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WWW.FIFA.COM/THEWEEKLY NR. 36/2015, 11. SEPTEMBER 2015 DEUTSCHE AUSGABE Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 NEUER MUT ALBANIEN USA DIDIER DROGBA BEGEISTERT IN DER MLS SEPP BLATTER NEUES VERTRAUEN SCHAFFEN IRAK ALI ADNAN KADHIM UND DIE SERIE A

ALBANIEN NEUER MUT - FIFAresources.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifa... · Skenderbeu hat die albanische Superliga fünfmal in Folge gewonnen und dieses Jahr die Playoffs in der

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WWW.FIFA.COM/THEWEEKLY

NR. 36/2015, 11. SEPTEMBER 2015 DEUTSCHE AUSGABE

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

NEUER MUTALBANIEN

USA DIDIER DROGBA

BEGEISTERT IN DER MLS

SEPP BLATTER NEUES VERTRAUEN

SCHAFFEN

IRAK ALI ADNAN KADHIM

UND DIE SERIE A

FIFA U17-Weltmeisterschaft

17. Oktober – 8. November 2015, Chile

FIFA Klub-Weltmeisterschaft

10. – 20. Dezember 2015, Japan

6 Albanien

Ein 25. Platz in der FIFA/Coca-Cola-Weltrang liste und gute Chancen auf eine EM-Endrunden- Teilnahme — Albaniens Nationalmannschaft setzt ein Ausrufezeichen. Emanuele Giulianelli sprach mit ihrem Trainer Gianni De Biasi über den talentierten Nachwuchs und den Glauben an grosse Erfolge. Ausserdem: die Rolle der Schweiz in der Entwicklung des albanischen Fussballs.

15 Argentinien San Lorenzo gewinnt gegen den Stadtrivalen Boca Juniors und setzt sich an die Tabellenspitze der Primera División.

23 Sepp Blatter “Der Reformprozess ist nicht ohne Selbst-reflexion und Opferbereitschaft möglich — im Grossen wie im Kleinen”, sagt der FIFA-Präsident in seiner Kolumne.

35 Japanischer Fussballheld Wer ist eigentlich dieser Tsubasa Ozora, der für viele Spieler weltweit als Vorbild fungiert?

D I E W O C H E I M W E LT F U S S B A L L

Nord- und Mittel-amerika 35 Mitglieder www.concacaf.com

Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com

Neuer MutAlbanische Jungen am Spielfeldrand in Kukes, 2009. Heute steht da ein Stadion für 5000 Besucher.

(Visum)

16 MLS Didier Drogba gelangen für Montreal Impact drei Treffer.

The-FIFA-Weekly-App

The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos verfügbar. http://de.fifa.com/mobile D

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Europa 54 Mitglieder www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com

18 Ali Adnan Kadhim (l.) Ein Interview mit dem ersten Iraker in einer europäischen Topliga.

28 Nebelspiel Arsenal London und Dynamo Moskau kämpften 1945 mit Sichtproblemen. (Im Bild: Mikhail Yakushin, Dynamo-Trainer)

24 Sunil Chhetri (r.) Wie Indiens Kapitän sein Heimatland im Fussball voranbringen möchte.

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Fast wäre es wieder geglückt. Doch eben nur fast. Im Qualifikationsspiel für die Europameisterschaft 2016 hatte Albanien im vergangenen Jahr für die grosse Überraschung gesorgt und die Portugiesen 1:0 besiegt. Genau ein Jahr

später stand es im Rückspiel lange 0:0, bis in der Nachspielzeit Miguel Veloso für die Portugiesen mit dem Kopf doch noch zum 1:0 traf.

Albanien muss sich also noch gedulden, bis das eigene Team zum ersten Mal an einer EM- oder WM-Endrunde teilnehmen kann. Die Champagnerflaschen können trotzdem schon mal kalt gestellt werden. Denn Dänemark, der direkte Konkurrent um den 2. Platz in der Gruppe I, spielte gegen Armenien bloss 0:0. Zwar haben die Dänen noch immer einen Punkt Vorsprung auf Albanien, sie bestritten aber eine Partie mehr. Und zumindest der 3. Platz, der zu den Play-off-Spielen berechtigt, ist den Albanern nicht mehr zu nehmen.

Grund zum Feiern also für das Team von Nationaltrainer Gianni De Biasi. Im grossen Interview spricht der Italiener mit unserem Mitarbeiter Emanuele Giulianelli über die aktuellen Erfolge seiner Mannschaft, die Situation im alba-nischen Fussball und dessen Zukunft. Å

Sarah Steiner

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Den Champagner kalt stellen

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A L B A N I E N

SCHRITT FÜR SCHRITT Das albanische Nationalteam

hat einen grossen Sprung nach vorn gemacht und rangiert nun in der FIFA-Weltrangliste auf Platz 25 – vor Teams wie den USA, Schweden oder Mexiko. Nationaltrainer Gianni De Biasi über die nötigen Schritte zur Konsolidierung der albanischen Erfolge.

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Hoffnungsträger Gianni De Biasi soll Albanien zum ersten Mal an eine EM-Endrunde führen.

Inwiefern unterscheidet sich die fussballe­rische Arbeit in Italien und Albanien? Was war anfangs Ihre grösste Herausforderung?

Die grösste Herausforderung war, die Mentalität der Menschen und das Potenzial der Jungs zu erkennen, um zu beurteilen, wie es ihnen gelingen kann, einen ganz neuen Fussball zu spielen. Am schwierigsten ist es für uns, die Mentalität der Leute zu ändern: Jeder hat Angewohnheiten, die sich kaum durchbrechen lassen. Aber ich denke, dass es uns in den drei Jahren mit dem albanischen Nationalteam schon ganz gut gelungen ist.

Was hatte das Team zuvor am Qualitäts­sprung gehindert, der nun offenbar erfolgt ist?

Meiner Erfahrung nach haben albanische Fussballer die Einstellung, sich mit dem erreichten Niveau zufriedenzugeben. Die Jungs sind nicht daran gewöhnt, nach vorn zu schauen und sich selbst höhere Ziele zu setzen: Das ist immer noch der wichtigste Faktor, an dem wir kontinuierlich arbeiten. Ich versuche, meinen Schützlingen die Einstellung zu vermitteln, sich nicht auf den Erfolgen auszuruhen, sondern immer erfolgs­hungrig zu bleiben und sich weiter steigern zu wollen.

Was haben Sie persönlich zum albanischen Fussball beigetragen?

In allen Bereichen eine andere Arbeits­einstellung und Organisation: von der Suche

nach Spielern bis zu den Methoden, sie zu motivieren und sie dazu zu bringen, sich Herausforderungen zu stellen, an die sie vielleicht noch nie gedacht haben.

Wie sieht die Situation in Albanien im Hinblick auf die Fussballinfrastruktur aus?

Da stehen wir nicht besonders gut da. Es ist schwer, überhaupt Trainingsanlagen für die Jungs zu finden, auch wenn ich in den letzten Jahren so manche Veränderung bemerkt habe. Dass wir als Nationalmann­schaft gute sportliche Leistungen bringen, ist gleichzeitig eine treibende Kraft für die Verbesserung der Gesamtsituation: Der albanische Fussballverband leistet viel Arbeit, doch auch die Klubs sollten sich

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“ Trot z unseres aktuellen Niveaus bedeuten Auslandser fahrungen für die Spieler noch grössere

Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten.”

NameGianni De BiasiGeburtsdatum, Geburtsort15. Juni 1956, Sarmede, ItalienPosition als SpielerMittelfeldStationen als Spieler (Auswahl)Treviso, Inter Mailand, Brescia, PalermoStationen als Coach (Auswahl)Cosenza, SPAL, Modena, Brescia, Torino, Levante, Udinese, seit 2011 Nationalteam Albaniens

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Ständig im Austausch De Biasi bespricht sich mit seinem Kapitän Lorik Cana (November 2014).

noch besser organisieren und kontinuierliche Verbesserungen anstreben.

Zum Thema Klubs: Wie hoch ist das Niveau in der Landesmeisterschaft?

Skenderbeu hat die albanische Superliga fünfmal in Folge gewonnen und dieses Jahr die Playoffs in der Champions-League-Quali-fikation erreicht, allerdings dann das Rück-spiel gegen Dinamo Zagreb hoch verloren. Auch die nur knappe 1:2-Niederlage im Hin-spiel war meines Erachtens unverdient. Doch die Meisterschaft entwickelt sich. Durch die Verkleinerung von zwölf auf zehn Mann-schaften wurde das Niveau gesteigert. Die zusätzliche Zeit ist der Entwicklung zuträg-lich. Wir dürfen nicht vergessen, dass Alba-

nien ein junger Fussballverband ist. Unter dem früheren Regime stand der Fussball unter der Kontrolle des Staates. Jetzt hinge-gen gibt es einen freien Fussballverband, der versucht, Teil der internationalen Szene zu werden. Es gibt Anstrengungen, auch die Empfehlungen bezüglich Nachwuchsförde-rung und Leistungszentren umzusetzen.

Kann die albanische Meisterschaft ein Reservoir für die Nationalmannschaft werden, oder ist es für die Spieler weiterhin ratsam, ins Ausland zu gehen, um sich dort weiterzuentwickeln?

Trotz unseres aktuellen Niveaus – wir sind in der Weltrangliste jetzt auf Platz 25 zu finden, vor so namhaften Teams wie den USA,

Mexiko und Schweden – bin ich überzeugt, dass Auslandserfahrungen für die Spieler noch grössere Lern- und Entwicklungs-möglichkeiten bedeuten. Gleichzeitig muss für unsere Meisterschaft weiterhin ein höhe-res Niveau, mehr Konkurrenz und eine gesunde Fussballkultur angestrebt werden. Wenn man weitere Fortschritte machen will, müssen auch die in der Heimat aktiven Spieler Möglichkeiten bekommen, sich gegen individuelle Techniker aus führenden Fussballnationen wie Brasilien und Italien zu bewähren. Aber es gibt in unserer höchsten Liga erst sehr wenige Italiener.

Wie schätzen Sie die Chance ein, es zur EM-Endrunde zu schaffen?

Das Spiel Serbien - Albanien vom 14. Oktober 2014 war beim Stand von 0:0 aufgrund von Ausschreitungen abgebrochen worden. Die UEFA hatte die Partie 3:0 für Serbien gewertet. Der Internationale Sportgerichtshof urteilte aber zugunsten von Albanien.

*Serbien wurden 3 Punkte abzogen.Letzte Aktualisierung: 8. September 2015

Mannschaften S S U N T G P

1. Portugal 6 5 0 1 8 4 15

2. Dänemark 7 3 3 1 8 4 12

3. Albanien 6 3 2 1 7 3 11

4. Armenien 7 0 2 5 5 11 2

5. Serbien* 6 1 1 4 5 11 1

Euro-Qualifikation Tabelle Gruppe I

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Albanien hat den Playoff-Platz schon auf sicher. Das allein ist schon ein herausragender Erfolg, denn zu Beginn dieser Qualifikation konnte sich niemand vorstellen, dass wir in einer Gruppe mit Dänemark, Serbien und Portugal so weit oben stehen würden. Diese drei Mannschaften galten in meinen Augen und auch in allen Prognosen als die drei stärksten Mannschaften. Die Bevölkerung würde die EM-Qualifikation als ein Wunder ansehen. Allerdings haben wir noch viel Arbeit vor uns, um unser Ziel auch wirklich zu erreichen.

Sie trainieren eine starke albanische Spielergeneration, vielleicht die beste seit je. Aber was bringt die Zukunft? Gibt es

Youngsters, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen?

Überall in Europa gibt es sehr viele interessante und überaus talentierte Spieler, die für unsere Nationalmannschaft spiel-berechtigt sind und die wir natürlich genau beobachten. Bevor wir jedoch planen, Spieler zu ersetzen und neue Talente in die Mann-schaft zu integrieren, müssen wir zuerst einmal erfahren, wie die Planung des Ver-bandes für die Zukunft aussieht – ob man mit mir am Ruder weitermachen will, oder ob der Trainerstab verändert werden soll. Ich bin überzeugt, dass es noch beträchtli-chen Raum gibt, die Nationalmannschaft Albaniens und deren Resultate weiter zu verbessern.

Welche Ziele verfolgen Sie persönlich mit Albanien?

Nach der Auslosung der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 waren wir alle bestürzt! Der Verbandspräsident war ange-sichts unserer Gruppe regelrecht verzweifelt. Doch nach den Siegen gegen Portugal, Armenien und Serbien glauben wir nun fest daran, dass grosse Erfolge möglich sind. Wir werden sehen. Ich persönlich arbeite zwar von Tag zu Tag, blicke jedoch auch immer etwas weiter in die Zukunft. Ich finde, dass man mit der aktuellen Situation behutsam um gehen muss. Sie kann recht lange anhal-ten, denn wir haben grossartige, sehr talen-tierte Jungs, die diese Mannschaft noch weit bringen können.

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“Albanien hat bereits einen Playof f-Plat z sicher. Das allein ist schon ein herausragender Er folg.”

Auswärtssieg Albanische Fans beim 1:0 in Norwegen (März 2013).

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Elbasan, Mittelalbanien In der viertgrössten Stadt des Landes finden die anstehenden Nationalspiele statt.

Welches war das beste Spiel der National-mannschaft während Ihrer Amtszeit?

Wenn man alle Freundschaftsspiele, die allerdings wenig bedeuten, und die Qualifi-kationsspiele für die EM und WM betrach-tet, haben wir wohl mehr gute als schlechte Spiele gezeigt. Unter den vielen, an die ich mich erinnere, ragen natürlich der 1:0-Sieg in Norwegen und der bereits angesprochene Sieg in Portugal heraus, aber auch das Freundschaftsspiel gegen Frankreich, in dem wir wirklich eine erstklassige Leistung gezeigt haben. Viele sagen zwar, Frankreich habe mit angezogener Handbremse gespielt, aber ich sage immer, dass, wenn man zu einem Spiel mit der Nationalmannschaft antritt, dann will man auch gewinnen.

Könnte sich der Antrag Kosovos auf die FIFA-Mitgliedschaft und dessen Verbindun-gen zu albanischen Spielern in irgendeiner Form auf Ihr Projekt auswirken?

Überhaupt nicht. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zum Präsidenten des Fuss-ballverbandes von Kosovo (FFK). Ich selbst habe mich schon mit dem Nationaltrainer Kosovos getroffen, der im Übrigen eine sehr angenehme Person ist. Was die kosovari-schen Spieler in unserem Nationalteam angeht, hat sich nichts verändert. Der FFK wird keine Spieler abwerben wollen, die wir bereits nominiert haben. Sie werden nur Spieler berufen, die Teil ihrer Nationalmann-schaft werden können. Diejenigen, die schon für Albanien gespielt haben, werden von

Kosovo bei zukünftigen Nominierungen nicht berücksichtigt. Å

Mit Gianni De Biasi sprach Emanuele Giulianelli

“Wir haben grossar tige, sehr talentier te Spieler, die diese Mannschaf t noch weit bringen können.”

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Pokalspiel in Tirana Ein Rohbau bietet Zuschauern die

Gelegenheit, die Partie zwischen KS Dajti Kamza und KS Dinamo Tirana

mit optimaler Sicht zu verfolgen (Dezember 2007).

A L B A N I E N

Der albanische Fussball ist so gut wie nie zuvor. Das zumindest gibt das FIFA-Ranking wider, in dem die “Kuq e Zinjte” (Rot-Schwarzen) als die Nummer 25 der Welt dastehen – einen Monat zuvor gar als Nummer 22. Und in der Qualifikation zur EM 2016 haben sich die Albaner – vor allem dank der Auswärtssiege in Portugal und Serbien sowie des Re-mis in Dänemark – zumindest einen Platz im Playoff gesichert. Was

war nötig, um Teams wie Schweden, Russland, Mexiko oder die USA im Ranking hinter sich zu lassen? Wie kam es, dass das Team aus dem südosteuropäischen Staat mit den drei Millionen Einwohnern nun auch in der EM-Qualifikation eine

Art Höhenflug zu geniessen scheint und seine allererste Teilnahme an einer WM- oder EM-Endrunde nun durchaus im Bereich des Möglichen liegt?

Im Jahr 2011 übernahm der Italiener Gianni De Biasi das Traineramt bei den Skipetaren und setzte die Arbeit seiner europäischen Vorgänger im Amt fort. Vor 2002 waren mehrheitlich einheimische Trainer fürs Team verantwort-lich, danach lenkten so illustre Namen wie Hans-Peter Briegel, Otto Baric oder Arie Haan die Geschickte der albanischen Auswahl. De Biasi übernahm vom Kroaten Josip Kuze und hat in diesen vier Jahren einiges bewegen können – trotz der zum Teil widrigen Umstände.

Der Niederländer Arie Haan hatte im Januar 2008 einen Vierjahresvertrag unterzeichnet und damit seine Ambitionen mit dem Team und sein Vertrauen in dessen Fähigkeiten unter Beweis gestellt, sah sich aber bereits zweieinhalb Monate später mit dem Aus seiner Bemühungen konfrontiert: FIFA und UEFA

Erfolgsfaktor AuslandAlbanien hat ausgezeichnete Fussballer. Viele von ihnen wurden im Ausland ausgebildet, etwa in der Schweiz. Doch auch der heimische Klubfussball ist im Hoch.

sperrten den Verband wegen dessen internen Schwierigkeiten. Kuze, der sehr erfahrene Coach, trainierte das Team dann drei Jahre lang, ehe De Biasi kam.

Dieser bestritt mit seiner Auswahl die Qualifikation zur WM 2014, die Albanien zwar nicht erfolgreich, aber immerhin mit guten Leistungen und zum Teil uner-warteten Resultaten absolvierte, so mit den Siegen gegen Slowenien und in Norwegen. Spätestens jetzt, in der fortgeschrittenen Phase der EM-Qualifika-tion, zeigt sich die Qualität von De Biasis Arbeit auch in der Tabelle.

Die Erfolge der vergangenen Jahrzehnte waren, falls überhaupt erst zustande gebracht, vor allem guten Einzelspielern geschuldet. Panajot Pano etwa, der sein Team 1964 in Tirana zu einem 1:0-Sieg gegen Dänemark führte. Aber selbst mit Pano, einem der besten Spieler, die das Land je hervorbrachte, gelang der Einzug in die EM-Endrunde nicht. Pano, 1939 in der Hafenstadt Durres geboren und vor fünfeinhalb Jahren in Florida gestorben, hatte in der Jugendakademie von Shpre-

feja resp. Nentori Tirana bis zum Alter von zehn Jahren noch den Torhüter gegeben, entwickelte sich dann aber zu einem der torgefährlichsten Stürmer Albaniens, und zwar beim Erzrivalen Partizani Tirana. Zwischen 1963 und 1973 war er 28-mal fürs Nationalteam aktiv. Von Franz Beckenbauer stammt der Satz (1990): “Falls Panajot Pano sich nicht an mich erinnert – ich erinnere mich an ihn.”

Im Kader viele SchweizerAuch heute figurieren einige Spieler im albanischen Kader, die sich auf auslän-dischen Spielfeldern Respekt verschaffen konnten. Bemerkenswerterweise G

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handelt es sich nicht unbedingt nur um Spieler, die der eigenen Nachwuchsför-derung entstammen, sondern um Spieler, die im Ausland aufgewachsen oder im Ausland geboren wurden, sich aber, als es um ihre Nationalmannschafts-

einsätze ging, für das Land ihrer Eltern entschieden haben. So etwa der Kapitän des Nationalteams, Lorik Cana, der im Alter von 14 Jahren sich in jenem Klub in Lausanne, Schweiz, einschrieb, den sein Vater trainierte. Zwei Jahre später wurde Paris Saint-Germain auf Lorik Cana aufmerksam und verpflichtete ihn.

Nach den weiteren Stationen Marseille, Sunderland, Galatasaray und Lazio Rom spielt er heute für Nantes.

Der Verteidiger Arlind Ajeti wurde in der Schweiz geboren und spielte in den Schweizer U17- bis 21-Auswahlen; sein Verteidigerkollege Naser Aliji war ebenfalls für die Schweizer U17- bis U21-Auswahlen im Einsatz; Berat Djimsiti

kam in Zürich zur Welt, spielte für die Schweizer U18- bis U21- Auswahlen: Diese Aufzählung liesse sich etwa mit Amir Abrashi, Ermir Lenjani, Burim Kukeli, Migjen Basha, Shkelzen Gashi oder Taulant Xhaka erweitern.

Viele der im Ausland geborenen und / oder aufgewachsenen Sprösslinge albanischer Eltern entschieden sich allerdings, für das Land, in dem sie zu Fussballern ausgebildet wurden, anzutreten. Mitte 2014 spielten mindestens 30 Spieler, auf die diese Möglichkeit zur Wahl des Nationalteams zutrifft, für mindestens 6 andere Nationalteams, etwa für Kosovo, die Schweiz, Mazedo-nien, Finnland, Deutschland oder Montenegro – Fussball in der globalisierten Welt.

Vorzeigeklub KF SkenderbeuUnd wie steht es um die albanische Liga? In Korça, im südöstlichen Albanien, ist

der stärkste Klub des Landes ansässig, der KF Skenderbeu. Er dominiert die Meis-terschaft, gewann da die letzten fünf Titel, und vor ein paar Wochen scheiterte er in der letzten Runde der Champions-League-Qualifikation. Skenderbeu muss sich mit der Teilnahme an der Europa League begnügen – und feiert trotzdem einen Erfolg. Zum ersten Mal ist ein albanischer Klub in der Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs mit dabei. Å

Perikles Monioudis

ALBANIENEINWOHNER: 2,89 Millionen | FLÄCHE: 28 748 km2

HAUPTSTADT: Tirana | STAATSPRÄSIDENT: Bujar NishaniCOACH NATIONALTEAM: Gianni De Biasi (Italien)FIFA: Im Rahmen des Goal-Programmes investierte die FIFA zwischen 2000 und 2010 rund 1,4 Millionen US-Dollar. Mit dem Geld konnte in Kamza der Bau eines technischen Zentrums finanziert werden. Ausserdem wurden der Verbandssitz in Tirana mit dem Kauf von IT-Systemen und -Ausrüstung unterstützt.

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Auch im Clásico gegen San Lorenzo ging es hoch her. Weniger während des Spiels, das von Boca dominiert wurde, obwohl die argentinischen Nationalspieler Carlos Tevez und Fernando Gago sowie ihr uruguayischer Kollege Nicolás Lodeiro wegen Länderspiel- Verpflichtungen fehlten. San Lorenzo hatte Glück, dass der Kolumbianer Mario Yepes nach einer heftigen Attacke gegen Sebastián Palacios mit einer Gelben Karte davonkam.

Boca wusste mit seiner Überlegenheit nicht viel anzufangen, kassierte in der Nachspiel-zeit das 0:1 – dann spielten sich wüste Szenen

A r g e n t i n i e n : P r i m e r a D i v i s i ó n

Sa n Lorenzo jubelt in letz ter Seku nde

Sven Goldmann ist Fussballexperte beim “Tagesspiegel” in Berlin.

Es lief die Nachspielzeit, und das Publikum in der Bombo-nera hatte sich schon mit

dem 0:0 abgefunden. Kein grosses Spiel, keine Tore – nun ja, immerhin die Tabellen-führung verteidigt. Die Boca Juniors waren die bessere Mannschaft im Spiel gegen den Stadtrivalen San Lorenzo. Clásico nennen sie dieses Duell in Buenos Aires – ein kleiner, aber feiner Unterschied zum Superclásico zwischen Boca und River Plate.

In der eigenen Hälfte machte sich Boca daran, einen letzten Angriff aufzubauen. Rodrigo Bentancur, das 18-jährige Mittel-feldtalent aus Uruguay, spielte am Strafraum noch einmal quer. Es war eine Entscheidung mit verheerenden Konsequenzen. San Loren-zos Stürmer Mauro Matos hatte den Passweg blockiert, er stoppte den Ball mit dem linken Fuss, legte ihn sich noch einmal mit rechts vor, und wieder mit links zirkelte er ihn ins Tor – zum späten und entscheidenden 1:0.

Mit diesem glücklichen Sieg am 23. Spieltag setzte sich San Lorenzo mit 50 Punkten an die Spitze der Primera División de Argentina, Boca folgt mit einem Punkt Rückstand auf Platz 2. Nach zuletzt drei Siegen in Folge war es ein empfindlicher Rückschlag für die Ambitionen der Blau-Gelben und alles andere als eine schöne Einstimmung auf den Sonntag vom 13. September. Dann wird Buenos Aires mal wieder kopfstehen, wenn Boca zum Superclásico bei River im Estadio Monumental antritt.

Es geht dabei traditionell nicht besonders friedlich zu, auch und erst recht nicht in dieser Saison. Als sich beide Klubs im Mai in den Playoffs der Copa Libertadores gegen-überstanden, provozierten Bocas-Fans einen Eklat, als sie kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit in den Spielertunnel der Bombonera eindrangen und Rivers-Spieler mit Pfeffer-spray attackierten. Boca wurde daraufhin vom Wettbewerb ausgeschlossen, und dass River die Copa am Ende gewann, dürfte das Verhältnis zwischen den beiden Fanlagern nicht eben verbessert haben.

ab. Noch auf dem Platz gerieten Bocas Cata Díaz und San Lorenzos Sebastián Blanco aneinander, was beinahe zu einer Schlägerei geführt hätte. Im Mittelkreis feierte die komplette Mannschaft von San Lorenzo tanzend und singend den Sieg. Einige Spieler von Boca fühlten sich provoziert, und es kam zu einem Handgemenge. Es war vor allem San Lorenzos Verteidiger Matías Caruzzo, früher bei Boca unter Vertrag, der zur Beruhigung der Lage beitrug. “Ich kenne beide Seiten”, sagte Caruzzo, “und natürlich ist das nicht schön, was heute passiert ist.” Å

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Kampfbetonter Clásico San Lorenzos Matías Caruzzo (l.) im Luftduell mit Cata Díaz

der Boca Juniors.

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U S A : M a j o r L e a g u e S o c c e r

Drogba w ie zu a lten Zeiten

Alan Schweingruber ist Redakteur bei The FIFA Weekly.

Im Juli hielten die vielen Didier-Drogba-Fans auf der ganzen Welt nochmals den

Atem an. Der Stürmer dachte nie ernsthaft daran, mit dem Fussballspielen aufzuhören. Und so stand die Frage im Raum: Wohin zieht es den ehemaligen Superstar von Chelsea? Aber auch: Wie lange kann er noch? Immerhin ist Drogba, das ewige Idol der Ivorer Jugend, schon 37 Jahre alt. Bereits 2014 hatten ihm das Comeback in der Premier League wenige zugetraut. Aber Totgesagte leben länger.

Für den grossen Transfercoup reichte es dieses Jahr nicht. Montreal Impact, das in der soliden Major League Soccer mitwirkt, sicherte sich die Dienste des Altstars. Immerhin für einen

Zeitraum von eineinhalb Jahren. Man lässt sich das Engagement mitten in der Regular Season auch etwas kosten: Drogba verdient angeblich drei Millionen US-Dollar im Jahr.

Auf dem Weg zur ersehnten Playoff-Teilnah-me ist das anscheinend gut investiertes Geld. Seit der letzten Runde liegt Montreal Impact auf Platz 6 der Eastern Conference. Dank eines schwungvollen 4:3-Siegs über Chicago Fire – und dank Didier Drogba, dem in dieser Partie alles gelang, unter anderem drei Tore. Nach dem dritten Treffer zum 4:3 stand das kleine Stade Saputo Kopf. Schliesslich hatte man zwischenzeitlich 2:3 in Rückstand gelegen.

Drogba schürt Hoffnungen in Montreal. Als nächstes dürfte interessant werden, wie sich die Vereinsführung in der Trainerfrage entscheidet. Ende August wurde Frank Klopas nach zwei Jahren entlassen. Sein Nachfolger, der 43-jährige Mauro Biello, gilt nur als Interimscoach, hat aber Ambitionen: “Es ist meine Chance. Ich tue alles, dass es wieder aufwärts geht.”

Das MLS-Team der Stunde heisst indes New England Revolution. 3:0 gewannen die Bostoner gegen Orlando City und sind nun seit sechs Spielen ungeschlagen. Revolutio-när mutet hier nicht nur der Vereinsname an, sondern auch eine ganz persönliche Geschichte: Lee Nguyen spielt den vielleicht besten Fussball seiner Karriere (alle drei Assists beim 3:0). Das ist deshalb so erstaun-lich, weil er vor drei Jahren noch ohne Klub da stand. Die Vancouver Whitecaps hatten den Mittelfeldspieler aus Vietnam geholt, ihn aber wenige Monate danach wieder aussortiert.

Inkonstant gibt sich weiterhin der New York City FC. Nach jedem Sieg folgt eine Niederlage oder ein Unentschieden. In der Tabelle liegt das Team mit den europäischen Stars David Villa und Andrea Pirlo auf dem zweitletzten Platz der Eastern Conference. Und jetzt geht es zum schwierigen Auswärtsspiel nach Dallas. Die starken Texaner liegen in der Western Conference auf Platz 3. Å

Matchwinner Montreals neuer Stürmer Didier Drogba (l.) trifft zum 4:3. W

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M a r o k k o : B o t o l a

Licht u nd Schatten in Casabla nca

Annette Braun ist Redakteurin bei The FIFA Weekly.

Als der 19-jährige Zouheir EL Moutaraji in der 71. Minute der Partie Wydad Casablanca

gegen FAR Rabat das 3:0 schoss, schien die Sache für den amtierenden Meister gegen den Rekordsieger klar und der Auftakt in die neue Spielzeit geglückt. Reda El Hajaoui und Walid El Karti hatten zuvor Casablanca auf die Gewinnerstrasse gebracht und für eine komfortable Führung gesorgt.

Eine beherzte Schlussphase von Rabat, belohnt mit den Anschlusstreffern von Hassan Tair (76. Minute) und Mustapha Youssefi (87. Minute), machte das Spiel aber noch einmal spannend. Es war Zouheir EL Moutaraji, der in der 94. Minute mit seinem zweiten Streich die aufflammenden Hoffnun-gen Rabats begrub und zum 4:2 Endstand für Casablanca einnetzte. Ein Start nach Mass für den Titelverteidiger, der bereits am

kommenden Spieltag auf seinen ärgsten Konkurrenten aus der Vorsaison, OC  Khouribga, trifft.

Es war zum Abschluss der vergangenen Spielzeit, als sich beide Teams zuletzt gegen-überstanden. Khouribga entschied das Aufeinandertreffen 1:0 für sich, allerdings war es ein Sieg ohne Wert: Wydad Casablanca konnte der 1. Platz schon vor der Partie nicht mehr streitig gemacht werden. In die neue Saison startete Khouribga durchwachsen — nach dem ersten Spieltag steht ein 0:0-Unentschieden gegen Renais-sance de Berkane zu Buche.

Schlechter traf es zu Saisonbeginn Raja Casablanca — nicht nur einer der populärsten Klubs Marokkos, sondern auch der grosse Stadtrivale von Wydad. Gegen FUS Rabat verlor das Team des niederländischen Neu-Trainers Ruud Krol 0:2 und setzte den Negativtrend des vergangenen Jahres fort.

Die Saison 2013/2014 konnte die Mannschaft noch auf Platz 1 abschliessen — es war die elfte Meisterschaft in der Geschichte des Ver-eins. Bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft 2013™ im eigenen Land gelang darüber hinaus der überraschende Einzug ins Finale,

nachdem die Partien gegen Auckland City, CF Monterrey und Atlético Mineiro gewon-nen werden konnten. Im Endspiel musste sich das Team allein Bayern München 0:2 geschlagen geben.

In der Saison 2014/2015 lief es in der Liga dagegen nicht mehr rund. Der portugiesische Coach José Romão, der die Mannschaft schon von 2008 bis 2010 betreut hatte und in dieser Saison für FAR Rabat an der Seiten-linie steht, erreichte nur den enttäuschenden 8. Rang im Klassement. Nach der Niederlage zum Auftakt steht die Mannschaft schon zu Beginn der neuen Spielzeit gehörig unter Druck.

Zeit zur Vorbereitung auf das wichtige Derby hat Raja Casablanca aber noch genug: Erst am 26. Dezember steigt das traditionsreiche Spiel gegen Wydad und damit der Kampf um die Vorherrschaft in der marokkanischen Hafenstadt. Å

Zielstrebig Doppeltorschütze Zouheir Moutaraji (m.)setzt sich gegen zwei Gegenspieler durch.

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17T H E F I FA W E E K LY

NameAli Adnan Kadhim Nassir Al-TameemiGeburtsdatum, Geburtsort19. Dezember 1993, Bagdad (Irak)PositionLinker AussenverteidigerStationen als Spieler2010–2013 Bagdad FC2013–2015 Çaykur Rizesporseit 2015 Udinese CalcioNationalteam Irak34 Einsätze, 2 Tore

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Wie war das Leben als Kind in dem vom Krieg gezeichneten Bagdad?

Ali Adnan Kadhim: Wie man sich vor­stellen kann, war jeder Tag ein Kampf ums Überleben, auch wenn wir als Kinder versuch­ten, trotzdem Spass zu haben. Um uns abzu­lenken, spielten meine Freunde und ich auf der Strasse Fussball oder verfolgten die grossen Champions im Fernsehen, sofern die Bomben dies zuliessen. Fussball war für uns die einzige Unterhaltungsmöglichkeit.

Welchen Stellenwert hatte der Fussball in Ihrer Familie?

Wir sind sieben Kinder, und in der Familie spielte der Fussball stets eine wichtige Rolle. Mein Vater spielte in einer Mannschaft aus Bagdad und mein Onkel Ali Kadhim hatte es in den 1980er­Jahren sogar bis in die Natio­nalmannschaft geschafft. Als kleiner Junge war ich ein grosser Fan des Brasilianers Roberto Carlos, der einen unglaublich starken linken Fuss hatte.

Wie sahen Ihre ersten Schritte aus?Zunächst spielte ich in der Akademie der

Ammo Baba School, später bei Al­Quwa Al­Jawiya FC, ehe ich im Jahr 2010 zur Nach­wuchsmannschaft des FC Bagdad stiess. Kurze Zeit später gab ich mein Debüt in der 1. Mannschaft und im Jahr 2012 schliesslich in der Nationalmannschaft in einem Freund­schaftsspiel gegen Bahrain. Mit nicht einmal 18 Jahren trug ich bereits das weiss­grüne Trikot. Das war ein unbeschreibliches Gefühl.

Wie kam es zu Ihrem Wechsel nach Europa?Ein Wendepunkt in meiner Karriere war

die U20­Weltmeisterschaft 2013 in der Türkei, bei der wir den 4. Platz erreichten. Damals wurde ich von Scouts entdeckt, die mich sofort zu Çaykur Rizespor in die höchste türkische Spielklasse holten.

Wie waren die beiden Jahre in der Türkei?Die erste Saison war grossartig und für

mich persönlich sehr erfolgreich, während es

Mit seinem Wechsel zu Udinese schrieb Ali Adnan Kadhim Al-Tameemi ein neues Kapitel in der Sportgeschichte seines Landes. Er ist der erste irakische

Fussballer, der in einer europäischen Topliga spielt.

“Das sind wir unseren Landsleuten schuldig”

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in der zweiten Spielzeit die eine oder andere Meinungsverschiedenheit mit dem Trainer gegeben hat. Doch meine Befürworter liessen sich davon nicht beeindrucken und wollten mich um jeden Preis haben.

Sie beziehen sich auf Udinese?Ja, genau. Es hat mich überrascht, dass

eine Mannschaft dieses Kalibers an mir interessiert war, doch dann habe ich erfahren, dass dies ihrer Vereinsphilosophie entsprach. Sie hatten bereits in der Vergangenheit Spieler in allen Teilen der Welt entdeckt und diese dann an grosse Klubs verkauft. Ich hoffe, dass das auch bei mir der Fall sein wird.

Welchen Eindruck haben Sie von Udine und Ihrem neuen Arbeitgeber?

Trotz der sprachlichen Hürden fühle ich mich in Italien sehr wohl. Ich möchte auch bald meine Familie hierher holen. Alle können mich gut leiden und die Tatsache, dass viele Spieler aus allen Teilen der Welt in der Mann­schaft spielen, vereinfacht die Integration. Ich verstehe mich vor allem mit dem Franzosen Cyril Théréau und dem Portugiesen Bruno Fernandes sehr gut.

Und wie war Ihre erste Zeit in der Serie A und im europäischen Fussball im Allgemeinen?

Angesichts des Auswärtssieges beim amtierenden Meister Juventus Turin hätte es nicht besser laufen können. Vor dem Spiel war ich ganz auf meine Aufgaben fokussiert, doch danach wurde mir bewusst, dass ich auf diesem Niveau durchaus mithalten kann. Ich möchte diesen Erfolg gerne mit all meinen Landsleuten teilen, die sich über mein Debüt in der Serie A sehr gefreut haben.

Wenn Sie wieder in Bagdad sind, werden Sie bestimmt standesgemäss feiern.

Meine Geschwister und Freunde erzählen mir seit Tagen, wie sehr sie sich schon freuen, und ich kann es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Ich weiss, dass ich als eine Art Botschafter meines Landes fungiere, aber

gleichzeitig bin ich auch ein Vorbild für jüngere Spieler. Das ist eine grosse Ehre, die mich sehr stolz macht.

Im Irak erwartet man nun, dass sich die Nationalmannschaft für die WM 2018 in Russland qualifiziert.

Nach dem 4. Schlussrang beim jüngsten AFC­Asien­Pokal können wir auch in der WM­Qualifikation bis zum Ende mitspielen, und ich bin davon überzeugt, dass uns das auch gelingen wird. Irak konnte sich bis dato nur für die WM­Endrunde 1986 qualifizieren – es wäre also wieder einmal an der Zeit. Das schulden wir auch unseren Landsleuten, die seit langer Zeit nur mit Krieg und Gewalt in Verbindung gebracht werden.

Sie sind noch keine 22 Jahre alt, verfügen jedoch bereits über sehr viel Erfahrung. Haben Sie als Fussballer noch weitere Ziele, die sie erreichen möchten?

Ich bin überglücklich, bei einem Klub wie Udinese zu spielen. Es bleibt aber mein Ziel, eines Tages möchte ich bei einer europäischen Spitzenmannschaft spielen und Titel holen. Ich hoffe, dass auch ich eines Tages mit Auszeichnungen geehrt werde. Ich bin davon überzeugt, dass dies auch für mein Land und für alle jungen irakischen Spieler, die meinem Beispiel folgen möchten, ein grosser Erfolg wäre. Å

Mit Ali Adnan Kadhim sprach Franco Nicolussi

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GRASSROOTS

FIFA’s Grassroots programme is the core foundation of our development mission, aimed at encouraging girls and boys around the world to play and enjoy football without restrictions. Grassroots focuses on the enjoyment of the game through small-sided team games, and teaching basic football technique, exercise and fair play.

For more information visit FIFA.com

FIFA inspiring girls and boys to play football

FIFA TMS hat die neueste Big-5-Transferfensteranalyse veröffentlicht, die die offiziellen internationalen Transferzahlen 2015 der Länder England, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien aufzeigt. Die

Transferfensteranalyse beinhaltet in diesem Jahr erstmals einen Be-richt mit den offiziellen Spielergehältern für alle internationalen Trans-fers. Die Zahlen zeigen, dass seit 2013 57 Prozent des Umsatzes auf dem internationalen Transfermarkt auf Spielergehälter zurückzuführen sind, während 41 Prozent auf Transfer entschädigungen und die rest-lichen 2 Prozent auf Vermittlerkommissionen der Vereine entfallen. Der Bericht zeigt auch, dass 80 Prozent aller Gehälter, die seit 2013 im Zusammenhang mit internationalen Transfers vereinbart wurden, von den Vereinen der UEFA ausgingen. Diese zahlen die höchsten Gehälter, dicht dahinter folgen die AFC-Vereine. Die Durchschnittsgehälter steigen in der Regel mit dem Alter eines Spielers und erreichen oft bei 28 Jahren den Höchststand.

General Manager von FIFA TMS Mark Goddard sagt zum Big-5-Bericht: “Bei den meisten Transfers, die für Schlagzeilen sorgen, geht es um hohe Transferentschädigungen. In Tat und Wahrheit erfolgen aber nur 13 Prozent aller Transfers weltweit gegen Bezahlung, während Gehälter Gegenstand jedes einzelnen Vertrags sind. Allein im Jahr 2014 schlossen Vereine und Spieler Verträge im Wert von 6,02 Milliarden US-Dollar ab. Hinzu kamen Transferentschädigungen von 4,07 Milli-arden US-Dollar und Vermittlerkommissionen von 236 Millionen US-Dollar. Das macht zusammen 10,33 Milliarden US-Dollar.”

Die Big-5-Länder verzeichneten in diesem Sommertransfer fenster 1340 internationale Zugänge, das sind 4 Prozent mehr als in der Ver-gleichsperiode im Vorjahr. Die Transferausgaben der Big-5 -Länder belaufen sich auf 2396 Millionen US-Dollar, eine Steigerung um 2 Pro-zent im Vergleich zum Sommertransferfenster des letzten Jahres.

Zwischen den einzelnen Ländern bestehen aber grosse Unter-schiede: England gibt mit 996 Millionen US-Dollar weiterhin am meisten für internationale Transfers aus, dahinter folgen Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland. Im Vergleich zum letzten Sommer haben nur Italien und Frankreich mehr für internationale Transfers ausgegeben.

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F O O T B A L L G O V E R N A N C E

“Wer erneuern will, hat all jene zum Feind, denen es unter den alten Verhältnissen gut gegangen ist.” Die Worte des italieni-schen Staatsmannes und Philosophen Niccolò Machiavelli

werden uns bei der FIFA in den kommenden Monaten noch intensiv beschäftigen. Denn die nächsten Schritte des Reformprozesses dürf-ten nicht ohne Verzichtsbereitschaft und Eingeständnisse der Direktbeteiligten möglich sein. Als FIFA-Präsident gehe ich mit gutem Beispiel voran – aber allein bin ich machtlos. Gefordert sind die Mitglieder des Exekutivkomitees und die Delegierten der Natio-nalverbände. Fussball ist ein Mannschaftssport.

Vor diesem Hintergrund stimmt es mich sehr zuversichtlich, dass wir unter dem Vorsitz von François Carrard ein Reformkomitee gebildet haben, das unabhängig und eigenständig agieren und frei von jeden Sachzwängen und Interessenskonflikten die eingeschla-gene Entwicklung vorantreiben kann. Anlässlich des ersten Treffens des neuen Gremiums vor acht Tagen in Bern sind wichtige Weichen gestellt worden.

Doch der Weg zum Ziel wird lang und fordernd. Wir müssen neue Strukturen etablieren, die sowohl die demokratischen Werte stützen als auch die FIFA als Organisation schützen – Strukturen, die unsere Glaubwürdigkeit wieder festigen und neues Vertrauen schaffen. Die Einführung einer Amtszeitbeschränkung für alle Positionen und die Institutionalisierung eines Integritätschecks für sämtliche Spitzen-funktionäre können nur erste Schritte sein.

Die ganze Hierarchie muss überdacht werden. So soll das Exeku-tivkomitee künftig vom Kongress gewählt und kontrolliert werden. Gleichzeitig müssen die Konföderationen und Nationalverbände ihren Beitrag zur Erneuerung leisten und Ethikkommissionen ein-führen. Bisher ist nur der asiatische Kontinentalverband diesem Anspruch gerecht geworden.

So oder so: Der Reformprozess ist nicht ohne Selbstreflexion und Opferbereitschaft möglich – im Grossen wie im Kleinen. “Wenn du die Absicht hast, dich zu erneuern, tu es jeden Tag”, sagte Konfuzius. Wenn wir in Zukunft dazu bereit sind und zuerst vor der eigenen Haustür kehren, dann begann vergangene Woche in Bern die Ära der “neuen FIFA” – aber nur dann.

Die neue FIFA

P R E S I D E N T I A L N O T E

Ihr Sepp Blatter

FIFA-TMS-Big-5- Transferfensteranalyse

Die FIFA TMS Big 5 Transfer Analysis ist abrufbar unter www.fifatms.com

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Teamstütze Sunil Chhetri (m.) lässt sich nach seinem Tor gegen Nepal in der ersten WM-Qualifikationsrunde feiern.

NameSunil Chhetri

Geburtsdatum, Geburtsort3. August 1984,

Secunderabad, IndienPosition

StürmerStationen als Spieler

2002–2005 Mohun Bagan AC

2005–2008 JCT Mills FC

2008–2009 Kingfisher East Bengal

FC2009–2010 Dempo SC2010–2011

Sporting Kansas City2011

Chirag United SC2011–2012

Mohun Bagan AC2012–

Sporting Lissabon B2013–

Churchill Brothers SC (Ausleihe)

2013– Bengaluru FC

Nationalteam Indien82 Einsätze, 47 Tore

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Chhetri weist Indien den Weg

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Der Lebenslauf von Sunil Chhetri ist lang und beeindruckend. Der Kapitän der Nationalmannschaft des zweitbevölke-rungsreichsten Landes der Welt ist einer der wenigen Inder, die im Ausland als Profi gespielt haben. Ein Jahr lang

stand er beim MLS-Klub Sporting Kansas City unter Vertrag, eine Saison bei Sporting Lissa-bon, wo er in der 2. Mannschaft zum Einsatz kam. Ein weiteres Highlight ist die Ablösung des legendären Baichung Bhutia als Rekord-torschütze Indiens. 47-mal traf Chhetri für sein Heimatland. Drei seiner Tore erzielte er im Finale des AFC-Challenge-Cups 2008 gegen

Sunil Chhetri will sein Team an die Weltmeisterschaft nach Russland führen. Nach der Niederlage gegen Iran eine schwere Aufgabe.

Trotzdem glaubt der Kapitän an die Zukunft des indischen Fussballs, schreibt Peter Smith.

Aus dem Schatten ins Licht Sunil Chhetri glaubt an die Entwicklung des indischen Fussballs.

Tadschikistan. Jener 4:1-Sieg sicherte seinem Team die Qualifikation für den AFC-Asien- Pokal 2011 – es war die erste Teilnahme Indiens seit 27 Jahren.

Schwieriger Weg zur WMEigentlich müsste sich der mittlerweile 31-Jäh-rige allmählich mit dem Gedanken vertraut machen, dass sich seine Karriere dem Ende zuneigt. Stattdessen ist der Stürmer aber auch weiterhin eine zentrale Figur im Nationalteam, das in der Qualifikation für die FIFA Fuss-ball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ end-lich für Furore sorgen will.

Geht es um den indischen Fussball, kennt Chhetis Begeisterung kaum Grenzen. Sei es für das Erreichen kurzfristiger Ziele oder die langfristige Mission in seinem Heimatland, fussballerische Fortschritte zu erzielen.

An erster Stelle steht momentan aber die Qualifikation für die Weltmeisterschaft. In den ersten drei Partien der zweiten Qualifikations-runde der Verbände der Asiatischen Fussball-konföderation (AFC) bekamen die Hoffnungen auf den Beginn einer neuen Ära jedoch einen herben Dämpfer. Indien verlor gegen Oman (1:2) und gegen das eigentlich als Aussenseiter gehandelte Guam (1:2). Und auch im Spiel gegen

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den viermaligen WM-Teilnehmer Iran ver-mochte das Team nicht zu überzeugen (0:3).

Am 8. Oktober muss nun gegen Turkme-nistan unbedingt ein Sieg her. Chhetri, der alle vier bisherigen Tore Indiens erzielt hat und da-mit der bislang erfolgreichste Torschütze der WM-Qualifikation in Asien ist, sieht die Aufgabe nun als noch grössere Herausforderung. “Der Weg wirkt jetzt enorm schwer”, sagte er. “Die Jungs waren wirklich ziemlich am Boden. Sie alle sind noch sehr jung. Ich habe dann mit ihnen gesprochen und ihnen klargemacht, dass wir uns einfach nur auf das jeweils nächste Spiel konzen-trieren müssen. Gebt euer Bestes, und dann wer-den wir sehen, wie es weitergeht. Um ganz ehr-lich zu sein, wird es jetzt sehr, sehr schwer, aber das haben wir uns selbst zuzuschreiben.”

Dass ein Generationenwechsel für jedes Team schwer ist, weiss der Routinier nur zu gut. Und er ist sich seiner Rolle im Mannschafts-gefüge bewusst. “Wir befinden uns derzeit in einer Phase des Umbruchs. Viele Spieler der älteren Generation haben das Team verlassen, und viele junge Akteure rücken nach. Wir kön-nen ein Team nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln. Ich sehe mich gern als jederzeit an-sprechbaren Kapitän, aber ich bin überzeugt davon, dass Taten mehr als Worte sagen. Die jungen Spieler folgen dir nur, wenn du diszipli-niert bist und ein gutes Vorbild abgibst.”

Fussball auf dem Vormarsch Der Fussball in Indien hat im vergangenen Jahr durch den Start der Super League einen enormen Schub erhalten. In der neuen Liga spielen mehrere internationale Stars, die

schon in der ersten Saison für ein hohes Zuschauer- und Medieninteresse sorgten. Zudem steht mit der U17-Weltmeisterschaft 2017 das erste FIFA-Turnier im Land bevor.

Als Chhetri seine ersten fussballerischen Gehversuche machte, war die Situation noch völlig anders. Er lernte die Grundlagen als Kind von seiner Mutter und seiner Tante, die für die Frauenfussballnationalmannschaft Nepals an-traten und von seinem Vater, der in einer Mannschaft der indischen Armee spielte. Doch

DER WEG NACH RUSSLAND (AFC-Qualifikation)

Runde 1: März 2015Die zwölf am schlechtesten platzierten Teams (basierend auf der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste) spielten in sechs Paarungen gegeneinander. Runde 2: Juni 2015 bis März 2016Die Gewinner der Runde 1 (Indien, Jemen, Osttimor, Kambodscha, Chinese Taipei und Bhutan) treten mit den verbleibenden 34 Verbänden in acht Gruppen gegeneinander an. Die acht Gruppensieger und die vier besten Gruppenzweiten ziehen in Runde 3 ein.Runde 3: August 2016 bis September 2017Die zwölf Teams werden in zwei Gruppen gelost. Die beiden Gruppensieger und die beiden Gruppenzweiten qualifizieren sich für die WM. Die drittplatzierten Teams der Gruppen ziehen in Runde 4 ein.Runde 4: Oktober 2017Der Gewinner zieht in das interkontinentale Playoff ein. Interkontinentale Playoffs: November 2017Der Sieger der Runde 3 trifft auf den Fünftplatzierten der Südamerika-Qualifikation. Der Gewin-ner qualifiziert sich für die WM.

In der AFC-Qualifikation sind 4,5 Plätze für die WM 2018 zu vergeben.

Schwieriger Weg an die WM Das indische Team darf sich keinen Ausrutscher mehr erlauben.

“Die jungen Spieler folgen dir nur,

wenn du disziplinier t bist und ein gutes Vorbild abgibst .”

damals fristete der Fussball, noch viel mehr als heute, ein Schattendasein neben dem National-sport Cricket.

“Die Liga ist definitiv hilfreich”, schätzt Chhetri den Einfluss der Super League auf den Fussball in Indien ein. “Sie geniesst grosse Popularität. Es kommen viel mehr Leute zu den Spielen, und sie wollen mehr über Fussball erfahren. Das ist sehr wichtig. Doch wir sollten uns nicht zu sehr auf einen einzelnen Akteur verlassen. Die ISL, die I-League, der Verband,

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“Ein System schaf fen, in dem alle Jungen

und Mädchen Fussball spielen können – das

ist mein Traum für mein Land.”

INDIEN

EINWOHNER: 1,27 Milliarden FLÄCHE: 3,28 Millionen km2

HAUPTSTADT: Neu-DelhiSTAATSPRÄSIDENT: Pranab Mukherjee COACH NATIONALTEAM: Stephen Constantine (England)FIFA: Im Rahmen des Goal-Programmes in-vestierte die FIFA zwischen 2001 und 2014 rund 2,5 Millionen US-Dollar. Mit dem Geld wurde in Goa der Aufbau der Fussball-akademie zur Vorbe reitung der Junioren-teams auf die FIFA U17-Weltmeisterschaft 2017 finanziert. Ebenfalls wurden regionale Fussball akademien in Mumbai (U15), Delhi, Kalkutta und Bangalore (alle U14) auf gebaut. Des Weiteren investierte die FIFA in den Aus-bau des technischen Zentrums in Bangalore und den Bau des Verbandssitzes in Delhi.

die Regierung, die Fans, die Spieler, die Medien – wir alle müssen unsere Aufgabe erledigen. Und neben der Verbesserung der Infrastruktur und der Verstärkung der Liga ist es sehr wich-tig, dass auch die Nationalmannschaft gute Leistungen zeigt. Das alles sollte Hand in Hand gehen.”

Ehrgeizige PläneChhetri weiss aber auch, dass noch viel getan werden muss. “Es wird nicht durch Zauberei

entstehen, eine entsprechende Entwicklung muss stattfinden. Manchmal machen wir den Fehler, angesichts des jetzt grossen Interesses am Fussball zu denken, dass sich alles schnell ändert. Aber das wird nicht geschehen. Es ist sehr wichtig, dass wir gute Trainingsmög-lichkeiten schaffen und für Kinder aller Altersstufen gute Trainer bereitstellen. Wie man trainiert, ist sehr wichtig. Diesen Aspekt müssen wir in unserem Land auf jeden Fall verbessern.”

Heimniederlage Auch gegen Iran waren die Inder mit Chhetri (m.)

machtlos (0:3 am 8. September 2015).

Der Traum des Kapitäns ist noch lange nicht ausgeträumt. Er will den Fussball in seinem Hei-matland voranbringen. Und er weiss, dass dafür ganz unten angefangen werden muss. “Je früher wir eine Umgebung und ein System schaffen, in dem alle Jungen und Mädchen Fussball spielen können, gute Trainer und gute Anlagen vorfin-den, desto besser. Das ist mein Traum für mein Land. Wenn uns das gelingt, dann stehen wir schon bald in der Weltrangliste nicht mehr so da wie jetzt.” (Rang 155) Å

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wandelte. Austragungsort der Partie war die White Hart Lane, eigentlich das Zuhause der Tottenham Hotspurs. Da Arsenals Highbury Stadium noch militärisch genutzt wurde, wichen die Nordlondoner ins etwas wei-ter östlich gelegene Stadtgebiet aus.

Dynamo Moskau ging mit ordentlich Rückenwind ins Spiel, schliess-lich hatte das Team beim Aufeinandertreffen mit Chelsea ein 3:3-Unent-schieden erreicht und bei seiner zweiten Station Cardiff 10:1 geschlagen. Chelsea-Verteidiger Albert Tennant zeigte sich nach dem Match beein-druckt: “Die Russen waren ständig in Bewegung. Wir konnten kaum mit ihnen Schritt halten.” Aber was wäre für Moskau eine Reise ins Mutter-land des Fussballs ohne eine Partie gegen Arsenal? “Das wäre, wie nach Kairo zu fahren und sich nicht die Pyramiden anzugucken”, sagte Dynamo-Coach Mikhail Yakushin im Vorfeld der Partie.

Beide Mannschaften hatten mit den Nachwirkungen des Krieges zu kämpfen und mussten auf Spieler verzichten, die noch bei der Armee Dienst taten. Ausgeglichen wurden diese Abwesenheiten durch soge-nannte Gastspieler, die die Klubs verstärkten. Bei Arsenal waren das zum Beispiel Stan Mortensen von Blackpool und Stanley Matthews von Stoke City. Dass sich die beiden Topspieler das Arsenal-Trikot übergestreift hatten, konnten die Zuschauer auf den Tribünen nur erahnen. Genauso blieb zum Grossteil im Verborgenen, was die Akteure während der 90 Minuten so alles trieben. Der Nebel hüllte den Rasen in eine mysti-sche Szenerie, die im Nachhinein viel Raum für Spekulationen und Legendenbildung liess.

Einig war man sich nach dem Schlusspfiff einzig über das Ergebnis: Das Spiel, das zur Verwunderung vieler vom russischen Schiedsrichter Nikolai Latyschew nicht abgebrochen wurde, gewann Dynamo Moskau 4:3. Schwie-riger wurde es da schon, die Torschützen zu eruieren. Cliff Bastin und

Das sei die absurdeste Partie gewesen, die jemals gespielt wurde. So urteilte die englische Zeitschrift “Daily Mail” über das Freund-schaftsspiel zwischen Arsenal London und Dynamo Moskau im November 1945. Es war eine Begegnung, die kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs politische Bedeutung hatte, dann aber vor allem aufgrund der kuriosen Wetterbedingungen in die Geschich-

te einging.Nach den Wirren des Krieges befand sich der Fussball in Europa langsam wieder auf dem Weg zurück zur Normalität – hin zu einem geregelten Spielbetrieb. Als Dynamo Moskau eine Tour durch Grossbritannien an-kündigte, war man daher auf beiden Seiten gespannt. Wie würde sich die Mannschaft von Mikhail Yakushin in Anbetracht des fortgeschritte-nen englischen Spiels schlagen? Das sowjetische Team wollte beweisen, auf welch hohem fussballerischen Niveau es sich befand.

Diese Grundlage gab dem Besuch des osteuropäischen Klubs beim westeuropäischen Alliierten den Rahmen, und die Neugierde für das Unbekannte war geweckt. Gleich zu Beginn der Reise gab es denn auch für die englischen Zuschauer eine erste Überraschung: Der Trainer gab an einer Wandtafel die Taktik vor. Das hatten die Fans zuvor noch nicht gesehen. Der sowjetische Klub beeindruckte ausserdem mit feinem Kurz-passspiel, auch Passowotschka genannt, das in krassem Gegensatz zur traditionellen, eher physisch betonten englischen Spielweise stand.

Die Zuschauer mussten erahnen, was sich tatEngland heftet seit je das Klischee an, mit erhöhten Niederschlagswerten konfrontiert zu sein. Es waren aber nicht Regenmassen, die das Spiel zwischen Arsenal und Dynamo Moskau besonders machten. Es war der Nebel, der das Innere des Stadions in eine undurchsichtige Suppe ver-

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Spielunterbrechung Arsenal-Torwart Griffiths hat sich verletzt.

Fehlender DurchblickArsenal London empfing im November 1945 Dynamo Moskau.

Nicht aber die Weltpolitik machte dieses Freundschaftsspiel geschichtsträchtig, sondern die “nebulösen” Begleitumstände.

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Wo ist der Ball? Dynamo-Torwart Aleksei Khomich blickt in den Nebel.

Bernard Joy, beide für Arsenal im Spiel, behaupteten hinterher, dass es Vasili Kartsew gewesen sei, der den ersten Treffer für Dynamo Moskau erzielt hatte. Diese Meinung teilte aber nicht der bekannte englische Journalist Brian Glanville, der das Stadion besuchte. Er war sich nämlich sicher, dass sich Wsewolod Bobrow als Erster in die sowjetische Torschüt-zenliste eingetragen habe.

Wer schoss die Tore? Mehr als 22 Akteure im Spiel?Autor L.V. Manning im Pressebereich konnte die Tore selbst nicht be-schreiben, er erinnerte sich nur an die Reaktion der Menge: “Tausende von Männern zündeten Tausende von Zigaretten an, und es sah aus wie tau-send Lagerfeuer.” Es existieren Behauptungen, dass einige der erzielten Treffer aus klarer Abseitsposition heraus entstanden. Klar war an der White Hart Lane an diesem 21. November 1945 aber nichts.

Abgesehen von den Torschützen, hinter denen bis heute ein Fragezei-chen steht, ranken sich bis heute auch unzählige Legenden über den Spiel-verlauf und seine Höhepunkte. So wird zum Beispiel vermutet, dass sich zeitweise mehr als 22 Spieler auf dem Feld befanden. 12 gegen 12 oder 15 gegen 15 — wie viele waren es wirklich? Ein Torhüter soll zudem aufgrund der schwierigen Bedingungen gegen den Pfosten gerannt sein und in der Folge den Platz verletzt verlassen haben. Seine Rolle habe nicht ein Mitspie-ler, sondern ein Fan eingenommen. Nur der Nebel kennt wohl die ganze Wahrheit über dieses Spiel, das seinen Platz in den Geschichtsbüchern ge-funden hat.

Für Dynamo Moskau war die Tour durch Grossbritannien — Nebel hin oder her – ein grosser Erfolg. Als erstes Team aus der Sowjetunion, das 1945 nach Westeuropa reisen durfte, zeigte der Verein, dass er mit der Entwick-lung des Fussballs Schritt hält und mit seinem dynamischen, schnellen

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Grosses Interesse Besucheransturm vor dem Stadion.

Der Nebel hüllte den Rasen in eine mystische

Szenerie, die Raum für Legendenbildung liess.

Spiel gar Zeichen für die Zukunft setzt. Beim erneuten Aufeinandertreffen mit Arsenal, 1954 in der Sowjetunion, konnte ein weiterer Sieg verbucht werden, diesmal bei klaren Sichtverhältnissen. Für die Zuschauer an der White Hart Lane 1945 blieb es laut der “Daily Mail” “eines der aufregends-ten Spiele, das 54 000 Zuschauer nicht gesehen haben”. Å

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Football builds bridges. It has a unique power to inspire friendship, respect and equality. FIFA’s Say No To Racism campaign is part of our commitment to tackle all forms of discrimination in football. Everyone should have the right to play and enjoy football without fear of discrimination. Say no to racism. For more information visit FIFA.com

Football breaks down barriers

Die Ansichtskarte lag an einem Dienstag im Briefkasten. “Ich geniesse Neapel. Hier wurde die Pizza erfunden, wusstest du

das? Sie schmeckt köstlich. Es geht mir schon besser. Hoffe, der Winter ist nicht zu kalt bei dir. Mit lieben Grüssen, dein Ehemann Didi.”

Didi war schon vor zehn Tagen abgereist. Midlife-Crisis! “Kann man nichts machen, muss jetzt ein paar Wochen weg.” So gehe das seit Jahren, und wohin denn das führe, hatte sie ihm noch nachgeschrien. Aber da bog Didi mit seinem Rucksack schon um die Ecke. Es war der 2. Januar.

Die zweite Karte kam an einem klirrend kalten Freitag. Verwischte Tinte. Trübes Wet-ter in Italien? “Sizilien blüht! Und wer hat schon Angst vor Don Corleone? Ich nicht. Die schönste Insel, die ich je gesehen habe. Es geht aufwärts bei mir. Freundlichst grüsst, dein Ehemann Didi.”

Als Berta die Karte ihrer Freundin zeigte, schauten sich beide verdutzt an. “Der spinnt doch”, sagte die Freundin. “Und was macht er da unten?” Berta zuckte mit den Schultern. “So geht sein Urlaub Winter für Winter flöten. Und ich muss im Sommer alleine wegfahren.”

Die dritte und vierte Ansichtskarte kamen aus Afrika. Eine aus Casablanca (“Sitze in der Kneipe und spiele Humphrey Bogart”), die an-dere aus Kenia (“Helfe auf einer Kaffeeplanta-ge aus, das hält mich schlank und fit im Kopf”).

Auch Bertas Bruder Klaus erhielt zu der Zeit viele Ansichtskarten. Sie waren mit Magneten an seinem Kühlschrank befestigt. “Warum immer die gleichen Motive vorne?”, fragte Berta eines Abends. Abgebildet waren Stadien, ausschliesslich Fussballstadien. Sie drehte die vorderste Karte um und erkannte die Handschrift sofort: “SSC Napoli, US Paler-mo, Raja Casablanca ... bin jetzt bei den Nairo-bi City Stars! Danach geht’s zur Afrikameis-terschaft. Bin wie immer auf die Rückrunde zurück. Es grüsst, von seiner alljährlichen Fussballtour, Didi.” Å

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Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion

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Alan Schweingruber

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

Land:FrankreichFIFA-Kürzel:

FRAKonföderation:

UEFAKontinent:Europa

Hauptstadt:Paris

GEOGRAPHISCHE INFORMATIONEN

Landesfläche:674 624 km²

Höchster Punkt:Mont Blanc 4810 m ü. M.Nachbarmeere und -ozeane:

Atlantik, Mittelmeer, Nordsee

FUSSBALL MÄNNERFIFA-Ranking:

23. RangWeltmeisterschaften:

14 Teilnahmen 1930–1938, 1954, 1958, 1966, 1978–1986,1998, 2002–2014

Bestes Ergebnis:1. Platz 1998

FUSSBALL FRAUENFIFA-Ranking:

3. RangWeltmeisterschaften:

3 Teilnahmen 2003, 2011, 2015

Bestes Ergebnis:4. Platz 2011

LETZTE RESULTATEMänner:

Albanien - Frankreich 1:0 13. Juni 2015

Frauen:Deutschland - Frankreich 5:4 (n.E.)

26. Juni 2015

FIFA-INVESTITIONENSeit 2003:

USD 2 700 000

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London, England

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Die Tore des Wembley-Stadions werden zusammengesteckt.

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Die Tore im Camp-Nou-Stadion werden eingesteckt und ausgeklappt.

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Alessandro Del Piero, Fernando Torres, Zinédine Zidane, Lionel Messi, Alexis Sánchez, Andrés Iniesta: Das sind alles

grosse Helden des Fussballs und die Idole unzähliger Jugendlicher in aller Welt, die in diesem Sport später auch einmal so reich und berühmt werden wollen. Wer aber sind die erklärten Idole all dieser Superstars? Pelé, Beckenbauer, Maradona? Vielleicht. Alle ganz oben genannten Spieler geben aber als Inspirationsfigur ihrer eigenen Sportkar-riere noch einen ganz anderen Spieler an. Und zwar einen, den niemand je auf einem echten Fussballplatz beobachtet hat.

Dieser Held heisst Tsubasa Ozora. Er ist, als er zum ersten Mal ins Licht der Öffent-lichkeit tritt, elf Jahre alt und spielt für die Schulmannschaft des FC Nankatsu. Nan-katsu ist ein kleiner Ort in der Präfektur Shizuoka, die im Südosten Japans liegt. Und, wie gesagt: Tsubasa Ozara gibt es nicht wirklich. Er ist eine Mangafigur aus der Fe-der des Zeichners Yoichi Taka hashi. Seinen ersten Auftritt hatte Tsubasa im Jahr 1981 in Mangas, aber die ganz grosse Berühmtheit rührt von der Zeichentrickfilmserie her, die zwei Jahre später auf Sendung ging. Als “Captain Tsubasa” ist dieser Junge zu einem fiktiven Superhelden des Fussballs gewor-den.

Das Talent war ihm in die Wiege gelegt. Schon in seinem ersten Lebensjahr trat Tsubasa so geschickt, aber auch gedanken-verloren einen Ball vor sich her, dass er da-bei einmal fast von einem Bus überfahren worden wäre. Bald war klar, dass dieser Junge das Zeug hat, Grosses zu vollbringen. Sein Traum: der beste Fussballer der Welt

werden und mit der japanischen National-mannschaft die Weltmeisterschaft gewin-nen. Sein Motto: Der Ball ist mein Freund. Tsubasas Geschichte bedient sich aber nicht bei den übersinnlichen Motiven des Comic-Genres, sondern wird in 37 Heften und 128 Fernsehfolgen höchst realistisch entwickelt.

Zunächst spielt der alternde brasiliani-sche Fussballer Roberto Hongo eine tragen-de Rolle. Hongo lebt in Japan und ist ein Freund von Tsubasas Vater, weshalb er zum Mentor und Trainer des talentierten Jun-gen wird. Er begleitet Tsubasa, als dieser in jungen Jahren nach Brasilien wechselt und mit São Paulo tatsächlich Meister wird. Er gewinnt die Asienmeisterschaft der Jugendlichen (mit einem 2:0-Sieg im End-spiel gegen Südkorea), dann folgt der Wech-sel zum FC Barcelona. Tsubasas unaufhör-licher Aufstieg zum internationalen Star mag Seltenheitswert haben, er ist aber den Arbeitsbiografien der echten Fussball-Welt-reisenden nicht unähnlich.

Und vielleicht macht gerade das den Erfolg dieser erfolgreichsten aller Fussball --Zeichentrickserien aus: dass sie zwar eine Geschichte wie aus dem Märchen erzählt, andererseits aber sehr genau am Alltag der echten Stars bleibt – zwischen Trainings-mühsal, Verletzungssorgen, Transferpoker, gewonnenen und verlorenen Spielen und dem Leben der Spielerfrauen. “Captain Tsubasa” erzählt die Geschichten, die das schönste Ballspiel der Welt schreibt. Auf und neben dem Platz. Dafür ist diesem Mangahelden in Tokio schon eine Bronze-statue errichtet worden. Å

Ein Held aus Japan

Ronald Düker

Z I T A T E D E R W O C H E

“Ich hasse meine Beine. Ich habe diese kurzen Fussballerbeine. Erst sahen sie

aus wie die von Kevin Keegan, jetzt wie die von Wayne Rooney. Aber nie wie

die von David Beckham – der hat tolle Beine. Ich wäre ein grossar tiger

Fussballer geworden, von der Hüf te abwärts sehe ich aus wie einer!”Helen Mirren, englische Schauspielerin

“Es macht mir nichts aus, dass er mit Hut und Schal zur Nationalmannschaf t

kommt. Aber wenn er noch Hosen­träger und einen Bar t hät te, dann

könnte er sich den Amischen in Amerika anschliessen und ein

P ferdefuhr werk fahren.”Der ehemalige Trainer Wim van Hanegem über den niederländischen Nationalspieler

Memphis Depay

“Um ehr lich zu sein, kam Wayne am Sonntag im F lugzeug zu mir und hat

mich gefragt, wer dieser Anthony Mar tial ist . Ich habe ihm gesagt, dass es ein grossar tiger Spieler mit enor­

mem Potenzial ist . Ich sagte ihm, dass er technisch versier t und kraf t voll ist .

Ein k lein wenig wie Thierr y Henry.”Morgan Schneiderlin (Manchester United)

“Ich hat te geträumt, dass wir einen E l fmeter bekommen. Ich habe ihn

ausgeführ t und in diese Ecke geschos­sen. A ls wir dann wirk lich einen E l fme­ter bekamen, wusste ich schon, wohin

ich schiessen würde. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Traum!”

Der Isländer Gylfi Sigurdsson

“A lles Gute zum Gebur tstag, k leiner Bruder!! Got t hat uns mit

etwas gesegnet, das wir noch gar nicht ganz begreifen .. .”

Kevin-Prince Boateng (Schalke 04) gratuliert seinem Halbbruder Jérôme (Bayern München)

auf Twitter

35T H E F I FA W E E K LY

FIFA PARTNER

NameStuart DuffGeburtsdatum, Geburtsort23. Januar 1982, Aberdeen, SchottlandPositionMittelfeld, VerteidigerStationen als Spieler1999–2008 Dundee United2008–2010 Aberdeen2009 Inverness CT (Ausleihe)2010–2011 Inverness CT2011–2012 Qormi2012–2013 Kairat Almatyseit 2014 Cove RangersNationalteam Schottland U2110 Einsätze

Als mich meine Freunde neulich aus Almaty anriefen, um mir zu sagen, dass der FC Kairat in der Qualifikation für die Europa League gegen den Aberdeen FC gelost wurde, hatte ich gemischte Gefühle. Einerseits war ich überrascht,

andererseits aber auch glücklich. Es passiert nicht alle Tage, dass zwei Mannschaften, für die man gespielt hat, in einem so wichtigen Duell aufeinandertreffen. Ich konnte es kaum erwarten, was für ein Spiel sich angesichts zweier derart unterschiedlicher Spielweisen ergeben würde. Ich wurde als Zuschauer ins Stadion eingeladen und freute mich, meine alten Freunde wiederzusehen.

Als mich meine Manager 2012 fragten, ob ich Interesse hätte, in Kasachstan zu spielen, hatte ich keine Ahnung und musste mich erst über die Lage der Stadt Almaty, über die Mannschaft und über das Land informieren. Ich sammelte deshalb so viele Informationen wie möglich, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was mich erwartet. Es ist eher selten, dass ein schottischer Fussballspieler in eine ehemalige Sowjetre publik wechselt. Aber ich wollte immer schon eine Erfahrung im Ausland machen.

Ich habe danach eine wunderbare Zeit in der kasachischen Hauptstadt verbracht und jeden Augenblick dieser Erfahrung im Land ausgekostet. Es ist mir nie etwas Schlechtes widerfahren und ich habe gelernt, die Augen für eine Kultur zu öffnen, die sich grundsätz­lich von meiner unterscheidet. Natürlich wird auch Aberdeen immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, denn immerhin bin ich in dieser Stadt geboren und dort leben auch Freunde von mir und meine Familie.

T U R N I N G P O I N T

Die Reise nach Almaty zum Spiel gegen die Schotten war für mich wie eine Reise aus der Heimat in die Heimat. Ich empfand die Einladung ins Stadion von Kairat als Ehre und als Privileg. In Kasachstan gewöhnt man sich schnell an die Mentalität der Menschen. Sie interessieren sich für dich, sie unterstüt­zen dich, und sie geben dir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In Anlehnung an den Titel eines Interviews nannte man mich den “letzten König von Kasachstan”, und dieser Spitzname ist haften geblieben. In Kasach­stan wurde ich als Weltklassespieler ange­sehen, zumal ich der erste Brite war, der in diesem Land spielte. Ich bin stolz darauf, für Kairat gespielt zu haben und dort als Star in Erinnerung geblieben zu sein. Å

Aufgezeichnet von Emanuele Giulianelli

Noch nie hatte ein Brite das Fussballabenteuer in Kasach-stan gesucht. Aber 2012 kam Stuart Duff. Man nennt ihn heute den “letzten König von Kasachstan”.

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben.

“Ich habe Kasachstan ausgekostet”

Kam

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Jour

nals

Ltd

37T H E F I FA W E E K LY

1 Argentinien 0 1442

2 Belgien 0 1269

3 Deutschland 0 1248

4 Kolumbien 0 1224

5 Brasilien 0 1209

6 Portugal 0 1186

7 Rumänien 0 1176

8 Chile 2 1149

9 Wales 0 1146

10 England -2 1143

11 Spanien 0 1122

12 Niederlande 0 1054

13 Österreich 1 1038

14 Kroatien -1 1037

15 Slowakei -1 1013

16 Italien 0 1012

17 Schweiz 0 1011

18 Uruguay 0 1002

19 Algerien 0 955

20 Tschechische Republik 0 940

21 Elfenbeinküste 0 924

22 Dänemark 3 901

23 Island 1 894

24 Frankreich -1 893

25 Albanien -3 878

26 Mexiko 0 848

27 Ghana 0 827

28 USA 1 823

29 Ukraine 1 812

30 Bosnien und Herzegowina -2 811

31 Schottland 1 789

32 Russland -1 780

33 Tunesien 1 774

34 Ecuador 2 764

34 Polen -1 764

36 Schweden 1 756

37 Ungarn -2 740

38 Senegal 1 734

39 Costa Rica -1 731

40 Iran 1 716

41 Nordirland -1 687

42 Kongo 1 671

42 Kamerun 0 671

44 Griechenland 0 657

45 Slowenien 1 653

46 Israel 1 635

46 Türkei -1 635

48 Peru 1 628

49 Ägypten 3 619

50 Venezuela -2 613

51 Republik Irland -1 605

52 Jamaika 3 602

53 Nigeria 0 599

54 Trinidad und Tobago 2 594

55 Paraguay 3 592

56 Kap Verde -6 589

57 Republik Korea -3 574

58 Japan -2 570

59 Panama 6 551

60 Mali 3 550

61 Australien 0 548

62 Äquatorial-Guinea 0 546

63 Gabun 1 535

63 Guinea -3 535

65 DR Kongo -6 529

66 Serbien 0 528

67 Bolivien 0 521

68 Bulgarien 1 503

69 Norwegen -1 496

70 Vereinigte Arabische Emirate 0 484

71 Uganda 3 478

72 Südafrika 0 469

73 Burkina Faso -2 468

74 Sambia -1 464

75 Färöer 0 459

76 Usbekistan 0 453

77 Montenegro 0 430

78 Ruanda 13 426

79 Togo 1 418

80 Estland -2 405

81 Honduras 0 404

82 Irak 3 399

83 Armenien 5 394

84 VR China -5 393

85 Marokko -3 391

86 Zypern -4 386

87 Haiti -3 385

88 Angola 1 381

89 Sudan -2 377

90 Lettland -4 366

91 Jordanien 1 356

92 Finnland -3 351

93 Saudiarabien 0 350

94 Katar 1 347

95 Mosambik 2 340

96 Malawi 2 336

97 Belarus -1 335

98 Libyen -4 333

98 Guatemala 10 333

100 Oman -1 329

101 Niger 1 326

102 Kanada -1 319

103 Äthiopien -4 313

104 EJR Mazedonien -1 305

105 Antigua und Barbuda 0 304

105 Sierra Leone -1 304

107 El Salvador 3 300

108 Simbabwe 0 298

109 Litauen -2 294

110 Aserbaidschan -4 291

111 Namibia 0 284

112 Bahrain 0 281

113 Kuba 6 280

114 Mauretanien -1 273

115 Benin -1 269

116 Kenia 0 268

116 St. Vincent und die Grenadinen -1 268

118 Botsuana 3 266

119 Palästina -1 256

119 St. Kitts und Nevis 0 256

121 Madagaskar 1 251

121 Syrien -4 251

123 Dominikanische Republik 6 248

124 Moldawien 3 245

125 Philippinen 0 241

126 DVR Korea -2 237

127 Kuwait -1 235

128 Lesotho 0 227

128 Belize -5 227

130 Afghanistan 4 226

131 St. Lucia 0 222

132 Bermuda 3 220

133 Libanon -3 219

134 Burundi -2 218

135 Swasiland -3 213

136 Neuseeland -1 209

137 Thailand 2 201

137 Aruba 0 201

139 Nicaragua 5 198

140 Tansania 0 195

141 Luxemburg 4 194

142 Guinea-Bissau 0 191

143 Gambia -1 189

144 Barbados -6 186

145 Kasachstan -4 184

146 Guam 0 182

147 Georgien 7 180

148 Curaçao 0 178

149 Turkmenistan 0 172

150 Liechtenstein -3 171

151 Hongkong 0 169

152 Vietnam 1 166

152 Puerto Rico -2 166

154 Guyana -2 165

155 Kirgisistan 1 160

155 Indien 1 160

157 Singapur -2 159

158 Grenada 2 155

158 Tadschikistan 0 155

160 Liberia 1 154

160 Malta -1 154

162 Myanmar 0 142

W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R

Rang Team +/- Punkte

163 Osttimor 0 130

164 Bhutan 0 128

165 Indonesien 0 121

166 Neukaledonien 1 120

166 Suriname -1 120

168 Zentralafrikanische Republik 1 118

169 Malaysia -1 115

170 Pakistan 1 105

171 Tschad 1 100

172 Dominica 1 98

173 Bangladesch -3 95

174 Laos 3 92

175 Jemen -1 90

176 Amerikanische Jungferninseln 0 88

177 Malediven -2 82

178 Montserrat 0 74

179 Chinese Taipei 0 72

180 Kambodscha 0 66

181 Fidschi 17 64

182 Tahiti 4 61

182 Brunei Darussalam 1 61

184 Sri Lanka -2 59

185 Mauritius -4 56

185 Nepal -1 56

187 Macau 1 49

187 Cayman-Inseln 2 49

187 Salomon-Inseln 4 49

190 Komoren -4 48

190 São Tomé und Príncipe -1 48

192 Seychellen -7 43

193 San Marino -1 40

194 Turks- und Caicos-Inseln -1 33

195 Britische Jungferninseln -1 27

196 Samoa 1 25

197 Vanuatu -1 23

198 Südsudan -3 22

199 Amerikanisch-Samoa 1 17

199 Tonga -1 17

201 Eritrea 2 8

202 Mongolei 2 6

202 Andorra -1 6

202 Somalia 2 6

205 Dschibuti 1 4

205 Cook-Inseln 1 4

205 Papua-Neuguinea -4 4

208 Anguilla 0 0

208 Bahamas 0 0

http://de.fifa.com/worldranking/index.html

Rang Team +/- Punkte Rang Team +/- Punkte Rang Team +/- Punkte

SpitzenreiterAufsteiger in die Top 10Absteiger aus den Top 10Spiele insgesamtTeams mit den meisten SpielenGrösster Aufsteiger nach PunktenGrösster Aufsteiger nach RängenGrösster Verlierer nach PunktenGrösster Verlierer nach Rängen

Argentinien (unverändert)keinekeine15Kambodscha, VR China, Fidschi, Japan, DVR Korea, Republik Korea (je 2 Spiele)Ruanda (plus 57 Punkte)Fidschi (plus 17 Ränge)Nordirland (minus 34 Punkte)Seychellen (minus 7 Ränge)

Letzte Aktualisierung:3. September 2015

38 T H E F I FA W E E K LY

LEICHT

Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie

in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht.

9 2

3 8 2 5

5 7 1

2 9 3 6 8

6 9

8 3 7 1 4

5 3 8

2 8 7 9

7 1

1 6 4

7 6 9 5

8 3 1

5 3 8

4 9 2 8 3

8 1 4

5 9 1

1 6 9 7

7 6 8

7 4

9 2 1 5

5 8 7 6

1 5 3 2

1 3 8

9 7 3 2

8 5 3 1

4 7 6 2

3 9

1

2

3

MIT TEL

SCHWER

P U Z Z L E

Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

HerausgeberinFIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich

Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878

PräsidentJoseph S. Blatter

GeneralsekretärJérôme Valcke

Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Nicolas Maingot (a. i.)

ChefredakteurPerikles Monioudis

RedaktionAlan Schweingruber (Stv. Chefredakteur),

Annette Braun, Sarah Steiner

Art DirectionCatharina Clajus

BildredaktionPeggy Knotz, Christiane Ludena (13 Photo; Vetretung)

LayoutRichie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli

KorrektoratNena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach

Ständige MitarbeitendeRonald Düker, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Andreas Jaros,

Jordi Punti, Thomas Renggli, David Winner, Roland Zorn

Mitarbeit an dieser AusgabeEmanuele Giulianelli, Franco Nicolussi, Peter Smith

RedaktionsassistenzAlissa Rosskopf

ProduktionHans-Peter Frei

ProjektmanagementBernd Fisa, Christian Schaub

Übersetzungwww.sportstranslations.com

DruckZofinger Tagblatt AG

[email protected]

Internetwww.fifa.com/theweekly

Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und

unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte

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In der Schweiz hergestellt und gedruckt.

Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA. Pu

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39T H E F I FA W E E K LY

FOOTBALL FOR HOPE

Weitere Informationen fi nden Sie unter der Rubrik Nachhaltigkeit auf FIFA.com.

Football for Hope ist unser weltweites Bekenntnis, mithilfe des Fussballs eine bessere Zukunft zu gestalten. Bislang haben wir über 550 lokale Projekte unterstützt, die sich mit dem Fussball verantwortungsvoll für soziale Anliegen einsetzen und so Jugendlichen und ihrem Umfeld ein besseres Leben und neue Perspektiven eröffnen.