15
In den Aufgabenstellungen werden unterschiedliche Operatoren (Arbeitsan- weisungen) verwendet; sie weisen auf unterschiedliche Anforderungsbereiche (Schwierigkeitsgrade) hin und bedeuten, dass unterschiedlich viele Punkte erzielt werden können. Die Lösungen zeigen beispielhaft, welche Antworten die verschiedenen Operatoren erfordern. Alles Wissenswerte rund um die Abiprüfung finden Sie im Buch im Kapitel „Prüfungsratgeber und Prüfungsaufgaben“. Originalklausuren mit Musterlösungen zu weiteren Fächern finden Sie auf www.duden.de/abitur in der Rubrik „SMS Abi“. Das Passwort zum Download befindet sich auf der vorderen Umschlagklappe. Die Veröffentlichung der Abitur-Prüfungsaufgaben erfolgt mit Genehmigung des zuständigen Kultusministeriums. Das Schnell-Merk-System fürs Abi – aufschlagen, nachschlagen, merken Buch … Prüfungswissen für Oberstufe und Abitur systematisch aufbereitet nach dem SMS-Prinzip Extrakapitel mit Prüfungsaufgaben zu allen Unterrichts- einheiten, zu Operatoren und Anforderungsbereichen … und Download Originalklausuren mit Musterlösungen als Beispiele für den Umgang mit Operatoren kostenlos auf www.duden.de/abitur Für die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik, Geschichte, Biologie, Chemie, Physik sowie Politik und Wirtschaft Originalklausur mit Musterlösung Abitur Politik und Wirtschaft Aufgabe I: Lebensformen / Familienwirklichkeit Aufgabe II: Parteiensystem / Wahlen / Wählerverhalten

Abitur Politik und Wirtschaft · 2016. 1. 4. · Haupttermin 2007 ~ 4von4 M 4: Väter und Mütter mit Kindern unter 18 Jahren nach Familienform und überwiegendem Lebensunterhalt

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  • In den Aufgabenstellungen werden unterschiedliche Operatoren (Arbeitsan-weisungen) verwendet; sie weisen auf unterschiedliche Anforderungsbereiche (Schwierigkeitsgrade) hin und bedeuten, dass unterschiedlich viele Punkte erzielt werden können. Die Lösungen zeigen beispielhaft, welche Antworten die verschiedenen Operatoren erfordern.

    Alles Wissenswerte rund um die Abiprüfung finden Sie im Buch im Kapitel „Prüfungsratgeber und Prüfungsaufgaben“.

    Originalklausuren mit Musterlösungen zu weiteren Fächern finden Sie auf www.duden.de/abitur in der Rubrik „SMS Abi“. Das Passwort zum Download befindet sich auf der vorderen Umschlagklappe.

    Die Veröffentlichung der Abitur-Prüfungsaufgaben erfolgt mit Genehmigung des zuständigen Kultusministeriums.

    DasSchnell-Merk-SystemfürsAbi– aufschlagen,nachschlagen,merken

    Buch…

    ■ Prüfungswissen für Oberstufe und Abitur ■ systematisch aufbereitet nach dem SMS-Prinzip ■ Extrakapitel mit Prüfungsaufgaben zu allen Unterrichts- einheiten, zu Operatoren und Anforderungsbereichen

    …undDownload■ Originalklausuren mit Musterlösungen als Beispiele für den Umgang mit Operatoren ■ kostenlos aufwww.duden.de/abitur

    Für die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik, Geschichte,Biologie, Chemie, Physik sowie Politik und Wirtschaft

    Originalklausurmit Musterlösung

    AbiturPolitikundWirtschaftAufgabeI: Lebensformen / FamilienwirklichkeitAufgabeII: Parteiensystem / Wahlen / Wählerverhalten

  • Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

    Hinweise für die Abiturientinnen und Abiturienten

    Abiturprüfung an den allgemein bildenden Gymnasien

    Hauottermin 2007

    nschaftskundeGernePrüfungsfach:

    270 Minuten einschließlich AuswahlzeitBearbeitungszeit:

    Nachschlagewerke zur deutschen Rechtschreibung und

    ZeichensetzungHilfsmittel:

    Sie erhalten zwei Aufgaben.Hinweise:

    Wählen Sie davon eine Aufgabe aus und bearbeiten Sie diese.

    Vermerken Sie auf der Reinschrift genau, welche Aufgabe Siebearbeitet haben.

    Sie sind verpflichtet die Vollst~ndigkeit der vorgelegten Aufgabenvor Bearbeitungsbeginn (auf Anzahl der Blatter, Anlagen usw.)zu überprüfen.

    lösungen auf den Aufgabenblättern werden ~ gewertet.

  • Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

    AbiturprOJung an den allgemein bildenden Gymnasien

    Prüfungsfach: Gemeinschaftskunde Aufgabe I

    ~1 von 4H~uDttermin 2007

    HOchstzahl der erreichbaren

    Verrechnunaspunkte

    Aufaaben:

    Arbeiten Sie heraus, welche nFamilienwirklichkeit" (M 2, Z. 33} nach

    Auffassung des Autors von M 2 in Deutschland besteht.

    Überprüfen Sie mit Hilfe von M 3 und M 4, ob die in M 2 beschriebene

    "Familienwirklichkeit" der gesellschaftlichen Realität entspricht.

    2

    12VP

    3. Beschreiben Sie mögliche Zusammenhänge zwischen dem Wandel der

    Lebensformen und dem Wandel der Geschlechterrollen. 10VP

    Oberprüfen Sie mit Hilfe von M 11 inwieweit das Grundgesetz Familien

    sowie nbunte Lebensformen" (M 2, Z. 23) schützt.

    .1.

    5. Erläutern Sie mit Hilfe von M 3 und M 4 die Zusammenhänge zwischen

    Lebensformen und Armutsrisiko in Deutschland. 12VP

    Bewerten Sie die Bedeutung der Familie für die "Zukunftssicherung

    der Gesellschaft" (M 2, Z. 26).

    6

    12VP

    60 V P

    KM B.-W. Die Aufgaben dürfen nur mit Zustimmung des Regierungspräsidiums Stuttgart verOffentlicht ~rden.

  • AbiturprOJung an den allgemein bildenden Gymnasien

    AufgabePrOfunQsfach: Gemeln$chaftskunde

    Haupttermin 2007 ~ 2von4

    Materialien:

    M 1 Grundgesetz

    M 2 Aus: Thomas E. Schmidt, Das große Kuddelmuddel

    In: Die Zeit vom 01.02.2006

    Die Demografiedebatte hat dem Thema Familie viel öffentliche Aufmerksamkeit verschafft. Seit

    etwa fünf Jahren erhält auch Familienpolitik mehr Gewicht und Eigenleben. Sie insbesondere

    sei dazu aufgerufen, so ihre Vertreter. die staatlichen Investitionen in die Zukunft der

    Gesellschaft zu steuern. I

    5

    10

    15

    20

    Viele Diskussionen sind auch darum geführt worden, ob Gesellschaftspolitik bestehende

    Lebensformen erhalten, ihren Wandel begleiten oder gar nach einem Leitbild aktiv gestalten

    solle. In Wahrheit liegen die Dinge einfacher. Die Mehrheit der Frauen wünscht sich eine

    lebbare Doppelrolle als Mutter mit entsprechender Familienzeit und als Verdienerin mit fairen

    Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Außerdem besteht die Mehrheit der Haushalte in Deutschland

    aus Doppelverdienern, meistens mit einem vollzeitbeschaftigten Mann und einer Teilzeit

    arbeitenden Frau. Das ist die Ausgangslage. [...] Die deutsche Familie mit männlichem

    Alleinernährer und einer die Fürsorge übernehmenden Mutter ist ein kulturelles und

    sozialpolitisches Konstrukt des 19. Jahrhunderts. Familie zog in Deutschland mehr als in

    anderen europäischen Nationen religiöse und traditionalistische Vorstellungen auf sich. [...]

    Immerhin hat sich das klassische Modell als ausgesprochen robust erwiesen: In Familien

    organisiert, konnte sich die Gesellschaft auf die Anforderungen der industriellen Produktion

    einstellen. [...] Es ist recht eindeutig: Die Deutschen leben nach wie vor überwiegend in

    Familienverbänden, auch wenn die heute anders aussehen als zu Wuermelings1 Zeiten. Sie

    bilden die Mitte der Gesellschaft. Und diese Gesellschaft »versingelt« auch nicht. Die

    Steigerung bei Einpersonenhaushalten ist zum großen Teil ein Phänomen älterer Frauen, die

    ihre Männer überleben. Die Scheidungsraten steigen zwar, aber es lassen sich vor allem

    Paare ohne Kinder scheiden. Auch die Wiederverheiratungsraten sind hoch, aber sie werden

    nicht gegengerechnet. Klar: viele bunte Lebensformen, aber statistisch gesehen bedeutet jede

    Abweichung von der Familiennorm ein erhöhtes Armutsrisiko.

    Man kann aus solchen Sachverhalten keine Werte ableiten, aber es spricht viel dafür, dass

    eine Investition öffentlicher Mittel in die Familie für die Zukunftssicherung der Gesellschaft

    vernünftig ist. Und wenn man dreißig Jahre nach vorn blickt und sich die kommende

    Vergreisung der geburtenstarken Jahrgänge vor Augen führt, dann gewinnt die

    volkswirtschaftliche Argumentation eine ethische Komponente hinzu.

    25

  • Abiturprüfung an den allgemein bildenden Gymnasien

    Prüfungsfach: Gemeinschaftskunde Aufgabe

    Haupttermin 2007 ~ 3von4

    30 Es wird nämlich nicht nur eine Strukturfrage bleiben, wie die Gesellschaft künftig -hoffentlich

    mit mehr Kindern, bestimmt aber mehr Alten -Fürsorgeleistungen organisiert. Die

    Pflegepflichten müssen neu verteilt werden. Es ist also von großer Bedeutung, welche

    Familienwirklichkeit genau staatlich unterstützt werden soll, die bestehende oder eine durch

    parteipolitische WertvorstellunQen idealisierte.

    1 Franz-JosefWuemJeling (1900 -1986) tohrte als Familienminister (1953 -1962) 1955 die vert>illigten Bahnfahrkarten tor

    kinderreiche Familien ein.

    M 3: Betroffenheit von Armut in Deutschland nach ausgewählten Haushaltsmerkmalen im Jahre

    2004

    Aus: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Datenreport 2006, S. 619

    ArmutsQuote(*)GruDDe

    Insgesamt

    Haushaltstypen

    BevölkerunQsanteil

    100 12,7

    Singlehaushalt 18,1 16.6

    Paarhaushalt ohne Kind 277 6.6~ Paarhaushalt mit minderjährigem Kind'

    37,1 12,8

    35.8Einelternhaushalf 5.0

    Elternhaushalt mit erwachsenem Kind 11,7

    05

    10.6

    Sonstige Mehrpersonenhaushalte 10.21 Paarhaushalt mit minderjährigem Kind

    Mit 1 Kind 15,0

    15, 1

    13,4

    8,9Mit 2 Kindern

    Mit 3 und mehr Kindern 7,0 19.82 Einelternhaushalt

    Mit 1 Kind 2.8 31,7

    Mit 2 und mehr Kindern 2.2 40,9

    (*) Armutsquote: Umfang der Armutspopulation in Prozent. Als arm gilt ein Haushalt, dessen Pro-Kopf-Einkommen weniger

    als 60 % des durchschnittlichen Nettoeinkommens betragt.

    KM B.-W. Die Aufgaben dürfen nur mit Zustimmung des Regierungspräsidiums Stuttgart veröffentlicht werden.

  • Abiturprüfung an den allgemein bildenden Gymnasien

    AufgabePrüfungsfach: Gemeinschaftskunde

    Haupttermin 2007 ~ 4von4

    M 4: Väter und Mütter mit Kindern unter 18 Jahren nach Familienform und überwiegendem

    Lebensunterhalt in Deutschland im Jahre 2005

    Aus: Statistisches Bundesamt (2006), Leben in Deutschland. Ergebnisse des Mikrozensus

    2005, S. 49.

    1 Rente, Pension; Unterhalt durch Eltern, Ehepartner/-in, Lebenspartner/-in oder andere AngehOrige; eigenes Vermögen, Erspar-

    nisse, Zinsen, Vermietung, Verpachtung, Altenteil; Leistungen aus der Pflegeversicherung; Sozialhilfe, -geld (auch- Grundsicherung,

    Asylbewerber1eistungen); sonstige Unterstotzungen-

    Die Aufgaben dürfen nur mit Zustimmung des Regierungspräsidiums Stuttgart veröffentlicht werden.KM B.-W.

  • Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

    Abiturprüfung an den allgemein bildenden Gymnasien

    PrOfunQsfach: Gemeinschaftskunde Aufgabe II

    Haupttermin 2007 ~1 von 4

    AufQaben: Höchstzahl der erreichbaren

    Verrechnunaspunkte

    1 Arbeiten Sie aus M 2 heraus, welche Entwicklung des deutschen parteien-

    systems der Autor beschreibt und worin er deren Ursachen sieht. 8VP

    2. Der Autor von M 3 befasst sich mit dem Wahlerverhalten, seinen Ursachen

    und Auswirkungen.

    Stellen Sie seine Argumentation dar. 8VP

    3. Überprüfen Sie, inwieweit sich die Aussagen der Autoren von M 2 und M 3

    zum Wahlerverhalten anhand des Materials M 4 belegen lassen. 12VP

    4. Erläutem Sie den Einfluss der Veröffentlichung von Umfrageergebnissen

    auf das Wählerverhalten. 10VP

    5 Stellen Sie -unter Bezugnahme auf M 2 -die Funktionen von Wahlen

    in der parlamentarischen Demokratie dar. 10VP

    6. Der Autor von M 2 befürwortet das Mehrheitswahlrecht (vgl. Z. 20 ff.)

    Beurteilen Sie, inwieweit das Mehrheitswahlrecht die Stabilität und

    Effizienz des politischen Systems begünstigt. 12VP

    60VP

    KM B.-W. Die Aufgaben dürfen nur mit Zustimmung des Regierungspräsidiums Stuttgar1 veröffentlicht werden.

  • Abiturprüfung an den allgemein bildenden Gymnasien

    Prüfungsfach: Gemeinschaftskunde Aufgabe II

    HauDttermin 2007 ~ 2von4

    Materialien:

    M 1 Grundgesetz

    M 2 Aus: Konrad Adam, Wie man eine Mehrheit schafft

    In: Die Welt vom 22.09.2005

    Die Volkspartei war die große Neuerung im politischen Betrieb der Nachkriegszeit. Sie brach mit

    der deutschen Tradition der Weltanschauungs- oder Milieuparteien und folgte dem amerikani-

    schen Vorbild, wo ja nur zwei Parteien die Sache unter sich ausmachten. Diese "Catch all"-

    Parteien, wie sie in Amerika heißen, leben davon, die unvermeidlichen Differenzen durch den

    5 Kompromiss in den eigenen Reihen zu überbrücken. Das macht sie attraktiv für viele und kommt

    der politischen Stabilität zugute.

    Den Preis dafür zahlen die Volksparteien durch ihr verwaschenes Profil (...). Diese Profillosig-

    keit war jahrzehntelang das Erfolgsrezept der deutschen Volksparteien. Seit einiger Zeit erweist

    sie sich jedoch als Handicap. (...)

    10 Gewinner dieser Entwicklung sind die kleineren Parteien (...). Da ihr Spektrum enger ist als das

    der großen Konkurrenten, können sie sich den Luxus programmatischer Eindeutigkeit leisten.

    Bei den W~hlern scheint das gut anzukommen, besser als in den fetten Wachstumsjahren, diefür alle erkennbar vorüber sind. So fächert sich die früher auf Konkordanz 1 getrimmte

    Parteienlandschaft wieder auf, und einem deutschen Urbedürfnis folgend, gewinnt die

    15 Wahlentscheidung den Charakter eines Glaubensaktes zurück. Diese Bewegung mitzumachen

    fällt Volksparteien naturgem~ß nicht leicht. Die Geschäftsidee, mit der sie in besseren Zeiten

    ihre Gewinne einfuhren, ist in der Krise blass geworden.

    (...) Wenn die Erosion der Volksparteien anhält und die Richtungsparteien kompensatorisch

    aufholen, wird die Regierungsbildung immer schwieriger, am Ende nahezu unmöglich, wie es

    20 zur Zeit ja schon den Anschein hat. Ein Wahlrecht, das nicht nur Stimmungen und Präferenzen

    abbildet, sondern auch Mehrheiten begünstigt und produziert, wäre die passende Antwort. Die

    Forderung ist oft erhoben worden, genauso oft jedoch gescheitert. Und das nicht nur am

    Widerstand der kleineren Parteien, die sich vom Mehrheitswahlrecht benachteiligt fühlen,

    sondern auch und vor allem am deutschen Gerechtigkeitsgefühl, dem die maßstabgetreue

    25 Abbildung des Wählerwillens mehr gilt als eine handlungsfähige Regierung.

    1 Konkordanz = Übereinstimmung, Gemeinsamkeit

    KM B.-W. Die Aufga~~_n~ürfen nur mit Zustimmung des Regierungsprasidiums Stuttgart verOffentlicht werd~~

  • AblturprOfung an den allgemein bildenden Gymnasien

    -Prüfungsfach: Gemeinschaftskunde Aufgabe II

    Haupttermin 2007 ~ 3von4

    M 3 Aus: Wolfgang Hartenstein, Fünf Jahrzehnte Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland'

    Stabilität und Wandel

    In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 21/2002

    5

    Neben den sozialen Veränderungen gibt es einen Wandel der Einstellungen, der zu Änderun-

    gen im Wahlverhalten geführt hat und auch in Zukunft nachhaltige Auswirkungen auf die Stimm-

    abgabe haben dürfte. Die wichtigste Auswirkung dieses Mentalitätswandels liegt dann, dass

    sich die Bindungen zwischen Parteien und Wählerinnen lockern. (...) Diese Trends haben viele

    Namen: Privatisierung, Individualisierung, Entsolidarisierung und Pluralisierung der Lebensstile

    (...). Gleichzeitig gewinnen unkonventionelle Beteiligungsformen -wie Bürgerinitiativen -in

    manchen Lebensbereichen an Attraktivität. Am starksten sind Parteien und Parlamente vom

    Vertrauensverlust und der wachsenden Distanz betroffen. (...)

    Wenn die großen Parteien bei ihrem Werben um die flexible Mitte immer weniger voneinander

    zu unterscheiden sind, verbreitet sich das Gefühl, es mache keinen so großen Unterschied, wer

    an den so genannten Hebeln der Macht sitzt. Wenn aber die Parteien einander ähnlicher wer-

    den, dann gibt es auch weniger Hemmungen, zwischen den Parteien zu wechseln (oder aber

    der Wahl ganz fernzubleiben). (.. .)

    Von den Medien und ihrer Art des Umgangs mit Politikern und politischen Themen geht eine

    erhebliche Wirkung auf den raschen Wechsel der Praferenzen und Meinungen aus, weil die

    Top-Themen sich in immer kürzeren Zyklen abwechseln. Die kurzatmige und zur Vereinfachung

    drangende Art der Darbietung und der Zwang (oder die Versuchung) für Politiker, augenblicklich

    vor Kamera und Mikrofon auf die jeweils neueste Wendung zu reagieren, führen zu neuartigen

    Kriterien bei der Beurteilung von Politikern und Parteien. Wie im Theater nicht das Stück und

    der Text für mehr oder weniger Beifall sorgen, sondern die Darstellung durch die Schauspieler

    und die Qualität der Inszenierung, so entscheiden auch auf der politischen Bühne gelungene

    Auftritte und die Tagesform über den Erfolg.

    15

    ~

  • Abiturprüfung an den allgemein bildenden Gymnasien

    Aufgabe IIPrüfungsfach: Gemeinschaftskunde

    !1!.§.tt 4 von 4Haupttermin 2007

    M 4 Ergebnisse der Bundestagswahlen 1972 -2005 in %

    hl!l2://www. wahlrecht.de/er{!ebnisselbundestaj!.htm [06.10.2006]

    1994 1998 2002 20051972 1976 1980

    77,788,6 89,1 84,3 77,8 79.0 82,2 79, 1Wahlbeteiligung 91,1 90,7

    48.8 44,3 43,8 41,4 35, 1 38,5 35,2CDUJCSU 44,9 48,6 44,5

    34,242,9 38,2 37,0 33,5 36,4 40,9 38,5SPD 45,8 42,6

    7,4 9,810,6 7,0 9, 1 11,0 6,9 6,2FDP 8,4 7,9

    8,3 5, 1 7,3 6,7 8,6 8, 11,5 5.6Grüne

    PDS1 2,4 4,4 5,1 4,0 8,7

    2, 1 1,9 1,8 0,6 0,6Republikaner

    3,40,8 0,5 0,5 0,8 2,1 1,8 4, 1 2,4Sonstige 1,0

    1 ab 2005: Die Linke.PDS

    KM B.-W ~ Die Aufgaben dürfen nur mit Zustimmung des Regierungspräsidiums Stuttgart veröffentlicht werden.

  • © Dudenverlag, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, 2008 1

    Musterlösung für die Prüfungsaufgaben Abitur Prüfungsfach: Politik und Wirtschaft [Gemeinschaftskunde, Sozialkunde, Sozial- und

    Wirtschaftskunde] (Baden-Württemberg 2007, Aufgabenstellung 1) Autorin: Jessica Schattschneider Hinweis: Die gesamte Abiturprüfung besteht aus zwei Themenbereichen, von denen einer auszuwählen ist. Hier wird die Lösung der Aufgabenstellung 1 beschrieben.

    Aufgabe 1 Der Autor Thomas E. Schmidt beschreibt mit „Familienwirklichkeit“ in seinem Artikel „Das große Kuddelmuddel“ in der ZEIT vom 01.02.2006 zum einen, dass die Deutschen nicht, wie oft in der Öffentlichkeit kommuniziert, als Singles, sondern vielmehr immer noch v. a. in Familienverbänden lebten, wenn auch strukturell anders als in den 50er Jahren (Z. 18f.). Alleine lebten vermehrt ältere Frauen, deren Männer gestorben sind. Die Veränderung der familiären Gestaltung besteht laut Autor darin, dass ein Großteil der Frauen sich aktuell eine lebbare Doppelrolle als Mutter mit entsprechender Familienzeit und als Verdienerin mit fairen Chancen auf dem Arbeitsmarkt wünsche (Z.7-9). Dies führe dazu, dass die Mehrheit der Haushalte in Deutschland aus Doppelverdienern bestehe, wobei der Mann meist Vollzeit, die Frau Teilzeit beschäftigt sei (Z. 9-11). Der Mann als Alleinernährer, die Frau als Hausfrau und Mutter sei ein kulturelles und sozialpolitisches Konstrukt des 19. Jahrhunderts. Ein weiterer Beweis für das Leben in Familienverbänden ist laut Autor, dass Scheidungen vor allem bei Paaren ohne Kinder vorkämen und es viele Wiederverheiratungen gäbe (Z. 21f.), welche möglicherweise auch zu Familiengründungen führen könnten. Insgesamt verweist der Autor knapp auf die Tatsache, dass „viele bunte Lebensformen“ (Z. 23.), abweichend von der traditionellen Familiennorm, existierten, ohne dies jedoch genauer auszuführen. Schmidt deutet allerdings an, dass diese „vielen bunten Lebensformen“, weil sie von der Familiennorm abweichen, laut Statistik ein erhöhtes Armutsrisiko bedeuten würden (23f.). Der Autor plädiert abschließend vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung („Vergreisung“ und „Pflegepflichten gegenüber Alten“ Z. 28, Z. 31f.) für eine staatliche finanzielle Unterstützung von Familien. Vor dem Hintergrund der vom Autor beschriebenen Familienwirklichkeit mahnt Schmidt an, dass es von großer Bedeutung sei, welche Familienwirklichkeit genau staatlich unterstützt werden solle, die bestehende oder eine durch parteipolitische Wertvorstellungen idealisierte (Z. 32ff.).

    Aufgabe 2 Thomas E. Schmidt spricht in seinem Artikel davon, dass die Mehrzahl der Deutschen in „Familienverbänden“ leben würde. Diese „Familienwirklichkeit“ lässt sich anhand der Statistik Betroffenheit von Armut in Deutschland nach ausgewählten Haushaltsmerkmalen im Jahre 2004, herausgegeben vom Statistischen Bundesamt aus dem Jahr 2006 überprüfen. Dabei

  • © Dudenverlag, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, 2008 2

    kommt es allerdings darauf an, was man unter Familie bzw. Familienverband versteht. Laut Grundgesetz Art. 6 Abs.1 besteht eine Familie aus verheirateten Partnern mit einem oder mehreren Kindern. Das öffentliche Verständnis allerdings geht wohl eher dahin, dass es sich bei Familien auch um nicht verheiratete Partner mit Kind(ern), um Alleinerziehende oder verschiedene Arten von Patchworkfamilien handelt. Der Begriff „Familienverbände“ und der Grundtenor des Textes von Schmidt scheint sich der öffentlichen Interpretation anzuschlie-ßen („Es ist von großer Bedeutung, welche Familienwirklichkeit genau staatlich unterstützt werden soll, die bestehende oder eine durch parteipolitische Wertvorstellungen idealisierte“ Z. 32f.). Folgt man dieser Auffassung, lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung (53,8 %) in verschie-denen Formen von Familienverbänden: 37,1 % leben in Paarhaushalten mit minderjährigen Kindern, 11,7 % in Elternhaushalten mit erwachsenem Kind und bei 5 % handelt es sich um Einelternhaushalte. Dagegen machen nur 18,1 % Singlehaushalte aus bzw. 27,7 % Paar-haushalte ohne Kind. Eine Überprüfung der „Familienwirklichkeit“ im Sinne des Grund-gesetzes (GG) ist mit dieser Statistik nicht möglich, da die Paarhaushalte mit Kind nicht nach verheirateten und nicht verheirateten Paaren differenziert werden. Allerdings würden dann auch die Einelternhaushalte keine Familien darstellen und müssten herausgerechnet werden. Belege für die „bunten Lebensformen“ lassen sich der Statistik nicht entnehmen. Mit der Statistik Väter und Mütter mit Kindern unter 18 Jahren nach Familienform und über-wiegendem Lebensunterhalt in Deutschland im Jahre 2005, herausgegeben vom Statisti-schen Bundesamt aus dem Jahr 2006, lässt sich überprüfen, inwiefern die Familienrealität i. S. von Schmidt zutrifft. Schmidt geht davon aus, dass die „Mehrheit der Haushalte“ (M2, Z. 9) aus Doppelverdienern bestehe und Frauen eine Doppelrolle einnähmen. Hier muss wieder unterschieden werden zwischen verheirateten und unverheirateten Paaren. 44,6 % der ver-heirateten Paare finanzieren gemeinsam den Lebensunterhalt aus Erwerbs- und Berufs-tätigkeit. Hier handelt es sich also nicht um die Mehrheit. Bei den nicht verheirateten Paaren allerdings liegt der Prozentsatz bei 55,4 % und stellt damit die Mehrheit dar. Der Anteil an Frauen, die eine Doppelrolle als Mutter und Erwerbstätige einnehmen, liegt bei den Verhei-rateten bei 49,4 %, bei nicht verheirateten Frauen in Partnerschaften bei 62 % und bei alleinerziehenden Frauen bei 55,8 %. Der Statistik ist auch zu entnehmen, inwiefern die traditionelle Aufgabenverteilung mit dem Mann als Alleinverdiener, der Frau als Fürsorgerin (M2, Z. 11ff.) weiterhin Realität ist. 87,6 % der Ehemänner mit minderjährigen Kindern finanzieren ihren überwiegenden Lebens-unterhalt aus Erwerbs- und Berufstätigkeit. Bereinigt man diesen Wert um die 44,6 % des von beiden Partnern erbrachten Lebensunterhaltes (so genannte Doppelverdienerfamilien), so lässt sicher erkennen, dass in 43 % der Familien der Ehemann der Alleinverdiener ist. Bei den Ehefrauen trifft dies lediglich bei 4,8 % zu. Bei den Lebenspartnerschaften verhält es sich etwas anders. Die Männer mit minderjährigen Kindern finanzieren zu 79 % ihren über-wiegenden Lebensunterhalt aus Erwerbs- und Berufstätigkeit, davon nur 24,5 % als Allein-verdiener, bei den allein verdienenden Frauen liegt der Wert bei 6,6 %. Die von Schmidt gemachten Aussagen zur Vollzeit- bzw. Teilzeitbeschäftigung sind mit der Statistik nicht zu überprüfen. Zusammenfassend lässt sich schlussfolgern, dass das „kulturelle und sozialpolitische Konstrukt des 19 Jahrhunderts“ (M2, Z.12f.) nicht mehr der vorherrschenden Familienrealität entspricht und sich ein Trend hin zur Doppelverdienerehe sowie -partnerschaft erkennen lässt.

    Aufgabe 3 Zwischen dem Wandel der Lebensformen und dem der Geschlechterrollen lässt sich eine Wechselwirkung erkennen. Aufgrund von Emanzipation, verstärkter Erwerbstätigkeit und höheren Bildungsabschlüssen möchten Frauen sich einerseits stärker beruflich und privat verwirklichen. Andererseits steigen aufgrund dieser Zielsetzung der Selbstverwirklichung die

  • © Dudenverlag, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, 2008 3

    Erwerbstätigkeit und wohl auch emanzipierte Einstellungen. Darüber hinaus sind Frauen aufgrund verstärkter eigener sozialer und finanzieller Absicherung nicht mehr auf (Ehe-)Männer als „Ernährer und Versorger“ angewiesen. Dies belegen auch die Zahlen aus M4 zu den Lebenspartnerschaften. Darüber hinaus führt die stärkere eigene soziale und finanzielle Sicherheit durch eine Erwerbstätigkeit möglicherweise zu einer höheren Scheidungsbereit-schaft bzw. zu dem generellen Verzicht auf eine Ehe. Das veränderte Rollenverständnis von Frauen (aber auch von Männern) führt darüber hinaus vermehrt zu temporären Bezie-hungen. Ziel von Beziehungen ist nicht mehr soziale Absicherung, sondern individuelles Glück. Die Folge davon sind beispielsweise Singlehaushalte, Alleinerziehende, Patchwork-familien oder Wohngemeinschaften, laut Schmidt eben „bunte Lebensformen“ (M2, Z. 23). Aber auch die Geschlechterrolle von Männern hat sich geändert. So wie Frauen verstärkt berufstätig sind, übernehmen Männer beispielsweise bedeutsame Phase in der Kinder-betreuung, zum einen weil sie als Alleinerziehende dazu gezwungen sind, zum anderen weil sich das eigene Rollenbild geändert hat und sie einen aktiven Part bei der Erziehung übernehmen möchten. Mit Einführung des Elterngeldes 2007 wurde sogar von Seiten des Staates auf eine neue Vaterrolle hingewirkt, da die gesamte Auszahlung über vierzehn Monate nur erfolgt, wenn auch der Vater zwei Monate Elternzeit in Anspruch nimmt.

    Aufgabe 4 Das Grundgesetz schützt die Familie, bestehend aus einem verheirateten Paar mit einem oder mehreren Kindern, in Art. 6 Abs. 1. Die Materialien M2, M3, M4 zeigen, dass andere Lebensformen zunehmend an Bedeutung gewinnen, allerdings laut Art. 6 Abs.1 nicht unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung stehen, z. B. nicht verheiratete Paare mit Kind. Scheitern diese nichtehelichen Lebensgemeinschaften, fehlen beispielsweise spezielle rechtliche Regelungen, um die dann entstehenden Konflikte zu lösen, anders als bei Ehe-partnern. In Art. 6 Abs. wird der Schutz der Mutter durch die Gemeinschaft noch einmal hervorgehoben. Dabei ist es belanglos, ob die Mutter verheiratet ist oder nicht, so dass auch die alleinerziehende Mutter durch Art. 6 geschützt ist. Durch Art. 6 Abs. 5 wird versucht, Nachteile unehelicher Kinder zu vermeiden, indem diese den ehelichen Kindern rechtlich gleich gestellt werden. Andere Lebensformen, z. B. nichteheliche oder gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften, werden durch die Freiheitsrechte (GG 2,1) und durch das Bekenntnis zu den Menschenrechten (GG 1,2) geschützt.

    Aufgabe 5 Die durchschnittliche Armutsquote liegt laut Datenreport 2006 vom Statistischen Bundesamt im Jahre 2004 bei 12,7 %. Am höchsten ist das Armutsrisiko bei Einelternhaushalten mit 35,8 %. Lebt der Elternteil mit nur einem Kind zusammen liegt die Armutsquote bei 31,7 %, mit zwei Kindern schon bei 40,9 %, mit mehr als zwei Kindern würde die Quote vermutlich weiter ansteigen. Paarhaushalte mit zwei Kindern sind unterdurchschnittlich von Armut betroffen (8,9 %), dagegen steigt die Quote signifikant bei drei und mehr Kindern (19,8 %). Auch Paarhaus-halte mit einem Kind liegen bereits 0,7 Prozentpunkte über dem Durchschnitt. Paare ohne Kind hingegen sind am wenigsten von Armut betroffen (6,6 %). Oft handelt es sich um Doppelverdiener (double income no kids), die keine Ausgaben für Kinder wie Kleidung, Nahrung, Spielzeug oder Kosten für schulische Belange aufbringen müssen. Singlehaushalte dagegen sind überdurchschnittlich von Armut bedroht (16,6 %). Die Statistik weist hier nicht aus, inwiefern es sich um eine abzusehende temporäre Form der Armut handeln könnte, wie es beispielsweise bei Studierenden oder Auszubildenden der Fall sein kann. Grundsätzlich lässt sich dieses Phänomen damit erklären, dass es kostenaufwändiger ist, allein die Kosten für eine Wohnung, Strom, Telefon, Lebensmittel etc. zu tragen als zu zweit, z. B. als Paar oder Wohngemeinschaft. Insgesamt ist – mit Ausnahme der Paarhaushalt mit zwei Kindern – der Zusammenhang von Armut und der Anzahl der Kinder auffällig. Dies lässt sich damit erklären, dass eine

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    Berufstätigkeit für Alleinerziehende und in Paarhaushalten mit mehr als zwei Kindern für einen zweiten Elternteil schwierig ist. M4 belegt, dass alleinerziehende Frauen (55,8 %) weniger als alleinerziehende Männer (75 %) die Möglichkeit haben, ihren Lebensunterhalt überwiegend aus Erwerbs- und Berufstätigkeit zu finanzieren. Geht man davon aus, dass der Bezug von ALG I und besonders ALG II ein Indikator für ein erhöhtes Armutsrisiko darstellt, so lässt sich aus M4 schlussfolgern, dass verheiratete Paare weniger diesem Risiko unterliegen (Bezug von ALG I oder II beträgt bei Ehemännern 7,4 %; bei Ehefrauen 4,2 %). In Lebenspartnerschaften beziehen die Männer zu 14,7 %, die Frauen zu 13 % ALG I oder II. Am höchsten ist laut Statistik das Armutsrisiko, orientiert am Bezug von ALG I oder II, bei Alleinerziehenden (Männer 18,2 %; Frauen 24,9 %). So ist anzu-nehmen, dass alleinerziehende Frauen dem höchsten Armutsrisiko unterliegen.

    Aufgabe 6 Die Familie gilt als Garant für Kinder. Die besondere volkswirtschaftliche Bedeutung von Kindern für die Gesellschaft liegt darin, dass sie die jeweils zukünftigen Steuerzahler sind und dazu beitragen, Sozial- und Rentenkassen zu füllen. Aufgrund des demographischen Wandels mit immer mehr Alten und weniger Jungen droht diese Aufgabenverteilung nicht mehr zu funktionieren (vgl. M2, Z. 28f. 30f.). Insofern kommt der Familie für die Zukunfts-sicherung der Gesellschaft eine besondere Bedeutung zu. Allerdings müssen Anreize zur Familiengründung geschaffen werden. M3 zeigte deutlich, dass das Armutsrisiko mit Kindern steigt, hingegen bei Paarhaushalten ohne Kinder weit unter der durchschnittlichen Armuts-quote liegt. Vor diesem Hintergrund ist eine Entscheidung gegen Kinder nachzuvollziehen. Schmidt plädiert daher für eine Investition öffentlicher Mittel in die Familie, zum einen vor dem Hintergrund volkswirtschaftlicher, aber auch gesellschaftsbezogenen Überlegungen („Vergreisung“, vgl. M2, Z. 26 ff.). Andere Möglichkeiten, die Zukunft der Gesellschaft vor dem Hintergrund des demogra-phischen Wandels und der Finanzierbarkeit der sozialen Sicherungssysteme zu sichern, wären eine verstärkte Eigenvorsorge bezüglich der Renten- und Gesundheitssysteme bzw. eine verstärkte Zuwanderung von Arbeitskräften, die in die Sozialsysteme einzahlen. Dies würde bedeuten, dass nicht unbedingt allein die Familie die Zukunft der Gesellschaft sichern kann. Die öffentliche Auseinandersetzung der letzten Jahre allerdings hat gezeigt, dass sowohl eine verstärkte Eigenvorsorge (Kontroverse um einzelne Maßnahmen der Agenda 2010 beispielsweise) als auch eine verstärkte Zuwanderung vor dem Hintergrund (wenn auch mittlerweile sinkender) hoher Arbeitslosigkeit vom Wähler skeptisch bewertet werden. Vielmehr versucht die Politik der Großen Koalition aus dem Jahre 2005 in eine unter-stützende Familienpolitik zu investieren, wie das Elterngeld (eine staatliche Transferleistung, die das vorherige System des Erziehungsgeldes ablöste) aus dem Jahr 2007 demonstriert. Erste Zahlen zeigen, dass die Geburtenraten seitdem angestiegen sind. Außerdem orientiert sich das Elterngeld nicht an parteipolitischen Wertvorstellungen, sondern an der bestehen-den Familienwirklichkeit, da es nicht auf verheiratete Elternteile beschränkt ist. Allerdings unterstützt das Elterngeld vor allem Paare mit gehobenem Einkommen, da es sich am Nettogehalt orientiert und nur ein Jahr gezahlt wird. Die Statistik aus M3 zeigt hingegen, dass Kinder ein Armutsrisiko darstellen können, welches vor allem einkommensschwachen Eltern droht. Ist also das Vermeiden von Armut ein Indikator für die Familiengründung und damit für die gesellschaftlichen Zukunftssicherung sollte langfristig und nicht selektiv in Familie von staatlicher Seite investiert werden. Zu beachten bleibt, dass in Deutschland ein Zusammenhang zwischen Bildung und Armut besteht. Dies sollte bei der Entwicklung von Förderprogrammen entsprechend berücksichtigt werden (z. B. Verbesserung der Kindergärten, Schulen etc.).

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    Die hier abgedruckten Lösungsvorschläge sind nicht die amtlichen Lösungen des zuständigen Kultusministeriums. Impressum: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, vorbehaltlich der Rechte die sich aus den Schranken des UrhG ergeben, nicht gestattet. © Dudenverlag, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2008 Autorin: Jessica Schattschneider Redaktion: Heike Krüger-Beer, Christa Becker