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• 32 BEKO BBL Drei Jahre war LUKA PAVICEVIC die größte Reizfigur im deutschen Basketball. Dann warf ihn ALBA raus. Bis zuletzt hielt der Serbe an seinen Prinzipien fest und wich keinen Millimeter ab. Wer verstehen will, warum der Trainer so tickt wie er tickt, sollte dieses ausführliche BIG -Interview lesen TEXT: FRANK WEISS FOTOS: KONSTANTIN GASTMANN „Ich bin weit entfernt davon, ein fertiges Produkt zu sein“

„Ich bin weit entfernt davon, ein fertiges ProduktKukoc und Radja haben das Außergewöhnliche beigetragen. Wir waren im gleichen Juniorteam, so gab es ein gutes verhältnis unter

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  • • 32 BeKO BBL

    Drei Jahre war LUKA PAVICEVIC die größte Reizfi gur im deutschen Basketball. Dann warf ihn ALBA raus. Bis zuletzt hielt der Serbe an

    seinen Prinzipien fest und wich keinen Millimeter ab. Wer verstehen will, warum der Trainer so tickt wie er tickt,

    sollte dieses ausführliche BIG-Interview lesen

    TEXT: FRANK WEISS FOTOS: KONSTANTIN GASTMANN

    „Ich bin weit entfernt davon,

    ein fertiges Produkt

    zu sein“

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    Herr Pavicevic, Sie humpeln ein wenig. Was ist passiert?Seit ich viel Zeit habe, habe ich auch mehr Stunden in meine Fitness investiert. Ich kann eine Stunde und 30 oder 40 Minuten bis zu 15 Kilometer durch den Tiergarten laufen. Ich fühle mich sehr gut, doch mei-ne Muskeln sind nicht mehr so, diese kontinuierlichen Anstrengungen auszuhalten. Ich bekam Krämpfe in beiden Waden und links ist etwas gerissen.

    Waren die letzten Monate die längste Zeit in den letzten 20 oder 30 Jahren, die Sie ohne Basketball waren?Ja. Seit ich 14 Jahre alt bin, ist das das erst mal, dass ich sechs Monate nicht in Basketball-Aktivitäten eingebunden war.

    Wie schwer war das?Das wechselte. Der Rauswurf hat mich mitten in der Arbeit erwischt. Wir waren gerade dabei, das Team auf die zweite Runde im Eurocup und die BBL vorzu-bereiten. Wir gingen gerade volles Tempo und plötz-lich wurde mir gesagt: vorbei. Die Umstellung fiel mir schwer. Ich hätte sicher gleich irgendwo weiter arbeiten können. Doch nach Gesprächen mit Freunden, nutzte ich die Zeit, um erst einmal Abstand vom Basketball zu nehmen. Es war einerseits schwer, aber auch gut. Ich hatte mehr Zeit für meine Familie und Freunde in Bel-grad wieder zu treffen.

    Haben Sie sich auch die Zeit genommen, über sich nachzudenken. Als Trainer – und was Sie vielleicht anders machen sollten?

    LUKA PAvIcEvIc (43) wird im Diekmanns mit Handschlag begrüßt. Der ehemalige Alba-Trainer war in dem kleinen französischen Restaurant unweit des Kurfürstendamms während seiner vier Jahre in Berlin Stammgast. Er wohnt direkt gegenüber und BIG trifft Pavicevic zwei Tage, bevor er der Stadt endgültig den Rücken in Richtung Belgrad kehrt. Seine beiden Söhne sollten noch das Schuljahr beenden. „Ich dachte, wir hätten alles gepackt, doch es kommt irgendwie immer mehr dazu“, stöhnt er. Einen neuen Job hat er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Bei der Universiade in china be-treut er daher das serbische Team. Mit Alba ist er 2008 Meister geworden, holte 2009 den Pokal und erreichte 2010 das Eurocup-Finale. Im Januar 2011 musste er ge-hen. Pavicevic spaltete mit seinem Systembasketball die Fans. BIG sprach mit ihm über seine Zeit in Berlin, den deutschen Basketball und seine vergangenheit als Mitglied von Jugoplastika Split. Ein Gewitter geht über die West-city von Berlin nieder, doch wir nehmen zu-nächst draußen unter der Überdachung Platz.

    Das habe ich getan. Ich habe mir einige wichtige Spiele noch einmal angesehen. Analysiert, wie wir das Spiel aufgebaut und gespielt haben, wie wir das Programm gelenkt haben, wo man sich verbessern oder einen an-deren Weg gehen kann. Es war keine Tiefenanalyse, einfach nachdenken über die Dinge, die ich vielleicht besser machen kann. Ich habe viele Sachen erst einmal sacken lassen.

    Was wollen Sie in Zukunft anders machen?Ich denke, wir haben gut gearbeitet und Basketball auf hohem Niveau gespielt. Einige Dinge sollten hinzuge-fügt werden. Das ist schwierig, wenn der Rhythmus der Spiele so schnell ist. Auch die Auswahl des Teams sollte

    noch mehr auf die Spielweise ausgerichtet sein, die ich als Trainer bevorzuge. Da sind einige Sachen, die ich als Profi verbessern kann. Ich bin weit davon entfernt, ein fertiges Produkt zu sein.

    Eine der Hauptkritiken an Ihnen war, ihr System sei zu einseitig, zu streng.Ich glaube an ein System, das eine klare Struktur hat. In der Offensive haben wir schnelle Ballbewegungen, vie-le varianten und waren schwer zu stoppen. In den drei Jahren gehörten wir immer zu den Teams, die am besten gepunktet haben. Gleichzeitig waren wir immer bei den Mannschaften, die am wenigsten Punkte zugelassen ha-ben. Das ist schwer zu erreichen, auf einem hohen Ni-veau auf beiden Seiten zu agieren. In der verteidigung gibt es keinen Platz für Improvisation. Daran glaube ich fest. Jeder muss sich auf den anderen verlassen können. Im Angriff wollten wir das Spiel kontrollieren, es gab viel Platz für Spieler ihre eigenen Momente zu finden,

    „Ich glaube an ein System, das eine klare Struktur hat“

    Der Dozent. Pavicevic reckt den Filzstift. Alba-Manager Marco Baldi bezeichnet ihn als „einen der fünf besten Basketball-Köpfe Europas“.

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    zu improvisieren. Jedes gute System muss streng sein. Jedes Spiel muss auch Freiheiten haben. Ich denke, wir hatten das.

    Es gibt Trainer, die wechseln in einem Spiel die Verteidigung, um auf bestimmte Dinge im Spiel zu reagieren.Das ist Ansichtssache. So wie ich es sehe, machen das die besten Trainer in Europa oder der Welt kaum oder sogar gar nicht. Wo ich herkomme, glauben wir an die

    Ausführung. Wenn man etwas tun will, muss man es auf dem höchsten Level tun. Das erfordert viel Training. Wenn man drei verschiedene verteidigungsvarianten haben will, muss man das trainieren. Die Zeit ist aber nicht da, das auf einem hohen Niveau zu tun. viel-leicht ist das für Teams, die einmal die Woche spielen, in Ordnung. Einige Gegner haben auch keine Antwort auf eine andere verteidigung. Doch realistisch gesehen, kann eine Mannschaft, die sich fünf Wochen vor der Saison trifft, drei Spiele pro Woche hat, 65 bis 70 Spiele macht, nicht drei verteidigungsvarianten einstudieren. Zonenverteidigung ist sehr schwer zu spielen. Will man das tun, muss man es viel trainieren. Wenn man das als Alternative in der Hinterhand haben will. Es kann dann aber passieren, dass die Zone mal einen Monat gar nicht zum Einsatz kommt. Alles ist eine Frage der Kalkulati-on. Mannverteidigung ist die vielfältigste Art der De-fense, die die meisten Dinge abdeckt. Ich würde gerne

    Alternativen haben, doch ich habe keine chance, dies perfekt einzustudieren.

    Und dann?Wenn die Zeit nicht da ist, lasse ich es lieber. Ich wie-derhole mich, die besten Trainer und Teams in Europa spielen Mannverteidigung. Aber natürlich kenne ich die taktischen Möglichkeiten, den Look in der vertei-digung für den Gegner zu ändern. Doch die Gefahr ist da, dass die volle Überzeugung und Stabilität verloren geht. Glauben Sie mir: Ich habe bei den besten Trainern gelernt, der beste Weg ist, eine Sache auf höchstem Ni-veau zu spielen, statt drei varianten nicht gut spielen zu können.

    Wer sind Ihre Vorbilder als Trainer?Puhh. Doch die habe ich. Ich verfolge die großen ju-goslawischen Trainer. Ich hatte das Privileg, einer der letzten Spieler zu sein, der unter dem großen Schöpfer des europäischen Basketballs, Prof. Nikolic, spielte, der Maljkovic beraten hat. Da ging es nicht nur um Basket-ball, das war mehr eine Schule für das Leben. Ich hatte auch die Möglichkeit, von Ivkovic trainiert zu werden. Später habe ich dann die Arbeit von Messina und natür-lich Zeljko Obradovic registriert. Normalerweise bleibe ich bei den jugoslawischen Trainern, doch Messina ist für mich ein Beispiel, wie ein Trainer agieren, reagieren und das Spiel entwickeln sollte. Dann kommt mit Da-vid Blatt eine neue Kraft, die Dinge beeinflusst. Auch einige spanische Trainer sind interessant. Doch am Ende kommen die besten Trainer in Europa aus dem ehemaligen Jugoslawien.

    Was macht diese Coaches so besonders?Die klare Linie, von der sie gesprochen haben. Sie las-sen viele grundsätzliche Basketballdinge tun, wie er in Amerika erfunden und entwickelt wurde. Sie halten en-gen Kontakt zu Amerika, verstehen aber auch den Un-terschied zwischen dem Leben in den USA und in Eu-ropa. Der Erste, der das Spiel von der US-Philosophie auf Europa und europäische Körper übertragen hat, war coach Nikolic. Das zeigte sich im Fakt, dass Jugoslawi-en in der Hinsicht über Jahrzehnte besser gearbeitet hat als viele andere Länder.

    Wie haben Sie mit Basketball angefangen?Ich bin in Podgorica in Montenegro aufgewachsen. Es war eine tolle Kindheit. Eine Stadt mit drei Flüs-sen, bergig. Eine junge Stadt. Podgorica war allerdings eine der am meisten bombardierten Städte im zweiten Weltkrieg. Die Stadt hat viele Narben, die uns aber Platz zum spielen gaben. Wir Montenegriner sind sehr verspielt und abenteuerlustig. Ich muss so zwölf Jahre

    „Am Ende kommen die besten

    Trainer in Europa aus dem ehemali-gen Jugoslawien“

    Pavicevic unerbittlich. Jeder Spieler bekommt

    bei der Auswechslung sofort seine Fehler zu hören.

    Egal, ob Dragicevic (Mitte), Price (links) oder Femerling.

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    Am Ende war Pavicevic bei Alba sehr einsam

    alt gewesen sein. Ich ging über eine Brücke und sah ein Basketballfeld. Das war vielleicht das einzige in der Stadt. Da habe ich das Spiel kennengelernt. von da an bin ich aus dem court nicht mehr rausgekommen. Mit 14 war ich dann einer der besten Streetballspieler in Podgorica. Ich spielte von morgens bis abends. Da wur-de ich entdeckt. Der Trainer von Buducnost hat gesagt: bringt den Jungen her. Ich bin vom Streetball gleich in die erste Mannschaft gekommen. Mein Zimmerpartner war 35, eine großer Montenegriner mit Schnauzer, den ich Dad nannte und mit dem ich nach dem Aufstehen Weinbrand trinken musste. Es war großartig. Ich war mit 14 einer der Jüngsten, die jemals in der jugoslawi-schen Liga gespielt haben.

    Einige Jahre später spielten Sie für das legendäre Team von Jugoplastika Split, das dreimal in Fol-ge die Euroleague gewann.Ja, das ist etwas sehr Besonderes. coach Maljkovic hat mich an der Uni von Utah rekrutiert. Doch zuerst bin ich zu cibona Zagreb gegangen, das war der größere Name. Doch dort spielte Drazen Petrovic. Da gab es keinen Platz für einen jungen Point Guard. Dann ging ich zu Jugoplastika, die noch einen jungen, aggressiven Spielmacher brauchten. In dem Jahr wo ich kam, war das Team komplett. Die Mannschaft war voller Talent, Qualität und Erfahrung. Kukoc und Radja haben das Außergewöhnliche beigetragen. Wir waren im gleichen Juniorteam, so gab es ein gutes verhältnis unter den jungen Spielern. Da war Stabilität mit Sretenovic und Ivanovic. Es gab Perasovic, Zobin und Savic und tolle Trainer. Wir wussten gar nicht, wie gut wir waren, bis wir angefangen haben zu spielen und in der Euroleague jeden zu schlagen. Dann haben wir dreimal die Euro-league gewonnen. Parallel drei große Meisterschaft en in Jugoslawien. Man muss bedenken, diese Liga war da-mals stärker als die spanische AcB heute ist. Wir wur-den zum Team das Jahrhunderts, gewählt von der Fiba.

    Haben Sie noch Kontakt zu ihren ehemaligen Team-Kollegen?Ja. Jugoplastika war ein jugoslawisches Team. Da waren zwei Montenegriner, zwei Serben, drei oder vier Kroa-ten und ein Slowene. In einem Moment, als das Land auseinderbrach, repräsentierten wir das alte Jugoslawi-en. Wir waren eine echte Gemeinschaft . Alle Spieler waren tolle charaktere. Auch wenn zwei Spieler auf-grund persönlicher Dinge nicht miteinander sprachen, konnte sich im Spiel jeder auf den anderen verlassen. Es war wahrhaft ig eines der unglaublichsten Teams, in de-nen ich gespielt und das ich je gesehen habe. Es ist sehr selten, eine Gruppe von Menschen auf dieses Niveau zu bringen. Es ist traurig, dass das Land auseindergefallen

    Luka PavicevicGeb. 17. Juni 1968 in Podgorica, MontenegroVerheiratet, zwei Söhne

    Stationen als TRaINeR:2003/04: OKK Belgrad

    2004/05: Atlas Belgrad und U20 Serbien Montenegro (EM-Bronze)

    2005/06: Hemofarm Vrsac (Halbfi nale Uleb-Cup)

    2006/07: Panionios Athen (Halbfi nale Griechenland)

    2007 bis Januar 2011: Alba Berlin

    Stationen als SPIeLeR:1985-87: Utah University

    1986: Junioren-Europameister mit Jugoslawien

    1987: Junioren-Weltmeister mit Jugoslawien

    1988-1991: Jugoplastika Split, Pop 84 Split(4x Jugoslawischer Meister, 3x Euroleague-Champion)

    1991/92: Cibona Zagreb

    1992-94: Nahariya (Israel)

    1994/95: Zrenjanin

    1995/96: Roter Stern Belgrad

    1996/97: Zeleznik

    1997/98: Beobanka Belgrad

    1998/99: Roter Stern Belgrad

    1999/00: Aszoka (Ungarn)

    2000/01: Honka Espoo (Finnland/Meister)

    2001/02: Besancon (Frankreich)

    2002/03: Roter Stern Belgrad

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    ist, und dass dieses Team nicht die chance hatte, länger zu existieren. Es wäre sicher die dominanteste Ära im eu-ropäischen Basketball gewesen. Ich plane übrigens über-morgen nach Dubrovnik zu fahren, wo ein Jugoplastika veteranen-Team gegen Barcelona, Maccabi Tel Aviv und Real Madrid spielt. Ich liebe diesen Teil meiner vergan-genheit. Es macht mich traurig, wenn ich daran denke, wie das mit dem Krieg zu Ende gehen musste.

    Wie haben Sie den Bürgerkrieg erlebt?Ich war jung, 22. Es war schwer. Split war eine tolle Stadt, am Meer, Inseln, das Essen, schöne Frauen, die Sonne. Das war unwiderstehlich. Ich dachte, hier wer-de ich nach meiner Karriere leben. Das hinter sich zu lassen, war schlimm genug. Und dann noch unter dem Eindruck des Bürgerkriegs, wo sich plötzlich Nachbarn und Freunde gegenseitig beschuldigten und als Feinde behandelt haben. Dazu das Morden überall. Das war furchtbar. Ich bin in den Basketball geflüchtet, habe im Ausland gespielt. In Israel, Ungarn, Frankreich, Polen. Basketball ist mein Leben und hat mir geholfen, mich nicht zu sehr in die Horrorgeschichten aus meiner ehe-maligen schönen Heimat zu verlieren. Kurz nach dem ich Split verlassen habe, habe ich meine Frau kennenge-lernt. Sandra hat mir geholfen, mich abzulenken. Wir haben eine Familie gegründet und sind viel umgezogen.

    Nun waren Sie vier Jahre in Deutschland. Wie war diese Erfahrung?Ich wünschte, es hätte ein anderes Ende gehabt. Aber ich habe die vier Jahre geliebt, in Deutschland, in Berlin

    und bei Alba. Ich war erst drei Jahre Trainer und habe nach einem Klub gesucht, der eine Meisterschaft will. Ich war als talentierter coach angesehen, doch für die ganz großen Klubs war ich kein Thema. So war Alba eine große Herausforderung für mich. Ich bin viel ge-reist, doch selten war ich in einer Stadt wie Berlin. Sie hat eine besondere Aura, diesen besonderen Lebensstil. Nicht so wie andere große Städte in Europa, hat es viele Nischen. Man muss die Stadt entdecken. Berlin verführt einen langsam. Ich bin sehr dankbar, dass ich die chance hatte, hier zu leben und bei so einem Klub zu arbeiten.

    Wie sehen Sie den deutschen Basketball, auch im Vergleich zu Europa?Seien wir ehrlich, als ich kam, durften noch neun Aus-länder in jedem Team sein, da war das einzige deutsche an der Liga die geografischen Grenzen. Es wurde in Deutschland gespielt, aber von ausländischen Spielern. Es gab wenige deutsche Spieler. Ich haben den verant-wortlichen offen gesagt: ein Land mit 80 Millionen Ein-wohnern, dass so wettbewerbsfähig ist, so eine Arbeits-einstellung hat und physisches Talent, da ist es schlimm, das nicht jedes Jahr zehn neue Spieler kommen. Doch das Konzept war eben ein anderes. So ging eine ganze Generation von deutschen Spielern verloren. Fakt ist, die neun Ausländer haben auch ein bestimmtes Niveau in der Liga garantiert. Der Wettbewerb ist sehr ausge-glichen. Doch es gibt da den Unterschied zwischen Wunsch und Realität: eine gute Liga haben und den deutschen Basketball zu verbessern. Das ist auch heute nicht der Fall. Die Zahl der ausländischen Spieler zu be-schränken, könnte helfen. Aber nicht ohne organisierte Nachwuchsarbeit. Ich sehe Potenzial, doch es gibt noch viel zu tun.

    Sie mussten sich immer die Frage gefallen lassen nach der Spielzeit von deutschen Spielern.Ich habe diese Frage oft beantwortet, doch sie kam im-mer wieder. Ich dachte, ich hätte sie schon im ersten Jahr ernsthaft beantwortet. Es gab die Regel mit neun Aus-ländern. Ein Klub wie Alba muss ein Team auswählen, das die größten chancen hat, Meister zu werden. Alba konnte zwischen einem jungen deutschen Spieler und einem US-Spieler wählen, der besser ist. Ein Deutscher geht bis 19 Jahren zur Schule und hat einfach nicht die-se Basketball-Ausbildung und Spiele auf hohem Niveau gemacht. Ein US-Spieler hat mit 19 schon in der High School gespielt, spielt am college vier anspruchsvolle Jahre. Deutsche Spieler haben da noch nicht diese Ein-

    stellung, diese ausgebildeten Fähigkeiten. Kein Trainer kann sich erlauben, zwischen Deutschem, Amerikaner, Schwarz oder Weiß zu unterscheiden. Es wird einfach zwischen gut und nicht so gut unterschieden. Das habe ich erklärt. Bestimmte deutsche Spieler waren einfach nicht gut genug, bei der Konkurrenz im Team. Alba hat sich sehr bemüht, um die Anzahl der Ausländer in der Liga zu reduzieren. Das war schwer, nicht jeder woll-te das. Denn mit den ausländischen Spielern ist es vor

    allem für kleinere Klubs leichter, ein gutes Team mit weniger Budget zu haben. Ein guter Amerikaner frisch vom college ist günstiger als ein guter deutscher Spieler, der selten ist. Dieser ökonomische Gedanke hat es deut-schen Spielern auch schwerer gemacht. Das ist alles sehr klar. Dennoch kam die Frage immer wieder auf. Doch ein Trainer kann nicht immer sagen: Sehen Sie, hier sind zwei Spieler, der bessere spielt.

    Sehen Sie derzeit große deutsche Talente?Nicht auf diesem Niveau. Es gibt einige gute deutsche Spieler. Doch sie sind nicht auf dem Niveau, dass man sie als große Talente bezeichnen kann. Das sind gute Spieler in der BBL, doch sie werden nicht das Spiel in Europa beeinflussen. Es ist gut, dass sie das in der Bundesliga können, doch im großen Stil schaffen sie das nicht.

    „Es gibt einige gute deutsche Spieler. Doch sie sind nicht auf einem Niveau,

    dass man sie als große Talente

    bezeichnen kann“

    Sein Markenzeichen. Kurz nach Spielstart krempelt Pavicevic die Ärmel seines Hemds hoch. Das Sakko hat er längst abgelegt

    Luka Pavicevic und seine Frau Alexandra mit

    ihren beiden Söhnen

    Trainer-Legenden aus JugoslawienAleksandar Nikolic († 76)Der Bosnier gilt als Vater des jugoslawischen Basketballs. Spitzname „der Professor“. 1978 mit Jugoslawien Weltmeis-ter. Gewann mit Varese dreimal den European Champions Cup. 1988 in die Basketball Hall of Fame und 2007 in die Fiba Hall of Fame aufgenommen. 2000 gestorben.

    Bozidar „Boza“ Maljkovic (59)Der Serbe führte Jugosplastika zu den ersten beiden Euro-league-Titeln. Gewann die Königsklasse später auch mit Pan-athinaikos und Limoges. Trainierte auch Barcelona und Real Madrid. Derzeit Coach von Sloweniens Nationalteam.

    Dusan Ivkovic (67)Der Serbe ist Trainer des griechischen Spitzenklubs Olympia- cos Piräus. Mit dem Klub gewann er 1997 die Euroleague. Als Nationaltrainer von Jugoslawien wurde er 1990 Welt-meister und holte 1988 Olympia-Bronze. Dazu kommen drei Europameister-Titel.

    Zeljko Obradovic (51)Mit 31 Titeln der erfolgreichste Trainer. Allein die Königsklas-se im Basketball gewann er achtmal. In diesem Jahr trium-phierte er erneut mit Panathinaikos Athen, wo er seit 1999 Trainer ist. Mit Jugoslawien wurde er zudem Welt- und Eu-ropameister.

    Dazu erwähnt Luka:Ettore Messina (51)Der Italiener gilt als einer der Top-Trainer in Europa. Viermal

    gewann er die Euroleague, stand insgesamt neunmal im Finale. Zuletzt trainierte er Real Madrid und soll jetzt Co-Trai-ner bei den Los Angeles Lakers in der NBA werden.

    David Blatt (52)Der US-Israelische Coach wurde mit Russland 2007 Europa-meister, trainiert jetzt dem Topklub Maccabi Tel Aviv.

    Dann gibt es noch:Dusko Ivanovic (53)Er war Team-Kollege von Luka Pavicevic bei Jugoplastika. Er trainiert den spanischen Topklub Caja Laboral, die er 2002 zur Meisterschaft führte.

    Velimir Perasovic (46)Auch der Kroate spielte mit Luka Pavicevic bei Jugoplastika. Er trainiert derzeit den türkischen Spitzenklub Efes Pilsen.

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    Sie suchen einen neuen Job. Was ist ihr Ziel als Trainer?Als ich zu Alba kam, hatte ich eine gute Saison in Grie-chenland. Ich wurde bemerkt. Der Schritt nach Berlin wurde von meinen Kollegen und Freunden als Zwi-schenschritt angesehen. Denn Deutschland ist nicht so in die europäische Basketballwelt eingebunden. Doch wie gesagt, um den Titel zu spielen mit einem Klub wie Alba, ist eine Herausforderung. Mir hat das gefallen. Es war aber auch gefährlich, es hilft nur, wenn man gewinnt. Dann wird man wahrgenommen und kann seinen Weg gehen. Der war, sich entweder mit Alba in der Euro-league zu etablieren oder irgendwann mit einem ande-ren Klub auf dieses Level zu gehen. Das ist mein Ziel: dauerhaft Trainer auf Euroleague-Niveau zu sein. Jetzt könnte dieser Weg allerdings etwas holpriger werden.

    Ihre beiden Söhne spielen Basketball.Ja, beide haben bei Alba gespielt. Der Jüngere kommt

    jetzt in die U14. Der Ältere war sehr erfolgreich, hatte seinen Anteil an der Deutschen Meisterschaft in der U14 und in der U16 war er im Finale.

    Würden Sie sich wünschen, wenn ihre Söhne auch Profis werden?Nur, wenn sie sich bewusst sind, über die Dinge, die sie aufgeben müssen. Wenn sie wissen, was zu tun ist, um davon gut leben zu können. Der Sinn für die Attrakti-vität des Basketball ist ganz natürlichfür sie als meine Söhne. Aber meine Frau und ich sagen immer, das ist nur eine Seite des Lebens. Wir legen viel Wert auf ihre schulische Ausbildung.

    Stimmt es, dass Sie nie ein Spiel ihrer Söhne ge-sehen haben?Ich bin da nie hingegangen. Ich war immer der Meinung, es ist merkwürdig. Das könnte vielleicht den Trainern oder anderen Eltern ein komisches Gefühl geben. Mei-

    ne Söhne mussten sich allein durchsetzen und mit dem Druck umgehen, dass der vater Trainer der Profis ist. Ich war aber immer für sie da, um mit ihnen über Basket-ball zu sprechen. Ich habe sie nie trainiert, sie hatten ihre Trainer. Ich glaube, es ist am ehrlichsten und fairsten, wenn sie sich in ihren Teams alleine durchsetzen.

    Werden Sie Berlin vermissen?Das tue ich jetzt schon. Berlin geht einem wirklich unter die Haut, das ist bei mir passiert. Es ist die Stadt, in der ich am längsten neben meiner Heimatstadt gelebt habe. Ich werde die Stadt, den Klub und die Fans von Alba Berlin vermissen. Ich habe in den vergangenen Jahren wohl zu selten darauf hingewiesen, wie großartig sie sind und wie sie die Tradition von Alba repräsentieren.Der Leidende. Pavicevic

    macht oft den Eindruck, dass ihm die Spieler nichts recht machen können. Er meint es gar nicht so, aber einigen Alba-Profis schlug diese Haltung aufs Gemüt

    „Ich habe in den vergangenen Jahren wohl zu selten darauf hingewiesen, wie großartig die Fans von Alba Berlin sind“