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Folio 1–2 | 2013 DAS MITARBEITERMAGAZIN DER EVONIK INDUSTRIES AG 1–2 | 2013 Im Gespräch Welchen Wert die Site Services für den Konzern schaffen Unter Verschluss Wie Joghurt und Co. unter dem richtigen Deckel frisch bleiben An der Wurzel Wer hinter dem Erfolg von Zutaten für moderne Haarpflege steht Von der Kunst, Fehler richtig zu machen: Ich wars!

An der Wurzel Wer hinter dem Erfolg von Zutaten für ...corporate.evonik.com/misc/ePaper/folio/2013/folio-2013-0102-de.pdf · in allen Berufsphasen. „Personalentwicklung wird angesichts

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D A S M I TA R B E I T E R M A G A Z I N D E R E V O N I K I N D U S T R I E S A G 1 – 2 | 2 0 1 3

Im Gespräch Welchen Wert die Site Services für den Konzern schaffenUnter Verschluss Wie Joghurt und Co. unter dem richtigen Deckel frisch bleibenAn der Wurzel Wer hinter dem Erfolg von Zutaten für moderne Haarpflege steht

Von der Kunst,Fehler richtig zu machen:

Ich wars!

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Die Meister- bäcker 5×2 Tickets für den BVB im Signal Iduna Park zu gewinnen

Mitmachen und gewinnen!Bitte schicken Sie uns bis zum 18. Februar 2013 eine E-Mail unter dem Stichwort „Heimspiel“ an die Adresse [email protected] oder eine Karte an Redaktion Folio, Rellinghauser Straße 1–11, 45128 Essen.Teilnahmeberechtigt sind ausschließlich Mitarbeiter von Evonik Industries. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

2. März 2013: BVB – Hannover 9616. März 2013: BVB – SC FreiburgDie Gewinner werden von uns persönlich informiert.

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,ganz ehrlich: Als das Thema „Fehlerkultur“ aufkam, war unser Autor Michael Schophaus nicht gerade begeistert. Keine Fehler machen? Das kannte er doch noch zur Genüge aus der Kindheit, aus der Schule, von den Eltern. Vorwürfe, Schuldzuweisungen, Hausarrest, weil man irgendwas, mehr oder weniger Schlimmes verbockt hatte. Wer weiß dazu nicht einiges zu erzählen?

Umso mehr war Schophaus überrascht, als er mit seiner Fehlersuche bei Evonik Industries begann. Denn überall, wo er auch auftauchte, in der Revision, beim Einkauf, bei Creavis und Acrylic Polymers, traf er auf offene Türen und besonnene Chefs, die ihren Mitarbeitern eher den Rücken stärken würden, als ihnen den Kopf zu waschen, wenn sie einen Fehler entdecken. In allen Gesprächen kam heraus, dass ihnen im Umgang mit beruflichen Missgeschicken besonders ein paar Fragen wichtig sind: Wie gehe ich damit um, wie analysiere ich den Fehler, damit er kein zweites Mal passiert? Was lernen wir aus Fehlern? Wie wird man letztlich auch aus Schaden klug?

Die Antworten können Sie ab Seite zwölf lesen, aber eines sei bereits an dieser Stelle verraten – Evonik Industries ist zwar nicht fehlerlos, aber es gibt ihn dort: den festen Willen, zu hinterfragen, nachzusetzen und es besser zu machen.

Viel Spaß bei der Lektüre.Ihre „Folio“-Redaktion

Michael Schophaus

DEGAROUTE bringt Farbe auf die Straße

19. bis 22. Februar, Anaheim (Kalifornien, USA): Die INFORMEX ist die wichtigste Messe für die Fein-, Spezial- und Anwenderchemie in den USA. Dank ihrer Ausrich-tung auf Netzwerkbildung und Kommunikation bietet die Veranstaltung die Möglichkeit, Kontakte mit führenden Anbietern der Pharma-, Kosmetik- und Körperpflegeindustrie, der Biopharmazie und Agro-chemie sowie mit Exper-ten der Polymer- und Kunststoffindustrie zu knüpfen.

24. bis 26. Februar, San Diego (Kalifor-nien, USA): Auf der ATSSA, der wich-tigsten Messe für Transportwesen in Nordamerika, wird der Geschäftsbereich Coatings & Additives mit DEGAROUTE seine Lösungen für Straßenmarkierungen und Flächenmarkierungen ausstellen.

26. bis 28. Februar, Medtech Europe, Stuttgart (Deutschland): Bei dem Tref-fen von Ingenieuren, Produktionsexper-ten und Designern zum Thema Medizin-technik wird auch das Geschäftsgebiet High Performance Polymers mit seinen Spezialpolymeren vertreten sein.

26. bis 28. Februar, Moskau (Russland):Die Composite-Expo ist eine internationale Fachmesse für Verbundwerkstoffe und Technologien. Die Geschäfts-bereiche Coatings & Additi-ves, Inorganic Materials und Performance Polymers prä-sentieren hier dem fachkun-digen Publikum ihre neuesten Produkte und Technologien.

28. Februar bis 1. März, Mum-bai (Indien): Auf der HPCI India präsentiert der Geschäftsbereich Consumer Specialties seine Produktpalette im Bereich Per-sonal Care. Die Messe gilt als charakteristisch für die aufstre-bende Wachstumsregion Indien.

Die Agenda von Evonik für den Monat Februar

Die Bezeichnung DEGAROUTE® ist eine geschützte Markeder Evonik Industries AG oder ihrer Tochterunternehmen.Sie ist im Text in Großbuchstaben geschrieben.

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IMPRESSUM Herausgeber: Evonik Industries AG,Dr. Klaus Engel

Objektleitung: Stefan Haver

Chefredaktion: Urs Schnabel (V. i. S. d. P.) Managing Editor: Christof Endruweit

Chef vom Dienst: Stefan M. Glowa

Autoren dieser Ausgabe: Franziska Freudenreich (FF),Stefan Haver (SH),Ursula Jäger (UJ), Barbara Kwacsik (BK),Matthias Müller (MM),Tom Rademacher (TR),Nils Schlieske (NPS),Urs Schnabel (US),Michael Schophaus (MSC),Silke Vogten (SV)

Leserservice: Wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, rufen Sie uns an. Sie erreichen die Redaktion unter: Telefon +49 201 177-3340Telefax +49 201 177-3013oder per Mail: [email protected]

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Viel vorgenommenGemeinsam wird vieles leichter und manches noch besser. Warum der junge Geschäftsbereich Site Services auf dem besten Weg ist

Mut zu NeuemFehler lassen sich nie ganz vermeiden. Das erleben selbst die hellsten Köpfe immer wieder – von griechischen Philosophen bis hin zu Forschern bei der NASA. Eine Reise durch den Konzern zeigt, wie man damit umgeht und das Beste daraus macht

Fest im GriffAls Leiterin des Technikums für Partikel-technologie ist Dr. Heike Mühlenweg verantwortlich für den Spagat zwischen winzig klein und riesig groß

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Redaktionsanschrift: Relling hauser Straße 11, 45128 Essen, Postfach: 103262, 45117 Essen

Gestaltung: Karsten Bootmann (Bildredaktion), Martin Bartel (Layout)/Evonik Industries AG;

Wolf Dammann (Art Direction), Arnim Knorst, Susana Oliveira/Redaktion 4, Hamburg

Schluss redaktion: Wilm Steinhäuser

Wechsel seiten Standorte: Die Wechselseiten werden dezentral erstellt, redaktionell verantwort-lich sind die jeweiligen Geschäftsbereiche bzw. Standorte. Ein Kontakt ist auf den Wechselseiten aufgeführt

Verlag: HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH, ein Unternehmen der GANSKE VERLAGS -GRUP PE, Hamburg

Druck: Neef+Stumme premium printing, Wittingen

Copyright: ©2013 bei Evonik Industries Aktiengesell-schaft, Essen. Nachdrucke nur mit Quellenangabe und Belegexemplar. Der Inhalt muss nicht die Meinung des Heraus-ge bers wiedergeben

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VerschlusssacheNur mit der richtigen Verpackung bleiben auch verderbliche Lebensmittel lange frisch und lecker. Ein Produkt von Evonik Industries hilft dabei

TitelbildFehler eingestehen ist unangenehm. Dabei sagte schon Sir Winston Churchill: „Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.“ Deshalb ziert ausnahmsweise kein Mitarbeiter unseren Titel, sondern das mutige Eingeständnis selbst: „Ich wars!“

3 Editorial Von Fehlern und Fehleinschätzungen

6 Ein Bild und seine Geschichte Die Grenzen des Fischfangs

8 Magazin Konferenz in Essen, Preis für Innovationen, Diversity Day, neue Weichmacher, RAISE-Awards, Investitionen in C4-Chemie, schneller zum Konzernabschluss, neue Anlage für Kieselsäure, mittags in Bonn

12 Titelstory Aus Fehlern klug zu werden ist nicht nur eine Tugend, sondern eine Kunst. Überall im Konzern trifft man Menschen, die sich einer positiven und ehrlichen Fehlerkultur verpflichtet haben

18 Interview Personalvorstand und Arbeitsdirektor Thomas Wessel spricht im Doppelinterview mit Caspar Gammelin über die bisherige Entwicklung und die Strategie des Geschäftsbereichs Site Services

21 Das Ding Die Zugprüfmaschine von Johannes Hochkirchen bringt neue Kautschukformulierungen regelmäßig an die Belastungsgrenzen

22 Employer Branding Wie Evonik an der eigenen Arbeitgebermarke arbeitet

24 Dreihundertsechzig Grad Wie der Containerplatz von Evonik Industries in Antwerpen mit dem steigenden Frachtaufkommen Schritt gehalten hat

26 Unsere Märkte Wenn irgendwo auf der Welt besonders genüsslich ein Joghurtdeckel geöffnet wird, sind Heißsiegelbindemittel von Evonik im Spiel

30 Unsere Menschen Im Geschäftsgebiet Personal Care befasst sich mit Sham-poos, Spülungen und dergleichen ein Spezialteam für haarige Angelegenheiten

33 Ortstermin In Zubillaga, nahe der nordspanischen Küste, entstehen moderne Hightech-Zutaten für die Leichtlaufreifen der neuesten Generation

34 Chancen im Beruf Im Future Leader Team erproben sich Nachwuchs-führungskräfte in praktischen Projekten beim Umgang mit Nachhaltigkeit

36 Ein Tag mit… Büro, Technikum, Meeting, Familie – die Leiterin des Technikums für Partikeltechnologie Dr. Heike Mühlenweg hat alles fest im Griff

Quiz Ein iPad mini zu gewinnen

Steckbrief Otmar Ivanics aus Mitterndorf (Österreich)

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Natürliche GrenzenDie Szene wirkt bedrohlich – und das ist sie auch. Bis zum Horizont erstreckt sich die Fangflotte, die den chinesischen Hafen von Zhoushan verlässt. Bedrohlich ist sie vor allem deshalb, weil sie stellvertretend für einen weltweiten Trend steht: die Überfischung der Weltmeere. Jährlich werden weltweit pro Kopf rund 17 Kilogramm Fisch und Meeresfrüchte konsumiert. Im Jahr 2020, schätzen OECD und UNO, werden es knapp 18 Kilogramm pro Kopf sein, und die Weltbevölkerung wird gleichzeitig um gut 600 Millionen Menschen anwachsen. 164 Millionen Tonnen müssen dafür jährlich her, so die Prognose. Weil die Fischerei aber heute schon an natürliche Grenzen stößt, wird der Zuwachs vor allem aus Aquakulturen kommen müssen. Um diese besonders umweltschonend und effizient zu betreiben, setzen Fischfarmer auf die Futtermittel-additive von Evonik Industries. Wie in der Geflügel- und Schweinezucht optimieren diese Aminosäuren gezielt den Nährstoffmix im Futter. Das wiederum schont auch indirekt Fischbestände, weil dazu bislang in großem Stil Proteine zugefüttert wurden – allen voran Fischmehl. TR

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Weitere Informationen zum Thema im Internethttp://feed-additives.evonik.com

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Dr. Klaus Engel und Patrik Wohlhauser ehrten die Gewinner des Innovationspreises

Von Innovation profitieren alle„Es war ein extrem enges Rennen“, hörten die Teilnehmer des Weihnachtskolloquiums aus der Jury für den Innovationspreis von Evonik Industries. Dieser wurde in Essen zum zwölften Mal und anders als im Vorjahr in drei Kategorien verliehen: für neue Produkte/Systemlösungen, neue oder verbesserte Verfahren und kreative Kommunikation. Vorstandsvorsitzender Dr. Klaus Engel und Vorstandsmitglied Patrik Wohlhauser ehrten die Sieger. „Heute dürfen sich alle als Gewinner fühlen – die Preisträger, die Nominierten und vor allem natürlich Evonik“, betonte Engel. Der Preis für Kommunikation war eingeführt worden, „weil eine neue Entwicklung nur dann eine Innovation ist, wenn sie am Markt Erfolg hat“, wie Wohlhauser erläuterte. „Und dazu gehören auch gutes Marketing und professioneller Vertrieb.“ Der mit jeweils 30.000 € dotierte Preis ging an einen Klebstoff für Textilien zur Anwendung in faserverstärkten Verbundwerkstoffen, einen Katalysator, der die Herstellung von Methionin und Superabsorbern wirtschaftlicher macht, und an das Ko-Marketing-Konzept für DYNAVIS. Erst am Tag der Preisverleihung wählte eine Jury, der neben Wohlhauser und Chief Innovation Officer Dr. Peter Nagler auch drei Geschäftsbereichsleiter sowie drei Professoren angehörten, die Gewinner aus den neun Finalisten aus.

Personalentwicklung als zentrales ThemaÜber das Thema Personalentwicklung disku-tierten die rund 90 Teilnehmer der Sprecher-ausschusskonferenz in Essen. Dabei hatten die Mitglieder der örtlichen Sprecherausschüsse, die Betriebsräte und HR-Verantwortlichen den Zentralbereichsleiter genauso im Blick wie den Schichtmeister. Gastredner Prof. Dr. Peter Nie-schmidt, Professor für Politologie, hielt einen Vortrag über „Arbeit und Führung im Wandel“. Ralf Hermann, Vorsitzender des Gesamt-betriebsrates, sprach in seinem Grußwort aktu-elle Themen wie Arbeitsbelastung, Arbeitsver-dichtung und ständige Erreichbarkeit an. Vor-standsmitglied Patrik Wohlhauser zeigte die aktuelle Lage des Unternehmens auf und gab einen Ausblick auf die künftige Entwicklung. Personalvorstand Thomas Wessel sprach in sei-nem Vortrag über die Konzernstrategie Evonik 2016 und über „exzellente Personalarbeit und exzellente Entwicklung“. Im Anschluss disku-tierten die Teilnehmer an neun Arbeitstischen über unterschiedliche Themen der Personal-entwicklung. In den Gesprächsrunden, an de -nen sich die Vorstandsmitglieder Patrik Wohl-hauser und Thomas Wessel beteiligten, ging es unter anderem um Aufgaben und Pflichten von Führungskräften, aber auch um Perspektiven in allen Berufsphasen. „Personalentwicklung wird angesichts der demografischen Situation immer wichtiger für Unternehmen“, betont Dr. Wilfried Robers, Vorsitzender des Gesamt-sprecherausschusses. „Denn um gute Mitar-beiter zu gewinnen, sind Entwicklungsper-spektiven aufzuzeigen. Transparenz und Betei-ligung sind dabei die entscheidenden Hebel.“

Das Thema Personalentwicklung prägte die Diskussionen bei der Sprecherausschuss-konferenz in Essen

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Die Bezeichnung DynaVIs® ist eine geschützte Marke der Evonik Industries AG oder ihrer Tochterunternehmen. Sie ist im Text in Großbuchstaben geschrieben.

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Menschen und NachrichtenVielfalt nutzen und ausbauenFührungskräfte und Diversity-Experten aus allen Teilen des Unternehmens kamen zum ersten Diversity Day bei Evonik Industries. Vorstandsvorsitzender Dr. Klaus Engel betonte die hohe Relevanz von Diversity für die weitere Entwicklung des Kon-zerns. Bei Evonik sei weltweit bereits eine beachtliche Vielfalt vorhanden. „Wir müssen uns jetzt aber auch trauen, diese Vielfalt noch mutiger zu nutzen und wei-terauszubauen“, meinte Engel. Personalvorstand Thomas Wessel und Vorstandsmitglied Patrik Wohlhauser hoben die hohe Bedeutung von Diversity für den geschäftlichen Erfolg hervor. „Wir haben viel zu wenig Frauen in Executive-Positionen“, sagte Wohlhauser. „Hier müssen wir etwas tun.“ Über die Geschlech-terquote hinaus gehe es auch um mehr Internationalität, eine gemischte Altersstruktur sowie Erfahrungen in unterschiedlichen Funktionen und Bereichen, unter-strich Wessel. Mit weiteren Vor-trägen sowie der Präsentation von bereits gestarteten Konzerninitia-tiven wurde das Thema vertieft.

Beim ersten Diversity Day von Evonik tauschten sich Führungs-kräfte und Diversity-Experten aus

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Eine neueGenerationEvonik wird künftig phthalatfreie und biobasierte Weich-macher anbieten. Begleitet wird die strategische Portfo-lioerweiterung von der Entwicklung einer neuen Produkt-marke. In der zwei-ten Jahreshälfte 2013 soll die Pro-duktion des phthalat-freien Weichmachers 1,2-Cyclohexan-dicarbonsäure-diisononylester an -laufen. Jährlich sollen 40.000 Tonnen her-gestellt werden. Seit Sommer vergange-nen Jahres baut Evonik im Chemie-park Marl eine ent-sprechende Produk-tion auf. Die Investi-tionssumme liegt im zweistelligen Millio-nen-Euro-Bereich. Mit konsequenter Forschung soll die neue Generation der Weichmacher suk-zessive um weitere innovative Produkte ergänzt werden. Hierbei ist auch die Vermarktung von biobasierten Weichmachern vorgesehen.

Dr. Klaus Engel, Vorstandschef von Evonik Industries, sprach vor hochrangi-gen Vertretern der Petrochemieindustrie im Nahen Osten über die Erfolgsfakto-ren und Herausforderungen der europäi-schen chemischen Industrie im globalen Wettbewerb auf dem GPCA-Forum in Dubai. Zudem traf er die MENA-Büroleiter und Vertreter des Superab-sorber-Projekts in Saudi-Arabien.

Vorstandsmitglied Patrik Wohlhauser und Vertreter des Geschäftsgebiets Comfort & Insulation des Geschäfts-bereichs Consumer Specialties trafen die Geschäftsführung des Bereiches Polyurethanes der BASF. Comfort & Insulation beliefert BASF weltweit mit Polyurethan-Additiven. Derzeit bearbeiten beide gemeinsam weltweit 17 Entwicklungsprojekte.

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Dr. Dahai Yu, Mitglied des Vorstandes von Evonik, begrüßte rund 70 interne und ex -terne Experten zu einem Kolloquium des Science-to-Business-Centers (S2B) Eco² der Creavis. Thema waren Wirtschaftlich-keit und Nachhaltigkeit von carbonfaser-verstärkten Verbundwerkstoffen für Au -tos. Das S2B Eco² bearbeitet das Thema mit verschiedenen Partnern in dem vom Bund geförderten Projekt CAMISMA.

Dr. Thomas Haeberle, Vorstandsmit-glied von Evonik Industries, wurde als neues Mitglied in den Vorstand der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie gewählt. Die DECHEMA führt unterschiedliche Fachleute zusammen, um den wissenschaftlichen Austausch in chemischer Technik, Verfahrenstechnik und Biotechnologie zu fördern.

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Alfred Lukascyk, Simone Fäßler und Ute Hammerschick nahmen den Human Resources Excellence Award 2012 für herausragende Leistungen im Personalmanagement vom Fachmagazin „Human Resources Manager“ entgegen. Evonik wurde für „neue Horizonte“ aus-gezeichnet. Bei dem Programm können Mitarbeiterkinder ihre Ferien bei einer Gastfamilie im Ausland verbringen.

Sascha Utecht wurde als erster externer Mitarbeiter über den neuen Rekrutierungs-prozess eingestellt. Den Leiter für das Hygiene und Qualitätsmanagement der Hüls Service GmbH begrüßten Thomas Bach, Leiter Recruiting Center, Personal-vorstand und Arbeitsdirektor Thomas Wessel, Stefan Behrens, Leiter HR Management Deutschland, und Dr. Bern-hard Kasperek, Geschäftsführung EBS.

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Preise für Qualität und MehrwertMit den RAISE-Awards würdigten die Evonik Business Services fünf Teams, die das Ziel des Pro-gramms, „immer besser“ zu wer-den, konkret umgesetzt haben. Beim Raise-Day in Essen ging der erste Preis an das Projekt „Redu-zierung der Druckkosten“. Platz zwei belegte das Team des Pro-jekts „Order-to-Cash“, Platz drei die Projekte „Workflow IT-Ver-sand“ und „Expertenteam Interna-tionale Projekte“. Ein Sonderpreis ging an das Facility-Management Essen. Rund 200 Teilnehmer tra-fen sich beim Raise-Day und informierten sich bei Präsentatio-nen von Projekten auf der Raise-Messe. Dr. Wolfgang Colberg, Finanzvorstand von Evonik Indus-tries und Vorsitzender des Auf-sichtsrates der Evonik Services GmbH, hob die hervorragenden Ergebnisse von EBS hervor: „Aktuell sind bis Ende 2013 bereits Maßnahmen in Höhe von fast 9 Millionen € erarbeitet wor-den, mit Wirksamkeit bis 2016 sogar in Höhe von fast 17 Millio-nen €.“ Dr. Michael Koppitz, Vor-sitzender der Geschäftsführung der Evonik Services GmbH, betonte, dass Raise nicht allein auf Kostensenkung abziele. Genauso wichtig sei es, die Qualität der EBS-Leistungen und den Mehr-wert für Evonik zu steigern und ein Höchstmaß an Kunden-zufriedenheit zu erzeugen. Hier-bei habe sich der Feedbackmoni-tor als hilfreiches und wichtiges Instrument erwiesen.

Der erste Preis ging an das Team des Projekts „Reduzierung der Druckkosten“

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Investition in C4-AnlagenEvonik Industries baut die Produktion für C4-basierte Pro-dukte in Marl und Antwerpen aus. Im Chemiepark Marl wird die Kapazität für 1-Buten um 75.000 Tonnen erweitert. Damit wird der Kon-zern weltweit füh-render 1-Buten-Anbieter. In Antwer-pen wird die Produktion von Butadien um 100.000 Tonnen erweitert. Die Kapa-zitäten von MTBE werden in Marl und Antwerpen um ins-gesamt 150.000 Tonnen erhöht. 1-Buten wird vor allem für die Produk-tion hochwertiger Kunststoffe einge-setzt. Butadien braucht man für die Herstellung von synthetischem Kau-tschuk, vor allem in der Reifenindustrie. Die Kraftstoffkom-ponente MTBE erhöht die Oktan-Zahl in Ottokraft-stoffen, sodass sie besser verbrennen und die Luft weniger belasten. Für alle drei Produkte wer-den deutlich steigen-de Wachstumsraten erwartet. Die erwei-terten Produktions-anlagen sollen 2015 in Betrieb gehen.

M I T TAG S I N … BonnIn der Produktionsstätte Bonn-Beuel des Werkes Wesseling pflegt man Traditionen: Pünktlich zur Mittagszeit treffen sich die Kollegen der Tagschicht in der Küche. Dabei schnibbeln Peter Becher, Heinrich Schröder, Karl Arck, Betriebsleitern Ilona Kraft, Frank Volberg und Marcell Brueck (von links) gerne auch mal selbst. Heute gibts Salat: Gurken, Tomaten, Paprika – alle steuern etwas bei. Oft bringt sich auch jeder selbst was mit. „Zusätzlich können wir hier Essen aus der Wesselinger Kantine bestellen“, sagt Kraft. „Aber wenns mal schnell gehen muss, lassen wir uns auch gerne die Wurstbrötchen vom Stammmetzger gegenüber schmecken.“ Dass nicht nur beim Essen Wert auf Tradition gelegt wird, verrät eine historische Ansicht von Beuel an der Wand des Pausenraumes: Das Werk in Bonn-Beuel steht bereits seit 1891 an dieser Stelle. Die Verwaltung befindet sich in einem alten Backsteingebäude aus der Zeit der Jahrhundertwende. Daneben stehen heute modernste Produktionsanlagen für Mattie-rungsmittel, die ihre Anwendung zum Beispiel in Möbellacken finden.

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Kieselsäure ist gefragtUm 20.000 Tonnen wird Evonik Indus-tries seine Jahres-kapazität für gefällte Kieselsäure im US-amerikanischen Chester (Pennsylva-nia) erweitern. Die neue Anlage mit einer Investitions-summe im unteren zweistelligen Mil-lionen-Euro-Bereich soll 2014 in Betrieb gehen. Bis 2014 will Evonik seine welt-weiten Kieselsäure-kapazitäten gegen-über 2010 um rund 30 Prozent ausbau-en. „Das Wachstum im Markt für gefällte Kieselsäuren wird vor allem durch den Trend zu energiespa-renden Leichtlaufrei-fen getragen“, erklärt Dr. Thomas Haeber-le, im Konzernvor-stand verantwortlich für das Segment Ressourceneffizienz. „Wir haben zuerst eine steigende Nach-frage in Europa gese-hen, jetzt ziehen Asien und Amerika nach“, sagt Dr. Johannes Ohmer, Leiter des Geschäfts-bereichs Inorganic Materials. Mit Kiesel säure in Kom-bination mit Silanen werden Reifen pro-duziert, die einen deutlich geringeren Rollwiderstand haben und so helfen, Kraftstoff zu sparen.

F Ü N F M I N U T E N M I T …

Aneta Tatarynowicz

Anfang 2013: Zeit des Jahresabschlusses für Aneta Tatarynowicz vom Rechnungswesen im Corporate Center. Um den Jahresabschluss ging es auch in dem Meeting, aus dem sie kommt. Allerdings schon um den in einem Jahr.

„Cheetah“ heißt das Projekt (Englisch für Gepard), das dann für noch aktuellere zuverlässige Zahlen sorgt und die Veröffentlichung des Jahresabschlusses um sieben Tage und des Quartalsabschlusses um vier Tage beschleuni-gen wird. Darüber hat sie vor unserem Gespräch dem Lenkungsausschuss des Projekts berichtet. Warum sind diese sieben beziehungsweise vier Tage so wichtig? „Das Management braucht hochaktuelle Zahlen, um richtige Entscheidungen treffen zu können“, erklärt die Projektlei-terin. Je transparenter und automatisierter der Erstellungs-prozess läuft, desto schneller und stabiler wird er.

„Doch wie schaffen Sie es, die große Menge betriebs-wirtschaftlicher Fakten und Zahlen schneller zusammenzu-stellen?“ „Prozessoptimierung und IT-Unterstützung“, lau-tet – wie an vielen Stellen im Konzern – die Zauberformel. Konkret: „Wir geben Unterlagen früher zur Abstimmung und machen genaue Vorgaben für die Rückmeldung“, be-tont Frau Tatarynowicz. „Der Zeitplan wird vorher mit allen Beteiligten abgesprochen, so kann jeder die nötigen Zeit-fenster reservieren. Alle 20 involvierten Abteilungen wer-den einen gemeinsamen Terminkalender haben mitsamt der genauen Zuordnung von Aufgaben und Verantwortli-chen samt Vertretern. Die Erstellung des Geschäftsberich-tes erleichtert zudem das neue IT-Tool „Smart Notes“. Statt per E-Mail versendeter Word-Dateien stehen stets die aktu-ellen Versionen allen Beteiligten im System zur Verfügung. Das schafft Freiräume für die Qualitätssicherung der Be-richtsbestandsteile. Wer von den 80 beteiligten Personen was bis wann zu erledigen hat, meldet die Software. Das schafft auch Transparenz. „Und warum stand der Gepard Pate beim Projekt, Frau Tatarynowicz?“ „Er ist das schnells-te Säugetier der Welt, bereitet sich sorgfältig auf den An-griff vor, sammelt alle Kräfte und startet dann durch.“

Kurz und schnell

In die Hall of Fame der deutschen Forschung wurden Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard, Medizin-Nobelpreisträge-rin des Jahres 1995, und Prof. Dr. Axel Ullrich, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei Mün-chen, berufen. Evonik Industries unterstützt die Initiative.

Mit dem neuseeländischen Biotechnologieunternehmen Lanzatech entwickelt die Creavis mit dem Science-to-Business-Center Bio* eine neuartige Synthesegasfermen-tationstechnik. Mit Mikroorganismen soll Synthesegas biokatalytisch zu Spezialchemikalien umgesetzt werden.

Ein technisches Service-Center hat das Geschäftsgebiet Health Care des Geschäftsbereichs Health & Nutrition in São Paulo (Brasilien) eröffnet. Das Center soll die Pharma-industrie Brasiliens – den sechstgrößten Markt weltweit – mit technischem und Formulierungs-Service versorgen.

Wichtiges in Kürze liefert diese Rubrik. Mehr Informationen gibt es im Intranet unter http://intranet.evonik.com/folio

Die Evonik-Ausbildung Nord wurde als erste Ausbildungs-einheit der chemischen Industrie nach Aus- und Weiterbildungs-norm zertifiziert. Die Auditoren

des TÜV Nord zertifizierten die Ausbildung gemäß der neuen, international geltenden DIN ISO 29990 für Lerndienstleistungen in der Aus- und Weiterbildung.

Umicore wird an Evonik Kathodenwerkstoffe für groß-formatige Lithium-Ionen-Batte-rien liefern, die in Elektrofahr-zeugen und in Energiespeicher-

systemen für stationäre Anwendungen zum Einsatz kommen. Evonik stellt in Kamenz Batteriezellkomponenten für großformatige Lithium-Ionen-Batterien her.

Das TEGO Innovationszentrum für Farben und Lacke wurde am Standort Essen Goldschmidt-straße eröffnet. In den rund 5.000 Quadratmeter großen

Laboratorien forschen gut 90 Mitarbeiter an innovativen Lösungen und Produkten – mit einem besonderen Fokus auf Umwelt und Ressourceneffizienz.

Die Bezeichnung TEGO® ist eine geschützte Markeder Evonik Industries AG oder ihrer Tochterunternehmen.Sie ist im Text in Großbuchstaben geschrieben.

* Das Science-to-Business-Center Bio ist durch die Europäische Union kofinanziert und durch das Land NRW gefördert.

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Finden

Mein erster großer Fehler tat ver-dammt weh. Ich machte ihn bei Leh-rer Goeke, womit wir schon mal bei

der Chemie sind. Er guckte damals so streng, als wollte er mich mit seinen Blicken töten, aber freundlicherweise begnügte er sich damit, mir nur langsam die Ohren umzudrehen und mit dem Stock auf den Boden meiner Bottro-per Penne zu zeigen. Dort brodelte die Pfütze irgendeines komischen Sulfats und fraß sich genüsslich ins Holz, während das Zeug weiter wie heiße Milch aus dem Reagenzglas quoll. Ich hatte wohl ein wenig zu lange den Bunsen-brenner druntergehalten. Obwohl ich mit der Zeit darüber hinwegkam, war ich bei Doktor Goeke für immer unten durch. Fehler sind für Dumme, sagte er, für Tunichtgute und Versa-

Kaum ein moderner Konzern, der nicht für sich in Anspruch nimmt, auch Fehler zuzulassen. Der Umgang mit ihnen gehört zur Unternehmenskultur. Wie ist es bei Evonik Industries? Eine Spurensuche, bei der unser Autor gelegentlich vom rechten Weg abkam

Mit zweierlei Maß Es war nicht gerade ein historischer Höhenflug, als die NASA-Sonde Climate Orbiter 1999 den Mars erforschen sollte. Sie durfte sich dem Planenten nur bis auf 150 Kilometer nähern, kam aber bis auf 57 Kilometer heran und wurde durch die Hitze zerstört. Die Ursache des Fehlers war den Experten sehr peinlich. Die einen hatten die Software der Sonde in Fuß und Pfund programmiert, eine andere Gruppe in Metern und Kilogramm. 200 Millionen US-$ verpufften im All

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Sie den Felher!ger, und ich muss gestehen, diese sehr einsei-tige Betrachtung wirkte bei mir lange nach.

Danach begann meine bemerkenswerte Karriere als Versager. Goeke war überall. Dabei schien das mit den Fehlern eigentlich ganz ein-fach zu sein. Spätestens seit ich lernte, dass sie am besten nur andere begehen. Die anderen wollten davon allerdings nichts wissen.

Das Prinzip der kontrollierten Schadens-begrenzung entwickelte sich bei mir zu einer wirksamen Methode, die Adoleszenz doch noch ohne größere Probleme zu überstehen. Meine Haltung war dabei durchaus mehrheitsfähig: Fehler sind unzulänglich, stümperhaft, unver-zeihlich und werden mit Fernsehverbot nicht unter drei Tagen geahndet. Fehler schreien nach Rüffeln und riechen nach Angst. Fehler kön-nen Sprossen aus der Erfolgsleiter brechen und jeden Platzhirsch zur Schnecke machen. Leider aber sagte mir damals kaum einer, dass man aus Fehlern auch klug werden kann.

Nichts unter den Teppich gekehrtNa toll, und jetzt stehe ich gefühlte 40 Jahre später an einem sonnigen Herbsttag vor einem großen Haus in Essen und soll darin etwas über den Umgang mit Fehlern erfahren. Irgendwie traue ich mich nicht rein. Evonik Industries! Da wird doch sicher alles richtig gemacht. Nichts unter den lila Teppich gekehrt. Ist es nicht ein Unternehmen wie aus dem Bilderbuch der

„Man sollte nicht aus Fehlern lernen.Man muss aus Fehlern lernen“Claus-Peter Weber, Revision

Ökonomie? Über 14 Milliarden € Umsatz im Jahr 2011, klare Wachstumsperspektiven, vor-bildliche Ausbildungsplätze und ein Chef, der mutig für das Soziale in der Marktwirtschaft ein-tritt. Ich taumele in die Konzernzentrale, flehe um mehr Seelenstärke und muss an die Worte eines gewissen Prof. Dr. Dietrich Dörner den-ken. Der beschäftigt sich ernsthaft mit der Logik des Misslingens, schimpft sich Fehlerforscher (die gibt es wirklich) und hat erforscht, woher der Begriff Fehler überhaupt kommt. Es waren die Soldaten an den Kanonen der frühen Neu-zeit, fand er heraus, die erstmals von Fehlern sprachen, wenn ihre Kugeln nicht dort lande-ten, wo sie gefälligst ihr Unheil anrichten soll-ten. Wegen mangelnder Einstellung, sozusagen.

So schlage ich, ballistisch auf neuestem Stand, im Büro von Claus-Peter Weber auf und hoffe auf möglichst geringen Kollateralschaden. Herr Weber ist Leiter der Revision und wirkt herzerfrischend unkompliziert, gar nicht so, wie sich unsereins einen Revisor vorstellt. Er war früher im Bergbau tätig, da konnte jeder Fehler auch der letzte sein. Da lernte man, schon von jung auf Verantwortung zu tra-gen. Bei ihm war es genauso, ob er nun gerade Betriebs direk tor oder Obersteiger war. „Vor der Hacke ist es duster“, sagt er, „jeder kannte die Gefahr, die in der Grube lauert.“ Die Arbeit auf dem Pütt empfand er als eine Lehre fürs Leben, für Anstand, Mut, Vertrauen. Die

Ein Tor, das voll daneben warAm 23. April 1994 beförderte Thomas Helmer im Spiel Bay-ern München gegen den 1. FC Nürnberg den Ball aus einer undurchsichtigen Situation heraus in Richtung Nürnberger Tor. Er verfehlte es jedoch, der Ball rollte am Pfosten vorbei ins Aus. Der Schiedsrichter erkannte den Treffer an. München gewann das Spiel mit 2:1. Später erklärte der Deutsche Fuß-ball-Bund (DFB) das Phantomtor für ungültig und setzte das Spiel neu an. Das Wiederholungsspiel gewann Bayern mit 5:0. München wurde deutscher Meister, Nürnberg stieg ab

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Eitelkeiten wurden dort abgestreift wie der Dreck in der Waschkaue. „Ich habe selten so eine große Ehrlichkeit von Arbeit erlebt“, sagt er – heute versucht er, diese Werte mit in seinen Berufsalltag einfließen zu lassen. Diese aufrichtige Art der harten Maloche.

Toll, ein anderer machts!Es gab natürlich noch weitere Einflüsse für das, was er heute wie tut. Er war früher Basketbal-ler, da musste er sofort zurücklaufen, wenn der Kollege in der kurzen Hose einen Korbwurf versemmelte. Deshalb ist für ihn Team nicht bloß die blöde Abkürzung für „Toll, ein anderer machts“ – nein, es heißt einzustehen für sein Handeln, und auch dabei gehen ihm die Kumpel von der Zeche oft nicht aus dem Kopf. Wenn er hier sitzt und über Qualitätssicherungsprozesse oder risikoorientierte Prüfungsplanungen grü-belt. Dann hilft die Rückbesinnung manchmal dabei, seinem Anspruch gerecht zu werden, Schaden vom Konzern fernzuhalten. Nur mal so, in aller Bescheidenheit: Sein Bereich hat im letzten Jahr bei einer Prüfung mit 97 Prozent der Maximalpunktzahl einen absoluten Spit-zenwert erreicht. „Wir testen jeden Prozess auf Qualität“, sagt er, „aber sobald ein Glied in der Kette reißt, müssen wir es reparieren.“

Fehler kann er da brauchen wie ein Bank-konto die Überziehungszinsen. Doch wenn sie passieren, und sie passieren eben dort, wo es

Menschen gibt, versucht er nicht, seinen Mit-arbeitern den Kopf abzureißen, sondern ihnen lieber den Rücken zu stärken. Claus-Peter Weber ist es dann wichtig, „dass wir keine Angst schaffen, sondern die Ursachen erfor-schen und vermeiden, dass der Fehler noch mal geschieht. Man sollte nicht aus Fehlern ler-nen.“ „Man muss aus Fehlern lernen“, sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Gott sei Dank hab ich noch keine großen Hunde geschossen.“ Denn was so eine richtige Revision ist, sollte genau das Gegenteil tun: Fehler finden, und das so früh wie möglich, weil die Logik der nach oben offenen Fehlerskala wirtschaftlich doch ziemlich simpel ist. Kleine Fehler kosten wenig Geld, große Fehler kosten viel Geld.

Herr Weber läuft sich warm, jetzt ist der richtige Zeitpunkt für einen gezielten Angriff. „Und“, frage ich, „wie stehts mit der Fehler-kultur?“ „Ach, das klingt hübsch, ist für mich aber eine Worthülse. Ich habe da was Besse-res“, sagt er und drückt mir ein Heftchen in die Hand, auf dem „Verhaltenskodex“ steht. „Das ist mein Maßstab für gute Arbeit“, sagt er. „Darin sind die Werte und Grundsätze formu-liert, an die wir uns bei Evonik halten.“ Von der Informationspflicht der Vorgesetzten über die Vertraulichkeitswahrung bis hin zur Nutzung von Spenden und Sachvermögen. Antoine de Saint-Exupéry fällt ihm dazu ein: „Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Män-

„Wir dürfen nicht in Risikoscheue erstarren. Ich muss meine Leute rumspinnen lassen, Ideen können keinen Druck brauchen“Michael Träxler, Acrylic Polymers

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Ganz schön vermessenChristoph Kolumbus war besessen von der Idee, den westlichen Seeweg nach Indien zu finden. Insbesondere die Portugiesen kannten den Umfang der Erde eigentlich recht genau. Sie rechneten: Läge zwischen Europa und Asien tatsächlich nur Wasser und nicht Amerika, so betrüge die Distanz 20.000 Kilometer, ein unmögliches Unterfangen für damalige Schiffe. Kolumbus dagegen verschätzte sich gewaltig und glaubte, nur 4.000 Kilometer zurücklegen zu müssen. Seine Entdeckung Amerikas, als er 1492auf der Bahamas-Insel San Salvador landete, beruht also auf einem großen Irrtum

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ner zusammen, um Holz zu beschaffen, Auf-gaben zu vergeben und die Arbeit einzutei-len, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Beeindruckt klappe ich den Block zu und trete den geordne-ten Rückzug an. War doch gar nicht so schlimm.

Meine Reise führt mich weiter nach Darm-stadt, in die offenen Arme von Michael Träx-ler. Er leitet Acrylic Polymers, „eigentlich PLEXIGLAS, um es salopp zu sagen“; er selbst bezeichnet sich gern als staunendes, großes Kind, das vieles hinterfragt und sich von sei-ner Leidenschaft treiben lässt. Er komme jeden Morgen mit Freude zu Arbeit, sagt er. Wenn er zum Einkaufen durch die Stadt läuft, ist kaum ein Schaufenster vor ihm sicher. Neugierig wird jede Scheibe angefasst und nach ihrer Beschaffenheit untersucht. „Ich kann Fehler nur verzeihen, solange sie nicht auf Schlampe-rei beruhen“, sagt er. Sein Standort produziert unter anderem Fenster für Flugzeuge, ich solle mir bloß mal vorstellen, wenn die fehlerhafte Scheibe einer solchen Luke bricht. Da könnte ein Passagier wie nichts in den Himmel gesaugt werden.

Herr Träxler glaubt trotzdem fest an die Fehlerkultur, an flache Hierarchien und Frei-räume, die auch ein paar Schnitzer zulassen sollten. Schließlich beruht auch die Entde-ckung von PLEXIGLAS auf einem Fehler, weil der Erfinder statt eines erhofften Dichtungs-

materials plötzlich einen transparenten Kunst-stoff in den Händen hielt. Danach sei er ziemlich perplex gewesen, so die Legende, und daher auch der Name. Herr Träxler lacht, er lacht oft und laut.

In 100 Muscheln eine Perle„Wir dürfen nicht in Risikoscheue erstarren“, sagt er. „Jeder macht Fehler, wie oft habe ich schon vor einer Excel-Tabelle gehockt, verges-sen zu speichern und dann nach dem Absturz wieder alles von vorn machen dürfen. Man kann keine lernfreundliche Kultur hinkrie-gen und gleichzeitig Fehler sanktionieren. Ich muss meine Leute einfach genug rumspin-nen lassen, Ideen können keinen Druck brau-chen.“ Seine Leute, das sind über 1.700 Mit-arbeiter, einige davon tüfteln gerade an neuen Autoverglasungen, Linsen für die Fotovoltaik, Flächen beleuchtungen und einem Holzersatz für Bootsstege. Gäbe es unter den vier Projek-ten nur zwei Fehlschläge, wäre das ein großer Erfolg. „In 100 Muscheln gibt es eine Perle“, sagt Träxler. Er träumt davon, ein Goldenes Buch der Fehler zu schreiben. „Wer macht denn Fehler?“, fragt er und schaut dabei so eindringlich, dass ich mich fast ertappt fühle. „Nicht die Dummen. Nicht die Klugen. Nicht die Fleißigen oder die Faulen. Es sind oft die, die mit so heißem Her-zen arbeiten, dass sie gelegentlich übers Ziel hinausschießen.“ Kann ein Gespräch versöhnli-

cher enden? Vielleicht doch, und zwar so: „Wir müssen suchen. Aber suchen geht nur mit Feh-lern.“ Danke, Herr Träxler.

In Hanau treffe ich Rüdiger Eberhard. Er empfängt mich in seinem großen Büro, auch er versprüht so eine angenehme Leidenschaft, wie ich sie gerade bei Michael Träxler gespürt habe. Sein Handgriff ist fest, genauso fest ist seine Meinung, dass Fehler am besten vermie-den werden sollten, weil sie fatale wirtschaft-liche Folgen haben können. Eberhard verant-wortet den gesamten Einkauf von Evonik, er ist einer, der knallhart kalkulieren muss bei über 100.000 Artikeln und 35.000 Lieferan-ten. Er hat seine Finger stets am Puls der fieb-rigen Marktwirtschaft – falls die Preise für irgendwelche Rohstoffe in den Himmel schie-ßen oder wie vor zwei Jahren der Nachschub für hochwertige Folien aus Aluminium und Kup-fer kollabiert, weil in Japan die Erde bebte. Da war beim Verhandeln das große Geschick sei-ner ganzen Mannschaft gefragt. Fehler? „Wir bewegen uns immer im Spannungsfeld von Kosten, Zeit und Qualität“, sagt er. „Aber am Ende des Tages müssen wir die definierten Produkte pünktlich zu den vereinbarten Prei-sen liefern.“ Er spricht langsam, professio nell und sehr bedacht. Gut für mich. So können sich beim Mitschreiben weniger Fehler einschlei-chen. Er will gelebtes Vertrauen. Er will Fehler nachhaltig reduzieren, um im Wettbewerb

Als die Kunst von Beuys baden gingEines der Kunstwerke von Joseph Beuys, die Säuglingsbadewanne, erlangte während einer Ausstellung im Schloss Morsbroich heitere Berühmtheit. Der SPD-Ortsverein Leverkusen-Alkenrath feierte dort 1973 ein Fest. Zwei Mitglieder suchten eine Schüssel zum Gläser-spülen und entdeckten die scheinbar verschmutzte Badewanne, ohne zu ahnen, dass diese ein Kunstwerk war. Sie beschlossen, darin ihre Gläser zu spülen, und schrubbten sie vorher kräftig ab. Der Besitzer war nicht amüsiert, es gab 40.000 DM Schadensersatz

Fehler können sehr wertvoll seinEs ist nur ein kleiner Papierschnipsel, der die Herzen von Briefmarken-

liebhabern höherschlagen lässt: die blaue Mauritius. Allerdings wurde sie 1847 mit falschem Text in Umlauf gebracht, die Marken enthielten den

Aufdruck „Post Office“ statt des üblichen „Post Paid“ . Mittlerweile gibt es nur noch vier ungestempelte Exemplare des wertvollen Postwert-

zeichens, eines davon ist im Besitz der englischen Königin

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mit der Konkurrenz besser abzuschneiden. Dafür braucht er Glaubwürdigkeit, Kreativität und Überzeugung, dafür setzt er seine Kraft ein, und wenn der Nagel schon mal krumm wird, ist er als Vorgesetzter darum bemüht, ihn so schnell wie möglich wieder gerade zu biegen. „Ich möchte eine Kultur des Vertrauens schaf-fen“, sagt Rüdiger Eberhard. „Kein Mitarbeiter wird von mir vorgeführt, wenn ich einen Fehler entdecke. Wir versuchen dann lieber, gemein-sam daran zu arbeiten, damit er sich nicht wie-

derholt.“ Oder wie es der gute, alte Konfuzius einst verkündete – ja, dieser Spruch gefällt ihm sehr: „Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten.“ Aber ohne Risikobereitschaft gibt es für ihn kein Unternehmertum, und damit auch keine neuen Erfahrungen. So einfach ist das und doch so kompliziert, dabei das wirtschaftliche Gleich-gewicht zu halten.

Doch Eberhard will bei aller Offenheit im Umgang mit Fehlern auch dafür sorgen, „dass

wir Transparenz schaffen und aus fehlerhaf-ten Analysen nicht zu hohe Preise resultieren“. Dazu fällt ihm als Hobbykoch, der seine Familie gern mal am Herd verwöhnt, eine nette kleine Geschichte ein, die ihm neulich beim Einkau-fen passierte. Das war für ihn seine eigene, sehr persönliche Marktanalyse, im wahrsten Sinne des Wortes. Da lachte ihn nämlich auf dem Markt eine wunderschöne Alba-Trüffel an, die leider auch wunderschön teuer war, und schon beim Weggehen hatte er den Eindruck, ordent-lich über den Tisch gezogen worden zu sein. Ein paar Stände weiter sah er das gleiche Produkt dann auch viel billiger. Er also zurück, wollte die kostbare Knolle wieder abgeben. Als der Verkäufer dankend ablehnte, gingen die beiden eine Wette ein. „Er sagte, wenn ich ihm einen Stand zeigen könnte, an dem ich die Trüffel um 30 Prozent günstiger kaufen könnte, kriege ich seine umsonst. Glauben Sie mir, sie hat köstlich geschmeckt!“ Sagt Eberhard und lacht.

Wer arbeitet, macht FehlerNicht zuletzt deshalb ist er auch in seiner Abtei-lung darum bemüht, eine gemeinsame Spra-che zu finden. Eine Sprache, die jeder versteht, eine Sprache, die Fehler vermeiden soll. Viele seiner Leute sind über den gesamten Erdball verteilt, manche von ihnen sieht er oft nur bei Videokonferenzen, und da wir schon bei dem schwierigen Thema sind: Eberhard entdeckt in

„Falls ich einen Fehler entdecke, führe ich keinen meiner Mitarbeiter vor. Ich möchte eine Kultur des Vertrauens schaffen“Rüdiger Eberhard, Einkauf

Weiß der Geier, was das sollteDer griechische Dichter Aischylos war das erste überlieferte Opfer eines Luftangriffes mit Kollateralschaden. 456 vor Christus lustwandelte er auf Sizilien, als ihm eine Schildkröte auf seinen breiten Scheitel plumpste. Es war ein Raub-vogel, der die Platte des Poeten mit einem Stein verwechselt hatte, um darauf den Panzer seiner Beute zu knacken – ein für den Dichter tödlicher Fehler

Ein Fehler machte Geschichte Als Alexander Fleming 1928 aus dem Urlaub kam, erlebte er eine Überraschung: Einige der Petrischalen, in denen er

Bakterien gezüchtet hatte, waren stark verunreinigt. Durch seine Unachtsamkeit waren darin Pilzkulturen entstanden, die

alle Bakterien zerstört hatten. Das Penicillin war erfunden

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der Bedeutung von Fehlern häufig große Unter-schiede zwischen den Kulturen. „Die Kollegen aus Asien werten sie eher als einen möglichen Gesichtsverlust als die Kollegen aus Amerika und Europa, was zu ungewollten Konsequen-zen führen kann.“ Internationale Sourcing-Teams leisten daher einen wichtigen Beitrag, um erst gar keine Missverständnisse aufkom-men zu lassen. Um Räume zu schaffen, die groß genug für jeden sind, sich zu entfalten. Man brauche eben das Gefühl, sich auf seine Mit-arbeiter verlassen zu können. „Ich habe dieses Gefühl“, sagt Eberhard, dann schaut er auf die Uhr, sein nächster Termin wartet. Aber einen schönen Satz will er mir noch mit auf den Weg geben, den er auf einer Skihütte gelesen hat: „Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet, macht mehr Fehler. Wer keine Fehler macht, ist ein fauler Hund.“

Weiter geht es nach Marl, der letzten Sta-tion meiner Fehlersuche bei Evonik. Prof. Dr. Stefan Buchholz stürmt in den Raum, er ist ein wenig knapp in der Zeit, deshalb geht es gleich zur Sache. Er leitet erst seit Kurzem die Creavis. Dort forscht man an modernen Technologien, die sich vielleicht einmal auf hart umkämpf-ten Märkten durchsetzen können. Irgendwie erinnert er mich an Lehrer Goeke, aber dafür lächelt er viel zu nett. „Wo bleibt der Grad der Verrücktheit?“, fragt Buchholz sich oft, wenn die jungen Menschen frisch von der Uni zu ihm kommen und scheinbar Bammel haben, irgendeinen Fehler zu machen. „Heute muss ein Chemiker erst mal Auflagen auswendig ler-nen, bevor er mit dem Forschen anfängt“, sagt Buchholz. Fehler? Bloß nicht!

Natürlich gibt es auch für ihn Bereiche, die unbedingt beachtet werden müssen. Vor allem die Sicherheit. Da gibt es Fehler, die niemals gemacht werden dürfen. Umso wichtiger ist es ihm, ein paar Felder zu schaffen, die seine Mit-arbeiter als kleine Spielwiesen nutzen können, auf denen nicht gleich ein Controller mit dem Rasenmäher drüberfährt. In solchen Nischen können Forscher sich dann noch heldenmütig sagen: „Lieber nachher um Entschuldigung bit-ten, als vorher um Erlaubnis fragen.“ Nein, es ist leider so: „Viele kluge Geister verstricken sich manchmal in der Bürokratie.“

Bei ihm war früher vieles anders. Er hat sich schon mit zehn Jahren in der Apotheke Schwarzpulver besorgt und es so krachen las-sen, dass er plötzlich zum Entsetzen seiner Mutter in Flammen stand. Oder später, bei sei-ner Doktorarbeit, hockte er fast drei Jahre lang

in einem dunklen Raum, starrte auf einen Bild-schirm und versuchte, Moleküle sichtbar zu machen. Irgendwann sah er dann doch etwas im Bereich von einem millionstel Millimeter und beendete mit Auszeichnung eine Arbeit, an die eigentlich keiner mehr glaubte.

Niemals aufgeben! Das sagt Buchholz auch seinen Leuten, denn Fehler gehören in der For-schung eindeutig zur Methodik. Ungefähr 95 Prozent der Experimente gehen schief, aber bis die restlichen fünf dann zu Geld werden, kann es lange dauern. BASF wäre vor über 100 Jah-ren vielleicht pleite gewesen, wenn man dort nicht Versuche mit dem Jeansfarbstoff Indigo unternommen hätte. Und was ist mit dem Poly-ethylen, ohne das es heute keine Margarinen-dose gäbe? „Der Erfolg hat viele Väter“, sagt Buchholz, „der Misserfolg ist ein Waisenkind. Aber ich kann nicht sagen: ‚Wenn es klappt, bin ich dein Chef. Doch wenn es nicht klappt, bist du schuld.‘“

Nicht nur bange auf Zahlen guckenHerr Buchholz muss wieder los, er ist ganz Che-miker und spricht von der Formel des Erfolgs. Sie lautet, sehr simpel, zum Mitschreiben: Du sollst sicher ausprobieren können und nicht ständig bange auf die Zahlen gucken. „Wir ste-cken auch schon mal Geld in ein Projekt und wissen nicht, ob es erfolgreich sein wird“, sagt er. „Das Risiko nehmen wir hin, und ich bin froh, dass dieses Verständnis bei Evonik so stark ausgeprägt ist.“ Erleichtert nicke ich ihm zu, unter Kollegen, auch mein letztes Gespräch hat einen friedlichen Ausgang genommen.

Vor ein paar Tagen träumte ich von Lehrer Goeke. Ich traf ihn in einem hellen Nebel, der aus einem riesigen Bunsenbrenner waberte, fast hätte ich ihn nicht erkannt. Er sah fürch-terlich alt aus. Wir redeten miteinander, und er wunderte sich darüber, dass ich es doch noch geschafft hatte, mich mit Arbeit zu ernäh-ren. Dann sprach ich mit ihm über Evonik und erzählte ihm von leidenschaftlichen Men-schen, die viel bessere Lehrer seien als er. Die fest daran glauben, dass man aus Fehlern lernen kann. Dass Fehler zum Fortschritt eines Unter-nehmens gehören. Dass Fehler auch Vertrauen schaffen. Doch Herr Goeke schaute nur grim-mig und wollte mir wieder an die Ohren. Ich schlug ihm die Hand weg und ließ ihn stehen. Er hatte es nicht anders verdient. MSC

„Ich kann nicht sagen: ‚Wenn es klappt, bin ich dein Chef. Doch wenn es nicht klappt, bist du schuld‘“Prof. Dr. Stefan Buchholz, Creavis

Die Bezeichnung PLEXIGLAS® ist eine geschützte Markeder Evonik Industries AG oder ihrer Tochterunternehmen.Sie ist im Text in Großbuchstaben geschrieben.

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Herr Wessel, was ist für Sie guter Service?Wessel: Guter Service ist eine Leistung von Menschen für Menschen. Da geht es darum, die Bedürfnisse seiner Kunden zu verstehen und gemeinsam die jeweils beste Lösung zu fin-den. Ganz im Sinne unserer Kampagne „We love your problems“.

So weit die Kundensicht, und was heißt das für die Anbieterseite, Herr Gammelin?Gammelin: Da gilt das Gleiche: zuhören, nach-fragen, mitdenken. Das ist, was am Ende den Unterschied macht – bei uns in den Site Ser-vices, aber auch überall sonst im Leben. Ich zum Beispiel habe gerade die Handwerker im Haus. Manche von denen haben ein absolutes Problemlösungsbewusstsein. Da gibt es eine klare Ansage vom Meister, und dann wird das von der Mannschaft eigenständig weggearbei-tet. Es gibt aber eben auch die anderen, die mit der sprichwörtlich langen Leitung. Einer von denen hat uns in der oberen Etage eine Flur-beleuchtung angebracht, mit dem Lichtschalter im Erdgeschoss. Da sage ich mir: Der wird doch sicher auch mal morgens vom Schlafzimmer ins Bad gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der dann immer erst die Treppe rauf- und runterlaufen will, um das Licht anzumachen.

…zugegeben, Problemlösung sieht anders aus.Gammelin: Eben. Und das ist gerade das, was zählt im Service. Da kommt es ganz ent-scheidend auf die Qualität der Mannschaft an. Deren Verhalten bestimmt, ob ein Kunde wie-derkommt oder nicht. Service ist immer ein arbeitsteiliger Prozess, und der Kunde ist ein wesentlicher Teil davon.

Kann man Kundenorientierung lernen, Herr Wessel? Wir sind als Chemie-unternehmen doch in vielen Bereichen sehr technikorientiert.Wessel: Das ist richtig. Aber das eine schließt das andere ja nicht aus. Natürlich brauchen wir in unserem Geschäft ein hohes Maß an tech-nischer Problemlösungskompetenz. Aber den stillen Tüftler, der in schönster Weltabge-

„Wir brauchen ein klares Selbstvers Im Doppelinterview sprechen Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor Thomas Wessel und Caspar Gammelin,

schiedenheit seine Pläne ausbrütet, den sehe ich so bei uns nicht mehr. Da haben wir uns als Unternehmen doch deutlich weiterentwickelt. Und wenn Sie sich unsere Personalentwick-lungsprogramme heute einmal anschauen, dann sehen Sie auch, dass der ganze Bereich der sogenannten emotionalen Intelligenz eine immer größere Rolle spielt.

Stichwort emotionale Intelligenz: Wie haben sich die ersten Monate an der Spitze der Site Services angefühlt, Herr Gammelin? Wie war das so, als dann mal alle Umzugskartons ausgepackt waren?Gammelin: Zunächst einmal war ich unheim-lich stolz, die Führung für diese Einheit mit ihren bald 8.000 Mitarbeitern und diesem gewaltigen Potenzial anvertraut zu bekom-men. Dann habe ich die erste Zeit intensiv genutzt, mich umzuhören, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und mich vor Ort davon zu überzeugen, was wir so alles draufha-ben. Das hat mich sehr beeindruckt. Die Mann-schaft hat in den vergangenen zwei Jahren ja auch gezeigt, dass sie einen ordentlichen Wert-beitrag für Evonik leisten kann.

Und einen ordentlichen Wertbeitrag werden Sie als zuständiges Vorstandsmitglied von den Site Services ja wohl auch erwarten, Herr Wessel…Wessel: Den erwarten wir zu Recht. Eben weil wir wissen, was in dieser Einheit steckt. Die Standort-Services sind das Rückgrat unse-res Chemiegeschäfts. Das ist das eine. Dane-ben ist mir aber noch etwas anderes wichtig: Zur Jahresmitte gehen im Rahmen der neuen Betriebsführung weitere rund 4.200 Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter von den bisheri-gen Einheiten Infracor GmbH und IPW GmbH auf den Arbeitgeber Evonik Industries AG über. Das leistet einen ganz wesentlichen Bei-trag dazu, dass wir in allen Einheiten und in allen Bereichen als ein Unternehmen denken und handeln. Gemeinsame Prozesse und ein gemeinsames Verständnis sind für eine solche Kultur unverzichtbar. Ohne das sind ein hohes Qualitätsniveau und ein hohes Maß an Identifi-

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tändnis für unsere Site Services“ Leiter der Site Services, über emotionale Intelligenz, gemeinsame Werte und den Rückenwind im Konzern

kation mit dem Unternehmen dauerhaft nicht zu haben. Was die Integration des Geschäftsbereichs Site Services anbelangt, stehen Sie ja gerade erst am Anfang, Herr Gammelin. Zufrieden mit dem bisher Erreichten?Gammelin: Absolut. Da sind wir in jeder Hin-sicht voll im Plan. Technisch, weil für die neue Betriebsführung zum 1. Juli alle Ampeln auf Grün stehen. Organisatorisch, weil wir syste-matisch damit begonnen haben, die Weiter-entwicklung unseres Dienstleistungsportfolios und eine vernünftige Abgrenzung von Aufga-ben und Zuständigkeiten zu überprüfen. Und kulturell, weil wir im Führungsteam bereits eine sehr genaue Vorstellung davon haben, wie das Ziel unserer Einheit im Rahmen von Evonik 2016 ist, wie gemeinsame Werte und Führungsgrundsätze aussehen sollen.

Und wie geht es auf dieser Grundlage jetzt weiter?Gammelin: Jetzt werden wir diese Bausteine erst mal zu einem vernünftigen Gesamtbild zusammenfügen, das wir unseren Führungs-kräften dann am 14./15. Februar auf unserer ersten gemeinsamen Konferenz vorstellen, um es abschließend zu besprechen und zu verab-schieden. Der straffe Zeitplan ist mir wich-

„Wir erwarten einiges von dieser Einheit, weil wir wissen, was in ihr steckt. Die Standort-Services sind das Rückgrat unseres Chemie geschäfts“Thomas Wessel

Beim Service komme es auf die Qualität der Mannschaft

an, meint Caspar Gammelin (rechts). Dass die stimmt,

davon habe er sich in den ersten Monaten überzeugen können

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tig, weil ich möchte, dass die neue Einheit für alle Mitarbeiter vom 1. Juli an erlebbar ist.Braucht es denn eine solche eigene Identität für die Standort-Services, wenn nun doch ohnehin alle Evonik sind?

Wessel: Aber sicher. Das erwarten wir und werden es auch im Rahmen unserer Personal-strategie gezielt unterstützen. Wir brauchen ein klares Selbstverständnis und eine hohe Attraktivität unserer Site Services, weil es noch immer die Zufriedenheit und Leistungsbereit-schaft unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter ist, die den Erfolg am Markt ausmacht. Wer zur Mitte des Jahres von Infracor oder IPW zu Evonik kommt, der soll sich darauf freuen kön-nen und wissen, dass es gut und richtig ist, die alten Marken für das gemeinsame Neue hinter sich zu lassen.

Herr Gammelin, eine Sondersituation in Ihrem Geschäft ist, dass Sie beides haben: interne wie externe Kunden. Erleben Sie das nicht zuweilen als eine Art Spagat?Gammelin: Nein. Zwischen intern und extern machen wir keinen Unterschied. Das Geschäfts-modell der Site Services basiert ja gerade auf der Weiterentwicklung der Standorte und ihres Umfeldes. Da sind uns alle Kunden in gleicher Weise lieb und wichtig. Und umgekehrt haben ja auch beide, interne wie externe Kunden, die freie Wahl, ob sie nun mit uns oder einem anderen Anbieter zusammenarbeiten wollen. Da brauchen wir uns nicht zu verstecken, da wissen wir, was wir können. Aber natürlich ist es eine schöne Bestätigung, wenn ein Kunde, wie kürzlich etwa Vestolit, mal einen anderen Dienstleister ausprobiert, um am Ende dann doch zu uns zurückzukommen. Solche Bei-spiele zeigen: Wettbewerbsfähigkeit und Qua-lität stimmen bei uns.

Gilt das auch für das so wichtige ThemaArbeitssicherheit? Da haben Sie ja immer wieder betont, Herr Wessel, dass es da keine Kompromisse geben darf…Wessel:…und dazu stehe ich uneingeschränkt. Sicherheit kommt zuerst. Da stehen wir im Ver-

gleich zu unseren Wettbewerbern schon heute gut da. Aber wir werden weiter alles tun, um eben noch besser zu werden. Das fängt bei un se rem neu aufgelegten Sicherheitskul-turprogramm an und reicht bis zur besseren Abstimmung vorhandener Initiativen und Maß-nahmen. Dazu nur ein Beispiel: Jeder Geschäfts-bereich unterhält eigene weltweite Programme zum Thema Arbeitssicherheit. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch gut und richtig. Aber an einem Standort, an dem verschiedene Geschäftsbereiche aktiv sind, können da eben auch unterschiedliche Routinen aufeinander-prallen. Das darf nicht sein. Am Ende wollen wir doch alle das Gleiche, teilen die gleiche Auffas-sung: Jeder Unfall ist einer zu viel. Und deshalb müssen wir die Komplexität in unseren Sicher-heitsabläufen so weit wie möglich verringern, das Bewusstsein für mögliche Gefahrensitua-tionen gleichzeitig flächendeckend erhöhen.

Herr Gammelin, Ihre Mitarbeiter sind zum weit überwiegenden Teil auf die deutschen Standorte verteilt. Spielt das Thema Internationalität da für Sie eher eine untergeordnete Rolle?Gammelin: Was unsere Mitarbeiterstruk-tur anbelangt, mag das den Anschein haben. Stimmt aber nicht. Weil es unser Anspruch ist, eben nicht nur Leistungserbringer, son-dern auch Kompetenzzentrum zu sein für alle Fragen rund um Ver- und Entsorgung, Logis-

tik, Technik sowie die Organisation und den Betrieb von Multi-User-Standorten. Das ist ein Wissen, das unsere Kunden von uns erwarten und das immer stärker abgefragt wird – und das gerade auch international. Das reicht von A wie Anlagensicherheit bis Z wie Zollabwick-lung. Da haben wir eine ganze Menge zu bie-ten – Tendenz weiter steigend.

Entspricht das den Anforderungen, die der Konzern an den Geschäftsbereich Site Services hat? Welche drei Punkte sind Ihnen besonders wichtig, Herr Wessel?Wessel: Also wenn wir uns da in Anlehnung an Evonik 2016 mal an dem Dreiklang von Effi-zienz, Werten und Wachstum abarbeiten, dann sage ich: „Effizienz – da können die Site Servi-ces mit rund 100 Millionen € einen sehr ordent-lichen Beitrag zum Ausgleich steigender Faktor-kosten leisten.“ In puncto Werte orientierung wollen wir sehen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne bei den Site Services von Evonik arbeiten und dass es uns gelingt, Talente ebenso von hier in andere Bereiche des Unter-nehmens wie auch in umgekehrter Richtung zu entwickeln. Und was das Wachstum anbe-langt: Da freuen wir uns darauf, marktgängige Dienstleistungen weiter zu stärken und unser Leistungsangebot überall da auszuweiten, wo wir nachhaltig Wertbeiträge erzielen können.

Okay, Herr Gammelin. Der Konzern stellt klare Anforderungen an die Site Services. Haben Sie denn umgekehrt auch ebenso klare Anforderungen an den Konzern?Wessel: (lacht)Gammelin: Das kann jetzt aber heikel wer-den. Aber im Ernst: Was ich mir wünsche, das ist zunächst einmal die Akzeptanz und der ver-lässliche Rückhalt für unser Geschäftsmodell. Darüber haben wir jetzt zweimal ausführlich mit Vorstand und Aufsichtsrat diskutiert. Mein Eindruck ist: Wir sind da mit viel Rückenwind unterwegs. Und das darf gerne so bleiben. SH/US

„Zwischen intern und extern machen wir keinen Unterschied. Uns sind alle Kunden in gleicher Weise lieb und wichtig“Caspar Gammelin

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Arbeitsdirektor Thomas Wessel will die Sicherheit weiter stärken, indem die Komplexität von Abläufen verringert und gleichzeitig das Gefahrenbewusstsein flächendeckend erhöht wird

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Spannende TestsEin Team um Laborleiter Johannes Hochkirchen testet mit einer Zugprüfmaschine Gummimischungen, die später in Reifen Sicherheit und Haltbarkeit garantieren

Mit bloßer Muskelkraft kommt man hier nicht weit. Einen dieser schein-bar ganz gewöhnlichen Gummiringe

zu zerreißen – das schafft nur die von uns wei-terentwickelte Maschine, die automatisch ei -nen Ring nach dem anderen auf das mehr als das Dreifache seines Ursprungsumfangs zieht – bis er schließlich reißt.

Unser Team gehört zur Anwendungstechnik des Marksegmentes Tire & Rubber im Geschäfts-bereich Inorganic Materials. Die Gummiringe, die hier auf die Probe gestellt werden, stammen aus einer zuvor vulkanisierten Mischung aus bis zu 15 Zutaten, darunter Kautschuk und Füllstoffe wie Silica, Verarbeitungsmittel und Vernetzer.

Der sogenannte Zugversuch ist eine von rund 40 Methoden, die unser Laborteam beherrscht. Neben der Reißfestigkeit liefern wir genaue Daten zu Härte, Rückprallelasti-zität, Abrieb oder Bremsverhalten auf nassem Untergrund. Unsere Auftraggeber sind Reifen-kunden, die kontrollieren lassen, ob die einge-setzten Gummimischungen dem definierten Eigenschaftsprofil entsprechen, oder die nach der Lösung eines Problems in der Produktion

suchen. Kunden sind aber auch Kollegen aus Forschung und Entwicklung. Sie testen bei uns Rezepturen, die bessere Eigenschaften oder ganz neue Produkte hervorbringen sollen.

Maßgeschneiderte MaschinenDer Großteil der Tests läuft inzwischen automa-tisiert. Dadurch hat sich der Probendurchsatz kontinuierlich erhöht. Für mich als Ingenieur für physikalische Technik ist das Zusammen-spiel aus Physik, Automatisierung und Pro-grammierung auch nach 23 Jahren noch eine spannende Herausforderung. Wir schneidern die am Markt erhältlichen Standardmaschinen nach Maß – entsprechend den Bedürfnissen unseres Labors und unserer Kunden.

Mit interessierten Besuchern mache ich gerne einen Test mit zwei Gummibällen. Der Ball aus meiner linken Hand fällt auf den Boden und bleibt liegen. Der rechte hüpft munter durch das Labor. Beim ersten Ball wurde die aufgenommene Aufprallenergie in Wärme umgewandelt. Wäre er ein Reifen, hätte er ein gutes Haft- und Bremsverhalten auf nasser Fahr-bahn. Der andere Ball gibt die Energie wieder

Was bringt die Mischung? Laborleiter Johannes Hoch-

kirchen prüft unter an-derem mit der Zugprüf-

maschine (rechts), was die Gummiproben so aushalten

zurück. Als Reifen wäre sein Roll widerstand gering – und damit der Spritverbrauch.

Da die Zugprüfmaschine nach dem Verkauf von Carbon Black nicht mehr Evonik Industries gehört, müssen wir vor dem Umzug in das kürzlich genehmigte, neue Gebäude in Wesse-ling noch mal eine solche Maschine automatisieren. Bis ich Ende März in Alters-teilzeit gehe, sollte das erledigt sein. Und wer weiß: Vielleicht lässt sich an der Maschine dabei wieder das eine oder andere ver-bessern. Ich bin gespannt. AUFGEZEICH-

NET VON FF

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Eine starke Marke sein – und es Ein globales Projektteam positioniert Evonik Industries als attraktiven Arbeitgeber. Trends und die Sicht

Ein Bild von einem Arbeitgeber: Die neue Arbeitgeberpositionierung stellt die inspirierende und kreative Welt von Evonik Industries dar

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War der Begriff „Employer-Bran-ding“ vor rund zehn Jahren noch wenig bekannt, findet man heute

bei Google über 2,5 Millionen Einträge. Gerade im Wettbewerb um begehrte Fachkräfte macht eine unverwechselbare Arbeitgebermarke heute den entscheidenden Unterschied. Was leistet ein Unternehmen? Wofür steht es? Wo liegen seine Qualitäten? Wer hier als Arbeit-geber nicht klar vermitteln kann, warum ein Bewerber sich für ihn entscheiden sollte, hat das Nachsehen.

„Wir sind davon überzeugt, dass im Wett-bewerb um die besten Köpfe solche Unterneh-men positiv auffallen, die bewusst machen, was sie als Arbeitgeber auszeichnet und wodurch sie sich von anderen Unternehmen unterschei-den“, sagt Thomas Wessel, Personalvorstand und Arbeitsdirektor von Evonik Industries. „Ein starkes Profil schafft dabei Orientierung und Sicherheit für eigene und zukünftige Mitarbei-ter. Es geht darum, mit einer starken Arbeit-gebermarke den Herausforderungen der De -mografie und veränderten Ansprüchen zu be geg nen und dabei unsere weltweite Bekannt-heit als attraktiver Arbeitgeber zu erhöhen.“

Neue Werte zählenStrategisch fundiertes Employer-Branding zwingt die Unternehmen, sich ernsthaft mit ihrer Rolle als Arbeitgeber auseinanderzuset-zen. Neben Vergütung, Sozialleistungen, Kar-rierepfaden, Arbeitszeitmodellen, Führungs-stil und Eigenverantwortung geht es auch um Arbeitsplatzkultur, Familienfreundlichkeit und die Sinnhaftigkeit der Aufgabe.

Gerade bei den Wertvorstellungen gibt es gravierende Veränderungen. „Die Einstellung vom ‚Job über alles’, wie sie größtenteils noch unsere Elterngeneration prägte, wird deutlich weniger“, erklärt Miriam Friehs von Corporate Human Resources bei Evonik und Leiterin des Projektes. „Insbesondere junge qualifizierte Menschen wollen ein erfülltes Berufsleben

nicht mehr mit ihrem Privatleben bezahlen und stehen für eine neue Wertekultur in den Unternehmen.“ Angebote in Sachen Work-Life-Balance wie etwa Kinder- und Angehö-rigenbetreuung, f lexible und individuelle Arbeitszeiten seien entscheidende Kriterien bei der Wahl des Arbeitgebers. Und natürlich legen viele junge Arbeitnehmer Wert auf Kar-riere- und Entwicklungsmöglichkeiten. Darauf reagiert Evonik.

Beim Projekt „Global Employer Branding“ hat ein international aufgestelltes Team aus den Bereichen HR und Kommunikation mit Vertretern der Geschäftsbereiche die Positio-nierung von Evonik als weltweit attraktivem Arbeit geber erarbeitet. „Neben der Berück-sichtigung von globalen Trends ist hier die Sicht unserer Mitarbeiter Basis bei der Entwicklung eines Employer-Brands“, sagt Friehs. Deshalb wurden zahlreiche Interviews geführt. Neben Deutschland waren daran die Regionen Nord-amerika und Greater China beteiligt.

Die zielgerichtete Ansprache bei der Befra-gung berücksichtigte kulturelle und regionale Besonderheiten von Anfang an. So war für die Mitarbeiter in China das Arbeits umfeld vor-rangig, in Deutschland der Team-Spirit, und für die Mitarbeiter in den USA standen inter-nationale Perspektiven an erster Stelle. „Ins-gesamt werden wir positiv wahrgenom-men“, resümiert Friehs. „Vor allem Fairness im Umgang, herausfordernde Aufgaben und die individuellen Möglichkeiten des Einzelnen

im Konzern wurden sehr oft betont. Allerdings wünschen sich viele noch eine einheitlich gelebte Unternehmenskultur, mehr interna-tionalen Austausch und eine ausgewogene Work-Life-Balance.“

Fürsprecher ermutigenDiese Herausforderung sieht auch Anne McCarthy aus dem Global-Employer-Bran-ding-Projektteam. „Noch ist Evonik bei uns in den USA wenig bekannt. Hier können wir mit einer starken Arbeitgebermarke die Wahrneh-mung erhöhen und zum Beispiel unsere Prä-senz an den Partneruniversitäten in unserer Re gion weiterausbauen.“

„In China sagen die Kollegen, dass sie in einem guten Unternehmen arbeiten, in dem der einzelne Mitarbeiter zählt“, berichtet Spring Bi, Human Resources in Schanghai. „Sie schätzen Evonik als innovativ und als Unternehmen mit viel Know-how.“ Durch diverse Medien sol-len diese Aspekte künftig mehr kommuniziert werden. „Wir möchten die Mitarbeiter auch ermutigen, ihre positiven Erfahrungen mit Evonik weiterzugeben“, bekräftigt Projekt-teammitglied Christine Drath, Leiterin Emplo-yer Branding bei den Evonik Business Services.

Auf Basis dieser Ergebnisse wurden die Bot-schaften zur neuen Arbeitgeber positionierung erarbeitet, deren Kommunikation zeitnah star-tet. Denn was nützen überdurchschnittlich gutes Image oder Karrieremöglichkeiten, wenn niemand davon weiß? SV

WAS IST EMPLOYER-BRANDING?

Der Begriff Employer-Bran-ding bezeichnet die unterneh-mensstrategische Maßnahme, ein Unter nehmen als attraktiven Arbeitgeber darzustellen. Dabei verknüpft das Employer-Bran-ding Marketingmaßnahmen mit denen des Personalrecruitings. Eine positive Arbeitgebermarke

(englisch: Employer Brand) hilft dabei, sich von anderen Unter-nehmen im Werben um Mitar-beiter abzuheben. Die Idee der Arbeitgebermarke entstand in den späten 1990er-Jahren als Reaktion auf die Verknappung talentierter und qualifizierter Fach- und Führungskräfte. Das

wesentliche Ziel des Employer-Brandings ist es, aufgrund des positiven Image die Qualität der Bewerber dauerhaft zu steigern, sowie die Identifikation der eigenen Arbeitnehmer mit dem Unternehmen zu erreichen – und diese so langfristig an das Unternehmen zu binden.

auch zeigen der Mitarbeiter bilden die Basis dafür

Das globale Employer-Branding-Projektteam (von links): Miriam Friehs, Anne McCarthy, Christine Drath und Spring Bi

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Lagern, laden, liefernFast 190 Millionen Tonnen Fracht schlägt der belgische Hafen Antwerpen jährlich um. Der Standort von Evonik Industries nutzt die Nähe zu dem begehrten Ankerplatz, um zahlreiche Güter zu transportieren. Der zentrale Containerplatz am Standort Antwerpen bietet die nötige Infrastruktur, um den stetig wach-senden Umschlagverkehr zu bewältigen. Hohe Sicherheitsstandards, sehr gute Produktkenntnisse bei den Mitarbeitern und eingespielte Abläufe sorgen dafür, dass Kunden und Umwelt gleichermaßen profitieren

12°Tankcontainer für Produkte der Geschäftsbereiche Advanced Intermediates, Inorganic Materials und Coatings & Additives werden hier geprüft und getestet. Auch kleinere Reparaturen können durchgeführt werden. Im vergangenen Jahr kontrollierten die Mitarbeiter ungefähr 1.500 Container

132°Eine Anbindung an die Straße ermöglicht die zentrale Anlieferung und Abholung der Transportbehälter am Containerplatz. Der Standort Antwer-pen verfügt auch über einen Anschluss an die Bahn. Der Transport über Wasser ist ebenfalls möglich, da der Standort direkt an den Fluss Schelde angebunden ist

80°Die Lagerung am Standort hat große Vorteile in den Bereichen Umwelt, Sicherheit und Gesundheit. Zudem senkt sie die Kosten und macht den Betrieb flexibler. Die Geschäftsbereiche vor Ort (Advanced Intermediates, Coatings & Additives, Inorganic Materials, Health & Nutrition) profitieren davon

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Unsere 360-Grad-Kamera: mitten im Geschehen

325°Zwei eigene Stapler besitzt der Standort, um das stark wach-sende Containergeschäft in Ant-werpen abzuwickeln. Ende der 90er-Jahre wurde lediglich zwei-mal pro Woche ein Stapler für ei-nen halben Tag gemietet. Jetzt sind die beiden Arbeitsgeräte ständig auf dem Gelände im Einsatz

198°150- bis 250-mal greift jeder Stapler pro Tag nach einem Container. Im Jahr 2011 sind etwa 6.700 Container angeliefert und vom Gelände abtrans-portiert worden. Es lagern ständig rund 250 Stück am Containerplatz. Dazu zählen mit Flüssigkeit oder Feststoff gefüllte Behälter und leere Gefäße

253°Drei Bahn-Shuttles pro Woche fahren direkt zum Terminal im Hafen. Nach einem festen Fahrplan transportieren sie rund 2.000 bis 2.400 Tonnen Güter, vor allem Methionin. Wichtig ist dabei die gute Zusammenarbeit des Geschäftsbereichs Health & Nutrition, der Speditionsabteilung und der zentralen Versandabteilung

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Sie sind wesentlicher Bestandteil von Beschichtungen für Folien aus Alumi-nium oder Kunststoff. Sie bewirken, dass

Verpackungen für Lebensmittel oder Pharma-produkte sicher versiegelt und später trotzdem leicht und rückstandsfrei zu öffnen sind: Heiß-siegelbindemittel von Evonik Industries unter dem Markennamen DEGALAN. Nicht selten ist es die Verpackung, die großen Anteil am Erfolg oder Misserfolg eines Produktes hat. Sicher verschlossen und doch leicht zu öffnen muss sie sein – gerade, wenn es um verderblichen Inhalt geht. Statt Lackformulierer oder Folien-veredler rückt die neue Marketingstrategie für DEGALAN deshalb gleich die Kunden der von Evonik belieferten Verpackungsmittelherstel-ler in den Mittelpunkt: Molkereien und Lebens-mittelproduzenten.

Weltweiter Ansatz: Market-PullWährend in Europa der Markt für hochwertige, verbraucherfreundliche Lebensmittelverpa-ckungen etabliert ist, gibt es auf anderen Kon-tinenten beim Öffnen oder der „Peel-Perfor-mance“ von Deckelfolien noch Potenzial. Die Art der Heißsiegelbeschichtung auf der Folien-unterseite kann zum Beispiel Fäden ziehen. Das ist zwar gesundheitlich unbedenklich, aber wenig appetitlich. Andere Becher sind wegen einer vermeintlich höheren Transportsicher-heit so fest versiegelt, dass die Folie beim Abzie-hen einreißt. Unerwünschte Nebenwirkung: Joghurtspritzer an Fingern oder Kleidung.

„Genau hier setzen wir mit unserem Mar-ket-Pull an. Das heißt: Wir nehmen direkt Kon-takt mit den Lebensmittelkonzernen auf“,

Der perfekte AufrissMan braucht nur wenig Zugkraft, um einen Joghurtbecher zu öffnen: Deckellasche anheben, Folie sanft abziehen, fertig. Weil Joghurtdeckel aber nicht überall auf der Welt sauber und leicht vom Becher zu lösen sind und der Appetit auf Joghurt weltweit stetig wächst, setzt das Geschäftsgebiet Coating & Adhesive Resins auf neue Vermarktungswege für Heißsiegelbindemittel der Marke DEGALAN

Das Problem beginnt häufig beim Öffnen. Mal reißt die Folie, mal zieht sie Fäden. Aber nicht, wenn DEGALAN in der Deckelbeschichtung steckt

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Schaut ganz genau hin: Anwendungstechniker

Dominik Sturm misst die Festigkeit der Heiß-

siegelnaht am Becher und am Teststreifen

Mit steigender Joghurt-Nachfrage wächst der Wettbewerb zwischen internationalen Anbie-tern wie Nestlé und Danone und nationalen wie Brasil Foods, JBS oder der Molkereigenos-senschaft Itambé. Joghurt wird vor allem zum Frühstück gegessen. Kinder lieben ihren „Danoninho“ in der Schule. „Die Aussichten für DEGALAN sind gut, denn auch in Brasilien lässt das Öffnungsbild bei Deckelfolien zu wünschen übrig“, sagt Joaquim Melo, Regio-nal Sales Manager South America in São Paulo. Dass Brasilien ein wachsender Joghurt-markt ist, war im Karneval 2012 zu sehen: Danone sponserte eine Sambaschule in Rio de Janeiro, die in Kostümen im Look von Danone-Marken tanzte. Während Joghurt erst in den vergangenen Jahren beliebt wurde, ist Requei-jão typisch brasilianisch: Dieser Streichkäse wird ebenfalls in folienversiegelte Becher abgefüllt. Der Lieblingsjoghurt von Joaquim Melo: Greek Yogurt mit Früchten.

BELIEBT IN BRASILIEN

Gesundheitsbewusste US-Bürger haben Joghurt für sich entdeckt, besonders als Früh-stück „to go“ auf dem Weg zur Arbeit. Der Trend geht zu weniger süßen Sorten, dafür mit mehr Früchten oder Nüssen. Die Vielfalt anderer Milchprodukte wie Frischkäse wächst ebenfalls. Zu den großen Herstellern gehören General Mills, Danone, Chobani und Fage. „Die Gespräche mit General Mills verliefen sehr erfolgreich. Aber auch kleinere Herstel-ler, die seit circa zwei Jahren auf den Markt drängen, sind interessant für uns“, sagt Sabine Engert. Als Market Manager in Parsippany (New Jersey, USA) bringt sie die Vorzüge von DEGALAN an die richtigen Adressen in den USA und Kanada. Der direkte Kontakt zu Lebensmittelkonzernen wird außerdem auf Messen wie der International Dairy Show und der Pack Expo gepflegt. Der aktuelle Lieb-lingsjoghurt von Sabine Engert ist Greek Yogurt mit Knusperecke.

GESUND IN NORDAMERIKA

Sabine Engert betreut den wachsenden Markt für Milchprodukte in den USA und Kanada

Joaquim Melo plant 2013 Treffen mit internationalen und nationalen Herstellern

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er klärt Dr. Dietmar Wewers, Leiter des Geschäftsgebietes Coating & Adhesive Resins. „Wir zeigen ihnen, wie einfach und rückstands-frei Joghurtdeckel mit einer Heißsiegelbeschich-tung auf Basis von DEGALAN ablösbar sind – bei op ti ma ler Verpackungssicherheit.“ Im Gespräch mit US-Joghurtherstellern geht es auch schon mal um den Rockies-Test, den Dr. Bruno Keller, Seg-mentleiter Heat Sealing, erläutert: „Wir belegen, dass der Transport über die Rocky Mountains trotz holpriger Straßen und Luftdruckunter-schieden dank DEGALAN kein Problem ist.“

Diese Direktwerbung öffnet bereits neue Türen: Mit General Mills konnte das Heat-Sealing-Team in Darmstadt und Parsippany (New Jersey, USA) einen der führenden US-Lebensmittelkonzerne von den Vorzügen des Bindemittels überzeugen. „General Mills spielt für uns die Hauptrolle im nordamerikanischen Markt und wird 2013 erstmals Deckelfolien mit Beschichtung auf Basis von DEGALAN einkau-fen“, freut sich Dr. Patrick Becker, Leiter Marke-ting Heat Sealing. „Wenn dieser Großkonzern seine Verpackungen umstellt, werden andere Unternehmen aus der Branche folgen.“ Denn schlecht zu öffnende Becher sind ein alltägli-ches Ärgernis, so eine unabhängige Befragung unter Verbrauchern in den USA. Wie hingegen die Peel-Performance mit DEGALAN aussieht, ist jetzt auf Facebook und YouTube zu sehen.

Zurzeit wird die erfolgreiche Marke-tingstrategie im Segment Heat Sealing auch in Brasilien, China und Indien vorangetrieben. Global Player wie Danone und Nestlé sind mit ihren Marken überall vertreten, doch lokale Lebensmittelproduzenten holen auf, heizen

Markenname

Aluminium

Heißsiegelbeschich-tung auf der Basis von DEGALAN

Siegelgrundlage:Polypropylen (PP),

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Joghurtbecher mit DEGALAN in der Deckelbeschichtung

Polystyrol (PS) oder Polyethylenterephthalat (PET)

Beim Treffen mit Nestlé in Indien: Sales-manager Suresh Parab aus Mumbai (links)

Joghurt heißt in Indien Dahi und wird tradi tio-nell zu Hause selbst gemacht. Doch seit Jahren wächst vor allem in den Metropolen die Nach-frage nach dem Fertigprodukt. Zu den gro-ßen Anbietern zählen Amul Dairy, Danone und Mother Dairy. Mit den ersten beiden steht Suresh Parab, Salesmanager in Mumbai, seit ge raumer Zeit in Kontakt. Sein erstes Gespräch bei Nestlé hatte er 2008; mittlerweile hat die indische Dependance DEGALAN in die Vorga-ben an Verpackungslieferanten aufgenommen. Auch klassische Molkereien wie Gowardhan Dairy, Heri tage oder Verka steigen in die Joghurtproduktion ein. Die Vielfalt wächst – auch beim Trinkjoghurt Lassi und bei Joghurt mit Geschmack. „Vor allem die jüngere Genera tion entscheidet über den Markt-erfolg“, sagt Parab und erwartet mittelfristig deutlich steigende Absatzzahlen. Aktueller Lieblingsjoghurt von Suresh Parab: Natur-joghurt von Amul Dairy.

NACHFRAGE IN INDIEN

Promoten DEGALAN in China: Jerry Qian (links) und Stanley Chen (rechts)

In der chinesischen Esskultur steht Joghurt nicht unbedingt an erster Stelle, doch der Absatz für das Milchprodukt verzeichnet in jüngster Zeit beeindruckende Wachstums-raten über 20 Prozent. Zu den großen Anbie-tern in der Volksrepublik zählen Bright Dairy, Mengniu und Yili. Jerry Qian steht seit Mai 2011 mit Bright Dairy, seit Juli 2012 mit der Yili-Dependance in Kontakt. „Ich bin regelmä-ßig vor Ort, möchte die Hersteller auch 2013 mindestens einmal besuchen“, sagt der Sales-manager aus Schanghai. Einige Markenartikler haben das Thema Peel-Performance bereits im Blick, um die Verpackung für ihre Joghurt-marken verbraucherfreundlich weiterzuent-wickeln. Bei den Produktbehältern nehmen Einzelbecher rascher zu als Multipackgebinde. In der Sortenvielfalt liegt Joghurt mit Früchten und speziellen Geschmacksrichtungen ganz vorne. Jerry Qian bevorzugt den Joghurt mit Früchten.

WACHSTUM IN CHINA

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den Wettbewerb an und sorgen für mehr Viel-falt im Kühlregal. Während in den USA der Joghurtverzehr mit dem Gesundheitsbewusst-sein wächst, macht in China und Brasilien der wirtschaftliche Aufschwung Appetit auf die-ses Milchprodukt. In Brasilien ist in den vergan-genen acht Jahren die Mittelschicht, und damit auch die Kaufkraft, deutlich gewachsen. Und Indien ist beispielhaft dafür, wie Evonik durch Market-Pull Markeninhaber von den Vorzügen von DEGALAN überzeugt.

Universell und lebensmittelsicherIn diesen wachsenden Märkten ist DEGALAN die ideale Verbindung zwischen Becher und Folie – und zwischen Lebensmittelherstellern und Verbrauchern, denn neben Geschmack und Preis ist die Handhabung der Verpackung ein wichtiges Kaufkriterium. Das Besondere: DEGALAN passt auf alle gängigen Becher und Folien, was es zum weltweit führenden Bin-demittel für die Heißsiegelbeschichtung von Folien aus Aluminium, Kunststoff oder kunst-stoffbeschichtetem Papier macht.

Im Jahr 1962 wurde DEGALAN erstmals als Warenzeichen angemeldet. Anfangs kam es als feines Pulver zum Versiegeln von Bechern aus Polystyrol auf den Markt. „Ab 1980 folgte dann DEGALAN als organische Dispersion“, erklärt der technische Kundenberater Michael Wicke, der selbst an der Weiterentwicklung beteiligt war. Der Materialwechsel vom spröden Poly-styrol hin zu Bechern aus Polypropylen ist eng mit dem Erfolg dieser Dispersion verknüpft. „Erst damit konnten Polypropylen-Becher ver-nünftig versiegelt werden“, sagt Wicke.

DEGALAN erfüllt die Anforderungen der EU-Verordnungen für Lebensmittelkontakt ebenso wie jene der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA). Aus dem Werk in Wes-seling wird es als Pulver, von Darmstadt aus als weiße Dispersion in die ganze Welt exportiert.

Zum Geschäft der Darmstädter Mitarbei-ter gehört neben Qualitätssicherung, Betriebs-kontrolle und Schulung von Vertriebsmitarbei-tern die praktische Materialprüfung– auch für Kunden. Unter Standard- und Extrembedin-gungen werden im Labor beschichtete Mess-streifen aus Aluminium oder Musterdeckel auf Kunststoffplättchen oder Becher gesiegelt, um anschließend das Öffnungsverhalten zu testen. Seit etwa zwei Jahren nehmen Anfragen aus dem außereuropäischen Ausland zu. „Kürzlich hatten wir ein Päckchen mit Deckelfolien aus Indien in der Post“, sagt Anwendungstechni-ker Dominik Sturm. „Hier galt es, zu prüfen, ob diese Folien für eine Heißsiegelbeschichtung mit DEGALAN geeignet sind.“ Michael Wicke ergänzt: „Dieser Service gehört zu unserem Qualitätsverständnis und wird von Kunden sehr geschätzt. Über solche Analysen haben wir schon wertvolles Neugeschäft gewonnen.“

2013 startet Heat Sealing weitere Projekte in Südostasien. Wachstumspotenzial steckt aber nicht nur in der Joghurtverpackung. Im Mitt-leren Osten etwa ist Trinkwasser in Bechern populär. Auch hier kommt beim Versiegeln DEGALAN zum Einsatz. Es gibt eben viele Büh-nen für eine perfekte Peel-Performance. BK

„Direktwerbung bei den Lebens-mittelherstellern öffnet uns neue Türen“Dr. Patrick Becker, Leiter Marketing Heat Sealing

Engagieren sich für DEGALAN: Ortwin Schwierholz, Michael Waldhaus, Dominik Sturm, Michael Wicke, Jürgen Hartmann, Dr. Patrick Becker, Dr. Bruno Keller (v. l.)

Im Berstdruckmessgerät prüfen Dominik Sturm und Michael Waldhaus die Verpackung mittels Vakuum auf Dichtigkeit

Die Bezeichnung DEGALAN® ist eine geschützte Markeder Evonik Industries AG oder ihrer Tochterunternehmen.Sie ist im Text in Großbuchstaben geschrieben.

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Gemeinsame KopfarbeitUm Rohstoffe für die Haarpflege zu entwickeln, zu produzieren und an den Kunden zu bringen, arbeiten Mitarbeiter von Forschung, Anwendungstechnik, Produktion, Marketing und Sales Hand in Hand

Pflegeadditive, Tenside und Verdickungs-mittel – ohne diese Inhaltsstoffe können Shampoo, Spülung und Haarkur nicht

effektiv ihre Leistung am Haar erfüllen. Im Geschäftsgebiet Personal Care des Geschäfts-bereichs Consumer Specialties stellen die For-scher und Entwickler immer wieder neue Sub-stanzen für die Haarpflege her, die dann im Haarlabor der Anwendungstechnik an ech-ten Haaren getestet werden. Etliche Produkte entwickeln die Fachleute von Personal Care auch gemeinsam mit großen Kunden. Besteht ein Rohstoff alle Tests und schafft so den Weg vom Labor in die Produktion, kooperieren die Fachleute aus dem Produktionsbetrieb mit den

Entwicklern und Anwendungstechnikern. So wird die Herstellung vom Labormaßstab auf die Produktionsanlage übertragen. Viele Ad -ditive basieren auf modifizierten Silikonen oder nachwachsenden Rohstoffen. „Natürli-che Inhaltsstoffe“ sind nur einer der Trends, die die Kollegen vom Marketing stets im Blick haben. Auch die Mitarbeiter aus dem Bereich Sales sind wichtige Gesprächspartner für die Entwickler. Denn sie sprechen täglich mit den Kunden über die Marktbedürfnisse. Gerade Trends wie Haarefärben und Glätten machen immer mehr Pflege nötig. Es bleibt also noch viel Kopfarbeit für die Haarpflegeexperten bei Evonik Industries. UJ

Alexandre Dorrighello, Sales-und-Marketing-Manager Südamerika: „Unser größter lokaler Kunde in der Region ist das brasilianische Unter-nehmen Natura. Haarpflege ist der größte Bereich des stark wachsenden Kosmetikmarkts in Brasili-en. Da die Menschen sich hier sehr häufig die Haa-re waschen, benutzen sie auch zahlreiche Pflege-produkte. In diesem Sektor ist Brasilien Vorreiter“

Die Haarpflegeexperten bei Evonik testen auf Haarsträhnen die Wirkung der Pflegeadditive

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Dr. Alexandra Trambitas, Grupppenleiterin Entwicklung: „Unsere Gruppe entwickelt neue Moleküle auf Basis organomodifizierter Siloxane und sucht nach möglichen Anwendungen, zum Beispiel als Condi-tioner. Dabei haben wir nicht nur unser Molekül im Blick, sondern achten auch stets darauf, wie das Pflegeprodukt insgesamt funktioniert. Etwa darauf, wie es sich auf der Haar-oberfläche verteilen lässt“

Patrick Winter, Anwendungstechnik: „Im Haarlabor teste ich neue Rohstoffe und Formulierungen unter anderem an Echthaar-strähnen. Die Entwicklung dieser Testmethoden gehört ebenso zu meinen Aufgaben. Darüber hinaus demonstrieren wir regelmäßig unsere Expertisen und Neuprodukte in Kundenwork-shops und auf Kongressen im In- und Ausland. Mein Schwerpunkt liegt dabei in Osteuropa“

Dr. Peter Schwab, Leiter Anwendungstechnik: „Als Schnittstelle zwischen F&E, Marketing &Sales und Produktion entwickeln wir Ideen zu marktreifen Rohstoffen. Zurzeit richtet sich der Fokus unter anderem auf das Thema Nachhaltig-keit. So arbeiten wir an Produkten, die in der Anwendung den Energieverbrauch reduzieren“

Ralph Xu, Sales Manager Greater China: „Wir kümmern uns mit einem zehnköpfigen Team um den Markt, der eine Wachstums -rate von über zehn Prozent aufzeigt. Die großen Kosmetikfirmen investieren zunehmend in China, und es gibt viele lokale Mitbewerber. Auch sie verfügen inzwischen über bessere Technologien und spielen deshalb eine wichtigere Rolle“

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Silke Langer, Global-Marketing-Managerin: „Der Haarmarkt verlangt leistungsfähige Produkte mit möglichst vielen verschiedenen Wirkungen. Im strategischen Marketing entwickeln wir mit unseren Kollegen aus den Regionen weltweit Ideen und prüfen, ob sie sich umsetzen lassen und Marktpotenzial haben“

Dr. Klaus-Dieter Klein, Betriebsleiter SiC-Betrieb: „Wir stellen unter anderem Silikonquats für verschiedene Anwendungen her, auch für die Haarpflege. Die 47 Mitarbeiter kennen sich mit 150 Produkten aus. Wenn wir ein neues Produkt einführen, kooperieren wir eng mit Entwicklung, Anwendungstechnik, Standortservice und Analytik“

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Cyril Houssin, Key-Account-Manager und Senior-Sales-Manager Frankreich: „Frankreich ist ein Schlüsselmarkt für die Kosmetik-branche. Insgesamt haben wir über 300 Kunden in Frankreich. Innovationen sind entscheidend, da die französischen Kosmetikfirmen in die ganze Welt exportieren. Ich habe mein Büro im Südwesten von Paris, im Cosmetic Valley, einem Kompetenzzentrum der Kosmetikindustrie“

Uwe Begoihn, Chemotechniker Forschung & Entwicklung: „Die Entwicklung neuer Produkte auf dem Gebiet kosmetischer Rohstoffe im Labor und Betriebsübertragungen sind mein Arbeitsgebiet. Beim Scale-up vom Labor über das Technikum bis zur Testproduktion im Betrieb sehen wir, ob wir das vom Kunden gewünschte Profil auch im großen Maßstab einhalten“

Dr. Dominik Schuch, Gruppenleiter Entwicklung:„Meine Gruppe entwickelt unter anderem Tenside und Verdickungsmittel für Sham-poos. Zurzeit sind beson-ders Inhaltsstoffe gefragt, die auf natürlichen Rohstof-fen basieren, aber trotzdem preisgünstig sind. Bei der Produktentwicklung arbei-ten wir eng mit der Anwen-dungstechnik zusammen und betreuen anschließend auch den Anlauf der Produktion des Neuprodukts“

Stéphanie Facuri, Anwendungstechnik Brasilien: „In unserem Anwendungstechnik-Labor erfüllen wir die speziellen Bedürfnis-se des brasilianischen Markts. Hier formulieren wir Produkte, die gegebenenfalls in Europa noch nicht im Trend liegen. Außerdem können wir schnell auf Kundenwünsche reagieren und das Know-how von Evonik zeigen“

Uta Kortemeier, Technical Service Manager Europa: „Als Bindeglied zwischen Technik und Marketing präsentiere ich den Kunden die Testergebnisse zu unseren Produkten aus dem Labor. Ziel ist es, sie so von dem Produkt zu überzeugen, dass sie ihre eigenen Tests damit durchführen“

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Hier kommt Spanien ins RollenDer Standort Zubillaga (Spanien) beliefert Reifen- und Schuhindustrie der Region mit Kieselsäure

In dem sich drehenden Rohr werden die gefällten Kieselsäuren getrocknet. Vom Standort Zubillaga gehen sie vor allem an Reifenwerke in der Region

Ob Brigdestone, Continental oder Mi -chelin: Viele große Reifenherstel-ler betreiben Produktionsstandorte

in Spanien und Portugal. Für ihre Pneus brau-chen sie gefällte Kieselsäuren, die für guten Grip und optimales Bremsverhalten sorgen – und dabei auch noch den Rollwiderstand ver-ringern. Auch neben der Straße sorgt das Pul-ver in Schuhsohlen für den richtigen Halt. Solch eine gefällte Kieselsäure ist ULTRASIL, die der Geschäftsbereich Inorganic Materials unter anderem auch im spanischen Zubillaga her-stellt.

„Kieselsäure braucht viel Platz, hat aber wenig Gewicht“, erklärt Produktionsleiter Jesús González. „Deshalb ist der Lkw-Trans-port über weite Strecken unwirtschaftlich“, ergänzt Miguel Iruarrizaga, der in Zubillaga die Verwaltung und das Controlling leitet. Denn der Truck ist schon voll, bevor die Gewichts-grenze erreicht ist. So gehen die Silica von dem Produktionsstandort an der Grenze zwischen Kastilien-León und dem Baskenland vor allem in Reifenwerke in den nordspanischen Städ-

ten Vitoria, Valladolid, Santander, Bilbao und Burgos oder ins portugiesische Porto. Auch die Produzenten von Schuhsohlen, die ULTRASIL aus Zubillaga beziehen, sitzen größtenteils in Spanien und Portugal. Ein Teil der Produktion wird nach Übersee verschifft – über den nahe gelegenen Hafen von Bilbao. Auch die benö-tigten Rohstoffe – Quarzsand, Sodaasche und Schwefelsäure – kommen von Lieferanten in der Region.

Schnellere TrocknungSeit Juli 2012 läuft eine neue Produktions anla- ge in Zubillaga. Dort wird auch eine neue Form von gefällten Kieselsäuren hergestellt, die den Rollwiderstand von Reifen noch weiter redu-ziert und so Benzinverbrauch und CO2-Aus-stoß deutlich verringert. Das Timing stimmt: In der Europäischen Union gilt seit November 2012 eine Kennzeichnungspflicht für Reifen. Der Rollwiderstand muss angegeben sein und wird so zum Verkaufsargument.

Ein neuer Trockner hilft in Zubillaga, die Herstellung zu beschleunigen. Dauerte es frü-

her zwei Stunden, bis der Filterkuchen getrock-net war, geschieht dies jetzt in wenigen Augen-blicken. So kommt die Kieselsäure schnell auf den Truck und auf den Weg zum Kunden. UJ

Die Bezeichnungen ULTRASIL® und SIPERNAT® sind geschützte Marken der Evonik Industries AG oder ihrer Tochterunternehmen. Sie sind im Text in Großbuchstaben geschrieben.

Zubillaga

FRANKREICH

SPANIEN

PORTUGAL

ANDORRA

Madrid

SPANIEN

• Am Standort Zubillaga sind 46 Mitarbeiter beschäftigt

• Seit 1956 werden dort Silica produziert• In Zubillaga wird auch SIPERNAT

hergestellt. Diese Kieselsäure wird zum Beispiel in Pflanzenschutzmitteln eingesetzt

DIE FAKTEN

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Future Leader: Für Daniel Marker hat sich der Aufwand gelohnt. Das Programm ermöglichte ihm interessante Erfahrungen und internationale Kontakte

Wie leben wir im Jahr 2050?Als Teil eines internationalen Projektteams lernte Daniel Marker im Future Leader Team die Bedeutung von Nachhaltigkeit kennen – eine besondere Entwicklungschance für Nachwuchsführungskräfte

Eine Waldfläche wird gerodet. Die ansäs-sige Bienenpopulation stirbt aus. Es ent-steht ein Ungleichgewicht im Ökosystem.

Imker werden arbeitslos. Obstbauern müssen ihre Plantagen per Hand bestäuben. Die Preise für Nahrungsmittel steigen. Selbst ganz kleine Veränderungen wie in diesem Beispiel kön-nen weitreichende Folgen haben. Mit solch großen Auswirkungen vermeintlich kleiner Eingriffe in die Natur beschäftigte sich 2012 das international aufgestellte Future Leader Team, das jährlich vom World Business Coun-cil for Sustainable Development (WBCSD) zusammengestellt wird. Evonik Industries ist seit mehr als zehn Jahren Mitglied im WBCSD, dem Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Ent-wicklung. Daniel Marker, Strategiereferent

des Gebiets Site Services, bekam die Chance, Evonik im vergangenen Jahr bei dem Projekt zu vertreten.

„Eines meiner beruflichen Ziele ist es, eine verantwortungsvolle Aufgabe zu haben, bei der ich die Auswirkungen meines Handelns sehen kann“, sagt Marker. „Das Future Leader Team bot mir eine große Chance, die ich nut-zen wollte.“

Gut zwei Dutzend Nachwuchsführungs-kräfte von Firmen aus Ländern Südamerikas über Japan und Korea bis nach Skandinavien kamen beim Jahres auftakttreffen im schwei-zerischen Montreux als Future Leader Team zusammen. Hier erhielten die Teilnehmer zunächst ein mehrtägiges Methodentraining zum Verständnis und Wissensaufbau über die

Zusammenhänge von Ökosystemen und unter-nehmerischem Handeln. „Durch mein Studium der Umweltwissenschaften war ich mit dem Hauptthema ‚Ecosystem & Biodiversity‘ fach-lich schon vertraut“, erklärt Marker. „Durch das Training habe ich aber die Verzahnung von Umweltschutz und Business viel intensiver ken-nengelernt.“

Entscheidende MegatrendsNach dem Auftakttreffen begann die erste Projektphase. Jeder Teilnehmer beschäftigte sich mit dem Thema Nachhaltigkeit im eige-nen Unternehmen. Marker stieß bei seinen Recherchen auf das Produkt STOCKOSORB des Geschäftsbereichs Consumer Specialties. Das Produkt nimmt durch den Einsatz von

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Positive Initiative, die hilft, Kompe-tenzen auszubauen: Dr. Detlev Cla-jus, Dr. Oliver Thum und Wolfgang Nestel (von links) sind vom Future-

Leader-Team-Konzept überzeugt

superabsorbierenden Polymeren ein Vielfa-ches seines eigenen Gewichts an Wasser auf. Als Wasserspeicher im Boden eingesetzt sichert es Baumsetzlingen in Dürregebieten eine grö-ßere Überlebenschance. Marker: „In Zusam-menarbeit mit Dr. Annette zur Mühlen aus dem Geschäfts bereich Consumer Specialties habe ich das Individualprojekt bearbeitet und wäh-rend des Teamtreffens in Washington, District of Columbia (USA), vorgestellt. Das Thema kam sehr gut an und wurde anschließend im Jahres-bericht des WBCSD publiziert.“

Das zentrale Thema des Councils ist der Bericht „Vision 2050“. Dabei geht es um die Frage, wie die Menschheit in 40 Jahren lebt beziehungsweise überleben kann. Die Mega-trends, vor allem Nachhaltigkeit, spielen dabei eine übergeordnete Rolle. Der Grund sind die aktuelle Bevölkerungsentwicklung und ent-sprechende Prognosen zum Bedarf an Wasser, Energie, Raum und Nahrungsmitteln.

Verantwortungsvolles HandelnMit den in der „Vision 2050“ skizzierten Me -ga trends beschäftigen sich nicht nur Politik und Wirtschaft derzeit intensiv, sondern auch Evonik. „Die Megatrends sind eine große Ver-pflichtung für Evonik. Schließlich gehen wir mit Ressourceneffizienz, Gesundheit und Ernäh-rung sowie Globalisierung genau diese wichti-gen und zukunftsweisenden Themen in unse-rem Unternehmen an“, sagt Dr. Detlev Clajus von Corporate Environment & Responsibility, der den Future Leaders beratend zur Seite steht und als Vertreter von Evonik beim WBCSD an der „Vision 2050“ mitgearbeitet hat.

Wolfgang Nestel, Manager Finanzierung, war 2010 Mitglied des Future Leader Team und machte die gleichen Erfahrungen wie Marker: „Die Arbeit des WBCSD und des Future Lea-der Team geben eher ab strakte Denkanstöße. Das Thema Nachhaltigkeit be gleitet einen

fortan. Meiner Meinung nach ist es ein Hin-tergedanke von Evonik, das Bewusstsein für die Notwendigkeit zu verantwortungsvollem Handeln auf breiter Basis, in diversen Funk-tio nen und Fachabteilungen zu etablieren und in den Konzern zu tragen.“ Nestel sieht die Chancen für den Teilnehmer weniger in einer fachlichen Weiterbildung oder in einem Ein-trag in den Lebenslauf; für ihn sind die Erfah-rungen und der Reifeprozess als Mensch die wesentlichen Aspekte. „Ich denke, aus die-sem Grund entsendet Evonik bewusst Perso-nen aus fachfremden Abteilungen, um ihnen die Möglichkeit zu eröffnen, über den Teller-rand hi nauszuschauen.“

Dr. Oliver Thum, Director Biocatalysis Bio-technology bei der Creavis, beschreibt seine Teilnahme im Jahr 2011 ähnlich: „Insgesamt war das Future Leader Team eine sehr positive Veranstaltung. Man bekommt dort etwas mit, was man bei der alltäglichen Arbeit nicht sieht, und erlangt ein großes interkulturelles Ver-ständnis. Das bringt einen auf einer abstrak-ten Ebene weiter und hilft, diverse Kompeten-zen auszubauen.“

Anfangs hatte Marker noch keine großen Erwartungen und erbat sich sogar einen Tag Bedenkzeit, als er für das Projekt vorgeschla-gen wurde. Doch nachdem die sieben Monate

vergangen sind, ist Marker vollauf begeistert: „Es ist ein großer Zeitaufwand. Viel Arbeit am Abend und an den Wochenenden – die Aus-landsaufenthalte und Projektphasen nicht zu vergessen. Doch der Aufwand lohnt sich. Wem sich die Chance bietet, der sollte zugreifen!“ So sieht es auch Nestel: „Ich würde an dem Pro-jekt nicht mehr teilnehmen, wenn ich gefragt würde. Aber allein aus dem Grund, dass ich jemand anderem die Chance geben möchte, diese einmalige Erfahrung zu machen.“

Die spannendste Phase war für Marker das Gruppenprojekt: „Arbeit auf internationaler Ebene ist eine große Herausforderung, nicht nur wegen der Zeitverschiebung – sich dort durchzusetzen ist ein anderes Level. Aber das Highlight war das Abschlusstreffen beim World Conservation Congress auf Jeju, einer Insel in Südkorea.“ Die beiden Projektgruppen präsen-tierten dort Naturschutz-Fachleuten aus aller Welt ihre Ergebnisse und konnten sich ein letztes Mal austauschen. Das Treffen bedeu-tete zugleich das Ende des siebenmonatigen Projekts, doch aus Projektpartnern sind gute Freunde geworden: So wurde Marker kürzlich zu einer Hochzeit in Indien eingeladen. NPS

Der Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklungen versteht sich als Forum für den Austausch von Wissen und Erfahrungen im Bereich nachhaltige Entwicklung. Er sieht sich als Vermittler zwischen Unternehmen sowie als Vertreter von Unterneh-mensinteressen gegenüber der

Politik. Auch initiiert der WBCSD Projekte in den Berei-chen Klimaschutz, Energie-effizienz, Ökosysteme oder Entwicklungszusammenarbeit. Über sein regionales Netz werk in rund 60 Ländern ist der Council auch in Entwicklungs- und Schwellenländern präsent und arbeitet daran,

dort das Thema „nachhaltige Entwicklung“ voranzu-treiben. Neben diesen Aktivi täten ermöglicht der WBCSD hoch talentiertem Führungsnachwuchs der Mitgliedsfirmen den globalen Austausch in interessanten Nachhaltig-keitsprojekten.

HINTERGRUND

Die Bezeichnung STOCKOSORB® ist eine geschützte Markeder Evonik Industries AG oder ihrer Tochterunternehmen.Sie ist im Text in Großbuchstaben geschrieben.

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AEROSIL im Kessel: Dr. Heike Mühlenweg zeigt, wo die Partikel-

technologie eine Dispersion herstellt

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Stimmt die Bestellung? Georg Borchers gibt Auskunft

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7.14 Uhr: Bei Familie Mühlenweg herrscht reger Betrieb. Die Söhne Ben und Tim schnal-len ihren Schulranzen um. Dr. Heike Mühlen-weg verabschiedet sich von ihrem Mann und startet in Richtung Hanau zu einem längeren Arbeitstag im Industriepark Wolfgang.

8.01 Uhr: In Sicherheitsschuhen betritt Heike Mühlenweg das Technikum der Partikeltech-nologie des Servicebereichs Verfahrenstech-nik & Engineering (VT-P). Auf der Magnet tafel mit den Namen aller Mitarbeiter schiebt sie das Schild mit ihrem Namen von „abwesend“ auf „anwesend“. „So ist auf einen Blick ersichtlich, wer sich im Technikum aufhält.“ Jetzt setzt sie ihre Schutzbrille auf und beginnt ihren mor-gendlichen Rundgang. „Der Rundgang ist mir ein Herzensanliegen. Hier kann ich sehen, welche Versuche an unseren Anlagen gerade gefahren werden. Zudem gibt mir diese Mor-genrunde die Möglichkeit für ein paar persön-liche Worte mit den Mitarbeitern.“

8.10 Uhr: Es brummt und vibriert. Vier Sta-tionen haben im Technikum bereits den Betrieb aufgenommen. Am Pharmakompaktor steht Ann-Kathrin Krämer. Heute wird in der Anlage Isolationsmaterial kompaktiert. Ein feinteiliges Pulvergemisch wird zu rieselfähigen Granula-ten verarbeitet. Mühlenweg lässt sich die Ein-stellungen der Maschine erläutern. Über Reg-ler wird die Presskraft der Walzen gesteuert. Die beiden Frauen besprechen die Produk-

tionsmenge des heutigen Tages. Ein kurzes Winken, und weiter geht es zu Philipp Elsäs-ser, der nur wenige Meter daneben einen gro-ßen, temperierten Kessel mit AEROSIL befüllt. „Hier in der Produktion von AERODISP wird eine Dispersion hergestellt, die in der Lack-anwendung für erhöhte Kratzfestigkeit sorgt. Die spezifikationsgerechte Kleinproduktion in unserer Pilotanlage ist der erste Schritt zur Umsetzung einer industriellen Serienferti-gung“, erklärt Heike Mühlenweg. Beim Wei-tergehen holt sie etwas aus: „Im Unterschied zu homogenen Ga sen oder Flüssigkeiten ent-scheiden bei dispersen Systemen die physika-lischen Partikel eigenschaften über den Pro-zess- und Anwendungserfolg. Das eröffnet eine komplexe Welt, in der Partikelgrößen, Ober-flächenstrukturen, Poren, Längenverhältnisse, Festigkeiten und andere Parameter eine wich-tige Rolle spielen. Die Partikeltechnologie ist deshalb ein abwechslungsreiches und sehr spannendes Gebiet der Verfahrenstechnik.“

8.34 Uhr: Es geht in den ersten Stock. Mantel, Laptop und Rucksack werden im Büro abge-legt. In der Staubkabine setzt Mühlenweg ihren Rundgang fort. Hier säubert Peter Bauer einen Pflugscharmischer. Der riesige Mixer zerklei-nert und mischt Feststoffe aller Art. „Unsere Maschinen werden nach jedem Versuchslauf sorgfältig gereinigt. Sie werden stets gewar-tet und nach Möglichkeit von uns selbst instand gesetzt“, so Mühlenweg.

9.00 Uhr: Mit Block und Stift wartet Thomas Winter im Erdgeschoss auf seine Chefin. Der Technikumsmeister ist zugleich Sicherheits-beauftragter und zum monatlichen SOS-Rund-gang angetreten. Das Kürzel steht für Sicher-heit, Ordnung und Sauberkeit. Jede Ecke des Technikums inspizieren die beiden. „Es gilt das Vieraugenprinzip“, sagt Winter. Alle Mängel werden notiert: Ein Fass steht am Eingangstor im Weg, aus einer Steckdose ragt ein defek-tes Kabel. Schnell füllt sich die Liste. Die bei-den bleiben stehen: Am Sprühtrockner hat ein Gabelstapler die Leiter gerammt. Ein Schlosser muss beauftragt werden. Am Ende ist die Liste auf knapp 20 Punkte angewachsen. Mühlen-weg setzt ihre Unterschrift darunter. Innerhalb einer Woche wird Thomas Winter alle Punkte der SOS-Liste abarbeiten lassen.

10.02 Uhr: Erst jetzt beginnt die Arbeit im Büro. Heike Mühlenweg sichtet und beantwortet schnell die wichtigsten Mails. Es ist wieder eini-ges aufgelaufen. Dennoch bleibt die Tür geöff-net. „Meine Mitarbeiter sollen sehen, dass ich hier bin und sie sich mit ihren Anliegen jeder-zeit an mich wenden können“, sagt Mühlen-weg. Auf dem Schreibtisch stehen Fotos ihrer Familie. Ihren Mann lernte Heike Mühlen-weg beim Studium der Verfahrenstechnik an der TU Clausthal kennen. Danach begann sie ihre Laufbahn als wissenschaftliche Mitarbeite-rin mit Stationen in Clausthal und der Arizona State University in den USA. 1998 trat sie

Ganz kompakt: Mühlenweg mit Ann-Kathrin Krämer vor einem Pharmakompaktor

Checkliste für mehr Sicherheit: Mühlenweg und Thomas Winter beim Rundgang

Von klein zu großDas Technikum für Partikeltechnologie übersetzt Innovationen aus Forschung und Entwicklung in den industriellen Maßstab. Technikumsleiterin Dr. Heike Mühlenweg ist in dieser komplexen Welt zu Hause

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Die Bezeichnungen AEROSIL® und AERODISP® sind geschützte Marken der Evonik Industries AG oder ihrer Tochterunternehmen. Sie sind im Text in Großbuchstaben geschrieben.

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als Expertin für Simulationen von Partikel-herstellungen in den Bereich Verfahrenstech-nik & Engineering ein. In allen Jahren waren die Partikel ihre steten Begleiter.

10.21 Uhr: Eine Mail vom Controlling. Die Staubkabine soll mit neuen Werkbänken ausge-stattet werden. Der Auftrag wurde schon längst angestoßen, doch der Bestellablauf ist ins Sto-cken geraten. Im Nachbarbüro geht Heike Müh-lenweg der Sache auf den Grund. Über ihren Kollegen Georg Borchers lässt sie beim Einkauf nachfragen, woran es gerade hakt. Schließlich soll es noch vor dem Jahreswechsel klappen.

10.37 Uhr: Mühlenweg studiert Skizzen und Tabellen zu einem der Projekte mit dem Ge -schäftsgebiet Methionine von Health & Nutri-tion. Ein Kühl- und Trocknungsaggregat, das bei der Herstellung von Methionin zum Ein-satz kommt, soll detailliert untersucht wer-den. Die Kenntnisse über die verfahrenstech-nischen Vorgänge in diesem Aggregat müssen vertieft werden, um eine sichere Basis für den Bau neuer und vor allem größerer Apparate zu schaffen. In Kooperation mit zwei Hochschu-len wurden verschiedene Modelle entwickelt, die derzeit noch in der Erprobungsphase ste-cken. Gemeinsam mit den Kollegen von Health & Nutrition sollen nun die Zwischenergebnisse ausgewertet werden.

11.15 Uhr: Im Gebäude 915 warten Martin Körfer und Dr. Hans Joachim Hasselbach, im Geschäftsgebiet Methionine für die Verfah-rensentwicklung und laufende Optimierung der weltweiten Methioninproduktion verant-wortlich. Sie schätzen die seit Jahren eta blier- te, fachübergreifende Zusammenarbeit mit der Verfahrenstechnik. „Durch deren Exper-tise haben wir unsere Methioninproduktion immer weiter verbessern können“, sagt Kör-fer. Ef fi zien te Trocknungsverfahren der Par-

tikeltechnologie spielen eine wichtige Rolle bei Feststoffprozessen. Nicht nur aus energe-tischer Sicht. So sind zum Beispiel Restfeuchte und Oberflächenbeschaffenheit, aber auch das Schüttgewicht und die sogenannte Riesel-fähigkeit wichtige Produktparameter. „Das Feintuning bekommt das Produkt in diesen Aufarbeitungsstufen des Herstellprozesses“, er klärt Hasselbach. „Die Zusammenarbeit mit Universitäten wie im aktuellen Projekt ermög-licht es uns zusätzlich, die neuesten Erkennt-nisse aus der Grundlagenforschung einfließen zu lassen“, ergänzt Mühlenweg.

13.07 Uhr: Die Chefin sitzt im Gebäude 1024. Hier beginnt gleich die Technikumsrunde ihrer Fachgruppenleiter. Für die Kollegen aus Marl, die sich gleich dazuschalten, richtet Mühlen-weg eine WebEx-Konferenz ein. Der Laptop wird mit dem Beamer verbunden. Die Kolle-gen treffen ein. Es kann losgehen.

13.15 Uhr: „Hallo, hier Hanau.“ Die Techni-kumsrunde beginnt. Die Fachgruppenleiter berichten über aktuelle Projekte ihrer Teams. Die Technikumsleiterin fragt nach und koordi-niert die Wochenplanung der Abteilung. Wel-che Fortschritte machen die Projekte? Wo wird in der kommenden Woche der neue Azubi ein-gesetzt? 14.00 Uhr: Kein Verschnaufen. Im selben Raum beginnt die Mitarbeiterbesprechung der Partikeltechnologie. Alle 52 Kollegen der Ab tei lung sind geladen. Mehr als die Hälfte da von versammelt sich in dem kleinen Bespre-chungsraum. Die Kollegen aus Marl sind wie-der digital zugeschaltet. Während VT-P-Lei-ter Dr. Jürgen Flesch die Besprechung leitet, führt Heike Mühlenweg das Protokoll. Alles, was jetzt besprochen wird, ist vertraulich: Die vorläufigen Jahresabschlusszahlen der Abtei-lung werden präsentiert. Die Abteilung disku-

tiert die Aufgaben für das kommende Jahr. Über zu wenig Projektaufträge kann man nicht kla-gen. Vor allem die Geschäftsbereiche Inorga-nic Materials, Coatings & Additives, Health & Nutrition, Performance Polymers und auch die Creavis wollen im neuen Jahr wieder auf die Expertise der Partikeltechnologie zurückgrei-fen. Welche Themen werden 2013 fortgesetzt? Im Besprechungsraum wird es heiß. Doch die Stimmung ist gut, und auch die Protokollantin bewahrt bei aller Datenflut einen kühlen Kopf.

16.01 Uhr: Zurück im Technikum. Im Bespre-chungsraum haben sich Christian Alt, Dominik Egly und Ansgar Oelmann eingefunden. Müh-lenweg moderiert die Runde. Da Christian Alt in Kürze ausscheiden wird, soll eine Nachfolge-regelung getroffen und seine Projekte ordent-lich übergeben werden. Als Nachfolger ist Do -minik Egly vorgesehen, der seit fünf Monaten bei der Verfahrenstechnik arbeitet. Gleich drei neue Projekte soll der Trocknungstechniker künftig parallel bearbeiten. Dabei wird er nicht allein gelassen. „Wenn es knifflig wird, grei-fen wir ihm unter die Arme“, versichert die Chefin.

18.29 Uhr: Die letzten Mails für heute verlassen Mühlenwegs Rechner. Im Technikum ist es still geworden. Für das gemeinsame Abend essen mit der Familie ist es schon zu spät. Im Koffer-raum steht dafür die gepackte Sporttasche für den montäglichen Pilates-Kurs.

20.15 Uhr: Heike Mühlenweg sitzt bei ihren beiden Söhnen im Kinderzimmer. Die Mut-ter liest noch eine Geschichte vor. „Jim Knopf“ und die „Fünf Freunde“ stehen zur Auswahl. Ein vertrautes und geliebtes Ritual. Auch zu Hause ist jetzt Ruhe eingekehrt. MM

Meeting mit Methionine: Martin Körfer (l.) und Dr. Hans Joachim Hasselbach

Volles Haus: Abteilungsrunde mit allen Mitarbeitern der Partikeltechnologie, darunter auch der Leiter der Abteilung Dr. Jürgen Flesch (5. von links)

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Das können Sie gewinnen: Wir verlosen unter den teilnehmenden Mitarbeitern mit der richtigen Lösung zwei aktuelle iPad mini von Apple mit 16 Gigabyte Speicher.

Herzlichen Glückwunsch! Die Lösung aus „Folio 12/2012“ lautete FAHRZEUG.Die Gewinner werden auf „Evonik heute“ veröffentlicht.

Handliches Format: Als Gewinn winkt ein neues iPad mini

Die Buchstaben der korrekten Antworten ergeben die Lösung. Zur Teilnahme gibt es zwei Möglichkeiten: entweder per Postkarte an Evonik Industries AG, Folio-Quiz, Postfach 10 32 62, 45117 Essen, Germany, oder per E-Mail (Post anschrift nicht vergessen!) an [email protected]. Einsendeschluss: 22.Februar 2013. Teilnahmeberechtigt sind nur Mitarbeiter von Evonik Industries.

Vor Flüssigkeiten, die Flecken verursachen TFG

Vor Stoffen, die Krebs erzeugen könnenVor Lichtquellen, die bei der Arbeit blenden

Sechs MonateSAL

21 TageAcht Doppelstunden

Kopfschutz benutzen!SPG

Hüte abnehmen!Augen, Nase und Mund einzeichnen!

Jedes JahrFSA

Alle zwei JahreAlle fünf Jahre

KältePLK

WintereinbruchFraktalen

Ab 100 dB (Kettensäge, Presslufthammer) OUA

Ab 60 dB (Verkehrslärm, laute Gespräche)Ab 80 dB (Staubsauger, Bohrmaschinen)

1884 unter Otto von BismarckELA

1918 unter Friedrich Ebert1954 unter Konrad Adenauer

… LebensmittelnBHA

…drehenden Maschinen… dem PC oder Telefon

Auf Nummer sicherWie gut kennen Sie sich aus, wenn es um sicheres Arbeiten geht? Finden Sie es heraus im neuen Quiz zur Arbeitssicherheit. Nur je eine Antwort ist richtig – die Buchstaben davor ergeben das Lösungswort

1 2 3 4 5 6 7 8

1 Wovor warnt dieses Gefahrenpiktogramm unter anderem?

4 Wie lange dauert die Ausbildung zum betrieblichen Ersthelfer? 5 Wovor warnt

dieses Warnzeichen? 6 Ab welcher andauernden Lärmbelastung muss der Arbeitgeber einen Gehörschutz bereitstellen?

Wie oft müssen Feuerlöscher üblicherweise geprüft werden?7 Was ist hier zu tun?

2 Wann entstand in Deutschland die Unfallversicherung? 3 Schutzhandschuhe dürfen NICHT

getragen werden bei der Arbeit mit …

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„Ich trage das Brauchtum weiter“

Mein Name ist Otmar IvanicsBereich: Evonik Para-Chemie GmbH Funktion: Produktionsleiter Nationalität: Österreichisch Alter: 42 Jahre Wohnort: Mitterndorf Familienstand: Verheiratet, zwei Kinder

Wie würden Sie Ihren Ort in einem Satz beschreiben?Gramatneusiedl ist ein Dorf, umgeben von Seen, Bergen und trotzdem nahe der Stadt Wien, in dem ich als sogenann-ter Percht mit meiner Maske die bösen Geister des Winters vertreibe.

Was ist Ihnen von Ihrem ersten Arbeitstag noch in Erinnerung?Dass ich sehr gut aufgenommen, meine ersten Fehler toleriert und durch fach-gerechte Schulungen verringert wurden.

Welchen Tipp würden Sie einem Azubi an seinem ersten Arbeitstag geben?„Lernzeit ist keine Herrenzeit.“ Wissen ist eine Macht, die niemand stehlen kann! Man muss die Zeit nutzen, um zu lernen in dieser prägenden Phase.

Welche Lektion haben Sie in Ihrem Leben gerne gelernt?Dass es immer zwei Möglichkeiten gibt und dass in der Ruhe die Kraft liegt.

Was wollten Sie als Kind gerne werden?Astronaut oder Polizist.

Sie haben 500 € zur freien Verfügung; was kaufen Sie dafür? Spielzeug und Gewand für ein SOS- Kinderdorf, um den Kindern in diesen Heimen eine kleine Freude zu bereiten.

Sie machen sich nie auf den Weg zur Arbeit, ohne ……meine Tasse Kaffee getrunken zu haben und mich von meiner Familie zu verabschieden.

Wenn Sie richtig genervt nach Hause kommen, wie entspannen Sie am schnellsten?Obwohl ich Nichtraucher bin, rauche ich gerne auf meiner Terrasse eine Zigarre zur Entspannung.

Sie veranstalten ein Abendessen und dürfen einladen, wen Sie wollen. Wer kommt?Meine ganze Familie, welche über ganz Österreich verstreut ist und dadurch nur ganz selten zusammen-kommt.

Was hat Ihnen das letzte Mal die Sprache verschlagen?Als ich die Rechnung eines konzessionier-ten Elektrikers für die Überprüfung meiner Elektroinstallationen zu Hausebekam.

Wir haben alle unsere Extravaganzen. Welche sind Ihre?Das Perchten. Das ist ein Spektakel mit beeindruckenden Kostümen und Masken, das auf ein altes alpenländisches Brauchtum zurückgeht – besonders in der Weihnachts- und Neujahreszeit.

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