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acacia Fonds für Entwicklungszusammenarbeit IDEEN MENSCHEN PROJEKTE RUNDBLICK SOMMER 2010 VERBINDEN FÖRDERN FINANZIEREN

acacia sommer 2010 - ACACIA-VEREIN fonds für ... · PDF fileBosnien: Von der Defektologie zur Heilpädagogik (Seite 3) Aus unserer ArbeIT ... der FreIen musIksChule bAsel Rolf Mosimann

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acaciaFonds für Entwicklungszusammenarbeit

I D E E N

M E N S C H E N

P R O J E K T E

rundblICk sommer 2010

v e r b I n d e n

F Ö r d e r n

F I n A n Z I e r e n

Editorial

Liebe Freunde von Acacia

Für die vielen positiven und ermutigenden Echos zu unserem neuen Rundblick-Layout be-danken wir uns herzlich. Für die aktuelle Aus-gabe haben wir das mattere Papier gewählt in der Hoffnung, dass dadurch die Lesbarkeit bei Kunstlicht verbessert wird.Der neue Rundblick glänzt und erscheint auf-wändig. Deshalb sei nochmals betont, dass unser Rundblick auf FSC-Papier, d.h. auf Pa-pier aus nachhaltiger Forstwirtschaft, gedruckt wird und die Druckkosten nicht gestiegen sind. Zudem wird der Rundblick jetzt maschinell ge-falzt, was das manuelle Verpacken erheblich erleichtert.

Unsere Akazie wächst, und es freut uns, zum Gedeihen vieler Projekte beizutragen. Dazu ge-hören unter vielen anderen die kleine, nebenan beschriebene heilpädagogische Initiative Sunce in Bihac, Bosnien oder der Kinderkrippen-Neu-bau der grossen Favela-Initiative Monte Azul in São Paulo, Brasilien. Die Entwicklungszusammenarbeit basiert für uns auf Vertrauen in die Projektverantwortli-chen, das im persönlichen Kontakt mit ihnen entsteht. Diese weltweiten Kontakte mit muti-gen und initiativen Menschen sind für uns sehr bereichernd und von unschätzbarem Wert.

Wir hoffen, dass Sie wiederum viel Freude an den Projektberichten und Projektvorstellungen haben und danken Ihnen, dass Sie unsere Arbeit und die damit verbundenen Projekte mit viel Wohlwollen in jeder Hinsicht unterstützen.

Einen schönen und erlebnisreichen Sommer wünscht Ihnen

INHALT

Rolf Mosimann

ACACIA ist ein Fonds für Entwicklungszusammenarbeit, der 1996 gegründet und bald darauf als gemeinnütziger Verein anerkannt wurde. Mit 240 Mitgliedern und einem engagierten Vorstand sind wir eine bewegliche und leistungsfähige Organi-sation, die mit rund 30 Projekten in persönlichem Kontakt steht. Die jährlich wachsenden Projektspenden, die wir von Einzelpersonen und Institu-tionen erhalten, geben wir vollumfänglich an die Projekte weiter. Unsere Verwal-tungsarbeit wird durch Mitgliederbeiträge und spezifische Spenden gedeckt. Alle Spenden sind steuerabzugsberechtigt!ACACIA knüpft Kontakte zwischen Menschen und Kulturen und arbeitet mit an-deren Institutionen zusammen, die ähnliche Ziele verfolgen. Unser Rundblick gibt einen Überblick über unsere Arbeit und ist zugleich ein Einblick in die Initiativen mit ihren verschiedenen Aktivitäten. Für Fragen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung.

der Vorstand:

Jules Ackermann Karl Buschor

Karl Keller

ThemenArTIkel

Bosnien: Von der Defektologie zur Heilpädagogik (Seite 3)

Aus unserer ArbeIT

Was bewirkt Ihre Spende? (Seite 4)

13. Jahresversammlung in der Freien Musikschule (Seite 4) ENDA-Treffen in London (Seite 5)

Bericht Freie Gemeinschaftsbank: Bewusstsein fördern (Seite 5)

ProjekTvorsTellung

Mbagathi Rudolf Steiner Schule, Nairobi, Kenya (Seite 6)

LehrerInnenausbildung in Ostafrika (Seite 7)

ProjekTberIChTe

Biologisch-dynamische Arbeit in Georgien (Seite 9)

Tropenlandwirtschaft in Brasilien (Seite 10)

ProjekTübersIChT 2010 mIT kArTe (Seite 11)

bosnIen: von der deFekTo-logIe Zur heIlPÄdAgogIk

Zur entstehung des Projekts sunce: Eine verzweifelte Familie, Aida und Dzevad Dulic mit ihren Kindern Sara (11) und La-rissa (9), kam im August 2005 aus Bihac (Bosnien) nach Basel und beantragte Asyl. Sie hatten Bosnien verlassen, weil es dort für Sara weder medizinische noch schu-lische Hilfe gab. Sara leidet an schwerer Epilepsie. Der Asylantrag wurde abgelehnt und die Familie musste im Februar 2006 nach Bi-hac zurückkehren.Ich hatte die Familie im Zentrum für Asyl-suchende in Basel kennengelernt. Durch verschiedene Umstände wohnten sie wäh-rend drei Monaten bei mir. Ich erlebte ihre Mutlosigkeit und Verzweifl ung, aber auch ihre vielen Fähigkeiten. In den Gesprächen um ihre Rückkehr schmiedeten wir mutige Zukunftspläne. Die Vision „Sunce“ ent-stand: In Bihac eine Tagesstruktur, später ein Zentrum für Kinder mit speziellen Be-dürfnissen aufzubauen. Dies im Wissen um die Schwierigkeiten, welche durch dieses Pionierprojekt entstehen können, denn Bosnien leidet noch sehr unter den Kriegsfolgen, es sind nur noch vereinzelt Hilfsorganisationen tätig, Schulbildung und Berufslehre sind auch für Kinder ohne Behinderungen nicht selbstverständlich.Schritt für Schritt überprüften wir die per-sonellen und die fi nanziellen Rahmenbe-dingungen für eine realistische Einschät-zung des Projekts. seither ist schon einiges realisiert: Eine 3-Zimmerwohnung wurde gemietet und behindertengerecht umgebaut; dabei wurden die behördlichen Vorschriften be-rücksichtigt. Ein Spielplatz und ein Gemü-segarten wurden eingerichtet.Seit August 2006 sind Kinder mit unter-schiedlichen Behinderungen begeistert am Spielen und Lernen. Immer mehr Eltern wagen es, Kontakt mit „Sunce" aufzuneh-men, und sich mit anderen Eltern über ihre Sorgenkinder auszutauschen.das erreichte begeistert und gibt kraft, die vision weiter umzusetzen: Ein Gesetz, das jedem Kind in Bosnien das Recht auf angemessene Bildung zusichert.Doch die Realität sieht anders aus; Behin-derungen sind in Bosnien ein Tabu-Thema. Kinder mit speziellen Bedürfnissen wach-

sen oft im Versteckten auf und werden weder medizinisch betreut, noch ange-messen gefördert. Die betroffenen Fami-lien sind alleingelassen und entsprechend überfordert. Es ist nötig, die Bevölkerung und die Regierungsvertreter für dieses Thema und den daraus resultierenden Auftrag zu sensibilisieren. Die Tagesstruk-tur „Sunce" ist ein Anfang.Nun sind wir aber an Grenzen gestos-sen, da es keine Fachpersonen gibt. Es gibt lediglich in Tuzla eine Ausbildung zur DefektologIn. Der Begriff wurde zwar in jüngster Zeit verändert. Bis jedoch die Schwerpunktverschiebung nachvollzogen wird, wird es noch dauern. Die Suche nach Heilpädagogen blieb deshalb erfolglos, und ein Weiterwachsen von „Sunce“ war so unmöglich. Wir entschlossen uns, schnell zu handeln. In Eile entwarfen wir ein Fortbildungspro-gramm, gedacht für Menschen mit einer Grundausbildung in Pädagogik. Mit die-sem Programm wurden wir letztes Jahr

beim Wettbewerb am internationalen Menschenrechtsforum in Luzern für den Förderpreis ausgewählt. Dieser Preis, die Spenden, viel ehrenamtliche Arbeit und die positive Reaktion des Arbeitsamtes in Bihac gaben uns den nötigen Rückhalt, den grossen Plan anzugehen: Im Novem-ber 2009 fand das erste der fünf Modu-le für Heilpädagogik statt. 23 arbeitslose Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen be-suchen voller Interesse die Seminare. Ve-rena Rüthi, Kathrin Gass, Monika Casura, Verena Martin, (Heilpädagoginnen) Eli-sabeth Schwarz (Lehrerin für Gestaltung, Therapeutin), Stephanie Martin (Musi-kerin, Kunst- und Ausdruckstherapeutin) dozieren zu den Themen Down Syndrom, Epilepsie, Autismus, Entwicklung, beweg-tes Lernen, Ernst des Spiels und sie verbin-den theoretisches Wissen mit viel Praxis. Eine solche Ausbildung kann viele Auswir-kungen haben: Diskussion in Öffentlich-keit und Regierung über das Tabuthema Behinderung, Eröffnen eines neuen Be-

rufsfeldes, Verbesserung der Lebensbedin-gungen für behinderte Menschen und bei all diesen Themen ist die Zusammenarbeit aller ethnischen Gruppen unabdingbar!Wir haben einen Traum: Zusammen mit den Bildungsverantwortlichen des Staates soll mit der Zeit ein anerkannter Diplom-abschluss entwickelt werden.Zur Verwirklichung dieses Traums muss auch die Infrastruktur von „Sunce“ ausge-baut werden.Im Moment wird im „Sunce-Haus" eine Dachwohnung mit vier Zimmern einge-baut. Die Kosten belaufen sich auf 37'500 Franken. Ein Zimmer ist für auswärtige PraktikantInnen reserviert, die übrigen Räume sollen vorläufi g vermietet werden und später von einer weiteren "Sunce"-Gruppe genutzt werden können. Danach soll die baufällige Garage zu einer Werkstatt ausgebaut werden, damit die älteren Kinder eine Anlehre machen kön-nen (z.B. Herstellung von Spielgeräten für Spielplätze, Modeschmuck etc.).

Private Spenden, Beiträge von Instituti-onen, z.B. Frauenverein Riehen, Famili-enforum Grellingen und auch Spenden von speziellen Anlässen, wie durch das Playback-Theater Zürich und die Sekun-darschule Zwingen, ermöglichten die Ausgaben von Sunce für Miete (mtl. 450 Franken), Löhne und Material (mtl. 900 Franken) und die Reisekosten der Dozen-tinnen im vergangenen Jahr von 2700 Franken zu decken. Zudem wird hier und in Bosnien viel Freiwilligenarbeit geleistet.Der bosnische Staat und der Kanton Bihac werden noch längere Zeit nicht in der Lage sein, das Projekt zu übernehmen und sel-ber weiterzuführen.Die Spenden helfen mit, in Bosnien Ver-hältnisse zu schaffen, die behinderten Kin-dern einen menschenwürdigen Platz in der Gesellschaft ermöglichen.

Kontakt: Stephanie Martin www.sunce-bosnien.chspendenvermerk: sunce bosnien

Themenartikel 3

WAs beWIrkT Ihre sPende?Diese Frage haben Sie sich sicherlich auch schon gestellt! Es gibt zahlreiche Antwor-ten auf diese Frage: In erster Linie ist Ihre Spende ein Solidaritätsbeitrag. Sie ist der Ausdruck Ihres Vertrauens in die Arbeit der InitiantInnen und ProjektträgerInnen. Das Geld hilft ganz direkt den Menschen, für die sich eine Initiative einsetzt, sei dies in der Pädagogik, Landwirtschaft, Me-dizin oder in anderen Gebieten. Fast alle Projekte, die wir unterstützen, sind in den drei folgenden Bereichen auf finanzielle Unterstützung angewiesen: • Laufende Kosten (z.B. Administration und Löhne)• Erwerb und Pflege / Unterhalt von Ge-räten / Immobilien • Fachliche Begleitung und ideelle Unter-stützung, damit ein Initiativegedanke ge-deihen kann. Jeder Betrag, sei er auch noch so klein, ist von Nutzen; nur die Solidarität einer Spendengemeinschaft ermöglicht den Initiativen das Wachsen und Gedeihen. Hierfür legen die grossen Initiativen wie Monte Azul in Brasilien, Juchowo in Po-len und Sekem in Ägypten sowie zahlrei-che kleinere Initiativen in Osteuropa oder in Südamerika (siehe Projektübersicht) Zeugnis ab. Hier einige Spendenbeispiele: Die monat-lichen Schulgelder betragen je nach Schu-le und Land 50 bis 300 Franken. Ein Kin-dergärtnerinnenlohn vom Oases-Projekt im Kosova beträgt monatlich 350 Franken und die monatlichen Kosten für die Ver-pflegung eines Kind in der Nadjeschda-Initiative in Kirgistan belaufen sich auf 50 Franken. Alle Initiativen haben etwas gemeinsam: Die staatliche Unterstützung fehlt weitgehend; deshalb können solche Kosten nur dank Ihren Spenden bezahlt werden. Für Acacia ist die Grundlage der Zusam-menarbeit das Vertrauen, das durch den

persönlichen Kontakt entsteht und die Gewissheit, dass sich die Initiativen in nachhaltiger Weise zugunsten benachtei-ligter Gemeinschaften einsetzen. Durch den persönlichen Bezug haben wir jeder-zeit direkten Einblick in die Arbeit und die finanziellen Verhältnisse der Initiativen. Somit können wir Ihnen auf Anfrage auch entsprechende aktuelle Auskünfte ertei-len, Sie mit den Projektverantwortlichen in Verbindung setzen oder Sie mit Projek-tinformationen in unserem Rundblick auf dem Laufenden halten.Auch wir als gemeinnütziger Verein sind auf freie Spenden (diese leiten wir zum Teil auch an Projekte weiter) sowie den Mitgliederbeitrag angewiesen, denn nur so können wir in der Entwicklungszusam-menarbeit für die vielen mit uns verbun-denen Projekte tätig sein.

13. jAhresversAmmlung In der FreIen musIksChule bAselRolf Mosimann begrüsste die vielen an-wesenden Gäste. Saskia Beck bezauberte anschliessend die vielen Gäste mit süd-amerikanischen Harfenklängen. Jules Ackermann führte die Anwesenden durch die Aktivitäten des vergangenen Jahres: Nebst dem Austritt von Beatrice Rutishauser, standen die Neu-Gestaltung

des Rundblicks, die zahlreichen Kontakte zu den Projekten und das Fundraising im Vordergrund. Hier einige Kurznachrichten aus dem Jah-resbericht:Florije Terdevci entschloss sich, weiterhin im oases-kindergarten in Prishtina, ko-sova zu bleiben. Shkrije Lacaj und Beatrice Rutishauser – beide sind nun vollumfäng-lich für Caritas tätig – sind aus dem Vor-stand ausgetreten und wurden durch Fat-mire Terdevci und Burim Zherka abgelöst. Somit ist Oases ganz in kosovarischen Händen. Acacia begleitet und unterstützt das Projekt weiterhin auf dem Weg zur Lizenzierung und Eigenständigkeit. Im Moment unterrichten drei Kindergärtne-rinnen 50 Kinder. Für die dreijährige Ausbildung im heil-pädagogischen seminar in bulgarien fehlen noch drei Wochenmodule und ca. 20'000 Franken, um das Seminar zu Ende zu führen. Ende Oktober werden fast 40 TeilnehmerInnen ein Ausbildungsdiplom erhalten. Edith Moor, Projektleiterin, be-absichtigt noch immer, eine sozial-the-rapeutische Einrichtung in Bulgarien zu gründen.Die Schule Tamrat el seittun in Isreal hat endlich die staatliche Anerkennung erhal-ten. Damit besteht Hoffnung auf baldige

Brasilien: Kinderkrippengebäude Monte Azul in São Paulo

eInnAhmen 2008 2009 AusgAben 2008 2009spenden für ProjekteAfrika 69’833 40’005 Projektspenden 721’842 652’383Russland/Osteuropa 455’958 417’358 Freie Spenden an Projekte 39’320 46’226Süd- /Nordamerika 141’081 151’986Pakistan/Indien 7’905 9’470 Personalkosten 41’518 45’268Verschiedene/Israel 47’065 33’564 Betriebskosten 35’647 36’481Zwischentotal 721’842 652’383 Einrichtung Darlehensfonds 373’197beiträge Ertrag Verein 940 34Mitglieder + Spenden 19’360 20’233Freie Spenden/Erträge Verw. 83’420 83’692 Total 839’267 1‘153’589Zinserträge/Goldregenkonto 14’645 7’724Schenkung Darlehensfonds 373’197Auflösung Rückstellung 16’360Total 839’267 1‘153’589

AUS UNSERER ARBEIT 4

staatliche Unterstützung. Die Schule muss nach den geltenden Vorschriften in ein anderes Gebäude umziehen und wird für die Umbauarbeiten weiterhin auf Spen-den angewiesen sein. Das neue Kinderkrippengebäude für 120 Kinder von monte Azul in brasilien ist fast fertig gestellt. An die Gesamtkosten in der Höhe von 289'000 Euro fehlen noch 44'000 Euro. Acacia konnte eine be-trächtliche Summe beitragen.Nach dem Spatenstich im Mai 2009 steht vorerst das Betongerippe der Ökopension in Tunesien. In einem Lehmbaulager wur-den einige Musterwände in der Ziegel- und Stampfbauweise gebaut. Die Ärztin Florence Hibbeler hat sich ent-schlossen, nach zwei Kurzeinsätzen im 2009, für das gemeinnützige Projekt ku-funda learning village in Zimbabwe tätig zu sein. Sie ist seit April 2010 im Projekt tätig und kümmert sich um die Gesund-heitsvorsorge, die Zubereitung von Kräu-termedikamenten und klärt die Menschen über HIV und Aids auf.

Nach dem Jahresbericht präsentierte Karl Buschor die Jahresrechnung und wies aus-drücklich auf den neuen Darlehensfonds

hin. Dieser Fonds, der zinslose Darlehen an Waldorf- und Demeter-Initiativen ver-geben kann, wurde durch ein Geschenk von einem sich auflösenden Verein mög-lich. Dragica Marcius las den Revisionsbe-richt und bestätigte die korrekte Buchfüh-rung. Folglich wurde die jahresrechnung von den mitgliedern einstimmig ange-nommen und der vorstand entlastet.Nach köstlichem Kaffee und Kuchen und intensiven Pausengesprächen stellten sich im zweiten Teil drei sehr engagierte Initi-antInnen vor: Stephanie Martin berichtete über ihre heilpädagogische Arbeit sunce, in bihac, bosnien; Benjamin Hohlmann zeigte eine Filmdokumentation über die Tagung undjetzt?, d.h. über Freiwillige, die nach ihrem Projekteinsatz zurück nach Europa kommen und Katja Reichstein führte die Anwesenden mit ausdrucks-starken Bildern ins Hochland von Peru und sprach über ihre eindrückliche Arbeit bei den Hochlandbewohnern durch den Verein kuska llanka’aspa.

endA: TreFFen der InTernATI-onAlen orgAnIsATIonen In londonWie jedes Jahr trafen sich anfangs Febru-ar die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners, Deutschland, die Iona Stichting, die Stichting Helias und der Internati-onaal Hulpfonds aus Holland, SOFIA und IASWEKE (Kindergartenvereinigung) aus Schweden und VertreterInnen der Schulbe-wegung aus England zu ihrem Erfahrungs- und Austauschtreffen. Diesmal wurde nebst den Aktivitätsberichten Afrika als Schwerpunkt behandelt. Hieraus ergaben sich Themengespräche über das Wie und Was in der Entwicklungszusammenarbeit in Bezug auf die kulturellen und politischen Gegebenheiten.

berIChT FreIe gemeInsChAFTs-bAnk: beWussTseIn FÖrdern

Die Freie Gemeinschaftsbank unterstützt Acacia mit 24'000 Franken pro Jahr als Beitrag für unsere Verwaltungskosten. So-mit kann der Grundsatz, alle Projektspen-den vollumfänglich an die Projekte wei-terzuleiten, eingehalten werden.

Die Freie Gemeinschaftsbank hat einen Förderschwerpunkt in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Diese war denn auch das inhaltliche Thema an der Generalversammlung von Ende April 2010. Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter waren eingeladen, den biologisch-dynamisch gepflegten Hof der Familie Bolliger-Flury in Hessigkofen (SO) zu besuchen, insbesondere das Projekt „Pomaretum“. Es handelt sich dabei um einen speziellen Obstgarten: Darin zieht Niklaus Bolliger Obstsorten heran, die für den Biolandbau geeignet sind und mit den traditionellen Kulturmassnahmen gepflegt werden können, was wiederum weniger Pflanzenschutz bedeutet. Am Morgen wies Nikolai Fuchs, Leiter der Landwirtschaftlichen Sektion am Goethe-anum, mit einem humorvollen Beitrag auf die Wirkung von Demeter-Produkten auf den Menschen hin. Für das „richtige spi-rituelle Denken“*, welches Voraussetzung ist für den sozialen Organismus, braucht es einen regen Geist. Demeter-Produkte regen die Stoffwechselprozesse an. Die biologisch-dynamischen Präparate för-dern in der Pflanze die Ausgewogenheit, d. h. in besonders wachstumsfreudigen Jahren, wird die Ernte eher geringer und in „mageren“ Jahren eher höher. Das Ziel ist ein dem Wesen der Pflanzen angemes-senes Wachstum. Diese Pflanzen wirken anders auf die körperliche und seelische Befindlichkeit des Menschen, als solche, die um jeden Preis zu Grösse getrieben wurden. Nikolai Fuchs stellte eine Blind-studie zu diesem Thema vor. Die Parallele zwischen der biologisch-dy-namischen Landwirtschaft und dem anth-roposophisch erweiterten Bankwesen ist deutlich: Wachstum ist an sich nicht das zentrale Thema, sondern die Förderung dessen, was Pflanze, Tier, Erde und damit auch den Menschen in seiner Entwicklung, in seinem Bewusst-Sein unterstützt. Margrit Bühler, Mitglied des Verwaltungs-rates der Freien Gemeinschaftsbank

*Aus: Der menschliche und der kosmische Gedanke von Rudolf Steiner

bitte helfen sie mit, unseren rund-blick zu verbreiten und denken sie

daran, den für uns so wichtigen mitgliederbeitrag 2010 (100 Franken)

einzuzahlen!

Wir senden Ihnen auf Anfrage gerne mehrere Exemplare (Auflage 2500

Stück), so helfen Sie beim ”Netzwer-ken” mit und machen die Arbeit von

ACACIA bekannt.Für Rückmeldungen zum Rundblick und Adressänderungen danken wir

Ihnen herzlich.

Bulgarien: SeminarteilnehmerInnen

AUS UNSERER ARBEIT5

20 jAhre rudolF sTeInersChule mbAgAThI, nAIrobI, kenyA

Die Mbagathi Schule liegt 25 km südlich von Nairobi am Rande des wunderschö-nen Nairobi Nationalparks, in dem sich die Tiere immer noch frei bewegen kön-nen. Jahrzehnte gab es zum abgelegenen Schulstandort nur eine lange, staubige und holprige Zufahrtsstrasse aus dem nahegelegenen, stetig wachsenden Städt-chen Ongata Rongai. Diese Strasse wurde nun – quasi als Jubiläumsgeschenk zum 20-jährigen Bestehen der Schule – ge-teert. Gegründet wurde die Schule durch Nani Croze, einer deutschen Künstlerin, die seit über 30 Jahren in Kenya lebt und nahe der Schule mit ihrem Partner Eric Krystall (beide sind immer noch im Trustvorstand) eine eigene Kunstglasfabrik führt. 1990 wurde der Kauf des heutigen sehr grossen Schulgeländes durch die Freunde der Er-ziehungskunst in Berlin möglich. Irmgard und Vojko Vrbancic-Wutte zusammen mit Lucy Gajancha waren über Jahre die Grün-dungslehrerInnen und bauten das erste Hauptgebäude mit Wohn- und Schulräu-men. Sie wurden abgelöst von Johannes und Liz Braun, die nach wenigen Jahren die Schule verliessen. Das erste Jahrzehnt der ersten Waldorfschule in Schwarzaf-rika war von vielen Entwicklungsschwie-rigkeiten in menschlicher und materieller Hinsicht geprägt.

Die Nachfolger der Familie Braun, Judith Brown zusammen mit Mwakai Shake, wurden von Troels und Clara Ussing und Peer Joeker aus Dänemark in fachlicher Hinsicht tatkräftig beraten, unterstützt und begleitet. Zudem gab und gibt es im-mer wieder viele freiwillige HelferInnen und Partnerinstitutionen aus Europa, die die Mbagathi Schule tatkräftig und finan-ziell unterstützen. 1999 fanden an der Schule die ersten ostafrikanischen Lehre-rInnenausbildungskurse durch Peter van Alphen und Ann Sharfman aus Südafri-ka statt. Im Jahr 2002 erhielt die Schule die offizielle Anerkennung durch das Bil-dungsministerium; dies nach der Bohrung eines vorschriftsgemässen eigenen Was-serloches. Hinzu kamen ein neues Admi-nistrationsgebäude, ein Kindergarten in Ongata Rongai, die Erstellung von sechs Klassenräumen, ein Internatsgebäude und ein Gartenhaus mit Stallung. Und im Jahr 2006 folgte der lang ersehnte Anschluss ans öffentliche Stromnetz; bis dahin gab es in der Schule nur Kerzen- oder Solar-licht. Dank der Finanzierung durch die Deut-sche Bundesregierung, die Freunde der Erziehungskunst und Acacia konnten in diesem Jahr zwei weitere Klassenräume, eine Schulküche und das Internat fertig gestellt werden.

Heute beherbergt die Schule etwa 300 Kinder in drei Kindergärten und neun Klas-sen, wobei die Kinder an der Mbagathi Schule die kenyanische Abschlussprüfung

für die Primarschulstufe machen können. Diese dient als Grundlage für das weite-re Studium an höheren Schulen. Da die Schule immer mehr SchülerInnen aus der weiteren Umgebung aufnimmt, brauchte es vor einigen Jahren einen zusätzlichen grossen Schulbus.

Die Kinder, die alle Englisch, Kiswahili und ihre Stammessprache sprechen, kommen aus sehr verschiedenen sozialen Hinter-gründen. Die Mehrheit kommt aus ar-men, an der Existenzgrenze lebenden Fa-milien aus Ongata Rongai. Einige Kinder kommen aus den Slums von Nairobi, sind Waisen und teilweise HIV-positiv. Viele Familien leben in ganz kleinen Wohnun-gen mit bis zu fünf Personen in einem Zimmer. Haben die Eltern Arbeit, sind sie den ganzen Tag für einen bescheidenen Tageslohn von 5-6 Franken beschäftigt, wobei eine Wohnungsmiete mit Strom schon 50 Franken monatlich kostet. Der Rest des Geldes wird für Nahrungsmittel, fast täglich Ugali (Mais), Sikuma (Spinat) und im besten Fall Kuhfleisch ausgege-ben. Für Schulgeld bleibt nicht mehr viel.

Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass die Mbagathi Schule auch ein Internat hat, in dem bis zu 80 Kinder wohnen und essen. Auch Kinder im Externat erhalten täglich ein kleines Frühstück und eine Mittags-mahlzeit. An der Schule arbeiten insgesamt 42 Menschen; 18 LehrerInnen, eine Sekretä-rin, ein Buchhalter, zwei Fahrer mit zwei

Quartalsfeier

PROJEKTVORSTELLUNG 6

BegleiterInnen, ein Hauswart mit Reini-gungspersonal, zwei Bauern mit Hilfskräf-ten, zwei Köche mit zwei Assistentinnen, vier Wächter, eine Internatsmutter.

Zum Zweck der Selbstversorgung hat die Schule eine biologische Farm mit Kühen, Enten, Gänsen und Hühnern sowie einen grossen Gemüsegarten mit Hirsefeld und sogar einen Teich mit essbaren Barschen (Tilapia)! Somit haben alle Kinder täglich nicht nur gutes und schmackhaftes Essen, sondern können sich auch durch die Gar-tenarbeit mit der Erde verbinden.

In allen grossen Schulferien gibt es für die eigenen LehrerInnen und denen aus Uganda und Tanzania Aus- und Weiterbil-dungskurse auf Modulbasis, um die Fach-kompetenz der kenyanischen LehrerInnen zu stärken und schliesslich ein Waldorfdi-plom zu erhalten.Die Mbagathi Schule wird immer mehr für Praktikumsplätze angefragt und wird als Ratgeberin bei der Gründung neuer Schu-linitiativen beigezogen.

Die Mbagathi Schule ist in den letzten Jahren auf über 300 Kinder angewachsen und der Bedarf für Internatsplätze steigt. Daraus folgt natürlich auch, dass die lau-fenden Kosten entsprechend steigen. Die

Gesamtkosten der Schule belaufen sich mittlerweile auf 330'000 Franken jährlich, wobei nur ein Fünftel durch Schulgelder – ein monatliches Schulgeld beträgt 50 Franken – gedeckt ist; der Rest muss über Spenden aus Übersee fi nanziert werden. Als nächstes dringliches Projekt ist der Bau von insgesamt sechs Kindergarten-Räu-men vorgesehen. In einer ersten Etappe sollen vier neue Räume mit einer Bausum-me von 88'000 Franken gebaut werden. Dies, weil der Kindergarten aus dem Dorf Onagata Rongai zurück an die Schule kommt und die bestehenden Räume dafür nicht genügend Platz bieten.

Ohne die Unterstützung von den europä-ischen Institutionen, wie die Freunde der Erziehungskunst und die Zukunftsstiftung Entwicklungshilfe in Deutschland, San-duko in Dänemark, den Internationaal Hulpfonds in Holland und Acacia aus der Schweiz kann die Mbagathi Schule nicht bestehen. Für diese Unterstützung bedankt sich das Kollegium bei allen herzlich und hofft, dass auch für das neuste Projekt, den Bau eines Kindergartengebäudes für bis zu sechs Gruppen, eine Finanzierung zustan-de kommt und dass viele GönnerInnen diese wunderbare Schulinitiative am Fusse der N’Gong Hills weiterhin mit Wohlwol-

len begleiten. Wir haben noch viele Ideen und Projekte zum Wohle von benachtei-ligten Kindern in der Umgebung von Nai-robi zu verwirklichen.

Kontakt: Judith Brown [email protected] spendenvermerk: mbagathi rudolf steiner schule nairobi

Der Schülerchor

Auf dem Weg ins Klassenzimmer

PROJEKTVORSTELLUNG7

lehrerInnenAusbIldung In osTAFrIkA

Der 10. April war ein grosses Fest für die ostafrikanischen Rudolf Steiner Schulen. 27 LehrerInnen von den Schulen in Kenya, Uganda und Tanzania erhielten anlässlich der internationalen LehrerInnenkonferenz an der Mbagathi Rudolf Steiner Schule in Nairobi ihre Ausbildungsdiplome.Das Ausbildungsprogramm wurde durch Ann Sharfman (Kindergärtnerin) und Pe-ter van Alphen (Primarlehrer) über die letzten zwölf Jahre an der Rudolf Steiner Schule in Nairobi geleitet. Beide kamen dreimal jährlich für zweiwöchige Ausbil-dungsmodule aus dem Centre for Creative Education in Cape Town, Südafrika, nach Nairobi. Durch diese Ausbildungsmodule wurde eine starke fachliche Grundlage für die Hauptlehrkräfte der verschiedenen Schulen in Ostafrika gelegt.Die Abschlussfeier ist ein Meilenstein in der Arbeit von Ann und Peter. Die Ausbil-dung war für alle Beteiligten eine Quelle der tiefen und reichen Erfahrungen. Die TeilnehmerInnen verspürten eine grosse Resonanz zu ihren Fragen: Wer bin ich? In welcher Kultur lebe ich? Gleichzeitig bleibt diese Erfahrung eine grosse Herausforderung angesichts der wachsenden Verwestlichung in ganz Afri-ka. Die geführten Gespräche und Diskus-sionen über die Prinzipien in der Waldor-ferziehung waren intensiv und ergiebig. Die pädagogischen Prinzipien wurden in den Übungseinheiten täglich angewandt und erprobt, und es gab immer wieder Aha-Erlebnisse. Somit konnten alle erle-ben, wie universell die Waldorfprinzipien sind und wie sie Menschen aus so unter-schiedlichen Ländern berührt. Jeder fand seinen eigenen Weg, das Gelernte umzu-setzen und in den Dienst seiner Schüler

und Schülerinnen zu stellen. Das gleiche tiefe Berührtsein war in den Kunstlektionen zu beobachten. Jeder Tag begann mit der Bewegungskunst Euryth-mie, in der die innere Erlebniswelt, die die meisten Afrikaner kraftvoll in sich tragen, nach aussen zur Geltung kam. Dieselbe Er-fahrung widerfuhr allen durch die leucht-enden Farben in der Nass-in-Nass-Malerei sowie durch das dramaturgische Spiel mit Simon Shirley und durch Gestaltung mit Tonerde mit Catherine van Alphen.

Viele andere Fachkräfte auch aus Europa haben die Ausbildung und Entwicklung der LehrerInnen während der vergange-nen zwölf Jahre in Ostafrika mitgetragen und in den Klassenräumen als Mentoren begleitet. Sie alle haben dazu beigetra-gen, dass nun 27 LehererInnen ein Wal-dorfdiplom erhalten.

Ann und Peter wollen sich in Zukunft ver-mehrt in Ostafrika engagieren. Sie ziehen sich von der Ausbildungsarbeit in Cape Town zurück, um sich mehr den Schulen und Initiativen in Ostafrika widmen zu können. Darin werden sie von verschiede-nen Institutionen aus Europa unterstützt.

Viele der 27 LehrerInnen, die ihr Diplom erhalten haben, wünschen sich eine wei-tere Betreuung und ein Mentoring in ih-rer LehrerInnentätigkeit. So ist der Plan entstanden, eine Ausbildung „LehrerIn-nen bilden LehrerInnen aus“ anzubieten. Diese Idee hat alle sehr begeistert, denn sie ist auf dem Hintergrund entstan-den, eine eigene Ausbildung mit lokalen Lehrkräften anzubieten, um künftig nicht mehr von anderen Ländern abhängig zu sein. Sarah Munyua aus Kenya ist eine solche lokale Lehrkraft; sie hat schon als Assistentin in der KindergärtnerInnenaus-

bildung mitgewirkt. Die ersten Schritte, diese Ausbildung in die Wege zu leiten, haben stattgefunden. Der Beginn ist auf nächstes Jahr festgelegt! Einige ugandische Lehrkräfte konnten nach Abschluss der Ausbildung aus ver-schiedenen Gründen am Mentoringpro-zess nicht teilhaben. So werden Ann und Peter diesen LehrerInnen in Uganda auf Einladung vor Ort, an ihren eigenen Schu-len das Mentoring nahe bringen.

Eine weitere spannende Entwicklung ist durch Victor Mwai, er ist Vorstandsvorsit-zender der Ostafrikanischen Waldorfver-einigung, in Gang gekommen. Durch sei-ne Vermittlung wurden Kontakte zu zwei Universitäten in Nairobi geknüpft. Diese Kontakte sind vielversprechend und sollen zur weiteren Verbreitung der Waldorf-Pädagogik beitragen. Peter wurde schon angefragt Waldorfseminare an diesen Universitäten abzuhalten.

Diese erfreuliche Entwicklung in den zwanzig Jahren der Waldorf-Pädagogik in Ostafrika wurde von vielen Menschen und Institutionen aus Europa und anderswo ermöglicht und getragen. Es ist eine star-ke und engagierte LehrerInnengemein-schaft entstanden, die sich mit viel Kraft, Zuversicht und Mut für die Kinder in ihrer Obhut einsetzen. Und es sei nochmals er-wähnt, was von vielen LehrerInnen immer und immer wieder gesagt wurde: Sie wol-len ihre Ausbildungserfahrung zum Wohle der Kinder in ihren Ländern nutzen.

Kontakt: Peter van [email protected]: lehrerInnenausbildung ostafrika

PROJEKTVORSTELLUNG8

georgIen: dIe bIodynAmI-sChe ArbeIT und dAs neTZ-Werk enTWICkeln sICh

Die Zeit zwischen 1921 und 1989 hat gros-se Wunden in den Böden und im sozialen Gefüge hinterlassen, deren Folgen noch immer ein schweres Erbe sind: Armut, Ar-beitslosigkeit, Verlust der Arbeitskultur, Per-spektivenlosigkeit, Bodenerosion, Gefahr der Wüstenausdehnung, unsachgemässe Bodenbearbeitung, Naturkatastrophen (Erdrutsche, Überflutungen, die Dörfer in Gefahr bringen) bestimmen den Alltag.Diese Tatsachen bergen in sich aber auch Chancen für einen neuen und nachhaltigen Umgang mit der Erde und der Würdigung der menschlichen Arbeit als Quelle einer neuen Kultur-, Lebens- und Arbeitsgemein-schaft.In diesem Sinne begann im Frühjahr 2006 die Pionierarbeit in Georgien. Die ersten vier Jahre haben Jean-Jacques Jacob er-möglicht, in die Lebens- und Arbeitsweise der georgischen Bevölkerung und in die kostbare, georgische Kultur (Musik, Tanz, Gesang, Literatur) einzutauchen und sie zu verstehen. Dazu waren die Arbeit und die Erfahrungen mit der BorjRali-Initiative eine wichtige Grundlage. Nun wird unter dem Namen “Momavlis Mitsa” – zu Deutsch “Zukunft Erde” – die Arbeit fortgesetzt. Das Ziel ist, wesens-gemässe Lebensformen und -räume für Menschen, Tiere, Pflanzen und den Bo-den unter Berücksichtigung der Bauernt-

radition neu zu gestalten. Es ist ein Weg, der sich unter den kulturellen, sozialen und politischen Umständen Georgiens nur nach und nach öffnet. Diese Situation fordert einen langen Atem und langfristi-ge, flexible Zielsetzungen.

Hier einige Beispiele des engagierten Ein-satzes von Jean-Jacques Jacob in Zusam-menarbeit mit georgischen und westli-chen Partnern:

• Eigener Gemüsebau auf 4’000 qm und Anbau und Vermehrung von altgeorgi-schen Weizensorten auf 6,5 ha in Koope-ration mit georgischen Kollegen (Rati und Djemali). Aus dieser Weizensorte backt Jean-Jacques Jacob Sauerteig-Brote im Holzofen. Bis März konnte das Brot in den Holzöfen der Heilpädagogischen Schule in Tbilisi gebacken werden. Nun soll ein eigener Ofen gebaut werden.• Vermarktung der eigenen Produkte so-wie von Produkten anderer ökologischer Produzenten auf dem Wochenmarkt und bald auch in einem Laden in der Haupt-stadt Tbilisi (zusammen mit Keti Djaparid-ze).• Begleitung bei der Umstellung auf bio-dynamischen Rosenanbau. Zudem ist eine Erweiterung von 20 ha Anbau auf 80 ha geplant. Der deutsche Partner Rose-Of-fice kauft das Rosenöl von den Rosenbau-ern, mit denen er eine langfristige Koope-ration und faire Partnerschaft vereinbart hat.• Betriebswirtschaftliche Betreuung und Buchhaltung durch EthicFinance www.ethicfinance.ge, David Niguriani.• Rainer Sax, erfahrener biodynamischer Bauer und Berater aus der Schweiz, führt in den Jahren 2010/11 sechs praktische Grundlagenseminare unter der Mitwir-kung von Zura Karbelashvili (Elkana-Bio-landbau Verein) durch. Diese Seminare werden von der deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) finanziert. Die praktische Durchführung der biodynamischen Massnahmen wird von Jean-Jacques Jacob in Zusammenar-beit mit Ilia, Vorarbeiter und Vertrauens-person für den Rosenanbau, begleitet.• Betreuung der biodynamischen Mass-nahmen auf einem sieben Hektar grossen Weinberg von Solika Saishvili, eines geor-gischen Kollegen.• Kontakte zu Grosshändlern in Deutsch-land, Luxemburg und in den Niederlan-den wurden für einen bekannten Kaki-Erzeuger (10 Hektaren) geknüpft.• Giorgi, ein 11-Klassenschüler aus der Waldorfschule Tbilisi, hat vor drei Jahren ein landwirtschaftliches Praktikum bei uns gemacht und möchte auch in Zukunft mitarbeiten.• Milena und Sebastian aus Deutschland haben im Winter bei einer Weihnacht-Weizen-Aussaat mitgeholfen.

• Seit Herbst 2009 arbeiten zwei junge Georgier, Ruslan und Luka, auf zwei bio-dynamischen Höfen in Deutschland im Rahmen eines freien ökologischen Jahres mit.

Durch die Arbeit der letzten vier Jahre in verschiedenen Regionen Georgiens bildet sich Schritt für Schritt ein Netzwerk von Menschen, die an bio-organischem Land-

bau interessiert sind. Für diese Menschen wird es, wie oben erwähnt, ein Grund-lagenseminar für den biodynamischen Landbau von Rainer Sax geben. Nebst der Begleitung und Betreuung von Bauern soll ein Musterhof auf der Grund-lage der biodynamischen Arbeitsweise entstehen, der einerseits einen Ansatz zur Bekämpfung der Bodenerosion auf-zeigen und anderseits zur Erneuerung der Arbeitskultur und der Herstellung von Le-bensmitteln bester Qualität in fairem Han-del beitragen soll. Seit einem Jahr wird mit Rainer Sax und georgischen Freunden ein geeigneter Standort gesucht.

Für die Pionierarbeit ist J-J. Jacob auf Unterstützung angewiesen, da durch die Vermarktung der eigenen Produkte auf dem Wochenmarkt nur gerade der be-scheidene Tageslohn von 10 Euros in Ge-orgien gedeckt werden kann, jedoch kei-ne Kosten für den Lebensunterhalt seiner in Deutschland lebenden Tochter. Zudem braucht es aktuell zwei grosse Sonnen- und Regenschirme für den Marktstand sowie einen grossen Kühlbehälter.Wir danken allen Spendern für die Unter-stützung und Begleitung und hoffen, dass sie uns beim Ausbau und der Weiterent-wicklung der Momavlis Mitsa-Initiative in Georgien weiterhin unterstützen.

Kontakt: Momavlis Mitsa, Jean-Jacques Jacob [email protected]: biodynamisches Projekt georgien

R. Sax und J.-J. Jacob: Zubereitung Fladenpräparat

J.-J. Jacob auf dem Markt

PROJEKTBERICHTE 9

erdruTsChe und über-sChWemmungen In brAsIlIen

Überall verändert sich das Klima. Die Klimawandelprognosen, vorerst eine ab-strakte und entfernte Realität, eine von Klimaforschern errechnete subtile Verän-derung, wird nun zum lokalen schmerz-haften Erlebnis. In Brasilien, ein Land mit kontinentalen Dimensionen, erfuhr die Bevölkerung des Südens, Südostens und Mittelwestens einen nie erlebten Regen-zuwachs. Wohl gab es immer wieder be-sonders regenreiche Jahre, doch niemals zuvor gab es so viele Überschwemmun-gen und Erdrutsche wie diesen Sommer und Herbst.

War es in der tropischen Landwirtschaft immer schon eine Kunst, die landwirt-schaftlichen Böden vor der Erosion zu schützen, so galt doch der Stadtgrund als eine feste Grundlage unter den Füssen. Sei es durch Strassen und Bauten, durch Abflussrohre und Kanäle: Man wurde den Sommergüssen jedes Jahr Herr. Wohl gab es hier und dort einen Erdrutsch, aber im-mer an vorhersehbaren Schwachstellen. Im Sommer 2009/10 kam alles anders.Schon im Winter 2009, in den Monaten zwischen Mai und August, wurde das Klima nicht typisch trocken, sondern die Weiden blieben grün, der Boden blieb feucht. Mit den Regengüssen des dar-auffolgenden Sommers, war er bald ge-sättigt. Bei eher flacher Hanglage, floss das überstehende Wasser ab, es kam zu

verheerenden Überschwemmungen gan-zer Städte. Bei steiler Hanglage bewirkten diese Wassermassen Erdrutsche. Ganze Stadtteile wurden innert Minuten weg-geschwemmt: Erde, Häuser und Men-schen. Wer überlebte, hatte die physische Lebens-Grundlage verloren. Vor allem die arme Bevölkerung, die sich in Favelas an steilen Hanglagen angesiedelt hatte, war davon betroffen. Diese Menschen sind jetzt entwurzelt und schutzlos.Geht man den Ursachen ernsthaft auf den Grund, findet man bald nicht nur den Zu-wachs an Niederschlägen, sondern auch lokale Versäumnisse bei der Bewahrung des Erdbodens. Sobald die Bodenflächen abgeholzt sind, fehlt den tropischen Bö-den die Durchwurzelung. Einen „Wur-zelbrei“ bildet sich durch den artenviel-fältigen Tropenwald, welcher gleichzeitig nutzt und schützt. Doch was ist eigentlich die Erde und wie entsteht sie?

Diese Erd-Schicht, von der Pflanzen- und Tierwelt dem Muttergestein als Lebens-grundlage abgerungen, ist eigentlich ein Wunder der Ko-Evolution. Gegenwärtige Pflanzengemeinschaften bilden den Boden, auf dem später wieder Pflanzen wachsen können. In einer Pflanzenfolge, die von an-spruchslosen zu immer anspruchsvolleren Arten geht, entwickeln sich Böden und Wäl-der gemeinsam. Der Waldschlag bedeutet das Ende dieser Entwicklung, und die Böden sterben zunehmend ab, fallen der Schwer-kraft allzu leicht zum Opfer.

Pionierpflanzen, eine Mischung von Gräsern und Büschen, bilden den Anfang; es folgen dann eine Vielzahl von Pionierbäumen und Büschen, in deren Schatten sich langsam wachsende Pflanzen entwickeln (Bäume, Lianen und Aufsitzerpflanzen), bis sich dann nach vielen Etappen die sogenannte Kli-mawaldgemeinschaft bildet. Durch diesen Prozess entsteht so etwas wie ein gemein-sames Wesen von Böden und Wäldern. Die Pflanzengemeinschaft ist auch eine Wurzel-gemeinschaft, welche alle Schichten durch-wächst, bereichert, befestigt. Bei unzuläng-licher Pflanzenbesetzung, mit spärlichen Gräsern aus afrikanischen Savannen, sind diese Böden den zerstörerischen Kräften des tropischen Klimas ausgesetzt. Bei spärlichem Baumwuchs auch. Was ist zu tun? Die Antwort ist einfach: Den Boden neu beleben, neu durchwurzeln, durch Agroforstsysteme neu befestigen. Dass dadurch sozial genutzte Kleinflächen entstehen, ist eine zusätzliche, willkomme-

ne Erscheinung. Der Wucht des tropischen Niederschlages ist allein die Vielfalt eines intakten Baumbestandes gewachsen. Die-ses wird erreicht, wenn der Mensch diesel-be Pflanzenfolge mit vielerlei Nutzbäumen einhält. So entsteht ein Nahrungs- und Nutzforst. Den Anfang bilden dann auch Pionierbäume, oft Leguminosen, die lang-sam durch eine Mischung von Nutz- mit Schnittbäumen ersetzt wird. Das dauern-de Schneiden bereichert alle Schichten des Bodens mit absterbenden Wurzeln, welche frisch austreibend den Boden neu beleben. Ein dauerndes Absterben und Neu-Keimen erscheint geradezu als Ostermotiv.

Doch ganz so einfach ist es in der Praxis nicht. Allerlei Hindernisse verhindern die Rückkehr der Bäume auf die Felder und in die nähere Umgebung grosser Städte. Es braucht viel Öffentlichkeitsarbeit. Die Erfahrungen mit Mischkulturen und Agroökosystemen feh-len. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, bemühe ich mich allerorts mit Kursen. Im vergangenen Jahr habe ich im Bundesland Ceará, im nordöstlichen Trockengebiet, zweimal an einer Ausbildung für biologisch-dynamischen Ackerbau für Landwirte und Agro-Berater mitgewirkt. Dieses Jahr wurde ich eingeladen, in Rondonia (südöstliches Amazonien) eine vierwöchige Ausbildung für Kleinbauernberater vorzubereiten. In diesen Kursen gibt es immer die Möglich-keit, praktische Erfahrungen mit den neuen Agroforstmethoden zu verbinden. Dazwi-schen widme ich mich der Veröffentlichung meiner Methoden und beende nun endlich mein erstes Buch zum Thema: Lebendige Erde in den Tropen.

Manfred v. Osterroht [email protected] spendenvermerk:Tropenlandwirtschaft brasilien

Manfred v. Osterroth: Untersuchung Humusgehalt

Erdrutsch

PROJEKTBERICHTE 10

südAFrIkA Inkanyezi Waldorschule, Alexandra in Johannesburg: Wiebke Holtz | Khanyisa heilpädagogische Waldorfschule,

Centre of Creative Education mit Zenzeleni Waldorfschule, Kairos Eurythmie Training in Kapstadt: Eileen Parker, Helen Stotko,

Silke Sponheuer | Mc Gregor Waldorfschule: Katleen Verschoore

kenyA Bmaghati Rudolf Steiner Schule, Nairobi: Jules Ackermann

ÄgyPTen Sekem Initiative, Kairo: Marianne Wachberger

TunesIen Biologisch-dynamisches Projekt (Datteln & Olivenöl): Karl Keller | Unterkulturen und Öko-Pension Hazoua. Miriam

Zarantonello und Reto Ingold | Freundeskreis für Hazoua: Ingrid Pleier

IsrAel Neta Erez, Beer Sheva: Shaul Dvir und Tamrat El Seittun, Schfar'am: Stefanie Allon-Grob

kosovA Oases Kindergarten, Prishtina: Fatmire & Florije Terdevci | Musikschule und Burim Zherka, Djakova: Dorothea Fankauser

bosnIen Sunce heilpädagogische Ausbildung, Bihac: Stephanie Martin

russlAnd Talisman heilpädagogische Schule und Istok sozial thearapeutische Dorfgemeinschaft, Irkutsk: Peter Marti, Hans

Gammeter | Waldorfschule Irkutsk: Thomas Marti, Ursula Locher | Zentrum für Erziehungskunst, St. Petersburg: Irina Wolkowa

bulgArIen Heilpädagogik, Varna: Edith Moor

georgIen Biodynamisches Projekt in Georgien: Jean-Jacques Jacob

ukrAIne Waldorfpädagogik und Eurythmieausbildung, Kiev: Peter Lüthi, Eckhart Dönges | Schiwa Semlia und Kulbaba biolo-

gisch-dynamische Arbeit in der Ukraine: Hans und Yvonne Kurati, Christina Lieberherr, Roger Schorro, Rainer Sax

Polen Biologisch-dynamisches Dorfprojekt, Juchowo: Dr. Manfred Klett

TsCheChIen Camphill Ceske Kopisty und Stiftung Tabor: Christoph Bolleter, Marianne Schlegel

rumÄnIen Waldorfschule in Simeria: Monica Haredeu, Ersnt-Felix von Allmen | Corabia/Prietenia Heilpädagogik und Sozial-

thearpie, Bukarest: Mathias Clauberg

kyrgIsTAn Nadjeschda Kinderzentrum: Karla-Maria und Igor Schälike

PAkIsTAn Roshni Initiative, Lahore: Hellmut und Shahida Hannesen

brAsIlIen Monte Azul, São Paulo: Renate Keller Ignacio, Anke Riedel | Pequeno Principe, São Paulo: Jules Ackermann

Nachaltige Tropenlandwirtschaft Brasilien: Manfred v. Osterroth | Espeço São Micael, Botocatu: Christine Wodka

Peru Aynimundo Favelaarbeit, Lima: Bettina Groher | Pro Humanus Peru: Bettina Vielmetter | San Christoferus heilpädagogische

Schule, Lima: Fernando Zamora | Qewar, Peru: Flurina Hallauer | Kuska Llank‘aspa, Peru: Katja Rechstein

usA Lakota Waldorf School, Pine Ridge Indian Reservation, South Dakota: Isabel Stadnick

ProjekTbÖrse Zur konTAkTAnnAhme Lakota Horsemanship Organisation: www.horse-and-children.org

ProjekTe, dIe WIr unTersTüTZen Max Stibbe Waldorfschule, Pretoria | Sikhulise im Soweto-Township, Johannesburg

Novalis Institute, Kapstadt | Sprachgestaltung, Kiev | Bazolas in Angola | Fundacion Tobias, La Choza und Pädagogisches Seminar,

Buenos Aires | Waldorfbewegung in Indien

die aufgeführten Personen tragen oder begleiten die Projekte vor ort oder/und in europa.

PROJEKTÜBERSICHT 201011

acaciaFonds für Entwicklungszusammenarbeit

Eisengasse 5 | CH-4051 Basel | Tel. + 41 61 263 35 00Fax + 41 61 262 15 12 | E-Mail [email protected]

Impressum

Redaktion | Jules Ackermann

Gestaltung | www.gaspardweissheimer.ch

Druck auf FSC Papier | Gremper AG, Basel

Titelbild | Sunce, Bihac, Bosnien: Gemeinsames Weben

Letzte Seite | Mbagathi Rudolf Steiner Schule, Nairobi, Kenya

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