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1 Begleitheft zur Sonderausstellung 2012 des Museumsvereins Feldkirchen i.K. Hans Neuhold, Recherchen zum Jahresthema „Heimische Marionetten. Das Werk Siegfried Wehrles und aktuelle Beiträge“ Siegfried Wehrle, Marionetten „Merkur als Wanderer“ und „Merkur als Gott“ Feldkirchen, im Juni 2012

„Heimische Marionetten. Das Werk Siegfried Wehrles und ... · Still-Leben. 3 Begleitheft zur Sonderausstellung 2012 Titelseite: Siegfried Wehrle, Marionetten Merkur als Wanderer;

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Begleitheft zur Sonderausstellung 2012 des Museumsvereins Feldkirchen i.K.

Hans Neuhold, Recherchen zum Jahresthema

„Heimische Marionetten. Das Werk Siegfried Wehrles

und aktuelle Beiträge“

Siegfried Wehrle, Marionetten „Merkur als Wanderer“ und „Merkur als Gott“

Feldkirchen, im Juni 2012

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Vorworte

Bürgermeister: Seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts hat sichdie Unterhaltungskultur bis heute zu einem riesigen Wirtschaftszweig ent-wickelt. Dem gegenüber waren in der schwierigen Nachkriegszeit derFünfzigerjahre die Möglichkeiten der Unterhaltung noch „dünn gesät“.Damals gab es in Feldkirchen die geistig und handwerklich hoch stehende,heute fast ausgestorbene Kunstform des Marionettentheaters. Dank derInitiative einiger Mitglieder des Museumsvereins, insbesondere des HerrnHR Dr. Hans Neuhold, ist es gelungen, die „Feldkirchner Marionetten“ des

Siegfried Wehrle in den Mittelpunkt der heurigen Jahresausstellung zu rücken und sozusagenvor den Vorhang zu holen. Bürgermeister Robert Strießnig.

Kulturreferent: In der Sonderausstellung 2012 widmet sich derMuseumsvereins Feldkirchen verdienstvoll dem Thema „Heimische Mario-netten. Das Werk Siegfried Wehrles und aktuelle Beiträge“. Dem Vorstandund den Mitgliedern unter Obmann DDr. Gerhard Huber danke ich für ihreehrenamtliche Tätigkeit und wünsche den Ausstellungsbesuchern vielVergnügen beim Erkunden der Spuren der Vergangenheit unserer Stadt undRegion. Vizebürgermeister Mag. Robert Schurian.

Obmann: Als „regionale Besonderheit“ ist die von Dr. Hans Neuhold alsKurator gestaltete „Siegfried-Wehrle-Marionettenausstellung“ hervorzu-heben. Der Vorstand ist davon überzeugt, dass mit dieser Ausstellung auchdie Brücke zu künftigen Programmen, etwa der Puppen-Animation,gefunden wurde. Viel Freude beim Kennenlernen der mannigfaltigenFiguren, Kulissen und Märchen! DDr.. Gerhard Huber.

Siegfried Wehrle, Still-Leben

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Begleitheft zur Sonderausstellung 2012Titelseite: Siegfried Wehrle, Marionetten Merkur als Wanderer; Merkur als Gott Verfasser und für den Inhalt verantwortlich: Dr. Hans Neuhold, 9560 Feldkirchen, Neuhofweg 25Fotos: G. Kalian (digital); H. Neuhold (analog)Eigenvervielfältigung. Kopierkosten-Stückpreis € 3.-. Bildernachweis S.46, Inhaltsverzeichnis S 47

Einführung

Am 7. November 2006 schenkte das Ehepaar Wolfgang und JohannaWehrle in einer Unterredung mit Bürgermeister Robert Strießnig undDr. Hans Neuhold die vollständige Sammlung der „FeldkirchnerMarionetten“ des Hauptmanns a.D. Siegfried Wehrle derStadtgemeinde Feldkirchen. Entsprechend dem Wunsch derGeschenkgeber, das gesamte Bühnen- und Puppenensemble derÖffentlichkeit zugänglich zu machen, hat mich der Vereinsvor-standzum ehrenamtlichen Kurator der heurigen Jahresausstellung desMuseumsvereins Feldkirchen bestellt. Das vorliegende Begleitheftist für jene Besucher gedacht, die sich mit dem Werk SiegfriedWehrles näher befassen wollen. Die dazu verwendeten Materialienkönnen im Museumsarchiv unter den Signaturen F 07.13 und F 07.15 außerhalb derMuseumssaison angesehen werden.

Es war meine Absicht, möglichst viele Wehrle-Puppen in ihrem ursprünglichen Rollen-verständnis, das heißt, vor dem Hintergrund der entsprechenden Kulissenlandschaft vorAugen zu führen. Drei Räume des Missonihauses und eine Vitrine im Amthofmuseum stehendazu bereit. Darin sind die wichtigsten Szenen aller acht Bühnenstücke in gedrängter Fassungzusammen gestellt. Sie veranschaulichen die dramatischen Höhepunkte der jeweiligenBühnenhandlung.

Der Titelzusatz „Aktuelle Beiträge“ weist auf die Mitarbeitinteressierter Lehrer und Schüler und Einwohner hin. Alleseien herzlich bedankt: die Damen GR Brigitte Bock, diemit der Marionette „Die Feldkirchnerin“ die Ausstellungbereichert, HL Iris Dolzer, HOL Maria Guggenberger undDir. Karin Kullnig (HS3/Neue Mittelschule), die mit ihrenSchülern die Marionetten „Der hölzerne Prinz“ und „DerZauberlehrling“ ausstellen; Mag.a Karin Steiner undMag.a Melitta Trunk (BRG Feldkirchen), die ihre selbstgebauten Marionetten zum Thema beisteuern; VOL Isolde

Neumaier (VS 1 Feldkirchen) mit ihren Schülern, deren Wandbilder zur Ausstellunghinführen; 22 Schülerinnen und Schüler der HS 3 Feldkirchen/Neue Mittelschule, die unterLeitung von HL Iris Dolzer das Mario-nettenspiel „Der Zauberlehrling“ aufführen; Mag.aHanna und Mag. Simon Nickles für ihr gemeinsam entworfenes Einrichtungskonzept des„Marionettenzimmers“; Herbert Scherr, der michbei schwergewichtigen Arbeitsgängen unter-stützte;Mag. Simon Nickles (BORG Gurk), der sich derHerstellung und Verlebendigung etlicherMarionetten widmet; Ing. Ulf Nießner, der diejüngst entdeckte Tonbandaufnahme der Oper„Philemon und Baucis“ für die Ausstellung

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digitalisierte; der Puppenspieler A. Ulbrich, der innerhalb der Ausstellungszeit zum Besuchseiner Marionettenspiele einladet; die Sparkasse Feldkirchen und viele Spender, derenBeiträge zur Anschaffung erforderlicher Materialien dienten; der Vorstand unter ObmannDDr. Gerhard Huber und die Stadtgemeinde unter Bürgermeister Robert Strießnig undKulturreferent Mag. Robert Schurian, die die räumlichen, materiellen und organisatorischenVoraussetzungen für diese Sonderausstellung geschaffen haben. Wehrles Marionettenbühne ist ein authentisches Zeugnis des kulturellen Schaffens im Feld-kirchen der Fünfzigerjahre. Sie ist der Schaffensfreude und universellen Begabung ihresErbauers, seinem künstlerischen Einfallsreichtum, handwerklichen Geschick und Arbeitsfleiß,aber auch dem Zusammenwirken einer Gruppe idealistisch gesinnter Feldkirchner zuverdanken.

Die Vorteile der öffentlichen Nutzbarkeit der Wehrle-Puppen und Bühnenbilder liegen auf derHand. Es steckt in ihnen mannigfaches, zu kreativer und phantasievoller Eigenleistunganregendes Potential, das den jungen und jung gebliebenen Betrachtern zugute kommt. Einwesentlicher, auf produktive Selbsttätigkeit zielender Aspekt wurde dadurch realisiert, dasssich mehrere Schüler unter Anleitung ihrer Lehrer mit dem Marionettenthema handwerklichbeschäftigten. Außerdem sind alle Besucher eingeladen, an einer Werkbank des Marionetten-zimmers bei der Herstellung eines Puppenkopfs, der Zeichnung einer Grimmschen Märchen-figur oder durch das Zusammenfügen einzelner Marionettengliedmaßen Hand anzulegen.Dem eigenen Puppenprobespiel wird dadurch entsprochen, dass die Besucher die Möglichkeithaben, mit einer nachgebauten Marionette spielgerecht umzugehen. Schließlich besteht dieGelegenheit, die bewegten Marionetten des Bühnenspiels „Der hölzerne Prinz“, das bei derEröffnung der Jahresausstellung 1995 von Schülern der HS 3 unter Leitung von HOL MariaGuggenberger aufgeführt worden war, in einer entsprechenden Videosequenz anzusehen.

Als glücklicher Zufall darf aufgefasst werden, dassalle drei Grimmschen Märchen, die im Raum II indramatisierter Form ausgestellt sind, in diesem Jahrihr zweihundertjähriges Bestandsjubiläum begehen.Es handelt sich um die Erzählungen „Märchen voneinem, der auszog, das Fürchten zu lernen“, „DerGevatter Tod“ und „Rumpelstilzchen“, die im erstenBand der Handausgabe der Märchen von 1812abgedruckt sind. Die Handausgabe von 1812 gehörtzum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie ist heuer inKassel ausgestellt. In diesem Zusammenhang wird

den Besuchern empfohlen, in einer Lese-Ecke die erwähnten drei Märchen durchzulesen.

Aus Anlass des 100. Todestages des Schriftstellers Karl May (gest. am 30. Mai 1912) sind inder Lese-Ecke auch einige May-Bände zu finden. In einem aufliegenden Aufsatz istnachzulesen, wie Universitätsprofessor Dr. Wilhelm Brauneder, der Verfasser, die Verhält-nisse rund um das von Karl May für die Ossiacher Stiftskirche gestiftete Glasfenster darstellt.

Ein weiterer Glücksfall ergab sich am Gründonnerstag dieses Jahres, als es nach vergeblichenVersuchen, ein aus dem Nachlass von Siegried Wehrle stammendes Tonband auf demOriginal-Magnetophon abzuspielen, mit Hilfe des Ing. Ulf Nießner gelang, die daraufgespeicherte Orchesteraufnahme der Hadyn-Oper „Philemon und Baucis“ hörbar zu machen.Herr Nießner überspielte das Tonband mittels Computer-Bearbeitung auf eine CD, die im„Marionettenzimmer“ aufliegt. Es ist jene Fassung des Feldkirchener Orchestervereins, dievon den Feldkirchner Marionettenspielern bei ihren Aufführungen von 1957 und 1959

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verwendet wurde. Mit Hilfe eines Computerprogramms war es demselben “Tonkünstler“möglich, je eine zu Wehrles Bühnenstücken gehörende, auf Notenblättern überlieferteKomposition der Feldkirchener Musiker Walter Kaufmann und Walter Bergmann zumKlingen zu bringen.

Hauptmann a.D. Siegfried WehrleWehrles Vorfahren stammen aus Deutschland. Sein VaterHermann war Kaufmann und Kunstmaler in Görz, seine ausUngarn stammende Mutter Therese Klavierlehrerin. Siegfriedwurde als ältester von vierSöhnen am 15. Mai 1891in Görz geboren. Nach derGörzer Realschule absol-vierte er die Kadetten-schule in Wien. 1912wurde er als Fähnrich aus-gemustert und in der Gar-nison des KriegshafensPola eingesetzt. 1914 dien-

te er, vielfach ausgezeichnet, an der russischen Front.Er wurde verwundet und als Kriegsgefangener ins russische Lager nach Berezovka, Sibirien,transportiert. Dort gründete er, als während der Zarenzeit die Verhältnisse noch erträglicher

waren, für seineKameraden eineTheatergruppe undein Lagerorchester,malte Bilder und gabeine Kriegsgefange-nenzeitung heraus.1919 wurde er mitseinen Schicksalsge-nossen nach Nikolsk-Ussurisk bei Irkutsk

verlegt und dort von den Kommunisten und Weißgardistenäußerst grausam behandelt. Das Grab seines besten Freundesdokumentierte er mit einem färbigen Abbild.

S. Wehrle, Skizzenblatt „Port Said 7.4.20“ Nach fünfjähriger Gefangenschaft gelang es ihm,aus dem Lager von Nikolsk zu entkommen und sichauf das Abenteuer einer langen Heimfahrteinzulassen. Die Stationen seines Land- undSeewegs lassen sich anhand seiner kunstvollausgeführten Skizzenblätter nachvollziehen: Gefan-genenlager Berezovka im Gouvernement Baikal inSibirien, Wladiwostok, Shanghai, Insel Quelpaertin Südkorea, Singapore, Straße von Malakka,Straße von Bab el Mandeb, Aden, Suez, Port Said.1920 kehrte Wehrle ins mittlerweile italienisch ge-

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wordene Görz zurück und übernahm die Buch-, Papier- und Musikalienhandlung seinesVaters. Da er während der Gefangenschaft an der ausgeschriebenen Option nicht teilnehmenkonnte, wurde ihm automatisch die italienische Staatsbürgerschaft zugeteilt. Das Geschäft littnach seiner Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg unter der Rezession. Trotzdem zeigte sichseine soziale Gesinnung, als er zwanzig Kisten selbst gebasteltes Spielzeug für Not leidendeKinder von Görz nach Wien schickte.

1923 heiratete er Alice Sauli. Sie war Beamtin der italienischen Staatsbahn und von 1931 bis1940 Lehrerin in Görz. 1940 kam das Ehepaar im Rahmen der Südtiroler Umsiedlungsaktionzuerst nach Innsbruck, dann nach Villach. Siegfried Wehrle diente dort als Fürsorgeoffizierder Deutschen Wehrmacht im Rang eines Leutnants und ab 1943 als Hauptmann an deritalienischen Front. Seiner Frau Alice wurde vom italienischen Verkehrministerium eineWiedergutmachung verwehrt, weil sie seit der Südtiroler Umsiedlungaktion österreichischeStaatsbürgerin war. Wegen der ständigen Bombenangriffe wurde sie nach Waiern evakuiert.

1945 kam ihr Gatte schwerkank von der Front zurück.Im selben Jahr wurde die Villacher Wohnungausgebombt. Von da an lebte und wirkte SiegfriedWehrle mit seiner Frau Alice im Staberhof in Waiern.Seine materiellen Lebensverhältnisse waren in diesenJahren bescheiden. Unbegrenzt hingegen schien seineschöpferische Phantasie, wenn es darum ging, seinespielerischen Ideen in Szene zu setzen. SohnWolfgang wohnte alsGendarmeriebeamter mitseiner Frau Johanna und

Tochter Waldtraut in der Feldkirchener Goethestraße.

Noch in seinem Pensionsalter betätigte sich Siegfried Wehrle alsKunstmaler, Holzschnitzer, Restaurator von Kunstgegenständender Pfarrkirche „Maria im Dorn“, als Feinmechaniker, Cellist,Lyriker, Regisseur, Puppenspieler, Deutsch- und Französisch-lehrer, Tennisspieler (mit 3 Goldmedaillen) und Tennistrainer.Seine Liebe zum Puppentheater war durch seinen Vater gewecktworden, der ihn mit Riccardo Recardini, einem Meister desitalienischen Puppenspiels, bekannt gemacht hatte. Er studiertedie Puppenspiele in Salzburg, Innsbruck und Wien, bis derWunsch nach einer eigenen Marionettenbühne erwachte.

Die Feldkirchener Marionettenbühne, die er in den Jahren von 1951 bis 1962 in Waiern schuf,darf als sein Lebenshauptwerk bezeichnet werden. Den Ertrag seiner ersten Puppenspiel-aufführung widmete er für die italienische Katastrophenhilfe. In den folgenden elf Jahren bis1962 entstanden acht Marionettenspiele. Siewurden im Saal des Gasthauses Wutti-Schmon inWaiern, im Scheiber-Saal (heute Dorfer-Saal), imAntoniusheim und im Saal des Hotels Germannaufgeführt. Siegfried Wehrle hat sich bis ins hoheAlter seine spontane Freude am spielerischenGestalten bewahrt. 1966 schnitzte er unter dembezeichnenden Titel „Schlussakkord“ die Figurdes Klaviervirtuosen Chopin. 1967 ist er in Waierngestorben.

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Inhalt und Sprache der vollständig überlieferten Spieltexte stehen, wie bei Sagen- undMärchenstoffen üblich, in der Tradition der Romantik. Tradition war für Wehrle, anders als inder emanzipatorischen Kunstauffassung der Siebzigerjahre, die fortgesetzte Pflege desgeistigen Lebens und die verfeinerte Weitergabe ererbter geistiger Güter. Kritische Zeit-genossen, denen die grauenvolle Realität zweier Weltkriege erspart blieb, sollten bedenken,

S. Wehrle, „Herrscher Tod“

dass es vielen Menschen der entbehrungsreichen Nachkriegszeit einexistenzielles Bedürfnis war, sich von den Schrecknissen ihrerunmittelbaren Vergangenheit zu lösen und sich dem freien Spiel derPhantasie hinzugeben. Ohne die Möglichkeit der Inanspruchnahmesozialer Hilfe, psychologischer Beratung oder psychotherapeutischerBehandlung war es ihre persönliche Art, ihre traumatisierendenErlebnisse zu bewältigen und sich den kreativen Möglichkeiten derZukunft zu öffnen. In diesem Sinn war Wehrle ein feinsinniger,produktiver und vielseitiger Künstler. Mit seinem Naturtalent, dasweder durch akademisches Studium noch durch Kurse oder Seminaregefördert wurde, konnte er einem großen Kreis von Mitspielern undZuschauern Gestaltungsfreude und das Gefühl kultureller Identitätvermitteln. Seine „Feldkirchner Marionetten“ sind bis zum heutigen Tag mit ihren lokalenBezügen und ihrer differenzierten Spielweise in ganz Österreich ohne Beispiel geblieben.

In Waiern malte Wehrle Ölbilder, Aquarelle, Sgraffiti und Fresken,schnitzte plastische Ornamente, restaurierte Gegenstände der Kunst-einrichtung der r.k. Pfarr- und Michaelikirche und schuf prachtvolleSaal- und Faschingsdekorationen. Daneben verfasste er lyrischeGedichte, die er in drei Bänden („Jugendfrühling“, „Gevatter Tod“,„Aquamarin“) im Wiener Europaverlag herausgab. Folgender Vierzeiler„Träume“ steht im Band „Aquamarin“: „Was man in Träumen haterschaut, ist auch Erlebtes, wie das Leben, denn jedes Traumbild isterbaut auf Mensch und Ding, die dich umgeben.“

Die Marionettenbühne Feldkirchen

wurde von Hauptmann a.D. Siegfried Wehrle 1951 mit einem Kreis spielfreudiger, sprech-begabter und Musik liebender Feldkirchner gegründet. Sie wurde vom KulturvereinFeldkirchen gefördert. Die Spieltexte stammen von ihm, von Andreas Dorfer und Hertha

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Mitschka. Die Musik, von ortsansässigen Musikern komponiert und von heimischen Chörenund Orchestergruppen vorgetragen, wurde auf Tonband aufgenommen und hinter der Bühneabgespielt. Alle Mitwirkenden waren Feldkirchner, alle Orchester- und Gesangspartien miteinheimischen Kräften besetzt. Die Spieltexte waren entweder Dramatisierungen vonMärchen („Rumpelstilzchen“, „Fridolin, der auszog, das Gruseln zu lernen“, „Der GevatterTod“), szenische Gestaltungen lokalhistorischer Ereignisse („Der Schmied von Tiffen“,„Agnes von Liebenfels“) oder frei erfundene Phantasiestücke („Tsué“, „Ein kleinerSilvesterspuk“).

Wehrle entwarf die Puppen in Übereinstimmung mit den vorgegebenen Texten. Seine FrauAlice nähte die Kleider. Sprecher und Spieler agierten in genauer stimmlicher undmotorischer Übereinstimmung getrennt. Von Mal zu Mal verfeinerte sich die Spiel- undSprechtechnik bis zur viel gerühmten europäischen Uraufführung der bis dahin verschollenenMarionettenoper „Philemon und Baucis“ von Joseph Haydn im Jahr 1959 in Eisenstadt.Damals war man, wie auch die Aktivitäten der Mitglieder des „Kunstrings“ beweisen, an derWeiterentwicklung und Verfeinerung überlieferter Formen und an der Gestaltung boden-ständiger Motive interessiert.

Nach dem gegenwärtigen Stand der Verhältnisse ist es unwahrscheinlich, dass die fein-gliedrigen Puppen von einer achtköpfigen Spielgruppe wieder in Szene gesetzt werden. Ineiner Fensternische des Missonihauses ist die zehnfädige Marionette „Die Feldkirchnerin“,eine Leihgabe der Frau GR Brigitte Bock aus dem Besitz der Familie Jamnig, zu sehen. Esdarf angenommen werden, dass mit ihr auch noch zu Wehrles Zeit gespielt worden ist. Dassaber das Marionetten-theaterspiel in Feldkirchen nicht ausgestorben ist, bewiesen die Schülerder Hauptschule 3 Feldkirchen, die im Mai 1995 das Marionettenspiel „Der hölzerne Prinz“zur Aufführung brachten. Das beweist auch die erwähnte Neigungsgruppe der Hauptschule3/Neue Mittelschule, die zur Eröffnung der heurigen Marionettenausstellung das Spiel „DerDrachenprinz“ zur Aufführung bringt.

Charakteristische Bühnenmerkmale

Das Marionettenspiel ist eine besondere Form dramatischer Bühnendarbietung. „Marionetteist eine Gliederpuppe, die von einem Marionettenspieler mit Hilfe von Fäden bewegt wird, diean den einzelnen Gliedern befestigt sind.“ (Wikipedia). Der Name wird vom Duden-Herkunftswörterbuch so definiert: „Das Fremdwort wurde im 17. Jh. aus dem französischen„marionnette“ entlehnt“. Danach ist es die Verkleinerungsform des Mädchennamens Marion,des französischen „Marie“, und bedeutet eigentlich „Mariechen“.

Schulrat Andreas Dorfer, damaliger Obmann des KulturvereinsFeldkirchen, und Tischlermeister Arnold Kreiner, sein Schriftführer,charakterisierten die Feldkirchner Marionettenbühne 1952 infolgender Weise. „Alle Puppenköpfe sind geschnitzt, jeder ist einkleines Kunstwerk. Können und Erfahrung haben hier das Messergeführt. Die Körper sind mit allen Feinheiten der erforderlichenBeweglichkeit ausgestattet. Der Bewegungsmechanismus ist einProdukt ernsten Studiums und vieler Erfahrungen. Die Gewänderschuf nach seinen Angaben seine Frau. Die von WehrlesKünstlerhand geschaffenen Szenerien, Kulissen, Hintergründe und

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Seitenstücke sind wertvolle Umrahmungen der Bühnenhandlung. Alles ist mit Liebe undSorgfalt ausgestattet und bis ins kleinste durchdacht. Nichts ist halb.“

„Die Neue Zeit“ schilderte am 23. Mai 1953 den Bühnenaufbau: „Die Feldkirchener Mario-nettenbühne ist bis zum letzten Nagel ein Werk Siegfried Wehrles. Kulissen und Einrich-tungsgegenstände sind verschiebbar. Die perspektivische Darstellung des Bühnenbildes wirddurch die Aufteilung der Bildelemente in die Tiefe erreicht. Für die „himmlischen“,„höllischen“ und „bacchantischen“ Erscheinungen sind Flugwerke oder Versenkungenvorgesehen. Die von Frau Alice Wehrle angefertigten Kostüme der Figuren entsprechen demCharakter des jeweiligen Stückes und der Rolle der darstellenden Puppe.“ Am 30. November 1954 berichtete die „Volkszeitung“: „Das Material zum Schnitzen istmeist Lindenholz. Aus vielen Teilen wird der Körper zusammengesetzt, um die beabsichtigteBeweglichkeit der Marionetten zu erreichen. Sogar der überdimensionale Kopf besteht oft ausmehreren beweglichen Stücken. Ein kleiner Kniff ist folgender: Die beiden Hälften einesPuppengesichtes bekommen oft nicht dieselben Gesichtszüge, sondern werden ganzunterschiedlich geschnitzt. Durch Drehen des Kopfes meint dann das Publikum, einefrappante Änderung des Gesichtsausdruckes der Puppe zu erkennen. Die Szenerie ist mitdenselben technischen Raffinessen wie die einer großen Schauspielbühne ausgestattet. Es gibtGeräuschmaschinen, ziehende Wolken, aufgehende Sonne, wogendes Meer oder beweglicheSchiffe. Das mit den Sprechern synchrone Lenken der Puppen kann nur durch langwierigesund mühevolles Studium erlernt werden.“

Das Schicksal der Feldkirchner Marionetten.(Eigentumsgeschichte)

Die Besitz- und Verwahrungsgeschichte erstreckt sich vom Jahr 1951, dem Jahr der Auf-führung des Marionettenspiels „Rumpelstilzchen“, bis zur Übernahme durch die Gemeinde imJahre 1996. Mit dem Eigentumsrecht ist für die Stadtgemeinde die Verpflichtung zurkonservatorisch korrekten Aufbewahrung und ständigen Pflege dieses Kulturguts verbunden.Seine Präsentation wurde dem Museumsverein anvertraut.

Nach Siegfried Wehrles Tod 1967 behielt seine Frau Alice dieMarionetten in ihrer Wohnung. Zweinundzwanzig Kisten mitden Kulissen und Gegenständen der Bühneneinrichtung durftesie eine begrenzte Zeit im Rathaus deponieren. Sie hütete denSchatz als treue Erinnerung an ihren Mann, aber auch in derHoffnung, dass die Puppen eines Tages „reanimiert“ werdenkönnten. Der erhaltene Briefwechsel spricht von den fehlendenMöglichkeiten eines Verkaufs und dem mangelnden Interesseder Feldkirchner. In bezeichnender Weise gehen dievergeblichen Versuche der damaligen Eigentümerin, dietraditionsgebundene Marionettenbühne an eine renommierte

Institution dieser seltenen Sparte zu verkaufen, bis in das bedenkenswerte Jahr 1968 zurück.Offensichtlich hat ihr Vorhaben dem damaligen, auf Traditionskritik gerichteten Zeitgeist zuwenig entsprochen. Die folgenden, zum Thema gehörenden überlieferten Texte habe ichinhaltlich gestrafft und vorsichtig geglättet.

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20.06.1968: The foreign Service of the United States of America an Frau Wehrle: “Sehrgeehrte Frau Wehrle! Zu meinem größten Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass weder dieBotschaft noch das Amerika-Haus über entsprechende Fonds zum Ankauf des Marionetten-theaters Ihres leider verstorbenen Gatten besitzen. Hochachtungsvoll Dr. HildegardWeidinger, Cultural Advisor“.

29.07.1968: Institut für Theaterwissenschaften an der Universität Wien, Univ.Prof. Dr.Margret Dietrich an Frau Alice Wehrle, Franz Huberstrasse Nr. 5, 9560 Feldkirchen inKärnten. „Sehr geehrte Frau Wehrle! Frau Professor Dietrich ist sehr froh, dass Sie sich an siegewendet haben. Ich möchte Sie bitten, mir und einer Kollegin einen Termin anzugeben,damit wir die Puppen in Feldkirchen anschauen können. Ihr Hans Haider.“

09.09.1968: Alice Wehrle an Herrn Shetler.” Sehr geehrter Herr Shetler ! Ich habe einMarionettentheater mit 86 handgeschnitzten Puppen, Bühnenbildern und Theaterstückenkomplett zu verkaufen. Das Theater hat mein geliebter, im Jahre 1967 verstorbener Manngebaut. Es wurden damit recht beachtliche künstlerischer Erfolge erzielt. Wenn sie Näheresüber das Theater erfahren möchten, wenden Sie sich bitte an Herrn Hans Haider des Institutesfür Theaterwissenschaft in Wien I., Hofburg, Batthyanystiege. Hochachtungsvoll AliceWehrle“.

13.03.1969: Salzburger Marionettentheater, 5020 Salzburg, Kapitelplatz 6, an Frau AliceWehrle, Franz Huber-Strasse 5. „Sehr geehrte gnädige Frau! Dass Sie beabsichtigen, dasTheater Ihres Mannes zu verkaufen, ist sehr traurig! Meist kann ein künstlerischer Betriebnicht im gleichen Sinne weitergeführt werden. Schade! Mit besten Grüßen stets Ihr Prof.Hermann Aicher“.

04.06.1969: Amt der Kärntner Landesregierung an Frau Alice Wehrle, Franz-Huber-Straße 5,9560 Feldkirchen. „Das Amt der Kärntner Landesregierung teilt mit, dass seitens des Amteskeine Möglichkeit für einen Ankauf des `Feldkirchner Marionettentheaters´ besteht. Das Amtbedauert dies umso mehr, als es den künstlerischen Wert der von Siegfried Wehrlegeschaffenen Marionettenbühne durchaus zu würdigen weiß.“

03.09.1969: Institut für Theaterwissenschaft an der UniversitätWien, I., Hofburg, Batthyanystiege. „Liebe, sehr geehrte FrauWehrle! Alle Stellen, die wir für Ihr Theater zu interessieren ver-suchten, haben leider abgelehnt. Etwas unverständlich scheint unsdie ablehnende Haltung der Kärntner Landesregierung zu sein.Unsere größte Hoffnung, den Doyen des Theater-Antiquitäten-handels für Sie als Käufer zu gewinnen, war deshalb vergeblich,weil der betreffende vor einigen Monaten verstorben ist. Mit vielenherzlichen Grüßen Hans Haider“.

03.11.1969: Stadtgemeindeamt Feldkirchen in Kärnten an FrauWehrle Alice, Franz-Huber-Straße 5, Feldkirchen. „Sehr geehrte gnädige Frau! Der Stadtratist in seiner letzten Sitzung zu dem Ergebnis gekommen, die „Feldkirchner Marionetten-bühne“ wäre wegen Ihrer überörtlichen Bedeutung der Kulturabteilung im Amt der KärntnerLandesregierung anzubieten. Mit vorzüglicher Hochachtung! Der Bürgermeister“.

22.03.1970: Kulturverein Feldkirchen an Frau Alyce Wehrle, Hauptmanns-Witwe, Waiern,Franz-Huber-Straße. „Sehr geehrte gnädige Frau! Wegen des künftigen Schicksals derMarionettenbühne Ihres verstorbenen Mannes habe ich mehrmals bei der Kärntner

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Landesregierung interveniert. Ich habe das Wirken Ihres Mannes und die kulturelleBedeutung seiner Marionettenbühne in dieser Eingabe gebührend hervorgehoben. Hoffentlichhat das Bemühen der Stadtgemeinde Feldkirchen wie auch des Kulturvereines Feldkirchenguten Erfolg. Der Vorstand“.

02.03.1974: „Liebe Wehrle-Omama! Von der Volkszeitung habe ich die Zusage, dass derbewusste Aufsatz über die Marionetten gebracht wird. Was die Kultur in Feldkirchenanbelangt, so geht alles sehr zäh. Ich glaube gar nicht, dass es ein Politikum ist. Viel eher istes geistige Trägheit und Verständnislosigkeit. Ich habe inzwischen schon mit einigenSchulleuten gesprochen. Sie haben wohl die Einmaligkeit dieser künstlerischen Institutionerkannt, aber auch die geistige Lethargie der Leute, die die Puppen wieder zum Lebenerwecken könnten. Fernsehen, Auto, überhaupt der gesamte gehobene Lebensstandard machtdie Menschen interesselos und lässt auch den letzten Rest an Idealismus verkümmern. Dirviele liebe Grüße!“

26.09.1976: Alice Wehrle an die Stadtgemeinde Feldkirchen. „Mir ist von einigen Reporternnahe gelegt worden, für hiesige und ausländische Zeitungen eine Biografie meines MannesSiegfried Wehrle zu schreiben. So sende ich auch an unsere werte Gemeinde eine Kopie mitder Bitte, als Anerkennung für sein künstlerisches Schaffen an seinem Grab eine kleine Tafelzu legen. Ich hätte meine `Feldkirchner Marionetten Bühne´ günstig verkaufen können, abermeine Enkelin Waldtraut Wehrle, Hauptschullehrerin, hat es vor, das Theater wieder zu ???Mit Hochachtung Alice Wehrle“.

Nach dem Tod der Frau Alice (1981) gelangte die Sammlung an ihren Sohn Wolfgang Wehrleund wurde in seinem Haus in Metzing sorgfältig verwahrt. Zu Weihnachten 1973 hatte es überInitiative der Feldkirchner Malerin Frau Döpelheuer- Farcher und des Kultur-stadtrates Dr.Spath in der Sparkasse Feldkirchen eine Ausstellung etlicher Marionetten-figuren gegeben.

Freizeit Journal vom 12. August 1977: „Kärntner Puppenbühne im Dornröschenschlaf.Am 10. Todestag gedenkt Frau Alice Wehrle, von schwerer Krankheit gezeichnet, ihresMannes Siegfried, der am 18. August 1967 in Waiern verstarb. Die liebenswürdige Frau hataußer ihrem Sohn und dessen Nachkommenschaft noch an die 100 gemeinsame `Kinder´. Essind die künstlerisch geschnitzten Marionettenpuppen, die samt dem Zubehör, denTextbüchern und Partituren, säuberlich in Kisten verpackt, ihr Dasein fristen. Es wäre diegrößte Freude der leidenden alten Dame, sie noch einmal in `Funktion´ zu sehen.“

H. Neuhold: Als Obmann des Museumsvereins machte mich HL Waldtraut Alton, die Tochterdes Ehepaars Johanna und Siegfried Wehrle, auf die Feldkirchner Marionettenbühneaufmerksam. Nach ihrem Tod (1992) zeigten mir ihre Eltern einzelne Teile dieses Schatzes.Es war der Anfang einer dauerhaften Beziehung. In der Sonderausstellung des Jahres 1995gelang es, eine Anzahl von Puppen und Szenen unter dem Titel „Feldkirchner Marionetten“im Missonihaus auszustellen. DI Anton Missoni hatte dafür als Hauseigentümer den gesamtenOsttrakt zur Präsentation aller geschlossenen Sammlungen gratis zur Verfügung gestellt. Dannverschwanden die Kulissen wieder, präzise geordnet, in ihren 22 Kisten und die über 70Puppen in ihren papierenen, von S. Wehrle beschrifteten Säcken.

Zehn Jahres später versuchte ich, den Eigentümer mit der Gemeinde wegen eines Verkaufs insGespräch zu bringen. Mein schriftlicher Vorschlag, nach dem Schöpfer der Marionetten-bühne eine neue Straße zu benennen, wurde am 21.12.2005 vom Gemeinderat mit Beschlussder Verordnung über die Straßenbezeichnung „Siegfried-Wehrle-Weg“ umgesetzt.

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„Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmalvergangen“. (William Faulkner)

Am 24. August 2006 zeigte sich Dr. OlafBernstengl, der Leiter der Dresdener Mario-nettenbühne und Intendant der MistelbacherPuppentheatertage, auf mein Ersuchen bereit,die Marionettenbühne fachgemäß zu beschrei-ben. Dieses Gutachten bildete die Grundlageder eingangs erwähnten Verhandlung. DieVerkaufszusage schien an der Preisfrage zuscheitern. In diesem Moment gab dasEhepaar Wehrle überraschend bekannt, siehätten beschlossen, die „Feldkirchner Mario-netten“ der Stadtgemeinde zu schenken.

Kleine Zeitung vom 12. Jänner 2007: „Tiebelstadt lässt die Puppen tanzen. Familie Wehrleübergab gestern die Marionettenbühne an die Stadtgemeinde Feldkirchen. Ein gelber Pullover,das Sakko schwarz-weiß kariert, in der linken Hand ein Hut, der Theaterdirektor. Das ist einevon 75 Marionetten des einst bekannten Feldkirchner Marionetten-Meisters Siegfried Wehrle,jene Puppe, die ihn selbst darstellt und in der er weiterlebt. Sein wertvoller Nachlass wurdegestern von Sohn Wolfgang Wehrle und dessen Gattin Johanna mit einer Schenkungsurkundeder Stadtgemeinde übergeben. `So bleibt die Sammlung der Feldkir-chener Öffentlichkeiterhalten´ sagt Hans Neuhold, Ehrenobmann des Museumsvereins“.

Entwicklung und Wirkung der Marionettenbühne inZeitungsberichten

Volkszeitung vom 28. Jänner 1953: „Neuinszenierung der Feldkirchner Marionettenühne.Die Marionetten haben spezifisch auf das Stück abgestimmte Gesichter und tragen die zumZeitpunkt der Handlung gebräuchliche Kleidung. Bevor ein Stück in den Spielplanaufgenommen wird, studiert Herr Wehrle Geschichte und Bild der Zeit und schafft aushistorischen Unterlagen Szenerie und Kostüme. Eine unglaublich zeitraubende Arbeit. Pr.“

Die Neue Zeit vom 17.10.1953: „Festaufführung der Feldkirchner Marionettenbühne. Zuden Besonderheiten im Kulturschaffen Feldkirchens gehören die Aufführungen derMarionettenbühne. Die begeisterten Spieler und Mitarbeiter wurden bei der Festaufführungim Wutti-Saal vom zahlreich erschienenen Publikum durch rauschenden Beifall belohnt. Fürdie von Siegfried Wehrle eingerichtete Bühne hat Professor Walter Kaufmann einentzückendes Liedchen geschrieben.“

„Die Neue Zeit“ vom 29.12.1953: „Jahreshauptversammlung des Kulturvereins Feld-kirchen. Unter der Ägide des Kulturvereines blühte die Feldkirchner Marionettenbühne, derenfeines Spiel bereits ein außerordentlich großes Publikum zu begeistern imstande war.“

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Prof. Walter Ille in einem Schreiben vom 28. Nov. 1954: „Die Vorstellung gehörte zu denbesten, die ich bisher erlebt habe, und ich habe die meisten österreichischen und deutschenBühnen gesehen.“

Kärntner Volkszeitung: „Uraufführung der Feldkirchner Marionettenbühne. „Die schöneund treue Tsué“ oder „Ustaphan, der Seepirat“ ist ein Spiel aus dem Fernen Osten. SiegfriedWehrle ist der Verfasser. Der Zuschauer kann sich nicht satt sehen an der orientalischenFarbenpracht der Szenerie und an den agierenden Puppen in ihrer stilvollen Kostümierung.Den musikalischen Rahmen schuf Kapellmeister Dipl.-Ing. Macher. Die Ouvertüre spielt derFeldkirchner Orchesterverein, am Klavier Professor H. Kaufmann. Der „Piratenchor“ desMännergesangvereins wird unter Chormeister Alfred Neidhart tadellos interpretiert, ebensowie das von Fräulein Elisabeth Thoman vorgetragene Gebet der Lamé.“

Die Neue Zeit vom 27. Juni 1957: „Österreichische Uraufführung der FeldkirchnerMarionettenbühne mit Haydns Marionettenoper ´Philemon und Baucis`. Die Mario-nettenbühne Feldkirchen kündigt die europäische Erstaufführung der Marionettenoper„Philemon und Baucis“ von Joseph Haydn an. Haydn hatte zwischen 1773 und 1780 für dasMarionettentheater in Eisenstadt fünf Opern komponiert. Bei einem großen Brand wurden diePartituren vernichtet. Sie galten seither als verschollen. Umso größer war die Überraschung,als im Jahre 1950 im Archiv des Konservatoriums von Paris eine Abschrift der Partitur von„Philemon und Baucis“ aufgefunden wurde. Da die Marionettenaufführungen vor MariaTheresia nur internen Charakter hatten und weder die Akademie für Musik und DarstellendeKunst noch das internationale Puppenarchiv in Hamburg noch andere durch Siegfried Wehrlebefragte Stellen nachweisen konnten, dass die Oper „Philemon und Baucis“ schon jemals inÖsterreich oder anderswo auf dem europäischen Festland über die Bühne gegangen ist, dürftees sich bei der bevorstehenden Feldkirchner Aufführung um eine Uraufführung auf demeuropäischen Kontinent handeln.“

Kleine Zeitung vom 5. November 1958: „Auftakt der Feld-kirchner Marionettenbühne. Die Premiere des Stückes„Gevatter Tod“ bot keinen sentimentalen Kitsch, sondern stilvolleQualität. Herr Siegfried Wehrle, der nach dem Märchen derGebrüder Grimm den Text selbst schrieb, schnitzte diesmalgrößere Figuren. Das Spiel wurde ausgezeichnet gespielt. Es gabkeine Verlegenheitspausen. Auch die begleitende Musik fügte sichin den Spielverlauf vorzüglich ein. Ausgezeichnet war dasZusammenspiel der Sprecher und Spieler. Den lieben Gott undden König sprach Herr Bruckmann, Herr Oitzl den Teufel, denTod Herr Adlaßnig, den armen Mann Herr Kropfitsch, denJüngling und Arzt Prof. Schmidt, den Diener Hylarius H. R.Lechner und des Königs Töchterlein Grete Gruber.“

Kärntner Tageszeitung vom 14. September 1974: „87 Marionetten im Dornröschenschlaf.In einer kleinen Wohnung in der Franz-Huber-Straße in Feldkirchen in Kärnten hütet einecharmante alte Dame, Alice Wehrle, einen Schatz, für den sich gegenwärtig unverständ-licherweise niemand interessiert. Es sind 22 Kisten mit Textbüchern, Rollenheften,Musikliteratur, mit Requisiten und Kulissen verschiedenster Art und 86 kunstvoll gestaltete,voll funktionsfähige Marionettenpuppen. Aus dem exakten Inventarverzeichnis nennen wirhier nur die Bezeichnungen „Waldhexe“ und „König im Jagdkleid“, „Rumpelstilzchen“,„Theaterdirektor“, „Dicker Wirt“, und „Agnes von Liebenfels, „Türke mit Fez und Krumm-säbel“, „Chinesischer Wachkommandant mit Säbel“, Fan-ko-shiá“, ein Mandarin, „Akkor-

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deon spielende Negerin“, „Ritter Wullross der Pabe“, „Knappe Kuno“, „Die alte Theresa“,„Jupiter als Wanderer“ und „Jupiter als Gottheit“, „Junges Griechenmädchen, Wasserkrugtragend“, „Der alte Veteran“, „Pierrot“ und „Pierrette“, „Der Knochenmann“ und „DieSternsingerknaben Kaspar, Melchior und Balthasar.“ Mitteilungsblatt der Stadtgemeinde Feldkirchen vom April 1995: „Marionetten imBamberger Amthof. Feldkirchen war im Haydn-Jahr 1959 in Eisenstadt mit dem Gastspiel„Feldkirchner Marionetten“ des Haupmanns a. D. Siegfried Wehrle vertreten. Selten gab esfür ein Feldkirchner Ensemble eine bessere Presse. Seither sind die Marionetten in denDornröschenschlaf versunken. Sie werden in der 6. Jahresausstellung des MuseumsvereinesFeldkirchen im Amthofmuseum gezeigt. Zur Eröffnung spielt die Neigungsgruppe„Marionettenspiel“ der Hauptschule 3 Feldkirchen (Leitung: HOL Maria Guggenberger) dasBühnenstück `Der goldene Prinz´.“

Feldkirchner Bezirkszeitung vom April 1995: „Marionettenspiel. Die älteren Feldkirchnerhaben sie noch auf der Bühne gesehen, die jüngeren wissen nicht mehr, wie sie aussehen, die„Feldkirchner Marionetten.“

Kleine Zeitung vom 22. April 1995: „Große Marionettenschau im Feldkirchner Amthof.Die Vorbereitungen für die Jahresschau laufen, so Obmann Dr. Hans Neuhold, aufHochtouren. Ermöglicht wurde die 6. Jahresausstellung „Feldkirchner Marionetten“ desMuseumsvereins in erster Linie durch das freundliche Entgegenkommen der Besitzer Johannaund Wolfgang Wehrle. Nicht ohne Stolz konnte Obmann Neuhold in der Jahreshaupt-versammlung berichten, es sei möglich gewesen, den „Star“ der letzen Jahresausstellung, dieGotische Zinnflasche, für Feldkirchen dauerhaft zu erhalten. H. Costisella.“

Kleine Zeitung vom 20. Mai 1995: „Marionetten stehen im Blickpunkt. Die lange Zeitvergessenen Feldkirchner Marionetten stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Jahres-ausstellung des Museumsvereins. Sie sind untrennbar mit dem Namen Siegfried Wehrleverbunden. Er beschäftigte sich seit 1947 mit dem Marionettentheater und gründete 1951 mitspiel- und musikfreudigen Feldkirchnern die Marionettenbühne Feldkirchen. Costisella.“

20. Mai 1995: Hans Neuhold, Vorspiel auf dem Marionettentheater zur Eröffnung der Jahresausstellung 1995.

Recht guten Abend, liebe Leute!Ich bin nun Eure Zauberfee,und dieses Blumenkleid bedeuteden weißen und den grünen Klee.

Wenn ich den blauen Stab erhebe,

dann leg’ ich alle Kraft hinein,damit mein Zauberkreis erbebeund alle Wesen, groß und klein.

Wohin sich meine Blicke richten,dort wird’s lebendig, und die Zeitvergeß’ner Phantasiegeschichtenwird hier und jetzt zur Wirklichkeit.Ihr werdet seh’n, wie aus dem Boden,den ich berühre, Blumen blüh’n,und wie die alten Kleidermodenin ihrer Farbenpracht erglüh’n.

Zum Zeichen meiner Zaubergabebeschwör ich nun ein Puppenpaar,damit es eine Rolle habe

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im Reigentanz der Elfenschar.

Salim, salom, sawiriwalten:Du lieber Bach, gib mir herauszwei Elfen, zarte Lichtgestalten!Und wieder heim – ins kühle Haus!

Nun wollen wir den Stein erproben!Du lieber Stein, zeig mir geschwindden Prinzen mit den schönen Roben!Und wieder weg – wie warmer Wind!

Du dürres Holz, tu auf die Rindeund lass die Goldprinzessin frei mit ihrem teuren Angebinde!Und rasch ins Holz! – Hinweg! Vorbei!Ihr habt nun kurz und gut gesehen,wer hier die Puppenrollen spielt.Jetzt will ich zu der Wand hingehen,auf die mein Zauberstäbchen zielt.

Aus dieser Wand will ich erlösenmit meinem blauen Zauberstabdie schönsten Wehrlepuppenwesenaus ihrem Kellerkistengrab.

Sie werden fröhlich aufersteh’nin einer Marionettenschau.Dort könnt Ihr sie dann wiederseh’naus nächster Nähe, ganz genau.

Drum giri gari, Holz am Faden:das Rumpelstilzchen komm heraus!Ihr alle seid nun eingeladenins bunte Wehrlepuppenhaus.

Der nächste ist der Schmied von Tiffen.Er rettete den ganzen Ort,

von wilden Horden angegriffen,und jagte alle Türken fort.

Die schöne Agnes war imstande,in Liebenfels den Bräutigamzu lösen aus des Kerkers Bande,weil sie verkleidet zu ihm kam.

Tsué war ein Chinesenmädchen,die Treue ihre schönste Tat.Ihr Leben hing an einem Fädchen,bedroht von einem Seepirat.

Ihr schaut heraus, ihr beiden Alten,die Ihr den Zeus bewirtet habt.Die Liebe ließ’t Ihr nicht erkaltenund wurdet reich mit Glück begabt.

Dem Fridolin hat Schreck auf Schreckendie längste Zeit nichts ausgemacht.Ein kalter Fisch hat ihm beim Weckendas Gruseln endlich beigebracht.

Feldkirchens „Jedermann“ kann zeigen:Ein jeder spielt, ob arm, ob reich,ein kurzes Spiel im Lebensreigen.Gevatter Tod macht alle gleich.

Gar lustig trieben’s die Gestaltenim Zauber der Silvesternacht,und über ihre netten altenGeschichten hat man viel gelacht.

Und giri, gari, Holz am Fadenmit Hampelhand und Strampelbein!Nun seid Ihr alle eingeladen,bei unsrem Spiel dabei zu sein.

Das Spiel, es will Euch Kunde geben,dass mehr als künstlich-kalte Prachtnaturverbunden einfach lebenden Menschen froh und glücklich macht.

Da hat sich die Prinzessin ebenin eines Prinzen Kleid verliebtund merkt mit freudigem Erbebendass nur das Herz ihr Liebe gibt.

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Sie lässt sich von dem Reichtum blendendurch schönen Schein und gold’nen Glanzund trägt als ihren Prinz auf Händenein hölzernes Gestell zum Tanz.

Doch bald verliert die leere Hülleden Reiz, und sie erkennt entzückt

den Prinzen in des Lebens Fülleund wird durch Liebe tief beglückt.

Ich selber zieh´mich, lari fari,in meinen Zauberberg zurück,verzaub´re euch mit „giri gari“bis dann - mit herrlicher Musik.

Hans Neuhold

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Neue Kronenzeitung vom 15. Juni 1995: „Jahrzehntelang waren sie in Kisten gesperrt.Jetzt wurden sie endlich aus dem ´Exil´ geholt, die „Feldkirchener Marionetten“. Diediesjährige Sommerausstellung des Amthofmuseums Feldkirchen führt ins Reich derMarionetten. Ob Fridolin, der auszog, das Gruseln zu lernen, oder Agnes von Liebenfels, obRumpelstilzchen oder Philémon und Baucis. Die „guten Geister vom Amthofmuseum“ habendieses Kulturgut im Rahmen der Ausstellung „Feldkirchner Marionetten“ aufbereitet undwunderbar in Szene gesetzt. In jeder Vitrine scheinen die „Wehrle-Puppen“ nur darauf zuwarten, dass ein fingerkundiger Spieler sie an den Fäden der Mechanik wieder zum Lebenerweckt. Katharina Messner.“

KBW – Kärntner Kulturkontakte vom 17. November 1996: „Ausstellung „FeldkirchnerMarionetten“. Die Jahresausstellung „Feldkirchner Marionetten“ des MuseumsvereinsFeldkirchen ist im Oktober erfolgreich zu Ende gegangen. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dassin Feldkirchen zu allen Zeiten eigenständige Schöpfungen der Kunst und Kultur entstandensind, die es wegen ihrer Einmaligkeit und Bodenständigkeit wert sind, der Öffentlichkeitvorgeführt zu werden. hn “.

Kerndaten und kurze Inhaltsangaben der achtBühnenstücke

I. Rumpelstilzchen (1951 im Gasthof Scheiber)Bühnenspiel in 5 Akten, nach dem gleichnamigen Märchen derGebrüder Grimm für das Feldkirchner Puppentheater bearbeitetvon Siegfried Wehrle 1951. Erstaufführung am 15. 12. 1951. Puppen: 1. Der Müller; 2. Sefferl, dessen Tochter; 3. Sefferl alsKönigin; 4. König; 5. Eine Hofdame; 6. Fridolin als Hofnarr; 7.Rumpelstilzchen; 8. Ein Wurzelgraber; 9. Eine Waldfee; 10.Der Theaterdirektor.Mitwirkende: Erna Bruckmann, Uta Bruckmann, WilhelmBruckmann, OSR Andreas Dorfer, Prof. Herbert Kaufmann,Herta Mitschka, Werner Puschautz, Henriette Rohsmann,Siegfried Wehrle, Alice Wehrle, Leo Wutti.Inhalt: Der Müller schildert dem König die Schönheit seinerTochter Sefferl und ihre Talente und versteigt sich zurBehauptung, sie könne Stroh zu Gold spinnen. Das verlangt nunder goldgierige König allen Ernstes. Sefferl sitzt weinend und ratlos im Saal vor einemHaufen Stroh, als das Rumpelstilzchen erscheint. Für den Lohn ihrer Halskette spinnt es inder Nacht das Stroh zu Gold. Der König verlangt aber mehr. Das Rumpelstilzchen hilft wiederfür Sefferls Ring. Beim dritten Mal, als der König der Sefferl die Königswürde verspricht,verlangt der hässliche Zwerg ihr erstes Kind. Darauf könne er nur dann verzichten, wenn sieseinen Namen errät. Da gelingt es dem lustigen Königsjäger Fridolin, ihn zu belauschen, alser vor seiner Waldhütte singt: „O wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchenheiß“. Nun kann ihn die Königin mit seinem Namen überraschen. Er zerspringt vor Wut undversinkt unter Rauch und Flammen im Boden.

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II. Von Fridolin, der auszog, das Gruseln zu lernen (1953 im Gasthof Scheiber)Nach dem „Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ der Gebrüder Grimm, für die Feldkirchner Marionettenbühne bearbeitet von Herta Mitschka (1952/53). Erstaufführung am 12. Juni 1953 im Saal des Gasthofes Scheiber.Mitwirkende: Erna Bruckmann, Wilhelm Bruckmann, OSR Andreas Dorfer, Michael Hartmann (Zitherspieler), Hertha Mitschka, Ing. Johann Oitzl, DI Erich Edler von Posch, Gertrud Schmölzer, Elisabeth Thomann (Gesangspartie), Siegfried Wehrle, Alice Wehrle (Kostüme), Leo Wutti. Das einleitende Lied im 2. Akt wurde von Prof. Walter Kaufmann komponiert.

Puppen: 1. Der König; 2. Prinzessin, dessen Tochter; 3. Frido-lin; 4. Ein Oberhofmeister; 5. Der Hofkoch; 6. Die Kammer-frau; 7. Der Wirt; 8. Ein Zitherspieler; 9. Ein Holzknecht; 10.Sefferl, die Kellnerin; 11. Der Wurzelgraber; 12. Der roteTeufel; 13. Das Gespenst; 14. Der Schlossgeist.Inhalt: Fridolin „aus St. Lorenzen hinter dem Speikkofel“ willdas Gruseln lernen. Den Mesner, der ihm, als Geist verkleidet,das Gruseln beibringen wollte, hat er von der Kirchturmstiegegestoßen. Nun hört er im Wirtshaus vom Wurzelgraber, dassim nahen Schloss des Königs der schreckliche Geist eineshabgierigen Urahns des Königs sein Unwesen treibe. Wer ihnbesiegt und erlöst, bekäme seinen verwunschenen Schatz unddie Prinzessin zur Frau. Fridolin ist begeistert und begibt sichins Schloss. Um Mitternacht stutzt er dem Teufel im Schraub-stock die Krallen, überlistet ein Geisterskelett und entwischt

knapp vor ein Uhr dem mächtigen Schlossgeist. Nun bekommt er den halben Schatz undheiratet die Prinzessin. Das Gruseln lernt er aber erst, als ihm die Kammerfrau und derOberhofmeister im Schlaf einen Eimer Wasser voll zappelnder Fische über den Leib schütten.

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III. Der Schmied von Tiffen. Heimatgeschichtliche Szenenfolge in 4 Akten aus der Zeit derTürkeneinfälle zwischen 1470 und 1480 in 4 Akten in Kärntner Mundart von Andreas Dorfer.Eröffnung am 14. Oktober 1958 im Saal desGasthofes Wutti-Schmon in WaiernMitwirkende: Herr Angerbauer, ErnaBruckmann, Wilhelm Bruckmann, MichaelHartmann, OSR Andreas Dorfer, ChristianLechner, Dietfried Lechner, Herta Mitschka,Ing. Johann Oitzl, Hilde Oitzl, Henriette Rohs-mann, Thomas Schmon, Siegfried Wehrle,Alice Wehrle (Kostüme), GesangsvereinTiffen. Das Lied im 2. Akt ist von Ottilie vonHerbert (+ 1847). Orgelspiel: Hans Knappin-ger (Leonhard Neidhart sen.). Puppen: 1. Der Lindenwirt; 2. Der Schmied von Tiffen; 3. Fridolin; 4. Liesl, die Tochter desSchmieds; 5. Loisl, des Lindenwirts Sohn; 6. Der Knecht des Galgenwirts; 7. Seppl,Lehrjunge des Schmieds; 8. Nachbar; 9. Agnes, Frau des Schmieds; 10. Alter Mann; 11.Pfarrer; 12. Stimme des Turmwächters.Inhalt: 1476 wird Tiffen von den türkischen „Rennern und Brennern“ heimgesucht. In ihrerNot sammeln sich die Tiffener um ihren tatkräftigen Schmied. Während die Frauen und

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Kinder in den umliegenden Bergen Schutz finden und der Pfarrer seine tröstenden Wortespendet, verschanzen sich die Männer bei der Jakobskirche gegen den Ansturm der fünfzigtürkischen Reiter, die aus Feldkirchen und Ossiach heran reiten. Fridolin, ein fahrenderScholast, lässt eine seit den Landsknechtskriegen zurück gelassene „Donnerbüchse“ krachen,die Männer lassen eine vorbereitete Steinlawine ab. Die Türken fliehen. Der Schmied möchteverhindern, dass „die Räubersbrut von der Schattseitn übers Moos kommt.“ Loisl erklärt sichbereit, die Moorbrücke einzureißen. Er wird von den Türken in der Bleistatt gefangen undführt die Reiter bei dichtem Nebel immer tiefer ins Moor, wo sie ertrinken. Er selbst kann sichretten und kommt gerade zurecht, als sich ein Türke bei Liesl, der Tochter des Schmieds,einschleicht. Er überwältigt den Türken und gewinnt das Eheversprechen seiner Geliebten.Auch der Schmied, der sich einen Schmied zum Schwiegersohn gewünscht hat, willigt in dieHochzeit seiner Tochter ein und nimmt Loisl in die Schmiedelehre auf. Er lässt dort, wo dieTürken ihre Pferde „umgedraht“ haben, einen Bildstock setzen. ≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈≈

IV. Tsué (Die schöne und treue Tsué oder Ustaphan, der Seepirat).Ein chinesisches Marionettenspiel in fünf Akten von Siegfried Wehrle. Erstaufführung am 12.November 1954 im Saal des Gasthofs Wutti-Schmon. Musik (Ouvertüre, Gebet der Lamè,Piratenchor) von Ing. Willi Macher.Puppen: 1. Tsué , junge und schöne Tochter des 2. Amito-fu, reicher Kauf- und Handelsherr;3. Lamé, Tsués Vertraute; 4. Fürst Liang-ho; 5. Prinz Loó , dessen Sohn; 6. Fridolin,Schiffskoch; 7. Fan-ko-shia, ein hoher Mandarin und Rechtsgelehrter des Reiches der Mitte;

8. Ustaphan, Seepirat und Kapitän der Dschunke „SchwarzerDrache“; 9. Erster Seepirat; 10. Ein Bote Ustaphans (Türke); 11.Ein Wachkommandant und zwei chinesische Soldaten derBesatzung Ustaphans; 12. Der sprechende Goldfasan; 13. EinBewaffneter der Garde Tsuès; 14. Negerin, Akkordeon spielend;15. Chor der Seepiraten (Puppen 9,10,12,14).Mitwirkende: Reinhard Berger, Erna Bruckmann, WilhelmBruckmann, OSR Andreas Dorfer, Michael Hartmann, ErmelindeKoch, Koch junior, Hr. Lausegger, Christian Lechner, DietfriedLechner, Ing. Johann Oitzl, Erika Pangratz, Elisabeth Thomann(Arie), Siegfried Wehrle. Feldkirchner Orchesterverein (DirigentWilli Macher), Feldkirchner Männergesangsverein (ChormeisterAlfred Neidhart), Prof. Herbert Kaufmann (Klavier). Inhalt: Tsué ist die Braut des Prinzen Loó. Der Seepirat Ustaphan

hat Loó gefangen genommen und ihn auf seiner Dschunke gefesselt. Er will aber Tsué fürsich. In ihrer Treue zu Loó willigt sie in den Vorschlag des Hohen Mandarins ein, einemtausend Jahre alten Gesetz gemäß den Lieblingsgegenstand ihres Partners, eine kostbare Vase,zu ehelichen. Der lustige, listige Fridolin ist Koch auf der Dschunke. Er gibt Schlafmittel indas Essen der Wachen, sodass er und Loó auf dem Schiff entkommen. Ustaphan dringt mitgepanzerter Truppe in den Saal der Tsué. Er zertrümmert die Vase, doch aus ihr tritt ihm Loógewappnet entgegen. Ustaphan wird von den Kriegern des zu Hilfe gerufenen Königs-goldfasans gefangen genommen und seiner Strafe zugeführt: „Es zürnet die Gottheit undstrafet mit Recht stets alle Geschöpfe, die böse und schlecht.“

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V. Agnes von Liebenfels. Ein historisches Kärntner Volksstück in vier Akten aus dem 15.Jahrhundert, nach geschichtlichen Unterlagen verfasst von Andreas Dorfer. Feldkirchener

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Orchesterverein unter Hans Knappinger. Erstaufführung am 27. Mai 1956 im Saal desGasthofs Wutti-Schmon in Waiern.Mitwirkende: Reinhard Berger, Erna Bruckmann, Wilhelm Bruckmann, Gretl Gruber,Engelbert Horn, Franz Kernberger (Horn), Ermelinde Koch, Arnold Kreiner, ChristianLechner, Werner Lechner, Herta Mitschka, Hilde Oitzl, Erika Pangratz, Sepp Prugger,Siegfried Wehrle, Frau Gradischnig (Zitherspiel), Herr Neidhart sen. (Orgel); GesangsvereinTiffen, der Feldkirchner Orchesterverein unter Hans Knappinger.

Puppen: 1. Burggräfin von Glanegg; 2. GrafKuno, deren Sohn; 3. Herr von Liebenfels; 4.Agnes; 5. Pabe Wullroß, Herr auf SchlossWullross; 6. Ida, dessen Tochter; 7. RitterFleugenfuß; 8. Hubert, dessen Jäger aufSchloss Glanegg; 9. Fridolin, Graf KunosKnappe; 10. Bibo, Kellermeister auf SchlossGlanegg; 11. Lina, eine Hausmagd aufSchloss Glanegg; 12. Der Kastellan vonGlanegg; 13. Die alte Glanegger Thresa; 14.Robert, erster Knappe des Ritters Wullroß; 15.Franz, dessen zweiter Knappe; 16. Der Herold

des Herzogs von Kärnten; 17. Ein alter Wurzelgraber.Inhalt: Graf Kuno, Herr von Glanegg, bereitet sich vor, mit Agnes von Liebenfels Verlobungzu feiern. Mit zwei Getreuen reitet er auf Forellenfang in die Enge Gurk. Dort wird er vonseinem Widersacher Pabe, dem Herrn auf Schloss Wullroß, auf hinterhältige Weise überfallen.Kuno: “Schande ist’s! Das ist Wegelagererbrauch!“ Wullroß: “Ihr seid in meiner Gewalt!“Kuno springt von der Brücke in die Gurk, wird aber von einem Baumast aufgefangen. Er wirdfestgenommen, auf die Burg Wullross gebracht und in den Turm gesperrt. Nun will er denZwist in einem ritterlichen Zweikampf entscheiden. Agnes hat sich als Herold verkleidet,gelangt mit Hilfe ihrer Freundin Ida, Der Tochter des Pabe, ins Schloss und verliest eine Bulledes Herzogs, nach der alle Fehden einzustellen und alle Gefangenen frei zu lassen seien.Kunos Knappe Fridolin hat zur Revanche für die erlittene Schmähung bei seiner Freilassungaus dem Schlosskeller alle Weinfässer ausrinnen lassen. Kuno kann mit Agnes auf der BurgGlanegg Hochzeit feiern.

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VI. Philémon und Baucis. Zweiaktige Puppenspieloper von Joseph Haydn in derBearbeitung von C. F. Pohl nach der griechischen, vomrömischen Dichter Ovid überlieferten Sage. Uraufführungam 29. Juni 1957 im Saal des Gasthofs Wutti in Waiern;Aufführungen am 5. Mai 1959 in Eisenstadt, am 6. Mai inSteinbrunn, am 7. Mai in Neufeld a.d. Leitha, am 8. Mai inOberwart, am 3. September 1959 als Festaufführung anläss-lich der Jahrhundertfeier der Stadt Feldkirchen 1959 im Fest-saal des Hotels Germann. Insgesamt gab es 9 Aufführungen.Die Oper wurde von Joseph Haydn zwischen 1773 und 1780für das Marionettentheater des Fürsten Nikolaus Esterhazy inEisenstadt komponiert. Bei einem Brand des Schlosseswurden Text und Partituren vernichtet. Die Oper galt alsverschollen. 1950 wurde im Archiv des Konservatoriums vonParis eine Abschrift gefunden. Die Uraufführung erfolgte1953 in England durch die Lancaster-Marionetten beim

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King’s Lynn Festival. Die Uraufführung auf dem europäischen Festland gelang inFeldkirchen, und zwar im Jahre 1957 im Saal des Gasthofes Wutti-Schmon in Waiern. 1959war die Feldkirchner Marionettenbühne mit „Philemon und Baucis“ im Rahmen des Haydn-Gedenkjahres auf Gastspielreise in Eisenstadt, Neufeld/L., Steinbrunn und Oberwart. Mitwirkende: Erna Bruckmann, Wilhelm Bruckmann, Ermelinde Koch, Herta Mitschka,Werner Lechner, Reinhard Lechner, Ulrich Nau, Ing. Johann Oitzl, Prof. Walter Schmidt,Johanna Wehrle, Siegfried Wehrle. Gesangpartien: Margarete Gruber, H. Kolitsch, GeorgMohr, Erich Mörtl, Waltraud Swozilek, Elisabeth Thomann, Gertraud Reiner, Anni Maurer,Dietfried Lechner. Tonbandaufnahmen: Ing. Rudolf Adami. Orchesterverein Feldkirchenunter Dipl.Ing. Willi Macher, die Professoren Hans und Walter Kaufmann, der LehrerchorFeldkirchen unter Chormeister Alfred Neidhart.Puppen: 1. Jupiter als Wanderer; 2. Jupiter als Gottheit; 3. Merkur als Wanderer; 4. Merkurals Gottheit; 5. Philémon, phrygischer Bauer; 6. Baucis, dessen Weib; 7. Aret, beider Sohn;Narzissa, dessen Braut; Chor der Nachbarn und Nachbarinnen; Chor der Priester undPriesterinnen. Inhalt: Philémon und Baucis, ein altes Ehepaar, leben in einer ärmlichen Hütte in Phrygien.Sohn und Schwiegertochter fallen einem Blitzschlag zum Opfer. Trotz ihres Unglücksbewirten sie den als Wanderer verkleideten Göttervater Zeus und seinen Begleiter Merkurgastfreundlich mit ihren bescheidenen Gaben, „denn heilig ist der Väter treu bewahrte Sitte,den Gast zu ehren in der kleinsten Hütte.“ Die letzte Gans wird für die Gäste geschlachtet.Zeus führt zum Dank die toten Kinder ins Leben zurück und erfüllt den greisen Eheleuten denWunsch, in seinem Tempel als Priester zu dienen. Merkur: „Tretet in des Tempels Hallen, seiddem Priestertum geweiht! Kurz nur ist das Erdenwallen, nimmer endet Ewigkeit.“

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VII. Der Gevatter Tod. Mysterien-Puppenspiel, frei nach dem Grimmschen Märchen für dieBühne bearbeitet von Siegfried Wehrle. Erstaufführung am 1. November 1958 im Saal desGasthof Wutti-Schmon in Waiern. Aufführung zum zehnjährigen Bestehen der Marionetten-bühne Feldkirchen.

Mitwirkende: Siegfried Adlaßnig, Erna Bruckmann, WilhelmBruckmann, Peter De Cillia, Margarete Gruber, ErmelindeKoch, Siegfried Kropfitsch, Reinhard Lechner, Erich Mörtl,Ulrich Nau, Ing. Johann Oitzl, M. Primschitz, HenrietteRohsmann, Prof. Walter Schmidt, Siegfried Wehrle. Gesang:Elisabeth Thomann, Erich Mörtl. Das Feldkirchner Streich-quartett (Schuberts Streichquartett in d-Moll „Der Tod und dasMädchen“) unter Walter Kaufmann: 1. Violine: Prof. WalterKaufmann, 2. Violine: Dr. Walter Domenig, Viola: Dr. HermannBlaas, Cello: Wilhelm Bruckmann. Die Puppen: 1. Der liebe Gott; 2. Der Teufel; 3. Der Tod; 4.Der arme Mann; 5. Der junge Arzt; 6. Der Diener Hylarius; 7.Die Tochter des Königs.Inhalt: Der arme Mann sucht für sein dreizehntes Kind einenPaten. Der liebe Gott und der Teufel überzeugen ihn nicht. DenTod akzeptiert er als Paten für seinen Sohn, denn er verspricht

ihm Weisheit und Ansehen. Als Jüngling empfängt das Patenkind vom Tod ein alleKrankheiten heilendes Kraut unter der Bedingung, es nur dann anzuwenden, wenn der Todnicht zu Füßen des Kranken steht. Als berühmter Arzt heilt er, das Gebot missachtend, denkranken König aus Mitleid und danach dessen Tochter aus Liebe. Daraufhin zeigt ihm der Todin einer unterirdischen Höhle sein verlöschendes Lebenslicht.

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VIII. Ein kleiner Silvesterspuk. Szenenfolge aus der altösterreichischen Zeit von SiegfriedWehrle mit Musik von Walter Bergmann. Heitere Charakterbilder aus der ÖsterreichischenDonaumonarchie mit persönlichem Erlebnisgehalt. Erstaufführung am 27.01.1962 imTheatersaal der Kreuzschwestern im Antoniusheim.Mitwirkende. Siegfried Adlaßnig, Wilhelm Bruckmann, Helmut Jakobitsch, Ulrich vomBrocke, Erna Bruckmann, Wilhelm Bruckmann, Karl Dertschei, Ermelinde Koch, HertaMitschka, Ing. Johann Oitzl, Waltraud Oitzl, Brigitte Ofer, M. Primschitz, Helga Regal,Irmgard Thomann, Johanna Wehrle, Erich Mörtl, Sternsingerlied (Leitung OSR AlfredNeidhart): die Schülerinnen Inge Granegger, Brigitte Murnig, Elisabeth Nusser, GertraudPolster, Karin Schelletter, Waltraut Zedrosser. Ein Ensemble des Grazer PhilharmonischenOrchesters: Prof. Walter Bergmann, Helmut Cerny, Johann Chronopoulos, Edmund Leh-macher, Wolfram Foelsche, Ferdinand Panser, Christian Radakovitz, Josef Reicher. Ouver-türe, Lied des Veteranen, Glockenspiel und Sternsingerlied von Konzertmeister Walter

Bergmann. Ort der Handlung: Marktplatz eines kleinenStädtchens. „Die Puppen: 1. Colombine, erste Brunnenfigur; 2. Pierrot,zweite Brunnenfigur; 3. Ein Kriegsinvalider; 4. Kaspar, Stern-singer; 5. Melchior, Sternsinger; 6. Balthasar, Sternsinger; 7.Frau Theres; 8. Herr Franz; 9. Ein Nachtwächter; 10. Einpensionierter Oberst; 11. Die Silvesterfee.Inhalt: „Am Hauptplatz eines kleinen Städtchens“ erweckt dieSilvesterfee die marmornen Brunnenfiguren Pierrot undColombine in der Silvesternacht zu zärtlichem Liebesspiel.Typische Gestalten des alten Österreich ziehen vorüber: derinvalide Werkelmann Wenzel mit der Straßenorgel, derNachtwächter mit Laterne und seinem traditionellen Warn-gesang, der galante Lebemann und Charmeur Franz, die fescheund gesellige, gut situierte und allein stehende ältere DameTheres. Die Sternsinger singen ihr Sternsingerlied und

schenken dem Werkelmann für seine Erzählung über die Seeschlacht von Lissa ihreeingesammelten Krapfen. „Ja, ja, die Liebe und ´s Gutsein, nicht das Geld / erhalten Freudund Frieden in der Welt.“ Vor den Augen des betrunkenen Nachtwächters verwandelt sich derBrunnen in einen „Obelisken“. Es ist das bekannte, später als „Zahnstocher“ bezeichneteFeldkirchner Wegzeichen und Straßenbaudenkmal. Im Übrigen ist es die einzige plastische,nach dem Abbruch der Freskenwand der Frau S. Nagele übrig gebliebene Erinnerung an dieEröffnung der Ossiacher Bundesstraße im Jahre 1959.

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IX. Der Ölsardinenbüchsenschlüssel. Ein kleiner Einakter („Gereimter Stumpfsinn vonSiegfried Wehrle“) für vier Masken („Krahberger Ensemble“) im Fasching 1958.Rollen und Spieler: Der König (Peter Sampl), die Königin (Irmi Wagner), der Lakai (IngoWagner), die Königin (Waldtraut Wehrle).Ort: Das Schloss des Geschlechts der Krähenden derer von und zu Krahberg am Krahberg.Inhalt: Der dickbauchige König regiert nur gut, wenn er satt ist. „Doch wehe, wenn meinMagen leer! Da fällt mir das Regieren schwer“. Die Königin erscheint mit einer großenSardinenbüchse und klagt, sie könne dazu den Schlüssel nicht finden. Der Lakai beklagt, dasser das Essen ohne den Schlüssel nicht auftragen könne. Vom König werden als Finderlohn„zwei Taler und ein Quentchen Mohn“ in Aussicht gestellt. Als der Lakai auf den Hals derKönigin hindeutet, ruft die Königin aus: „Was sagst du da, ich hätte ihn? Das kommt, weil ich

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kurzsichtig bin“. Nun bringt die Köchin Weißbrot und Wein. Dazu äußert der König: „Zahlgern den Wein fürs Schloss und Land. Die Hungersnot ist nun gebannt.“

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X. I due finti cavalieri. Ein schrecklich-komisches Liebesdrama in italienischer Sprache.Wehrle bemerkt einleitend, er habe in seiner Nachbarschaft ein altes Manuskript mit demgenannten Titel entdeckt. Im Vorspiel lässt er die Frage ungelöst, ob der Text von Dante,Goldoni oder Pietro Zorutti stamme.Rollen: Erster Liebhaber, Zweiter Liebhaber, Madonna Rosaura. Inhalt: Der erste Liebhaberbalzt vor dem Fenster Rosauras. Der zweite Liebhaber vergleicht dessen Singen mit demMiauen der Katze („si sente miagolarti come un gatto“) und dem Tschirpen eines Sperlingsund wird vom ersten Liebhaber beschimpft („ti stimo lazzarone e schiavo da briganti“). Dererste droht ihm, sein Degen werde ihn durchbohren. Der zweite pariert seinen Hieb, lässt aberaus Angst einen Furz, den er seinem Gegner „widmet“. Der erste ruft „O puzza maledetta“und sieht schwarz, der zweite fühlt sich erleichtert. Der erste revanchiert sich mit einemweiteren kräftigen Furz und ruft: „Perisci nell´odore!“. Daraufhin fällt der zweite tot um.Madonna Laura lacht „come una pazza“ und lässt ihrerseits einen fahren. Der erste Liebhabergerät durch diesen infernalischen Gestank ins Wanken. Rosaura ruft ihm zu: „Non t´amavomai“, worauf dieser sich verloren gibt und stirbt.

Ausführliche Inhaltsangaben der achtBühnenstücke

I. Rumpelstilzchen. Der Theaterdirektor begrüßt dieBesucher. Er möchte mit seinen Stücken ihre Herzen „kräftigrühren“. Vor seinem Haus schickt der Müller seine TochterSefferl, das „fesche Madl“, mit einem Brief „nachFeldkirchen eine“. Seine Mühle steht still, weil das Getreideausbleibt. Ein Jagdhornsignal kündigt eine königliche Jagd-gesellschaft an. Fridolin stellt sich dem Müller als Hofnarrdes Königs vor. Er verwirrt dessen Gespräch mit dem Müller.„Müller: „Es lebe mein König!“ Fridolin: „Das tut er ja eh.“König: „Danke. Ich wünsche ihm alles Gute“. Fridolin:„Wem, dem König? Das seid ihr ja selbst.“ König: „Nein, duNarr, dem Müller.“ Fridolin hat Hunger: „Der Magenknurrt! O welche Lust! Heut gibt es für mich Hühnerbrust.Und du, Herr Vetter Müllermeister, iss deinenSchwarzmehlsuppenkleister!“ Beim Abschied rühmt derMüller vor dem König seine schöne, gescheite und fleißigeTochter. Sie habe beim Hofmusikus „Kaufmannus“ das

Klavierspielen erlernt und könne sogar aus Stroh Gold spinnen. Der König nimmt dieseselbstgefällige Übertreibung ernst und bestellt Sefferl aufs Schloss.

Im Turmzimmer des Schlosses sagt Fridolin zur Sefferl; „Der Käfig ist ja sonst ganz nett, nurfehlt darin ein weiches Bett. Da steht ein Sessel, dort ein Rad. Das Mobilar ist etwas fad.“ DerKönig klärt Sefferl auf: „In diesem Raum wird nicht geschlafen, hier wird gearbeitet. Dasganze Stroh dort wirst du zu Gold spinnen, und zwar noch in dieser Nacht. Sonst wirst dusterben müssen.“ Sefferl versucht vergeblich, zu fliehen. Da erscheint das Rumpelstilzchen

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und bietet ihr an, gegen ihr silbernes Halskettlein das Stroh zu Gold zu spinnen. Sie schläftauf dem Sessel ein. Am Morgen häuft sich an Stelle der Strohballen das Gold. Der König istdamit aber nicht zufrieden und verlangt: „Ich brauche noch Gold, viel Gold, verstehst du?“Als die Nacht anbricht, verspricht das Rumpelstilzchen auf Sefferls Flehen, für ihrenFingerring ein zweites Mal alles Stroh zu Gold zu spinnen. Am nächsten Morgen ruft derKönig aus: „Gold, Gold, wohin ich blicke. Ja, das ist Macht!“ In seiner Geldgier verlangt eraber noch mehr davon und verspricht der Müllerstochter, sie beim dritten Mal zur Königin zumachen. Diesmal verlangt das Rumpelstilzchen, wenn sie Königin würde, als Belohnung ihrerstes Kind,

Das Rumpelstilzchen spinnt die ganze Nacht bei Feuer und Rauch. Es verrät: „Für meineHexen brauch ich Blut, damit sie mir die Suppe brauen.“ Als der König am nächsten Morgendas viele Gold sieht, begrüßt er die Müllerstochter als Königin, lädt sie zur Hochzeitstafel einund ernennt ihren Vater zum Hofmüllermeister. Nach einem Jahr singt die Hofdame demkleinen Sohn im prächtigen Turmzimmer ein Wiegenlied. Da erscheint das Rumpelstilzchenund verlangt von der Königin ihr Kind. Durch ihr Bitten und Weinen erweicht, willigt er ein,auf ihr Kind zu verzichten, wenn es ihr gelänge, bis zum dritten dreimaligen Versuch seinenNamen zu erraten. Die beiden ersten Versuche schlagen fehl.

In einer Waldszene schimpft eine Waldhexe über dieErdbodenlöcher, die der Wurzelgraber („Viel buck´n muass masi, wenn ma weiterkommen will“) hinterlassen habe. Fridolin,der ausgeschickt wurde, den Namen auszuforschen, hat sichhierher verirrt. („Der Weg, wo führt denn der nur hin, nachKötschach oder gar nach Wien?“) Er beobachtet heimlich denkrummen, rothaarigen Zwerg, wie er mit seinen roten Schuhenum eine steinernen Feuerstelle tanzt und singt: “Flamme, Feuer,ungeheuer, schlage aus, Rauch heraus aus dem Loch noch undnoch.“ Schließlich hört ihn Fridolin singen: „Heute back´ ich,morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind.Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchenheiß!“ Stracks meldet er den Namen der Königin. Sie empfängtden siegessicheren Zwerg stolz und selbstbewusst. Als sie nachzwei falschen Namen den dritten, richtigen nennt, ruft das

Rumpelstilzchen „Das hat dir der Teufel gesagt“, zerspringt vor Wut und versinkt unter Rauchund Flammen im Boden. Fridolin bekommt von ihr den gewünschten „blauen Hosenknopf“,dazu noch für sich und seine Marie das Gasthaus am Schlossberghang. Er singt: „In jedemLand, an jedem Ort kreuzt Rumpelstilzchen deinen Weg. Erst hilft es dir, bald da, balddort, dann zieht es dich in Schmutz und Dreck.“

Anmerkung: Es fällt nicht schwer, diesem oder dem nächst folgenden Märchen eine moderneDeutung zu geben. Man setzt für das Rumpelstilzchen die Lehman Brothers, für den Königdie Könige Hussein, Mubarak, Gadaffi oder Assad und für die Sefferl jeden Staatsbürger, derleichtsinnig Schulden macht, aber nicht weiß, wie er das Benzin für sein Zweitauto bezahlensoll. Auch die Begriffe Investmentbanker, Finanzkapitalismus, Devisenspekulation, Staats-schuldenexzesse und Gier nach mehr Geld und Kredit passen in diesen Zusammenhang.

II. Das Bühnenspiel „Fridolin, der auszog, das Gruseln zu lernen“ wurde von HertaMitschka dem Grimmschen „Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“nachgebildet. Der Wirt lässt den Zitherspieler für den Holzknecht Franz den Holzknecht-marsch spielen. Ein Wetter zieht hinter dem Wachsenberg auf. Fridolin aus St. Lorenzen

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„unter dem Speikkogel“, der das Gruseln lernen möchte, gesellt sich hinzu („Grüaß Gott! Wo´s lustig zuageht, da bin i dabei“). Er hat den Mesner, der ihm, als Geist verkleidet, dasGruseln beibringen wollte, von der Kirchturmleiter gestoßen. Seine Schilderung treibt derKellnerin Steffi die Gänsehaut über den Rücken.

Als Fridolin vom Wurzelgraber erfährt, dass auf dem alten Schloss des guten Königs einverwunschenes Gespenst sein Unwesen treibt, ist er begeistert. Er meint: „Das is was fürmich“ und singt: „A lustiga Bua lasst dem Teufel ka Ruah“. Der König und die Prinzessinwarnen ihn voll Sorge davor, denn schon viele seien beim mitternächtlichen Spuk imGeisterschloss ums Leben gekommen und „der grässliche Geist lässt keinen aus.“ DieserGeist sei der Urahn des Königs, der „viele unschuldige Menschen ins Verlies stoßen ließ, umsich ihr Vermögen anzueignen.“ Wer dort die Nacht übersteht, bekomme vom König denverwunschenen Schatz und die Prinzessin zur Frau. Bei ihrem Anblick singt Fridolin: „Ablitzsaubers Dirndl, das muss i wohl sagen, für die könnt i allemal allerhand wagen.“ Ermöchte aber dabei „so viel gern das Gruseln lernen“ und lässt sich vom König insGeisterschloss führen.

Als ihm dort um Mitternacht der Rote Teufel erscheint, stutzter ihm im Schraubstock die Krallen und stürzt ihn über eineHolztreppe ins Verlies. Zwei fallende Füße, zwei fallendeArme und ein fallender Schädel, die im Fallen „I fall! I fall!“schreien, sperrt er in eine Truhe. Als dahinter ein menschlichesSkelett auftaucht, das mit seinen Knochen klappert, überlisteter diesen Geist, der sich klein machen kann, sperrt ihn in dieTruhe und verschließt das kleine Loch mit dem Drudenfuß.Dem Zugriff des mächtigen Schlossgeists, der knapp vor einUhr erscheint, entwischt er geschickt und erlöst ihn dadurchbeim Glockenschlag eins. Dann legt er sich schlafen.

Am nächsten Morgen quellen aus der Truhe Gold undGeschmeide. Der König beschenkt ihn mit dem halben Schatz.Die besorgte Prinzessin ist überglücklich und heiratet ihn aufder Stelle. Doch Fridolin murmelt im Schlaf „Wenn´s mir nur

gruselte!“ und ist unentwegt traurig. Der Oberhofmeister weiß dagegen keinen Rat, denn dasGruseln ist ihm schon angeboren. Die Kammerfrau fürchtet sich vor einer Maus, der Koch voreiner Spinne. Doch der Wurzelgraber, der vor Zeiten in eine „Krotnlackn“ gefallen war, sodass es ihn gruselte („Heint no tschaupets mi, wann i aufdenk“), bringt die Ratlosen auf dierichtige Spur. Sie schütten dem schlafenden Fridolin einen Eimer mit zappelnden Fischenüber den Leib. Nun spürt er mit „Huuu“ und „Pfui“, was Gruseln ist und ist von jetzt an„restlos glücklich“.

Züge des Oberhofmeisters erinnern an manche Menschen, die zwar nicht von Geburt an, aberdurch Überbefürsorgung, Übervorsorge und Überversorgung an Überängstlichkeit leiden. Siesind in die Verwöhnungsfalle getappt. Man hat ihnen zu wenig zugemutet. So sind sie mutlosgeworden, auf ständige Hilfe angewiesen und haben einen Teil ihrer natürlichen Neugierde,Risikobereitschaft und Entscheidungsfreude eingebüßt. Es gibt eine zweite Parallele zumMärchen: Mancher böse Geist auch unserer Tage ließ schon „viele unschuldige Menschen insVerlies stoßen, um sich ihr Vermögen anzueignen.“

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Der schaurige Inhalt zahlreicher Märchen scheint manchenEltern als Lektüre ihrer Kinder bedenklich. Kinder haben abernach meiner Erfahrung im Lesealter gelernt, zwischenWirklichkeit, Wahrscheinlichkeit und Fiktion zu unter-scheiden. Die Phantasiewelt der Märchen ist für sie eineandere Welt. Dem gegenüber wird in einer spezifischenGattung der modernen Romanliteratur versucht, das Unwahr-scheinlichste wahrscheinlich zu machen. Der Weg führt vonBram Stokers „Dracula“ bis zu Köppls „Der Vampir sind wir“.Auch mit filmischen Mitteln gelingt es, diese Grenze zwischenrealer und irrealer Darstellung durch virtuelle Tricks, bildlicheRaffinesse und suggestive Ausstrahlung der Darsteller zuüberspringen und aufzuheben. Dadurch wird die geschilderteBrutalität vom Zuschauer als wirklich und bedrohlich erlebt.Er unterliegt der Gefahr der persönlichen Identifikation undIndoktrination. Phantasiebegabte und lesefreudige Kinder

erkennen aber die Unwirklichkeit märchenhafter Grausamkeiten und unterscheiden siemühelos von ihrer realen Lebenswirklichkeit. Sie freuen sich über den Sieg der guten Mächteund genießen das ungefährliche Abenteuer des Lesens schauriger Texte.

III. Der Schmied von Tiffen

Der Tiffener Lindenwirt kredenzt dem Schmied ein Glas „Wein aus´n Walischen“. Dort seiendie Zeiten wegen der Türkeneinfälle unsicher geworden. Schmied: „Der Türk, der Renner undBrenner, treibt si wieder herum in Kran und im Steirischen.“ Der Türkenpfennig wurde zwarzur Abwehr der Horden bezahlt, aber „der Weg übers Gebirge is noch allweil offen“. Vor dreiJahren seien „die Herren droben g´sessen auf ihren sichern Schlössern, die Stadtleute hab´nsich können hinter die dicken Stadtmauern verkriechen, aber ´s Landvolk hat kan Schutz undka Hilfe g´habt.“ Nun setzen die Tiffener ihre Hoffnung auf Peter Wunderlich aus demGegendtal als Anführer der Landesverteidigung.

Fridolin stellt sich den Gästen beim Tiffener Weinwirt als fahrender Scholast vor. Er habeauch Medizin studiert. Dazu bekennt er: „Jawohl, ein fahrender Scholast, bekannt auf allenStraßen. Beim Weine bin ich gern zu Gast, man sieht´s an meiner Nasen.“ Dem krankenKnecht zieht er prompt einen schmerzenden Zahn: „Potz Blitz und Bretterwand, und draußenist der Zahn!“ Liesl, die Tochter des Schmiedes, und Loisl, der Sohn des Wirts, gesellen sichdazu. Liesl: „Is a hart´s Gehen auf der Feldkirchner Straßen“. Loisl möchte mit ihr am TiffnerKirchtag tanzen und sie heimwärts begleiten. Liesl: „Kann eahm die Freud nit mochen, i habka Zeit für solche Sochen.“ Der Wirt will zur Sicherheit „den Hefn mit den Silbertalern aufnGalgnbichl unterm Galgen“ vergraben. Fridolin will, wenn die „Sackleut“ näher kommen,bleiben. Da meldet der Schmied seinem Nachbarn: „Der Türk, der Sackmann, is wieder imLand. Gestern in Arnoldstein eingebrochen, Dorf und Stift angezündet, heut sinds inWernberg und schon über der Drau und morgen könnens bei uns sein.“

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Zum Schmied haben die Leute Vertrauen. Er weist die Leute an: „Die Weiber, die Kinder unddie alten Leute müssen wir aufibringen auf die Höll, auf Sallach, auf die Manessen. DieBurschen und die festen Lötter bleiben oben bei der Kirche. Die Eibnschützen kommenzan Haupttor, die ältern Männer richten auf´n Jungfernsprung die Staner her zanAblassen, wann´s Not ist. Alle anderen Männer mit Spieß und Morgenstern wern auf dieMauern verteilt.“ In der Stunde der Gefahr lässt er die Leute wecken. Zu Frau undTochter sagt er: „Heut ist nix mitn schlafn!“ Sie fahren in der Nacht auf die Manessen. Erhofft, dass er „amal an Schmied zum Schwiegersohn´ kriegt!“ Zur Abwehr der Türkenfällt ihm ein: „Der Steg über die Tiebel muss weg. Aber wer tuat das? Hiaz in derNacht?“ Loisl erklärt sich bereit. In dieser kriti-schen Situation gesteht er der Liesl seineLiebe: „Liesl, i han di gern! Mehr als mei Leben. Glabst mas?“ Der Schmied hat einealte Donnerbüchse (Kanone) früherer Landsknechte gefunden. Fridolin kennt sich dabeiaus und meint: „Meister, das ist bald erklärt. Jedes Ding hat seinen Wert. Sackmann willden Berg besteigen, Donnerbüchslein darf nicht schweigen.“

Der Turmwächter verkündet mit Hornstößen und dem Ruf „Hoj, ho“: „In der Ossiacher-gegend brennts.“ Schmied: „Ja, i sieh´s, auf fünf Orte brennts, dass sind die Renner undBrenner.“ Liesl äußert ihre Sorge um Loisl, der Schmied aber möchte, dass sie sich den ausdem Kopf schlägt, weil er kein Schmied sei. Der Turmwächter meldet: „In Buchscheidenbrennts. Die Feldkirchner flüchten.“ Der Pfarrer wachte und betete während der Nacht in derKirche. Nun tröstet er die Leute und meint: „Unser Leben ist in Gottes Hand.“. Der Schmied:„Aber die Türken?“ Der Pfarrer: „Seid standhaft! Der Herr ist mit euch.“ Als fünfzigtürkische Reiter die Tiffner Straße erreichen, lässt der Schmied die Notglocke anschlagen. DerSchmied gibt dem Fridolin das Kommando für den Schuss. Durch den Luftdruck gerät er insTaumeln. Es hallt in den Bergen. Einige Türken fallen von den Pferden. Der Schmied gibt dasKommando, die Steine abzulassen. Daraufhin springen die Türken auf ihre Rösser undgaloppieren davon.

Fridolin wird als Retter gefeiert, der Schmied lässt Weinauftragen. Liesl ist aus Sorge über Loisl über die Wandheruntergeklettert. Als sie sich zur Zither setzt, beginnt einversprengter Türke an der Tür zu rütteln. Augenblicklich istLoisl zur Stelle und erledigt den Türken: „In Bach abe hab iihn gschmissen“ Dort liegt er und rührt si nimmer.“ AmRückweg von der Schattseite, wohin ihn der Schmiedgeschickt hatte, war Loisl im Moos von den Sackleutenerwischt worden. Auf ihr Verlangen, durch das Moor geführtzu werden, habe er sie „bis zum schwarzen Tumpf“ geführt,einen „Satz ins Gedachs“ gemacht und den Bachsteg niedergerissen. Er meint: „Da is kana mehr ausakommen.“ DerSchmied erweist ihm seinen Dank, indem er in seine Heiratmit Liesl einwilligt und ihn in die Schmiedelehre aufnimmt.Fridolin ist zur Hochzeit eingeladen. „Hochzeit, Hochzeit!Hei juchei! Fridolin ist auch dabei. Wird mit Donnerbüchsen-

schießen s´holde Bräutchen wecken müssen.“ Von der Felswand ertönt das Lied „Sunna-Abend“. Der Schmied lässt am Ort, „wo die Türken ihre Ross umgedraht haben“ einenBildstock errichten.

Eine Szene des Spiels „Der Schmied von Tiffen“ wird im Feldkirchner Amthofmuseumgezeigt. Die Marionette des Pfarrers trägt die Züge des Pfarrers der Fünfzigerjahre. Die„Türken“ werden im Museum als „Osmanische Türken“ bezeichnet.

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IV. Tsué oder Ustaphan, der Seepirat.

Die Chinesin Lamé, die Freundin der Tsué, bewundert in deren prächtigem Zimmer derenherrliches Kleid und ihre schöne Gestalt: „Wie des Mondes grünlich-silbern Licht leicht undmilde fließt, so dies Kleid an deinen jungen schlanken Leib sich schmiegt“. Sie wünscht ihr,dass „so schön und traumgeboren ein Jüngling lebe, der als Freund und Gatte mit dir durchsLeben schritte.“ Tsué gerät beim Anlegen ihrer kostbaren, mit Rosen geschmückten Halsketteins Schwärmen: „So wie wir im Träumen gehen, langsam uns der Lieb entfalten, siehst duBlatt um Blatt entstehen, bis die Blüten sich gestalten.“ Ihr Vater Ami-to-fu, ein reicherHandelsherr, hat ihr das Kommen des Fürsts Liang-ho angekündigt. Er ist der Vater desberühmten Seefahrers Loó, dem Tsué schon als Mädchen zur Braut versprochen wurde. Loóselber käme aber nicht, „da er aus ungeklärten Gründen ferne der Heimat weilt.“ Sein tiefbesorgter Vater Liang-ho teilt mit, Loó sei vom Seeräuber Ustaphan, Loos Nebenbuhler undGünstling des Kaisers, entführt worden. Beide hätten sich beim Kaiser um die Stellung einesBefehlshabers seiner Seemacht beworben, und auch er begehre Tsué.

Der Chor der Seepiraten singt in Ustaphans Heckkajüte: „Es peitscht der Sturm uns hin undher, es dräut uns Riff und Sand. Ahoi! Wir aber stechen kühn in See durch Wind undWolkenwand.“ Loó wurde mit Fridolin, einem lustigen Koch, an Bord des Piratenschiffsgebracht. Ustaphan will beide sehen. Er empfängt Loó mit Spott und dem begehrlichenHinweis auf Tsuè. Loó, der ihr, um sein Leben zu retten, entsagen solle, antwortet: „Die Leutedeines Schlages kommen im Schatten auf die Welt, da sich ihre Mütter dieser Stundeschämen.“ Fridolin meldet seinem Herrn heimlich die Hinrichtung ihrer Matrosen. AufUstaphans Frage, was er könne, antwortet er: „Am liebsten tu ich kochen, Nockerln, Knödel,Schmarrn. An Sterz kann i a mochn und Krapfen für die Narrn.“ Er wird als Bordkochengagiert und möchte wissen, wo er sei. Ustaphan: „Wir fahren am Jangtsekiang“. Fridolin:„Das merk i eh schon am Gestank.“ Er schildert seinen Wasserweg nach China: „Schwammim Ossiachersee, bald am Bauch und bald am Rücken, Annenheim war in der Näh hin zumSeebach bis zur Brückn.“

Tsué liegt ohnmächtig in ihrem Zimmer. Eine schöne bauchigeVase ist mit Kirschblütenzweigen geschmückt. Lamé betet zurgroßen Göttin, der seelische Schmerz über Loós Gefangenschaftmöge Tsué nicht töten. Tsué erwacht und schaut hoffnungslos indie Sterne, die „erbarmungslos ihr Leid bescheinen.“ Lamémotiviert sie, Loó zu retten oder zu rächen. Sie hört, der Kaiserhabe entschieden, dass sie Ustaphans Lebensgefährtin werdenmüsse, wenn sie nicht binnen 99 Tagen Loós Gattin gewordensein sollte, und vermutet, der Kaiser wolle den Stärkeren zumBefehlshaber seiner Seemacht und sie zur Siegerbraut machen.Sie deutet aber an, dass ihm das nicht gelingen werde. Ihr Vaterwill den Hohen Mandarin und Rechtsherrn des Reiches in dieserFrage konsultieren. Der Mandarin hat in einem tausend Jahrealten Pergament ein gültiges Gesetz entdeckt. Danach sei es derBraut oder dem Bräutigam erlaubt, den Lieblingsgegenstandeines abwesenden Partners an Stelle des Partners zu ehelichen.

Tatsächlich findet sich der Lieblingsgegenstand Loós, eine große tönerne bemalte Vase. Tsuémöchte sie noch am selben Tag heiraten, muss aber bis zum Tag des silbernen Mondes nochacht Tage warten. Ein Bote Ustaphans meldet ihr, sein Herr würde Loó frei lassen, wenn sie

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die Braut Ustaphans werden wolle. Tsué weist den Boten ab mit dem Ausruf: „Götter, behütetsein Leben!“

Der vierte Akt spielt in einer tropischen Meereslandschaft. Loó soll an den Galgen. Diechinesische Küstenwache exerziert unter ihrem Kommandanten: „Nul immel gelade aus. Itzini!“. Fridolin kommt mit einem Eimer Bananennudeln. Loó wird auf der Flucht imZweikampf mit einem bewaffneten Malayen verwundet. Er trifft Fridolin am vereinbartenPlatz. Der Kapitän und die Wachen sind nach dem Essen, in das Fridolin ein Schlafmittelgemischt hat, in tiefen Schlaf gefallen. Nun möchte Loó die Anker lichten und mit demSchiff in die Heimat fahren, Fridolin hält das Unternehmen zu zweit aber für zu gefährlich.Die Palmenfee kommt ihnen zu Hilfe. Der Pfiff eines silbernen Pfeiferls, das Fridolin findet,lässt in den Palmblättern den Königsgoldfasan erscheinen. Er rät zu schneller Flucht undverspricht Hilfe in der Not. Ustaphan, frühzeitig erwacht und wütend über die schlafendenPiraten, sieht seine Piratendschunke, den „Schwarzen Drachen“, auf hoher See davon gleiten.Die seltsame Hochzeit findet im Drachensaal statt. Tsué bekennt sich zu ihrer Liebe, der VaterLiang-ho stimmt zu. Mandarin: „Im Einverständnis eurer Väter traue ich dich der Vase an“.Tsué: „Loó, nur dir gehör ich an, nicht Sklavin und nicht Untertan, doch eins und ganz in dir,leb´ich, lebst du in mir.“

Ustaphan stört ungestüm den feierlichen Frieden. Seine Piraten haben die Wachen gefangengenommen. Fridolin pfeift drei Mal nach dem Goldfasan, und schon nähert sich eine Scharvon Kriegern mit dem Ruf: „Heil Loó!“. Ustaphan zertrümmert die Vase mit dem Rapiers.Sie fällt auseinander, und an ihrer Stelle steht Loó in goldglänzender Rüstung. HundertKrieger des Königsgoldfasans schützen die Neuvermählten. Ustaphan: „Stinkender Hai,verfluchte Maus! Alles verloren, das Spiel ist aus!“ Amito-fu spricht das Schlusswort: „Eslohnet die Gottheit die Treue der Braut, die Liebe des Mannes, der ihr vertraut.“.

V. Agnes von Liebenfels

Lina, die Hausmagd auf Burg Glanegg, schimpft am frühen Morgen im Burghof: „Die Sunnastaht schon übern Gösseberg, und as Weibergfick is nochalleweil im Bett.“ Sie hat vor lauter Arbeit „an Grant“, dennauf der Burg wird der Herr von Liebenfels mit seiner TochterAgnes erwartet. Die schöne Agnes will am nächsten Tag mitKuno, dem jungen Herrn von Glanegg, Verlobung feiern.Jäger Hubert „waß ane, die noch scheaner is.“ Er meint damitdie Magd Lina, der er zugetan ist. Die Gräfin braucht„Wildbrät für das Fest“, bei dem auch Gäste vonDietrichstein, Gradenegg, Hardegg und Limberg erwartetwerden. Hubert kann mit einem guten Rehbock aufwarten,„heut in der Früh g´schossen im Rottendorfer Wald.“ Lina sollsich um Sauberkeit und festlichen Schmuck, der KellermeisterBibo um einen guten Trunk kümmern.

Graf Kuno will auf Fischfang zur „Engen Gurk“ ausreiten.Die Mutter warnt ihn vor seinem grimmigen Feind, dem

Herrn von Wullroß, der ihn beim Herzog verleumdete. Kuno will ihn das büßen lassen.Fridolin, der Knappe Kunos, kommt mit dem Sattelzeug und soll ihn mit dem Fischergerät aufdem Fischzug begleiten. Während Kunos Abwesenheit soll der Kastellan für Ordnung imBurgfried sorgen: „Reit hinunter nach Mautbrücken. Schau nach, ob der Mautner die Mautrichtig einhebt!“ Kuno singt in Gedanken an seine Braut das Lied Ulrichs von Liechtenstein:

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„In dem Walde süße Töne singen kleine Vögelein, auf der Haiden Blumen schöne blühen indes Maien Schein.“. Die alte blinde Thres taucht auf und warnt Kuno: „G´fahr is ban engenWasser!“ Kuno argwöhnt, sie wolle damit nur einen Hexenlohn verdienen, und reitet mitleichter Rüstung zum Tor hinaus.

In der „Engen Gurk“ war den dreien ein guter Fang gelungen. Fridolin: „Kuno schlaft imSchatten wia a Ratz im Himmelbett.“ Hubert freut sich über die volle Fischbutten. Sie redenmit unterschiedlicher Einstellung über Lina, die Glanerin. Da kommt der Wurzelgraber desWegs. Hubert: Er „redt gern mit eahm selber.“ Wurzelgraber, ohne die beiden zu sehen: „Undoft man i, es ziacht awer mi auf an Schnürlan hin und her, und i muaß hupfn, wia erwill, grad so wia bei an Puppengspiel.“ Einen plötzlichen Geierpfiff hält der Jäger fürkeinen echten. Sie wecken Kuno und wollen heim reiten. Kuno will aber noch ein paarseltene Blumen mitnehmen. Plötzlich hören sie Lärm und Stimmengewirr. Wullroß: „Drauf!Schlagt sie nieder!“ Die Knappen kämpfen, Kuno springt auf die Brücke, wird aber vomgerüsteten Ritter Wullroß, dem Pabe, und seinem Knappen Robert gestellt. Kuno verlangt einSchwert. Wullroß (lachend): „Einem Gefangenen gibt man kein Schwert“. Wullroß verspottetihn wegen Agnes und will ihn binden lassen. Kuno: „Drei gegen einen, der wehrlos ist.“ Erspringt über das Brückengeländer in die Gurk, wird aber von einem Baumast aufgefangenund gefangen genommen. Wullroß: „Gott sei Dank, dass er nicht tot ist. Hätt mir eine schöneSuppe eingebrockt beim Herzog.“

Fünf Wochen nach dem Überfall hält Wullroß Kuno noch immergefangen. Der Unterhändler der Gräfin wurde hohnvollabgewiesen. Der Herr von Liebenfels hat den Domprobst vonGurk um Vermittlung gebeten, doch Wullroß verlangt nebenhohem Lösegeld, dass Kuno ein Dokument unterschreibe, er seiim ritterlichen Kampf überwunden worden. Agnes kommt miteinem Brief Idas, der Tochter des Wullroß, ihrer Freundin ausden Tagen ihrer gemeinsamen Klosterschule. Darin steht, Kunosei gesund und werde in ritterlicher Haft gehalten. Wullroß seiwegen seiner Stellung zum Herzog sogar geneigt, Kuno auf guteWeise los zu werden. Agnes will „wagen und schlagen“ und sichin St. Veit mit Ida treffen. Ritter Fleugenfuß, der auf SchlossKarlsberg zu Besuch weilt, verrät seine Sehnsucht nach Agnes.Er möchte sie während Kunos Gefangenschaft trösten, kann abernicht ableugnen, dass er beim Überfall mit Wullroß im Bundwar. Deshalb wird er von Agnes mit dem Ausruf „Schandfleck

der Ritterschaft!“ hinausgewiesen.

Auf Burg Wullroß wird geprasst und gezecht. Lina schreckt den Wächter bei Blitz undDonner als weiße Gestalt, Fleugenfuß schnappt betrunken nach frischer Luft. Graf Kunosingt im Turm ein Liebeslied. Wullroß schickt den Wächter schlafen. Ida rät dem Vaterwegen der Gurker Herren und des Herzogs zum Frieden mit Kuno. Daraufhin lässt PabeWullroß Kuno durch seinen Knappen Robert vorführen. Er verlangt von ihm, das schandbareDokument zu unterschreiben, Kuno will aber nach Ritterbrauch mit Kuno kämpfen. Wullroßlässt ihn die Waffen auswählen. Mitten im Zweikampf erscheint Agnes, als Herold verkleidet.Sie hält eine Standarde mit Kärntner Wappen, bezeichnet sich als Sendbote des Herzogs undverkündet im Namen des Kaisers, ab nun seien sämtliche Fehden zu beenden und alleGefangenen freizulassen. Der Islam poche an die Tore Konstantinopels, die Ritterschaft desReiches werde gebraucht. Fridolin wird aus dem Keller freigelassen. Leibjäger Hubertbefindet sich bei den Gurker Herrn in Heilbehandlung, Agnes zu Kuno: „In zwei Stunden sind

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wir in Goggau und in Sicherheit.“ Agnes bedankt sich bei Ida, Fridolin hinkt nach einemFußtritt. Er habe aber zur Vergeltung die Fasspipen aufgedreht, „und hiaz rinnt der roteWallische schon bei der Kellertür außer.“ Kuno im Fortreiten:. „Agnes, Engel, Retterin!“

VI. Philémon und Baucis

Während der Ouverture wütet auf der Bühne ein Donnerwetter. Von verschiedenen Seitenkommen vom Unwetter überraschte Phrygier, unter ihnen Philémon und Baucis, undartikulieren im Chor den Schrecken des Donners und der zündenden Blitze und die Macht desBlitze schleudernden Jupiter, der die frevelnden Menschen mit ihrem Verderben bedroht. DerHimmel heitert sich auf, die Bauern ziehen sich zurück. Philémon gibt zu bedenken: „Wiesind die Menschen leicht in ihrem Denken, ihrem Handeln. Sie wollen nur in Lust undFreuden leben. Wenn aber der Himmel grollt, dann werden sie alle plötzlich klein.“ Baucisjubelt. „Falter ruhen auf den Blüten, sonnend ihre Wunderflügel, Menschen treten aus denHütten, goldumflutet stehn die Hügel“. Philémon fürchtet, durch ihr schweres Schicksal denGlauben an die guten Götter zu verlieren.

Da treten Jupiter und Merkur, als Wanderer verkleidet, an seine Hütte. Sie beklagen daslasterhafte und gottlose Leben der Menschen in den phrygischen Städten. Jupiter denkt anStrafe, doch Merkur erinnert an die Unschuld des frommen Paares, das durch JupitersBlitzschlag ihren braven Sohn und dessen blühende Braut verloren habe, und appelliert anseine Barmherzigkeit. Jupiter: „Wie gern, wie gern, mein Sohn, willfahr ich deinen Bitten,denn Wohltun ist die edelste der Göttersitten.“ Sie klopfen an die Hüttentür. Philémon: „WerHerberg suchend irret durch die finstre Nacht, dem späten Wandrer sei bei uns gernaufgemacht, denn heilig ist der Väter treu bewahrte Sitte, den Gast zu ehren in der ärmstenHütte.“ Philémon erzählt den beiden über den schweren Schicksalsschlag und weist auf diebeiden Tonkrüge, in denen die Asche ihres Sohnes und seiner Baut verwahrt ist. Er schildertden beiden die „Macht der gleichen Triebe“ und die „sanfte Glut der Liebe“ zwischen den

beiden („O glückliche Zeit, o glückliche Zeit!“). Gleichdarauf erwähnt er den vom Donner begleiteten Feuerstrahldes Zeus, der ihnen das Leben raubte. („O traurige Zeit! Otraurige Zeit!“). Merkur: „Ein solches edles Paar verdientedeine Zähren.“ Jupiter: „Und das Elysium der Liebenden zumLohne, denn Liebe ist des Lebens gold´ne Krone.“

Baucis hat den beiden Göttern inzwischen ein warmesFußbad bereitet und Milch, Obst und Gerstenbrot aufge-wartet. Wein auszuborgen habe die Nachbarin abgelehnt.Philémon möchte den beiden Besseres bieten. Er empfindetzum ersten Mal „der Armut Schwere“. Ovid schildert diebeiden als gleichberechtigte Partner: "Consenuere casapaupertatem fatendo; / nec refert, dominos illic famulosverequiras: / tota domus duo sunt, idem parentque iubentque“.Baucis: „Da wir drei Tage schon das Huhn vermisst, dochweißt du, dass uns nur die Gans noch übrig ist.“ Philémon:

„Geh, Baucis, diese muss der Pilger Speise sein.“ Jupiter, der wieder eintritt: „So mög´ DeinName in die fernsten Zeiten tönen, du trefflichster von allen Erdensöhnen!“ Baucis ruft vonaußen: „Philémon, hilf mir doch, die scheue Gans zu greifen!“ Jupiter: „Die Tugend, derenGlanz ein niedres Dach versteckt, verdient ein Wunderwerk, das sie der Welt entdeckt.“

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Bei Blitz und Donner verwandeln sich die Aschenkrüge zu Rosenlauben. Sohn Aret und seineBraut Narzissa zeigen sich, erst regungslos und wie betäubt, und kommen nach und nach zusich. Narzissa: „Geliebter, bist du hier?“ Aret: „O Himmel, holde Braut, lass dich umfassen!“und weiter in seiner Arie. „Wenn am weiten Firmamente nur die kleinste Sonne brennte,bleibt es doch ein Wunderbau. Myriaden Sonnen glänzen in des Äthers ew´gen Grenzen zurBewund´rung, nicht zur Schau.“ Narzissa: „Hat auch mich der schöne Traum berührt, dermeinen freien Geist in jene Welt entrückt?“ Die Alten empfangen die beiden erst ungläubig,dann, als sie die zerbrochenen Aschenkrüge sehen, voll Glück und Seligkeit: „Ihr Götter habtein gnädig Ohr nach uns´rem Gram gelenkt und diese Kinder uns zum andermal geschenkt.“ Nun erscheinen Jupiter und Merkur auf einer glänzenden Wolke. Philémon und Baucis fallenauf die Knie. Jupiter: „Fasst euch! Erhebt euch von der Erde! Wer in den Herzen liest,verachtet die Gebärde!“ Narzissa: „Entzücken auf Entzücken!“ Merkur; „Es ist der GötterLust, die Menschen zu beglücken.“ Jupiter: „Schon oft besuchten wir in stiller Mitternachtdas Dach des Redlichen in fremder Pilgertracht.“ Jupiter: „Soll ich euch frommem Paar derBerge Gold bescheren, soll ich euch dann die halbe Welt auf einem Thron verehren?“Philémon: „Ist Jovens Wirt zu sein nicht schon der schönste Ruhm?“ Baucis:“ Herr, hier istunser Gold und unser Fürstentum.“ Philémon äußert aber diesen Wunsch: „Diese Hütte, Herr,darin du diese Nacht die Wonne des Olymps mit dir herab gebracht, o möge sie dein Wort zudeinem Tem-pel weih´n und uns das stolze Glück des Priestertums verleih´n!“ Die Stimmeaus dem Äther lässt aus der Hütte „helle Mauern, bunte Gärten, mitten drin des Gottes Bild“entstehen und verkündet den beiden Alten: „Tretet in des Tempels Hallen, seid demPriestertum geweiht.“

VII. Der Gevatter Tod. Die Sorge um sein dreißigstes Kind hat den armen Mann ausdem Haus getrieben: „Sonst wär´s ein Segen, so ist´s Qual.Zu groß ist meiner Kinder Zahl. Ach, fänd ich nun für diesesKind den Paten, der ihm wohl gesinnt!“ Den lieben Gott, derihm erscheint, lehnt er ab, weil er „die Armen darben unddie Reichen immer reicher werden lässt.“ Der Teufel, derihm Gold, Geld, List, schöne Frauen und alle Freuden dieserWelt anbietet, verspricht ihm zu viel. Den Tod, für den alleMenschen gleich sind und der ihm Weisheit und Ansehenverspricht, nimmt er zum Gevatter an. Als Jüngling gelangtder Sohn des armen Mannes an einen schönen Ort: „DieKräuter duften stark und gut, und über Wurzeln, über Stein,springt rein und klar voll Übermut der Silberbach imSonnenschein.“ Hier trifft er seinen Paten, den Tod. Er willihn zum Arzt machen, „dem keiner je an Größe gleicht“ undübergibt ihm als Patengabe „ein Blümlein ärmster Art, indem die Kraft des Wunders wohnt.“ Mit dem könne er jedenKranken heilen, aber nur unter einer Bedingung: „Doch hüte dich, sollst du mich sehn, wenndu als Arzt gerufen bist, zu Füßen eines Kranken stehn, die Heilung dir verboten ist.“ Aufseiner Moosbank wieder allein, äußert der Arzt: „Fühle fremde Kräfte eben michdurchdringen, in mir weben“. Gleich darauf flüstert ihm der Teufel seinen Rat ins Ohr: „Eswächst auf einem ganz besond´ren Mist dies selten Kraut: Es ist die List.“ Als schonberühmter Arzt blättert das Patenkind in einem Buch und meint. „Ich seh´ viel Formeln, vieleZeichen und Kräuternamen, die sich gleichen, doch wird der Nam mir nie bekannt desKräutleins, das im Wald ich fand.“ Er ist unruhig, denn auf die Frage seines Dieners Hylariusmuss er bekennen, dass er die Absicht habe, den kranken König zu heilen, obwohl der Tod zuseinen Füßen stand. Er habe den Tränen seiner jungen schönen Tochter nicht widerstehen

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können und sein Bett einfach umgedreht. Nun plagt ihn sein Gewissen: „Ich griff zur List inmeiner Not, missachtend ein sehr schwer Gebot.“

Nun will er die Formel finden, mit der er die ganze Menschheit vom Tod befreien könne.Unbemerkt wirft der Teufel ein: „Wie lächerlich du wirkst und bist!“ Und schon meldenzwei Königsboten, nun sei auch des Königs Töchterlein auf den Tod erkrankt. Sie liegt imBett und fantasiert: „Drei Eulen dort am Turme stehn, sie schau´n herab vom Giebel. Sieh,wie sie schnell die Augen drehn, so groß wie Wasserkübel.“ Der Tod stellt sich zu ihrenFüßen. Der König verspricht dem Arzt, wenn er sie rette, seine Tochter zur Frau. Der Arztbittet den Tod um Nachsicht, der Tod aber schüttelt den Kopf: „Er grinset nur und schaut garhohl“, worauf der Arzt das Bett wieder so umdreht, „dass das Haupt der Kranken dort zuliegen kommt, wo vorhin die Füße lagen.“ Der König begrüßt ihn schon als künftigen Königund Schwiegersohn, doch der Tod befiehlt ihm: „Komm fort von hier mit mir geschwind. Mitdir ist´s aus, mein Patenkind!“ Der fünfte Akt zeigt eine gangartige unterirdische Höhle mitverschieden großen Kerzen. Eine erlischt, eine neue flammt wieder auf. Der Arzt: „Der Atemgeht wie Blei, so schwer, das Aug sieht keine Farbe mehr. Gevatter, hier gefällt´s mir nicht,gehen wir zurück ans Sonnenlicht!“ Der Tod: „Wer einmal hier, kehrt nie zurück.“

VIII. Ein kleiner Silvesterspuk

Die Begleitmusik (Ouverture, Lied der Sternsingerknaben, Glockenspiel, Nachtmusik amBrunnen) stammt vom damaligen Konzertmeister der Grazer Staatsoper Walter Bergmann undwurde von Mitgliedern der Grazer Staatsoper unter seiner Leitung eingespielt.

Am Hauptplatz „eines kleinen Städtchens“ steht ein Brunnen.An einem Rand sitzt Colombine, eine Brunnenfigur, am anderenRand Pierrot, eine zweite. Wenzel, ein einbeiniger Veteran,spielt in der Silvesternacht auf seinem Werkelkasten und singt:„ So lang i`s Werkel drehen kann, fliegt mir was in den Hut.“Drei näher kommende Sternsingerknaben betrachtet er als seineKonkurrenten, denn sie singen ihm „in die Gasthäuser alleKrapfel weg“. Sie versprechen ihm aber, ihm alle ersunge-nenKrapfen zu schenken. Dafür wollen sie die „Gschicht vondoppelte Ladung vun Schlacht vun Lissa“, an der er als Korporalteilgenommen hat, zu hören bekommen.

Ein pensionierter Oberst, der vom Fenster seines benachbartenHauses herabschaut, lädt den Veteranen Wenzel ein, seintraditionelles Silvesterweinflascherl abzuholen und dann voreinem anderen Haus weiter zu spielen. Hier begegnen einanderFrau Therese, „eine flotte Vierzigerin“, und Herr Franz, „ein

flotter Drahertyp über Fünfzig“. Sie trägt in ihrer Einkaufstasche die Ingredienzien für denSilvesterpunsch nach Hause. Herr Franz: „Ja, ja, noch ein fescher Kerl, diese Frau Theres.Und Füsserln hat die! Und ihr Punsch und die belegten Brötchen, hmm, darf ich mir nichtentgehen lassen.“ Die Sternsinger beenden ihr Sternsingerlied mit: „Des Orients Königestellen wir dar und wünschen euch allen ein gutes Neujahr.“ In der Hoffnung auf Geld undKrapfen ziehen sie weiter zum Gasthof „Zum weißen Hirschen“. Um Mitternacht singt derNachtwächter sein übliches „Liebe Leute, lasst euch sagen“ und ergänzt es mit den Worten:„Das alte Jahr geht nun vorbei, das Jahr, das kommt, ist eben neu.“

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Um Mitternacht beginnt sich Pierrot zu rühren. Er hebt die Hand gegen Colombine und singtunter Begleitmusik: „O komm herab zu mir, du schöne, holde, traute Gestalt!“ Colombineerwidert: „Alles Gesten, die nichts taugen, denkst dabei nur stets an dich!“ Der nun schonbetrunkene Veteran gesellt sich, den beiden höchst ungelegen, dazu. Er räsoniert: „Su, jetztham me alles für Suff, abe nix für Menage.“ Auf dem Weg ins nächste Gasthaus lassen ihmdie Sternsinger ihre Krapfen zukommen und erinnern ihn an sein Versprechen.

Als Pierrot und Colombine zu scherzen, zu schäkern und sich zu küssen beginnen, schlägt eseins. Der Nachtwächter ruft außer sich: „Beim Brunnen geistert´s.“ Er hat aber nur einen Kussgehört. Nun rezitiert die Silvesterfee unter Glockenspiel: „Ich bin die Fee der großen Wende,steh stets am Anfang und am Ende. Ich lös´ des alten Jahres Bann für jeden, der noch liebenkann.“ Pierrot: „Ich bin von so viel Glück wie trunken“. Colombine: „Und ich so selig,traumversunken.“ Plötzlich steht an der Stelle des Brunnens ein Denkmal. Der angeheiterteHerr Franz hält ihn für den Eifelturm, schreibt aber diesen Eindruck dem Punsch der FrauTheres zu. Als er am Glockenstrang eines falschen Hauses zieht, ergießt sich der Inhalt einesTopfs über seinen Kopf. Der Nachtwächter scheint auch nicht mehr ganz nüchtern zu sein: „JaHimmel, Donner, Pech und Schwefel, jetzt steht gar hier vom alten Steffel des Turmes hohe,lange Spitze. Silvesternacht treibt Narrenwitze.“

P.S.: Das Denkmal ist die Nachbildung des „Zahnstochers“, eines Wegzeichens, das im Jahre1959, dem Jahr der Fertigstellung der Ossiacher Bundesstraße, in der Mitte des Kreisverkehrszur Turracher Straße aufgestellt wurde. Es steht heute in der Mitte der Kreisverkehrsfläche der10. Oktober-Straße.

Originale Textpassagen

Agnes von LiebenfelsKuno: Guten Morgen, Mutter. Wie habt Ihr geschlafen?Gräfin: Guten Morgen, Kuno, danke, recht gut. Ich seh dich gerüstet zur Ausfahrt. Darf die Mutter wissen, wohin es heute geht?Kuno: Gewiss, liebe Mutter: zur „Engen Gurk“ - dort gibt’s die schönsten Forellen. Ich möchte etliche für Euch und Agnes fangen.Gräfin: Das ist lieb von dir, Kuno.- Aber hast du bedacht, dass du in die Nähe unseres grimmigen Feindes, des Herrn von Wullroß, kommst?

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Der Schmied von TiffenSchmied: Die Burschen und die festen Lötter bleiben oben bei der Kirche. Wer a Hauswaffnhat, soll sie mitnehmen. Was mir in der Rüstkammer finden, wird ausgeteilt. Dann werden dieMauern besetzt. Die Eibnschützn kommen zan Haupttor, die ältern Männer richten auf´nJungfernsprung die Staner her, zan Ablassen, wann´s Not is. Alle anderen Männer mit Spießund Morgenstern und was sie sonst noch haben, wern auf die Mauern verteilt.Nachbar: Schmied, Du hättst sollen a Kriegsmann wern!

Von Fridolin, der auszog, das Gruseln zu lernenWurzelgraber: Ja, das ist halt so a Gschicht: Das Schloss, das ghört dem König. Aber es gehta Geist obn um. Verwunschen is es. Freilich, wenn aner a Nacht drin wachen tät, dann wär der Spuk vorbei, dann wär der Geist erlöst. Und so viel Schätz solln im Schloss sein, von schreckliche Gespenster bewacht! Der König hat sogar versprochen, der, der’s wagen tät, bekommt die Prinzessin zur Frau. Und das is schon a blitzsauberes Dirndl!

Philémon und BaucisJupiter: Komm, lass uns diese Nacht bei eben diesem Paar die Herberg suchen. In unserem Kleid erkennt und ahnt der Mensch die Gottheit nicht. Komm!Merkur: Ich zweifle nicht daran – wir bleiben sicher unerkannt. Doch hier? Hier willst du um Gastfreundschaft bitten, wo selbst in diesem Jahr dein Blitz dem guten Greis den besten Sohn erschlagen?Jupiter: Ja, hier! Vielleicht ist dieser Tag der letzte seiner Klagen!

Ein kleiner SilvesterspukVeteran: I bin ein alter Veteran

und kenn die Welt recht guat. So lang i’s Werkel drehen kann, fliegt mir was in den Huat.

Pierrot: Ich fühle mich so jung und neu.Colombine: Und ich bin aller Schwere frei.Pierrot: Ich bin von so viel Glück wie trunken.Colombine: Und ich so selig, traumversunken.

Der Gevatter TodDer arme Mann: Ich seh, du kennst nicht Herr, noch Knecht.

Du bist sehr weise und gerecht. Wenn mir auch vieles hart erscheint,so weiß ich nun, wie es gemeint!

Gevatter Tod: Berühmt mach’ ich dein Kind und reich,und Wissen, Gut, an Teilen gleich,das werd´ ich ihm als Pate geben.Ganz leicht gestalte er sein Leben.Mit diesen meinen guten Gabenkann Kranke er und Arme laben,kann er sich Lob und Lieb erwerben.

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RumpelstilzchenMüller: Nein, mein König! Meine Tochter ist eben wert, was Besseres zu werden, und das wird ihr auch gelingen! Denn, wer was kann, der bringt es zu etwas. Und können, ja können, das tut sie eben!König: Was will er damit gesagt haben?Müller Meine Tochter, Herr König, die kann bedeutend mehr, als wir zwei zusammen. König: Waaas?Müller: Jawohl, mein König, die kann sogar aus Stroh Gold spinnen!König: Was sagt er da? Aus Stroh Gold spinnen?Müller: Ja, mein König, so ist es, das kann sie!

Tsué oder Ustaphan, der SeepiratUstaphan: Potz Fockmast, Tau und Ankerspill! Ich schlag den Kopf dir runter! Da schläft noch alles mäusestill. Eil’ hin und hau sie munter! Schlag zu und prügle alles wach! Pardon wird nicht gegeben. Wir müssen diesem Prinzen nach, und koste es das Leben!

Und oft man i, es ziacht awer

mi auf an Schnürlan hin und her

und i muaß hupfn, wia er will,

grad so wia bei an Poppngspiel. Siegfried Wehrle, Wurzelgraber ,

Textstellen mit Feldkirchenbezug

RumpelstilzchenMüller zu Sefferl: „Jetzt aber eil dich, geh schnell nach Feldkirchen eine, dass das Brieferlnoch rechtzeitig wegkommt. Heut fahrt der alte Postmeister, was wohl sehr selten ist, mitseine vier Rösser selber nach Klagenfurt abe.“König zum Müller: „Na, jetzt fehlt nur noch, dass er mir weise macht, dass seine Tochter beimeinem Hofmusikus Kaufmannus gelernt habe?!“Fridolin: „Der Weg, wo führt er denn nur hin, nach Kötschach oder gar nach Wien?“Rumpelstilzchen:„So eine Bande, so eine miserable! Die sind mit meinem Holz den Waldwegnach Feldkirchen abgefahren.“

Fridolin, der auszog, das Gruseln zu lernen„Fridolin heiß ich und von St. Lorenzen drin bin ich. Glei unterm Speikkogel is die Hubn vonmein Vater.“Wurzelgraber: „A Wetter kimmt, a ganz a schiachs. Ganz schwarz ziechts aufa hinternWachsenberg.“

Der Schmied von TiffenLiesl: „Is a harts Gehen auf der Feldkirchner Straßen“.Schmied: „Die Weiber, die Kinder und die alten Leute müssen wir aufibringen auf die Höll,auf Sallach, auf di Manessen.“Loisl: „I führ sie übern Steg und allweil tiefer eini ins Moos, bis zan schwarzen Tumpf.“

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Tsué oder Ustaphan, der SeepiratFridolin auf die Frage, wie er nach China gekommen sei: „Schwamm im Ossiachersee, bald am Bauch und bald am Rücken, Annenheim war in der Näh, hin zum Seebach bis zur Brücken.“

Agnes von LiebenfelsLina: „Die Sunna staht schon übern Gösseberg und as Weibergfick is noch alle weil im Bett!“Hubert: „Ein guter Rehbock, heut in aller Früh g´schossen in Rottendorfer Wald.“Gräfin: „Außer dem Herrn von Liebenfels und dem Edelfräulein kommen noch Gäste vonDietrichstein, Gradenegg, Hardegg und Liemberg.“Kuno: Reit einmal hinunter nach Mautbrücken. Schau nach, ob der Mautner die Maut richtigeinhebt von den Kaufleuten!“Fleugenfuß: „Ich weile auf Schloss Karlsberg zu Besuch.“Herold: „Die Pferde stehen bereit, in zwei Stunden sind wir in Goggau und in Sicherheit.“

Ein kleiner SilvesterspukKaspar: „Wir gehen jetzt noch in den Gasthof „Zum Weißen Hirschen“.Herr Franz hält das neue Wegzeichen für den Eifelturm, der Der Nachtwächter hingegen fürdes Stephansturmes „hohe, lange Spitze. Silvesternacht treibt Narrenwitze.“ In Wahrheit stehtdort als Bühnenmodell der so genannte Zahnstocher, ein auf die Spitze getriebenes Marterl,das 1959 anlässlich der Eröffnung der Ossiacher Bundesstraße errichtet wurde. Es bildet nundie Mitte des Kreisverkehrs in der 10. Oktoberstraße.

Rundgang durch die Jahresausstellung 2012„Heimische Marionetten. Das Werk Siegfried

Wehrles und aktuelle Beiträge.“

Raum I („Schülerzimmer“)Schautafel rechts neben der Tür: Fotos der wichtigsten Wehrle-Puppen (Kalian-Design)Fensternische: Marionettenteile zum Zusammenfügen (S. Nickles)Vitrine: Marionetten „Der Zauberlehrling“ (HL I. Dolzer der HS 3/Neue Mittelschule (Dir. R. Kullnig)Fensternische: Industriemarionetten zum Ausprobieren (H. Neuhold)Zimmerecke: Wehrle-Kindertheater „Herrschaftszimmer“ und „Verlies“ („Arme undReiche“). Verpackungskiste Nr. 6.Fensternische: „Sparefroh“ u.a. (H. Neuhold)Vitrine: Marionetten und DVD „Der hölzerne Prinz“ (M. Guggenberger, HS 3) Lese-Ecke: W. und J. Grimm, Karl May, Kulissenwald (aus S. Wehrle, „Rumpelstilz- chen“).Fensternische: Bücherauswahl Grimmscher Märchen („200 Jahre Handausgabe von 1812“) 3 Märchen der Handausgabe im Holzeinband: „Rumpelstilzchen“, „Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“, „Der Gevatter Tod“. Schauwand links: Kulissen „Zimmer der Königin“; 12 Figurinen der Wehrle-Marionetten.Vitrine: Exotische Marionetten (G. Trunk, BRG Feldkirchen).Vitrine: Ast-Marionetten „Wilde Kerle“ (S. Nickles, BORG Gurk).Raummitte: Robuste Marionette zum Spazierenführen (S. Nickles).

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Raum II („Märchenzimmer“)„Bamberg-Ecke“: Wandbuchhalter „Bamberg in Kärnten“ und Modell des Bamberger Kaiserdoms.Vitrine „Rumpelstilzchen“ unten: Szene „Schlosszimmer mit Spinnrad“; oben: Szene „Waldhaus des Rumpelstilzchens“.Kulissenwand unten: „Zimmer der Königin“ aus „Rumpelstilzchen“ mit Möbelstücken; oben: „Haus des Müllers“.Vitrine unten: Szene im „Zimmer des Arztes“ aus „Der Gevatter Tod“; oben: Szene „Lichter Wald“ aus „Der Gevatter Tod“. Wandnische: Guckkastenbühne „Rabensdorf“ mit Ansicht der abgekommenen Rabensdorfer Bartholomäus-Kirche (ursprünglicher Standort des Rabensdorfer Flügelaltars); unten: Kulisse „Schloss Wullroß“ aus „Agnes von Liebenfels“; oben: Foto der Predella des Rabensdorfer Flügelaltars (Staatliche Museen Berlin - Bode-Museum).Kulissenwand: Mauer-Architektur zu „Burg Glanegg“ aus „Agnes von Liebenfels“.Originalbühne „Feldkirchner Marionetten“. Szene „Enge Gurk“ aus „Agnes von Liebenfels“. Kulissenbild: Geisterschloss aus „Fridolin, der auszog, das Gruseln zu lernen“.Vitrine unten: Szene „Geisterzimmer im Schloss“ aus „Fridolin, der auszog, das Gruseln zu lernen“; oben: Wirtshauszimmer mit Zitherspieler aus „Fridolin, der auszog, das Gruseln zu lernen“.Wandpodest: Möbelstücke (Kamin, Schrank, Truhe) zu „Fridolin, der auszog, das Gruseln zu lernen“.Schauwand: Fotos von Gemälden des Siegfried Wehrle (Kalian-Design).Tischvitrine: Personalien (Lebenslauf, Wirken in Waiern).Zimmer „Holz-Leder“: Wehrle als Schriftmaler.Stiegenaufgang: Wandteppich von S. Wehrle für den Trauungsaal Waiern; Wandteppich Trauungsaal Feldkirchen.Stiegenabsatz: Kärntner Vollwappen (Schnitzwerk des Siegfried Wehrle).Video- und Gemälderaum: Diaschau (Wehrle-Marionetten und Fotos von Otto Krönes); Gemälde aus Feldkirchen; DVD-Auswahl.Diele im OG: Szene unten: „Hauptplatz eines kleinen Städtchens“ (=Feldkirchen) aus „Ein kleiner Silvesterspuk“. Oben: Theatervestibül mit „Theaterdirektor“ (Marionette S. Wehrle als Theaterdirektor).Gang im OG: Podest mit technischen Marionettentheater-Requisiten.

MarionettenzimmerLinks: Diakonie Waiern mit Vitrine „Protestantische Hauspostille“ (Pfr. Mag. Martin Müller).Wandfensterchen: Kulisse „Wandernder Mond“ aus „Tsué“.Dreistöckiger Szenenaufbau unten: Hütte des Philémon und der Baucis; Rosenlaube des Aret und der Narzissa . Mitte: Szene „Inneres der Hütte des Philémon und der Baucis“. Oben: Jupitertempel mit Tempelpriesterinnen und Tempelpriestern.Holzkonstruktion: Bühnengerüst der Originalbühne. Zwischenwand: Fotos der Marionettenspieler auf dem Bühnengerüst.Kulissenwand unten: „Gelbes Zimmer“ aus „Tsué oder Ustaphan, der Seepirat“.Kulissenwand oben: „Palmenwald am Meeresufer“ aus „Tsué oder Ustaphan, der Seepirat“ mit Schnitzfigur „Königsgoldfasan“.Stufenpodest: Einrichtungsgegenstände des Zimmers der Tsué aus „Tsué oder Ustaphan, der Seepirat“. Unten: Original beschriftete Verpackungsschachteln.Nebenbühne: Szene im „Drachenzimmer“ aus „Tsué oder Ustaphan, der Seepirat“ (4. Akt).Video-Ecke: Videosequenzen zum Ausstellungsthema.

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Werkbank-Ecke: Materialien zur Anfertigung eines Puppenkopfs oder der Zeichnung einer Grimmschen Märchenfigur.Hochschrank Wandvitrine: Wehrle-Marionetten in sprechender Pose.

Museumsverein und Museum

Der Museumsverein betreut seit 1990 die Sammlungen,die seit 1994 im Amthofmuseum und seit 1999 auch imMissonihaus ausgestellt werden. Die erste Sonderausstel-lung („Bodenfunde in der Gemeinde Feldkirchen“) war1990 im Gemeinderatssitzungssaal und im Foyer des Rat-hauses zu sehen. Heimatkundlich interessierte, ehrenam-tliche Amateure haben sie in den 22 folgenden Jahren umdie Ergebnisse der jeweiligen Jahresausstellungenerweitert und in die wachsende Dauerausstellungintegriert. Ein Schriften- und ein Bildarchiv kamen hinzu.

Es wurden nur Exponate mit Feldkirchener Ursprungoder Bezug aufgenommen. Ein besonderes Anliegen, dieörtliche Denkmalpflege, wurde mir von Dr. HeribertHuber, dem langjährigen Obmann des KulturvereinsFeldkirchen, anvertraut. Seit 1994, jenem Jahr, in dem die „Gotische Zinnflasche ausFeldkirchen“ der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, verfügt der Verein vertraglich über zweiAusstellungsräume im Bamberger Amthof. Seit diesem Jahr dient auch das Museumsarchiv(mit Bildarchiv) der Dokumentation und Erforschung der Feldkirchener Lokalgeschichte.

Die Raumkapazität des Amthofmuseums war bis 1998 ausgeschöpft. In den Jahren 1999 und2000 ermöglichte DI Anton Missoni die Ausstellungen „Duft und Farbe“ (Gewürzkräuter undSchmetterlinge) und „Feldkirchener Lebensbilder“, indem er dem Museumsverein denHaupttrakt des benachbarten Missonihauses gratis überließ. Seit 2004 stehen demMuseumsverein in diesem soliden, aber renovierungsbedürftigen gründerzeitlichen Bau dievon der Stadtgemeinde gemieteten Räume zur Präsentation geschlossener Sammlungen zurVerfügung. In beiden Häusern wird den Besuchern zur Veranschaulichung der Natur-,Wirtschafts- und Kulturgeschichte Feldkirchens ein attraktiver Schau- und Sammelplatz fürlokalgeschichtlich interessante Kulturgüter geboten. Sie gehören zur kulturellen IdentitätFeldkirchens und sollen die Besucher zur persönlichen Auseinandersetzung mit dembodenständigen Kulturgut anregen. Gründungsobmann HR Dr. Hans Neuhold leitete von1990 bis 2001 den Museumsverein. 2002 übernahm Mag. Herbert Steiner die Obmannschaft.Seit 2003 steht DDr. Gerhard Huber dem Verein vor.

Die bisherige „Betriebsphilososphie“ des Museums war, wie imMuseumsführer 2001 angemerkt ist, nach drei Gesichtspunktenangelegt. Erstens sollten den Feldkirchnern anhand einhei-mischer historischer Kulturobjekte anschauliche Informationenüber die Entwicklung deseigenen Lebensraumsgeboten werden. Zweitenssollten die vergangenenlokalen Verhältnisse so

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dargestellt werden, dass sie das Verständnis der gegenwärtigen Verhältnisse erleichtern, unddrittens sollen dadurch auch die fernen und frem-den Weltverhältnisse für den Betrachterverständ-licher werden, wenn er vom geistig gesicherten Standort des eigenen Lebensraumsausgeht. Ein Museum beherbergt langlebige Güter mit nachhaltiger Wirkung. Es geht beimMuseumsbesuch um die Qualität der persönlichen Auseinandersetzung. Es geht weniger umexzessive als um intensive Betrachtung, weniger um Zerstreuung als um Konzentration, umruhiges Verweilen als um raschen Wechsel, um lokale Begrenzung als um globaleUnbegrenztheit, um Vertiefung als um Verflachung, um Reflexion als um Aktion. “Non multa,sed multum“, heißt ein altes Sprichwort: „Nicht vielerlei, sondern vieles“.

Durch Eintracht wächst das Kleinste, durch Zwietracht zerfällt das Größte“, steht im zehntenKapitel des „Bellum Jugurthinum“ des römischen Dichters Sallust. Die erste Hälfte diesesSpruchs scheint auf die bisherige Entwicklung des Museums zuzutreffen. Zwar zeigt sichsein Inventar nach zweiundzwanzigjährigem Aufbau weder in maximaler Größe noch darf esim Hinblick auf seine lokale Bedeutung als großartig bezeichnet werden, aber es entwickeltesich aus minimalen Ressourcen. Am Anfang war nämlich das Nichts. Eine in der Außenwandder Michaelikirche eingemauerte Grabinschrift lenkte meine Aufmerksamkeit auf dieDiplomarbeit aus 1986 des späteren Landesmuseumsdirektors Dr. Erich Wappis. In ihr warendie in Feldkirchen gefundenen „Römersteine“ angeführt. 1990, im Jahr der Gründung desMuseumsvereins, bezahlten die Stadtgemeinde und vier Feldkirchener Kreditinstituteanlässlich der sechzigsten Wiederkehr des Jahres der Stadterhebung fünf Kopien jenerMarmorsteine und ermöglichten im Sitzungssaal des Gemeinderats die Sonderausstellung„Bodenfunde in der Gemeinde Feldkirchen“. Bei ihrer Eröffnung wurde der bedeutende,1985 von Diakon Roland Heuer in der Tschahitscher Kirchenruine entdeckte römerzeitlicheGrabstein der Valeriana vom Archäologen Dr. Manfred Fuchs vorgestellt. Sein musealerAltertumswert beflügelte die Vorstandsmitglieder zu weiteren Aktivitäten.

Im Winter des Jahres 1991/92 ritzte ich während des Umbaues des Bamberger Amthofs undwährend der händischen Ausgrabung des mittelalterlichen Schachtbrunnens auf einen uraltenDachziegel die Skizze der Einrichtung eines möglichen Ausstellungsraumes in diesemhistorischen Bau. Die aus dem Brunnenschacht hervor geholten Glasflaschen erbrachten fürdessen künftige Ausstattung die ersten originalen Objekte. Eisen war seit der Römerzeit derRohstoff für die Entwickung Feldkirchens. Dem entsprechend wurde die Jahresausstellung1991 unter das Schlagwort „Fe=ferrum=Eisen=Feldkirchen“ gestellt. Sie war im notdürftigadaptierten Dachboden des Touristikbüros untergebracht. Der Bachlauf der Tiebel stand mitseinen Schmieden, Mühlen und Gewässern im Mittelpunkt weiterer gut besuchter Aus-stellungen. Aus deren Ergebnissen hat sich die Dauerausstellung des Museums entwickelt.1993 gelang es der Archäologin Mag. Sabine Ladstätter, geb. Schretter, in einer vomMuseumsverein initiierten Notgrabung die Keramikreste einer so genannten römischenSarius-Schale zu ergraben. Das war, wie sie unlängst mitteilte, ihre erste selbstständigeGrabung. Die Schale bildet seither und seit der Erwerbung der Sammlung des Hobby-Archäologen Matthias Laggner, die mit beratender Hilfe des Archäologen Dr. Franz Glasererfolgte, den Mittelpunkt einer stattlichen Sammlung römischer Artefakte aus dem BodenFeldkirchens. In diesem Sachbereich hat Universitätsprofessor Dr. Gernot Piccottini alsArchäologe und Direktor des Landesmuseums dem Museum unschätzbare Dienste geleistetund seinen Mitarbeitern geistige Munition und Motivation geliefert. Am Georgitag 1994 wares dann so weit, dass die Stadtgemeinde unter Bürgermeister Josef Stotter demMuseumsverein den spägotischen Pfeilerraum und den angrenzenden Raum mit dem sogenannten „Türkenturm“ des Bamberger Amthofs als Museumsquartier in voraussorgenderWeise überließ. Schon im Jahre 1938 hatte der damalige Bürgermeister in einem Brief an dasLandesmuseum die Absicht der Stadtgemeinde erklärt, „in Feldkirchen ein eigenes

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Heimatmuseum einzurichten“. In Anbetracht der in der langen Zwischenzeit entgangenenMuseumsobjekte geschah diese Überlassung allerdings um 56 Jahre zu spät.

Im Jahr 1994 der Museumsgründung wurde die unter den Augen des Pfarrers Mag EngelbertHofer gefundene und vom Zinnexperten Dr. Georg Wacha beschriebene Gotische Zinnflaschevon HR Dr. Manfred Koller, dem Leiter derWerkstätten des Bundesdenkmalamts Wien, zurAufstellung im gleichzeitig eröffneten Amthof-museum frei gegeben. In symbolisch-humor-voller Deutung hat man diese einzigartigeFlasche als den Gral des Museums bezeichnet.Rund um diesen Schatz versammeln sich bisheute die „Ritter des Grals“, um für ihre Aus-ritte gerüstet zu sein. Damit nicht genug, stelltesich Pfarrer Hofer als erster Geschenkgeber ein,als er dem Museum aus seinem persönlichenBesitz eine kostbare, von Kaiser Leopold I. mitGold unterschriebene Urkunde überließ.

Archivar Dr. Wilhelm Wadl löste mit seiner Schenkung der Kopien der ältesten FeldkirchenerUrkunden und mit seinem fachlichen Beistand den nächsten Entwicklungsschub aus. Diedarauf folgenden Sammlungsschwerpunkte „Urkunden“, „Baupläne“ und „Bilder“ bildetenden Grundstock des heutigen Museums- und Bildarchivs, des historischen Kommunalarchivsder Stadtgemeinde. Darin einbezogen findet sich die Kopie einer Handschrift aus 1654 mitder Abbildung zweier Feldkirchener Lebzeltermeister, die dem Betrachter ihr Lebzelter-meisterwappen entgegenhalten. Der darin gezeichnete Lebkuchen war das Vorbild des„Muleku“, des Museumslebkuchen, dessen Herstellung und Handreichung traditionsgemäßmeiner Frau Roswitha zu danken ist.

Mit dem Vertrauen, das die Feldkirchner in das neu geschaffene und heran wachsendeMuseum setzten, wuchs ihre Bereitschaft, seinem Bestand auch größere, geschlosseneSammlungen zu überlassen und einzuverleiben. In dieser Hinsicht hat sich das Millenniums-jahr 2000 für das Museum als ergebnisreiches Jubeljahr erwiesen. Einerseits hatte Frau WandaWewerka die umfangreiche Schmetterlingssammlung des Karl Mannsfelder, ihres Vaters,nach Abschluss der entomologischen Untersuchung durch Dr. Christian Wieser derStadtgemeinde zum Geschenk überlassen. Weiters war es möglich geworden, die reichhaltigeKräuterkammer der Edelbranntwein und Likör erzeugenden Firma Raunikar mit dem Geld derStadtgemeinde unter Bürgermeister Walter Puff aus deren Konkursmasse für das Museumanzukaufen. Und schließlich gelang es dem Archäologen Dr. Christian Gugl, im Jahr 2000auf dem Raunikar-Reßmann-Areal das sensationelle Fundobjekt eines römerzeitlichenHypokaustums aufzuspüren, der Fußbodenheizung des ältesten Hauses Feldkirchens, das im1. Jahrhundert nach Christus auf keltisch-römischen Eisenschlacken errichtet wurde.

2002 stand die bildende Kunst Feldkirchens imMittelpunkt einer von Vereinsobmann Mag.Helmut Steiner organisierten Sonderausstellung.2003 begann DDr. Gerhard Huber seineObmannschaft mit der Erwerbung einereisernen Geldtruhe aus dem 17. Jahrhundert undder verdienstvollen Wiedererrichtung einer vonIng. Stefan Kastenmüller gespendeten Floder-

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mühle. Sie kann von den Besuchern im schönen Missonigarten als funktionsfähigeSchaumühle betrachtet und angelassen werden. Zahlreich sind die „Kirchen in und umFeldkirchen“, deren Fotos vom Grafikdesigner Gerhard Kalian im Jahre 2004 für die„Kirchendiele“ aufgenommen wurden. Die Terracottafiguren erinnern an die Künstlerin InaKrönes, eine gotische Eisentür an die abgekommene Filialkirche von Heiligengestade. Beider Gestaltung dieses Raumes schien es mir, als hätte der herausfordernde Spruch„Feldkirchen braucht ein Heimatmuseum“ seine späte Wirkung gezeigt. Er war das Leitmotivder schulinternen Ausstellung „Bäuerlicher Hausrat“, die im Jahre 1976 anlässlich derEröffnung der Handel-sakademie und Handelsschule Feldkirchen gezeigt worden war.

2006 gestaltete der Hobby-Mineraloge Herbert Scherr im Keller des Missonihauses einungemein anschauliches und aufschlussreiches Mineralien- und Ziegelmuseum. In denfolgenden vier Jahren hat der Vorstand die Ausstellungen „Bamberg-Feldkirchen,Malborghet“, „Geeint unter dem Sternenmantel“, „Zeichen der Ehre und des Dankes“ und„Franzosenzeit“ mit Verwendung von Leihgaben der befreundeten Städte und mit Hilfe desLandesmuseums und Landesarchivs wirkungsvoll gestaltet. 2011 galt es, der Öffentlichkeit„Feldkirchens verlorene Schätze“ in Erinnerung zu rufen und ihren Verlust zu beklagen. Unterihnen befindet sich der gotische Rabensdorfer Flügelaltar, der gegenwärtig im Foyer desBode-Museums auf der Berliner Museumsinsel aufgestellt ist.

Zur bisherigen Entwicklung des FeldkirchenerStadtmuseums haben die verantwortlichen Damen undHerren des Landesmuseums für Kärnten, des KärntnerLandesarchivs, des Bundesdenkmalamts, des Unterrichts-ministeriums, der Abteilung Kultur im Amt der KärntnerLandesregierung, des Geschichtsvereins für Kärnten undnatürlich der Stadt Feldkirchen wesentlich beigetragen.Von Anfang an war das museale Liebhaberprojekt desMuseums der Stadt Feldkirchen auf deren geistige undmaterielle Hilfe angewiesen. Sie wurde in vielfältigerWeise, sei es durch wissenschaftliche Beratung, praktischeAnleitung, Überlassung von Leihgaben oder Gewährungvon Subventionen geleistet. Jede einzelne Hilfestellungsteigerte die Qualität des Museums. So geht beispielsweisedie räumliche Gliederung des Amthofmuseums in einenchronologischen, einen systematischen (gewerblichen) und

einen archivalischen Teil auf einen Rat des damaligen Direktors des Landesmuseums Dr.Friedrich Leitner zurück. Die fachkompetenten Beschreibungen der römerzeitlichenBodenfunde Feldkirchens durch Univ.Prof. Dr. Gernot Piccottini, den ehemaligen Direktordes Landesmuseums, durch Dr. Fanz Glaser, Dr. Christian Gugl und Dr. Sabine Ladstätterbilden mitsamt den dazu gehörenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen einenunverzichtbaren Fundus der Information für die Besucher des Museums der StadtFeldkirchen. Die Charakterisierung der mittelalterlichen, insbesondere gotischen Objekt-bestände Feldkirchens und die Entdeckung des Rabensdorfer Flügelaltars durch Dr. RobertWlattnig ermöglichen dem Museum anschauliche Hinweise auf diese für Feldkirchenwichtige Kunstperiode. Die umfangreiche Schmetterlingssammlung des Karl Mannsfelderhätte ohne die ideelle und praktische Hilfe des Entomologen Dr. Christian Wieser vomKärntner Landesmuseum auf dem entsprechenden Niveau nicht präsentiert werden können.Ein dankbares Gedenken gilt dem verstorbenen Dr.Wilhelm Ucik, der dem Museum diegeologische Beschreibung des Bezirks und die Knöchelchen des eiszeitlichen Murmeltiers ausWaiern als Dauerleihgaben überließ.

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Der Geschichtsverein für Kärnten ist bis heute in der von Dr. Alfred Ogris, dem damaligenDirektor des Kärntner Landesarchivs, redigierten Druckschrift „Die gotische Zinnkanne“ desZinnexperten Dr. Georg Wacha und durch die im Museumsarchiv aufliegende Zeitschrift„Carinthia I“ präsent. Die systematische Ordnung des Museumsarchivs sowie zahlreiche

Anregungen, Ratschläge und Leihgaben, diedem Auf- und Ausbau des Museumsarchivsdienten, gehen auf den jetzigen ArchivdirektorDr. Wilhelm Wadl zurück. Beispielsweisekönnen die ältesten Urkunden Feldkirchens invortrefflichen Kopien, deren Herstellung erveranlasste, an Ort und Stelle in vergrößerterFassung gelesen werden. Persönlich habe ichdem Geschichtsverein, dem Unterrichtsminis-terium, der Stadtgemeinde Feldkirchen und demVorstand des Museumsvereins für die Anerken-nung zu danken, die sie mir für die ehrenamt-

liche Arbeit beim Aufbau des Stadtmuseums zuteil werden ließen. Bei meiner praktischen, dasheißt handwerklichen Museumsarbeit wurde diese Ausstellung von Bürgermeister RobertStrießnig durch Leistungen des Wirtschaftshofs in dankenswerter Weise bereitwillig undgroßzügig unterstützt.

Das Museumsarchiv beherbergt seit 1994 im so genannten „Türkenturm“ des BambergerAmthofs das „Historische Kommunalarchiv“, eine öffentlich zugängliche Sammlung vonArchivalien der alten Gemeinden Feldkirchen (ab 1857) und Waiern (ab 1895) samt einemaußerhalb des Museums deponierten Bildarchiv. Einer der Synergieeffekte zwischen Archivund Museum ergab sich beispielsweise, als ich in einem Rechtsanwaltsakt aus 1911 diegenaue Schilderung der Geschichte entdeckte, wie eine im Amthofbrunnen ertrunkene Katzezu dessen Schließung geführt hat. Wichtige Teile der im Dachboden des Rathauses gelagertenSchriftstücke wurden in den Jahren 1994 und 1995 unter meiner Anleitung und mit derBeratung durch Archivar Dr. Wadl von zwei Mitarbeitern gesichtet, bewertet, erfasst,erschlossen, charakterisiert, strukturiert, edv-mäßig registriert, nummeriert und gesichert. Dienoch unsortierten Bestände und Neuzugänge werden seit 1996 in ehrenamtlicher Tätigkeitvon Herrn Friedhelm Natmeßnig und mir in den Archivbestand eingearbeitet. Das Archivsteht den Benützern zur Erforschung der Orts-, Firmen- und Familiengeschichte außerhalb derMuseumssaison an Freitagen von 15 bis 17 Uhr gratis zur Verfügung.

Interviews mit beteiligten Marionettenspielern

Siegfried Adlaßnig (Tonbandtext, gekürzt): Herr Wehrle war eine bekannte Perönlichkeit, einOffizier der alten Schule, mit allen Talenten ausgestattet, ein Tausendsassa. Es war eineschwere Zeit. Trotzdem haben die Spielerinnen und Spieler großartige Leistungen geboten.Die Proben waren einzeln, je nachdem, wie wir Zeit hatten. Nur bei der Generalprobe konntenwir Sprecher die Puppen sehen. Sonst waren wir immer hinter der Bühne. Die Spieler standenauf einem Podium. Wenn Frau Gruber den Fuß etwas anhob, wusste ich, das ist mein Einsatz.Waren wenig Leute im Publikum, kamen wir als eine ganze Menge hinter der Bühne hervor.

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Prof. Walter Bergmann: Ich habe Herrn Wehrle gutgekannt, hatte aber mit seinen fertigen Puppen keinendirekten Kontakt. Bei Gelegenheit von Besuchen imStaberhof vergnügte ich mich damit, aus den umherliegenden Bestandteilen Phantasiefiguren zusammen zufügen. Frau Alice hat währenddessen Puppenkleidergenäht. Später hat Herr Wehrle auch am Beginn des ErnstSchwarz-Weges gewohnt. Er bat mich, für dasMärchenspiel „Silvesterspuk“ die Musik beizusteuern.Daraufhin komponierte ich eine Ouvertüre, ein Glocken-spiel, das Lied der Sternsingerknaben und das Lied desVeteranen und spielte diese Fassung mit meinem Quartettaus Mitgliedern des Grazer Philharmonischen Orchestersauf Band für das Magnetophon des Herrn Wehrle. Den Satz für die drei Sternsingerdirndlnhab ich möglichst einfach gehalten. Gesehen hab ich den „Silvesterspuk“ nicht, besitze abernoch einen Band Noten, die Herr Wehrle zwischen selbst gezeichnete Notenlinieneingeschrieben hat. Er hat sie von den originalen Notenblättern, die nicht mehr erhalten sind,abgeschrieben. Auch Frau Schulze (?), mit der ich in Friedlach öfter Klavier spielte, besaßdamals ein Puppentheater. Prof. Heinrich Kaufmann hat beim „Rumpelstilzchen“ und bei der„Tsué“, mein Onkel Walter Kaufmann bei der „Tsué“ mitgewirkt.

Hermann Gruber, Gut Fasching: Ich war bei einerVorstellung in dem schuppenähnlichen Saal beim GHWutti in Waiern. Meine Schwester Grete war damalsHauptschullehrerin. Sie spielte mit. Ich war damals ca. 25Jahre alt. Nach dem Krieg gab es wenig Abwechslung. Eswar daher eine hoch aktuelle Veranstaltung undangenehme Unterhaltung. Damals war es ein Ereignis,heute leiden wir an Überfütterung auf diesem Gebiet.

Prof. Dieter Kaufmann: Es gab in Feldkirchen imRahmen des Kulturforums schon einmal das Bestreben, die„Feldkirchner Marionetten“ zu reaktivieren. Ich habe denHerrn Wehrle über meinen Vater gut gekannt. Oft ist ermit seinem eleganten Stock bei uns am Ernst-Schwarz-Weg vorbei gekommen und war einem Gespräch nicht

abgeneigt. Nach seinem Tod (1967) habe ich, zusammen mit Dr. Domenig, bei Frau WehrleItalienisch-Stunden genommen. Italienisch war ihre Muttersprache, ihr Deutsch klang etwasgebrochen. Die mitwirkenden Musiker waren mir allebekannt. Elisabeth Thoman war eine professionelleSolistin. Sie hat in Wien beim Rundfunkchormitgesungen. Auch Erich Mörtl ist beim Kulturvereinsolistisch aufgetreten. In Erinnerung ist mir sein „Reichmir die Hand…“ geblieben. Ing. Rudolf Adami hatdamals, was selten war, ein Magnetophon gehabt. Erwusste damit gut umzugehen.

Zu Hause verwahre ich noch etliche Magnetophonbänder meines Vaters. Einige haben durchdie lange Lagerung Schaden gelitten. Für das Stück „Fridolin, der auszog, das Gruseln zulernen“ hat er Wehrles Verszeilen „Als ich beim Fenster saß“ vertont. Im Übrigen hat er zahl-reiche Chöre und Lieder, aber keine Instrumentalstücke geschrieben. Zwei Lieder sind bei

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Doblinger, Wien, erschienen. Das so genannte Kaufmann-Quartett setzte sich aus denMusikern Walter Kaufmann (1. Geige), Dr. Walter Domenig (2. Geige) und WilhelmBruckmann (Cello, wechselnd mit den Bratschisten Ing. Oitzl und Lackner) zusammen.Manchmal erwei-terte Richard Waltersam diese Gruppe mit seiner Klarinette zu einem„Kleinen Quintett“.

Bevorzugte Veranstaltungsräume waren in denFünfziger Jahren der Wutti-Schmon-Saal in Waiern,das ist der heutige Lagerraum beim GH Thamer, undder Scheiber-Dorfer-Saal unter dem ehemaligenGermann-Stadel. Walter Kaufmann dirigierte dortetliche Konzerte. Als unter seiner Leitung HermannBlaas im Quartett als Bratschist mitwirkte und meinOnkel Herbert Kaufmann und Erich Mörtl den „Weg-weiser“ von Schubert, ein Lied vom Ende des Lebens,vortrugen, entfernte sich Blaas mitten in diesertragischen Stimmung und verstarb hinter der Bühne.Herbert und Walter Kaufmann wurden gemeinhin „dieProfessoren“ genannt. Sie waren auch an WehrlesBühnenstücken beteiligt.

Bernhard Nau: Hab als Achtjähriger eine Aufführung in Waiern im Wutti-Saal gesehen.Leute waren genug, lustig war es auch. Ich bin hingegangen, weil mein Bruder Uli Naumitgespielt hat.

DI Dietfried Lechner: Ich hab im „Schmied von Tiffen“ und in der „Tsué“ mitgespielt. Esexistiert noch ein Foto, wo wir hinter der Bühne stehen. Geprobt haben wir im Haus, wospäter Dr. Ure gewohnt hat: Die Aufführung war im großen Wutti-Saal. Mit meinen zehnJahren wurde ich für die Stimme des Königsgoldfasans gebraucht, weil ich noch keinenStimmbruch hatte. Aus meinem Part erinnere ich mich an den Vers „Tri, uj,uj,san. Ich bin derKönigsfoldfasan.“ Nach diesem Spiel hab ich einige Figuren, natürlich nicht so ausgereift,nachgeschnitzt und auch ihre Gwandln selber gemacht.

OSR Reinhard Lechner: Im „Schmied von Tiffen“ hab ich mitgespielt, in der „Tsué“ und in„Philémon und Baucis“. Ich war damals in der 4. Klasse Gymnasium. In „Philémon“ hatPeter Mörtl den Part des Göttervaters gesungen. Einige dieser Strophen kann ich auswendig,wie etwa „Aber in dem edlen Triebe, der im Stillen wirkt und schafft, nennt es Güte, nennt esLiebe, lebet seine höchste Kraft“. Ich kann es auch noch singen (singt). Ich war auch inEisenstadt dabei und in den drei weiteren Aufführungen im Burgenland. In der „Tsué warauch ich mit meinem „Tuj, tuj, san“ die Stimme des Königsgoldfasans.

Altbürgermeister Werner Lechner: Ich hab in den Fünfzigerjahren die Wehrle-Stücke imStadel beim Wutti angeschaut und im Märchenspiel „Tsué oder Ustaphan, der Seepirat“ auchmitgespielt. Noch heute erinnere ich mich an das „Itzi ni, itzi ni, immel gelade aus!“, mit demdie chinesische Wachmannschaft des Ustaphan einmarschiert ist. Dieser Marschruf wardamals stadtbekannt. Professor Bruckmann hatte zur Aufführung die Schüler eingeladen. Aufseine Frage „Kinder, wisst ihr, wo China ist?“ haben sie nur geschaut. Darauf er: „China istdort, wo die Chinesen wohnen.“ Zu Beginn der Oper „Philémon und Baucis“ hat er sicheinmal versprochen und lautstark „Blitze grollen, Donner rollen“ deklamiert.

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Grete Quelle, geb. Gruber, Winklage in der Nähe von Osnabrück: Ich spielte als Sprecherinund Sängerin mit. Die anderen Sprecherinnen waren Ermelinde Koch, Erna Bruckmann undHerta Mitschka. Sie waren meine Kolleginnen in der Hauptschule Feldkirchen. Ichunterrichtete Englisch. Meine Rolle war eine Art Liebchen in einem Stück, in dem der RitterFleugenfuß vorkam. Eine zweite Rolle hatte ich in „Philémon und Baucis“. Mit diesem Stückmachten wir eine Tour nach Eisenstadt und in andere Orte des Burgenlands. Es war für michin dieser netten Gesellschaft sehr amüsant. Frau Alice Wehrle hatte immer mit denPuppenkostümen zu tun. Herr Siegried Wehrle war ein sehr talentierter und seriöser Herr.

Henriette Rohsmann: Wehrle war Kriegsheimkehrer in jener armen Zeit, die Familie Wehrleeine ganz reizende, wertvolle und bereichernde Familie. Meine Mutter war mit Frau Wehrlebefreundet. Sie war exakt in der Handarbeit und hat die Puppen wunderbar bekleidet. WehrlesEnkelin Waldtraut war in der Schule meine Kollegin. Ich habe unter anderen bei der Auf-führung von „Philémon und Baucis“ im Wutti-Saal als Sprecherin mitgespielt. Es wurde zumDrehbuch nach einer Tonbandaufnahme gesprochen und gesungen. Geprobt haben wir imHaus, wo jetzt die Frau von Dr. Ure wohnt. Für unsere Gemeinschaft war es eine netteFreizeitgestaltung.

Johanna Wehrle: Alice Wehrle nähte die Puppenkleider im einzigen Wohnraum mit derHand. Sie besaß keine Nähmaschine. Stoffreste kaufte sie im Kaufhaus Nau. In den letztenKriegsjahren unterrichtete sie in der Feldkirchener Hauptschule Italienisch. Sie verstand es,für neue Bühnenrollen immer neue Mitspieler zu gewinnen. Ihr Mann besorgte sich dasHolzmaterial beim Tischler Arnold Kreiner. Seine gemalten Ansichtskarten und Exlibrisverkaufte er über die Buchhandlung Amenitsch in der Kirchgasse. Schon in der sibirischenGefangenschaft hatte er die Kostüme seiner Theaterspieler, die auf einem Foto zu sehen sind,vorwiegend aus Krepppapier mit der Hand genäht. Nach dem Tod der Schwiegermutterkamen zahlreiche Bilder in unser Eigentum, einen Teil erhielt unsere Tochter Waldtraut.

Wolfgang Wehrle: Das Görzer Geschäfts- und Wohnhaus, in dem mein Vater geboren wurde,ist am Corso Giuseppe Verdi Nr. 30 noch erhalten. In seinem Nachlass blieben seinAbschlusszeugnis aus der Wiener Kadettenschule sowie sein Tagebuch erhalten. In Sibirienmalte er das Grab seines Freundes, Ritters von Miklositsch, um es nach seiner Heimkehrdessen Verwandten zu zeigen. In Feldkirchen pflegte er freundschaftlichen Umgang mit denLeuten seiner Umgebung. Stadtbekannt war sein Spazierstock mit silbernem Griff, dessen ereigentlich nicht bedurfte. Als man seine Marionettenbühne im Haydn-Gedenkjahr 1959 nachEisenstadt einlud, wurden die Kosten für den Transport und das Taxi der Mitspieler von derburgenländischen Landesregierung bezahlt. Das einzige Zimmer, das er im Staberhofbewohnte, war gleichzeitig Küche, Wohn- und Schlafraum, Nähzimmer und Marionetten-werkstatt. Nach Vaters Tod verwahrte die Mutter die Puppen, in Koffer verpackt, in ihrerWohnung in der Franz-Huber-Straße. Zweiundzwanzig Kisten mit den Kulissen und demBühnenmobiliar konnte sie eine Zeitlang im Dachboden des Rathauses unterbringen.

Wegweiser durch das Missoni-HausGebäudeadaptierung durch den Vorstand des Museumsvereins

(Obmann G. Huber)

EingangsgeschossBaumeisterzimmer. Gestaltung: A. Missoni, A. Bulfon. Freilegung des Deckenfreskos: H.Neuhold; Konservierung Fa. W. CampidellWandnische „FE = Beliandrum“: Gestaltung H. Neuhold

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Sonderausstellung „Heimische Marionetten. Das Werk Siegfried Wehrles und aktuelle Bei-träge“ im EG: Gestaltung: H. NeuholdBeiheft zur Ausstellung. Text: H. Neuhold; Fotos: G. Kalian, H. Neuhold „Kirchendiele“: Gestaltung H. NeuholdTechnische Schmankerln zum Ausprobieren: Gestaltung H. Neuhold. Freilegung derGrundmauer eines Vorgängerbaues: A. FritzerHolz und Leder: Gestaltung H. Neuhold, H. ScherrZwei zu restaurierende Holzfiguren: Privatbesitz Kalvarienbergkapelle

GartenSimetter Flodermühle. Wiedererrichtung: G. Huber, G. Rauch, Rudolf FeichtingerSchachtbrunnen. Instandsetzung: G. HuberFreilichtlapidarium: Gestaltung: H. Neuhold

ObergeschossMannsfelder-Schmetterlinge. Neugestaltung: Ch. Wieser, H. NeuholdMarionettenzimmer. Gestaltung: H. NeuholdVorführ- und Gemälderaum. Gestaltung: H. NeuholdRaunikar-Kräuterkammer. Gestaltung: H. Neuhold

Keller„Feldkirchen steinreich“. Gestaltung: H. Scherr

Bildernachweis

Die abgebildeten Originalgemälde Siegfried Wehrles befinden sich imEigentum der Damen und Herren Mag. Sabine Laggner-Primosch, FriedrichLackner, Johanna und Wolfgang Wehrle. Sie wurden mit deren Erlaubnisvon Gerhard Kalian fotografiert. Die übrigen Fotos stammen von GerhardKalian (GK) und Hans Neuhold (HN).

Seiten2 Siegfried Wehrle, Still-Leben „Sonnenblumen“, Foto GK..3 Passfoto H. Neuhold. Marionette aus dem Spiel „Zauberlehrling“ der HS 3/Neue Mittelschule. Simon Nickles, plastisches Marionettenpuzzle, Foto HN. 5 Passfoto S. Wehrle, Görz; S. Wehrles Feldkompanie beim Marsch durch Pola. Junge Offiziere in Wehrles Theaterguppe in Berezovka, Sibirien. Grab von Wehrles Freund Wolfgang in Sibirien (Aquarell). Port Said am 7. April 1920.6 Staberhof in Waiern, Foto HN; S. Wehrle beim Restaurieren einer Marienfigur. Marionette „Der Klavier- virtuose Chopin am Flügel“. 7 S. Wehrle, „Herrscher Tod“ (Aquarell). S. Wehrle, Einband des lyrischen Bändchens „Aquamarin“, Foto HN. Szene aus „Philémon und Baucis“ 1957. Die Feldkirchener Marionettenspieler am 5. Mai 1959 in Eisenstadt; von links nach rechts: Hr. R. Lechner, Fr. E. Koch. Hr.W. Schmidt, Frl G. Gruber, Hr. S. Wehrle, Fr. H. Wehrle, Hr. H. Oitzl, Hr. U. Nau, Fr. E. Bruckmann, Hr. W. Bruckmann, Frl. H. Mitschka.8 S. Wehrle, Marionette „Jupiter als Gott“ (Kopf im Wechsel mit „Jupiter als Wanderer“), Foto GK9 S. Wehrle, Exlibris, Foto HN.10 Programmheft 1958 des Kulturvereins Feldkirchen („Der Gevatter Tod“), Foto HN.12 Ehepaar Wolfgang und Johanna Wehrle bei der Übergabe der „Feldkirchner Marionetten“ an Dr. Hans Neuhold für die Stadtgemeinde Feldkirchen.13 S. Wehrle mit der Marionette „Der Teufel“ aus „Der Gevatter Tod“, Foto HN.14 Marionettenszene „Der hölzerne Prinz“ (M. Guggenberger)15 S. Wehrle, Marionette „Rumpelstilzchen“16 S. Wehrle, Marionette „Der Wurzelgraber“. Foto GK.17 S. Wehrle, Marionette „Sefferl“ aus „Von Fridolin, der auszog, das Gruseln zu lernen“, Foto GK. Szene aus

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„Der Schmied von Tiffen“. Foto HN.18 S. Wehrle, Marionette „Ustaphan“ aus „Tsué oder Ustaphan, der Seepirat“, Foto GK.19 . S. Wehrle, Szenenausschnitt aus „Agnes von Liebenfels“ und „Philémon und Baucis“, Foto S. Wehrle.20 S. Wehrle, Marionette „Der junge Arzt“ aus „Der Gevatter Tod“, Foto GK.21 S. Wehrle, Marionette „Herr Franz“ aus „Ein kleiner Silvesterspuk“, Foto GK. 22 S. Wehrle, Marionette „De Theaterdirektor“ in „Rumpelstilzchen“, Foto GK.23 S. Wehrle, Marionette „Die Waldhexe“ in „Rumpelstilzchen“, Foto GK24 S.Wehrle, Marionette „Der rote Teufel“ in „Von Fridolin,der auszog, das Gruseln zu lernen“, Foto GK. 25 S. Wehrle, Marionette „Der Schlossgeist“ in „Von Fridolin, der auszog, das Gruseln zu lernen“, Foto GK.26 S. Wehrle, Marionette „Fridolin“, Foto GK.27 S. Wehrle, Marionette „Tsué“ in „Tsué oder Ustaphan, der Seepirat“,. Foto GK.28 S. Wehrle, Marionette „Graf Kuno“ in „Agnes von Liebenfels“, Foto GK.29 S. Wehrle, Marionette „Agnes“ in „Agnes von Liebenfels“, Foto HN.30 S. Wehrle, Marionette „Baucis“ in „Philémon und Baucis“. Foto: HN31 S. Wehrle, Marionette „Der Tod“ in „Der Gevatter Tod“, Foto HN.32 S. Wehrle, Marionette „Pierrot“ in „Ein kleiner Silvesterspuk“. Foto GK.38 S. Wehrle, „Trummerhaus“ (Aquarell), Foto HN.39 S. Wehrle, „Straßendurchfahrt bei der Tiffener Jakobskirche“ (Aquarell), Foto HN. S. Wehrle, Nachbildung „Chinesische Seidenmalerei“. Foto H´N.40 Abbildung „Der Gral in der Mitte der König-Artus-Tafelrunde (Wikipedia: „Der Heilige Gral“).41 Simetter Flodermühle im Garten des Missonihauses, Foto HN. S. Wehrle, „Pfarrkirche Maria im Dorn“ (Aquarell),42 Foto GK. Wehrles Originalbühne (Originaler Jute-Überzug bzw., Überzug weiß lackiert: Abziehen desselben und Neubespannung mit Jute sowie das übrige Handwerk durch H. Neuhold), Foto HN.43 S. Wehrle, Still-Leben „Gladiolen“, Foto GK; S. Wehrle, „Waldweg“ (Aquarell), Foto GK.44 S. Wehrle, „Feldweg mit Baumreihe“ (Öl), Foto GK.46 S. Wehrle, Still-Leben Blumen und Früchte in Schale und Vase (Öl), Foto GK.

Inhalt Fadenpuppe aus dem Marionettenspiel S. 2 Vorworte „Der Zauberlehrling“ 3 f. Hans Neuhold, Einführung4-7 Hauptmann a.D. Siegfried Wehrle7 f. Die Marionettenbühne Feldkirchen 8 f. Charakteristische Bühnenmerkmale9-12 Das Schicksal der Feldkirchner Marionetten (Eigentumsgeschichte)12-16 Entwicklung und Wirkung der Marionettenbühne in Zeitungsberichten14 Hans Neuhold, Vorspiel auf dem Marionettentheater16-22 Kerndaten und kurze Inhaltsangaben der acht Bühnenstücke22-33 Ausführliche Inhaltsangaben der acht Bühnenstücke33 f. Textstellen mit Feldkirchenbezug Fadenpuppe der

36 f. Rundgang durch die Jahresausstellung 2012 37-42 Der Museumsverein42-45 Interviews mit beteiligten Marionettenspielern45 Wegweiser durch das Missonihaus 46 Bildernachweis 47 Inhaltsangabe und Poster zur Jahresausstellung; S. Wehrle, Laubsägeholzfigur „Fridolin“ (Werbefigur zur Ausstellung); .

Bild-Ergänzung

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S. Wehrle, Laubsäge-Werbefigur

In S. Wehrles Rollenbüchern: Neu im Missonihaus: Vier von Marionette „Die Feldkirch-Kompositionen von Prof. Walter Herbert Scherr präparierte Uni- nerin“ der Familien Jam- Kaufmann und Prof. Walter formpuppen der Uniformierten nig-Bock, FeldkirchenBergmann Schützen Himmelberg und Tiffen.