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Jg. ~9, Heft 39 KESTERMANN und VOGT, Gas6dem und Tetanus. lOO9 28. September I94o Mail wird gegen meine Auffassung einwenden, dab doch die Verschiedenartigkeit der Wirkung einzelner Derivate des Sulfonamids gerade die ,,Spezifit~t" der Wirkllng beweise, w~hrend die des Pyramidons als ,,nnspezifisch" zu gelten habe. Wir k6nnen hier auf die Problematik des Begriffs der ,,Spezifitgt" nicht ngher eingehen und m6chten nur betonen, dab das, was man heute zumeist als ,,SpezifitXt" eines Mittels bezeichnet, sehr wohl auch auf dem Wege fiber die vegetativen Zentren des Nervensystems zustande kommen kann. Wit wissen, dab jede Infektionskrankheit eine besondere ,,spezi- fische" Form der zentralen Reaktionsbereitschaft des O~ganis- mus aufweist, wir erinnern etwa an die typischel~ Fieber- kurven der verschiedenen Erkrankungen und die besondere 1Reaktionsweise der Vasomotoren bei den einzelnen Infek- tionskrankheiten, In der gleichen Weise kann zweifellos auch der u einer Infektionskrankheit durch eine be- sondere Form der zentralen ]3eeinflussung in eine bestimmte Richtung ge]enkt werden. So erscheint eine ,,Spezifit~t" der cerebralen Beeinflussung verschiedener Infektionskrank- heiten durchaus vorstellbar. In diesem Zusammenhang m6chten wir noch kllrz auf die Ahnlichkeiten zwischen dem Sullonamid nnd dem Jodid hinweisen, auf die HEu~ kiirzlich aufmerksam gemacht hat. H~uB~a erw~hnt, dab man allch beim Jodid am Ver- suchstier pharmakologische Wirkungell nut mit riesenhaften Dosen beobachten kann, w~hrend der Arzt am kranken Menschen schon bei kleinsten Mengen tiefgreifende Wir- kungen beobachtei1 kann, Nun ist es neuerdings dutch SCt~ITTX~IEL~I wahrscheinlich geworden, dab gerade die Wirkung des Jodids bei der Thyreotoxikose, an die hier zuerst zu denken ist, durch eine Eillwirkung auf die vege- tativen Zentren des Zwischellhirns zustande kommt. Auch die gleichm~3ige Verteilung des Sulfonamids zwischen Blur und Liquor, die MARSHACLmit dem Verhalten des Itarnstoffs und des Alkohols vergleicht, kann seinen Angriff am zentral- nerv6sen System erleichtern. Es ist schliel31ich darauf hinzuweisen, dag die toxischen Zeichen der Slllfonamidwirkung ausnahmslos durch eine Beeinflussung des Zentralnervensystems zustande kommen. H~I~N~ sagt hierzu, dab die aknte Giftigkeit des Sulfon- amids ,,lediglich durch die Wirkung am Nervensystem be- dingt sei". Er weist al~f die histologischen u des Zelltralnervensystems bin, die sich bei der t/Sdlichen Sulfonamidvergiftllng an Rinde, Mittelhirn und Vorder- h6rnern nachweisen lassen. Auch die Nebenwirkungen, die der Mensch zeigt, sind zweifellos in erster Linie nerv6ser Natnr. Dabei genfigen hier schon augerordentlich kleine Mengen zur Herbeiffihrung einer zentraltoxischen Schgdi- gung. Eine Reihe yon empfindlichen tgranken, besonders jugendlichen Alters, reagieren schon bei kleinen Mengen yon ~--2 g mit l~Wbelkeit, Erbrechen und Schwindel. Da hierbM kein Unterschied besteht, ob man das Mittel per oral oder parenteral verabreicht, ist eine zentrale Wirkllng wahr- scheinlich. Wenn auch das Auftreten pathologisch-toxischer Zeichen an einem Organsystem noch nicht das physiologische Angreifen des Mittels am gleichen Organ beweisen kann, so scheinen die Slllfonamide doch auch in dieser Beziehung eine auff~illige Sonderstellung einzunehmen. Die Annahme eines zentralen Angriffspunktes der Sulfon- amide lgl3t sich durch die Minischen Beobachtungen, die wit im vorhergehenden gebracht haben, wohl wahrscheinlich machen, aber nicht mit Sicherheit beweisen; dazu erscheinen experimentelle Untersuchungell unerl~Blich. Sie dfirften ge- rade bei einem Mittel, dessen Entdeckung und Ausgestaltung wir der tierexperimentellen Arbeit verdanken, keine uniiber- windlichell Schwierigkeiten bereiten. s wgre die Wirkung bei der intralumbalen und intracerebralen Applikation zll untersuchen, der Einflut} der hohen Halsmarkdurchschnei- dung, die Kombination mit anderen Wirkstoffen, die wie das Ergotamin oder die Narkotica einen sicheren EinflllB auf das Nervensystem besitzen. Wir erinnern nns, dab W. R. HEss gezeigt hat, dab es die vegetativen Zentren des Zwischenhirns sind, die nicht die Einzelfunktion, sondern das iResultat der Organleistung be- einflnssen. Die vegetative Einheitlichkeit des Organismus, wie sie im Verhalten des infektionskranken Menschen zum Ausdruck kommt, wird maBgeblich dutch das Zwischenhirn und seine Funktionen gestaltet. Die Funktionsbereitschaft der animalen Apparate, die den Verlauf der Infektions- krankheit bestimmt, ist hier in den vegetativen Zentren verankert. Es lag uns daran, auf diese M6gliehkeiten hin~ zuweisen, well jedes bessere Verstgn.dnis der Wirkungsweise eines Mittels seine Anwendbarkeit am kranken Menschen zu f6rdern vermag. Literatur : t3OOENDORFER, Arch. f. exper. Path. Ie 4, 65 (1927) ; I26, 378; I33, Io7 (1928). -- DOMAGI~, Z. klin. Ned. I36, 167 (I939). --, DOMARUS, Dtsch. reed. Wschr. I94 o, I97. -- HEUBNER, Klin. Wschr. I94 o, 265. -- RICI~ER, Das Zentralnervensystem und die rheumatisch genannte akute Polyarthritis. Dresden u. Leipzig: Theodor Steinkopff 1938. ZUR FRAGE DER AKTIVEN SCHUTZIMPFUNG GEGEN GASODEM UND TETANUS. Von Doz. Dr. E. KESTERMANN und Dr. K.-E. VOGT. Aus der Medizinisehen UniversitfitsMinik in Marburg a. d. Lahn (Direktor: Prof. SCHWENKENBECHER). Die M6glichkeit und Notwendigkeit einer aktiven Im- munisierung des Menschen gege~ Tetanus ist zur Geniige erwiesen, wenn auch noch manches Problematische gekl~rt werden mul3. Ffir die Gas6demerkrankung dtirfte die aktive Schutzimpfung, falls sie beim Menschen m6glich sein sollte, ebenfalls erwfinscht sein. Nur liegen hier die Dinge trotz der pathogenetischen Beziehungen zwischen Gas6dem- und Teta- nuserkrankung bei dem ersteren Leiden vim komplizierter. Wghrend der Tetanusbacillus am Orte der Verletzung liegen- bleibt, erfahren die Gas6demerreger eine schnelle Verbreitung und Vermehrung im ganzen Organismus. Deshalb treten Toxinbildung und ihre Sch~tden beJm Gas6dem schneller in Erscheinung als beim Tetanus. Eine passive Immunisierung mittels Serum mul3 aus diesem Grunde gerade beim Gas6dem h/iufig zu sp/it kommen. ]ginige Aus~tihrungen fiber die Erreger des Gas/Sdems seien vorausgeschickt. Erst der Weltkrieg hat die Forschungen fiber die Erreger des Gas6dems gef/Srdert (FRA~ENKEL, ASCt-IOFF, ~vVI~INBZRG und Sf~ouIIV, ZEISSLER, zit. nach I-I. SCHMIDT). Als Erreger sind hauptsgchlich anzusehen: I. Der lgac. perfringens (\u162 2. der Vibrio septique (\V~II~E~G) oder Pararausch- brandbacillus, 3. der Bac. oedematiens (Nov-z) und 4. der Bac. histolyticus. Der Bae. ~gerfri~Wns ist der verbreitetste Neim fiber- haupt. Sein Toxin wirk~c h~rnolysierend auf Blutzellen, macht Nekrosen besonders der Muskulatur und setzt ein blutig tingiertes 0dem. Das Fraenkel-Toxin ist nicht einheitlicher Natur. Man unterscheidet 2 Fraktionen: I. die h/imolytische (Alpha-Gift) und 2. die toxisch-llekrotische (Zeta-Gift). P~IGGE hfilt das Zeta-Toxin ffir das wichtigste Gift. Da diese Toxine antigene Eigenschaften haben, k6nnen sie dutch Immunserum neutralisiert werden. Der Pararauschbrandbaeillus kommt weniger hgufig im Erdboden vor als der Fraenkel- und Tetanusbacillus. Sein Toxin hat digitalisartige Wirkung auf das Herz, sch~tdigt aul3erdem Leber, Milz, Gehirn, Nebennieren und Erythro- cyten. Der Novyba.citZus wurde yon ZEISSLER llnd RASSFELD in Mitteleuropa an zweithgufigster Stelle gefunden. Sein Toxin erzeugt ein bernsteingelbes Odem. Der Bacillus h~stol~jt4eus ist selten zu linden. Er sch~digt die Gewebe schwer und unterstfitzt dadurch die Ansiedelung llnd Vermehrung anderer anaerober Keime. Angesichts der H~ufigkeit des GasSdemvorkommens in Kriegszeiten hat man bereits bei Tieren wiederholt eine

Age der Aktiven Schutzimpfung Gegen Gasödem und Tetanus

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Jg. ~9, Heft 39 KESTERMANN u n d VOGT, G a s 6 d e m u n d T e t a n u s . lOO9 28. September I94o

Mail wird gegen meine Auffassung einwenden, dab doch die Verschiedenartigkeit der Wirkung einzelner Derivate des Sulfonamids gerade die ,,Spezifit~t" der Wirkllng beweise, w~hrend die des Pyramidons als ,,nnspezifisch" zu gelten habe. Wir k6nnen hier auf die Problematik des Begriffs der ,,Spezifitgt" nicht ngher eingehen und m6chten nur betonen, dab das, was man heute zumeist als ,,SpezifitXt" eines Mittels bezeichnet, sehr wohl auch auf dem Wege fiber die vegetativen Zentren des Nervensystems zustande kommen kann. Wit wissen, dab jede Infektionskrankheit eine besondere ,,spezi- fische" Form der zentralen Reaktionsbereitschaft des O~ganis- mus aufweist, wir erinnern etwa an die typischel~ Fieber- kurven der verschiedenen Erkrankungen und die besondere 1Reaktionsweise der Vasomotoren bei den einzelnen Infek- tionskrankheiten, In der gleichen Weise kann zweifellos auch der u einer Infektionskrankheit durch eine be- sondere Form der zentralen ]3eeinflussung in eine bestimmte Richtung ge]enkt werden. So erscheint eine ,,Spezifit~t" der cerebralen Beeinflussung verschiedener Infektionskrank- heiten durchaus vorstellbar.

In diesem Zusammenhang m6chten wir noch kllrz auf die Ahnlichkeiten zwischen dem Sullonamid nnd dem Jodid hinweisen, auf die H E u ~ kiirzlich aufmerksam gemacht hat. H ~ u B ~ a erw~hnt, dab man allch beim Jodid am Ver- suchstier pharmakologische Wirkungell nu t mi t riesenhaften Dosen beobachten kann, w~hrend der Arzt am kranken Menschen schon bei kleinsten Mengen tiefgreifende Wir- kungen beobachtei1 kann, Nun ist es neuerdings dutch SCt~ITTX~IEL~I wahrscheinlich geworden, dab gerade die Wirkung des Jodids bei der Thyreotoxikose, an die hier zuerst zu denken ist, durch eine Eillwirkung auf die vege- ta t iven Zentren des Zwischellhirns zustande kommt. Auch die gleichm~3ige Verteilung des Sulfonamids zwischen Blur und Liquor, die MARSHACL mit dem Verhalten des Itarnstoffs und des Alkohols vergleicht, kann seinen Angriff am zentral- nerv6sen System erleichtern.

Es ist schliel31ich darauf hinzuweisen, dag die toxischen Zeichen der Slllfonamidwirkung ausnahmslos durch eine Beeinflussung des Zentralnervensystems zustande kommen. H ~ I ~ N ~ sagt hierzu, dab die aknte Giftigkeit des Sulfon- amids ,,lediglich durch die Wirkung am Nervensystem be- dingt sei". Er weist al~f die histologischen u des Zelltralnervensystems bin, die sich bei der t/Sdlichen Sulfonamidvergiftllng an Rinde, Mittelhirn und Vorder- h6rnern nachweisen lassen. Auch die Nebenwirkungen, die der Mensch zeigt, sind zweifellos in erster Linie nerv6ser Natnr. Dabei genfigen hier schon augerordentlich kleine Mengen zur Herbeiffihrung einer zentraltoxischen Schgdi- gung. Eine Reihe yon empfindlichen tgranken, besonders jugendlichen Alters, reagieren schon bei kleinen Mengen yon ~--2 g mit l~Wbelkeit, Erbrechen und Schwindel. Da hierbM kein Unterschied besteht, ob man das Mittel per oral oder parenteral verabreicht, ist eine zentrale Wirkllng wahr- scheinlich. Wenn auch das Auftreten pathologisch-toxischer Zeichen an einem Organsystem noch nicht das physiologische Angreifen des Mittels am gleichen Organ beweisen kann, so scheinen die Slllfonamide doch auch in dieser Beziehung eine auff~illige Sonderstellung einzunehmen.

Die Annahme eines zentralen Angriffspunktes der Sulfon- amide lgl3t sich durch die Minischen Beobachtungen, die wit im vorhergehenden gebracht haben, wohl wahrscheinlich machen, aber nicht mit Sicherheit beweisen; dazu erscheinen experimentelle Untersuchungell unerl~Blich. Sie dfirften ge- rade bei einem Mittel, dessen Entdeckung und Ausgestaltung wir der tierexperimentellen Arbeit verdanken, keine uniiber- windlichell Schwierigkeiten bereiten. s wgre die Wirkung bei der intralumbalen und intracerebralen Applikation zll untersuchen, der Einflut} der hohen Halsmarkdurchschnei- dung, die Kombinat ion mit anderen Wirkstoffen, die wie das Ergotamin oder die Narkotica einen sicheren EinflllB auf das Nervensystem besitzen.

Wir erinnern nns, dab W. R. HEss gezeigt hat, dab es die vegetativen Zentren des Zwischenhirns sind, die nicht die Einzelfunktion, sondern das iResultat der Organleistung be-

einflnssen. Die vegetative Einheitlichkeit des Organismus, wie sie im Verhalten des infektionskranken Menschen zum Ausdruck kommt, wird maBgeblich dutch das Zwischenhirn und seine Funkt ionen gestaltet. Die Funktionsbereitschaft der animalen Apparate, die den Verlauf der Infektions- krankheit bestimmt, ist hier in den vegetativen Zentren verankert. Es lag uns daran, auf diese M6gliehkeiten hin~ zuweisen, well jedes bessere Verstgn.dnis der Wirkungsweise eines Mittels seine Anwendbarkeit am kranken Menschen zu f6rdern vermag.

L i t e r a t u r : t3OOENDORFER, Arch. f. exper. Path. Ie 4, 65 (1927) ; I26, 378; I33, Io7 (1928). -- DOMAGI~, Z. klin. Ned. I36, 167 (I939). --, DOMARUS, Dtsch. reed. Wschr. I94 o, I97. -- HEUBNER, Klin. Wschr. I94 o, 265. -- RICI~ER, Das Zentralnervensystem und die rheumatisch genannte akute Polyarthritis. Dresden u. Leipzig: Theodor Steinkopff 1938.

ZUR FRAGE DER AKTIVEN SCHUTZIMPFUNG GEGEN GASODEM UND TETANUS.

V o n

Doz. Dr. E. KESTERMANN und Dr. K.-E. VOGT. Aus der Medizinisehen UniversitfitsMinik in Marburg a. d. Lahn

(Direktor: Prof. SCHWENKENBECHER).

Die M6glichkeit und Notwendigkeit einer aktiven Im- munisierung des Menschen gege~ Tetanus ist zur Geniige erwiesen, wenn auch noch manches Problematische gekl~rt werden mul3. Ffir die Gas6demerkrankung dtirfte die aktive Schutzimpfung, falls sie beim Menschen m6glich sein sollte, ebenfalls erwfinscht sein. Nur liegen hier die Dinge trotz der pathogenetischen Beziehungen zwischen Gas6dem- und Teta- nuserkrankung bei dem ersteren Leiden vim komplizierter. Wghrend der Tetanusbacillus am Orte der Verletzung liegen- bleibt, erfahren die Gas6demerreger eine schnelle Verbreitung und Vermehrung im ganzen Organismus. Deshalb treten Toxinbildung und ihre Sch~tden beJm Gas6dem schneller in Erscheinung als beim Tetanus. Eine passive Immunisierung mittels Serum mul3 aus diesem Grunde gerade beim Gas6dem h/iufig zu sp/it kommen.

]ginige Aus~tihrungen fiber die Erreger des Gas/Sdems seien vorausgeschickt. Erst der Weltkrieg hat die Forschungen fiber die Erreger des Gas6dems gef/Srdert (FRA~ENKEL, ASCt-IOFF, ~vVI~INBZRG und Sf~ouIIV, ZEISSLER, zit. nach I-I. SCHMIDT) .

Als Erreger sind hauptsgchlich anzusehen: I. Der lgac. perfringens (\u162 2. der Vibrio septique (\V~II~E~G) oder Pararausch-

brandbacillus, 3. der Bac. oedematiens (Nov-z) und 4. der Bac. histolyticus. Der Bae. ~gerfri~Wns ist der verbreitetste Neim fiber-

haupt. Sein Toxin wirk~c h~rnolysierend auf Blutzellen, macht Nekrosen besonders der Muskulatur und setzt ein blutig tingiertes 0dem.

Das Fraenkel-Toxin ist nicht einheitlicher Natur. Man unterscheidet 2 Fraktionen:

I. die h/imolytische (Alpha-Gift) und 2. die toxisch-llekrotische (Zeta-Gift). P~IGGE hfilt das Zeta-Toxin ffir das wichtigste Gift.

Da diese Toxine antigene Eigenschaften haben, k6nnen sie dutch Immunserum neutralisiert werden.

Der Pararauschbrandbaeillus kommt weniger hgufig im Erdboden vor als der Fraenkel- und Tetanusbacillus. Sein Toxin hat digitalisartige Wirkung auf das Herz, sch~tdigt aul3erdem Leber, Milz, Gehirn, Nebennieren und Erythro- cyten.

Der Novyba.citZus wurde yon ZEISSLER llnd RASSFELD in Mitteleuropa an zweithgufigster Stelle gefunden. Sein Toxin erzeugt ein bernsteingelbes Odem.

Der Bacillus h~stol~jt4eus ist selten zu linden. Er sch~digt die Gewebe schwer und unterstfitzt dadurch die Ansiedelung llnd Vermehrung anderer anaerober Keime.

Angesichts der H~ufigkeit des GasSdemvorkommens in Kriegszeiten hat man bereits bei Tieren wiederholt eine

I 0 1 0 THIELE und HARTKOPF, Vitamin A-Haushalt. Klinisohe Wochenschrif t

ak t ive Immunis i e rung gegen die betreffenden Toxine ver- s u c h t Formolinis ier te Kul tu ren benutz ten ~VIrTF and SCHAAF, sowie PENFOLD und PARKER gegen das mal igne Odem, W~INBERG und BAnOTTn, SZL/~VINSKAJA, sowie PzN- FOLD und TOLI~URST gegen die Fraenkel - Infekt ion .

Es ist bekannt , dab es schwer h~lt, die GasSdemtoxine ohne ZerstSrung ihrer ant igenen EigenschMten in ein unschgd- liches Toxoid fiberzu~fihren. DnMNITZ und SCHOLZ stell ten in den Behringwerken, Marburg, aus hochwirksamen Tox inen yon ffraens Pa~arausehbrand- und Novy-Baeil len ein Fo rmol toxo id her, das sie an A lumin iumhydroxyd adsor- bierten. Versuche derselben Autoren an Kaninchen zeigten, dab es m6glich ist, solche Tiere mi t diesem Impfs tof f gegen die Toxine der eben e r w i h n t e n Erreger zu immunisieren.

Wir ve rwand ten denselben Ims tof f bei 23 M~nnern, denen wir in 2w6chigen oder 4wSchigen oder 8w6chigen Abs tgnden je i ccm subcutan in die Regio subdel toidea injizierten.

ccm Impfs tof f enthie l t o, 5 ccm Fraenkel- , o,25 ccm Para- rauschbrand- und o,25 ccm Novy-Formol toxo id . Vor den Impfungen vergewisser ten wir uns, daf3 das Blu t se rum der Impf l inge keine meBbaren Mengen der be t ref fenden Ant i - tox ine besag. Ferner e rmi t t e l t en wir in Zusalnln~narbeit mi t den hiesigen Behr ingwerken die An t i t ox in t i t e r 14 Tage nach jeder Impfung.

Eine zweite Gruppe yon 26 Mgnnern impf ten wir in der- selben Weise 3mal m i t je i ccm eines Impfstoffes, der 0, 4 ccm Fraenke l -Formol toxo id , o, I ccm Pararauschbrandformol - toxoid, o,z ccm Novy-Fo rmo l toxo id and 0, 4 ccm Tetanus- formol toxoid enthiel t .

Unsere Versuehseryebni,se seien in Kiirze mi tge te i l t : Un te r den 23 Personen, denen wi t den reinen Gasbrand- impfstoff inizierten, konn ten wir bei ke inem Impf l ing mefg- bare An t i t ox imnengen gegen Perfr ingens- and Pararausch- b rand tox in Ieststellen. Nur 5 Impfl inge boten einen Novy- Ti te r yon o, o 2 - - o , i i. AE. ( internat ionale Ant i toxineinhei ten) im Serum.

Von den Untersuchten , denen wir den gemisehten Imp / - sto]/ applizierten, h a t t e n 3 einen nachweisbaren Perfr ingens- An t i t ox in t i t e r (yon o,25, o j o , o , io i. AE.). Gegen Novy- Toxin erre ichten 5 Personen jeweils o,02 i. AE. pro Kubik- zen t imeter Serum.

Auf Grund der obigen Fes t s te l lungen kann gesagt werden, dab im Blu t an t i t ox ingeha l t gewisse Ansgtze einer ak t iven Immunis i e rung gegen Perfringens-, nament l i ch aber gegen N o v y - T o x i n unverkennbar sind. Doch sind im groBen und ganzen die Ergebnisse noch unbefriedigend. Die Versuche werden fortgesetzt . Solange die Gasbrandschutz impfung im Versuchss tadium ist, bleibt als P rophy laxe des GasSdems neben der chirurgischen Behandlung die Serumanwendung, deren Erfolg eine Frage yon Ze i tpunk t und Dosierung ist.

Zuverlgssig wie in frfiheren Versuchen erwies sich wieder die Immuni s i e rung gegen Tetanus. Aus den beigeffigten Tabel len I - - 3 geht zur Gentige horror , dab auch in diesen

T a b e l l e I. T a b e l l e 2. T a b e l l e 3.

4 5 6 7 8 9

IO

Im Tetanus-AE. Nr. bei 2 wSchigem

ImpfintervalI

I 0,20 2 O, IO 3 0 ,20

0 , 0 6 O, I5 0 ,0 7 O, 20 0,30 O, IO O,IO

Ira Tetanus-AN. Nr. bei 2 w6chigem

ImpiintervaI1

I 0,50 2 1,50 3 o,3o 4 0,60 5 ~176 6 0,30 7 0,30 8 0,30

Im Tetanus-AE. Nr. bei 8 wSchigem

Impfintervall

I 0,30 2 3,00 3 3,00 4 o,75 5 o,3o 0 2,00 7 1,5o 8 o,75

Unte r suchungen mi t zunehmendem Impfinterva11 die Ant i - t o x i n m e n g e n im Serum gr613er werden. Insbesondere is t go- f a d e bei 8w6chigen Abst~inden zwischen den einzelnen Impfungen , obwohl nur 3 • o,4 ccm Tetanusadsorba t impf- s toff v e r w a n d t wurde, ein beachtlicher Grad yon Immuni tg t erreieht worden. Neben der ReaktionsfS, h igkei t des Organismus

(die n icht nur bei Immunis ie rungsversuchen eine Rol le spielt) scheint also weniger die Impfdosis , als v ie lmehr die Na tu r des Impfs toffes und Dauer des Impf in te rva l l s you ausschlaggebender Bedeu tung zu sein. Noch einige W o r t e zur Bedeu tung des Blu tan t i tox in t i t e r s . E r ist bisher beim Menschen der allein ieststel lbare, abe t nur re la t iv gtiltige MaBstab, denn bei ak t iv Schutzge impf ten sind noch groBe Mengen sessilen Ant i tox ins zellst~ndig vorhanden. Man dart wohl auf Grund a l l e rT ie rexper imente annehmen, dab je h6her der B lu t an t i t ox iu t i t e r befunden und je l~nger er beibe- ha l ten wird, um so besser auch die Schutzwirkung garan t ie r t bleibt.

Zusammen/assung: I. Die Schutz impfung gegen Gas- 6dem ist noch im Versuchss tadium.

2. Der geprfifte Te t anusadso rbadmpfs to f f gew~ihrleistet auch bei geringerer Impfdosis , als wir si t frfiher anwandten, bei geeigneten, gen/ igend grol3en Impf in te rva l len einen aus- re ichenden Schutz.

L i t e r a t u r : E. KESTIZRMANN, TH, SCHLEINING ll. K.-E. VOGT, Klin. Wschr. I939. Nr 4 9 . - W. J. P~NFOLD and TOLHURST, ref. Zbl. Bakter. I28, 85. -- PRIOaE, Z. Immun.forsch. 89, 477 (1936); 9~, 457 (1937) -- Dtsch. reed. Wschr. ~937, 19o6. -- H. SC~I~IIDT, Grundlagen der spezifischen Therapie and Prophylaxe bakt. Infektionskrankheiten. (Im Druck.) - - SELEVlNSKAJA, Zbl. Bakter. I Orig. II 4, 334 (I929). -- WZlN~R~ u. BAROTT~, C. r. Soc. Biol. Paris IOO, 19, 21, 73, 94, 733 (I929). -- J. ZEISSLER, Die GasOdeminfektion des Menschen. Handbuch der path. lViikro- org. (KoLz~, KRans, U~L~Nm:TI~). Bd. 4' Jena: G. Fischer 1931.

- - J, ZE~SSLXa u. RASSFELD, Die anaerobe Sporenflora tier euro- p~ischen Kriegsschaupl~tze 1917. Jena: G. Fischer 1928.

0BER DEN EINFLUSS DER RONTGENSTRAHLEN AUF DEN VITAMIN A-HAUSHALT.

Von

W. THIELE und W. HARTKOPF.

Aus der /%fedizk/schen Universit~ts-Po/iklinik Rostock (Direktor: Prof. Dr. H. SCHULTEN).

Unsere Kenntnisse fiber die "Wirkung yon R6ntgen- bes t rahlungen auf den Vi tamin A-Hausha l t sind bisher nur gering. Wir wissen zwar, dab das Vi tamin A schon gegenfiber Ul t rav io le t tbes t rah lungen empfindl ich ist (Pt~AC~_CK, EVI~RS, CI~EVALLIER und CHORON U. a.), und KOGEL ha t im photo- chemischen E x p e r i m e n t gezeigt, dab es dutch R6ntgen- s t rahlen zersetzt wird. Abe t fiber die Auswirkung der R6nt - genbes t rahlungen auf den Stoffwechsel des Vi tamin A i m Organismus sind wi t noch k a u m unter r ichte t . Ledigl ich v. QIJz~NzR h a t mitgetei l t , dab dutch massive, auf die ganze Bauchregion applizier te RSntgenbes t rah lungen ein AngrifI auf den Vi tamin A-Besi tz des Organismus und vor a l lem der Leber erfolgt, der schlagart ig zu d n e r mehr odor weniger vollst~indigen Erschgpfung der Vi tamin A-Rese rve der Leber ffihrt, v. QUERNER spricht in diesem Zusammenhang yon der En twick lung einer A-Hypovi taminose , vergle icht den brfisk einsetzenden and rasch ablaufenden Vorgang mi t e inem Shock und pr~gte daffir die Bezeichnung , ,A-Hypovi taminose- Shock". E r zog aus seinen Unte r suchungen im fibrigen den SchluB, dab die Ursache des sog. RSntgenka te rs in der Zer- stSrung desVi tamin A dutch die RSutgenst rahIen zu suchen sei.

W e n n man sich die Frage vorlegt, in welcher Weise die R6ntgens t rah len auf den Vi tamin A-Hausha l t einwirken, so stel l t die Tatsache, dab es in v i t ro un te r dem Einf lug yon R6ntgen- und anderen Strahlen zu einer Zers t6rung des Vi tamin A kommt , keine befr iedigende A n t w o r t dar. Der Umstand , dab das Vi tamin A i m Organismas an besondere Organe und Sys teme gebunden ist, m a c h t einen in v i t ro m6glichen Wirkungsmodus yon vornhere in unwahrscheinl ich. Es ist v ie lmehr anzunehmen, dab R6ntgens t rah len nur dann eine. Verschiebnng im Vi tamin A-Hausha l t hervorrufen k6n- nen, wenn diese St rahlen direkt an den Organen angreifen, die die eigentl ichen Trgger des Vi tamin A-HaushaI tes sind. Das gil t insonderhei t ftir die Leber, das re t iculoendothel ia le Sys tem und die meis ten endokr inen Drfisen, die entweder