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12.12.2009 Jahresarbeit der 11. Klasse | Freie Waldorfschule Werra-Meißner ANDREAS HOLZHAUER WALDORF IM SPIEGEL DER GESELLSCHAFT

A W S G ALDORF IM PIEGEL DER ESELLSCHAFT€¦ · 3 Waldorf im Spiegel der Gesellschaft Gliederung: 1. Einleitung 2. Einführung in die Waldorfpädagogik 2.1. Bund der Waldorfschulen

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12.12.2009

Jahresarbeit der 11. Klasse | Freie Waldorfschule Werra-Meißner

ANDREAS

HOLZHAUER WALDORF IM SPIEGEL DER GESELLSCHAFT

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2 Waldorf im Spiegel der Gesellschaft

Inhalt Gliederung: ................................................................................................................................. 3

Bund der Waldorfschulen .......................................................................................................... 5

Grundlagen der Waldorfpädagogik ............................................................................................ 5

Ziele der Waldorfpädagogik ....................................................................................................... 7

Waldorfschule und PISA ............................................................................................................. 8

Eurythmie ................................................................................................................................... 8

Ehemalige Waldorfschüler ....................................................................................................... 10

Das Problem unserer Schule(n) ................................................................................................ 10

Vorbereitung zu den Befragungen ........................................................................................... 12

Erstellen der Fragen ................................................................................................................. 13

Fragebögen: .............................................................................................................................. 13

Befragung ................................................................................................................................. 17

Zur Befragung ........................................................................................................................... 17

Auswertung: Öffentliche Umfrage ........................................................................................... 18

Auswertung: Umfrage bei Waldorfschülern ............................................................................ 19

Auswertung: Umfrage für Regelschüler ................................................................................... 20

Schriftliche Auswertung ........................................................................................................... 21

Interview mit Willi Luger .......................................................................................................... 23

Praktischer Teil: ........................................................................................................................ 25

Der Film .................................................................................................................................... 26

Haftungsausschluss: ............................................................................................................. 28

Ergebnisse und Anhang ............................................................................................................ 28

Danksagung: ............................................................................................................................. 28

Schlusswort: ............................................................................................................................. 29

Literaturverzeichnis: ................................................................................................................. 29

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3 Waldorf im Spiegel der Gesellschaft

Gliederung:

1. Einleitung

2. Einführung in die Waldorfpädagogik 2.1. Bund der Waldorfschulen 2.2. Grundlagen der Waldorfpädagogik 2.3. Ziele der Waldorfpädagogik 2.4. Waldorfschule und PISA 2.5. Eurythmie 2.6. Ehemalige Waldorfschüler 2.7. Das Problem unserer Schule(n)

3. Vorbereitung zu den Befragungen 3.1. Erstellen der Fragen: 3.1. Fragebögen

4. Befragung 4.1. Zur Befragung 4.2. Auswertung: Öffentliche Umfrage 4.3. Auswertung: Umfrage bei Waldorfschülern 4.4. Auswertung: Umfrage für Regelschüler 4.5. Schriftliche Auswertung 4.6. Interview mit Willi Luger

5. Praktischer Teil

5.1. Einverständniserklärung 5.2. Der Film

6. Ergebnisse und Anhang 5.1. Danksagung 5.2. Schlusswort

7. Literaturverzeichnis:

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4 Waldorf im Spiegel der Gesellschaft

Einleitung:

Das Thema „Waldorf im Spiegel der Gesellschaft“ habe ich mir aus folgenden Gründen aus-gesucht: Fakt ist, dass nicht alle Menschen unserer Gesellschaft mit unserem Schulsystem vertraut oder einverstanden sind. Ich möchte allerdings in meiner folgenden Arbeit genauer beleuch-ten, was viele Menschen unserer Gesellschaft in unterschiedlichen Generationen, mit ver-schiedenen Geschichten und Ansichten über uns sagen, denken, verbreiten und zu wissen glauben. Dem nicht genug möchte ich die Ursachen herausfinden, warum besagte Personen bestimmte Ansichten haben. Woher kommen die Vorurteile, oder sind es keine Vorurteile sondern steckt in ihnen doch ein wenig Wahrheit? All diese verschiedenen Aspekte und An-sichten werde ich in meiner Arbeit sortieren und auswerten. Gewählt habe ich dieses The-ma, da ich mich persönlich oft frage, was Andere von uns denken. Das hat auch einen spe-ziellen Grund. Wird man beispielsweise gefragt, welche Schule man besucht und man ant-wortet: „Ich gehe auf die Waldorfschule“. Dann sieht man oft in dem Gesicht des Anderen ein merkwürdiges Lächeln oder Zucken. Ich frage mich in einem solchen Moment immer, was derjenige wohl denken mag. Denkt er, wie so Viele, dass die Waldorfschulen Sonder-schulen sind? Dass wir nur Bilder ausmahlen, Flöte spielen, singen und tanzen? Glaubt er das, was die Medien über uns verbreiten? Oft vermute ich Aufgrund der Blicke der Men-schen, denen ich sage, welche Schule ich besuche, dass in eine solche Richtung denken. Eini-ge stecken die Waldorfschule einfach in eine Schublade ohne sich davon zu überzeugen, dass das, was sie zu wissen glauben, überhaupt der Wahrheit entspricht. Das Werten liegt in der Natur des Menschen. Der Mensch bildet sich von allem seine Meinung, was an sich gut ist. Nur ist es leider so, dass die Meinungen oder Ansichten gegenüber verschiedenster Dinge oft nicht von ihnen selbst, sondern von den Medien geprägt werden. In meiner Jahresarbeit möchte ich ihnen die Möglichkeit geben, sich ein eigenes Bild von der Waldorfpädagogik zu machen. Es ist nicht meine Absicht, alle Leser von den Prinzipien zu überzeugen, sondern ich versuche so neutral wie möglich, alle Fakten und Aspekte für sie darzustellen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und Erkenntnis beim Lesen meiner Jahresarbeit. Ich bedanke mich im Voraus, dass Sie sich die Zeit nehmen, diese Arbeit zu studieren. Sollten Sie Fragen haben, können Sie mich auch gerne kontaktieren. Alles Nötige finden Sie auf der Seite: www.woodcutterfilmstudios.de

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Einführung in die Waldorfpädagogik

Bund der Waldorfschulen In einem Spruch von Rudolf Steiner heißt es: „Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen, in Liebe er-ziehen und in Freiheit entlassen“. Nach der Bedrohung der deutschen Waldorfschulen durch den Nationalsozialismus 1933 wurde 1946 erneut ein Bund der Freien Waldorfschulen e.V. mit dem Sitz in Stuttgart gegründet. Dieser Bund ist als Förderinitiative anzusehen. Sie tastet die Autonomie der einzelnen Waldorfschulen nicht an, nimmt aber gemeinsame Aufgaben und Interessen wahr. In Deutschland gibt es derzeit 217 Waldorf- und Rudolf-Steiner-Schulen. Außerdem gibt es zehn kooperative Seminare/Hochschulen für Waldorfpädagogik. Persönliche Mitglieder gibt es daneben ca. 1900. Zu den Aufgaben und Zielen des Bundes gehören Themen wie:

„ Eintreten für ein freies und selbstverwaltetes Schulwesen (freies Geistesleben)

Förderung und Entwicklung der Pädagogik Rudolf Steiners (Waldorfpädagogik)

Zusammenarbeit mit Institutionen, die auf dem Gebiet der Waldorfpädagogik im In- und Ausland tätig sind

Unterstützung und Beratung der einzelnen Schulen

Koordination schulpolitischer Aktivitäten

Veranstaltung von öffentlichen Tagungen zur Waldorfpädagogik

Planung, Durchführung und Koordination von Lehrertagungen, Fachtagungen, Fortbildungen und Kolloquien

Finanzierung der Lehrerbildung

Öffentlichkeitsarbeit

Herausgabe der Zeitschrift Erziehungskunst“1

Grundlagen der Waldorfpädagogik Im Jahre 1919 wurde von Rudolf Steiner (1861-1925) in Stuttgart die erste Waldorfschule gegründet. Im Mittelpunkt stand die Verwirklichung des Prinzips sozialer Gerechtigkeit im Bildungswesen. Das bedeutet, dass Schüler unterschiedlicher sozialer Herkunft, unbeachtet von Begabung und voraussichtlicher Zukunft gleich behandelt werden und gemeinsam Bil-dung erfahren. Die Waldorfschule gilt als erste Gesamtschule, die nicht wie andere Schulen das Schulsystem der Auslese vertritt, sondern dieses System durch zusätzliche pädagogische Förderungen ersetzt, was bedeutet, dass „Versetzungsgefährdete“ Schüler durch spezielle Zusatzeinheiten ihre Mängel aufholen können. Eine Neuheit an diesem System ist es, dass man in den ersten 12 Jahren nicht sitzen bleiben kann. Da den Schulen einiges daran gelegen ist den Schülern viel für ihr seelisches und geistiges Verlangen mitzugeben, müssen viele

1 Reimling, Anette vom Bund der Freien Waldorfschulen: Ziele und Aufgaben des Bundes, http://www.waldorfschule.info/de/waldorfschule-bund/bund-der-freien-waldorfschulen/bund-der-freien-waldorfschulen.html, Stand: 19.12.09, 16:15

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künstlerische Einheiten in den Unterricht mit einfließen. Hierzu gehört der sachbezogene und vielseitige künstlerische Unterricht. Durch ihn werden sowohl schöpferische Fähigkei-

ten, als auch Erlebniskräfte gefördert. Der künstlerisch-handwerkliche Unterricht ist eine vielseitige Förderung des Willens sowie der lebenspraktischen Orientierung des Schülers. Der Lehrplan der Waldorfschulen ist entwick-lungsorientiert aufgebaut. Das heißt, dass er ist auf die Prozesse kindlichen Lernens abge-stimmt. Außerdem sind die Stufen menschli-cher Entfaltung in Kindheit und Jugend be-rücksichtigt. Hauptziel des Unterrichtes ist es, von Anfang an die menschliche Freiheit zu erlangen. Da Kinder in den ersten Schuljahren noch über eine eingeschränkt entwickelte Ur-

teilskraft verfügen, wird der Unterricht mit bildlichen Gegenständen untermauert, was den Heranwachsenden hilft, gesetzmäßige und wesenhafte Stoffe durch echte Bilder oder Objek-te selbst verstehen und erleben lernen zu können. Auch im wissenschaftlichen Unterricht spielt das Streben nach einer Lebensgestaltung und Urteilsbildung eine große Rolle. Der wis-senschaftliche Unterricht an Waldorfschulen bietet nicht in erster Linie eine voruniversitäre Ausbildung. Wichtiger ist es, den Unterricht durch das intensive Vertiefen der einzelnen Themen so zu gestalten, dass er sich mit den menschlichen Lebensfragen verbindet und Antworten gibt. An Waldorfschulen gibt es den sogenannten „Epochenunterricht“. Er ist ein Mittel, den Unterricht ökonomischer zu gestalten. Er wird in Fächern wie Deutsch, Geschich-te, Mathematik, Naturwissenschaften usw. eingesetzt, in denen sich Sachgebiete geschlos-sen behandeln lassen. In Fachstunden werden Fächer eingeteilt, die laufender Übung be-dürftig sind. Dazu zählen unter anderem Fächer wie Fremdsprachen und künstlerische Ein-heiten. Einige Waldorfschulen führten aber auch hier in den letzten Jahren zunehmend Epo-chenunterricht ein. Auch die Zeugnisse und Abschlüsse unterscheiden sich deutlich von de-nen „herkömmlicher“ Schulen oder Bildungseinrichtungen: Das übliche Auslesezeugnis wur-de abgeschafft. In den Zeugnissen sind detaillierte Charakterisierungen der Schüler, welche die Leistung und Leistungsfortschritte sowie Begabungslage der einzelnen Fächer deutlich machen. Mit der mittleren Reife, der Fachhochschulreife oder dem Abitur (nach dem 13. Schuljahr) verlassen die Schüler dann, gemäß den in den Bundesländern geltenden Regeln, die Schule. Waldorfschulen sind in gewisser Weise durch eine freiheitliche Verfassung vom Staat, was die Außenlenkung betrifft, unabhängig. Dies ermöglicht ein zukunftsorientiertes und soziales Erfahrungsfeld, welches durch Eltern und Lehrer gebildet wird. Durch eine wö-chentliche Lehrerkonferenz wird die pädagogische Leitung wahrgenommen. Hier sind alle Lehrer gleichberechtigte Mitwirkende. Die Finanzierung der Schulen wird trotz der weltwei-ten fachlichen Anerkennung sowie der verfassungsrechtlichen Gleichstellung der Waldorf-schulen gegenüber Schulen in freier Trägerschaft vom Staat so finanziert, dass die Betriebs-kosten nur zum Teil gedeckt werden. Dies setzt voraus, dass die Eltern der Waldorfschüler durch, meist nach Einkommen gestaffelte, Beiträge die Schule unterstützen.

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Ziele der Waldorfpädagogik In vielen Dingen schaffte es die Waldorfschule, sich durch sinnvolle Änderungen des Systems im Niveau deutlich von Regelschulen abzuheben. Ein Beispiel dafür ist, dass die Schüler und Schülerinnen gemeinsam ab der ersten Klasse zwei Fremdsprachen lernen. An den meisten Schulen sind diese Französisch und Englisch. An vereinzelten auch Spanisch, Latein, Russisch oder Italienisch. Das Waldorfsystem befürwortet nach wie vor das Einschulen der Kinder mit sieben Jahren und spricht sich somit eindeutig gegen die immer frühere Einschulungspraxis aus. Schon in den ersten Jahren unterscheidet sich das System stark von Regelschulen. Dort geht es immer stärker darum, maximale Leistung zu erzielen. Leider haben andere wichtige individuelle Entwicklungsprozesse wie soziale Reife, Kraft oder Ausdauer darunter zu leiden, wodurch eine ausgewogene Vielfalt nicht zu gewährleisten ist. Auch der Blockunterricht (Epochenunterricht), welcher ab dem ersten Schuljahr Bestandteil des Schulsystems ist, spricht für sich! Zu den Selbstverständlichkeiten der Waldorfschulen gehört seit Gründung der ersten Einrichtung außerdem die künstlerische Gestaltung des Un-terrichts, die bewährten Textzeugnisse und die wohlüberlegte Verbindung der Allgemeinbil-dung mit der Autonomie (Selbstverwaltung) der Schule. Einige der Waldorfmethoden und Zusatzeinheiten wurde später sogar von Regelschulen anerkannt und übernommen. Eine Ansicht der Waldorfpädagogik ist es, die kreativen Kräfte der Schüler von Grund auf zu steigern. Durch die individuell selbst erstellten Epochenhefte wird der Unterrichtsstoff noch besser und tiefgründiger verinnerlicht, als es ein vorgefertigtes Lehrbuch je vermitteln könn-te. Ein Vorurteil besagt, dass an der Waldorfschule nicht der Umgang mit dem Computer gelernt wird. Das ist nicht richtig. Auch hier gibt es Informatikunterricht. Oft wird der Com-puter auch in den Fächern Physik oder Mathematik angewandt, um durch praktische Erfah-rungen die Fähigkeiten weiter auszubauen und zu untermauern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Erschaffen und Bewahren einer willensstarken Klassen-gemeinschaft. Ein miteinander Lernen von Schülern und Schülerinnen unterschiedlicher Leis-tung oder Begabung hat viele Vorteile. Es ist lebensnaher, als ein notenorientiertes Untertei-len der Kinder in einzelne Klassen oder Stufen wie an Regelschulen. Durch das Sitzenbleiben und das Herauslösen leistungsschwacher Schüler aus der Klassengemeinschaft wird der Zu-sammenhalt zerstört. Es geht dann überwiegend um abstrakte Leistungsgedanken, welche die soziale Tragfähigkeit der Schüler verringert. Besser bewährte sich das gegenseitige Miteinander arbeiten. Schnell lernende Schüler ler-nen noch fieberhafter und effektiver, wenn sie die etwas langsameren Schüler unterstützen können und Sachverhalte noch einmal in ihren eigenen Worten erklären dürfen. Hiervon profitieren auch die Lernschwächeren. Sie können definitiv durch die nicht ausschließlich vom Lehrer erklärten Stoffe und das gemeinsame Lernen und Lösen von Problemen oder Aufgaben in Gruppen gemischter Begabungen Herausforderungen zusammen besser lösen oder verstehen. Dies ist ein wesentlicher Aspekt, der später auch im Berufsleben eine wich-tige Rolle spielt. Dazu gehören der Zusammenhalt, die Kooperation sowie Integration und das Miteinander.

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Waldorfschule und PISA „PISA“ ist eine Abkürzung für: „Programme for International Student Assessment“. Und setzt sich aus den „OECD- Staaten“[( Organisation for Economic Co-operation and Deve-lopment- Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit) und Entwicklung 30 Länder wie: Belgien, Deutschland, Griechenland, Japan, USA…] zusammen. Die PISA-Studien sind Schul-leistungsuntersuchungen. Ich werde nun berichten, wie Waldorfschulen bei den PISA-Studien abgeschnitten haben. Bei den Waldorfschulen im PISA Test fällt auf, dass die Waldorfschüler eher ihre Stärken in kooperativen statt konkurrierenden Lernsituationen haben. Über dem OECD-Mittelwert lie-gen die Waldorfschulen im Bereich „Problemlösung“. Im Fach Mathematik liegen die Schüler und Schülerinnen zehn Punkte über dem OECD-Mittelwert von 500. Die Unterschiede zu anderen Schulen zeigen sich besonders bei emotionalen und motivationsbezogenen Fakto-ren. Beispielsweise ist die Freude an der Mathematik größer als die Angst. Das Selbstver-trauen der Waldorfschüler ist besonders in der Mathematik höher als bei anderen Schulen. Im Jahr 2003 lagen die Waldorfschulen in Österreich bei Naturwissenschaften etwa 37 Test-punkte weiter vorne als im Test 2000. Diese Werte lagen auch über dem OECD-Schnitt. Bei den anderen Schulen war eine drastische Leistungsabnahme zu beobachten. Mit 526 Punk-ten liegen die Waldorfschulen auch im Lesen über dem Schnitt! Also kann man sagen, dass die PISA-Studie eine Bestätigung für Waldorfschulen ist. Auffallende Übereinstimmungen ergaben sich bei der Gegenüberstellung der Schulsysteme von Finnland und Schweden mit der freien Waldorfschule. Etwa 50 % der Klassengemeinschaften absolvieren ihr Abitur. Ob-wohl Kinder verschiedener Begabungsniveaus oder Lernschwierigkeiten aufgenommen wer-den.

Eurythmie Rudolf Steiner entwickelte die Eurythmie zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1861-1925). Dies war eine Zeit des künstlerischen Umbruchs und der Suche nach modernen Ausdrucksfor-men. Mithilfe der Musik, Sprache und Bewegung können Menschen sich ausdrücken. Doch bei den genannten drei Möglichkeiten ist es am leichtesten Gefühle oder Empfindungen so-

wie Gedanken zu vermitteln. Die Eurythmie ist eine Bewegungs-kunst, die es sich zur Aufgabe macht, nicht nur die Gesetzmäßig-keit der Sprache und der Musik sichtbar zu machen, sondern darüber hinaus auch die Farbigkeit und Stimmung bildlich darzu-stellen. Das ist eine Möglichkeit dem Zuschauer verborgene Qua-litäten der Dichtung oder Musik bei Bühnenaufführungen der sonst nur hörbaren Erscheinungen zu zeigen, zu erweitern und zu vertiefen. Seit Gründung der ersten Waldorfschule wurde die Eurythmie als künstlerisches Fach aufgenommen, und wird seit-dem in jeder Klassenstufe unterrichtet.

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Auch wird die Eurythmie in vielen Fällen als „Heilmittel“ genutzt. Die sogenannte „Heileu-rythmie“ ist eine Bewegungseurythmie, die seit etwa 80 Jahren erfolgreich angewendet wird. In der ersten Klasse werden die eurythmischen Übungen meist in Verbindung mit Märchen oder auch einfacher Vertonung behutsam eingeübt. Schon in der zweiten Klasse geht es mit den Lautengebärden weiter, welche schon deutlich ausgebildet werden. Hier beschäftigen sich die Schüler hauptsächlich mit der Tierwelt, deren charakteristische Bewegungen aufgenommen und gestaltet werden. Außerdem werden schon einfache Formen gemeinsam im Kreis geübt. In der dritten Klasse werden die Lautgebärden weiter vertieft, und in kleinen musikalischen Stücken eingebaut. Auch lernen die Kinder die ersten Bewegungselemente wie Luft oder Wasser kennen. Der schützende Kreis wird in der vierten Klasse schon das ein oder andere Mal verlassen. In diesem Schuljahr befassen sich die Kinder mit den Konsonanten in Verbindung mit nordi-schen Alliterationen. In Anlehnung an den Hauptunterricht versuchen die Kinder im fünften Schuljahr, in alte Kul-turen einzutauchen. Hier wird auch die Geschicklichkeit sehr gefördert. Das Wichtigste in diesem Schuljahr ist das Ausprägen des Rhythmusgefühls. In der sechsten Klasse befassen sich die Kinder mit neuen Übungen. Eine davon ist das Ar-beiten mit dem Kupferstab. Durch das Üben geometrischer Formen sollen die Kinder größe-re Willenstätigkeit und bessere Raumorientierung erlangen. Auch in der Toneurythmie sollen Fortschritte erzielt werden. Erste Einblicke in die Tonskalen und Intervallgebärden werden vertieft. Aufgrund der eintretenden Pubertät in der siebten und achten Klasse treten große Verände-rungen im Wesen des Kindes auf, die durch intensives künstlerisches Arbeiten beispielsweise an Balladen oder kräftigen Musikstücken aufgegriffen und bewältigt werden. Hauptsächlich befassen sich die Kinder mit Moll und Dur, wo sie Freude und Schmerz ausbilden und erfah-ren können. Eine wichtige Zeit der heranwachsenden Jugendlichen ist das neunte Schuljahr. Hier werden die wechselhaften Entwick-lungsprozesse der Jugendlichen durch Gegensätze wie Licht und Finsternis in der Eurythmie widergespiegelt. Das vor-herrschende Motto ist: „Vom Kennen zum Erkennen“. In der zehnten Klasse kann man die frei-werdenden Empfindungen für kräftige künstlerische Arbeit nutzen. Das dynami-sche Bewegen wird genauso wie die indi-

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viduell-künstlerische Ausdrucksfähigkeit erprobt. Der eigene Weg wird in der elften Klasse klarer. Die Bewegungen können nun von innen ergriffen werden. Es werden neue Themen wie Klassik und Romantik bis in die Moderne be-handelt. Um den in der Regel 18 jährigen Schülern noch eine weitere künstlerische Steigerung erle-ben zu lassen, bevor er die Waldorfschulzeit beendet, werden in der zwölften Klasse, je nach Begabung und Motivation, die Fähigkeiten und Interessen in solistischen, eurythmischen Tätigkeiten ausgebaut. Auch die Planeten und Gebärden des Tierkreises sind noch zu verin-nerlichen. Die Eurythmie wird als Mittel genutzt, den Schülern bei ihrer Entwicklung zu helfen. Sie hilft das innere Wesen zu stärken, seine innere Mitte zu finden und den Geist zur Entfaltung zu bringen. Abgeschlossen wird die Eurythmie mit einer Präsentation der Klasse, die auf der Bühne vor der Öffentlichkeit aufgeführt wird.

Ehemalige Waldorfschüler Für diesen Punkt nutzte ich als Quelle ein Buch von Monika Schopf-Beige namens: „Bestanden - Lebenswege ehemaliger Waldorfschüler“ (siehe Bild rechts). Viele ehemalige Waldorfschüler üben heute Berufe in Bran-chen wie Politik, Medien, Medizin, Philosophie, Lehramt oder Finanzen aus. Einige wählten eher die praktische Arbeit wie die Schmuckherstellung, Raumgestaltung, Architektur, Tier-pflege oder Landwirtschaft. Die meisten Befragten in dem Buch erinnern sich gerne an die Waldorfschulzeit zurück und sagen, dass sie besonders Spaß an den musischen Fächern hatten. Einem Großteil ha-ben diese Fächer bei der Entscheidung für einen späteren Beruf geholfen. Viele ehemalige Waldorfschüler erlernten bedeutende Berufe und haben wie TV Star Stefan Raab oder Theo Gutberlet, der Gründer der Lebensmittelkette „tegut“ durchaus gezeigt, dass man mit einem Waldorfabschluss für das spätere Leben gewappnet ist.

Das Problem unserer Schule(n) Viele Menschen geben ihre Ansicht gegenüber unserer Schulform öffentlich Preis. Auf dem Videoportal Myvideo habe ich beispielsweise eine Aussage über unsere Schule gelesen, wel-che ich Ihnen in Zitatform zeigen möchte: „HHAHAHAHA waldis OMFG!! Mich es schon belasten wenn ich in 9. Klasse Eurythmie tanzen müsste lol. Ne also ich keine lust mich da zu blamieren. Ihr bekommt in 7.Klasse noch keine Noten HAHAH...Und die 4.Klässler

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müssen so schwul durch die Gegend rennen und Regenpause schrein wens Regnet LOLOL..Was macht ihr in

schule auser Spielen? NUN eine Aufgabe 8.Klasse in ein sack und singe ein Lied dazu HAHAHAHHAAHH B00Ns.“2

Dieser Kommentar ist nur ein Beispiel für die im Internet veröffentlichten Beleidigungen un-serer Schule. Sicherlich ist an manchen Beiträgen etwas Wahres dran, aber ein Großteil der schnellen Urteile ist klar zu wiederlegen. Nicht nur im Internet gibt es solch negative Kommentare oder Äußerungen, nein auch in anderen Medien wie dem Fernsehen gibt es viele negative Eindrücke unserer Schule. Bei-spielsweise das ZDF machte eine Reportage in der Sendung „Frontal21“, in der behauptet wird, dass Waldorflehrer eine mangelhafte Ausbildung haben und die Schüler nicht genü-gend ausgebildet werden. Der Schwerpunkt liege bei der künstlerischen Förderung und nicht bei den Hauptfächern, welche darunter sehr zu leiden hätten. Eine Mutter sagte in diesem Video, dass sie ihre Tochter, welche in den ersten zwei Schuljahren die Waldorfschule be-suchte in eine Regelschule geben wollte. Sie behauptet, dass ihr Kind mit dem Unterrichts-stoff beinahe zwei Jahre zurückliegt (gemessen am staatlichen Lehrplan). Des Weiteren solle Ihre Tochter auf einem Niveau zwischen Haupt- und Sonderschule unterrichtet wurden sein. Auch Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes bezeichnet die Ausbildung eines Waldorflehrers als „schmalspurmäßig“. Zudem wird in dem Beitrag ein Paragraf aus dem Gesetz für die Schulen in freier Trägerschaft (Privatschulgesetz - PSchG) zitiert:

„Nach § 5 Abs.1 Privatschulgesetz benötigen Waldorflehrkräfte grundsätzlich eine abgeschlossene fachliche und pädagogische Ausbildung, die jedoch keine wissenschaftliche Ausbildung im Sinne des öf-fentlich-rechtlichen Anforderungsprofils … sein muss.“3

Mir fiel das „…“ hinter Anforderungsprofil auf, welches in dem Videobeitrag zu sehen war. Also suchte ich diesen Absatz im Privatschulgesetz in der Fassung vom 1. Januar 1990 nach einer solchen Regelung. Zu meiner Verwunderung stand dieser Absatz nicht einmal ansatz-weise so im Gesetz. Dort steht:

„Für Schulen nach § 3 Abs. 2 Satz 1, wenn die Schule die Bildungsziele nach dem Waldorflehrplan erfüllt sowie der Unterricht grundsätzlich von Lehrkräften mit einer abgeschlossenen fachlichen und pädago-gischen Ausbildung erteilt wird; dabei kann auf den Nachweis entsprechender Prüfungen verzichtet werden, wenn eine gleichwertige fachliche Ausbildung und pädagogische Eignung anderweitig nach-gewiesen wird.“ 4

Mir fällt es schwer zu glauben, dass es sich bei einer solchen Verdrehung der Tatsachen um ein Versehen handelt. Der Sinn dieses Zitates wurde in meinen Augen bewusst und offen-sichtlich verdreht. Und das vom öffentlich - rechtlichen Fernsehen Deutschlands. Die Medien machen es einem nicht leicht den Überblick zu behalten und sind mir bei meiner Arbeit kaum eine Hilfe. Nach so zahlreichen Fehlinformationsbefunden halte ich es für das Beste,

2 Waldorfschule das Beste, Nightfire 29.11.2008, 18:06 Uhr http://www.myvideo.de/watch/1212853/Waldorfschule_das_Beste?p=fhd 3 ZDF Frontal 21, Drehbuch: Rainer Fromm und Dietrich Krauß, Waldorf-Ausbildung im ZDF am 10.03.2009 4 Gesetz für die Schulen in freier Trägerschaft (Privatschulgesetz - PSchG) in der Fassung vom 1. Januar 1990 §

5, http://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&query=PrSchulG+BW+%C2%A7+5&psml=bsbawueprod.psml&max=true, Stand: 14.03.10, 18:19.

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meine Schlüsse aus dieser Jahresarbeit ohne den Einfluss der Informations- und Kommunika-tionsmedien zu ziehen. In einem anderen Video von 3sat wird Rudolf Steiner als Rechtsextremist bezeichnet, der in seinen „fraglichen“ Werken rassistische Lehren verbreite, welche heute noch Waldorflehrern zur Unterrichtsgestaltung empfohlen würden. Dem nicht genug, wird in dem Beitrag be-hauptet, dass Waldorfschülern die Rassenlehre im Unterricht nahegebracht würde. Es wird zum Beispiel beteuert, dass in der siebten Klasse das Buch: „Fremde Länder Fremde Völker“, welches die Unterschiede von Europäern und Afrikanern in rassistischer Art und Weise er-klärt, durchgenommen wird. Als Verteidigung muss man natürlich bedenken, dass zu Stei-ners Lebzeiten einige alltägliche Begriffe aus heutiger Sicht als rassistisch bezeichnet wer-den.

Vorbereitung zu den Befragungen Nachdem ich nun einige grundlegende Dinge über die Waldorfschule, die Pädagogik und das System erläutert habe, werde ich mich jetzt mit Fragethemen auseinandersetzen. Vorerst gilt es sich klar zu machen, was man mit den Fragen bewirken will, wen man befragen will und zu guter Letzt, wie man die Fragen stellt. Hinweis: Alle Befragungen zu Teil I und Teil II sind anonym! Teil I: Befragung in der Öffentlichkeit In diesem Teil meiner Arbeit möchte ich aufklären, wie bekannt unser Schulsystem in der Region Werra-Meißner ist und wie die Meinungen zu unserer Schule sind. Auch werde ich grundlegende Fragen stellen, was die Pädagogik betrifft. Beispielsweise wäre eine Frage in dieser Richtung möglich: „Wie fänden Sie es, wenn ihre Kinder in der Schule Dinge wie Stri-cken oder Plastizieren lernen würden?“ Teil II: Befragung von Regel- und Waldorfschülern Hier möchte ich erfahren, was die Schüler, die das System tagtäglich erleben von selbigen halten. Gibt es beispielsweise Betroffene, die mit bestimmten Aspekten der Pädagogik Prob-leme oder Verbesserungsvorschläge haben und auch äußern? Anderseits möchte ich in Er-fahrung bringen, was Regelschulen von unserem Schulsystem wissen und halten. Teil III: Befragung eines Arbeitgebers (Interview) Möglicherweise hat sich der ein oder andere Waldorfschüler schon mal gefragt, ob er mit einem Waldorfabschluss später im Berufsleben dieselben Chancen wie Jemand der einen Abschluss an einer staatlichen Schule absolvierte hat. Dies werde ich hier versuchen aufzu-decken.

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Erstellen der Fragen Beginnen werde ich mit der Befragung von Passanten in der Öffentlichkeit mit einer wesent-lichen Frage wie beispielsweise: „Was sagt ihnen der Begriff: Waldorfschule?“. Da sicher nicht alle genauere Kenntnisse über die Waldorfpädagogik haben, muss ich die Fragen so stellen, dass sie auch Jemand beantworten kann, der nur konventionelle Schulsys-teme kennt. Somit darf ich nur grundlegende Dinge erfragen wie beispielsweise: „Wie fänden Sie es, wenn ihr Kind in der Schule keine Noten bekäme?“ Die Fragen dürfen nicht zu fachspezifisch sein, denn auch Menschen, die schon lange nicht mehr in der Schule sind, müssen diese beantworten können. Die Umfrage TEIL I richtet sich an alle Menschen, die nicht mehr zur Schule gehen, also mehrere Generationen. Die Anzahl der Fragen möchte ich einschränken, da sich anderenfalls möglicherweise nie-mand die Zeit nehmen wird, sie zu beantworten. Ich denke, dass das Maximum zwischen zehn und fünfzehn Fragen liegt. Das macht es natürlich schwer, den Standpunkt und die Ein-stellung zur Waldorfschule zu analysieren. Also ist es umso wichtiger, dass die Fragen gut ausgewählt werden, um später bei der Auswertung genügend Informationen zu haben. Bei der Befragung von Schülern werden je 30 Regel- und 30 Waldorfschüler befragt. Sie wer-den themengleiche, jedoch umformulierte Fragen bekommen. Dies nicht aus Faulheit, son-dern aus dem einfachen Grund, dass man nur dann die Fragen bei der Auswertung gegen-überstellen kann. Möglicherweise sieht man dann Parallelen oder große Unterschiede in der Denkweise oder Empfindung derer, die diese Fragen nicht nur theoretisch, sondern aus ei-gener Erfahrung beantworten. Im dritten Teil der Befragung, welche sich an einen Arbeitgeber richtet, möchte ich haupt-sächlich herausfinden, was der befragte Unternehmer von der Waldorfschule hält und ob er einen Waldorfschüler beschäftigen würde. Wenn ja, warum. Hier werde ich das Gan-ze allerdings nicht mit einem Fragebogen zum Ankreuzen umsetzen, sondern ein Interview mit individuellen Antworten erstellen. Nun folgen die Fragebögen für die Befragung in der Öffentlichkeit und in Waldorfkreisen: In der Form, wie die Fragebögen auf den folgenden Seiten zu sehen sind, wurden sie auch in der Praxis verwendet,(abgesehen von der Kopfzeile).

Fragebögen: (auf den folgenden drei Seiten)

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Befragung

Zur Befragung Info: An jeder Befragung nahmen 30 Personen Teil! Teil I Die Befragung machte ich großteils in Geschäften der Stadt Bad Sooden- Allendorf. Zu mei-ner Überraschung nahmen sich die Meisten viel Zeit für das Ausfüllen und ein anschließen-des Gespräch. Viele wollten mehr über die Waldorfschule erfahren und waren sehr aufge-schlossen. Einige erkundigten sich sogar über die Möglichkeit eines Schulwechsels ihrer Kin-der auf die Waldorfschule. Ich führte einige interessante Gespräche, die mir bei der Auswer-tung helfen sollten. Nur vereinzelt bekam ich eine Ablehnung. Es war klar zu bemerken, dass nicht viele mit dem Waldorfsystem vertraut sind. Allgemein kann ich aber sagen, dass mir die Menschen sehr entgegen gekommen sind, und ich dank Ihnen sicherlich wesentliche Erkenntnisse erhalte. Teil II Diese Umfrage wurde großteils online ausgefüllt. Auf der Seite www.waldorf-esw.de.tl konn-ten sich die Schülerinnen und Schüler ein Formular downloaden und via Email zurücksenden. Andere jedoch füllten lieber Fragebögen aus. Teil III

Das Interview mit Will Luger führte ich am 05.04.10 durch. Er ist Gründer und Geschäftsführer der österrei-chischen Naturkosmetikfirma CULUMNATURA® (www.culumnatura.at). Außerdem ist er Seminar-referent und Vorstandsmitglied der Initiative Ringel-blume. In seinem Betrieb arbeitet momentan kein ehemaliger Waldorfschüler. Trotzdem möchte ich ihn gerne interviewen, da seine Firmenphilosophie und seine Lebenseinstellung durchaus Parallelen zu Wal-dorfpädagogik aufweisen. Das Interview muss leider aufgrund einer Entfernung von über 800 km telefonisch ablaufen.

Willi Luger 2009

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Auswertung: Öffentliche Umfrage Teil 1

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Auswertung: Umfrage bei Waldorfschülern

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Auswertung: Umfrage für Regelschüler

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Schriftliche Auswertung Die Umfrage machte deutlich, dass nicht viele Menschen mit dem Waldorfsystem vertraut

sind. Einige hatten noch nie etwas von Waldorfschulen gehört. Erstaunlich, dass knapp zwei

Drittel der Befragten sich für die Förderung praktischer Aktivitäten wie Stricken, Gartenbau

oder Plastizieren ausgesprochen haben. Weniger allgemeine Zustimmung fand das Beno-

tungssystem. Ich erläuterte denen, die keine oder nur wenige Kenntnisse unserer Zeugnis-

form hatten, wie unsere Zeugnisse bis zur elften Klasse aufgebaut sind. Hierbei bejahten nur

etwa 25 % unser System. Die deutliche Überzahl befürwortete Notenzeugnisse, bei denen

man schnell einen Leistungsüberblick hat und, so die meisten: „Weiß, wo man steht“. Au-

ßerdem befürchteten viele, dass ein schriftliches Zeugnis, wenn man es später seinem Ar-

beitgeber vorzeigt, weniger Anerkennung findet. Hierbei bleibt allerdings zu beachten, dass

der Arbeitgeber meist nur das Abschlusszeugnis verlangt, bei dem ohnehin Noten angege-

ben sind. Es gab auch wenige Ausnahmen: so waren manche der Meinung, dass ein schriftli-

ches Zeugnis doch ein sehr viel besseres Mittel ist, die Leistung des einzelnen Menschen in-

dividuell widerzuspiegeln und man so einen viel besseren Gesamteindruck der Person ge-

winnen kann. Zwei Drittel der Befragten finden es gut, wenn Kinder unterschiedlicher sozia-

ler Herkunft und Begabung gemeinsam unterrichtet werden. Diejenigen, welche sich dage-

gen entschieden haben, bemängelten, dass die Begabteren möglicherweise von den Lang-

sameren am Lernen gehindert würden oder es zu Hänseleien oder Ausgrenzungen im Klas-

senverband führen könnte. Bei der Frage, ob die Schüler an Regelschulen individuell geför-

dert werden, war erneut ein deutliches Ergebnis zu vermerken. Nur ein Drittel der Befragten

ist der Meinung, dass Regelschüler individuell gefördert werden. Eine überwältigende Mehr-

heit allerdings findet es gut, wenn Schüler individuell gefördert werden, da so mehr auf die

Bedürfnisse der Schüler jeden Alters und jeder Reife eingegangen werden kann. Ein relativ

ausgeglichenes Ergebnis hingegen entstand bei der Frage, ob neun bis zehn Jahre Schule

ausreichen, um ein Kind auf das spätere Leben vorzubereiten. Eine geringe Mehrheit von

zwei Personen ist der Meinung, dass die Zeit nicht ausreichend ist. Sehr eindeutig war dage-

gen das Ergebnis der Frage, ob es sinnvoll sei, Unterricht mit praktischen Elementen wie bei-

spielsweise Zeichnen und Gestalten zu verbinden. Über zwei Drittel sind der Meinung, dass

dies sinnvoll ist. Andere meinten, dass derartige Beschäftigungen ihren Platz in der Freizeit

haben sollten. Auch bei der Frage, ob Kinder heutzutage oft eine weniger intensive Bindung

zur Natur haben als der oder die Befragte in seiner oder ihrer Kindheit entschieden sich über

zwei Drittel der Befragten für „Ja“. Oft erzählten mir Befragte bei dieser Frage, wie ihre

Schulhofpausen damals aussahen: Gummitwist, Springseilspringen, Sport, Spiele oder Un-

terhaltungen und vieles mehr. Dann aber sagten sie, dass sie oft sehen oder hören würden,

dass heute in den Pausen oft nur geraucht oder mit Handys oder Mp3 Playern die Zeit totge-

schlagen würde. Zur nächsten Frage: „Fänden Sie es gut, wenn Ihr Kind in der Schule auch

zusätzlich verstärkt künstlerisch gefördert würde (BSP. Durch: Tanzen, Werken oder Musizie-

ren)?“ bekam ich von über 3/4 der Befragten eine klare Zustimmung. Die letzte und alles

entscheidende Frage jedoch war ausgeglichen: 50% der Befragten könnten sich vorstellen,

ihr Kind auf eine Waldorfschule zu schicken. Die anderen 50% sprachen sich dagegen aus.

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Aber das bedeutet, dass Waldorfschulen theoretisch mit besserer Werbung, einen enormen

Zuwachs bekommen könnten.

Teil II

a) Waldorfschüler

Nur knapp ein Fünftel der befragten Schüler war der Meinung, dass Gartenbau,Werken und

ähnliche Unterrichtseinheiten in der Schule nichts verloren hätten. Deutlich zu merken war

jedoch, dass die Schüler überwiegend nicht damit zufrieden sind, dass sie erst nach der 10.

Klasse Noten bekommen. Fast alle jedoch sind der Meinung, dass es gut ist, wenn Kinder

unterschiedlicher sozialer Herkunft und Begabung gemeinsam unterrichtet werden. Bei die-

ser Antwort haben die Schüler dies durchaus mehr befürwortet, als die in der Öffentlichkeit

befragten. Deutlich weniger Schüler allerdings denken, dass Schüler an Regelschulen indivi-

duell gefördert werden. 26 von 30 Schülern begrüßen es individuell gefördert zu werden.

Das ist das gleiche Ergebnis wie in der Öffentlichkeit. Zwei Drittel der Schüler glauben, dass

neun bis zehn Jahre Schule nicht ausreichend sind, um sich auf das spätere Leben vorzube-

reiten. Das sind deutlich mehr als in der Öffentlichkeit, wo diese Frage recht ausgeglichen

war. Mit Ausnahme eines Schülers waren alle der Meinung, dass es sinnvoll ist, Unterricht

mit künstlerischen Elementen wie Tanzen, Werken oder Musizieren zu verbinden. Bei der

folgenden Frage kann ich keinen Vergleich herstellen, da ich diese Frage in der Öffentlichkeit

nicht gefragt habe. 24 von 30 Schülern sind der Meinung, dass die Eurythmie keine gute und

sinnvolle Ergänzung der Entwicklung ist. Trotz vieler nicht besonders überzeugenden Ergeb-

nissen würden 26 Schüler die Waldorfschule weiterempfehlen, jedoch, wendeten Einige ein,

dass sie nur die Waldorfschule allgemein, und nicht unsere weiterempfehlen würden. Alles

in Allem sprach die Umfrage durchaus für die Waldorfschule.

b) Regelschüler

Gemessen an der Menge der Schüler, die über unsere Schule Negatives verbreiten, sind

doch erstaunlich wenige mit dem Waldorfsystem vertraut. Der künstlerische Unterricht

würde von Regelschülern nicht so schlecht angenommen werden, wie ich vorerst vermutet

habe. Eine deutliche Parallele zu den Waldorfschülern findet sich bei der Benotung. Genau

wie die Waldorfschüler halten die Regelschüler großteils nichts von schriftlichen Zeugnissen

bis zur 11. Klasse. Etwas weniger, dennoch die Meisten befürworten den gemeinsamen Un-

terricht mit Kindern unterschiedlicher sozialer Herkunft. Weniger als ein Drittel der Befrag-

ten Regelschüler würden ihre Ausbildung als individuell bezeichnen, auch wenn das der

Wunsch der Mehrheit wäre. Interessant ist, dass die Überzahl der Schüler eine Schullauf-

bahn mit neun bis zehn Jahren als zu kurz bezeichnet. Unter den praktischen Elementen im

Unterricht konnte sich sicherlich der Ein oder Andere nicht viel vorstellen. Einigen musste ich

dies erst näher erläutern, bis ich eine Antwort bekam, doch trotz alledem sprach sich die

Mehrheit gegen die Nutzung praktischer Elemente im Unterricht aus. Das fast gleiche Ergeb-

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nis ergab sich bei der nächsten Frage. Auch die Regelschüler waren fast mit absoluter Mehr-

heit davon überzeugt, dass Kinder heute oft eine weniger intensive Bindung zur Natur haben

als in früheren Generationen. Besonders überraschend war für mich das Ergebnis, dass 25

von 30 Schülern es gut fänden, mehr künstlerisch gefördert zu werden. (Tanzen, Werken

oder Musizieren). Und zum Abschluss kann man sagen, dass knapp die Hälfte der Befragten

(14) sich vorstellen könnte, eine Waldorfschule zu besuchen.

Teil III

Interview mit Willi Luger

Willi Luger ist Gründer und Chef der österreichischen Naturkosmetikfirma CULUMNATURA®

(www.culumnatura.at). Außerdem ist er Seminar-Referent und Vorstandsmitglied der Initia-tive Ringelblume. In seinem Betrieb arbeitet momentan kein ehemaliger Waldorfschüler. Trotzdem möchte ich ihn gerne interviewen, da seine Firmenphilosophie und seine Lebens-einstellung durchaus Parallelen zu Waldorfpädagogik aufweisen. Das Interview muss leider, aufgrund einer Entfernung von über 700 km, telefonisch ablaufen. Sehr geehrter Herr Luger, vorerst darf ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich die Zeit für mich nehmen. Ich möchte Ihnen nun einige Fragen stellen. Worauf achten Sie, wenn Sie einen neuen Mitarbeiter einstellen?

- Ich achte auf den Gesamteindruck, also auf das Aussehen und die Ausstrahlung der Person, aber auch auf ihr Verhalten mir gegenüber oder nach außen. Genauso stelle ich gewisse arbeitsspezifische Fragen. Schwierig ist es zu beurteilen, ob die Person auch zu ihren Antworten steht, oder mir nur nach dem Mund spricht.

Zählt für Sie nur der Schulabschluss?

- Prinzipiell nicht, da ich in meiner 34 jährigen Selbstständigkeit die Erfahrung gemacht habe, dass der Schulabschluss nicht immer ausschlaggebend ist. Es gibt viele Men-schen, die ihren Schulabschluss nicht geschafft oder gemacht haben, die aber für ge-wisse Berufe oder Tätigkeiten durchaus besser geeignet sind als jemand, der in der Theorie sehr gut Bescheid weiß und sich zurecht findet, also grob gesprochen nur Ein-ser hat, trotzdem aber im wirklichen Leben vielleicht doch nicht geeignet ist.

Wie denken Sie über die Waldorfschulen?

- Ich muss sagen: sehr positiv aus dem Grund, dass dort einfach auf eine ganz andere Lehrweise übermittelt wird, da auch mehr Spaß am Lernen entsteht, weil außerdem eher in der Praxis gearbeitet wird, und der Unterricht sich nicht nur an steife Pläne hält, in dem einfach nur Thema für Thema nacheinander abgearbeitet wird, sondern individuell unterrichtet wird.

Würden Sie in Ihrem Unternehmen Personal mit einem Waldorfabschluss beschäftigen?

- Ich denke, dass Waldorfschüler durch die individuelle Förderung wesentlich freier denken können und nicht nur stumpfsinnig irgendwo reingepresst werden.

Sehen Sie gewisse Vorteile, wenn sie einen Waldorfschüler beschäftigen würden?

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- Ich bin der Meinung, dass Waldorfschüler einfach kreativer in ihrer Denkweise sind, und somit sehr selbstständig arbeiten können. Sie sind also keine blinden Befehlsemp-fänger, sondern denken selbst mit sowohl im geschäftlichen als auch im arbeitstech-nischen Ablauf. Also würde ich dem gegenüber sehr offen stehen.

Wie ist ihre Meinung zu den an Waldorfschulen üblichen schriftlichen Zeugnissen?

- Auch wenn ich damit noch keine Erfahrungen gemacht habe, bin ich der Meinung, dass ein schriftliches Zeugnis interessanter und vielsagender ist als ein Notenzeugnis. Ich würde also auch die schriftliche Ausführung durchlesen, um ein besseres Bild von der Person zu erhalten.

Danke Herr Luger, für das aufschlussreiche Gespräch!

- Sehr gerne!

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Praktischer Teil:

Einverständniserklärung:

Ich bin damit einverstanden, dass Fotos, Texte und Videos von mir im Rahmen des Schulprojektes:

„Waldorf im Spiegel der Gesellschaft“ für nicht kommerzielle Zwecke veröffentlicht werden. Ich bin

außerdem damit einverstanden, dass mein Foto-, Text- und ‘oder Video-Beitrag, im Internet auf You-

tube und ‘oder auf Myvideo sowie auf der Website: www.woodcutterfilmstudios.de für einen beliebig

langen Zeitraum, auch ausschnittweise gezeigt wird. Von diesem Einverständnis umfasst ist auch die

Nutzung jeder Art, insbesondere für Druck-Erzeugnisse und im Rahmen von Waldorf-

Veranstaltungen. Ich bin damit einverstanden, dass eine Weitergabe der Fotos, Texte und Videos

von mir auch an Dritte erfolgen darf. (Dritte haben lediglich das Recht des Betrachtens oder Vervielfäl-

tigens mit einer Sondergenehmigung. Alle anderen Rechte liegen bei dem Urheber Andreas Holzhauer.)

Optionale Einschränkung:

Ich bin nicht damit einverstanden, dass mein Name veröffentlicht wird.

Ich verweigere die Veröffentlichung im Internet.

Vorname, Famil ienname*:__________________________________________ ______

Anschri f t*_____________________________________________________ _______

PLZ:___________________________ ........ Ort: _____________________________________

Tel.:___________________________ .......... Fax: ________________________________________

Datum*: . Unterschrift*:

_____________________________ _______________________________________ Die erhobenen Daten zur Einverständniserklärung dienen lediglich zur rechtlichen Absicherung.

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Der Film Ich interessiere mich schon seit einiger Zeit für das erstellten von Filmen. Schon einige Jahre drehe ich hin und wieder kleine Filme, welche ich dann teilweise auf Videoportalen und mei-ner Website veröffentliche. Da ein Film in meinen Augen eine gute Ergänzung des schriftlichen Teils ist, und ich über alle nötigen Utensilien verfüge habe ich mich dafür entschieden den Film zu erstellen. Zu den Aufnahmen: Einige der Szenen des Filmes habe ich nach Erlaubnis im Unterricht aufgenommen. Andere bei dem Tag der offenen Tür und beim Eurythmie- und Musikabschluss der 12. Klasse. Problema-tisch ist es, wenn jemand nicht möchte, dass er in den Film hineingeschnitten wird. Oft muss man dann auf schöne Aufnahmen verzichten, um nicht gegen das Datenschutzgesetz zu ver-stoßen. Technisches: Über das Schneiden und veröffentlichen: Nicht jeder weiß, wie man einen Film schneidet. Dies tut man nicht, wie früher zurzeit des 9-mm-Films mit Schere und Kleber, sondern mit Schnittprogrammen. Jeder Computer mit Win-dows XP hat serienmäßig den Windows Movie Maker vorinstalliert. Diese Freeware eignet sich als Einstieg. Für professionelle Videos muss man jedoch ein spezielles Programm erwerben. Die Videobearbeitung erfolgt in vielen kleinen Schritten. Nachdem man das Video gedreht hat, muss man es an den Computer übertragen. Hat man eine Kamera mit digitalem Speichermedi-um wie einer Festplatte oder einer Speicherkarte, so muss man die Videos nur auf das Ziel-laufwerk kopieren. Einige Kameras haben aber noch Kassetten. In diesem Falle muss man das Video in eins zu eins auf den Computer aufnehmen. Nachdem man Videos in das Schnittpro-gramm kopiert hat, folgt der nächste Schritt: die Bearbeitung. Nun hat man eine Übersicht über die Videos, die man schneiden möchte. Die Videos liegen auf sogenannten „Spuren“. Auf diesen Spuren kann man die einzelnen Clips dann nach Belieben anordnen. Einen Clip schnei-

det man mit einer, in den meisten Programmen durch eine Rasierklinge markierten, Taste in zwei Hälften. Nun kann man die abgeschnittenen Enden entfernen und die Clips in eine sinnvolle Reihenfolge bringen. Auch ein Standard in den Videoprogrammen ist ein Bildstabilisator, der verwackelte Aufnahmen bis zu einem gewissen Grad korrigieren kann. Neben hunderten Über-

gängen findet man auch einige Effekte um das Bild zu ändern oder zu verbessern (Belichtung und Farbe). In einem Schnittprogramm liegen viele Spuren untereinander. Dies hat den Zweck, parallel mehrere Videos ineinander laufen lassen (Überschneidungen) und zu den Videos auch Musik, Grafiken, Texte oder Hintergrundmusik abspielen zu können. Es gibt noch weit mehr Funktionen in einem Schnittprogramm wie das Anpassen des Sounds

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(räumliche Vertonung 5.1-9.1) oder Bild in Bild Funktionen, Bewegungen und vieles mehr. Ist man fertig mit dem Bearbeiten seines Films, so kann man das Projekt exportieren. Im Klartext heißt das, dass man den Film nun in einem, für jeden Computer lesbaren Format veröffentli-chen, oder es auf eine DVD oder Blueray Disc brennt, wobei man noch die Möglichkeit hat, ein Menü zu erstellen wie man es von käuflich erworbenen DVDs oder Bluray Disc kennt. In eini-gen Programmen hat man auch die Möglichkeit, seinen Film direkt aus dem Programm auf Videoportale wie Youtube hochzuladen. Spezialeffekt „Greenscreen“ Erklärung: Der Film war eine große technische Herausforderung, vor allem da der Hintergrund zeitweise

komplett animiert werden musste. Ich wendete eine Technik namens „Greenscreen“ an, um mich (das Objekt) zu isolieren oder freizustellen. Das funktioniert folgendermaßen: Am menschlichen Körper finden wir im Normalfall kein Grün, wie man es bei dieser Technologie verwenden muss. Wenn man sich also vor eine grüne Fläche stellt, kann man spä-ter am PC einen Effekt aktivieren, welcher das Grün aus dem Video nimmt. Wichtig ist, dass die grüne Fläche absolut perfekt ausgeleuch-tet ist. Schon bei dem kleinsten Schatten gibt es rauschende Übergän-

ge. Auch Falten oder Unebenheiten verschlechtern das Ergebnis. Wenn man nun noch ein zweites Video oder Bild im Programm parallel (unter dem Anderen) laufen lässt, so erfüllt die-ses Video oder Bild den Raum, welcher vorher Grün war. Auf diese Art und Weise werden auch beispielsweise die Reporter bei der Tagesschau freigestellt. (Oft verwendet man statt des Grüns auch Blau, aber ich habe mit grün bessere Ergebnisse erzielt.)

In diesem Bereich werden Effekte verwaltet hier wird nun das Grün entfernt und so sieht es dann aus.

Den Hintergrund habe ich aus selbst animierten Grafiken und einigen digital verblassten Auf-nahmen erstellt. Im Vordergrund ist das Bild des Spiegels und der „Head Banner“ (der Schrift-balken oben im Bild). Ich verwende die Software „Magix Video Deluexe 2008“. Mit Freeware

kann man solch aufwendige Filme leider nicht erzeugen. Auch die Hard-wareanforderungen sind sehr hoch. Für diesen Film musste ich zwei Giga-byte zusätzlichen Arbeitsspeicher einbauen. Mein Camcorder (SONY DCR-SR52) nimmt leider keine HD (High Definition) Videos auf. Dies ist der Grund für die zurückbleibenden kleinen grünen Bildpunkte, welche

meinen Körper im Video umgrenzen. Hinweis zum Film: Der Film ist lediglich eine Ergänzung zum schriftlichen Teil und setzt ein gewisses Hinter-

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grundwissen voraus, welches ich zuvor schriftlich vermittelte. Natürlich kann der Film nicht alle Elemente und Aufgaben der Waldorfschule in seinen knapp zwölf Minuten vermitteln, aber ich bin der Meinung, dass er einen groben Gesamteindruck vermittelt, und durch gezielte Schnitt-technik neugierig macht.

Haftung und Datenschutz: Der durch mich (Andreas Holzhauer) erstellte Film „Waldorf im Spiegel der Gesellschaft“ unterliegt dem deutschen Urheberrecht. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen meiner schriftlichen Zustimmung bzw. sind nicht uneingeschränkt möglich, da nicht jede Person im Film die uneingeschränkte Einverständniserklärung unterschrieben hat.

Haftungsausschluss:

Ich bin nicht berechtigt, Personen ohne deren Zustimmung zu filmen und zu veröffentlichen. Ausnahme: Es sind mehr als 5 Personen im Bild. Dann gilt die Aufnahme als „Gruppenauf-nahme“ und ich benötige kein Einverständnis. Trotzdem kann ich das Video nicht in voller Länge im Internet präsentieren, da mir nicht alle das Einverständnis zugesagt haben.

Ergebnisse und Anhang

Danksagung: Das Erstellen meiner Jahresarbeit wäre ohne die Mithilfe einiger Menschen nicht möglich gewesen. Ich möchte an erster Stelle meinem Mentor, Herrn Thorsten Friedrichs danken, dass er sich wann immer ich Hilfe brauchte, die Zeit genommen hat mich tatkräftig bei mei-ner Jahresarbeit zu unterstützen. Auch den Schülern und Lehrern, die sich von mir haben filmen lassen, danke ich herzlich für ihre Unterstützung. Mein praktischer Teil wäre nie weit gekommen, hätten sich mehr „Darsteller“ gegen das Veröffentlichen ausgesprochen. Also ein riesiges Dankeschön an alle jene, die Mut vor der Kamera bewiesen haben! Auch meiner Familie hat die Jahresarbeit viel zu verdanken. Ich musste mir des Öfteren mal eine zweite Meinung einholen, um besonders das Video möglichst attraktiv zu gestallten und meinen Schriftlichen Teil zu verbessern. Nicht zu vergessen ist meine Freundin Saskia Genuit, die sich die Zeit genommen hat mit mir den gesamten schriftlichen Teil zu überarbeiten und die Kommentare in meinem Video gesprochen hat. Auch bei den 90 Menschen, die sich die Zeit genommen haben meine Fragebögen auszufül-len gebührt meine tiefste Dankbarkeit.

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Schlusswort: Das Erstellen dieser Jahresarbeit war eine große Herausforderung. Wer mich kennt, der weiß, dass ich die Herausforderung liebe. Mir selbst hat die Arbeit an diesem Projekt, beson-ders der praktische Teil sehr viel Spaß gemacht. Ich bin froh, nun nach Abschluss der Arbeit selber eine sichere, wie auch feste Meinung und Erkenntnis bezüglich unseres Schulsystems entwickelt zu haben. Auch wenn ich das System fast täglich miterlebe, machte ich mir nie so viele Gedanken über das, was hinter den einzelnen Elementen steckt. Während ich aller-dings in meinem Thema versank, verstand ich von Tag zu Tag mehr den Sinn des Schulsys-tems mehr und bin froh sagen zu dürfen, dass ich eine Waldorfschule besuche. Ich hoffe, dass mir mein Ziel gelungen ist die Waldorfschule mal aus der anderen Perspektive Dazustel-len, als die Medien es leider noch immer machen. Das Ziel dieser Jahresarbeit war es nie nur das positive über die Waldorfschulen zu vermit-teln, um andere von dem Schulsystem zu überzeugen, nein ich möchte nichts weiter errei-chen, als Menschen dazu anzuregen, wieder zu hinterfragen. Denn auch in dieser Jahresar-beit ist mir erneut klar geworden, dass man den Medien allein nicht vertrauen kann. Wenn jemand, der vorher nur die allgemeine Meinung von Waldorfschulen aus den Medien oder anderen schwammigen Quellen kannte meine Jahresarbeit lesen würde und sich an-schließend sagen würde, dass er doch eigentlich ein komplett falsches Bild der Pädagogik hatte, dann würde ich sagen hat meine Jahresarbeit ihre Aufgabe erfüllt. Ich bin der Meinung, dass die Waldorfschule für die Zukunft eine realistische Chance hätte, sich zu vergrößern. Allerdings nur dann, wenn vielleicht einige Kompromisse oder Änderun-gen am Schulsystem vorgenommen würden. Beispielsweise: künstlerischen Unterricht nicht mehr als Pflichtfächer, sondern als AG- (Arbeitsgemeinschaft) oder WP (Wahlpflicht)- Unter-richt anbieten. Oder zusätzlich zu den schriftlichen Zeugnissen auch Noten vergeben. Ich bin sicher, dass man unsere Schule durchaus mehr Menschen, und besonders Schülern schmackhaft machen kann. Es kommt nur darauf an, inwiefern wir bereit sind, uns zu än-dern.

Literaturverzeichnis: Punkt 2: Bund der Freien Waldorfschulen. (Ohne Datum) http://www.waldorfschule.info/de/paedagogik/index.html Zugriff am: 19.12.09 Pädagogisches Institut Bonzen vom 13.06.17 http://www.schule.provinz.bz.it/pi/themen/pisa03_2.htm Zugriff am: 22.12.09

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Bund der Freien Waldorfschulen in Österreich im November 06 herausgegeben. http://www.waldorf-schoenau.at/Pisastudie.pdf Zugriff am: 23.12.09 Emil Molt Schule vom 15.06.04 http://www.emil-molt-schule.de/grundlagen/documents/zumeurythmieunterrichtanderwaldorfschule.pdf Zugriff am: 24.12.09

Centmayer, Dieter (Lehrer) am 25.06.03 http://www.waldorfschule-bs.de/faq.html Braunschweiger Waldorfschule Zugriff am: 26.12.09

Gesetz für die Schulen in freier Trägerschaft (Privatschulgesetz - PSchG) in der Fassung vom 1. Januar 1990 § 5,

http://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&query=PrSchulG+BW+%C2%A7+5&psml=bsbawueprod.psml&max=true, Stand: 14.03.10, 18:19.

Bilder:

Das Titelbild meiner Jahresarbeit setzt sich zusammen aus:

Einem Bild aus einem Antik-Shop

(http://www.antik-shop.de/img/obj___Spiegel_20080728_066_e986_c.jpg),

einem Bild der Mediathek de Gutshauses Krebsow

(http://www.gutshaus-krebsow.de/mediac/400_0/media/11.03.05Eurythmie22.jpg)

Und einem Bild der Anne-Frank-Guide

(http://www.annefrankguide.net/de-DE/content/64455_Gesellschaft.jpg)

Die Bilder aus dem Unterpunkt Eurythmie stammen von der Seite:

http://www.pixelio.de/, wo registrierte Benutzer die Bilder lizenzfrei downloaden können.

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