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26.03.14 Björn Rasch,Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 1 Allgemeine Psychologie II Vorlesung 5 Prof. Dr. Björn Rasch, Cognitive Biopsychology and Methods University of Fribourg 1

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26.03.14 Björn Rasch, Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 1

Allgemeine Psychologie II

Vorlesung 5

Prof. Dr. Björn Rasch, Cognitive Biopsychology and Methods University of Fribourg

1

Allgemeine Psychologie II

26.03.14 Björn Rasch, Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 2

Woche   Datum   Thema 1  

1 20.2.14 Denken

  2 27.2.14 Denken

3 6.3.14 Sprache

    13.3.14 ---fällt aus --- (Master Days)

4 20.3.14 Sprache

    5 27.3.14 Emotion

6 3.4.14 Emotion

    10.4.14 ---fällt aus --- (Kongress)

7 17.4.14 Motivation

24.4.14 --- fällt aus --- (Osterferien)

1.5.14 ----fällt aus --- (Tag der Arbeit)

8 8.5.14 ---EXPRA-Kongress---

9 15.5.14 Motivation

    10 22.5.14 Bewusstsein

Sprachentwicklung

}  Kindern lernen Sprache schnell und spontan }  Erwerb von Sprache genetisch veranlagt

}  Säuglinge }  Sprachrelevante Fähigkeiten nach wenigen Tagen }  Können Phoneme und Phonemkategorien unterscheiden }  Nicht auf Muttersprache beschränkt

}  Säuglinge können auch Phoneme unterscheiden, die in der Muttersprache nicht vorkommen.

}  Spezialisierung auf eigene Muttersprache mit 8-10 Monaten ¨  Ähnliche Ergebnisse für Musik

}  Methoden }  High-amplitude sucking }  Head turn preference }  Preferential looking procedure

¨  https://www.youtube.com/watch?v=EFlxiflDk_o

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Sprachentwicklung

}  Theorie der Universalgrammatik }  Annahmen (Noam Chomsky, 1950)

}  Prozesse des Spracherwerbs sind universell und unabhängig von der erlernten Sprache ¨  Sprachbefähigung eigenes Modul, unabhängig von

anderen Kognitionen

}  Universale grammatikalische Prinzipien sind angeboren }  Sprachverstehen / Sprachproduktion erfordert nur Erlernen von Wörtern

und sprachspezifischen Besonderheiten (z.B. Wortstellungen) ¨  Aufbau eines mentalen Lexikons

}  Kritik }  Sprache verändert sich schnell, Genetik nicht }  Verschiedene Sprachen sehr unterschiedlich, nur wenige Universalien }  Theorie schwer falsifizierbar }  Befunde sprechen eher für allgemeine Lernprozesse als eigenes Modul

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Sprachentwicklung

}  Erwerb prosodisch-phonologischen Wissens }  Ab 2. Monat: Erste Lallphase

}  Laute entstehen durch zufällige Muskelbewegungen im Mund / Hals

}  Ab 6. Monat: Zweite Lallphase }  Bildung von Silbenketten („dada“; „gaga“), ähneln bereits Muttersprache

}  Ab 9. Monat: Bewusste Steuerung von Mundbewegungen }  Sinnvolle Doppelsilben („Mama“), Sprachpräferenz für Muttersprache

}  Erwerb lexikalischen Wissens }  Ab 8. Monat: Wortrezeption

}  Beginn des kontextgebundenen Wortverständnisses

}  Ab 10. Monat: Wortproduktion }  Bildung einfacher Wörter („Wauwau“), Wortschatz ca. 60 Wörter

}  Ab ca. 1.5 Jahren: Wortschatzexplosion }  Rezeptiver Wortschatz ca. 200 Wörter, produktiver Wortschatz ca. 75 Wörter }  Nach 2 Jahren produktiver Wortschatz schon über 300 Wörter

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Sprachentwicklung

}  Erwerb grammatikalischen Wissens }  Ab 1.5 Jahren: Wortkombination

}  Zwei-Wort Sätze und Fragesätze („Papa schläft“; „mein Ball“) }  Stützende Sprache hilft beim Erwerb von Wortbedeutung und Grammatik

¨  Anregung im Dialog mit der Bezugsperson

}  Ab ca. 4 Jahren: Beherrschung der grammatikalischen Grundlagen }  Verwendung komplexer Satzkonstruktionen (z.B. Relativsätze) }  „Lehrende“ Sprache als Unterstützung: Kindliche Sprache bewusst korrigieren

}  Ab ca. 6 Jahren: Abstraktion möglich }  Zerlegung von Silben, Bildung von Reimen, Erzählen längerer Geschichten }  Erlernen von Lesen und Schreiben }  Bewusstes Erlernen der grammatikalischen Strukturen

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Sprachentwicklung

}  Gibt es eine kritische Periode der Sprachentwicklung? }  Kritische Periode: Lebensphase, in der adäquate Stimulation normale Entwicklung

erlaubt }  Fähigkeit kann nur perfekt während der kritischen Perioden gelernt werden

}  Untersuchung an „Wolfskindern“ }  Aufwachsen ohne Sprache }  Späterer Erwerb der Grammatik schwierig

¨  Phase zwischen 1.5 – 12 Jahren entscheidend

}  Bilingualismus }  Kinder lernen Zweitsprache schneller und sprechen eher akzentfrei

}  Sensible Periode }  Lebensphase, in der ein Organismus besonders empfänglich für adäquate

Stimulation ist }  Abgeschwächte Form der kritischen Periode

}  Empirische Befunde sprechen eher für eine sensible als eine kritische Periode des Spracherwerbs

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Sprachstörungen

}  Störungen der Sprachentwicklung }  Relativ häufig (6-8% der Kinder, Jungen stärker betroffen)

}  Sprachtherapie meistens hilfreich

}  Dyslalie: Schwierigkeiten, Laute richtig auszusprechen

}  Dyslexie: Beeinträchtigung beim Lesenlernen ¨  Fehlendes Wissen der phonologischen Struktur von Wörter

}  Dysgraphie: Beeinträchtigung beim Erlernen des Schreibens

}  Legasthenie: Lese- und Rechtschreibschwäche

}  Oft genetisch veranlagt, durch fehlendes Training aber noch verstärkt }  Können z.B. Worte nicht reimen

}  Sprachentwicklungsstörungen bedingen häufig weitere Entwicklungsstörungen

}  Sensorische Sprachstörungen }  Verzögerte Sprachentwicklung bei Hörproblemen / Blindheit

}  Sprachstörungen bei mentaler Retardation }  Kinder mit Down-Syndrom in Sprachentwicklung verzögert

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Sprache und Gehirn

}  Hirnareale, die an Verarbeitung von Sprache zentral beteiligt sind

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}  Auditorischer Kortex: }  Aufnahme des auditorischen Sprachsignals

}  Visueller Kortex: }  Aufnahme der Schrift beim Lesen

}  Weiterleitung über Gyrus angularis an Wernicke Areal

}  Wernicke Areal: }  Sprachverständnis

}  Wernicke-Aphasie: Verletzung des Wernicke Areals

}  Broca-Areal: }  Sprachproduktion

}  Broca-Aphasie

}  Fasiculus arcuatus: }  Verbindung zwischen Broca – Wernicke Areal; beidseitiger Informationstransfer

}  Motorischer Kortex: Steuerung der Aussprache

Sprache und Gehirn

}  Sprachareale im Gehirn (Wernicke-Gschwind Modell) }  Phasen der Sprachverarbeitung entsprechen bestimmten Hirnbereichen

}  Aufbauend auf Patientenstudien

}  Aphasietypen }  Broca-Aphasie: Verletzung im linken anterioren Bereich

}  Sprachproduktion mühevoll / gestört, Sprachverständnis erhalten

}  Wernicke-Aphasie: Verletzung im linken posterioren Bereich }  Sprachverständnis gestört, Sprachproduktion vorhanden

}  „Leitungsaphasie“: Verletzung im Fasciculus arcuatus }  Beeinträchtigung des Nachsprechens, Sprachproduktion und Sprachverstehen intakt

}  Globale Aphasie: Verletzung aller sprachrelevanten Bereiche

}  Kritik }  Klare Trennung zwischen produktiver und rezeptiver Sprachstörung zu einfach

}  Funktionen von Broca- und Wernicke Areale nicht klar trennbar }  Broca- und Wernicke Areale sind auch für nicht-sprachliche Aufgaben relevant

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Sprache und Gehirn

}  Die linke Hirnhälfte ist dominant für die Sprachverarbeitung }  Hemisphären sind über das Corpus Callosum verbunden

}  Linkslateralisierung bei fast allen Rechtshändern und ca. 75% der Linkshänder

}  Wada Test }  Eine Hirnhälfte wird selektiv narkotisiert

}  Narkosemittel in linke oder rechte Halsschlagader }  Gleichzeitig laut zählen / Alphabet aufsagen

}  Sprachausfälle zeigen die sprachdominante Hemisphäre }  https://www.youtube.com/watch?v=sBbilBZ46Eg

}  Split Brain Patienten }  Trennung des Corpus Callosum zur Behandlung von Epilepsie }  Darbietung im rechten Gesichtsfeld: Benennung problemlos möglich }  Darbietung im linken Gesichtsfeld: keine Benennung möglich

}  Patienten berichten, dass sie Gegenstand nicht sehen oder umschreiben ihn }  Können Gegenstand aber korrekt mit der Hand greifen

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Sprache und Gehirn

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Sprache und Denken

}  Beeinflusst die Sprache das Denken?

}  Die Sapir-Whorf Hypothese }  Benjamin Whorf und Edward Sapir (1950)

}  Unsere Grammatik und unser Wortschatz bestimmt unser Denken.

}  Das linguistische Relativitätsprinzip: }  „Nutzer deutlich unterschiedlicher Grammatiken werden durch ihre

Grammatik zu unterschiedlichen Arten der Beobachtung und zu unterschiedlichen Einschätzungen äusserlich ähnlicher Beobachtungen geleitet und sind deshalb als Beobachter nicht äquivalent, sondern müssen zu leicht unterschiedlichen Ansichten der Welt gelangen (Whorf, 1956, S. 221).

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Sprache und Denken

}  Beispiele: }  Sprache der Hopi (Arizona, USA, erforscht von Whorf)

}  Keine Ausdrücke für Zeit, nicht zählbar, zyklisch, subjektiv ¨  „Morgige Tag ist derselbe wie der heutige, nur der Mensch hat sich verändert“ ¨  Sicht der Welt anders?

}  Problem: Forschung ergab, dass Hopi durchaus Zeit ausdrücken können

}  Begriffe für „Schnee“ bei Eskimos }  Annahme: Eskimos haben bis zu 200 Begriffe für unterschiedlichen Schnee

¨  Führt das zu einer Besserung wahrgenommenen Differenzierung von Schnee?

}  Annahme falsch, Eskimos kennen ebenfalls nur ca. 4-5 Wörter für Schnee

}  Farbwahrnehmung }  Deutsch: Blau und grün }  Russisch: „sinij“ (dunkelblau) und „goluboj“ (hellblau)

¨  Führt tatsächlich zu schnelleren Unterscheidung von Farbtönen

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Sprache und Denken

}  Generisches Maskulin }  Benutzung führt dazu, dass Frauen weniger explizit berücksichtig werden

}  Sprache beeinflusst Schätzungen und Erinnerungen }  Film über Autounfall (Loftus & Palmer, 1974) }  About how fast were the cars when they .... each other

¨  Smashed into, collided, bumped into, hit, contacted

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}  1 Woche später: }  Haben Sie am Unfallort

zerbrochenes Glass gesehen?

}  Hit: 12% }  Smash: 32%

Sprache und Denken

}  Absolute Raumbezeichnung }  Beispiel: Tenejapa Mayan (Mexiko; Brown & Levinson, 1993)

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}  Die „Animals in a row“ Aufgabe

Absolut Relativ

Sprache und Denken

}  Absolute (Tenejapan) vs. relative (Dutch) Raumbezeichnungen

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Brown & Levinson, 1993

Sprache und Denken

}  Gegendarstellung }  (Li & Gleitmann, 2002) }  Testung indoor vs. outdoor

}  Amerikaner

}  Landmarke „Ententeich“

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Sprache und Denken

}  Replikation drinnen/draussen }  Replikation „Ententeich“

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}  Effekt nicht replizierbar in Holländern

}  Nur bei drei Tieren orientieren sich Holländer am Ententeich, bei 4 Tieren nicht

}  Tenejapans auch bei 4 Tieren Levinson,Kita, Haun & Rasch 2002

Sprache und Denken

}  Motion Maze task

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Sprache und Denken

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Take Home Messages

}  Sprachentwicklung }  Kindern lernen Sprache schnell und spontan, genetische Veranlagung

}  Bereits Säuglinge haben sprachrelevante Fähigkeiten }  Lallphasen / Wortrezeption / Wortproduktion / Wortschatzexplosion }  Kritische vs. sensible Periode des Spracherwerbs

}  Theorie der Universalgrammatik (Noam Chomsky)

}  Sprachstörungen }  Störungen der Sprachentwicklung: Dyslalie, Dyslexie, Dysgraphie, Legasthenie }  Neurologisch bedingte Sprachstörungen (z.B. Wernicke-Aphasie, Broca-Aphasie) }  Sensorische Sprachstörungen und mentale Retardation

}  Die linke Hemisphere ist für Verarbeitung von Sprache meist dominant. }  Linkslateralisierung von Sprache (Wada-Test, Split Brain Patienten)

}  Sprache und Denken }  Sprache kann „Denken“ beeinflussen (aber nicht determinieren, Sapir-Whorf)

}  Vor allem (Farb-) Differenzierung und Erinnerungen 26.03.14 Björn Rasch, Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 22

Emotion

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Emotion

}  Welche Emotionen gibt es?

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Emotionen

}  Emotionen }  Freude }  Traurigkeit }  Ärger }  Angst }  Mitleid }  Enttäuschung }  Erleichterung }  Stolz }  Scham }  Schuld }  Neid }  Furcht }  ....

}  Motive }  Hunger }  Sexualität }  Neugier und Exploration }  Aggression }  Machtmotivation }  Leistungsmotivation }  ....

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Emotionen

}  Definition von Emotion }  Sehr schwierig, Wissenschaft nicht einig

}  Über 90 verschiedene Definitionen von Emotionen

}  Arbeitsdefinition }  Arbeitsdefinition sollte wenig kontrovers sein }  Für viele Forscher akzeptabel }  Dient zur Phänomenbeschreibung und Abgrenzung des

Forschungsgebiets

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Emotionen: Arbeitsdefinition

}  Merkmale von Emotionen }  Emotionen sind aktuelle Zustände von Personen

}  Abgrenzung aktueller emotionaler Episoden (z.B. Angst) von emotionalen Dispositionen (Neigung zum Auftreten einer Emotion)

}  Emotionen haben eine bestimmte Qualität, Intensität und Dauer }  Qualität: Art der Emotion (Freude / Wut) }  Intensität: starke / schwache Ausprägung derselben Emotion

}  Emotionen sind in der Regel objektgerichtet }  Freude über etwas, stolz auf etwas }  Objekt kann auch nur in der Vorstellung / Zukunft existieren

}  Emotionen sind von einem charakteristischen Erleben, Verhalten und physiologischen Veränderungen begleitet

}  Merkmale von Stimmungen (engl.: mood) }  Geringe Intensität }  Längere Dauer }  Fehlen von Objektgerichtetheit

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Emotionen: Arbeitsdefinition

}  Aspekte von Emotionen }  Erlebensaspekt

}  charakteristisches „Gefühl“, subjektive Komponente von Emotionen }  Nicht beobachtbar

}  Physiologischer Aspekt }  Peripher physiologische Veränderungen }  Z.B. Erröten, Anstieg / Abnahme der Herzrate, Veränderung der Atmung,

Schwitzen, Aktivität von Magen und Verdauung, etc. }  Veränderungen im Gehirn, Aktivierung emotionaler Regionen

}  Verhaltensaspekt }  Expressiver (Ausdrucks-)Aspekt

¨  Gesichtsausdruck, Gestik und Körperhaltung, Sprechstimme, Körperorientierung, unwillkürliche Körperbewegung

}  Instrumenteller (Handlungs-) Aspekt ¨  Angriff, Flucht, etc.

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Theorien von Emotionen

}  Überblick }  Physiologische Emotionstheorien }  Verhaltenstheorien der Emotion }  Evolutionstheoretische Emotionstheorien }  Appraisaltheorien der Emotion }  Die kognitive Struktur von Emotionen }  Dimensionale Emotionstheorien }  Neurowissenschaftliche Emotionstheorien

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Physiologische Emotionstheorien

}  James-Lange Theorie der Emotion }  William James (1842-1910); Carl Lange (1834 – 1900)

}  Reiz löst eine körperliche (periphere) Antwort aus, dieser wird als Emotion wahrgenommen }  Peripheralistische Emotionstheorie }  „Ich bin traurig, weil ich weine.“

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Physiologische Emotionstheorien

}  Facial Feedback Hypothese }  Stiftstudie (Strack et al., 1988)

}  Bitte halten Sie einen Stift nur mit den Zählen quer im Mund }  Bitte halten Sie den den Stift zwischen den Lippen nach vorn im Mund }  Raten Sie die Lustigkeit des Comics von 1 (nicht lustig) bis 10 (lustig)

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Physiologische Emotionstheorien

}  James-Lange Theorie }  Emotionen sind die Wahrnehmung von emotionalen körperlichen Reaktionen }  Wahrgenommene Gesamtsituation wichtig

}  Bär im Wald vs. Bär im Zoo

}  Stereotype, viszerale Veränderungen entscheidend }  Innere Organe (Herz, Lunge, Magen, etc.) }  Nicht die ausgeführte Handlung

¨  (z.B. Kampf oder Flucht)

}  Implikation: }  Verschiedene Emotionen haben

unterschiedliche physiologische Erregungsmuster

}  Problem }  Nicht alle Emotionen klar

anhand der Körperreaktionen unterscheidbar

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Ax, 1953

Physiologische Emotionstheorien

}  Cannon-Bard Theorie der Emotion }  Walter Cannon (1871 – 1945), Philip Bard (1898 – 1977)

}  Emotionen entstehen im Gehirn (zentral) }  Zentralnervöse Emotionstheorie

¨  Zentralistisch (Cannon-Bard) vs. Peripheralistisch (James-Lange)

}  Bestimmte Hirngebiete sind auf emotionale Prozesse spezialisiert }  Experimente an Katzen

}  Entfernung des Kortex führt zu übersteigerten emotionalen Reaktionen }  Annahme: Subkortikale Strukturen für Emotionen verantwortlich

¨  Hinweis beim Menschen: Eisenbahnarbeiter Phineas Gage

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Physiologische Emotionstheorien

}  Theorie von James-Lange vs. Cannon-Bard

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Physiologische Emotionstheorien

}  Argumente für die Cannon-Bard Theorie }  Gefühle entstehen schneller als peripher-physiologische Veränderungen

}  Allerdings schwer empirisch überprüfbar

}  Peripher-physiologische Reaktionen differenzieren nicht zwischen Emotionen }  Innere Organe haben nur wenig Rezeptoren, differenzierte Wahrnehmung von

Veränderung nur schwer möglich }  Problem: Welche Emotionen gibt es?

}  Emotionen treten auch nach künstlicher Trennung von Organen und Gehirn auf }  Beispiel: Emotionen bei Querschnittsgelähmten

}  Das künstliche Herbeiführen von physiologischen Veränderungen führt nicht zu der Wahrnehmung von Emotionen }  Stimmt nur bedingt.

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Physiologische Emotionstheorien

}  Zweifaktorentheorie der Emotion }  Emotionen basieren auf Zusammenspiel von peripheren und zentralen

Prozessen }  Georg Maranon (1924)

}  Emotionen entstehen durch das gemeinsame Auftreten von emotionalen Gedanken und körperlichen Reaktionen

}  Studie: Probanden wird Adrenalin gespritzt ¨  Probanden erleben Erregung, Nervosität, Enge in der Brust (keine Emotionen) ¨  Echte Emotionen, wenn sie gleichzeitig emotionale Gedanken hatten

}  Schacter & Singer (1962) }  Emotionen entstehen, wenn eine wahrgenommene periphere Erregung auf die

emotionale Einschätzung der Situation zurückgeführt wird ¨  Erregung unspezifisch, wirkt sich auf Intensität der Emotion aus ¨  Qualität der Emotion durch Einschätzung (Bewertung) der Situation ¨  Bewertung: Appraisal (Appraisaltheorien der Emotion)

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Physiologische Emotionstheorien

}  Neo-Jamesianische Emotionstheorien }  Damasios Theorie der somatischen Marker (1994)

}  Die affektiven Folgen von Handlungen sind körperliche Reaktionen, die als somatische Marker im Gedächtnis gespeichert werden ¨  Z.B. Körperliche Erregung / Schwitzen bei einem Vortrag ¨  Körperlicher Reaktion (sensorische Neurone) werden mit Handlung (motorische Neurone)

verknüpft

}  Wird die Handlung erneut vorbereitet / geplant, wird auch die körperliche Reaktion mit aktiviert ¨  Angst vor einem nächsten Vortrag

}  Embodiement Ansätze der Emotion }  Alle Kognitionen und Emotionen aktivieren multi-modale Repräsentationen

¨  „Fahrrad“ aktiviert Wort, Bild, Körperhaltung, Geruch, Geräusch etc.

}  Willentliche Ausführung von emotionalen Verhaltens kann Emotionskomponenten (z.B. Gefühle) aktivieren ¨  Aufrecht sitzen: Stolz; Eingesunken Sitzen: Kein Stolz ¨  Gang mit hängenden Schultern oder aufrechter Haltung verändert Selbstbewusstsein

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Take Home Messages

}  Arbeitsdefinition Emotion }  Emotionen sind aktuelle Zustände von Personen, mit einer bestimmten Qualität,

Intensität und Dauer, die in der Regel objektgerichtet sind }  Emotionen sind von einem charakteristischen Erleben (Gefühl), Verhalten und

physiologischen Veränderungen (Erregung) begleitet }  Stimmung: Geringe Intensität, längere Dauer, fehlen von Objektgerichtetheit

}  Physiologische Emotionstheorien }  James-Lange Theorie: Emotionen sind die Wahrnehmung der peripher-

physiologischen Erregung („Ich bin traurig, weil ich weine“) }  Cannon-Bard Theorie: Emotion werden im Gehirn verursacht

}  Aktivierung emotionaler Zentren im Gehirn, die das emotionale Gefühl und die periphere Erregung verursachen

}  Zweifaktorentheorie: Emotionen beruhen auf periphere und zentralen Faktoren }  Schacter & Singer: Emotionen beruhen auf peripherer Erregung und der Bewertung der

Situation als emotional und Auslöser der Erregung

}  Neo Jamesianische Theorien: Somatische Marker / Embodiement 27.03.14 Björn Rasch, Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR 39

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

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