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98 i. Geh6rorgan. Seit I87O sind die Taubstummen in der Schweiz nicht mehr gezfihlt worden. Eine bereits in die Wege geleitete neue Taubstummenzihlung, an der sowohl praktische Arzte als auch Ohreniirzte sich beteiligen sollten, mugte leider des Krieges wegen auf gfinstigere Zeiten ver- sehoben werden. Oppikofer. 8. Begutachtung von Ohrenkranken. 9 I. Siebenmann, F, (Bc~el). Einige Bemerkungen aus dem Ge- biete der Oto-Laryngologie ffir den schweizerischen Kranken- und Unfatlkassenarzt. Correspondenzblatt ffir Schweizer/irzte I9!8, Bd. 48, S. 929 . Kfirzlich trat die schweizerische Unfall- und Krankenversichernng in Kraft. S. macht nun in vorliegender Arbeit darauf aufmerksam, dab der praktische Arzt eine Reihe yon wichtigen Krankheitsbildern unseres Spezialgebietes zum Naehteil der Patienten zu wenig kennt, so die primire Tuberkulose des Mittelohres im Kindesalter, das manch- real jahrelang latent bleibende und durchaus nicht leicht zu diagno- stizierende Mittelohrcholcs.teatom, die M6glichkeit d~r t~ntstehung des Cholesteatoms im Anschlug an dutch adenoide Vegetationen bedingten Tubenkatarrh, die auf heridit/irer Lues beruhende und namentlich im Kfndesalter zu doppelseitiger Ertaubung ffihrende Otitis interna and die M6glichkeit der Heilung oder Besserung bei friihzeitig ein- geleiteter antituetischer Therapie, der sekund/ir an Mandelerkrankung sich anschlieBende Gelenkrheumatismus, die H/iufigkeit der tuberku- 16sen Erkrankung der oft makroskopisch normalen Gaumenmandeln und ihre Bedeutung ffir die Entstehung der Halslymphdriisentuber- kulose, die tuberkul6se Sc}lwellung der ttals- und spez. der retro- maxillaren Drfisen bei lup6ser Erkrankung des Septums. Der praktische Arzt sollte auch bezfiglich der Diagnose und Therapie der Fremdk6rper mehr wissen; ferner darf er nicht vergessen, dab die Kehlkopfphthise bei Intaktsein der Stimmb/inder auch symptomlos verlaufen kann, und diese Krankheit manchmal namentlich in den Anfangsstadien durch lokale Behandlung zu heilen ist In der Unfallpraxis sollte der praktische Arzt h/iufiger als es ge- schieht rasche spezialistische tIilfe in AnsWuch nehmen. S. verweist bezfiglich der Indikationen, die eine innerhalb weniger Tage erfolgende Konsultation wfinschbar machen, auf S. 5I yon Pometta, Leits//tze f.iir die/irztliche Unfallpraxis. S. kommt dann aueh auf die Schwierig keiten der Begutachtung bei Fiillen yon veralteter Sch/idelbasisfraktur mit H6rst6rung zu sprechen. In dem Abschnitte fiber die Simulations- priifungen wird mit Naohdrdck darauf hingewiesen, dab diese Unter-

8. Begutachtung von Ohrenkranken

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98 i. Geh6rorgan.

Seit I87O sind die Taubstummen in der Schweiz nicht mehr gezfihlt worden. Eine bereits in die Wege geleitete neue Taubstummenzihlung, an der sowohl praktische Arzte als auch Ohreniirzte sich beteiligen sollten, mugte leider des Krieges wegen auf gfinstigere Zeiten ver- sehoben werden. O p p i k o f e r .

8. Begutachtung von Ohrenkranken.

9 I. Siebenmann, F, (Bc~el). E i n i g e B e m e r k u n g e n aus dem Ge- b i e t e der O t o - L a r y n g o l o g i e ffir den s c h w e i z e r i s c h e n K r a n k e n - u n d U n f a t l k a s s e n a r z t . Correspondenzblatt f f i r Schweizer/irzte I9!8, Bd. 48, S. 929 .

Kfirzlich trat die schweizerische Unfall- und Krankenversichernng in Kraft. S. macht nun in vorliegender Arbeit darauf aufmerksam, dab der praktische Arzt eine Reihe yon wichtigen Krankheitsbildern unseres Spezialgebietes zum Naehteil der Patienten zu wenig kennt, so die primire Tuberkulose des Mittelohres im Kindesalter, das manch- real jahrelang latent bleibende und durchaus nicht leicht zu diagno- stizierende Mittelohrcholcs.teatom, die M6glichkeit d~r t~ntstehung des Cholesteatoms im Anschlug an dutch adenoide Vegetationen bedingten Tubenkatarrh, die auf heridit/irer Lues beruhende und namentlich im Kfndesalter zu doppelseitiger Ertaubung ffihrende Otitis interna and die M6glichkeit der Heilung oder Besserung bei friihzeitig ein- geleiteter antituetischer Therapie, der sekund/ir an Mandelerkrankung sich anschlieBende Gelenkrheumatismus, die H/iufigkeit der tuberku- 16sen Erkrankung der oft makroskopisch normalen Gaumenmandeln und ihre Bedeutung ffir die Ents tehung der Halslymphdriisentuber- kulose, die tuberkul6se Sc}lwellung der ttals- und spez. der retro- maxillaren Drfisen bei lup6ser Erkrankung des Septums. Der praktische Arzt sollte auch bezfiglich der Diagnose und Therapie der Fremdk6rper mehr wissen; ferner darf er nicht vergessen, dab die Kehlkopfphthise bei Intaktsein der Stimmb/inder auch symptomlos verlaufen kann, und diese Krankheit manchmal namentlich in den Anfangsstadien durch lokale Behandlung zu heilen ist

In der Unfallpraxis sollte der praktische Arzt h/iufiger als es ge- schieht rasche spezialistische tIilfe in AnsWuch nehmen. S. verweist bezfiglich der Indikationen, die eine innerhalb weniger Tage erfolgende Konsultation wfinschbar machen, auf S. 5I yon P o m e t t a , Leits//tze f.iir die/irztliche Unfallpraxis. S. kommt dann aueh auf die Schwierig keiten der Begutachtung bei Fiillen yon veralteter Sch/idelbasisfraktur mit H6rst6rung zu sprechen. In dem Abschnitte fiber die Simulations- priifungen wird mit Naohdrdck darauf hingewiesen, dab diese Unter-

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suchungen besondere Erfahrung und Ubung verlangen und deshalb nut gut ausgebildeten Spezial~irzter~ anvertraut werden sollen.

Oppikofer .

II. Nase und Nasenrachenraum. 1. Entwicklungsgeschichte, Anatomie und Physiologie.

92. Schmidt, C. (Uhur). Zur C o r r o s i o n s a n a t o m i e der Nase des Menschen in fS t a l em und e r w a c h s e n e m Zus t ande . Ztschr. f. Ohrhlk., Bd. 75, S . 324.

Sch. hat in dieser sehr eingehenden Arbeit die Ergebnisse seiner Studie fiber die Corrosionsanatomie fStaler und ausgewachsener Nasen niedergelegt und in lehrreichen Abhildungen illustriert. Auf die ein- zelnen wichtigen Ergebnisse, die ge%de ffir das Verstiindnis der Ent- stehung des pneumatischen HShlensystems wichtig sind, kann in einem kurzen Referat nicht eingegangen werden. Die Schilderung der ein- zelnen Pr~iparate gibt dariiber AufschluB und sind jedem Rhinol0gen zum eingehenden Studium empfohlen. Wit heben daraus nur hervor, dab Sch. unter anderem fiber die Entwicklung der KeilbeinhShlen zu einem abschiiegenden Urteil gelangt. Sie entsteht nach ihm im Gegen- satz zur Annahme yon K i l l i a n durch Furchenbildung aus einer Aus- sttilpung dcr Umschlagkante der oberen Hauptfurche. Sch. beschreibt Ierner die im ersten Pr~iparat deutlich sichtbare doppelte Anlage der Keilbeinh6hle, worauf die Befunde doppelter, fibereinander gelagerter Keilbeinh6hlen der gleichen Seite bzw. vor und fibergelagerten ,,Sieb- beinzellen" erkl~irt werden (vgl. z, B. Abb. yon K a h l e r , Ztschr. f. Ohrhlk., /3d. 75. F. Nager.

93. Zwaardemc~ker, H. Le sens de l ' a d s o r p t i o n des s u b s t a n c e s vo la t i l e s . Ahta oto-lar. I, S. 54.

Das Riechen geschieht durch Adsorption der Riechmolekfilen seitens der feuchten Schicht, die die Wandungen des Riechspaltes bekleidet. Auch an anderen Objekten haften die Riechst0ffe durch Vermittlung der diinnen Schicht yon kondensiertem Wasserdampf, die sie bedeckt. Es bestehen Riechstoffe, die einander kompensieren, so dab bei schwacher Konzentration die Geruchsempfindung ganz auf- gehoben, bei stXrkerer Konzentration abgeschw~cht wird. Bei der re- spiratorischen Anosmie wird die Znfuhr der Riechstoffe durch Undurch- g~ngigkeit des-vorderen Tells der Nasenh6hle verursacht. Bei der essentiellen Anosmie hingegen ist die Zufuhr der Riechstoffe unbehindert, das Adsorptionsverm6gen der Schleimhaut aber beeintr/ichtigt. Zur Riechempfindung geniigt natiirlich nicht nur die Adsorption, die Riechstoffe miissen auch durch ihre L6sbarkeit in Lipoidstoffen in