20
Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines 93. Band Linz 1 948 Verleger: Oberosterreichischer Musealverein, Linz, Museumstraße 14 Druck: Oberösterrejchischer Landesverlag Ges. m. b. H., Linz, Landstraße 41 Druckstöcke: Klischeeanstalt Franz Krammer, Linz, Klammstraße 3

93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

Jahrbuchdes

Oberösterreichischen Musealvereines

93. Band

Linz 1 948

Verleger: Oberosterreichischer Musealverein, Linz, Museumstraße 14Druck: Oberösterrejchischer Landesverlag Ges. m. b. H., Linz, Landstraße 41

Druckstöcke: Klischeeanstalt Franz Krammer, Linz, Klammstraße 3

Page 2: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

Inhalt.Seite

1. V.ere i n s b e r i ch t 5

2. W i s s e n s c h a f t l i c h e T ä t i g k e i t und- H e i m a t -p f l e g e i n O b e r ö s t e r r e i c h 11

3. N a c h r u f e 89

Hermann Ubelï, Viktor Kerbler, P. Thiemo Schwarz, KarlWeiß, Josef Bayr, Johann Häuslmayr, Sigmund Hein,Friedrich Holzinger, Johann Wollendorfer.

4. B e i t r ä g e z u r L a n d e s k u n d e :

A l f r e d H o f f m a n n , Der oberösterreichische Städtebundim Mittelalter 107

H a n s S t u r m b e r g e r , Zwischen Barock und Romantik.Skizzen zur Geschichte der Aufklärung in Oberösterreiich 147

E d u a r d S t r a ß m a y r , Die wissenschaftlichen Leistungendes öberösterreichischen Musealvereines 207

J o s e f M a t z n e t t e r , Geomorphologische Beobachtungenim südlichsten Abschnitt der Donau-Elbe-Wasserscheide 255

H a n s Huf n a g 1, Der geologische Untergrund als Kompo-nente des forstlichen Standorts 275

F r a n z R o s e n a u e r , Das wasserarme Jahr 1947 . . . . 285

Page 3: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

Nachrufe. 89

Nachrufe.

Hermann Ubell f.

Der langjährige Direktor des oberösterreichischen Landes-museums, Hofrat Dr. Hermann Ubell, ist am 13. August 1947 inLinz nach schmerzvollem Leiden einer bösartigen Krankheit zumOpfer, gefallen. Eine verdienstvolle Persönlichkeit, die durch drei-einhalb Jahrzehnte das Kunstleben des Landes entscheidend mit-bestimmte und-unter Künstlern wie Kunstfreunden hohe Achtunggenoß, ist dahingegangen.

Hermann Ubell wurde als Sproß eines vermutlich adeligen italie-nischen Geschlechtes Ubelli am 3. März 1876 in Graz geboren, woer auch seinen Studiengang durchführte. Schon vom Gymnasiumher an der Dichtkunst und Bildnerei der Griechen entflammt, wid-mete er sich auf der Universität dem Studium der klassischen Alter-tumskunde bei Wilhelm Gurlitt und erwarb sich darin 1900 dieDoktorwürde. Er erhielt ein Romstipendium, bereiste die Kuns,t-stätten Italiens und Griechenlands, wurde 1903 an das o.-ö. Landes-museum berufen und 1908 zu dessen Direktor ernannt. 1936 wurdeer mit dem Titel eines Hofrates ausgezeichnet und trat 1937 in denRuhestand.

Hermann Ubells Leben war von der Begeisterung für Kunst undDichtung bestimmt, eine umfassende Kenntnis der großen Werkeund die sorgfältig ausgebildete Gabe ihres Genusses erfüllten ihnganz. Noch wesentlicher war für ihn jedoch die Gabe des künst-lerischen Schaffens selbst, die er heimlich fast, in späteren Jahrengeradezu verheimlichend ausübte. Er war ein echter Dichter undhat mit seinem ersten und einzigen Gedichtband, den er unter demTitel „Stundenreigen" 1903 in Wien veröffentlichte, die Maßgeblichenauf sich aufmerksam gemacht. Bis an sein Lebensende hat er ge-dichtet, aber nur selten in Zeitschriften, wie der „Jugend", zuletztüberhaupt nicht mehr veröffentlicht. Eine Gedichtsammlung mitdem Titel „Haec est Italia diis sacra" befindet sich als Handschrift

Page 4: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

90' Naöhriufe.'

im Nachlaß. F. Pock hat 1937 in der Deutsch-ÖsterreichischenLiteraturgeschichte von Nagler-Zeidler den Gedichtband „Stunden-reigen" gewürdigt, „der weit über das Mittelmaß hinausragt, vielFeinstilisiertes, Warmempfundenesj lyrisch Volltönendes und nichtseigentlich Minderwertiges oder gar Wertloses enthält . . . Die Ge-dichte zeigen in der sorgfältig ausgefeilten, vielleicht von d'Annunziound seinen deutschen Kunstgefährten behauchten Form, in der ver-haltenen, müden, vor den Rätseln des Lebens scheu erschauerndenStimmung, in dem Bemühen, alles Grelle und Glänzende abzu-blenden und zu verschleiern, das Antlitz einer neuen Zeit."

Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen Ubells betrafen zu-nächst das Gebiet der klassischen Altertumskunde^ 1903 gab er inBerlin ein .Werk über Praxiteles und in Wien „Vier Kapitel vomThanatos" heraus, worin er die Darstellung des Todes in der grie-chischen Kunst behandelt; 1904 folgte eine Monographie „Phidias",die in Berlin erschien, und 1905 eine zusammenfassende literatur-geschichtliche Abhandlung „Die griechische Tragödie", gleichfalls inBerlin veröffentlicht. Den Übergang zu den kunstgeschichtlichenArbeiten aus Hern österreichischen Themenkreis hat, Ubell 1904durch den Beitrag „Zur Ikonographie der Florianslegende" im Jahr-buch des Öberösterreichischen Musealvereines eingeleitet. ZahlreicheAufsätze folgten, von denen die wichtigsten außer im oberöster-reichischen Musealjahrbuch in der Wiener Zeitschrift „Kunst undKunsthandwerk" erschienen.

Der kritischen Würdigung zeitgenössischer Kunst hat Ubell vieleglänzend stilisierte Zeitungsartikel gewidmet. Auch mit Neuerschei-nungen der schönen Literatur hat er sich in geistvollen, sprachlichungemein gepflegten Feuilletons befaßt. In der reichen Vortrags-tätigkeit, die Ubell entfaltete, wußte er gründliches Wissen mit künst-lerischer Darstellungsweise zu verbinden. Es sei hier nur an denviel beachteten Zyklus der Lichtbildervorträge erinnert, die er 1928anläßlich des Albrecht-Dürer-Jahres im Festsaal des -o.-ö. Landes-museums hielt.

In seiner musealen Tätigkeit hat sich Ubell große Verdienstesowohl durch die Neuordnung als auch durch die Erweiterung derkunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseumserworben, was in den darauf bezüglichen wissenschaftlichen Ver-öffentlichungen literarischen Niederschlag fand; auch am Aufbau

Page 5: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

Nachrufe; 91

bedeutender Privatsammlungen in Oberösterreich nahm er beratendAnteil.

Über seinen Eintritt in das Landesmuseum hat Hermann Ubell30 Jahre später selbst geschrieben: „Bei der Besetzung der Stelle desKustos am Museum nach dem Tode Reischeks im Jahre 1902 fieldie Wahl auf einen jungen Kunsthistoriker, der seit der Mitte derNeunzigerjahre im Gefolge seiner Lehrer Wilhelm Gurlitt und JosefStrzygowski an der Universität Graz durch die Begründung der„Kunsthistorischen Gesellschaft", durch Veranstaltung von Vor-trägen und Ausstellungen, durch Mitwirkung bei der Herausgabe der„Grazer Kunst" sowie publizistisch eine lebhafte Tätigkeit entfaltethatte, um der modernen Kunst und dem modernen Kunstgewerbe inseiner Vaterstadt Graz die Bahn zu öffnen. Der Schreiber dieserZeilen trat am 1. Oktober 1903 seinen Dienst als Kustos am MuseumFrancisco Carolinum an."'

Schon im Jahre 1904 gelang ihm eine wichtige Neuerwerbung fürdas Museum, der Ankauf der Kunstsammlung des Linzer Litho-graphen Josef Hafner und seines Sohnes. Der Ankauf erfolgte durchdie Linzer Allgemeine Sparkasse auf Veranlassung ihres PräsidentenJulius tWimmer, der in der Folge ein besonderer Förderer desÏVluseums und Ubells wurde. Die Hafnersammlung bereicherte ganzwesentlich alle Abteilungen, namentlich durch prähistorische undrömische Fundstücke, Waffen, Schmiedeeisen, Zinn, Keramik, Ko-stüme und Graphiken. Besonders kostbar sind die gotischen Möbel,die Serie von zehn altdeutschen Tafelbildern zumeist der Donau-schule und vor allem die Sandsteinbüste der Maria um 1400 ausdem Wiener Stephansdom.

Im Jahre 1907 erfolgte der Ankauf des berühmten Schwanen-städter Fundes, eines geschlossenen Hausschatzes der SophiePrandtner, den diese bald nach 1671 vermauert hatte. Er bestehtaus Gol'dschmiedearbeiten, Zinngerät und gestickter Wäsche und istvon großer kulturgeschichtlicher Bedeutung. 1908 konnte durchGeldmittel von Ludwig Hatschek in Vöcklabruck ein Bestand anprächtigen Möbeln aus dem Schloß Schwertberg angekauft werden.1910 erwarb Hermann Ubell ein vollständiges einheitliches Wohn-zimmer des Sensenschmiedes Johann Georg Holzinger aus Michel-dorf vom Jahre 1817. 1914 wurde (das Diözesanmuseum in dasMuseum aufgenommen, aus dem in der Folge die wertvollsten

Page 6: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

- 92 Nachrufe.

Stücke, wie namentlich der Eggelsberger Altar von 1481, der Altarvon St. Leonhard von 1509 und das romanische Kreuzigungsreliefaus Ried bei Kremsmünster vom Landesmuseum angekauft wurden.Besondere Verdienste erwarb sich Ubell auch um den Ausbau derSammlung von Gmundner Keramiken, deren besonderer Kenner erwar. Im Jahre 1931 erwarb er den mit Wachsfiguren geschmücktenFronleichnamsaltar aus Abtsdorf 1701, der dem Meinrad Guggen-oichler zugeschrieben wird, und 1931 den gewaltigen · Altaraufsatzaus Garsten von Ή. Spindler 1623.

Ein besonderes Verdienst Ubells war weiters die Ausgestaltungder Landesgalerie zu einer nach wissenschaftlichen und künst-lerischen Gesichtspunkten wohlgeordneten Sammlung, die sjie vorhernicht war. Völlig neugestaltet wurde sie 1924 wiedereröffnet, be-deutende Gemälde wie die Kreuzigung von Kremserschmidt, dasSelbstbildnis von Johann Baptist Reiter, das Bildnis Stelzhamers vonJosef Danhauser, das Bildnis Stifters von B. Szekely, der „Kegel-schub" von Johann Baptist Wengler, der „Einbruch im Modeladen"von Karl Kronberger und der „Torgang" von Louis Hofbauer, dieauch jetzt Zierden der Galerie sind, hat Ubell angekauft. Auch diegraphische Sammlung des Museums hat er mit Liebe gepflegt. 1910wurden eine Anzahl von Aquarellen und Handzeichnungen von AloisGreil, 1922 der Nachlaß des Malers Josef Sutter, später Nachlaß-bestände von Josef Abel, Hans Hueber, Clemens Brosch und zuletztdie umfangreiche Graphiksammlung Kühn angekauft.

Durch sorgfältig vorbereitete und geschickt aufgestellte Sonder-ausstellungen brachte Hermann Ubell das Landesmuseum gleichfallszu Ansehen. Von ihnen sind als die wichtigsten zu nennen: Kaiser-jubiläumsausstellung 1909 (alte Gemälde), Zunftaltertümer 1909(O.-ö. Handwerkerausstellung Linz), Alois-Greil-Ausstellung 1910,O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskundeauf der Ausstellung „Wohnung und Siedlung", Linz 1929, GmundnerKeramik 1933.

Eng mit dem Museal- und Ausstellungswesen verbunden sindauch die meisten Veröffentlichungen Ubells, der namentlich alsKunstkritiker der Linzer Tagespost engste Fühlung mit dem Kunst-leben des Landes hatte. Eine Übersicht der wichtigsten Schriftenmöge das Bild Ubells vervollständigen: Zur Ikonographie der

Page 7: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

Nachrufe. 93

Florianslegende, Museumsberichte 1904, Hausrat der Zünfte, Hand-buch der o.-ö. Handwerkerausstellung, Linz 1909. Die Kaiser-Jubiläumsausstellung, Museumsberichte 1909. Die Kunstkammer desStiftes Kremsmünster, Zeitschrift „Kunst und Kunsthandwerk",Wien 1910. Johann Baptist Wengler, Museumsberichte 1910. DieSammlung der gotischen Holzskulpturen im Museum FranciscoCarolinum, „Kunst und Kunsthandwerk", 1912. Der Fund von Schwa-nenstadt, Wien 1913. Der .Wolfgangsaltar in Kefermarkt, „Kunst undKunsthandwerk", 1913. Ausgewählte iWerke der Kleinplastik imLandesmuseum, „Kunst und Kunsthandwerk", 1915. Werke öster-reichischer Barockmaler aus dem Stift Wilhering, Linz 1919. Neu-erwerbungen des Museums Francisco Carolinum in den Kriegs-jahren, „Kunst und Kunsthandwerk", 1919. Katalog der o.-ö. Landes-galerie, Linz 1924 und 1929. „Alois Greil" und „Karl Kronberger" inOberösterreichische Männergestalten, hg. ν. Ε. Straßmayr, Linz 1926.„Maria Theresia von Paradis" in Festschrift für J. von Schlosser,Wien 1927. Die Anfänge der Landesgalerie. — Das o.-ö. Landes-museum, in Oberösterreich, Land und Volk, tWien 1926.- Katalog derGmundner Bauern-Majoliken, Linz 1933. Geschichte der kunst-und kulturgeschichtlichen Sammlungen des o.-ö. Landesmuseums,Museumsjahrbuch 1933. Führer durch die kunst- und kultur-geschichtlichen Sammlungen des o.-ö. Landesmuseums, Linz 1933.

Sein letztes Lebensjahrzehnt verbrachte Hermann Ubell bei zu-nehmender Schwerhörigkeit im Ruhestand fast völlig zurückgezogen,sich nur seiner treubesorgten Familie und den geliebten Büchernwidmend. Mit bedeutenden Geistern war er in freundschaftlichemBriefwechsel verbunden, wie mit Hermann Bahr, Arthur Schnitzler,Christian Morgenstern, Hugo Hofmannsthal, Anton Hanak. MitChristian Morgenstern hatte Ubell während seines längeren Auf-enthaltes in Rom zu Beginn des Jahrhunderts Freundschaft geschlos-sen. Der Quell seiner Poesie blieb zeitlebens unversiegt, doch wasihm entströmte, blieb vor der Welt verborgen. Dennoch sind dieGedichte aus. späten Tagen jenen der Frühzeit an Ausdruckskraftebenbürtig, an Reife der Form überlegen. Nachstehende Verse ausseiner Frühzeit, zuerst 1901 in der „Jugend" erschienen, mögen fürihren Schöpfer Zeugnis ablegen.

Page 8: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

94 Nachrufe.

Die Fahrt der Toten

. . . Es fuhr ein kalter Wind in meinen Garten,Der seine Bäume fromm zur Sonne wandte;Ein blauer Schatten fiel in meinen Garten,Und früher war doch unbewegte Klarheit . . .

Zum hohen Erker steig ich müd empor,Und lausche in die dunkle, weiche Däm/nerung,Die zögernd niedergleitet; schläfrig ticktDie Stutzuhr am Kaminsims; freundlieh lädtDer alte Lehnstuhl in die weiten Arme . . .

. . . Und langsam schifft sich meine Seele einUnd segelt — ο der stillen weißen Segel! — überDas sonnenhelle Meer der Träume. LieblichBlinken die vielen Wellen . , . Mich umkreistEin Kranz von süßen Stimmen, die so zärtlichWie Perlen und wie dünnes Silber klingen . . .In blauen Fernen dämmern Palmeninseln,Von denen uns die Brise warme DüfteHerüberatmet . . . Schmale grüne ReiherZiehn uns zu Häupten ihre lichten Kreise . . .

. . . Selig, mit leisem Singen, landen wir

Im ruhevollen Port der sanften Dinge . . .

Dr. Justus S c h m i d t.

Page 9: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

Nachrufe. , 95

; P. Thiemo Schwarz f. .

Johann Schwarz entstammte einer bäuerlichen Familie in Schar-denberg, er wurde am 20. Dezember 1867 geboren, machte seineGymnasialstudien in Kremsmünster und wurde 1886 als FraterThiemo ins Stift aufgenommen. Seine theologischen Studien absol-vierte er im Stifte St; Florian; er wurde 1891 zum Priester geweiht.Der Abt schickte ihn an die Universität Wien zur,Vorbereitung fürdas Lehramt für Mathematik und Physik. Nach Vollendung diesesphilosophischen Studiums Würde er auf vier Monate nach Münchenan die dortige Sternwarte gesandt, um sich auch für Astronomieauszubilden. 43 Jahre lang (1895 bis 1938) unterrichtete er Mathe-matik und Physik am Gymnasium zu Kremsmünster. In den letztenzehn Jahren war er Direktor des Gymnasiums.

Er arbeitete gleich 1895 mit an den meteorologischen und geo-physikalischen Beobachtungen der Sternwarte Kremsmünster undlieferte auch Beiträge zur .Witterungskunde von Oberösterreich, die1896, 1897 und 1898 von P. Franz Schwab gesammelt und zusammen-gestellt und in der Druckerei Wimmer, Linz, gedruckt wurden. Von1899 bis einschließlich 1908 publizierte er alljährlich die Resultateaus den an der Sternwarte in Kremsmünster angestellten meteoro-logischen Beobachtungen. Als P. Franz 1906 das Direktorat derSternwarte zufolge seiner Erkrankung zurücklegte, mußte P. Thiemodie Leitung der Sternwarte übernehmen und führte sie, mit Aus-nahme der Zeit der Beschlagnahme des Stiftes 1941 bis 1945, bis zuseinem Tode.

Sein ausgezeichnetes Wirken wurde 1922 vom Bischof durchErnennung zum Geistlichen Rat und von der weltlichen Behördedurch Ernennung zum Regierungsrat anerkannt.. 1930 wurde ihmder Titel eines Hofrates verliehen. Nach Vollendung des 40. Dienst-jahres als Professor, bzw. Direktor erhielt er 1935 die Ehrenmedaillefür 40jährige treue Dienste. Er wurde auch zum Korrespondentender Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus Wien,sowie zum Ehrenmitglied der Gesellschaft für Meteorologie ernannt.Seine Heimatgemeinde Schardenberg hatte ihn zum Ehrenbürgerernannt.

52 Jahre lang machte er die meteorologischen Beobachtungenund Berechnungen mit einer Genauigkeit, Gewissenhaftigkeit, Pünkt-lichkeit und Sauberkeit, die kaum ihresgleichen findet. In selbstloser

Page 10: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

96 Nachrufe.

Weise hatte er auch Beobachtungen über Luftelektrizität jahrelanggemacht, deren Resultate er jüngeren Mitbrüdern zum Zweckewissenschaftlicher Publikationen zur Verfügung stellte.

Er interessierte sich besonders für die klimatologischen Verhält-nisse von Oberösterreich und veröffentlichte 1919 als reife Fruchtjahrelanger gründlicher Arbeit die Klimatographie von Oberöster-reich, die von der Direktion der Zentralanstalt für Meteorologie undGeodynamik in Wien herausgegeben wurde.

Seine Tagesordnung war jahraus, jahrein dieselbe: vor 5 Uhr frühauf, dann hl. Messe, dann Chorgebet und tagsüber Schule, Wissen-schaft und Gebet. Während des Schuljahres hielt er seine Schul-stunden mit peinlicher Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit; seineüberlegene Ruhe sicherte ihm strengste Ordnung und Disziplin. Erstellte durchaus keine hohen Anforderungen an seine Schüler, ver-langte aber peinliche Genauigkeit und Reinlichkeit.

Er war seinen Mitprofessoren ein angenehmer und hilfsbereiterKollege. Als Direktor ein mit allen Vorschriften vertrauter undLehrern und Schülern gegenüber gleich wohlwollender Vorgesetzter.Allen Mitbrüdern gegenüber stets die Liebenswürdigkeit selber. Erhatte ein außerordentliches, gutes Gedächtnis bis in seine letztenTage und wußte auf alle Fragen über Personen und Ereignissefrüherer Jahre genauen Bescheid.

Er war ein frommer Priester und ein echter Benediktiner, dertrotz seiner vielen Arbeit sich immer Zeit nahm, am Chorgebet teil-zunehmen. Er verließ nur selten das Kloster; er führte ein echtklösterlich -r- monastisches Leben, in idealer Erfüllung der wesent-lichen Aufgaben eines Benediktiners: ora et labora.

Mehr als 50 Jahre lang ging er täglich drei- bis viermal auf undab von und zu seiner Wohnung im 3. Stock der Sternwarte. Er ver-ließ seine Turmwohnung erst, als die Füße ihm den Dienst aufsagtenund das auch nur schweren Herzens, weil er seine Wissenschaft, dieMeteorologie, nicht verlassen wollte.

Sein Scliwächezustand hat ihn gezwungen, in das Krankenzimmerzu übersiedeln, wo er, zufolge sich wiederholender, wenn auchleichter Schwäche-, Bzw. Schlaganfälle, zunächst ans Zimmer, dannans Bett gefesselt war und am 19. April 1947 starb.

An seinem Begräbnis nahm außer den Vertretern der Schul-behörde und der benachbarten Ordensstifte auch eine große Anzahl

Page 11: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

*· Nachruf«-. 97

ehemaliger Schüler teil, die ihrem hochgeschätzten Lehrer den Dankder letzten Ehre erwiesen.

Sein Andenken wird allzeit in Ehren bleiben!

• • · .· R L P . -

Dr. P. Richard R a η k 1.

S c h r i f t e n :Resultate aus den in den Jahren 1899 an der Sternwarte zu

Kremsmünster angestellten meteorologischen Beobachtungen. Gym-nasialprogramm 1900.

Unter demselben Titel erschienen im Preßverein, in iWels dieResultate der Beobachtungen der Jahre: 1900, 1901, 1902, 1903 und1904 — jede Publikation 23 bis 28 Seiten.

Die Resultate der Beobachtungsjahre 1905 und 1906 erschienenim Preßverein Linz (88. Seiten).

Die Resultate der Beobachtungsjahre 1907 und 1908 erschienenim Preß verein Linz (93 Seiten).

Klimatographie von Oberösterreich. — [Wien, Staatsdruckerei,1919 (133 Seiten).

Einfluß der Thermometer-Aufstellung auf die Beobachtungs-Resultate der Temperatur in Kremsmünster (Sitzungsberichte derAkad. der Wissenschaften Wien, Math, naturw. Klasse Ha, 135. Band— 7. und 8. Heft, 1926).

Der tägliche Gang der Temperatur in Kremsmünster. (Gymnasial-jahresbericht 1929).

Klimaschwankung. (Gymnasialjahresbericht 1947).

Viktor Kerbler f.

Als das Land Oberösterreich am 2. Jänner 1946 in ehrenderWeise .des Hofrates Viktor Kerbler anläßlich der Vollendung des90. Lebensjahres gedachte, wurde,die Öffentlichkeit wieder auf einenhochverdienten Heimatsohn aufmerksam, der bis in das Patriarchen-alter nur Arbeit und Dienst am Volke kannte. Und schon eineinhalbJahre später, am 3. Juli 1947, hat Schnitter Tod diesem fruchtbaren.

Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. 93. Band. , • 7

Page 12: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

98. Nachrufe. -u

reichlich genützten Leben ein Ende gesetzt Mit Kerbler ist ein treuerBeamter altösterreichischer Prägung von uns gegangen, einer jenerseltenen Menschen, denen neben strenger Pflichterfüllung, auchKunst- und Musikpflege ein Herzensbedürfnis war. Diese Liebe zuden Musen hat ihn die Prüfungen zweier [Weltkriege mit ihren bit-teren Wirtschaftsnöten leichter ertragen lassen.

Viktor Kerbler wurde am 2. Jänner 1856 als Sohn des land-schaftlichen Türhüters Anton Kerbler in Linz geboren. Nach Be-endigung der Gymnasialstudien trat er 1874 in den oberösterreichi-schen Landesdienst, war anfangs in der Landesbuchhaltung tätigund wurde, nachdem er die juridischen Staatsprüfungen an derWiener Universität abgelegt hatte, in den Konzepts dienst über-nommen.

[Wie sein Vater verbrachte auch er seine gesamte Dienstzeit beider Landesverwaltung. Hier arbeitete er im Finanz- und Gemeinde-referat und nahm an allen wichtigen Arbeiten der Gesetzgebungbestimmenden Anteil. Die im Verwaltungsdienst gesammelten Er-fahrungen konnte er reichlich verwerten, als er die 2. Auflage vonJ. iScheda, Erläuterungen zur Gememdèordnung, bearbeitete unddieses bekannte Handbuch für die Gemeindeverwaltung im Jahre1895 mit zahlreichen Ergänzungen und Verbesserungen herausgab.

Unvergeßlich bleiben Kerblers Verdienste um die Förderung derheimatlichen Landwirtschaft. Er wurde der Wegbereiter des Genos-senschaftsgedankens und erhielt mit vollem Becht den Ehrennameneines Vaters des oberösterreichischen Genossenschaftswesens. SeinWerk ist die Gründung vieler ersprießlich wirkender Baiffeisen-kassen. Auf seine Anregung hin erfolgte 1900 die Errichtung derGenossenschafts-Zentralkasse, welche die für Darlehen nicht be-nötigten Barbestände wichtigen Förderungszwecken, wie der Ent-wicklung der Ein- und Verkaufsgenossenschaften, der Organisationdes Molkereiwesens und der Lagerhausgenossenschaften zuwendete.Wenn es galt, die wirtschaftliche Lage des bodenständigen Bauern-standes zu verbessern, konnte Kerbler aus dem reichen Schatze sei-nes praktischen Wissens schöpfen. Seine klugen Batschläge fandendankbare Aufnahme. Seine Arbeit war von sittlichem Ernst undIdealismus getragen, aus ihr leuchtete der Gemeinschaftsgedanke,das ehrliche Bemühen um die Wohlfahrt des Nächsten hervor.

Mit gewandter Feder wußte Kerbler für die Verbreitung derGenossenschaftsidee zu werben. Zwei Schriften: „Anleitung zur Ge-

Page 13: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

Nachrufe. 99

schäftsführuhg der Vorschußkassenvereine nach dem System F. W.Raiffeisen" (3. Aufl., Linz 1899) und „Das landwirtschaftliche Ge-nossenschaftswesen in Oberösterreich" (2. umgearb. Aufl., Linz1921), haben viel Beachtung gefunden, da sie von gründlicher Sach-kenntnis zeugen.

Ein so bewährter Fachmann war auch bei großen landwirtschaft-lichen Beratungen und Tagungen außerhalb der Landesgrenzen einegeschätzte Persönlichkeit. Bald sprach er vor Molkereifachleutenin Wien, dann wieder lieh er sein Können idem Allgemeinen Ver-band landwirtschaftlicher Genossenschaften in Österreich. Durch17 Jahre war er als Vertreter des Ackerbauministeriums im Aus-schuß des Landeskulturrates (heute Landwirtschaftskammer) tätig,und mit Genugtuung mußte es ihn erfüllen, als. im Jahre 1909 dasLandeskulturamt sein stattliches Heim auf der Promenade beziehenkonnte, für dessen Errichtung er sich mit ganzer Kraft eingesetzthätte:

Auch nach seiner Versetzung in den Ruhestand (1908) kannteKerbler kein Rasten; Unermüdlich wirkte er in ehrenamtlicher Stel-lung weiter für den Ausbau dés Genossenschaftswesens, durch Ver-öffentlichungen und Vorträge war er auf die Fortentwicklung derLandwirtschaft bedacht. Noch im 92. Lebensjahre, wenige Wochenvor seinem Hinscheiden, schrieb er ein längeres Geleitwort für dasGenossenschafts-Jahrbuch 1947. In dieser letzten Arbeit seines schaf-fensreichen Lebens gab er der Freude darüber Ausdruck/ daß dasjahrzehntelange Mühen um das Gedeihen der oberösterreichischenGenossenschaften so reiche Früchte getragen habe.

Die hervorragenden Verdienste des tüchtigen Landesbeamten be-lohnte Kaiser Franz Josef durch Verleihung des Ritterkreuzes desFranz-Josef-Ordens und des Eisernen Kronenordens 3. Klasse.Wenige Monate vor seinem Tode wurde Hofrat Kerbler zum Ehren-mitglied der Anwaltschaft der land- und forstwirtschaftlichen Ge-nossenschaften in Oberösterreich.ernannt.

An dem Verblichenen hat sich Shakespeares Wort, daß Musikder Seele Nahrung ist, bewahrheitet. Von frühester Jugend an warer nicht bloß ein stiller Genießer der edlen Musica, sondern schwelgteaucfi als Gebender, als feinsinniger Cellist im Reiche der Töne.Musik war ihm Sorgenbrecherin und Trösterin bis ans Ende seinerErdenpilgerfahrt. Mit ihr verband ihn, der sich nie eine Familie

Page 14: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

100 Nachrufe;

gründete, innige Lebensgemeinschaft. In seinem Jünggesellenheimerklang so oft kultivierte Kammermusik, seine Cellistenkunst be-währte sich schon zu Bruckners Zeiten auf dem Domchor für dieVerherrlichung Gottes.

Auf dem Gebiete der Kirchenmusik galt Kerbler als Autoritätund sein treffliches Urteil wurde oft eingeholt. Obwohl von der Lastdes Alters schon tief gebeugt, fand er sich jeden Sonntag beimi Hoch-amt im Neuen Dom ein und lauschte den Klängen großer Meistersakraler Musik. Dem Wirken des Domkapellmeisters Karl Waldeck(1841—1905) widmete er ein Gedenkblatt („Linzer Volksblatt" 1905,Nr. 71). Dank seinen gründlichen Musikkenntnissen war er berufen,seine Stimme auch als Kritiker in der Öffentlichkeit zu erheben. Soschrieb er lange Zeit hindurch für das „Linzer Volksblatt" über allebedeutenden Musikaufführungen in der Landeshauptstadt Berichte,die wegen ihrer Sachlichkeit allseitige Beachtung fanden.

Kerblers Interesse wandte sich auch der Baukunst zu und hierkonnte er als Mitglied des Dombauvereines eine ersprießliche Tätig-keit entfalten. Als im Jahre 1924 das Domweihefest stattfand, gab erin einem Aufsatz „Dombaujahre. Aus der Geschichte des LinzerDombaues." („Wiener Reichspost" 1924, Nr. 118) aus eigener Er-innerung und Mitgestaltung ein Bild von dem Wachsen des. Bau-denkmals. Seiner Verbundenheit mit diesem sichtbaren Wahrzei-chen oberösterreichischer Glaubensstärke hat er dadurch Ausdruckverliehen, daß er die vier Statuen der Evangelisten beim Haupt-eingang des Domes spendete.

Am Geistesleben seiner Zeit, am Literaturschaffen sowie an derjuridischen und theologischen Wissenschaft nahm Kerbler stetsregen Anteil. Der oberösterreichische Musealverein durfte ihn zuden Seinigen zählen, denn seit 1901 stand er als eines der ältestenMitglieder in seinen Reihen. Persönlich bescheiden und liebenswür-dig im Verkehr mit jedermann, zeichnete er sich durch Herzensgüteund Hilfsbereitschaft aus.

So rundet sich das Lebensbild Viktor Kerblers zu einem kräf-tigen Ausschnitt aus dem glanzvollen Rahmen altötsterreichischerBeamtentreue und Kulturpflege. Der Heimgegangene erhielt vomSchöpfer ein reichliches Maß von Fähigkeiten und Zeitspanne zu-geteilt, die er gut nützte. Weil er sein ganzes Können der geliebtenHeimat dienstbar machte, wird sie ihm auch ein dauerndes An-gedenken bewahren.

Page 15: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

Nachrufe. 101

- S ç h τ i f t e η ü b e τ Κ e r b 1 e r :

F. Krakowizer—F. Berger, Biographische« Lexikon des Landes Österreich obder Enns, Linz 1931, S. 150.

Hofrat Viktor Kerblen 90 Jahre alt. „Linzer Vollksiblatt" 1946, Nr. 1. — Der Väterdes o.-ö. Genossenschaftswesens. Hofrat Viktor Kerbler 90 Jahre alt. „Oberöster-reddhiscihe Landwirtschaftszeitunig" 1946, Nr. 1.

Dr. Eduard Straßmayr.

Karl Weiß f.

Am 2. Juli 1944 starb Studienrat Professor Dr. Karl Weiß nacheinem arbeitsreichen Leben unerwartet schnell in Wels.

Dr. Weiß wurde am 7. Mai 1873 in Weyr-Markt in Oberösterreichgeboren, besuchte das Staatsgymnasium in Linz und widmete sichanschließend dem Theologiestudium. Am 26. Juli 1896 wurde er zumPriester geweiht. Aus eigener Neigung und nach dem Willen seinergeistlichen Vorgesetzten studierte er an der Universität zu InnsbruckNaturgeschichte, Mathematik und Physik; seit dem Jahre 1902 warer als Professor am Collegium Petrinum in Linz tätig.

Neben seiner Lehrtätigkeit fand Dr. Weiß noch Zeit für eineReihe von wissenschaftlichen Arbeiten. In den Jahresberichten 1910und 1911 des Collegium Petrinum erschien eine Abhandlung über„Kombinatorische Kristallsymbolik", im Jahresbericht 1913/14 unterdem Titel „In den kristallinen Schiefern der Ostalpen" ein Berichtüber die Eindrücke und Forschungsergebnisse einer mit Unter-stützung des Ministeriums für Kultus und Unterricht während derHauptferien 1913 durchgeführten Studienreise durch Graubünden,Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Steiermark und Kärnten. In den katho-lischen Sehulblättern der Jahre 1925 bis 1928 veröffentlichte er einesehr beachtenswerte Arbeit: „Der Pöstlingberg, ein Schulberg fürFerngeologie der heimatlichen Kalkalpen, soweit sie im Sichtbereichdes Pöstlingberges liegen".

Im, Jahre 1938 wurde von der Elektrizitäts- und Straßenbahn-gesellschaft in Linz ein von Dr. Weiß gezeichnetes Panorama desPöstlingberges herausgegeben, das allgemein als eine der bestenPanorama-Zeichnungen unserer Heimat anerkannt wurde.. Im

Page 16: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

102 Nachrufe.

Begleitwort der Ausgabe wurde es als eine Liebhaberarbeit be-zeichnet, deren Zustandekommen einen nahezu tausendmaligenBesuch des Pöstlingberges. erforderte.

Der Verstorbene hat neben der vorhergehend.erwähnten Studien-reise verschiedene geologische Forschungen in den nördlichen Kalk-alpen, insbesondere im Weyrer-Bogen und im Gesäuse, vorüber-gehend auch in den Niederen Tauern, betrieben. Zahlreiche Beleg-stücke in den Sammlungen des Landesmuseums, des CollegiumPetrinum und der Realschule in Steyr zeugen von diesen Studien.Prof. Dr. Weiß hat die mineralogischen, petrologischen und geo-logischen Sammlungen des Landesmuseums lange Jahre betreut,vielfach bereichert und zum Teil mit großer Liebe und Sorgfalt neugeordnet. Er war auch Gründer der geologischen Arbeitsgemein-schaft. Das vielseitige und für das Collegium Petrinum überausehrenvolle Wirken des Verstorbenen in Schule und Wissenschaftwurde von Bischof Johannes Maria Gföllner im Jahre 1922 durchdie Ernennung zum Geistlichen Rat und von der Bundesregierung imJahre 1931 durch die Verleihung des Titels „Studienrat" anerkannt.

Josef Κ1 ο i b e r.

Josef Bayr f.

Josef Bayr wurde am 16. Februar 1863 in St. Georgen im Atter-gau geboren und wählte, selbst aus einer Lehrerfamilie stammend,den Beruf eines Lehrers. Schon während seiner Studienzeit in Salz-burg zeigte er großes Interesse für die Entomologie und sammeltemit seinem Mitschüler Burgstaller Schmetterlinge. Seit seiner Bestel-lung zum Schulleiter in St. Georgen am Fillmannsbach bei Braunauentfaltete er eine rege entomologische Tätigkeit, betrieb emsig denFang und die Zucht von Schmetterlingen und legte eine wohl-geordnete Sammlung an. Nach sieben Jahren wurde er nach Zeil amMoos versetzt und schließlich nach weiteren drei Jahren zum Ober-lehrer in Hart bei Braunau am Inn bestellt. Überall sammelte ereifrig, verstand es aber auch, der Jugend gründliches Wissen zuvermitteln und in ihr die Liebe zur Natur zu wecken.

Page 17: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

Nachrufe. 103

Bayr lebte lange in stiller, bescheidener Zurückgezogenheit, nurmit Burgstaller in alter Freundschaft verbunden. Erst später kam ermit den Linzer Entomologen Hauder, Klimesch und Dr. L. Müller inBerührung, durch die er wertvolle wissenschaftliche Anregungenempfing.

Am 21. Juli 1947 schloß er für immer sein arbeitsreiches Leben.NocH am Sterbetag erfreute ihn eine Auswahl alpiner Falter, die ihmsein Sohn sandte. Seine umfangreiche Sammlung, das Ergebnis einersechzig]ährigen entomologischen Tätigkeit, durch Kauf und Tauschwertvoller Falter vermehrt, ging in den Besitz seines Sohnes AlfredBayr, gleichfalls eines eifrigen Entomologen, über.

Emil H o f f m a n n .

Johann Häuslmayr f.

Aus einer angesehenen Bürgerfamilie stammend, wurde JohannHäuslmayr am 5. März 1874 in Linz geboren. Obwohl von seinenEltern zum Kaufmannsstande bestimmt, wandte er sich aus persön-licher Neigung dem Soldatenberuf zu. Nach zwölfjähriger mili-tärischer Dienstleistung trat er in den Staatsdienst und wurde 1905Steuerbeamter in Oberndorf am Inn.

In diese Zeit fiel seine erste entomologische Tätigkeit. 1913 nachLinz versetzt, lernte er namhafte Entomologen kennen und entschiedsich unter dem Einfluß von Regierungsrat Kloiber für die Lepi-dopteren. Im ersten Weltkrieg wurde erzürn Hauptmann-Rechnungs-führer befördert und mit dem goldenen Verdienstkreuz ausgezeich-net. Nach dem Kriege widmete er sich neuerlich eifrig der Entomolo-gie, sammelte hauptsächlich in den Alpen öberösterreichs, so aufdem Schoberstein, Pyrgas, Warscheneck, Priel .und Dachstein, aberauch in anderen Gegenden, wie im Fuschertal, Hagengebirge und inder Wachau.

Im Jahre 1934 ging er als Amtsrat, in den wohlverdienten Ruhe-stand. Nun stellte er seine ganze Arbeitskraft in den Dienst desLandesmuseums. Er sichtete und ordnete einen großen. Teil derSchmetterlingsammlungen des Landesmuseums. Erst in den letzten

Page 18: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

104 Nachrufe.

Jahren hinderte ihn ein Augenleiden an seiner wissenschaftlichenTätigkeit. Am 14. Juli 1947 erlag Amtsrat Johann Häuslmayrunerwartet schnell einem Schlaganfall. Die entomologische Arbeits-gemeinschaft verlor in ihm eines ihrer ältesten und verdientestenMitglieder.

Emil H o f f m a n n .

' Sigmund Hein f.

Sigmund Hein wurde am 6. Februar 1868 in Freiwaldau, Schle-sien, geboren. Entsprechend seiner Erziehung am Untergymnasiumin Graz, und in der Kadettenschule in Liebenau bei Graz ergriff er diemilitärische Laufbahn. Dank seinen Fähigkeiten wurde er bereits19Ö5 Hauptmann; nach dem ersten Weltkrieg ging er als Oberst inden Ruhestand. 1939 übersiedelte er nach Wien, wo er am 18. Dezem-ber 1945 starb.

Oberst Hein war ein hervorragender Lepidopterologe, der fast inallen Kronländern der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monar-chie sammelte. Nach dem Ableben des Hofrates Dr. L. Müller wurdeer Vorsitzender der entomologischen Arbeitsgemeinschaft in Linzund leitete diese vorbildlich bis zu seiner Übersiedlung nach Wien.Die Vorträge, die er in den Sitzungen und Jahresversammlungenhielt, sind in den Jahrbüchern des Oberösterreichischen Museal-vereines, Bd. 81 bis 89, festgehalten. Mit Vorliebe sammelte er' Geo-metriden (Spanner) und studierte besonders die Gattung Tephrocly-stia. Seine sorgfältig angelegte Sammlung enthält mehrere von ihmaufgestellte Typen und sonstige bemerkenswerte Lepidopteren, u. a.:

Hybernia aurantiaria Esp. ab. tustrigaria Hein, eine Type aus.Böhmen; Gnophos myrtillata limosaria Hb. ab. interrupta Hein, eineType von der Wurzner Alpe im Warscheneck-Gebiet; Angeronaprunäria L., Freilandzwitter, in Linz gefangen; Codonia tiybr. orbial-biocellaria Hein, Hybriden-Type, in Linz gezogen.

Hervorzuheben ist der Erstfund von Homerophila obruptariaThßg. in Oberösterreich. Erfolgreich betrieb er auch die Zucht vonSchmetterlingen. So gelang ihm die Aufzucht der oben, erwähntenneuen.Hybridentype, Codonia hybr. orbialbiocellaria Hein*

Page 19: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

Nachrufe. 105

Von seinen veröffentlichten Arbeiten seien angeführt:Beitrag zur Makro-Lepidopterenfauna Nordtirols, 22. Jahres-

bericht des Wiener Entomolog. Vereines 1911, S. 179.Beitrag zur Makro-Lepidopterenfauna Nordostböhmens. Zeit-

schrift des österr. Entomolog. Vereines Wien, 5. Jahrgang, 1920, S. 2.Bein- und Blutverlust bei Raupen, ebendort, 19. Jahrg., 1926, S. 98.Zwitter und Aberrationen, ebendort, 13. Jahrgang, 1928, S. 59.Beitrag zur Makrolepidopterenfauna Mährens, ebendort, 13. und

14. Jahrgang, 1928/29, S. 91 und S. 11.Die ersten Stände von Larentia kolleraria H. L., ebendort,

18. Jahrgang, 1933, S. 86.Ergänzungen zur Biologie der Erebia glacialis, ebendort, 20. Jahr-

gang, 1935, S. 2.Einiges über die ersten Stände von Erebia stygne 0., ebendort,

21 Jahrgang, 1936, S. 5. . ,Ein neuer Geometriden-Hybride: Codonia hybr. orbialbiocellaria

Hein, ebendort, Jahrgang 1936, S. 9.Oberst Hein stand mit hervorragenden Lepidopterologen des In-

und Auslandes im regen Gedankenaustausch, so mit Prof. Rebelund H. Zerny aus Wien, Baron Hormuzaki aus Czernowitz, GrafTurati aus Mailand und Ch. Reverdin aus Genf. Sein Wirken in derentomologischen Arbeitsgemeinschaft wird unvergeßlich bleiben.

Emil H o f f m a n n .

Friedrich Holzinger f.

Friedrich Holzinger wurde am 22. Jänner 19^5 in Linz als Sohneines Eisenbahnbeamten geboren und entschloß s\ch nach Ablegungder Reifeprüfung am Staatsgymnasium im Frühjahr 1943 zumMedizinstudium. Zum Wehrdienst eingezogen, dienteyer an verschie-denen Frontabschnitten, zuletzt im Rheinland; dort fiel er am4. November 1944 einem Fliegerangriff zum Opfer.

Schon seit seiner frühen Jugend besuchte Holzinger die Zusam-menkünfte der entomologischen Arbeitsgemeinschaft in Linz. Alsbegeisterter Bergsteiger sammelte er mit Vorliebe in (̂ en Alpen,

Page 20: 93. Band...O.-ö. Abteilung der Jagdausstellung, Wien 1910, Wiener Werkstätte 1912, Krieg und Kunst, Barockmaler aus Wilheringjl 1919, Volkskunde auf der Ausstellung „Wohnung und

106 Nadmife.

besonders im Hagengebirge und im Habachtale Schmetterlinge.Seltene Stücke seiner sorgfältig angelegten Sammlung stammen aberauch vom Dachstein, Großvenediger und Watzmann.

Die entomologische Arbeitsgemeinschaft verlor in ihm einenihrer hoffnungsvollsten jungen Mitarbeiter.

Emil H o f f m a n n .

Johann Wollendorf er f.

Johann Wollendorfer wurde am 10. September 1887 in Leondinggeboren, besuchte die Staatsgewerbeschule in Linz und bildete sichzum Modelltischler in der Bundesbahnwerkstätte aus, wo er alsWerkmeister beim letzten Bombenangriff am 25. April 1945 durchVerschüttung den Tod fand.

Der auf so tragische Weise Dahingegangene war ein bewährtesMitglied der entomologischen Arbeitsgemeinschaft und sammelte mitEifer Schmetterlinge. Im Jahre 1937 glückte es ihm, als erster inÖberösterreich, zwei Exemplare von Cidaria adumbraria cretaceaîWagner in der Polsterlucke bei Hinterstoder zu fangen, die er demLandesmuseum in Linz spendete. Nach seinem Tode ging seine ganzeSammlung in den Besitz des Landesmuseums über.

Emil H o f f m a n n .