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Abschlussbericht Tsumeb Secondary School, Namibia
Praktikumszeitraum: 06.01.2014 – 20.07.2014
Nach dem ich im Dezember 2013 mein 1. Staatsexamen Lehramt Sonderpädagogik
gemacht habe, entschied ich mich für sechs Monate ins Ausland zu gehen. So fing ich
schon im Mai 2013 an mir eine Stelle an einer Schule im Ausland zu suchen. Da aber
von den Schulen die ich in Eigeninitiative anschrieb immer eine Absage bekam,
bewarb ich mich beim BLLV (Bayerischer Lehrerinnen und Lehrerverband) für ein
sechs monatiges Praktikum in Namibia. Dort wurde ich dann auch angenommen und
der große Vorteil davon war, dass man beim Visaantrag sowie Versicherungen von
ehemaligen Praktikanten sowie dem BLLV unterstützt und beraten wurde. So gab es
Anfang September ein Vorbereitungsseminar in Dachau. Dort durften wir uns die
Praktikumsplätze in den verschiedenen Städten weitgehend selbst aussuchen, nur bei
zu vielen Interessenten wurde dann gelost. Ich habe mich für Tsumeb, eine kleine
Stadt im Norden Namibias, in der Nähe des Etosha Nationalparks entschieden.
Insgesamt waren wir dort zu zweit. Da es zwei Secondary Schools gibt, an jeder gibt
es eine Stelle für Praktikanten.
Windhuk von oben bei Sonnenuntergang
Als Erstes wurde nach dem Vorbereitungstreffen das Visum beantragt, dazu wurde
eine Reisepasskopie sowie polizeiliches Führungszeugnis, ärztliches Attes usw. an die
namibianische Botschaft nach Berlin geschickt. Anschließend kamen die Unterlagen
mit Bestätigung, dass das Visum genehmigt ist per Post. Diese mussten mit nach
Namibia genommen werden, da man auf keinen Fall mit dem Touristenvisum
einreisen soll. So entscheiden die Beamten bei der Einreise für wie viele Tage man
vorerst ein Visum bekommt und so ist das Erste, was man tun muss, wenn man
angekommen ist zu Home Affairs in Windhuk zu gehen und das „Study Permit
Visum“ zu bekommen. Anfang Januar gestaltet sich das ganze immer äußerst
schwierig, da zu dieser Zeit auch noch Haupturlaubszeit ist. So gaben wir unseren
Antrag ab und sollten erst eine Woche später wieder kommen. Natürlich bekamen wir
das Visum auch nicht gleich. So saßen wir insgesamt vier Tage bei Home Affairs und
das wirklich den ganzen Tag, bis das Visum endlich im Reisepass war.
Des Weiteren braucht man natürlich unbedingt eine Auslandskrankenversicherung, die
ich bei der ENVIVAS, das ist ein spezieller Partner der Techniker Krankenkasse, bei
der ich hier in Deutschland versichert bin abgeschlossen habe. Zusätzlich braucht man
eine Haftpflicht und Unfallversicherung, beides ging bei mir über die
Familienversicherung, einmal bei der Debeka und einmal bei der DEVK. So musste
ich nichts Zusätzliches abschließen.
Außerdem kann ich noch empfehlen eine Kreditkarte über comdirekt zu machen. Ich
hatte mit der Karte überhaupt keine Probleme und man kann ohne Gebühren Geld
abheben.
Grundsätzlich habe ich mich auf das Praktikum durch den BLLV vorbereitet, zum
Einen durch das Vorbereitungsseminar im September und zum Anderen durch
vorherige Vorbereitungsseminare im Rahmen von anderen Auslandspraktika.
Zusätzlich habe ich schon vorher im Reiseführer etwas über das Land gelesen und
Kontakt zu meiner Vorgängerin an der Schule aufgenommen. Dadurch bekam ich v.a.
die Informationen zur Schule.
Im Allgemeinen sind keine Impfungen vorgeschrieben. Da ich dort aber mit Kindern
in engerem Kontakt arbeitete wurde mir vom Tropeninstitut in München empfohlen
mich gegen Menningokokken sowie Polio impfen zu lassen. Zudem ließ ich mich auch
gegen Typhus und Tollwut impfen, da dies für einen Langzeitaufenthalt in Namibia
empfohlen wird.
Nach all den organisatorischen Dingen konnte es dann endlich losgehen. Gemeinsam
mit meiner Mitpraktikantin in Tsumeb und noch zwei weiteren Praktikantinnen von
der Organisation ging es Anfang Januar endlich los nach Namibia. Als erstes holt man
sich am besten am Flughafen eine Simkarte fürs Handy von MTC (kostet 7 NS, ca.
0,50€), das ist der dortige Anbieter und eigentlich ist jeder dort. Damit funktioniert
dann auch whatsapp usw. Ich hatte vorher nicht gedacht, dass dort die
Internetverbindungen v.a. für Handys so gut ausgebaut sind, aber es hat auch fast jeder
ein Smartphone dort.
Dort angekommen mussten wir uns, wie oben beschrieben erst einmal um das Visum
bei Home Affairs kümmern. Danach konnte die Weiterreise nach Tsumeb endlich
erfolgen. Diese traten wir mit dem Intercape Bus an, dies ist mehr oder weniger die
einzige und sichere Möglichkeit zu reisen. In Tsumeb wurden wir von der Sekretärin
der Schule meiner Mitpraktikantin abgeholt, da diese den Schlüssel für unsere
Wohnung hatte.
Unsere Küche
Die Wohnung, in der wir untergebracht waren ist im Hostel der Etosha Secondary
School, liegt also somit auf dem Gelände der Etosha School. Diese Wohnung musste
uns von den Schulen gestellt werden. Das ist eine Bedingung beim BLLV für die
Praktikumsschulen. Unsere Wohnung lag praktischerweise somit genau zwischen den
beiden Schulen und wir hatten beide einen fünf minütigen Fußweg zur Schule.
Allgemein kann man die Wohnung nicht als schön bezeichnen, aber für ein halbes
Jahr ok. Die Wohnung bestand aus zwei Zimmern und einem Bad. Die Küchenzeile
befand sich im Flur zwischen den beiden Zimmern. Essen bekamen wir keines vom
Hostel, sondern kochten uns immer selbst etwas oder gingen auch hin und wieder
Essen.
Mein Zimmer
In der Schule fiel mir der Einstieg durch sehr nette Kollegen und einem herzlichen
Empfang nicht sehr schwer. Dennoch war es ein Sprung ins kalte Wasser als der erste
Tag mit den Schülern bevor stand. Insgesamt hatte ich wie jede andere Lehrkraft an
der Schule 42 Unterrichtsstunden auf sieben Tage verteilt. Hauptsächlich war ich für
Deutsch als Fremdsprache in allen Jahrgangsstufen verantwortlich. Dies umfasste
dann insgesamt fünf Klassen. Des Weiteren hatte ich noch die 8. Klassen und die 10.
Klassen in Kunst, sowie die eine 11. Und 12. Klasse in Sport. Diese Fächer zählen
dort im Schulsystem nicht, d.h. man muss in diesen Fächern keine Noten machen.
Vom ersten Schultag an war ich im Unterricht allein und somit auch komplett
eigenverantwortlich dafür. So musste ich am Anfang für Deutsche einen
Stoffverteilungsplan erstellen und die Tests für die Noten planen. Insgesamt ist das
namibianische Schulsystem sehr anders im Vergleich zum deutschen Schulsystem
aufgebaut. So müssen die Schüler pro Term in den Klassen 8-10 zwei Tests schreiben,
die Hörverständnis, Leseverständnis und Schreiben umfassen. Am Ende jeden Terms
finden drei Wochen vor Schulende Examen statt. Diese Noten mit den Noten der Tests
verrechnet ergeben dann am Ende des Terms die Note. Bei den Klassen 11 und 12
zählen nur die Examen.
Schulversammlung am Independance Day
Projekt 8. Klasse
Im Allgemeinen war ich während der Praktikumszeit immer gut ausglastet. Die
Unterrichtsstunden sowie die Vorbereitung, sowie die selbstständige kontinuierliche
durch ein Schuljahr in Deutsch als Fremdsprache stellten einem am Anfang vor eine
Herausforderung. Aber mit Unterstützung durch Kollegen konnte man das selbst gut
managen und hat dadurch auch sehr viel gelernt. Des Weiteren war am Anfang immer
zweimal die Woche nachmittags Leichtathletik-Training für die gesamten Schüler,
dazu wurden sie in zwei Teams eingeteilt und die Lehrer auch, um ihnen zu helfen.
Anschließend fand der „colour sports day“ statt, an dem die Schüler der jeweiligen
Teams gegeneinander antraten.
Danach fanden dann immer von Montag bis Mittwoch „afternoon studies“ statt. D.h.
jeder Lehrer und jeder Schüler musste bis 15 Uhr in der Schule bleiben und die
Schüler wurden von ihrem Klassenlehrer beim Lernen und Hausaufgaben machen
unterstützt.
Insgesamt hat mir das Praktikum und auch meine Zeit in Namibia sehr gut gefallen.
Ich konnte im Praktikum für meinen späteren Schulalltag viel lernen, da ich das erste
Mal allein und selbstverantwortlich für meine Klassen war. So musste ich mir bei
Disziplin Problemen selbstständig etwas überlegen, wie ich mit diesen umgehe und
welche Regeln mir in meinem Klassenzimmer wichtig sind, auch wie ich diese
durchsetze bzw. umsetze.
Freizeittechnisch kann man in Tsumeb in einige nette Cafés gehen oder ins
Fitnessstudio. Außerdem hat Tsumeb ein Freibad. Des Weiteren hat Tsumeb zwei
Hotels, das Minen und Makalani Hotel in denen man auch abends mal Essen gehen
kann. Grundsätzlich ist Tsumeb eher ein Dorf als eine richtige Stadt. Dennoch gibt es
alles was man braucht. Mittlerweile wurde eine große Shopping Mall gebaut, in der
man alles findet. Mit Kollegen waren wir öfter in der sogenannten Location, ist das
Armenviertel, in dem nur Schwarze leben, in einer Bar was trinken und tanzen. Dort
kann man allerdings tatsächlich nur in Begleitung von einem Kollegen hingehen.
Zudem gibt es noch weitere Clubs, die allerdings wiederum eher für die Weißen sind.
Davon war in meinen Augen der einzige vernünftige Club der Flying Club. Dort
konnte man auch tanzen. In Tsumeb ist die Trennung von Schwarz und Weiß noch
stärker ausgeprägt als in z.B. in Windhuk oder Swakopmund.
Wir haben oft am Wochenende zusammen mit anderen Deutschen, die ihr freiwilliges
soziales Jahr dort im SOS Kinderdorf gemacht haben oder bei einer
Tochtergesellschaft von Schwenk dort gearbeitet haben, gekocht und Filme geschaut.
Diese Kontakte haben sich im Laufe der Zeit über verschiedene Ecken ergeben, z.B.
im Freibad oder über den Deutsch-Stammtisch, der alle zwei Wochen am
Mittwochabend stattfindet. So war es doch relativ einfach Kontakte sowohl zu
Einheimischen wie auch zu anderen Deutschen aufzubauen. Zudem hatten wir viel
Kontakt mit den anderen Praktikanten, die von unserer Organisation da waren.
Main Street Tsumeb
Main Street Tsumeb
Sindano Café Tsumeb St. Barbara Kirche Tsumeb
Wir sind ungefähr jedes zweite Wochenende irgendwohin gefahren, haben entweder
andere Praktikanten von unserem Projekt besucht oder uns Sehenswürdigkeiten
angesehen. Da Tsumeb Europcar im Ort hat, war es immer kein Problem einen
Mietwagen zu bekommen, da andere Reisemöglichkeiten schwer vorhanden waren.
Denn die Busse fahren nur bestimmte Strecken. So waren unter anderem an der
Spitzkoppe, in Swakopmund, Rundu oder Twyfelfontein. Ein besonderes Highlight
war, dass wir ein Wochenende in den Khaudum Nationalpark gefahren sind, der kaum
von Touristen besucht ist und die Wege schwer befahrbar sind. Diese Tour kam dank
unserer Kontakte zu Einheimischen zu Stande.
In den großen Ferien zwischen dem ersten und dem zweiten Term, fuhren wir in den
Caprivi Streifen und zu den Victoria Fällen. Sowie in den Süden Namibias, da dies an
einem Wochenende zu weit war.
Victoria Fälle Sambia
Kavango River
Etosha Nationalpark Im Süden gibt es sehr schöne Orte, wie den Fish river Canyon und Soussusvlei, aber
auch das Naukluft Gebirge oder die Geisterstadt Kollmannskuppe sind sehenswert.
Wie immer hatten wir zum Reisen einen Mietwagen, zuerst einen normalen PKW und
dann für die Südentour einen 4 by 4 mit Zelten auf dem Dach. Das ist eine tolle und
günstigere Möglichkeit um in Namibia zu reisen und es gibt überall Campingplätze, da
die Namibianer auch meistens so verreisen. Und natürlich durfte bei den Reisen der
Etosha Nationalpark nicht fehlen. Das ist schon sehr beeindruckend, wenn man dann
die Tiere so in freier Wildbahn sieht.
Fish River Canyon Twyfelfontein
Spitzkoppe
Grundsätzlich bin ich von diesem Land sehr begeistert, da es eine unglaubliche Ruhe
ausstrahlt und ich noch nie so viel einfach im Moment gelebt habe wie in den sechs
Monaten in Namibia. Es läuft vieles etwas langsamer und unorganisierter, aber es
funktioniert immer alles irgendwie. In der Schule war dies manchmal sehr
anstrengend, aber v.a. beim Reisen konnte man sehr gut seine Gedanken schweifen
lassen und kommt wirklich gut zur Ruhe. Für mich war es von dem her auch der
optimale Zeitpunkt, da ich davor mein erstes Staatsexamen gemacht hatte und somit
Namibia für mich trotz viel Arbeit in der Schule ein schönes und gutes halbes Jahr
war, um wieder Energie zu bekommen. Und die weite sowie die schöne
abwechslungsreiche Landschaft macht es einem einfach das Land zu mögen.