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Schon in den ersten Tagen des deutschen An- griffs auf Polen zeigte der Krieg sein wahres Gesicht. Hitler hatte in seiner Ansprache am 22. August 1939 vor versammelter Wehr- machtführung gefordert: ‚Herz verschließen gegen Mitleid. Brutales Vorgehen. (...) Größ- te Härte“ (s. Katalog Größte Härte, Jochen Böhler, 2005), und die völlige Vernichtung des Gegners zum Kriegsziel erklärt. Als die deutsche Militärverwaltung am 26. Oktober 1939 durch eine Zivilverwaltung abgelöst wurde, waren bereits Zehntausende polnische Bürger unterschiedslosen Bombar- dements und Massenerschießungen zum Opfer gefallen. Soldaten der Wehrmacht begingen bereits in den ersten Kriegswochen 1939 Ver- brechen an Zivilisten und Kriegsgefangenen. Das brutale Vorgehen der deutschen Armee schon in den ersten Tagen des Krieges stieß dabei jedoch auch zuweilen auf Widerstand und Kritik seitens einzelner Offiziere und Mannschaftssoldaten. In jüngster Zeit wurden die deutsch-polni- schen Beziehungen durch geschichtspolitische Kontroversen über die Täter- und Opferrolle der Deutschen im Zweiten Weltkrieg und die nachfolgende Vertreibung der Deutschen überschattet. Die Zusammenarbeit zwischen dem polnischen Institut des Nationalen Ge- denkens und dem Deutschen Historischen Ins- titut Warschau bei der Konzipierung und der Verwirklichung dieser Ausstellung setzt ein Zeichen. Deutsche und polnische Historiker arbeiten ein dunkles Kapitel der Beziehungs- geschichte ihrer Länder gemeinsam auf. IMPRESSUM Eine Ausstellung des Büros der Öffentlichen Erziehung des Instituts des Nationalen Gedenkens – Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen die polnische Nation und des Deutschen Historischen Instituts Warschau Ausstellungskonzeption Dr. des. Jochen Böhler, Dr. Paweł Kosiński, Dr. Piotr Łysakowski unter Mitarbeit von Anna Piekarska, Agnieszka Rudzińska, Dr. Rafał Wnuk Wissenschaftliche Beratung Prof. Dr. Czesław Madajczyk, Prof. Dr. Paweł Machcewicz Prof. Dr. Klaus Ziemer Übersetzung Jasmin Nithammer Gestaltung und Umsetzung Stephan Roters (www.brandhotel.de) Besonderer Dank für ihre Unterstützung gebührt Mariusz Bondarczuk, Marianne Falley, Antoni Galiński, Sławomir Jarosiński, Michał Kępiński, Dr. Andrzej Krzysztof Kunert, Lucjan Nowakowski, Susanne Sekula, Michalina Wysocka sowie den Kolleginnen und Kollegen der Abteilungen des Büros der Öffent- lichen Erziehung des Instituts des Nationalen Gedenkens Kontakt www.dhi.waw.pl „GRÖSSTE HÄRTE...“ Verbrechen der Wehrmacht in Polen September | Oktober 1939 AUSSTELLUNG 18. Oktober bis 8. November 2009 Rathausgarten Hansestadt Lüneburg Eingang Waagestraße Eröffnung 17. Oktober um 16.00 Uhr AUSSTELLUNG 18. Oktober bis 8. November 2009 Eröffnung 17. Oktober um 16.00 Uhr Rathausgarten Hansestadt Lüneburg Eingang Waagestraße Örtlicher Veranstalter Landkreis und Hansestadt Lüneburg (www.lueneburg.de) in Kooperation mit dem Generalkonsulat der Republik Polen in Hamburg (www.hamburgkg.polemb.net)

„GRÖSSTE HÄRTE“ - Lüneburg · 2009. 10. 15. · Soldaten der Wehrmacht begingen bereits in den ersten Kriegswochen 1939 Ver- brechen an Zivilisten und Kriegsgefangenen. Das

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Page 1: „GRÖSSTE HÄRTE“ - Lüneburg · 2009. 10. 15. · Soldaten der Wehrmacht begingen bereits in den ersten Kriegswochen 1939 Ver- brechen an Zivilisten und Kriegsgefangenen. Das

Schon in den ersten Tagen des deutschen An-griffs auf Polen zeigte der Krieg sein wahres Gesicht. Hitler hatte in seiner Ansprache am 22. August 1939 vor versammelter Wehr-machtführung gefordert: ‚Herz verschließen gegen Mitleid. Brutales Vorgehen. (...) Größ-te Härte“ (s. Katalog Größte Härte, Jochen Böhler, 2005), und die völlige Vernichtung des Gegners zum Kriegsziel erklärt. Als die deutsche Militärverwaltung am 26. Oktober 1939 durch eine Zivilverwaltung abgelöst wurde, waren bereits Zehntausende polnische Bürger unterschiedslosen Bombar-dements und Massenerschießungen zum Opfer gefallen. Soldaten der Wehrmacht begingen bereits in den ersten Kriegswochen 1939 Ver-brechen an Zivilisten und Kriegsgefangenen. Das brutale Vorgehen der deutschen Armee schon in den ersten Tagen des Krieges stieß dabei jedoch auch zuweilen auf Widerstand und Kritik seitens einzelner Offiziere und Mannschaftssoldaten.

In jüngster Zeit wurden die deutsch-polni-schen Beziehungen durch geschichtspolitische Kontroversen über die Täter- und Opferrolle der Deutschen im Zweiten Weltkrieg und die nachfolgende Vertreibung der Deutschen überschattet. Die Zusammenarbeit zwischen dem polnischen Institut des Nationalen Ge-denkens und dem Deutschen Historischen Ins-titut Warschau bei der Konzipierung und der Verwirklichung dieser Ausstellung setzt ein Zeichen. Deutsche und polnische Historiker arbeiten ein dunkles Kapitel der Beziehungs-geschichte ihrer Länder gemeinsam auf.

IMPRESSUM

Eine Ausstellung desBüros der Öffentlichen Erziehung des Instituts des Nationalen Gedenkens – Kommission zur Verfolgung von Verbrechen gegen die polnische Nation

und desDeutschen Historischen Instituts Warschau

AusstellungskonzeptionDr. des. Jochen Böhler, Dr. Paweł Kosiński, Dr. Piotr Łysakowski

unter Mitarbeit vonAnna Piekarska, Agnieszka Rudzińska, Dr. Rafał Wnuk

Wissenschaftliche BeratungProf. Dr. Czesław Madajczyk, Prof. Dr. Paweł MachcewiczProf. Dr. Klaus Ziemer

ÜbersetzungJasmin Nithammer

Gestaltung und UmsetzungStephan Roters (www.brandhotel.de)

Besonderer Dank für ihre Unterstützung gebührtMariusz Bondarczuk, Marianne Falley, Antoni Galiński, Sławomir Jarosiński, Michał Kępiński, Dr. Andrzej Krzysztof Kunert, Lucjan Nowakowski, Susanne Sekula, Michalina Wysocka sowie den Kolleginnen und Kollegen der Abteilungen des Büros der Öffent-lichen Erziehung des Instituts des Nationalen Gedenkens

Kontaktwww.dhi.waw.pl

„GRÖSSTE HÄRTE.. .“Verbrechen der Wehrmacht in Polen

September | Oktober 1939

AUSSTELLUNG18. Oktober bis 8. November 2009

Rathausgarten Hansestadt LüneburgEingang Waagestraße

Eröffnung 17. Oktober um 16.00 Uhr

AUSSTELLUNG

18. Oktober bis 8. November 2009

Eröffnung 17. Oktober um 16.00 Uhr

Rathausgarten Hansestadt Lüneburg

Eingang Waagestraße

Örtlicher Veranstalter

Landkreis und Hansestadt Lüneburg(www.lueneburg.de)

in Kooperation mit dem

Generalkonsulat der Republik Polen in Hamburg(www.hamburgkg.polemb.net)

Page 2: „GRÖSSTE HÄRTE“ - Lüneburg · 2009. 10. 15. · Soldaten der Wehrmacht begingen bereits in den ersten Kriegswochen 1939 Ver- brechen an Zivilisten und Kriegsgefangenen. Das

LUFTKRIEG

Von Beginn des Krieges an bombardierte die deutsche Luftwaffe pol-

nische Städte und Ortschaften, auch wenn in ihnen keine polnischen

Truppen stationiert waren. Terrorangriffe waren Teil des deutschen

Angriffsplans gegen Polen. Den Tod tausender polnischer Männer, Frauen

und Kinder nahm das Oberkommando der Wehrmachtsführung dabei

billigend in Kauf.

ZIVILISTEN

Bereits vor dem deutschen Überfall wurde verfügt, dass alle polnischen

männlichen Zivilisten im Alter zwischen 17 und 45 Jahren „vorsorg-

lich“ festzunehmen seien. Grundlage für diese radikale Weisung war

die Überzeugung seitens der Wehrmachtsführung, dass die gesamte

Bevölkerung sich aktiv an der Landesverteidigung beteiligen werde. Zivilen

Bürgerwehren, die gemäß geltendem Kriegsvölkerrecht polnische

Städte verteidigten, wurde der Kombattantenstatus aberkannt. Geiseln

wurden oftmals unter zweifelhaften Umständen ohne vorherige kriegs-

gerichtliche Untersuchung festgenommen und erschossen.

„FREISCHÄRLER“

Im September 1939 gab es noch keine organisierten polnischen Partisa-

neneinheiten. Vielmehr blieben versprengte polnische Truppenteile hin-

ter der Front zurück und führten dort den regulären Kampf fort. Zudem

beschossen sich unerfahrene und nervöse deutsche Soldaten häufig

gegenseitig. Dadurch wurde unter ihnen der falsche Eindruck erweckt,

allerorten Zielscheibe von Angriffen der polnischen Zivilbevölke-

rung zu sein. Dieser „Freischärlerwahn“* führte dazu, dass die deutsche

Wehrmacht in den ersten Wochen des Einmarsches tausende polnische

Zivilisten grundlos erschoss.

*„Freischärler“ war die damals gebräuchliche Bezeichnung für „Partisanen“

JUDEN

Das Verhalten deutscher Soldaten gegenüber polnischen Juden war

von einer Mischung aus Abscheu, Misstrauen und Hohn geprägt.

Der ungewohnte Anblick polnischer Juden mit ihren traditionellen

Gewändern und Haar- und Barttrachten schien ihre Vorurteile gegen

das „Ostjudentum“ zu bestätigen. So wurden polnische Juden im

September 1939 zum Freiwild für deutsche Soldaten. Drangsalierungen

und willkürliche Erschießungen von Juden waren an der Tagesord-

nung.

KRIEGSGEFANGENE

Im September 1939 ermordeten deutsche Soldaten tausende

polnische Soldaten direkt im Anschluss an ihre Gefangennahme.

Sie wurden, wenn sie den Kampf gegen die Wehrmacht nicht auf

offenem Felde, sondern in Wäldern und Ortschaften oder hinter der

Front geführt hatten, nachträglich zu Partisanen erklärt und erschos-

sen. In den überlasteten Gefangenenlagern wurde in unübersicht-

lichen Situationen wahllos das Feuer auf Gefangenengruppen eröffnet.