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RADIX Schweizerische Gesundheitsstiftung Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, aF&E/Dienstleistung Pflege ALLEGRA – Gesundheitsförderung in institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf Projektbeschrieb Cornelia Conrad Zschaber d, Gaël Pannatier f, RADIX Eva Soom Ammann, BFH Annie Oulevey Bachmann, HEdS La Source, HES-SO Unter Mitarbeit von: Sabine Hahn, BFH Tannys Helfer, BFH Claudia Ortoleva Bucher, HEdS La Source, HES-SO 15. März 2019

ALLEGRA – Gesundheitsförderung in institutionellen ... · RADIX Schweizerische Gesundheitsstiftung Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, aF&E/Dienstleistung Pflege ALLEGRA

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RADIX Schweizerische Gesundheitsstiftung Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, aF&E/Dienstleistung Pflege

ALLEGRA – Gesundheitsförderung in institutionellen Wohnformen für

Menschen mit Unterstützungsbedarf

Projektbeschrieb

Cornelia Conrad Zschaber d, Gaël Pannatier f, RADIX

Eva Soom Ammann, BFH

Annie Oulevey Bachmann, HEdS La Source, HES-SO

Unter Mitarbeit von:

Sabine Hahn, BFH

Tannys Helfer, BFH

Claudia Ortoleva Bucher, HEdS La Source, HES-SO

15. März 2019

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Inhaltsverzeichnis

1  ALLEGRA in Kürze ------------------------------------------------------------------------------------------------- 3 

2  Warum braucht es Gesundheitsförderung im institutionellen Wohnen (z.B. Heimen, Pflege- und Betreuungszentren, Wohnen mit umfassenden Dienstleistungen)? ------------------------ 6 

2.1  Ausgangslage --------------------------------------------------------------------------------------------------------- 6 

2.2  Bewohnende und Mitarbeitende ---------------------------------------------------------------------------------- 7 

2.3  Synergien mit bestehenden Angeboten ------------------------------------------------------------------------ 8 

3  Projektplanung ------------------------------------------------------------------------------------------------------ 9 

3.1  Vision -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 9 

3.2  Ziele --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 9 

3.3  Vorgehensweise/Strategien ---------------------------------------------------------------------------------------- 10 

3.4  Settings ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 10 

3.5  Zielgruppen ------------------------------------------------------------------------------------------------------------ 11 

3.6  Meilensteine 2019 - 2023 ------------------------------------------------------------------------------------------ 11 

3.7  Umsetzung ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 11 

3.8  Massnahmen ---------------------------------------------------------------------------------------------------------- 15 

3.9  Zeitplan ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 16 

4  Projektorganisation ------------------------------------------------------------------------------------------------ 17 

4.1  Projektstruktur --------------------------------------------------------------------------------------------------------- 17 

Rollenverteilung ALLEGRA -------------------------------------------------------------------------------------------------- 18 

Anhang --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 20 

Danksagung

Für das Engagement und die wertvollen Rückmeldungen danken wir den Teilnehmenden des Stakeholder-Workshops 2016 sowie CURAVIVA Schweiz an dieser Stelle sehr. Kathrin Sommerhalder Madlinger und Elisabeth Holdener (ehemalige Mitarbeiterinnen der BFH resp. RADIX) danken wir ebenfalls für ihre Mitarbeit. Ihre vielfältigen Kompetenzen, die wertvollen Erfahrungen aus Heimen, Verbänden, Fachgesellschaften, Bund, Fachhochschulen und weiteren Institutionen haben wesentlich zum vorliegenden Projektbeschrieb „ALLEGRA – Gesundheitsförderung in institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbe-darf“ beigetragen. Wir freuen uns, auch in der Umsetzung auf eine gute Zusammenarbeit zählen zu dürfen. Ein grosser Dank geht ebenso an Gesundheitsförderung Schweiz und Migros Kulturprozent, welche mit ihren fachlichen und finanziellen Ressourcen die Konzept- und Grundlagenarbeit unterstützt haben.

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1 ALLEGRA in Kürze

ALLEGRA ist ein Projekt

zur Förderung der psychischen und sozialen Gesundheit in institutionellen Wohnformen für Men-schen mit Unterstützungsbedarf.

das Heime, Pflege- und Betreuungszentren und weitere institutionelle Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf in der systematischen Entwicklung hin zu gesundheitsfördernden Organi-sationen für mehr Lebensqualität coacht.

das ein Coaching für Prozesse sowie Tools für die Umsetzung zur Verfügung stellt und die inhaltliche Schwerpunktsetzung gemeinsam bearbeitet.

das sich den gesellschaftlichen Herausforderungen in der Langzeitpflege stellt und den Bedürfnissen von Bewohnenden/Klienten/Patienten Rechnung trägt.

Ziele

Die psychische und soziale Gesundheit und somit Lebensqualität der Bewohnenden wird aktiv ge-fördert.

Die Achtung der Würde und Selbstbestimmung der Bewohnenden ist ein Handlungsprinzip in allen Belangen.

Die folgenden vier Handlungsfelder werden reflektiert und mind. 2 Bereiche werden konkret optimiert: o Personenzentrierte Pflege/Betreuung (Basis u.a. Lebensqualitätskonzeption von

CURAVIVA Schweiz) o Prävention von Aggression o Alltagsgestaltung allg. und Gestaltung der gemeinsamen Mahlzeiten im Besonderen o bauliche Massnahmen/Zugang zum Aussenraum/Schnittstellenmanagement Region

ALLEGRA bietet

Profilschärfung für institutionelle Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf im Hinblick auf mehr Lebensqualität.

analytische und konzeptionelle Unterstützung von Heimen und anderen institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf bei der Ausgestaltung von gesunden und nachhaltigen Le-bens- und Wohnräumen.

Prozessbegleitung und Beratung - von der Situationsanalyse bis zur Umsetzung von Massnahmen.

Plattformen für den Erfahrungsaustausch zwischen institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf: Der gegenseitige Wissenstransfer lässt Entwicklungspotential erkennen und setzt neue Impulse für die Weiterentwicklung in der eigenen Institution.

Beratung bei der Qualitätssicherung durch fortlaufende Dokumentation, systematische und regel-mässige Resultatüberprüfungen und Formulierung von nötigen Anpassungen.

Mit ALLEGRA zu mehr Lebensqualität

Die Leitungen der institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf profitieren von erfahrenen und kompetenten Coaches, um ihren Optimierungsbedarf zu eruieren und sinnvolle Massnahmen abzuleiten.

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Durch den partizipativen Einbezug von Bewohnenden, Mitarbeitenden und weiteren Schlüsselper-sonen werden gemeinsame Haltungen, Strategien und Massnahmen entwickelt.

Ein klares Profil stärkt die Wahrnehmung der Heime und anderen institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf von aussen als attraktive Wohn- und Arbeitsorte.

Die im Rahmen von ALLEGRA entwickelten Wegleitungen, Hilfsmittel, Weiterbildungen oder Kom-munikationsmittel werden aufbereitet und im Rahmen von ALLEGRA allen zugänglich gemacht.

Im Rahmen von ALLEGRA werden zudem bereits bestehende, praxiserprobte Unterstützungspro-gramme, Labels und Instrumente geprüft, gebündelt und gezielt empfohlen.

ALLEGRA legt damit die Basis für weitere Aktivitäten zu Gesundheitsförderung und Prävention in der Langzeitpflege resp. in der Gesundheitsversorgung.

Der Plan

Im Projekt ALLEGRA werden Führungspersonen auf ihrem Weg zur Gestaltung von Heimen oder anderen institutionellen Wohnformen als gesunde und nachhaltige Lebensräume methodisch und fachlich begleitet.

5 Projektetappen: Konzeption & Planung Prozess-Evaluation, Vorbereitung, Pilotprojekte Organisa-tionsentwicklung, Evaluationsabschluss, Aufbereitung zur Multiplikation

Das zweijährige Pilotprojekt umfasst 16 Institutionelle Wohnformen für Menschen mit Unterstüt-zungsbedarf in der Deutsch- und Westschweiz.

Die Multiplikation wird sichergestellt durch: Aufbereitung und Kommunikation der Instrumente zur freien Nutzung durch andere institutionelle Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf, Überführung des Coachings (fachliche und prozessuale Unterstützung bei der Organisationsent-wicklung) in ein Regelangebot, Etablierung der Gefässe zum Erfahrungsaustausch unter Heimen und anderen institutionellen Wohnformen, etc.

Die Zielgruppen

Primäre Zielgruppe:

Bewohnende in institutionellen Wohnformen mit Pflege/Betreuung, d.h. Menschen im Alter, Erwach-sene mit Behinderungen, Kinder- und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen (entsprechend den CURAVIVA-Fachbereichen der Heime1).

Sekundäre Zielgruppen:

Mitarbeitende in Heimen und anderen institutionellen Wohnformen

Führungspersonen

So funktioniert die Umsetzung in den Pilotinstitutionen

Heime und andere institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf starten in je eigenen Pilotprojekten einen langfristigen Organisationsentwicklungsprozess: Vorbereitung, Situati-onsanalyse vor Ort, Massnahmenplanung, Umsetzung und Evaluation

1 https://www.curaviva.ch/Verband/Verband/Verbandsbereiche/PVJ5E/

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RADIX coacht die Führungspersonen in der Planung und im Prozess

BFH und HES-SO führen Weiterbildungselemente zur Unterstützung des Organisationsentwicklungsprozes-ses durch. BFH und HES-SO stellen die formative Evaluation sicher; eine externe summative Evaluation ist zusätzlich geplant.

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2 Warum braucht es Gesundheitsförderung im institutionellen Woh-nen (z.B. Heimen, Pflege- und Betreuungszentren, Wohnen mit um-fassenden Dienstleistungen)?

2.1 Ausgangslage

Institutionelle Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf sind mit vielfältigen gesellschaftspoliti-schen Herausforderungen konfrontiert. Aktuelle Beispiele sind zunehmende Lebenserwartung, Multimorbi-dität und psychosoziale Belastungen bei Bewohnenden; zunehmende Forderungen nach der Ermöglichung eines autonomen und selbstbestimmten Lebens auch in institutionellen Wohnformen; Personalmangel und seine Folgen, oder auch gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Auswirkungen der Globalisierung (Öko-logie, Migration etc.). Gefragt sind unkomplizierte Lösungen mit langfristiger Wirkung.

ALLEGRA fokussiert auf Gesundheitsförderung und Prävention in institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf und versteht darunter sowohl Alters- und Pflegeheime für ältere Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf, als auch Heime für Erwachsene mit Behinderungen und Kinder und Jugend-liche mit besonderen Bedürfnissen (entsprechend den Fachbereichen von CURAVIVA Schweiz) sowie inter-mediäre Wohnformen mit umfassendem Pflege- und Betreuungsangebot.

Die Studie RESPONS (Residents’ Perspectives of Living in Nursing Homes in Switzerland) der Berner Fach-hochschule lieferte 2015 erstmalig für die Schweiz repräsentative Daten von Bewohnerinnen und Bewohnern zur Lebensqualität und Zufriedenheit in Alters- und Pflegeheimen der deutsch- und französischsprachigen Schweiz. Insgesamt beurteilten die Bewohnerinnen und Bewohner die Qualität in Pflegeheimen als gut (Sommerhalder et al., 2015). Im Einzelnen zeigte sich jedoch, dass sinnvolle und bedeutende Alltagsgestalt-gung nur teilweise möglich ist und alltägliche und vertrauensvolle Beziehungen zum Personal ebenfalls nur teilweise vorhanden sind. Die Zufriedenheit von Bewohnerinnen und Bewohnern mit Unterstützungsbedarf in institutionellen Wohnformen zeigt sich auch z. B. bei der Einschätzung der Lebensqualität, Pflegequalität, sozialen Inklusion, Partizipation, usw. (ebd.). Auch kontextuelle Faktoren wie die physische Umgebung, das soziale Umfeld, die Betriebsführung, und ein aktiver Lebensstil sind wichtig, um Gesundheit nachhaltig zu fördern. Handlungsbedarf besteht demnach vorwiegend in der Alltagsgestaltung, der Selbstbestimmung und in der personenzentrierten Pflege und Betreuung (ebd.).

Es gibt verschiedene Determinanten, die die Zufriedenheit von Bewohnerinnen und Bewohnern mit Unter-stützungsbedarf in institutionellen Wohnformen aufzeigen. Dimensionen wie Lebensqualität, Pflegequalität, soziale Inklusion, Partizipation, usw. (Sommerhalder et al., 2015) sind bspw. Faktoren, welche die Wahrneh-mung einer institutionellen Wohnform als Lebensort beeinflussen. Auch kontextuelle Faktoren wie die physi-sche Umgebung, das soziale Umfeld, die Betriebsführung, und ein aktiver Lebensstil sind wichtig, um einen guten Lebensort zu schaffen (Harris & Grootjans, 2012).

Eine ausführliche, referenzierte Beschreibung der Ausganglage aus gesellschaftlicher, politischer, fachlicher und wissenschaftlicher Sicht sowie eine literaturbasierte Identifizierung des (Handlungs-)Bedarfs, der Be-dürfnisse und Eckdaten der Zielgruppen liegt im Grundlagendokument ALLEGRA vor (siehe www.ra-dix.ch/allegra und www.gesundheit.bfh.ch/allegra).

Basierend auf diesen Grundlagen und den Rückmeldungen von Stakeholdern fokussiert ALLEGRA in einer ersten Phase auf die psychosoziale Gesundheit. Psychosoziale Gesundheit ist die Basis für Lebensqualität und Wohlbefinden, und sie legt einen wichtigen Grundstein für den Umgang mit Sucht, Aggression, psychi-scher Belastung und kognitiver Einschränkung.

Weiterentwicklungen in Richtung intermediärer Bereich:

Gemäss CURAIVIVA Schweiz werden institutionelle Wohnformen sich von Institutionen für alte pflegebe-dürftige oder behinderte bzw. beeinträchtigte Menschen, welche isoliert von der Gemeinde agieren, zu ge-

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meindenahen Dienstleistungsunternehmen wandeln, welche pflegebedürftigen Menschen ein selbstbe-stimmtes Leben mit sozialen Kontakten in der von ihnen bevorzugten Wohnumgebung ermöglichen. ‚Ge-meinde‘ bedeutet in diesem Kontext nicht nur die politische Gemeinde, sondern auch das umliegende Dorf oder der Stadtteil und all seine Infrastrukturen und Ressourcen, inklusive Individuen und soziale Gruppen, die auch dort leben und/oder arbeiten. Die Infrastruktur umfasst Dienstleistungen für die Bevölkerung. Unter finanziellem Druck werden sich gemäss CURAVIVA Schweiz zukünftig institutionelle Wohnformen für Men-schen mit Unterstützungsbedarf zu grossen Organisationen zusammenschliessen (Curaviva, 2016). Die phy-sischen Strukturen werden jedoch eher kleiner und dezentral organisiert (sozialraumorientiert) sein. Die Auf-gaben der Institutionen beinhalten die Pflege, Betreuung sowie hauswirtschaftliche Leistungen in den ange-stammten Wohnungen (ambulante Leistungen), Pflege, Betreuung und hauswirtschaftliche Leistungen in der eigenen Wohnung (alters- oder behindertengerechte Appartements), spezialisierte Pflege- und Betreuungs-angebote (z. B. Demenz, Palliative Care, Gerontopsychiatrie etc.), und daneben auch Leistungen als Ge-sundheits- resp. Quartierzentrum, an denen Bewohnende und Bevölkerung partizipieren.

Das CURAVIVA Pflege- und Wohn-Modell 2030 unterstützt diese Ausrichtung und empfiehlt, dass die Ein-bindung in soziale Beziehungsnetze und Lebensräume im Leben von älteren Menschen, auch bei steigen-dem Pflegebedarf und institutioneller Versorgung, nachhaltig gefördert wird (Curaviva, 2016). Aus diesem Grunde fokussiert ALLEGRA auf verschiedene Formen von institutionellem Wohnen für Menschen mit Un-terstützungsbedarf.

2.2 Bewohnende und Mitarbeitende

Bewohnende

Die Schweizer Bevölkerung wird immer älter, und die Zahl der Menschen mit Unterstützungsbedarf nimmt zu. In dreissig Jahren, so die Schätzung, werden beispielsweise 30 Prozent der in der Schweiz lebenden Menschen über 64 Jahre alt sein. Wo die Unterstützung zuhause nicht mehr gewährleistet werden kann, bieten Alters- und Pflegeheime eine Alternative. Gerade für Menschen mit hohem Pflege- und Betreuungs-bedarf aufgrund von somatischen, psychischen und/oder kognitiven Einschränkungen sind ambulante Ver-sorgungsmodelle organisatorisch und finanziell oft nicht mehr tragbar.

Es ist heute aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung allgemein eine Zunahme von Behinderung, wie auch chronischen Erkrankungen und Multimorbidität zu beobachten. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass sich der Gesundheitszustand der nachkommenden Generationen zwar verbessert, gleichzeitig aber auch der Anteil behinderter, gesundheitlich beeinträchtigter und pflegebedürftiger Menschen weiter zunehmen wird – gerade auch aufgrund der ansteigenden Lebenserwartung.

Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen ist schwer zu schätzen, da sie von der Definition besonderer Bedürfnisse und dem berücksichtigten Schweregrad abhängt. Kinder und Jugend-liche wohnen mehrheitlich in Institutionen für Behinderte, seltener in Heimen des psychosozialen Bereichs und nur in Ausnahmefällen in anderen Institutionen.

Mitarbeitende

Die Gesundheit der Mitarbeitenden ist eine Voraussetzung für die Förderung von Gesundheit und Lebens-qualität der Bewohnenden. Mitarbeitende, die sich erschöpft und/oder ausgebrannt fühlen, können sich nur unzureichend um die Bewohnenden kümmern.

Berufe, bei denen die Beziehungsarbeit im Zentrum steht, sind emotional herausfordernd und hochkomplex. In institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf kommt dazu, dass interdisziplinär, interkulturell, teils interinstitutionell und vielerorts mit knappen personellen und finanziellen Ressourcen Ar-beit mit hoher Qualität geleistet wird. Berufspersonen, die direkt am und mit Menschen arbeiten, zeigen häufig ein grosses persönliches Engagement, und die Arbeitszufriedenheit ist hoch. Auf der anderen Seite ist jedoch auch die Erschöpfungsrate hoch Anzeichen von Burnout können sich in emotionaler und physi-scher Erschöpfung äussern, einer distanzierten oder abwertenden Haltung gegenüber Mitmenschen und

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dem Gefühl, keine Wirksamkeit zu haben resp. nicht kompetent zu sein2. Häufigere und längere Absenzen sind die Folge davon.

Eine gesundheitsfördernde Führung ist ein Schlüsselfaktor, wie Konzepte des Betrieblichen Gesundheits-managements (BGM) betonen. Die Leitung der Institution kennt die Ressourcen und Belastungen der Orga-nisation sowie der Mitarbeitenden vor Ort am besten, und sie gestaltet und entwickelt massgeblich die Ar-beitsbedingungen und das Arbeitsklima. Somit trägt die Leitung wesentlich zu gesundheitsfördernden Rah-menbedingungen bei.

Für eine qualitativ gute, passgenaue Versorgung von Bewohnenden in institutionellen Wohnformen für Men-schen mit Unterstützungsbedarf ist es wichtig, dass institutionelle Wohnformen für Menschen mit Unterstüt-zungsbedarf attraktive Arbeitgeber sind, dass sie genügend gut ausgebildetes Personal beschäftigen, die Abwesenheitszeiten durch Krankheit reduzieren können und den Bewohnenden die bestmögliche Unterstüt-zung zukommt.

2.3 Synergien mit bestehenden Angeboten

Institutionelle Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf als Settings gesundheitsfördernder Mas-snahmen können an bestehende Interventionen, die in anderen Settings entwickelt wurden, anknüpfen: pro-cap bewegt, meingleichgewicht, Fil Rouge, Friendly Work Space, Great Place to Work, terzlabel, Die Analyse bestehender Instrumente zeigt, dass diese ALLEGRA gut ergänzen und im Rahmen der Umsetzung gezielt empfohlen werden können, wenn sie auf die Entwicklungsanliegen der Institutionelle Wohnformen für Men-schen mit Unterstützungsbedarf optimal passen. Der Austausch guter Praxis wird so gefördert.

2 Maslach, C., Schaufeli, W. B., & Leiter, M. P. (2001). Job burnout. Annual Review of Psychology, 52, 397-422. doi:10.1146/annurev. psych.52.1.397)

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3 Projektplanung

3.1 Vision

Die psychische und soziale Gesundheit von Bewohnenden wird gestärkt und die Lebensqualität gefördert. Psychosoziale Ressourcen wie Würde, Selbstbestimmung, soziale Kontakte werden gefördert und Belas-tungen wie Aggression, Einsamkeit und erschwerter Zugang zum Aussenraum reduziert. Die Versorgung ist bewohnerzentriert, anerkennend und autonomiefördernd anstatt bevormundend, und es wird grundsätzlich ressourcen- anstatt defizitorientiert gehandelt.

3.2 Ziele

Auf dem Weg zu einer gesundheitsfördernden institutionellen Wohnform für Menschen mit Unterstützungs-bedarf werden nachstehende, langfristige Ziele verfolgt:

Ziele

Die psychische und soziale Gesundheit und somit Lebensqualität der Bewohnenden wird aktiv ge-fördert.

Die Achtung der Würde und Selbstbestimmung der Bewohnenden ist ein Handlungsprinzip in allen Belangen.

Die folgenden vier Handlungsfelder werden reflektiert und mind. 2 Bereiche werden konkret optimiert: o Personenzentrierte Pflege/Betreuung (Basis u.a. Lebensqualitätskonzeption von

CURAVIVA Schweiz) o Prävention von Aggression o Alltagsgestaltung allg. und Gestaltung der gemeinsamen Mahlzeiten im Besonderen o Bauliche Massnahmen/Zugang zum Aussenraum/Schnittstellenmanagement in der Region

(Quartier, Gemeinde/Stadt, Kanton)

Prozessziele des Pilotprojekts in 16 Heimen und anderen institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf (total 2 Jahre)

Projektstruktur ALLEGRA ist etabliert.

24 Institutionen sind als Umsetzungspartner gewonnen (davon 6 – 7 in der Westschweiz).

In den teilnehmenden Institutionen ist eine interne Projektstruktur aufgebaut und operativ.

Eine partizipativ umgesetzte Situationsanalyse vor Ort hat stattgefunden.

Ein Massnahmenplan mit mind. 2 von 4 Handlungsfeldern wird für 2 Jahre erstellt.

Massnahmen werden umgesetzt und regelmässig reflektiert.

Eine Person der Arbeitsgruppe jeder Institution nimmt an den regelmässigen Input- und Erfahrungs-austauschtreffen sowie der formativen Evaluation des Projekts durch die BFH (und die HES-SO) teil.

Eine Auseinandersetzung mit der Lebensqualitäts-Konzeption von CURAVIVA Schweiz findet statt.

Institutionen sind angeregt, Gesundheitsförderung mit ihrem Qualitätsmanagement zu verbinden.

Mitarbeitende sind für Gesundheitsförderung sensibilisiert.

Die Massnahmen beeinflussen die Lebens- und Arbeitsqualität in der Institution positiv.

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Bewohnende, Mitarbeitende, Angehörige und Behörden sind von den Massnahmen überzeugt.

Es besteht die Absicht, die bewährten Massnahmen im Alltag zu verankern.

Die Erfahrungen der Institutionen sind dokumentiert, Empfehlungen für andere sind verfügbar.

Ziele für die Trägerschaften von institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbe-darf

Die Trägerschaften der institutionellen Wohnformen sind für Lebensqualität, Gesundheitsförderung und Nachhaltigkeit sensibilisiert, sie erkennen den Mehrwert und unterstützen die Institutionen (personelle und finanzielle Ressourcen, Beratung, Vernetzung/Koordination von kantonsinternen Akteuren und Angeboten).

3.3 Vorgehensweise/Strategien

Die strategischen Leitpapiere, an denen sich ALLEGRA orientiert, sind im Grundlagendokument (siehe www.radix.ch/ALLEGRA und www.gesundheit.bfh.ch/allegra) ausführlich beschrieben.

ALLEGRA setzt auf der Verhaltens- und Verhältnisebene an. Es werden folgende Projektstrategien verfolgt:

Vernetzung

Nationale, kantonale, kommunale und Heim-Akteure definieren und einbinden

Synergien von bestehenden Ressourcen erkennen und nutzen

Intervention

Pilotprojekte in 24 institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf

Kommunikation

Kommunikationsmittel für institutionelle Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf erstellen und umsetzen

Policy

Verankerungsmassnahmen für die Weiterführung des Angebots mit institutionellen Wohnformen für Men-schen mit Unterstützungsbedarf, Gemeinden, Kantonen, Förderern definieren und umsetzen

Evaluation, ev. Monitoring

Wissenschaftliche Evaluation des Pilotprojekts (übergeordnet über alle teilnehmenden institutionellen Wohn-formen)

Ev. langfristiges Monitoring des Regelangebots

Dissemination

Zwei sprachregionale Tagungen zur Verbreitung der Erkenntnisse und Motivation für weitere Institutionen zur Teilnahme.

3.4 Settings

Alters- und Pflegeheime der Schweiz (Alterszentren, Seniorenresidenzen) Heime für erwachsene Menschen mit Behinderungen

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Heime für Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen Intermediäre Wohnformen

3.5 Zielgruppen

Bewohnende in institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf

Sekundär:

Mitarbeitende Führungspersonen

3.6 Meilensteine 2019 - 2023

Meilensteine Termine

1. Finanzierung für Kommunikation, Intervention (Vorbereitungen, Pilotprojekt) und Evaluation ist gesichert

November 2019

2. Kommunikationskonzept und -mittel liegen vor, Akquise Institutionen ist gestar-tet

Januar 2020

3. Pilotprojekt ist vorbereitet April 2020

4. Start in Pilot-Institutionen ist erfolgt Dezember 2020

5. Zwischenbilanz ist reflektiert, dokumentiert März 2021

6. Abschluss Pilotprojekt November 2022

7. Finanzierung für ein Regelangebot ist auf Basis der Zwischenbilanz gesichert Dezember 2022

8. Ein Regelangebot für die nationale Verbreitung, Verankerung und Qualitätssi-cherung ist aufgebaut steht auf Basis der internen und externen Evaluationser-gebnisse zur Verfügung, Monitoring ist aufgegleist

Juni 2023

3.7 Umsetzung

3.7.1 Vorbereitungen

Die Vorbereitungen für das Projekt ALLEGRA haben im Jahr 2016 mit der Erarbeitung einer Projektskizze inkl. ersten Vernetzungen und Bedürfnisabklärungen mit relevanten Partnern wie CURAVIVA Schweiz oder Gesundheitsförderung Schweiz gestartet. Weitere wichtige Akteure wurden in einem Stakeholder-Workshop im Herbst 2016 zielorientiert einbezogen.

Ein Grundlagendokument und ein Projektbeschrieb stehen zur Verfügung. Wissenschaftliche Grundlagen und Erfahrungswissen der Trägerorganisationen sowie weiteren Akteuren bilden die Basis für die Umsetzung. In der Zwischenzeit hat sich das Projekt weiterentwickelt. Die wissenschaftlich aufgearbeiteten Grundlagen sind jedoch nach wie vor relevant.

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3.7.2 Entwicklung 2019 - 2020

In der Entwicklungsphase werden die wesentlichen Instrumente ausgearbeitet. Diese sind folgende:

Instrumente

Zusammenstellung von bestehenden Instrumenten (z.B. Befragungsinstrumente für Menschen mit Behinderung oder kognitiven Einschränkungen)

Praxisleitfaden zu den 10 Schritten der geplanten Organisationsentwicklung in Institutionen (siehe Anhang A)

Adaptation der Methode Bedarfserhebung.ch auf den Heimkontext (für Situationsanalyse) Planung der Input- und Austauschtreffen für die jeweiligen Kontaktpersonen in den institutionellen

Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf Website, Flyer

Evaluation

Es wird eine interne formative Evaluation durchgeführt. Eine externe summative Evaluation wird angestrebt.

3.7.3 Pilotprojekte 2020 - 2022

Ein insgesamt dreijähriges Pilotprojekt mit 16 Pilotprojekten in Institutionen aus allen drei Fachbereichen nach CURAVIVA Schweiz (Alters- und Pflegeheime, Erwachsene mit Behinderungen und Kinder- und Ju-gendliche mit besonderen Bedürfnissen) wird lanciert. Institutionelle Wohnformen für Menschen mit Unter-stützungsbedarf aus der Deutschschweiz und der Romandie werden angesprochen.

Interessierte Institutionelle Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf werden kontaktiert, eine Vereinbarung wird unterschrieben. Das Pilotprojekt wird in den einzelnen Institutionen umgesetzt. Die nach-stehende Infographik zeigt dazu den Prozess auf. Die daraus erworbenen Erfahrungen dienen der anschlies-senden Verbreitung.

Die Institutionen erhalten folgende Unterstützung in ihren Prozessen: Professionelle Prozessberatung, Wei-terbildung zu Qualitätsprozess, externe Moderation für die Durchführung der Situationsanalyse (Methode bedarfserhebung.ch, angepasst auf Heimkontext), Interpretation und Kommunikation der Resultate und Be-ratung für geeignete Interventionsmassnahmen und Input- sowie Austausch zur Lebensqualitäts-Konzeption von CURAVIVA Schweiz.

Es finden 4 - 5 Informations- und Erfahrungsaustauschtreffen statt. Jedes Treffen behandelt ein Schwer-punktthema:

o Achtung der Würde und Selbstbestimmung als Handlungsprinzipien im Pflege-/Betreuungs-alltag

o Personenzentrierte Pflege/Betreuung (Basis u.a. Lebensqualitätskonzeption von CURAVIVA Schweiz)

o Prävention von Aggression o Alltagsgestaltung allg. und Gestaltung der gemeinsamen Mahlzeiten im Besonderen o Bauliche Massnahmen/Zugang zum Aussenraum/Schnittstellenmanagement in der Region

(Quartier, Gemeinde/Stadt, Kanton)

Dazu gibt es einen externen Input und einen Erfahrungsaustausch. Die nächsten Schritte in der Institution werden besprochen.

Die Prozesse und Erfahrungen aller teilnehmenden Institutionen werden von der Gesamtprojektleitung über-geordnet dokumentiert und anderen institutionellen Wohnformen für Menschen mit Unterstützungsbedarf zur Verfügung gestellt.

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Das Projekt wird abgeschlossen, Erkenntnisse aufgearbeitet und eine Überführung in ein Regelangebot wird geprüft. Bei erfolgreichem Verlauf des Projekts wird ein Regelangebot aufgebaut.

Der Weg zur systematischen Gesundheitsförderung in den teilnehmenden Heimen

Auf dem Weg zu einer systemischen Gesundheitsförderung ist es wichtige, eine mittel- bis langfristige Pla-nung vorzunehmen. So können frühzeitig Synergien mit anderen internen und externen Aktivitäten genutzt werden. Besonders in der Anfangsphase des Pilotprojekts in Institutionen sind Schlüsselpersonen zu sensi-bilisieren. Mit zielgerichteten Gesprächen und Workshops mit Führungspersonen und Mitarbeitenden lassen sich Unterstützung und Energie für die Einführung und Umsetzung gewinnen. Insbesondere Leitungsperso-nen sind für die langfristige Verankerung der gesundheitsförderlichen Kultur zu befähigen. Auch die Mitar-beitenden sind frühzeitig einzubeziehen, denn sie prägen ihrerseits die Institutionskultur mit gesundheitsför-derlichem Verhalten und tragen so zu einem guten Wohn- und Arbeitsklima bei.

In den jeweiligen Pilotprojekten ist in den Phasen Vorbereitung, Situationsanalyse vor Ort, Massnahmen-planung, Umsetzung und Evaluation eine professionelle Beratung der Heimleitung i.d.R. sinnvoll. Instru-mente und bestehende Angebote werden den Heimen vorgestellt und empfohlen. Die nachstehende Gra-phik zeigt die einzelnen Schritte auf.

Abbildung 1: Infografik zur systemischen Gesundheitsförderung

Die orangen Punkte „to do Institution“ zeigen die einzelnen Schritte auf, die jede Institution durchläuft. Die gelben Punkte (Beratung/Coaching/Weiterbildung) weisen auf die Unterstützungsangebote von ALLEGRA zu den jeweiligen to do’s hin.

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3.7.4 Evaluation

Das Pilotprojekt wird intern auf seine Umsetzungsprozesse hin evaluiert. Alle Beteiligten werden in diese Evaluation einbezogen. Die Ergebnisse der Evaluation fliessen in die Entwicklung des langfristigen Angebots ein. Eine externe, summative Evaluation im Hinblick auf Nutzen und Wirkung des Pilotprojektes wird ange-strebt.

Abbildung 2: Formative Evaluation

3.7.5 Verbreitung, Verankerung, Qualitätssicherung 2023

Zur Dissemination der Erkenntnisse und Motivation für weitere Institutionen wird 2023 je eine sprachregio-nale Tagung in der Romandie und der Deutschschweiz durchgeführt.

Bei Projektabschluss Ende 2023 liegt ein partizipativ erarbeitetes Konzept und ein Finanzierungsplan für die Multiplikation vor. Die Erfahrungen und Bedürfnisse der institutionellen Wohnformen für Menschen mit Un-terstützungsbedarf sowie die Resultate der Evaluation fliessen in die Weiterentwicklung ein. Ebenso sollen weitere Themen der Gesundheitsförderung und Prävention aufgearbeitet werden. RADIX verfügt über lang-jährige Erfahrungen mit der erfolgreichen Multiplikation von Projekten (z.B. Schulnetz21 oder Purzelbaum - Bewegung und Ernährung für Kinder, Früherkennung und Frühintervention in Gemeinden und Schulen). Wichtig dabei ist, dass die Qualität des Unterstützungssystems gesichert wird und sich weiterentwickelt. Strukturen und Gefässe können bedarfsgerecht entstehen. Diese ermöglichen Impulse und Austausch, z.B. zu guten Beispielen und Angeboten.

Eine erfolgreiche Multiplikation bindet mehrere Ebenen ein: Nationale Partner, kantonale Fachstellen, Ver-bände etc. Diese Zusammenarbeit ermöglicht eine effektive, professionelle und langfristige Multiplikation. Personelle, fachliche und finanzielle Ressourcen für die Unterstützung von Institutionen können daraus ge-wonnen werden.

Überprüfen der Prozesse und Dienstleistungen, basierend auf dem Feedback der Heime

Empfehlungen für Verbesserungen?

Zufriedenheit mit dem Niveau der Unterstützung?

Stärken / Schwächen?

Haben die Unterstützungs-angebote die Bedürfnisse des

Heimes erfüllt?

Welche Unterstützungen sind noch nötig?

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3.8 Massnahmen

Massnahmen von bis

Partner für die Finanzierung der Umsetzung akquirieren 30.06.17 30.11.19

Kommunikationskonzept und –mittel erstellen (Homepage, Flyer, Argumenta-rium)

01.12.19 30.01.20

Pilotinstitutionen akquirieren, vorbereiten 15.01.20 30.06.20

Dienstleistungen und Instrumente vorbereiten:

- Kommunikationsmaterialien (Flyer, Kurzbeschrieb, Homepage) 01.12.19 15.01.20

- Coaching vorbereiten, kommunizieren 01.12.19 30.08.20

- Praxisleitfaden erstellen (Schritt-für-Schritt–Leitfaden “Wie werden wir ein Heim, das die Lebensqualität und somit die Gesundheit und Nachhaltigkeit fördert?“)

01.12.19 01.02.20

- Bestehende Angebote/Projekte zu psychosozialer Gesundheit und Lebensqualität zu-sammenstellen

15.01.20 01.08.20

- Bedarfserhebung.ch auf den Kontext und die Schwerpunktthemen adaptieren 15.01.20 30.08.20

Pilotprojekte von 2 Jahren in 16 Institutionen umsetzen

- Coaching/Begleitung Leitung und Team

- Situationsanalyse

- Massnahmenplan

- Input- und Erfahrungsaustauschtreffen erstes Jahr 3, zweites Jahr 2

- Abschluss Pilotprojekt

- Verankerung im Alltag

01.12.20 01.11.22

Dokumentation und Kommunikation gute Praxis 01.05.21 30.09.22

Finanzierung eines Regelangebots für Verbreitung, Verankerung und Quali-tätssicherung sicherstellen, Finanzierungskonzept erstellen

01.10.20 30.12.22

Konzept ALLEGRA sowie Instrumente (Methode und Hilfsmittel Situations-analyse, Bündelung der Angebote) auf Basis der Erfahrungen überarbeiten

01.01.22 01.03.22

Dissemination Ergebnisse 2 sprachregionale Fachtagungen d/f 01.01.23 3006.23

Nationale Multiplikation, Start weiterer Institutionen 30.04.22 laufend

Möglichkeiten für langfristiges Monitoring abklären 2019 2023

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Massnahmen von bis

Abschluss Projekt 2019-2023 30.06.23

3.9 Zeitplan

Der Zeitplan ist abhängig von der Finanzierung. Vorausgesetzt die Finanzierung für die Vorbereitungen, Umsetzung und Evaluation ist bis spätestens November 2019 gesichert, wird wie folgt geplant:

2019 – 2020: Entwicklung Inhalte, Kommunikation, Akquise Pilot-Institutionen

2020: Start Pilotprojekte in Institutionen

2020 – 2022: Umsetzung in 16 Institutionen

2023: Evaluation Ergebnisse und Anpassungen, nationale Verbreitung

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4 Projektorganisation

4.1 Projektstruktur

Konsortium

Eigenständige Institutionen schliessen sich für das Projekt ALLEGRA 2019 – 2023 zusammen und engagie-ren sich in unterschiedlichen Rollen für eine erfolgreiche Umsetzung:

RADIX Schweizerische Gesundheitsstiftung und die Berner Fachhochschule, Departement Gesundheit tra-gen das Projekt gemeinsam. In der Projektleitung wie auch im erweiterten Projektteam arbeiten Mitarbei-tende aus beiden Institutionen mit.

Das Konsortium umfasst für die Umsetzung relevante Institutionen:

Nationale Partner

CURAVIVA Schweiz / Suisse Infodrog Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht – centre nationale de coordination des

addictions Procap Schweiz - Suisse Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK; L’Association suisse

des infirmiers et infirmières ASI

Schweizer Gemeindeverband – Association des Communes Suisses Senesuisse

Sprachregionale Partner Romandie

Institute et Haute École de la Santé La Source Canton de Neuchâtel

Sprachregionale Partner Deutschschweiz

Kanton Aargau Kanton Bern Kanton Graubünden Kanton Luzern Kanton Thurgau Kanton Zürich

Praxispartner Deutschschweiz

Domicil Bern Long-Term-Care-Zirkel HeimärztInnen Bern Tilia Stiftung für Lanzeitpflege, Bern Viva Luzern

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Konsortiumpartner und Geldgebende sind Teil des Patronats oder der Begleitgruppe, falls sie dies wünschen. Die Begleitgruppe reflektiert die Prozesse vorausschauend, berät die Projektleitung in wesentlichen Fragen und trägt das Projekt ideell mit. Das Patronat begleitet das Projekt ideell, kommuniziert in den jeweiligen Netzwerken und steht der Projektleitung für punktuelle Fragen zur Verfügung.

Die Rückmeldungen der teilnehmenden Institutionen fliessen ebenfalls in die Projektsteuerung ein.

Rollenverteilung ALLEGRA

Die Rollen von RADIX, BFH Gesundheit und HES-SO sind wie in folgender Tabelle dargestellt geregelt:

Rolle/Aufgabe RADIX BFH Gesundheit HES-SO

Trägerschaft x x x

Konzeption x x x (Romandie)

Vorbereitungen:

Entwicklung Instrumente

x d/f (Lead) x (Mitarbeit d) x (Mitarbeit f)

Vorbereitungen:

Kommunikationsplan/-mittel

x (Mitarbeit) x (Lead) x (Mitarbeit)

Umsetzung Projektleitung x d/f X (Weiterbildung) X (Weiterbildung)

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Rolle/Aufgabe RADIX BFH Gesundheit HES-SO

Evaluation formativ x (Deutschschweiz) x (Romandie)

Multiplikation x (operativ) x (Monitoring) x (Monitoring)

CURAVIVA Schweiz trägt mit Inputs zur Bearbeitung der Lebensqualitätskonzeption bei.

Procap Schweiz trägt in der Begleitung von Institutionen für Menschen mit Behinderungen bei, u.a. mit Stra-tegien für die Kommunikation und Partizipation von Bewohnenden mit erschwerter Sprachverständigung (auch z.B. bei Demenz).

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Anhang Schritt-für-Schritt-Vorgehen in der Institution

Folgende hier grob aufgelisteten Schritte werden bei der Durchführung des Projekts umgesetzt. Die Schritte 5 – 10 sollen nach Projektende in Phasen von 2 – 3 Jahren von jedem beteiligten Pilot-Heim wiederholt werden.

Projektschritte und Aufgaben

Schritte Aufgabe

1 Verbindliche Absichtserklärung (Vereinbarung) der Projektleitung ALLEGRA mit

der Leitung unterzeichnen. Voraussetzung: mindestens das erweiterte Leitungs-

team ist einverstanden, die Gemeinde/Stadt ist informiert. Idealerweise liegt ein

Mehrheitsentscheid der GL und aller Mitarbeitenden vor.

2 Kontaktperson und Arbeitsgruppe bestimmen und mandatieren.

3 Partizipative Situationsanalyse mit professioneller Begleitung durchführen.

4 Thema, Ziele, Massnahmen und Indikatoren definieren. Projekt strukturell und

personell organisieren.

5 Massnahmen umsetzen.

6 Steuerung des Projekts durch regelmässige Reflexion der Fortschritte der Zieler-

reichung und falls notwendig Korrektur der Massnahmen, Zeitplanung, personel-

len Zuständigkeiten etc. vornehmen.

7 Evaluation und Dokumentation basierend auf der intern-formativen und extern-

summativen Evaluation des gesamten Projektes)

8 Erfolge feiern, sichtbar machen, Projekt oder Phase abschliessen.

9 Bewährte Massnahmen im Institutionsalltag verankern.

10 Situationsanalyse erneuern, Thema, Ziele, Massnahmen und Indikatoren neu de-

finieren. Commitment der Heimleitung, Behörden sowie Strukturen und perso-

nelle Beteiligung überprüfen, allenfalls anpassen.

Ein Praxisleitfaden zu den einzelnen Schritten ist Teil der Vorbereitungsarbeiten für das Pilotprojekt.