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17 Bädergestaltung Planen und Einrichten von Hallen- und Freibädern Abb. 6: Räumlichkeiten und Einrichtungen eines Freizeitbades 1.2.3.2 Bereiche und Räumlichkeiten der Freizeit- und Spaßbäder Hier gilt es im besonderen Maße alle Bereiche und Einrichtungen den Erwartungen an eine Erholungs- und Erlebnisanlage auszubilden. Vorplatz Großzügig und einladend mit Sitzgelegenheiten und künstlerischem Blickfang gestaltet. Eingangshalle Gemütliche, ansprechende Atmosphäre, Wind- fang mit Automatik-Türen, gute Orientierungs- möglichkeiten und besucherfreundliches Kas- sensystem sind hier als Hauptpunkte zu nennen. Die Kassenanlage sollte personalunterstützt sein. Kleine Ladengeschäfte sowie Kiosk, Fri- seur, Fußpflege, Proviantstand, Bistro und sons- tige werden vom Besucher eines Freizeitbades erwartet. Umkleidebereich Hier sind Übersichtlichkeit, Großzügigkeit der Wegführung sowie bei der Anzahl und Größe der Umkleidekabinen (Wechselkabinen und Einzelkabinen) sowie Garderobenplätze gefor- dert. Garderobenschränke mit 0,33m Breite und 1,80m Höhe werden vorgezogen. Bei Freibädern kommt einer Wärmehalle besondere Bedeutung zu. Größe: je 1000m 2 Wasserfläche: Grundflä- che 50...100 m 2 . Sanitärbereich Besonders ansprechend wird die Eingliederung der Duschen und Toilettenanlagen in den Hal- lenbereich empfunden. Abtrennungen, Sicht- und Spritzschutz sind in ihrer Formgebung dem Beckenbereich anzupassen. Strahl- und Seiten- duschen oder Fußbecken ergänzen die übliche Ausstattung. Duschenanzahl: Mindestens 10 Stück pro Geschlecht oder je 20 m² Wasserflä- che 1 Dusche. Anzahl der Toiletten: je 50...75 m² Wasserfläche eine Toilette. Freizeitbad-Becken und Attraktionsbereiche Hier sind die Beckenanlagen mit besonderen Beckenarten und Formgebungen sowie mit

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Bädergestaltung Planen und Einrichten von Hallen- und Freibädern

Abb. 6: Räumlichkeiten und Einrichtungen eines Freizeitbades

1.2.3.2 Bereiche und Räumlichkeiten der Freizeit- und SpaßbäderHier gilt es im besonderen Maße alle Bereiche und Einrichtungen den Erwartungen an eine Erholungs- und Erlebnisanlage auszubilden.Vorplatz Großzügig und einladend mit Sitzgelegenheiten und künstlerischem Blickfang gestaltet.EingangshalleGemütliche, ansprechende Atmosphäre, Wind-fang mit Automatik-Türen, gute Orientierungs-möglichkeiten und besucherfreundliches Kas-sensystem sind hier als Hauptpunkte zu nennen. Die Kassenanlage sollte personalunterstützt sein. Kleine Ladengeschäfte sowie Kiosk, Fri-seur, Fußpflege, Proviantstand, Bistro und sons-tige werden vom Besucher eines Freizeitbades erwartet.Umkleidebereich Hier sind Übersichtlichkeit, Großzügigkeit der Wegführung sowie bei der Anzahl und Größe der Umkleidekabinen (Wechselkabinen und

Einzelkabinen) sowie Garderobenplätze gefor-dert. Garderobenschränke mit 0,33m Breite und 1,80m Höhe werden vorgezogen. Bei Freibädern kommt einer Wärmehalle besondere Bedeutung zu. Größe: je 1000m2 Wasserfläche: Grundflä-che 50...100 m2.Sanitärbereich Besonders ansprechend wird die Eingliederung der Duschen und Toilettenanlagen in den Hal-lenbereich empfunden. Abtrennungen, Sicht- und Spritzschutz sind in ihrer Formgebung dem Beckenbereich anzupassen. Strahl- und Seiten-duschen oder Fußbecken ergänzen die übliche Ausstattung. Duschenanzahl: Mindestens 10 Stück pro Geschlecht oder je 20 m² Wasserflä-che 1 Dusche. Anzahl der Toiletten: je 50...75 m² Wasserfläche eine Toilette. Freizeitbad-Becken und AttraktionsbereicheHier sind die Beckenanlagen mit besonderen Beckenarten und Formgebungen sowie mit

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Planen und Einrichten von Hallen- und Freibädern Bädergestaltung

zusätzlichen Erlebniselementen ausgestattet.Die Beckenumgangsflächen erhalten eine zusätzliche Funktion als Aufenthalts- und Aktivi-tätszone.Bei Freibädern können größere Wärmehallen mit Schwimm- und Badebecken ausgestattet sein, die durch Attraktionen ergänzt werden. Bei einem ganzjährigen Badebetrieb sind solche Anlagen mit einem separaten Eingangs- und Kassenbereich sowie Umkleide- und Sanitäran-lage auszustatten. Man unterscheidet:Trockenbereiche: Hierzu gehören alle Flächen außer der Wasserfläche. Ihre Größe sollte etwa zweimal bis dreimal der Größe der Wasserfläche entsprechen.Einrichtungen des Trockenbereichs: Ruhezonen und Ruheräume mit Sitz- u. Liegemöglichkeiten Spielzonen: Spieltische, Spielautomaten, Fern-sehraum, KrabbelstubeAktivitätenzonen: Sport-, Spiel-, FitnessanlagenGerätespielgarten, Sandkasten, Sandspielplatz. Kommunikationszonen: Sitzgruppen, Liegen, Terrassen, Gärten, Innencafé.

Abb. 7: Wasserfall, Strömungskanal und Sprunganla-ge im „Leobad“

Restauration: Theke, Bedienungsflächen, Ver-sorgungs- und Nebenräume.Saunaanlagen (>150m2): Getrennte und Ge-meinschaftssauna (12...20m2 mit Temperatu-ren 80...100°C), Freiluftflächen, Ruheflächen, Dampfbad.Solarien: Als Sonnenwiesen oder Einzelanlagen im eigenen Bereich.

Luftsprudler

Nacken-schwall

Strömungs-kanal

Massage-düsen

Abb. 8: Attraktionen eines Spaßbades im Nassbereich (Ospa Schwimmbadtechnik)

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Bädergestaltung Planen und Einrichten von Hallen- und Freibädern

Nassbereiche: Im Interesse einer vielfältigen Nutzung können Standardbecken (Schwim-mer- und Nichtschwimmerbecken) durch frei gestaltete Mehrzweckbeckenanlagen ergänzt oder ersetzt werden. Hier können neben der schwimmsportlichen Nutzung vielfältigste Was-serattraktionen vorhanden sein:

Wasserrutschen, Wasserfälle, Kaskaden,Massagepilze, Wand- und Bodensprudler, Grotten, Felsengruppen, GleitflächenStrömungskanäle, Inseln, Rutschen, Wasserspeier, Geysire, WasserkanonenSchwimmkörper (Reifen, Flöße, Inseln), Unterwasserliegen.

Um den unterschiedlichen Neigungen und Altersgruppen Rechnung zu tragen, sind aber auch Becken mit unterschiedlichem Nutzungs-charakter und Wassertemperaturen anzutref-

fen. Für Kinder werden im Eltern-Kind-Bereich Matschplätze und Wasserspielgärten eingerich-tet.

Abb. 9: Freizeit-Freibad: „Leobad“ Leonberg/Eltingen: 2900 m² Wasserfläche, 9 Becken

Abb. 10: Spielzone eines Freizeitbades mit Spielka-nal, Stauwehr und Matschspielbereich

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Überwachung der Wasserqualität Mess- und Bestimmungsmethoden zur Überwachung der Wasserqualität

9.3 Mess- und Bestimmungsmethoden zur Überwachung der Wasserqualität

Die DIN 19643 fordert, dass für jedes Schwimm- und Badebecken eine automatisch ge-steuerte Dosieranlage und die Geräte zur Messung und Registrierung der Wasserwerte (Hygiene-Hilfsparameter) für freies Chlor, Redox-Spannung und pH-Wert installiert wer-den. Hierfür ist das Messwasser etwa 20 cm unterhalb des Beckenwasserspiegels an ei-ner bei jedem Betriebszustand repräsentativen Stelle des Schwimm- oder Badebeckens zu entnehmen und auf dem kürzesten Weg dem Messfühler zuzuleiten (siehe auch „9.4.2 Dosier- und Regelsysteme für die Beckenwasseraufbereitung“ auf Seite 131.Messwerte der kontinuierlichen Messungen sind täglich mit elektrometrieschen Hand-messgeräten zu überprüfen (Messabweichungen bei pH: ± 0,2 Einheiten).

Neben elektrometrischen Messgeräten sind noch weitere Verfahren zur Bestimmung und Überprüfung der Hygiene-Hilfsparameter für Pri-vatbäder anzutreffen.

9.3.1 Kolorimetrische BestimmungenZur Bestimmung fast aller Messwerte können durch Reagenzien Verfärbungen des Untersu-chungswassers erfolgen, so dass die Farbver-änderungen und Farbdichten zur Bestimmung der Messwerte herangezogen werden können.

9.3.1.1 Bestimmung von freiem Chlor und Gesamtchlor (nach DIN 38408 Teil 4)

Titrationsverfahren: Mit Kaliumjodid und einer Stärkelösung wird das Untersuchungswasser blau eingefärbt. Durch Hinzugabe von Natri-umthiosulfat wird eine Einfärbung erreicht, bei deren Eintritt man den Verbrauch an Natri-umthiosulfat (Na2S2O3) und daraus den freien Chlorgehalt feststellt. Durch anschließendes An-säuern erhält man den Gesamtchlorgehalt. Die Methode gestattet eine Messgenauigkeit von 1/100 mg/l.

DPD-Methode: Das Prinzip der DPD-Methode besteht darin, dass das DPD-Reagenz (N-Di-äthylparaphenylendiaminsulfat) eine Rot-Verfär-bung erzeugt, die den Wert des freien wirksa-men Chlors bestimmen lässt. Hierbei wird das DPD bei einem pH-Wert von ca. 6,5 quantitativ z.B. zum freien Chlor zu einem roten Farbstoff (Typ Wursters Rot) oxidiert, dessen Farbin-tensität bestimmt wird. Durch die Zugabe von Kaliumjodid als weiteren Aktivierungszusatz

kommt es zu einer weiteren Verfärbung, die den Gesamtchlorgehalt (freies Chlor + gebundenes Chlor) festlegt. Auch differenzierende Bestim-mungen zwischen Mono- und Dichloraminen sind möglich. Da in Anwesenheit von Kaliumio-did-Ionen schon ein Teil des gebundenen Chlors bei der Bestimmung des freien Chlors miterfasst wird, müssen zur Bestimmung des freien und Gesamtchlors gesonderte Glasküvetten benutzt werden. Eine Kaliumjodid-Verschleppung wird damit vermieden.

9.3.1.2 pH-WertbestimmungDie Bestimmung des pH-Wertes kann wie bei der Chlorwertbestimmung durch Zugabe von Reagenzien in Tropfen- oder Tablettenform er-folgen. Als Reagenz wird überwiegend Phenol-rot verwendet.

9.3.2 Kolorimetrische MessgeräteZur Vergleichsmessung fest installierten Anla-gen sind nach DIN 19643-1 nur elektrometrische Messverfahren zugelassen.Eingefärbte Küvetten: Für den Schwimmbad-bereich werden die verschiedensten Gerät-schaften angeboten, die es gestatten die Chlor-wertbestimmung bis zu einer Nachweisgrenze von 1/10-5/100mg/l durch einen Vergleich der Einfärbung mit geeichten Farbstandards vorzu-nehmen. Die Reagenzien können als Flüssigkeit oder in Tablettenform vorliegen. Die Reihenfolge der Reagenzienzugabe und ihre Dosierung ist immer nach den Angaben der Hersteller vorzu-nehmen.

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Mess- und Bestimmungsmethoden zur Überwachung der Wasserqualität Überwachung der Wasserqualität

9.3.2.1 Optische MessverfahrenDies sind die einfachsten Geräte mit denen ein Schnelltest erfolgen kann. Sie bestehen aus mindestens zwei Kammern, die jeweils mit Un-tersuchungswasser gefüllt werden. Eine dritte Kammer ist zur Kompensierung von getrübten oder gefärbten Wasserproben zu empfehlen. Durchführung der Analyse: Die Kammern sind mit dem zu untersuchenden Wasser zu spülen und bis zur Markierung zu füllen. Die Tablette ist, je nach Wahl des Messbereichs, direkt aus der Folie in die entsprechende äußere Kammer geben und mit einem Rührstab zerkleinern. (Va-riante: flüssige Reagenzien in bestimmter Trop-fenzahl vor der Füllung mit Untersuchungswas-ser in die Küvette geben.) Die Küvettenkammern sind mit dem Deckel zu schließen und die Tab-letten (Reagenztropfen) durch leichtes Schwen-ken in der Wasserprobe zu lösen. Die entstan-dene Färbung wird gegen Tageslicht mit den transparenten Farbstandards verglichen und bei übereinstimmendem Farbwert das Ergebnis ab-gelesen. Da mit diesem Verfahren nur Genauig-keiten für Chlor- oder pH-Werte von max. 2/10 möglich sind, ist es nur zur „schnellen Kontrolle“ zu empfehlen. Zur Überprüfung von anderen

Messgeräten ist es nicht zu verwenden.Weitere Test-Verfahren für die PraxisTablettenzählverfahren: Der Wirkungsgrad der flüssigen Reagenzlösung kann durch Reagenz-tabletten ersetzt werden. In ein definiertes Pro-bevolumen wird eine bestimmte Anzahl von Tabletten hineingezählt, bis der Farbumschlag erfolgt. Die Anzahl der Tabletten ist ein Maß für die Konzentration der Wasserinhaltsstoffe.Speed-TestEr basiert auf der Titrationsmethode. Nach der Zugabe einer Reagenztablette in ein kalibrier-tes Teströhrchen wird die Wasserprobe nach und nach bis zum Farbumschlag aufgefüllt. Die Höhe des Wasserprobenstandes entspricht dem Messwert.Ja/Nein-TestHierbei wird analysiert, ob ein bestimmter In-haltsstoff in der Wasserprobe enthalten ist oder eine bestimmte Konzentration unter- oder über-schritten wird.TrübungsmethodeHierbei wird ein zweiteiliges, kalibriertes Te-ströhrchen mit der Wasserprobe gefüllt und eine Reagenztablette hinzugegeben.

Abb. 140: Schnelltest-Besteck zur Bestimmung von Wasserwerten mittels Tablettenzählverfahren, Speed-Test, Ja/Nein-Test und Trübungsmethode (Lovibond MINIKIT) Folgende Bestimmungen sind u.a. möglich: Calciumhärte, Karbonathärte, Gesamthärte, Chlorid, Cyanursäure, Nitrit, Organo-Phosphat, QAVs (Qua-ternäre Ammoniumverbindungen), Säurekonzentrati-on, Sulfat, Sulfit.

Abb. 139: Bestimmung von Wasserparametern durch optischen Farbvergleich (Lovibond CHECKIT® Com-parator) Schnelltests können u.a. für folgende Para-meter durchgeführt werden: Aluminium, Ammonium, Chlor (frei, geb., ges.), Eisen, Kupfer, Nitrat, Nitrit, pH-Wert, Phosphat-(o), Wasserstoffperoxid

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Überwachung der Wasserqualität Mess- und Bestimmungsmethoden zur Überwachung der Wasserqualität

Die Tablette erzeugt eine Trübung, die proportio-nal der Konzentration des gesuchten Inhaltsstof-fes ist. Das innere Röhrchen, auf dessen Boden sich ein schwarzer Punkt befindet, wird soweit abgesenkt, bis dieser nicht mehr sichtbar ist. Der Messwert kann anhand des Füllstandes in dem inneren Röhrchen ablesen werden.Farbvergleichs-Untersuchungsgeräte(Nassanalytische Handmessung)Dies sind Geräte, die auf dem optischen Ver-gleich der Farbtiefe der Wasserprobe mit den geeichten Farbstandards basieren. Farbschei-ben oder -keile werden zum Vergleich vorge-schaltet und erlauben bei Farbübereinstimmung die sofortige Ablesung des Chlorwertes. Als Lichtquelle genügt Tageslicht. Um Verfärbungen durch Mischlicht auszuschließen gibt es Geräte mit genormter Kunstlichtquelle.

ÜbungMess- und Bestimmungsmethoden245. Welche Forderungen stellt die DIN an

Messgeräte und Messwasserzuleitungen?246. Was sind kolorimetrische Messgeräte?247. Erläutern Sie das Titrationsverfahren und

die DPD-Methode bei der Chlormessung!248. Geben Sie die Durchführung einer opti-

schen Messung an!249. Erklären Sie die optischen Testverfahren:

Tablettenzählverfahren: Speed-Test, Ja/Nein-Test

Abb. 141: Kolorimetrisches Farbvergleichs- Untersu-chungsgerät (Lovibond® Comparator 2000+) Zur Be-stimmung der Wasserwerte, die nach DIN 19643 täg-liche gemessen werden müssen. Messgenauigkeit 1/10: Ozon, Chlor, (frei, geb., ges.) Chlordioxid, pH-Wert

Vorteile: Leichte, sichere Hand-habung, viel-seitig, integrier-tes Prisma, Kü-v e t t e n z u s a t z für Küvetten bis 40 mm Schicht-tiefe, Wechseln der Farbschei-be ohne Öffnen des Compara-tors, Kompensa-tion von farbigen und getrübten Proben, garan-tierte Beständig-keit der Glas-farbfilter.

Abb. 142: Handhabung eines optischen Untersu-chungsgerätes (Lovibond®Comparator 2000+). Mit ei-ner Blindprobe (Küvette mit klarem Beckenwasser) wird die eingefärbte Küveltte in das Untersuchungs-gerät geschoben. Durch Drehen der Farbscheibe wird die Farbübereinstimmung mit der eingefärbten Küvet-te hergestellt und der sich ergebende Wert abgelesen.

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Anlagen der Schwimm- und Badebeckenwasseraufbereitung Hydraulische Systeme

10.3.2 PumpenPumpen sind die Herzen der Beckenwasser-aufbereitung, Heizungs- und Warmwasserbe-reitungsanlagen. Fallen sie aus, ist der Betrieb des Bades nach kürzester Zeit einzustellen. Aus diesem Grund haben die Pumpen eine Vor-rangstellung in Funktion und Wartung inne, die es erforderlich macht, dass ihre Arten und Wir-kungsweisen dem Bäderpersonal bekannt sein müssen.

10.3.2.1 PumpenartenPumpen können unterschiedlich konstruiert sein. Konstruktionen und Wirkungsweisen sind auf den Einsatz abgestimmt und von physikali-schen Gesetzen abhängig.Der Saugvorgang wird durch atmosphärischen Druck bewirkt. Die Lufthülle der Erde hat ein Gewicht. Ihr Druck beträgt in Meereshöhe ca. 1 bar= 10 N/cm². Das bedeutet, dass auf uns vergleichsweise eine Last aus 1 kg Masse auf 1 cm² Körperfläche drückt. Dies entspricht dem Druck, den eine Wassersäule von 1cm² Quer-schnitt und 10 m Höhe am Boden besitzt. Die Saughöhe entspricht deshalb im Idealfall maxi-mal 10 m Wassersäule.

10.3.2.1.1 KolbenpumpenSaugpumpe-DruckpumpeDie Funktionsgrundlage des Saugvorganges aller Pumpen bildet der atmosphärische Druck. Durch Heben des Kolbens entsteht unter ihm ein luftverdünnter Raum. Der Luftdruck schiebt Wasser im Saugrohr nach. Beim Abwärtsgehen wird das Saugventil geschlossen, die Flüssigkeit strömt durch das Kolbenventil. Beim nächsten Hub wird Wasser angesaugt und gleichzeitig das über dem Kolben befindliche Wasser zum Auslauf hinausgeschoben (Funktion der alten „Schwengelpumpe“, vgl. Abb. 193). Durch die nie ganz dichten Ventile und Dichtmanschetten sowie der Druckverluste ist nur eine Wasserför-derung (Saughöhe) aus 6-8m Tiefe möglich. Geht das Abflussrohr im unteren Zylinderbe-reich ab, wird aus der reinen Saugpumpe eine Saug-Druckpumpe. Je nach Kraft der Kolbenab-wärtsbewegung kann das Wasser beliebig hoch gefördert werden.

Doppelt wirkende KolbenpumpeDurch die Ventilanordnung saugt und drückt der Kolben gleichzeitig. Es entsteht eine annähernd gleichmäßige Wasserförderung.

Abb. 189: Wirkungsweise des Luftdrucks beim Saug-vorgangSteht ein offenes Rohr im Wasser, bewirkt der Luft-druck einen gleich hohen Wasserstand. Wird der Luft-druck durch Absaugen erniedrigt, drückt der Luftdruck der Umgebung das Wasser im Rohr nach oben, so lange, bis Luftdruck und Wassersäule im Gleichge-wicht sind (also max. 10 m hoch). Dies wird beim Saugheber oder dem Saugvorgang der Pumpen an-gewendet.

Abb. 190: Funktionsweise: Saugpumpe (links, alte Schwengelpumpe), Saugdruckpumpe (rechts)

Abb. 191: Funktionsschema einer doppelt wirkenden Kolbenpumpe. Bei jedem Kolbenhub erfolgt ein Saug- und Druckvorgang.

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Hydraulische Systeme Anlagen der Schwimm- und Badebeckenwasseraufbereitung

FlügelpumpeIn einem zylindrischen Gehäuse wirkt eine dreh-bare Scheibe wie ein Kolben.MembranpumpeDer Pumpenraum ist hier durch eine Gummi-membran geschlossen. Durch Verkleinerung und Vergrößerung des Pumpenraumes wird eine Saug- bzw. Druckwirkung erzielt. Da die Membran keine reibenden Teile besitzt und den Pumpenraum vollständig gegenüber den Antriebsteilen abschließt, können mit ihr ver-schmutzte Wasser und Chemikalien befördert werden. Die Membranpumpe findet aus diesem Grund als Förderpumpe für Schlammwasser und Dosierpumpe für Chlorungs- Flockungs- sowie pH-Korrekturanlagen Verwendung.Vor- und Nachteile der KolbenpumpenVorteile: Die finden bei kleineren Fördermen-gen Verwendung und haben dann einen guten Wirkungsgrad. Sie laufen leise und lassen sich leicht reparieren. Als Membranpumpen sind sie gegen aggressive Flüssigkeiten ziemlich unempfindlich

Abb. 192: Funktionsdarstellungen: Membranpumpe (links) und Flügelpumpe (rechts)

Nachteile: Sie sind teuer in der Anschaffung und unwirtschaftlich bei größeren Fördermengen. Schadhafte Manschetten und undichte Ventile sowie Lufteintrag führen zu Störungen.

10.3.2.1.2 KreiselpumpenNicht selbstansaugende KreiselpumpeEin mehrschaufliges Laufrad mit verwundenen Schaufeln fördert das Wasser in einem zumeist in Spiralenform ausgebildeten Pumpengehäuse mittels wirkender Zentrifugalkräfte.

Hierbei entsteht eine geziel-te Förderung vom Saug- zum Druckstutzen der Pum-pe. Ist dieser Prozess am Lau-fen, ist es möglich mit die-sen Blockpumpen Saug-höhen von bis zu 8m bei Druckhöhen bis 40m zu erreichen. Blockaggregate dieser Bau-reihe besitzen eine durch-gehende Motorwelle welche die Aufnahme des Pumpen-laufrades ermöglicht. Sie zeichnen sich durch geräu-scharmen Lauf, eine hohe Wirtschaftlichkeit und War-tungsarmut aus.Da zum Ansaugen immer Fliehkräfte benötigt werden, darf die Wassersäule nicht abreißen.Ist Luft in der Sauglei-tung oder Pumpengehäu-se, kann die Pumpe nicht mehr selbst ansaugen.

Abb. 193: Nicht selbstansaugende Kreiselpumpe (Schnittdarstellung) (Herbor-ner Pumpenfabrik J. Hoffmann GmbH&Co, 35723 Herborn)

1 Beschichtung2 Laufradprotektor3 Gleitringdichtungsprotektor4 X-Lock-System5 Service und Wartung6 Verstärkte Lagerung serienmäßig

7 Seal-Guard-System (Option)8 Laufräder9 Umführungskanal10 Motorwelle11 Wellenabdichtung

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Anlagen der Schwimm- und Badebeckenwasseraufbereitung Hydraulische Systeme

Nicht selbstansaugende Kreiselpumpen finden deshalb bevorzugt in Druckerhöhungsanlagen Verwendung (Beckenwasserkreislauf oder Hei-zungsanlage). Hier steht das Wasser im gesam-ten System und damit auch in der Pumpe.Selbstansaugende KreiselpumpeSie ist in der Lage Luft und Wasser anzusaugen. Die abdichtende Wassermenge bleibt durch nach oben geführte Saug- und Druckstutzen immer in der Pumpe.Funktion: Durch exzentrisch angeordnete und oben abdichtende Schaufeln entsteht durch Raumvergrößerung eine Saugwirkung und durch die anschließende Raumverkleinerung ein Überdruck. Das Wasser wird also zwischen den Schaufeln angesaugt und durch die Druckschlitze weggedrückt. Durch die Abdichtung kann auch ein Luft-Was-ser-Gemisch gefördert werden. Einsatz: Förderung bei höheren Drü-cken, z.B. Lösch- und Hebeanlagen.Vorteile: Höhere Saugleistung als nicht selbstansaugende Pumpen, immer betriebsbereit, Saugleitungen bis 100m Länge möglich.Nachteile: Geräuschvoller Lauf, Wir-kungsgrad nur h = 0,4-0,5.

10.3.2.1.3 WasserstrahlpumpeSie wird auch Injektorpumpe genannt und dient zur Förderung von Schmutzwasser, Gasen und sonstigen Flüssigkeiten mit Hilfe von Druckwasser.Funktion: Das Druckwasser bekommt in der engen Düse eine hohe Geschwin-digkeit. Durch die anschließende Ver-breiterung entsteht ein Unterdruck. Im Bereich der Verengung können Gase oder Flüs-sigkeiten ansaugt werden. Im anschließenden Diffusor mischt sich das angesaugte Medium mit dem Druckwasser. Vorteile: Ansaugen aller Gase und Flüssigkeiten möglich, keine Teile die dem Verschleiß unter-liegen; Wartungsaufwand gering; vorhandenes Druckwasser wird als Antrieb genutzt; preiswert.Nachteile: Geringe Saughöhe (bis etwa 2m), geringe Druckhöhe (1/8 des Wasserdrucks).Einsatz: Ansaugen und Einmischen von Gasen und Flüssigkeiten (z.B. Chlorgasdosierung).

Abb. 194: Funktionsdarstellung einer nicht selbstan-saugenden Kreiselpumpe

Abb. 195: Funktionsdarstellung einer Wasserstrahl-pumpe

Abb. 196: Schnitt durch eine Schwimmbeckenwas-ser-Umwälzpumpe miit Permanentmagnetmotor und Dickschichtbeschichtung (Typ Unibad, Herborner Pumpenfabrik, D-35745 Herborn)

Erläuterung1 Beschichtung2 Laufradprotektor3 Gleitringdichtungsprotektor4 Service und Wartung5 Laufräder

6 Umführungskanal7 Rückschlagklappe8 Motorwelle9 Wellenabdichtung10 Verstärkte Lagerung serienmäßig