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Herausgeber Aon Jauch & Hübener Holdings GmbH www.aon-jh.de Stand Mai 2006 Einblicke Einblicke | Eine Information der Aon Jauch & Hübener-Gruppe, Stand Mai Seite 1 Eine Information der Aon Jauch & Hübener-Gruppe © Aon Jauch & Hübener Holdings GmbH Absicherung von politischen und wirtschaftlichen Risiken Krisenherde wie im Iran und Irak, aber auch politisch motivierte Enteignungen von Groß- grundbesitz wie in Afrika lassen die Nachfrage nach Versicherungen gegen politische Risiken wachsen. Vor allem US-amerikanische Unternehmen schließen solche Versicherungen ab, um den Anforderungen ihrer Kreditgeber und den Corporate-Governance-Kriterien zu entspre- chen. Finanzinstitute tun es, weil sie dank einer solchen Versicherung größere Geschäftsvo- lumen abwickeln können. Und aller Voraussicht nach wird Basel II die Nachfrage noch weiter steigern, denn der Druck auf Banken und andere Unternehmen nimmt dadurch zu, dass politi- sche Risiken entschärft werden müssen. Die Kapazität industrieller Versicherungen gegen politische Risiken schwankt und wird nach Einschätzung der Exper- ten in 2006 zurückgehen. Dieser Trend ist zwar noch nicht bestätigt, Erfahrungen zeigen jedoch, dass mehr Kapital in den Markt für Katastrophenversicherungen fließen wird (Naturgefahren, Terrorismus, etc). Die Versicherer sind anscheinend entschlossen, höhere Gewinne zu erzielen, denn als eine Folge der Wirbelstürme Katrina, Rita und Wilma werden die Prämien steigen. Der Markt Die Kapazitäten für politische Risiken sind grundsätzlich in zwei Kategorien unterteilt: Vereitelung der Vertragserfül- lung und Beschlagnahme. Im vergangenen Jahr sind diese nach einem Höchststand im Jahr 2001 heftig zurückge- gangen. Für das Risiko der Vereitelung der Vertragserfül- lung betrug sie bisher maximal 750 Millionen USD gegen- über einer Milliarde USD im Jahr 2001. Für Beschlagnah- meversicherungen standen maximal 900 Millionen USD zur Verfügung, das ist weniger als die Hälfte der Mittel aus dem Jahr 2001. Wie auch immer die Angebotssituation aussieht, auf der Nachfrageseite spüren die Corporate Risk Manager stei- genden Druck auf ihre knappen Budgets zur Minimierung politischer Risiken. Kreditgeber verlangen von ihren Kun- den in zunehmendem Maße die Deckung dieser Risiken, bevor sie einer Investition zustimmen. In gleicher Weise zeigen Aktionäre wachsendes Interesse an der Absicherung ausländischer Vermögenswerte und erwarten eine entsprechende Sorgfalt von den Managern. Die wachsende Zahl von Rechtsstreitigkeiten mit Aktionä- ren (vor allem in den USA) macht deutlich, dass sie nicht bereit sind, dies einfach hinzunehmen. Vor allem dann nicht, wenn entstandener Schaden mit einem entsprechenden Versicherungsschutz geringer ausgefallen wäre oder gar hätte vermieden werden können.

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Herausgeber Aon Jauch & Hübener Holdings GmbH www.aon-jh.de Stand Mai 2006

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Einblicke | Eine Information der Aon Jauch & Hübener-Gruppe, Stand Mai Seite 1

Eine Information der Aon Jauch & Hübener-Gruppe

© Aon Jauch & Hübener Holdings GmbH

Absicherung von politischen und wirtschaftlichen Risiken Krisenherde wie im Iran und Irak, aber auch politisch motivierte Enteignungen von Groß-grundbesitz wie in Afrika lassen die Nachfrage nach Versicherungen gegen politische Risiken wachsen. Vor allem US-amerikanische Unternehmen schließen solche Versicherungen ab, um den Anforderungen ihrer Kreditgeber und den Corporate-Governance-Kriterien zu entspre-chen. Finanzinstitute tun es, weil sie dank einer solchen Versicherung größere Geschäftsvo-lumen abwickeln können. Und aller Voraussicht nach wird Basel II die Nachfrage noch weiter steigern, denn der Druck auf Banken und andere Unternehmen nimmt dadurch zu, dass politi-sche Risiken entschärft werden müssen.

Die Kapazität industrieller Versicherungen gegen politische Risiken schwankt und wird nach Einschätzung der Exper-ten in 2006 zurückgehen. Dieser Trend ist zwar noch nicht bestätigt, Erfahrungen zeigen jedoch, dass mehr Kapital in den Markt für Katastrophenversicherungen fließen wird (Naturgefahren, Terrorismus, etc). Die Versicherer sind anscheinend entschlossen, höhere Gewinne zu erzielen, denn als eine Folge der Wirbelstürme Katrina, Rita und Wilma werden die Prämien steigen. Der Markt Die Kapazitäten für politische Risiken sind grundsätzlich in zwei Kategorien unterteilt: Vereitelung der Vertragserfül-lung und Beschlagnahme. Im vergangenen Jahr sind diese nach einem Höchststand im Jahr 2001 heftig zurückge-gangen. Für das Risiko der Vereitelung der Vertragserfül-lung betrug sie bisher maximal 750 Millionen USD gegen-über einer Milliarde USD im Jahr 2001. Für Beschlagnah-meversicherungen standen maximal 900 Millionen USD

zur Verfügung, das ist weniger als die Hälfte der Mittel aus dem Jahr 2001. Wie auch immer die Angebotssituation aussieht, auf der Nachfrageseite spüren die Corporate Risk Manager stei-genden Druck auf ihre knappen Budgets zur Minimierung politischer Risiken. Kreditgeber verlangen von ihren Kun-den in zunehmendem Maße die Deckung dieser Risiken, bevor sie einer Investition zustimmen. In gleicher Weise zeigen Aktionäre wachsendes Interesse an der Absicherung ausländischer Vermögenswerte und erwarten eine entsprechende Sorgfalt von den Managern. Die wachsende Zahl von Rechtsstreitigkeiten mit Aktionä-ren (vor allem in den USA) macht deutlich, dass sie nicht bereit sind, dies einfach hinzunehmen. Vor allem dann nicht, wenn entstandener Schaden mit einem entsprechenden Versicherungsschutz geringer ausgefallen wäre oder gar hätte vermieden werden können.

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Außerdem müssen mit Inkrafttreten des Basel-II-Abkom-mens Banken und andere Finanzinstitute Maßnahmen zur Verringerung des politischen Risikos einführen. Dadurch erhalten insbesondere Banken die Gelegenheit, effizienter zu arbeiten. Denn wenn sie die Länderrisiken durch den Abschluss einer Versicherung gegen politische Risiken verringern, müssen sie weniger Rückstellungen bilden und können so ihr Kapital besser nutzen. Marktinnovation In den letzten 25 Jahren haben Spezialversicherer und spezialisierte Versicherungsmakler Erfahrungen auf dem Gebiet der politischen Risiken sammeln können. Dadurch sind sie in der Lage, ein immer breiteres und ausgereifte-res Produktsortiment anzubieten. Diese Produkte sind speziell auf die Bedürfnisse einzelner Verträge oder Inves-titionen zugeschnitten. So bieten sie beispielsweise eine hundertprozentige Entschädigung, Deckung bei der Verla-gerung von Geschäftsprozessen in Ländern wie Indien, Kurssicherung der Preise bei Warengeschäften und stellen Kapitalmarktgarantien zur Verfügung. Eine weitere Entwicklung ist die Möglichkeit, Policen mit einer Laufzeit von bis zu 15 Jahren auszustellen. Dies ist vor allem für Banken ein attraktives Angebot, das ihnen langfristige Mittel in Regionen bietet, die mit einem hohen Risiko behaftet sind. Diese und andere Produkterweiterun-gen haben sich bisher unmittelbar auf die Abnahme dieser Art von Versicherungen ausgewirkt. Früher wurden diese zu 70°% von Unternehmen und zu 30°% von Finanzinstitu-ten genutzt, inzwischen liegt die Verteilung eher bei 50 : 50. Dieses Verhältnis zeigt einerseits, dass die Versicherer immer komplexere Produkte entwickeln, die ein immer breiteres Kundenspektrum ansprechen. Andererseits wird deutlich, dass die Bedeutung dieser Produkte auch für Finanzinstitute immer stärker wächst. Banken wollen eine Absicherung gegen politische Risiken, denn das ist geschäftlich sinnvoll und verschafft ihnen die Möglichkeit, mehr Transaktionen durchzuführen. Verglichen mit der Katastrophenversicherung handelt es sich bei den politischen Risiken noch um einen Nischen-markt. Trotzdem bieten bereits zahlreiche Versicherer in London, auf den Bermudas und in den USA eine politische Risikodeckung an. Diese auf den industriellen Bereich spezialisierten Versicherer sind neben staatlich gestützten Exportkredit-Agenturen (ECA) und multilateralen Versiche-rern tätig. Der US-amerikanische Exportkreditversicherer OPIC (Overseas Private Investment Corporation) ist der größte autonome Einzelanbieter, der in der Lage ist, ein

einzelnes Risiko mit bis zu 200 Millionen US-Dollar zu übernehmen. Weitere Exportkredit- und multilaterale Ver-sicherer sind die MIGA (Multilateral Investment Guarantee Agency, ein Mitglied der Weltbankgruppe) und Versicherer wie die britische ECGD, Coface in Frankreich und Hermes in Deutschland. Gegen die Vereitelung der Vertragserfüllung versichern sich typischerweise Unternehmen in den Bereichen Öl, Gas, Verteidigung, Bergbau und Handel und in zuneh-mendem Maße auch Finanzinstitute zur Absicherung von Import-/Exportabschlüssen, großen Infrastrukturprojekten und Darlehen. Solche Versicherungen bieten Schutz vor politischen Risiken wie Nichtzahlung durch Regierungen, Embargos, Krieg, bürgerlichen Unruhen, Aufständen und deren Auswirkungen auf alles vom Warenhandel bis hin zum Dammbau. Beschlagnahmeversicherungen dagegen schützen Unter-nehmen vor staatlicher Enteignung ihres Vermögens oder ihrer Investitionen im Ausland. Typische Kunden sind Bergbau-, Fertigungs- und Energieunternehmen, die zum Beispiel eine Versicherung gegen politische Risiken ab-schließen, um ihr Vermögen in einem Land wie Bolivien zu schützen, das reich an Erdgasvorkommen, aber historisch geprägt ist durch politische Instabilität und soziale Unru-hen. Gefahrengebiete 2006 Seit Anfang der 90ziger Jahre des letzten Jahrhunderts veröffentlicht der Versicherungs- und Rückversicherungs-makler Aon die so genannte „Political & Economic Risk Map“. Auf dieser Karte werden die politischen und wirt-schaftlichen Risiken weltweit katalogisiert. Basis dieser Karte ist unter anderem eine Untersuchung unter Londoner Versicherern, die Versicherungsschutz für diese Risiken anbieten. Demnach ist das politische Risiko 2006 geogra-fisch sehr konzentriert. Länder mit einem höheren Risiko häufen sich vor allem in Lateinamerika, Afrika und Asien. Dies vor allem aufgrund der politischen Instabilität in den einzelnen Ländern und den damit im Zusammenhang ste-henden wirtschaftlichen Folgen. Dagegen befinden sich die Länder mit einem geringeren Risiko in Nordamerika, Eu-ropa, Australasien. Es lässt sich allerdings ein Trend beo-bachten, wonach sich diese Risikopolarisierung noch wei-ter ausprägen wird. Positiv bewerten die Versicherer, dass die osteuropäi-schen Länder wie z.B. Kroatien, Tschechien, Estland, Un-garn, die Slowakei und Slowenien in den letzten Jahren ri-sikoärmer geworden sind. Einer der Gründe dafür ist

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bereits die vollzogene oder bevorstehende Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Diese bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich, zu denen politische Stabilität und ein höherer Standard in der Geschäftsethik gehören. Auf der anderen Seite weisen Länder in Lateinamerika wie Belize, Bolivien, Costa Rica und Nicaragua ein hohes Ri-siko auf. Dies hängt vor allem mit Wahlen von Regierun-gen zusammen, die eher links orientiert sind. Folgen: hö-here Steuern und Enteignung von Grundbesitz. Bolivien hat eine Kombination von Lizenzgebühr und Steuer in Höhe von 50°% auf Kohlenwasserstoffe erhoben, was dazu führen könnte, dass sich ausländische Investoren ganz aus dem Land zurückziehen könnten. Einen vollständigen Überblick gibt die Karte, die unter www.aon-jh.de bestellt werden kann.

Fazit Unabhängig von der Kapazität, die dieses Jahr auf dem Versicherungsmarkt zur Verfügung steht, werden die Ver-sicherer politischer Risiken auch weiterhin einen ähnlich breiten Risikobereich abdecken und ihrer Produktpalette weitere Lösungen hinzufügen. Investoren, Importeure, Exporteure, Regierungen und Nicht-Regierungs-Organisa-tionen in aller Welt sollten darüber hinaus ausreichend Vertrauen aufbringen, um – insbesondere in Entwick-lungsländern – Handel zu treiben und in Projekte zu inves-tieren oder Projekte zu unterstützen, die sonst nie verwirk-licht würden. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter www.aon.com/crisismanagement Ihr Ansprechpartner ist: Aon Crisis Management, Christof D. Bentele, Tel.: 0208-7006-2078; E-Mail: [email protected]