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Walter Delabar, Ursula Kocher, Isabel Schulz (Hgg.) Transgression und Intermedialität Die Texte von Kurt Schwitters AISTHESIS VERLAG ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Bielefeld 2016 Leseprobe

AISTHESIS VERLAG · 5 Vgl. den Beitrag von Isabel Schulz in diesem Band, S. 229—244. 6 Kurt Schwitters. Catalogue raisonné. Bearbeitet von Karin Orchard und Isabel Schulz. Hrsg

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Walter Delabar, Ursula Kocher, Isabel Schulz(Hgg.)

Transgression und Intermedialität

Die Texte von Kurt Schwitters

AISTHESIS VERLAG–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

Bielefeld 2016

Leseprobe

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Bibliographische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

© Aisthesis Verlag Bielefeld 2016Postfach 10 04 27, D-33504 BielefeldDruck: docupoint GmbH, MagdeburgAlle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-8498-1120-4www.aisthesis.de

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Inhalt

Walter Delabar, Ursula Kocher, Isabel SchulzZur Einleitung .................................................................

Kurt Schwitters und die Moderne

Walter DelabarIn die Extreme.Kurt Schwitters’ Moderne ....................................................

Walter Fähnders„Ich fordere sofortige Beseitigung aller Übelstände“.Kurt Schwitters und der avantgardistische Manifestantismus .........

Barbara LindlarPIN ― eine moderne Kunstzeitschrift?Das PIN-Projekt ...............................................................

Birgit NübelMetatextualität und Moderne:Robert Musil und Kurt Schwitters ..........................................

Positionierungen von Kurt Schwitters ― Autorkonzepte, Textstatus, ästhetische Strategien

Hubert van den Berg„Worte gegen Worte“.„Entformeln“ als formale Methode? Kurt Schwitters’ Poetikund die formalistische Schule ..............................................

Ursula KocherKartierung virtueller Räume.Zu Kurt Schwitters’ Adressbüchern .........................................

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Julia NantkeDie Horizontale Geschichte.Raum als Ordnungskategorie im Werk von Kurt Schwitters ............

Antje Wulff„Ein zartes Gewebe von Fäden“.Sinn als Form bei Schwitters ................................................

Ralf BurmeisterMerz im Selbstporträt ― oder: „Wie ein bürgerlicher Kopfdurch einfache Mittel zur schwebenden Architektur wurde“ ..........

Sigrid FranzFragmentierung und Immaterialität als Vernetzungsprinzipienim Werk von Kurt Schwitters ...............................................

Tobias WilkeMama — Papa — Dada.Laut- und Artikulationspoetik bei Schwitters .............................

Petra KunzelmannText und Rhythmus.Zur rhythmischen Gestaltung und „musikalischen Durchtränkung“in Kurt Schwitters’ ‚Tran‘-Texten ..........................................

Schwitters edieren

Isabel SchulzWarum Schwitters neu edieren?Voraussetzungen und Ziele der neuen Ausgabe der Textevon Kurt Schwitters ..........................................................

Michael WhiteWhat’s Merz in English?The Task of Translating Kurt Schwitters ...................................

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Intermediale Grenzgänge

Oliver RufAporetik des Übergangs.Transmedialität bei Kurt Schwitters .......................................

Thomas KeithDie Alphabet-Gedichte von Kurt Schwitters:Tradition, Avantgarde, Intermedialität ....................................

Christoph KleinschmidtIntermateriales Theater.Kurt Schwitters’ Bühnenkompositionen Oben und Untenund Zusammenstoß. Groteske Oper in 10 Bildern .......................

Bettina Kümmerling-MeibauerAvantgarde im Bilderbuch.Die Scheuche (1925) von Kurt Schwitters, Käte Steinitzund Theo van Doesburg ......................................................

Christian A. BachmannOb die Scheuche einen Namen hat?Kurt Schwitters’ Texte im Spannungsfeld von Schrift und Bild ........

Verzeichnis der Abbildungen ....................................................

Bildnachweise .....................................................................

Zu den Beiträgerinnen und Beiträgern ........................................

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Walter Delabar, Ursula Kocher, Isabel Schulz

Zur Einleitung

Die wissenschaftliche Erforschung der Avantgarden des frühen 20. Jahr-hunderts ist nach einer fruchtbaren Periode in den 1970er und 1980er Jahren heute auf einem — wenngleich hohen — Konsolidierungsniveau angelangt. Dies trifft eben auch auf die Forschung zu Kurt Schwitters zu. Begründet ist dies ironischerweise unter anderem darin, dass die auf dem Kunstmarkt als ‚Klassische Moderne‘ etablierten Avantgarden inzwischen Höchstpreise erzielen und nicht mehr um ihre Akzeptanz kämpfen müssen. Der seinerzeit im Erscheinungsbild so bürgerlich auftretende Bürgerschreck Kurt Schwitters provoziert mithin nicht mehr. Sein Werk ist in den Kanon des Kunstbetriebs integriert und hat seinen Schrecken verloren — zu seinem und unserem Nachteil, wie es scheinen will.

Das war vor vierzig Jahren noch anders. Doch die zeitweise sehr intensive Theoriedebatte, für die nicht zuletzt Peter Bürgers 1974 erschienene Theorie der Avantgarde1 stehen kann, wurde nicht weitergeführt. Die Erschließung bislang vernachlässigter Materialien erfolgte zudem nur zögerlich, wie man am Beispiel von Kurt Schwitters beobachten kann. Zwar wurde jüngst der Katalog des bildkünstlerischen Werks abgeschlossen, aber die Forschung zum literarischen Werk, dem Friedhelm Lach zwischen 1973 und 1981 eine fünfbändige Edition gewidmet hat, stagnierte. Mit seiner Edition hat Lach der Rezeption Schwitters’ fraglos einen Dienst erwiesen, doch die notwendigen kritischen Nacharbeiten, mit denen der große, aber eben nach heutigen Maßstäben unzuverlässige Wurf Lachs weiterentwickelt worden wäre, fehlen bis heute. Die Forschung hat damit nach wie vor keine sichere Grundlage und bezieht sich — wie leider in vielen anderen Fällen auch — auf ein ahistorisches Textkorpus, womit ihre Ergebnisse in Gefahr geraten, nicht belastbar zu sein.

Darüber hinaus hat sich die Literaturwissenschaft über eine vorwiegend biografische Interpretation des Werks kaum hinausgewagt. Dabei wäre es hilfreich, ja gar geboten, etliche neuere Debatten, wie etwa die der Literaturgeschichte und -theorie, zum Beispiel die um das Verhältnis von Moderne und Avantgarde oder um das Verhältnis von Text und Bild, zu berücksichtigen. Auch musikalische Aspekte, die im Werk fruchtbar geworden sind, fordern eine Untersuchung, die gegenwärtige Forschungszugriffe integriert.

1 Peter Bürger: Theorie der Avantgarde. Frankfurt am Main 1974 (= Edition Suhr-

kamp; Bd. 727).

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Der vorliegende Band trägt den aktuellen Richtungen insbesondere in der Literaturwissenschaft Rechnung und versucht, in dreierlei Hinsicht Neuland zu erschließen:

1. Die Beiträge nehmen die notwendige und gerade beginnende Diskussion um den Status und die Wirkung der Avantgarden und der Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf.

2. Sie verbinden diese Diskussion mit den bisher weitgehend unbekannten Materialien, die durch die im Jahr 2010 gestartete Neuedition von Schwitters der wissenschaftlichen Öffentlichkeit erstmalig zugänglich gemacht werden.

3. Hinzu kommt die Intensivierung der Schwitters- und Avantgarde-Forschung unter literaturwissenschaftlichen Gesichtspunkten, die aktuelle kultur-, kunst- und medienwissenschaftliche Perspektiven berücksichtigt.

Mit dem sogenannten ‚iconic turn‘ (Gottfried Boehm2) ist die Bedeutung der visuellen Vermittlung von Informationen und Orientierungen sowie des Zugriffs auf Handlungswissen verstärkt ins Bewusstsein gerückt. In der Diskussion neuer Medien wurde dabei das Zusammenwirken von Text und Bild in den Blick genommen und intensiven Untersuchungen unterzogen. Das hat der theoretischen Diskussion um die Avantgarden, die zwischenzeitlich stagnierte, wiederum Auftrieb verliehen. Textverfassung einerseits und Text-Bild-Verbindungen andererseits — beides insbesondere für Schwitters’ Texte wesentliche Aspekte — rücken dabei verstärkt in den Vordergrund: Die historischen Avantgarden als lebensweltliche, künstlerische wie mediale Vorreiter bilden die Basis für die Entwicklungen im Übergang zum 21. Jahrhundert. Ihre Diskussion bezieht sich damit über ihre historische Dignität hinaus auf den Status der Medien der Gegenwart. Die Durchlässigkeit von Kunst und Gesellschaft, wie sie in den Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts in dieser Intensität erstmalig vorgeführt wurde, ist von höchster Aktualität, denn die kreativen Vorstöße der Avantgarden, ihre Provokationen, aber auch ihre nachträgliche Kanonisierung, mit der ihre Provokationskraft beschnitten wird, verweisen nicht zuletzt auf die Optionen der heutigen Mediengesellschaft. Die theoretische Diskussion der Avantgarden, wie sie sich gleichermaßen in der Kunst- und Kulturwissenschaft konsolidiert hat und auf eine breitere Öffentlichkeit wirkt, dabei aber eben auch massiv entschärft worden ist,3 erhält damit aus einer anderen Perspektive frische Anstöße. Sie gerät in einen offenen Deutungs- und Wirkungshorizont, in dem sie in ihrer ursprünglichen Schärfe ebenso

2 Vgl. Was ist ein Bild? Hrsg. von Gottfried Boehm. München 1994 (= Bild und Text). 3 Siehe etwa dazu Klaus von Beyme: Das Zeitalter der Avantgarden. München 2005;

Peter Gay: Die Moderne. Frankfurt am Main 2008.

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wahrgenommen werden kann, wie ihre Aktualisierungspotentiale erkennbar werden. Das fügt sich in eine Forschungslinie ein, die die Literatur, Kunst und Kultur des frühen 20. Jahrhunderts derzeit von neuem und unter gewandelten Gesichtspunkten aufarbeitet und diskutiert.4

Kurt Schwitters (Hannover 1887—1948 Kendal) ist in diesem Kontext eine der innovativsten und kreativsten Gestalten. Die Nachhaltigkeit, mit der er an seinem künstlerischen Ansatz ‚Merz‘ festhielt und ihn auch in der künstlerischen Provinz und im Exil lebenslang weiterentwickelte, unterscheidet ihn von anderen Autoren und Künstlern der Avantgarden. Die Breite und Intermedialität seiner Arbeiten zeichnet ihn vor den meisten Akteuren der Peergroup aus.

Der konkrete Anstoß zur erneuten Diskussion des Werks von Kurt Schwitters ist die aktuelle, verbesserte Quellenlage, die sich aus der Bearbeitung bisher unveröffentlichter Materialien des Künstlernachlasses ergibt. Dieser befindet sich seit einigen Jahren als Leihgabe der Kurt und Ernst Schwitters Stiftung im Kurt Schwitters Archiv im Sprengel Museum Hannover.5 Bis 2006 erfolgte dort zunächst die Dokumentation des bildkünstlerischen Werks durch die Herausgabe des dreibändigen Catalogue raisonné.6 Zahlreiche internationale Schwitters-Ausstellungen innerhalb der letzten fünfzehn Jahre belegen das andauernde Interesse am Werk des Merz-Künstlers, nicht zuletzt aufgrund der zeitgenössischen Kunstentwicklung, für die Verfahren wie Collage und Mash-up (die Schwitters entscheidend vorangetrieben beziehungsweise vorweg-genommen hat) extrem wichtig sind. Schwitters ist für zahlreiche junge Künstler/innen und Autor/innen wegen der Radikalität seines utopischen und grenzüberschreitenden Merz-Konzepts einer der wichtigsten Anreger und Orientierungsfiguren in der Moderne. Hinzu kommt die neue Edition aller Texte des Künstlers, die in Kooperation von Ursula Kocher (Bergische Universität Wuppertal) und Isabel Schulz (Sprengel Museum Hannover) herausgegeben wird. In einem ersten Schritt wurden zwischen 2010 und 2013

4 Für die Literaturwissenschaft vgl. Literarische Moderne. Begriff und Phänomen.

Hrsg. von Sabina Becker, Helmuth Kiesel. Berlin, New York 2007; Modern times? German Literature and Arts Beyond Political Chronologies / Kontinuitäten der Kultur: 1925—1955. Hrsg. von Gustav Frank, Rachel Palfreyman, Stefan Scherer. Bielefeld 2005; Helmuth Kiesel: Geschichte der literarischen Moderne. Sprache, Ästhetik, Dichtung im zwanzigsten Jahrhundert. München 2004.

5 Vgl. den Beitrag von Isabel Schulz in diesem Band, S. 229—244. 6 Kurt Schwitters. Catalogue raisonné. Bearbeitet von Karin Orchard und Isabel

Schulz. Hrsg. vom Sprengel Museum Hannover im Auftrag der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, der Norddeutschen Landesbank, der Sparkasse Hannover und der Kurt und Ernst Schwitters Stiftung. 3 Bde. Ostfildern-Ruit 2000, 2003, 2006.

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im Rahmen eines vom Land Niedersachsen geförderten Forschungsprojekts fünf Notizbücher des Künstlers aus den 1920er Jahren aus literatur- und kunstwissenschaftlicher Sicht erforscht und ediert. Der daraus resultierende Band 3 der Edition sowie das umfassendere Editionsvorhaben werden innerhalb dieses Bandes vorgestellt. Dabei kommen Fragen zum Beispiel zur Problematik der Edition von collageartigen Materialien, zum Text-Bild-Verhältnis oder zur Materialität der Schwitters’schen Dokumente zur Sprache.

Die betont literaturwissenschaftliche Perspektive, aus der Schwitters’ Werk im vorliegenden Tagungsband analysiert und interpretiert wird, steht zudem für einen breiten kulturwissenschaftlichen, medienwissenschaftlichen und sozialhistorischen Zugriff, der aktuelle methodische und theoretische Ansätze aufnimmt und weiterentwickelt. Das Zeitalter der Avantgarden wird damit nicht als historisch abgeschlossen wahrgenommen, sondern als permanenter Zugriffsmodus auf Kunst und Text, Gesellschaft und Realität verstanden, der historisch jeweils konkretisiert werden muss. Die in der Literaturwissenschaft entwickelten erzähltheoretischen Konzepte entgehen zudem dem methodischen Dilemma des engen biografischen Blicks der bisherigen Forschung,7 die den literarischen Text häufig mit der historischen Position des Autors kurzschließt, und verstehen alle literarischen, textlichen und künstlerischen Formen als symbolische Interaktionen und Kommuni-kationsformen. Hinzu kommt, dass die extraordinären Erzählformen Schwitters’, die in großem Maße mit visuellen, performativen oder auditiven Elementen verbunden sind, aus der biografischen und lokalen Deutung gelöst werden müssen, um ihr provokatives und kreatives Potential entfalten zu können. Es erscheint aufschlussreich, die Diskussion der Avantgarden und eines ihrer zentralen Repräsentanten, Kurt Schwitters, in diese Richtung fortzuführen, haben die Avantgarden doch die Aufhebung der Trennung von Kunst und Lebenswelt zum Programm erhoben.

Die Beiträge des Bandes sind in vier thematische Einheiten gruppiert. Im ersten Teil wird Schwitters als vorrangiger Repräsentant und sein Werk als Exempel der Avantgarde dargestellt und in seinem Verhältnis zur Moderne untersucht. Die Beiträge der zweiten Gruppe widmen sich den ästhetischen Strategien und der Positionierung des Autors Schwitters in der immer komplexer werdenden gesellschaftlichen Situation zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Stellung des Autors ist dabei in der generellen Diskussion um das Verhältnis von Kunst zu ihrem Produzenten und zur Öffentlichkeit zu lokalisieren. Der dritte Abschnitt ist der exemplarischen Präsentation und Diskussion des jüngst erschlossenen Materials gewidmet und

7 Vgl. etwa Friedhelm Lach: Der Merzkünstler Kurt Schwitters. Köln 1989.

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stellt erste Ergebnisse der neuen Edition vor. Im vierten Teil werden die intermedialen Ansätze und Produkte Schwitters’ beispielhaft in den Fokus gerückt. Dabei ist die bisher dominante Trennung der Genres aufgehoben, und die generelle Durchlässigkeit der Kunstformen rückt in den Vordergrund.

Die Aufsätze dieses Bandes gehen, bis auf zwei ergänzte Beiträge, in ihrer Mehrzahl auf Vorträge zurück, die im März 2011 auf der Tagung „Transgression und Intermedialität. Die Texte von Kurt Schwitters“ im Sprengel Museum Hannover gehalten wurden. Die Tagung war eine gemeinsame Veranstaltung der Leibniz Universität Hannover, der Bergischen Universität Wuppertal, der Freien Universität Berlin und des Sprengel Museum Hannover in Kooperation mit der Kurt und Ernst Schwitters Stiftung, Hannover. Wir danken den beteiligten Universitäten, dem Freundeskreis der Leibniz Universität Hannover und dem Sprengel Museum, das uns ein angenehmer Gastgeber war, für die Unterstützung. Ohne sie wäre die Tagung nicht möglich gewesen. Susanne Halbeisen, Ines Schubert und insbesondere Antje Wulff haben uns dankenswerterweise bei der Tagungsvorbereitung und Druckvorbereitung unterstützt. Die Kurt und Ernst Schwitters Stiftung und ein privater Zuschuss haben die Drucklegung des Bandes ermöglicht.