertung von Einzelfiillen und Fallsammlungen sowie von (Gen-, Phlnotyp-) Frequenzdaten der Blutgruppensysteme. Das System PAPS ist in SIMULA 67 geschrieben und auf der UNIVAC 1100/82 des Rechenzentrums der Universitat Freiburg installiert. Das Arbeiten mit dem System PAPS erfolgt dialogorientiert iiber ein Bildschirmterminal, Alle Auswertungen werden sofort durchgefiihrt. 5.7. SEROSTATISTISCHE RESULTATE BE1 20 GROSSELTERN- FALLEN Konrad Hummel (Institut fur Blutgruppenserologie der Universitat Freiburg, P.O.B. 820, D-7800 Freiburg, F.R.G.) Wenn der Putatiwater eines nichtehelich geborenen Kindes verstorben oder nicht greifbar ist, kijnnen zur Kliirung der Vaterschaft dessen Eltern herangezogen werden. Bei Nichtausschluss liisst sich eine “Grosseltern- wahrscheinlichkeit” errechnen. Von 20 derartigen eigenen und von anderer Seite zur biostatistischen Auswertung eingesandten solchen “Grosseltern- fallen” erbrachten 8 einen iiber 90% liegenden Wahrscheinlichkeitswert, 12 einen darunter liegenden. Bei ersteren lag die mittlere Wahrscheinlichkeit fur wahre Grosselternschaft stets unter dem gefundenen Wert; die W-Werte all dieser Ftille sind somit fur leibliche Grosselternschaft typisch. Bei allen Fallen mit W <90% lag die mittlere Grosselternwahrscheinlichkeit iiber der gefundenen. Die Werte sind fur wahre Grosseltem somit untypisch. Weitere Aufschliisse ergaben sich, als die Falle zum einen ohne Grossvater, zum anderen ohne Grossmutter biostatistisch ausgewertet wurden. In 7 Fallen blieb der “untypische” Charakter des W-Werts erhalten, was auf Nicht- vaterschaft deutet und eine Erweiterung des Gutachtens, z.B. auf das HLA- System, veranlassen muss. In 4 Fiillen wurde ein relativ hoher und zugleich typischer W-Wert fiir leibliche Grossmutterschaft erhalten, wahrend der fur leibliche Grossvaterschaft weit tiefer lag und fur wahre Grossviiter viillig

5.7. Serostatistische resultate bei 20 Grosselternfällen

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(3) Sollen A-posteriori-Wahrscheinlichkeiten berechnet werden, so sind geeignete Schltzungen der A-priori-Wahrscheinlichkeiten notwendig. Fur diese Schitzungen miissen Abstammungsfiille gesammelt werden. Zur Lijsung dieser Probleme bietet sich der Einsatz einer Daten- verarbeitungsanlage an.

Beschreibung von PAPS PAPS (Parental Analysis Program System) ist ein integriertes Daten-

und Programmsystem zur Abstammungsbegutachtung mit dem Computer. Die Datenbasis dieses Systems PAPS speichert die verwendeten Blutgruppen- systeme und zu jedem dieser Blutgruppensystem fur alle mijglichen Popula- tionen die (Gen-, Phlnotyp-) Frequenzen, Stichprobenumfang, Literatur- stelle usw. Die Methodenbank von PAPS umfasst alle notwendigen Pro- gramme zur Auswertung von Einzelfiillen und Fallsammlungen sowie von (Gen-, Phlnotyp-) Frequenzdaten der Blutgruppensysteme. Das System PAPS ist in SIMULA 67 geschrieben und auf der UNIVAC 1100/82 des Rechenzentrums der Universitat Freiburg installiert. Das Arbeiten mit dem System PAPS erfolgt dialogorientiert iiber ein Bildschirmterminal, Alle Auswertungen werden sofort durchgefiihrt.

5.7. SEROSTATISTISCHE RESULTATE BE1 20 GROSSELTERN- FALLEN

Konrad Hummel (Institut fur Blutgruppenserologie der Universitat Freiburg, P.O.B. 820, D-7800 Freiburg, F.R.G.)

Wenn der Putatiwater eines nichtehelich geborenen Kindes verstorben oder nicht greifbar ist, kijnnen zur Kliirung der Vaterschaft dessen Eltern herangezogen werden. Bei Nichtausschluss liisst sich eine “Grosseltern- wahrscheinlichkeit” errechnen. Von 20 derartigen eigenen und von anderer Seite zur biostatistischen Auswertung eingesandten solchen “Grosseltern- fallen” erbrachten 8 einen iiber 90% liegenden Wahrscheinlichkeitswert, 12 einen darunter liegenden. Bei ersteren lag die mittlere Wahrscheinlichkeit fur wahre Grosselternschaft stets unter dem gefundenen Wert; die W-Werte all dieser Ftille sind somit fur leibliche Grosselternschaft typisch. Bei allen Fallen mit W <90% lag die mittlere Grosselternwahrscheinlichkeit iiber der gefundenen. Die Werte sind fur wahre Grosseltem somit untypisch. Weitere Aufschliisse ergaben sich, als die Falle zum einen ohne Grossvater, zum anderen ohne Grossmutter biostatistisch ausgewertet wurden. In 7 Fallen blieb der “untypische” Charakter des W-Werts erhalten, was auf Nicht- vaterschaft deutet und eine Erweiterung des Gutachtens, z.B. auf das HLA- System, veranlassen muss. In 4 Fiillen wurde ein relativ hoher und zugleich typischer W-Wert fiir leibliche Grossmutterschaft erhalten, wahrend der fur leibliche Grossvaterschaft weit tiefer lag und fur wahre Grossviiter viillig

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untypisch war. In diesen Fallen diirfte das Kind mit der Mutter des Putativ- vaters verwandt sein, nicht aber mit dessen “Vater”. Diesen Erfahrungen zufolge ist damit zu rechnen, dass niedere Werte fiir Grosselternwahrschein- lichkeit gelegentlich auf einer bislang nicht erkannten Illegitimitat des Putativvaters beruhen. Auch ein Ausschluss kann hierdurch mijglich werden. Aus diesem Grund sollten Gutachter bei allen Grosselternfallen mit Aus- schluss eine Grossmutter- und Grossvater-Wahrscheinlichkeit mit zugehiiri- gen Mittelwerten ermitteln lassen, urn auf diese Weise Flille zu erfassen, in denen nur die Grossmutter (= Mutter des Putatiwaters) mit dem Kind verwandt ist, nicht aber der ?Grossvater.