3
41 An der aufgabe wachsen In den letzten Ausgaben gab es im Tornados Spezial stets Texte über das Weststadion, in denen wir über unsere Sorgen und Erwartungen, aber auch über den aktuellen Stand der Dinge berichteten. Mittlerweile ist das Stadion eröffnet und die ersten Spiele liegen hinter uns. Darum wollen wir euch in Bezug auf unser neues Stadion einen kleinen Rückblick auf die letzten Jahre geben. Die Präsentation Nach der Präsentation des neuen Stadions blieb uns zunächst einmal die Luft weg. Natürlich gab es auch Positives – allem voran den Standort Hütteldorf. Trotz allem gab es aus unserer Sicht sehr viele Kritikpunkte – zum Beispiel die riesige VIP-Tribüne und natürlich der verkaufte Stadionname. Während der Großteil der Rapidfamilie voller Euphorie war, betrachteten wir das Ganze recht pragmatisch und mit einiger Skepsis. Viel zu plötzlich mussten wir uns vom Hanappi-Stadion, in dem die meisten von uns aufgewachsen sind, trennen. Viele Facetten des Hanappi-Stadions, die wir lieben gelernt hatten, sind im Weststadion enorm anders. Die relativ kleine, kompakte Kurve hatte für familiäre Stimmung gesorgt und war übersichtlich gewesen, allerdings stieß sie an ihre Grenzen und war bereits seit zehn Jahren durch Abos ausverkauft. Nun haben wir mit einer 8.000er Tribüne ein enormes Potenzial. Auch wenn es leiwand ist, dass Rapid große Massen anzieht - die Angst vor vollfetten Eventtouristen, wie sie gerne bei Europacupspielen im Happel auftauchten, kam bereits im Moment der Präsentation auf. Dass Rapid eine komplette Längstribüne für die „sehr wichtigen“ Personen plant, schockierte uns auch, da sofort der Eindruck entstand, als würde Rapid mit diesem pompösen Stadionbereich nach Sponsoren und Geldgebern lechzen, was einem Arbeiterverein widerspricht. Die Weststadionkampagne Dass wir einen Sponsornamen nicht einfach so akzeptieren würden, war jedem klar. Bald nach der Präsentation einigte sich die aktive Szene, das Stadion „Weststadion“ zu nennen. Die Weststadionkampagne war geboren. Obwohl es Anlaufschwierigkeiten gegeben hat, kann man aus heutiger Sicht sagen, dass das Ziel der Kampagne – den Namen Weststadion in der breiten Bevölkerung zu verankern – bislang eigentlich ziemlich gut funktioniert hat. Da bei UEFA Spielen keine Sponsorennamen erlaubt sind, konnten wir uns relativ rasch mit der Vereinsführung darauf einigen, das Stadion in diesem Rahmen auch offiziell Weststadion zu nennen. Gelegenheitsfans und Sportinteressierte benützen wohl wie aufgedrängt den Namen der Versicherungsgesellschaft. Alle Rapidler in unserer näheren Umgebung haben den Namen „Weststadion“ aber schon längst verinnerlicht. Es gab viele kleine und ein paar größere Aktionen. Neben den obligatorischen Stadtverschönerungstouren, um den Namen zu verbreiten, gab es vor dem ersten Spiel der abgelaufenen Saison einen Corteo unter dem Motto der Kampagne, sowie schließlich kurz vor Stadioneröffnung ein Block West Fest unter derselben Devise, bei welchem das Stadion auch auf den richtigen Namen getauft wurde. Für viel Aufregung und ein beliebtes Fotomotiv dürften drei Plakatwände in Hütteldorf gesorgt haben, welche ca. eineinhalb Wochen vor dem Eröffnungsspiel plakatiert worden waren und bis nach der Eröffnung unverändert blieben. So wurden alle Gäste im Weststadion willkommen geheißen. Auch wenn es den Verantwortlichen von Rapid scheinbar auf die Nerven ging, drang durch, dass selbst sie von der Kreativität erstaunt waren. Von diversen Gruppen wurden Weststadionfanartikel und Material produziert, um den Namen bei möglichst vielen Gelegenheiten zelebrieren zu können. Die Wochen vor der Eröffnung In den Wochen vor der Eröffnung verbrachten die aktiven Gruppen viel Zeit im neuen Stadion. Schließlich durften die jeweiligen Bereiche der Gruppen mit Graffitis verschönert werden. Im Zuge dessen konnten wir uns auch ein Bild von der tatsächlichen Optik des Stadions machen. Baulich war es teilweise gar nicht so schrecklich wie befürchtet, die bereits erwähnten Ärgernisse waren aber unübersehbar. Hinzu kamen noch einige Dinge, die wir bis dato eigentlich gar nicht auf der Rechnung gehabt hatten. Der alte Flutlichtmast, welcher angeblich aus nostalgischen Gründen stehen geblieben ist, fungiert mittlerweile als Handymast und hat mit der alten Optik immer weniger gemein. Zugegebenermaßen haben wir

An der aufgabe wachsen Namen der Versicherungsgesellschaft ... · 41 An der aufgabe wachsen In den letzten Ausgaben gab es im Tornados Spezial stets Texte über das Weststadion, in

  • Upload
    others

  • View
    3

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

41

An der aufgabe wachsen

In den letzten Ausgaben gab es im Tornados Spezial stets Texte über das Weststadion, in denen wir über unsere Sorgen und Erwartungen, aber auch über den aktuellen Stand der Dinge berichteten. Mittlerweile ist das Stadion eröffnet und die ersten Spiele liegen hinter uns. Darum wollen wir euch in Bezug auf unser neues Stadion einen kleinen Rückblick auf die letzten Jahre geben.

Die Präsentation

Nach der Präsentation des neuen Stadions blieb uns zunächst einmal die Luft weg. Natürlich gab es auch Positives – allem voran den Standort Hütteldorf. Trotz allem gab es aus unserer Sicht sehr viele Kritikpunkte – zum Beispiel die riesige VIP-Tribüne und natürlich der verkaufte Stadionname. Während der Großteil der Rapidfamilie voller Euphorie war, betrachteten wir das Ganze recht pragmatisch und mit einiger Skepsis. Viel zu plötzlich mussten wir uns vom Hanappi-Stadion, in dem die meisten von uns aufgewachsen sind, trennen. Viele Facetten des Hanappi-Stadions, die wir lieben gelernt hatten, sind im Weststadion enorm anders. Die relativ kleine, kompakte Kurve hatte für familiäre Stimmung gesorgt und war übersichtlich gewesen, allerdings stieß sie an ihre Grenzen und war bereits seit zehn Jahren durch Abos ausverkauft. Nun haben wir mit einer 8.000er Tribüne ein enormes Potenzial. Auch wenn es leiwand ist, dass Rapid große Massen anzieht - die Angst vor vollfetten Eventtouristen, wie sie gerne bei Europacupspielen im Happel auftauchten, kam bereits im Moment der Präsentation auf. Dass Rapid eine komplette Längstribüne für die „sehr wichtigen“ Personen plant, schockierte uns auch, da sofort der Eindruck entstand, als würde Rapid mit diesem pompösen Stadionbereich nach Sponsoren und Geldgebern lechzen, was einem Arbeiterverein widerspricht.

Die Weststadionkampagne

Dass wir einen Sponsornamen nicht einfach so akzeptieren würden, war jedem klar. Bald nach der Präsentation einigte sich die aktive Szene, das Stadion „Weststadion“ zu nennen. Die Weststadionkampagne war geboren. Obwohl es Anlaufschwierigkeiten gegeben hat, kann man aus heutiger Sicht sagen, dass das Ziel der Kampagne – den Namen Weststadion in der breiten Bevölkerung zu verankern – bislang eigentlich ziemlich gut funktioniert hat. Da bei UEFA Spielen keine Sponsorennamen erlaubt sind, konnten wir uns relativ rasch mit der Vereinsführung darauf einigen, das Stadion in diesem Rahmen auch offiziell Weststadion zu nennen. Gelegenheitsfans und Sportinteressierte benützen wohl wie aufgedrängt den

Namen der Versicherungsgesellschaft. Alle Rapidler in unserer näheren Umgebung haben den Namen „Weststadion“ aber schon längst verinnerlicht. Es gab viele kleine und ein paar größere Aktionen. Neben den obligatorischen Stadtverschönerungstouren, um den Namen zu verbreiten, gab es vor dem ersten Spiel der abgelaufenen Saison einen Corteo unter dem Motto der Kampagne, sowie schließlich kurz vor Stadioneröffnung ein Block West Fest unter derselben Devise, bei welchem das Stadion auch auf den richtigen Namen getauft wurde. Für viel Aufregung und ein beliebtes Fotomotiv dürften drei Plakatwände in Hütteldorf gesorgt haben, welche ca. eineinhalb Wochen vor dem Eröffnungsspiel plakatiert worden waren und bis nach der Eröffnung unverändert blieben. So wurden alle Gäste im Weststadion willkommen geheißen. Auch wenn es den Verantwortlichen von Rapid scheinbar auf die Nerven ging, drang durch, dass selbst sie von der Kreativität erstaunt waren. Von diversen Gruppen wurden Weststadionfanartikel und Material produziert, um den Namen bei möglichst vielen Gelegenheiten zelebrieren zu können.

Die Wochen vor der Eröffnung

In den Wochen vor der Eröffnung verbrachten die aktiven Gruppen viel Zeit im neuen Stadion. Schließlich durften die jeweiligen Bereiche der Gruppen mit Graffitis verschönert werden. Im Zuge dessen konnten wir uns auch ein Bild von der tatsächlichen Optik des Stadions machen. Baulich war es teilweise gar nicht so schrecklich

wie befürchtet, die bereits erwähnten Ärgernisse waren aber unübersehbar. Hinzu kamen noch einige Dinge, die wir bis dato eigentlich gar nicht auf der Rechnung gehabt hatten. Der alte Flutlichtmast, welcher angeblich aus nostalgischen Gründen stehen geblieben ist, fungiert mittlerweile als Handymast und hat mit der alten Optik immer weniger gemein. Zugegebenermaßen haben wir

42

Weststadionuns auch erst recht spät mit dem Auswärtssektor befasst. Nach der Begutachtung mussten wir jedoch feststellen, dass er neben jenen in Favoriten und in Salzburg zu den beschissensten des Landes zählt. Englische Drehkreuze, unförmig, Netze direkt am Zaun, Bezahlkarte – eigentlich ein Skandal.Trotz allem konnten wir uns in diesen Wochen immer mehr mit dem Stadion anfreunden. Die eigenen Graffitis in der Kurve machten uns natürlich stolz und ließen das Ganze heimischer werden. Außerdem hat Rapid wirklich viel unternommen, um es auch uns Grantlern recht zu machen. Der Pessimismus wich der Vorfreude auf die neuen Möglichkeiten, die durchaus auch gegeben sind.

Das Eröffnungsdesaster

Hart traf uns die Watschen „Eröffnungsspiel“. Nachdem bisher alle Premierenspiele in neuen Rapid-Stadien gewonnene Derbys gewesen waren, wurde diesmal der FC Chelsea nach Wien beordert. Zwar wurde das Spiel sensationell gewonnen und die Serie wird die nächsten Jahrzehnte anhalten, auf ein solches Spiel hätten wir aber gerne verzichtet. Schon die Eröffnungsshow, bei der Harleys Runden durch das Stadion zogen, war fürchterlich. Was sich, je näher das Spiel rückte, im Block West abspielte, hat viele Befürchtungen sogar übertroffen. Uns war klar, dass unsere Kurve mit tausenden von Leuten gefüllt sein würde, die sich bislang wenig mit dem Ultragedanken befasst haben. Aus diesem Grund wurden „12 Gebote“ verschriftlicht, um diesen Personen einen Einblick zu geben, welche Grundsätze in der Fankurve herrschen. Diese Gebote waren bisher ungeschriebene Gesetze, an die sich jeder mit Selbstverständlichkeit gehalten hat. Nicht so an diesem Tag. Permanent wurden Handyfotos gemacht. Einige Leute akzeptierten die Plätze der aktiven Gruppen nicht und obendrein verirrte sich auch noch ein Polterer auf die West. Dies führte zu einigen handfesten Auseinandersetzungen, in welchen sich der Frust über die gesamte Situation widerspiegelte. Als wäre dem nicht genug, war der Fanblock vollkommen überfüllt. Ob zu viele Karten verkauft worden waren oder sich Hunderte mit Karten von anderen auf die West gedrängt hatten, blieb Spekulation. Die Sitzplatzelemente, auf denen man auch stehen kann, waren noch nicht montiert, weswegen nur die Hälfte an Plateaus besetzt werden konnte. Bereits einige Zeit vor Spielbeginn standen alle Rapidler eng Schulter an Schulter, während immer mehr Stadionbesucher hineindrängten. Der Spaßfaktor an diesem Tag war überschaubar. Es hatte alles mehr den Eindruck einer gehypten Europacupauswärtstour, heimisch haben sich die wenigsten gefühlt.

Die Tage danach

Auch vom SK Rapid wurde eingeräumt, dass nicht alles zu 100 Prozent funktioniert hatte, obwohl natürlich möglichst euphorisch über das Match berichtet wurde. Von Besuchern des Block West gab es wohl keine positiven Kritikpunkte. Zu ungewohnt, chaotisch und brutal war die Situation im Block West, um dieses Spiel in positiver

Erinnerung zu behalten. Während wir gerade dabei waren, unsere Gedanken zu ordnen, brach in diversen Foren Hysterie aus. Allen voran wurden die 12 Gebote und die Hierarchie im Block West kritisiert. Schlussendlich handelt es sich aber nicht um neue Regeln, die wir niedergeschrieben haben, um den Leuten auf den Sack zu gehen, sondern um im Hanappi entstandene, selbstverständliche Grundstrukturen. Im Hanappi hatte jeder Kurvenbesucher darüber Bescheid gewusst, jetzt kommen vier Mal so viele Leute in den Block West. Diesen wollen wir damit die Integration erleichtern. Dass Aggression unter Rapidlern unterbunden gehört, ist ein gemeinsamer Gedanke, wird aber nicht unter allen Umständen umgesetzt. Um den Block West zu erhalten, wie wir ihn kennengelernt haben, mussten wir auch unerwünschte Methoden einsetzen. Besser eine radikale, gerade Einheit als ein Haufen, der sich durch Heterogenität und Lächerlichkeit auszeichnet. An den Tagen danach gab es lange Wartezeiten im Fancorner, da mehrere hundert Leute ihr Westabo umtauschen, bzw. zurückgeben wollten. Wir sehen das Ganze pragmatisch: Dass die West kein Platz für jedermann ist, haben wir im Vorfeld oft genug betont. Manche haben scheinbar dieses Spiel gebraucht um festzustellen, dass sie sich wo anders wohler fühlen. Unsere Szene verfolgt das Ziel, als Einheit grenzenlosen Support abzuliefern. Dabei halten wir uns an einige Grundsätze, die mitzutragen sind. Leute, denen das „zu viel“ ist, können Rapid genauso im Herzen tragen, werden jedoch eine andere Tribüne bevorzugen. Es war anzunehmen, dass das Weststadion einige Spiele braucht, bis sich jeder wohl fühlt und den richtigen Platz für sich gefunden hat.

Zurück zur Normalität

Die ersten Pflichtspiele im Weststadion sollten glücklicherweise anders als das Eröffnungsevent verlaufen. Es waren bei weitem nicht so viele Leute auf der Tribüne – die West war trotz allem voll. Obwohl viele neue Gesichter in der Kurve zu sehen sind, integriert sich der Großteil von ihnen gut. Ermahnende Worte bezüglich Handyfotos und unglücklicher Gewandwahl werden immer weniger, der Platz der aktiven Gruppen wird akzeptiert und der Block West hat schon einige starke Vorstellungen geboten. Natürlich geht immer mehr, wir sind aber dankbar, dass sich das Ganze normalisiert hat – einige hatten nach dem Chelseaspiel schon den Kopf in den Sand gesteckt. Ein Problem, dass wir prophezeit hatten, das aber bis dato nicht eingetreten und somit hoffentlich vom Tisch ist, ist das Verlassen der Kurve. Schließlich muss man hier durch den Bereich der aktiven Gruppen, was während des Spiels zu Reibereien führen könnte. Mit wenigen Ausnahmen bleiben aber alle bis zum Schlusspfiff auf ihren Plätzen.

Gescheiterte Verhandlungen und gebrochene Versprechen

Wie oben bereits erwähnt, hat der offizielle SK Rapid viele unserer Forderungen umgesetzt. Nichts desto trotz gibt es einige Punkte, die wir uns anders vorgestellt

43

haben und deren Umsetzung kein Problem gewesen wäre. So geht es uns mächtig auf die Nerven, dass das Spiel auf den vielen Flatscreens zwischen Imbissständen und Kurvenabgängen übertragen wird. Wir haben uns nur einen einzigen Fernseher gewünscht: Direkt vor dem Stadion - auch für Stadionverbotler einsehbar. Es blieb beim Wunsch. Außerdem empfinden wir die uns angebotenen kulinarischen Spezialitäten im Stadion nicht als angemessen. Hotdog, Würschtl, Leberkässemmel, Bier und alkfreie Getränke hätten es auch getan. Die große Salamipizza um 9€ ist zu Hause auf der Couch vielleicht leiwand, wenn man Hunger hat, der Block West braucht aber keine Leute, die bis zur 55. Minute mit einem Pizzakarton in der Hand ihre Pizza fertig essen. Der hausgemachte Marillenkuchen klingt zwar verlockend, bei der Oma ist er aber sicher besser, und auch griechischen

Salat oder eine Nudelbox braucht unser Stadion nicht unbedingt. Natürlich gibt es wichtigeres, trotzdem stört es uns genauso wie die Preise für Trinken und Essen. Beim zweiten Meisterschaftsspiel prangte plötzlich ein riesiges Werbetransparent an der Ostseite der Kurve. Dies ist ein Wortbruch seitens des SCR. Uns wurde versprochen, dass der Block West werbefrei bleibt. Glücklicherweise wurde die Werbung bereits wieder entfernt, die Absichten, das Stadion für möglichst viele Vermarktungszwecke zu nutzen, sind jedoch erkennbar

Gegen die oberen 2.500

So sehr wir uns freuen, dass sich viele Bedenken, welche wir bezüglich der neuen Kurvenbesucher hatten, in Luft aufgelöst haben, so sehr ärgert uns, dass sich sämtliche Befürchtungen bezüglich der VIP-Tribüne bestätigt haben. Wir sprechen sicher niemandem das Rapidler-Sein ab, und ein Großteil der Geschäftsleute westlich von uns tragen Rapid auf ihre Art und Weise vermutlich auch im

Herzen. Dennoch: Es nervt, dass man bei einem Blick nach links eine fast verlassene Tribüne sieht, während sich die Besucher dieses Bereichs im Stadioninneren die Bäuche vollschlagen und sich das Match im Fernsehen anschauen. Die Business-Tribüne war den gesamten Sommer über ziemlich leer. In der Hoffnung auf viel mehr Geschäftsleute mit Geld nimmt der Verein anderen Fans ihre Plätze auf der Haupttribüne. Das passt schlichtweg nicht zur Idee von Rapid, in der jeder Mensch gleich behandelt wird. Wobei es eigentlich ja wieder erfreulich ist, dass sich bei Rapid so wenige Menschen für besonders wichtig halten.Es wird langsam Zeit, dass dieser Bereich des Stadions auch „normalen“ Leuten zu fairen Preisen zugänglich gemacht wird. Bevor das nicht passiert, kann kein geschlossener Roar durchs ganze Stadion gehen. Bis

dahin ist dieses Stadion als sozialer Ort noch nicht fertig. Also: Raus mit den Ledersitzen, Geschäftsdeals können auch wo anders unterschrieben werden.

Rapid lebt

Genauso lebendig wie der Verein, die Kurve und jeder Rapidler an sich ist auch das Stadion. Wie überall im grün-weißen Universum wird gelacht und gestritten und vieles, was heute Rapid ausmacht, hat sich erst mit der Zeit entwickelt. Wir hoffen, dass sich auch das Stadion und der neue Block West weiterentwickeln und wir schon in der nächsten Ausgabe von Heimspielen schreiben, welche sich wie im guten alten Hanappi angefühlt haben. Was auf der Tribüne optisch möglich ist haben UR spätestens mit der Heimchoreo gegen Salzburg bewiesen. Es liegt an uns das, Maximum aus dieser Kurve und somit das Maximum für den Block West und schlussendlich Rapid herauszuholen.