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Abitur-Wissen - Latein - eBook Prüfungswissen Latinum · Pers. Sg. Ind. Präs. Akt. erkennen kann. Konjugationsklasse Inf. Präs. Akt. 1. Pers. Sg. Ind. Präs. Akt. Wortstamm 1

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STARK

ABITUR-WISSENLATEIN

Thomas J. Golnik

Prüfungswissen Latinum

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Grundlagen der Formenbildung des Verbs � 33

7 Grundlagen der Formenbildung des Verbs

7.1 Stammformen

Um alle Formen eines Verbs bilden zu können, müssen seine Stammformen

bekannt sein. Diese sind:

• Infinitiv Präsens Aktiv audī-re

• 1. Person Singular Indikativ Präsens Aktiv audi-ō

• 1. Person Singular Indikativ Perfekt Aktiv audīv-ī

• Neutrum des Partizip Perfekt Passiv (PPP) audīt-um

Ausgehend von diesen vier Stammformen können alle weiteren Formen eines

Verbs gebildet bzw. bestimmt werden, und zwar

• vom Präsensstamm: Präsens, Imperfekt, Futur I (jeweils Aktiv/Passiv);

Imperativ, Infinitiv Präsens (Aktiv/Passiv); Partizip Präsens Aktiv (PPA);

Gerundium und Gerundivum;

• vom Perfekt-Aktiv-Stamm: Aktiv des Perfekts, Plusquamperfekts und

Futurs II sowie Infinitiv Perfekt Aktiv;

• vom Perfekt-Passiv-Stamm: Passiv des Perfekts, Plusquamperfekts und

Futurs II; Infinitiv Perfekt Passiv; Partizip Perfekt Passiv (PPP); Partizip

Futur Aktiv (PFA); Infinitiv Futur Aktiv; Supinum I und II.

7.2 Konjugationsklassen

Die regelmäßigen Verben des Lateinischen werden zu vier Haupt-Konjuga-

tionsklassen zusammengefasst. Alle Verben einer Klasse werden jeweils nach

demselben Schema konjugiert. Den Ausschlag für die Zuordnung zu einer der

vier Klassen bildet der Auslaut des Wortstammes, den man am Inf. Präs. Akt.

in Zusammenhang mit der 1. Pers. Sg. Ind. Präs. Akt. erkennen kann.

Konjugationsklasse Inf. Präs. Akt. 1. Pers. Sg. Ind. Präs. Akt. Wortstamm

1. a-Konjugation amā-re am-ō (< ama-ō) ama…

2. e-Konjugation movē-re move-ō move…

3. konsonantische Konj. mitt-e-re mitt-ō mitt…

4. i-Konjugation audī-re audi-ō audi…

34 � Grundlagen der Formenbildung des Verbs

7.3 „Gemischte“ Konjugation

Manche Verben bilden ihre Formen im Grunde nach dem Muster der konso-

nantischen Konjugation, fügen aber in einigen Formen nach dem Stammaus-

laut ein (stets kurzes!) -i- ein, z. B. capere, cap-i-o, cap-i-unt, cap-i-ēbant.

Diese Art der Konjugation nennt man „gemischte Konjugation“ oder „kurz-

vokalische i-Konjugation“ (3m.).

7.4 Arten der Bildung des Perfekt-Aktiv-Stammes

Der Perfekt-Aktiv-Stamm eines Verbs wird jeweils auf

eine der folgenden sechs Arten gebildet:

• v-Perfekt („normal“ für die a- und i-Konj.), z. B. amavi,

audivi

• u-Perfekt („normal“ für die e-Dekl.), z. B. habui

• s-Perfekt, z. B. misi, dixi (c + s > x), auxi (g + s > x)

• Dehnungsperfekt, z. B. vēni (oft mit Ablaut, wie bei

ēgi, fēci)

• Reduplikationsperfekt, z. B. cecidi

• Unverändertes Perfekt, z. B. defendi

7.5 Bildungsformeln für die einzelnen Verbformen

Formen des

Präsens-

stammes

Präsensstamm Tempuszeichen/

Moduszeichen

Aktiv-/Passiv-

Endung des

Präsensstammes

Formen des

Perfekt-Aktiv-

Stammes

Perfekt-Aktiv-Stamm Endung des Perfektstammes

Formen des

Perfekt-Passiv-

Stammes

PPP + Form von esse

Kurzgefasste römische Geschichte (bis zu Augustus) � 97

2 Kurzgefasste römische Geschichte (bis zu Augustus)

(Insbesondere über die römische Frühzeit wird im Folgenden nicht gemäß

den Erkenntnissen der modernen Geschichtswissenschaft berichtet, sondern

gemäß den Ansichten, welche die Römer selbst über diese Epoche hatten, da

man ihre Texte nur dann richtig verstehen kann, wenn man sie im Lichte ihrer

eigenen Überzeugungen betrachtet.)

Nach der Vorstellung der Römer entstammte ihr Volk der Familie des

Aenéas, eines von der Liebesgöttin Venus geborenen trojanischen Helden,

der nach der Zerstörung seiner Heimatstadt und nach jahrelangen Irrfahrten

über das Mittelmeer letztlich nach Latium gelangt war.

Viele Generationen später gebar eine aus seiner Familie stammende Frau,

Rhea Silvia, die Zwillingsbrüder Romulus und Remus, deren Vater der

Kriegsgott Mars war. Die Zwillinge legten im Jahre 753 v. Chr. den Grund-

stein für die Stadt Rom, gerieten aber kurz darauf miteinander in einen Streit,

in dem Romulus seinen Bruder tötete.

Beginnend mit Romulus regierten sieben Könige die neue Stadt, wobei jeder

von ihnen einen ganz spezifischen Beitrag zur Entwicklung Roms beisteuerte.

Der letzte der Könige, Tarquinius Supérbus, war jedoch so grausam und un-

menschlich, dass er im Jahre 510 v. Chr. von den Römern vertrieben wurde.

Seitdem hatte der Titel rex für jeden Römer einen unangenehmen Beige-

schmack.

Um eine neue Willkürherrschaft eines einzelnen Menschen unmöglich zu

machen, wurde als neue Staatsform die Republik eingeführt, deren Politik

von Beamten bestimmt wurde. Nach und nach entwickelte sich für diese eine

festgelegte Ämterlaufbahn (cursus honorum), die sie durchlaufen mussten,

bis sie zum obersten Amt, dem Konsulat, gelangen konnten. Alle Beamten

wurden in der Regel jedes Jahr neu gewählt (Annuität); jedes Amt war mit

mindestens zwei gleichberechtigten Kollegen besetzt (Kollegialität), die sich

gegenseitig kontrollierten und notfalls auch behindern konnten (Interzes-

sionsrecht).

In den folgenden Jahrhunderten setzten die Angehörigen der breiten Volks-

masse (plebs) in den sog. Ständekämpfen durch, dass das geltende Recht

schriftlich fixiert wurde (Zwölftafelgesetze, 450 v. Chr.), dass sie eigene Be-

amte, die Volkstribunen, wählen konnten, welche die Politik der übrigen

Beamten und des Senats kontrollierten, und dass ihnen nach und nach Mög-

lichkeiten eingeräumt wurden, selbst am politischen Geschehen mitwirken zu

können (Zugang zum Konsulat, 367 v. Chr.; Volksbeschlüsse haben Gesetzes-

kraft, 287 v. Chr.).

98 � Kurzgefasste römische Geschichte (bis zu Augustus)

Bis 270 v. Chr. erlangten die Römer die Vorherrschaft über Italien. In den drei Punischen Kriegen (264 bis 146 v. Chr.) besiegte Rom die ebenbürtige Riva-

lin Karthago vollständig, sodass der Expansion des Römischen Reiches im

Mittelmeerraum nun kein ernstzunehmender Gegner mehr im Wege stand.

Jedoch brachte diese Zeit der Expansion auch gewaltige soziale Probleme mit sich, die letztlich den Untergang der Republik verursachten: Durch ihren

Dienst in den vielen Kriegen, die von nun an die Grenzen des Reiches immer

mehr hinausschoben, waren viele Römer – vor allem die Bauern – oft jahre-

lang von zu Hause abwesend. Ihre Äcker verkamen, die Nahrungsversorgung

der Bevölkerung war gefährdet. Reiche Senatoren und Ritter kauften die her-

untergekommenen Äcker der Kleinbauern oft zu einem Spottpreis auf und

verwandelten sie in Großgüter (latifundia), die sie von Sklaven bewirtschaf-

ten ließen.

Als die Bauern aus dem Krieg zurückkamen, blieb ihnen – da sie kein Land

mehr besaßen – oft nur die Möglichkeit, als Bettler und Tagelöhner (proleta-

rii) in den Städten, v. a. in Rom, ein Auskommen zu suchen. Für Nahrungs-

mittel und Unterhaltung (panem et circenses) verkauften sie ihre Wählerstim-

men an reiche Politiker, die nun – gestützt auf diese gewaltige Klientel – im-

mer öfter die Vorschriften und Gesetze der republikanischen Verfassung

missachteten und ihre Politik nicht vom Wohlergehen des Staates, sondern

von ihrem persönlichen Ehrgeiz abhängig machten.

Die Agrarreformversuche der Brüder Gracchus (133; 123/122 v. Chr.) und

der dagegen mobilisierte brutale Widerstand des Senats läuteten das Jahr-hundert der Bürgerkriege ein, in dem immer wieder mächtige Politiker die

Bürger gegeneinander aufhetzten. Je nachdem, ob sich ein Politiker bei der

Durchsetzung seiner Ziele auf die Volksmasse oder den Senat stützte, rechnete

man ihn zur „Partei“ der Popularen („Volksfreunde“) oder der Optimaten

(„die Besten“).

Der nichtadlige Feldherr C. Marius hatte sich durch eine Heeresreform und

durch die Abwendung eines gefürchteten Germaneneinfalls beim Volk viel

Ruhm und Ansehen erworben. Als man 88 v. Chr. zum Zurückschlagen einer

Invasion des Königs Mithridates von Pontus einen fähigen Feldherrn suchte,

setzte der Senat gegen den Willen des Volkes jedoch durch, dass nicht Marius,

sondern der adlige L. Cornelius Sulla den Oberbefehl gegen Mithridates

erhielt. Im folgenden 1. Bürgerkrieg zwischen den Anhängern des Marius

(Popularen) und des Sulla (Optimaten) siegte Sulla und ließ nach diesem Sieg

zahlreiche seiner politischen Gegner ermorden (Proskriptionen). Anschlie-

ßend machte er während seiner Zeit als Diktator (82 –79 v. Chr.) die Opti-

maten wieder zur führenden Kraft.