6
6. Februar 2018 Semperoper 4.KAMMERABEND

6. Februar 2018 Semperoper 4.KAMMERABEND · 2018. 2. 1. · Antonín Dvořák sein einziges Streichsextett A-Dur op. 48 im selben Jahr wie seine »Slawischen Tänze« komponierte,

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • 6. Februar 2018Semperoper

    4 . K A M M E R A B E N D

  • PROGRAMM

    Antonín Dvořák (18 41-1904)Streichsextett A-Dur op. 481. Allegro moderato2. Dumka. Poco allegretto3. Furiant. Presto4. Finale: Tema con variazioniSusanne Branny, Holger Grohs, Michael Horwath, Marie-Annick Caron, Simon Kalbhenn, Anke Heyn

    PA U S E

    Joseph Lanner (1801-18 43)»Aufforderung zum Tanze«, Walzer op. 7Arrangement: Jörg Kettmann

    Johann Strauß (Sohn) (182 5 -1899)

    »Zehner-Polka« op. 121Arrangement: Sylvia Färber

    »An der Elbe«, Walzer op. 477Arrangement: Jörg Kettmann

    »Sachsen-Kürassier-Marsch« op. 113Arrangement: Hans Hombsch

    »Vermählungstoaste«, Walzer op. 136Arrangement: Jörg Kettmann

    Cappella Musica Dresden

    AusführendeSusanne Branny ViolineHolger Grohs ViolineMichael Horwath ViolaMarie-Annick Caron ViolaSimon Kalbhenn VioloncelloAnke Heyn Violoncello

    Cappella Musica Dresden Susanne Branny ViolineJörg Kettmann ViolineStephan Pätzold ViolaAndreas Priebst VioloncelloHelmut Branny Kontrabass

    DIENSTAG 6.2.2018 20 UHR I SEMPEROPER DRESDEN

    4. KAMMERABEND

  • Dass Antonín Dvořák sein einziges Streichsextett A-Dur op. 48 im selben Jahr wie seine »Slawischen Tänze« komponierte, ist dem Werk deutlich anzuhören. Es ent-stand zwischen dem 14. und 27. Mai 1878 in Prag und wurde im November 1879 in Berlin vom erweiterten Joachim-Quartett uraufgeführt. Das Sextett eröffnet somit die »böhmische Periode« in der Kammermusik des Komponisten. Während Dvořák bis 1875 unter dem Einfluss Richard Wagners noch mit Chromatik und neuartigen Formen experimentierte, wandte er sich nach dem Erhalt des Österreichischen Staatsstipendiums im Jahr 1875 dem Stil von Johannes Brahms zu, der fortan auch Förderer und enger Freund des Komponisten war. Außerdem spielte die tsche-chische Volksmusik von nun an eine bedeutende Rolle für seine späteren Werke. Der erste Satz beginnt mit einem liedhaften melancholischen Thema. In seiner breit strömenden Entwicklung wird ein kurzes lebhafteres und punktiertes Motiv eingeblendet, dann kehrt das Hauptthema, wie den ganzen Satz hindurch, ins piano zurück. Die melancholischen Töne des Hauptthemas werden im Seitensatz, der in cis-Moll beginnt, sofort verdrängt. Dabei wird zu einer großen Steigerung, auf deren Höhepunkt in Cis-Dur ein neuer, schwärmerischer Gedanke erscheint, übergeleitet. In der Reprise greift Dvořák letztendlich das Anfangsthema wieder auf. Eine feierliche berührende Erinnerung an die melancholischen Züge des Kopf-motivs bildet den Schluss des Satzes. Die beiden Mittelsätze Dumka und Furiant sind die ersten Kammermusikstücke, die Dvořák programmatisch mit Tanznamen betitelte: Die Dumka vertritt den langsamen Satz und besteht, dem Charakter des ukrainischen Tanzes entsprechend, aus dem mehrfachen Wechsel gegensätzlicher Teile. Danach werden der d-Moll-Hauptteil und der verkürzte Trauermarsch, jetzt ebenfalls in d-Moll, wiederholt. Im Gegensatz zu diesem schwermütigen Stück ist der Furiant ein elegantes Scherzo, ein formal ganz einfaches Stück, das sich nur am Schluss temperamentvoll steigert. Das Trio ist lyrischer und behält den Tanz-charakter bei. Der finale Variationssatz beginnt mit einem langsamen, fast trauer-marschartigen harmonisch labilen Thema und findet erst in den letzten Takten zur Tonika A-Dur. In den folgenden fünf Variationen bleibt diese harmonische Labilität erhalten und das Thema wandelt sich erst bei schneller werdenden Tempi in ein tanzendes Scherzando. Die Coda leitet schließlich wieder zur Tonika A-Dur über. Dvořáks Landsleute staunten über die internationale Karriere eines Komponisten, der viele Jahre lang als Bratschist im Orchester des Prager Interimstheaters ge-spielt hatte und der nun in Windeseile seinem viel berühmteren Landsmann Smetana den Rang ablief.

    ZUM PROGRAMM

  • »Der Himmel ist in Wien wieder voller Geigen, d. h. die Zeit des Tanzes hat vorgestern ihren Anfang genommen …« – so kündigte die Wiener Zeitung Der Wanderer den Beginn des Faschings 1832 an. Ab den 1820er Jahren war der Tanz zum Massenvergnügen geworden und die nunmehr allgemein zu-gänglichen Ball-Lokale wurden von einem zunehmend gemischten Publikum besucht. Wien stieg zu einer der führenden Tanzmetropolen des neunzehnten Jahrhunderts auf. Die große Anzahl von Lokalen, das Unterhaltungsbedürfnis der Wiener und vor allem der Wunsch nach immer neuen Werken brachte eine Reihe von Komponisten und Kapellmeistern hervor, von denen heute nurmehr die wenigsten bekannt sind. Zwei Namen dominierten das Geschehen Mitte der 1820er Jahre bis 1849: Joseph Lanner und Johann Strauß (Vater). Lanner, der bereits in Kindertagen Tanzstücke zu komponieren begann, trat im Alter von zwölf Jahren dem Orchester seines Lehrmeisters Michael Pamer bei. Dort lernte er später Johann Strauß (Vater) kennen, dessen langjähriger Freund aber auch ein musikalischer Konkurrent werden sollte. Lanner schrieb seine Kompositio-nen ausschließlich für das Publikum im öffentlichen Raum. Er griff nicht das ganze Spektrum der Modetänze auf, sondern nahm Formen in sein Repertoire auf, die in den großen Ballsälen der Vorstädte zur Aufführung kamen. Kritiker lobten das Violinspiel Lanners, waren sich jedoch auch einig, dass Strauß noch eine Stufe höher stand als Lanner. Andere wiederum schrieben dem drei Jahre älteren Lanner die führende Rolle zu. Joseph Lanner hat Dresden nie besucht, dennoch hat die »Aufforderung zum Tanze«, Walzer op. 7 aus dem Jahr 1827 eine Verbindung zur Stadt an der Elbe: Er entnimmt Themen aus Webers gleich-namigem Walzer op. 65, der in Dresden entstand.

    Als erstes Kind des Ehepaares Strauß erlebte Johann Strauß (Sohn) aus eigener Anschauung den Aufstieg seines Vaters zum führenden Wiener Unterhaltungs-musiker seiner Zeit und zu einem international gefeierten Komponisten und Di-rigenten mit. Der Tod Joseph Lanners, des wichtigsten Konkurrenten des Vaters im Wiener Tanzmusikgeschäft, schien im April 1843 für Strauß die Möglichkeit zu eröffnen, sich als Nachfolger Lanners sowie als selbständiger Kapellmeister und Komponist zu etablieren. Am 15. Oktober 1844 debütierte Strauß (Sohn) mit 24 Musikern in Dommayer’s Casino in Hietzing mit einem Programm, das u. a. eigene Kompositionen sowie Werke des Vaters umfasste. Trotz seines erfolgreichen Einstandes konnte der junge Strauß in den nächsten Jahren hinsichtlich der Zahl von Engagements und Veröffentlichungen nicht zu seinem Vater aufrücken. Mit dem Tod des Vaters im September 1849 änderte sich sein Status jedoch schlag-artig: Bereits Anfang Oktober wählte ihn die väterliche Kapelle zu ihrem neuen Dirigenten. Wenig später vereinigte er diese mit seiner eigenen. Strauß rückte ins Zentrum des Wiener Musiklebens. 1852 befand sich Johann Strauß auf einer Kunstreise und machte u. a. auch in Leipzig und Dresden Station. Er nutzte die Gelegenheit des von einem zahlreichen Publikum besuchten Annen-Festes am 26. Juli 1852 zur Uraufführung seines »Sachsen-Kürassier-Marsches«, welches

  • dem Offizierskorps des k.u.k. Kürassier-Regiments »König von Sachsen« ge-widmet war. Im Bericht der Theaterzeitung hieß es am 28. Juli 1852: »Wäre der Strauß’sche ›Radetzky-Marsch‹ nicht zum ersten Armee-Marsch der österreichi-schen Truppen bestimmt, so würde es unbedingt der ›Sachsen-Grenadiermarsch‹ werden, denn derselbe vereinigt alle Vorzüge einer solchen Komposition.« Die Skizzen zu seiner »Zehner-Polka« machte Strauß möglicherweise bereits im Ok-tober 1852 in Dresden. Am 24. November 1852 wurde sie erstmals vor einer Ge-sellschaft beim Katharinenball im Sperl in der Leopoldstadt vorgetragen. Auf dem später im Druck erschienenen Titelblatt war vermerkt: »Zehner-Polka, komponiert zu Ehren einer Gesellschaft von 10 Leuten in Dresden, und ihnen in Freundschaft gewidmet.« Die »Vermählungstoaste« aus dem Jahr 1853 zählen zu Strauß’ gro-ßen Meisterwalzern. Bezugnehmend auf die Hochzeit des Albert von Sachsen mit der Prinzessin Carola aus dem Hause Wasa wurde er bei einem Fest unter dem Motto »Erinnerung an Dresden« in Wien uraufgeführt. Mit dem Walzer »An der Elbe« entsinnt sich Johann Strauß an den »Aufenthalt in Dresden als die schönste Zeit meines Lebens«. Warum der letzte Walzer, den Strauß komponierte, ausge-rechnet diesen Titel erhielt und im Verlag J. G. Seeling in Dresden erschien, ist ungewiss. Für die Präsentation des Werkes wählte Johann Strauß das Benefizkon-zert seines Bruders Eduard, das am 28. November 1897 im Musikverein stattfand. Unmittelbar vor der Pause des Konzerts erschien Johann Strauß an der Spitze der Kapelle und dirigierte den Walzer. Das Werk gefiel so sehr, dass es wiederholt werden musste. Und auch heute vermag es zu begeistern: »Wir lieben neben den originellen Walzerthemen besonders die wunderbare poetische Einleitung, in der Strauß das Bild des idyllischen Elbeflusses malt«, so die Cappella Musica Dres-den, die ihre Leidenschaft für die Wiener Tanzmusik Mitte der 1990er Jahre ent-deckte. »Immer mehr Stücke des Wiener Tanzes nahmen wir ins Repertoire«, so das Dresdner Ensemble, »und merkten bald, dass nicht nur die Zuhörer, sondern auch wir diese Musik immer mehr liebten. Unsere Wien-Begeisterung gipfelte schließlich darin, dass wir in dem nächtlichen novemberkalten Palais im Großen Garten – damals noch ein staubiger Bauplatz – eine CD mit unseren Wiener Stü-cken aufnahmen. Dass Johann Strauß (Sohn) sich in Dresden sehr wohlgefühlt hat und sogar vier Stücke für unsere Stadt geschrieben hat, wussten wir damals noch nicht.« CHRISTIANE SCHUBERT

    Die Cappella Musica Dresden besteht aus Musikern der Sächsischen Staatska-pelle Dresden. 1995 gegründet, gilt das Ensemble als elitäre Kammermusikbeset-zung der Dresdner Kapellsolisten. Neben dem Orchesterdienst in der Semperoper und auf zahlreichen Konzertbühnen weltweit erarbeiten die Musiker mit Begeiste-rung und Idealismus Musik verschiedener Genres und Stilepochen. Das Anliegen ist es, durch intensive Beschäftigung mit der Musik und dem geistigen Umfeld der jeweiligen Zeit die gestischen und sprachlichen Elemente zu einer lebendigen Klangrede zu bringen, die auch den Hörer der heutigen Zeit erreicht.

  • VORSCHAU

    Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als Tonkünstler- Verein zu Dresden

    Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein

    IMPRESSUM

    Sächsische Staatskapelle DresdenChefdirigent Christian Thielemann

    Spielzeit 2017 | 2018

    HER AUSGEBER

    Sächsische Staatstheater – Semperoper Dresden © Februar 2018

    REDAK TION

    André Podschun

    TE X T

    Der Einführungstext von Christiane Schubert ist ein Originalbeitrag für dieses Heft

    GESTALTUNG UND SATZ

    schech.net Strategie. Kommunikation. Design.

    DRUCK

    Union Druckerei Dresden GmbH

    Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.

    W W W.STA ATSK APELLE-DRESDEN.DE

    5. Symphoniekonzert

    MIT T WOCH 7.2.18 20 UHR

    DONNERSTAG 8.2.18 20 UHR

    SEMPEROPER DRESDEN

    Andrés Orozco-Estrada DirigentRadu Lupu Klavier

    Giacomo Puccini»Preludio sinfonico« A-DurWolfgang Amadeus MozartKlavierkonzert C-Dur KV 467Hector Berlioz»Symphonie fantastique« op. 14

    6. Symphoniekonzert

    ZUM GEDENKEN AN DIE

    ZERSTÖRUNG DRESDENS

    A M 13. FEBRUAR 1945

    DIENSTAG 13.2.18 19 UHR

    MIT T WOCH 14.2.18 20 UHR

    SEMPEROPER DRESDEN

    DONNERSTAG 15.2.18 20 UHR

    FR AUENKIRCHE DRESDEN

    Philippe Herreweghe DirigentMaximilian Schmitt EvangelistKrešimir Stražanac JesusDorothee Mields SopranDamien Guillon AltusRobin Tritschler TenorPeter Kooij BassCollegium Vocale Gent

    Johann Sebastian BachJohannes-Passion BWV 245zweite Fassung (1725)