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Organisclie Chemie. 1. Allgemeine Betrachhtngen iiber die Theorie clef Mischung orgunischer Korper, Drr :As. (AUS dessen Handbuch dcr augewandted CIiemle YOU Alex nnd Engelhart 5. Pand). So Iange man sich nur Rechenschaft zu geben suchte, V O ~ der Natur und der Menge der Elementarbestandlheile, welche in die Mischung einer organischen Substanz eingehen; und sich #chon damit begniigte, ihr Atomgewicht durch genaue Versu-. che zu bestimmen, blieb man in dem Gebiete der Erf'ahrung. Sind die untersuchten Stoffe rein, die Methoden genau, und hat man die Untersuchungen mit aller Sorgfalt und Umsicht vorge- nommen, so miissen auch die erhaltenen Resultate der absolu- ten Wahrheit wenigstens sehr nahe kommen, wenn gleich diese nicht immer vollkommen erreicht witd. Aber angenomrnen, dass auch alle organischen Stoffe ana- lysirt und ihr Atomgewicht aufs schiirfste bestimmt morden, so wiirde diess doch keine eigentliche Wissenschaft genannt wer- den kijnnen, wenn alle Thatsachen isolirt stehen blieben, und nicht durch ein gemeinschaftliohes Band mit einander in Ver- bindung gebracht wiirden. In diesem Falle wiirde die eigentli- che organische Chemie erst noch begriindet werden miissen 3 denn wenn eine Wissenschaft auf Thatsachen heruht, so kann von ihrer Exislena eigentlich erst dann die Rede sein, weno diese Thatsachen systcmatisch geordnet werden, und menn im System hBohstens nur einzelne Liicken noch zu ergiiozen blei-. ben, wiihrend aonst alles im Blaren und mathodischen Zusarn- menhange mit einander steht. VOll

Allgemeine Betrachtungen über die Theorie der Mischung organischer Körper

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Organisclie Chemie.

1.

Allgemeine Betrachhtngen iiber die Theorie clef Mischung orgunischer Korper,

Drr :As.

(AUS dessen Handbuch dcr augewandted CIiemle YOU A l e x nnd E n g e l h a r t 5. Pand).

So Iange man sich nur Rechenschaft zu geben suchte, V O ~

der Natur und der Menge der Elementarbestandlheile, welche in die Mischung einer organischen Substanz eingehen; und sich #chon damit begniigte, ihr Atomgewicht durch genaue Versu-. che zu bestimmen, blieb man in dem Gebiete der Erf'ahrung. Sind die untersuchten Stoffe rein, die Methoden genau, und hat man die Untersuchungen mit aller Sorgfalt und Umsicht vorge- nommen, so miissen auch die erhaltenen Resultate der absolu- ten Wahrheit wenigstens sehr nahe kommen, wenn gleich diese nicht immer vollkommen erreicht witd.

Aber angenomrnen, dass auch alle organischen Stoffe ana- lysirt und ihr Atomgewicht aufs schiirfste bestimmt morden, so wiirde diess doch keine eigentliche Wissenschaft genannt wer- den kijnnen, wenn alle Thatsachen isolirt stehen blieben, und nicht durch ein gemeinschaftliohes Band mit einander in Ver- bindung gebracht wiirden. In diesem Falle wiirde die eigentli- che organische Chemie erst noch begriindet werden miissen 3 denn wenn eine Wissenschaft auf Thatsachen heruht, so kann von ihrer Exislena eigentlich erst dann die Rede sein, weno diese Thatsachen systcmatisch geordnet werden, und menn im System hBohstens nur einzelne Liicken noch zu ergiiozen blei-. ben, wiihrend aonst alles im Blaren und mathodischen Zusarn- menhange mit einander steht.

V O l l

294 D urn as , uber Mischung organischer Kijrper,

I n dieser Hinsfcht bieten sich aber Schwierigkeiten dar, die ohne ZiveiPel noch lange Zeit durch die dem Forscher jetzt zu Gebote stehenden Mittel nicht beveitigt werden kbnnen.

Einige Chemiker z. B. behaupten, dass die organiachen KUrper blos aus Elementen bcstiinden, und nicht erst aus der Vereinigmng 'einfacher priiexistirender Verbindungen der Ele- rnentarstolfe hervorgegangen seien ; diese Chemiker nehmen diese Theorie der Mischung blos bei unorganischen Kijrpern an j an- dere wiederum leugnen bei allen Verbindungen diese prsexisti- rende Anordnung der kleinsten Tbeilchen EiMoleciile). S o z. B. betrachten die ersteren das schwefelsaure Kali als eine Ver- bindung, bestehend nus Kali and Schwefelsiiure, wiihrend sie nicht zugeben, dass der Alkohol aus Kohlenwasserstoff untl Wasser zusammengesetzt ist. Die andern gehen noch weiter and behaupten, sowohl der Alkohol als die Schwefelsaure ent- hielten nur die Elemente der biniiren Verbindungen, aus denen man sich diest? Kiirper gegahnlich zusammeiigesetzt denlit. %)

Die ganze Chemie ist gegenwiirtig auP den awischen den Ki5rpkrn Statt findenden Gegensatz gegrundet, welcber so be- wondernswiirdig mit den elektrischen Erscbeinungen iiberein- stimmt. Durch die Annahme, dass die Kraft, welche chemi- sche Verbindungen erzeugt , identisch mit der Elektricitl sei, lassen sich so viele chemische Thatsachen erkltiren, dass es auch hiichst natiirlich ist, anaunehmen , dass eine chemische Verbin- dung nur zwischen zwei mit entgegengesetzten Elektricitiiten begabten Kiirpern Statt haben kann; sei es nun, dass man ein- fache Kijrper oder Verbindungen mit einander in Beriihrung bringt. Alle in dem Gebiete der unorganischen Chemie aufge- stellte Theoiien beruhen ane dieser allgemeinen Ansicht.

Dn man einerseits dies6 Grnndlage der Miliera1chemie, wel- chb ich auf die arganische Chemie uberzutragen mich so sehr bestrebe, noch in Frage stellt, oder, wenn man sie auch fur die Verbindungen in der IebIosen Natur zugiebt, doch dcren Anwendbarkeit auP die Producte der organischen Xatur bestrei- tet, so miissen mir nun diese Ausichten, SO gut es der Stand der Dinge erlaubt, genao priil'en.

S ) Somit bestiinde der Alkohol Bus einer einfachen ternken Ver- bii~dung von Sauerstoff, Kohlenstoff und Wasserstoff Und ebenso das schwefelsaure Ball aug Sauerstoff, Sohwefel und Kalium. D. U.

D u m a s , iiber Mischung organischer Kijrper. 295

R i t t e r fitellte friiher eine Theorie iiber die Satur des Tvassers nut', und betrachtete es als einen eiafachen KBrper. Seiner Anjiclit zufolge waren die Wassertheilchen, welche durch die Repulsivkraft der negaliven EleIitricitBt sich in Gas verwandelten und sich am negativen Pol ansammelten, derjcnige Kurper, welchen wir jetzt Wasserstoff nennen. Im Gegentheil wiederum lieferte nach R i t t e r , die urn die W~assertheilchen arigeliiiufte positive Elebtricitiit das Eauerstoffgas. I n beiden Flllen ist also der miigbare Kurper das Wasser, und die Elek- tricitiit tragt durchaus tiichts zu ihrem Gewichte bei. Demnach Iiisst sich ihr Volum, ihre Dichtigkeit, so wie ihr ganzes che- misches Verbalten, allerdings ohne alle Schmierigkeit erhliiren ; allein diese Theorie fuhrt zu nichts, js sie hann selbst unge- reirnt erscheinen, wenn man sie aus dem engen Kreise reisst, in melchen sie ihr Urheber eingeschlosaen hat. Man muss sie also als ein geistiges Spiel betrachten, welches keine Beach- tung verdient.

Eine andere Ansicht, welche darin besteht, dass man ge- wisse Verbindungen ganz einfach aus Elementen zusammenge- setxt betrachtet , iviihrend man vielt? andere fur Verbindungen ansieht , die erst aus der Vereinigung biniir zusammengesetxter Piirper hervorgegangen sein sollen , fuh r t ebenfalls zu nichts, Iiisst nichts voraussehen, und ist zwar auf alle Falle anmend- bar, obne jedoch geniigende Aufschlusse zu geben. Es ergiebt sich hieraus, dass diese Theorie durchaus heineu Nutzen ge- w a r t , und sogar oft gefihrlich werden kann.

Es ist ungefiihr dasselbe, wenn man irn Allgemeinen alle priiexistirenden Verbindungen in den qusamrnengesetztern orga- nischen Kiirpern leugoet. In diesem Falle aber sind die An- siohten wenigstens consequent und verdienen den Xamen einef allgemein giiltigen Theoriel Mehrere Chemikcr haben dicse An- dcht aufgestellt, und i n der letzten Zeit hnben sie namentlich zwei Miinner gleichzeitig entwickelt. Es beruht dieselhe auf eigenthiimlichen Ideen von der Form und Anordnung der klein- sten Kurpertheilchen, Nach der Meinung diescr beiden Natur- forscher w t r e es nicht miiglich, sich die mechanische Structur der zusammengesetzten Atome vorzustellen , wenn man nlrnlieh annehmen w'ollte, dasa die biniiren Verbindungen ihre Existens

296 Durn as, iiber Mischung organischer Korper,

behaupten, wenn z. B. eine Siiure und eine Basis ein Salz bilden.

Man kann den Resultaten iihnlicher Speculationen bei den jetzigen Zustand unserer Kenntnisse kein volles Vertrauen schen- ken, denn wahrend der eine dieser Auloren die kleinsten Theil- chen als Kugeln betrnchtet, behauptet der andere, es seien WijrM.

Weit entfernt, ein Rolches Argument gegen den Grundsatz dieser Lebre aufbringen xu wollen, scbeint es mir weit verd nfinftiger zn sein, vielmehr daraus zu schliessen, dass iiber- haopt iiber die mechanische SLructur der Atome sich noch nichts Geoiigendes sagen lasst, weil zwei so verschiedene Bypotheseh durdhaus nicht zum erwiinschten Ziele fuhren. Es verdient in dieser Beziebong die Chemie gerade keinen Vorwurf, sondern w k gelangen hierdurch nur zu der Einsicht, dass unsere Kennta nisse fiber die Anordnung der kleinsten Koryertheilchen noch sehr nnvollkommen sind, uod dam vorzijglich diess die Ursa- &e nnserer Verlegenheit ist.

Weno wir uns etwns ZU dieser letzten Ansicht hinneigen, 80 wollen wir jedoch drdurch Niemand entmuthigen, der sich &wa diesen schwierigen Untersuchungen widmen miichle.

I m Gegentheil mJssen wir zu solchen Arbeiten aufmun- tern, die tibrigens jetxt mehr in das Bereich der Physik, als in das der Chemie gehiiren.

Bis jetsrt machte sich die Chemic es vorzijglich zuf Auf- gabe, Thatsachen zu sammeln, sie ihren Analoaien nach zu gruppiren , Folgerungen i n Beziehung auf ihre Verwandtschaft daraus zu xiehen, und enrdlich diese durch Versncbe zu bestii- tigenj die allmahlig immer feiner wurden, nnd mehr Sicherheit gewiihrten, Auf diesem Wege erhob sich n u u die Chemie zu Betrachtungeo, welche nach und nach hoffentlich uns tiefer in die Ratur der kleinsten KBrpertheilchen eindringen lassen werden.

Vergleichen wir diese Methode mit der Melhode a priori, die von susgezeichneten Naturforschern versucht worden, so erkennen wir bald, dass letztere stets fruchtlos geblieben id, nnd nie zu erwiinscbten Resultsten gel'ijhrt hat. Es hat die- selbe im BegeotheiI einen sehr nachtheiligen Einflnss auf die Wissenschsft geiibt, indem sie den Geist von dem experimen- tellen VerPahren abzog; nnd oie hat sie irgeod etrvas geleistet,

D u III as, uber Mischong organischer Kiiirper. 297

mas sich mit den schiinen ResuItaten vergleiciiieu liesse, welche die modernc Ctiemib lieferte.

Die Geschichte der Wissenschaft Iehrt uns also, dnss d k ausgezeichnctslen K~ipre darin fchllcn , dass sie abstracte Be- grifte und Ansichteii iiher die Atiordnung der Atome in den licirpern mfstcllteii, rind nur d a m n erst zur speciellen Betrach- tung der einzclnen Thatsachen iibcrgingen. Sie beweist utis ferner, dass die bescheidenslen Bcmiihangen tler Chemiber, die sich VOII speciellen Thatsachen zii allgemeincn Ideen erhoben, im Gegentheil schon eiozelne sicherc Aufschlusse iiber die Ge- hcirniiisse der Mole~ular-Zus2tmmensetxung der Kicirper @en. Hicraus darf man also i ~ o h l such schliesscii, dnss die bei che- mischen Un(erwc:hung,en befolgte Metbode nittit SO felilerliiift ist, dass man ohne tiinreichenden Grund die Sc!:iiis.ce, zu cle- nen sie futirt, gansr, ueriveifen diirrte. D H S Zutxuen , ivclches dicsc DIethode mi verdieiien scheirit , berechtigt uns vielinclrr, es als selir wnlirsclieinlich nnxunehmen, tfnss die einfarhen Kdr per biiii;re Verbindungen bildcn, unti tiass diese dann, u h n e ihre Eigenschaffeii einzubusseti , sich rnit einander vercinigen kijnnen, urn Salze u. s. m. zu bilden.

Dbjenigen specdativen Versriche, welche dafiin abxielcn, die jetzt herrschende itnpicht ganz zu rerwerfen, kiirinen vor- erst, da sie nicht auP Tliatsacheri sich gunden , hier nicht 11 ei- ter beaclitet mer(lcn. Wir nchinen tlaher , so lange bis dns Gc- gentheil bewiescn ivird, an, rlnss die Eleinente der hin.iren Ver- hinilungen auclr in den Salzcri die p i imitivc Anordnung ihrer Tiieiiclien beibehaltrn.

Untersuclit man die in der organisrhen Xittiir rorkommcn- den Verbindungen, und geht dnbei von der iii der unorga- nischen Cliemie allgemein gelfentlcii Acsictrt au<, so findet iuan es sehr xmechmiissig, die orgnnisclien Broducte in zwei d r a r l geschiedene Clnssen einzuthcilen.

Die tiltern Chemil,er haben so viele fiiit-per unter dem Xa- men von orgnnischen Stolfen, wenn sic namlicb blos deren Ur- sprung berucltsichtigten , zusamtnengeworfen, dass es jetzt gar nicht Cberraschen dnrf, wenn man ein fast unentnirrbares-Clinos vorfindct.

Eine organische Bubsfanz muss, u m In chemisrher Hin- siclit als Species gelten ZII kunnen ~ gewisse Eigenschaften bc-

20 Juurn. f. plakt. Uiiumie. VII. 3.

298 Dumas, iiber Mischung organischer Kiirper.

sitzen, welche kurz zusammeogcbsst werden kiinnen. Ist sie krystallisirbrr oder verfliichliget sie sich unzersetzt bei einer bestimmten Temperatur, so kann man sicher seiu, dass es eine eigenthiimliche SubstnnE ist. Fehlen ihr diese Eigenschaften, and nie kann, wenigstcns ohne sich zu zersetzen, Verbindun- gen geben, welche jene Eigenschaften besitzen, so ist es wahr- scheinlich, dass der Kiirper ein reincr nnd eigenthiimlicher ist. Eat ,dewelbe endlich keinen dieser Charaktere aufzuweisen , so ist es huchst wahrscheinlich, dass er blos ein Gemeoge von verschiedenen Stoffen ist.

In einem nolchen Falle muss man der PhysioIogie die Be- achreibung der Substanzen uberlassen , welche nur als einaelnc Organe oder sogar als Theile von Organen anzusehen sind, wie z. B. die Holzfaser, der thierische Faserstoff, die Stiirke und so viele anderc zusammengesctzte Producte der Lebens- Kraft, die den Chemiker nur als der erste Gegenstaod seiner Operationen interessiren kunnen, Es verhiilt sich hiermit gerade wie mit den Mineralien, deren AuPziihlung und Beschreibung wir ebenhlls der Mineralogie iiberlassen, und dieselben nur ge- brauchen, urn die darin enthaltenen genau bestimmten Kiirper daraus abzuscheiden, oder aus ihren Bestandtheilen andere Ver- bindungen datzustellen.

Ich beschranke drher die organische Chemie auf das Stu- dium gennu bestimmter Verhindungen , welche in der organi- schen Welt vorkommen, oder auch solcher Producte, welche durch die chemische Reaction andercr Kijrper auP organische Subslnnzen erzeugt werden. Es driingt sich hier aber sugleich die Bemerkung auf, dass diese Definition ausschliesslich wie- der auf den Ursprung der Kurper gegrundet ist, und durchaus i n keiner Beziehung zu ihrer Xatur sclbst stcht. Vergeblich suchte ich nach einer andern I)eEciilion, und gerade weil icah nicht im Stande war, eine bessere EU finden, tlriingle sich mir die Ueberzeugung auf, dass die organische Chemie von der unorganischen durchnus nicht mohl getrennt werden hnnn. Deiin man wird doch nicht im Ernste behaupten wollen, dass dns Cyan und cier Kohlenwasserstoff, welche beide eiiinig und allein imlner nur bei dcr Zersetnung organischer Store zuin Vor- schein kommen, der Mineralchcmie angehiirende Producte SCietI, w a r e n d die Sauerlileesilure, der Alkohol, der Aethcr, die

IB u ma s, uber Mischung organischer Khper. 299

Bchwefelweinsiiure, der RarnstofF organische Subdanzen wfi- reo? Hcli suche vergebens nach einern Unterscliiede, ~ e l c l i c r diese I&per von einnnder zu trennen vermiiclite, iinile abcr durchauv lieinen.

Meincr Meiniing nnch giebt es kei:ie eigentlichen organi- sclien StoKe. Xiiinlich ich erhlicke n ~ i r in den organisirtcn We- sen schr 1:rngsam \%-ii!ieode Apparale, welche aiif Stofre in dcm Mornelite iirres Eritste::ens einmirlxn urrtl anf solc*!ie ZVeise nus weiiigen Elemeiiten sehr versehiedene uiroryanische Vcrbindun- gcn erzeug.cn.

Die lebea!len ::-cscn rea!isiren nur? , hinsiclrtliclr der Vcr- bindungen des Kohjc:l:ioXs mit den Eleinenlen der Lurt und des Wassers, dasjeaige , ~vas die grossen Erdrevolutionen in Be- ziehung aur die i:indu:igen der Iiicselsiure mit dcn sich ihr darbietetiden Baseii liervorgebrncht habcn. III bcitfen H ~ i I ~ t m zcigen sich dicselbe.1 versviclielten VerhCltnissc. Diejenigeri Chemilrer, welciic bclierq~tor! , dass dic organisc:~en Subsl:inzcn ganx eigeuthiiinlicl~ zusarnmcapesotzt sind , scheiricn mir iiirc Ansicht eben sowohl begrutdet zu hnbcn, als diejeriigcn Mi- nernlogen , welehe in den Wineralien etwas nnderes als ge- mohnliche chemiselie Verbindungen erblickeo wollen. B c r z e- l i u s , der so lange gcgcn diese Ansichkn liiimpfte, unil end- lich hinsichtlich der Mineralspecieo einen voll!tommcncn bieg errang , war doch in dcr organkchen Chemie snderer Keinung, und liess sich hier , wie iuir scheint, dnrch diesclben Itleen leiten, welche er in diesern besondern Balk bercits nls u:ilinlt- bar widerlegt hatic.

Ich glaube die Crsnchen, wc1r:he cine Trcnnung der im- organischen Ciiemie voii der organischen herbeiriihrtcn , ltiin~icn in folgenden Betrnclitn~rgen ktirx xusarninen~cr:tsst wertlen.

111 der orgariisclicn Cilcinic Iiaitil cine Iileirie Anxnhl Elc- mente einc gros.:e Bl'enge VOII Berlii~~lun=;en erzeiigen. D i e x Verbindungen aber siatl niclit schr bestindig, untl veriiniiern sich ausserordeiitiich leicht. Die Mischuugsgesetze, wclclic i n der unorganischen X:itur au?gcfiindcn xvurtlen, sind zur Erhlii- rung dcr in der organischen Natur beobachteten Thatsachen nn- zureichcnd, gerslle nls wenn in denselben noch eiue Art von I A e n zuri:.c:ibllebc, u r i d ifiuen d a s Siege1 der h'igentliui~lichlieit aufdrGclile, w o r m dieselBen sogleich erlinnnt werden liiiiinen.

20 ;$

300 D u m a s , iiber Mischung organischer Kiirper.

So erkliire ich mir, wie die Chemiker, melche snfangs, blos urn die nngeheure Naanigfal'tigkeit von Stofen zu ordnen, aIIe Substanzen urpnischen Ursprungs zusammenstellten , und zuletzt diese Classification als verniintlig begrtindet ansahen.

Allein es war, wie ich bereits erwiihnt habe, leicht be- greiflich, &kiss der Kohlenstoff, die Luft und das Waxser, un- ter so vielerlei Formen and i n so verschiedenen Apparaten auf einander wirkend , so mamnigfaltige Verbindungen in der orga- nischen Natnr erxeugen kbnnten. Sehen wit nicht auch, wie selbst die unorganische Chemie in dem Maasse complicirt wird, ale wir new wirlisame Agentien entdecken?

Die Unbestmdigkeit der organischen Verbindungtn und ihre besondern Modificationen sind Thatsachen , welche man schon im Voraus vermuthen konnte, si~bald man wahrnahm, dass die Elcmente, aus denen sie sich erzeugen, so mannigfaltige Ver- bindungen mit einander zu bilden fiihig sind.

Seit langer Zeit schon habe ich ubrigens einen Charakter erkannt , der sich in vielen organischen Substanzen darstellt, wenn man niimlich annimmt, dass die Anordnung ihrer klein- sten Theilchen so ist, wie ich es mir vorstelle. Dieser Cha- rabter zeigt sich so seften i n der Mineralchemie, dsss man, streng genommen , dariu die Erkliirung der Eigenschaften su- chen kijnnte, welche die organischen Verbindungen yon allen iibrigen zu nnterscheiden scheinen.

Es existiren in vielen organischeo Eiirpern mahrscheinlich zwei biniire Verbinduugen in einem differenten elehtrischen ZU- stsnde, und in jedem derselben findet sich ein gemeinschaflliches Element, niimlich der Kohlenstoff. Wiihrend nun der Kohlen- stbff in der SLure elektropositiv ist, befindet er sich in der Ba- sis als elektronegativer Bestandtheili

Dieses VerhAtniss zeigt sich in der Mineralchemie nir- gends nls bei dem salpetersauren Ammoniak, in welchem sich der Stickstoff in zwei entgegengesetzten Zustinden in SSure und Basis belindet.

Der Oxaliither z. B., der als eine Verbindung von Sauer- kleesiiure , Kohlenwasserstoff nnd Wasser betrachtet wird, eut- Kilt Kohlenstoff in der Sjure als positiven und in der Basis als negativen Beslandtheil. Daraus lb s t sich nun folgern, dass die Elemente sioh auP mannighltige Weise gruppiren liijnnen. Al-

D urn as , iiber Mischung organischer JGrper. 30 i

Iein anstdt diese Regel auP die Elemente der organischen Kiir- per LU BcschrAnken, glaube ich wohl liuhn behaupten zu diir- fen, dass sie sich spiiter noch ruP alle nusdehnen mird.

\Venn ich wiinsche, dass die unnGtze Scheidewand, weI- chc beide Katurreiche bisher noch trennt, bald fallen miichte, so riihrt diess n u r allein von der innigen Ueberzeugung her, dass die liiinffigen Fortschritte der allgemeinen Chpmie besou- ders der Anwendung der in der arganischen Chemie aufgefun- denen Cssetze xugeschrieben wertfen miisseo. Die Ntitur hat, i d e m sic unter unsern Augen drci otfer vier Elemente so mnn- nigt'altig gestaltet, uns gelahrt, was man von der erst i n der Entwickelung begriffenen Wissenscha~t in Zukunft lioffeii darf, und welche Hulfsquellen ihr zu Gebote slehen, wenn man im Stande sein mird, aueh die ubrigen Elemente nach denselben Gesetzen mit eiiiander zu vereinigen.

Es dare also nicht iiberraschen, dass die wgi-inische Che- mie uns neae Vorbilder darbietetj ich bin im Gegentheil er- staunt, dass Pie nicht verschiedener sind, nls die enlsprechen- den Mineraltypen; aueh bin ich rveit cntfernt, m i d i dnrauf zu beschriinlien, Gesetce aus der Mineralchemie auf die wganische Chemie anir enden zu wollen, vielmehr giaube ich , dass einst und vielleiclit baI& die organische Chemie zum Muster fur die Mineralchemic wird dienen kiinnen.

So werden dann die genauer erforschten organischen Kiir- per sich eirthchern Gesetzen unterordnen lirssen, w5hrenti die besser erliannten Kriifte der Mineralchemie zusnmmengesetzterc Verbindungen erzeugen. &Ian wird also erst syiiter beide Zweige der Chemie rnit einander vereinigen miissen, denn obschon man bereits die Sothwendigkeit davon einsieht, so wiirde es fiir jetzt doch noch zu friih sein.

Xach dieser Annahme wird es den Leser nicht mehr iiber- raschcn , zu sehen, dnss es orgnnische h'firper giebt , welche, vermiige ifircr EigenschaTten , leicht zu Miireralsubsturizeii ge- slellt werden kiinnen , whhrend wiedcr andere, minder geoau erkannte, sich sehr weit davon zu entfernen scheinen.

Die Theorien, welrhe niin besprochen werden sollen, sind allcrdings iioch nicht fiir absolute Wahrheiten zu nehmen, und es kann jeder dtivon halten, \vas ihin gut ddnlit. Eben so

leuchtet es ein, dass die ersten Urheber derselben, oder dieje-

302 Dumas, iiber illkchung orgnischei Kiirper.

nigen , deren Ansichten ganz damit iibereinstimmen, keineswe- ges ntir allein den Ausdruck der Wahrheit darin zu erblicken glauben. Diese Theorien kijnnerr gegenwiirtig nur als nutzlich betrnchtet merden, denn sie haben den Zmeck, e k e grosse Menge von Eiirpern in Gruppen zu ordnen, theils cur Erleich- terunp des Studiums , tbeils u m viele verwickelte Erscheinun- gen ganz einfach sich vorstellen zu kiinnen. Ausserdcm wird man dadurch in den Sfand gesetzt, viele neue lleactioiicn vor- aus zu sagcn, oder es liisst sicti aucli die Exislenz unbekann- ter Kijrper erschliessen, melche d urch Methoden erzeugt wer- den konnen, die d ie Theorie uns lehrt.

Betrachlet man die voriibergehenden Theorien, welcbe wir in der organkchen Chemie aunehmen, vo~i dicsem Gesicbbpuncte BUS, so geniigen sie schon, wenn sie die hekannten Thatsrrchen befriedigend erkllren j lierern aber zweierlei Theorien eine gleich- gute Erkilrung, so muss man stets die allgelueinste utid ein- fachste vorziehen, besonders wenn man sie zu vielen Folgerun- gen fiihrt, die nnmiltclbar zu neuen Versucben veritnlassen.

Unabhiingig von den schon friiher dargestellten Griinden, welche mich vernnlassen, als Grundsatw auYzustellen, dsss die in dcr organischen Chernie wallenden Gesetze eben SO einfach und Mar siud als die der Mineralchemie, werde ich diess hier eum Schlusse noch ein Ma1 zur Syrachc bringen. Dieser Idce verdankeii wir in der That auch die vielen Vnlersuchungen, womit die orgnnische Chemie rorirviihrend bereichert wird. Man macht dieselhen dnnn nicht alleiti in der Absicht, das Mischungs- Verhiilrniss der Elcmente irgend eines Kdrpers kennen zu ler- nen, sondern man trnclitet auch stcts, dadurch ein neues Ge- setw zu entdecken, welches fruchtbringend fur die weitcre Ent- wickelung der \Vissenschaft w-erden l i m n . Yun aber kiinnen diese Gesefze nur aufgestellt werden, menn 'man irgend eine Anortlnung der kleinsten Theilchen zugiebt, wodurch die ge- wiihulich sehr complicirten Formeln vereinfacht merden, wie diesv in folgenden Beispielen p e i g t werden soll.

Die Annlyse des Oxamides zeigte, dass dieser Kiirper besteht aus :

*) Amid nennt der Verhsser eine hypothetische, noch nicht iso- lirt dargestellte Verbindong yon Wasserstoff und Stickstoff ( A Z ~ H ~ ) , welche weniger WasserstoE ah das Amrnoniak entltiilt, und mit an-

TJbeurie der Ammide 3%).

Dumas, iiber ilfischung organischer Kiirper. 303

4 Atomen Kohlenstoff B - Salterstoff 2 - Stickstoff 4 - Wasserstoff,

und da seine Reactionen beweisen, dass es sich unter msncher- lei Umstinden in sauerkleesaures Ammoniak oder in Sauerklee- SSure und Ammoniak verwanrlelt, so ging dsraus eine Theorie hervor, die sich bald auf mehrere ihnliche Verbindungen an- wenden liess. Man behachtete das Oxamid als eine Verbin- dung sweier biniir zusammengesetzter Elemente, und nimmt an, dass es BUS Kofilenoxyd und einem besontlerc Stickstolfwasser- stoff bestebe, der weniger Wasserstoff als dirs Ammoniak ent- hPlt , und noch nicht isolirt dargestellt werden konnte. Das Oxamid wiirde dann durch die Formel C, 0, f Ax, €1, aus- gedriictt werden kijnnen.

Durch folgende Bctrachtungcn findet man leicht, welchcr von beiden Bestandtlieilen als der elelitronegntivc angesehen werden muss: man weiss, dass iiberhaupt ein Kiirpcr, welcher das Wasser zersetzt, sioh der bciden Elemente desselben in der Art bemiichtigt, d;iss der negative Bestantltheil den Was- scrstoff und der positivc den SauerstolF anzieht. Da nun dits

Oxamid das Wasser zersetzt, um sich in sauerkleesaures Am- moniak xu verwandeln? so gelit damns hcrvor, dass der Stick- stoffwasserstoff, dcr sich dcs W'asscrstolfs bcmiichtigt , das ne- gative ELernent scin muss , wogcgen das Kolilenoxyd, welches sich mit dem SauerstoH' vcrbindct, die elektroliositivc Ilolle in der Verbindung spielt.

Betrachten wir nun auch den HarnstoE auT iihnlichc Weise. Es enthiilt dersclbo

4 Atomo Kolileustoff B - Snuerstoff 4 - Stickstoff 8 - Wasserstoff.

Er vcrtidlt sich iibrigens ganz wie das Oxnmid n i ~ d ver- .cvanilclt sioh in vielen Piillcn unter Wasserzersctzririg in koh- lensaures Ammotiiak, o h auch in KoliIetisCure und Alnlnoniak;

dern b i n h a T'erlhdiiiigcn vereiuigt , gun-ijhuiicii n1s eiu Prodircc dcr Renction des imsserfreien Atiimuniulis nul' ver.scliiedeiie W L S -

serfreie BlirIrcn sich dxstclIt. &Tau sche wetier uutcu Osnmid, Swcinnmitl , Y u l p h a ~ i d , Ciirbonnmid. A. 71. E.

301 D u m a s , iiber Mischung organiscber Kiirper.

seine stiicbiometrische Formel wird dann diesen Betrachtnngcn zufolpe C, 0, Ax, H,, i n welehcr man das Kohlenoxyd und den Siickstoffwasserstgff wieder auftreten sieht , die wir bereits irn Oxamid mit einander verbunden fanden. Asch hier und zwar aus gleichern Grunde spielt das Kohlenoxyd die positive und der Stichtoffivasserstoff die negative Rolle.

Die Grundsahe , nsch welchen man die Eigen$chsft&2 des Oxamides und des Harnstoffg erklart , kijnnen beinahe als der Ausgruck der Wahrheit betrachfet werden; aber eine noch griindlichere Priifung des Verhaltens dieser Verbindungen liisst dieselben von einem h!hern Gesichtspuncte aus betracbtgn , and leiht der Theorie der Amide ein noch griisseres Interesse. Wir nehmen nun zuviirderst an, dass Ammoniak konne zu Folge seines Wasserstoffgehaltes die Rolle einer Wasserstolrbasis (Uy- drobssis), ihnlich wie die Wasserstoffsiiuren, iibernehmen, und dam, indern es FVasser bildet, seinen Wasserstoff ganz oder nur theilweise verlieren, Man begreift dann leicht, \vie durcb die Einwirkung des Feuers das sauerlileesaure Ammoniak sich in Oxamid verwandeln kann. Diese Reaction ist dann giinz Shn- lich derjenigen , vermittelst welcher man die Verwandlung ei- nes snlzsauren Sakes in Chloriil erliliirt. Man hat dann

0, 0, + Az, 4, = C, 0, Ax, H, + H, 0. ADS iihnlichen Betrachtungen lhsst sich sehr leicht die W e -

dererzeugung des souerkleesauren Ainmoniaks oder tier Sauer- kleesiure und des Ammoniaks. erkliiren. Schon unter Mitwir- kung des Wassers alleiti , bei hoher Temperdur, verwaudelt aich gas Qxarnid i n sauerkleesaures Ammoniak. Die Sjuren erzeugen daraus Ammoniak und machen die Sauerkleesiiure frei. Die Basen reagiren gerade so, mnchen aber das Amrno- niak qei.

Dirs Oxamid vepb5lt sich demnach wie ein Chlorid, mel- ches, indem es weder Salxsiiure noch ein Metalloxyd enthdt, dessen ungeachtet ueide unter den eben bezeichneten Urnstanden Iiefert.

Man ksnn drher das Oxamid als einen den Chloriden iihn- lichen Korper betrachten, in welchem das Kohlenoxyd die'Rolle des Metalls und der Stickstoffwasserstoff die Rolle des Chlors spielt. Nennt man diese Verbindung aw Sticlistoff und Was- lerdoff Amid, so wiirde mau haben:

D u m a s , iiber Nischung organischer Kiijrper. 30 5

Amidiir des Kohlenoxytis = c, 0, + Az, HA oder Oxamid ; DoppelamidSr des Kohlenoxydes = C, 0, f Az4 fi , oder Baru- stolf.

Wenn diese neue Betrachtungsart die bezeichneten That- sachen nur auP einfachere Weise ausdriickte, so verdiente sie keine besondere Beachtung; wenn sie aber dam beitriigt, die vielen Reactionen besser voraussehen , ordnen und erkliiren zu liBnnen, so muss man ihr dnrchaus einen Platz unter den pro- visorischen Theorien der organischen Chemie einriiumen. Ua die Richtigkeit dieser Theorie zn ermilteln, muss man die That- sachen, welche den im Oxamid angenommenen negativen und positiven Kijrper betreffen, so %vie die Substanz selbst genau prufen und untersuchen, ob nicht nu r der Wahrscheinlichkeit nicbts entgegensteht, sondern ob besonders diese Thatsachen ms einer unbestreitbaren Analogic schon erschlossen werdcn konnten.

Beachten mir jedoch zufiirderst, dass, menn das Ammoniak sich, ohschon im entgegengesetzten Sinne, wie eine Wasser- stoffsLure verhiilt, so muss es sich auch mie diese gegen die Metalle verbalten, meil, indem es Wasser verliert, die noch iibrig bleibenden Elemente einen elelitronegativen Kijrper bil- den. Also mussen sich, indem man z, B. lialiom und Natriurn mit Ammoniak erhitzt, Amidure dieser Metdle bilden, deren Znsammensetsung und charakteristische Eigenschaften man vw- her beslimmen kann. Dicse Amidure miissen sich nsch folgen- der Formel bilden:

AX, PI, K = El,{- K, AS, €I4 Az2 ti, K a = H, +Ka, Az, H4.

Mit anilern Worten, das J<nlium und Natrium miissen, in- dem sie auf das Ammoniak einwirken, zwei Volume IVasser- stoff liefern , wenn vier Volume Arnmoniak zersetzt werden. Also miissen die ermiihnten Metalle, indem sie auf Amrnoniak wirken, eben so viel Wasserstofl: entbinden, als wenn sie auf das Wasser einwirhteu. Dieses Revultat haben genau G a y - L u s s a c und T h d n a r d bei ihren zahlreichen Versuohen iiber diesen Gegenstand erhalten, Nie aber haben sie beobachtet, dass dem Volum nocli doppelt so viel Ammoniali verschwuil- den ist, oh Wasserstoff erxeugt wurde. Bei ihren Versur-hen crgab sich, dass ftir vier Volume frei gewordeneri Wasserstofl

3 0 8 D u mas , uber Mischung organischer Korper.

uie mehr als sieben Ammoniak zersetxt wnrden. Es sind also tieue Versuche nijthig, om diesen Punct ins Klare zn setzen.

Da ubrigens dnsjenige, was wir als Raliumamidiir be- trachten, sich durch die Einwirkung der Wiirme in Stickstoff- fhdium vercvandelt, unii weil diese Stickstoffverbindung selbst sic!i in Ammoniak und Kali durch die Einwirliung des Was- hers verwandelt, so muss erst untersucht werden, ob diese bei- den Thaiscchen- sich erliliiren iassen. Man hat also :

K 8 A ~ B H l z = B 3 A 7 ; 2 f A ~ , L T 1 2 K, Az, +H, 0, = K, 0, f Az, H6.

Die erstc Bormel reprientirt die Wirkung des Feners auf das Knliumamidiir; die zweite dagegen die des W-assers auf die Slickstoffverbindung, die dndurch erzeugt wird. Die erste dieser Pormeln zeigt, mie schwcr die Bereilung des Kaliutn- Amidiirs ist, ohne dass zugleich etmns von der Stickstoffverbin- dung sich dnbei erzeugt, utid sie erklkt zugleich den schon oben nngefiihrten Unterschicd , der zwischen den Formeln 11nd

den Versuchen VOiI G a y - L u s s a c und T h e n a r d sich dar- stellt.

Es wiire mijgIich, dass die bis jetzt noch unter dem Ne- men Cblor - und Jodstickstoff aufgefuhrten K6rper iiur Verbin- dungen von Clilor odcr Jod mit Amid wiiren.

Dns Iioli!enoxyd kann auch nls ein Radical Betrschtet mer- den, welctie Ansicht ich friiher schon aufgestellt hrrbe. Unter dieacr Vornussetzung niirde die Cblorkohienslure (d. 5i3) ein wirhliches Chlorid des Hohlcnoxydes sein , und die Kohlensiiore rmd &iuerkleesiiure d r d e n drnn Oxyde desselben sein. Die Formuln der Sauerkleesiiure und Kohiensiiure kiinntan dano fol- gendcrmaassen ausgedruclit werden :

Kohlenoxyd C,Q Saucrkleesiiure = 2C,O + 0 Kohleiisiiure = C,O f 0.

Die des Chlorkohleooxydcs wiirde sein C,Of Ch,. Eetracbtet man’ nun dns Oxamid und den Ifamstoff, so be-

greift man ihre &tor jetzt leichter, denn der letztere wird dem Chlorkohlcnoxyd und das Oxnmid der Verbindung C,O; + Ch, iihnlich. Es wurde in der That auch die Reaction dieser verschiedeuen Verbindungen auP day Wasser gleiche Resultate geben.

Durn as, uber Illischung organischer K6rper. 307

(C,O + Cb, ) $. W,O = Ch, W, + (C,O f0) (C402+Ch, ) Il,0=Ch4H,f(C402+0) (C,O +Az,H.J + H,O=Az,M,f(C,O fG) (CAOZ~AZ, 14;) f PIzO =-‘Za €I, f (C,O,f 0)-

Finden wir entllich in dein Oxanid un4 EarnstoG dicseken Eigenschaften , me!chc auch den Cllloridcn zukominen , niimlich die FiLtiigkeii, sieh mit neulrnlen Verbitrtlui?gcn derselben Cxf- Ilung izu vereinigen? Urn sich zu uberzeugen,. dnss es sich wirlilich so verhiilt, braucht uan nur auP fulgcnde Forrnelri hiwublicken :

Oxamethan (C40,, Az,H4) -k(C,03, R,C,, H20)

Urethan Oxnmid 0 sal ii t her

(C, 0, Azz,B4)4-(C,~,, H,Cs, H20). Earnstofl’ linrboiiiither.

Es ist lilsr, dass die in solchen Formcln auegedriickfen Verbindongen denjenigen enlsprechcn, w-elche das E.iocbsalz wit dem Traubenzutker und HJnr:izucl;cr cingeht.

Ohne also bc!iauptcn zu wollen, d a ~ s diese verschiedenen Beispiele hicrdurch der W’ahrlieit voll!;oinn~en getreu erliliirt seien, darf man tfoc:~ wcnigsiens betiaupte:~ , dass, menn man einen elektronegaliven Iiijrper Ax, LII, in den Amiden antiirnml, man v i d e Tlintsachen crliliiren kaim , oline aus der gewijlirili- ehen Gpliiire cheinischer BegriZe hernuszutrctex ; nuch lib st sjch dann durch einfaclie Gchliissc die Exktcnx finer grossen Mengc neuer Verbindungen vor:msdien.

Theoritr 1 k 7 . Ae[hcr. Dies2 Theoric umfzsst so zahlreiche und in te reswie Ttliitsnchen, class mir uns veralasst when, hier ciiie gedrLngie Dimteiliing derselben zu geben.

1) Die Xiscl!ang des AILnhols I;ailo i n Fulge seiner Ana- lyse und der Diclitigkeit des Biimpks durch cin Volum Was- sertlarnpf und ein Vofum giohIeil\riesscrstoB (ij!liildendes Gas) ausgedriickt wertlen.

2) Behandelt man ihn in der Wiihne mit concentrirter Schwefelsiiure , so liefert er Schrrefeliitber , dessen Mischung als aus einern Volum Wauserdampf und zwei Volumen Koh- lenwasserstoff bestchc:rd , betmchtet werdcn knnn.

3). Die Wa~scrstolTslurcn erzeugen, wenn sic auf Alko- hol reagiren , Aellier, dercn MischUilg durch glcie!ie Volume

309 Dumas, iiber Mischung orgsnischer liiirper.

Kohlenwasserstoff und Siitue ohna Wassergehalt susgedriickt werden kann,

4) Die WasserstoITSuren geben mit Alkohol Aether, in denen durch die AiJolyse vier Volume Kohlenwasseruto!f, eia Atom Siiure und zwei Volume Wasserdampf gefunden werden.

5 ) Behandelt man diese letzterra Aether durch Alkalien, so wird die darin befindliche Siiure gesiiltigt, und die iibri- gen Elemeute biiiden zwei Volume Wasser und geben wieder Alkohol.

6 ) Die SchwePelsSure erzeugt mit Alkohol gemischt nn- mittelbar eine saure Verbindung, in melcher man vmmittelst der Analyse zwei Atome SIure auP vier Volumen Kohlenrvas- sersioff uod vier Volumen Wasserdampf gefunden hat. Es ist diess die Schwefeelweinsiiure, deren Siittigungscapacitiit genau haIb so gross als die der darin enthaltenen Schwefelsiiure ist.

7) Destillirt man Schwefelsiiure mit einer angemessenen Menge Alliohol, so erhiilt man eine neutrale Verbindung, wel- che aus vier Volumen Bohlenwmserstoff, eiuem Atom Saure und einem Volum Wasser besteht,

oder Reactionen kennt man noch viele andere, welche der daraus abgeleiteten Theo- rie keineswegs widersprechen , und folglich keioer besondern Erwiihnung verdienen.

Diese Theorie griindet sicb auP die Annahme, dass das ijlbildende Gas, gleich dem Aminoniak, die Rolle einer Basis in diesen Verbindungen spielt. Man erltlirt d a m die oben er- xvlhnten Thatsachen sehr einbnh, s o dnss man dieselben, mie es scheint, nicht besser ordoen kann, denu seit mehreren Jnh- ren schon bat man es vergeblich auP andere Weise versucht Wir lassen hier die gnnze Reihe der Verbindungen folgen, auf welche diese Theorie onwendbar ist.

Ausser diesen Hauptverbindungen

C,H, - KohIenwffssersfoff (iilbiltiendes Gas) C,H,, Ch, - Chlor~obhlenvvasserstoff (Chloriither) Cs11s7 E1,O - EchrvePeliither

C,€Is, H,Ch, - Hydrochloriither C8H8, H,1, - Hydriodiither C,H,, C40,B,0 - Sauerkleeiither C,M,, Az,03, H,Q - SalyeterCLher

C,H,,H,O, - Alkohol

Dumas, iiber Mixhung orgunischer Kiirper. 309

CsHs, C,H,O,, B,O - Essigither C,H,, C,,Hlo0,MI,6 - Benzoeiither C,Hs, 2S03, H40, - Sehwefelweinsiiure BaO, SO, + C,B,, SO,II,O, - schwefclmeinssurer Bnryt C,H,, SO,, IIOX - neutraler schwefels. Kohlenwasserstoff C,€I,, 2S0, f H,O - Aethionsiiure BaO, SO, + Cs€Is, SO,, II,O - iithionsaurer Baryt C,H,, 2SO3, H,O - Isathions5xe BaO, SO, + C,kJ,, SO,, H,O - idthionsnurer Baryt CsIIs, PO, f 1120 - Phosyhorweius~iure %UaO + C,€P -+ PO,, HZ0 - zwei Drittel phosphorssurer

Ausser der bereits erwiihnten Theorie h b e n die Urhcber dersclben noch eine ziveite aufgesfellt, welche darin besteht, den Schwefeliither selbsf als eine Basis anzusehen und zwal' al? eim nocli niclit im isolirten Bustande dargestelltes Oxyd von Kolilen~vassersto~F. Nach dieter IIypof hese verwandeln sich dic oben nufgefuhrten Formeln folgcndermaassen:

Baryt.

C,H,, Ch, - Chlorl~ohIenrvasserstollC CSk& - Bohlenvvasserstoff C,Hbo - unbehanntes Radical Cs€IlO!l - Schwefeliithcr Cs1llOO f H,O - Slkohol C,Hlo $. Cb, - fIydrochlorJlher C,1Jl0 f I, - Hydriodiither C,€I1,,, 0 + C,O, - Sauerkleeiftthef CsIIlo, 0 + Aa,O, - Snlpeterdther C8€Ilo, 0 + C,H,03 - Essigiither C,Bl0, 0 f C,sHloO, - Bhzoeiither C,1J&O, + CsHlo3, SO, - neutraler sclrn-efelsaurer Roh-

C8HI0, 0 f 250: f H,O - S1:hn-efeln.einsaure BaO SO, + C,HIOO, S O , f II,O - schwefelweins. Baryt CSHIO, SO, + Cs~IloO, S O , - neutraler schwefelsaarer Koh-

CsI~,oO, BSO, - Aethionsiiure und Isiithioosiiure B a 0 so,

lenwasserstoff

lenwnsserstoff

CsHIOO, SO, - athionanurer nnd isiithionsaurer

also die nhdichen Verbindungen durch &&iomehi- Baryt.

3 i 0 Durn as, iiber Mischung organischer Xorper.

sche Formeln auszudriicken, muss man bald C, Hs bald C, zu Bulk nchmcn, wodurch dime Betrachtungsweise etwss ver- wicltelt mird, ohne dass =an hierrlurch mehr Sicherheic fur die nicbtiglreit dieser Ansicht erhielte..

B e r z e l i u s , der kurzlich diese Hypothese mieder znr Sprache gebracht, geht noch weiter. Er belrachtet den AIko- hol uicht nur als ein Uydrat des Kol;lenwasserstofI's oder Aelhcrs, sondern als ein Oxyd eines eigenthiimlichen aohlenwassersloffs. E4 be!cornmt der All;obol dann die Pormcl C,H,D. Betrachtet man aber die Saclie so, dam wurde die SchwefelweinsBure C,€S,O l- S O , eine neutrale Verbindung sein, und die schwe- felweiir.wuren S d z e h0, S O , + C, 1lt2 (I2, S C , wiirde;. ses- quibasische 3) Sake sein ; ailein die Richtigkeit dieser Annah- me ist sehr zu bezmeifeln, wenn man niimlich bedcnkt, dsss der erste dieser Kijrper eixe schr kriiftigc S iu re ist, und dass die Sake , welche sie bildet, vollkommer, neutral sind. Nach- deln dime Modification nuP die zweite Theorie ausgedehnt wor- .den, so lrnnn man wenigstens immer noch zwischen ilir und der erstcn whhlen, weil sic streng genomncn, diese beidcn be- kaiinlen Thatsachen erkliiren.

Wenn man bemeist , dass diese beideh Theorien im Grnnde nur Modificationen einer und derselben Grnndansicht sind, so wird dadurch die Frage sehr vereiufacht.

Folgende Vcrglcichung scbeint mir diess ausser ZweiPel zu stelleo.

Ammoniak, Aa,MB = Az,B, Enlzsaures Ammoiiisk, Az213,, Ch,N., = Aa,HS, Ch, Jodwasserstofb. Ammoiiiak, Az,iT6, I2UZ = Ax,H,, I, Salpetcrs. Ammoniak, AzaXi,, Aa,051J,0 = -4z2Hs, 0 -!- Az,OS Schwefels. Ammonirit, Az,H6, SO,, H,O = Az,Hs, 0-FSO,.

Aus dieser Nnnohme liisst sich wiedcr Eolger:i : Wenn das AmmoniaI; e iw Basis ist, welche mit dcn Was-

BerstoffsSuren wasscrPrcic Snixe, und mit i?cn W:isscrdc)IT~i~urcn wasscrhrltige Snlac biIdet, su verhiilt sich der Iiohlcnmnsser- stoff nuT gleiche Wcise.

Wcnn dagegen der RohlcnwnsscrslolF 11ur im Zustamlc deo

*) Sesqnihnsisclte Bnlze sind solcbc, i n weIclicu die 3Ienge dcr Bnsis ell dcf UasiSineuge in den Beutrdsalzen sich \vie 114:l ver- liiilt.

Durn as, uber Mischung orgaruscher KCirper. 3 P i

Aethers sich wie eine Basis verbilt, so wird anch das Am- moniak seinerseits nur im oxydirten Zustande aIs Basis nuftreten 1;onnen. Da es nun ausserst schwierig und seibst nutz!os sein lviirde, die ,4mmonia!iverbindungen auf cine von der bishcrigen so @nz verschiedene W-cisc zu betrachten, so glaubten die Urheber der Aeihertlieorie Iicine Aenderung voraehmen zu diir- fen, nnd suchten die Verbindungen des ~ ~ o l i l e n ~ ~ . ~ s s e r s f o ~ s dn- mit in Eirililang LU bringen. DamaIs konnte man jedoch uoch swischen beiden 'I lieorien iviihlen j gegenxvsrtig nber ist diese Froge schon ihrer Entscheidung niiher geriickt.

Wir verrveisen in dieser Beziehung auf die schon irn Jntrr 1828 von D u m a s und B o u 11 a y hieriiber aufgesteliten A n k h - ten. EY Iassen sich niimiich dieselben folgendermaasscn ver- nehrnen :

,,Das nnmittclbare Resultat unserer Untersochurqcnbe steht darin, dass man den Bether a13 eine Basis und den Alkohol sls ein Hydrat des -4ctbers betracbtet. Eie BIischung dieser beiden Iibrper wiirde dann sein:

2 Vol. iilbildendcs Gas t 1 Vol. Wasserdampf 1 Vol. Aeth'erdampf

y2 Vol. Aetlicrc!ampf Vol. Wasserdamyf. 1 Vol. Alkoholdampf

Und der Salpeter-, Benzoe - und Essigiither, die wir ana- lysirt haben, wiirde dann zusamrnengesctzt sein aus:

VoI. Schwefelitherdampf '/z Val, Siuredampf.

Der Sauerkleeiither mltcht eine Ausnahmc and enthilt : 1 Vol. SchwefeIiitherdampf I Vol. Siiure.

Reide aber sind, verglichen mit dem Alkohol, nur cfwrin von einander vcrsciiieden , dnss das Volum Siiuredampf cin gIci- ches Volum Wasserdampf ersetzt.

Man kann -ubrigens die Mischung- dicser Kikper noch a:!- gemciner betrachten. Man braucht nur das Kohlen\yasserstoir- gas selbst nls einen basischen K6rper nnzusehen, wotiurch man dann in den Stand gesetzt m i r d , die verschiedenartigstcs Ver- bindungen dieser Qrdiiung mit einem einzigen B!icke zu uber- schaueri j tvir legen auf diesc Bctmchtungs\reise einigm Wertltr,

3 12 D urn a s , iiber Mischung organischer Korper.

ynd ihre Einhchheit veranlasst uns, sie der bereits erwiihnten vorzuziehen.

Es handelt sich nun darum, %Q wissen ob das iilbildende Gas wirklich den basischen Charakter besitzt, den mir ihm bei- legen. Die folgenden Versuche scheinen uns keinen ZrveifeI mehr iiber diesen Punot iibrig zu Iassen.

Das Salz, welches wir erhielten, indem wir den Hauer- kleeiither mit Ammooiak behandelten, enthiilt zrvei Volume Am- moniak und zwei Volume iilbildendes Gas, welche die zwei Volume Ammoninkgas ersetssen , die zur Bildung des neutralen sauerkleesruren Ammoniaks erforderlich wiiren. Das ijlbiltiende Gas bat demnach genau dieselbe Siittigungscapacitiit mie das Ammonink. %)

I m Hydrochlor - und Hydriodiitlier ist ein Volum SGure- gas durch ein Volum ijlbildendes Gas gesiittigt, gernde so \vie in delh neutralen salzsauren und hydriodsauren Ammoniek die Giiure und die Basis je e u gleichen Volumen mit einrnder Oer- bunden sind. Aiwh die Siittigungscapacitiit ist hier noch die- selbe.

Ein Atom salpetrige S h r e , Essigsiiure, Behzoesiiure und Sauerkleesiiurt? s&ttigt vier Volume Ammoniali j nun aber siittigt in den durch diese S u r e erzeugtcn Aetherarten ein Atom der- selben auch gerade vier Volume iilbildendes Gas. Die Sbtti- gririgscnpscitiit findet sich auch in diesem Umstande wieder.

Endlich wird in den schwefelweinsauren Salzen ein Atom Schwefelsiiure genau durch vier Volume iilbildendes Gas ge- siittigt; wie dims durch vier Volume Alumonink der Fall sein wiirde. Auch hicr zeigt sich die Siitligongscnpacitlt genau auP dieselbe Weise.

Vergfeicht man das iilbildende Gas noch weiter mit Am- moniak, so findet man, dsrsri die letztere Basis, indem sie sich mit den Wasserstoffsiiurt.$ verbindet, stets wrsserfreie M Z C

bildet, wiihrend sic mit deli Sruerstoffsliuren stets nur Sake mit Krystallwaw,er liefert, welches letztere sehr schmicrig aus ih- nen abgeschieden werden kano, i d e m sie dabei sehr leicht eine Bersetzung erleiden.

*) Dieser Kijrper ist zmar auf die hier angegehene Weise zu- enmmengesetzt , allein man thnt besser , ihm eine andere Forrnei 211 geben. Er ist das bereits oben angefiihrte OXmethan.

Dumas, uber Mischung organischcr Kijrpcr. 3 13

Dieselben Eigcnschaften werden wir wieder bei den Ver- bindungen des ijlbildeuden Gases mit den Siuren finden. Die W-asserstoffsiiuren bilden alle wasserfreie Aether, niimlich Ver- bindongen von reiner S u r e mit iilbildendem Gase. Bis jetxt kennt man blos den hierher gehijrigen Hydrochlor- und Hy- driodiither.

Die Sauerstoffsiiuren bilden irn Gegentheil wasserbaltigc Aether, oder Verbindungen von iilbildendem Gas, Siiure untl Wasser.

Nach dieser letztern Ansicht miissen aber dann freilich Ver- bindungen zusammengestellt werden , welche einander dem An- scheine nach schr uniihnlich sind; und leider hat man bis jetet noch sehr wenige Hiilfsmittel, den Werth jener Theorie durctr directe Versache zu bestimmen. Da das ijlbildende Gas iin Wasser nicht suflijslich ist, so ksnn es weder auf gerijthetes Lackmuspapier noch auf Veilchensyrup reagiren, welche beideii man gewiihnlich als Beagentien auf Allialien anwendet. Mali kann noch den Einwurf machen, dass die als Salze betrachte- ten Aether nach den Gesetzen der doypelten Wahlverwandf- schaft auf andere Ealze wirken sollten, was jedoch nicht dei- Pall ist j allein man kennt diese Erschcinung noch vie1 zu wc- njg , als dass dieses aIs ein gegriiiideter Einivurf gegen diebe Thcorie betrachtet werden kiinnte j wenn bier kein bestimmtcr b f o l g sichlbar w-ird, so liesse sich diess auch aus der Ermii- gung Ieiclit auflddichcr Verbindungen erkliircn, wie bei d w schwefelweinsauren Snlzen es der Fall ist.

Wir hofl'en jedocb, dass unsere Ansiclit allgemein aagencin- men werden wird, denn als das sicherste Kennzewhen dcr ba- sischen Natur des iilbildenden Gases bietet sic11 ja hier desaci l &ihigkeit dar, die sauren Eigenschaften in deli erwijhnten Ver- bindungen g h z l i c h zu zerstijreri; und in der That es giebt me- nige Sake, welche neutraler sind al& die Aether. Uebrigeris bietet ihr liquider oder gasl"6rmiger Zustand keine Schwierjg- keit mehr dar, denn es gjebt j a auch Ijyuide Ammoniaksalxe und das hydrocyansaure Arnmoniak ist fast glisGrmig."

Als wir diese Theorie aufstellten, hofften mir, dass sic schnell angenommen und den Chemikern bei Erijrterung iihuli- cher Thatsachen sichere Anhaltsputicte gewiihren wiirde. Dicsc Erwartung ist zum Theil in Erfiillung gegangcn; man bat eie

JOUFIL f. pralit. Chemie. VII, 6, 21

3 14 D urn a 8 , uber Miaehnng oqpnischer Karper.

benutzt ohne sie selbst anzunebmen, und hat aahlreiche Ein- wfirfe gegen dieselbe aofgebracht, von welcher jeder entschei- dend sein sollte, ohne dass jedoch nur ein einaiger wirklich gegriindet war, was man auch jetxt anerkennt.

Nachdem alle Einwiirfe vorgebracht morden, erkannte man auch, dass die dem Alkohol und Aether betreRendea Thatsa- cheo , aur Begrundung einer Theorie vollkommen genugen, aber miin zog jene, melche wir als die minder ~ahrscheinliche be- zeichneten, derjenigen vor , die wir angenommen hatten. Wir lassen hier noch einige Bernerkungen iiber diesen Gegenstand folgen.

Streng genornmen ist es sehr begreiflich, dass man sich den Hydrochloriither nicht blos als eine Verbindung von Hy- drochlorsiiure nnd ijlbildendem Gase vorstellen kann , sondern auch nls eine Verbindung von ChIor ni t einem noch uobekann- ten Kohlenwasserstoff, welche Vorstelluogsweise in den zwei folgenden Formeln

C, Hs f Cll, H, C8 h o + Ch,

rosgedriickt ist. Allein man findet bei dieser Annabme kein Mittel, die

Schwierigkciten zu beseitigen, welche sich hiosichtlich der Ei- genschaften und der Bildung dieser Verbindungen darbieten, und cben so menig verdient diese Annahme nndern vargezogen zu werden.

Nun wissen wir nber jetzt, dass dns Terpentliin81 sich a01 gleicben Volumen mit Salzsfure verbindet; man muss deshalb hier dasselbe annehmen, und erhilt dann folgende Formeln:

G o Ha, 4- Cb, H, %OH,, + Chz,

niimlich statt einer ealzsauren Verbindung mit dem sehr be- kannten nnd einfach zusammengesetzten Kohlenwasserstoff C,, H, muss man ein Chlorid einer geoz unbekannten und sonder- baren Verbindung, niimlich von C,, H,, annehmen. Auch das Citronend verbindet sich mit der Salzsiiure und liefert einen Kiirper, welcher sich auf gleiche Weise verhalten wiirde, 80

dass man erhielte: C,O H, 6 + Cb, 8% %.&*+Chs.

I1 u m as, uber nfischung organischer liorper 3 15

Ptalt der bekannfen Verbindung C5 H+, welche das Citro- nenbl ist, Iiilte man also die unbekannte Verbindung C,, His.

Das Naphtalin, von dem vier Volume, die durch C,, H,, ausgedruckt werden, neutrale Verbindungen bilden, gleich wie vier Volume olbildendes Gas, wie vier Volume Terpenthinijl and endlich wie vier VoIume Ammoniak oder Phosphorwasser- d o f f , miisste sodann eine gleiche Modification erleiden.

Urn consequent zu bleiben, mussten die Chemilcer sechs nnbekannte Verbindungen annehmen, welche sich iiberall bil- den, aber niernals isolirt darzustellen wRren , wiihreird antlerer- seits iloch dns Ammoniak, der Phosphorwssserstoff, Rohlenwar- serstoff , das Terpenthinol, Citronenol und das Naphtalin nach ei- nem gleiohen Gesetze sich verhinden zu lionnen scheinen.

Diese an sich schon eiemlich unwahrscheinliche Mypothese wiirde endlich zu nichts fuhren, weil sie von den bei dieser F'rage sich dnrbietenden Rchwierigkeiten keine einzige beseitigt, sondern im Gegentheil e u der noch sehr schrvach begrundeten Annahme von der Existenn verschiedener Kijrper zwingt, die eine cornplicirte Formel haben mussfen, und noch nie i~ol i r t dargestellt werden konnten. Betrachtet man aber diese Sache einfrlcher, und auf eine dern jetxigen Standpuncte der Chemie entsprechende W-eke, so wird die Frage eiemlich befrietfigend gel fist.

E h e wir jedoch diesen Gegenstand verlassen, wollen wir kurz die Resultate tier jiingsten Beobachtungen mitlheilen, wel- che neue Gruppen von Verhindungen, sowohl mit der Aether- theorie, als auch mit der Theorie der Amide in niihere Eezie- hung bringt,

M i t s c h e r t i c h hat z. B. gefanden, dass der Doppelkoh- Ienw-asserstoff oder das Renxin sich mit wasserfreier Schwefef- aiiure verbindet, so dass eine saure Verbindung entsteht , wel- che ihrer Sa tur nach zu den Amiden gehijrt, und aus der fol- genden Reaction hervorgeht:

C,, B,, C 92 0, =IT2 0 + 8 2 0 3 C , ~ H ~ O * Diese letxtere Verbindung spielt die Rolle einer Sjiure ge-

Ihre Erzeugung erinnert an

Durch Behandlung des Naphthalins mit Snlpetersaure hat

rade wie die Schmefelweinsiiure. die des Oxamides und iihnlicher Verbindungen.

21 Q

3 t 6 D u m as, Uber Miscliung organkcher Kiirper.

L a u r e n t eine erste T'erbindung C,, R,, Ae, 0, erhalten, weI- cPe sich olfenbar in .Folge der nachstehenden Formel bildet:

C4, H, ti + Az, 0, = C,, €I,, Az, O,+ H, 0. Diese .Verbinduog, welche neutral ist, ksnn wieder onter

&Etwirkung 1%-asserhaltiger Alkalien Salpetersiiure und Naphtha- ]ill ermugen. Wird sie aufs Neue mit Salpeterslure behsn- dclt, so liel'ert sie ein iiusserst sonderbares Product, .r~elches i:.so H,, Az4 0, entliiilt uad das offenbar am folgender Reaction Ilsrvorgeht :

(-l-;oN,,+Az,01,=~~0,fC,,H~6A~52(dg. Nit i-asserhaltigcn Alkalien behandelt, giebt diese neue Sub-

atanz ebenhlls wiedzr Naphthalin und Salpetersiiure. Es geht bieraus ', so rc-ie aus einigen ahnlichen Beobachtungen klar her- vnr, dnss der wirksame StofF, welcher bei der Bildung des Osamides -fhiifig id', auch bei vielen andern Verbindungen wie- dcr nul'lritt, und zmar so, dass er eioh besonders RUS Sfuren unrl irgend andcrn wassersloffhaltigen Verbindungen erzeugt. 13ic bercits beknnnten Ttints:tchen leliren iiberhaupt, dass Ver- bindlingen cfieser Art vorz:iiglirh nur d s n n sich biiden, wenn dio swei mit einander in BerGhrung kommenden Kiirper eiit-

weder sl!e beide oder metiigstens nur einer von ihnen mssser- frei sind. Welche Ursache' auch immer eine blos einfache Ver- biiidung ewisc!ien beiden Kiirpero verbindern mag, so ist doch gemiss, dnss die Verbrennung zmisclien gewissen Elernenten derselben beginnt, ohne dnss die iibrigen Atome dieser Kiirper in ihrer Ordnuiig hierdurch gesliirt wurden, 90 dnss, wenn die anfangs entfernten Atome wieder ersetzt werden, die ersten Verbindungen wieder entdehen.

Spiiter erst wird mail vielleicht finden, dnss man zu die- sen Verbindungen einigc Kiirper stellen 'muss, melcbe durch dio Wirkung der Warme erzeugt werden, und von denen weiter unten die Rede sein wird.

Wir meisen zuletzt nur alleiu auP folgende Thatsache hin: diejenigen Verbindungen, welche reich an positiven Atomen, \vie z. B. an Wnsserstoff sind, und diejenigen, welche vie1 ne- gative Atome wie Sauerstoff', Chlor u. 8. w. enthalten, kjinnen bei ,jhrer Benction ', unter gewisscn UmstBnden , besonders im reinen Zustande und bei lioher Tcmperatur , von ihren Elemen- ten durch einc eigeullichc Verbrennung gerade 80 vie1 verlie-

D urn as , iiber Mischung organischer Kijrper. 3 I7

Ten, als zur Wmserbddung oder Erzeugmg von Salzsiiure erforder- li& ist. Da die Wiederersetzung des Wassers, der Salzslure oder uberhaupl des also gebildeten Productes die primitiven Substan- Zen wiedererzeugt, so sind die Verbindungen tfieser Art in ge- wissen Fiillen minder leicht erliennbar, als man anfaogs glnubt.

Theorie der ,Substitutionen. Als ich die Wirlinllg des Chlors auP verschiedene Kijrper gennu untersuchte, wurde ich veranlasst folgende Regeln aufzustellen:

1) Wenn einem wssserstoffheltigen Kiirper dnrcli ChIor, Brom , Jod , Sauerstoff u. s. w. der Wasserstoff etitzogen w i d , so nimmt er fur jedes WasserstoKatom, wlches er abgiebt, ein Atom Chlor, Brom und Jod oder ein hslbes Atom Snuerstoff anf.

2) \Venn der wssserst6ffhaltige Kiirper Sauerstoff enthblt, so gilt dieselbe Regel oboe Modification.

3) Enthiilt der wssserstoCiiaItige Kijrper Wnsser, SO ver Iiert dieser seinen WasserstoB, ohne dass derselbe durch einen anderu Wiirper wieder ersetzt wiirde j entzieht man ihm aber j e h t noch mehr Wasserstoff, so wird dieser, genau wie er- wiihnt, ersetzt.

Seitdem ich zur Aufstellung dieser Regeln mich veran- lasst sehe, babe ich versucht, sie ouf d le mir belinnntcn.Er- scheinungen anzuwenden, und liabe aucli wirlilicb noch Iieine Thatsache gefnnden , mit welcher sie t i idit im Eii!lilnnge stiir1- den.

i) Es ist beliannt, dass die Sauerkleeslure unter Eiufluss der Salyetershre sich gLndich i n Kohlensiiure verwandelt. Aus der Formel C, 0, H, 0, melche der Oxa!siiure sngehGrt, ersieht man, dnss die beiden Atome WasserstofT, welclie dein Wasser ongehijren , der Oxalsiiure entzogen werden, o h m dass sie wieder ersetzt wurden, und es bleibt dann C, 0, oder Koh- lensiiure. \Venn der C)xalsiiure die von D u l o it g angenotnlnene Formel C,04H, zuiiiime, SO wurde meine Repel ni+t mehr darsuf anmendbar sein, und es miisste sich daritl die Verbin- dung C, O5 bilden.

2) Die Ameisensaure verivandelt sich unter Einwirkung des Quecksilber- und Silberoxydes in Kohlensiure u11d (lie For- me1 C,H, 0, zeigt ,, dass, indem sie H, verliert, dafiir 0 :iuf- nehmen muss, wodurch auch C, 0, oder Kohlenstiare blcibt.

Xch werde einige Beispiele devon anfuhren :

8 18 D uuas, uber Mischung organkcher IGqer.

3) Der Alkohol verwandelt sich unter dem oxydirenden Eintlusse der Luft in Esuigsiiure. Die Chlorsiiure wirkt, indern sie denselben oxydirt auP gleiche Weise. Nimmt man nun an, dass der Alkohol C, H,, H1O, enthiilt, so muss der SauerstolP vorwugsweise auP den Kohleriwusserstolf eiriwirken , ond wenn er diesem €I, enrxieht, so werden sie durch 0, ersetzt. EY entsteht dann C, H, 04, oder wasserhaltige Essigsiiure, welche man durch C , H , 0 , + H 2 0 ansdriickt. Nimmt man nun an, dass daa erzeugte W-aMer sich wit tier Siiure selbst wieder vereiiiigt , so wiirde mati C, H, 0, €I, 0, haben, welches die Esigsiiure im Maximum der Diohtigkeit glbe.

4) Wird der Alkohol lnit Manganuberoxyd nnd Schwefel- siiure behandelt, so verwandelt er sich in Ameisenuiiure. Ent- zieht man nun der Verbindung C8H,, H4O2 durch diese kriif- tige Oxydation U, gaiizlich, so sinct Q, erforderlich, urn ihn AU ersetzen. Man hat sonnch wirklich Cs€J40, oder zwei Atone wasserfreie Ameiueirsiiure.

5) Ihs Oel der hol1;indischen Chemiker (Cblorkohlenwas- serslof) C, H, Ch, zersetet sich im Bonoenlichte uuter Ein- wirkung you Chlor und verliert seinen gaiixen Wasserstoflge- halt. Dagegen nimrnt es Ch, uuP und bildet den Chlorkohlen- EM C, Ch,, welcheu F s r tiday aue diese Weise erhalten hat.

6) Die Blausiiure verliert uriter Ein~virkung yon Chlor ili- Ten Wasserstoi giinclich, iind die Pormel CyH verwandelt sich i n CyCh , welche L'mwertdlung , wie Leliannt , bei der Bildung des Chlorcyans utid iihnlicher Kdrper Stalt findel.

7 ) Das iitherisctie Bittermandeliil C,, H,o O+H, verliert €I,, \Venn, es der Luft auegesetzt wird, und iiimmt dsgegen 0 auf, und verweridelt sich so in Benzoeuiiure C,, HI, 0,. Wird das namliche Oel mit Chlor zusammengebracht, so muss es C,8€I~oOz, Ch, geben, was gani nit den bekaunteu Thatsa- &en iibereinstimmt.

8) Das iitherische Oel des Zimmts C,,H,,o, verwandelt sich an der LuPt oder durch Eiiirvirkung deu Sauersloffs in eine Siiure (Cinnamsiure) C,, €Il6 0,. Er verliert also H, und nimmt defur genau 0 nuf, wie ey die Theorie YOI'BUS bedmmte Mit Chlor giebt sie eiiie krystallisirte Verbindung, welche C,, If,Cb,O., euthblt, uud daher gegea die abgegebenen 8, wie-

Du m a s , uber Mischang organischer Korper. 3 i 9

der Ch, aufgenommen hat, welches mit den hier aul'gestellten Regeln gana Obereinstimmt.

9) Da der Zucker unserer Aethertheorie gemiiss SO m s m - mengesetat ist, dass man ihn als Koh1er:iiither betrachten kann, SO wiirde seine Mibchung durch C,O,, H,C,, H,O aiisge- drijckt werden. Nun ist aber bekan~rt, dass die Salpetersiiure ihn in Sauerkleesiiure verwandcit, rwbei dann 11, durch 0, ersetzt werden, und €IB ganz verscbwinden, wodurch Yauer- kleesiiure entslehcn muss, Man bat dann C,,09 oder 3 h to - me Oxalsbre.

Die Zusarnmensetzung des Zueliers wiirde sich nicklit anf diese Weise erkliiren lassen, wenn man mit B e r z e l i u s an- nehmen wollte, dass er aus C26H21 O , , zusammengesetzt sei. Eben so wenig wiire diese Erliliirung auf ihn anwendbar, wenn mau ihn wasserfrei aoniibrne.

10) Wenn dem Alkobol die Forrnel C, H,, H, 0, zukommt, so kann ihm durch Clrlor €I4 entziehen, ohne dass diese er- s e k t wiirden, so dsss derselbe in Essighther C, tr, 0, verwan- delt n i r d , was nuch wirklich Stalt flntlet. Jedes freigeworde- ne Wasseratom kaiin dann durch ein Atom Chloe ersetwt wer- den, und es wird i tun , abgeseben i r o n den intermediiiren Ver- bindungen, Chloral C, H, 0, Ch, erzeugt, wodurch demo:rch die oben erwlhute Regel sich genau anwendeu liisst. Die Analyae dieses Korpers gernde hat zur Aufstellung demelben geiiihrt.

11) Der Brenzessiggeist wird durch die Zersetznng der wasserfreien Essigsiiure erzeugt. Er bildet sich, wenn man ein essigsaures Yalz destil!irt, wobei folgeiide Reaction Statt findet :

C, H, O,+RO= C, €I, O+RO, C, 0,. Die Essisiiure verwandelt sicli demnucli i n Essiggeist und

Kohlensiiure. Es ist ubrigeuv nielit unwahrscheinlich , dass der Brenzessiggeist, seiner Bi!dung iind seinen Eigensclisften nrtch zu urtlieilen, kein Wassee etittiiilt. 6el;anitelt man ihn mit Chlor, PO verliert er H, rind nimmt Ch, aur, iudein er die Ver- bindnng C, H,0 Ch, bildet.

W-enn diese Thatsachen zusammengenornmen die weiter oben aufgestellten Regeln geriiigetid rechtt'ertigen, so ist ea auch klar, dass der Alkohol die Forinel C,H,, H40, bat, und daon wiirde auch die ganze Aethertheorie bewieaen sein

320 Dumas, iiber Mischung organischer Kirper.

Wome man im Gegentheil die Theorie der Substitationen $8118 unbeachtet lassen, und die Uebereinstimmung der That- sachen mit dieser Theorie blos aIs ein Spiel des Zuhlls anse- hen, so bietet diese Betrachtungsweise dennoch eine liiitzliche Lehre dar. HSttte man niimIich hier die Aefhertheorie nicht als festen Anhaltspunct genommen, so wiirde des Studium dieser ausammengesetzten Korper, welche der Theorie der Substitu- tionen zur Grundlage dienten , sehr schwierig gewesen sein.

Die Theorien haben also den Vortheil; dass sie zur ge- nauen Priifung aller Thatsachcn nothigen, welche dsmit im Widerspruche stehen , wudurch dann endlich dnrgethan wird, dass diese Thatsachen -entmeder nioht richtig aufgefasst wor- den, oder dass die Theorie selbst modiiicirt werden muss. I n einer WissenschaPt ohne Theorie, wie diess in letzter Zeit die organische Chemie gewesen ist , kiinnen sich unrichtige Tbat- sachen beliebig aufiiufen, deno nichts fiihrt zur Erkennung des Irrthoms, und nur vom Zufall sllein darf man die Ent- deckung der Wahrhei’ erwarteo, welohe dagegen eine richtige Theorie sucheu ond entdeclien lehrt.

Man liuniite durch die vorausgeschickten Betrachtungen veranlasst werden , die Fettsubstanzen mit den eigeiitlichen Aelhern zu vergleichen ; allein bis jetzt scheint mir diess doch nicht ganz rathsam zu sein. Wir haben oben die Formel dea Stearins C,,oR134 0, + C6H6 0, gegeben; aber C, H, 0, druckt 2 At. Glycerin ails, von dem 1 At. C3€13 0 sein Iviirde. Es fragt sich nun, ob diese Verbindung als ein Oxyd oder als ein Hydrat betrachtet werden muss. I m letwtern FalIe wiirde seine Formel C,H, H,O sein; bis jetzt aber liisst sich durch lteinen Versuch entscheiden, welche von diesen beiden Annah- men die richtige ist. Dle Annlogie spricht jedoch fur die letz- tere, wenn man niimlich beriicksichtigt, dass das Cetin (W-ell- rathfett) aus wasserfreien Siiuron besleht, welche mit einem Kohlenwasserstuff verbuntlen Rind, der isomerisch mit dem iil- bildenden Gase zu sein scheint.

Geht man von diesem Gesichtspuncte aus, so zeigt sicb, dass die Theorie der Feltsubstanzen noch einiger Versuch zn ihrer Pestern Begriiiidung bederf; diese sind nun nicht mehr schwierig , seitdem C h e v r e ul jene Theorie aue 60 sorgflul- tig beobaahtete Thatsaclien gegriindet hat. Wenn die Gesetze

Dumas, uber Mischung organischer Kijrper. 32 1

der Substitutionen 81s richtig 8ngenommen werden diirl'crt , SO muss man Z. B. Chlor auf das Glycerin und das Aethel ein- wirken lassen, und die daraus hervorgehenden Producte gcuou mtersnchen.

Der Leser darf nicht nnbenchtet lassen, dass man bei R I - len oben angefiihrten Beispielen sich uicbt durch die HSesu!tatc der Analyse allein leiten l ies, sondern dass man stets such die Hsuytreactionen jeder Substanz dabei beriiclisichtigte. ES ist diess der einzige W-eg, gewisse Regeln aufzu2ndeo, nach wel- cben die Kiirper , der eigentlichen Analope ilrrer Aeaction ge- miiss , gruppirt' werden lionnen.

Noch mangeln der arganischen Chemie, melche so rcjch an einzelnen Thatsachen ist, diese nllgemeinen Regeln glnzlich. Die meisten derselben , rvelche in den chemischen Lehrbiichern als solche aafgestellt wurden , sind blosse Tluschungen, dtxen Ursache man sich leicbt erkliiren kann.

Wenn man sich wirlrlich von der Wuliung verschiedener chemischer Agentien Bechenschdt geben M ollte, so hat uinn fast immer das Hob, den Zucker, die Stlrke, den Gommi, uad als stickstoffhaltige Stoffe das Eiweiss, den Faserstoff, das Fleisch, das Blut u. s. w. uiitcrsucht; nun aber kiinnen eiriige dieser Substanzen nicht als reine Stoffe gelten, und andere da- gegen gebiiren alle ein und demselbcn Grundtyyns itn, so dass sich ans ihren Reactionen eigentlich nur ein sllgemeines Ver- halten abstrahiren liisst, welches Bur allein auP diese Reitre Hbnlich gebildeter Korper, nicht aber auf andere passt. E3 verhiilt sich hier gerade ,so, s1s wenn man nu3 den eige;enthiim- lichen Reactionen der Alkslirnetslle Regeln fur die gesalnmten Metalle ableiten wolIte.

Diese, aus den Reactionen Rbgeleiteten Regeln ruussen iibrigens allen Theorien vorangehen j die Theorie wird erst

nactrher O u r Erkliirung der erstern mPgestellt. Sonach itit also der Weg , den man beim Studium der organischen Chemic eiti-

zuschlagen hat, genau bezeichnet: man inusa nfimlick vie:e Analysen machen , und die Reactionen sorgfiiltig bis in ibre Details studiren, und beide Classen YOU Thatsachen mit eiliatr- der zu verbinden sucben. SchIiigt man dieserl Weg ein, SO

bieten sich viele einzelrie Theorien dar, welche feicht mit ein-

342 D umas, fiber Rlischung organischer Krper.

nnder zn verbinderr sind, und zuIetzt eine zusammenhiingende Rcihe von Lehrsitzen bilden.

Theorie d w Bmsoylcerbindungen. Die Untersuchungen von R o bi (1 u e t lehrten Thstsachen kennen , melclie zwar fur die Theorie der Verbindungen, von denen jetzt die Rede sein 8011, von hiichstetn Interesse sein mirssten, die aber noch keine sueamrnenhiingende Lehre biitieten. Erst L i e bi g und W ti h - 1 e r griindeten auP sehr genaue Armlysen diese Theorie, wel- che nur noch weiter auqpdehrit zu werden braucht, urn auch Verbindungen zu umfassen, deren eigentliche Natur uns bist:er noch unbelcannt war. Wir lavsen hier die wichtigsten That-a- chen folgen:

I) Das iitherische Bitfermandeliil id , nachdeca die Blair- dure daraus abgeschieden worden, eine Verbindung, welcba Sauerstoff absorbiren und sich gsnslich in Beuzoesiiure ver- wandeln lianu.

2) Wirken hydratische Alkalien darauP ein, so lieCert es BenzoesGure, indem sich Wasserstoff entbiirdet.

3) Liisst man Chlor darauf einivirken, 50 verwandelt es sich in eitien chlorboltigen Kijrper, welcher aul das Wasscr reagirt, nud dnnn Salasiiure utid Benzoeslure erzeugt.

4) In dieaer Verbindung karin das Chlor durch Jod, Schwefe!, Cyan u. P. w. ersetxt wenlen, und die daraus her- vorgehendeo Verbindungen reagiren gans lhiilich auP das Wasser.

5) Das Amrnoniak erzeugt, indem es auP die Chlor-i-er- bindung einwirlit, sabsaures Ammoniak, und eine iieue zur Fa- milie der Aniide gehiirige Verbindung.

6) Der Alliohol liel'ert, wenn er mit dem niirnlichen KSr- per zusammeiigebrncht wird, Salzsiiure und Benxoeiither.

AHe diese Thatsacheu lassen sich aus der Theorie erklh- ren, voii der wir spiiter sprechen werden; es giebt aber de- ren iloch a:idere, wozu sie den Schliissel noch nicht liefert, u d vun denen jetat die Rede sein wird.

I j Das Bittermandelid priiexistirt nicht, sondern bildet sich erd uriter Mitwirliung .des Waeuers.

2) W-erden die Mandeln mit Akohol behandelt, so geben sie dos- Smygdaiin, ciii cigeothiimiiches, stickstoKbaltiges Pro-

Dumas, iiber illkchung organischer Xorper. 333

duct; dieses kann wieder BittermandelGI oder Benzoesiiore uu- ter Einrvirliung von Salpetersiiure liefern.

3) L)er Barn der grasfresseriden Tbiere eothllt eine sticli- stolfhaltige SLure , die Hippurssure, welche durch verscbiedene &infliisse in Bgrizoesiiure verwaude!t wird.

Fur jetxt miissen wir uns also auP die Priifurig der er- kliirlictieri Thatsachen beschrsnken. Wir lnssen hier die von Li c b i g uud W ii h 1 e r aufgedellten Fonueln folgen.

C,, H,, 0, - unbelianntes h td ica l oder Bcnzoyl C,, H,, 0, f 8, - Benzoylwesserstog oder Bittermadelul C,, H,o 0, + Ch, - Benzoylchlorid Ca6 H,, 0, + Cy, - Benzoylcyanid C,, Hloo, + S - Berizoylsulpliurid C,, H,, 0, f 0 - wasserfreie' Bcnzoessure C,, H,oO,fO fH,O - sublimirte Ueti;..oes5nre C, H, + CC,, €I,, 0, + 0) + i120 - Beuzoelither C,, HI, 0, f Aa, H, - Beriaamid.

Beleuclitet mau das, was diese gormeln auszudriicken stre- ben, etwas usher, so scheiut es, dasa drrs Benzoyl init dem Kohlenoxyd utid d w Benzoylchlorid mit dem Chlorkohlenoxyd verglichen werden liiirinte, So wie die Benxoesiiure der Koh- lensiiure oder eigentlich der Oxalsiure eotqrechen wiirde. Ed

fiihrt diess denn zu der Anuahue C,, HI, = Benzogen C,, MI, 0, = BerizogenoxyJ, melches ein neues dem

EY s e h t diess die Existeiu eiiies besoudern Kolileriwasser- doffs voraus, wodurch jedoch die oben aufgestellleu Formeln uicht modificirt merden.

Alle diese Thatsachen lassen sich aber auch wieder auP eioe gana anderc W e k e ausdrucken , weun man die slochio- metrischen Formeln dieser verschiedeueu Iiiiryer fo!gendermaas- ~ jen auhtellt:

C,, €Ilo wiirde das Radical der erivilhriten Verhiuduu-

Nimmt man nun an, dieses Ritdicd koniie wie d6r Stick- st08 ein Alltali bilden , irrdeio BY sicti mit secbs Voiunien Was- serstul€ verbiidet, so hiittc m m fur Beuzoylwitsserduff C,, Hi,, Htrf 2Cae II,, 0,.

Kohlenoxyd iilrrilicbes Radical bildet.

gen sein.

. ,

324 Dumas, uber Mischung orgaaischer Korper.

Das Chlorid, BaIphurid und Cyanid werden dann durch Polgende Bormeh ausgedriickt:

Cz,~%o Chs+*%3 ~ 1 0 0 ,

C2*~,oCY,f~C,s~I , , 0 3

C28 %o% +2cm qoo,. Man erhielte dmn benzoesaure Chloride, Sulphurido oiier

Cyaiiide, welche dem doypelt chromsauren Chlorkalium ent- syrfchc, welches P e ti got entdeckt hat.

Die iibrigen Formeln wiirden daon sehr einfach sein: CssHIO 0, -- wasserfreie Benzoesiiure 4&, HI, 03, H,O - wrrsserhaltige Siiure Cz8 €Iio O,, C, H,, H,O - Beneoeiither C,, HL0 0,, Az,H, - Benzamid.

B u s diesen bekaunten Thatsschen IWt sich sonnch durch- ans nicht entacheiden, welches von den beidea hier rolgcnden Radicalen

C,, HloO, Benzoyl C,, Hi, - Benzogen

anzunehmen sein miichte. Ja man weiss nicht einmsl, ob in den bisher betrachteten Verbindungen das Radical sich in der ersten oder in der zweiten der hier angegebenen Pormeln be- flndet. Man durP sogsr mit Sicherheit schliessen, dnss aut' die bereits untersuchten Benzoeverbindungen mindestens drei ver- achiedene Theorien angemendet rverden konnen , und dnss erst Deue Beobachtungen gemacht merden miissen, bevor man sich mer ihre Natur bestimmt wird sussprechen kiinnen. Uebri- geus kt, in Folge der Untersuchungen von L i o b ig und Woh- l e r , dieser Theil der organischen Chemie am weitesten vor- wiirts geschritten.

Aus diesen Betmchfungen, wenn ich mich nicht tiiusche, geht hervor , dase sich nicht aile orgsnischen Verbindungen ruf gleiche Weise modeln lassen. Diejenigen , welche alles auf die Thcorie der Oxyde beziehen wolfen, oder die, welche iiberall hydratische Iiohlenwasserstoffe zu sehen glauben , verfallen in den nlmlichen Irrthum, wie derjenige, welcher fortfiihre, hart- niickig SauerstoE im Ammoniak oder Wasserstoff im Kalium zu suchen.

Die Chemiker werden cndlich sich iibermagen, dass es auch in der organischen Chemie, gerade wie in der Mineral-

D u m a s, iiber Mischung organischer Iiiirper. 32-3

chemie, Oxyde nod Wasserstoffverbindungen . giebt , dic sich in gewissen Puncten einander gleichen , wahrend sie in andern ~ e d e r sich von einander unterscheiden, und dass jede Gruppe ihre besondere Theorie erfordert. Wollte man &urn Reispiel aIle Tliatsachen der organischen Chemie so erlrliiren, dass man annghme, die organischen Substanzen Wires nlle nach den Ge- setzen gebildet, welche uns die Aethertheorie lehrt, so wiirde man wahrscheinlich irren. Dasselbe f h d e ohne Zweifel Statt, weiin man nach dem Beispiele von B e r z e l i u s annehmen wollte , dass in alleu organischen, sauerstoffhaltigen Kijrpern der Sauerstoff stets nur a13 negatives oxydirendev Element , niemals aber als Wtuser vorhanden sei.

Eine Theorie , welche auP alle organischen Verbindungen allgemein anwendbar wlre, ist gegenwsrtig kaum denkbar. So verhiilt es sich eum Beisyiel mit dem jiingst vorgmchlagcneo Gesetze :

,,Dass zwei zueammengcsetzte Korper sich nur dann ver- einigen kiinnten, wenn sie einen gemeinschart'tlichen Grundstoff oder wenigstws ein isomorgbes Element enthalten."

Iieber den W-erth einer solchen Theorie Iiisst sich nicht entscheiden, da der Urheber derselben sich nur sllein darnuf beschriinkte, sie hinzustellen. Es Ieuchtet m-ar ein, dsss die am besten gekannten Balze diescr Bedingung entsprechen , and dnss diejenigen Verbindungen, welche derwlben minder genii- gcn, im Allgcmeinen weniger genau bekannt sink Welchen Einfluss auf die Theorie der Wissenschaft kann aher eine Re- gel haben, zu deren Beweis mehr Zejt erforderlich ist, als die orgmische Chemie bedarf, uin auP eine feste Grundlage ge- bracht zu werden? Und wie kiinnen wir zugeben, dass un'- sere Ansichtcn sich empyrisclien Formeln dieser Art nnterord- nen sollen, wiihrend doch alles uns beweist, dass geradc das Studium der orgnnischen Chemie sllein es ist, welches uns zm Entdeckung der eigentlichen Grundgesetze, denen die Verbin- dungen unterworfen sind , fiihren kann.

Man braucht rrlsn fur diese noch weniger genan gekann- ten Sloffe keine ausschliessliche Meinung anzunehmen , sondern es ist der Erforschung der Wahrheit gewiss gunstiger, menn mail nlle Meinungen wohlwollend beachtet, sic unpnrtheiisch mit kritischem Geiste vergleicht uiid besonders jcde allgemeine

326 Dumas, iiber Michung organischer H6rper.

Anmendnng da vermeidet , ii-o eine theoretische Ansicht nur fur einen qeciellen Fall zu passen schien.

Hat der Leser meine Zweifel richtig aufgefasst, SO wird er nuch meine Hoffnung fiir die Zukunft theilen, and iiber- zeugt sein, dass zur Vollendiing der ungeheuren Arheit, wel- che noch zu than tibrig bleibt, die vereinten und gewissenhsf- ten Anstrengungen aller Cliemikcr erforderlich sind ; noch man- pcln nne Thatsachen, drirch deren Entdeckimg Rich alle die- jenigen , welche sich mit diesem Werlie befassen wollen, gros- ses Verdierist ermerben khnen.

Unter diesem Na- men und besonders linter Brenzstiaren, versteht man Substan- zm, welclie durch die Einwirkiing des Feuere ILUS gewissen organischen Stoffen erzengt werden. Die Bildung derselhen ist pewissen Regeln unterworfen , die langc , verkonnt , rber jungst sehr glucldich drirch P e I o u z e festgestellt worden. Wir stel- len hier die Hariptresultate seiner bieriiber gelieferten Unter- suehungen zusammen.

Erliitzt man einen reiuen organischen KUrpeG, SO tritt ein Zcitpunct ein, in welchem er der zerst6renden Wirkung des Feuers nicht mehr wiederstehen kann. Nun vereinipen sich diejenigen seiner Tbeilchen , welche ihrer chemischen Rstur nach einander am meisten entgegengesetzt sind, zu bioiiren Verbindungen, und die noch iibrisen Elemente bilden eine feuerbestiindigere Verhindung , weil die Substanx zwei Stoffe verloren hat, deren Strehen, sich inniger mit einander zu ver- binden, untrufhiirlich die urspriingliche Verbindung zu zerstii- ren drohte.

P e l o u z e hat sich iiberzeugt , dass bei dieser Umhildnng tcrniirer Verbindunpen im Allgemeinen immer Wnse r oiler Kolilensiiure erzeugt werde. Dime Producte aber gehen au9 der Verbrennung des Kohlenstoffs und Wasseratoffs hervor, wel- che auf Kosten des in der erbitzten Substanz vorhandenen Sauerstoffs Stnlt findet.

Sobnld ein organischer Stoff den Hitzgrad erreicht hat, in melchem seine Zersetzung Stalt finden krrnn, so tritt auch,diese gegenseitige Reaction seiner Bestandtheile ohne Unterbrechung

*> Diesen Kiirpern k6nn te fiiglich die dentscbe Beoeonung ,,BrennstolTe" ertheilt werden.

Theorie der pyrogenen Substtnnzen *).

A. u. E.

Dumas, iiber Mischung orgsnischtr Kfirper. 327

ein. Ueberschreitet man nun diesen Punct und steigert die Hitze allmiiblig, so kann eine neue Verbrennung eintreten, in Folge deren auch ein neuer Brenxstoff entsteht.

Die bei verschiedenen Temperaturen erzeogten Brenxpro- docte konnen sehr auffallend von einander verschiedea sein; denn die Gallussiiure z. B. verwsndek sich i n einer Tempera- tur von 2150 i n Kohlensiiure und Brenxgalluesiiure gerniiss fol- gender Reaction :

C,, H, 0, = C2 0, f C, 2 Hc 0,. Wird aber die Temperatur schnell auf ,2500 erhBht, 80

erhiilt man Kohlenslure, Wasser und Metagallus-clure und nrenz- gallusshu-e zugleicb, ohne dnss nur die geringste Spur von Brenslgallussiiure sich zeigte. Die folgende Formel stellt diese Ietzten Resultate dar:

C, 4 H, 0, = c2 0, +"2 0 f c1, B, 0 2 -

VieIe Beispiele unterstutzen diese erstern Beobachtungen. So verwsndelt sich auch die Aepfelsiiore in Wasser nnd Ma- Iealsiiure +:) nach der Formel:

C, H*O, =B20 Cs €Is 0,- Die Mekonshure ver~vandelt sich in zwei nene SLuren, i n

die Metawekons%ure und die PyromekonsKure bei bestimmten Temperaturen und nach folgenden Formeln :

c,, H, 0, =C, H, + C1, H, 0, Metamekonsiiurc C,, H,O, =C4 H4 + C,, H, 0, Pyromekonssure.

Man kann also liier sagen, dass, wenn man ein Mittel fiinde, diesen Brenzstofen das Wasser und die liohlens~ure wieder zu geben, welche sie verloren liaben, so kiinnte man die urspruoglicben Substanxen, aus denen sie entstanden sind, wieder herstellen.

W-o man Wasser und Kohlensiiure so leicht a m einer or- ganisehen Substanis sich enfbinden sieht, welche sich in einen andern vollkommen reinen Kiirper verrvandelt , wird man LU glauben veranlasst , class diesee W-Rsser oder diese Siiure vor- her schon existirten und nur durch die Hitxe abgeschieden war- den seien. Ich trete jedoch dieser Ansicht nicht bei und halte

*) Wir behalten diesen Nanien, dnrch melchen znerst in diesem Journal Bd. 111. S. 29. der franziisische Ausdrnck acide mnGiqgue iibersetzt wurde, in Ermange~ung eines besseren bef. A. 11. E.

32Q Du mas, uber Mischung organischer Kiirper.

vielmehr im Gegentheil dafiir, dass diese Kiirper ans dcr ge- genseitigen Reaction zweier, in der Substanz priiexistirendcr Verbindungen herrorgehen, welche aaf einander gerade so wir - ken, wie die OxalsGare nnd das Ammoniak bei der Erzeugung des Oxamides.

Wollte man z. B. en Gunsten der Priiexktenz der Koh- lensfiure behaupten, dass die Mekondure, indem sie ein Atom Kotllensiiare verliert, anch gennu die Hiilfte ihrer Siittigungs- capacitiit eiabiisit. so ffndet mail in derselben Reihe einen si- chern Prufstein von der Xichliglieit dieses Argnmentes. In- dem niimlich die Melronsiiure zwei Atome Kohlensiiure verliert, miisstc dieselbe einen neutralen oder weniger sauren Kijryer geben, als der vorige war; nun aber liefert sie im Gegentheil eine doppclt so kriiftige Siiure.

f f s wiirdc tiemnach, glaube icb, ein eben so fnlscher Weg sein, wie cierjeniqe, dcr uns zu der Ansicht fiihrte, dass die bei diesen Reactionen freiwerdende Iiohlensiiure uod Wasser schon yrliesistiren iniisstcn in den Verbindungen, BUS welchcn sic sich enthintlen. Diese Subatanzen werden offenbar in den rneisten Fdleti erst gebildet.

Von iiusserster CVichtigkeit aber wiire es, zu erforschen, nech wclchen Regeln sich Wasser oder Kohlendure bilden, warum ferner der Kohlenstoff vor dem Wasserstoff, der Was- ncrstoff vor dem Kohlenstoff verbrenut, oder warurn endlich beide zug;leich vcrhrennen.

Es ist nicht ZII bezweifcln, dnss man durch wechselsei- tige Vergleichung xweckmiissig gewiihlter Sobstanzen im Stan- de seiii wiirde , den urspriinglichen Zustand des Kohlenstoffs oder W-asserstoffs zu bestimmen , welcher diese innerliclicn Ver- brennungon bewirkt ; man wiirdc durch diese Entdeckung der organischcn Chemie einen iiuvserst wichtigen Dienst leistcn.

Ich glanbe nicht zn irren, wenn ich diese Erscheinaiigen jenen anreihe, welche sich bei der Bildung der Arnide darhie- ten. Durch diese Zusammenstellung gebe ich sogar den Grad von Wichtigkeit zu erkeonen, wclche sie fur mich zn haben scheinen, indem ich hierdarch antleote, dass ich die Existenz einer Reihe von Amiden anzunehmen geneigt bin, mclche durch tlen V e r b t ciner ans Sanerstog und KoNenstolf bestehenden Verbi~rduog gebildet werden.