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Esther Smollich
Abschlussbericht über das RISE Praktikum Microbial ecology and evolution – Arizona State University
Allgemeiner Teil
Vorbereitungen
Nachdem ich Anfang März meine Zusage für das Stipendium vom DAAD erhalten hatte, habe ich mich so
zügig wie möglich mit meinem Betreuer in Amerika in Verbindung gesetzt. Wir haben den
Praktikumszeitraum von 12 Wochen ab Ende Juli vereinbart und ich habe begonnen einen günstigen Flug
nach Phoenix zu suchen. Das beste Angebot für einen Hin- und Rückflug an meinen Wunschdaten habe ich
bei Delta Airlines gefunden. Ich bin von Frankfurt aus über New York nach Phoenix geflogen.
Gleichzeitig habe ich im März begonnen alle Unterlagen für mein Praktikantenvisum zu beschaffen. Da ich
nicht als Tourist in Amerika war, benötigte ich ein J-1 Visum (foreign visitors) mit DS-2019 Formular im
Reisepass. Dafür gibt es eine ganze Reihe Dokumente, die man beschaffen muss. Alle diese Dokumente
werden auf der Seite der US Botschaft aufgelistet und es gibt detaillierte Beschreibungen wie und wo sie
zu bekommen sind. Außerdem hat es mir sehr geholfen, dass ich eine Ansprechperson in Amerika an der
Uni hatte, mit der ich oft per Email korrespondiert habe. Zusätzlich zu einer Versicherungsbescheinigung
etc. muss man einige Fragebögen ausfüllen und einen Gesprächstermin in der US Botschaft oder einem
Konsulat vereinbaren. Um diesen Termin zu bekommen fallen auch Gebühren an, sowie generelle
„Visumskosten“ und natürlich die Fahrt zum nächsten Konsulat. Da der ganze Prozess relativ langwierig ist
und es sein kann, dass man etwas auf den nächsten freien Termin warten muss, sollte man möglichst früh
damit anfangen sich um das Visum zu bemühen. Nach dem Termin im Konsulat (das Warten, der
Sicherheitscheck und das anschließende Gespräch dauerte bei mir insgesamt etwa eine halben Stunde),
bekommt man einige Tage später seinen Reisepass mit DS-2019 zugeschickt und ist somit startklar. Das J-
1 Visum kann für unterschiedliche Zeiträume, die sich nach der Dauer des Praktikums richten, beantragt
werden. Zusätzlich hat man immer eine „grace period“ von 30 Tagen vor Beginn und 30 Tagen nach Ende
des Praktikums in der man sich in Amerika aufhalten kann. Diese Zeit habe ich etwa für eine Reise nach
meinem Praktikum genutzt.
Mein Praktikum fand in einem Labor der Arizona State University, auf dem Campus in Tempe statt. Ich
habe in unmittelbarer Nähe des Campuses in einer WG gelebt. Mein Zimmer dort habe ich von
Deutschland aus organisiert. Es war sehr schwer ein Zimmer zu finden, bei dem die Miete nicht ein ganzes
Jahr lief. Die Internetplattform craigslist.com bietet einige Möglichkeiten der Suche, aber ich habe mein
Zimmer letztlich über einen der Doktoranten in meinem Labor gefunden. Er hatte über einen uni-internen
Verteiler eine Mail einer anderen Doktorantin erhalten, die noch eine*n Mitbewohner*in gesucht hat und
diese an mich weitergeleitet. Mit meiner zukünftigen Mitbewohnerin habe ich noch von Deutschland aus
geskypt und mich mit ihr gut unterhalten sowie Emailkontakt hergestellt. Die Wohnung oder das Zimmer
habe ich vor meiner Ankunft nicht gesehen, da meine Mitbewohnerin dort selbst erst mit mir zusammen
eingezogen ist. Doch die Beschreibungen der Wohnung, sowie des kleinen Komplexes in dem sie sich
befanden, waren sehr nett und offen geschrieben wobei Wert auf das Gemeinschaftsgefühl der Bewohner
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dort gelegt wurde. In den 5 Wohnungen um uns herum, mit denen wir uns einen schönen Garten mit
Gemüsebeeten, Obstbäumen und Verandamöbeln geteilt haben, haben auch ausschließlich Doktoranten
und Post-Docs gewohnt. Es wurde regelmäßig ein Potluck im Garten veranstaltet, zu dem jeder etwas
Essbares beigesteuert hat. Es empfiehlt sich generell nach einer WG oder Wohnung bei Graduate oder
PhD Studenten zu suchen, da es in Undergrad Wohnheimen sehr laut zugeht. Wenn man viel und früh im
Labor arbeitet, ist es entspannter in einer ruhigeren Umgebung zu wohnen.
Leben
Tempe ist eine Stadt mit etwa 170 000 Einwohnern. Es liegt direkt neben Phoenix und da beide Städte sehr
schnell wachsen, gehen sie mittlerweile ineinander über, so dass Tempe wie ein Stadtteil von Phoenix ist.
Während es sich in Tempe für amerikanische Verhältnisse wie fast in einer waschechte Studentenstadt
lebt, in der man sogar mit dem Fahrrad gut herumkommt und sich Geschäfte und Bars in Straßen
konzentrieren welche zum Entlangschlendern gedacht sind, ist Phoenix mit 1,4 Mio. Einwohnern die
sechstgrößte Stadt den USA. Es ist also für jeden etwas dabei, Studentenleben und -kultur in Tempe,
Großstadtgefühle zwischen den Hochhäusern in Phoenix und sogar die Möglichkeit mitten in der Stadt
etwas abzuschalten am Tempe Town Lake oder im Papago Park mit seinen beeindruckend roten Felsen.
Gemäß der Natur als Studentenstadt konzentriert sich das tägliche Leben in Tempe rund um den Campus.
Dieser ist an sich schon sehr, sehr groß und mutet mit den unabkömmlichen Restaurants, Cafes und Fast-
Food Ketten, dorms für alle freshmen, Lebensmittelläden und riesigen Sportanlagen selbst wie eine Stadt
an. Um das Campusgelände scharen sich dann auch die Wohnheime für höhere Bachelorsemester, Häuser
und Nachbarschaften in denen vor allem Doktoranten leben, Supermärkte und natürlich mehr Fast-Food
Läden, Bars, Clubs und Cafes. Lebt man also in der Nähe der Uni, lässt sich alles relativ leicht mit dem Rad
erreichen. Die Stadt ist auch teilweise auf den studentischen Fahrradverkehr eingestellt und so haben
manche großen Straßen Fahrradwege. Doch selbst ohne Fahrrad (und Auto) kommt man in Tempe und
den umliegenden Gemeinden recht gut herum. Die Lightrail Linie (quai eine Straßenbahn) verläuft von
West nach Ost und bietet schnellen und günstigen Anschluss nach Phoenix, zum Flughafen und nach Mesa.
Wenn man sich in den teilweise recht unbarmherzigen Sommermonaten innerhalb von Tempe bewegen
möchte, kann man gut auf die beiden Bussysteme zurückgreifen. Für einen geringen Betrag kann man die
VallyMetro Buse benutzen und das Orbitsystem mit seinen fünf Linien (Earth, Jupiter, Mars, Mercury und
Venus) ist sogar umsonst. Dem Erkunden von allen Ecken, Enden, Nachbarschaften und Parks in Tempe
steht also nichts im Weg.
Die Lebenshaltungskosten in Tempe würde ich als sehr variabel und stark von den eigenen Gewohnheiten
abhängig einschätzen. Wer nicht gern kocht oder warmes Essen nur aus der Mensa kennt, wird hier zwar
sehr leckeres, aber auch etwas teureres Essen finden. Ich habe mir meist mein Mittagessen für den
nächsten Tag abends vorgekocht und mit ins Labor genommen, wo wir einen sehr gemütlichen
Pausenraum, mit super Ausblick, Kühlschrank und Mikrowelle hatten. Obwohl manche Lebensmittel im
Vergleich zu Deutschland sehr viel teurer waren (Milch und Milchprodukte, Gebäck, Schokolade), gab es
genauso Produkte die dort günstiger waren (Reis, Süßkartoffeln, Avocados, Limetten, Melone,
„regionales“ und saisonales Obst und Gemüse generell). Daher sollte man sich einfach im Supermarkt
aufmerksam und neugierig umschauen und seine Essensgewohnheiten der Umgebung anpassen, dann
kann man viele leckere und preiswerte Gerichte kreieren. Einige Lebensmittel sucht man dort jedoch
vergeblich, so dass ich nach etwa zwei Wochen überteuertem Toastbrot auch auf selbstgebackenes
Vollkornbrot umgestiegen bin.
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Tempe und Phoenix liegen im Valley of Sun, bei gutem Wetter sieht man auf allen Seiten die Berge am
Horizont. Und das Wetter ist meistens gut. Phoenix hat über 300 Sonnentage im Jahr und besonders im
Sommer hat man kaum einen wolkigen Tag. Es kann jedoch vor allem im September (der „monsoon
season“) nachmittags oder abends zu Staub- oder Gewitterstürmen kommen. Die sinnflutartigen
Regenfälle dieser Stürme führen auf den trockenen Böden dann auch oft zu kleineren
Überschwemmungen auf Straßen, Gehwegen und Rasenflächen und in einem Fall auch zu einem
Stromausfall über einige Stunden. Aber nach den durchschnittlichen Temperaturen von etwa 40 °C im
August und September ist der Oktober wirklich so „nice“ wie einem jeder immer wieder sagt. Und
außerdem sei es doch „eine trockene Hitze“ (der andere unweigerliche Spruch eines jeden Einwohners
zum Wetter) und daher gar nicht so schlimm.
Das Klima ist natürlich auch der Grund für die Wüstenvegetation, die ursprünglich im Valley of Sun
vorkommt. Innerhalb der Stadt lassen sich durch die Bewässerung neben den typischen Saguaro Kakteen
auch viele Palmen finden, doch je weiter man sich von dort entfernt desto mehr nehmen die Steine, der
Sand und vor allem die Kakteen der Sonora-Wüste überhand.
Durch den hohen Studentenanteil, habe ich die Bevölkerung in Tempe immer als recht jung
wahrgenommen. Auf den Straßen und in den Geschäften ist auch nachts noch einiges los und ich habe mir
nie groß Gedanken um meine Sicherheit gemacht. Alle Menschen sind außerdem sehr nett und offen und
es ist viel üblicher als in Deutschland wildfremde Menschen auf der Straße oder im Supermarkt
anzusprechen. Bei Problemen der Navigation in neuen Nachbarschaften finden sich leicht hilfsbereite
Leute mit guten Wegbeschreibungen. Eine andere Bevölkerungsgruppe, die ich als vergleichsweise groß
wahrgenommen habe, sind Obdachlose. Wegen des guten Wetters kommen wohl relativ viele arbeitslose
Menschen nach Phoenix, ich hatte jedoch nie irgendwelche Probleme mit ihnen.
Reisen
So gut man sich innerhalb des Valleys of Sun auch bewegen mag, Ausflüge zu etwas weiter entfernten
Ziele lassen sich so gut wie nur mit einem Auto bewerkstelligen. Daher war ich sehr froh als ich den ASU
Outdoors Club entdeckt habe, eine von Studenten organisierte Hochschulgruppe der Uni. Der Sinn und
Zweck des Outdoor Clubs ist es eine Plattform bereitzustellen über die die Mitglieder sich organisieren und
gemeinsame Ausflüge in die Natur planen können. Alles wird von den Studenten selbst organisiert und
geplant und jedes Mitglied kann eigene Ideen einbringen und Touren planen oder aber sich einfach
umsehen und aussuchen bei welchen Ausflügen man dabei sein möchte. Dabei werden
Fahrgemeinschaften organisiert, so dass man sehr gut ohne Auto teilnehmen kann. Außerdem kann man
kostenlos Outdoor Artikel wie Zelte, Isomatten, Campingkocher, Kletterschuhe, Seile oder
Wanderrucksäcke vom Club ausleihen. Üblicherweise werden jedes Wochenende mehrere Ausflüge
angeboten (wegen der etwa 500 Mitglieder gibt es immer jemanden, der Zeit hat) und es ist somit sehr
leicht an einem davon teilzunehmen. Bezahlen muss man dabei einen einmaligen Semesterbeitrag von 25
Dollar, der sich aber auf jeden Fall lohnt, da man später nur noch das günstige Spritgeld unter allen
Mitfahrern aufteilt und sonst keine Kosten weiteren Kosten für die Ausflüge anfallen. Nachdem ich dem
Outdoor Club beigetreten bin, habe ich an den Wochenenden an denen ich frei hatte so gut wie immer
etwas unternommen, von einfachen Tageswanderungen über Campen bis zum Caving. Ich empfehle
jedem zukünftigen Praktikanten an der ASU sich den Outdoor Club genauer anzusehen und dieses
hervorragende Angebot wahrzunehmen. So ist es denkbar einfach die Landschaft in Arizona und in
umliegende Staaten zu erkunden und neue Menschen kennenzulernen.
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Während meines Praktikums habe ich also an Aktionen des Outdoor Club teilgenommen und in den 9
Tagen nach Ende meines Praktikums, in denen ich noch in den USA war, habe ich mir noch Kalifornien
vorgenommen. Ich bin von Phoenix nach San Fransisco geflogen und dann über L.A. nach San Diego und
zurück nach Phoenix gefahren.
Fachlicher Teil
Während meines Praktikums habe ich zwölf Wochen lang an der Arizona State University in der School of
Life Science im Cadillo Lab, welches sich mit der Ökologie und Evolution von Mikroorganismen beschäftigt,
gearbeitet. Dort habe ich ein eigenes Projekt bekommen, welches ich zunächst durch Literaturrecherche
weiter ausgearbeitet habe und an dem ich dann mit der Unterstützung meines betreuenden Professors
und den Doktoranten im Labor gearbeitet habe. Dabei ging es darum die mikrobielle Ökologie, Diversität
und ablaufende Prozesse in einem künstlich angelegten Wetland in der Nähe von Phoenix zu untersuchen.
Das Wetland
Tres Rios ist ein künstliches Wetland in Phoenix, es wird zur zusätzlichen Wasserreinigung und
Stickstoffentfernung aus dem Wasser einer Kläranlage verwendet und ist der Gegenstand meines
Projektes. Die Grundlagen für das Wetland wurden 1994 mit der Konstruktion eines experimentellen
Wetlands, in dem verschiedene Managementstrategien und Konstruktionsweisen ausgetestet wurden,
geschaffen. Nachdem die erfolgreichsten Methoden zur Stickstoffreduzierung im Wasser gefunden
wurden, wurde 2010 Tres Rios gebaut und in Betrieb genommen. Das Wetland besitzt eine Gesamtfläche
von etwa 100 ha und ist in 2 wasserflussregulierende Zellen und 3 Zellen zur Wasserbehandlung unterteilt
(siehe Abb. 1). Das Wasser welches in das Wetland fließt, kommt aus einer Kläranlage in unmittelbarer
Nähe. Das Abwasser stammt aus Phoenix sowie den umliegenden Gemeinden und nach der Reinigung in
der Kläranlage werden 80% des Wassers verwendet um ein Nuklearkraftwerk zu kühlen und der Rest wird
nach der weiteren Reinigung durch Tres Rios in den Salt River geleitet.
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Abb. 1: Das Gelände des Tres Rios Wetlands
Theoretischer Hintergrund des Projektes
Die primäre Funktion des Wetlands ist das Entfernen von N-Formen im Wasser, daher habe ich mich
zunächst etwas mit dem Stickstoffkreislauf in unserer Umwelt beschäftigt. In Wetlands laufen
überwiegend anaerobe Prozesse, wie die Denitrifizierung ab, in denen Nitrat über Distickstoffmonoxid zu
Stickstoffgas reduziert wird. Es kann dabei aber leicht zum Ausgasen des Treibhausgases N2O kommen.
Außerdem wird auch giftiges Nitrit als Zwischenstufe dieses Prozesses gebildet. So kommt es teilweise zu
neuen, anthropogen herbeigeführten Problemen, während das ursprüngliche Problem des hohen
Stickstoffgehalts im Wasser gelöst werden soll. Es existieren jedoch auch andere, vorteilhaftere Wege des
anaeroben Stickstoffabbaus in Wetlands. Zwei mögliche Prozesse sind die anaerobe Ammoniumoxidierung
(anammox) und der Nitrit-konsumierende anaerobe Methanoxidierung (n-damo), welche eine Verbindung
zwischen Stickstoff- und Kohlenstoffkreislauf im Wetland schafft. Beide Prozesse führen zur Produktion
von Stickstoffgas und im Falle von n-damo zusätzlich zu CO2, dass aus dem deutlich klima-wirksameren
Methan synthetisiert wird. Um einschätzen zu können welche Prozesse in Tres Rios ablaufen und damit
auch welche Klimarelevanz das Wetland haben könnte, habe ich mikrobielle Aktivitäten des Bodens im
Labor gezielt gefördert und die entsprechenden Raten der Gasproduktion als Antwort gemessen. Das
längerfristige Ziel des Projekts ist es dabei vor allem auf die relativ neuen Prozesse anammox und n-damo
zu testen und Managementstrategien des Wetlands dahingehend zu verbessern, dass der Ausstoß von
Treibhausgasen minimiert wird.
Labor- und Feldarbeit
Meine Arbeit hat sich insgesamt hauptsächlich im Labor abgespielt. Wir waren an drei Tagen draußen im
Wetland um unsere Boden- und Wasserproben zu nehmen und Messungen wie pH-Wert und Temperatur
an den Probestellen durchzuführen. Jede dieser Exkursionen wurde von mir, in Absprache mit meinem
Betreuer geplant und mit bis zu 4 Leuten durchgeführt. Gerade bei den Probenahmen hatte ich viel
Mitspracherecht, Entscheidungsfreiheit und Verantwortung für den Probenahmeplan und benötigte
Materialien. Einiges handwerkliches Geschick war etwa bei der Konstruktion von samplern für
Porenwasser und gelöste Gase im Wasser gefragt.
Im Anschluss an die Feldarbeit ging es dann darum die genommenen Proben angemessen zu lagern, etwa
Bodenproben für DNA bei -80°C, Boden für Inkubationen bei Raumtemperatur im Dunkeln und
Porenwasser zur geochemischen Analyse bei -20°C. Um dann die mikrobiellen Aktivitäten abschätzen zu
können habe ich verschiedene Inkubationen jeweils mit 1 g Boden und 9 mL Wasser sowie verschiedenen
Zusätzen angesetzt und die entstehenden Stoffe über die Zeit gemessen.
Begonnen habe ich mit Inkubationen zur Methanogenese in den tieferen der von uns getesteten
Bodenschichten. Methanogenese wird durch Mikroorganismen betrieben welche anaerober arbeiten und
daher habe ich gelernt wie man anaerobe Versuche ansetzt und Flaschen später so beprobt, dass kein
Sauerstoff in die Flasche gelangt. Mithilfe von Gaschromatographen konnte ich die Methanproduktion
über die Zeit verfolgen. Interessant für uns waren die unterschiedlichen Raten an den verschiedenen
Probenahmestellen im Wetland und die Unterschiede zwischen den einzelnen treatments an jeder Stelle.
Denn ich habe zu jeder Probestelle 8 Flaschen angesetzt, je Dublikate zu acetoklastischer Methanogenese
(Acetat als Zusatz), hydrogenotrophischer Methanogenese (H2/CO2 Gas als Zusatz), hydrogenotrophischer
Methanogenese ohne actogenische Bakterien, welche die methanotrophen Mikroorganismen hemmen
können (H2/CO2 Gas und das Antibiotikum Rifampicin als Zusatz) und Kontrollen (kein Zusatz). Da
Methanogenese ein relativ langsamer Prozess ist, liefen diese Versuche 4 Wochen. Nachdem die
Inkubationen der tieferen Bodenschicht abgeschlossen waren, habe ich die Versuche mit den höheren
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Bodenschichten wiederholt. Diese hatten, entgegen unserer ursprünglichen Hypothese eine noch höhere
Methanogeneserate als die tiefen Schichten. Die mikrobielle Aktivität in Tres Rios scheint sich also in der
Bodenoberfläche zu konzentrieren, in der es durch das Abwasser auch einen hohen Nährstoffgehalt gibt.
In dieser Hinsicht unterscheidet sich das künstlich angelegte Wetland Tres Rios von den Mooren am
Amazonas oder denen im nördlichen Amerika.
An den Tagen, an denen ich nicht die Methangehälter in den Flaschen gemessen habe, habe ich
geochemische Parameter wie Boden-pH, Wassergehalt des Bodens, Nitrat-, Nitrit und
Ammoniumkonzentrationen in vitro gemessen. Diese Parameter können später bei der Interpretation der
Daten aus den Inkubationen helfen und charakterisieren die einzelnen Standorte generell.
Außerdem habe ich als die Messintervalle größer wurden, noch andere Inkubationen angesetzt. Diese
hatten das Ziel mehr über das Schicksal des Stickstoffs in Tres Rios herauszufinden. Daher habe ich die
mikrobielle Nitrit-zu-N2O Reduzierung (NO2- als Zusatz), eine kill-Kontrolle für den chemischen Abbau von
Nitrit (NO2- und Quecksilberchlorid als Zusätze) und den anammox-Prozess (NO2
- und Ammonium als
Zusätze) untersucht. Auch diese Prozesse laufen anaerob ab. In meinen Untersuchungen über die Zeit
konnte ich jedoch weder die vermutete Abnahme des Nitrit- und Ammoniumgehalts noch eine Zunahme
in N2O feststellen. Daher habe ich in Absprache mit meinem Professor beschlossen die Flaschen zu öffnen
und zu beobachten welche Prozesse dort aerob ablaufen würden. Innerhalb weniger Tage nach dem
Öffnen waren in allen Flaschen mit lebenden Mikroorganismen der Nitrit- und Ammoniumgehalt nicht
mehr nachweisbar. Es hat also scheinbar Nitrit- und Ammonium umsetzende Bakterien in dem Boden
gegeben, welche aerobe Bedingungen bevorzugen und nach dem Öffnen der Flaschen dort dominiert
haben. Entscheidungen wie diese, die Flaschen zu Öffnen und dann weiter zu beobachten, durfte ich nach
vorheriger Absprache weitestgehend allein treffen und ich hatte generell sehr viel Handlungsspielraum
beim Ansetzten und Messen der Inkubationen. Gleichzeitig hatte ich aber auch immer Ansprechpartner
im Labor.
Aufgrund der begrenzten Zeit, konnte das Projekt noch lange nicht abgeschlossen werden. Es sind
beispielsweise Probleme mit Huminsäuren beim Extrahieren der DNA aufgetreten und auch die Proben
für gelöste Gase im Porenwasser konnten wir nicht wie geplant nehmen. Doch ich habe mir alle Mühe
gegeben einen soliden Anfang für ein längerfristiges Projekt zu machen und meine Arbeit wird nun von
einem Doktoranten und einem Bachelorstudenten weitergeführt und hoffentlich zu einem erfolgreichen
Abschluss gebracht.
Beurteilung
Alle Doktoranten, die Bachelorstudenten und auch der Professor haben sich viel Zeit für mich und meine
Fragen genommen. Auch habe ich nie eine neue Technik direkt an meinen Proben ausprobiert, sondern
ich hatte immer vorher Gelegenheit Messweisen und dergleichen zu üben und eine Routine zu finden.
Während ich mit meinem Projekt einiges zu tun hatte, wurde ich doch trotzdem ermutigt auch in die Arbeit
der anderen Doktoranten im Labor Einblick zu nehmen, falls es mich interessiert. So habe ich neben den
Techniken am Gaschromatographen und den Mikroplatten für die Analyse der N-Formen auch die
Ionenchromatographie, TOC Bestimmung, das Anlegen von Bakterienkulturen auf Agarplatten, DNA
Extraktion aus Boden und Quantifizierung der Ergebnisse kennengelernt. Viele der hierfür benötigten
Geräte waren entweder in unserem Labor oder in kooperierenden Laboren auf dem Campus vorhanden.
Daher habe ich verschiedene Laborumgebungen kennengelernt und hatte die Möglichkeit mit noch mehr
Menschen über ihre jeweiligen Projekte zu sprechen.
Ein anderer Aspekt der Arbeit im Cadillo Lab, der mir sehr gut gefallen hat, waren die wöchentlichen
Labortreffen. Während dieser Treffen gab es eine Anwesenheitspflicht aller Labormitglieder und
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allgemeine Laborangelegenheiten wurden besprochen. Anschließend gab es entweder einen Vortrag eines
Labormitglieds (dreimal musste ich auch ran) oder die Diskussion eines Papers, welches für unsere Arbeit
in irgendeiner Weise relevant war. Die allgemeine Stimmung während der Labortreffen war immer sehr
gut, es gab Snacks und es wurde auch viel gelacht. Gleichzeitig haben mir die Treffen viel dabei geholfen
wissenschaftliche Literatur etwas kritischer zu betrachten und ich habe auch reichlich Übung im Halten
von Vorträgen und Präsentieren eines eigenen Projekts bekommen.
Außerdem gab es etwa einmal im Monat ein „lab outing“, also ein Ausflug am Wochenende mit dem Labor.
Dort musste man nicht teilnehmen, aber ich habe immer mitgemacht und es waren eigentlich immer viele
Menschen dabei. Einmal haben wir eine Halbtageswanderung durch die Wüste in der Nähe von Phoenix
gemacht, ein anderes Mal waren wir an einem See und an dem Wochenende bevor ich zurück nach
Deutschland geflogen bin waren wir zum Abschied zum Bowling und großen Essen. Diese Sitte der
gemeinsamen Unternehmungen hat im Labor eine familiärere Atmosphäre geschaffen und die
Zusammenarbeit lustiger gestaltet. Ich hatte so außerdem die Gelegenheit schnell alle Leute im Labor gut
kennenzulernen und noch weitere Orte in Arizona zu besuchen.
Alles in allem kann ich die Arbeit im Cadillo Lab nur empfehlen, ich hatte zwar einige lange Labortage, aber
dadurch dass es mein eigenes Projekt war an dem ich gearbeitet habe, habe ich eigentlich immer selbst
entschieden wann und wieviel ich arbeite. Außerdem konnte ich mir durch den Outdoors Club und
Unternehmungen mit anderen Leuten aus dem Labor auch gut Erholung verschaffen.