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LE H RB ÜcH gR rÜn DIE BERUFSAUSBILDUNG aa Okonomik sozialistischer Industriebetriebe M e t allv er arb e it en de Indus t r ie G. Hersing / K. Meinzer Mit 86 Bildern und 70 Übersichten Fünfte Auflage (überarbeiteter Nachdruck der vierten, volls tändig neubearbeiteten Auflage) tq 6 s VEB VERLAG TECHNIK BERLIN

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LE H RB ÜcH gR

rÜn DIE BERUFSAUSBILDUNG

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Okonomiksozialistischer Industriebetriebe

M e t allv er arb e it en de Indus t r ie

G. Hersing / K. Meinzer

Mit 86 Bildern und 70 Übersichten

Fünfte Auflage

(überarbeiteter Nachdruck der vierten,

volls tändig neubearbeiteten Auflage)

tq 6 s

VEB VERLAG TECHNIK BERLIN

INHALTSVERZEICHNIS

l. Die Volkswirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik ........ 13

1.1. Wesen der sozialistischen Volkswirtschaft. . . . 15

1.2. Struktur der Volkswirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik. . . . . 19

1.2.1, Industrie . ..... .. 23

1.2.1.1. Führende Rolle der soziaiistischen Industrie 23

1.2.1.2. Industriebereiche und führende Zweige. 24

1.2.2. Bauwirtschaft 31

1.2.3. Handwerk 12

1.2.4. Land- und Forstwirtschaft 33

1.2.5, Transport- und Nachrichtenwesen 34

1.2.6. Handel 34

1.2.7. ÜbrigeBereiche ........ 37

1.3. Planung und Leitung der Volkswirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik, . . . . . 37

1.3.1. Wesen der Leitung der sozialistischen Volkswirtschaft 37

1.3.2. Das neue ökonomische System der Planung lrod kitung der Volkswirtscbaft der

Deutschen Demokratischen Republik 39

1.3.2.1. WissenschaftlichbegründeteFührungstätigkeit.... 4l1.3.2.2. Wissenschaftlich begründete, aufdie Perspektive orientierte zentrale staatliche

Planung ........ 48

1.3.2.3. System ökonomischer Hebet. . 48

1.4. Die Volkswirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik - ein fester Bestandteil des

sozialistischen Weltsystems 49

2, Der sozialistische Industriebetrieb .. . . . 53

2.1. Wesen und Aufgaben des sozialistischen Industriebetriebes . . 53

, 2.1.1. WesendessozialistischenlDdustriebetriebes .... ........ 53

2.1.2. Aufgaben des sozialistischen Industriebetriebes . ........ 54

2.2.Leittng des sozialistischen Industriebetriebes. 56

2,2,1. Aufgaben der Leitung 56

2.2.2. Bedeutung der sozialistischen Leitungsprinzipieq ftir die Erfüllung der Leitungs-aufgaben 57

2.2,3. Hauptformen der Teilnahme der Werktätigen an der Leitung 59

2.2.4. Rolle der gesellschaftlichen OrganisationeD . . . 63

2.3. Organisation der Leitung inr sozialistischen Industriebetrieb

2.3.1. Struktur der Leitung . . . .

2.3.1.1. Bildung von Verantwortungsbereichen . . . .

2.3.1.2. Strukturplan .

2.3.2. Wichtigste Leitungslunktionen . .

3. Die Arbeitskraft inr sozialistischen Industriebetrieb .

3.1. Förderung der Arbeitskraft im Sozialismus ..... ... .... 7l

3.2. Arbeitsproduktivität im sozialistischen Industriebetrieb . . 73

3.2.1. Begriff der Arbeitsproduktivität . . 73

3.2.2. Steigerung der Arbeitsproduktivität '15

3.2.3. Bedeutung der Arbeitsproduktivität 76

3.2.4. Produktivitätsfaktoren.... 79

3.2.4.1. Faktoren, diemitdenArbeitsmittelnverbunden sind... ......... 79

3.2.4.2.Faktoren, die mit den Arbeitsgegenständen verbunden sind '. ' 81

3.2.4.3. Faktoren, die mit der Arbeitskraft verbunden sind. . . 82

3.2.4.4. Faktoren, die mit der Organisation des Produktionsprozesses verbunden sind . . . . 83

3.2.5. Faktorenanalyse..... 85

3,3. Schöpferische Masseninitiative zur Steigerung der Arbeitsproduktivität . ... . . . . . 86

3.3.1. Zusammenhang von Wettbewerb, Neuererbewegung und Gemeinschaftsarbeit . . . 86

3.3.2. Der sozialistische Wettbewerb 86

3.3.2.1. Wesen des sozialistischen Wettbewerbs . . . . 86

3.3.2.2. Prinzipien der Organisation des sozialistischen Wettbewerbs 87

3.3.2.3. Formen des Wettbewerbs . . 9l

3.3.3. Neuererbervegung .... 93

3.3.3.1. Wesen der Neuererbewegung 93

3.3.3.2. Inhalt der Neuererbewegung 94

3.3.3.3. Leitung der Neuererbe\\'egung 96

3.3.3.4. Neuerervereinbarungen ..... 98

3.3.3.5. Vergütungen . 99

3.3.4. SozialistischeGemeinschaftsarbeit.. ..... 100

3.3.4.l.EntwicklungdersozialistischenGemeinschaftsarbeitinderDDR ....... 100

3.3,4.2. Wesen der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit . . . 100

3.3.4.3. Hauptformen der sozialistischen Gemeinschaftsarbeit . . . . 101

3,4.Arbeitsnormung. ....... 102

3.4.1. WesenderArbeitsnormung ..... .......1O23.4.2. Gliederungdes Arbeitsprozesses.. ....... t03,

3.4.3. Cliederung des Arbeitszeitaufwands. ..... 104

3.4.3.l.Normzeit.... ... 105

3.4.3.2.Zeitverluste .. ... 106

1.4.4. MethodenderArbeitsnormung. ........ 107

3.4.4.1. TechnischeBegründungderArbeitsnormen . .... 107

3.4.4.2. Analytisch-experimentelleMethode ...... 108

3.4.4.3. Analytisch-rechnerische Methode ........ lll3.4.5, Grundsatz..NeueTechnik-neueNormen".... ........ lll

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70

3.5. Fntlohnung der Werktätigen.... . ....... 115

3.5.1. ökonomisches Gesetz der Verteilung nach der Arbeitsleistung . .. 115

3.5.2. Funktionen des Lohnes . . . . .. . .. 116

3.5.3. Arbeitsbewertung.... ...1173.5.4. Tarifsystem ..... 117

3.5.4.l.Einguppierungsunterlagen.. ....1173.5.4.2.Tariftabellen. ... ll93.5.5. Weiterentwicklung des Tarifsystems... ... 120

3.5.6. Lohnformen ....lzl3.5.6.1. Aufgaben der Lohnformen . . .... l2l3.5.6.2.Stücklohn.... ...1223.5.6.3.Prämienstücklohn .......1223.5.6.4.PrämienstücklohnnachPlannormen..... ....... 1243.5.6.5.Zeitlohn..... ...1253.5.6.6.Prämienzeitlohn ........1253.5.6.7. histungsabhängige Gehälter. .. . . 126

1.5.7. Arbeitsproduktivitätundlohn .. ....... 126

3.6.Prämienfonds ... .......127

4. Die Arbeitsmittel im sozialistischen Industriebetrieb .

4.1. Rolle der Arbeitsmittel in der gesellschaftlichen Produktion . . . . . . .

4.2. Hauptrichtungen des techrischen Fortschritts

4.2.1. Grundzüge der technischen Revolution

4.2.2. Anwendung chemischer Produkte und chemischer Bearbeitungsverfahren in allenTeilen der Volkswirtschaft

4.2.3. Mechanisierung und teilweise Automatisierung der Arbeitsprozesse

4.2.4. Anwendung hochproduktiver Fertigungsverfahren nach neusten wissenschaftlichenErkenntnissen.

4.2.5. Erschließung neuer Energiequellen und Nutzung der Energiereserven .

4.3. Gliederung der Arbeitsmittel in der metallverarbeitenden Industrie

4.4. Erhaltung und Erweiterung der Grundmittel . . .

4.4.1. Verschleiß der Grundmittel ......4.4.2. Erfassung des Verschleißes der Grundmittel durch Abschreibung

4.4.3. Erhaltung der Grundmittel durch Ersatzinvestitionen und Reparaturen

4.4. 3. l. Ersatzinvestitionen4.4.3.2. Reparaturen .

4.4.3.3. Organisation des Reparaturwesens . . . .

4.4.4. Erweiterung der Grundmittel . . .. .

4.5. Rationelle Ausnutzung der Grundmittel . . . . .

4.5,1. Extensive Ausnutzung.

4.5.2. Intensive Ausnutzung .

130

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146

9

5. DieArbeitsgegenständeimsozialistischenlndustäebetrieb...... ........ 148

5.1. Arten der Arbeitsgegenstände in der metallverarbeitenden Industrie ...... 149

5.1.1. Grundmaterial .... . .... 149

5.1.2. Hilfsmaterial .... 150

5,2. NormungdesMaterialverbrauchs ....... 150

5.2.1. BedeutuogderMaterialverbrauchsnormung.... ........ 150

5,2.2. GliederungderMaterialverbrauchsnormennach Artund Qualität ....... l5l5.3. Sparsamer Materialverbrauch .....:. . . . 153

6. Der Produktionsprozeß im sozialistischen Industriebetrieb ... . .. 155

6.1. Wesen des Produktionsprozesses ........ 155

6.2. Struktur des Produktionsprozesses in der metallverarbeitenden Industrie. . ... . . . . 157

6.2.1. Besonderheiten ...1576.2.2. Gliederung des Produktionsprozesses .... 158

6.3.Fertigungsarten.. .......1596.3.1. Einzelfertigung ......... 159

6.3.2. Serienfertigung ......... 161

6.3.3. Massenfertiguns..... ......:. ......... 163

6.3.4. Die Gruppentechnologie als Möglichkeit des Übergangs zu höherenFertigungsarten ......... 163

6.3.4.1. Bedeutungder Gruppentechnologie. ..... 163

6.1.4.2.Ir.h.alt der Gruppentechnologie.. ........ 165

6.4. Fertigungsprinzipien ..,.. 166

6.4.1. Werkstättenprinzip ... ... 167

6.4.2. Erzeugnisprinzip..... ... 168

6.4.2.1.Nestfertigung.. ......... 168

6.4.2.2.Reihenfertigung ........ f696.4.2.3.Fließfertigung. ...17O

6.5. Vorbereitung der Produktion . , . .. ...;.. 173

6.5.1. Bedeutung und Aufgaben der Vorbereitung der Produktion .. ... 173

6.5.2, Konstruktive und technologische Vorbereitung . . . . .. .. . 114

6.5.3. OrganisatorischeVorbereitung ...1776.6. Sicherung der QualitätderProduktion ....,.... 179

6.6.1. Qualitätssicherung durch dieWerktätigen ........ 180

6.6.2. QualitätssicherungdurchstaatlicheMaßnahmen. ........ 180

6.7. Standardisierung der Produktion ... ..... 182

6.7,1. Wesen der sozialistischen Standardisierung ,... ....... ......... 183

6.7.2. Arten der Standards ..... f84

6.7.3. Typung ......... 186

6.7.4. Bedeutung der Standardisierung, ........ 187

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I

I

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7. DerBetriebsplan .... ...19L

7.1. Betriebsplanung als Teil der Zweig- und Volkswirtschaftsplanung .. . .... 191

7.2. Grundsätze der Betriebsplanung... ...... 193

7.3. Teile des Betriebsplanes .. . . . ... 195

7.3,1. Produktionsplan..... ... f95

7.3.2. PlanNeueTechnik..... ........1987.3.3. Arbeitskräfteplan... . .... 201

7.3.4. PlanderGrundmittel . ...2O27.3.5. Materialplan. . ... 202

7.3.6. Kosten-undFinanzplan ........2O37.3.7, Zusammenhang zwischen den einzelnen Teilen des Betriebsplanes ....... 2O4

7.4. Ausarbeitung des Betriebsplanes .. ...... 2O5

7.5.ErfüllungdesBetriebsplanes-SacheallerWerktätigen ..... .... 2O7

8. Selbstkosten, Reineinkommen, Rentabilität ..... 2O9

8.1. Selbstkosten im sozialistischen Industriebetrieb ......... 2O9

8.1.1. BegriffderSelbstkosten .........2O98.1,2. KosteDarten .....21O8.l.2.l.Abschreibungen. ..'.....2108.1.2,2, Eigene Leistungen und Reparaturkosten ... ..... 2ll8.1.2.3.Materialkosten .........2118.1.2.4. Lohnkosten ... . - -...... 212

8.l.2,5.ijbrigeKosten .........2138.1,3. Aufgliederung der Selbstkosten nach dem Entstehungsort .... . . . 213

8.1.4. Gliederung der Selbstkosten nach ihrer Stellung zum technologischen Prozeß. . .. . 214

8.1.5. AufgliederungderSelbstkostenaufdieErzeupisse.... ......... 215

8.1.6. Senkung der Selbstkosten ...... . 217

8.1.6.1. Bedeutung der Selbstkostensenkung. ..... 2t7

8.1.6.2. Senkung derAbschreibungea .. - - 218

8.1.6.3. Senkung der Reparaturkosten . ........ - 219

8.1.6.4. Senkung der Materialkosten .. . . . 22O

8.I.6.5. Senkung der Grundlohnkosten ...... - -. 221

8.l.6.6.SenkungderGemeinkosten.. -...221

S.2.Reineinkolnmen. .....-.223

8.2.1. Wert der Produkte in der sozialistischen Industrie - , . . . .. 223

8.2.2. Gewinn .. - -..... 223

8.3. Die Rentabilität. . .. ... . . 228

Literaturverzeichnis ... . . .... 231

Sachwörterverzeichnis. .....' 212

3. DI E ARBEITSKRAFTIM SOZTALTSTISCHEN INDUSTRIEB ETRIEB

Zum Lebensunterhalt benötigen die Menschen Nahrung, Kleidung, Wohnung und vieleandere materielle Güter, die sie nicht in der Natur vorfinden, sondern produzieren, das heißtdurch Arbeit schaffen müssen. Ohne materielle Güter herzustellen, kam keine Gesellschaftexistieren. Deshalb ist die Produktion materieller Güter die Grundlage für das Leben und die

Entwicklung der Gesellschaft.

Die Menschen erzeugen die materiellen Güter durch Arbeit. Arbeit ist zielgerichtete Tätigkeit

,zur Herstellung von Gebrauchswerten. Der Mensch gibt sich als einziges Lebewesen nicht mitdem zufrieden, was ihm die Natur bietet. Er gestaltet sie für seine Zwecke um - er arbeitet.

Die Arbeit ist das grundlegende Merkmal, das den Menschen vom Tier unterscheidet. Indem

die Menschen durch ihre Arbeit die Natur umgestalteten, begannen sie zugleich, sich selbst

zu verändern. Ständige Übung vervollkommnete die Organe. Das Gehirn und die Sinnes-

organe entwickelten sich. Die Hände spezialisierten sich auf vielfältige Arbeitsverrichtungen.Mit der schöpferischen Tätigkeit vergrößerten sich die geistigen und körperlichen Fähig-

keiten des Menschen.

In den Anfängen der Menschbeit konnten die Menschen der Natur nur das Notwendigstezum Leben abringen. Nach und nach sammelten sie Erfahrungen und vervollkommnetenihre primitiven Instrumente oder Arbeitsmittel. Es gelang ihnen immer mehr, die Natur zu

beherrschen. Sie erfanden Speer, Pfeil und Bogen, lernten das Feuer gebrauchen und Metallschmelzen, schufen Geräte aus Stein, aus Bronze und später aus Eisen. Mit jeder Verbesse-

rung der ursprünglich primitiven Arbeitsmittel vergrößertd sich die Produktivkraft ihrerArbeit.Indem die Menschen auf die Natur einwirkten und sich die Natur dienstbar machten, drangensie in ihre Geheimnisse ein, eigneten sich Wissen an, lernten komplizierte Arbeiten verrichten,entwickelten neue Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände. Heute, im Zeitalter der technischen

Revolution, verwenden die Menschen als Arbeitsmittel hochleistungsfähige Maschinen undAutomaten, zum Teil bereits vollautomatische Betriebe. An die Stelle der traditionellen Ar-beitsgegenstände treten völlig neue Stoffe, besonders aus der chemischen Industrie. Mit den

neuen Produktionsmitteln wachsen die Anforderungen an den Menschen, an sein fachlichesWissen, an seine Fähigkeit, vielseitig einsetzbar zu sein. Die Entwicklung des Menschen undseiner Arbeitskraft muß mit diesen Anforderungen Schritt halten. So entwickeln sich in stän-diger Wechselwirkung der Mensch und die Produktionsmittel.Die Arbeitskraft ist die Gesamtheit geistiger und physischer Kräfte des Menschen, die ihnzum Arbeiten, zum llerstellen materieller Güter befähigt. Sie ist das wichtigste Element imProduktionsprozeß; denn der Mensch schafft Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände undlenkt ihr Zusammenwirken beim Herstellen materieller Güter. Ohne die menschliche Arbeits-kraft können Produktionsmittel keine materiellen Güter erzeugen. Deshalb ist der Menschdie Hauptproduktivkraft.

70

I

Die Arbeit zur Herstellung der materiellen Güter leistet der Mensch im Produktionsprozeß.Im Produktionsprozeß wirken Arbeitskraft, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand unter be-

stimmten gesellschaftlichen Verhältnissen zur Herstellung von Gebrauchswerten zusammen.

Arbeitsgegenstand und Arbeitsmittel bilden zusammen die Produktionsmittel (Übersicht3.l).

Übersicht 3.la: Elentente der Produktion

I et.-"nt" der Produktion

I

I a.ueitstart I

I Produktionsmittel

I

Die Elemente der Produktion (Bild 3.1a und b) werden in den Abschnitten 3 bis 5 getrennt

behandelt. Beim Studium dieser Abschnitte sind aber stets der Zusammenhang und die

Wechselwirkung zu beachten.

31. Förderung der Arbeitskraft im Sozialismus

Die sozialistische Gesellschaft widmet dem Menschen, der Hauptproduktivkraft, ihre be-

sondere Aufmerksamkeit und schafft alle Voraussetzungen, daß sich Ir{illionen Menschen

uneingeschränkt an der Lösung der Produktionsaufgaben und der Leitung der Wirtschaft be-

teiligen können.In unserer Republik können alle Bürger unbegrenzt schöpferisch tätig sein und sich in einem

einheitlichen System von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten den steigenden Anforde-rungen entsprechend qualifizieren. Für die weitere rasche Entwicklung der Produktivkräfte

Bild 3.1b. Arbeiteran aulonntischer Bt ennschneide-

maschine

benötigen sie vor allem tiefere und umfassendere Kenntnisse auf dem Gebiet der Naturwissen-schaften und der Mathematik, der Technik, Technologie und ökonomie. Für die plan-mäßige Entwicklung des Bildungswesens verausgabt unser Staat jedes Jahr hohe Beträge(Bilder 3.2a und b).

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Bild 3.2a. Ausgaben im Staatshausholt der DDRfür Volksbildung, Berufsausbildung und Sport (in 1000 MDN)

Die besondere Fürsorge unseres Staates gilt der Jugend; denn sie muß

die Aufgaben der nächsten ftinfzig Jahre als Facharbeiter, Ingenieur,Wissenschaftler, Staats- und Wirtschaftsfunktionär meistern.Jeder junge Bürger unserer Republik kann sich zum Studium an den

Universitäten, Hoch- und Fachschulen bewerben. Entscheidend fürdas, was der einzelne beruflich erreichen kann, sind nicht - wie imKapitalismus - die finanziellen Verhältnisse der Eltern, sondern seine

Begabung, sein Fleiß, seine Leistung.Die Schulbildung, die unseren jungen Menschen zuteil wird, erleich-tert ihnen den Weg ins Berufsleben, verpflichtet sie aber zugleich, diepolitische und fachliche Qualifikation zu erhöhen, um der Gesell-

schaft zu dienen, das Ansehen unserer Republik durch ausgezeichnete

kistungen weiter zu festigen. Dazu erhalten sie eine Berufsausbil-dulg, die den Erfordernissen der modernen Produktion und des wis-senschaftlich-technischen Fortschritts entspricht.

In der metallverarbeitenden Industrie wird immer mehr von der verfahrensgebundenen Fer-tigung zur erzeumisgebundenen Fertigung übergegangen. Maschinenbedienung, Aufbau vonFließreihen, Übergang zur automatisierten Produktion erfordern, daß die arbeitenden Men-schen bereits heute auf die kommenden Aufgaben vorbereitet werden und daß die Ausbildungdes Facharbeiternachwuchses den künftigen Bedingungen der Produktion angepaßt wird. Dietechnische Revolution stellt neue, höhere Anforderungen an das Wissen und Können derwerktätigen Menschen. Wer beispielsweise in Zukunft als Facharbeiter an einer automatischenMaschinenfließreihe tätig sein will, wird das grundlegende Wissen und Können mehrerer Be-

rufe der metallverarbeitenden Industrie (zum Beispiel auf dem Gebiet der spanendeo For-

72

Bild 3.2b. Ausgabenim Jahre 1961

mung) erwerben und beherrschen müssen. Um den wachsenden Anforderungen gerecht zuwerden, müssen die Entwicklungstendenzen von Wissenschaft und Technik in die Berufs-ausbildung einfließen, muß sich der Anteil der Beschäftigten mit Hoch- und Fachscl.rul-bildung ständig erhöhen, müssen erfahrene Facharbeiter ihr Wissen und Können unablässigvervollkommnen. Im Perspektivplan und in den Volkswirtschaftsplänen werden daher Maß-nahmen für die planmäßige Ausbildung des Facharbeiternachwuchses und. die planträßigeQualifizierung der Erwachsenen festgelegt. In unserer Republik entsteht ein einheitliches Bil-dungssystem, das die Menschen als Hauptproduktivkraft auf die Lösung der Produktions-aufgaben von morgen vorbereitet (Bild 3.3).

Bild 3.3. Lehrtneisterund Lehrlinge bei einer Lehr-

unlerweisung an einerDrehnnschine

Die menschliche Arbeitskraft ist das entscheidentle Element im Produktionsprozeß. [m Sozialismussteht der Mensch im Mittelpunkt aller staatlichen Maßnahmen. Die sozialistische Gesellschaft schall'tein einheitliches System des Bildungswesens; denn sie betrachtet allseitige Erziehung, Bildung undFörderung jedes Menschen als eine ihrer vornehmsten Aufgaben.

Aufgaben

1. Erläutern Sie die Elemente der Produktion anhand von Beispielen aus Ihrem Betriebl2. Vergleichen Sie Ihre Lehrzeit mit der Ihrer Eltern, und stellen Sie fest, welche Verbesserungen unser

Arbeiter-und-Bauern-Staat geschaflen hat !

3. Begründen Sie die Notwendigkeit der Qualifizierung der Werktätigen in der DDR I

4. Sprechen Sie über den Jugendförderungsplan Ihres Betriebes!5. Untersuchen Sie, wie Ihr Betrieb die Übereinstimmung zwischen den vom VI. Parteitag festgelegten

Perspektiven der Wirtschaft und der Berufsausbr'ldung und -weiterbildung herstellt!

3.2. Arbeitsproduktivität im sozialistischen Industriebetrieb

3.2.1. Begriffder Arbeitsproduktiuitcit

Im Produktionsprozel] vereinigt sich die Arbeitskraft n.rit den Produktionsmitteln, um mate-rielle Güter herzustellen. Es wirkt stets eine Menge lebendiger Arbeit mit einer Menge ver-gegenständlicl'rter Arbeit zusammen. Die Arbeit, die ein Dreher verausgabt, wenn er ein Werk-

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?

73

stück auf der Drehmaschine bearbeitet, ist lebendige Arbeit. Die Produktionsmittel (Dreh-maschine und Werkstück), die der Dreher benutzt, sind vergegenständlichte Arbeit; denn siesind zu einem früheren Zeitpunkt durch lebendige Arbeit anderer Menschen geschaffen wor-den. Das fertige Werkstück hat auch die lebendige Arbeit (des Drehers) in sich aufgenommen,das heißt, in ihm ist verbrauchte vergegenständlichte Arbeit und neu vergegenständlichtelebendige Arbeit enthalten.Ohne die lebendige Arbeit sind die Produktionsmittel tote Dinge. Allein, ohne das Mitwirkendes Menschen, können Arbeitsmittel und Arbeitsgegenst?inde keine Gebrauchswerte erzeugenund ihren Wertnicht auf die neuen Gebrauchswerte übertragen. Das kann nur die lebendigeArbeit. Daher ist nur lebendigeArbeit produktiv. Das bedeutet aber nicht, daß jede lebendigeArbeit produktiv ist. Lebendige Arbeit kann produktiv oder unproduktiv sein. Die produktiveArbeit schafft den materiellen Reichtum der Gesellschaft; die unproduktive Arbeit verbrauchtmateriellen Reichtum im Interesse der Gesellschaft (Volksbildung, Kultur, Gesundheits-wesen, Landesverteidigung und anderes).Produktiue Arbeil istArbeit, dieGebrauchswerte schafft, Gebrauchswerte erhält,dieNutzungs-dauer von Gebrauchswerten verlängert oder an der Schaffung von Gebrauchswerten beteiligtist. Folglich ist körperliche und geistige Arbeit produktiv, sofern sie verausgabt wird, umGebrauchswertezuerzetgen und zu erhalten. In der technischen Revolution werden Wissen-schaft und Technik immer mehr zum entscheidenden Faktor füLr die Steigerung der Arbeits-produktivität. DieWissenschaftwirdzurunmittelbarenProduktivkraft. DieArbeitderWissen-schaftler ist daher produktive Arbeit.Unproduktiue Arbeit leistet die Werktätigen in der nichtproduzierenden Sphäre der Volks-wirtschaft (Volksbildung, Gesundheitswesen). Die Zuordnung einer Tätigkeit zur unproduk-tiven Arbeit bedeutet keine Geringschätzung. Auch unproduktive Arbeit ist gesellschaftlichnützliche und notwendige Arbeit.

Übersicht 3.2: Gliederung der Arbeit

ArbeitI

I

I

lebendigeI

vergegenständlich te

I

produktive unproduktive

Durch seine produktive Arbeit stellt der Mensch in einer bestimmten Zeit eine bestimmteMenge materielle Güter her. Seine Arbeit erreicht durch das Zusammenwirken mit den Pro-duktionsmitteln einen bestimmten Nutzeffekt, eine bestimmte Arbeitsproduktivität. Sie wirdausgedrückt als Verhältnis der Menge hergestellter Güter zur aufgewendeten Arbeitszeit.Um die Arbeitsproduktivität zu bestimmen, benötigt man zwei Angaben:

1. Menge der hergestellten Gebrauchswerte (Stück, Kilogramm, Tonne'n, Meter),

2. Arbeitszeitaufwand (Stunden, Minuten).

Arb€itsproduktivität ist der Nutzefrekt produktiver Arbeit. In der Arbeitsproduktivität kommt zumAusdrmk, rieviel Produkte der Mensch in einer bestimmten Zeit herstellen kann.

74

3.2.2. SteigerungderArbeitsproduktiuität

Der Stand der Arbeitsproduktivität wird durch verschiedene Faktoren beeinflußt. Der wich-tigste Faktor zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität ist der wissenschaftlich-technische Fort-schritt, die weitere Entwicklung der Produktionsmittel, vor allem der Arbeitsmittel. Einsatzhochleistungsfähiger Maschinen, Anwendung der rationellsten Technologie, Modernisierungvorhandener Maschinen und Anlagen steigern die Arbeitsproduktivität.Eine Steigerung der Arbeitsproduktivität ist eingetreten, wenn

a) die gleiche Menge Arbeit eine größere Menge Gebrauchswerte hervorbringt oderb) die gleiche Menge Gebrauchswerte mit weniger Arbeit hergestellt werden kann.

Beßpiel

Ein Arbeiter aus einem VEB schlägt einen automatischen Walzenvorschub für Exzenterpressen vorund reicht zugleich das Funktionsmuster ein. Mit Hilfe dieser Vorrichtung kann ein Arbeiter mit der-selben Maschine (statt bisher 10000) 25000 Stirnräder in einer Schicht ausstanzen. Seine Arbeits-produktivität ist auf 250o/o gestiegen.

Die Arbeitsproduktivität, die Ertragsfähigkeit, steigt zum Beispiel durch den Einsatz derneusten Technik und durch Mechanisierung und Automatisierung der Produktionsprozesse.Mit neuster Technik ausgestattet, setzt die gleiche Menge lebendiger Arbeit mehr oder lei-stungsfähigere Arbeitsmittel in Bewegung, bearbeitet mehr Arbeitsgegenstände und verwan-delt sie in Fertigerzeugnisse.

Bei steigender Arbeitsproduktivität sinkt meist der Anteil der lebendigen Arbeit am Gesamt-arbeitsaufwand, während der Anteil der vergegenständlichten Arbeit steigt. Dabei muß derAnteil der lebendigen Arbeit stärker sinken, als der Anteil der vergegenständlichten Arbeitsteigt, so daß das Gesamtarbeitsquantum je Gebrauchswert sinkt. Mit steigender Arbeits-produktivität muß der Gesamtaufwand (an lebendiger und vergegenständlichter Arbeit)sinken (Bild 3.4).

Beispiel

Zur Herstellung eines Erzeugnisses wurden im Jahre 1961 aufgewendet: 300Einheiten lebendigerArbeit und 300 Einheiten vergegenständlichter Arbeit, insgesamt 600 Einheiten. 1962 gelang es durchdie Anwendung einer Vorrichtung, den Gesamtaufwand um 40 Einheiten zu senken. 1963 könnte derAufwand mit Hilfe der Umformtechnik um weitere 60 Einheiten gesenkt werden (Übersicht 3.3).

Übersicht 3.3AufgewendeteArbe itseinheiten

Lebendige.rrueit 1

r,.,:f,::.lr.Hf- I

Wenn der Anteil der vergegenständlichten Arbeit je Erzeugnis stärker zunimmt, als der An-teil der lebendigen Arbeit abnimmt, hat sich der Nutzeffekt der gesamten Arbeit nicht erhöht,sondern verringert. Darin wird deutlich, daß der Wirkungsgrad der lebendigen Arbeit.vomVerbrauch an vergegenständlichter Arbeit mitbestimmt wird.

300250220

75

Unter Steigermg der Arbeitsproduktiviüät verstebt man eine Verlinderung im Arbeitsprozeß (beispiels'

weise Einsafu neuster Tec.hnik, Anwendung rationellster Technologie, Anwendung bester Arbeits-methoden unil Verwendurxg ergiebigerer Rohstoffe), die zum Sinken des Gesamtarbeitsaufwands ie Er-zeugnis führt.

Bild 3.4. Entwicklung des Anteils oon lebendigerund uergegenstöndlichter Arbeit je Erzeugnisbei zweimaliger Steigerung der Arbeitsproduktioitöt

19 6l 1g 62

3.2.3. Bedeutung der Arbeitsproduktir:itöt

Die Werktätigen unserer Republik haben unser Land zu einem leistungsfähigen Industrie'staat gemacht. ,,Ende 1961 haben wir auf dem Territorium der DDR, das nicht einmal ein

Viertel des alten Deutschen Reiches beträgt, etwa 90f der Industrieproduktion ganz Deutsch.

lands von 1936 erreicht; Ende 1964 wird ein Volumen der Industrieproduktion erreicht sein,

das dem des ganzen Deutschen Reiches von 1936 gleichkommt."l) (Bilder 3.5 und 3.6).

19 63

Bild 3.5. Entwicklungder industrie llen Brutt o-produktionje Produk-tior,sorbeiter in derIndustrie der DDR( in 9'")

Die ökonomischen Erfolge in der Produktion haben es ermöglicht, die Lebensbedingungen

desVolkes ständig zuverbessern. Das ist sichtbar an der EntwicklungdesArbeitseinkommens,

') Ulbicht, 17..' Das Programm des Sozialismus und die gerch ichtlicbe Aufga be der §ozia.listi$hen Einleitsparlei Deut$h-lands. Berlio: Dietz Verlag 1963, S.12.

76

des Einzelhandelsumsatzes, des Volksbildungs-, des Gesundheits- und Sozialwesens (Bild3.7und 3.8).Die Grundlage für all das ist die ständige, rasche Steigerung der Arbeitsproduktivität. Auchin Zukunft kann unsere Lebenslage nur in dem Maße verbessert werden, wie es in der Volks-wirtschaft gelingt, die Arbeitsproduktivität zu steigern. Es kann nicht mehr verbraucht wer-den, als für den persönlichen und gesellschaftlichen Verbrauch erzeugt wurde. Folglich hängt

1 51,6

1 950 '1955

Bild 3.6. Entwicklung des Aufkommensde s g es e I I sc haft I iche n G e s amt produ k t sin der DDR (in Milliarden MDN)

Bi ld 3.7. Durchschnitllichesmonatliches Arbeitseinkommen der oollbe-schAfi igten Arbeiter und Angestelltenin der sozialistischen Industrie (in MDN)

das Tempo, in dem sich unser Lebensstandard verbessert, von der Steigerung der Arbeits-produktivität in unsererVolkswirtschaft ab und damit von unserer allerLeistung.Die beiden wichtigsten Wege zur Erhöhung der Produktion sind 1. Erhöhung der Arbeits-krdftezahl, 2. Steigerung der Arbeitsproduktivität. Der entscheidende Weg ist jedoch die

Bild 3.8. Entwicklungdes Einzelhandelsumsatzes in der DDR

(in Milliarden MDN)

Steigerung der Arbeitsproduktivität. Im Zeitraum von 1961 bis 1970 verringert sich in unsererRepublik, vor allem als Folge der beiden Weltkriege, die Bevölkerung im arbeitsfähigen Alterum 500000 Menschen. Die Anzahl der Beschäftigten wird kleiner werden. Daraus ergibt sich,

77

daß wir die steigende Produktion mit sinkender Beschäftigtenzahl erbringen müssen. IJnsere

Kernaufgabe ist folglich, die Arbeitsproduktivität maximal zu steigern, denn sie muß schnel-

ler wachsen als die Produktion.Die rasche Steigerung der Arbeitsproduktivität ist ausschlaggebend für den gesellschaftlichen

Fortschritt. Den Wettbewerb der beiden gesellschaftlichen Systeme gewinnt, wer die größten

Fortschritte bei der Steigerung der Arbeitsproduktivität erzielt, wer beim Wachstumstempo

an der Spitze liegt und schließlich den höchsten Stand der Arbeitsproduktivität in der Welterreicht.

,,Die Arbeitsproduktivität ist in letzter Instanz das allerwichtigste, das ausschlaggebende fürden Sieg der neuen Gesellschaftsordnung. Der Kapitalismus hat eine Arbeitsproduktivitätgeschaffen, wie sie unter dem Feudalismus unbekannt war. Der Kapitalismus kann und wirdendgültig besiegt werden, weil der Sozialismus eine neue, weit höhere Arbeitsproduktivitätschafft. "1 )Von 1958 bis 1962 betrug derjährliche Durchschnittszuwachs der Industrieproduktion in den

sozialistischenLändern ll,4%,, in den nichtsozialistischen Ländern 4,9\.Durch die schnel-

lere Steigerung der Arbeitsproduktivität in den sozialistischen Ländern erhöhte sich der An-teil des sozialistischen Lagers an der Weltindustrieproduktion von 2O\im Jahre 1950 auf

39/"im Jahre 1963.

Mit ihrem überlegenen Entwicklungstempo werden die sozialistischen Länder die fort-geschrittensten kapitalistischen Länder in historisch kurzer Frist einholen und überholen.

Das Fundament für den endgültigen Sieg über den Kapitalismus wird durch die schnellere

Steigerung der Arbeitsproduktivität, durch die unermüdliche Arbeit von Millionen Menschen

in der materiellen Produktion gelegt.

Mit der schnelleren Entwicklung der Arbeitsproduktivität in den sozialistischen Ländern

wächst die ökonomische Macht des Sozialismus, verändert sich das Kräfteverhältnis zwischen

Kapitalismus und Sozialismus immer mehr zugunsten des Sozialismus. Das sozialistische

Weltsystem wird immer mehr zum ausschlaggebenden Faktor der Entwicklung der mensch-

lichen Gesellschaft, kann damit die friedliche Koexistenz zwischen den Ländern mit unter-schiedlicher Gesellschaftsordnung erzwingen, den Krieg als Mittel zur Lösung strittiger inter-nationaler Fragen ausschalten und den Frieden in der Welt erhalten.

Die ständige, rasche Steigerung der Arbeitsproduktivität ist ausschlaggebend für das ununterbrocdene

Anwachsen unserer Produktion und damit Voraussetzung dafür, daß wir molgen besser leben als heute.Sie ist zugleich ausschlaggebenil für den Sieg des Sozialismus im ökonomischen Wettbewerb mit demKapitalismus und unterstützt die Friedenskräfte in ihrem Bestreben, den Frieden der Welt zu sichern.

Aufgaben

l. Erläutern Sie an einem Beispiel, wann eine Steigerung der Arbeitsproduktivität vorliegt!

2. Begründen Sie, weshalb die rasche Steigerung der Arbeitsproduktivität die grundlegende Aufgabebeim Aufbau unserer nationalen Volkswirtschaft ist!

3. Stellen Sie die Auswirkungen der schnellen Steigerung der Arbeitsproduktivität in den sozia-listischen Ländern auf den ökonomischen Wettbewerb zwischen Kapitalismus und Sozialismus dar!

4. Erläutern Sie die Bedeutung der Steigerung der Arbeitsproduktivität für den gesellschaftlichenFortschritt !

1) Iznin, W.I.: Asgewählte Werke in zwei Bändcn, Bd.IL Berlin: Dietz Verlag 1953, S.576.

78

I

I

I

I

3.2.4. Produktiuitötsfaktoren

Der Perspektivplan unserer Volkswirtschaft sieht in der Zeit von 1964 bis 1970 eine Steige-rung der Arbeitsproduktivität tm 65/" gegenüber 1963 vor. Daran istjeder Arbeiter persön-Iich beteiligt. Zu diesem Zweck muß jeder die Faktoren zur Steigerung der Arbeitsproduktivi-tät (Produktivitätsfaktoren) kennen. In den kommenden Jahren sind die Anstrengungen dar-auf zu richten, die wissenschaftlich-technischen Konzeptionen zu verwirklichen und die sozia-listische Rationalisierung durchzufrihren. Es gilt, sich auf die Produktivitätsfaktoren zu kon-zentrieren, die ausschlaggebend für die Erreichung des wissenschaftlich-technischen Höchst-standes sind;Die Wirkungsweise der Produktivitätsfaktoren wird in erheblichem Maße von den Produk-tionsverhältnissen bestimmt. Die sozialistischen Produktionsverhältnisse fördern die Entwick-lung der Produktivkräfte. Keine Gesellschaftsordnung kann die wirtschaftliche Entwicklungim Maßstab der gesamten Gesellschaft bewußt und planmäßig gestalten und dabei die schöp-ferische Initiative der Menschen so umfassend wecken wie die sozialistische. Hier ist die voll-ständige Übereinstimmung gesellschaftlicher Erfordernisse und persönlicher Interessen dereinzelnen Menschen und der Kollektive die wichtigste Triebkraft der ökonomisc[en undgesellschaftlichen Entwicklung. Mit dem neuen ökonomischen System der Planung und Lei-tung der Volkswirtschaft schaffen wir die Voraussetzungen, daß sich die Triebkräfte der so-zialistischen Entwicklung voll entfalten. Damit erschließen wir zugleich neue Quellen für die

rasche und ständige Steigerung der Arbeitsproduktivität.In der VVB Automobilbau werden die Werktätigen mit Hilfe von ,,Haushaltsbüchern" an

der Verwirklichung des neuen ökonomischen Systems im Betrieb beteiligt. Das Haushalts-buch enthält die wichtigsten Kennziffern, die von den Arbeitern beeinflußbar sind, beispiels-

weise exakte Angaben über die geplanten Kosten für Material, Werkzeuge, Ausschuß undNacharbeit sowie über die geplante Verringerung der Fertigungszeit. Gleichzeitig ist fest-gelegt, welchen Anteil die jeweilige Brigade an den Einsparungen erhält. Ein Kraftfahrzeug-reparatur-Großbetrieb konnte 1964 im sozialistischenWettbewerb, gestütztauf dasHaushalts-buch, die Arbeitsorganisation verbessern, den Materialverbrauch und den Arbeitszeitauf-

wand senken und dadurch mehr als 700000 MDN einsparen. Davon wurden mehr als

80000 MDN rückvergütet. Es gelang außerdem, 60 Arbeitskräfte einzusparen.

Auf Niveau und Entwicklung der Arbeitsproduktivität wirken verschiedene Faktoren, be-

triebliche und überbetriebliche.l) Wir beschränken uns in diesem Lehrbuch auf die betrieb-

lichen Faktoren, die mit den Elementen des Produktionsprozesses und mit der Organisation

des Produktionsprozesses verbunden sind. Die Produktivitätsfaktoren werden aus metho-

dischen Gründen zu größeren verwandten Gruppen zusammengefaßt. In diesem Buch werden

sie get rennt behandelt; in der Praxis wirken sie jedoch nicht isoliert voneinander. Jeder Fak-tor hat Auswirkungen auf andere Faktoren und wird selbst von anderen beeinflußt.

3.2.4.1. Faktoren, die mit den Arbeitsmitteln uerbunden sind

Entscheidenden Einfluß auf die Steigerung der Arbeitsproduktivität hat der wissenschaftlich-technische Fortschritt (2m Beispiel Mechanisierung und Automatisierung, Elektrifizierung,Chemisierung). Die Arbeitsproduktivität steigt, wenn der Mechanisierungsgrad erhöht und

r) DieGtiederug lehnt sich stark an lJntcrlagen der Kommissionfür Arbeitund Löhne bei der Staatl.Plankomissioo ao.

79

.,-1.fi,#

I

die Handa'rbeit durch Maschinen abgelöst wird, wenn veraltete Maschinen durch neue lei-stungsfähigere ersetzt werden, wenn die Produktionsvorgänge auf automatischen Maschinen-

fließreihen oder Taktstraßen selbsttätig ablaufen und wenn sich der Mensch darauf beschrän-

ken kann, automatische Produktionsprozesse zu überwachen und zu kontrollieren.Mit den Arbeitsmitteln sind hauptsächlich folgende Produktivitätsfaktoren verbunden:

1. Bau neuer Produktionsstätten (zum Beispiel neuer Produktionsabteilungen)

2. Mechanisierung und Automatisierung bestehender Produktionsstätten (2m Beispiel durchverkettete Maschinensysteme und Anlagen, Einrichtung von Fließstraßen, Mechanisierungder Transportarbeiten).

Beispiel

Der VEB Wälzlagerwerk Fraureuth fertigt im Jahre 1965 für den Werkzeugmaschinen- und Kraft-fahrzeugbau etwa 8 Millionen Wälzlager. Die Produktion soll sich bis 1970 bei gleichbleibender Ar-beitskräftezahl auf über 11 Millionen Wälzlager erhöhen. In sozialistischer Gemeinschaftsarbeit ge-

lang es, Halbautomaten zu Vollautomaten weiterzuentwickeln und eine Reihe wichtiger Arbeits-prozesse weitgehend zu automatisieten. Zum Beispiel wurden Bohrmaschinen und Schleifmaschinenfür die Bearbeitung der Kugellagerinnenringe miteinander verkettet, so daß die Fertigung jetzt auto-matisch abläuft. Die Arbeitsproduktivität steigt dadurch um 30o/o . Auch die Planschleif- und Außen-rundschlejfmascbinen werden zu Automaten umgebaut, damit auch die nächsten Arbeitsgänge auto-matisch ablaufen können.

3. Mechanisierung vorhandener Arbeitsmittel (zum Beispiel durch Umbau veralteter Ma-schinen und Anlagen, Modernisierung bei Generalreparaturen, Entwicklung und An-wendung von Vorrichtungen)

Beispiel

Durch zusätzliche Hilfsmittel kann die Einrichtezeit verkürzt und die Leistungsfäbigkeit der Ma-schinen erhöht werden. Durch Vorrichtungen lassen sich viele alte Maschinen in leistungsfähigere Ma-schinen verwandeln. Eine alte Drehmaschine kann man mit wenig Aufwand zu einer hochproduktivenSondermaschine umbauen, mit der beispielsweise zugeschnittene Rohstücke vor dem Drehen miteiner Zentrierbohrung versehen werden. So ist mit wenig Aufwand ein abnehmbares Kegelleitlinealfür die Drehmaschinen zu fertigen. Mit diesem Hilfsmittel spart der Dreher Zeit und verbessert dieQualität des Werkstückes (Bild 3.9).

L

iliU s.g. Kegeldrehen mit Leitlineal

4. Anwendung neuer technologischer Verfahren (Übergang von der spanenden Formung zu

Verfahren der Umformtechnik im Maschinenbau, Anwendung der Schneidkeramik an-

stelle von Hartmetall, Anwendung der Gruppenbearbeitung).

Beispielt)

Der VEB Carl Zeiss JENA erzielte im Jahre 1962 durch Gruppenbearbeitung, das heißt durch Zu-sammenfassung der Bearbeitung konstruktiv gleicher oder formähnlicher Teile, bei kleinsten Stück-

zahlen folgende Einsparungen (Übersicht 3.4) :

Übersicht 3.4 : Durch Gruppenbearbe ilung erzie lte Einsparungen

EinsparungI onn" Gemein- I Mit G.."i.,-§tunden I Lort.r, uoN I kort"n tutoN

1. durch die technologische Vorbereitungeinschließlich des Baues von Vor-richtungen

2. durch Standardisierung, Konstruktionund Gruppenarbeitspläne

3. durch die Umstellung der Fertigungs-technik bei der Produktion kleinerSerien

18566

26428

52658

74200 2520010

29500087000

',J.1.;S

i

I

Insgesamt I

97 652 161200 547000

5. Vorbeugende Instandhaltung der Maschinen und Anlagen, um die Stillstandszeiten zu

senken und die Produktionskapazität bestmöglich auszulasten.

3.2.4.2. Faktoren, die mit den Arbeitsgegenstönden oerbunden sind

Zur Steigerung der Arbeitsproduktivität tragen auch die bessere Nutzung und der sparsame

Verbrauch der Arbeitsgegenstände bei. Demzufolge sind mit den Arbeitsgegenständen inerster Linie folgende Produktivitätsfaktoren verbunden:

1. Anwendung neuer oder zweckmäßigerer Arbeitsgegenstände,

2. bessere Ausnutzung der Arbeitsgegenstände.

Beispielsweise ist die Arbeit produktiver, wenn Erdö1, ein hochwertiger, konzentrierter che-

mischer Rohstoff, statt Braunkohle verarbeitet wird.Aus Erdöl lassen sich mit modernsten vollautomatischen Verfahren wertvolle chemische Er-zeugnisse, besouders Plaste, Chemiefasern und Düngemittel erzeugen. Aus I t Erdöl gewinnt

man ebensoviel chemische Grundstoffe, Farbstoffe usw. wie aus 7,5 tBriketts oder 15 tRoh-braunkohle. Zur Herstellung 1 t Plast werden 1,5 bis 2 t petrolchemische Grundstoffe ge-

braucht, zur Herstellung 1 t Nickel dagegen.2OO t Nickelerz.In den nächsten Jahren wird unsere chemische Industrie in steigendem Maße alle Zweige der

Industrie mit Plasten beliefern. Den Hauptteil werden die Zweige des Maschinenbaus er-

halten. Der Übergang zur Leichtbauweise, besonders im Fahrzeugbau, ist ohne Plaste un-

r) Betriebsökonomik, If,hrabscbnitte l-9, 1.Teil. Berlin: Verlag Die Wirtshaft f963, S.196.

6 Hersing, Ökonomik 8r

möglich. Der Maschinenbau verarbeitet Plaste vorwiegend als Konstruktionselemente. Bei

moderner Verarbeitungstechnologie beträgt der Arbeitsaufwand durchschnittlictt nur ein

Drittel bis ein Achtel gegenüber der Herstellung gleicher Teile aus Metall. Die Anzahl tech-

nologischer Operationen wird im Yergleich zur Metallbearbeitung auf ein Fünftel bis ein

Zehrtel eingeschränkt.

Plaste haben auch Bedeutung für das Metallkleben. So eigrren sich Leuna-Epoxydharze durch

ihr außerordentliches Haftvermögen vorzüglich zum Kleben von Metall, Porzellan, Glas und

Holz. Durch Epoxydharzklebungen können Arbeitsgänge, wie Schweißen, Nieten und Löten,

zeitsparend und vollwertig ersetzt werden. In Zukunft werden mit Epoxdyharz sogar Teile

von Flugzeugen, Autos, Fahrrädern usw. geklebt werden können. Das Metallkleben gewinnt

füLr die metallverarbeitende Industrie immer größere Bedeutung.

Bessere Nutzung der Arbeitsgegenstände schließt Sparsamkeit ein. Je sparsamer mit Material

umgegangen wird, desto mehr Erzeugnisse sind mit der gleichen Materialmenge herzustellen,

desto niedriger ist der Aufwand je Erzeugnis. Der Anteil der Materialkosten an den Selbst-

kosten in unserer Industrie betrug im Jahre 1963 etwaTO/o. Diese Zahl allein weist aus, wie

bedeutungsvoll es für die Volkswirtschaft ist, die Arbeitsgegenstände ökonomisch zu ver-

wenden. Wird nur l/o des Einsatzmaterials jährlich eingespart, entsteht ein Gewinn von

mehr als 800 Mitlionen Mark. Und es gibt in jedem Betrieb noch genügend Ansatzpunkte,

Material einzusparen. So lassen sich durch geringeren Ausschuß oder vorteilhaften Zuschnitt

erhebliche Einsparungen erzielen (Bild 3.10).

Bild i.10. Zweckmäfige Anordnungder Werkstücke auf dem Werkstoffstrelfen hiUi Material einsparen

3.2.4.3. Faktoren, die mit der Arbeitskraft oerbunden sind

Das neue ökonomische System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft trägt durch dieumfassende Anwendung der materiellen Interessiertheit dazu bei, daß die Werktätigen wirt-schaftliche Aufgaben schöpferisch und verantwortungsbewußt lösen. Das in sich geschlossene

System ökonomischer Hebel wirkt darauf ein, daß die Erfordernisse der ökonomischen Ge-

setze des Sozialismus und die gesellschaftlichen Erfordernisse beachtet werden und jeder

Werktätige materielle Vorteile hat, wenn sich seine Handlungen in Überoinstimmung mit dengesellschaftlichen Erfordernissen befinden. Dadurch wird jeder Werktätige zum ökono-mischen Denken und Handeln angespornt; er wird angeregt, seine Qualifikation zu erhöhen,den wissenschaftlich-technischen Fortschritt durchzusetzen und die gesellschaftlichen Mittelmit dem höchsten volkswirtschaftlichen Nutzen einzusetzen.

Außer materiellen Triebkräften wirken in der sozialistischen Gesellschaft ideelle, beispiels-weise Arbeitsmoral und Arbeitsdisziplin sowie sozialistisches Bewußtsein, auf die schnelleEntwicklung der Arbeitsproduktivität ein. Vereint sind diese Triebkräfte viel mächtiger alsdie Konkurrenz im Kapitalismus, und sie erschließen immer neue Quellen zur Steigerung derArbeitsproduktivität.

82

tu.

Eimelonordnung

Wendeschnitl

Mit der Arbeitskraft sind vor allem folgende Produktivitätsfaktoren verbunden:

l. Qualifizierung (2m Beispiel Erwerb höherer technischer Kenntnisse, Aneignung der

Kenntnisse eines zweiten Berufs),

2. zunehmende Erfahrungen, wachsende Fertigkeiten (zum Beispiel durch Verbreitung der

besten Arbeitserfahrungen und Arbeitsmethoden durch Leistungsvergleich),

3. Übernahme von Arbeiten eines zweiten Berufs (zum Beispiel Übernahme von Arbeiten des

Instandhaltungspersonals durch Produktionsarbeiter),

4. Masseninitiative (Neuererbewegung, sozialistischer Wettbewerb, Brigaden der sozia-

listischen Arbeit, sozialistische Arbeits- und Forschungsgemeinschaften, bessere Aus-

nutzung der Arbeitszeit durch höhere Arbeitsdisziplin),

5. betrieblicher Gesundheitsschutz und betriebliche Gesundheitspflege, Arbeitserleichterung,

Arbeitsschutz und Arbeitshygiene.

3.2.4.4, Faktoren, die mit der Organisation des Produktionsprozesses uerbtmden sind

Die Organisation des Produktionsprozesses umfaßt alle Maßnahmen, die zu einem rationellen

Zusammenwirken der Produktionselemente führen. Ziel der Organisation ist es, die Arbeits-kraft so vorteilhaft wie möglich mit den Arbeitsmitteln und Arbeitsgegenständen z! ver-

binden, um den höchsten ökonomischen Nutzeffekt zu erreichen.

Das rationelle Zusammenwirken der Elemente des Produktionsprozesses wird durch die so-

zialistische Leitung geplant, gelenkt und kontrolliert. Der Betriebsleiter ist der Gesellschaft

gegenüber dafür verantwortlich, daß die neue Technik im Betrieb durchgesetzt, die ratio-

nellste Technologie angewandt und eine zweckmäßige innerbetriebliche Arbeitsteilung or-ganisiert wird. Wissenschaftlich le'iten heißt auch exakte Ziele nt setzen, die Organisation der

Produktion rationeller zu gestalten und einen hohen Nutzen für die Volkswirtschaft zu er-

zielen.

Das Hauptinstrument zur Leitung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts ist der Plan

Neue Technik. Er enthält Maßnahmen zur Vorbereitung und Verwirklichung des wissen-

schaftlich-technischen Fortschritts. Mit der Erfüllung dieses Planes wird der Fertigungs-

prozeß vervollkommnet und eine höhere Arbeitsproduktivität erreicht (vgl. Abschn.7.3.2.).

Zur rationellen Organisation der Produktion tragen verschiedene Maßnahmen bei, beispiels-

weise Gruppenbearbeitung oder Übergang von der Werkstättenfertigung zur Fließfertigung,

der mit der Spezialisierung der Betriebe und mit der Standardisierung Hand in Hand gehen

muß (vgl. Abschn.6).

Beispiel

Der VEB Wälzlagerfabrik ,,Josef Orlopp", Berlin-Lichtenberg, bestand früher aus einzelnen Werk-stätten (2.8. Dreherei, Härterei, Schleiferei und Montage). Die verschiedenen Typen von Wälzlagernwurden in großen und kleinen Serien hergestellt. Jedes Werkstück hatte, von menschlicher Kraft ge-

fördert, einen weiten Transportweg zurückzulegen. Nach jedem der 20 Arbeitsgänge waren geson-derte Transporte für Kontrolle und Zwischenlagerung notwendig.Durch Standardisierung und Typung entstand bei verschiedenen Typen ein Bedarf, der die Auto-matisierung der Produktion rechtfertigte. Bei jeder der Wälzlagertypen 6205, 6206, 6304 und 6305erreichten oder überschritten diejährlich zu produzierenden Stückzahlen die Millionengrenze.AIs Beispiel ftir die Automatisierung der Fertigung aller vier Typen entwickelte der Betrieb eine voll-automatische Fließieihe zur Fertigung des Wälzlagertyps 6205. Sie wurde in vorbildlicher sozia-

I

t

83

listischer Gemeinschaftsarbeit 15 Monate vor dem geplanten Termin fertiggestellt. Die 120 m lange

Fließreihe umfaßt 50 zu Automaten entwickelteMaschinen,die nach dem Fertigungsablauf angeordnet

und durch 590 m Laufrinnen, Transportbänder und Elevatoren zusammengeschlossen sind. Der ge-

samte Transport der Teile geht automatisch vor sich (Bild 3.11).

Dtrrch den Übergang zur automatischen Fließfertigung stieg die Arbeitsproduktivität (gegenüber derfrüher üblichen Fertigung nach dem Werkstattprinzip) tm 271o/o.

Bi ld 3. I 1 . I4'ölzr i ngfas ma sch i nenim YEB llölzlagerwerk ,,Josef Orlopp",Be r lin, mit Be sch ickung s einricht u ngen,Hubwerk und Zwischenspeicher in einerFe r t i gun gs s t raSe zum Be arbe i t e nuon IltiIzlagerringen

Die Produktivitätsfaktoren, die mit der Organisation des Produktionsprozesses verbundensind, umfassen insbesondere

L den Übergang a) höheren Fertigungsprinzipien, insbesondere zur Fließfertigung; dabeiwerden die Arbeitsplätze so angeordnet, daß sie der Reihenfolge der Arbeitsgänge ent-sprechen und der Arbeitsgegenstand von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz ,,fließt",

2. die Sicherullg eines kontinuierlichen Arbeitsablaufs (termin- und qualitätsgerechte Bereit-stellung des Materials, rechtzeitige Auftragserteilung, rationelle Organisation des inner-betrieblichen Transports),

3. die vollständige Ausnutzung der vorhandenen Technik (Mehrmaschinenbedienung, Mehr-schichtarbeit, Schnellreparaturen, sorgfältige Behandlung und Pflege der Maschinen zurVerlängerung ihrer Nutzungsdauer),

4. die Verbesserung der Arbeitsnormung (Ausarbeitung technisch begründeter Arbeits-normen, Anwendung von Zeitnormativen),

5' die Entwicklung und Führung der schöpferischen Initiative der Werktätigen (Erreichungdes wissenschaftlich-technischen Höchststandes in der Produktion mit Hilfe der Maß-

84

nahmen des Planes Neue Technik, Entwicklung der materiellen und morälischen Inter-essiertheit der Werktätigen an der Lösung der wirtschaftlichen Aufgaben und der Mit-wirkung an der Leitung der Wirtschaft).

3.2.5. Faktorenanalyse

Jedes Betriebskollektiv muß bestrebt sein, alle betrieblichen Reserven zu nutzen. Es mußimmer wieder neue Möglichkeiten suchen, die Arbeitsproduktivität rasch zu steigern. Vielhilft dabei die Analyse der Faktoren, die auf die Arbeitsproduktivität einwirken (Faktoren-analyse). Erst wenn man die wichtigsten Faktoren kennt, die im konkreten Fall zur Steige-rung der Arbeitsproduktivität führen, kann man Schritte einleiten. Die Faktorenanalyse gibtWerktätigen, Leitern in Betrieben und übergeordneten Wirtschaftsorganen wichtige Hinweise,wie die Arbeitsproduktivität zu steigern ist.

Beispielt)

Durch Leistungsvergleich wurde festgestellt, daß für die Fertigung von Kufen in drei verschiedenenBetrieben folgender Arbeitszeitaufwand benötigt wurde :

im Betrieb A 861,45 min,im Betrieb B 950,20 min,im Betrieb C 2144,00 min.

Durch Analyse der einzelnen Faktoren konnte aus den besten Erfahrungen der drei Betriebe das pro-duktivste Fertigungsverfahren ausgearbeitet werden, bei dem die Fertigungszeit nur 610,20 min be-trägt, also rund 250 min weniger als die bisherige Bestzeit der drei Betriebe.

Durch die Analyse der einzelnen Faktoren läßt sich der Hauptfaktor für die Steigerung derArbeitsproduktivität ermitteln und in Teilfaktoren untergliedern. Im Plan Neue Technikwerden dann entsprechende Maßnahmen vorgesehen, die kurzfristig zur Steigerung der Ar-beitsproduktivität führen.

Aufgaben

L Prüfen Sie, welche Möglichkeiten es in Ihrem Betrieb gibt, die Kapazität der Arbeitsmittel voll-ständiger auszunutzen !

2. Erläutern Sie, welcher ökonomische Nutzeffekt in Ihrem Betrieb durch Modernisierung von Ar-beitsmitteln erreicht worden ist!

3. Forschen Sie nach, welche Mittel Ihr Betrieb durch Anwendung der Mitrofanow-Methode ein-gespart hat !

4. IJntersuchen Sie, welche Möglichkeiten für bessere Nutzung oder sparsameren lJmgang mit Ma-terial in Ihrem Betrieb bestehen !

5. Machen Sie Vorschläge, wie Ausschuß, Zuschnittverluste oder Abfall in Ihrem Betrieb gesenktwerden können!

6. Teilen Sie mit, welche materiellen Hebel in Ihrem Arbeitsbereich auf die Steigerung der Arbeits-produktivität einwirken und wie das materielle Interesse an einer Steigerung der Arbeitsproduk-tivität erhöht werden kann !

7. Llberlegen Sie, wie Sie Ihre eigene Leistung durch Qualifizierung erhöhen können !

8. Berichten Sie über die Verbesserung des innerbetrieblichen Transports in Ihrem Betrieb und diedadurch erzielten Einsparungen !

9. IJntersuchen Sie, welche Reserven zur Steigerung der Arbeitsproduktivität in Ihrem Betrieb mitHilfe der Faktorenanalyse entdeckt und ausgenutzt wurden!

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r) Die Wirtschaft Nr. 46 i 1963, 5. 19,

85