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71. J · N. 3 · W 2016 Pfarrblatt Wo wohnt Gott? Schwerpunkt Auf der Suche nach dem Wohnen Gottes unter den Menschen Dompfarre Bischof Kräutler und der Rosenkranz ∙ Nacht der Mystik ∙ Firmwochenende Spirituelles Das Fest Epiphanie ∙ Mose – ein Heiliger?! Literatur Solidarität – Anstiftung zur Menschlichkeit ∙ Gerade aus und mit Liebe

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71. JAHRGANG · NR. 3 ·WEIHNACHTEN 2016

Pfarrblatt

Wo wohnt Gott?

Schwerpunkt Auf der Suche nach dem Wohnen Gottes unter den Menschen Dompfarre Bischof Kräutler und der Rosenkranz ∙ Nacht der Mystik ∙ FirmwochenendeSpirituelles Das Fest Epiphanie ∙ Mose – ein Heiliger?! Literatur Solidarität – Anstiftung zur Menschlichkeit ∙ Gerade aus und mit Liebe

Draußen ist es kalt und dunkel. Durchein beschlagenes Fenster scheint Licht,aber außer dem warmen Lichtscheinund Fingerspuren, die vergeblich ver-sucht haben, das Eis herunterzukratzen,bleibt nichts erkennbar.

Beim Anblick dieses Bilds dachte ichsofort: das passt als Titelbild für unseraktuelles Pfarrblatt! Denn der Blickwin-kel des Betrachters widerspiegelt fürmich die Situation vieler Menschen inmeinem Umfeld. Und auch ich selbstkenne die Situation gut. Ein gewissesKältegefühl und Finsternis haben sichim Leben breit gemacht: der Alltags-stress, Sorgen, alles zusammen verbun-den mit einer gewissen Abgestumpft-heit - vielleicht auch Gleichgültigkeit.Oder aber ein schwerer Schicksalsschlag,eine Krankheit, eine belastende Situati-on, mit der man überfordert ist. Wir seh-nen uns nach Wärme und Geborgenheit,wünschen uns Frieden, der über einNicht-im-Streit-sein hinausgeht. Manvermisst Liebe, die über alle menschlicheSchwäche hinwegsieht. Die Sehnsuchtnach Gott, auch wenn diese nicht immerso benannt wird, ist groß. Aber wo undwie Gott finden? Gibt es einen Ort aufdieser Welt, wo Gott wirklich da ist bzw.gibt es einen Ort, wo er nicht ist?

Wir haben einige Menschen nach ih-ren Erfahrungen gefragt. Manchmal sinddiese Einsichten schwer in Worten fass-bar und man braucht beim Lesen etwas

Zeit und Muße. Sich jedoch darauf ein-zulassen, lohnt sich sehr.

Ein Fenster öffnenAuf unser letztes Pfarrblatt über Liebeund Familie haben wir sehr viele Rück-meldungen erhalten, die uns sehr ge-freut haben. Die zum Teil kontroversenReaktionen haben gezeigt, dass unserPfarrblatt vielfach gelesen wird, es zumNachdenken anregt und wir auch mit ei-nigen Lesern dadurch ins Gespräch ge-kommen sind. Und darum geht es docheigentlich im Leben, in der Begegnungmit unseren Mitmenschen, in der Kirche.

Dass wir einander ein Fenster öffnen(und nicht nur an einer vereisten Scheibekratzen!), dass wir den Blick freimachenfür das Wesentliche im Leben, für die Lie-be, für Gott …

Ich bin immer wieder fasziniert vonder Freude kleiner Kinder, jeden Tag imAdventkalender ein Fensterl, hinter dem

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 20162

Inhalt Editorial

Blick auf GottEditorial 2■Wort des Dompfarrers 3■Weihnachten: ■noch lange nicht zu Ende 4Wo wohnt Gott? 6■Rabbi – wo wohnst du? 7■Wofür sollte es das Haus Gottes■(ge)geben (haben)? 8Ob Gott im Wort wohnt? 10■Gott unterwegs begegnen 11■Das Geheimnis um die ■Geschichte der Bundeslade 12Gott ist zwischen Kochtöpfen … 14■Wohnt Gott im Leib? 15■»Tut dies zu meinem ■Gedächtnis!« 16Heilige Musik 17■Brief von Mutter Teresa 18■Im Sonnenlicht 19■Den Armen zum Trost … 20■Wo Himmel und Erde ■sich berühren 21Gott am Fußballplatz? 22■Wir fragen Prominente 24■Die geheimnisvolle Kette 26■70 Jahre Rosenkranz-■sühnekreuzzug 29Mein guter RUF ist weg! 30■Nacht der Mystik 30■Gedenken Prälat Musger 31■Blitzlichter aus St. Stephan 32■Pfarrausflug 33■Pfarrgemeinderatsklausur 34■Firmwochenende 35■Chronik 36■Vor 60 Jahren 37■Die Herzogswerkstatt 38■70. Geburtstag Franz Michal 38■Steffl 39■Buch: Solidarität 40■Buch: Geradeaus und mit Liebe 41■Mose – ein Heiliger?! 42■Fest Epiphanie 44■Mach mit beim Sternsingen! 45■Einige Termine zum Vormerken 46■Weihnachtsgottesdienste ■im Pfarrgebiet von St. Stephan 49Familienführung im Dom 49■Weihnachtsgottesdienste ■im Dom 50Zum Nachdenken… 52■Impressum 52■ Fo

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Titelseite: Fenster Burg Wildegg © Karin Domany

PB Weihnachten 2016.qxp 01.12.16 14:38 Seite 2

Ich liebe es, Gott in den Menschen zu begegnenNach den Tagen der Besinnung in dengeistlichen Übungen der Exerzitien istes für mich eine helle Freude so vielenMenschen im Advent zu begegnen. DieZeit der Stille, der Meditation und derausgedehnten Spaziergänge hat etwasfür sich. Ich komme zur Ruhe, vieles waseinen sonst so ablenkt wird aus- undabgeschaltet. Gott kann sicher in derStille auf eine besondere Art und Weisegefunden werden. Die inneren Batterienwerden wieder aufgeladen. Für den Nor-malfall sollen sie arbeiten und das Le-ben soll laufen.

Gott wohnt für mich vor allem dort,wo in der konkreten Wirklichkeit dermenschlichen Begegnungen so viel anFreude und Glanz aufleuchtet. Geradeauch dann, wenn das äußere Leben oftsehr bedrängt erscheint und Menschenin ihrer Hilfsbedürftigkeit den liebevol-len Blick und die Zuwendung desNächsten so dringend brauchen.Spricht da nicht Gott direkt durch denMitmenschen zu uns: „Mich dürstet!“Gott wohnt sicher bei den Armen undKleinen. Die so beeindruckende heiligeMutter Teresa wurde mit der Möglich-keit ihrer Heiligsprechung schon zu ih-ren Lebzeiten konfrontiert und befragt.Sehr demütig hat sie den neugierigenFragesteller über ihre vielleicht bevor-stehende himmlische Gegenwart aufge-klärt: Wenn sie einmal wirklich heiligge-sprochen werden sollte, dann will sieihre Zeit sicher nicht im Himmel ver-bringen, sondern alles dafür tun, dasssie nicht auf Wolke Sieben einen Platzbesetzt. Sie wird ganz sicher überalldort auf Erden sein, wo Dunkelheit, Ar-mut und Not herrschen. Nicht mög-lichst viel göttliches Licht für sich selbsterheischen, sondern dieses göttlicheLicht in alle dunklen Stellen und Plätzein der Welt bringen, damit allen klarwird, wie die Wege Gottes und seinerHeiligen sind.

Die Sehnsucht nach einer Begeg-nung mit Gott wird für mich daher nicht

nur in der ruhigen Stunde des Gebetsgestillt, sondern gerade im liebendenDienst an den Menschen. Und das lie-bende Dasein für Gott beginnt damit,dass ich meinem Gegenüber aufmerk-sam zuhöre. In dessen Nöten und Bittenerkenne ich die Stimme Gottes für mich.Und ich darf im ermutigenden Wort undim sakramentalen Zeichen ein Werkzeugund Mitarbeiter Gottes sein, dessen Wil-le es ist, bei den Menschen Wohnung zunehmen. „Seht die Wohnung Gottes beiden Menschen!“ Gott schlägt sein Zeltmitten in dieser Welt auf, um unter unsMenschen zu leben und erkennbar zusein. Festliche Stunden weisen in ihremGlanz immer den Weg in den normalenAlltag. Zwischen den herausragendenFesten des Jahreskreises sollen in allemAuf und Ab die Seile gespannt bleiben,damit uns das Leben nicht zwischen denFingern zerrinnt. Festzeiten gleichsamals Training, damit in der nüchternenGleichförmigkeit des Alltags das Lichtder göttlichen Gegenwart trotzdem er-kennbar bleibt. „Seid gewiss, ich bin beieuch alle Tage bis zum Ende der Welt!“

Mit den besten Segenswünschen füreine friedliche Weihnacht und ein vonGott erfülltes neues Jahr grüßt Sie Ihrdankbarer

Dompfarrer Toni Faber

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 3

Wort des Dompfarrers

Liebe Freunde!

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Reaktionen.Wenn Sie uns etwas mitteilen wollen, zögern Sie nicht: SchreibenSie an: Dompfarre St. Stephan,„Pfarrblatt“, Stephansplatz 3, A-1010 Wien, oder per E-Mail: [email protected]

eine Überraschung oder eine Süßigkeitwartet, zu öffnen. Die Erwartungshal-tung ist bis zum Schluss ungebrochenund die Freude auf das letzte – das größ-te – Fenster besonders groß.

Möge dieses Pfarrblatt ein kleinerBeitrag dazu sein, dass wir einander hel-fen, ein Fenster unseres Herzens zu öff-nen und den Blick auf die Liebe Gottes zurichten. Nicht immer sind der Adventund die Weihnachtstage die einfachsteZeit dazu (in der Weihnachtshektik wer-den Türen und Fenster oft eher zuge-knallt), aber den Versuch ist es wert. Undfalls es nicht jetzt gelingen sollte, dasswir auf die Ankunft unseres Herrn in derWelt warten können und sich der Blickauf IHN auftut: ER wartet immer – aufuns. Auch im neuen Jahr und jeden Tagunseres Lebens.

Ihre Birgit Staudinger

Hinweis der Redaktion.Wir bitten Autoren und Leser umVerständnis, dass wir aus Gründender besseren Lesbarkeit und der Un-versehrtheit der Sprache Bezeich-nungen wie „Christ“, „Katholik“ etc.so wie das ebenfalls grammatika-lisch maskuline Wort Mensch als inklusiv, also geschlechtsneutral verstehen und verwenden.

PB Weihnachten 2016.qxp 01.12.16 14:38 Seite 3

Vorstellung von der „Menschwer-dung“ Gottes ist eine Häresie Bitte erschrecken Sie jetzt nicht: Die Vor-stellung von der „Menschwerdung“ Got-tes ist eine Häresie – ein anderer als derbiblisch bezeugte Glaube. Weder im Al-ten noch im Neuen Testament ist davondie Rede, dass Gott Mensch gewordenist. Die Vorstellung – die auch ich jahre-lang hatte – dass der allmächtige Gottzu Weihnachten in Form eines Kindeszur Welt gekommen ist, entstammtheidnisch-hellenistischen Vorstellungenvon Theophanien. Diese waren durchaus

auch religiös, entsprechen aber nicht derErfahrung der biblischen Autoren. Weih-nachten ist eine Chance, diesen heidni-schen Glauben zu „ent-lernen“ und mitdem lebendigen Gott in Beziehung zutreten.

Im Begriff von der „Menschwerdung“werden auf schlampige und gedanken-lose Weise zwei Gedanken miteinandervermischt, die sich in der Heiligen Schriftfinden lassen. Zum einen spricht das Jo-hannes-Evangelium davon, dass dasWort Fleisch geworden ist (Joh 1,14). UndMensch geworden ist zum zweiten,nicht Gott, sondern der Messias, der „insFleisch gekommen ist“ (Phil 2, 5-8; 1 Joh4,2; 2 Joh 7). Beides aber sind zutiefst jü-dische Denkweisen über Gott.

Das Wort materialisiert sich in der menschlichen GeschichteIm Dialog mit dem Judentum lässt sich

das Geheimnis von Weihnachten besserverstehen. Dieser Dialog ist insofernwichtig, als gerade der Gedanke der In-karnation (Fleischwerdung) seit der Ent-stehung des Weihnachtsfestes im vier-ten Jahrhundert als zentrale antijudais-tische Kampfformel verwendet wurdeund die Vorstellung von der „Mensch-werdung“ bis heute eine sublim antiju-daistische Spitze hat. Weihnachten ist,biblisch verstanden, eine zutiefst jüdi-sche Denkweise.

Denn dass das Wort Fleisch gewor-den ist, bedeutet: Es materialisiert sichin der menschlichen Geschichte, es wirdGeschichte. Dies aber wissen schon diePropheten und Weisheitslehrer Israels,wenn sie von der schechina, der Geistes-kraft Gottes, erzählen, die inmitten desGottesvolkes „wohnt“ und dieses Volktreu durch alle Wirren der Geschichtebegleitet. Gott wendet sich der Welt inseiner Gnade zu. Davon erzählt das AlteTestament und es wird in der Geburt desJesus von Nazareth erneut bestätigt. Die„Selbsterniedrigung“ Gottes in der Ge-burt eines Kindes bezeugt ein weiteresMal, dass Gott seine Macht mit seinenGeschöpfen teilt und sie an der Schöp-fungsgeschichte beteiligt, wie bereits inder Genesis. Das Bild der Jungfrauenge-burt bestätigt, dass Gott inmitten seiner„alten Schöpfung“ immer wieder „Neu-es“ erschafft. Das ist eines der Themenvon Weihnachten. Jesus von Nazareth istkein zweiter oder anderer Gott. Dannhätten jene Juden und Muslime Recht,die in uns Christen Polytheisten zu er-kennen meinen. Jesus ist der Sohn desGottes Abrahams, Isaaks und Jakobs –der Gott Israels. „Sohn“ aber ist keinebiologische Aussage, sondern beschreibteine einzigartige Form inniger Bezie-hung zu Gott. Als Ehrentitel für das VolkIsrael, das in ebendieser innigen Bezie-hung zu Gott steht, bedeutet die Sohn-schaft des Jesus von Nazareth, dass zwi-schen ihn und Gott gleichsam „kein Blatt

Papier“ passt. Diese Beziehung ist nichtdurch die Sünde verstört, sondern so un-trennbar, dass in Jesus Gott selbst wir-ken kann. Insofern ist Jesus für Christeneinzigartig und „göttlich“. Jesus bleibtdabei aber immer ein Gegenüber zu demeinen und einzigen Gott. Jesus ist fürChristen der fleischgewordene Messias.Dahinter steht die jüdische Vorstellungvom präexistenten Messias, der die Welterlösen wird. Mit der Geburt des Jesusvon Nazareth ist diese Verheißung erfüllt– so der Glaube der Christen, den Judenfreilich nicht teilen. Muss dieser Glaubetrennen?

Das hängt wohl davon ab, was manunter „Erfüllung“ versteht. Auch das ver-traute Denk-Schema, demzufolge mit Je-sus von Nazareth die Verheißungen desAlten Testaments erfüllt sind, kann anti-judaistisch sein. Dann nämlich, wennman unter „Erfüllung“ versteht, die Ver-heißungen seien „erledigt“, „an ein Endegekommen“, „abgeschlossen“ - und denchristlichen Glauben sodann als „Fort-schritt“ gegenüber dem jüdischen be-trachtet. Aber auch diese Denkweise istnicht biblisch. Denn „Erfüllung“ bedeu-tet in der Heiligen Schrift Bestätigung,Bekräftigung, Erneuerung.

Das Beste kommt nochMit der Geburt Jesu bestätigt, bekräftigtund erneuert Gott seinen Bund mit derMenschheit, der das Volk Gottes dienensoll. Weihnachten ist eine Station in derGeschichte Gottes mit uns. Da verwan-delt sich kein „unbewegter Beweger“,kein „Himmelvater“, kein „Höchstes We-sen“ in ein Kind. Vielmehr wendet sichein beweglicher, sich stets verändernderund alle menschlichen Vorstellungenimmer wieder durchkreuzender Gott er-neut der Welt zu und zeigt „in“ Jesus vonNazareth, wie er den Menschen gemeinthat und in und mit ihm wirken will.JHWH: Das Tetragramm – ein Zeitwort(„Ich bin, der ich sein werde.“) – verweist

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 20164

Wo wohnt Gott?

Regina Polak istProfessorin für

Praktische Theologie und

Religionsforschungan der

Universität Wien

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Weihnachten: noch lange nicht zu EndeWas feiern wir zu Weihnachten eigentlich? Menschwerdung Gottes oder Inkarnation des Wortes? Regina Polak begibt sich auf Spurensuche in der Bibel und möchte mit alten Vorstellungen aufräumen

PB Weihnachten 2016.qxp 01.12.16 14:38 Seite 4

auf die reine Präsenz, die beständige Ver-änderung Gottes. Mit Jesus von Naza-reth geht die Rettungs- und Befreiungs-geschichte der Menschheit durch Gott indie nächste Runde: nach der Rettung desMose aus dem Schilfmeer, der Befreiungaus der Sklaverei in Ägypten, der Befrei-ung aus dem babylonischen Exil könnennun auch wir Heiden in diesen Bund mitdem Gott Israels eintreten. Und wer dieaktuelle Weltsituation betrachtet, weiß:Rettung und Befreiung sind auch drin-gend nötig. Da steht noch etwas aus.

Das Beste kommt noch. Weihnachten istder Anfang einer Geschichte, die nochlange nicht zu Ende ist. ■

Lesehinweise:Rainer Stuhlmann: Was in der JudenSchulen für die Weihnachtspredigt zu ler-nen ist, in: Göttinger Predigtmeditatio-nen 69/1 (2014), 4-10.Klaus Wengst: Christsein mit Tora undEvangelium: Beiträge zum Umbau christ-licher Theologie im Angesicht Israels,Stuttgart 2014.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 5

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Die Autoren dieser Nummer.

Univ. Prof. Dr. med. Dr. theol. Mag. pharm. Matthias BECK, Inst. für Systematische Theologie, Kath. Fak. Universität Wien

Dr. Johannes BERCHTOLD, Leiter der Männer-politischen Grundsatzabteilung im Sozial -ministerium, PGR Vorsitzender

Marie CZERNIN, Redakteurin Missio, PäpstlicheMissionswerke in Österreich

Mag. Thomas DOLEZAL, DommusikusMag. Karin DOMANy, Religionspädagogin in

Pens., PGR St. StephanToni FABER, DompfarrerArie FOLGER, MBA, Oberrabbiner der IKG WienBarbara FRISCHMUTH, Schriftstellerin und

ÜbersetzerinPropst Mag. Maximilian FÜRNSINN, Augusti-

ner-Chorherrenstift HerzogenburgAndrea GEIGER, Stabstelle APG der Erzdiözese

WienReinhard H. GRUBER, Domarchivar von St. Ste-

phanPeter HABELER, Extrembergsteiger und

BergführerMAG. DR. SABINE HAAG, Generaldirektorin des

KHM-Museumsverbandes Karl HOHENLOHE, Journalist, Moderator, Dreh-

buchautor, Hg. des Gault Millau ÖsterreichDr. Agnes HUSSLEIN-ARCO, Wissenschaftl.

Geschäftsführerin und GeneraldirektorinBelvedere Museum Wien

DDr. Helmut KRÄTZL, em. WeihbischofDom Erwin KRÄUTLER, emeritierter Bischof

vom XinguMsgr. Leo-M. MAASBURG, ehem. Leiter der

Missio, Päpstliche Missionswerke in Öster-reich

Dipl.-Ing. Brigitte MANG, Direktorin der Österr.Bundesgärten, ab 2017 Vorstand & Direktorinder dt. Kulturstiftung und des UNESCO-Welt-kulturerbes Gartenreich Dessau-Wörlitz

P. Dr. MMMag. Robert MEHLHART OP, Kirchen-musiker und Seelsorger an der Theatinerkir-che München

Dr. Raphaela PALLIN, Pastoralass. Vikariat Unter dem Manhartsberg, Referentin fürTheologie der Spiritualität, Kuratoriums -mitglied Theologische Kurse

Pfarrvikar Mag. Christoph PELCZAR, Seelsorgerfür den SK Rapid

Univ.-Prof. Dr. Rudolf PROKSCHI, Vorstand desInst. f. Historische Theologie, Uni Wien

Assoz.-Prof. MMag. Dr., MAS Regina POLAK,Inst. f. Praktische Theologie und Religionsfor-schung an der Universität Wien

MMag. Monika RAPP-POKORNy, Theologin undDirektorin des pGRG der Dominikanerinnen

Doz. Mag. Dr. Barbara SCHEDL, Institut fürKunstgeschichte der Universität Wien

Mag. Elisabeth SCHAFFELHOFER-GARCIA MARQUEZ, Netzwerk Kinderrechte Öster-reich – National Coalition zur Umsetzung derUN-Kinderrechtskonvention in Österreich

Mag. Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt undWiener Stadtwerke

Mag. Birgit STAUDINGER, RedaktionsleiterinBarbara STÖCKL, TV-Journalistin, OmbudsfrauMag. Wolfgang SOBOTKA, österreichischer

Bundesminister für InneresUniv.-Prof. Dr. Markus TIWALD, Lehrstuhl Neues

Testament, Katholische Theologie, Universi-tät Duisburg-Essen

Jean VANIER, Gründer der „Arche“emer. Univ.-Prof. Dr. Josef WEISMAyER, Institut

für Systematische Theologie, Katholisch-Theologische Fakultät, Univ. Wien

Dr. Martin WIESAUER, Leiter der KategorialenSeelsorge der Erzdiözese Wien

Redaktion.Redaktionsleitung: Mag. Birgit STAUDINGERLektorat: Mag. Karin DOMANy,

Reinhard H. GRUBER, Daniela TOLLMANNRedaktionsteam: Dompfarrer Toni FABER,

Diakon Erwin BOFF, Mag. Karin DOMANy, Mag. Heinrich FOGLAR-DEINHARDSTEIN, Reinhard H. GRUBER, Anneliese HÖBART

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 20166

Wo wohnt Gott?

Jean Vanier hat eine spannendeLebensgeschichte: Aufgewachsenin Kanada und England, zunächsttätig bei der Marine, tritt er in eine Kommunität bei Paris ein.1964 nimmt der studierte Philoso-phieprofessor zwei geistig behin-derte Männer in ein Häuschen inTrosly-Breuil, einem französischenDorf in der Nähe von Paris, demersten Haus der „Arche“, auf. Er will ihnen helfen und merktauf einmal, wie sie ihm helfen.Wir haben ihn um seine Gedankenzu unserer Frage gebeten.

„Im Anfang war das Wort, und das Wortwar bei Gott, und das Wort war Gott. …In ihm war das Leben und das Leben wardas Licht der Menschen.“ (aus Johannes1,1-5). Gott ist Leben. Gott ist in uns undum uns. Tief in uns gibt es eine Kraft, die

uns zum Leben, zu Gott hinzieht. Es isteine Bewegung, die erfüllt werdenmöchte. Es ist die Gegenwart Gottes inunserem Inneren, die Gott außerhalbvon uns sucht. Unsere tiefste Sehnsuchtführt uns zur Frage: Wo wohnt Gott?

Gott ist bei den Armen„Selig, die arm sind vor Gott… die Trau-ernden… die Sanftmütigen“ (vgl. Mt 5,3-5).„Ich war hungrig …, ich war durstig …, ichwar fremd …, ich war nackt …, ich war imGefängnis …“ (vgl. Mt 25,35-37) Gott istbei denen, die am Rand stehen. Ich mei-ne damit nicht, dass wir die Armen an-beten sollen. Sondern vielmehr, dass sieuns Gottes Gesicht auf eine überra-schende und menschliche Art zeigen.Das war meine Erfahrung im Zusam-menleben mit Menschen mit kognitivenBeeinträchtigungen. Als die „Arche“ ge-gründet wurde, waren sie in Einrichtun-

gen untergebracht und wurden dort alswertlos betrachtet. Sie waren sehr arm.Und diese Männer und Frauen habenmir das Gesicht von Jesus geoffenbart,Jesus, der verwundbar und demütig ist,der sich danach sehnt, unser Freund zuwerden. Die Armen verkörpern Jesu Fra-ge an Petrus am Ende des Johannes-evangeliums: Liebst du mich?

Weg zur Begegnung mit GottDie Ränder einer Gesellschaft sind in Be-wegung. Gesellschaften verändern sichständig, schließen Menschen ein, neh-men sie an, lehnen sie ab. Gott an denRändern zu begegnen bedeutet Sucheund Offenbarung. Das Johannesevange-lium ist eine tiefgreifende Lehre überdiese Wegreise. Beginnen wir mit denJüngern, die, als sie begannen Jesus zufolgen, ein bisschen von seiner Frageüberrascht wurden: „Was wollt ihr?“ Sieantworten: „Meister, wo wohnst du?“(Joh 1,38). Jesus gibt keine Adresse an; erantwortet: „Kommt und seht!“ (Joh 1,39).Der Weg beginnt.

Zur Zeit Jesu – wie auch oft heute derFall – suchten die Menschen Gott an hei-ligen Orten zu finden: einem Berg, ei-nem Tempel. Jesus offenbart etwas Neu-es: „Reißt diesen Tempel nieder, in dreiTagen werde ich ihn wieder aufrichten“(Joh 2,19). Der Wohnort Gottes ist nichtdas Gebäude, sondern Jesus selbst, „derTempel seines Leibes“ (Joh 2,21).

Später spricht Jesus von seinem Leib,dieses Mal vom „lebendigen Brot… Wermein Fleisch isst und mein Blut trinkt,der bleibt in mir und ich bleibe in ihm“(Joh 6,51-57). Der Weg bislang hat Gottes

Wo wohnt Gott?

Jean Vanier gründete 1964 in

Frankreich die erste „Arche“.Weltwelt gibt es

heute etwa 150 Gemeinschaften

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Die „Arche“ gibt es auch in Österreich.Die Arche Tirol ist eine christlich-ökumenische Gemeinschaft von Menschen mitkognitiven und mehrfachen Behinderungen und deren Begleiter. Sie besteht seit1992, hat zwei Wohnhäuser in Gries und St. Jodok am Brenner, eine Werkstätteund eine Basale Gruppe. Derzeit wohnen in den beiden Häusern insgesamt zehnMenschen mit Behinderungen. In Kärnten gibt es ein Arche Projekt mit dem Zieleine Archegemeinschaft zu gründen. www.arche-tirol.at

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 7

Gegenwart nicht nur im Tempel enthüllt,sondern auch in Jesus selbst, in seinemLeib.

Außerdem sagt Jesus, dass sein LeibBrot ist, das zu verzehren ist, offenbartdabei das Geheimnis der Kommunion,wodurch er in uns und wir in ihm woh-nen dürfen. Durch unsere Gemeinschaftmit Jesus verweilt Gott in unserem Inne-ren.

Die äußerste Offenbarung ist Jesuletzter Abend mit seinen Jüngern. „Je-sus, der wusste, dass ihm der Vater allesin die Hand gegeben hatte, … begannden Jüngern die Füße zu waschen“ (Joh13,3-6).

Verwundbarkeit, Demut und Liebe Gott ist die Verwundbarkeit. Er ist derVater, der sich selbst in die Hände von Je-sus, ganz Mensch, ausgeliefert hat. Jesusist die Demut, er, der zu Füßen seiner An-hänger kniet, um ihnen zu dienen. Trau-en wir uns, auf dieselbe Art und Weise zuden Armen zu gehen: verletzlich und de-mütig? Trauen wir uns, dass wir umge-kehrt bedient werden und unsere Füßevor Jesus entblößen, der vor uns kniet?“Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt ei-nander! (Joh 13,34) Wenn jemand michliebt, wird er an meinem Wort festhal-ten; mein Vater wird ihn lieben und wirwerden zu ihm kommen und bei ihmwohnen. (Joh 14,23)

Jesu Wort ist sein Gebot. Unsere Fä-higkeit, mit Gott in Gemeinschaft zusein, Gott in uns wohnen zu lassen undwir in ihm, kommt von unserer Fähigkeitzu lieben, miteinander in Gemeinschaftzu sein.

Wo lernen wir zu lieben? Wo lernenwir Demut und Verwundbarkeit, wo Ge-meinschaft? Gehe zu den Rändern. Gehezu den Armen und finde dort Gott woh-nen. Und erfahre, dass Gott – durch dieGemeinschaft mit anderen – in deinemeigenen Herzen wohnt. ■

Originaltext aus dem Englischen von der Red. übersetzt.

Die Menschheit sucht seit ihrem Bestehen das Antlitz und die Nähe Gottes. Markus Tiwald über die Suchenach dem verlorenen Paradiesund die Antwort Jesu, die er seinen Jüngern gibt

Wo wohnt Gott? – Der Johannesprolog gibtdarauf eine Antwort: „Das Wort ist Fleischgeworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh1,14). Vielleicht kann der alte Adam in unse-ren Herzen nicht vergessen, dass ihm Gotteinmal – im Paradies – tief in die Augen ge-blickt hat. Diesen „Augenblick“ Gottes su-chen wir Menschen ein ganzes Leben lang,in der Hoffnung, im Angesicht Gottes auchein Stück unseres verlorenen Paradieseswieder zu erlangen. So sucht die Mensch -heit seit sie besteht, das Antlitz Gottes, seineNähe, um wieder bei ihm Wohnung zu fin-den. Weil die Menschen aber nicht so ein-fach zu Gott kommen können – das Para-dies haben wir ja verloren –, deshalb kommtnun Gott zu uns. Wie der gute Hirt geht erden verlorenen Schafen nach, wird selbstMensch, einer von uns. Aber auch jetzt istGott nicht immer einfach zu finden. Erkommt nämlich nicht wie ein strahlenderHeld, einer von diesen „Führern“, „Befreiern“und „Heilsbringern“, von denen die Mensch-heit schon allzu viele hatte, und nach denendas Elend tiefer war als zuvor. Nein, erkommt unscheinbar – als armes, heimatlo-ses Kind wird er in Betlehem geboren. Aberauch der erwachsene Jesus erschließt sichnicht unmittelbar: Nach jüdischem Glau-ben muss erst der in den Himmel entrückteElias (2 Kön 2,1-18) als Wegbereiter für denMessias auftreten (Mal 3,23-24). Diese Rolleübernimmt nun der Täufer für Jesus: „Mit-ten unter euch steht der, den ihr nicht kennt.… Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin ge-kommen und taufe mit Wasser, um Israelmit ihm bekanntzumachen. … Das habe ichgesehen, und ich bezeuge: Er ist der SohnGottes“ (Joh 1,26-34).

Schüler JesuUnd dann? – Die von Johannes Angespro-chenen folgen Jesus nach: „Rabbi, wo

wohnst du?“ bedeutet dabei die Aufnah-me in das Schüler-Verhältnis zu Jesus.Wer von einem Rabbi als Schüler ange-nommen wurde, trat ein in eine Lebens-und Schicksalsgemeinschaft mit seinemMeister. Daher gehen die Jünger mit Je-sus und bleiben bei ihm, wie Joh 1,39 be-richtet. „Bleiben“ (griech. ménō) ist eineLieblingsvokabel des Johannesevangeli-ums. Der Ausdruck benennt nicht nur den

physischen Verbleib, sondern auch die in-nere Zugehörigkeit: „Bleibt in mir, dannbleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sichkeine Frucht bringen kann, sondern nur,wenn sie am Weinstock bleibt, so könntauch ihr keine Frucht bringen, wenn ihrnicht in mir bleibt. … Wenn ihr in mirbleibt und wenn meine Worte in euchbleiben, dann bittet um alles, was ihrwollt: Ihr werdet es erhalten“ (Joh 15,4-7).

Die Lehre des MeistersWie aber „bleibt man in Jesus“? Der 1. Jo-hannesbrief – eine Art „Leseanweisung“zum Johannesevangelium – gibt uns da-rauf die Antwort: „Gott ist die Liebe, undwer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott,und Gott bleibt in ihm. … Wir wollen lie-ben, weil er uns zuerst geliebt hat. Wennjemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seinenBruder hasst, ist er ein Lügner. Denn werseinen Bruder nicht liebt, den er sieht,kann Gott nicht lieben, den er nichtsieht. Und dieses Gebot haben wir vonihm: Wer Gott liebt, soll auch seinenBruder lieben“ (1 Joh 4,16-21). Wo alsowohnt Gott? Dort, wo Menschen – be-rührt von seiner Liebe – anfangen einan-der zu lieben, dort wohnt Gott! ■

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Rabbi – wo wohnst du?(Joh 1,38)

Markus Tiwald ist Professor für

Neues Testament an der Universität

Duisburg-Essen

PB Weihnachten 2016.qxp 01.12.16 14:38 Seite 7

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 20168

Wo wohnt Gott?

„Welchen Gott hast Du?“ fragte das In-dianeroberhaupt.Awraham: „Sag nicht ,mein Gott‘, er istauch dein Gott!“OH: Gib ihn nicht uns, wir haben ohne-hin schon genug Probleme mit unsereneigenen Göttern!A: „Aber es gibt nur einen Gott!“ antwor-tet Wilders.OH: „Was tut er?“A: „Er kann alles machen!”OH: „Dann, warum kann er keinen Regenmachen?“A: „Weil er Regen nicht macht! Er gibt unsKraft, wenn wir leiden, Barmherzigkeit,wenn alles was wir empfinden Hass ist,Mut, wenn wir blind wie kleine Mäuse imDunkeln umhertappen, aber REGENMACHT ER NICHT!“Plötzlich ertönt der Donner und es fängtan zu regnen, worauf Awraham hinzu-fügt: „Natürlich, manchmal, so wie jetztgerade, ändert er seine Meinung.“Gene Wilders als Rabbi Awraham, zumIndianeroberhaupt, im Film The FriscoKid / Ein Rabbi im Wilden Westen (1979)[Freie Übersetzung des ursprünglichenenglischen Film-Dialoges durch die Red.]

Glaube an einen einzigen, universellen GottWährend der Geschichte des Judentums,die weiter fortgeschrieben wird, hat dasJudentum der Welt wiederholt radikaleIdeen vererbt. Zu den grundlegenden ra-dikalen Gedanken zählen wir den Glau-ben an den einen einzigen, universellenGott. Wie Gene Wilders als Rabbi Awra-ham dem Indianeroberhaupt sagt: Don’tsay “my God”, he’s your God too! – Sagnicht “mein Gott”, er ist auch dein Gott!

Doch hört die radikale und für dieAntike schockierende Theologie des Ju-dentums nicht beim Monotheismus auf,

sondern behauptet, dass Gott über-haupt nicht im Materiellen und erstnicht in einem fleischlichen Körper er-fasst werden kann; er kann solchen For-

men auch überhaupt nicht innewohnen.Solche abstrakte Gottesvorstellungenwaren Polytheisten, Animisten und An-hängern anderer nicht-monotheisti-schen Glaubensrichtungen weltfremdund unvorstellbar. Gerade in jenem Mo-ment, in dem Rabbi Awraham dem In-dianeroberhaupt als unglaubwürdig, javerrückt scheint, entfaltet er sich als in-spirierender Rhetoriker, der zeigt, dassder Glaube nicht nur da ist, um unsereBedürfnisse zu stillen, sondern um uns

dazu zu führen, bessere, geistigere, ja ed-lere und wahrhaftige Gottesdiener zuwerden, die helfen, Seine Pläne zuguteder Menschheit zu verwirklichen. Oderwie der gegenwärtige Rabbiner Men-achem Leibtag es zusammenfasst: „Godis not a vending machine“ – Gott ist keinVerkaufsautomat, dem wir drei Gebetewidmen, damit wir ein Cola bekommenoder beim Lotto gewinnen, obwohl Eruns das auch geben kann.

Die Kluft zwischen Gott und dem MenschenDie Kluft zwischen dem fleischlichen, inder materiellen Welt lebenden Men-schen und Gott, der total außerhalb derSchöpfung ist, obwohl Er in sie eingreift1,ist endlos, und es fällt auch dem glau-benden Menschen nicht leicht, seine Be-ziehung zu Gott zu pflegen, wenn derihm manchmal als total abstrakt er-scheint.

Möglicherweise war es diese Heraus-forderung, die zur Sünde mit dem Golde-nen Kalb führte. So sollten die Kohanim,die Priester, nach dem ursprünglichengöttlichen Plan nicht alle aus einer Fami-

Arie Folger ist Oberrabbiner

der IsraelitischenKultusgemeinde

Wien

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Hinweistafel beim Zugangsbereich zur Westmauer in Jerusalem: „Liebe Besucher, Sienähern sich der Heiligen Stätte der Westmauer, wo die Göttliche Gegenwart immer ruht…“

Wofür sollte es das Haus Gottes (ge)geben (haben)?Der Tempelberg in Jerusalem, wo einst der Tempel Salomos gestanden hat, gilt bis heute als heiliger Ort der Begegnung zwischen Gott und den Menschen. Oberrabbiner Arie Folger über die Spannung von Transzendenz und Immanenz, das Goldene Kalb und das Bedürfnis nach einem Haus Gottes

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lie stammen, sondern sollte jeder Erstge-borene, der nach dem 2. Buch Mose XIII[Buch Exodus 13, Anm. d. Red.] ja heiligist, der Priester seiner Familie sein, unddas Familienhaus ihr Tempel.

So schrieb Rabbiner Samson RaphaelHirsch (2.B.M. 13:13 [Ex 13,13]): „Sind es janicht die Tempel, sondern die Häuser, indenen diese Aufgabe in wahrer, letzterWirklichkeit zur Erfüllung kommt“. Daaber Israel sich am Goldenen Kalb ver-sündigte, verordnet die Tora, dass dieErstgeborenen erlöst werden, in dem siesymbolisch von einem Kohen „abge-kauft“ werden.2

Nach dieser Auffassung begrenzensich die Folgen der Sünde mit dem Gol-denen Kalb nicht zur Ernennung Aha-rons und seiner Kinder zur dynastischenKohanim-Familie (Priester-Familie), son-dern entsteht auch das Bedürfnis für ei-nen Ort der Besinnung und des Gottes-dienstes, an dem Gott eben ohne Göt-zendienst gedient wird. Daher unter-bricht die Geschichte des Goldenen Kal-bes im 2.B.M. XXXII [Ex 32] zwischen demgöttlichen Gebot des Baus eines Heilig-tums und der Vermittlung dieses Gebo-tes von Moses an Israel, denn erst nachder Sünde wird dieses zentrale Heilig-tum richtig benötigt.

Es gibt auch andere Auffassungen,wie die des sehr bedeutenden mittelal-terlichen Bibelkommentators Nachma-nides, der dem Heiligtum und dem Tem-peldienst eine viel größere Rolle ein-räumt, jedoch ist die des RabbinerHirsch, die ebenfalls auf Lehren des Tal-muds basiert, auch sehr maßgebend.

Tempel – Begegnungsort zwischen Mensch und GottNoch heute bleibt der Tempel, der aufdem Tempelberg stand – trotz seinerZerstörung durch die Hand der grausa-men und barbarischen Römer im Jahr 69oder 70 – weiterhin von zentraler Bedeu-tung. Er gilt als Begegnungsort zwischenMensch und Gott.

Diese Spannung zwischen der Un-möglichkeit, Gott in einem Ort oder Ge-bäude zu erfassen, aber jener einzige Ortder doch mehr als alle anderen Orte der

Ort der Offenbarung der göttlichen Prä-senz ist, finden wir in Jesaja 66. Das Ka-pitel öffnet mit der Frage: „Der Himmelist mein Thron und die Erde meiner FüßeSchemel! Was für ein Haus wollt ihr mirdenn bauen? Oder wo ist der Ort, da ichruhen soll?“, spricht aber doch lobendvom „Haus Gottes“ (V. 19) und schließtimmerhin mit der Verkündung, dass:„Und es wird dahin kommen, dass an je-dem Neumond und an jedem Sabbat al-les Fleisch sich einfinden wird, um vormir anzubeten, spricht der Herr“ (V. 23).

Noch heute, obwohl der Tempel über1900 Jahre in Trümmern liegt, bleibt derTempelberg der heiligste Ort des Juden-tums. Die Synagogen ersetzen ihn nicht,sondern erinnern mit ihrer Architekturund religionsgesetzlich vorgeschriebeneAusstattung an ihn. Deshalb wendensich die Betenden aller Synagogen derWelt in Richtung Jerusalem und Tempel-berg, der nichts von seiner Heiligkeit ein-gebüßt hat. So lehrte Rabbi Jizchak BenSchemuel in Namen von Raw (Bab. Tal-mud Berachot 3a): „an jeder [der drei]

Nachtwache sitzt der Heilige, gepriesensei Er, und brüllt wie ein Löwe und sagt:Wehe, dass Ich Mein Haus zerstört, Mei-nen Tempel verbrannt und Meine Kinderunter die Völker verbannt habe.“

Mit diesem talmudischen Diktumund poetischen Interpretationsmidraschwird klar, dass selbst Spiritualität undTranszendenz neben dem Immanentenund Ubiquitären auch eine Dimensionder Verortung haben. ■

In den Worten der talmudischen Weisen1Raw Huna im Namen von Raw Ami (Mi-drasch Berejschit Rabba 68:9): Die Welt istnicht der Ort, in dem Gott sich befindet,sondern die Welt befindet sich in Gott –deshalb nennt man Ihn auch „Hamakom“(„Den Ort“, also den Allgegenwärtigen).Im 2.B.M. XIII ist die Verordnung der Erlö-2sung der Erstgeborenen anachronistisch.Aus jüdischer Sicht bildet das aber kein Pro-blem, da nach dem traditionellen jüdischenVerständnis die Tora als Text erst am Endeder 40-jährigen Wüstenwanderung vollen-det wird, und Moses also auch manchespäteren Lehren in früheren Büchern aufgöttliches Geheiß einfügen durfte.

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Gemäuer auf dem Tempelberg in Jerusalem – heute ein heiliger Ort von Juden, Christenund Muslimen

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201610

Wo wohnt Gott?

Lesen Sie in der Heiligen Schrift?Alleine oder zusammen mit ande-ren? Andrea GEIGER erzählt vonErfahrungen einer besonderenForm des gemeinsamen Lesensoder Meditierens von Bibelstel-len. Und wie jeder von uns mitGottes Wort in Berührung kom-men und zum Sprachrohr Gotteswerden kann.

Wir sitzen im Kreis – vielleicht 14 Leute –eine aufgeschlagene Bibel in unsererMitte. Andächtiges Schweigen, vielleichtpeinliches Schweigen. Jemand in derRunde unterbricht die Stille: „Danke,Herr, unser Gott, dass du da bist – in dei-nem Wort, in jedem und jeder von uns.Wir wollen dich empfangen, dich will-kommen heißen und dich bitten, dass duzu uns sprichst durch dein Wort, durchjeden von uns. Dein Heiliger Geist öffneunsere Ohren und Herzen für dich undfür einander. Amen.“

Dann liest jemand ein paar Verse auseinem der Evangelien. Vertraute Worte,schon oft gehört. Ein anderer liest diegleichen Verse noch einmal. Muss dassein? Andere Stimme, andere Sprachme-lodie!? Dann Stille, vier Minuten, gefühl-te 20 Minuten. Ich lese den Text für michnochmals und nochmals – „Spricht erjetzt endlich zu mir, der Text …?!“ Plötz-lich fallen mir Wörter auf, die bisher be-langlos waren. Jemand beginnt ein paar

Worte aus dem Text laut zu lesen, Stille,ein anderer sagt nur ein Wort aus demText, Stille, dann ein ganzer Satz, Stille, …so geht das weiter. Ein seltsames Puzzle,fast wie ein Mosaik entsteht – ganz an-ders als der ursprüngliche Text. Ich fangean die Textpassagen zu suchen, die in dieStille hinein wie ein Echo klingen. Man-ches klingt befremdlich, manches ver-traut. Ich höre den Text anders. Dannwieder Stille.

Jetzt ist Zeit für den Austausch. Esgeht darum, was Gott mir durch diesenText sagen will. Was der Text in meinemLeben ändern will. Manchmal ist es ein-fach ein Wort des Zuspruchs, der Zunei-gung Gottes, seiner Zärtlichkeit. Ich darfmich geliebt fühlen und wissen, werdedurch sein Wort von ihm umarmt.Manchmal ist es mehr ein Wort der Er-mahnung, der Aufforderung, ein sanfterTritt von hinten, … Man darf auch schwei-gen. Ist vielleicht besser. Oder vielleichtgäbe es doch… das eine oder andere De-tail … Na ja … Ich staune, was andere sa-gen. Und fühle mich ertappt.

Dann eine Runde, in der das Gesagteals Gebet vor Gott getragen wird, in frei-en Worten. Einige schweigen. Manchedanken, manche bitten. Sehr persönlich.Es ist nicht einfach ernst, eher gelassen,manchmal auch schmunzeln,… jetzt kanndas Wort Fleisch werden.

„BibelTeilen“ – eine Einübung auf die Stimme Gottes zu hören„BibelTeilen“ so wie wir es vor allem in ei-nigen Ländern des Südens kennengelernthaben, ist nicht einfach eine Methode. Esgibt unendlich viele Methoden des Bibel-Teilens. Es ist vielmehr eine Haltung. Odernoch besser eine Form des Einübens aufdie Stimme Gottes zu hören. Ob wir in ei-nem Kreis von Theologen zusammen sindoder von Analphabeten ist dabei völlig ir-relevant. Wir lernen aufeinander zu hö-ren. Und wir lernen Gottes Stimme in denanderen zu hören und zu erkennen.

„BibelTeilen“ ersetzt weder gute Bi-

beltheologie noch Exegese, schon garnicht eine wertvolle Predigt. Es gehtnicht um Entweder-oder. Im „BibelTei-len“ nehmen wir uns gegenseitig alsBrüder und Schwestern wahr. Durch je-de/n von uns kann Gottes Geist reden.Jede/r kann für den/die andere/n zumSprachrohr Gottes werden, wenn dasWort Gottes so ausgesprochen wird,dass es befreit, zur Liebe anleitet, Lebenwandelt. Wir bringen uns ein mit unse-rem Leben, unseren Begabungen, unse-ren Ohren, unserer Stimme, unseremHerz. Es liegt an mir, ob sein Wort in mireinzieht, bei mir wohnen darf.

Im Wort Gottes zuhausePapst Benedikt XVI. schreibt über Maria:„Das Magnifikat – gleichsam ein Porträtihrer Seele – ist ganz gewoben aus Fädender Heiligen Schrift, aus den Fäden vonGottes Wort. So wird sichtbar, dass sieim Wort Gottes wirklich zuhause ist, da-rin aus- und eingeht. Sie redet und denktmit dem Wort Gottes; das Wort Gotteswird zu ihrem Wort, und ihr Wort kommtvom Wort Gottes her. So ist auch sicht-bar, dass ihre Gedanken Mitdenken mitGottes Gedanken sind, dass ihr WollenMitwollen mit dem Willen Gottes ist.Weil sie zuinnerst von Gottes Wortdurchdrungen war, konnte sie Mutterdes fleischgewordenen Wortes werden.“(Deus caritas est, 41)

Ob Gott im Wort wohnt? Ja, mögli-cherweise … Zumindest kann man ihndort antreffen, meistens. Wenn man ihnsucht. Oder von ihm gefunden wird… ■

Ob Gott im Wort wohnt?»Heute hat sich das Schriftwort erfüllt …« (Lukas 4,21)

Andrea Geiger begleitet und

koordiniert denStruktur- und

Entwicklungs -prozess der

Erzdiözese Wien

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 11

Die Bibel erzählt von Maria, die ein Kinderwartete, und Josef als Reisende. Reise-ziel war Jerusalem und der Grund derbeschwerlichen Reise war ein weltlicher,nämlich sich in die Steuerlisten eintra-gen zu lassen. Sie waren unterwegs, unddas Kind wurde geboren. Die Ersten, dieJesus – den neugeborenen Gottessohn,den Erlöser, ja Gott – besuchten, warenHirten. Auch sie waren unterwegs, ka-men vom Feld mit ihrer Herde und be-gegneten Gott in der Krippe.

Auch heute sind viele Menschen un-terwegs, reisen aus unterschiedlichstenGründen von einem Ort an einen ande-ren. Unterwegs-Sein ist ein Phänomenunserer Zeit. Täglich pendeln Menschenin die Arbeit und nach Hause, reisen zuTerminen und Freunden oder in den Ur-laub, manche Menschen sind auf derFlucht und suchen eine Herberge; Men-schen sind ständig unterwegs – zu Fuß,mit dem Fahrrad, dem Motorroller, mitdem Auto, der U-Bahn oder der Bahn,mit dem Flugzeug.

Ständig sind wir auf dem Weg. Wirsind Reisende und Suchende. Auf der Su-che nach uns selbst, nach dem eigenenIch, gehen wir viele Wege und auch somanche Umwege, bis wir erkennen, dasswir letztendlich auch immer auf der Su-che nach Gott sind. Wenn wir dann anbesonderen Orten das tiefe Gefühl erle-ben, in Gottes Gegenwart und Liebe ge-borgen und angenommen zu sein, istdas auch immer ein Stückchen Ankom-men, ein Stückchen nach Hause Kom-men.

Innehalten und zur Ruhe kommen,um die leise Stimme in sich selbst wahr-nehmen zu können, sind daher Sehn-süchte, die das Unterwegs-Sein begleiten– seit Maria und Josef auf dem Weg nachBethlehem waren. Kapellen am Weges-rand erinnern uns an das Bedürfnis derMenschen, die unterwegs sind, für einigeMomente in Ruhe und Stille zu verweilenund an Gott erinnert zu werden.

Auch die modernen Orte des Inne-haltens sind ganz nahe bei den Reisen-den, aus welchen Gründen sie auch im-mer unterwegs sein mögen. Diese be-sonderen religiösen Orte werden vonHaupt- und Ehrenamtlichen der Katego-rialen Seelsorge der Erzdiözese Wien ge-staltet und betreut.

So bietet das ErstbetreuungszentrumTraiskirchen asylsuchenden Menschenauf der Flucht eine Kapelle und interreli-giösen Raum, um mit den Menschen imGebet und im Gespräch ein positivesBand zum Christentum zu knüpfen undin behutsamer Weise Türen des Herzensfür Gott zu öffnen. Am Flughafen Wienladen drei interreligiöse AndachtsräumeFluggäste und Arbeitende ein, mit demFlughafenseelsorger und seinen Mitar-beitern ins Gespräch zu kommen oder ei-nen Gottesdienst zu feiern.

Ein „Anders-Ort“ am Wiener Hauptbahnhof Den jüngsten Ort der Stille hat die Erzdi-özese Wien am Hauptbahnhof eröffnet.Gerade am größten Verkehrsknoten-punkt Österreichs bedarf es eines beson-deren Ortes, um den 100.000 Menschen,die täglich im Hauptbahnhof ein- undausgehen, Stille, Ruhe und Frieden anzu-bieten. Dieser „Anders-Ort“ steht im Ge-gensatz zu dem lauten, geschäftigen undhektischen Unterwegs-Sein. Die Archi-tektur des „Raumes der Stille“ spiegeltdas Bedürfnis nach Stille und Einheit mitsich und Gott wider. So wie der „Raumder Stille“ eingefügt ist zwischen Ge-schäften und Bahnsteigen, so ist die Ka-pelle durch eine in dem Raum errichteteEllipse abgegrenzt – der Raum Gottes imRaum der Stille. Eine Kerzenwand im Vor-raum und die Geschichte vom brennen-den Dornbusch empfangen die Besucher,die Zusage Gottes – „Ich bin da“ – gelei-tet die Menschen weiter in die Ellipse, indie Stille; stehen bleiben, in der aufge-schlagenen Bibel lesen, sich setzen und

ruhig werden, zu sich kommen, dem ei-genen Atem lauschen und auf sein Herzhören – all das macht Stille möglich, undin dieser Stille begegnen viele MenschenGott, halten Zwiesprache mit dem Herr-gott, sprechen ein Gebet, erleben GottesDa-Sein ganz persönlich.

Wir Menschen sind immer Reisendeund wir wissen nicht, wann wir am Zielangekommen sein werden. In unseremLeben sind wir unterwegs, letztendlichund seit Beginn unterwegs zu Gott, derErfüllung unseres Lebens. Gott will unsimmer begegnen, und damit wir dieseBegegnung nicht versäumen, braucht esmanchmal besondere Orte, die durch ih-re besondere Gestaltung und durch dieliebevolle, hingebungsvolle Anwesen-heit der Menschen die Begegnung mitGott in aller Stille möglich machen. ■

Martin Wiesauer ist Leiter der

Kategorialen Seelsorge der

Erzdiözese Wien

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Gott unterwegs begegnenUnterwegs-Sein ist ein Phänomen unserer Zeit. Und immer ist dieses Unterwegs-Sein auch ein Stückchen auf dem Weg zu sich selbst. Martin Wiesauer berichtet über Orte des Innehaltens und der Stille

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201612

Wo wohnt Gott?

Wo wohnt Gott? Ein Bischof wollte prüfen, ob ein Wun-derkind wirklich so intelligent ist, wie dieLeute meinten, also fragte er den Kna-ben: „Wenn Du mir sagen kannst, woGott wohnt, gebe ich Dir eine Orange.“Der Bub antwortete: „Exzellenz, wennSie mir sagen können, wo Gott nichtwohnt, gebe ich Ihnen zwei Orangen.“

Die Frage nach Gott und wo erwohnt, haben sich Menschen schon seitLebzeiten gestellt. Die Religionen versu-chen eine Antwort auf diese metaphysi-sche Frage zu geben. Für Muslime istGott allmächtig und unnahbar. Er wohntin einem fernen Himmel. Der gläubige

Moslem kann sich ihm nur durch einetotale Unterwerfung nähern. Die Dis-tanz zwischen Gott und dem Menschenwird jedoch erst im Jenseits aufgehoben.

Ein „Auftragswerk“ GottesIm Alten Testament ist es Gott selbst, derdie Initiative ergreift und sich den Men-schen nähert, indem er durch die Pro-pheten zu ihnen spricht. Dem Mose of-fenbart sich Gott im brennenden Dorn-busch und in den zehn Geboten. Gemäßbiblischer Überlieferung haben die Israe-liten die Tafeln mit den zehn Geboten ineine tragbare Lade gelegt, deren Ausse-hen Gott dem Mose mitgeteilt hat: Er

sollte einen mit Gold überzogenen Kas-ten aus Akazienholz herstellen, sowie ei-ne Deckplatte aus purem Gold, besetztmit zwei Keruben, deren ausgebreiteteFlügel die Deckplatte beschirmen. In die-se von Gott selbst in Auftrag gegebene„Bundeslade“ mit den Gesetzestafelnkann nun der Geist Gottes einziehen.Gott nimmt Wohnung unter den Men-schen und wandert mit seinem Volk inder Wüste umher, bis die Bundeslade fei-erlich in den Tempel von Jerusalem ein-ziehen kann, den König Salomo zur EhreGottes errichten ließ. Nachdem Salomodie Bundeslade im „Ersten Tempel“ de-poniert hat (1 Kön 8,1-9), wird von ihr

Das Geheimnis um die Geschichte der BundesladeAls ein besonderes Zeichen der Gegenwart Gottes unter den Menschen und seines Bundes gilt im Alten Testament die Bundeslade, mit der das Volk Israel umherzog, deren Verbleib jedoch nach der Zerstörung des Tempels Salomos ungewiss ist. Die Äthiopier glauben, dass sich diese Reliquie in der Stadt Aksum befindet, wo sie von einem Mönch lebenslang bewacht wird. Von Marie Czernin

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 13

später nur noch gesagt, dass es sie im„Zweiten Tempel“ nicht mehr gebenwird (Jer 3,16). Die Frage, was mit der La-de zwischen dem Ersten und dem Zwei-ten Tempel geschah, wird im Buch derMakkabäer (2 Makk 2,4-8) beantwortet,wonach der Prophet Jeremia kurz vor derZerstörung des Ersten Tempels die Bun-deslade in einer Höhle am Berg Neboversteckt haben soll.

Die äthiopisch-orthodoxe Tewahe-do-Kirche, die in Äthiopien auf einemehr als 1.600 Jahre alte christliche Tra-dition zurückblickt und stark vom Ju-dentum und dessen alttestamentlichenRiten geprägt ist, kennt eine andere Ver-sion der Geschichte der Bundeslade. Da-bei spielt die sagenumwobene Königinvon Saba eine bedeutende Rolle, derenKönigreich sich gemäß einer äthiopi-schen Legende über den südlichen Teilder arabischen Halbinsel bis auf dennördlichen Teil des heutigen Äthiopienerstreckte. Sie ist in Äthiopien unterdem Namen Makedo und Azeb („Köni-gin des Südens“) bekannt. Im äthiopi-schen Nationalepos „Kebra Nägäst“(Herrlichkeit der Könige) wird sie aus-führlich beschrieben. In dieser bedeut-samen Schrift aus dem 14. Jahrhundertwird von Makedas Reise zu König Salo-mo nach Jerusalem berichtet, nachdemsie von dessen Klugheit und Weisheit er-fährt. Dort fragt sie Salomo, wen sie inihrem Land anbeten sollen. Denn imReich des Südens betet man noch im-mer die Sonne an. Makeda beschließt,von nun an den Schöpfer der Sonne, denGott Israels, anzubeten.

Salomo wird in der äthiopischen Le-gende nicht nur als Vermittler des wah-ren Glaubens dargestellt, sondern auchals ruchloser Verführer, der mit einemTrick Makeda in sein Bett lockt und mitihr einen Sohn zeugt. Zum Abschied be-schenkt Salomo die Königin des Südensmit reichen Schätzen. Zudem gibt er ihrseinen Ring mit für ihren zukünftigenSohn, um ihn an seine königliche Her-

kunft zu erinnern. Mit 22 Jahren be-schließt Menelik, der Sohn Makedas, sei-nen Vater in Jerusalem kennenzulernen.Dieser erkennt ihn, auch aufgrund desRinges, den er Makeda einst schenkte.Auf dem Rückweg bringt Menelik dieheilige Bundeslade aus Jerusalem nachAksum. Dort wird sie nach dem Glaubender Äthiopier auch heute noch in einerKapelle neben der Maria Zion Kathedralein Aksum aufbewahrt. Zutritt zu diesemHeiligtum hat in Aksum niemand. Nurein Mönch ist auf Lebzeiten mit der Bun-deslade eingeschlossen, um vor ihr zubeten und zu räuchern. So dauert derKult an diesem heiligen Objekt in Äthio-pien auch heute noch an.

Repräsentation der Bundeslade Jede Kirche in Äthiopien enthält eine Re-präsentation der Bundeslade. Diese „ta-

bot“ repräsentieren sowohl die „Lade“wie auch ihren Inhalt, die Gesetzesta-feln. Sie werden geweiht (und nicht dieKirchen!). Nur die Priester dürfen sie be-rühren und unverhüllt sehen. Die Gläu-bigen würden hingegen beim Anblickder Bundeslade sofort sterben, so besagtes ihre Tradition. Deshalb bekommen dieGläubigen die Bundeslade aus Ehrfurchtnie „nackt“ zu Gesicht. Bei Prozessionenan hohen Festtagen um die Kirche ist der„tabot“ immer mit Tüchern umhüllt, soauch beim jährlichen Timkatfest („Taufedes Herrn“), an dem die „Lade“ in einerfeierlichen Prozession von den Priesternumhergetragen wird. ■

Marie Czernin ist Redakteurin

der Missio –Päpstliche

Missionswerke in Österreich

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Das Timkatfest in Äthopien: Prozession mit der Repräsentation der Gesetzestafeln, die in kostbaren Tüchern verhüllt sind

Gebet eines russischen Soldaten .(das ein deutscher Sanitäter im zweiten Weltkrieg in der Tasche des Gefallenen fand)

Hörst du mich, Gott? Noch nie im Leben sprach ich mit dir. Doch heute, heut will ich dich begrüßen. Du weißt, von Kindertagen an sagte man mir, dich gebe es nicht. Und ich, ich glaubte es, Narr, der ich war.

Die Schönheit deiner Schöpfung ging mir niemals auf. Doch heute Nacht nahm ich wahr, vom Grund des aufgerissenen Kraters, den Sternenhimmel über mir.

Und ich verstand staunend sein Gefunkel. Ich weiß nicht, Herr, ob du mir die Hand reichst, doch will ich es dir sagen, und du wirst mich verstehen: dies Wunder, dass mitten in der schauerlichen Hölle das Herz mir leicht wurde und ich dich erkannte.

Sonst weiß ich dir nichts zu sagen, nur, dass ich froh wurde, als ich dich erkannte. Mir war so wohl bei dir.

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201614

Wo wohnt Gott?

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Gott ist zwischen den Kochtöpfen …Menschen begegnen Gott nicht nur im Gebet, sondern auch in den alltäglichen Dingen des Lebens. Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez über die Gottsuche in der Küche, beim Hausbau und in der Familie

Teresa von Ávila schrieb in ihrem Buchder Klostergründungen eine Empfeh-lung an die Schwestern: „Wenn ihr ver-pflichtet seid, „äußere“ Aufgaben zuübernehmen, so bedenkt, dass euch derHerr auch in der Küche inmitten derKochtöpfe nahe ist und euch sowohl in-nerlich wie äußerlich beisteht.“

Oh, wie musste ich doch schallendlachen, als ich gebeten wurde, zu diesenmir zunächst unbekannten Worten von

Teresa von Ávila einen Artikel zu schrei-ben! Gesegnet mit einem Mann, dernicht nur für die eigenen Töchter derbeste Koch auf der Welt ist, weiß ichauch um die Unannehmlichkeiten, dieeine Catering-Küche im eigenen Hausmit sich bringen kann: Es ist 5.00 Uhr inder Früh. Alles schläft. Alles? Nein, meinlieber Mann erhebt sich aus dem Bett,streift sich die Kochjacke über, schlurft indie nebenan liegende Küche und be-ginnt sein Tagwerk. Und wie beginnt eres? In voller Lautstärke, oder zumindestunverschämt laut für ein Morgengrauen,lässt er den argentinischen Sänger PalitoOrtega drei Lieder schmettern, und zwar

immer in der gleichen Reihenfolge: „Yotengo fe que todo cambiará“, „Gracias aDios“ und „Yo creo en Dios“. Werden alsodie Kochtöpfe in unserem Haus ange-worfen und brennen und tränen unsereAugen ob der frisch geschnittenen Zwie-beln, dann gehören die Textzeilen „Ichvertraue darauf, dass sich alles ändert“,„Dank sei Gott“ und „Ich glaube an Gott“unauflöslich dazu. Wenn da Gott nichtzwischen den Kochtöpfen ist!

Gott ist in unserem FundamentSeit wenigen Wochen kann ich nunauch behaupten, Gott ist in unseremFundament. In unserem Fundament,richtig, im Fundament unseres Hauses.Aus dem kleinen Heim meiner Großel-tern wird eine Casa Grande für unserefünfköpfige Familie. Als es ans Funda-ment des Zubaus ging, folgten wir demRat des Architekten. Stundenlangschrieb mein Mann akribisch Bibelstel-len per Hand ab (er, der nie schreibenmag, und das obwohl er den NamenGarcia Marquez trägt!).

Eines der letzten übriggebliebenenLied- und Texthefte unserer kirchlichen

Hochzeit vor 14 Jahren wurde ebenfallsfein säuberlich zusammengerollt und ineine Glasflasche gesteckt. Alles, was unswichtig war im Leben, was wir uns einstversprochen hatten und was wir vonGott erbitten wollten, wurde in unserFundament gelegt. Zufrieden sahen wirzu, wie sich der Beton über unseren„Schatz“ ergoss: „Der Herr ist mein Hir-te, nichts wird mir fehlen.“ und „Denn erbefiehlt seinen Engeln, dich zu behütenauf all deinen Wegen. Sie tragen dichauf ihren Händen, damit dein Fuß nichtan einen Stein stößt.“ und „Und wassorgt ihr euch um eure Kleidung? Lerntvon den Lilien, die auf dem Feld wach-sen: Sie arbeiten nicht und spinnennicht. Doch ich sage euch: Selbst Salo-mo war in all seiner Pracht nicht geklei-det wie eine von ihnen.“

Gott ist in uns(eren) Kindern Als ich ein Kind war, haben meine Elternuns jeden Abend mit einem Kreuzzei-chen zu Bett gebracht. „En el nombre delPadre, del Hijo y del Espíritu Santo.Amén.“ gehört nun auch bei unserenMädchen zum Schlafengehen. Wir seg-nen sie, und sie segnen uns. Erst vor kur-zem stand unsere 13-Jährige Tochter vormir, zeichnete mir das Kreuzzeichen aufdie Stirn und meinte verschämt lä-chelnd: „Ich mache das noch immer, Ma-ma!“ Voll in der Pubertät war sie wohlunsicher, ob dieses Ritual für sie noch inOrdnung ist. Die Antwort lautete: Ja!

Als ich als 18-Jährige als Au Pair-Jahrfür ein Jahr nach Spanien ging, wurdeich sicher auch noch mit Kreuzzeichenauf Reise geschickt. Und als mich mei-ne Eltern dann in Madrid besuchten,fuhren wir nach Ávila. Saukalt war’s,gefühlte minus 20 Grad, daran erinnereich mich noch, an die Worte der Heili-gen Teresa „Gott ist zwischen denKochtöpfen“ aber nicht. Dafür spüre,höre, rieche und schmecke ich sie jetztjeden Tag. ■

Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez, Juristin und Journalistin, koordiniert dasNetzwerk Kinderrechte Österreich und das Empanadas-Catering ihres Mannes

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Es ist nicht einfach mit dem menschli-chen Leib. Er ist uns mit unserem Lebengegeben als Gut, Herausforderung undAufgabe. Er will gepflegt und eingesetztwerden, ist aber nicht „handhabbar“ wiephysikalische Körper. Durch ihn begeg-nen, öffnen wir uns anderen Lebewesenin ihrer Leiblichkeit und sind doch in un-sere Grenzen verwiesen. Er gehört zuuns, wird geprägt und geformt durch un-ser seelisch-geistiges Leben und ge-horcht doch nicht einfach unserem Wol-len und Bedürfen. Er dient uns, wir kön-nen ihn knechten, missachten und sinddoch angewiesen auf sein Wohlbefin-den, seine „Freundschaft“. Er ist einWunderwerk und doch vergänglich.

Kult und KörperViele Kulturen vergöttern den „Körper“und schinden ihn zugleich. Beides istGötzendienst. Rein physikalisch, biolo-gisch, medizinisch betrachtet ist der Kör-per nur Instrument, Mittel zum Zweckder Selbsterhaltung und -bestätigung,der Bereicherung, des Wohlergehens,des Genusses. Er wird perfektioniert undversklavt. „Wir haben den Tempel, dubringst die Opfer“, so der Slogan einesFitnesscenters. Der Kult „opfert“ den Leibals beliebig formbaren und benutzbaren„Körper“ der Schönheit, der öffentlichenMeinung, dem flüchtigen Empfinden,dem Ansehen, der Macht. Selbst derSpruch, dass „ein gesunder Geist in ei-

nem gesunden Körper“ wohne, hat somanche Ideologie bestärkt, die Würdedes Menschen in seiner konkreten Leib-lichkeit gering zu achten.

Lebendiger LeibChristlicher Glaube ist: Der lebendigeLeib ist uns Menschen – als Mann undFrau nach Seinem Ebenbild geschaffen –von Gott geschenkt, von Gottes Geist be-seelt, belebt. Diese Geist-Beseeltheitentwickelt und formt meinen Leib, gibtihm Gestalt. Selbst in der Gebrochenheitder Schöpfung durch Sünde, Krankheitund Tod bleibt der menschliche Leib Trä-ger der Verheißung auf Leben, das nichtin der Auslöschung der leibhaften Identi-tät, sondern in ihrer Bewahrung und Ver-klärung in der Erlösung durch Christusliegt, „der unseren armseligen Leib ver-wandeln wird, gleichgestaltet dem Leibseiner Herrlichkeit“ (Phil 3,21), in derKraft des lebensspendenden Geistes.

Tempel GottesAls Christen sind wir lebendige GliederChristi, nicht nur symbolisch, sondern„leibhaftig“. Paulus fragt: „Wisst ihr nicht,dass eure Leiber Glieder Christi sind?“ (1Kor 6,15), und weiter: „… dass ihr GottesTempel seid und der Geist Gottes in euchwohnt?“ (3,16), „… dass euer Leib ein Tem-pel des Heiligen Geistes ist, der in euchwohnt und den ihr von Gott habt? Ihr ge-hört nicht euch selbst; denn um einen

teuren Preis seid ihr erkauft worden. Ver-herrlicht also Gott in eurem Leib!“ (6,19f).Weil Christus „uns mit seinem Blut fürGott erworben hat“ (vgl. Apg 20,28; Offb5,9), gehören wir Gott und dürfen befreitunsere ureigenste Bestimmung leben:Gott lieben, ehren und dienen und so zurVollendung in Seiner Liebe finden, in Ver-bundenheit mit allen Menschen und derganzen Schöpfung. Mein leibhaftes Le-ben ist der „Ort“, wo der dreieine Gott inSeiner Herrlichkeit „wohnen“ will. Demdient auch die Reinigung der Sinne, diegute Ordnung aller menschlichen Kräftein dem, was Gott in meinem Leben will,die dankbare Gewissenserforschung, dieden Leib miteinbezieht, die demütige Bit-te um größere Klarheit in der Unterschei-dung der Geister.

Gottes Wohnen unter den MenschenIgnatius von Loyola lässt in den „Geistli-chen Übungen“ erwägen, dass jene „inder Hölle“ sind, die an die rettende An-kunft Christi „nicht glaubten“ oder, „ob-wohl sie glaubten“, nicht danach lebten.Vorwegnahme „himmlischen Lebens“ ist,dass ich an die leibhaftige Ankunft desSohnes Gottes glaube und danach lebe,Sein lebendiges Wort und Seinen verklär-ten eucharistischen Leib in mich aufneh-me, und „Tempel“ des dreieinen Gotteszu Seiner Verherrlichung sein will in Er-wartung der „neuen Stadt“, des „himmli-schen Jerusalems“, in dem Gott SeineHerrlichkeit wohnen lässt auf ewig. ■

Raphaela Pallin istim pastoralen Dienstder Erz diözese Wientätig und Referentin

für Theologie derSpiritualität sowie

Kuratoriums -mitglied der

Theologischen Kurse

Wohnt Gott im Leib?Sie sind heute sehr beliebt: die Fitnesstempel und Schönheitstempel für den menschlichen Körper. Die Bibel hingegen spricht davon, dass unser Leib „Tempel des Heiligen Geistes“ ist. Gedanken dazu von Raphaella Pallin

»Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?«

1. Korintherbrief 3,16

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»Tut dies zu meinem Gedächtnis!«Kirchen sind besondere Orte: hier feiern Gläubige die Eucharistie. Das Feiern von Jesu Tod und Auferstehung stiftet Gemeinschaft zwischen den Getauften und Christus. Domkustos Josef Weismayer über das Geheimnis der Eucharistie und der Gemeinschaft mit Gott

Gott, der Schöpfer des Himmels und derErde, ist allgegenwärtig. In allem, was ergeschaffen hat, begegnen wir ihm. Indiesem umfassenden Sinn ist Gott auchin einer Kirche gegenwärtig.

Aber wir unterscheiden von dieserAllgegenwart Gottes Bereiche, Räume, indenen uns Gott in einer besonderenWeise nahe ist. In allen Religionen gibtes solche Orte, Räume, in denen wir dieNähe Gottes tiefer wahrnehmen. Des-halb sind diese Bereiche auch immer Or-te der Sammlung, der Stille, des Aufmer-kens auf die spürbare Macht Gottes. Daöffnen die Menschen vor Gott ihr Herz,legen ihm ihre Nöte, ihre Anliegen, ihreBitten vor. Da danken wir Gott für seineNähe, für seine Hilfe.

Wenn wir Christen von Kirchen spre-chen, dann erhält diese Bezeichnung „Got tes haus“ noch ein besonderes Ge-wicht. Wir Katholiken „lokaliseren“ dieseGegenwart im Tabernakel, im Gegenwär-tigsein Christi in der Eucharistie, im kon-sekrierten Brot.

Eucharistie – Feier des versammelten Volkes GottesWir greifen zu kurz, wenn wir die Eucha-ristie nur unter dem Blickwinkel einerbesonderen Gegenwart Gottes sehen.Die Eucharistie ist primär eine Feier, zuder sich das Volk Gottes versammelt.Und Kirchen sind zuerst Gebäude, Räu-me, in denen sich die Christen versam-meln, um das Wort Gottes zu hören undum gemeinsam Eucharistie zu feiern.Mit dieser Feier realisieren wir denWunsch und die Aufforderung Jesu beimLetzten Abendmahl: „Tut dies zu mei-nem Gedächtnis!“ (Lk 22,19). Jesus hatsich den Seinen beim feierlichen „Letz-ten“ Mahl geschenkt im Brot und imWein. Beim Essen des Brotes und beimTrinken des Weines sind sie mit ihmselbst in diesen Gaben verbunden undeins geworden.

Die Kirchen sind erst im Lauf der Ge-schichte Orte der Verehrung der aufbe-wahrten eucharistischen Gaben gewor-den. Im Mittelalter hat sich in der lateini-schen Kirche eine Eucharistiefrömmig-keit im engeren Sinn entfaltet, die einebesondere Form im Fronleichnamsfestgefunden hat und in der Pflege der eu-charistischen Anbetung.

Die Liturgiereform des Zweiten Vati-kanischen Konzils wollte die Eucharistie-feier und die Verehrung des in den eucha-

ristischen Gaben bleibend gegenwärti-gen Herrn wieder in einen engeren Zu-sammenhang bringen. Eucharistie ist dieFeier des Todes und der Auferstehung desHerrn, Eucharistie stiftet Einheit der Kir-che, Communio zwischen den Getauftenund zwischen Christus. Das geschieht inder Feier der Eucharistie. Die Christen ha-ben schon früh etwas vom eucharisti-schen Brot aufbewahrt, um jenen an die-ser Einheit mit Christus Anteil geben zukönnen, die nicht an der gemeinsamenFeier teilnehmen konnten, vor allem fürdie Kranken. So wurde aus der Kirche alsdem Ort der Feier auch der Ort der beson-deren Gegenwart unseres Herrn.

In einer katholischen Kirche ist nichteinfach Gott gegenwärtig – in einem all-gemeinen Sinn. Bleibend gegenwärtigsind das Heilsgeschehen, das in Jesu Todund Auferstehung seine Vollendung er-fahren hat – und damit all das, was derallmächtige und liebende Gott für unsgetan hat seit der Erschaffung der Welt.Gegenwärtig ist die lebendige Hoffnungauf Vollendung „bis er kommt in Herr-lichkeit“. Diese große Erinnerung wirdz.B. im vierten Eucharistischen Hochge-bet besonders deutlich.

Eucharistische Anbetung und Messfeier stehen in engsterBeziehung zueinander„Die Feier der Eucharistie im Messopfer istin Wahrheit Ursprung und Ziel der Vereh-rung, die dem Altarsakrament außerhalbder Messe erwiesen wird.“ So heißt es ineinem Dokument zur Liturgiere-form ausdem Jahr 1967. Die eucharistische Anbe-tung und die Messfeier stehen in engsterBeziehung zueinander. Das Gebet vordem Allerheiligsten Sakrament ist nichteinfachhin irgendein Gebet in der Kirche.In der eucharistischen Anbetung will dasHeilsereignis der Messfeier nachwirken,können und sollen wir mit Christus tieferverbunden werden. Das Beten vor demeucharistischen Herrn soll uns den sichfür uns engagierenden Gott innewerdenlassen; in der Hingabe des Sohnes in denTod und in seiner Erhöhung zeigt sichdiese Liebe „bis zum Äußersten“ (Joh13,1): Ich bin als Beter der „bis zum äu-ßersten Geliebte“, wir als anbetende Ge-meinschaft sind die Beschenkten. Der ge-genwärtige Christus will den Anbeten-den sich ähnlich machen, so dass er inuns lebt (vgl. Gal 2,20). Immer aber sindwir verbunden mit der Gemeinschaft derKirche, mit der ganzen Menschheit, auchwenn wir allein anbeten. Immer werdenwir auch gesendet für den auferstande-nen Herrn Zeugnis zu geben. ■

Prälat Josef Weismayer ist em. Professorfür Dogmatik und seit 10 Jahren Domkustos. Wir danken ihm für diesenbesonderen Dienst an der Domkirche St. Stephan, den er mit großer Umsicht,Wohlwollen und viel Liebe geleistet hat.

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Anwohner von Advent- und Weihnachts-märkten beschweren sich zuweilen überden Lärm, der von diesen ausgeht. Steindes Anstoßes sind meist weniger dieMenschen, die dort gemütlich ihrenPunsch genießen. Viel eher ist es die „End-losschleife“ der saisonalen Klangtapete,die in Form von Weihnachtsschlagern ausden Lautsprechern tönt. Statt als Musikwerden die Töne als Lärm empfunden.

„… die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet.“Dies zeigt: Um genießbar zu sein,braucht Musik Muße. Erst dann eröffnetsich dem Menschen ein Raum, in dem ei-ne Palette von Selbsterfahrungen, dasBewusstsein transzendierenden Erleb-nissen und Kommunikationsmöglichkei-ten möglich wird. Es spielt dabei zu-nächst gar keine Rolle, ob man die Musikselber gestaltet oder sie als Zuhörer auf-nimmt. Nicolaus Harnoncourt nanntesie einmal eine „Nabelschnur, die unsmit dem Göttlichen verbindet“.

Musik hängt stark mit dem Kult zu-sammen. Denn der Kult ist die Muße-stunde des Menschen schlechthin. Hierlässt er seinen Alltag hinter sich undnimmt sich Zeit für das Höhere, Göttli-che. In archaischen und (neo-)schamani-schen Kulturen waren es oft beschwö-rende Trommelrhythmen, die böse Geis-ter abwehren und den Trommler in denBereich des Göttlichen entführen soll-

ten. Die frühen Christen dagegen legtensich zunächst ganz auf das Singen fest.

Singen für Christus So beschreibt der römische Senator Pli-nius der Jüngere die Christen um dasJahr 100 als Leute, die an einem be-stimmten Tag zur Zeit der Dämmerungzusammenkommen und Jesus Christusals ihrem Gott im Wechsel Lieder singen(„quod essent soliti stato die ante lucemconvenire carmenque Christo quasi deodicere secum invicem“).

Wie dies geklungen hat, wissen wirnicht. Die erste musikalisch dokumen-tierte Quelle des „Singens für Christus“ist der sogenannte Gregorianische Cho-ral. Er ist das älteste notierte Musikre-pertoire der Menschheit. Weil seine Tex-te fast ausschließlich aus der Bibel stam-men und er eng mit dem Geschehen deschristlichen Gottesdienstes verflochtenist, gilt er als das Vorbild für Kirchenmu-sik überhaupt. Seine Klangsprache wirktauf uns heute so archaisch wie spirituellanziehend. Vielleicht ist diese über 1250Jahre alte Musik so etwas wie eine musi-kalische Visitenkarte der alten römi-schen Kirche.

Seitdem haben sich vielfältige Reper-toires ausgebildet, schließlich auch mitInstrumenten: vom eleganten Liedgutder Renaissancezeit bis zum innigennordamerikanischen Spiritual, von denprachtvollen Messen der Wiener Klassik

bis zum pulsierenden „Sacropop“. All die-se Stile werden auf der ganzen Welt inden verschiedenen Kirchen zu unter-schiedlichen Anlässen gesungen, ge-spielt, gehört.

Musik lässt Gemeinschaft erlebenMich persönlich fasziniert die Gemein-schaft, die diese Musik erleben lässt: zu-nächst bei den singenden und spielen-den Menschen, die sie zusammenführt.Jeder trägt im wahrsten Sinn seinen per-sönlichen „Ton“ bei, und jeder muss aufdie anderen hören, auf sie Rücksichtnehmen. So entsteht ein gemeinsamesStück. Dann aber auch bei denjenigen,die diese Musik in sich aufnehmen unddadurch zu einem unsichtbaren spürba-ren Ganzen geformt werden.

Und das gilt auch zeitübergreifend!Es ist schön zu bedenken, wie viele Ge-nerationen vor uns zum Beispiel „StilleNacht“ gesungen haben. Auch wir stim-men in der Heiligen Nacht in diese großeGemeinschaft der Zeiten und Orte einund tragen das Lied weiter in die Zu-kunft.

Musik kann auch Gemeinschaft mitGott schenken. Neben Zeit und Mußebraucht es dazu eine innere Architekturdes Gebetes bei dem, der sie hört odererklingen lässt. In unseren Gebeten prei-sen, bitten und danken wir Gott. Zuwei-len hadern wir auch mit ihm oder betenihn an. Musik ist umso heiliger, je mehrsie dem Gebet verwandt ist. Dann ist sieuns eine echte Hilfe auf unserem Wegzueinander und zu Gott. ■

Heilige MusikMusik kann manchmal als Lärmbelästigung empfunden werden. Dann hingegen wieder als etwas, das uns mit Gott verbindet. Gedanken dazu von P. Robert Mehlhart OP

DominikanerpaterRobert Mehlhart

ist Kirchenmusikerund Seelsorger an

der TheatinerkircheMünchen

Musik stiftet Gemeinschaft

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Wo wohnt Gott?

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Das Jahr der Barmherzigkeit ist vorbei,Mutter Teresa wird nun als die HeiligeTeresa von Kalkutta verehrt und vielehalten sie, wahrscheinlich zu Recht füreine Jahrtausend-Heilige. Ihre Heilig-sprechung war ein Höhepunkt des Jah-res der Barmherzigkeit. Nun ist sie „ent-rückt“ zu den offiziellen Heiligen undwird sicher eine wichtige und ernste Hei-lige werden. Das ist auch gut so, aberentrückt und unerreichbar war sie nie,und hat sich selbst auch nie so gesehen.„Sollte ich einmal eine Heilige sein, wer-de ich eine Heilige der Dunkelheit sein,denn ich werde vom Himmel abwesendmich an den dunkelsten Orten der Weltaufhalten um dort ein kleines Licht zuentzünden.“

Der tiefe, fröhliche Humor der neuenHeiligen ermutigt mich, ihr etwas in dieFeder zu diktieren, so als schriebe sie unsjetzt von „oben“ – oder besser gesagtvon hier unten, wo sie sich aufhaltenwill, um für viele ein kleines Licht zu ent-zünden.

So stelle ich mir vor, würde sie unsschreiben:

Liebe Pfarrgemeinde von St. Stephan in Wien!Als ich als Mutter der Slum-Menschennoch auf Erden war, hatte ich einesNachts einen Traum – einen wahren Alb-traum: Der Hl. Petrus würde mich nichtin den Himmel hineinlassen, mit der Be-gründung: „Aber Mutter Teresa, im Him-mel gibt es doch keine Slums!“ Aberdann, nach 87 Jahren des Erdenlebens,als ich nach Hause zu Gott gehen durfte,hat mich Petrus doch eingelassen. Undnicht nur das: Was für ein Empfang wur-de mir zuteil! Tausende von Bettlern undBehinderten aus allen Religionen undKulturen warteten auf mich. 40.000 al-leine aus Kaligat, unserem Heim für dieSterbenden in Kalkutta. Meine Schwes-tern und ich hatten sie doch alle mit un-seren Gebeten und Opfern zum Hl. Pe-trus geschickt. Jeden einzelnen hatten

wir damals gefragt, ob er zu dem Gottgehen wolle, der ihm die Schwestern in

die dunkle Höhle seines Elends geschickthatte um ihn liebevoll zu betreuten. Kei-ner der 40.000 hat „nein“ gesagt. Wirwollten niemanden bekehren, wir habenunsere Armen nur wirklich sehr geliebtund wollten sie Gott näher bringen.Dann haben wir entdeckt: Die Liebe be-kehrt, wen sie will.

Wichtig ist, dass wir Licht verbreitenund nicht Dunkelheit. Ich habe gelernt,dass es in einem Gespräch sehr dunkelwerden kann, wenn wir Fehler undSchwächen anderer verbreiten oder Ge-rüchte in die Welt setzen, die, selbstwenn sie nicht schaden so auch nieman-dem nützen. Ich weiß sehr genau, dasses viel Böses in der Welt gibt, aber ichweiß auch, dass es viel Schönes und Gu-tes gibt, und ich habe mich entschieden,das Gute zu sehen.

Hier darf ich Euch einen kleinen Trickverraten: Wenn wir manchmal wirklichnicht wissen, was wir Schönes oder Gu-tes sagen können und gleichzeitig sehr

versucht sind, Negatives weiterzutra-gen, dann ist der Moment gekommen

mit dem Daumen drei große Kreuze aufunsere Lippen zu malen – und zuschweigen. Die Kreuze erinnern uns da-ran, dass es manchmal ein großes Opferist und Anstrengung kosten kann, zuschweigen. Aber die Stille, die dadurcheintritt, öffnet uns die Ohren für unse-ren Vater, der in der Stille unserer Her-zen spricht. In der Stille unserer Herzenentzündet er ein Licht, das umso hellerleuchtet, je größer die Dunkelheit umuns herum ist.

In wenigen Tagen feiert ihr die Ge-burt unseres Herrn Jesus in Betlehem. Istnicht auch Er in der „tiefsten Stille“ ge-boren, als die Nacht am dunkelsten war?

„Über denen, die im Land der Finster-nis wohnen, strahlt ein helles Licht auf. “(Jes 9,2) Das ist mein Gebet für Euch:dass Er in Euch geboren wird und zuEuch sagen kann – wie Er es auch zu mirgesagt hat: „Komm, sei mein Licht“.

Gott segne Euch, Eure heilige MutterTeresa von Kalkutta ■

Brief einer Heiligen der DunkelheitVon Leo Maasburg

Monsignore Leo-M. Maasburg begleitete Mutter Teresa mehrere Jahre als Seelsorger und Sonderbeauftragter auf vielen ihrer Reisen. Bis September 2016 war er National direktor der Päpstlichen Missionswerke (Missio) in Österreich.

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Möchte man das „Göttliche“ in der bil-denden Kunst beschreiben, so fällt zu-nächst auf, dass die Darstellung Gottes(ganz besonders bei den alten Meis-tern) seit je her strengen ikonographi-schen Traditionen und Regeln folgte. Ei-nige von ihnen blieben konstant, ande-re erwiesen sich als zeitgebunden. Sowurde Gott seit frühchristlicher Zeitdurch die „Hand Gottes“, etwa im Bilddes brennenden Dornbusch dargestellt,seit dem 16. Jahrhundert ist das Dreieckmit dem „Auge Gottes“ ein verbreitetesZeichen.

Parallel zu solch symbolischen Dar-stellungen erscheint der christliche Gottaber schon früh auch in menschlicherGestalt. Nicht selten ist er in den varian-tenreichen Darstellungen Christi einfachmitgemeint. In Renaissance, Barock undNeuzeit wird er dann meist als alter undbärtiger, aber kräftiger und machtvollerMann dargestellt – das berühmtesteBeispiel ist sicher jene Szene an der De-cke der Sixtinischen Kapelle, in welcherMichelangelo Gottvater den ersten Men-schen erschaffen lässt.

Universeller und ursprünglicher je-doch können die Strahlen der Sonne (all-gemeiner: das Licht) eine Gotteserfahrung auslösen – nicht nur in der Kunst.So wurde das Wesen des Sonnenstrahlseinst wie folgt beschrieben: Sein Ur-sprung sei das „Gute“, genauer: die Güteder „alles überragenden Gottheit“. DasLicht sei somit das „strahlende Abbild dergöttlichen Güte“ und erleuchtet unter-schiedslos „alle Körper“.

Besonders inspirierend und poetischerscheint mir der zitierte Text des Pseu-do-Dionysios an dieser Stelle: Er be-schreibt, dass die „immer flammendeSonne […] den Glanz ihrer […] Strahlenüber die ganze sichtbare Welt dahinflu-ten“ lässt, „über ihre Höhen und über ihreTiefen“. Und weiter: […] auch zum Entste-hen der […] Körper trägt ja der Lichtstrahlbei: er bewegt sie, nährt sie, lockt und för-dert sie zum Leben, vollendet, reinigt, undverjüngt sie. Das Licht ist Maß und Zahlder Jahreszeiten, der Tage und all unsererZeit.“

Im Licht und in der Wärme der Son-nenstrahlen wird also, folgt man der

theologischen Interpretation, die Prä-senz Gottes sichtbar und spürbar.

Denken Sie an den schimmerndenGoldgrund mittelalterlicher Bilder, andie prachtvolle Wirkung gotischer Kir-chenfenster oder die gekonnt verborge-nen natürlichen Lichtquellen an baro-cken Altaraufbauten, die je nach Wetter-lage und Uhrzeit unterschiedlich drama-tische Wirkung entfalten konnten undkönnen. Ganz besonders aber gilt das fürdie Malerei des Barock. In einer Verkün-digungsszene wird der Lichteinfall göttli-chen Ursprungs inszeniert; bei unzähli-gen anderen Gelegenheiten wurden Hei-ligengesichter effektvoll ausgeleuchtet,während ihre Gegenspieler in den Schat-ten gestellt wurden.

Licht prägt das künstlerische Schaf-fen des Menschen von Beginn an undauf ganz spezielle Weise. Seine Bedeu-tung ging und geht nicht nur bei christli-chen Bildthemen weit über eine ästheti-sche, gestalterische Funktion hinaus. ■

Im Sonnenlicht Wie wird das Göttliche in der bildenden Kunst dargestellt? Ein kleiner Streifzug durch die Geschichte von Sabine Haag

Aufgefunden.Kinder-Zeichnungen in einem katholischen Religionsheft aus dem Jahr 1978

Sabine Haag ist Generaldirektorin desKunsthistorischen Museumsverbandes,Direktorin der Kunstkammer und derWeltlichen u. Geistlichen Schatzkammer

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201620

Wo wohnt Gott?

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Der Spruch beginnt mit dem Trost für dieArmen. Franz Schubert wurde in dieserKirche eingesegnet. Auch er war arm. Dieletzten Monate seines Lebens hat er inder Nähe bei seinem Bruder gewohnt.Aus bescheidenen Verhältnissen stam-mend wurde er als dreizehntes von sech-zehn Kindern in Wien Himmelpfort-grund geboren und wuchs in Wien-Lich-tental auf. Nur fünf der sechzehn Kinderwurden älter als ein Jahr. Tod und Armutwaren Schuberts erste und auch blei-bende Erfahrungen. Er war begabt, wur-de Wiener Sängerknabe, später förderteihn Salieri. Zu Lebzeiten bekam er wenigAnerkennung. Er stirbt bereits mit 31 Jah-ren und wird in St. Joseph eingesegnet.Er war nur auf Erden, um zu komponie-ren, so hat er selbst es einmal formuliert.Freunde unterstützten ihn zeitlebens.Äußerlich war er oft arm, aber doch in-nerlich sehr reich. Gott kann aus ArmutReichtum machen.

Auch heute gibt es Obdachlose undBettler, Reiche und Wohlhabende in derGemeinde St. Joseph, wie überall. Sie alle

können den Spruch lesen. Er steht hochoben über dem Portal. Aber man musszurücktreten, etwas Abstand nehmen,um ihn lesen zu können, zurücktretenaus der Hektik des Alltags. Es gibt einematerielle Armut, die tragisch ist. Sie

lässt Menschen verzweifeln, weil sie kei-nen Ausweg sehen. Aber es gibt auch ei-ne geistige Armut, die nur auf das Geldschaut und möglichst reich werden will.Es gibt Menschen, die sich festhalten amReichtum. Das macht innerlich arm.

Das Teilen würde den Reichen inner-lich erfüllter und reicher machen. EinenEuro für den ein oder anderen Notlei-denden ist für viele kein großes Opfer,aber den Armen kann es ihr Leben er-leichtern. Die Armen sind nicht automa-tisch näher bei Gott, aber Gott ist nahebei ihnen, so meint es der Spruch. Die Ar-men im Geiste sind Gott nah, so heißt esin der Bergpredigt: „Selig die arm sindvor Gott, denn ihnen gehört das Him-melreich“ (Mt 5,3). Diese Armen (dieauch materiell arm sein können) wissenum ihre Hilfsbedürftigkeit und ihr Ange-wiesensein auf die Güte Gottes.

Der dritte Teil des Spruches: Allenzum Heile. Niemand ist verloren. Der Ar-me kann hoffen auf das Erbarmen Got-tes, der ihm in seiner Armut schon nahist. Genauso darf der Reiche auf das Er-

barmen hoffen, doch muss er aufpassen,dass der Reichtum ihn sein Leben nichtverfehlen lässt. Er wird gemahnt. Nie-mand ist verdammt, allen soll alles zumHeil gereichen, aber es braucht Wach-samkeit. Reichtum kann in die Irre füh-

ren. Nicht nur der materielle, sondernauch der geistige. Wer meint, alles rich-tig zu machen, bloß weil er alle Gesetzeeinhält, befindet sich auf einem Holz-weg. Es gibt einen „Reichtum“ im Sinnedes Pharisäertums, das glaubt, durchEinhalten der Gesetze auf dem rechtenWeg zu sein und verächtlich auf die Sün-der herabschauen zu können.

Sie beschimpft Jesus als Heuchler, dasie sich nur äußerlich an das Gesetz hal-ten, innerlich aber weit weg von Gottsind. Siebenmal ruft Jesus aus: „Weheuch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer,ihr Heuchler!“ (Mt 23,13-29) „Blinde Füh-rer seid ihr“ (Mt 23,24). „Du blinder Phari-säer! Mach den Becher zuerst innen sau-ber, dann ist er auch außen rein“ (Mt24,25). „Ihr seid wie die Gräber, die außenweiß angestrichen sind und schön aus-sehen; innen aber sind sie voll Knochen,Schmutz und Verwesung. So erscheintauch ihr vor den Menschen gerecht, in-nen aber seid ihr voll Heuchelei und Un-gehorsam gegen Gottes Gesetz“ (Mt23,28). Wo wohnt Gott? In unserem Inne-ren, dorthin sollen wir uns immer wiederwenden. Von innen her erkennen wir un-sere Armut, die Gott reich machen kann.„Den Reichen zur Mahnung – den Armenzum Troste – allen zum Heile“: ein wun-derbarer Spruch. Er lädt ein, in die Kircheeinzutreten, auch dort wohnt Gott. ■

»Den Armen zum Trost – den Reichenzur Mahnung – allen zum Heile«… so steht es in großen Lettern über dem Eingang zur Kirche von Sankt Joseph zu Margarethen. Die Kirche wurde an einem Ort errichtet, wo einst ein Armenhaus stand. Matthias Beck deutet den Spruch und schlägt eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart.

Matthias Beck ist Professor am

Institut für Syste-matische Theologie

und Ethik der Universität Wien

und Kaplan in Sankt Joseph

zu Margarethen

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 21

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Peter Habeler wurde bekannt dafür, zusammen mit ReinholdMessner den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest,1978 erstmalig ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen zu haben.Weitere Gipfelerlebnisse folgten,doch kurz nach der sensationellenBesteigung des Nanga Parbat1985 machte er eine Erfahrung inNepal, die für ihn einzigartig war und ihn bis heute begleitet.

Der Dhaulagiri ist der höchste Gipfel desDhaulagiri Himal im Himalaja und mit8167 m der siebthöchste Berg der Welt.Zusammen mit Michl Dacher startetePeter Habeler diese Expedition:

Ich war gerade von der erfolgreichenNanga Parbat Expedition retour, wolltemeine gute Form ausnützen und dann –am Dhaulagiri kam die „Retourkutsche“.Wir starteten mit großen Ambitionen, wirwaren guten Mutes und waren uns sicher,den Dhaulagiri reißen wir nieder.

Doch das schlechte Wetter und dertagelange Regen durchkreuzten ihre Plä-ne. Sie mussten mit dem Aufstieg war-ten, und plötzlich wurde aus einer an-fänglich leichten Verkühlung, der PeterHabeler keine Bedeutung zugemessenhatte, Atemnot.

Ich lag am Rücken und bekam keine LuftUnd wie ich mich drehte und wendete, daswurde nicht besser. Bis ich mir einbildete,ich hätte ein Höhenlungenödem. Natür-lich hatten wir damals auch nichts dabei.Der Habeler kriegt doch kein Höhenlun-genödem, das gibt’s doch nicht.

Wir hatten Kopfschmerztabletten undso etwas mit, aber keinen Sauerstoff – garnichts. Da bekam ich dann Panik. Es warhalb sechs Uhr abends, schon bald dunkel,aber ich dachte, wenn ich es noch ins Ba-sislager der Tschechen schaffen würde, dawaren zwei Ärzte. Die hatten sicher Anti-biotika oder irgendein Mittel, das meinerLunge helfen würde. Das Basislager warnicht so weit, zwei oder zweieinhalb Stun-

den, vielleicht auch drei. Das würde ichschon schaffen.

Eilig packte Peter Habeler seine Sa-chen und machte sich mit Stirnlampeauf den Weg. Schließlich wurde der Nie-selregen stärker, die Dunkelheit brachherein und da passierte die Katastrophe.Er rutschte aus und stürzte mehrere Me-ter das Gletschergeröll hinunter.

Es war nicht so schlimm, ich hatte mirnicht wehgetan, aber die Lampe war ka-putt. Ich saß da im Dunklen, und es regne-te was ging.

Da wurde mir klar, dass es jetzt eng wurdeDass ich mich jetzt besinnen musste,denn wenn ich weiterhin hektisch wäreund irgendeinen Fehler machte, wäre icham nächsten Tag hin. Dass ich ohne Lam-pe niemals über den Gletscher findenwürde, war sowieso klar.

Er fand eine Stelle unter einem et-was überhängenden Stein, wo er sich inseinem Schlafsack halb liegend, halb sit-zend unterstellen konnte, um auf denTagesanbruch zu warten. Allerdings wur-de der Regen immer stärker, langsamwurde er völlig durchnässt. Schließlichbegann es zu schneien und er kämpftedurch permanente Muskel an span nungs -übungen gegen das Erfrieren.

Ich durfte auf keinen Fall einschlafen.

Ich wurde richtig hektisch. … Ich schlotter-te, ich zitterte, ich fror erbärmlich, und ir-gendwann brachte ich den Willen nichtmehr auf und schlief ein. Ich muss einge-schlafen sein, denn plötzlich sah ich denTunnel vor mir. Diesen Tunnel mit einemwunderschönen, hell erleuchteten, strah-lenden Ausgang. Mir war warm und ange-nehm, ich fühlte mich unglaublich wohl.

Nachdem ich den Tunnel gesehen hat-te, wurde ich sofort munter. Ich bin dafroh unter meinem Stein gesessen, undnichts hat mir gefehlt.

Als es hell genug war, rappelte er sichauf und erreichte langsam das Basisla-ger, wo ihm eine Lungenentzündung at-testiert wurde und er sich auch nach ei-nigen Tagen wieder erholte. Über diesebesondere Nahtoderfahrung sagt er:

Ich war da sicherlich schon „ein Stückerl drüben“Das Besondere war, dass ich, nachdem ichwieder aufgewacht war, so ruhig und sogeborgen war. Das gleißendene Lichtbrachte mich wieder zurück; meine Ver-zweiflung, meine Angst vor dem Erfrierenwaren weg. Ich wusste, es kann mir nichtspassieren, es ist alles in Ordnung. …Ichfühlte mich irgendwie beschützt.

Diese Erfahrung hat Peter Habeler inseinem Buch festgehalten: Das Ziel istder Gipfel, Tyrolia 2007 ■

Wo Himmel und Erde sich berühren

Extrembergsteiger und Bergführer Peter Habeler

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Als Rapid-Pfarrer werde ich oft im AllianzStadion der Grün-Weißen Rapid Familiebei vielen Gesprächen gefragt: Wo wohntGott? Hilft Er uns heute beim Sieg? Ist Erauch im Stadion? Ich muss dann immerwieder schmunzeln und erzähle von ei-ner Diskussion zwischen Rabbi Mendelvon Kozk und seinem Schüler: „RabbiMendel fragt einfach einen Schüler:Weißt du denn überhaupt, wo Gottwohnt? Als der verblüfft verstummt,fährt er fort: Ich werde es dir sagen! Erwohnt dort, wo man ihn einlässt!“

Eine „Loge für den Herrn“Auf den Punkt gebracht! Rapid hat esverstanden und in seinem neuen wun-derbaren Stadion auch für Gott eine ei-gene Loge hergerichtet. Ein stimmungs-und geheimnisvoller Andachtsraum für

ALLE Glaubens- und Lebensgeschichtenwie es dem Leitbild des SK Rapid Wienentspricht. Besonders berührt habenmich die Worte des Stadiondirektors undProjektleiters Harry Gartler: „Wir habenfür alle besondere Plätze im Stadion, so-gar eine Loge für den Herrn“. Einzigartig!Der Traum vieler Fans und Sportbegeis-terten ist in Erfüllung gegangen. Es gibtin ganz Österreich keinen zweiten ver-gleichbaren Raum in einer Sportstätte.Rapid ist im Sportgeschehen Österreichswieder einen Schritt voraus und ermög-licht dadurch vielen Menschen die eige-ne Mitte zu finden vor allen aber imGlauben eine enorm große Kraftquellezu finden. Besondere Familien haben be-sondere Räume, wo sie zur Ruhe, zumGespräch, zum Feiern kommen. Wiestolz und großartig klingen die Namen:

„FC Barcelona, Real Madrid, FC BayernMünchen, Schalke 04, Olympiastadionin Berlin, Rapid Wien – Vereine mit ei-nem hörenden Herz“. In der besonderen„Loge des Herrn“ bei Rapid feiern vieleSportbegeisterte Taufen, Hochzeiten,Gedenkgottesdienste, Jubiläen. Aktuellmöchte ich eine Kooperation mit denSchulen starten, damit Jugendliche durchden Glauben eine Sprache des Herzenslernen. In Vorbereitung sind Projektewie: „Sport for peace“, Friedenserzie-hung und soziale Kompetenzen, Gewalt-freie Kommunikation, Teambuilding undeiniges mehr.

„Pilgernde Fans“, „heiliger Rasen“und „Fußballgott“ Fußball und Religion, das Spiel auf demgrünen Rasen und Spiritualität: längst

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201622

Wo wohnt Gott?

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Gott am Fußballplatz?Gehen die Menschen heute lieber auf den Fußballplatz als in die Kirche? Oder hat Gott auch in einem Stadion Platz? Rapid-Seelsorger Christoph Pelczar über einen besonderen Ort, den Glauben zu feiern

„Die Loge des Herrn“: der interreligiöse Andachtsraum in der Wiener Allianz Arena

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sind sie unüberschaubar, ja inflationärgeworden, die Querpässe voller Meta-phern und Assoziationen, das von denMassenmedien bis hin zur Literatur, vonder Werbebranche bis zur Freizeitindus-trie freudig aufgenommene Gaberln mitSprachspielen, mit diskursiven Andock-stellen, mit Zuspielen von Stimmungs-bildern. Fans „pilgern“ zu den Spielstät-ten, Fußball gilt als „Kult“, der Rasen ist„heilig“, Stadien umgibt der Nimbus desSakralen und Auratischen, die Starkickerund Idole der Jugend genießen das Attri-but des „Fußballgottes“, der „PfostenGottes“ soll Argentinien im WM-Spielgegen die Eidgenossen, die kurz vor Endeder Verlängerung einen Kopfball an dieStange setzten, gerettet haben und dieunsägliche Phrase von der „Hand Got-tes“ für das ebenso legendäre wie regel-widrige, betrugsmiefige Tor Maradonasbei der Fußball-Weltmeisterschaft 1986ist längst zum Evergreen des Sport-Jar-gons geworden. Die Auflistung ließe sichfreilich fortsetzen und ich bin überzeugt,Sie können noch die eine oder andere As-soziationskette schmieden.

Doppelpass von Spiritualität und FußballDoch lassen wir uns nicht allzu sehr vonteils durchaus kreativen Sprachspielenablenken und wagen uns ein wenig indie Tiefenstruktur dieses Andachtsrau-mes im Stadion, die der Frage nachspürt,ob Fußball und Spiritualität in einemfruchtbringenden Doppelpass zueinan-der stehen können, der dem menschli-chen Dasein als solchem und im Ganzen,in seiner Weltoffenheit und in seinemGrund- und Transzendenzbezug etwassagen kann. Fußball kann ein ungemeinfaszinierender, unmittelbarer Lehrmeis-ter für die im Leben so wichtige Balancevon Einheit und Vielfalt sein, ohne diekeine Gemeinschaft nachhaltig Bestandhaben kann. Wie kaum ein anderes Spiel

zeigt der Fußball, dass eine Einheit aufKosten von Vielfalt und der Buntheit derIndividualität zu einer Wüste wird, in derKreativität und Freiräume austrocknenund vom Sand der Uniformität zersetztwerden. Genauso wie umgekehrt deut-lich wird, dass eine Vielheit auf Kostender Einheit auf Abwege ohne Orientie-rung und Perspektiven führt.

Bereits angesichts dieser wenigenAndeutungen wird deutlich: wir müssennicht erst aufwendige Querverbindun-gen zwischen Fußball und Spiritualitätkonstruieren und allerlei Winkelzüge für

Verstrebungen basteln. Wir müssen nurhineinhören in die Tiefenstrukturen desPhänomens selbst und aus dem Zuhö-ren das Gespräch initiieren. Genau darinbegreife ich auch meine zentrale Aufga-be als Rapid-Pfarrer: aus dem aktiven Zu-hören und Zugehen auf die Menschenselbst zum Gesprächsraum zu werden,in dem der Doppelpass von Spiritualitätund Fußball aus den lebensweltlichenGrunderfahrungen des menschlichenDaseins aufgegriffen und an alle, die derherzlichen Einladung zum Mitspielenfolgen, weitergespielt wird. ■

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Rapid-Pfarrer Christoph Pelczar (links) mit Projektleiter und Stadionboss Harry Gartler

Glücklich, wer seinen Sieg dankbar feiert, ihn annimmt wie ein Geschenk.Glücklich, wer ohne Neid den zweiten Platz einnimmt.Glücklich, wer verlieren kann, ohne den Kopf zu verlieren.Glücklich, wer in Sport und Spiel Freiheit spürt.Glücklich, wer sich ganz einsetzen kann, ohne sich im Ehrgeiz zu verzehren.Glücklich, wer ein gutes Team erlebt – beim Spiel und im Leben.Glücklich, wer im anderen immer den Menschen sieht, nicht nur den Gegner.Glücklich, wer sich erholen kann bei Sport und Spiel.Glücklich, wer beim Training des Körpers die Seele nicht vergisst.Glücklich, wer mit Körper und Seele Gott, den Schöpfer, lobt.

Autor unbekanntQuelle: Seligpreisungen der Diözesansportgemeinschaft St. Pölten www.dsg.or.at

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Wir fragen Prominente: »Wo wohnt Gott ?

Wer immer das Wort Gott als Erster aus-sprach, hat es damit in der menschli-chen Sprache festgesetzt und den Re-geln der Grammatik überantwortet, diewohl oder übel auf die weitere Gestal-tung des Wortes Einfluss nahmen. Ent-scheidungen wie das grammatische Ge-schlecht wurden getroffen, so es die je-weilige Sprache in ihrem Sortiment führ-te. Und wenn nicht? Fakt ist, dass selbstdie Sprecher von Sprachen, die keingrammatisches Geschlecht entwickelthatten, Gott vorzugsweise als männlichempfanden. Und dieser männliche Gottwar, sobald die Rede auf ihn kam, der De-klination, Einzahl und Mehrzahl, der Zu-schreibung von Eigenschaften sowie je-der Menge objektbezogener Handlun-gen ausgeliefert, die ihm die Bleibe inder menschlichen Sprache nicht geradeleicht machten.

Da diese Sprache ständig im Flussund voller Ideen ist, wurde dem anfäng-lich als Herr des Wetters Wahrgenom-menen eine Bleibe in luftiger Höhe an-gedient, die sich in Folge zum himmli-schen Thronsaal samt hierarchiebe-wusstem Hofstaat in Form geflügelterGottesboten verfestigte. Allerdings hat-te dieser phantasievoll ausgeschmückteWohnsitz Gottes, nur wenig mit der Vor-stellung tief Gläubiger gemein. Also bo-ten sie sich selbst zur Wohnstatt an. DieMuslime meinten diesbezüglich, Gottsei ihnen näher als ihre Halsschlagader.Der mittelalterliche Mystiker MeisterEckehart erkühnte sich mit folgenderSpekulation, es sei viel edler, wenn er Gottzu sich zwinge, als wenn er sich zu Gott

zwinge, zur Debatte über das WohnenGottes beizutragen. Und nicht nur das,er wollte Gott sogar im Holzhacken geor-tet haben, was wohl heißen soll, dass derWohnsitz Gottes ein unberechenbarerist, ähnlich der Heisenbergschen Un-schärferelation.

Kein Wunder, dass der Volksmund esals Drohung aufnimmt, wenn jemandsagt: „Ich werde dir schon noch zeigen,wo Gott wohnt!“ ■

Kürzlich hat der Hausherr von St. Ste-phan seine Freunde gefragt, wo ich wohlwohne. Das war ein Fest der Gedanken.Der Gourmet ist sich vollkommen sicher,dass ich mich in Frankreich niedergelas-sen habe, auf einem Weingut, unweit ei-nes Weihers, wo der beste Koch des Lan-des mit Rosinen gefüllte Tauben brät.Der Wanderer hingegen wähnt mich ob-dachlos. Obdachlos im positivsten Sinndes Wortes, für ihn logiere ich in Waldund Flur, auf Wiesen, Almen, Trocken-sümpfen und Firn. Dort summe ichdurch die Bienen, rausche gemächlichdurch die Wälder und wenn es Nachtwird, tue ich es den Eulen gleich, schwe-be lautlos durch die Äste und besetztesie fallweise wie die zornigen jungenMenschen damals die leerstehendenHäuser. Der Herr Pfarrer aus St. Neutor a.d. Lafnitz hat mich in seinem Kirchleinuntergebracht, jeden Sonntag zwischen9 und 9 Uhr 52 stellt er mich den Gläubi-gen vor, erzählt ihnen von unseren Ge-sprächen und ich bin ihm sehr dankbardafür. Am Anfang dieses Beitrages hatder Autor, der glaubt, dass ich ihm dieFeder führe, den Dompfarrer Faber er-

wähnt und ihn als Hausherrn von St. Ste-phan ausgewiesen. Nun überlege ich, obmein Freund Faber oder doch ich derHausherr vom Stephansdom sei. Wahr-scheinlich sind wir es beide, und wenndie Gläubigen kommen, sind sie es auch.Ach ja, es stand die Frage im Raum, woich gewöhnlich logiere, und ich kann esganz einfach beantworten. Ich bin imWind zu Hause. im Wind, der in der Hitzekühlt, im Wind, der die Essen derSchmiede befeuert, die Mühlen antreibt,durch die undichten Türen der Gottes-häuser dringt und die Luft zu den Men-schen bringt, die sie atmen. Der AtemGottes, so hat es der Autor dieser Zeilengeschrieben, ist laut und leise, er ist plötz-lich da und schon wieder verschwundenund wer ihm auch nur ein ganz wenigAufmerksamkeit schenkt, kann ihn auchbei Windstille vernehmen. ■

Wo finde ich, wo finden wir Gott im Garten?Ein erster Gedanke lässt uns auf das Pa-radies, auf abendländische Gärten, dieeuropäische Gartenkultur und in denNahen Osten blicken. Der Garten Eden,den Gott pflanzte, die Gärten der Kir-chen, Klöster und Stifte, die Friedhöfe.Ein nächster Gedanke geleitet uns zuden Weltreligionen. Die Suche der Men-schen nach Gott und der Liebe, dem Zu-einander von Liebenden und der Blickauf das Jenseits ist über Jahrtausendeund über die Kontinente in Bildern undSchriften mit Gärten verbunden. DieGärten des Islam und des Buddhismusseien beispielhaft genannt wie die Gär-ten Ägyptens, Mesopotamiens und Per-

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Wo wohnt Gott?

Barbara Frischmuth istSchriftstellerinund Übersetzerin

Karl Hohenloheist Journalist, Kolumnist, Moderator, Drehbuchautorund Herausgeberdes Gault MillauÖsterreich

Brigitte Mang,Direktorin derÖsterr. Bundes-gärten, ist ab2017 Vorstandund Direktorinder dt. Kultur -stiftung Dessau-Wörlitz

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siens, Indiens, Chinas und Japans.Stets hat der Mensch Gärten gestal-

tet: Nutzgärten, Gärten der Muße undZierde, Medizinalgärten, Gärten der Re-präsentation, Botanische Gärten, inEuropa ab der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts öffentliche Gärten. Religiö-se, politische und gesellschaftliche Kon-notationen prägen den jeweiligen Gar-tenstil (mit). Vielen Pflanzen ordnen dieKulturen besondere religiöse Bedeutun-gen zu. Wasser hat in seiner garten-künstlerischen Vielfalt Spiritualität undEwigkeit.

Gärten lassen uns heute wie eh undje Zeit und Muße finden, Beschaulichkeitund Ruhe, Genuss und Wohlgefühl. Obwir in ihnen spazieren, sporteln oder sit-zen, ob wir in ihnen arbeiten oder sieeinfach betrachten. Wir spüren uns, wirblicken in unsere Seele und finden Gott.Wir erleben den Verlauf der Tage und desJahres, der Farben und des Lichts, dasWerden und Vergehen, den Wandel desLebens, auch da fühlen wir Gott. Ich den-ke, wir finden Gott in den Gärten weilwir uns selbst in ihnen finden.

Zur weihnachtlichen Lektüre emp-fehle ich Ihnen die Publikation „Gärtender Welt, Orte der Sehnsucht und Inspira-tion“ (Museum Rietberg, Zürich, 2016). ■

Auf die Frage „Wo wohnt Gott?“ gibt eskeine einfache oder allgemeingültigeAntwort, sondern viele unterschiedlicheZugänge. Spiritualität bietet die Möglich-keit, sich vom beruflichen Alltag zurück-zuziehen und zur Ruhe zu kommen. DerGlaube gibt den Menschen nötigen Rück-halt, Entschlossenheit, Kraft und vor al-

lem Sicherheit. Es sind Dinge, die jederMensch in verschiedenen Situationendes Lebens braucht – beispielsweiseauch unsere Polizistinnen und Polizisten,die nie zu hundert Prozent wissen kön-nen, was sie bei der nächsten Amtshand-lung erwartet. Glaube bleibt einem auchals Lehrer bei der Bekanntgabe der Notennicht verborgen. Man denke an die hoff-nungsvollen zum Himmel gerichtetenBlicke der Schülerinnen und Schüler. Wieund wann man Gott begegnet, muss je-der selbst für sich entscheiden. Mein Ort,um zur Ruhe zu kommen, liegt in der Na-tur, im Garten und in der Musik. Nach ei-nem langen Tag im Büro oder auf Termi-nen verbringe ich gerne Zeit in der Natur,um den Tag zu reflektieren und in ersterLinie eine Entschleunigung des Alltageszu bewirken. Als Historiker habe ich michlange Zeit mit Relikten des menschlichenSchaffens beschäftigt, die Natur und Gär-ten habe ich erst später richtig zu schät-zen gelernt. Es sind Orte und Momente,in denen man die Zeit vergisst – Luxus inunserer heutigen Welt.

Liebe Leserinnen und Leser, ich wün-sche Ihnen und Ihren Familien ein geseg-netes Weihnachtsfest und viele besinnli-che Momente! ■

Als Umweltstadträtin bin ich sehr gernein der freien Natur unterwegs, für michist sie der schönste Ort, um Energie undneue Kraft zu tanken. Es ist ein Ge-schenk, dass unsere Millionenstadt ei-nen derart hohen Grünraumanteil hat,an dem man im oft so hektischen Alltaghin und wieder die Seele baumeln lassenkann.

Wenn ich etwa im Wienerwald spa-zieren gehe, in der Alten Donau schwim-me und in der Stille innehalte: immerdann erfreue ich mich an der Schönheitund Buntheit unserer Stadt und ihrervielfältigen Flora und Fauna.

Viele Menschen empfinden ganzähnlich und viele sehen darin einen gött-lichen Beweis. Für mich als Naturwissen-schaftlerin und gelernte Molekularbiolo-gin liegt die Schönheit des Lebens in derVielfalt.

Klimawandel und Globalisierungstellen uns täglich vor neue Herausfor-derungen – immer schneller etwa ver-schwinden viele Tier- und Pflanzenarten,bevor wir sie überhaupt entdeckenkonnten. Es ist unsere Aufgabe, sorgsammit dem Planeten umzugehen und dieVielfalt und Schönheit unserer Stadtauch für die nächsten Generationen zusichern. ■

Ich bin davon überzeugt, dass viele Men-schen ihren persönlichen Weg gefundenund somit die Gnade haben Gott zu spü-ren. Ich, die selbst tagtäglich mit Kunstzu tun hat, weiß nur zu gut um die Aus-strahlungskraft und die Bedeutung vonBildern, Fresken oder Skulpturen Be-scheid. Denn gerade mit Hilfe der Male-rei sind Künstler seit langer Zeit darumbemüht das Göttliche festzuhalten.Durch dieses Mittel haben Künstler dieMöglichkeit Geschichten zu erzählen,um so ein christliches Thema - ob aus Al-ten oder Neuen Testament - mit vielKraft, Liebe und Emotionen dem Be-trachter näher zu bringen. Daher würdemeine Antwort auf diese doch

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Wolfgang Sobotka ist österreichischerBundesministerfür Inneres

Ulli Sima istStadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke

Agnes Husslein-Arco, Kunst -historikerin undKunstmanagerin,ist Direktorin des BelvedereMuseum Wien

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Aus der Dompfarre

26 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016

Gerade elf Jahre war ich alt, als mich imXaveriushaus in Feldkirch, in dem ich „in-tern“ war, Bruder Benedikt fragte, ob ichnicht dem Kreuzzug des Franziskanerpa-ters Petrus Pavlicek beitreten und michverpflichten wolle, jeden Tag wenigstensein Gesätzchen des Rosenkranzes zu be-ten. Ich nahm an und erinnere michnoch genau an das Formblatt, das er mirgab. Ich füllte es aus und unterschrieb esmit gewissem Stolz. Es war wohl einesder ersten Formulare meines Lebens, dasich unterschrieb.

Der Rosenkranz gehörte zur Traditionmeiner Familie. Meine erste Erinnerungstammt aus dem Jahre 1942. Mein Vater,in Uniform, nahm mich und meine einJahr jüngere Schwester in der Stubenacheinander auf den Arm und zeichne-te uns mit Weihwasser das Kreuzzeichenauf die Stirn. Dann war Dädi auf einmalnicht mehr da! Mama war schwanger.Mama und Ahna1, meine Schwester undich blieben zurück. Warum war Dädiweggegangen? Kinder werden in alleEwigkeit nicht verstehen, warum esKrieg gibt. Wenn ich an diese Zeit denke,

dann denke ich auch an den Rosenkranzin den Händen meiner Mutter. Das ersteGebet, das Mama uns Kinder lehrte, wardenn auch das „Gegrüßt seist du, Maria“.Erst nachdem wir dieses Gebet konnten,lernten wir das Vaterunser.

Ein weiteres Ereignis, das sich tief inmein Gedächtnis eingeprägt hat, gab esanfangs der Fünfziger Jahre. September

1953. Die Schule hatte soeben begonnenund ich war im Bundesgymnasium Feld-kirch in die 3. Klasse aufgestiegen. Zu La-tein kam nun Griechisch dazu. Auf derSchattenburg wehten die Farben Frank-reichs Blau-Weiß-Rot. Beinahe jeden Tagexerzierten und marschierten französi-

sche Soldaten über den Marktplatz odersonst wo in der Stadt, und das lautstarkeKommando drang sogar bis in unsereKlassenzimmer: „un – deux“ „un – deux“„un – deux“. Zuhause hieß es nach denspärlichen Mittagsnachrichten in deut-scher Sprache plötzlich im Radio: „Ici Pa-ris, radio division français, programmenational“. Da die allermeisten Vorarlber-

ger aber kein Französisch verstanden,war diese Ansage das Zeichen zum Aus-schalten des Radios. Übrigens gab es inden Schulen kein Lehrfach „Deutsch“. ImStundenplan hieß es „Unterrichtsspra-che“.

Gebet für „die Freiheit Österreichs“Bis in die kleinsten Details spürten wir,dass Österreich nicht frei war. Ausländi-sche Mächte besetzten unsere Heimat.Eine Viertelstunde zu Fuß von meinemElternhaus entfernt, am anderen Uferdes „Vater Rhein noch jung an Jahren“2lebte jedoch ein Volk in Freiheit und Frie-den. Die Schweiz hatte keinen Krieg.Dort wehte das weiße Kreuz auf rotemGrund. Unser Rot-Weiß-Rot aber war nur

Die geheimnisvolle KetteBischof Erwin Kräutler über eine Kette, die den Himmel mit der Erde und die Menschen rund um die Welt verbindet: den Rosenkranz

wichtige Frage lauten: Ja, Gott kannbeispielsweise auch in einem Gemälde„wohnen“. So sind es beispielsweise Ge-mälde in Kirchen, oder auch Andachts-bilder, die Menschen helfen, sich Gottnäher zu fühlen, ihnen Trost zu spendenund ihren Glauben zu stärken.

In diesem Zusammenhang habe ichauch einige besondere Erinnerungen anden Maler Herbert Boeckl, meinen ge-liebten Großvater. Als tief religiöserMann war es ihm stets ein Desiderat, sei-nen Glauben und Bezug zu Gott in sei-nen Gemälden festzuhalten und diesenso mit anderen Menschen teilen zu kön-nen. Dabei sind einige sehr intime Werkeentstanden, wie zum Beispiel das Porträtder Heiligen Thérèse von Lisieux oder

Fresken für Kirchen, wie jene in der Basi-lika in Seckau. Ich selbst habe ihn für die-ses Anliegen und seinen tiefen Glaubenimmer sehr bewundert. Einmal traf erfolgende Aussage, die in meinen Augenauch noch heute eine gewisse Gültigkeithat: „Und doch glaube ich, dass der mo-derne Künstler für diese Welten da ist. Ja,er kann gewählt werden in einem Au-genblick, über dessen Helligkeit er sichlange nicht bewusst geworden ist. Wohlein Versuch, Innerstes aufzumalen, inBezug auf ein Geschöpf, zu dem mandurch geheime Liebe verbunden ist. Undich glaube, dass kaum eine andere Zeit,so miteinander wie die gegenwärtige,um die Kräfte des Himmels gerungenhat.“ ■

»Der Rosenkranz wurde zum Symbol der nie aufgegebenenHoffnung auf Freiheit.«

Bischof em. Erwin Kräutler

„Dädi“ war in Vorarlberg der Kosename für1Vater, „Ahna“ für Großmutter. Zweite Strophe der Vorarlberger Landes-2hymne: „Du Ländle, meine teure Heimat,wo längst ein rührig Völklein weilt, wo Va-ter Rhein, noch jung an Jahren, gar kühndas grüne Tal durcheilt; hier hält man treuzum Heimatlande und rot-weiß weht es inder Luft. O Vorarlberg, will treu dir bleiben,bis mich der liebe Herrgott ruft“.

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Im September 2017 wird Erwin Kräutler,emeritierter Bischof vom Xingu,

bei der Mariä-Namen-Feier im Stephansdom zu Gast sein.

bei der Fronleichnamsprozession an denWohnhäusern geduldet, jedoch an kei-nem öffentlichen Gebäude. So begannich immer mehr den Aufruf des Rosen-kranzsühnekreuzzugs zu inständigemGebet für „die Freiheit Österreichs“ zuverstehen. Wir wollten unser Österreichohne fremde Soldaten. Ich kann michgut erinnern, wie in den Tagen nach dem12. September 1953 Zeitungen und Zeit-schriften von 50.000 Menschen berich-teten, die an der Maria-Namen-Prozessi-on über die Wiener Ringstraße teilnah-men und den Rosenkranz beteten, allenvoran Bundeskanzler Julius Raab undAußenminister Leopold Figl. Ein beein-druckendes Foto zeigte die beiden öster-reichischen Spitzenpolitiker betend mitKerzen in ihrer Hand. Die Verhandlungenmit den Besatzungsmächten dauertenja schon Jahre und es erschien kein Lichtam Ende des Tunnels. Eine halbe MillionFrauen und Männer, Jugendliche und al-te Menschen klammerten sich an denRosenkranz. Er wurde inzwischen zumSymbol der nie aufgegebenen Hoffnungauf Freiheit. Aber wann kommt sie? Wieviele Jahre wird es noch dauern? Im Feb-ruar 1954 fand in Berlin eine Außenmi-nisterkonferenz der Siegermächte statt.Der Österreichische Staatsvertrag wareines der Themen. An der Spitze derÖsterreichischen Delegation waren Au-ßenminister Leopold Figl und Staatsse-kretär Bruno Kreisky. Die Erwartungenwaren hoch. Diesmal musste der Durch-bruch gelingen: der Staatsvertrag. Undentsprechend groß war die Enttäu-schung, als am 19. Februar 1954 die Öster-reichische Delegation unverrichteterDinge nach Wien zurückkehrte. Molo-tows „Njet“ hatte den Traum von einem„freien Österreich“ wieder zerschlagen.Die Sowjetunion ging von ihren Forde-rungen nicht ab, die Besetzung Öster-reichs auch nach Abschluss eines Staats-vertrages fortzusetzen. Aber, wie kannein Staat unter Kontrolle und Besatzung

eines anderen Staates seine Souveräni-tät behaupten?

Die Hoffnung aber blieb! In Brasiliensagt man: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“.Kardinal Schönborn hat dieses brasilia-nische Sprichwort in seiner Silvesteran-sprache 2015 revidiert und ich pflichteihm voll bei: „Die Hoffnung stirbt über-haupt nicht“.

Ja, die Hoffnung starb nicht. Aber esmusste ein Wunder geschehen. Und esgeschah viel schneller als der kühnsteOptimist sich vorstellen konnte.

Am 15. Mai 1955 hörten wir aus demRadio die Stimme unseres Außenminis-ters Leopold Figl: „Österreich ist frei!“. Somanche der sonst eher trockenen Vorarl-berger bekamen nasse Augen. Auf derSchattenburg in Feldkirch wurde endlichdie rot-weiß-rote Fahne gehisst. Ja, eswar ein Wunder! Ein Jahr zuvor zeigteMolotow mit seinem „Njet“ Österreichnoch die kalte Schulter. Nun plötzlichaber gaben die Russen doch ihre Zustim-mung zum Staatsvertrag. BundeskanzlerJulius Raab war dann auch überzeugt:„Wenn nicht so viel gebetet worden wä-re, so viele Hände in Österreich sich zumGebet gefaltet hätten, so hätten wir eswohl nicht geschafft!“

Der Rosenkranz hat mich in meinerJugend immer begleitet. Ich betete ihnallerdings meist lieber allein, wenn ichbeispielsweise im Zug oder anderen Öf-fentlichen Verkehrsmitteln unterwegswar. Ich fand ihn immer als eine beson-dere Form der Meditation. Das Gebet

des Herrn und die zehn Ave Maria sindsozusagen die Begleit- oder Hinter-grundmusik für die Kontemplation derverschiedenen Stationen des Lebens Je-su, seines Leidens und Todes und seinerAuferstehung, verwoben mit unsererpersönlichen Geschichte.

Ein Reisebegleiter rund um die WeltDieses Gebet ist auch eng mit meinemEinsatz für die Menschen am Xingu undAmazonas verbunden. Nach der Priester-weihe in Salzburg am 3. Juli 1965 hatte ichnoch einige Monate zu warten bis zumeiner Abreise nach Brasilien. Vor dergroßen Reise mit der „Emsstein“, einemFrachtschiff der Norddeutschen Lloydmachte ich, wie schon so oft, eine Wall-fahrt nach Maria Einsiedeln. Ich wolltedie schwarze Madonna um den Reisese-gen bitten. Vor der Basilika fiel mir ein vonSchwestern betreuter Verkaufsstand auf.Das blaue Kopftuch und das Herz mitdem Kreuz auf der Brust sind das untrüg-liche Zeichen für die Kleinen SchwesternJesu der Gemeinschaft von Charles deFoucauld. Sie boten Kerzen und Rosen-kränze an. Und da fiel mir plötzlich eineher grobschlächtiger hölzerner Rosen-kranz auf. Ich kaufte ihn und sagte denSchwestern, dass ich ihn nach Brasilienmitnehmen werde. Dieser Rosenkranzbegleitete mich zuerst auf der Reise überden Atlantik und dann auf allen weiterenReisen. 1980 wurde ich zum Bischof ernannt und am 25. Jänner 1981 ▶

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Aus der Dompfarre

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erhielt ich in Altamira die Bischofs-weihe. Meine Leute wollten, dass ich sieals Bischof immer wieder vor Ort besu-che, und ich war deshalb immer mehr alsdie Hälfte des Jahres unterwegs zu denGemeinden.

Seit den siebziger Jahren gehören dieBasisgemeinden zur kirchlichen Land-schaft am Xingu und Amazonas. Es wardie Zeit des Baus und der Kolonisationder Transamazônica. Tausende Familienkamen aus anderen Bundesstaaten Bra-siliens in unser Bistum. Die Leute, die

eintrafen, fühlten sich zunächst wie aufeinem anderen Planeten. Menschen, diesich nie im Leben gesehen hatten solltenplötzlich Nachbarn werden und mitei-nander eine gemeinsame Zukunft ge-stalten. Viele fühlten sich entwurzelt, hi-neingeworfen in eine unbekannte Welt,träumten in den tropisch feuchtenNächten vom Dorf, das bisher ihre Hei-mat war, und weinten sich die Augen rot.Wir waren nur ein paar junge Priesteram Xingu und total überfordert. Aberdiese Menschen waren allesamt Chris-

ten. Auf einmal kam es irgendeiner Fa-milie in den Sinn, Nachbarn zum abend-lichen Gebet und darauffolgenden Cafe-zinho einzuladen. Es war das Rosen-kranzgebet. Irgendeine Frau kannte dieGesätzchen und deren Reihenfolge. Anvielen Orten war der Rosenkranz der An-fang des Gemeindelebens in kirchlichenBasisgemeinden, und für viele war erlange Zeit die einzige Form von „Gottes-dienst“. Wir erfuhren davon oft erst spä-ter als jemand kam und uns bat, einmalvorbeizukommen, eine heilige Messe zufeiern und die Kinder zu taufen.

Ja, kirchliche Basisgemeinden began-nen in vielen Fällen mit dem Rosen-kranz! Ich verstehe es bis heute nicht,warum manche kirchliche Instanzen inEuropa diesen Gemeinden so viel Miss-trauen entgegengebracht haben. Hinteraller Skepsis steckte wohl ein gerütteltMaß an Unkenntnis und Voreingenom-menheit. Es gab katholische Zeitschrif-ten, die Basisgemeinden mit Marxismusund Kommunismus in Verbindungbrachten und sogar so weit gingen,Priester zu beschuldigen, die Leute füreine blutige Revolution zu bewaffnen.

Kirchliche Basisgemeinden warennach den großen Konferenzen des la-teinamerikanischen Episkopats in Me-dellin (1968) und Puebla (1979) ganz si-cher eine neue - ach so alte! - Weise, Kir-che zu sein, die sich am Modell der ur-kirchlichen Gemeinden orientierte. Undwenn ich daran denke, dass viele von ih-nen schlicht und einfach mit dem Rosen-kranz begonnen haben, dann kann ichüber die tendenziösen Kommentare nurden Kopf schütteln. Der Rosenkranz hatin diesen Gemeinden seinen Stellenwertbis heute nicht verloren. Wie oft bin ichschon zum abendlichen Rosenkranzge-bet eingeladen worden! Und danach zuFruchtsäften und Kuchen!

Der 16. Oktober 1987 wurde für michzu einem „zweiten Geburtstag“. Auf hal-ber Strecke zwischen Altamira und BrasilNovo kam es zu einem grauenvollen„Unfall“. Ein Lastwagen rammte absicht-lich meinen PKW. Neben mir saß PadreSalvatore, ein Xaverianermissionar ausArdauli, Sardinien, 31 Jahre alt. Er war so-

fort tot. Ich kam mit dem Leben davon,verbrachte aber sechs Wochen im Kran-kenhaus. Nach den Erste-Hilfe-Sofort-maßnahmen in Altamira wurde ich perFlugzeug ins Spital Guadalupe in Belémüberstellt. Vor der Abreise bat ich ummeinen Rosenkranz und sagte, er befin-de sich ganz sicher im Wrack des Autos.Jemand fand ihn. Es war immer noch dergrobschlächtige Rosenkranz, den ich1965 vor meiner Abreise in Maria Einsie-deln bei den Kleinen Schwestern Jesu er-worben hatte. Blutbefleckt! Ich weißnicht, ob es das Blut des Padre Salvatorewar oder meines, das an ihm klebte. Im-merhin, der Rosenkranz begleitete michwieder auf einer Reise, diesmal schwerverletzt. Wie oft betete ich ihn in denschlaflosen, endlos scheinenden Näch-ten im Spital! Zwei Monate nach dem„Unfall“ war ich zurück am Xingu.

In den vergangenen Jahrzehnten un-ternahm ich unzählige Pastoralreisen anBord eines kleinen Schiffes zu den Ge-meinden entlang der Flüsse und Neben-flüsse oft bis hinauf zum Quellgebiet.Zehntausende Kilometer legte ich aufnaturbelassenen staubigen oder ver-schlammten Straßen zurück, um bis zurletzten kleinen Siedlung am Ende ir-gendeiner Nebenstraße zu gelangen.Wie oft habe ich in tagelangen Flussrei-sen und sehr mühsamen sowie aufrei-benden Reisen im Jeep still den Rosen-kranz gebetet, manchmal auch laut mitLeuten, denen ich Mitfahrgelegenheitangeboten hatte. Sie kannten dieses Ge-bet und freuten sich mitbeten zu dürfen.

Am 16. Oktober dieses Jahres starbmein Mitbruder Pater Fritz Tschol aus St.Anton am Arlberg. Er war sechsund-zwanzig Jahre lang mein Generalvikarund hatte dieses Amt schon bei meinenzwei Vorgängern im Bischofsamt inne.Beinahe 60 Jahre diente er in beispiello-ser Hingabe und unermüdlichem Ein-satz dem Volk Gottes am Xingu. Auf derBrust des Leichnams ruhte das Missions-kreuz und seine verblassten Hände wa-ren umschlungen vom Rosenkranz. Eswar nicht ein Rosenkranz, sondern seinRosenkranz. Er betete ihn täglich. Als derSarg verschlossen werden sollte, fragten

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 29

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mich einige Leute ob sie das Kreuz undden Rosenkranz nun wegnehmen soll-ten. Ich winkte ab. Der Rosenkranz zwi-schen den Fingern des verstorbenen Pa-ter Fritz gehört zur Identität des Verstor-benen und eines jeden Priesters, bis sei-ne Abschiedsstunde schlägt.

Es ist eine geheimnisvolle Kette dieuns vom tropischen Regenwald mit demHimmel verbindet. Oder, um es denMenschen am Arlberg und im „Land derBerge, Land am Strome“ anschaulicherzu erklären, das Kletterseil, das uns hilft,die in der Sonne Gottes gleißenden Zin-

nen und Gipfel der ewigen Liebe zu er-klimmen.

Nie im Alleingang, sondern in einerSeilschaft zusammen mit unzähligenSchwestern und Brüdern!

Altamira, 11. November 2016, SanktMartin von Tours ■

Termine der nächsten Zeit:▶ Mi, 14. Dezember 2016, 18.00 Uhr, Franziskanerkirche Wien I Festgottesdienst zur Eröffnung des Jubiläumsjahres▶ So, 1. Jänner 2017, 10.00 Uhr, Übertragung live aus der Franziskanerkirche ORF-Radiomesse am Weltfriedenstag▶ Di, 10. Jänner 2017, 19.00 Uhr, Refektorium d. Franziskaner, Wien I, Franziskanerpl.Comeback nach dem Austritt? – Mit Otto Pavlicek auf Heimatsuche Podiumsgespräch zu Kirchenaustritt/Wiederaufnahme (u. a. mit Dompfarrer Faber)▶ Di, 7. Februar 2017, 18.30 Uhr, Festsaal d. Alten Rathauses, Wien I, Wipplinger Str. 8„Österreich ist frei!“ – Die politische Dimension des RSKVortrag von Bezirksvorsteher MMag. Markus Figl (Großneffe von Dr. Leopold Figl)▶ So, 19. Februar 2017, 15.30 Uhr, Franziskanerkirche Wien IFestgottesdienst zum 70-jährigen Gründungsjubiläum des RSK

Das neue (Kirchen-) Jahr schenkt unsein Jubiläum, das von der 100 Jahr-Fei-er des weltberühmten portugiesischenWallfahrtsortes Fatima und dem 70Jahr-Jubiläum der mit ihm verbunde-nen Gebetsgemeinschaft um Friedenin der Welt, dem Rosenkranz-Sühne-Kreuzzug, geprägt sein wird. Der RSKist vielen Stephanern ein Begriff, nichtnur aufgrund der geographischen Nä-he der Franziskanerkirche zum Dom.

Unter der Patronanz von KardinalDr. Christoph Schönborn und Erzbi-schof Dr. Franz Lackner ist der RSK inmehreren hunderttausenden Mitglie-dern aktiv. Mit seinem Gründer, P. Pe-trus Pavlicek, ist eine der großen cha-rismatischen Persönlichkeiten desFranziskaner-Ordens der jüngerenVergangenheit im Jubiläum präsent.Unter dem Motto „Beten für den Frie-den“ verband P. Petrus MillionenMenschen in vielen Ländern der Weltin einem Apostolat, durch das viel Se-gen zu erbitten möglich war – zu-nächst für Österreich, später über alleGrenzen hinweg. P. Petrus‘ bekanntesWort „Geeintes Gebet ist eine Macht,die Gottes Barmherzigkeit auf dieseWelt herabzieht“ scheint sich ange-sichts des aktuellen globalen Zu-stands als Gebot der Stunde zu emp-fehlen.

Eröffnet wird das Jubiläum amMittwoch, 14. Dezember 2016 durchden Apostolischen Nuntius, ErzbischofDr. Peter Stephan Zurbriggen, in derFranziskanerkirche. Die Franziskaner-kirche und der Stephansdom werdenPole sein im Jubeljahr. In speziellenFeiern der österreichischen Diözesan-bischöfe in den großen Wallfahrtskir-chen sind auch alle Bundesländer in

Festkonzerte, Klosterpfade, ökumeni-sche Diskussionen und politisch-histo-rische Vorträge mit prominenten Refe-renten, eine Mariazell-Wallfahrt, ei-nen Radio-Gottesdienst am Weltfrie-denstag, eine Flugreise nach Fatima,das „Sommerkino“ in der Franziska-nerkirche, einen ORF/ZDF-Fernsehgot-tesdienst, ein Festmahl für die Armenvon Wien und vieles andere mehr.

Das detaillierte Programm liegt inallen Innenstadt-Kirchen zur Mitnah-me auf. Digital ist es auf der neu ge-stalteten Homepage www.rsk-ma.atabrufbar.

das Jubiläum eingebunden, ebenso dieVereinigung der Ordensgemeinschaftenin Österreich.

Ein ganzes Jahr hindurch gibt es einFestprogramm, das über liturgisches Fei-ern weit hinausgeht; die Vielfalt der the-matischen Aspekte sowie die Attraktivi-tät des Programms waren dem Koordina-tionsteam ein Anliegen. Die bemerkens-werte Biographie des P. Petrus sollteebenfalls ins Jubiläum einfließen.

Dementsprechend gibt es Veranstal-tungen für Kinder (u. a. ein ganztägigesCity-Kirchen-Entdeckungsfest), eine Do-nau-Schiffswallfahrt mit Feuerwerk,

Einer von 40 Programmpunkten im Jubiläumsjahr: Wiener Schiffsprozession mit „Feuerwerk zu Ehren der Gottesmutter“ (telefonische Anmeldung unter 01/512 69 36, bis 22. 12. ’16 und ab 10. 1. ’17 jeweils Mo–Do 9.00–12.00)

100 Jahre Fatima – 70 Jahre Rosenkranz-Sühnekreuzzug .

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Aus der Dompfarre

30 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016

Texte des heiligen Bonaventurastanden im Mittelpunkt derNacht der Mystik am 4. November 2016 im Stephans-dom. Von Johannes Berchtold

Den Freunden der Mystik vielleicht weni-ger bekannt als ein Meister Eckehartoder eine Teresa von Avila, dennoch be-zeichnete Leo XIII. den hl. Bonaventuraals „Fürst unter allen Mystikern“. Itinera-rium mentis in Deum, zu dt. „Der Wegdes Menschen zu Gott“ kann als seinHauptwerk in mystischer Hinsicht be-trachtet werden.

„Die Sehnsucht wird in uns auf dop-pelte Weise entzündet: Zum einen durchdas Rufen im Gebet, worin sich das Seuf-zen des Herzens Bahn bricht, dann durchden Blitz im Denken, wodurch sich derGeist geradewegs und mit allen Kräftenden Strahlen des Lichtes zuwendet.“

Diesem Grundgedanken entsprachdie Auswahl der Texte für die Nacht derMystik, welche die Lektoren der Dom-pfarre vortrugen. Domorganist Mag.Ernst Wally ergänzte den textlich vorbe-reiteten Weg der Mystik musikalisch u. a.durch Werke von J. J. Froberger und MaxReger. Gemäß dem Konzept der Nacht

Der »Fürst unte Mystikern« zu G

Nach langem schwerem Leiden, das ermit bewundernswerter Geduld und stil-ler Ergebenheit bis zum Ende ertragenhat, hat Gott unser Vater unseren liebenBernhard, hw. Herrn Domkuraten Msgr.Mag. Bernhard Ruf, am 28. September2016 im 63. Lebensjahr heimgeholt.Nach seinen Kaplansjahren in den Pfar-ren Hollabrunn und Neuottakring wirkteBernhard 24 Jahre mit unermüdlichemEifer als Priester segensreich in Ecuador(Südamerika), wo er auf pastoralem undauf sozialem Gebiet Großes vollbringenkonnte. Als sein Leidensweg mit der ers-ten Beinamputation begann, ging er mitÜberzeugung und mit Hilfe einer Bein-prothese zurück in sein Aufgabengebietnach Ecuador, wo noch viel Arbeit aufihn wartete. Erst der Verlust seines zwei-ten Beines machte klar, dass er jetzt inseiner Heimat bleiben musste. Trotzdemer an den Rollstuhl gefesselt war, über-nahm er die Leitung des Missionsrefe-rats in der Erzdiözese und half bei derSeelsorge am Dom bei der Feier der Eu-charistie und im Beicht- und Ausspra-

chezimmer engagiert mit. Außerdemwirkte er als Krankenseelsorger im AKH,wo er am Krankenbett vielen Patientengerade als Beinamputierter glaubwürdigTrost und Hoffnung zusprechen konnte.Eine heimtückische Krebserkrankungund die notwendigen Chemo-Therapienzwangen ihn, seine pastoralen Diensteimmer mehr einzuschränken und zuletztganz aufzugeben. Bei seiner Beerdigungin Stetteldorf am Wagram sagte unserErzbischof Kardinal Christoph Schön-born am Ende seiner Predigt, dass Bern-hard durch seine Leiden „himmelreif“geworden ist. Es ist unsere tiefe Über-zeugung, dass „unser guter Ruf“ nichtweg ist, sondern dass wir in ihm einenguten Fürsprecher bei Gott haben. ■

Rudolf Prokschi, Weihekollege von Bernhard Ruf

Diese Aussage wurde bei einem bunten1 Abschiedsabend, der vor vielen Jahren imPriesterseminar stattfand, dem damaligenBischofsvikar von Wien-Stadt P. Josef Zeininger OSFS in den Mund gelegt, alsBernhard Ruf nach Ecuador aufbrach.

Mein guter RUF ist weg!1

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Die Dompfarre hat einen Fürsprecher im Himmel mehr: unseren lieben Domkurat Bernhard Ruf

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 31

der Mystik waren die Teilnehmer einge-laden, den Weg der Mystik in dreifacherForm mitzugehen: textlich, musikalischund räumlich. Die Pilgramkanzel, die Vie-rung und der Altarraum waren die Sta-tionen, welche im sehr ansprechend be-leuchteten Stephansdom dem Weg zumZiel der Mystik Raum gaben. Die Mesnerdes Domes gaben durch ihre Arbeit imHintergrund auch heuer wieder ihr Bestes,um die sehr gut besuchte Nacht der Mys-tik zu einem Erlebnis werden zu lassen.

Eine profunde Einführung zu Lebenund Werk des hl. Bonaventura bot PrälatUniv. Prof. Dr. Josef Weismayer den Besu-chern gleich zu Beginn. Dompfarrer ToniFaber begrüßte die Gäste, spendete denSchlusssegen und stand bei der ab-schließenden Agape noch für persönli-che Gespräche zur Verfügung. Alles in al-lem wiederum ein gelungenes Fest zurVerbreitung und Wertschätzung derMystik in der Gegenwart. ■

Literaturhinweis: BONAVENTURA, Itinerarium mentis in Deum, Der Weg desMenschen zu Gott. Übersetzt, erläutertund mit einem Nachwort versehen vonDieter Hattrup, 1997 by Dieter Hattrup,Paderborn.

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In Memoriam Prälat Josef Musger.Gedanken zu seinem 10. Todestag von Weihbischof Helmut Krätzl

Vor zehn Jahren ist Josef Musger im Al-ter von 97 Jahren gestorben. Ich habe ihnkennengelernt, als er im Jahr 1955 Pfarrerin St. Stephan in Baden wurde und ich imzweiten Kaplansjahr war. Ich habe kaumje einen anderen Priester erlebt, der sei-nen Seelsorgsauftrag so radikal ernst ge-nommen hat. Er hat sich selbst und auchdenen, die ihm anvertraut waren, vielesabverlangt. Fast ängstlich war er bei derAuslegung der Moralgesetze, und dochhat er es verstanden, viele anzuspre-chen. Als ich Jahre später einen Einkehr-tag für Ehepaare hielt, erlebte ich jungeFamilien, die ganz tief von der Spirituali-tät Musgers geprägt waren.

Eine besondere Ehrfurcht hatte ervor der Liturgie. Deshalb hat er sich auchdie Betreuung der Ministranten vorbe-halten, obwohl mehrere Kapläne da wa-ren. Ein besonders eifriger Jugendlicherwar damals Toni Berger, gerade 15 Jahrealt, später Sekretär bei Kardinal König,dann auch Bischofsvikar für Wien Stadt.Tonis Idee war es, Musger nach dessen

Pensionierung, gleichsam als „Aushilfs-kaplan“ in die Dompfarre zu bringen. Wirerlebten hier einen erstaunlichen, neuen„Reifungsprozess“. Mit über 80 Jahrenhat er neu gelernt, Kinder anzusprechen.Im Beichtstuhl ist er zu einem verständ-nisvollen, milden Berater geworden. Erwar oft bei mir, wir haben über Sündeund Barmherzigkeit gesprochen, und ichstaunte, wie sein Blick sich seit der Bade-ner Zeit erweitert hatte. Den Curpries-tern wurde er ein guter Freund, der mitihnen Pflicht und Freizeit teilte, sogarmit ihnen wandern ging. Für alle, beson-ders für Ältere ist er ein Vorbild, wie einMensch im Alter noch wachsen, reifenund sich zu einer vollen Menschlichkeitentfalten kann.

In der Predigt bei der Begräbnismes-se, am 14. August 2006 sagte ich: „LieberJosef, im Namen vieler Priester danke ichDir für dein Priesterleben. Du bist unsein großes Vorbild geworden durch deinVerantwortungsbewusstsein, aber auchdurch deine überall spürbare Liebe. Lasssie uns weiterhin angedeihen von dort,wo alle Fülle der Liebe und der Freude ist,in der Herrlichkeit Gottes. Von ihr hastDu so oft gepredigt, auch auf sie gehofft.Sie ist Dir nun auf ewig geschenkt.“ ■

Domkurat Prälat Josef Musger mit seinem Neffen Bischofsvikar Toni Berger

In der Gemeinschaft der Curpriester wieder jung geworden

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Aus der Dompfarre

32 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016

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Blitzlichter aus St.Stephan

▲ Der Chor der englischsprachigen afrikanischen Gemeinde sorgte mit fröhlichen, afrikanischen Rhythmen für viel Schwung während desGottesdienstes.

▲ Weltmissions-Sonntag am 23. Oktober 2016: Eine tamilische Familie aus Indien überreicht Weih -bischof Franz Scharl die Gaben für die Eucharistiefeierim Wiener Stephansdom. Auch dieses Jahr nahmenwieder viele Mitglieder der anderssprachigen Gemein-den am Festgottesdienst teil.

◀▲ Auch heuer wurde im Oktober fürdas Festmahl des Nächsten fleißig ge-kocht und herrliches Essen zubereitet. Die Freude, anderen etwas Gutes tun zukönnen, war groß.

▲ Der 1700. Geburtstag des heiligen Martin wurde auch im Stephansdom feierlich begangen: Am 6. November 2016 feierte Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics im Rahmen eines Festgottes-dienstes den „Tag des Burgenlandes“.

▲ Unserem Domkuraten Timothy Mc Donnell herzlicheGratulation zum Fünfziger!

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 33

Von unberührter Wildnis und kaiserlicher HochkulturKarin DOMANY berichtet vom Pfarrausflug in den Nationalpark Donauauen

So einen (lebens)großen Donaustör ha-ben wir an diesem schönen Ausflugs-sonntag nicht zu Gesicht bekommen, da-für aber viele andere, in unseren Donau-auen heimische Tier- und Pflanzenarten!Unter der fachkundigen Führung durcheinen Nationalparkranger lernten wir aufder „Schlossinsel“ Orth unter und überder Erde viel Faszinierendes über die ural-te Lebensvielfalt – erhalten und ge-schützt - im Nationalpark Donauauen.

Unser diesjähriger Pfarrausflug star-tete mit unserer persönlich gestaltetenhl. Messe in der kleinen Pfarrkirche von

Eckartsau, wohin wir nach Führung undMittagessen in Orth wieder zurückkehr-ten – nicht in die Kirche, sondern in denprachtvoll gestalteten Schlosspark desOrtes.

Dort luden gemütliche Liegestühlezum „Chillen“ und das Schlosscafé imsonnendurchfluteten Barockhof zumAusruhen ein.

Treppauf, treppab tauchten wir dannbei der sehr lebendig gestalteten Füh-rung durch das Schloss in die „kleineWelt mit großer Geschichte“ ein. Wir be-gaben uns auf die Spuren der bewegten

Zeit von Thronfolger Franz Ferdinand,der das Schloss nach einem langenDornröschenschlaf wieder zum Lebenerweckte, und von Kaiser Karl, der hiermit seiner Familie nach der Verzichtser-klärung im November 1918 einen letztenZufluchtsort fand.

Die, die mit waren, genossen denTag, der uns wider Erwarten statt RegenSonne brachte, und waren mit Freudeund Interesse gemeinsam unterwegs. Indieser guten Stimmung klang der Tag ge-mütlich beim Heurigen Christ in Jedlers-dorf aus. ■

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Mit liebenswürdigem Blick auf den anderen schauenIn Podersdorf beschäftigten sich der Pfarrgemeinderat und einige Stephaner mit der Liebe … Von Karin Domany

Aus der Dompfarre

34 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016

Das Thema unseres letzten Herbstpfarr-blattes: „In der Liebe wachsen“ habenwir auch als Leitmotiv für unsere dies-jährige Klausur gewählt.

Anstoß für unsere Überlegungen gabdas jüngste, viel diskutierte päpstlicheSchreiben „Amoris Laetitia“ – „Die Freu-de der Liebe“ – in der es um Werte undHaltungen geht, die weit über die innigeBeziehung in Ehe und Familie für jedeForm des Miteinander-Lebens – auch alsPfarrfamilie – Denkanstoß sein können.

Für die Eröffnungseinheit war eineumfassende Einführung in das päpstli-che Schreiben durch unseren Dompfar-rer geplant. Die fiel aber dann sehrknapp aus, weil wir alle – ähnlich wie dieBischöfe bei der Synode in Rom – vonihm eingeladen waren, die zum Teil idea-lisierten Gedanken über die Liebe zu „er-den“, indem wir einander unsere eige-nen Familiengeschichten erzählten. Die

Ehrlichkeit und Offenheit dieser Berich-te, bei denen sich niemand ausschloss,waren für mich persönlich sehr berüh-rend und erfüllten mich mit Dankbar-keit, dazu gehören zu dürfen!

Die Zeit, die wir dafür aufwendeten,war wertvoll und sinnvoll genützt.

Für den Samstagvormittag ließenwir uns zur Einstimmung auf die Poesiedes alttestamentlichen „Hohelieds“ ein.

Der Schwerpunkt unseres Arbeitensgalt dann dem berühmten „Hohelied derLiebe“ von Paulus (1 Kor 13) – das PapstFranziskus im vierten Kapitel seinesRundschreibens Satz für Satz und Hal-tung für Haltung meditierte.

In Kleingruppen tauschten wir unsbei strahlendem Sonnenschein im Freienüber einzelne Abschnitte daraus aus. Al-le Werte, die Paulus und der Heilige Va-ter hier nennen, können als Anstoß zumNachdenken auch über unser Zusam-

menleben in der Dompfarre gesehenwerden. In diesem Sinn schöpften wirviel Mut und Zuversicht für unser weite-res Arbeiten.

Beim abschließenden Bibelteilen lie-ßen wir uns ganz bewusst noch einmalauf den ganzen Paulustext ein.

Höhe- und Schlusspunkt der ge-meinsamen Stunden war die hl. Messezu Mittag, in der wir alle Anliegen, Sor-gen, Bitten, aber auch unsere Freude undunseren Dank vor Gott brachten.

Und natürlich kam auch bei dieserKlausur das gemütliche Beisammensit-zen bei gutem Essen und dem hervorra-genden burgenländischen Wein nicht zukurz! Dank des herrlichen Spätsommer-wetters, das uns geschenkt wurde, konn-ten wir bis Mitternacht im Freien sitzenund beim Mittagessen am Samstag dieschon verblassende Sommerbräune auf-frischen! ■

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 35

Noch nie hatten wir in der Dompfarre soviele Firmkandidaten, nämlich 76, undnoch nie wurde die Einladung zum ver-pflichtenden Startwochenende so ernstgenommen: 74 voll motivierte Jugendli-che brachten für 48 Stunden Leben in diealten Burgmauern, und eine ausgeklü-gelte Logistik ermöglichte – o Wunder -allen einen Schlafplatz – auch dem Firm-begleiterteam und unserer Jugend St.Stephan, die heuer wieder die hervorra-gende Verpflegung der großen Scharübernommen hatte. Sogar das Systemder Essensausgabe im mit Tischen voll-gestellten Essensraum funktionierte vonMahlzeit zu Mahlzeit besser.

Das Stillwerden, das manchmal sowichtig ist, gelang trotz der großen Zahlbestens: besonders beim vertrauensvol-len Sich-Fallen-Lassen oder Sich-Tragen-Lassen, und beim guten Miterleben derKörpermeditation, die unser lieber Dom-pfarrer Toni so trefflich mit seinen Wor-ten begleitete.

Nach eher kurzer Nachtruhe bringtBewegung Körper und Geist in Schwung:vor allem unsere jungen Damen (abernatürlich auch die Herren) bemühtensich redlich, den sportlichen Anforderun-gen der Profis in unserer Jugend beimMorgensport gerecht zu werden, umdann mit einem kurzen Gebet „Danke“

für den neu anbrechenden Tag zu sagen. Auch bei den vielen anderen Aktivitä-

ten brachten sich alle ihrem Wesen undihren Begabungen nach hervorragendein.

Wirklich beachtenswert waren dabeiso manche Tonskulpturen, die zu unter-schiedlichen Gebeten gestaltet wurden.

Ein Bursch ließ sich für seine sehr be-rührende Figur von folgendem Gebets-text inspirieren:

Oh mein Gott!Wie ein Mensch zweiter Klasse,so fühle ich mich,ein Mensch ohne Chance.Verzweifelt,machtlos –ich kann nichts dagegen tun.Kann nicht mehr stehen,ausgeliefert und ohnmächtig.Resigniert,ich habe mich damit abgefunden.Keiner schaut mich mehr an,Verlassenheit und Einsamkeit,Schmerz und Traurigkeit hüllen michein.Oh mein Gott!

Das Wochenende war ein wirklich gelun-gener Start in ein vielversprechendesFirmjahr 2016/17. Mit Gottes Hilfe wollenwir den Weg zur Firmung im Juni ge-meinsam gehen! ■

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Wegen Überfüllung (beinahe) geschlossen!Unser Firmwochenende auf der Burg Wildegg. Von Karin Domany

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Aus der Dompfarre

36 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016

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Seit dem letzten Pfarrblatt im Herbst wurden getauft:Nives Hafner-Auinger, Hannah Kases,David Kases, Matthias Wildeis, FelixDworschak, Raphael Nageler, ElisabethSchrank, Hanna Ferenczi, Emilia Reiter,Leopold Rauch, Marie Aulebauer, MarieFischer, Felix Dejaco-Gherardini, HelenaDejaco-Gherardini, Kristian Hanna, Kris-tina Hanna, Lena Bogner, Fanny Neuhau-ser, Elisa Dang, Elise Thurner, BenjaminLandner, Amelie Varmaz, Benedikt Al-massy, Lillien Auersperg, Zoe Milde-Klva-na, Finley Sunder-Plaßmann, MauriziaRenner, Maxima Renner, Clemens Ma-cho, Theodor Nausner-Schwalb, AlvaHeinrich, Nikolaus Pinter, FranziskaSchaller, Raphael Döllinger, Franziska Ke-ri, Laurenz Berzaczy, Sebastian Moser,Immanuel Fischerauer, Vincent Unger,Arthur Grafl, Dominik Schwella, BenMüller, Lukas Varga, Josefine Figl, SophieStifter-Sieder, Helena Samarovski, RomySchlächter, Nicanor-Leonardo Cartes Zu-melzu, Lea Kukacka, Helena Kukacka, Ni-colaus Kranebitter, Alexandra Rudorfer,Maximilian Seutter, Leon Kutrovics

Getraut wurden:Jing Mörz-Yu Bacc. B. Sc.

und DI Christian Mörz,Alicia Sarrado Helbich-Poschacher

und Jonathan Worboys,Ursula Michaela Müller

und Dr. Georg Kobinia,Dr. Katharina Schmied

und Dr. Martin Bernardi,Mag. Dr. Sonja Niestelberger

und Alexander Vesely MBA,Mag. Claudia Kuntner und Franz ElsnerDI Mag. Eva-Maria Thalhammer

und Michael Schaller MBA MPA

Von uns gegangen sind:Ida Holli, Karl Grüner, Andrea Brandstet-ter, Juliane Woschnagg, Judann MarieWeichselbraun, Mag. Alexandra Bánó,Johann Heinrich, Edith Vitek, Peter Geld-ner, Alfred Wurst, Adolf Kogler, UlrikeSpandl, Domkurat Msgr. Mag. BernhardRuf, DI Hans Kanzler, Gertrude Haase,Georg Bacarjescu, Regierungsrat RudolfSchneider, DDr. Hubert Sofer, UrsulaLeissner, Ing. Günther Kloimüller

Wir gratulieren

Unserer MinistrantenverantwortlichenMichi Müller und Dr. Georg Kobinia zurHochzeit am 17.9.2016. Den beiden vielFreude und Gottes reichen Segen!

Auch unser Dom-Mitarbeiter „Sathis“Jude Manuel hat am 10. 9 2016 JasminRajd geheiratet. Herzlichen Glückwunsch!

Professor Michael Weinmann, ORF-Re-gisseur im Ruhestand, dem das Komtur-kreuz des Silvesterordens verliehen undvon Kardinal Christoph Schönborn über-reicht wurde.Unserem Dombaumeister DI WolfgangZehetner zur Ernennung zum Vorsitzen-den der „Europäischen Vereinigung derDombaumeister“. Er übernimmt damitrepräsentative Aufgaben und möchtedie internationalen Kontakte ausbauen.

Chronik

DOMFÜHRUNGEN Mo. bis Sa.: 10.30 (engl.) u. 15.00 UhrSonn- und Feiertag: 15.00 Uhr

KATAKOMBENFÜHRUNGEN Mo. bis Sa.: 10.00–11.30 Uhr und 13.30–16.30 Uhr

GRUPPENANMELDUNGEN für Dom- und/oder Katakomben-führungen unter Tel: 51 552-3054 /per Fax: 51 552-35 26 [email protected]

TURMBESTEIGUNG (Südturm)täglich: 9.00–17.30 Uhr

AUFZUG ZUR PUMMERIN (NORDTURM)täglich: 9.00–17.30 Uhr

AUDIOGUIDE: (ganzjährig, Domführung inkl. evtl.Sonderausstellungen)Mo. bis Sa.: 9.00–11.30 Uhr und 13.00– 16.30 Uhr

FÜHRUNGEN FÜR KLEIN UND GROSSSpezialführungen zu verschiedenen ThemenMargareta Chwatal 0664/46 22 007

ÖFFNUNGSZEITEN DES DOMESMo. bis Sa.: 6.00–22.00 UhrSonn- und Feiertag: 7.00–22.00 Uhr

AUSSTELLUNG: „DER DOMSCHATZ VONST. STEPHAN“Mo. bis Sa. von 9.00–17.00 UhrSonn- und Feiertag 13.00–17.00 Uhr

ABENDFÜHRUNGENmit DachrundgangJuli bis September, Dauer ca. 90 minTreffpunkt: Südturm Kassa

Nähere Informationen und Preise:www.stephanskirche.at

in St. Stephan..Besichtigungen und Führungen.

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 37

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Oktober 19567.10. Heute wurde bei der Capistran-

kanzel eine große Feier zur Erinnerungan den 500. Todestag des hl. Johannes v.Capistrano gehalten. Aus diesem Anlasswurde Kanzel und Statue des Heiligenrenoviert.

13.10. Erzbischof Dr. König feierteheute das Pontifikalrequiem für seinenverstorbenen Vorgänger Kardinal Innit-zer.

15.10. Kaplan Ludwig Mitterhöfer, bis-her in Wien III., Alt-Erdberg, wurde zumDomvikar, Domzeremoniär und Zeremo-niär für den neuen Weihbischof, Gene-ralvikar Dr. Josef Streidt, ernannt. Vonder Cur scheidet Domvikar Franz Gruber,der Militärseelsorger beim Bundesheergeworden ist.

21.10. Auch heuer nahmen die Vertre-ter der Vereinten Nationen am Hochamtim Dom teil.

26.10. Tag der Fahne: Zur Erinnerungan den Abzug der Besatzungstruppen,der am 26.10.1955 vollendet war, sollüberall beflaggt werden. Dom und Cur-haus wurden beflaggt.

27.10. Investitur des Ritterordens vomhl. Grab in Jerusalem.

28.10. Generalvikar Dr. Josef Streidtwurde zum Weihbischof konsekriert. DieKonsekratoren waren: Erzbischof Dr. Kö-nig, Bischof Dr. Josef Schoiswohl (Graz)und Erzbischof Dr. Franz Jachym.

Am 23. Oktober hat sich das ungari-sche Volk in einer blutigen Revolution ge-gen die kommunistische Regierung undrussische Besatzung erhoben. Es treffenseither immer mehr Hilferufe aus Un-garn ein. Erzbischof Dr. König hat aus die-sem Grund aufgerufen, für die Opfer derRevolution zu beten und zu spenden. DieSammelaktion, auch die der Dompfarre,brachte große Mengen an Lebensmittel,Kleidern und Medikamenten auf.

November 4.11. Heuer ist es 260 Jahre her, das

sich am Maria Pötsch-Bild das Tränen-wunder ereignet hat. Aus diesem Anlasswurde ein Pontifikalamt gefeiert. Mit ei-ner Diakonatsweihe in der Andreaska-pelle übte der neue Weihbischof Dr.Streidt zum ersten Mal sein Bischofsamt

aus. Die russischen Truppen haben heu-te früh begonnen, den Aufstand in Un-garn mit Panzern in blutigster Weise zuunterdrücken. Mit dem heutigen Tagsetzte ein endloser Flüchtlingsstromnach Österreich ein.

18.11. Erzbischof Dr. König führte dieMännerwallfahrt der Erzdiözese Wiennach Klosterneuburg.

25.11. Mit großem Erfolg riefen heutealle Pfarren zum Spenden für die Un-garnflüchtlinge auf.

Dezember 2.12. 20. Allgemeines Wiener Oratori-

um. Dompfarrer Dr. Dorr sprach über dasThema: „Wir können uns heute nichtleisten mittelmäßig zu sein“. Dies warzugleich die Einleitung für die Öffentli-chen Exerzitien, die Dompfarrer Dr. Dorrim nächsten Jahr halten wird.

5.12. Das Mozart-Jahr wurde mit derAufführung des Mozartrequiems imDom abgeschlossen. Das Requiem zele-brierte Domdechant Prälat Franz Feich-tinger. Ausführende waren die WienerSymphoniker, die Wiener Sängerknabenund Solisten der Staatsoper. Die Leitunghatte Professor Grossmann. Das Re-quiem wurde im Rundfunk und Fernse-hen übertragen. Es war dies – nach der

am Vortag übertragenen Operneröff-nung – die erste große Direktübertra-gung des österreichischen Fernsehens.

16.12. Dompfarrer Dr. Dorr segnetedie Weihnachtsgaben für die Pfarrar-men.

23.12. Heute um 7.45. war die ersteFamilienmesse. Väter, Mütter und Kin-der nehmen ab heute einmal im Monatgemeinsam am hl. Messopfer teil. Auchdie Angehörigen des Seminares für jun-ge Männer und Frauen werden die hl.Messe mitfeiern.

24.12. Heuer wurde die Weihnachts-mette neu gestaltet. Zu Beginn war eineKrippenprozession. Priester und Assis-tenz zogen aus der Unteren Sakristeizum Krippenaltar. Dort wurde die Krippegeöffnet, der kleinste Ministrant nahmaus den Händen des Dompfarrers das Je-suskind entgegen und trug dieses in fei-erlicher Prozession durch das Mittel-schiff zum Hochaltar. Zwischen denDomherrnstühlen war eine Krippe, vonNadelbäumchen und Kerzen umgeben,vorbereitet. In diese wurde das Jesuskindgelegt. Die Krippe blieb während derganzen Messe stehen. Die Messe selbsthielt Dompfarrer Dr. Dorr. Die Mettewurde im Rundfunk übertragen.

30.12. Nach Vollendung der nicht im-mer leichten Vorbereitungsarbeiten,konnte das neue Beicht- und Ausspra-chezimmer (neben dem Singertor) sei-ner Bestimmung übergeben werden.

31.12. Die Silvesterandacht hielt Erzbi-schof Dr. Franz König.

Im Jahre 1956 waren in St. Stephan:Taufen: 98Reversionen und Konversionen: 22Kirchenaustritte: 18Trauungen: 215 Sterbefälle: 96Firmungen: 20.894 Messbesucher (Frühjahreszählung): 11.384(Herbstzählungen): 11.490Kommunionen im Dom: 123.000Kommunionen in den anderen Kirchender Pfarre: 86.340Dompfarre: 123.000Zusammen: 209.340 ■

Vor 60 Jahren

Capistrankanzel an der Außenseite des Doms

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St. Stephan in Wien: Die HerzogswerkstattÜber die internationale Fachtagung vom 12.–14. Oktober 2016, veranstaltetvon der Universität Wien und der Dombauhütte. Von Barbara Schedl

Als Pfarrkirche der Stadtbevölkerung, Re-präsentationsobjekt der Landesfürstenund als Bischofskirche hat sich das Aus-sehen von St. Stephan über Jahrhunderteverändert. Besonders Herzog Rudolf IV.(1339-1365) gilt gemeinhin als großzügi-ger Bauherr. Die sogenannte „Herzogs-werkstatt“ soll damals für die Ausstat-tung der Kirche gesorgt haben, wozu dasSinger- und Bischofstor, die Fürstenfigu-ren am Südturm und an der Westfassadesowie die Liegefiguren des Fürstenpaaresam Kenotaph gezählt werden. Doch wel-ches Ausstattungsprogramm und Bau-konzept schwebten dem Herzog tatsäch-lich vor, als er die Pfarrkirche der Wiene-rinnen und Wiener zur Fürstengrablegeauswählte? Welche Visionen verfolgte erfür seine Repräsentation und seine Me-

moria? Wie gestaltete sich der Bauver-lauf der Kirche nach dem plötzlichen Toddes Herzogs im Jahr 1365?

Im Rahmen einer Fachtagung prä-sentierten 22 international hochrangigeExperten aus den Fachrichtungen Kunst-geschichte, Geschichte, Bauforschung,Denkmalpflege und Musikwissenschaf-ten neueste Ergebnisse, die erstmals inder 200jährigen Forschungsgeschichtezu St. Stephan auf Basis von fundiertenQuellenstudien erarbeitet wurden.

Zu Beginn stand eine Darstellung desSchriftquellenbefundes zu Bauverlaufund Ausstattung der Kirche. Es folgtenReferate zur Errichtung des Hallenchorsund dessen ikonographische Besonder-heiten, sowie den Inszenierungen desHerzogs in Form von Prozessionen in der

Stadt und in Form eines „Allerheiligen-kults“ um seinen Geburtstag am 1. No-vember.

Einen gewichtigen Themenkomplexbildeten die „Objekte“ der Herzogswerk-statt, wie der „Rudolf-Kenotaph“, einDenkmal, das aufgrund seiner Versatz-stücke in seinem Entstehungskontextund seiner Funktion kaum zu fassen ist.Zwei Beiträge widmeten sich der Porträt-haftigkeit, dem topmodischen Klei-dungsstil und der exaltierten Körperspra-che der Fürstenfiguren von Fassade,Turm und Portalen. Und schließlich sinddie neuesten Erkenntnisse zu Singer- undBischofstor zu erwähnen. Man weiß jetztüber deren aufwendigen Entwurfspro-zess und über den auf höchstem techni-schen Können basierenden BauablaufBescheid. Auch in der künstlerischen Ge-staltung gehörten die Portale im interna-tionalen Vergleich zu den anspruchs-vollsten Leistungen der damaligen Zeit.Das beeindruckende „Paulustympanon“am Singertor fand – wohl bedingt durchhabsburgische Beziehung – Nachah-mung in Striegau. An der Beschaffenheitder Steinoberfläche lassen sich zahlrei-che Spuren von (unsachgemäßen) Res-taurierungen feststellen; dabei dürftenfarbige Fassungen, wie die typische„Steinfarbe“, zerstört worden sein.

Zuletzt konnte die in der Forschungs-literatur oft diskutierte Frage der Bau-chronologie von Langhauswänden undSüdturm geklärt werden. Es wurde dieThese von einer nachrudolfinischenPlanänderung in den Raum gestellt unddas liturgische Nutzungskonzept von St.Stephan im 14. und frühen 15. Jahrhun-dert angesprochen.

Eine Publikation der Tagungsergeb-nisse wird vorbereitet. ■

Aus dem Domarchiv

38 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016

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L.D.

Barbara Schedl ist Dozentin

am Institut fürKunstgeschichte der

Universität Wien

Zum 70. Geburtstag von Prof. Franz Michal.„Alles hat seine Zeit“. Mit diesen Worten aus demBuch Kohelet hast du dich „bewegten Herzens“ – wiedu damals schriebst – im Frühjahr 2007 nach mehrals 30 Jahren aus dem Pfarrgemeinderat zurückgezo-gen.

Auch euer Lebensmittelpunkt – deiner und dei-ner lieben Frau Herlinde – hat sich immer mehr ineuer Haus in Langenzersdorf verlagert. Du bist be-geisterter, liebevoller dreifacher Opa und durftest vorwenigen Monaten voll Mitfreude und Stolz deine lie-be Tochter Bernadette zum Traualtar führen. Aufga-

ben gibt es also auch ohne Dompfarre genug für dich.Der Dom und die Dompfarre sind dir aber immer geistlicher Lebensmittel-

punkt geblieben, und gerne stehst du zur Verfügung, wenn deine Hilfe gebrauchtwird. Was wäre zum Beispiel die Mitternachtsquadrille beim Stephanerfest ohnedeine charmanten Ansagen? Und so manche würden möglicherweise auf ihreneigenen Namenstag vergessen, würdest du sie nicht mit deiner aufmerksamenGratulation daran erinnern?

Anlässlich deines 70. Geburtstags danken wir dir für deinen Einsatz im Wein-berg des Herrn, für deine Freundschaft und Treue und wünschen dir von Herzen

„Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen, Gesundheit und Freude sei-en auch mit dabei!“ Gott schütze und begleite dich! Ad multos annos, lieberFranzi! Deine Stephaner

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»Und schaut der Steffl lächelnd auf uns nieder…«Seien Sie gegrüßt!„Braucht Gott den Stephansdom?“ und„Wohnt er wirklich hier?“, waren zweiFragen, die ich aufgeschnappt habe, alseine Gruppe Jugendlicher die Domkirchebesucht hat. Mich haben die beiden Fra-gen sehr nachdenklich gemacht. Wieleichtfertig bezeichnen wir unseren Domals „Haus Gottes“, sind uns seiner Ge-genwart in diesem altehrwürdigen ge-weihten Raum sicher. Unberechtigt sindsolche Überlegungen aber nicht. Gottbaut sich ein Haus aus lebendigen Stei-nen, diese Steine sind wir (vgl. 1 Petrus, 2-10). Gott braucht den Dom nicht, um un-ter uns zu wohnen. Aber die Menschenbrauchen den Stephansdom: sie brau-chen den schützenden Raum, das ber-gende Dach, das offene Tor, einen stillenRaum, Orte, wo sie sich geborgen undbeschützt fühlen, wo ihre Seele zur Ruhekommt. Der Dom wurde von gläubigenMenschen erbaut, das erklärt auch wa-rum die vielen Details bis hinauf in lufti-ge Höhen mit so viel Liebe gestaltet wur-den. Und wenn sie dann den Innenraumbetraten, dann fühlten sie sich unmittel-bar in den Himmel versetzt. Der Dom alsAbbild des himmlischen Jerusalem, einStück Himmel auf Erden, eine andereWelt, voller Wunder, hier war nichtsmehr ohne Bedeutung, alles hatte sei-nen tiefen Sinn. Hierher brachten undbringen die Menschen ihre Anliegen, ih-re Sorgen und ihre Freude. Kinder wer-den getauft, der Bund fürs Leben ge-schlossen und in den Totenmessen wirdfür die ewige Seelenruhe der Verstorbe-nen gebetet. Das Leben der Menschenwird hier vor Gott getragen. Die Men-schen brauchen solche Orte, wo siegleichsam ihre Seele ausspannen kön-nen.

Und dies beantwortet eigentlichauch die zweite Frage, ob denn Gott hierwohne? Würden keine Gläubigen mehrin die Kirche kommen, um hier zu betenund Gottesdienst zu feiern, dann würde

auch Gott hier nicht mehr wohnen. Waswäre der Stephansdom ohne die Beterund ohne liturgisches Leben? Ein Muse-um – schön, aber seelenlos. Gemäß denWorten Jesu: „Wo zwei oder drei in mei-nem Namen versammelt sind, da bin ichmitten unter ihnen“ (Mt 18,20) kommenseit Jahrhunderten Christen zur Feier ih-res Glaubens in unseren Dom zusam-men. Der Stephansdom ist Ort der per-sönlichen Andacht, der Verkündigung,der Versammlung und der Grablege,aber vor allem auch der Ort für die wür-dige Feier des Gottesdienstes. HerzogRudolf der Stifter hat es in der Grün-dungsurkunde des Domkapitels sinnge-mäß so ausgedrückt: „Damit das Gottes-lob an diesem heiligen Ort nie verklingenmöge!“ Das ist der erste und wichtigsteAuftrag der Kanoniker und Priester vonSt. Stephan. Oder um es mit den Wortendes hl. Benedikt in seiner Regel zu sagen:„Dem Gottesdienst darf nichts vorgezo-gen werden!“ (RB 43,3) So lange dies ge-schieht, wird Gott hier in unserem Domwohnen und er hier sein Haus haben:

„Seht, die Wohnung Gottes unterden Menschen! Er wird in ihrer Mittewohnen und sie werden sein Volk sein;und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wirdalle Tränen von ihren Augen abwischen:der Tod wird nicht mehr sein, keine Trau-er, keine Klage, keine Mühsal. Denn wasfrüher war, ist vergangen. Er, der auf demThron saß, sprach: Seht, ich mache allesneu.“ (Off 21,3-5) Das ist die Botschaftdes Domes.

Dass diese Botschaft auch wirklichunser Herz erreicht, das wünsche ich Ih-nen. Ein frohes Fest der Geburt unseresHerrn und Gottes Segen für das neueJahr!

Mit einem herzlichen „Grüß Gott“,

Ein- und Ausblicke

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201640

Buchempfehlungen

„Wir können etwas ändern, wenn wirwollen – nicht alles, aber erstaunlichviel“ meint Michael Landau. Ein sowichtiger Satz, der auch für mich undmeine Arbeit Unterstützung und An-sporn ist! „Solidarität“ heißt das Buchdes Caritas Präsidenten, für mich einLehrbuch in Sachen Herzensbildung,Weitsicht und Mitgefühl. Und eben So-lidarität, ein Begriff, der in Zeiten, in dennach neuen Grenzen und Abschottunggerufen wird, nicht sehr modernscheint. Was meint er damit? Solidari-tät heiße, „ein Stück vom anderen insich selbst zu erkennen und danach zuhandeln“. Ein Schlüsselsatz in diesen Ta-gen, in denen von gespaltener, polari-sierender Gesellschaft gesprochen wird.Wie können wir da Brücken bauen? An-dersdenkende, anderslebende errei-chen? An Politik und Kirche stellt er kla-re Erwartungen: „Ich träume von einerBundesregierung, die am Vormittag be-rät zum Wohle dieses Landes, und dieam Nachmittag zu obdachlosen Men-schen, in Werkstätten für arbeitslose

Jugendliche, oder in ein Senioren- undPflegewohnhaus geht. Denn überalldort konkretisiert sich dieses Wohl, dases gemeinsam anzustreben gilt.“ Ähnli-ches gelte aber auch und gerade für dieVertreter der Kirchen. „Ich würde mirhier eine Bischofskonferenz wünschen,die morgens tagt und nachmittags Ge-flüchtete oder psychisch kranke Men-schen besucht. Denn in der Begegnungmit ihnen wird nicht nur Politik, son-dern auch der Glaube konkret.“

Michael Landau führt uns zu Ortenund Erlebnissen, die sein Denken undHandeln geprägt haben: In Flüchtlings-unterkünfte in Österreich und im Nord-irak, zu Menschen im Senegal, die gegenden Hunger kämpfen. Er berichtet vonalleinerziehenden Müttern, von Män-nern, Frauen und Kindern, die ihre Hei-mat verlassen mussten, und er erzähltvon Bettlern auf den Straßen Wiens.„Wer von sozialen Hängematten spricht,hat von der Wirklichkeit der Menschen indiesem Land keine Ahnung. Mir fällt auf,die Diskussion wird am unteren Rand,bei denen die wehrlos sind, mit großerEnergie und großer Entschiedenheit ge-führt und nicht am oberen Rand“ mahnter, warnt aber vor Neiddebatten. DerSchlüssel für die Lösung vieler Problemesei, etwas gemeinsam verändern zu wol-

len, sich aktiv zusammenzuschließen,sich mit den Bedürftigen solidarisch zuerklären.

Er erzählt aber auch offen sehr Per-sönliches, vom Sterben seiner Eltern undwelche Schlüsse er daraus für die Gesell-schaft zieht. „Daran, wie mit dem Todder oder des Einzelnen umgegangenwird, lässt sich auch erkennen, wie esum die Solidarität in einer Gesellschaftinsgesamt bestellt ist. Zu einer Kulturdes Lebens gehört - davon bin ich über-zeugt - eine Kultur des Sterbens, eineKultur der Solidarität mit den Sterben-den.“ „Wir werden am Ende unseres Le-bens nicht vor der Frage stehen, was wirverdient haben. Auch nicht vor der Fragenach unseren Titeln, unserem Prestige inder Gesellschaft, so angenehm all dasauch sein mag. Sondern wir werden vorder Frage stehen, ob wir aufeinander ge-achtet haben, füreinander da waren, obwir als Menschen gelebt haben. Waszählen wird, sind die Taten, nicht dieTheorien. Kriterium für die Taten abersind die anderen.“ ■

…ein Stück vom anderen in sich selbst erkennen und danach handelnBarbara Stöckl über das neue Buch von Michael Landau über Solidarität

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Barbara Stöckl ist TV-Journalistin und Ombudsfrau

Solidarität – Anstiftung zur Menschlichkeit. Brandstätter Verlag, 192 Seiten, 22,90 Euro

Herzliche Einladung!.Pfarrgemeinderatswahl am Sonntag, den 19. März 2017

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 41

Am 7. Juni 2015 ist P. Severin Leitner SJauf einer Bergtour auf den Gran Sassotödlich verunglückt. Severin Leitner wareiner der bedeutendsten Jesuiten derösterreichischen Provinz, vielleicht sogardes deutschen Sprachraums in den letz-ten 50 Jahren. Vielfältig begabt erfüllteer ganz unterschiedliche Aufgaben. Erwar ein begnadeter Jugendseelsorger(Kongregation), begleitete geistlich Novi-zen und Priesteramtskandidaten. Von2001–2008 war er Provinzial der Öster-reichischen Jesuitenprovinz, 2012 wurdeer zum Generalberater und Assistentenfür die Provinzen von Mittel- und Osteu-ropa in Rom berufen. Als solcher verun-glückte er am Gran Sasso.

Der österreichische Provinzial P. Bern-hard Bürgler und Franz Gmainer-Pranzl,Theologieprofessor in Salzburg, gaben

ein Buch zum Gedenken des Verstorbe-nen heraus mit dem Titel „Geradeausund mit Liebe“, in dem viele Mitbrüderund Freunde des Verstorbenen ein sehrdetailliertes Bild von P. Leitner zeichnen.

Im ersten Teil werden Worte der Erin-nerung wiedergegeben, auch Predigtenbei den verschiedenen Begräbnismes-sen. Besonders berührend sind die Ge-danken von P. Dominik Markl, der mit Se-verin die letzte Bergtour unternahm.

Im zweiten Teil werden biographi-sche Züge gezeichnet, und zwar, wieman ihn erlebte als Freund, Regens, Pro-vinzial und schließlich im Generalrat inRom. Sehr lebendig wird hier eine Per-sönlichkeit, die herzlichen Humor aus-strahlte, tiefe Spiritualität vermittelteund eine besondere Gabe zum verant-wortungsvollen Leiten hatte.

Der dritte Teil bringt spirituelle Im-pulse des Verstorbenen, und was esheißt, heute im Geist des hl. Ignatius zuleben. Hier wird deutlich, wie P. SeverinLeitner bei aller menschenfreundlichenBegegnung hohe Forderungen stellte,um so den Einzelnen auf seinem Wegzur Vollkommenheit zu führen. Dabeimacht er nie Angst, sondern vermitteltgerade im Scheitern auch Hoffnung undMut. So ist der letzte Impuls überschrie-ben: „Unser fragmentarisches Leben –daran sogar froh werden.“ Er zitiert Die-trich Bonhoeffer: „Es kommt wohl nurdarauf an, ob man dem Fragment unse-res Lebens noch ansieht, wie das Ganzeeigentlich angelegt und gedacht warund aus welchem Material es besteht.“Wer sein Leben so vor Gott im Ganzensieht, der soll sich auch über sein frag-mentarisches Leben nicht beklagen, son-dern kann daran sogar froh werden.

Ich habe P. Severin Leitner sehr gutgekannt, wir waren Freunde und er hatmir spirituell viele Hilfen gegeben. Dasvorliegende Buch hat mich ihn aber nocheinmal neu und tiefer sehen gelehrt. ■

Geradeaus und mit LiebeP. Severin Leitner SJ zum Gedenken. Von Weihbischof Helmut Krätzl

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Bernhard Bürgler / Franz Gmainer-Pranzl (Hg.), Geradeaus und mit Liebe. P. Severin Leitner SJ –ein Lebens- und Glaubensbild, Tyrolia 2016, 168 Seiten, 19.95 Euro

Gratulation an Weihbischof Krätzl.An dieser Stelle möchten wir Weihbischof HelmutKrätzl sehr herzlich zum 85. Geburtstag gratulieren undGottes Segen erbitten. Wir bedanken uns für seine Ver-bundenheit mit St. Stephan und dass er immer wiederaus seinem reichen Wissens- und ErfahrungsschatzBeiträge für unser Pfarrblatt verfasst.

Übrigens, diesen Herbst hat er ein neues Buch he-rausgegeben: Meine Kirche im Licht der Päpste. Von Pi-us XII. bis Franziskus. Viel Freude beim Lesen!

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 201642

Heilige im Dom

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Mose – ein Heiliger?!Eine zentrale Gestalt des AltenTestaments ist Mose. Sein Lebenstand von Geburt an unter dembesonderen Schutz Gottes. Aber dann passiert das Unglaub -liche. Von Monika Rapp-Pokorny

Stellen Sie sich vor, Sie sind mitten in Ih-

rer Arbeit. Plötzlich werden Sie von ei-nem außergewöhnlichen Phänomen ab-gelenkt – Ihnen fällt z.B. auf, dass derBaum vor Ihrem Fenster blüht, obwohl esWinter ist. Da Sie Ihre Arbeit ohnehinschon unterbrochen haben, möchten Siesich diese Begebenheit genauer an-schauen, weil Sie neugierig geworden

sind. Auf einmal hören Sie eine Stimme,die Sie anspricht. Ich denke, wir riefenjetzt unseren Therapeuten an („Ich brau-che sofort einen Termin – ich höre Stim-men!) oder wir versuchten diesen Vorfallzu ignorieren (pfeifendes Weggehen).Ähnlich ergeht es Mose in Ex 3: Er arbei-tet bei seinem Schwiegervater Jitro alsHirte, nachdem er aus Ägypten geflohenist, weil er dort einen Ägypter ermordethat. Zwar hat er den Mord aus einer Artheiligem Zorn begangen, da dieser Ägyp-ter einen Volksgenossen des Mose ge-schlagen hat, aber das zählte vor demPharao kaum als Entschuldigung: Mordwird mit dem Tode bestraft. Also fliehtMose in die Wüste und wird hier von derFamilie des Jitro aufgenommen, die ihmdadurch sein Leben rettet.

Die Integration klappt so gut, dassMose sogar Zippora, die Tochter des Hau-ses heiraten darf. Bei seiner alltäglichenArbeit irritiert ihn nun dieser brennendeDornbusch, der nicht zu Asche zerfälltund dann auch noch zu ihm spricht: „Mo-se!“. Unglaublich – dieser Busch kennt sei-nen Namen! Und dann befiehlt er ihmauch noch, nach Ägypten zurückzukehrenund dem Pharao entgegenzutreten (vgl.Ex 3, 4ff). Da es 1200 v. Chr. noch keineTherapeuten gibt, stellt sich Mose der Si-tuation. Er will nun erst einmal wissen:Wer bist du, wie heißt du? Diese Fragenach dem Namen ist bedeutsam, dennwenn ich den Namen meines Gegen-übers kenne, kann ich ihn ansprechen, ichhabe eine gewisse Macht über ihn. Gottweist Mose nicht ab, sondern er antwor-tet ihm: „Ich bin der ich bin da“.

Obwohl dies eher ein Rätsel als eineindeutiger Name ist, erkennt Mose dieTiefe dieses Namens. E. Zenger deutet sie

Monika Rapp-Pokorny ist Theolo-gin und Direktorin

des Gymnasiumsund Wirtschafts-kundlichen Real-gymnasiums der

Dominikanerinnenin Wien

Mose mit den beiden Gesetzestafeln (als Säulenfigur im Dom)

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folgendermaßen: JHWH ist zuverlässigbei uns, er ist aber auch unverfügbar fürdie Menschen, wir brauchen keinen ande-ren Gott mehr, denn Er ist ausschließlichund begleitet uns unbegrenzt. Mose öff-net sich JHWH, er vertraut auf ihn, bindetsich ganz an ihn, er wird wirklich zu ei-nem Mann Gottes. So wandelt sich derMörder zu dem treuesten Diener einesGottes, der durch ihn und sein Volk derWelt zeigt, was Er für die Menschenmöchte: Freiheit und Shalom.

Der TeamplayerMose gelingt das Unglaubliche: Er kanndas Volk im Namen JHWHs in die Frei-heit führen. Aber ein Mensch alleinschafft es nicht, alle Facetten dieses un-fassbaren Gottes zu verkünden. Der hei-lige Mose, durch den Gottes Nähe sostark strahlt, dass er ein Tuch über dasGesicht breiten muss um seine Mitmen-schen nicht zu blenden (vgl. Ex 34,33),bittet Aaron und Mirjam um Hilfe: Aaronübernimmt die priesterlichen Funktio-nen, Mirjam deutet die Heilstaten Got-tes als Prophetin (vgl. Ex 15,20f). Er hatmit dieser Aufgabenteilung kein Pro-blem, weiß er sich doch aufs engste mitseinem Herrn verbunden. Überhaupt istMose keiner, der sich an Macht klam-mert: Als nach der Herausführung ausÄgypten die Menschen den Umgang mitFreiheit erst wieder lernen mussten undihn dauernd um Rat fragten, hört er aufseinen Schwiegervater, der ihm rät, Rich-ter für das Volk einzusetzen, damit er,Mose, sich um seine eigentlichen Aufga-ben kümmern könne (vgl. Ex 18): der Be-gegnung mit Gott und diese den Men-schen zu verkünden.

Und was heißt das für uns?Gott ruft nicht nur Menschen in seinenDienst, die perfekt sind, er entdeckt in je-dem Menschen einen Kern, der für dieVerkündigung seiner Botschaft wichtigist. Offenheit und Neugierde, die Bereit-schaft die Komfortzone zu verlassen undmit anderen Menschen Glauben zu le-ben sind gute Ansätze, um zu einemMann oder einer Frau Gottes zu werden,zu seinen Heiligen. ■

Das war der Adventmarkt 2016.

Spenderdankmesse .Am 26. November wurde in der Mittagsmesse allen Spendern gedankt, die zur Er-haltung und Renovierung des Stephansdoms beitragen.

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In deinem Licht schauen wir das Licht! Ps

Betrachtungen über das Fest Epiphanie am 6. Jänner von Propst Maximilian Fürnsinn

Mein Epiphanie-ErlebnisIch öffne die Seitentür der Stiftskircheund stehe einem sonnendurchleuchte-ten Fenster des Seitenschiffes gegen-über. Tausendfach bricht und spiegeltsich das Sonnenlicht in den Gläsern. Ichbleibe im Goldlicht dieses Fensters ste-hen. Dieses Aufleuchten umfasst mich,fließt durch meine Augen, ergreift mei-ne Mitte: Augenblicke, in denen manspürt: das ist gut! das ist es! – Rund 50Jahre ist das her: an einem Nachmittagdes Vorabends vor dem Fest „Erschei-nung des Herrn“. Ich war damals nochTheologiestudent im Stift Klosterneu-burg. Aber jedes Mal zum Fest Epipha-nie erinnere ich mich an dieses Licht. Esist eine tiefe Erfahrung dieses Festes ge-worden. Feste prägen sich ein, wenn sienicht nur mit dem Denken erspürt wer-den, sondern sich auch der Körper erin-nert. Denn unsere kirchlichen Festemuss man riechen, hören, schmeckenkönnen.

Woher kommt dieses Fest?Der Ursprung dieses Festes reicht bis indas 3., 4. Jahrhundert zurück. Ausgehendvon Ägypten feiern die östlichen Kirchenam 6. Jänner das Geburtsfest Jesu, seineTaufe und sein erstes Wunder: die Ver-wandlung von Wasser in Wein bei derHochzeit zu Kana. Im Westen – ausge-hend von Gallien und Rom – wird der Be-such und die Anbetung der drei Weisengefeiert. Seit der Überführung ihrer an-geblichen Reliquien von Mailand nachKöln treten die „Heiligen Drei Könige“ inden Vordergrund. Darauf legt die westli-che Liturgie großen Wert.

Was feiern wir heute an diesem Fest?Heute verbindet dieses Fest die Kirchendes Ostens und die Kirche des Westens.Es ist eine Art ökumenischer Brücken-schlag. Heute werden in unserer Liturgiedrei große Lebensgeheimnisse Jesu ge-feiert:

am Fest der Erscheinung des Herrn▶feiern wir den Weg der drei Weisenmit dem Stern, ihre Ankunft in Beth-lehem und die Anbetung des Kindes,in dem das Gottesgeheimnis auf-leuchtet;am darauffolgenden Sonntag wird▶die Taufe Jesu gefeiert, der vom GeistGottes als der geliebte Sohn des gött-lichen Vaters proklamiert wird; und noch einen Sonntag später erin-▶nern wir uns an das Weinwunder Jesuin Kana, das als „überflüssiges undüberfließendes Wunder“ bezeugt,dass in Jesus Christus die Fülle des Le-bens ist. Eigentlich ist das alles einFest. In Jesus Christus leuchtet dasLicht Gottes machtvoll auf und strahltdurch alle „Fenster unserer Welt“ he-rein. „In seinem Licht schauen wir dasLicht!“

Was schenkt uns dieses Fest?Was wir liturgisch feiern, das wird unsgeschenkt. Das göttliche Licht will in unsaufleuchten. Es ist heilend – therapeu-tisch und friedvoll. Es leuchtet unserenWeg aus. In unser Leben übersetzt, heißtdas: Durch die Feier der Taufe Jesu wirduns das Bewusstsein der Gotteskind-schaft geschenkt: Du bist mein geliebterSohn, meine geliebte Tochter! Das ist dieentscheidende Bestimmung unseres Le-bens. Das Weinwunder legt in unsereExistenz die Fülle des Lebens. Wir sindfür kein reduziertes oder halbiertes Le-ben bestimmt, sondern für ein Leben inFülle. Für mich leuchtet hier schon der

weite Horizont des Himmels auf, wo wirGott von Angesicht zu Angesicht schau-en werden. ER ist die Liebe, in der wir mitIHM eins sein werden. Gott ist unserwirkliches Zuhause. Das wird ein Festsein. Gott ist Geheimnis und wir dürfennur mit großer Ehrfurcht über IHN spre-chen. Die eigentliche Sprache dafür sindHingabe und Anbetung. Gott fängtschon heute ganz behutsam und leisean, in unser Leben das Leuchten hinein-zulegen, damit wir in seinem Licht dasLicht schauen. Wir sind von IHM Geführ-te. – Die drei Weisen an der Krippe sindunsere Vor-Beter. Die Geschenke, die siedem göttlichen Kind bringen, sind Zei-chen ihrer Hingabe und des Verschen-kens ihres Lebens. Das Licht des Sterns,göttliche Gnade führt sie. In seinemLicht schauen wir das Licht.

Reiches BrauchtumUm das Epiphaniefest hat sich ein

vielfältiges Brauchtum entwickelt. Bräu-che zeigen, dass Glaube und Theologiedie Alltagskultur einer Gesellschaftdurchdringen. Dadurch werden viele Be-reiche des Lebens mit einem tieferenSinn und mit mehr „Seele“ beschenkt.Vielleicht hat das Verdrängen vielerBräuche und Traditionen – auch durchdie Kirche – zu einer gewissen Leere ge-führt, die von der Welt des Konsums auf-gefüllt wird. Ein paar Bräuche sollen er-wähnt werden:

Die Figuren der Drei Könige haben ih-ren festen Platz an der Krippe. Ihre Ge-schenke haben eine tiefe Symbolik: Goldist eine königliche Gabe für das „Königs-kind Jesus“; Weihrauch ist ein Zeichender Anbetung für den Gottessohn undMyrrhe ist das Symbol der Selbstbeherr-schung, der letzten Hingabe. Auf dieseGaben sind auch die Namen der Magierausgerichtet: Caspar heißt Schatzmeis-ter, Balthasar ist der Lichtkönig und Mel-chior heißt Gottesschutz. Auch die dreiLebensalter des Menschen werden inden Figuren der Könige dargestellt.

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Feste im Kirchenjahr

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Prälat MaximilianFürnsinn ist Propst

des Augustiner-Chorherrenstiftes

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 45

! Psalm 36,10

In den Klöstern ist die HaussegnungBrauch. In unserem Stift findet sie amVorabend des Festes der Taufe Jesu statt.Nach der abendlichen Vesper ziehen wirsingend und betend durch das Haus undes werden die Wohnungen der Mitbrü-der gesegnet. Wir tragen den Namen Je-su in ihr Zuhause, sprechen eine Segens-bitte und beschreiben die Wohnungstürmit den Namen der Dreikönige: C + M +B – gedeutet als „Christus mansionembenedicat: Christus segne diese Woh-nung“.

Auch das Sternsingen ist so eine ArtHaussegnung. Die Weihnachtsbot-schaft wird in die Häuser getragen undmit einem Segensspruch verbunden. Zudiesem Sternsingen kommt heute dieDreikönigsaktion. Die Sternsinger erbit-ten Spenden für Mission und Entwick-lungshilfe. Kirche ist heute Weltkirche.

Viele Christen in aller Welt brauchenmaterielle Hilfe und die Unterstützungihres missionarischen Auftrages, damitdie Weihnachtsbotschaft in die ganzeWelt getragen wird. Es gibt noch vieleTraditionen um das Fest der Erschei-nung des Herrn: Dreikönigsspiele, Drei-königsritte, das „Ausräuchern“ der Häu-

ser und am Ende festlicher Gottesdiens-te die Ankündigung der Termine dergroßen Feste des Kirchenjahres. Das al-les dient der Verleiblichung dieses Fes-tes. Das Festgeheimnis soll in der Ge-sellschaft implantiert werden, damitviele Menschen erahnen, dass wir „inseinem Licht das Licht schauen!“ ■

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Gemeinsam wollen wir für einen gutenZweck durch die Straßen ziehen und denMenschen die Frohe Botschaft verkünden:Wir unterstützen damit Projekte in Afrika,Asien und Lateinamerika. Auch Spaß undAction kommen dabei nicht zu kurz.

Die Heiligen Drei Könige sind bei unsin der Dompfarre von Mittwoch, 4.1. bisFreitag, 6.1.2017 (vormittags und nach-mittags) unterwegs.

Wir freuen uns auf Eure Anmeldungunter [email protected] oder in derPfarrkanzlei unter 01/51552 3530. Gernekönnt Ihr auch Eure Geschwister undFreunde mitnehmen, auch Begleitperso-nen sind herzlich willkommen! Wenn Siein diesem Zeitraum im Pfarrgebiet von un-seren Sternsingern zu Hause besucht wer-den möchten, bitten wir Sie, Ihren Wunschbeim Portier des Curhauses, Stephans-platz 3, ab 24. Dezember zu deponieren. ■

Mach mit beim Sternsingen!Laden Sie die Sternsinger zu sich ein!

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Chronik

46 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016

Aus der Dompfarre

JännerDo 12.1. 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Hl. Vaters 19.00 Uhr Hl. Messe für Leidende und Kranke mit Dompfarrer FaberFr 20.1. 20.00 Uhr Stunde der Barmherzigkeit So 22.1. 9.00 Uhr Hl. Messe mit Vorstellung der Erstkommunionkinder der Volksschule am Judenplatz 12.00 Uhr Andreas-Hofer-Gedenk-Messe mit Msgr. SchleglMo 23.1. 18.00 Uhr Patrozinium der Curhauskapelle „Mariä Vermählung“ (Stephansplatz 3, 1. Stock)Mi 25.1 20.00 Uhr Pfarrgebet (Barbarakapelle)Sa 28.1. 14.00 Uhr Festmesse anlässl. 100 Jahre Gehörlosenseelsorge mit Bischof Iby und Weihbischof KrätzlSo 29.1. 9.00 Uhr Hl. Messe mit Vorstellung der Firmlinge der Dompfarre 15.00 Uhr Vesper zum Tag des geweihten Lebens mit Kardinal Schönborn

FebruarDo 2.2 – Darstellung des Herrn 18.00 Uhr Hochamt mit Dompropst Pucher Mi 3.2. – Hl. Blasius Blasiussegen nach allen Gottesdiensten 19.00 Uhr Herz Jesu Messe Do 9.2. 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Hl. VatersDi 14.2. 20.00 Uhr Segnung der Liebenden Do 16.2. 19.00 Uhr Hl. Messe für Leidende und Kranke mit Dompfarrer FaberSo 19.2. 9.00 Uhr Hl. Messe mit Vorstellung der Erstkommunionkinder der DompfarreMi 22.2. 20.00 Uhr Pfarrgebet (Barbarakapelle)Fr 24.2. 19.00 Uhr Stunde der Barmherzigkeit

MärzMi 1.3. – Aschermittwoch Auflegung des Aschenkreuzes in allen Gottesdiensten 17.00 Uhr Wortgottesdienst für Kinder mit Aschenkreuzzweihe 18.00 Uhr Aschermittwochliturgie mit Kardinal SchönbornDo 2.3. 18.00 Uhr Katechumenenfeier mit Kardinal SchönbornFr 3.3. 19.00 Uhr Herz Jesu Messe So 5.3. Fastensuppenessen im CurhausDo 9.3. 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen des Hl. Vaters 19.00 Uhr Hl. Messe für Leidende und Kranke mit Dompfarrer FaberFr 17.3. 20.00 Uhr Stunde der BarmherzigkeitSo 19.3.– Pfarrgemeinderatswahl 18.00 Uhr Hl. Messe zum „Welt-Down-Syndrom-Tag“ mit Dompfarrer FaberMo 20.3. – Hl. Josef 18.00 Uhr Hochamt mit Domdekan Rühringer Di 21.3. 20.00 Uhr Pfarrgebet (Barbarakapelle)Sa 25.3. – Verkündigung des Herrn 12.00 Uhr Hochamt mit Domdekan Rühringer

Einige Termine zum Vormerken

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AprilDo 6.4. 18.00 Uhr Hl. Messe in den Anliegen

des Hl. Vaters 19.00 Uhr Hl. Messe für Leidende und

Kranke mit Dompfarrer FaberFr 7.4. 19.00 Uhr Herz Jesu MesseSo 9.4. Palmsonntag 8.45 Uhr Pfarrmesse 9.45 Uhr Palmweihe bei der Dreifaltig-

keitssäule am Graben, Palmprozession zum Dom

ca. 10.15 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Schönborn

An allen Donnerstagen in der Fastenzeit: ab 9.3., 16.3., 23.3, 30.3. 6.4. 17.00 Uhr Ölbergandacht mit

musikalischer Gestaltung

An den Freitagen in der Fastenzeit: 10.3., 17.3., 24.3. (Kinderkreuzweg), 31.3., 7.4. 17.00 Uhr Kreuzweg

(Kurzfristige Änderungen vorbehalten!)

Stephansdom-Jahreskarte .Vom Stephansdom aus ist der Blick über die Stadt immerwieder Atem beraubend. Im Stephansdom gibt es immerwieder Neues zu entdecken, auch wenn man etwas schonviele Male betrachtet hat. Über den Stephansdom gibt es immer wieder etwas zu erfahren, was man noch nicht ge-wusst hat.Für alle, die vom Stephansdom fasziniert sind, gibt es dasAngebot einer Jahreskarte: ▶ Die Leistungen: Dom- und Katakombenführung, Eintritt

in die Schatzkammer, Aufzug zum Nordturm, Aufstiegzum Südturm.

▶ Gültig ist die Karte genau ein Jahr ab Ausstellungsdatum(nur in Verbindung mit einem Lichtbildausweis).

▶ Sie kostet 31,90 für Erwachsene bzw.12,90 für Kinder (6–14 Jahre)und ist an jeder Kassa imDom zu erwerben. Der Erlös kommt der Erhaltungdes Doms zugute.

Die Karte

eignet sich auch

als Geschenk!

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Segnung beim Adventmarkt.Am 26. November wurde am Stephansplatz Gottes Segenfür den aufgestellten Christbaum und die Menschen in derStadt erbeten. Die Veranstalter spenden jedes Jahr eine be-trächtliche Summe für den Verein „Unser Stephansdom“ zurErhaltung der Stephanskirche.Im Bild (v.l.n.r): Obmann des Vereins „Unser Stephansdom“Günter Geyer, Domdekan Karl Rühringer, BezirksvorsteherMarkus Figl, Dompfarrer Toni Faber und Wolfgang Feucht-müller

Das ist es mir wert .Danke, dass Sie unser Pfarrblatt lesen! Die Produktion einesHeftes kostet rund 5 Euro. In den vergangenen Jahren konn-ten wir mit den eingelangten Spenden im Schnitt etwa einViertel der anfallenden Jahreskosten decken. Wenn Sie unsweiterhin unterstützen möchten, überweisen Sie bitte Ih-ren finanziellen Beitrag mit Zahlschein auf unser Pfarrblatt-Konto! Herzlichen Dank!

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 49

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Ist die Krippe schon aufgestellt? Sind dieKönige bereits auf dem Weg? Für alle, dieden Hl. Abend nicht mehr erwarten kön-nen, gibt es im Dom viel Weihnachtli-ches zu sehen. Was Weihnachten ist,was wir feiern werden, wollen wir erfah-ren.

Im Rahmen des Programms „Kleinund Groß im Stephansdom“ bieten wirauch heuer eine Führung am HeiligenAbend für alle interessierten Kinder undErwachsene an.

Samstag, 24. Dezember 2016,10.30 UhrTreffpunkt: DomkanzelAnmeldung ist nicht erforderlich!Dauer: 60 MinutenPreise: Erwachsene € 5,50; Kinder € 3,–Familienkarte € 9,50

Freuet euch, das Christkind kommt bald“

Weihnachtsgottesdienste im Pfarrgebiet von St. Stephan

24. Dezember Heiliger Abend

25. Dezember Christtag

26. DezemberStephanitag

Franziskanerkirche Deutschordenskirche St. Ruprecht

16.00 Weihnachtsvesper mitEröffnung der WeihnachtskrippeW. A. Mozart: Vesperaesolennes de Confessore

22.00 Feierliche Christmettemit Krippenlegung,anschl. Bläsergruppeauf dem Franziskanerpl.

17.00 Hl. Messe für seelisch Leidende

21.00 Christmette 22.30 Christmette ungarisch

15.30 Wortgottesdienstnicht nur für Kinder

24.00 Christmette

8.45 Hl. Messe10.00 Hochamt, W. A. Mozart:

Missa in C, „Piccolomini-Messe“

11.30 Hl. Messe

9.00 Uhr Hl. Messe 11.00 Uhr Hl. Messe

(ungarisch)

8.45 Hl. Messe10.00 Hl. Messe11.15 Hl. Messe

9.00 Hl. Messe 11.00 Hl. Messe ungarisch

17.00 Hl. Messe

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Aus der Dompfarre

50 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016

Besonders gestaltete Gottesdienstezu WeihnachtenSamstag, 24. Dezember 2016 Heiliger Abend

9.00–12.00 Uhr Ausgabe des Friedenslichtes in der Unteren Sakristei 15.00 Uhr Kinderkrippenandacht mit Dompfarrer Toni Faber 16.30 Uhr 1. Weihnachtsvesper mit Kardinal Christoph Schönborn Wolfgang Amadé Mozart: Vesperae solennes de Confessore; Solisten, Wiener Domchor und Domorches-

ter 18.00 Uhr Hirtenmesse mit Msgr. Franz Schlegl Von 19.00–23.00 Uhr bleibt der Dom geschlossen. 22.30-23.00 Uhr Turmblasen vom Altan über dem Riesentor. Bläserensemble „Brassissimo“ 23.30 Uhr Hirten-, Krippen- und Weihnachtslieder. Chorvereinigung „Jung Wien“ 24.00 Uhr Geläute der Pummerin.

Christmette und Krippenlegung mit Dompfarrer Toni Faber und den Curpriestern Volkstümliche Weihnachtslieder; Chorvereinigung „Jung Wien“ Bläserensemble „Brassissimo“

Sonntag, 25. Dezember 2016 Hochfest der Geburt des Herrn(Gottesdienstordnung wie an Sonntagen) 10.15 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Christoph Schönborn Franz Schubert: Messe in B-Dur; Solisten, Wiener Domchor, Domorchester 16.30 Uhr 2. Weihnachtsvesper mit Kardinal Christoph Schönborn Johann Baptist Gänsbacher: Weihnachtsvesper D-Dur; Vokalensemble St. Stephan und Domorchester 21.00 Uhr Spätmesse mit Domprediger Ewald Huscava Musik für Trompete und Orgel

Montag, 26. Dezember 2016 Hochfest des hl. Stephanus, Hauptpatron der Domkirche, Patrozinium(Gottesdienstordnung wie an Sonntagen) 10.15 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Christoph Schönborn, Erneuerung des Weiheversprechens der Diakone Joseph Haydn: Pauken-Messe; Solisten, Wiener Domchor, Domorchester Geläute der Pummerin 16.30 Uhr Feierliche Vesper zum Patrozinium mit Kardinal Christoph Schönborn, anschließend Kindersegnung

Dienstag, 27. Dezember 2016 Hl. Johannes 17.00 Uhr Krippenandacht mit alpenländischer Chormusik; Vokalquartett Musikalische Einstimmung um 16.45 Uhr (traditionelle Weihnachtslieder)

Freitag, 30. Dezember 2016 Fest der Hl. Familie 17.00 Uhr Krippenandacht mit alpenländischer Chormusik; Vokalquartett Musikalische Einstimmung um 16.45 Uhr (traditionelle Weihnachtslieder)

Samstag, 31. Dezember 2016 Hl. Silvester 16.30 Uhr Jahresschlussandacht mit Kardinal Christoph Schönborn und Domprediger Ewald Huscava Joseph Haydn: Chöre aus der „Schöpfung“; Wiener Domchor und Domorchester Geläute der PummerinAus Sicherheitsgründen wird der Dom um 18.00 Uhr geschlossen. 24.00 Uhr Geläute der Pummerin

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Weihnachten 2016 51

Sonntag, 1. Jänner 2017 Hochfest der Gottesmutter Maria(Gottesdienstordnung wie an Sonntagen) 0.00 Uhr Geläute der Pummerin 10.15 Uhr Hochamt mit Prälat Josef Weismayer Festliche Orgelmusik zum Jahresbeginn; Domorganist Ernst Wally 15.30 Uhr Klingendes Gebet in der Barbarakapelle

Dienstag, 3. Jänner 2017 17.00 Uhr Krippenandacht mit alpenländischer Chormusik; Vokalquartett Musikalische Einstimmung um 16.45 Uhr (traditionelle Weihnachtslieder)

Donnerstag, 5. Jänner 2017 17.00 Uhr Krippenandacht mit Segnung von Wasser, Kreide und Weihrauch mit Dompfarrer Toni Faber

Freitag, 6. Jänner 2017 Hochfest der Erscheinung des Herrn(Gottesdienstordnung wie an Sonntagen) 10.15 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Christoph Schönborn Wolfgang Amadé Mozart: Krönungs-Messe; Solisten, Wiener Domchor, Domorchester

Samstag, 7. Jänner 2017 17.00 Uhr Krippenandacht mit alpenländischer Chormusik; Vokalquartett Musikalische Einstimmung um 16.45 Uhr (traditionelle Weihnachtslieder)

Sonntag, 8. Jänner 2017 Taufe des Herrn 10.15 Uhr Hochamt mit Domkapitular Rudolf Prokschi Joseph Haydn: Nikolai-Messe; Solisten, Vokalensemble St. Stephan, Domorchester

Alle Gottesdienste sind frei zugänglich.

An allen Werktagen 17.00 Uhr Krippenandacht bei der Weihnachtskrippe Am Dienstag 27. 12., Freitag 30.12., Dienstag 3.1. und Samstag 7.1. gestaltet mit alpenländischer

Chormusik; Vokalquartett Musikalische Einstimmung ab 16.45 Uhr (traditionelle Weihnachtslieder)

Orgelkonzert zum Jahresschluss:Freitag, 30. Dezember, 20.30 UhrPeter Hödlmoser (St. Wolfgang/Österreich)Werke von: Georg Böhm, Alexandre Boely, Eugéne Gigout und Waldemar BlochTickets zu 14,– (ermäßigt 9,–) im Domshop und an der Abendkassa

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Zum Nachdenken

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So erreichen Sie uns:

Weihnacht: Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hineingesagt. Gott ist gekommen. Er ist da. Und darum ist alles anders, als wir meinen. Die Zeit istaus dem ewigen Weiterfließen verwandelt in ein Geschehen, das mit lautloser, ein-deutiger Zielstrebigkeit auf ein ganz bestimmtes Ende hinführt, darin wir und dieWelt vor dem entschleierten Antlitz Gottes stehen werden. Wenn wir sagen: es istWeihnacht, dann sagen wir: Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wortim fleischgewordenen Wort in die Welt hineingesagt, ein Wort, das nicht mehr rück-gängig gemacht werden kann, weil es Gottes endgültige Tat, weil es Gott selbst in derWelt ist. Und dieses Wort heißt: ich liebe dich, du Welt und du Mensch. Das ist einganz unerwartetes, ein ganz unwahrscheinliches Wort. Denn wie kann man diesesWort sagen, wenn man den Menschen und die Welt und beider grauenvolle und leereAbgründe kennt. […]

Dieses Wort hat Gott in der Geburt seines Sohnes gesagt. Und jetzt ist nur mehreine kleine Weile eine lautlose Stille in der Welt, und aller Lärm, den man stolz dieWeltgeschichte oder das eigene Leben nennt, ist nur die List der ewigen Liebe, die ei-ne freie Antwort des Menschen ermöglichen will auf ihr letztes Wort. Und in diesemlangen kurzen Augenblick des Schweigens Gottes ... soll der Mensch in dieser Weltnoch einmal zu Wort kommen, und er soll ... Gott, der als Mensch in schweigendemWarten neben ihm steht, sagen, ich – nein, er soll ihm nichts sagen, sondern schwei-gend sich der Liebe Gottes ergeben, die da ist, weil der Sohn geboren ist.

(Aus: Karl Rahner SJ, Kleines Kirchenjahr, München 1954)

DompfarrerToni Faber 51552-3521

[email protected]. bis Fr. 9.00–15.00 Uhr

[email protected]

www.facebook.com/Dompfarre Fax: 51552-3720Christian D. Herrlich 51552-3136

[email protected] Leibrecht 51552-3535

[email protected] Masin 51552-3530

[email protected] Staudinger 51552-3530

[email protected] und TrauungsanmeldungAnna Jeż (zusätzlich Fr. 14.00–18.00 Uhr) 51552-3534 [email protected], SeniorenpastoralMariette Auersperg 51552-3544Mi. und Do., 9.30–11.30

[email protected] H. Gruber 51552-3531Unter matricula-online.eu Einsicht in Alt -matriken (persönl.: Do. 13.00–15.00 Uhr)

[email protected]@edw.or.at

Domsakristei 51552-3536Kirchenmeisteramt/FührungenFinanz- und Verwaltungs-direktion 51552-3767Führungsanmeldung 51552-3054

[email protected]

Führungen für Klein und Groß 0664/46 22 007Dombausekretariat 51552-3714Portier des Curhauses 51552-3540Dommusik www.dommusik-wien.at

[email protected] Markus Landerer

[email protected]

MMag. Ernst Wally [email protected]

Dommusikus Mag. Thomas Dolezal 0699/1500 21 31

[email protected]

ImpressumP.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 WienSponsoring Post GZ 02Z031920 S

Impressum: Offenlegung nach §25 Mediengesetz,St. Stephan – Mitteilungsblatt der Dompfarre St. Stephan, Herausgeber, Alleininhaber und Redaktion: Dompfarre St. Stephan, 1010 Wien, Stephansplatz 3, DVR 0029874(1766)

Grundsätzliche Richtung: Informations- und Kommu ni ka -tionsorgan der Dompfarre St. Stephan, unterstützt die Glaubensverkündigung und die Seelsorge.

Für den Inhalt verantwortlich: Dompfarrer Toni Faber. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit derAnsicht des Herausgebers übereinstimmen.Autorenverzeichnis Seite 5.

Gestaltung und Satz: Charly Krimmel | www.sonderzeichen.atDruck: Zimmer Offset- und Digitaldruckges. mbH, 1160 Wien. Gedruckt auf Offset papier, chlorfrei gebleicht.

Mögen Sie Gottes Liebe und Gegenwart im Lärm der Welt und der Stille der Heiligen Nacht erfahren. Gottes Segen begleite Sie im neuen Jahr!

Ihr Dompfarrer Toni Faber und das Redaktionsteam

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