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HORST BRUNSTEINER © DEZEMBER 2005 KURVEN UND KNOTEN 93 7. KURVEN UND KNOTEN INFORMATION: Sämtliche Objekte bestehen in CorelDRAW aus Linien oder Kurven. So ist ein Rechteck ein Gebilde aus einem Linienzug, ein Kreis hinge- gen besteht aus einer Kurve. Zum Bearbeiten solcher Linien und Kur- ven verfügt CorelDRAW über ein eigenes Hilfsmittel, das Hilfsmittel FORM. CorelDRAW bietet zwei Möglichkeiten, dieses Werkzeug zu aktivie- ren: Die Schaltfläche in unserer Hilfsmittelpalette Die Funktionstaste Allerdings ist die Bearbeitung von Standardobjekten vorerst einge- schränkt. Wir wollen uns dies im folgenden Beispiel genauer betrach- ten. BEISPIEL 14: Knotenbearbeitung an Standardobjekten Aufgabe: Lernen Sie die Möglichkeiten der Knotenbearbeitung an Standardob- jekten (Rechteck, Ellipse, etc.) kennen. Schritt für Schritt: 1. Erzeugen Sie auf einem neuen Blatt ein Rechteck, einen Kreis, ein Polygon und Grafiktext und geben Sie den Objekten jeweils eine Füll- farbe. 2. Kopieren Sie diese vier Objekte am Blatt nach unten. Hilfsmittel Form

7. KURVEN UND KNOTEN - ikon VerlagsGesmbH · HORST BRUNSTEINER © DEZEMBER 2005 KURVEN UND KNOTEN 95 7. Markieren Sie nun den grafischen Text. Nach Auswahl des Hilfsmit-tels FORM

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HORST BRUNSTEINER © DEZEMBER 2005 KURVEN UND KNOTEN 93

7. KURVEN UND KNOTEN

INFORMATION: Sämtliche Objekte bestehen in CorelDRAW aus Linien oder Kurven. So ist ein Rechteck ein Gebilde aus einem Linienzug, ein Kreis hinge-gen besteht aus einer Kurve. Zum Bearbeiten solcher Linien und Kur-ven verfügt CorelDRAW über ein eigenes Hilfsmittel, das Hilfsmittel FORM.

CorelDRAW bietet zwei Möglichkeiten, dieses Werkzeug zu aktivie-ren:

Die Schaltfläche in unserer Hilfsmittelpalette

Die Funktionstaste

Allerdings ist die Bearbeitung von Standardobjekten vorerst einge-schränkt. Wir wollen uns dies im folgenden Beispiel genauer betrach-ten.

BEISPIEL 14: Knotenbearbeitung an Standardobjekten

Aufgabe:

Lernen Sie die Möglichkeiten der Knotenbearbeitung an Standardob-jekten (Rechteck, Ellipse, etc.) kennen.

Schritt für Schritt:

1. Erzeugen Sie auf einem neuen Blatt ein Rechteck, einen Kreis, ein Polygon und Grafiktext und geben Sie den Objekten jeweils eine Füll-farbe.

2. Kopieren Sie diese vier Objekte am Blatt nach unten.

Hilfsmittel Form

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3. Markieren Sie nun das Rechteck und wählen Sie anschließend das Hilfsmittel FORM aus. Die Markierung ändert sich und die Eckknoten werden sichtbar.

4. Ziehen Sie nun an einem Eckknoten in Richtung Mitte der Objektkan-ten. Der Erfolg ist, dass die Ecken abgerundet werden.

5. Markieren Sie nun den Kreis. Sie erkennen genau einen Knoten. Zie-hen Sie den Knoten mit Hilfe des Hilfsmittels FORM in Kreisrichtung auf. Sie erhalten unterschiedliche Ergebnisse: bewegen Sie den Maus-zeiger außerhalb des Umrisses, so erhalten Sie einen Kreisbogen. Hal-ten Sie den Mauszeiger während des Aufziehens hingegen innerhalb des Umrisses, so ist das Ergebnis ein Kreissegment.

6. Das Polygon haben wir bereits in Beispiel 8 besprochen. Wir können beispielsweise aus einem Fünfeck einen Stern machen, indem wir die Knoten an den Längsseiten nach innen ziehen. Mit gedrückter S-Taste wird´s noch genauer.

Das Rechteck erhält „run-de“ Ecken

Kreisbogen und Kreis-segment

Polygon zu Stern

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7. Markieren Sie nun den grafischen Text. Nach Auswahl des Hilfsmit-tels FORM erhalten Sie an jedem Buchstaben genau einen Knoten. Dieser dient dazu, den jeweiligen Buchstaben von seiner Schriftenli-nie weg zu bewegen, ohne dass der Text seine Eigenschaft Text ver-liert. Dies bedeutet für uns, dass der Text auch nach seiner Manipula-tion von CorelDRAW noch als Text behandelt wird.

Die beiden pfeilähnlichen Symbole haben folgende Aufgabe:

Erhöht den Zeilenabstand bei mehrzeiligen Texten.

Erhöht die Laufweite, also den Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben.

Alles in Allem ist zu erkennen, dass in Bezug auf die Knotenbearbei-tung mit diesen Objekten vorerst nicht allzu viel anzufangen ist.

Anders sieht die Situation jedoch aus, wenn wir diese Objekte in Kur-ven umwandeln. In der Eigenschaftsleiste (bei Hilfsmittel AUSWAHL oder Hilfsmittel FORM) existiert eine Schaltfläche , die diese Auf-gabe übernimmt. Nach dem Umwandeln in Kurven lassen sich die Objekte in alle erdenklichen Formen verändern.

Text erhebt sich von der Schriftenlinie

Objekte in Kurven um-wandeln

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Persönliche Notizen:

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KNOTENBEARBEITUNG Die Objekte eines Vektor-Grafikprogramms sind durch ihre Knoten bestimmt. Dies ist bei geradlinigen Formen relativ einfach. Die Lage der Knoten ist per Koordinaten bekannt und zwischen den Knoten be-finden sich Geraden. Man spricht hier von Linienknoten. Wir erken-nen Linienknoten daran, dass sie im markierten Zustand (mit Aus-nahme des Startknotens) ungefüllt sind.

Etwas komplexer wird die Sache bei Objekten aus einzelnen Kurven. Hier muss an jeder Stelle, wo die Kurve ihre Richtung wechselt, ein Knoten existieren. Man spricht hier von Kurvenknoten. Sie sind in markiertem Zustand gefüllt.

CorelDRAW arbeitet mit so genannten Bezier-Kurven, die sich durch die Lage ihrer Knoten und deren Tangenten bestimmen lassen.

Nur Kurvenknoten verfügen über Tangenten. Diese geben durch ihre Richtung auch jene Richtung an, in der die Kurve den Knoten verlässt. Die Länge der Tangente hingegen ist verantwortlich für den Kurven-radius: je länger die Tangente, desto größer der Kurvenradius im Kno-tenpunkt.

An den Tangentenenden können wir durch Ziehen mit der Maus so-wohl Richtung als auch Länge der Tangente bestimmen.

Linienknoten

Kurvenknoten

Bezier-Kurven

Richtung und Länge der Tangenten bestimmen über die Kurve

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Arten von Knoten

Grundsätzlich unterscheiden wir drei Arten von Knoten.

Der spitze Knoten besitzt zwei Tangentenhälften, deren Lage und Länge unabhängig voneinander bestimmt werden kann. Dadurch ist die Kurve im Knoten spitz und kann auf beiden Seiten unabhängig voneinander eingerichtet werden.

Glatte Knoten hingegen haben Tangentenhälften, die auf einer ge-meinsamen Geraden liegen. Die Länge der Tangentenhälften ist aber eigens für sich einstellbar.

Bei symmetrischen Knoten sind die Tangentenhälften darüber hinaus auch noch gleich lang.

Tangentenhälften

auf einer Geraden

gleich lang

NEIN NEIN

JA NEIN

JA JA

Drei Arten von Knoten

HORST BRUNSTEINER © DEZEMBER 2005 KURVEN UND KNOTEN 99

BEISPIEL 15 Kurven und Knoten

Aufgabe:

Arbeiten Sie mit Linien und Kurven und lernen Sie die verschiedenen Arten von Knoten kennen. Als Beispiel wollen wir etwas Obst (Apfel, Birne, etc.) zeichnen.

Schritt für Schritt:

1. Wählen Sie das Hilfsmittel FREIHAND

2. Erzeugen Sie eine vertikale Linie indem Sie am Anfangs- und am Endpunkt der Linie jeweils einmal klicken und die Maustaste zwi-schendurch nicht gedrückt halten. Die Verwendung der S-Taste er-leichtert das Erzeugen einer exakt vertikalen Linie.

3. Wechseln Sie anschließend auf das Hilfsmittel FORM. Die Linie sollte markiert sein.

4. Klicken Sie einmal auf die Linie. Sie erhalten einen kleinen Stern als Markierungspunkt (dies ist kein Knoten!). Über die Eigenschaftsleiste können Sie nun die Linie in eine Kurve umwandeln.

5. Sie erkennen nun bereits die Tangenten und deren Endknoten. Ziehen Sie die Endknoten der Tangenten in etwa wie unten abgebildet nach rechts oben bzw. rechts unten.

Hilfsmittel Freihand

100 KURVEN UND KNOTEN HORST BRUNSTEINER © DEZEMBER 2005

6. Die Hälfte des Apfels haben wir bereits. Nun spiegeln wir diese Hälfte in Kopie nach links.

7. Leider können wir diesem Apfel noch keine Füllung verleihen, da er aus zwei eigenständigen Kurven besteht, die – jede für sich – nicht ge-schlossen sind. Wir müssen nun also aus zwei eigenständigen Objek-ten ein einziges machen.

8. Markieren Sie beide Apfelhälften.

9. Wählen Sie aus der Eigenschaftsleiste den Befehl KOMBINIEREN (nicht Gruppieren !!). Der Be-fehl Kombinieren fügt zwei Objekte zu einem ein-zigen zusammen.

10. Nun müssen wir die beiden Kurven noch verbin-den. Derzeit sind sie an ihren Stößen noch offen, weshalb noch immer keine Füllung zugewiesen werden kann.

11. Markieren Sie unter zu Hilfenahme des Hilfsmittels FORM die beiden oberen Knoten. Empfehlenswert ist dabei die Verwendung eines Mar-kierungsrahmens, also das Drüberziehen mit dem Mauszeiger.

12. Klicken Sie anschließend in der Eigenschaftsleiste auf die Schaltflä-che Knoten verbinden.

Um Füllung zu erhalten muss das Ob-jekt geschlos-sen sein

Kombinieren von Objekten

Knoten ver-binden

HORST BRUNSTEINER © DEZEMBER 2005 KURVEN UND KNOTEN 101

13. Wiederholen Sie diesen Vorgang auch für die unteren beiden Knoten.

14. Nun können Sie Ihrem Apfel einen radialen Farbverlauf von dunkelrot nach blassgelb verleihen, und eventuell einen Zwischenschritt in ei-nem schönen mittleren Rot einfügen.

15. Entfernen Sie nun mittels Farbpalette und rechter Maus-taste den Umriss Ihres Apfels.

16. Nun fehlt uns noch ein Stängel und eventuell ein Blatt. Empfehlens-wert ist es, wenn Sie nun den oberen Bereich des Apfels zoomen, um möglichst genau arbeiten zu können.

17. Erzeugen Sie ein kleines POLYGON (mit drei Ecken), welches Grund-lage für unseren Stängel sein soll. Ziehen Sie das Dreieck von unten nach oben auf, damit es auf dem Kopf steht.

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18. Wählen Sie das Hilfsmittel FORM.

19. Entfernen Sie die Knoten an den Längsseiten durch einen Doppelklick oder nach Markieren über die Schaltfläche mit dem Minus in der Ei-genschaftsleiste.

20. Über das Hilfsmittel AUSWAHL finden Sie in der Eigenschaftsleiste das Werkzeug In Kurven konvertieren .

21. Markieren Sie mit dem Hilfsmittel FORM alle drei Knoten. Wandeln Sie die drei Linien in Kurven um. Benutzen Sie dazu die Schaltfläche Linie in Kurve konvertieren aus der Eigenschaftsleiste.

22. Anschließend verformen Sie das Dreieck mit Hilfe der Tangenten so, dass es einem Stängel ähnlich sieht.

Knoten entfernen

In Kurven umwandeln

HORST BRUNSTEINER © DEZEMBER 2005 KURVEN UND KNOTEN 103

23. Versehen Sie den Stängel noch mit einer Füllung Ihrer Wahl und ord-nen Sie ihn über das Kontextmenü hinter den Apfel an.

24. Das Blatt entsteht aus einem Linienzug (Hilfsmittel POLYLINIE), den Sie wie in der Abbildung erstellen. Klicken Sie dabei bei jedem ge-wünschten Eckpunkt der Polylinie mit der linken Maustaste.

25. Achten Sie darauf, dass der letzte Punkt der Polylinie wieder exakt am Beginn der Linie enden muss. Als Kennzeichen dazu erhält der Maus-zeiger als Zusatzsymbol einen geknickten Pfeil .

Einen Linien-zug erzeugen

104 KURVEN UND KNOTEN HORST BRUNSTEINER © DEZEMBER 2005

26. Anschließend markieren Sie mit dem Hilfsmittel FORM das gesamte Objekt und wählen die Schaltfläche Linien in Kurven konvertieren .

Natürlich könnten Sie jetzt die einzelnen Knoten markieren und sich so lange mit den Tangenten spielen, bis das Blatt die gewünschte Form hat. Allerdings übernimmt CorelDRAW bereitwillig die eine oder andere Aufgabe für uns… wenn wir´s ihm auftragen.

27. Markieren Sie die mittleren beiden Knoten durch einen Markierungs-rahmen und wandeln Sie beide von einem spitzen Knoten in einen glatten Knoten um.

28. Wenn notwendig, können Sie die Kurven noch anpassen. Anschlie-ßend weisen Sie dem Blatt einen Farbverlauf oder eine Farbe zu.

29. Nun können wir unserem Früchtekorb noch eine Birne hinzufügen. Die Birne entsteht ursprünglich ebenfalls aus einer Polylinie, die dann in Kurven umgewandelt und der Form nach angepasst wird.

30. Erstellen Sie eine Polylinie , die etwa der Form in der folgenden Abbildung entspricht.

HORST BRUNSTEINER © DEZEMBER 2005 KURVEN UND KNOTEN 105

31. Markieren Sie mit dem Hilfsmittel FORM das gesamte Objekt und wählen Sie Linie in Kurve konvertieren .

32. Ändern Sie den linken und rechten Knoten in glatte Knoten .

33. Passen Sie die Tangenten des oberen und unteren Knoten so an, dass die Kurven etwas nach außen gerichtet den Knoten verlassen.

34. Geben Sie der Birne noch einen Farbverlauf und kopieren Sie Stängel und Blatt vom Apfel zur Birne.

35. Auf diese Art lassen sich noch weitere Früchte kreieren. Vergessen Sie nicht, die einzelnen Früchte inklusive Stängel und Blatt zu markieren und zu gruppieren.

Knotentyp umwandeln

Und noch etwas mehr Obst

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36. Speichern Sie Ihr Beispiel.

Persönliche Notizen:

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ZUSAMMENFASSUNG 1. Zur Knoten- und Kurvenbearbeitung existiert in CorelDRAW das

Hilfsmittel FORM.

2. Standardobjekte können nur bedingt mit dem Hilfsmittel Form verän-dert werden:

3. Werden die Objekte allerdings In Kurven konvertiert , so sind sie frei verformbar:

4. CorelDRAW arbeitet mit Bezier-Kurven, die sich durch die Lage ihrer Knoten und den Tangenten in den Knoten bestimmen lassen. Die Richtung und die Länge der Tangente bestimmen die Art und Weise, wie die Kurven die Knoten verlassen. Dabei haben nur Kurvenknoten Tangenten, nicht hingegen Linienknoten.

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5. Wir unterscheiden grundsätzlich drei verschiedene Arten von Knoten, wobei jederzeit ein Knoten in einen der beiden anderen Typen überge-führt werden kann.

Tangentenhälften

auf einer Geraden gleich lang

NEIN NEIN

JA NEIN

JA JA

6. Das Überführen in einen anderen Knotentyp passiert über die Eigen-schaftsleiste:

7. Linien lassen sich über die Eigenschaftsleiste jederzeit in Kurven und Kurven in Linien umwandeln:

HORST BRUNSTEINER © DEZEMBER 2005 KURVEN UND KNOTEN 109

8. Kurven können an Ihren Knoten geöffnet werden. Ebenso ist es mög-lich (und oft auch notwendig), zwei Knoten zu verbinden. Vorausset-zung ist allerdings, dass die beiden Knoten zu ein und demselben Ob-jekt gehören.

9. Um dies zu erreichen, ist es oft notwendig, zwei Objekte über den Be-fehl KOMBINIEREN zu einem Objekt zusammenzuführen.

10. Unter zu Hilfenahme des Hilfsmittels FORM kann auf einer Kurve o-der Linie ein Knoten hinzugefügt werden: entweder durch Doppel-klick oder über die Eigenschaftsleiste.

11. Als Zeichenwerkzeuge für Linien und Kurven existieren das Hilfsmit-tel FREIHAND und das Hilfsmittel POLYLINIE. Das Hilfsmittel Polyli-nie ist dann sinnvoller, wenn Linienzüge aus mehreren Segmenten er-zeugt werden sollen, da Sie am Eckpunkt nur einmal klicken müssen.

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Persönliche Notizen: