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Steile Ädicr .iciliiiin RADIO UND FERNSEHEN FreitiiR, 26. Außiist 1977 Nr. 199 75 49. Schweizerische Fernseh-, Radio-, Phono- und Tonbandausstellung in Zürich: Ungebremster Fortschritt des Bedienungskomforts Möchten Laien wie Fachleute der letztjähri- gen Fera vorwerfen, sie habe weder de r einen noch de r anderen Gruppe Vermerkenswertes an Neuigkeiten gebracht die Veranstalter spra- chen denn auch von «Detail- und Optimierungs- arbeit» , so gilt dies für die diesjährige wie immer in den Zürcher Ziispa-Hcillcn durch- geführte 49. «Schweizerische Fernseh-, Radio-, Phono- und Tonbandausstellung» in weit ge- ringerem Masse. Nicht dass sich vor dem Be- sucher diesmal ein Blick auf ein Uebermass an technischer Innovation auftäte; das Angebot an echten «Knüllern» auf dem Gebiet de r Unterhal- tungselektronik ist auch heuer vergleichsweise be- scheiden. Aber immerhin gibt es im Angebot Neuerungen und Neuigkeiten zi1 vermelden, die durchaus erwähnenswert sind. Wirklich epochemachende Entwicklungen oder gar Erfindungen fehlen freilich müssen feh- len , weil auch in den Entwicklungslabors des Industriegiganten Unterhaltungselektronik nicht fortwährend Spektakuläres, den Masscnmcdicn- konsumcnten in Bann Schlagendes hervor- gebracht werden kann. Das hängt einerseits damit zusammen, dass die Meilensteine de r Massen- kommunikation (zumindest auf technischem Ge- biet) längst gesetzt sind, anderseits mit der Tat- sache, dass die Unterhaltungselektronik sich je länger, je stärker an die Entwicklung de r profes- sionellen Elektronik (und damit an die Entwick- lung der Elektronik überhaupt) anlehnt. Hinzu kommt, dass seinerzeit aufgestellte, auf dem da- maligen Stand der Technik beruhende (und inzwi- schen überholte) Uebertragungs- beziehungsweise Sende- und Wiedergabesysteme und -normen schon deswegen nicht von heute auf morgen über Bord geworfen werden können, weil eine Unzahl von Rezipienten mit auf diesen Normen beruhen- den Empfangs- und Wiedergabegeräten ausgestat- tet ist. Augenfälligstes Beispiel: Der total über- lastete Frequenzbereich der Mittelwellen im Radiogebiet konnte sofort «gesäubert» werden, wenn es möglich wäre, vom bisherigen, aus den Anfangszeiten datierenden Zwciseitenbandbetrieb auf den bandbreitesparenden, aber mit normalen Geräten nicht zu empfangenden Einseitcnband- bctrieb umzustellen. Einzug der Mikroprozessoren Weil derzeit an den überkommenen Uebcrtra- gungssystemen und -normen kaum zu rütteln ist, die Unterhaltungselektronikindustrie aber schon aus kommerziellen Gründen dazu gezwungen ist, dem potentiellen Käufer dennoch geschäfts- belebendc Neuigkeiten anzubieten, kaprizieren sich die Entwicklungsingenieure der einschlägigen Firmen seit Jahren darauf, dem Konsumenten mittels stündig vorangetriebenen Bedienungs- komforts auf die Sprünge zu helfen. Dies führte dazu, dass dem Besucher der vorletzten Fera der drahtlose (und akustisch zweifellos umweltfreund- Iifihc) Infrarot-Kopfhörer präsentiert werden konnte, während die «Hits» der letztjährigen Fera in Form von Schnellheizkathoden bei Bildröhren und allgemeiner Einführung der Inline-Bildröhren den unbedarften Fernsehzuschauer kaum vom Stuhl zu reissen vermochten. Anders in diesem Jahr: Die an der Fera 1977 präsentierten Neuigkeiten im Fernsehsektor sind selbst wenn auch sie letztlich nur eine Steige- rung des Bedienungskomforts bedeuten un- gleich spektakulärer als diejenigen der voran- gegangenen Jahre. Das gilt sowohl für die «Bild- im-BiUh-Geräte, das heisst Fernsehempfänger, bei denen während des Empfangs cines Kanals in einer Ecke des Bildschirms das Programm eines anderen Kanals schwarzweiss eingeblendet wer- den kann, als auch für Geräte, die sich in bezug auf als empfangswürdig erachtete Sendungen für Wochen, Monate ja Jahre regelrecht pro- grammieren lassen, das heisst den Empfänger am vorgewählten Tag zur vorgewählten Stunde (bzw. Minute) ein- und auch wieder ausschalten und sogar darauf ansprechen das heisst den Emp- fänger ausser Betrieb setzen , wenn der Eigner cines derartigen Top-Gerätes den Programm- schluss verschläft. Man mag derartige Einrichtungen, die nichts zu einer besseren Empfangsqualität beitragen, als Kinkerlitzchen, als vordergründigen technischen Schnickschnack abtun. Ihr praktischer Nutzen ist dennoch unbestritten. Dürfte die «Bild-im-Bild»- Tcchnik dem Normalverbraucher letztlich nur selten zu mehr dienen, als den Beginn des Krimis im anderen Kanal nur ja nicht zu verpassen, so erlaubt der programmierbare Fernsehempfänger hingegen nicht nur, Kinder vom unerwünschten Dauerkonsum abzuhalten, sondern darüber hin- aus auch, die Erwachsenen an Sendungen zu erin- nern, die sie unbedingt sehen möchten. Der Laie mag sich fragen, warum «Bild-im- Bild »-Technik und Langzeitvorprogrammierung nicht schon längst zum Standard der gehobenen TV-Gerätcklasse zählen. Die Antwort der Fach- leute ist ebenso einfach wie triftig: Weil es bisher an Bauelementen mangelte, die derartiges sowohl kosten- als auch volumenmässig in vernünftigen Dimensionen hätten realisieren lassen. Inzwi- schen aber sind derartige Bauelemente hoch- integrierte Halblcitcrlogikschaltungcn und -spei- cher zur Serienreife gediehen und auf Grund gesunkener Stückpreise auch für Zwecke der Unterhaltungselektronik verwendbar geworden, wie dies in den Jahren zuvor auch schon bei ein- facheren integrierten Schaltungen (ICs) der Fall war. Weder «Bild-im-Bild»-Tcchnik noch Vor- programmierung wären indessen denkbar, stünde heute den Untcrhaltungselektronikkonstrukteuren nicht der sogenannte Mikroprozessor laut De- finition eine «frei programmierbare Logik- schaltung», also ein Mini-Computer, der auf einer Fläche vom Bruchteil cines Quadratzentimeters Tausende von Transistoren, Widerständen und Kondensatoren enthält und sozusagen das «Ge- hirn» dieser neuen Bildschirm-Errungenschaften bildet zur Verfügung. Daran wird zugleich deutlich, in welchem Masse die Unterhaltungs- elektronik heute von der einstmals allein der Computertechnik vorbehaltenen Digitaltechnik profitiert. Der Bildschirm als Terminal Ucber die Optimierung des Bedienungskom- forts bei Fernseh-, aber auch anderweitigen Gerä- ten de r Unterhaltungselektronik hinaus zeigt die diesjährige Fera eine weitere Tendenz der Bran- che mit aller Deutlichkeit auf: Der Bildschirm soll nicht länger allein der Wiedergabe der von den Sendern verabreichten, mehr oder minder leichten Kost dienen, sondern künftig zu mehr nütze sein. Das zeichnet sich vordergründig vor- erst einmal dadurch ab, dass zusehends mehr Bildschirmspiele das heisst: Zusatzgeräte, die diese Spiele zu spielen erlauben erhältlich sind. Nach der ersten und zweiten Generation dieser in den USA entstandenen Video Games in Form von Bildschirm-Tennis usw. kommt dem TV- Gcrätcbcsitzer nun die dritte Generation diejenige de r «intelligenten Spiele» ins Haus. Auch sie wurden erst durch die Verwendung entsprechend programmierter Mikroprozessoren möglich. Die Bezeichnung «intelligente Spiele» tragen sie, weil de r Spieler dabei handle es sich nun um bisher schon bekannte Spiele wie Mühle oder Schach oder um speziell auf den Bildschirm zugeschnittenen Zeitvertreib gegen den Computer spielen kann. Erstmals vordemonstriert wird dem breiten Publikum in der Schweiz an der diesjährigen Fera de r sogenannte Bildschirmtext, beziehungsweise eines de r Verfahren, welche die zusätzliche Ver- wendung des Fernsehempfängers als Daten- Terminal erlauben. Dabei können auf dem Bild- schirm kurze (stehende) Texte oder auch einfache Graphiken sichtbar gemacht werden, die vorher einem zentralen Computer eingegeben wurden. Zur Ucbertragung dieser Informationen zum Empfänger sind zwei Wege möglich: Entweder werden die Informationen «stückchenweise» in de r sogenannten Zeilen-Austastlücke (also wäh- rend der kurzen Zeit, welche der Elektronenstrahl der Bildröhre jeweils benötigt, um nach einer Sich rasch mal ohne Umschalten informieren, was gerade in einem zweiten Programm lauft, das kann der Besitzet des itaba Ultracolor J 6794 mit dem neuen tt All Yoii Need is Love» die Geschichte der fro. «All You Need is Lovc» heisst die I7teilige Sendereihe, die das Fernsehen DR S am kommenden Samstag um 18 Uhr startet und je- weils an den Samstagen bis zum 17. Dezember dieses Jahres fortsetzt. Die 50 Minuten dauernden Episoden «vom Blues zum Swing, von Afrika zum Broadway, vom Jazz zu Soul und Rock'n' Roll» sind das Werk des englischen Film- regisseurs und Musikjournalisten Tony Palmer und bieten sich als eine Art tönende Enzyklo- pädie der Unterhaltungsmusik an. Unterhaltungsmusik: die Frage nach de r Um- schreibung dieses Begriffs ist deshalb müssig, weil wohl niemand so richtig weiss, wo die Grenzen zu ziehen sind. Gehörten in de r Scholle wurzelnde Ländlermusiken dazu und Bob Dylans Protestlieder, Tschaikowskys 1. Klavierkonzert und die Gospelsongs gepeinigter Sklaven in den Baumwollfeldern de r USA? Man weiss, dass Mahalia Jackson nach ihren eigenen Worten niemals «Unterhaltungsmusik» gemacht hat, und trotzdem wird sie zum «leichten Programm-», zur populären Sparte gezählt. Der Titel der Fernsehserie stammt von den Beatles; sie hatten «All You Need is Love» vor zehn Jahren im Rahmen der ersten (und einzigen) weltweiten Fernsehsendung «Oiir World» einem 700-Millioncn-Publikum vorgestellt. Der Autor hat diese Aussage bewusst als Ucbcrschrift ge- wählt, weil er feststellte, «dass trotz ver- schiedensten Ansichten in Einzelfragen und trotz aller Sentimentalität in der populären Musik letztlich die Aussage bestehen bleibt: Alles, was man wirklich braucht, ist Liebe.» Die Geschichte der Unterhaltungsmusik, wie sie Tony Palmer anhand von Interviews mit über 300 Sängern und Musikern und nach dem Sammeln von Archivfilmen und -photos nach- gezeichnet hat, ist ganz und gar nach Amerika ausgerichtet. Vergeblich wartet, wer auf einen Beitrag von Vico Torriani, Adriano Celentano, Heino oder den Rosy Singers hofft. Das Schweizer Fernsehen hat den Presse- vertretern Gelegenheit zur Einsicht in die be- vorstehende Sendereihe gewährt. Nummer eins (Ausstrahlung am Samstag, 27. August) soll den Zuschauer auf den Geschmack bringen: Es sind 50 Minuten Vorspann, ein Namensregister für die ihr folgenden Lektionen, ein «Who is who?» des Entertainments. Als Mustersendung wurde die Episode 3, «Alexanders Ragtimc-Band», vor- geführt. Möglicherweise war die Wahl unglück- lich, denn sollten alle andern Teile gleichfalls derart ins Detail gehen, dann dürfte das Interesse des Publikums bald einmal erlahmen. George Gruntz hat die deutschsprachige Version verfasst- und ist den Schauplätzen der Szenen nachge- gangen, um an Ort und Stelle seinen Kommentar zu sprechen. Es ist ein Aufwand, den sich das Bayerische Fernsehen, das die Reihe später ebenfalls ausstrahlen wird, geleistet hat ein Aufwand allerdings, der wenig bis nichts zur Sprache beiträgt; diese «Inscrts» hätten ohne Qualitätsverlust auch in einem hiesigen Studio fabriziert werden können. Die «Alexander's Ragtime-Band» also schil- dert in epischer Breite die Bedeutung von Scott Joplin in den Anfängen des Jazz und sein Wirken bis ans kühle Grab. Was das amerikanische Publikum brennend interessieren mag, ist nicht von zwingender Unabdingbarkeit für europäische Unterhaltungsmusik Zuschauer. Hier schlich sich der Verdacht ein, weniger sei mehr: es hätte cines Quentchens Mut bedurft, um ein paar resolute Schnitte anzubrin- gen, um am vorgeführten Beispiel die Sen- dung auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Serie enthält anderseits sehr aufschluss- reiche Informationen, es werden Techniken demonstriert, Stilrichtungen und ihre Ueber- schneidungen, Verwandtschaften und Fortent- wicklungen plausibel gemacht. Palmer korrigiert Fehlinterpretationen de r Musikgeschichte, wider- legt die überlieferte Mär von New Orleans, der angeblichen Geburtsstätte des Jazz, dass der Blues einer der Eckpfeiler de r modernen Musik sei und dass die Musik der Schwarzen in Amerika aus den Küstengebieten Afrikas stamme. In der nicht chronologisch ablaufenden Folge werden alle zu Bild und Ton kommen, die in de r «Unterhallungss-Szcne (und immer von Amerika ausgehend) international mitzureden hatten und haben. Die «Weisse Kultur und schwarze Erbe», die Entstehung des Jazz mit King Oliver, dem pausbackigen Dizzy Gillespie, Duke Ellington, Louis Armstrong, Charlie Parker, Ella Fitzgerald und andern dargestellt, «Blues aus der Einsam- keit», in die Musik übertragene Gemütsver- fassung, «Vaudeville und Music Hall», das knall- harte Unterhaltungsgeschäft mit Jiidy Garland, ihrer Tochter Uta Minnelli, Barbra Streisand, den einzigen erwähnenswerten Europäern Maurice Chevalier, Edith Piaf, Marlene Dietrich und der Allround-Betriebsnudel Liberace. Die Massenpro- dukte der Schlagerindustrie, schmalztriefend wie «Die Augen meiner Mutter», werden genauso be- leuchtet wie freilich auch die guten Seiten des «Show biz». Eine Sendefolge ist dem Musical gewidmet, eine andere dem Swing, wieder eine andere de r «Musik aus den Ghettos» de r Schwarzen, die keinen Zutritt hatten ZU den Tanzlokalen der Weissen, es sei denn auf de r Bühne, als Karikaturen ihrer selbst. Die «Country Music» (unter anderen mit den Everly Brothers) zeigte sich als ergiebigste Quelle der populären Musik auch kommerziell betrachtet , und zu den «Kriegs- und Protestliedern» sind jene Anklagen zu zählen, die in ihrer modernen Form erstmals im Ersten Weltkrieg zu hören waren und später während des Vietnamkriegs wiederholt wurden. Natürlich fehlt der Rock'n'Roll ebenso- wenig wie eine Betrachtung de r Beatles und ihrer getrennten Wege, der Beach Boys, Jimmi Hendrix', der Rolling Stones, Procol Hamms', der Mothers of Invention und vieler, vieler anderer. «All You Need is Love» konnte, so scheint es jedenfalls, ein probates Mittel sein für Zuschauer Eltern vor allem , die irgendwann zwischen ihrer eigenen Jugend und heute den musikali- schen Faden verloren haben: 17 Sendungen dürf- ten ausreichen, um mehr als nur das Notwendig- ste aufzuarbeiten. Nachzutragen bleibt, dass «All You Need is Love» vor kurzem in Buchform erschienen ist (Lizenzausgabe für den Buch-Klub Ex Libris, 348 Seiten, Preis 28 Franken). Eine Fülle von Bildern, Tafeln, Texten, Aeusserungen und Interpretatio- nen dokumentieren in süffigem Stil und in unter- haltsamer Weise diese Kapitel der Musik- geschichte. Wer die TV-Serie mit dem nötigen Ernst zu konsumieren vorhat, wird auf die Lektüre des Buches, geschrieben vom Filmautor, nicht verzichten wollen. geschriebenen Zeile wieder an den linken Bild- rand zurückzuspringen) vom Fernsehsender selbst ausgestrahlt, oder aber man bedient sich für diese Variante der langsamen Datenübertragung des Telefonnetzes (mit entsprechendem Zusatzgerät). Beide Verfahren haben ihre Vor- und Nach- teile. So ist der Vorra t an gespeicherten Informa- tionen beim ersten Verfahren (in der Schweiz soll dafür die Bezeichnung Videotext Verwendung finden) notgedrungen begrenzt (etwa 100 Seiten zu je 24 Zeilen mit 40 Zeichen, also Buchstaben oder Zahlen), will man nicht zu allzu grossen Wartezeiten kommen, bis die gewünschte Seite auf dem Bildschirm erscheint. Dem steht als Vor- teil entgegen, dass jeder Fernsehzuschauer gleich- zeitig Zugang zu den gespeicherten, vom Fernseh- sender permanent ausgestrahlten Informationen hat. Demgegenüber hat die Tclefonnetz-Variante (als Bezeichnung ist Teletext vorgeschlagen) den Vorteil, dass de r Vorrat an gespeicherten Infor- mationen weit höher praktisch unbegrenzt sein kann, weil der Zuschauer via Wählscheibe oder Wähltastatur seines Telefons nur diejenige Seite abruft, die er zu schen wünscht. Ausserdem bietet Teletext (um bei dieser nicht von allen Fachleuten als glücklich empfundenen Bezeich- nung zu bleiben) im Gegensatz zu Videotext die Möglichkeit echter Zweiweg-Kommunikation und zwar rund um die Uhr. Anderseits wird die Leistungsfähigkeit von Teletext allerdings durch die Anzahl de r Telefonanschlüsse des Computers (d. h. der Datenbank) begrenzt. Daran, dass Bildschirmtext eines näheren oder ferneren Tages zur Alltagswirklichkeit gehören wird, dürfte kaum zu zweifeln sein und ist lediglich eine Frage der finanziellen Mittel, die man dafür einzusetzen gewillt ist. Und dies wie- derum hängt schliesslich vom Bedürfnis für der- artige Dienste ab. Echter Fortschritt bei der Bildaufzeichnung Wenn die Geräte für die Aufzeichnung von Fernsehsendungen beim Publikum letztlich nicht jenen grossen Widerhall fanden, mit dem man seinerzeit gerechnet hatte, dann weniger wegen des Anschaffungspreises (er liegt ungefähr in de r Höhe desjenigen für einen Farb-TV-Empfänger) als vielmehr der teuren Bänder wegen. Hier ist nun ein echter Fortschritt zu verzeichnen: trotz Beibehaltung der relativen Bandgeschwindigkeit (ein rotierender Kopf zeichnet die Signale schräg zur Bandlaufrichtung auf) konnte nun die (absolute) Bandgeschwindigkeit erheblich gesenkt, der Bandverbrauch mithin reduziert und die Spieldauer erhöht werden (130 Minuten auf einem Band). Das konnte dadurch erreicht wer- den, dass die Schrägspuren nach dem neuen Ver- fahren näher beieinander liegen als bei den Gerä- ten de r alten Norm. Der schon seit Jahren zu beobachtende Trend, Mechanik in Geräten der Unterhaltungselektronik wo immer es geht durch Elektronik zu ersetzen, hält unvermindert an. So sind nicht nur Skalen- antricbc immer seltener anzutreffen, weil an ihre Stelle Leuchtdioden-Zeilen oder gar Digitalanzei- gen treten; auch die Dreh- oder Schieberegler, mit denen bis anhin Lautstärke, Bildhelligkeit usw. eingestellt wurden, sind im Rückzug begriffen, weil ihre Funktion von elektronischen Bauteilen besser und störungsfreier erfüllt werden kann. Zur Bedienung genügt das Antippen eines Sensors («Berührungstaste» ohne bewegliche Teile). Man fragt sich ob des noch vor wenigen Jah- ren undenkbar erschienenen hohen Bedienungs- komfort es beinahe angstvoll, was die Entwick- lungsingenieure sich künftig noch einfallen lassen sollen. Indes: Ihre Trick- und Ideenkiste fördert allemal wieder Bestaunenswertes Nützliches und weniger Nützliches zutage. Konnte man für die nächste Fera einen Wunsch an sie richten, so wäre es wohl vor allem dieser: dass nämlich ausnahmslo s alle Radiogeräte mit digitaler Frequenzanzeige ausgerüstet wären. Damit in einem Jahr, wenn Beromünster abends abgestellt werden miiss, jeder Deutschschweizer in der Lage ist, die Programme von Radio DRS auf UKW zu verfolgen. Helmut Waldschmldl Neue Zürcher Zeitung vom 26.08.1977

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Steile Ädicr .iciliiiin RADIO UND FERNSEHEN FreitiiR, 26. Außiist 1977 Nr. 199 75

49. Schweizerische Fernseh-, Radio-, Phono- und Tonbandausstellung in Zürich:

Ungebremster Fortschritt des Bedienungskomforts

Möchten Laien wie Fachleute der letztjähri-gen Fera vorwerfen, sie habe weder d er einennoch d er anderen Gruppe Vermerkenswertes anNeuigkeiten gebracht die Veranstalter spra-chen denn auch von «Detail- und Optimierungs-

arbeit» , so gilt dies für die diesjährige wieimmer in den Zürcher Ziispa-Hcillcn durch-geführte 49. «Schweizerische Fernseh-, Radio-,Phono- und Tonbandausstellung» in weit ge-ringerem Masse. Nicht dass sich vor dem Be-sucher diesmal ein Blick auf ein Uebermass antechnischer Innovation auftäte; das Angebot anechten «Knüllern» auf dem Gebiet d er Unterhal-tungselektronik ist auch heuer vergleichsweise be-scheiden. Aber immerhin gibt es im AngebotNeuerungen und Neuigkeiten zi1 vermelden, diedurchaus erwähnenswert sind.

Wirklich epochemachende Entwicklungen

oder gar Erfindungen fehlen freilich müssen feh-len , weil auch in den Entwicklungslabors desIndustriegiganten Unterhaltungselektronik nichtfortwährend Spektakuläres, den Masscnmcdicn-konsumcnten in Bann Schlagendes hervor-gebracht werden kann. Das hängt einerseits damitzusammen, dass die Meilensteine d er Massen-kommunikation (zumindest auf technischem Ge-biet) längst gesetzt sind, anderseits mit der Tat-sache, dass die Unterhaltungselektronik sich jelänger, je stärker an die Entwicklung d er profes-

sionellen Elektronik (und damit an die Entwick-lung der Elektronik überhaupt) anlehnt. Hinzukommt, dass seinerzeit aufgestellte, auf dem da-maligen Stand der Technik beruhende (und inzwi-schen überholte) Uebertragungs- beziehungsweise

Sende- und Wiedergabesysteme und -normenschon deswegen nicht von heute auf morgen überBord geworfen werden können, weil eine Unzahlvon Rezipienten mit auf diesen Normen beruhen-den Empfangs- und Wiedergabegeräten ausgestat-

tet ist. Augenfälligstes Beispiel: Der total über-lastete Frequenzbereich der Mittelwellen imRadiogebiet konnte sofort «gesäubert» werden,wenn es möglich wäre, vom bisherigen, aus denAnfangszeiten datierenden Zwciseitenbandbetriebauf den bandbreitesparenden, aber mit normalenGeräten nicht zu empfangenden Einseitcnband-bctrieb umzustellen.

Einzug der Mikroprozessoren

Weil derzeit an den überkommenen Uebcrtra-gungssystemen und -normen kaum zu rütteln ist,die Unterhaltungselektronikindustrie aber schonaus kommerziellen Gründen dazu gezwungen ist,dem potentiellen Käufer dennoch geschäfts-

belebendc Neuigkeiten anzubieten, kaprizierensich die Entwicklungsingenieure der einschlägigen

Firmen seit Jahren darauf, dem Konsumentenmittels stündig vorangetriebenen Bedienungs-

komforts auf die Sprünge zu helfen. Dies führtedazu, dass dem Besucher der vorletzten Fera derdrahtlose (und akustisch zweifellos umweltfreund-Iifihc) Infrarot-Kopfhörer präsentiert werdenkonnte, während die «Hits» der letztjährigen Ferain Form von Schnellheizkathoden bei Bildröhrenund allgemeiner Einführung der Inline-Bildröhrenden unbedarften Fernsehzuschauer kaum vomStuhl zu reissen vermochten.

Anders in diesem Jahr: Die an der Fera 1977präsentierten Neuigkeiten im Fernsehsektor sind

selbst wenn auch sie letztlich nur eine Steige-rung des Bedienungskomforts bedeuten un-gleich spektakulärer als diejenigen der voran-gegangenen Jahre. Das gilt sowohl für die «Bild-im-BiUh-Geräte, das heisst Fernsehempfänger,

bei denen während des Empfangs cines Kanals ineiner Ecke des Bildschirms das Programm einesanderen Kanals schwarzweiss eingeblendet wer-den kann, als auch für Geräte, die sich in bezug

auf als empfangswürdig erachtete Sendungen fürWochen, Monate ja Jahre regelrecht pro-grammieren lassen, das heisst den Empfänger amvorgewählten Tag zur vorgewählten Stunde (bzw.Minute) ein- und auch wieder ausschalten undsogar darauf ansprechen das heisst den Emp-fänger ausser Betrieb setzen , wenn der Eignercines derartigen Top-Gerätes den Programm-schluss verschläft.

Man mag derartige Einrichtungen, die nichtszu einer besseren Empfangsqualität beitragen, alsKinkerlitzchen, als vordergründigen technischenSchnickschnack abtun. Ihr praktischer Nutzen istdennoch unbestritten. Dürfte die «Bild-im-Bild»-Tcchnik dem Normalverbraucher letztlich nurselten zu mehr dienen, als den Beginn des Krimisim anderen Kanal nur ja nicht zu verpassen, soerlaubt der programmierbare Fernsehempfängerhingegen nicht nur, Kinder vom unerwünschtenDauerkonsum abzuhalten, sondern darüber hin-aus auch, die Erwachsenen an Sendungen zu erin-nern, die sie unbedingt sehen möchten.

Der Laie mag sich fragen, warum «Bild-im-Bild »-Technik und Langzeitvorprogrammierungnicht schon längst zum Standard der gehobenen

TV-Gerätcklasse zählen. Die Antwort der Fach-leute ist ebenso einfach wie triftig: Weil es bisheran Bauelementen mangelte, die derartiges sowohlkosten- als auch volumenmässig in vernünftigenDimensionen hätten realisieren lassen. Inzwi-schen aber sind derartige Bauelemente hoch-integrierte Halblcitcrlogikschaltungcn und -spei-

cher zur Serienreife gediehen und auf Grundgesunkener Stückpreise auch für Zwecke derUnterhaltungselektronik verwendbar geworden,wie dies in den Jahren zuvor auch schon bei ein-facheren integrierten Schaltungen (ICs) der Fallwar.

Weder «Bild-im-Bild»-Tcchnik noch Vor-programmierung wären indessen denkbar, stündeheute den Untcrhaltungselektronikkonstrukteurennicht der sogenannte Mikroprozessor laut De-finition eine «frei programmierbare Logik-schaltung», also ein Mini-Computer, der auf einerFläche vom Bruchteil cines QuadratzentimetersTausende von Transistoren, Widerständen undKondensatoren enthält und sozusagen das «Ge-hirn» dieser neuen Bildschirm-Errungenschaftenbildet zur Verfügung. Daran wird zugleichdeutlich, in welchem Masse die Unterhaltungs-elektronik heute von der einstmals allein derComputertechnik vorbehaltenen Digitaltechnikprofitiert.

Der Bildschirm als TerminalUcber die Optimierung des Bedienungskom-

forts bei Fernseh-, aber auch anderweitigen Gerä-ten d er Unterhaltungselektronik hinaus zeigt diediesjährige Fera eine weitere Tendenz der Bran-che mit aller Deutlichkeit auf: Der Bildschirmsoll nicht länger allein der Wiedergabe der vonden Sendern verabreichten, mehr oder minderleichten Kost dienen, sondern künftig zu mehrnütze sein. Das zeichnet sich vordergründig vor-erst einmal dadurch ab, dass zusehends mehrBildschirmspiele das heisst: Zusatzgeräte, diediese Spiele zu spielen erlauben erhältlich sind.Nach der ersten und zweiten Generation dieser inden USA entstandenen Video Games in Formvon Bildschirm-Tennis usw. kommt dem TV-Gcrätcbcsitzer nun die dritte Generationdiejenige d er «intelligenten Spiele» ins Haus.

Auch sie wurden erst durch die Verwendungentsprechend programmierter Mikroprozessorenmöglich. Die Bezeichnung «intelligente Spiele»tragen sie, weil d er Spieler dabei handle essich nun um bisher schon bekannte Spiele wieMühle oder Schach oder um speziell auf denBildschirm zugeschnittenen Zeitvertreib gegenden Computer spielen kann.

Erstmals vordemonstriert wird dem breitenPublikum in der Schweiz an der diesjährigen Ferad er sogenannte Bildschirmtext, beziehungsweise

eines d er Verfahren, welche die zusätzliche Ver-wendung des Fernsehempfängers als Daten-Terminal erlauben. Dabei können auf dem Bild-schirm kurze (stehende) Texte oder auch einfacheGraphiken sichtbar gemacht werden, die vorhereinem zentralen Computer eingegeben wurden.Zur Ucbertragung dieser Informationen zumEmpfänger sind zwei Wege möglich: Entwederwerden die Informationen «stückchenweise» ind er sogenannten Zeilen-Austastlücke (also wäh-rend der kurzen Zeit, welche der Elektronenstrahlder Bildröhre jeweils benötigt, um nach einer

Sich rasch mal ohne Umschalten informieren, was gerade in einem zweiten Programm lauft, das kann derBesitzet des itaba Ultracolor J 6794 mit dem neuen

ttAll Yoii Need is Love»die Geschichte der

fro. «All You Need is Lovc» heisst dieI7teilige Sendereihe, die das Fernsehen D RS amkommenden Samstag um 18 Uhr startet und je-weils an den Samstagen bis zum 17. Dezemberdieses Jahres fortsetzt. Die 50 Minuten dauerndenEpisoden «vom Blues zum Swing, von Afrikazum Broadway, vom Jazz zu Soul und Rock'n'Roll» sind das Werk des englischen Film-regisseurs und Musikjournalisten Tony Palmerund bieten sich als eine Art tönende Enzyklo-pädie der Unterhaltungsmusik an.

Unterhaltungsmusik: die Frage nach d er Um-schreibung dieses Begriffs ist deshalb müssig, weilwohl niemand so richtig weiss, wo die Grenzenzu ziehen sind. Gehörten in d er Schollewurzelnde Ländlermusiken dazu und Bob DylansProtestlieder, Tschaikowskys

1 . Klavierkonzertund die Gospelsongs gepeinigter Sklaven in denBaumwollfeldern d er USA? Man weiss, dassMahalia Jackson nach ihren eigenen Wortenniemals «Unterhaltungsmusik» gemacht hat, undtrotzdem wird sie zum «leichten Programm-», zurpopulären Sparte gezählt.

Der Titel der Fernsehserie stammt von denBeatles; sie hatten «All You Need is Love» vorzehn Jahren im Rahmen der ersten (und einzigen)

weltweiten Fernsehsendung «Oiir World» einem700-Millioncn-Publikum vorgestellt. Der Autorhat diese Aussage bewusst als Ucbcrschrift ge-wählt, weil er feststellte, «dass trotz ver-schiedensten Ansichten in Einzelfragen und trotzaller Sentimentalität in der populären Musikletztlich die Aussage bestehen bleibt: Alles, wasman wirklich braucht, ist Liebe.»

Die Geschichte der Unterhaltungsmusik, wiesie Tony Palmer anhand von Interviews mit über300 Sängern und Musikern und nach demSammeln von Archivfilmen und -photos nach-gezeichnet hat, ist ganz und gar nach Amerikaausgerichtet. Vergeblich wartet, wer auf einenBeitrag von Vico Torriani, Adriano Celentano,Heino oder den Rosy Singers hofft.

Das Schweizer Fernsehen hat den Presse-vertretern Gelegenheit zur Einsicht in die be-vorstehende Sendereihe gewährt. Nummer eins(Ausstrahlung am Samstag, 27. August) soll denZuschauer auf den Geschmack bringen: Es sind50 Minuten Vorspann, ein Namensregister für dieihr folgenden Lektionen, ein «Who is who?» desEntertainments. Als Mustersendung wurde dieEpisode 3, «Alexanders Ragtimc-Band», vor-geführt. Möglicherweise war die Wahl unglück-lich, denn sollten alle andern Teile gleichfalls

derart ins Detail gehen, dann dürfte das Interessedes Publikums bald einmal erlahmen. George

Gruntz hat die deutschsprachige Version verfasst-und ist den Schauplätzen der Szenen nachge-gangen, um an Ort und Stelle seinen Kommentarzu sprechen. Es ist ein Aufwand, den sich dasBayerische Fernsehen, das die Reihe später

ebenfalls ausstrahlen wird, geleistet hat einAufwand allerdings, der wenig bis nichts zurSprache beiträgt; diese «Inscrts» hätten ohneQualitätsverlust auch in einem hiesigen Studiofabriziert werden können.

Die «Alexander's Ragtime-Band» also schil-dert in epischer Breite die Bedeutung von ScottJoplin in den Anfängen des Jazz und sein Wirkenbis ans kühle Grab. Was das amerikanischePublikum brennend interessieren mag, ist nichtvon zwingender Unabdingbarkeit für europäische

Unterhaltungsmusik

Zuschauer. Hier schlich sich der Verdacht ein,weniger sei mehr: es hätte cines Quentchens Mutbedurft, um ein paar resolute Schnitte anzubrin-gen, um am vorgeführten Beispiel die Sen-dung auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Die Serie enthält anderseits sehr aufschluss-reiche Informationen, es werden Technikendemonstriert, Stilrichtungen und ihre Ueber-schneidungen, Verwandtschaften und Fortent-wicklungen plausibel gemacht. Palmer korrigiertFehlinterpretationen d er Musikgeschichte, wider-legt die überlieferte Mär von New Orleans, derangeblichen Geburtsstätte des Jazz, dass derBlues einer der Eckpfeiler d er modernen Musiksei und dass die Musik der Schwarzen in Amerikaaus den Küstengebieten Afrikas stamme.

In der nicht chronologisch ablaufenden Folgewerden alle zu Bild und Ton kommen, die in d er«Unterhallungss-Szcne (und immer von Amerikaausgehend) international mitzureden hatten undhaben. Die «Weisse Kultur und schwarze Erbe»,die Entstehung des Jazz mit King Oliver, dempausbackigen Dizzy Gillespie, Duke Ellington,Louis Armstrong, Charlie Parker, Ella Fitzgeraldund andern dargestellt, «Blues aus der Einsam-keit», in die Musik übertragene Gemütsver-fassung, «Vaudeville und Music Hall», das knall-harte Unterhaltungsgeschäft mit Jiidy Garland,ihrer Tochter Uta Minnelli, Barbra Streisand, deneinzigen erwähnenswerten Europäern MauriceChevalier, Edith Piaf, Marlene Dietrich und derAllround-Betriebsnudel Liberace. Die Massenpro-dukte der Schlagerindustrie, schmalztriefend wie«Die Augen meiner Mutter», werden genauso be-leuchtet wie freilich auch die guten Seiten des«Show biz». Eine Sendefolge ist dem Musicalgewidmet, eine andere dem Swing, wieder eineandere d er «Musik aus den Ghettos» d erSchwarzen, die keinen Zutritt hatten ZU denTanzlokalen der Weissen, es sei denn auf d erBühne, als Karikaturen ihrer selbst. Die «CountryMusic» (unter anderen mit den Everly Brothers)zeigte sich als ergiebigste Quelle der populärenMusik auch kommerziell betrachtet , und zuden «Kriegs- und Protestliedern» sind jeneAnklagen zu zählen, die in ihrer modernen Formerstmals im Ersten Weltkrieg zu hören waren undspäter während des Vietnamkriegs wiederholtwurden. Natürlich fehlt der Rock'n'Roll ebenso-wenig wie eine Betrachtung d er Beatles und ihrergetrennten Wege, der Beach Boys, Jimmi Hendrix',der Rolling Stones, Procol Hamms', der Mothersof Invention und vieler, vieler anderer.

«All You Need is Love» konnte, so scheint esjedenfalls, ein probates Mittel sein für Zuschauer

Eltern vor allem , die irgendwann zwischenihrer eigenen Jugend und heute den musikali-schen Faden verloren haben: 17 Sendungen dürf-ten ausreichen, um mehr als nur das Notwendig-

ste aufzuarbeiten.Nachzutragen bleibt, dass «All You Need is

Love» vor kurzem in Buchform erschienen ist(Lizenzausgabe für den Buch-Klub Ex Libris, 348Seiten, Preis 28 Franken). Eine Fülle von Bildern,Tafeln, Texten, Aeusserungen und Interpretatio-nen dokumentieren in süffigem Stil und in unter-haltsamer Weise diese Kapitel der Musik-geschichte. Wer die TV-Serie mit dem nötigen

Ernst zu konsumieren vorhat, wird auf dieLektüre des Buches, geschrieben vom Filmautor,nicht verzichten wollen.

geschriebenen Zeile wieder an den linken Bild-rand zurückzuspringen) vom Fernsehsender selbstausgestrahlt, oder aber man bedient sich für dieseVariante der langsamen Datenübertragung desTelefonnetzes (mit entsprechendem Zusatzgerät).

Beide Verfahren haben ihre Vor- und Nach-teile. So ist der Vorrat an gespeicherten Informa-tionen beim ersten Verfahren (in der Schweiz solldafür die Bezeichnung Videotext Verwendungfinden) notgedrungen begrenzt (etwa 100 Seitenzu je 24 Zeilen mit 40 Zeichen, also Buchstabenoder Zahlen), will man nicht zu allzu grossen

Wartezeiten kommen, bis die gewünschte Seiteauf dem Bildschirm erscheint. Dem steht als Vor-teil entgegen, dass jeder Fernsehzuschauer gleich-zeitig Zugang zu den gespeicherten, vom Fernseh-sender permanent ausgestrahlten Informationenhat.

Demgegenüber hat die Tclefonnetz-Variante(als Bezeichnung ist Teletext vorgeschlagen) denVorteil, dass d er Vorrat an gespeicherten Infor-mationen weit höher praktisch unbegrenztsein kann, weil der Zuschauer via Wählscheibeoder Wähltastatur seines Telefons nur diejenigeSeite abruft, die er zu schen wünscht. Ausserdembietet Teletext (um bei dieser nicht von allenFachleuten als glücklich empfundenen Bezeich-nung zu bleiben) im Gegensatz zu Videotext dieMöglichkeit echter Zweiweg-Kommunikationund zwar rund um die Uhr. Anderseits wird dieLeistungsfähigkeit von Teletext allerdings durchdie Anzahl d er Telefonanschlüsse des Computers(d. h. der Datenbank) begrenzt.

Daran, dass Bildschirmtext eines näheren oderferneren Tages zur Alltagswirklichkeit gehörenwird, dürfte kaum zu zweifeln sein und istlediglich eine Frage der finanziellen Mittel, dieman dafür einzusetzen gewillt ist. Und dies wie-derum hängt schliesslich vom Bedürfnis für der-artige Dienste ab.

Echter Fortschritt bei der Bildaufzeichnung

Wenn die Geräte für die Aufzeichnung vonFernsehsendungen beim Publikum letztlich nicht

jenen grossen Widerhall fanden, mit dem manseinerzeit gerechnet hatte, dann weniger wegen

des Anschaffungspreises (er liegt ungefähr in d erHöhe desjenigen für einen Farb-TV-Empfänger)als vielmehr der teuren Bänder wegen. Hier istnun ein echter Fortschritt zu verzeichnen: trotzBeibehaltung der relativen Bandgeschwindigkeit(ein rotierender Kopf zeichnet die Signale schräg

zur Bandlaufrichtung auf) konnte nun die(absolute) Bandgeschwindigkeit erheblich gesenkt,

der Bandverbrauch mithin reduziert und dieSpieldauer erhöht werden (130 Minuten aufeinem Band). Das konnte dadurch erreicht wer-den, dass die Schrägspuren nach dem neuen Ver-fahren näher beieinander liegen als bei den Gerä-ten d er alten Norm.

Der schon seit Jahren zu beobachtende Trend,Mechanik in Geräten der Unterhaltungselektronikwo immer es geht durch Elektronik zu ersetzen,hält unvermindert an. So sind nicht nur Skalen-antricbc immer seltener anzutreffen, weil an ihreStelle Leuchtdioden-Zeilen oder gar Digitalanzei-gen treten; auch die Dreh- oder Schieberegler,

mit denen bis anhin Lautstärke, Bildhelligkeitusw. eingestellt wurden, sind im Rückzugbegriffen, weil ihre Funktion von elektronischenBauteilen besser und störungsfreier erfüllt werdenkann. Zur Bedienung genügt das Antippen einesSensors («Berührungstaste» ohne beweglicheTeile).

Man fragt sich ob des noch vor wenigen Jah-ren undenkbar erschienenen hohen Bedienungs-

komfort es beinahe angstvoll, was die Entwick-lungsingenieure sich künftig noch einfallen lassensollen. Indes: Ihre Trick- und Ideenkiste fördertallemal wieder Bestaunenswertes Nützlichesund weniger Nützliches zutage. Konnte manfür die nächste Fera einen Wunsch an sie richten,so wäre es wohl vor allem dieser: dass nämlichausnahmslos alle Radiogeräte mit digitalerFrequenzanzeige ausgerüstet wären. Damit ineinem Jahr, wenn Beromünster abends abgestelltwerden miiss, jeder Deutschschweizer in der Lageist, die Programme von Radio DRS auf UKW zuverfolgen.

Helmut Waldschmldl

Neue Zürcher Zeitung vom 26.08.1977