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nehmen bzw. Marken Mercedes-Benz, Persil und Nivea. Sie möchte damit einen Beitrag zur histo- rischen Werbeforschung leisten. Gefragt wird, ob sich Veränderungen in der Gesellschaft in der Werbeansprache niederschlagen. Die Arbeit folgt einem festen Analyseschema, ist aber insgesamt sehr deskriptiv und theorielos. Die Auswahl der Anzeigen wirkt willkürlich, eine Analyse der je- weiligen historischen Rahmenbedingungen fin- det nicht statt. Eine Bezugnahme auf kommuni- kationswissenschaftlich geleitete historische Werbeanalysen fehlt ebenso. Die für die ausge- wählten Beispiele behauptete »signifikante Re- präsentanz« (S. 65) wird nicht ersichtlich. mj Wilhelm Gräb/Jörg Herrmann/Kristin Merle/ Jörg Metelmann/Christian Nottmeier: »Irgend- wie fühl ich mich wie Frodo...!« Eine empirische Studie zum Phänomen der Medienreligion. – Frankfurt am Main etc.: Peter Lang 2006 (= Rei- he: Religion – Ästhetik – Medien; Bd. 1), 321 Seiten, Eur 49,80. Ursprünglich wollte das DFG-Projekt »Medien- religion« die mediale Transformation christlicher Dogmen untersuchen, es wurde aber im Verlauf zu einer empirischen Untersuchung in allgemei- neren Begriffen: Nun verstehen die Autoren un- ter »Medienreligion« die subjektive Anverwand- lung medialen Sinns – die befragten Rezipienten nahmen ihre Filmerfahrungen so wichtig dann doch nicht. Bei den analysierten Filmen handelt es sich um »Cast Away« (hier findet sich der Buß- gedanke), »Lola rennt« (aus Gottes- wird Men- schenliebe) »Fight Club« (Erweckung aus der Trägheit des Herzens), »The Hours« (das gelin- gende Leben), »Truman Show« (der gefallene Schöpfer und das wahre Ich), »Herr der Ringe« (Tod und Auferstehung in einem Gut-und-Böse- Kosmos), »Lost in Translation« (Reise der Seele) und »The Day after Tomorrow« (das Ende der Welt). hb Alexander Haas: Medienmenüs. Der Zusammen- hang zwischen Mediennutzung, SINUS-Milieus und Soziodemographie. München: Verlag Reinhard Fischer 2007 (= Reihe: Angewandte Medienforschung; Bd. 39), 144 Seiten, Eur 20,–. In einer rezipientenorientierten Herangehens- weise möchte Alexander Haas die Mediennut- zung »möglichst in ihrer Gesamtheit« untersu- chen (S. 20), Typen mit spezifischen Nutzungs- mustern (Medienmenüs) identifizieren und diese mit dem Lebensstil und den demographischen Merkmalen der Rezipienten in Beziehung setzen. Nach einer Darstellung relevanter Aspekte von Mediennutzung und Sozialstrukturanalyse er- stellt er anhand verschiedener Dimensionen (Mediengesamtmenü, Fernsehmenü, Medien- nutzung im Tagesverlauf, flexible vs. feste Nut- zungszeiten) aus dem TdWI-Datensatz 2003/ 2004 mehrere Mediennutzertypologien. So kommt er insgesamt zu dem Ergebnis, dass sich demographische Merkmale besser eignen, die Ty- penzugehörigkeit (und damit die Mediennut- zung im Sinne eines Medienmenüs) zu erklären, als dies durch die SINUS-Milieus möglich ist. tk Jörg Hagenah/Heiner Meulemann (Hrsg.): So- zialer Wandel und Mediennutzung in der Bundes- republik Deutschland. – Münster etc.: LIT-Verlag 2006 (= Reihe: Schriften des medienwissen- schaftlichen Lehr- und Forschungszentrums Köln; Bd. 1), 248 Seiten, Eur 19,90. Jörg Hagenah und Heiner Meulemann sammeln in ihrem Buch eine vielfältige Auswahl an Aufsät- zen, von denen allerdings nicht alle den Blick so- wohl auf den sozialen Wandel als auch auf die Mediennutzung richten. Gemeinsame Basis der Beiträge ist vielmehr, dass die durchgeführten Untersuchungen Sekundäranalysen des Daten- satzes der Leser- und Media-Analyse darstellen; deren Erhebungsmodell wird im ersten Teil be- schrieben und kritisch diskutiert. Ausgehend von dieser Datenbasis erläutern die verschiedenen Autoren ausgewählte Mediennutzungsaspekte, die Mediennutzung und das Ausgabeverhalten älterer Menschen sowie den sozialen Wandel und Lebensstile in Deutschland. tk Buchbesprechungen 287

Alexander Haas: Medienmenüs . Der Zusammenhang zwischen Mediennutzung, SINUS-Milieus und Soziodemographie

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Page 1: Alexander Haas:   Medienmenüs  . Der Zusammenhang zwischen Mediennutzung, SINUS-Milieus und Soziodemographie

nehmen bzw. Marken Mercedes-Benz, Persil undNivea. Sie möchte damit einen Beitrag zur histo-rischen Werbeforschung leisten. Gefragt wird,ob sich Veränderungen in der Gesellschaft in derWerbeansprache niederschlagen. Die Arbeit folgteinem festen Analyseschema, ist aber insgesamtsehr deskriptiv und theorielos. Die Auswahl derAnzeigen wirkt willkürlich, eine Analyse der je-weiligen historischen Rahmenbedingungen fin-det nicht statt. Eine Bezugnahme auf kommuni-kationswissenschaftlich geleitete historischeWerbeanalysen fehlt ebenso. Die für die ausge-wählten Beispiele behauptete »signifikante Re-präsentanz« (S. 65) wird nicht ersichtlich. mj

Wilhelm Gräb/Jörg Herrmann/Kristin Merle/Jörg Metelmann/Christian Nottmeier: »Irgend-wie fühl ich mich wie Frodo...!« Eine empirischeStudie zum Phänomen der Medienreligion. –Frankfurt am Main etc.: Peter Lang 2006 (= Rei-he: Religion – Ästhetik – Medien; Bd. 1), 321Seiten, Eur 49,80.

Ursprünglich wollte das DFG-Projekt »Medien-religion« die mediale Transformation christlicherDogmen untersuchen, es wurde aber im Verlaufzu einer empirischen Untersuchung in allgemei-neren Begriffen: Nun verstehen die Autoren un-ter »Medienreligion« die subjektive Anverwand-lung medialen Sinns – die befragten Rezipientennahmen ihre Filmerfahrungen so wichtig danndoch nicht. Bei den analysierten Filmen handeltes sich um »Cast Away« (hier findet sich der Buß-gedanke), »Lola rennt« (aus Gottes- wird Men-schenliebe) »Fight Club« (Erweckung aus derTrägheit des Herzens), »The Hours« (das gelin-gende Leben), »Truman Show« (der gefalleneSchöpfer und das wahre Ich), »Herr der Ringe«(Tod und Auferstehung in einem Gut-und-Böse-Kosmos), »Lost in Translation« (Reise der Seele)und »The Day after Tomorrow« (das Ende derWelt). hb

Alexander Haas: Medienmenüs. Der Zusammen-hang zwischen Mediennutzung, SINUS-Milieusund Soziodemographie. – München: VerlagReinhard Fischer 2007 (= Reihe: AngewandteMedienforschung; Bd. 39), 144 Seiten, Eur20,–.

In einer rezipientenorientierten Herangehens-weise möchte Alexander Haas die Mediennut-zung »möglichst in ihrer Gesamtheit« untersu-chen (S. 20), Typen mit spezifischen Nutzungs-mustern (Medienmenüs) identifizieren und diesemit dem Lebensstil und den demographischenMerkmalen der Rezipienten in Beziehung setzen.Nach einer Darstellung relevanter Aspekte vonMediennutzung und Sozialstrukturanalyse er-stellt er anhand verschiedener Dimensionen(Mediengesamtmenü, Fernsehmenü, Medien-nutzung im Tagesverlauf, flexible vs. feste Nut-zungszeiten) aus dem TdWI-Datensatz 2003/2004 mehrere Mediennutzertypologien. Sokommt er insgesamt zu dem Ergebnis, dass sichdemographische Merkmale besser eignen, die Ty-penzugehörigkeit (und damit die Mediennut-zung im Sinne eines Medienmenüs) zu erklären,als dies durch die SINUS-Milieus möglich ist.

tk

Jörg Hagenah/Heiner Meulemann (Hrsg.): So-zialer Wandel und Mediennutzung in der Bundes-republik Deutschland. – Münster etc.: LIT-Verlag2006 (= Reihe: Schriften des medienwissen-schaftlichen Lehr- und ForschungszentrumsKöln; Bd. 1), 248 Seiten, Eur 19,90.

Jörg Hagenah und Heiner Meulemann sammelnin ihrem Buch eine vielfältige Auswahl an Aufsät-zen, von denen allerdings nicht alle den Blick so-wohl auf den sozialen Wandel als auch auf dieMediennutzung richten. Gemeinsame Basis derBeiträge ist vielmehr, dass die durchgeführtenUntersuchungen Sekundäranalysen des Daten-satzes der Leser- und Media-Analyse darstellen;deren Erhebungsmodell wird im ersten Teil be-schrieben und kritisch diskutiert. Ausgehend vondieser Datenbasis erläutern die verschiedenenAutoren ausgewählte Mediennutzungsaspekte,die Mediennutzung und das Ausgabeverhaltenälterer Menschen sowie den sozialen Wandel undLebensstile in Deutschland. tk

Buchbesprechungen 287