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Akteursmanagement & Partizipation.
6. EnergieKongress "Kommunen als Impulsgeber, Gestalter und
Moderatoren der Energiewende"
Dipl.-Psych. Jan Hildebrand
Arbeitsfeld Umweltpsychologie
Saarbrücken, 05.09.2018
1
Agenda
Saarbrücken, 05.09.2018
3. Ausblick: Wie Partizipation? Möglichkeiten und Grenzen
2. Ergebnisse: Einflussfaktoren auf und Wirkungen von Partizipation
1. Thematische Einordnung: Warum Partizipation?
WBGU (2011): „Energiewende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe“
Veränderungen der (Energie-)Landschaft durch Energieinfrastrukturen und Akteursgruppen
Gesellschaftlicher Mega-Trend: prinzipiell steigendes gesellschaftliches Bedürfnis nach Einfluss, Mitbestimmung und Teilhabe
Ziele von Beteiligungsverfahren als Gelegenheitsfenster
• [Akzeptanz des Ergebnisses]
• Akzeptanz des Verfahrens: Erhöhte Legitimität von Planung, Maßnahmen & Entscheidungen
• Besseres Planungsergebnis durch lokale Expertise/kritischen Blick
• Aktivierung & Diffusion für Energiewende und Klimaschutz
• Demokratisierung der Energiewende / Systemvertrauen in behördliche Planungs- und Genehmigungsprozesse
2
Hintergrund: Warum Beteiligung?
Saarbrücken, 05.09.2018
3
(informelle) Dialogbeispiele Bund-/Länderebene
Saarbrücken, 20.04.2018
Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE): https://www.naturschutz-energiewende.de
Fachagentur zur Förderung eines natur- und umweltverträglichen Ausbaus der Windenergie an Land e.V: http://www.fachagentur-windenergie.de
3
Bürgerforum Energieland Hessen bietet Faktenchecks
und Faktenpapiere zu übergreifenden Fragestellungen und
Problemen, Organisation und Moderation von Expertenhearings;
Dokumentation der Ergebnisse in konsolidierten Faktenpapieren,
als Informations- und Bewertungsgrundlage für kommunale
Entscheidungen.
Dialog vor Ort: Regionale Veranstaltungen; Energie-Coaching:
Beratung zum Aufbau oder zur Weiterführung des Dialogs in
Kommunen; Konfliktmoderation und Mediation: Vermittlung
zwischen gegensätzlichen Positionen
Forum Energiedialog (FED, BaWü) bietet Kommunen folgende
Leistungen: Beratung, Durchführung und Moderation von Veranstaltungen,
Mediation, Klärung fachlicher Streitfragen sowie weitere kommunikative
Leistungen.
Saarbrücken, 05.09.2018
4
Formelle Beteiligung
Art. 6 Abs. 2 UVP-RL
Um eine wirksame Beteiligung der betroffenen Öffentlichkeit
an den Entscheidungsverfahren zu gewährleisten, wird die
Öffentlichkeit elektronisch und durch Öffentliche Bekanntmachung
oder auf anderem geeigneten Wege im Rahmen
umweltbezogener Entscheidungsverfahren gemäß Artikel 2 Absatz
2 frühzeitig über Folgendes informiert, spätestens jedoch, sobald
die Informationen nach vernünftigem Ermessen zur Verfügung
gestellt werden können: […]
Wozu? Ziel: Mitwirkung
(nicht Akzeptanz)Wen genau?
Wann?Was genau?
Wie? Wo?
Durch wen?
Weiterhin: Beteiligung in Genehmigungsverfahren nach Immissionsschutzrecht und
Bauordnungsrecht (VwVfG § 25 (3))Saarbrücken, 05.09.2018
Saarbrücken, 05.09.20185
Partizipationspyramide
sich informieren, Information suchen/anfragen
Konsultation; Meinung einholen
Mitdenken;Meinung äußern
Kooperation; Mitentscheidung
gewähren
Kooperation; Mitentscheiden
Gewähren und Fördern von
Handlungsspielraum
Eigenverantwortlich Handeln
Beteiligende
Grad der Einbeziehung &
Grad der Mitwirkung
Beteiligte
Informieren
Rau et al. (2012), verändert nach Arnstein (1969) und Lüttringhaus (2003)
6
Zusammenhang von Partizipationsstufen & Verfahrensgerechtigkeit
Verfahrens-
gerechtigkeit
Information
Konsultation
Kooperation
Eigenverantwortung
r=.591**
r=.604**
r=.788**
r=.604**
Höchster signifikanter
Zusammenhang zwischen
Kooperation & Verfahrens-
gerchtigkeit
Saarbrücken, 05.09.2018
Quelle: Rau, 2012
n = 859
7
Zusammenhang Beteiligung & Akzeptanz
Verfahrens-
fairness
Beziehung
Vertrauen
AkzeptanzBeteiligungs-
format
Bedeutung von
Planung von
Beteiligung:
z.B. Akteurs- und
Konfliktanalysen
Hildebrand, 2016
Saarbrücken, 05.09.2018
8
Vertrauen: Einschätzung der Glaubwürdigkeit
1 = "Trifft überhaupt nicht zu" ... 7 = "Trifft voll und ganz zu"
Dialogbereitschaft, Glaubwürdigkeit, Kompetenz
Dialogbereitschaft, Glaubwürdigkeit, Kompetenz
Quelle: IZES (2016)Saarbrücken, 05.09.2018
Verantwortungsattributionen
29%
30%
53%
34%
56%
56%
67%
33%
36%
28%
36%
34%
35%
21%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Ich selbst
Bürger
Energieversorger
Lokale Wirtschaft/Industrie
Kommune
Land
Gesetzgeber/Politik
hochgradig verantwortlich
eher verantwortlich
unentschieden
eher nicht verantwortlich
überhaupt nicht verantwortlich
* Im Rahmen des Projektes der Universität des Saarlandes, IÖW und ZU Friedrichshafen „Klima-Citoyen. Neue Rollen,
Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten der Bürger in der Transformation des Energiesystems”, Laufzeit: 01.04.2013 –
30.06.2016; FKZ: FKZ: 01UN1210A
Verantwortungszuschreibung für die Durchführung von Energiemaßnahmen (N=2262)
Saarbrücken, 05.09.2018
Gute Beteiligung berücksichtigt Kriterien der Verfahrensgerechtigkeit, gewählte Formate sind gegenstandsangemessen passend zur Verfahrensebene und berücksichtigen den jeweiligen Kontext. Dabei sind sie prozessorientiert und können sich an ändernde Rahmenbedingungen und Akteurskonstellationen adaptieren.
www.mitarbeit.de
www.beteiligungskompass.org
www.netzwerk-buergerbeteiligung.de
www.leitfaden-buergerbeteiligung.de
www.partizipation.at
www.artofhosting.org/de
BMVI (2012). Handbuch für eine gute Bürgerbeteiligung. Berlin.
Projekt Klima-Citoyen (2016). Wegweiser: Der Weg zum Klima-Bürger.
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„Bürgerbeteiligung - Die Energiewende gemeinsam gestalten“
Saarbrücken, 05.09.2018
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Bürgerrollen in der Energiewende
Energieverbrauch Energieproduktion
Konsument/innen Produzent/innen //
Investor/innenPolitischer Akteur
Energienutzungsverhalten
Strom & WärmeEigene EE-Anlage
Gründung einer EE-
Bürgergenossenschaft
Sozialer Akteur
Kauf energiesparender
Haushaltsgeräte
Wahl des Stromanbieters
Wahl der Heizungsart und -
anbieters
Investition in EE-
Bürgeranlagen
Investition in EE-Fonds o.Ä.
Beteiligung an EE-
Planungsverfahren
Aktivitäten in Bürgerinitiativen
Beteiligung an kommunalen
Klimaschutzkonzepten
* Im Rahmen des Projektes der Universität des Saarlandes, IÖW und ZU Friedrichshafen „Klima-Citoyen. Neue Rollen,
Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten der Bürger in der Transformation des Energiesystems”, Laufzeit: 01.04.2013 –
30.06.2016; FKZ: FKZ: 01UN1210A
Mobilitätsentscheidungen
Saarbrücken, 05.09.2018
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Möglichkeiten und Grenzen von Beteiligung
Heraus-forderungen
von Beteiligungs-
verfahren
Ressourcenproblem: Mehr Beteiligung bedeutet mehr
Ressourcen (Zeit, Geld, Kompetenz)
Repräsentativitäts-problem:
Wer wird erreicht? Wer beteiligt sich?
Erwartungshaltungs-problem:
Unterschiedliche Erwartungen an
Möglichkeiten der Einflussnahme
(Ergebnis-) Integrationsproblem:
Integration der Ergebnisse in das
formelle Verfahren?
Saarbrücken, 05.09.2018
Hildebrand et al., 2017;
S. 270
Partizipation ist ein integraler Bestandteil der Transformation
Systematische Einbettung von Beteiligung in kommunale Strukturen
und Prozesse → Leitbildentwicklung/ Leitlinien, Institutionalisierung über
Definition von Schnittstellen und personelle Unterlegung
Ausbildungs- und Qualifikationssysteme schaffen, um
Beteiligungsprozesse erfolgreich zu gestalten → weitere
Kompetenzentwicklung in Kommunen notwendig
Evaluation von Beteiligungsprozessen, um evidenzbasiertes Wissen
bzgl. akteurs-, kontext- und gegenstandsangemessener
Beteiligungsmöglichkeiten zu generieren
13
Fazit & Ausblick
Saarbrücken, 05.09.2018
IZES gGmbHAltenkessler Str. 17, Geb. A1
D-66115 Saarbrücken
Jan Hildebrand
14 Saarbrücken, 05.09.2018
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Arnstein, S.R. (1969). A Ladder of Citizen Participation, JAIP, Vol. 35, No. 4, July 1969, pp. 216-224.
BMVI (2012). Handbuch für eine gute Bürgerbeteiligung. Planung von Großvorhaben im Verkehrssektor. Berlin: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI).
Hildebrand, J., Rau, I. & Schweizer-Ries, P. (2017). Höhere öffentliche Akzeptanz durch bessere Beteiligungsverfahren? Schwerpunkthema UVP-report: Förmliche Beteiligung im Rahmen der SUP und UVP: Rechtliche Anforderungen und praktische Erfahrungen am Beispiel der Windenergienutzung, 31 (4): 269-273.
Hildebrand, J., Rau, I., Hinse, M., Rühmland, S. & Schweizer-Ries, P. (2016). Die Rolle von Gerechtigkeitswahrnehmungen und Vertrauenszuschreibungen zwischen Akteursgruppen beim Netzausbau. Tagungsband Wissenschaftsdialog 2015, Bonn: Bundesnetzagentur, S.52-61.
IZES (2016). „Begleit- und Akzeptanzforschung zu aktuellen Fragen des Stromnetzausbaus in Deutschland -Wissenschaftliche Begleitung der Planungspraxis“ (BMWi), Laufzeit: 01.03.2012 – 31.12.2015: Projektabschlussbericht.
Lüttringhaus, M. (2003). Voraussetzungen für Aktivierung und Partizipation. In M. Lüttringhaus & H. Richers(Hrsg.) Handbuch aktivierende Befragung. Konzepte, Erfahrungen, Tipps für die Praxis. Bonn: Stiftung Mitarbeit.
Projekt Klima-Citoyen (2016). Wegweiser: Der Weg zum Klima-Bürger. Im Rahmen des Projektes der Universität des Saarlandes, IÖW und ZU Friedrichshafen „Klima-Citoyen. Neue Rollen, Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten der Bürger in der Transformation des Energiesystems”, Laufzeit: 01.04.2013 – 30.06.2016; FKZ: FKZ: 01UN1210A
Rau, I., Schweizer-Ries, P. & Hildebrand, J. (2012). Participation strategies – the silver bullet for public acceptance? In S. Kabisch, A. Kunath, P. Schweizer-Ries & A. Steinführer (Eds.). Vulnerability, Risk and Complexity: Impacts of Global Change on Human Habitats, S. 177-192. Leipzig: Hogrefe.
WBGU (2011). Hauptgutachten: Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Berlin: Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU).
Quellenverzeichnis